Das Klassenzimmer fliegt wieder

Gelungenes Remake mit vielen rührenden und spannenden Momenten

Tom Schilling als höchst verständnisvoller und empathischer Pädagoge
Tom Schilling als höchst verständnisvoller und empathischer Pädagoge © 2023 UFA Fiction/LEONINE Studios

Tom Schilling als höchst verständnisvoller und empathischer Pädagoge, Hannah Herzsprung mit exaltierter Brille, dazu viele tolle Kinderdarstellerinnen: Eine gelungene Neuadaption von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ startet am Freitag hierzulande im Kino.

Famoser Tom Schilling

Drei Verfilmungen des Kinder- und Jugendbuchklassikers von 1933 gab es schon: 1954 wirkte Erich Kästner selbst an der Adaption mit. Es folgten: die berühmte Variante von 1973 sowie die Auflage von 2003. 20 Jahre sind ins Land gegangen, die famose Vorlage hat nichts an Strahlkraft eingebüßt. Erstmals hat sich nun eine Regisseurin ihrer angenommen — die in Berlin lebende Schwedin Carolina Hellsgard kennt man etwa durch ihr Zombiewerk „Endzeit“. Es spielen: ein famoser Tom Schilling, ein starker Trystan Pütter, eine lustige Hannah Herzsprung. Dazu kongeniale Jungdarsteller wie Leni Deschner, die in die Hauptrolle der 13-jährigen Martina schlüpft.

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Martina lebt mit Mutter (Jördis Triebel) und kleinem Bruder in einer unwirtlichen Berliner Hochhaussiedlung. Die Chance auf ein Stipendium für das Südtiroler Johann-Sigismund-Gymnasium macht der versierten Skaterin Hoffnung auf ein Entkommen. Vor Ort aber, in den Bergen, muss sie erst reinfinden in all die skurrilen Regeln. Die Pennälerschaft der renommierten Schule ist nämlich streng unterteilt: Hier die Stadtkinder des Internats, dort die „Externen“ aus dem ländlichen Ort.

Und, ganz wichtig: Man mischt sich nicht, ist sich stattdessen spinnefeind. Das Internatszimmer teilt sich Martina mit der so liebenswürdigen wie coolen Jo (Lovena Börschmann Ziegler); und auch der gutmütige Matze (Morten Völlger) und der adlige Uli (Wanja Valentin Kube) gehören bald zu ihrer neuen Peergroup. Diese Gruppe gibt Martina ein wenig Halt in neuer Umgebung — mehr als fraglich ist indes, ob die ewigen Streitereien zwischen Dorf und Internat, über ein gemeinsames Theaterprojekt („Das fliegende Klassenzimmer“) beizulegen sind. Dazu kommt eine dramatische Situation, in der ausgerechnet der schmächtige Uli ist, der (wenn auch unfreiwillig) fliegen lernt.

Schilling ist fast zu lieb als Justus Bökh, Leiter des Internats; und doch treibt er einem in zwei, drei Szenen Tränen in die Augen: So rührend nimmt er sich des Neulings Martina an, bietet ihr sogar Nachhilfe an.

Uthoff (so rätselhaft wie lässig: Trystan Pütter), genannt „Nichtraucher“, wohnt zurückgezogen in einem alten Eisenbahnwagen, erweist sich im Laufe des Films als weitere Stütze der Kids. Wie überhaupt die Erwachsenen hier weniger als gestrenge Gegenspieler der Kinder auftreten; Kästners Menschenfreundlichkeit sei Dank. Etwas aus der Reihe fällt eine skurril-bunte Hannah Herzsprung als Schillings überforderte, teils derangierte Kollegin, der etwas arg Klamaukhaftes anlastet. Übrigens war ihr Vater Bernd Herzsprung in der 73er-Film-Version der Geschichte mit dabei.

Der neue Film regt auch zum Nachdenken an über Themen wie Freundschaft, das Erwachsenwerden, den Unterschied zwischen Mut und Klugheit, und bringt die Erkenntnis, dass es zuweilen beider bedarf: „Erst wenn die Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein Fortschritt der Menschheit“. Weitere prägnante Kästner-Zitate sind es, die man neben vielen rührenden und einigen spannenden Momenten aus der gelungenen Neuinterpretation eines Klassikers nach Hause trägt. Am wichtigsten vielleicht: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch“.

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