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Sascha Gramm war am Äquator unterwegs - Fotos: Privat hy

FULDA Extremlauf am Äquator

Sascha Gramm kämpft mit Schwächeanfällen, Schlangen und Kokosnüssen

02.03.22 - Sascha Gramm hat in seinem Sportlerleben schon viel gesehen. Der Extremläufer aus Fulda-Hainzell lief schon die verrücktesten Rennen rund um den Globus. Die Eindrücke, die er bei seinem letzten Rennen, dem "The Hemisphere Crossing"-Etappenlauf auf der afrikanischen Insel São Tomé und Príncipe sammelte, waren aber auch für ihn außergewöhnlich. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS erzählt er von Schwächeanfällen, Schlangen und gefährlichen Kokosnüssen.
 
Dass Gramm in der vergangenen Woche überhaupt am Rennen am Äquator teilnahm, war purer Zufall. Ursprünglich wollte er nämlich durch die iranische Hochlandwüste Dascht-e Lut laufen. Dieser Lauf wurde aber coronabedingt abgesagt, und so hieß es statt Felsen und Sand nun Dschungel und Meer.
 

Klimatisch dürfte der Lauf auf São Tomé sogar eine noch größere Herausforderung gewesen sein, als es das Rennen im Iran gewesen wäre. "Dort hätte mich trockene Hitze erwartet, die bin ich gewohnt. Auf São Tomé herrschte aber eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent. Man war quasi permanent nass", sagt Gramm.
 
Und die hohe Luftfeuchtigkeit setzte ihm ganz schön zu. Schon auf der ersten Etappe musste er den Bedingungen Tribut zollen. Drei Kilometer vor dem Ziel ging bei Gramm nichts mehr: "Es war, als hätte jemand den Stecker gezogen, urplötzlich bin ich kollabiert, musste mich mehrere Male übergeben", berichtet Gramm. Mit massig Rückstand und nur dank einer Cola schleppte er sich noch über die Ziellinie. Und so ging es weiter: am zweiten Tag stürzte er im glitschigen Dschungel und zog sich Schürfwunden zu, am dritten Tag verpasste er eine Abbiegung und lief am Ende fünf Kilometer mehr als die anderen Teilnehmer.
 

Per Boot ging es auf die "Bacardi-Insel"

Gramm schwärmt von der Freundlichkeit der einheimischen Bevölkerung

Glücklich nach der Überquerung des Äquators

Erst am vierten Tag, dem Tag der Königsetappe, fand er seinen Rhythmus. Und ab da lief es. Zwar war der Rückstand auf die Spitze schon zu groß, doch am Ende des 200 Kilometer langen Rennens wurde er noch guter Sechster von über 40 Teilnehmern.
 
Doch wie immer sind es auch die Erlebnisse abseits des rein sportlichen Ergebnisses, die Gramm in Erinnerung bleiben. Allen voran die Gastfreundschaft der Einheimischen. Schon am Tag der Anreise kam Gramm im Botanischen Garten des ehemaligen Präsidentenpalasts, wo die Teilnehmer übernachteten, mit einem Einheimischen ins Gespräch, der ihm sofort den Ort zeigte. "Die Menschen dort waren total offen und herzlich, das werde ich so schnell nicht vergessen", sagt Gramm.
 

Neben der Herzlichkeit der Menschen, beeindruckte Gramm auch die Natur in der ehemaligen portugiesischen Kolonie: Zugewachsene Wälder, wilde Tiere und Wasserfälle. Es war alles dabei. Ganz ungefährlich war das aber nicht immer. Auf einer Etappe hingen auf einem umgestürzten Baum, den die Läufer unterqueren mussten, drei Kobras. Während Gramm schnell vorbei wollte, rieten ihm seine Begleiter langsam und bedächtig unter dem Baum durchzugehen. "Es war genau die richtige Entscheidung, auch wenn es etwas Überwindung gekostet hat. Ich wollte da ja schnellstmöglich weg", lacht Gramm.
 

Und Gefahr lauerte sogar dort, wo man sie eher nicht erwartet. Auf der Nachbarinsel Ilhéu das Rolas, wo die Läufer den Äquator überquerten, wurden früher die bekannten Bacardi-Werbungen gedreht. Was nach Urlaub, Sonne, Strand und Party klingt, war für die Läufer alles andere als angenehm. "Der ganze Strand war übersät mit Kokosnüssen, aller paar Sekunden hörten man, wie wieder eine vom Baum fiel. Man musste richtig aufpassen, dass man keine auf den Kopf bekam", erzählt Gramm. Statistisch soll die Gefahr von einer Kokosnuss getötet zu werden sogar höher sein, als durch einen Haiangriff ums Leben zu kommen.
 
Gramm konnte das Rennen aber ohne weitere Zwischenfälle beenden. Zurück in der Heimat hat er schon sein nächstes Ziel im Visier: Im Juni geht es für ihn dann nach Norwegen. (fh)+++

Endlich geschafft

Die Läufer schliefen in Zelten am Strand


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