MTB-Reifen aufpumpen: DER RICHTIGE DRUCK

MTB-REIFEN AUFPUMPEN: DER RICHTIGE DRUCK

Haftung, Performance, Sicherheit: Der Druck deines MTB-Reifens wirkt sich auf das Steuerverhalten aus. Wir erklären dir, wie du den passenden Druck für deine MTB-Reifen wählst.

Beim Mountainbiken muss der Reifendruck immer individuell angepasst werden. Reifentyp, Gewicht des Fahrers, Art des Geländes, Wetterbedingungen usw.: Wir erläutern dir die bei der Wahl des richtigen MTB-Reifendrucks zu berücksichtigenden Gesichtspunkte.

Der von dir gewählte Druck beeinflusst Geschwindigkeit, Belastung, Haftung und Fahrkomfort. Außerdem ist er wichtig zur Vermeidung von platten Reifen durch Quetschen und spielt für die frühzeitige Abnutzung eine bedeutende Rolle.

Gehen wir diese Punkte Schritt für Schritt durch!

VOR DEM AUFPUMPEN DEINER MTB-REIFEN: ACHTE AUF DIE HINWEISE AUF DER REIFENFLANKE

Je nach Hersteller können die Hinweise auf dem Reifen variieren. Beim Aufpumpen der Reifen deines MTBs solltest du immer die Hinweise auf den Reifenflanken beachten. Auf den Flanken findest du eine Reihe von Ziffern. Unter anderem sind hier angegeben:

> Die Maße in Zoll und/oder als ETRTO-Norm (beispielsweise 29×2,3 und 55-622)
> Modell und Marke des Herstellers
> Maximal- und Minimaldruck des Reifens (Achtung: der maximale Druck deiner Felgen kann hiervon abweichen, insbesondere bei Carbonlaufrädern)
> Die Montagerichtung des Reifens
> Losnummer, Seriennummer...

Diese Informationen helfen dir bei der Wahl des richtigen Drucks. Keine Angst: Wir erklären dir das alles nochmal im Detail!

Achtung bei den Druckangaben auf den Reifenflanken. Häufig beziehen sich der angegebene Minimal- und Maximaldruck auf Reifen mit separatem Schlauch (Tubetype). Es handelt sich dabei nicht zwingend um den für deine Nutzungsart "empfohlenen" Druck. Die Druckangaben auf den Reifenflanken solltest du jedoch nie über- bzw. unterschreiten, da du ansonsten Gefahr läufst, deinen Reifen oder deine Laufräder zu beschädigen. Wenn auf einen empfohlenen Reifendruck hingewiesen wird, ist dies beispielsweise wie folgt angegeben: Rec. Pressure 29 PSI / 2 BAR)

MTB-Reifen aufpumpen: DER RICHTIGE DRUCK

DIE WAHL DES RICHTIGEN DRUCKS DEINER MTB-REIFEN: ZU BERÜCKSICHTIGENDE PUNKTE?

Bei der Wahl des richtigen Reifendrucks musst du die folgenden Punkte berücksichtigen:

> Die Art des MTB-Reifens

> Maximaler und minimaler Druck (in bar und/oder PSI)

> Das Gesamtgewicht: von MTB und voll ausgestattetem Fahrer

> Maße des MTB-Reifens

> Geländetyp

> Wetterbedingungen

> Unterschiede zwischen Vorder- und Hinterrad

1. DIE ART DES MTB-REIFENS

Zunächst musst du dir die Frage stellen: welche Art MTB-Reifen du eigentlich aufpumpen möchtest.
Grundsätzlich werden zwei Arten von MTB-Reifen unterschieden:

> MTB-Reifen des Typs TubeType mit einem separaten Schlauch sind am weitesten verbreitet.

> MTB-Reifen des Typs Tubeless Ready können mit und ohne Schlauch gefahren werden. Wenn du diese Reifen tubeless fährst, also ohne Schlauch, kannst du verglichen mit TubeType-Reifen einen relativ niedrigen Druck wählen (ca. 0,5 bar niedrigerer Druck). So sorgt du für mehr Griffigkeit und profitierst stärker vom Aufbau der Reifenkarkasse.

Der größte Vorteil von Tubeless-Reifen besteht in ihrem besseren Pannenschutz. Durch die Dichtmilch im Reifeninnern kannst du selbst dann weiterfahren, wenn du ein Loch im Reifen hast, und das Risiko eines Panne aufgrund eines Zusammenquetschens liegt beim Fahren ohne Schlauch bei Null. Beim Fahren mit Tubeless-Reifen entsteht außerdem keine Reibung zwischen Schlauch und Reifen, sodass die Leistung deines MTBs höher ist und sich der Reifen optimaler verformen kann. 

