Ein scheuer Rufer aus dem Wald – „Der Kuckuck“

Ein scheuer Rufer aus dem Wald – „Der Kuckuck“

Habt ihr ihn in diesem Jahr gehört?

Spätestens seit Anfang Mai ist auch der Kuckuck wieder in unseren Wäldern zurück und vielleicht habt auch ihr ihn schon seinen Namen rufen hören.

„Kuckuck, Kuckuck – ruft’s aus dem Wald!“ – dieses Kinderlied kennen fast alle. Aber wer hat eigentlich schon mal einen Kuckuck gesehen?

Foto: Chris Romeiks/vogelart.info, CC BY-NC-SA 3.0  

Der Kuckuck ist etwa so groß wie eine Taube. Das Gefieder ist grau, die Brust des Männchen grauweiss „gesperbert“ (quergestreift). Die des Weibchens eher rostrot.

Er ist ein sehr scheuer Vogel und meidet die Nähe des Menschen. Wenn, dann ist er meist im Flug zu sehen und so auch nur schwer, zu erkennen.

Das Männchen ruft von weit oben aus den Bäumen, man kann es weithin hören und der Ruf ist einfach unverwechselbar: der Kuckuck ruft seinen Namen!

Gern auch mit Haaren

Der Kuckuck ist ein Insektenfresser.

Mit seinem schmalen und spitzen Schnäbelchen ist kein Kern und keine Nuss zu knacken.

Dafür ist es das ideale Werkzeug zum Verzehr von Käfern und Raupen. Und er verschmäht auch die haarigen Raupen des Eichen-prozessionsspinners nicht!

Ab Mitte April bis Anfang Mai kommt der Kuckuck aus seinen Überwinterungsgebieten im Süden Afrikas wieder nach Deutschland.

Mit Zwischenstopps in Westafrika und Italien legt er die über 6000 km meist im Nachtflug zurück.

Foto: Oldřich Mikulica aus „Der Kuckuk – Gauner der Superlative“ (Kosmos-Verlag)

Überraschungseier

Bei uns ist der Kuckuck eigentlich nur zum Eierlegen

Und die legt er prinzipiell in fremde Nester. Die Zieheltern seiner Kinder – die meist viel kleiner sind als er selbst – wählt der Kuckuck umsichtig aus. Das Kuckucksweibchen wählt stets dieselbe Vogelart als „Zieheltern“, bei der es selbst aufgewachsen ist.

Vorsichtshalber entfernt es ein Ei des Geleges, bevor es seines dazu legt. Dieses Ei sieht denen der Leihmutter zum Verwechseln ähnlich, ist vielleicht etwas größer.

Das frisch geschlüpfte, nackte und blinde Kuckuckskind ist nicht gerade zimperlich. Teilen kommt nicht infrage! Es muss schließlich so schnell wie möglich groß und kräftig werden, um die lange Reise nach Süden antreten zu können! Deshalb schubst es die anderen Eier oder später seine kleineren Stiefgeschwister aus dem Nest.

Foto: Oldřich Mikulica aus „Der Kuckuk – Gauner der Superlative“ (Kosmos-Verlag)

Keine ruhige Minute…

Als Einzelkind kommt ihm die ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge der Vogeleltern, hier ein Teichrohrsänger, zu.

Die haben aber auch alle Schnäbel voll zu tun, um den ständig bettelnden kleinen Vielfraß satt zu kriegen!

Ab Anfang August sind die jungen Kuckucke dann so weit gediehen, dass auch sie den weiten Weg nach Süden antreten können – wie ihre unbekannten leiblichen Eltern und Geschwister, die von anderen Vogeleltern aufgepäppelt wurden.

Übrigens: Es gibt auch Kuckuckshummeln, die ihre Eier in fremde Hummelbauten legen und ihren Nachwuchs von den unwissenden Adoptivmüttern und deren Arbeiterinnen großziehen lassen.

Kuckuck und Mensch…

Der Kuckuck hat die Menschen seit jeher fasziniert. Er gilt als Frühlingsbote und soll Glück bringen.

Zu den Rufen des Kuckuckmännchens im Frühjahr gibt es gute Ratschläge. So heisst es: „Lieber Kuckuck, sag mir doch, wieviel Jahre leb ich noch?“ – wer dann einen Kuckuck erwischt, der gar nicht mehr aufhören mag, zu rufen, darf sich über ein langes Leben freuen. Vielleicht wurde auch deshalb die Kuckucksuhr erfunden?

Unbedingt sollte man ein wenig Kleingeld in den Taschen haben, wenn man im Jahr das erste Mal den Kuckuck hört und beim Ruf des Kuckucks damit klimpern – es soll das Jahr über nicht weniger werden.

Der Kuckuck wird in bekannten Volks- und Kinderliedern wie „Der Kuckuck und der Esel“ oder „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ besungen. Seine eigenwillige Art der Jungenaufzucht spiegelt sich in Redewendungen wie „Kuckuckskinder“ oder „gefrässig wie ein Kuckuck“ wieder.

Leider klebt auch der Gerichtsvollzieher den „Kuckuck“ auf bewegliche Güter, wenn deren Eigentümer seine Schulden nicht mehr bezahlen kann…

Den Klimawandel im Nacken

Aber der Kuckuck hat ein Problem! – Seit 1980 gehen die Bestände des Kuckucks deutlich zurück, mittlerweile steht er auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Woran liegts? Ein Grund mag die Intensivierung der Landwirtschaft sein. Insektizide dezimieren Insekten und insektenfressende Vögel.

Und die Vegetationszeit beginnt heute zwei Wochen früher als noch vor 50 Jahren. Die beliebtesten Leiheltern des Kuckucks – wie Teichrohrsänger – kommen ebenfalls früher aus ihren Winterquartieren zurück und beginnen schon mal zu brüten. Wenn der Kuckuck, dessen innerer Kompass sich nicht verändert hat, Mitte April bei uns eintrifft, muss wer feststellen: alle Vöglein sind schon da, haben ihr Nest fertig und oft bereits Küken. Dann hat er aber kaum noch Chancen, den Zieheltern in spe ein fremdes Ei unterzujubeln. Denn auch der dümmsten Vogelmama fällt es auf, wenn unter ihren schon geschlüpften Jungen plötzlich ein Kuckucksei liegt.


Hier könnt ihr noch viel mehr über diesen spannenden Vogel erfahren

Der Kuckuck zum Nachhören
(Link zu Deutsche Vogelstimmen.de)

Fakten zum Kuckuck im Steckbrief
(Link zur Seite des NABU)

Kuckuck und Klimawandel 1
(Link zu Waldwissen.net)

Kuckuck und Klimawandel 2
(Link zu BR Wissen)

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