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Heizverhalten: Energie-Experten verraten, wie wir den Gasverbrauch senken können

Von mb/dpa

09 März, 2022

Burda

PRODUKTION - 25.02.2022, Berlin: Der Schriftzug «Gas» steht auf einer Straßenkappe. Strom- und Gaspreise sind auch für Verbraucher in den vergangenen Monaten teilweise drastisch erhöht worden. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Strom- und Gaspreise sind auch für Verbraucher in den vergangenen Monaten teilweise drastisch erhöht worden.
(Fernando Gutierrez-Juarez/dpa)
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Die Denkfabrik Agora Energiewende sieht kurzfristig umsetzbare Maßnahmen auch vonseiten der Verbraucher, um angesichts der Abhängigkeit von russischen Importen den Gasverbrauch zu senken. Der Deutschland-Direktor der Organisation, Simon Müller, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir gehen davon aus, dass mit optimiertem Heizverhalten, das heißt einem Absenken der Raumtemperatur um 1 bis 2 Grad und optimierten Heizungseinstellungen, der Energiebedarf von Haushalten um mindestens 10 bis 15 Prozent reduziert werden kann."

Um die strukturelle Abhängigkeit von russischen Gasimporten für die Wärmeversorgung nachhaltig aufzulösen, müssten außerdem der Einbau von Wärmepumpen, die energetische Sanierung und der Anschluss an die Fernwärme massiv beschleunigt werden.

Europa könnte nächsten Winter ohne russisches Gas auskommen

Im Falle eines Embargos russischer Energielieferungen sei die Erdgasversorgung die größte Herausforderung. Russische Importe machten für Deutschland 55 Prozent und für Europa 40 Prozent aus. Bei einem vollständigen Stopp der russischen Erdgaslieferungen seien kurzfristig eine weitere Erhöhung der Flüssiggas-Importe und ein Auffüllen der Erdgasspeicher über den Sommer unerlässlich.

Unter bestimmten Bedingungen könnte Europa im nächsten Winter sogar ohne russisches Erdgas auskommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag vorgestellte Studie des Beratungsunternehmen Aurora Energy Research. Die Analysten nehmen für diesen Fall eine Lücke von 109 Milliarden Kubikmeter Erdgas an, was 38 Prozent aller geplanten Gaslieferungen in die EU entspräche. Diese Lücke müsste durch andere Lieferungen und Verbrauchskürzungen geschlossen werden, hieß es.

Kombination aus mehr Importen und heimischer Erdgasförderung

Alternative Lieferungen könnten gesteigert werden durch eine Kombination aus mehr Flüssiggas- und Pipeline-Importen und einer stärkeren heimischen Erdgasförderung, hieß es in einer Mitteilung. Eine wichtige Rolle spiele auch die Gasspeicherung. Hilfreich wäre es, wenn die Speicher zu Beginn des kommenden Winters zu 90 Prozent gefüllt sind. Auf der Grundlage aktueller Gaspreise rechnen die Analysten dafür mit Kosten in der Größenordnung von 60 bis 100 Milliarden Euro. Starke staatliche Eingriffe wären für die Einspeicherung erforderlich.

Je nach Speicherfüllständen müsste der Gasbedarf in verschiedenen Wirtschaftsbereichen mehr oder weniger reduziert werden. So könnte die geplante Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken mit einer Kapazität von insgesamt 25 Gigawatt verzögert werden, was rund 12 Milliarden Kubikmeter Gasverbrauch durch Gaskraftwerke ausgleichen würde. Der Kohlebedarf und in der Folge auch die CO2-Emissionen würden allerdings entsprechend steigen.

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Würden allerdings auch noch die russischen Kohlelieferungen gestoppt, würde dies eine "erhebliche Herausforderung" für die Kohlekraftwerksbetreiber bedeuten, so die Studie. Auch Haushalte könnten durch maßvolle Verhaltensänderungen den Gasverbrauch senken.

Schneller auf zukunftsorientierte Technologien setzen

Die Industrie, auf die etwa 37 Prozent des Erdgasverbrauchs entfalle, müsse noch schneller auf klimafreundliche, zukunftsorientierte Technologien setzen, um die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu reduzieren, erklärt Deutschland-Direktor von Agora Energiewende, Simon Müller.

Ein Beispiel sei die Elektrifizierung der Wärme- und Dampferzeugung über den Einbau von Wärmepumpen und Elektrodenkesseln. Diese Maßnahmen könnten schon im kommenden Winter eine erste Wirkung zeigen. Zusätzlich lasse sich in vielen Industrieanlagen über sogenannte redundante Energieversorgungssysteme die Produktion kurzfristig auf den Betrieb mit Kohle, Öl, Biomasse oder Ersatzbrennstoffe umstellen. „Im äußersten Notfall kann die Abschaltung weiterer Anlagen den Gasverbrauch kurzfristig erheblich reduzieren“, sagte Frank Peter, Direktor von Agora Industrie.

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