IM DETAIL: WELCHER DRUCK EIGNET SICH FÜR TUBELESS MTB-REIFEN?

Dank dieser Technologie ohne Schlauch gehören platte und von der Felge abspringende Reifen (quasi) der Vergangenheit an.

Mit Tubeless MTB-Reifen lässt du die Reifen mehr Arbeit verrichten. Der Druck ist niedriger (ca. 0,5 bar) als bei der klassischen Tubetype-Montage mit Schlauch. Dadurch, dass der Reifen weniger stark aufgepumpt ist, hat die "Karkasse" mehr Bodenkontakt. Und der Schlauch steht dir nicht im Weg.

Pannensicherheit, Komfort, Performance... Wir stellen dir alle Vorteile eines Umstiegs auf Tubeless-Reifen vor!

MTB-Reifen aufpumpen: DER RICHTIGE DRUCK

2. DER MAXIMALE / MINIMALE UND EMPFOHLENE DRUCK FÜR DAS MTB-REIFEN

Jeder Reifenhersteller legt den minimalen und maximalen (und empfohlenen) Druck für seine MTB-Reifen individuell fest. Die entsprechenden Werte werden in PSI und bar ausgedrückt. Auf MTB-Pumpen mit Druckanzeigen findest du häufig diese zwei Maßeinheiten.

Wo auf der Reifenflanke befindet sich die entsprechende Angabe?

Beispiel: 
Competition rec. Pressure (Wettkämpfe: empfohlener Druck) 29 PSI/2 bar und Max. Pressure (maximaler Druck) 80 PSI 5,5 bar

Der empfohlene Druck beträgt somit 29 PSI / 2 bar. Der maximale Druck darf 5,5 bar nicht überschreiten (was ein hoher Druck für einen MTB-Reifen darstellt).

Hinweis: Der empfohlene Druck ist nicht immer auf der Reifenflanke angegeben.

3. DAS GESAMTGEWICHT VON FAHRER UND MTB

Dein Gewicht mit deiner gesamten Ausrüstung und deinem MTB sind eines der Kriterien für die Auswahl eines geeigneten MTB-Reifens und insbesondere für den Druck, mit dem du sie aufpumpst.

Je größer dein Gesamtgewicht, desto höher muss auch der Reifendruck gewählt werden.

Verschiedene Hersteller bieten auf das Fahrergewicht ausgelegte Tabellen mit Empfehlungen für einen niedrigen, mittleren und hohen Reifendruck an.

Beachte, dass sich diese Druckempfehlungen auf dein Gewicht mit deiner Ausrüstung (Fahrradhelm, Schuhe, Packtaschen etc.) beziehen.

4. DIE MAßE: BREITE BZW. QUERSCHNITT DES MTB-REIFENS

Häufig wird die Reifengröße in geläufigen Maßen, d.h. in Zoll angegeben.
Beispiel: 29×2,2, Der erste Teil (29) bezieht sich auf den Durchmesser des Laufrads, der zweite (2,2) auf die Breite (bzw. den Querschnitt) des MTB-Reifens.

Es gibt unterschiedlichste Reifenbreiten: 2,1, 2,2, 2,3,... und sogar 2,8!

Je breiter der Reifen, desto mehr Bodenkontakt hat er. Da breite Reifen besonders griffig sind, kannst du sie mit einem niedrigeren Druck fahren.

Zum Vergleichen der Reifenmaße der einzelnen Hersteller findest du auch standardisierte Maße der ETRTO (European Tire and Rim Technical Organisation bzw. deutsch Europäische Reifen- und Felgen-Sachverständigenorganisation) auf dem Reifen. Hier werden die Maße in Millimetern ausgedrückt:

Beispiel: 
50-559, 50 mm bezieht sich auf die Reifenbreite. 559 ist die Größe des Innendurchmessers des MTB-Reifens.

MTB-Reifen aufpumpen: DER RICHTIGE DRUCK
MTB-Reifen aufpumpen: DER RICHTIGE DRUCK

5. DIE ART DES MTB-GELÄNDES

Das Gelände, auf dem du fahren wirst, ist eher flach? felsig? hat viele Anstiege? Die Geländeart muss bei der Berechnung des optimalen Reifendrucks ebenfalls berücksichtigt werden. 

Es mag offensichtlich erscheinen: Ein Fahrradreifen verhält sich auf schroffem Gelände anders als bei schlammigen Bedingungen (und wird deshalb mit einem anderen Reifendruck gefahren).

Je steiniger oder feuchter das Gelände, desto niedriger muss der Druck des MTB-Reifens sein, um sich optimal an die Bodenoberfläche anzupassen. Je schneller das Gelände, desto höher sollte der gewählte Druck für hohe Geschwindigkeiten sein.

