Bahnhof 7824.

Oder ausführlicher: „Bahnhof mit Bahnsteig, Wartehalle, Eisstand, Normaluhr, Gepäckkarren, Schienen, Personal und Fahrgästen“, wie der 1983er Katalog über die damalige Neuheit zu berichten wußte. Nur 31 Jahre später kann ich bestätigen: Stimmt. Doch dazu war es nötig, das Modell erst einmal aufzubauen, denn das Gebinde, welches mir Goldfing freundlicherweise überließ, kam dergestalt daher:

Ein Schiebekarton enormen Ausmaßes! Und abermals durfte ich nicht davor zurückscheuen, originalverschweißte Tütchen eines ..naja.. antiken Sets anzutasten. Ich scheute nicht.


Es handelt sich offensichtlich um einen Pfahlbau. Das ist zweckmäßig. Im Unterschied zum Vorgängerbahnhof 7822 sind die Pfähle hier drei Steine hoch, der Bahnhofsneubau gewährleistet also einen barrierefreien Einstieg der Fahrgäste in den Zug.

Erneut stellte sich mir die Frage: Soll ich? Also die Aufkleber vom Bogen lösen und aufs jungfräuliche Gestein applizieren?
Näääersmanich.
Wobei das zugegebenermaßen Quatsch ist. Denn die damaligen Aufkleber waren solide und gut. Sie überdauerten die Äonen und blätterten nicht bereits nach wenigen Monaten vom Modell, wie es heutige Aufkleber zu tun pflegen. Nichtsdestotrotz bleibt die vorgesehene Stelle für den Fahrplan in der Wartehalle zunächst frei. Auskunft erteilt die Servicekraft im Kabuff nebenan.

Eine Interessante Konstruktion ist das schräge Vordach vor der Wartehalle. Die Scharnierfingerplättchen waren 1983 noch ein ausreichend neues Element, um zum verschwenderischen Gebrauch zu ermuntern. (Klammer auf. Die frisch aus dem Tütchen gefallenen Fingerplättchen bekamen umgehend weiße Streßstellen, sobald ich sie zusammensteckte. Insofern waren sie vermutlich immer schon kritische Bauteile, weshalb die Form ab dem Jahr 2004 wohl auch aussortiert wurde. Klammer zu.) Konstruktionsbedingt regnet’s leider durch. Zum Glück ist Lego ein Drinnenspielzeug.

Die Koffer waren das 1983er Sensationsminifigutensil. Endlich mußten die Männeken ihre Fliesen nicht mehr lose in der Hand tragen, sondern konnten diese akkurat im Koffer verstauen. Zur Beförderung des Gepäcks ist natürlich das schnieke Wägelchen dienlich.

So steht er also da, der Bahnhof. In der Formensprache ist er durchaus moderner als sein Vorgänger, auch wirkt er durch das hochgelegene Stationsvorsteherbüro gewichtiger. Aber Hand aufs Herz: Provinziell ist er schon auch. Ein Bahnsteig! Einer. Sogar der Vorgänger hatte deren zwei. Na gut, fürs Kinderzimmer reicht’s, und außerdem bringen diverse Zugsets ja noch eigene Gleise und Bahnsteige mit.

Die schönen Details schließen ein das Kommunikationszentrum mit Telephonzelle und Briefkasten, …

… sowie den Erfrischungsstand mit Kaffeemaschine, von der ich gehofft hatte, daß ich sie ins Bild bekäme.

Auch ein Blick auf die Normaluhr lohnt sich, vor allem, wenn wir sie mit dem Fahrplan abgleichen. Rufen wir uns zunächst in Erinnerung, daß der Zug 7740 um 12:23h am Bahnhof 7822 eintraf und natürlich nach kurzem Aufenthalt weiterfuhr. Bis zum Bahnhof 7824 braucht er also drei Jahre, zehn Stunden und sieben Minuten.
Dem Stand der Sonne nach zu schließen, nähert sich der Zeiger der 15-Uhr-Marke, es wird also der Zug 7727 erwartet. Tja, den besitze ich nicht, kann ihn also nicht einfahren lassen. Das wäre überdies sinnlos, da es sich um einen Güterzug handelt, der eher nebenan im Güterbahnhof 7838 vorstellig würde. Also weiter.

Viel wahrscheinlicher ist demnach, daß es sich um die jütländische Mitternachtssonne handelt, was nahelegt, daß wir um 3 Uhr nachts den Postwagen 7819 erwarten dürfen, der kommt, um den Briefkasten zu leeren.

Nachdem das geklärt ist, können wir das Set erst einmal wieder wegpacken. Das Format der Kartons legt ja nahe, daß der Bahnhof im aufgebauten Zustand hineinpaßt.

Aber nein.

Ein Verstauungsdesaster!

3 Responses to Bahnhof 7824.

  1. Wortman sagt:

    Diese alten Sets haben noch richtigen Charme.

  2. Turez sagt:

    Definitiv ein sehr schöner Bericht über ein ebenso schönes Set. Dagegen wirkt der aktuelle City-Bahnhof ja wirklich…naja…eher bescheiden. Allein die Zahl von neun Figuren bei diesem hier ist schon fantastisch.

    Aber hast Du wirklich Handschuhe zum Aufbauen angezogen?

    Gruß,
    Jonas

    • Jojo sagt:

      Jawohl, da zog ich Handschuhe an. Schon wegen der Passagierin mit Goldkette. Denn erfahrungsgemäß ist der frühe Golddruck kein bißchen wischfest.

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