«Diese Operation war reine Pfuscherei»

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Tufertschwil SG«Diese Operation war reine Pfuscherei»

Für Urs Schönenberger (43) hatte ein Routineeingriff drei Vollnarkosen und zwei Monate Erwerbsausfall zur Folge. Er fragt sich nun, ob das Spital die Unkosten decken muss.

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Weil er bereits fünf Tage lang über Schmerzen klagte, suchte der Tufertschwiler Urs Schönenberger am 6. August diesen Jahres die Notfallstation des Spital Wil auf. «Ich dachte zuerst, es sei eine Sommergrippe. Doch die Beschwerden wurden schlimmer», erklärt er gegenüber den «Wiler Nachrichten».

Wenig später erhielt er im Spital die Diagnose: Blinddarmdurchbruch. Doch statt sofort operiert zu werden, habe Schönenberger rund sieben Stunden auf den Eingriff warten müssen. «Hätte ich gewusst, dass das so lange dauert, wäre ich direkt ins Kantonsspital St.Gallen gefahren», so der 43-Jährige rückblickend. Doch damit sollte der Ärger erst anfangen.

Spital überfüllt

Vor der Operation wurde Schönenberger über das Verfahren aufgeklärt: «Die behandelnde Ärztin erklärte mir, es gebe einen kleinen Eingriff, sprich Absaugen und eine kleine Narbe.» Dennoch sei er skeptisch gewesen. «Ich fragte extra nach, ob bei solch einem Vorgehen auch wirklich die ganze Sauerei erwischt wird», wird er zitiert. Die Antwort lautete: ja.

Da im Spital Wil nach der Operation keine Betten mehr frei waren, musste der 43-Jährige für die Nachbehandlung nach Wattwil verlegt werden. Doch drei Tage später verschlechterte sich sein Zustand enorm. So musste er wieder zurück nach Wil gebracht und ein zweites Mal operiert werden.

Zwei Monate Erwerbsausfall

Dieser Eingriff war jedoch deutlich grösser als der erste: Die komplette Bauchdecke des 43-Jährigen musste geöffnet werden. Denn wie sich zeigte, habe man bei der OP doch nicht alles erwischt, so Schönenberger. Da bei dem Ostschweizer inzwischen erhebliche Infektionsgefahr bestand, konnte seine Wunde erst nach zwei Wochen und einer dritten Vollnarkose genäht werden. «Meiner Meinung nach war die erste Operation reine Pfuscherei.»

Darauf folgten zwei Monate Erwerbsausfall. Er geht davon aus, dass er bei einem komplikationslosen Eingriff nach kurzer Zeit wieder einsatzfähig gewesen wäre. Deshalb frage er sich nun, ob dass Spital die Umkosten nicht decken müsste.

Risiken gibt es immer

Auf Nachfrage der «Wiler Nachrichten» heisst es, dass es dem Spital nicht gestattet sei, gegenüber den Medien Auskünfte zu konkreten Fällen zu geben. Laut der Barbara Anderegg, Mediensprecherin der Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT), handelt es sich bei der Entfernung eines Blinddarms zwar um einen Routineeingriff, ein Durchbruch sei aber seltener und oft mit Entzündungen weiterer Organe im Bauchraum verbunden. Und Komplikationen könnten, wie bei jedem operativen Eingriff, nicht gänzlich ausgeschlossen werden, so die Mediensprecherin.

Spitäler sind haftpflichtversichert. Bei Fehlern in der Behandlung können also allfällige Ansprüche geltend gemacht werden. Ein erstes Gespräch mit Urs Schönenberger ist bereits geplant.

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