Hip, Hipper, Happy Hippo

überall
So süß waren die 90er

Wie oft musste man sich das Geschwätz der älteren Herrschaften anhören als man selbst noch jung, rebellisch und ahnungslos auf seinem Center Shock rumgekaut hat: Die Jugend von heute! Eine ganz andere Frage, die sich mir heute stellt, wenn ich durch die Süßigkeitenregale im Supermarkt schlendere ist eine ganz andere: Was zum Teufel ist nur aus unser Schokolade geworden??

Die gute Nachricht: Auch als Erwachsener ist es noch legitim Kinder-Schokolade zu essen. Und auch die altbewährten Kinderriegel gibt es noch in zweifacher Ausführung. Die kleinen mit der allseits bekannten Grinsebacke auf der Verpackung und für die Großen dann eben die größeren Riegel, ganz unökologisch Doppelt in Plastik verpackt. Neben den anderen Leckereien des Kinder-Sortiments, wie Kinder-Country, Kinder-Maxiking, Kinder Bueno und (ganz wichtig!) dem Kinder Überraschungsei, ist einer unser Kindheitsfreunde verschwunden: Der Kinder Happy Hippo Snack!!! Aus einem unerklärlichen Grund kam irgendein Superhirn auf die Idee, den mit Haselnusscreme gefüllten Schokohippo, durch den Happy Hippo Cacao zu ersetzen. Bis heute hat so keiner richtig verstanden, welches Konzept hinter diesem merkwürdig dreinschauendem Baiser-Waffel-Tierchen steckt. Schaut es nicht gar selbst so, als wüsste es nicht so recht wohin mit sich?

cacao

Leider ist der Happy Hippo Snack nicht der einzig zu verzeichnende Verlust. Auch im Kühlregal hat sich so einiges verändert. Zugegeben, der Kinder Professor Rino ist schon ein netter Trost, wenn auch kein ebenbürtiger Ersatz für den Happy Hippo, dennoch sind auch hier ein paar Dinge verschütt gegangen. Wo zum Beispiel ist der Frufoo von Onken abgeblieben? Ja genau, der UFO-förmige Erdbeerquark mit der tollen Spielzeugüberraschung in der Mitte. War der Bedarf gesättigt, als jedes Kind die Frufos-Family bereits in mehrfacher Ausführung hatte, oder war das miserable Marketing, das den Figuren Namen wie „Bananosaurus Rex“ und „Frucschrauber“ gab, schuld? Wenigstens die kleinen Schokoufos mit Quarkfüllung hätten sie uns doch lassen können. Die waren in Wirklichkeit doch eh viel geiler (wegen der Schokolade natürlich).

Ein weiterer treuer Weggefährte, der uns 90er-Kids genommen wurde, ist die deutsche Version der „Lunchables“-Lunchbox von Kraft. Die kleinen Weizencracker, mit den perfekt zugeschnittenen Wurst- und Käsescheibchen waren zwar nicht die billigste Alternative, ersparte der einen oder anderen Mutter aber das lästige Broteschmieren am Morgen. Meine Mutter hielt es hingegen für eine bessere Idee der Arbeit mit einer günstigeren Version zu entkommen. So fand ich dann eines Morgens lose TUC-Cracker mit selbstgeschnittenen Scheiben Kochwurst und Schablettenkäse in meiner Brotdose vor. Meine Mutter sah es verständlicherweise nicht ein, fünf Mal die Woche, einen unverschämten Betrag für eine im Grunde viel zu kleine Lunchbox auszugeben, nur damit ihre Tochter mit ihrer tollen Lunchable-Box aus der Werbung angeben konnte. Zwischen Sailor Moon und den Kickers wurde der (natürlich aus den USA stammende) Pausensnack nämlich angepriesen, wie kaum ein anderes Produkt. Aber scheinbar ist auch ein erfolgreiches Marketing nicht alles. Das zeigt auch das durchaus tragische YES-Törtchen-Beispiel. Nach dem Motto „Kleine Torte, statt vieler Worte“ brannte sich das Bild des kleinen Yes-Törtchens mit einer leuchtenden Kerze in der Mitte in wahrscheinliches jedes Kinderhirn der Republik ein. Trotz des unumstrittenen Wiedererkennungswerts war der kleine Kuchen 2003 gänzlich vom Markt verschwunden. Der Skandalkonzern Nestlé bewies zur Abwechslung Herz und nahm das Yes-Torty 2011 wieder ins Sortiment auf. Leider kein Comeback haben bis heute die Montelinos von Milka gefeiert. Seit Jahren warte ich auf eine Wiederbegegnung mit den kleinen Schokoladenbergen, die mit ihrem Gipfelchen aus weißer Schokolade nicht nur zuckersüß aussahen, sondern auch so schmeckten. Dagegen scheint es verständlicher, dass es die Wasa Schoko Wikinger nicht geschafft haben sich dauerhaft im Supermarktregal zu etablieren. Die Kombi aus Schokolade und Knäckebrot hat doch nie einer so wirklich einer verstanden. Nicht umsonst schmiert man sich sein Nutella doch lieber auf’s fluffige Weiß- oder Mischbrot.

akpresse_yes_04

Ja, wenn man so überlegt könnte man stundenlang in Nostalgie dieser süßen Kindheitserinnerungen schwelgen. Doch auch wenn wir 90er-Kinder den Kinder Happy Hippo Snack vermissen, so müssen wir uns eingestehen, dass auch ein originaler, aus drei Kammern bestehender Schokoladenhippo (und sei die Haselnusscreme darin noch so cremig) wahrscheinlich nicht mehr so schmecken würde, wie er es damals getan hat. Andernfalls würden wir den Spinat, den wir damals mit großem Geschrei abgelehnt haben, doch heute auch nicht essen. Und so lange Duplo „die wohl längste Praline der Welt“ bleibt, man „Freunden weiterhin ein Küsschen gibt“ und auch die Lila Pause sich an der einen oder anderen Tankstelle blicken lässt, bleibt mit Sicherheit auch das Kind in uns erhalten.

Hinterlasse einen Kommentar