Zusammenfassung
Das Schwarzwild ist die Urform des Hausschweins und wurde vor etwa 10.000 Jahren domestiziert. In den letzten Jahren haben sich die Populationen des Schwarzwildes aufgrund seiner großen Anpassungsfähigkeit und hohen Vermehrungsraten deutlich vervielfacht. Nicht zuletzt liegt das an der Zunahme des Maisanbaus. So ist das Schwarzwild zur echten Herausforderung für Landwirte und Jäger gleichermaßen geworden. Auch durch die regelmäßig wiederkehrende Gefahr der Schweinepest ist die Jagd auf Schwarzwild ein sehr aktuelles Thema.
Allgemeines
Begriffe
Schwarzwild | Wildschwein |
---|---|
Keiler | Männliches Schwarzwild |
Bache | Weibliches Schwarzwild |
Frischling | Schwarzwild im 1. Lebensjahr (bis zum 31.03. des Folgejahres) |
Überläufer | Schwarzwild im 2. Lebensjahr (ab dem 01.04. des Folgejahres) |
Zoologische Zuordnung
Ordnung | Paarhufer |
---|---|
Unterordnung | Schweineartige |
Familie | Schweine |
Körpermaße
- Sehr unterschiedlich je nach Altersklasse, Geschlecht und Standort
- Höhe (Widerrist): ♂ bis 1 m
- Gewicht (aufgebrochen)
- Keiler: 70 – 100 kg
- Bache: 50 – 80 kg
- Überläufer: ca. 30 – 50 kg
MerkeGröße und Gewicht sind abhängig vom Biotop sehr unterschiedlich und dienen nur der Orientierung.
Aussehen
Haarkleid
- Oberflächliche, lange und borstige Deckhaare
- Tiefer liegende, kurze und feine Wollhaare
- Sommerschwarte: Kurzhaarig, grau
- Winterschwarte: Langhaarig, grau
/schwarz - Frischlinge mit charakteristischer Streifenzeichnung
- Verblasst mit 4 bis 6 Monaten
- Überläufer: Bräunlich (April
/Mai)
Körperteile
- Weidsack: Magen von Schwarzwild
- Weißes: Fett von Schwarzwild
- Rauschknospe: Äußeres Geschlechtsteil der Bache
- Siehe auch: Körperteile des Rehwildes
Gebiss
Allesfressergebiss
- Schneidezähne: scharf und mittelgroß
- Eckzähne
- Groß und kräftig
- Offene Wurzel → Wachstum bis ins Alter
- Waffen und Werkzeug beim Aufbrechen
- Prämolare: scharfkantig (wie Fleischfresser)
- Molare: stumpf (wie Pflanzenfresser)
Dauergebiss (Zahnformel)
Eckzähne
- Keiler: Gewaff oder Waffen
- Oberkiefer: Haderer
- Unterkiefer: Gewehre oder Hauer
- Nur 1
/3 der gesamten Gewehre ist sichtbar - 2
/3 ist im Unterkiefer verborgen - Bache: Haken
Zahnwechsel
Die Angaben zum Zahnwechsel sind immer ungefähr und je nach Lehrbuch etwas unterschiedlich.
Schneide- und Eckzähne
Alter | Merkmale | Abbildung |
---|---|---|
6 Monate |
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10 Monate |
| |
14 Monate |
| |
18 Monate |
| |
24 Monate |
|
Hintere Backenzähne (Molare)
Alter | Merkmal |
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6 Monate | Schieben des M1 |
14 Monate | Schieben des M2 |
24 Monate (Sau) | Schieben des M3 |
36 Monate | M3 vollständig herausgewachsen |
Merke6 – 14 – 24 (Schieben der Molare M1-M3)
MerkeIn den ersten 24 Lebensmonaten lässt sich aufgrund des Zahnwechsels das Alter sehr genau feststellen.
Altersschätzung
- Gewaff (Keiler)
- Haken (Bache)
- Backenzahnabschliff
Keiler
- Alterseinschätzung nach Brandt
- Durchmesser 1 cm oberhalb des Wurzelendes (WE)
- Durchmesser am Schleifenende (SE)
MerkeWissenschaftlich betrachtet ist diese Möglichkeit der Alterseinschätzung sehr ungenau.
Ernährung
Allgemeines
- Ernährungstyp: Allesfresser
- Brechen: Das Umwühlen des Bodens zur Nahrungssuche
Nahrung
- Baumfrüchte: Eicheln, Kastanien, Bucheckern
- Feldfrüchte, Fallobst
- Wirbellose Tiere: Würmer, Engerlinge
- Aas: Jungwild, Luder, Mäuse
- Gelege
Wildschäden
- Feldschäden
- Vor allem Mais nach der Saat und in der Milchreife
- Fressschäden (Mais, Hafer, Weizen, Kartoffeln)
- Wühlschäden durch Brechen (Wiesen) → Suche nach tierischem Eiweiß und Wurzeln
- Erbsen
Losung
- Klümpchen
- Oft unförmige Würste
Lebensraum und Lebensweise
Vorkommen
- Biotoptyp:
- Sumpflandschaften
- Laubmischwälder (hoher Eichen- und Buchenanteil für die Mast)
- Felder (Getreide)
- Flachland und Mittelgebirge
- Zunehmend auch Umgebung von Städten
- Deutschland: Flächendeckend
- Europa: Überall (früher nicht in Skandinavien und Großbritannien)
- Verbreitungskarte
Verhalten
Sozialverhalten
- Leben in Rotten aus Bachen, Überläufern und Frischlingen
- Rotte: Eine Ansammlung von Schwarzwild
- Leitbache: Weibliches Stück Schwarzwild, das eine Rotte anführt.
