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Rache, Eigentore, Extraprämien

Der Start nach der Winterpause hat in der Geschichte der Bundesliga so manches außergewöhnliche Spiel hervorgebracht. Wir haben eine kleine Auswahl. Von Heynckes` Dreierpack bis hin zu Fenins Dreierpack.
Foto: 11FREUNDE

5. Januar 1974: Fortuna Köln – Borussia Mönchengladbach 3:5

Bis zur 53. Minute führte Underdog Fortuna noch mit 3:2, dann drehte der heutige Leverkusen-Trainer Jupp Heynckes für die Fohlen auf. Heynckes gelangen drei Tore binnen 20 Minuten. Beim eigentlichen Heynckes-Bewacher Gerd Zimmermann war eine alte Leistenverletzung aufgebrochen und zwang ihn, von Heynckes abzulassen. Kurios: Schon vorher mussten zwei Fortunen verletzungsbedingt vom Feld, somit war zu der damaligen Zeit das Wechselkontingent bereits zur Halbzeit erschöpft.



15. Januar 1977: Borussia Dortmund – Hamburger SV 4:4


Bereits im vorherigen Spiel kassierte der HSV vier Gegentore gegen Bochum, diesmal wackelte die Abwehr von Torhüter Vladimir Kovacic wieder. Der Vertreter von Rudi Kargus gab bei dem einen oder anderen Gegentreffer keine glückliche Figur ab. So kam es, dass die Hausherren vor 42 000 Zuschauern einen viermaligen Rückstand postwendend ausgleichen konnten. Beim Tor zum 4:4-Endstand blieb Lothar Huber eiskalt. In der ersten Halbzeit verschuldete er noch ein Eigentor, kurz vor Schluss versenkte er einen Foulelfmeter. BVB-Coach Otto Rehhagel war aus dem Häuschen: »Herz, was begehrst du mehr. Von diesem Spiel werden die Besucher noch lange sprechen.« 

18. Februar 1989: 1. FC Nürnberg – FC St. Pauli 5:3


Der tragische Held dieses Rückrundenbeginns war ohne Frage Egon Flad. Der vor der Saison von Blau-Weiß Berlin gekommene Flad brachte seine Farben in der 21. Minute mit 2:1 in Führung. Als es in der 79. Minute allerdings 3:3 stand, besiegelte Flad mit einem Eigentor die Niederlage. Nürnbergs Reiner Wirsching setzte mit dem achten Tor in diesem Spiel zum 5:3 den Schlusspunkt zu Gunsten der Clubberer. Flad war an diesem Tag übrigens nicht der einzige Eigentorschütze, auch Nürnbergs Thomas Brunner traf ins falsche Netz.

12. Februar 1994: FC Bayern München – VfB Stuttgart 1:3


Nachdem Christoph Daum seinen Abschied zur Winterpause bekannt gegeben hatte, folgte auf der Trainerbank des VfB Stuttgart nun Jürgen Röber. Viel größer war das Medieninteresse aber an dem Neuen an der Bayern-Bank: Niemand Geringeres als »Kaiser« Franz Beckenbauer übernahm beim Rekordmeister und führte ihn 1994 zum Titel. Zum Rückrundenstart feierten beide Trainer ihren Einstand, obwohl nur bei Röber von »feiern« die Rede sein konnte. 3:1 siegten die Schwaben, woraufhin Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder eine Extraprämie von 5.000 DM pro Spieler auslobte.

31. Januar 1998: 1. FC Köln – Borussia Mönchengladbach 3:2

Rückrundenstart, Rheinderby und Abstiegskampf. Klar, dass es in Müngersdorf zur Sache gehen musste. Die Gladbacher hatten zum Ende der Hinrunde gerade einmal 18 Punkte auf der Habenseite, die Konsequenz: Trainer Hannes Bongartz machte Norbert Meier auf dem Trainerstuhl Platz. Bei Köln hatte bereits im Oktober 1997 Lorenz-Günther Köstner einen gewissen Peter Neururer abgelöst. Köln war vor dem Spiel 14. mit 23 Punkten, Gladbach mit 22 Zählern direkt dahinter. Toni Polster, in seiner Karriere für beide Teams aktiv, erwischte in diesem Derby einen Sahnetag und krönte diesen mit dem 3:2-Siegtor für die Kölner in der 84. Minute. Vorher lagen die Kölner bereits zweimal durch Treffer von Dirk Schuster und Karsten Baumann in Front, doch Gladbach reagierte durch zwei Tore von Jörgen Pettersson. Am Ende der Saison rettete sich die Borussia am letzten Spieltag mit einem Sieg in Wolfsburg, der 1. FC Köln musste zum ersten Mal den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten.



26. Januar 2002: FC Schalke 04 – Bayern München 5:1

Ein halbes Jahr war vergangen, nachdem dem FC Schalke und seinen Fans mit der Vier-Minuten-Meisterschaft „das Herz herausgerissen“ wurde, wie Jörg Böhme es umschrieb. Der Traumsturm der vergangenen Saison mit Ebbe Sand und Emile Mpenza schien zerbrochen, da Mpenza kurzzeitig aus disziplinarischen Maßnahmen aus dem Kader geworfen worden war. Huub Stevens hatte nach dem letzten Hinrundenspiel seinen Abschied zum Saisonende angekündigt. Schalke war aus der Spur geraten. Doch an diesem Tag, an dem der Wettergott einen Sturm über das Ruhrgebiet fegte, prustete Manni Breuckmann über den Radioäther: »Die Torfabrik hat wieder geöffnet.« Mpenza und Sand spielten die Bayern-Abwehr um Robert Kovac und Thomas Linke schwindelig. Nach dem 5:1 durch Niels Oude Kamphuis drehte sich die Arena AufSchalke gen Bayern-Block und sang: »Und ihr wollt deutscher Meister sein?!« Es roch nach Rache.

2. Februar 2008: Hertha BSC – Eintracht Frankfurt 0:3


In der Winterpause hatte die Eintracht Martin Fenin vom FK Teplice aus Tschechien für 3,5 Millionen Euro geholt. Gleich bei seinem ersten Spiel machte Fenin alle drei Tore beim Auswärtssieg der Frankfurter in Berlin. Nur vier Spieler in der Bundesligageschichte trafen vor Fenin bei ihrem Bundesligadebüt dreifach. Nur eine Woche später entfachte Fenin weiter die Hoffnungen der Eintracht-Anhänger, als er beim 2:1-Sieg über Bielefeld wieder trifft. Dann war es aber mit der Herrlichkeit weitgehend vorbei. Bis zum heutigen Tag ließ Fenin auf diesen Traumeinstand lediglich acht Tore folgen.