Warum Anrainer gegen Kraftwerkspläne im Mellental mobil machen

In Mellau rumort es. Pläne für ein Kleinwasserkraftwerk sorgen in der Bregenzerwälder Gemeinde seit Monaten für Unruhe. Illwerke vkw als Betreiber kündigten letzte Woche trotz einem positiven Bescheid, wonach es für den Bau des Kraftwerks keiner Umweltverträglichkeitsprüfung bedarf, Projektoptimierungen an.

Man wolle im Einklang mit der Region und der Gemeinde agieren, hieß es. Bedenken und Vorschläge sollen aufgenommen werden. Anrainer haben sich unterdessen in einer Bürgerinitiative zusammengetan, um gegen das Vorhaben mobil zu machen. Sie wollen die Kraftwerkspläne zu Fall bringen.

Noch ist es eine kleine Gruppe von rund 20 Personen, die die Sorge um Lebensqualität und Zukunftsperspektiven der Gemeinde eint. Mit den Plänen des Energieanbieters geht die Gruppe hart ins Gericht, kritisiert die „einseitig positive Information“ der Kraftwerks-Initiatoren scharf. „Wir sind direkte Anrainer des Mellenbachs. Wenn man sieht, wie wenig Wasser teilweise jetzt schon fließt, ist die Sorge groß, dass irgendwann gar nichts mehr kommt“, sagen sie.

Die Bevölkerung solle aufwachen, bevor es zu spät sei, hofft Erich Haller. Man wolle als Bürgerinitiative aufklären und aufrütteln. „Was hier geplant ist, steht vom Nutzen her in keiner Relation zum Schaden, der angerichtet würde“, so Haller weiter. Man sei nicht etwa generell gegen Kraftwerke, aber eben nicht im Mellental. Hier würde ein Naherholungsgebiet unwiederbringlich zerstört und die touristische Zukunft des Orts gefährdet, sind sich die Projektgegner einig.

Die von Gemeinde und Kraftwerksbetreiber jetzt skizzierten Änderungen zum bisher vorgestellten Projekt, wie etwa ein anderer Standort des Kraftwerksgebäudes weniger zentral im Ort oder eine weiter hinten im Tal situierte Wasserentnahme, trägt wenig zu einer Entspannung bei. Weil die Bauzeit sich damit auf drei Jahre verlängern würde, orten die Gegner weitere massive Beeinträchtigungen. „Ich wüsste nicht, was ich meinen Gästen erzählen sollte, warum alle 20 Minuten ein Lastwagen vorbeifährt“, sagt Kilian Gorbach, Wirt des Gasthof Adler. „Wir sind eine Tourismusgemeinde mit ohnedies schon vielen Herausforderungen. Wir können uns nicht noch das Mellental kaputtmachen lassen“, sagt der Initiator der Bürgerinitiative, Xaver Natter. Er spricht von einer überparteilichen Bewegung, der auch Gemeindevertreter angehören würden.

Bei einem VN-Lokalaugenschein lassen die Kraftwerksgegner ihren Sorgen freien Lauf. Auch weil es sich geologisch um ein sensibles Gebiet handelt, wie zahlreiche Hangrutsche entlang der zukünftigen Trasse zeigen sollen. „Es würde im Rutschgebiet gegraben. Nicht auszudenken, wenn da was schiefgeht“, ortet Anrainer Hubert Haller großes Gefahrenpotenzial für den Ort.

Die Bürgerinitiative will jedenfalls nicht lockerlassen. Unterstützung erfahren sie dabei auch von Naturschutzorganisationen. Mellau hätte ausschließlich Schaden und keinen Nutzen, können die besorgten Anrainer im Gespräch auch nicht nachvollziehen, dass die Kraftwerksbetreiber in der Gemeinde bisher offene Türen einrannten.

Quelle 07.02.20242 22:41 Uhr
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