Traubing
3.12.2018
Von vorOrt.news

„Ein Tiefschlag nach dem anderen“

Viel Enttäuschung bei Dorferneuerung Traubing - Parstorfer will sich trotz Niederlage weiter engagieren

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Thomas Parstorfer will sich jetzt vom Gemeinderat aus für Traubing einsetzen © L.G.

Thomas Parstorfer ist schwer enttäuscht. Das gilt gar nicht so sehr für seine Wahlniederlage bei der Teilnehmergemeinschaft Traubing. Faustdicke Überraschung in Traubing Zu denken gibt ihm besonders die problematische Entwicklung bei der Dorferneuerung in seinem Heimatort. „Ich mache das Dinge jetzt zehn Jahre“, sagt er, „aber es ist mir leider nicht geglückt.“ Dass er bei der Teilnehmergemeinschaft nicht wieder in den Vorstand gewählt worden ist, hat er deshalb schon zuvor erwartet, wie er sagt: „Ich war nicht vom Blitz getroffen.“ Irgendwie habe er „keinen Dampf mehr“ für dieses Thema gehabt: „Mir ist eine Last von den Schultern gefallen.“

Johannes Mühlbauer, der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, äußert sich „sehr betrübt“ über das für Parstorfer so negative Wahlergebnis. Parstorfer habe das Programm „angeschubst“ und sich „mit viel Herzblut“ intensiv um zahlreiche Aspekte gekümmert - nicht nur den Straßenbau, sondern auch Flächen für die Ansiedlung neuer Betriebe, erschwingliche Wohnpotenziale und viele andere Dinge.

„Bei der Wahl hat sich wohl auch der Frust ausgewirkt“, meint Mühlbauer, der als Projektleiter beim Amt für ländliche Entwicklung in München für die Traubinger Dorferneuerung zuständig ist. Warum es denn mit ihr so gar nicht vorangeht? „Es kommt laufend etwas Unvorhergesehenes“, sagt Mühlbauer, „da kriegst du einen Tiefschlag nach dem anderen.“

Ich bin mit meinem Latein am Ende. Thomas Parstorfer

Tiefschläge - von wem? Mit viel Verständnislosigkeit sprechen die Beteiligten immer wieder über die Behörden. Bei ihnen sehen sie die Hauptgründe für die Verzögerungen. Zuletzt gab es solche nach Mühlbauers Worten zum Beispiel bei den notwendigen Bodenproben für die geplante Sanierung der Brücke beim Kriegerdenkmal - und zwar von der Denkmalschutzbehörde. Zurzeit hinterfragt das Wasserwirtschaftsamt zudem kritisch die Oberflächenwasser-Entwässerung: „Erst hieß es, das Wasser kann in den Bach laufen, dann wurden Ölabscheider verlangt.“ Auch der Neubau der eingestürzten Friedhofsmauer ist zu berücksichtigen. Er gilt als eilig und soll auf alle Fälle im nächsten Jahr realisiert werden. Aber mit der Dorferneuerung selbst hat er gar nichts zu tun.

Ob Mühlbauer auch selbst gefrustet ist? „Dazu sage ich lieber nichts“, sagt er. Das lässt tief blicken. Parstorfer kommentiert deutlich: „Ich bin mit meinem Latein am Ende.“ Er kann es einfach nicht fassen: „Ein Programm, das vom Staat kommt, aber von den zuständigen staatlichen Stellen nicht weiter betrieben wird...“

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Oberbayerische Idylle pur - so wirkt Traubing. Aber im Dorf wäre viel zu tun. © L.G.

"Große Angst, dass Traubing ein Schlafort wird"

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Die erhofften Schwerpunkte an der Weilheimer Straße - aber manch einer glaubt nicht mehr daran

Wegen der vielen Probleme waren die Schwerpunkte für die Dorferneuerung ohnehin schon verändert worden. Statt Verbesserungen an der Starnberger Straße sollen nun Maßnahmen an der Weilheimer Straße im Vordergrund stehen, so die Brückensanierung, die Gestaltung eines Dorfplatzes beim Kriegderdenkmal, ein weiterer Steg und andere Maßnahmen.

Aber Parstorfer hat den Bogen über die Jahre noch viel weiter gespannt. Ernüchtert zählt er einige der vielen Themen auf, die er mit Hilfe der Dorneuerung voranbringen wollte: Wie kann man die Infrastruktur und die Verkehrssicherheit verbessern, wie kann man die Jugend am Ort halten, wie kann man Angebote für Senioren schaffen, wie kann man Investitionen fürs Gewerbe anregen, wie kann man erreichen, dass es in Traubing auch künftig noch einen Lebensmittelladen gibt, wie kann man generell die Bedingungen fürs Geschäftsleben optimieren?

„Wir haben große Angst, dass Traubing ein Schlafort wird“, sagt Parstorfer. Und dann spricht er aus, was mittlerweile nach seinen Beobachtungen viele in Traubing glauben: „Die Dorferneuerung ist tot, die kommt ja sowieso nicht.“

Die Fördermittel von staatlicher Seite wären sofort verfügbar. Johannes Mühlbauer

Tot? So weit will Mühlbauer nicht gehen. Es wirkt so, als versuche er trotz aller Rückschläge weiter fest an die Realisierbarkeit all der Pläne zu glauben. „Ich denke, wir sind auf der Zielgeraden“, sagt er sogar: „Ich habe immer wieder Hoffnung, dass es losgehen kann.“

Aber wann? Im Jahr 2019 jedenfalls noch nicht, da macht er sich nichts vor. Denn noch nicht alles nicht soweit. Erst müssen zum Beispiel die Untersuchungsergebnisse vorliegen, die Genehmigungsverfahren durchlaufen werden und mehr.

Finanziell aber sieht Mühlbauer die Lage durchaus positiv. "Die Fördermittel von staatlicher Seite wären sofort verfügbar", versichert er. Auch beim Anteil der Gemeinde Tutzing sieht es nach seiner Kenntnis besser als früher aus. Lange Zeit habe sie nicht die Möglichkeit gehabt, „mal eben 500 000 Euro in den Ort zu pumpen“, sagt er. Ob das die Größenordnung der Finanzbeteiligung ist, die Tutzing voraussichtlich leisten muss, oder nur eine „Hausnummer“? Letzteres, schränkt Mühlbauer gleich ein. Aber solche Werte können bestimmt schnell erreicht werden.

Parstorfer: Wenn ich etwas bewegen kann, stehe ich zu 100 Prozent dahinter

Parstorfer will sich aber nach seiner Wahlniederlage keineswegs beleidigt zurückziehen. Ein klein wenig schimmert schon wieder der Kämpfer durch. Als Gemeinderat will er sich weiter nach Kräften für Traubing und die immer noch erhoffte Dorferneuerung einsetzen. „Wenn ich etwas bewegen kann, stehe ich zu 100 Prozent dahinter“, verspricht er, „ob ich im Vorstand bin oder nicht.“

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1418
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