Krimi/Thriller
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[Rezension] Die Bosheit

Die Bosheit

Die Bosheit von Mattias Edvardsson ist mal wieder eine Geschichte über die liebe Nachbarschaft – das Thema scheint mich irgendwie zu verfolgen. Um Gerüchten vorzubeugen will ich nur erwähnen, dass ich die meisten meiner Nachbarn wirklich nett finde und auch gut mit ihnen auskomme – und auch von den Anderen hat noch niemand einen ominösen Unfall erlitten. Aber bei der Auswahl an entsprechenden Büchern scheine ich ja nicht die einzige zu sein, die zumindest mit einem Teil der Nachbarn hadert und das beruhigt mich ein bisschen. So dramatisch in der von Mattias Edvardsson beschriebenen Gemeinde  ist es mir allerdings noch nirgendwo ergangen.

Die Bosheit

Mattias Edvardsson

Mikael, Bianca und ihre beiden kleinen Kinder ziehen von Stockholm nach Skåne, um neu anzufangen, ein neues Leben zu beginnen. Die Fassade der heilen Vorstadtidylle bekommt aber recht schnell Risse. Hinter jeder Tür, jedem ordentlich gepflegten Vorgarten verbergen sich die weniger angenehmen Seiten. Dort findet man dunkle Geheimnisse, kriminelle Taten und jede Menge heimliche Sehnsüchte. Dann ereignet sich ein grausamer Unfall, der bei näherer Betrachtung kein Unfall, sondern ein Mordversuch war.

Ich atme tief durch und schlucke die frische Herbstluft. Ein Gefühl von Freiheit überkommt mich, ein ganzes Wochenende ohne Verpflichtungen liegt vor uns. Ich habe mich so danach gesehnt, loszulassen und einfach nur das Leben zu genießen. Mit meiner Familie zusammen zu sein. Vielleicht habe ich ein paar Stunden übrig und schneide wie versprochen die Hecke, aber das kann ebenso gut bis zum Frühling warten. Die Bosheit, S. 8

Mein Eindruck:

Risse in den Fassaden

Angekommen

Der neue Wohnort von Mikael und Bianca nebst Kindern hat für mich durchaus schon von vorneherein etwas unheimliches. Ich bin kein großer Freund von Rasenflächen, die mit Lineal und Nagelschere gestutzt werden. Alle pflegen denselben Lebensstil und orientiert sich dabei an den Nachbarn.  Alle lächeln immer, winken sich freundlich zu und haben denselben uninteressierten Tonfall wenn sie reden. Für mich klingt das wie etwas zwischen Friedhof und Hölle.

Nachbarschaft

Gemeinsam mit Mikael und seiner Familie lerne ich die diversen Nachbarn besser kennen. Da ist z. B. Jacqueline, die als Model in den USA erfolgreich war, sich jetzt aber mit ihrem jugendlichen Sohn Fabian in vermeintlicher schwedischer Normalität versucht. Dann gibt es Ola, mit seiner irgendwie dunklen Vergangenheit und Peter, der als Polizist versucht Recht und ordnung aufrecht zu erhalten – wobei ihm die Rentner Gun-Britt und Åke gerne helfen, denn ihnen entgeht nichts.

Perspektiven

Erzählt wird die ganze Geschichte aus drei Perspektiven, nämlich aus Mikaels, Jacquelines und Fabians Sicht. Dann gibt es zusätzlich noch zwei unterschiedliche Zeitzonen, nämlich vor und nach dem Unfall.  Das hört sich ein bisschen komplizierte an, als es tatsächlich ist. Mattias Edvardsson Art zu erzählen hat mich ganz schnell gefangen genommen und ich habe mich ganz schnell in der Geschichte heimisch gefühlt. Ich mag die langsame Erzählweise, die den Fokus auf die Charaktere und sehr viel unterdrückte Emotionen legt und trotzdem die spannende Frage um das (vermutete) Verbrechen nie vergisst.

Nebensächlichkeiten

Einem klassischen dramaturgischen Modell folgend nimmt die Spannung nach und nach immer weiter zu, bietet aber auch zwischendurch immer wieder kleine Erholungspausen. Allerdings nur, um dann umso heftiger wieder nachzulegen um mich davon abzuhalten, das Buch beiseite zu legen. In den kleinen Pausen gibt es oft kleine, augenscheinlich nebensächliche, Geschichtchen, die später als absolut wichtig für die Lösung der Geschichte herausstellen. Mir gefällt der Aufbau der Story genauso gut wie der Sprachstil, den ich als sehr angenehm und flüssig zu lesen empfunden habe.

 Mein Fazit:

Die Bosheit von Mattias Edvardsson hat mir wirklich viel Spaß gemacht und mich daran erinnert, dass eben längst nicht alles Gold ist, was glänzt. Ich denke, ich werde mir nun doch auch noch die anderen Bücher des Autors zulegen.

Buchinfos
  • Titel: Die Bosheit
  • Originaltitel: Goda Grannar
  • Autor/in: Mattias Edvardsson
  • Übersetzer/in: Annika Krummacher
  • Verlag: Limes Verlag
  • Genre: Roman, Krimi
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • ISBN: 978-3-8090-2722-5
  • Form: TB,  448 Seiten
  • Preis: 16,00 €
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