«Den Ausweis wieder zu kriegen, kostete mich 17'000 Franken»

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Community erzählt«Den Ausweis wieder zu kriegen, kostete mich 17'000 Franken»

Dass nicht nur beim Fahren in angetrunkenem Zustand der Führerausweis auf dem Spiel steht, zeigte der Fall vom 38-jährigen A.Ö. Weitere 20-Minuten-Leser erzählen von ärgerlichen Ausweis-Entzügen.

Darum gehts

  • Einem Mann wurde kürzlich zu Hause der Führerschein entzogen, weil er einen hohen Promillewert aufwies.

  • 20 Minuten fragte nach, aus welchen Gründen Leserinnen und Leser den Führerausweis abgeben mussten.

  • Viele erzählen, wie sie zu Hause oder auf dem Heimweg von der Polizei kontrolliert wurden und daraufhin den Führerschein abgeben mussten.

  • Florian (42) wurde wegen einer Panikattacke im Zug als unfähig befunden, ein Auto zu lenken. 

  • Gilbert aus dem Wallis (48) versucht nun seit zehn Jahren, seinen Ausweis wiederzubekommen. 

Bei News-Scout A.Ö. klopfte die Polizei wegen Ruhestörung. Nach einem Alkoholtest entzogen ihm die Behörden den Führerausweis – obwohl er gar nicht Auto gefahren ist. Dass dieser Vorfall kein Einzelfall ist, zeigen viele Geschichten aus der 20-Minuten-Community.

Stefan F. (32) aus Zürich: «Ich habe um die 17’000 Franken bezahlt, um den Ausweis wiederzubekommen»

«Ich war im Ausgang und habe getrunken. Als ich mich zu Fuss auf den Heimweg machte, fiel ich hin und verletzte mich leicht an der Hand. Ich wurde von der Polizei angehalten und musste einen Alkoholtest machen. Wegen der Verletzung fuhren sie mich ins Spital. Nach der Erstversorgung wurde ich ohne Infos entlassen. Wenige Tage später bekam ich ein Schreiben vom Strassenverkehrsamt in Zürich. Es müsse geklärt werden, ob eine Alkoholsucht vorliege. Bei der Haaranalyse, für die man pro Untersuchung 1500 Franken zahlt, wurde zwar kein Alkohol, aber ein erhöhter Karbonsäurewert gefunden. Das deutet auf eine Drogensucht hin, weshalb mir der Ausweis entzogen wurde. Ich musste für 13 Monate jeden Monat eine Urinprobe machen, bevor ich wieder fahren durfte. Alles in allem hat mich das rund 17’000 Franken gekostet.»

Gilbert (48) aus dem Wallis: «Nach zehn Jahren habe ich die Hoffnung aufgegeben, wieder Auto fahren zu dürfen»

«Die Polizei hat mich nach einem Anruf meiner Nachbarn zu Hause besucht. Damals ging es mir psychisch nicht gut und ich musste vom Arzt verschriebene Medikamente nehmen. Tage nach dem Polizeibesuch bekam ich ein Schreiben des Verkehrsamtes, dass ich mich ärztlich untersuchen lassen müsse, weil der Verdacht auf eine Sucht bestehe. Diese Untersuchung hätte mich über 1500 Franken gekostet, was ich mir als Sozialhilfebezüger nicht leisten kann. Ich habe versucht, den Behörden die Situation zu schildern. Aber nach zehn Jahren habe ich die Hoffnung aufgegeben, wieder Auto fahren zu dürfen. Ich finde es völlig ungerecht.»

Musstest du schon deinen Führerschein abgeben?

D.* (46) aus Basel: «Ich fühle mich kriminalisiert und allein gelassen»

«Während meiner IV-Abklärung musste ich mehrere Gutachten machen. Daraufhin meldete die IV der Polizei, dass ich aufgrund einer vermuteten Alkoholproblematik, Depressionen und einer Angststörung eine Gefahr für den Verkehr darstelle. Mein Anwalt machte daraufhin eine Einsprache, da die Angststörung sich nicht auf den Strassenverkehr bezieht, Depressionen kein Hinderungsgrund für das Fahren sind und ich mit Bluttests belegen konnte, dass ich keinen Alkohol trinke. Trotzdem zog die Behörde meinen Ausweis ein. Daraufhin musste ich ein medizinisches Gutachten erstellen und später eine psychologische Untersuchung machen lassen, die mir völlige Fahrtüchtigkeit bescheinigte.

Dann bekam ich eine weitere Verfügung von der Polizei, dass ich eine Testfahrt mit einem Experten und der Ärztin absolvieren müsse. Also nehme ich jetzt auch noch Fahrstunden, um mich darauf vorzubereiten. Das alles muss ich selbst bezahlen. Die finanzielle Belastung ist enorm. Ich fühle mich kriminalisiert und allein gelassen. Ich bin in 23 Jahren noch nie alkoholisiert gefahren, hatte noch nie einen Unfall, noch nicht mal eine Busse.»

Florian Bösch (42) aus Thurgau: «Mir wurde der Führerausweis abgenommen, weil ich im Zug eine Panikattacke hatte»

«Bei mir war es so, dass ich mit dem Zug auf dem Heimweg war und einen psychischen Zusammenbruch erlitt. Das hat ein anderer ÖV-Fahrer beobachtet und die Polizei gerufen, die mich zu einer Klinik gefahren hat. Nach der polizeilichen und ärztlichen Untersuchung wurde ich entlassen. Einen Monat später wurde mir der Führerschein vorsorglich entzogen. Ich habe versucht, mit Arztzeugnissen und Blut- und Urinproben zu belegen, dass ich kein psychisches Problem habe. Doch das reichte nicht. Ich hätte dann ein Gutachten der Stufe vier und zusätzlich einen Rekurs machen müssen. Bis heute darf ich nicht hinters Steuer, das hat das Verwaltungsgericht kürzlich entschieden.»

*Name der Redaktion bekannt

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