6. VORDER- UND HINTERRAD: DIE WAHL DES DRUCKS HÄNGT VON VERSCHIEDENEN FAKTOREN AB

Letzter Punkt: der Druckunterschied zwischen Vorder- und Hinterrad. 
Die Regel ist ganz simpel: Das Hinterrad muss stärker als das Vorderrad aufgepumpt werden.

Warum? Weil dein Körpergewicht sich stärker über dem hinteren Bereich deines MTBs befindet, aber das ist nicht der einzige Grund! Das Vorderrad nutzt du stärker zum Überqueren von Hindernissen, weshalb der Druck dort für eine optimale Anpassung an die Form des jeweiligen Hindernisses etwas niedriger sein sollte. Das Hinterrad dient hingegen stärker dem Vortrieb des Fahrrads, weshalb der Reifen für eine optimale Leistung bzw. einen idealen Wirkungsgrad etwas stärker aufgepumpt sein sollte.

Der Unterschied sollte aber sehr leicht ausfallen: Wir empfehlen dir mit 0,1 bis 0,2 bar mehr am Hinterrad zu beginnen. Verlasse dich anschließend bei der weiteren Anpassung auf dein Gefühl!

MTB-Reifen aufpumpen: DER RICHTIGE DRUCK

WELCHE RISIKEN BESTEHEN, WENN DU EINEN MTB-REIFEN ZU STARK BZW. SCHWACH AUFPUMPST?

Zu schwaches Aufpumpen: 
Das Hauptrisiko besteht in einem Verlust von Leistung. Du hast das Gefühl, langsamer voranzukommen – insbesondere auf gut rollenden Streckenabschnitten. Sollte das der Fall sein, dann pumpe deine Reifen ruhig ein wenig stärker auf. Außerdem birgt ein zu schwach aufgepumpter Tubetype-Reifen ein höheres Pannenrisiko. Auch die Lauffläche nutzt sich in diesem Fall schneller ab.

Zu starkes Aufpumpen:
 
Du verminderst die Kontaktfläche mit dem Boden. Besonders beim Überqueren von Hindernissen und in technisch anspruchsvollem und felsigem Gelände wirst du zu stark aufgepumpte Reifen bemerken. Denn ein hoher Druck vermindert die Dämpfungseigenschaften. Somit nimmt auch der Fahrkomfort ab. In "weichem" Gelände (Schlamm, Sand usw.) kann dies sogar das Sturzrisiko erhöhen.

DAS RICHTIGE AUFPUMPEN VON MTB-REIFEN

Der beste Weg zum Finden des richtigen Reifendrucks besteht in einem Praxistest.

Such dir eine kurze Runde aus (5‒10 Minuten), die durch möglichst unterschiedliches Gelände führt (Schlamm, harter Boden, Wurzeln, Kopfsteinpflaster, …). Pumpe deine Reifen auf den empfohlenen höchsten Druck auf und drehe eine Runde. Wenn dir die Reifen zu steif vorkommen und du dir mehr Komfort und Bodenhaftung in Kurven wünschst, dann reduziere den Druck etwas. Wiederhole das so lange, bis du den für dich optimalen Druck gefunden hast.

Denke immer daran, eine Fahrradpumpe mitzunehmen. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem du dies zu schätzen weißt!

Generell empfehlen wir dir als Mountainbiker, immer auf deinen Reifendruck zu achten!

Halten wir also fest: Je niedriger der Druck, desto stärker arbeitet der Reifen und sorgt für mehr Komfort. Je höher der Reifendruck, desto mehr Geschwindigkeit und Leistung erzielst du. Je größer das Reifenvolumen, desto niedriger darf der gewählte Druck sein.

Nun verfügst du über alles nötige Wissen, um nicht nur einen passenden Reifen zu wählen, sondern auch den richtigen Druck für deinen Komfort und deine Sicherheit zu finden. Es kann also losgehen! Steig auf dein Fahrrad und genieße die Natur auf deinen nächsten MTB-Touren.

Richtig aufgepumpte Reifen sind die Grundvoraussetzung für deinen Sport. Deswegen solltest du den Reifendruck regelmäßig überprüfen.

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Wie stelle ich meine Federung richtig ein?

DIE FEDERUNG UND DÄMPFER AN DEINEM MTB RICHTIG EINSTELLEN

Die Entwicklung von Federgabeln und Dämpfern hat den Mountainbikesport revolutioniert. Aber um davon voll und ganz zu profitieren, musst du sie einstellen können. Die entsprechenden Einstellungen sind ebenso wichtig wie individuell, denn sie hängen von deinem Gewicht und deiner Nutzungsart ab. Nachfolgend findest du einige Punkte bzw. Parameter, die du bei der Einstellung deiner Federung bzw. Dämpfung berücksichtigen solltest, um sicher in technisch anspruchsvollem Gelände zu fahren!