Eine (fast) unglaubliche Geschichte

Ich steig mal ohne lange Vorgeschichte direkt ein und versuch, den ganzen unglaublichen Vorgang so kurz wie möglich und mit nur den allernötigsten technischen Wörtern zu beschreiben. Vor 12 Tagen habe ich mit einem weiteren Segler, John, den Katamaran unseres Freundes Harald, der wegen seiner Arbeit schon nach Hause fliegen musste,  von Puerto Calero nach Arrecife gebracht, damit dort ein neues Antifouling gestrichen sowie die Anoden vom Saildrive und den Propellern erneuert werden.

Rausgerutschter Antriebsstrang

Vorgestern  war das Schiff abholbereit, Cornelia hat uns (wieder John und mich) mit unserem Leihauto nach Arrecife gebracht. Nach kurzer Wartezeit ist der Kat ins Wasser gekrant worden, und wir sind mit beiden Motoren nach Puerto Calero zurückmotort. Beim Aufstoppen am Liegeplatz kam vom Backbordmotor nur ein kurzes lautes „Grrrrrrrrr“, danach sah man schon eine schillernde Ölspur im Hafenwasser, die Schraube drehte sich auch nicht mehr. Was tun? Klar war, dass ab jetzt Salzwasser ins Getriebe des Saildrives eindringen kann, wir also schnell handeln müssen, dass das Boot nach Arrecife zurück muss, um wieder ausgekrant zu werden, damit Folgeschäden durch Salzwasser zu vermieden werden. Klar war auch, dass nur noch ein Motor zum Manövrieren zur Verfügung steht, und dass wir wegen des Windes, der uns auf den Steg drückte, ein Boot brauchen würden, dass uns beim Manövrieren und Drehen im engen Hafenkanal hilft. Glücklicherweise kennt John den halben Hafen und ein freundlicher Herr mit einem RIB mit potentem 200-PS-Außenbordmotor brachte uns in die richtige Position, sodass wir mit dem funktionierendem Steuerbordmotor losfahren konnten. Cornelia hat uns noch eine Tüte mit geschmierten Brötchen und ein bisschen Saft im Vorüberfahren an Deck geworfen, schließlich hatten wir noch nicht einmal gefrühstückt!

Kurz nach der Hafenausfahrt bemerkten wir dann, dass der ehemals schwache Ostwind von der Hinfahrt auf stattliche 25 Knoten angewachsen war, so wurde es ein zeitraubend lange Fahrt gegen Wind und Welle nach Arrecife. Dort kamen wir um 15.35 Uhr an, uns wurde mitgeteilt, dass die Kranmannschaft um 16 Uhr Feierabend macht und uns jetzt nicht mehr kranen würde. Es wurde ein neuer Krantermin für den folgenden Morgen um 9.30 Uhr vereinbart.

Diese Halteschrauben wurden entfernt

Nach dem Kranen scharrten sich alle um den Saildrive, die Ursache war so schnell klar, wie die buchstäbliche Kloßbrühe. Ein Werftmitarbeiter vom Varadero Arrecife hatte die Opferanode vom Saildrive nicht so leicht anbringen können (die zwei Zinkteile passen nur in einer bestimmten Position korrekt zusammen) und hat einfach, wohl ohne groß nachzudenken, die zwei Halteschrauben  des kompletten Antriebsstranges gelöst, dann die Opferanoden angeschraubt, denn die beiden vermeintlich störenden Halteschrauben waren dann ja nicht mehr im Weg. Dadurch ist der gesamte Antriebsstrang mit Welle und Faltproppeller nach hinten gerutscht, das Getriebe wurde nutzlos und zudem auch noch beschädigt. Die Werft hat den Fehler gleich eingeräumt, jetzt kümmern sich einige Experten um den Fall.

Ich bin froh, dass ich nichts durch einen Fehler meinerseits kaputt gemacht habe, der Eigner ist froh, dass der Schaden gleich bemerkt wurde und nicht bei einer säteren Segelreise erst fmanifest wird, wenn man ja unter Umständen auf die Kraft beider Motoren angewiesen ist. Da wähnt man sich in einer Werft bei Spezialisten, aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

Seit Sonntag ist unsere Freundin Petra wieder für ein paar Tage bei uns an Bord, wir freuen uns sehr darüber und zeigen ihr die Schönheiten von Lanzarote die sie bei ihrem Besuch vor einem Jahr noch nicht gesehen hatte.

Leider leidet Cornelia seit gestern Morgen unter Halsschmerzen, die am heutigen Tag nochmal einen Tacken zugelegt haben, wir verschieben unsere gemeinsame Segeltour nach La Graciosa, der nördlichsten und achten Insel der Kanaren. Bislang zählte diese immer zu Lanzarote, man sprach von den sieben Kanareninseln. Das hat sich erst kürzlich geändert, jetzt ist La Graciosa die achte Kanareninsel, ein Inselplus!

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