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Umwelt

Deiche in Deutschland: Der längste Verteidigungswall des Landes

Von stra/Elena Koene, dpa

23 Oktober, 2023

Burda

Sitzbank auf einem Deich an der Nordsee, Deutschland bench on a dyke at the North sea, Germany BLWS687066 *** Bench at a Dike to the North Sea, Germany Bench ON a Dyke AT The North sea, Germany BLWS687066 Copyright: xblickwinkel/S.xKoerberx
Sitzbank auf einem Deich an der Nordsee
(imago/xblickwinkel/S.xKoerberx)
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„Keen nich will dieken, de mutt wieken“ besagt ein plattdeutsches Sprichwort. Zu Hochdeutsch lautet die uralte Regel für Bewohner in Küstennähe „Wer nicht will eindeichen, der muss weichen“. Seit Jahrhunderten schützen sich die Menschen an Küsten und Flüssen vor Überschwemmungen mit Deichen – an der deutschen Nordseeküste und teilweise an der Ostsee sind die Hügel aus dem Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken.

Schub für den Deichbau nach Jahrhundertsturmflut 1953

„Kulturell gesehen sind Deiche historische Bauwerke, die die Menschen schon seit Jahrhunderten zum Küstenschutz und entlang von Flüssen gebaut haben“, sagt Oliver Lojek, der an der TU Braunschweig am Leichtweiß-Institut für Wasserbau in der Abteilung Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau forscht und lehrt. „Einen großen Schub hat der Deichbau dann nochmal nach der Jahrhundertsturmflut von 1953 bekommen.“

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Von dieser Nordseeflut, bei der knapp 2400 Menschen starben, waren vor allem die Küstenregionen Hollands, Großbritannien und Belgien betroffen. „Als direkte Antwort auf die Flut wurde in allen Anrainerstaaten der Nordsee der Küstenschutz mit Hochdruck forciert und ein ganzheitliches Schutzkonzept entwickelt. Unter anderem wurden Sturmflutwehre gebaut und viele Deiche erhöht“, sagt Lojek. Obwohl in Deutschland vergleichsweise geringe Schäden entstanden sind, wurde auch hierzulande der Küstenschutz verstärkt.

Küstenschutz ist Staatsaufgabe

Aufgebaut sind die meisten Deiche nach demselben Prinzip: Sie bestehen aus einem Sandkern, der von einer wasserdichten Kleischicht abgedeckt wird. Die meisten Deiche sind bepflanzt, zwischen fünf und sieben Metern hoch. Auf manchen Deichkronen verlaufen Wanderwege oder teils sogar mehrspurige Straßen. „Die Deiche sind seeseitig deutlich flacher als vom Festland her, damit die Energie der Wellen auslaufen kann“, sagt der Wissenschaftler.

Waren über viele Jahrhunderte die Landbesitzer selbst für die Deiche und deren Erhalten zuständig, so ist der Küstenschutz mittlerweile Staatsaufgabe. „In Deutschland kümmern sich vor allem der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein um den Neubau und Erhalt von Deichen“, sagt Lojek. Dazu kommen weitere Deichverbände, die sich als Körperschaften öffentlichen Rechts um den Erhalt der bestehenden Deiche kümmern.

Schleswig-Holsteins Deiche könnten 4000 Fußballfelder füllen

In Schleswig-Holstein sichern etwa laut Landesbetrieb Deiche mit einer Länge von 528 Kilometern vor Hochwasser. 432 davon sind demnach Landesschutzdeiche. An der Westküste liege dahinter noch eine zweite Deichlinie mit einer Länge von 548 Kilometern. „Schleswig-Holsteins Deiche könnten mit ihrer Fläche 4000 Fußballfelder füllen oder die gesamte Landesfläche um 10 Zentimeter aufschütten“, so die Behörde.

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In Niedersachsen gibt es laut Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wiederum mehr als 1000 Kilometer Deiche an den Küsten, an den tidebeeinflussten Flussmündungen und auf den Inseln. Jährlich werden dort etwa 60 Millionen Euro in den Küstenschutz investiert. „Nach der großen Sturmflut von 1953 in den Niederlanden ist man auch in Deutschland vom reagierenden Küstenschutz zum vorsorglichen Küstenschutz übergegangen“, heißt es aus dem NLWKN. „Seither wurden und werden die Deiche für zukünftig zu erwartende Belastungen ausgebaut. Die Höhe der Hauptdeiche wird nach dem zu erwartenden höchsten Tidehochwasser bemessen; der Wellenauflauf wird noch hinzugerechnet.“ Damit seien die Deiche auch gegen schwere Sturmfluten mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit gesichert.

Deiche sind in gutem Zustand

Auch laut Lojek sind die Deiche in Deutschland grundsätzlich in einem guten Zustand: „In den Küstenschutz in Deutschland wird viel Geld investiert – etwa über die Generalpläne Küstenschutz und die Deiche werden gut gemanaged.“ Dennoch werde an dem Küstenschutz gearbeitet und geforscht. Eine der Herausforderungen: die Deiche auch an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und sie nachhaltiger zu gestalten.

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