Horrido! Auf die Pirsch! Teil 1: Hirschjagd mit Jim Beam Red Stag

Es ist Herbst! Es ist Jagdsaison! Damit nicht unnötig Tiere ihr Leben lassen müssen, werde ich in dieser mehrteiligen Miniserie Spirituosen bejagen, die das Objekt der Jagdlust nur auf ihrem Etikett tragen. Beginnen wir mit einer amerikanischen Spezies, dem Cervus elaphus bourbonensis, im Supermarkt erhältlich unter dem Vulgärnamen Jim Beam Red Stag.

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Gewarnt werden muss der Schnapsjäger zunächst vor der Verwechselungsgefahr dieses Whiskeylikörs mit einem „echten“ Bourbon wie dem Jim Beam (White Label). Da die beiden Getränke in identischen Flaschen, mit ähnlichem Etikett, abgefüllt sind, lohnt sich ein zweiter Blick durchs Zielfernrohr, bevor man abdrückt. In diversen Rezensionen wird dieser Likör entsprechend von kurzsichtigen Jungjägern als „Whiskey“ bezeichnet (und als Lieblingswhiskey gefeiert, da er im Vergleich zu anderen Whiskeys so schön süß ist!); da wurde bei der Spirituosenjagdscheinprüfung wohl nicht richtig aufgepasst.

Auch die Farbe von Bourbon und Red Stag ist ähnlich: Vielleicht etwas dunkler, kupferfarben ist der Red Stag. Die wahrscheinlich enorme Menge an Zucker, die einem Bourbon zugeführt wird, um diesen Likör herzustellen, sorgt für eine dickflüssige, schwere Konsistenz .

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Rotwild ist bekannt für sein undezentes, unzivilisiertes Geruchsaroma. Auch der Red Stag ist diesbezüglich kein feinduftendes Einhorn, sondern ein üppig aromatisches, stark die Nase kitzelndes Whiskeytier. Der markante Geruch durchzieht schnell den Raum.

Eine Biopsie im Glas bringt erstmal typisches Bourbonaroma im Vordergrund zum Vorschein. Eine dunkle Fruchtigkeit, eher süßlich als frisch oder sauer, dazu ein seltsamer Anklang von feuchtem Beton, zeigt die Fruchtaromazusätze (ich gehe trotz der Etikettankündigung „infused with natural flavors“ davon aus, dass es künstliche Aromen sind).

Im Mund überrascht der Red Stag zunächst: erstmal ist er gar nicht so extrem süß, wie die Nase vermuten ließ, und enthält sogar noch erkennbare Bourbonaromen. Ein cremiges Mundgefühl entsteht, und die erschnupperte Frucht und Süße kommt erst spät, schon eher beim Abgang – dann aber volle Kanone: klebrig, fruchtig, supersüß. Die Bourbonbasis kommt im kurzen Nachhall nochmal hervor. Insgesamt sehr mild, kaum ein Brennen.

Eher unangenehm ist dann aber das sehr lange in der Kehle verbleibende süßklebrige Gefühl, als hätte sich etwas wie Harz an die Speiseröhre gehaftet. Dieses Gefühl, und der Geschmack des Red Stag, überleben selbst ein großes Glas Cola, danach getrunken. Da muss schon was deftiges her, um den roten Hirsch aus dem Maul zu bekommen. Angenehm ist das nicht, und für mich der größte Kritikpunkt an diesem Likör, denn je länger man dem Zuckerkirscharoma unerwünscht ausgesetzt ist, umso abstoßender findet man es.

redstag-containerIn einem Sonderangebot gab es eine schöne Thermojacke als Ersatz für ein Fell für den Red Stag. Vielleicht kann man ihn warm machen und so mit auf den Weihnachtsmarkt nehmen? Für mich ist Jim Beam Red Stag auf jeden Fall eher ein Wintergetränk, in einem winzigen Gläschen vor dem Kamin (oder der Kaminfeuer-DVD, in meinem Fall).

Mein erster Kontakt mit dieser Spirituose war eine Dose Red Stag, Ginger & Lime, ein Premix, den sich Beam exorbitant teuer bezahlen lässt. In der Kombination mit Ginger Beer und Limettensaft werden die schlimmsten Mängel des Likörs ausgeglichen, und er kann sich von der besten Seite zeigen. Natürlich kann man sich das auch selbst mischen – da die Dosenversion nur wenig Red Stag enthält und mit Primasprit aufgeputscht wird, ist das eh die bessere, ehrlichere Variante.

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Red Stag, Ginger & Lime
1½ oz Jim Beam Red Stag
1 oz Limettensaft
mit Ginger Beer (z.B. Thomas Henry Spicy Ginger) auffüllen


Der erste Jagdtag ist somit zu Ende, die Glieder sind müde von all dem Durch-die-Wildnis-Pirschen, und ich gönne mir nun auch etwas selbstgemischten Wildbret-Eintopf mit dem erlegten Red Stag. In Teil 2 wartet dann das nächste Viehzeug darauf, als ausgestopfte Dekoration in meiner Hausbar zu enden! Wen wird es wohl treffen?

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

2 Kommentare zu „Horrido! Auf die Pirsch! Teil 1: Hirschjagd mit Jim Beam Red Stag

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