Flockenstieliger Hexenröhrling, Neoboletus erythropus

FLOCKENSTIELIGE HEXENRÖHRLINGE SIND ESSBAR | AUSGEZEICHNETE SPEISEPILZE

Bezeichnung

Flockenstieliger Hexenröhrling, Schusterpilz, Tannenpilz, Neoboletus erythropus

Synonyme

Neoboletus junquilleus, Boletus junquilleus, Sutorius junquilleus, Dictyopus erythropus, Suillus erythropus, Tubiporus erythropus, Dictyopus junquilleus

Diese Art finden

Ab wann kann man mit Flockenstieligen Hexenröhrlingen rechnen?

Die Flockenstieligen Hexenröhrlinge sind als "Frühstarter" bekannt und meist die ersten großen Röhrlinge im Jahr. Bereits ab Mai kann man Flockenstielige Hexenröhrlinge eigentlich deutschlandweit finden. Während man bis vor 3-4 Jahren bei uns in Oberbayern dabei eigentlich fest in der ersten Maihälfte mit denFlockenstieligen Hexenröhrlingen rechnen konnte, hat sich das Aufkommen der Art – zumindest bei uns im Landkreis Mühldorf / Oberbayern - in den letzten Jahren konstant auf die zweite Maihälfte verlagert bzw. um 1-2 Wochen nach hinten geschoben. Die ersten Flockenstieligen Hexenröhrlinge gab es:

  • 2019 am 17.05.2019
  • 2020 am 23.05.2020
  • 2021 am 21.05.2021
  • 2022 am 20.05.2022
  • 2023 am 05.05.2023

Wo kann man Flockenstielige Hexenröhrlinge finden?

Flockenstielige Hexenröhrlinge sind Symbiosepilze. Sie stellen allerdings keine sehr großen Ansprüche an das Habitat und den Symbiosepartner. Sie sind daher weit verbreitet und können somit auch in den verschiedensten Waldarten und bei verschiedenen Baumarten gefunden werden. Besonders häufig sind Flockenstielige Hexenröhrlinge bei uns in Oberbayern in Nadel- und Nadelmischwäldern und dort gerne bei Fichte. Aber auch in Rotbuchenwäldern und somit dann bei Buchen kann man Flockenstielige Hexenröhrlinge finden. In besonders trockenen und auch besonders nassen Habitaten kommen Flockenstielige Hexenröhrlinge dagegen eher nicht vor.



Beschreibung

Das Erscheinungsbild des Flockenstieligen Hexenröhrlings ähnelt von der Statur her eigentlich eins zu eins dem Steinpilz. Der größte Unterschied ist die besonders schöne und auffällige Farbgebung der Fruchtkörper. Der Hut ist halbkugelig und verflacht mit zunehmendem Alter zusehends. Der Hut erreicht einen Durchmesser von teilweise deutlich über zwanzig Zentimetern und ist dabei fast immer in einem dunklen Braun gefärbt. Seltener, aber doch immer wieder möglich, sind auch deutlich ins gelbliche bzw. gelbbräunliche abdriftende Hutfarben. Die Huthaut ist vor allem bei jungen Exemplaren filzig. Bei älteren Exemplaren ist die Huthaut kahl und bei feuchter Witterung schmierig.

Die verborgenen Röhren des Flockenstieligen Hexenröhrlings sind gelb gefärbt. Die deutlich sichtbaren Röhrenmündungen sind in einem kräftigen rot gefärbt. Bei Druck oder Verletzung verfärben sich die Röhren sehr schnell und sehr stark bläulich. Das Sporenpulver ist olivbräunlich gefärbt.

Der Stiel des Flockenstieligen Hexenröhrlings erreicht eine Länge von bis zu fünfzehn und einen Durchmesser von bis zu fün Zentimetern. Er ist ähnlich dem Steinpilz walzig bis keulig geformt und sehr ergiebig. Der Stiel wirkt meist rötlich, ist am Grund aber eher bräunlich bis gelbbräunlich gefärbt, dann aber mit feinen, roten Flocken überzogen. Die Dichte der Flocken nimmt ab, je weiter oben man den Stiel betrachtet.