- Junggesellenrotte: Überläuferkeiler
- Trennung von der Mutterrotte mit etwa 18 Monaten
- Ältere Keiler sind Einzelgänger
- Wehrhaft mit Gewehren (Keiler) und durch Beißen (Bachen)
Fortpflanzung
Paarungszeit: Rauschzeit
- Rauschzeit: Fortpflanzungszeit von Schwarzwild
- Berauschen
/Beschlagen: Begatten bei Schwarzwild - Zeitraum: November bis Februar (mit vielen Ausnahmen)
- Beginn wird von Paarungsbereitschaft der Bache bestimmt
- Keiler kommt zur Begattung zur Rotte hinzu
- Brunftkämpfe: Zum Teil heftige Auseinandersetzungen
- Besonderheit: Kreuzung von Hausschwein und Wildschwein sind möglich
Exkurs: Rauschsynchronisation
Nach aktuellem Stand der Forschung lässt sich die Rauschsynchronisation nicht belegen. Als r-Strategen würde es für das Schwarzwild auch keinen Sinn ergeben. Wahrscheinlich ist vor allem eine gute körperliche Verfassung bei guter Äsungssituation entscheidend für die frühe Geschlechtsreife von Schwarzwild.
Die Theorie der Rauschsynchronisation besagt:
- Leitbache gibt vor, wann alle Sauen einer Rotte rauschig werden
- Bei Verlust der Leitbache (Abschuss, Verkehrsunfall) kommt es zum Rauschchaos
- Ganzjährige Fortpflanzungsfähigkeit der Bachen
Jungtierentwicklung
- Tragzeit: 3 Monate, 3 Wochen, 3 Tage (ca. 4 Monate)
- Frischzeit: Februar bis Mai (teils später)
- Hierzu setzt sich die Bache von der Rotte ab
- Frischen in Anhäufungen von Gras, Kraut und Zweigen (Wurfkessel)
- Frischen: Gebären von Jungen bei Schwarzwild
- 3 bis 10 Frischlinge pro Bache
- Säugezeit: 3 bis 4 Monate
- Geschlechtsreife ab 8 bis 10 Monate (teils bereits Frischlinge beteiligt)
- Abhängig von Ernährung und Bestand
- Natürliche Altersgrenze ca. 10 Jahre
Merkspruch333 gabs bei Issos Keilerei → Tragzeit beim Schwarzwild: 3 Monate, 3 Wochen, 3 Tage
Das Schwarzwild und die 4
- 4 Monate Tragzeit
- 4 Monate Säugezeit
- Nach 4 Monaten verblassen die Frischlingsstreifen.
- Zahnwechsel alle 4 Monate
- 44 Zähne im Dauergebiss
Zuwachs
Praxistipps
Ansprechen
Tipps und Tricks
- Führende Bache (im Frühjahr)
- Verzögerter Haarwechsel
- Sichtbare Striche (Zitzen) und Gesäuge
- Keiler
- Pinsel
- Überläufer
- Zeitpunkt des Verfärbens: Jung verfärbt früher als Alt
- Körperbau: Schwächer als Bachen und Keiler
- Zähne: siehe Zahnwechsel des Schwarzwildes
- Frischlinge (im Winter)
- Braunes Winterhaar
- Kurzer Pürzel ohne Quaste
Übersicht
Pirsch
Sinnesorgane
- Sehen: Äugt schlecht
- Geruch: Windet gut
- Gehör: Vernimmt gut
- Das Anpirschen sollte dementsprechend mit gutem Wind und lautlos erfolgen.
Lautäußerungen
- Grunzen und Schmatzen, wenn sie vertraut sind
- Blasen bei Erregung oder Misstrauen und zur Warnung
- Quieken von Frischlingen
- Kreischen oder Klagen bei Schmerzen
- Schnaufen beim Brechen
Tritt und Fährte
Waidmannssprache
Allgemeines
Lager | Liegeplatz eines einzelnen Stücks Schwarzwild |
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Sich schieben | Schwarzwild, das sich in den Einstand begibt |
Abschlagen | Wenn Schwarzwild abwehrt |
Annehmen | Wenn Schwarzwild angreift |
Wetzen | Wenn Keiler das Gewaff aufeinander schlagen |
Hosenflicker | Jüngerer, angriffslustiger Keiler (im Scherz) |
Basse | Alter, starker Keiler |
Altersklassen beim Schwarzwild
Wichtig sind vor allem der Frischling und der Überläufer. Die übrigen Bezeichnungen sind sehr beschreibend und nicht ganz eindeutig. Die Tabelle soll trotzdem bei der groben Orientierung helfen.
Bezeichnung | Lebensjahr | Alter |
---|---|---|
Frischling | 1. | 0-jährig |
Überläufer | 2. | 1-jährig |
Geringes Schwein | 3.-4. | 2 |
Angehendes Schwein | 4.-5. | 3 |
Hauendes Schwein | 6.-7. | 5 |
Hauptschwein oder grobes Schwein | Ab 8. | Ab 7-jährig |