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Freizeit
21.11.2022

Von Sorge und Vertrauen

Bild: Lucas J. Fritz
Unser reisender Reporter Lucas J. Fritz bereist bis im kommenden Frühjahr die Kanarischen Inseln. Wie die Hippies dereinst, lebt er in der Anfangszeit seines Aufenthalts auf La Gomera in den Höhlen. Heute erzählt er von den Sorgen und dem Vertrauen eines solchen Lebens.

Jeshua lebte seit einer Woche auf La Gomera und hatte in dieser Zeit viele Male mit seiner Sorge gerungen. Manches Mal war er auf Besuch im nächsten Ort gewesen und hatte seine Dinge nur durch sein Vertrauen beschützt in seiner Höhle zurückgelassen. Verliess er seine Höhle, so war sein Vertrauen jeweils stark, dass bei seiner Rückkehr noch alle seine Dinge and Ort und Stelle sein würden. War er bereits einige Stunden fort, ganz egal wo er sich herumtrieb, der Zweifel bedrängte ihn ganz ohne Vorwarnung. «Warum lässt du deine Dinge ungeschützt zurück? Sie könnten dir doch gestohlen werden. Weshalb vertraust du dich und deine Sachen der Insel an? Jeshua, mein Freund», heuchelte der Zweifel, «willst du nicht lieber zweifeln als zu vertrauen? Das Leben ist so viel sicherer im sorgenvollen Zweifel als im unvernünftigen Vertrauen. Dir kann immer etwas geschehen. Sicher ist sicher.»

Weshalb bedrängst du mich?
Wie immer, wenn der Zweifel zu ihm sprach, hörte Jeshua mit gespitzten Ohren zu und fühlte in die Aufrichtigkeit der Worte des Zweifels hinein. «Lieber Zweifel, weshalb bedrängst du mich? Siehst du nicht, wie glücklich ich gerade in der Sorglosigkeit hier am Strand gelegen hatte? Du sagst, mir könne immer etwas geschehen. Das stimmt. Auch wenn ich zweifle, kann mir noch dieses oder jenes Unglück widerfahren. Wenn ich jedoch vertraue, lebe ich mein Leben und wachse über die Sorgen hinaus, die du, mein lieber Zweifel, mir aufbürden möchtest.» Jeshua liebte die Unterhaltungen mit dem Zweifel. Sie waren lehrreicher als Unterhaltungen mit den weisesten Menschenwesen. Erst staunte er über die Möglichkeit durch seinen eigenen Zweifel zulernen. Doch mit der Zeit, wurde ihm klar, dass der Zweifel aus ihm selbst stammte, anders als der weise Mensch. Es war seine eigene Erfahrung mit dem Zweifel und der Zuversicht, mit der Sorge und der Hoffnung sowie dem Vertrauen. «Mein lieber Zweifel, gerne gestehe ich dir, dass ich dich mag. Lass und weiter dieses Spiel treiben und Freunde werden. Ich will dich nicht zum Feind haben. Was meinst du dazu?», fragte Jeshua ihn. Der Zweifel erwiderte: «Du bist ein Krieger des Lichts. Dein Optimismus lässt mich und meinesgleichen um unser Dasein fürchten...» «So viele von Meinesgleichen», unterbrach Jeshua den Zweifel, «haben du und deinesgleichen bereits an den Rand der Verzweiflung gebracht. Ich verlange nicht von dir, dass du deine Worte mir nicht mehr einflüsterst, ich frage dich lediglich, ob wir nicht Freunde statt Feinde sein wollen? Denn weshalb jemanden zum Feind haben, wenn man Freund mit ihm sein kann?» Der Zweifel sagte nichts mehr. Jeshua war sich nicht sicher woran er war. So verstummte auch er und liess es für den Augenblick bleiben.

Im Vertrauen
Indem er vertraute, dass alles seine Richtigkeit haben würde und selbst rein blieb, stand er nackt in der vollen Grösse seines Wesens vor dem Schöpfer. Indem er rein blieb, was bedeutete die spirituellen Regeln zu achten, konnte sich die Quelle, welche in ihm sprudelte sich durch sein Tun manifestieren. Die spirituellen Regeln mochten die Zehn Gebote der Bibel, sie konnten aber auch genauso Anweisungen einer anderen Religion sein. Diese spirituellen Regeln konnte er ebenso in sich selbst finden ohne im Aussen und in einer Religion danach zu suchen. Jeshua vertraute sich dem Schöpfer und dem Lebensweg, der für ihn vorgesehen war an. Dadurch wurde er selbst zum Erschöpfer und Zerstörer von Welten. Tat er dies in der beständigen Zuversicht, nach seinem reinen Gewissen und den überzeugendsten Argumenten zu handeln, was konnte ihm da noch geschehen? Bestimmt könnte das Schicksal jederzeit zuschlagen, doch wäre das in diesem Fall der unverweigerliche Gang seines Geschicks.

Lucas J. Fritz