Das Fleisch des Flockenstieligen Hexenröhrlings ist eidottergelb gefärbt. Bei Verletzung verfärbt es sich umgehend in ein kräftiges blau. Beim Erhitzen des Fruchtkörpers bekommt der nach der Verarbeitung blau gefärbte Flockenstielige Hexenröhrling einen appetitlichen Braunton.

Speisewert

Auch wenn das Aussehen des Flockenstieligen Hexenröhrlings viele Pilzsammler am Anfang abschreckt und es auch viele Pilzmythen in die Richtung „blauende Arten sind giftig“ gibt, so ist der Flockenstielige Hexenröhrling einer der besten, ergiebigsten und wohl auch beliebtesten Speisepilze überhaupt.

In einigen Gegenden ist der Flockenstielige Hexenröhrling sogar beliebter als der Steinpilz. Alleine auf Grund des tollen Aromas und der Ergiebigkeit der stattlichen Fruchtkörper ist der Flockenstielige Hexenröhrling eine tolle Ergänzung in fast jedem Pilzgericht!

Ebenfalls in Bezug auf den Speisewert hat der Flockenstielige Hexenröhrling weitere Vorteile und auch einen kleinen Nachteil gegenüber den Steinpilzen.

Bei den Steinpilzen handelt es sich nämlich um eine der wenigen Artengruppen, die roh verträglich sind. Gerade bei den bei uns im deutschsprachigen Raum heimischen Arten ist das wirklich eine Seltenheit. Fast alle essbaren Wildpilze bei uns sind roh giftig oder unzureichend gegart zumindest sehr unverträglich. Flockenstielige Hexenröhrlinge sind dazu im Gegensatz zwar roh giftig, dafür aber deutlich, deutlich seltener wurmstichtig als die verschiedenen Steinpilzarten wie zum Beispiel der Fichtensteinpilz oder auch der Sommersteinpilz. Durch die Fixierung vieler Sammler auf Steinpilz, Maronenröhrling und Pfifferling bleiben Flockenstielige Hexenröhrlinge (vermutlich durch die etwas abschreckenden Farben) häufig im Wald und unterliegen dementsprechend einem viel geringeren Sammeldruck, sind also dementsprechend nicht selten deutlich häufiger zu finden als Steinpilze.

Satansröhrling

Die größte Angst haben viele Sammler vor dem vermeintlich „tödlich giftigen“ Satansröhrling. Diese Angst ist aus unserer Sicht aber völlig unbegründet. Der Satansröhrling beinhaltet zwar unterschiedliche Giftstoffe, die teilweise heftige Magen-Darms-Störungen verursachen können, dennoch gibt es nach aktuellem Stand keine validen Berichte über tödliche Vergiftungen durch den Satansröhrling. Dazu im Gegensatz gibt es aber Berichte darüber, dass Einzelexemplare des Satansröhrlings sogar problemlos vertragen wurden. So „extrem giftig“ ist der Satansröhrling also nicht, wie von vielen vermutet. Ein weiterer Punkt, warum die Angst vor dem Satansröhrling unbegründet ist: Die Seltenheit. Der Satansröhrling ist eine echte Rarität und dass man „zufällig“ beim Sammeln von Speisepilzen über einen Satansröhrling stolpert ist mehr als unwahrscheinlich. Am ehesten fündig wird man beim Satansröhrling unserer Erfahrung nach in Parks, auf Friedhöfen oder auch an Badeseen mit Buchen, Eichen und Linden als Baumbestand. Vor allem im Nadelwald – dem Haupthabitat des Flockenstieligen Hexenröhrlings bei uns in Oberbayern - kommt der Satansröhrling nicht vor.

