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Unsäglich

Eine zeitlang hatte ich den Eindruck gewonnen, der Kölner Stadtanzeiger würde seine stark autofreundliche Berichterstattung zumindest etwas verkehrswenden. Das, was am Donnerstag angesichts der „Veröffentlichung“ (siehe Ende dieses Artikels) der Unfallstatistiken für 2020 so geschreibselt wurde, vor allem im Rhein-Erft-Lokalteil, sollte mich eines Besseren belehren. So sieht Udo Beißel Pedelecs als „Problem“. Und versteigt sich…

Eine zeitlang hatte ich den Eindruck gewonnen, der Kölner Stadtanzeiger würde seine stark autofreundliche Berichterstattung zumindest etwas verkehrswenden. Das, was am Donnerstag angesichts der „Veröffentlichung“ (siehe Ende dieses Artikels) der Unfallstatistiken für 2020 so geschreibselt wurde, vor allem im Rhein-Erft-Lokalteil, sollte mich eines Besseren belehren.

So sieht Udo Beißel Pedelecs als „Problem“.

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Und versteigt sich natürlich, wie könnte es anders rein, prompt zur Forderung nach einer allgemeinen Helmpflicht.

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Unsäglich.

Klar, dass ich als ADFC Vorsitzender des Rhein-Erft-Kreises dazu nicht schweigen konnte:


Leserbrief zum Kommentar von Udo Beißel: „Helmpflicht für alle einführen“ im Kölner Stadtanzeiger, Lokalteil Rhein-Erft, vom 11.03.2021

Reine Spekulation

Offensichtlich hat die Veröffentlichung der Unfallzahlen der Polizei für 2020 das übliche deutsche Vorschrift-Mach-Knöpfchen bei Herrn Beißel  in Form der „Helmpflicht für alle“ gedrückt. Immerhin hat er offensichtlich den „ranghöchsten Polizeibeamten im Rhein-Erft-Kreis“ genau danach gefragt und auch seinen Kommentar so überschrieben. 

Dabei geben die Daten überhaupt keine Grundlage für eine allgemeine Helmpflicht her: weder wird in der Statistik erfasst, ob es relativ zu allen Fahrrad-Fahrten im Rhein-Erft-Kreis 2020 weniger oder mehr Unfälle von Fahrradfahrenden gab, noch wird in den Daten ausgewiesen, bei wie vielen Unfällen ein Helm getragen oder nicht getragen wurde und ob und wie das Tragen oder Nicht-Tragen eines Helms die Schwere der Verletzungen beeinflusst hat.

Deswegen ist die Forderung nach einer allgemeinen Helmpflicht in dem Kommentar genauso spekulativ wie die Aussage des „ranghöchsten Polizeibeamten im Rhein-Erft-Kreis“, dass die Pedelec-Fahrenden sich angeblich ein Rad für mehrere tausend Euro leisten aber keinen Helm für 50 €.

Den fehlenden Daten möchte ich ein paar Beobachtungen entgegenhalten, die ich auf vielen Fahrten durch den Rhein-Erft-Kreis und anderswo gemacht habe:

Die meisten Radfahrenden tragen in risikobehafteten Situationen, z.B. bei schnellen Fahrten mit dem Rennrad oder bei Fahrten durch unwegsames Gelände, einen Helm. Ebenso tragen die meisten Pedelecfahrer*innen, vor allem gerade auch Seniorinnen und Senioren, einen Helm. Auch ganz ohne Vorschriften, aus Eigenverantwortung und aus einer persönlichen Risikoeinschätzung heraus.

Das ist auch gut so, denn entgegen der Berichterstattung des Kölner Stadtanzeigers leider auch in anderen Artikeln der gleichen Ausgabe, ist Radfahren überhaupt nicht (lebens-) gefährlich, sondern DIE entspannte, fröhliche, gesunde und klimafreundliche Art der Fortbewegung. Der Radfahr-Boom in 2020 ist der schönste Beweis dafür und die beste individuelle Reaktion auf die Corona-Pandemie. Radfahren tut den Radfahrenden, unserem Lebensgefühl, aber auch der Umwelt und indirekt auch den Nicht-Radfahrenden, gut. 

Als Interessenverband der Radfahrenden wird auch der ADFC weiter an der „Vision Zero“, das heißt der vollständigen Vermeidung von Unfällen mit Todesfolge oder schweren Verletzungen arbeiten und entsprechende Maßnahmen fordern und fördern. Die Helmpflicht gehört aber sicher nicht dazu, denn sie ist nicht geeignet.
Mit freundlichen Grüßen Axel Fell Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Rhein-Erft e.V.  ADFC Rhein-Erft 1. Vorsitzender Hauptstraße 32 50169 Kerpen 015115322886 axel.fell@adfc-rhein-erft.de


Wie kam ich auf die Formulierung „lebensgefährlich“? Weil in der gleichen Ausgabe des Stadtanzeigers die Autorin Sophie Passmann in einem Interview absondern durfte, Radfahren sei in Köln lebensgefährlich, da könne man sich ja gleich vom Kölner Dom stürzen. Dabei ist die Dame wohl nie auch nur einen Meter in Köln Rad gefahren, weil sie nach eigenem Bekunden in Köln gar kein Fahrrad hatte. Bläh!

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Also, volle Breitseite gegen das Radfahren im Stadtanzeiger von Donnerstag, 11.03.2021. Vielen Dank. Für nichts.

Ebenso unsäglich aber auch, dass die Polizeibehörde im Rhein-Erft-Kreis die Unfallzahlen offensichtlich nur einem Teil der Öffentlichkeit, nämlich wohl der Presse, preis gab. Im Internet jedenfalls ist bis jetzt nichts zu finden, im Gegensatz zum Beispiel zur Region Köln, der Stadt Köln, Leverkusen oder auch Düren. Das Telefon des zuständigen Beamten bimmelte bei meinen Anrufen ungehört, vielleicht auch nur unbeachtet. Also muss ich wohl mal per Mail nachfragen.

Donnerstag, 11.03.2021, ein rabenschwarzer Tag für das Radfahren im Rhein-Erft-Kreis.

Antworten auf „Unsäglich”.

  1. Links Links Links – Warum ich Rad fahre

    […] der Unfallzahlen und der Berichterstattung in der Presse dazu. Hierzu gab es ja schon einmal einen Blogbeitrag hier, der auch meinen Leserbrief an den Kölner Stadtanzeiger […]

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  2. alex

    Entgegen halten könnte man, daß selbst wenn alle einen Helm tragen, die Verkehrsmoral der Kraftfahrer nicht automatisch steigt. *lach*

    Ich finde solche Rückschlüsse immer sehr befremdlich. Klingt so nach, wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es an der Badehose.

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  3. alex

    Schade, ich kann die Artikel nicht lesen. 😦

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