Einteilung der Wissenschaften

Rein wissenschaftstheoretisch findet eine Gliederung der Wissenschaften auf oberster Ebene in praktische, theoretische und herstellende (auch poietisch – nicht zu verwechseln mit poetisch) Wissenschaften statt. Diese Gliederung ist in meinen Augen historisch bedingt, wird aber an vielen Universitäten z.B. in der Organisation der Fakultäten und Lehrstühle nachempfunden. Hier eine kurze Übersicht.

Die theoretischen Wissenschaften unterteilen sich in die Philosohie, die Mathematik und die Naturwissenschaften. Die Mathematik wird dann in die reine Mathematik (Geometrie, Algebra etc.) sowie die angewandte Mathematik (Astronomie, Informatik etc.) unterteilt. Unterhalb der Naturwissenschaften kommen dann so gut wie alle heutigen klassischen Wissenschaften wie die Chemie, Biologie, Physik, etc.Die Philosophie wird nochmals in die Theologie (Relligions- und Glaubenslehre) und die Ontologie (Seienslehre) untergliedert.

Die Medizin und die Ingenieurwissenschaften sind hingegen unter den herstellenden Wissenschaften eingeordnet. Komischerweise zusammen mit der Dichtung, der Redekunst (Rethorik) und dem Handwerk.

Die praktischen Wissenschaften umassen nur die Ethik / Moraltheorie und die Politik.

Einteilung der Wissenschaften
Einteilung der Wissenschaften

Je nach Definition gibt es aber auch eine Einteilung der Wissenschaften in die drei Oberklassen von Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und eventuell noch die Pseudowissenschaften. Eine weitere Untergliederung ist hier nicht standardisiert, jedoch recht einfach verständlich. Alle entscheidbaren Wissenschaften fallen hierbei unter die Naturwissenschaften (Mathematik, Biologie, Physik etc.), während alle diskutablen Wahrheitsbegriffe und deren Systematiken den Geistenswissenschaften unterzuordnen sind (Politk, Jura, Philosophie, etc.) wie auch die Meta-Wissenschaft selbst.

In meinen Augen ist die Einteilung nach den Basisvorgehen und der ein-eindeutige Wahrheitsanspruch der jeweiligen wissenschaftlichen Theorien wesentlich sinnvoller. Eine solche Einteilung und Zuordnung der Wissenschaften in solche Oberklassen wesentlich klarer und einfacher.

Basisvorgehen sind Mengen von Methodiken, die in den jeweiligen Oberklassen verwendet werden. Eine einzelne Methodik soll in diesem Kontext die Summe aller Methoden sein, die Ergebnisse von speziellen Wissenschaften sind – im Weiteren Metawissenschaften. Metawissenschaften sind in diesem Kontext Wissenschaften, die sich mit „Wissen-schaffendem“ Vorgehen und Prozessen beschäftigen. Die Logik ist eine solche Metawissenschaft. Die Moraltheorie und die Harmonienlehre ebenfalls. (Nur der Vollständigkeit halber soll hier erwähnt werden, das auch die Metawissenschaften in die Oberklassen eingeteilt werden können. Die Unterteilung in Meta- und Nicht-Metawissenschaften ist also orthogonal zur Einteilung in die Oberklassen.) Um die Ergebnisse dieser Metawissenschaften – sprich Methodiken – sprachlich im Folgenden zu Unterscheiden, sollen diese immer adjektivisch mit „Methodik“ beschrieben werden (Beispiel: Logik -> logische Methodik; Moraltheorie -> moraltheoretische Methodik, etc.). Ebenfalls der Vollständigkeit halber will ich hier den Unterschied zwischen der Methodik, beispielsweise der logischen Methodik und einer Methode als einer konkreten Vorgehensweise dieser Methodik (z.B. Wiederspruchsbeweis) erwähnen.

Der ein-eindeutige Wahrheitsanspruch einer Wissenschaft bezeichnet hier den Charakter der jeweiligen Wissenschaft der beschreibt inwiefern sie von sich in Ansruch nimmt, mittels ihrer Ergebnisse ein-eindeutige Wahrheiten über die Realität deduzieren zu können. Ein-Eindeutigkeit in diesem Zusammenhang soll bedeuten, dass einerseits die Wahrheit mit der Wissenschaft eindeutig beschrieben wird – sprich mittels der Theorien der Wissenschaft können eindeutige Aussagen über die Wirklichkeit getroffen werden -, andererseits dass der jeweilige Bereich der Wahrheit ausschließlich von den Theorien der Wissenschaft beschrieben wird – sprich es ist keine weitere Wissenschaft zur Erklärung des jeweiligen Bereichs der Wahrheit nötig.

Beispiel zum Wahrheitsanspruch: Die Mathematik (und insbesondere natürlich auch die mathematische Methodik) erhebt den Wahrheitsanspruch, da sie u.v.a beschreibt, wie sich Mengen von Äpfeln und Birnen verhalten. 1 Apfel und 1 Apfel gibt 2 Äpfel. 4 Birnen geteilt in zwei gleiche Mengen gibt 2 Birnen pro Menge etc. Die Ästhetik und noch mehr die Poetik  erheben diesen Anspruch nicht, da ihre Ergebnisse auch andere Schlüsse auf die Realität zulassen.

Beispiel zur Ein-Eindeutigkeit: Die Chemie erhebt den Ein-Eindeutigen Wahrheitsanspruch. Wenn man zwei chemisch bestimmte Lösungen unter chemisch bestimmten Umständen miteinander mischt, dann ist das Ergebnis sowohl mit der Chemie eindeutig bestimmbar, als auch ist gesichert, dass eindeutig nur die Chemie das Ergebnis liefern kann (es ist keine weitere Wissenschaft wie z.B. Alchemie oder Magie dafür nötig). Die Psychologie ist erfüllt zwar den Wahrheitsanspruch, aber nicht die Anforderung der Ein-Eindeutigkeit, da sie sich natürlich mit der Wahrheit beschäftigt und über diese eindeutige Aussagen trifft, sie aber keinesfalls ausschließlich das Ergebnis von Vorgängen der Welt beschreiben kann und will, da eine Reihe von weiteren Wissenschaften Ihre Ergebnisse beeinflussen (z.B. Medizin, Physik, etc.).

Zurückkommend auf die Oberklassen. Ich sehe hier insbesondere zwei Oberklassen an den Rändern der Definitionsspanne. Einerseits die Oberklasse, die man umgangssprachlich als Naturwissenschaften im weitesten Sinne bezeichnen kann (beispielhaft sind hier Mathematik, Chemie, Physik, Astronomie, etc.). Auf der anderen Seite die umgangssprachlichen Geisteswissenschaften (beispielhaft sind hier die Literaturwissenschaften, Politologie, Theaterwissenschaften, Poetik etc.)

Diese Einteilung ermöglicht insbesondere eine genaue Abgrenzung der retropertinenten Wissenschaften.

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