Der Flockenstielige Hexenröhrling und Satansröhrling sind außerdem bei genauerer Betrachtung anhand ihrer Merkmale leicht voneinander zu trennen:

  • Der Satansröhrling besitzt einen in der Regel kalkweißen Hut und ein Netz am Stiel, vor allem direkt unter den Röhren ist das Netz in der Regel deutlich zu sehen.
  • Der Flockenstielige Hexenröhrlinge besitzt in der Regel einen dunkelbraunen, bräunlichen und gelbbräunlichen Hut und nie ein Netz am Stiel.

Schönfußröhrling

Deutlich häufiger verwechselt wird der Flockenstielige Hexenröhrling mit dem giftigen und extrem bitteren Schönfußröhrling. Der Schönfußröhrling erscheint nämlich sehr häufig im gleichen Habitat wie Flockenstielige Hexenröhrlinge, aber auch hier gibt es einige deutliche Unterschiede:

  • Der Schönfußröhrling besitzt einen grauweißlich gefärbten Hut, immer leuchtend gelbe röhren und ein Netz am Stiel. Ein weiteres Merkmal ist der extrem bittere Geschmack der Art.
  • Der Flockenstielige Hexenröhrling besitzt dazu im Gegensatz einen dunkelbraunen, bräunlichen oder gelbbräunlich Hut und nie ein Netz am Stiel. Ebenfalls fällt die Geschmacksprobe beim Flockenstieligen Hexenröhrling mild aus.

Netzstieliger Hexenröhrling

Der wohl ähnlichste, aber in der Regel ungefährliche Verwechslungspartner ist der Netzstielige Hexenröhrling. Der Netzstielige Hexenröhrling ist an Laubhölzer gebunden und erscheint daher nicht im Nadelwald. Besonders häufig finden wir die „Netzhexe“ auf parkähnlichen Flächen bei Birken, aber auch im Kalkbuchenwald konnten wir die Netzhexe schon finden. Die Netzhexe gehört wie die Flockenhexe zu den Speisepilzen, wird in der Regel aber als etwas unverträglicher beschrieben. Eine starke Giftigkeit in Kombination mit Alkohol wurde vor allem in alten Pilzbüchern oft erwähnt, wurde mittlerweile aber widerlegt.

Die Netzhexe besitzt gegenüber der Flockenhexe aber einige handfeste Nachteile.

  • Die Netzhexe wächst gerne auf parkähnlichen Flächen wie Friedhöfen, Badeseeen, oder gerne auch mal auf Parkplätzen & Straßenrändern mit Birken und somit an eher unappetitlichen Standorten. Man weiß hier nie so genau, ob nicht vor kurzem ein Auto Öl verloren hat, oder ein Hund direkt auf oder in der Nähe der Fruchtkörper sein Geschäft verrichtet hat. Somit scheidet das Sammeln der Art – zumindest für uns – an vielen Standorten grundsätzlich aus.
     
  • Die Netzhexe wird extrem schnell wurmstichtig. Oft sehen die Fruchtkörper dabei makellos aus, sind innen aber dann leider oft komplett hohl, oder zumindest komplett mit Madengängen durchzogen.
     
  • Auch die wie beschrieben schlechtere Verträglichkeit gegenüber der Flockenhexe gehört zu den Nachteilen der Netzhexe.

Unterscheiden lassen sich die beiden Arten wie folgt:

  • Die Netzhexe erscheint nur in Kombination mit Laubholz (Birke, Linde, Buche, etc.), besitzt eher hellere Farben (Hutfarbe olivbräunlich, Röhren eher orange als rot, stiel hellrotbräunlich) und ein Netz am Stiel.
  • Die Flockenhexe erscheint häufig im Nadelwald und eher seltener bei Buche, besitzt eher dunklere Farben (Hutfarbe bräunlich, dunkelbräunlich oder gelbbräunlich, Röhrenmündungen kräftig rot) und nie ein Netz am Stiel.