Liebe Deutschschweizer, so wirds gemacht!

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Raclette im WallisLiebe Deutschschweizer, so wirds gemacht!

Auf einer Alp bei Crans-Montana übernachtet man in einem Glaswürfel und bekommt von einem Walliser Käser Raclette à gogo serviert.

Laura Hüttenmoser
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Laura Hüttenmoser

Früh aufzustehen ist eigentlich überhaupt nicht mein Ding. Wenn man mich lässt, schlafe ich locker bis Mittag. Hier aber öffne ich bereits um 6 Uhr die Augen und bin ratzfatz wach. Durch die Panoramafenster des Zimmers blicke ich zwischen ein paar Lärchen und Tannen auf das Rhonetal, das Weisshorn, den Mayagipfel und das Matterhorn. Und das alles vom Bett aus, bevor ich überhaupt aufgestanden bin. Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die Scheiben, in der Ferne bimmeln Kuhglocken.

Diesen angenehmen Start in den Tag ermöglicht mir ein Glaswürfel. Der sogenannte Cube365 ist ein mobiles, kleines Hightech-Hotelzimmer. 2015 wurde er gebaut, anlässlich des Jubiläums zur 200-jährigen Zugehörigkeit des Wallis zur Schweiz. Ein Jahr lang reiste er dann als Unterkunft kreuz und quer durch den Kanton und wechselte wöchentlich seinen Standort. Auf der Alp Corbyre, oberhalb von Crans-Montana, bekommt er nun ein festes Plätzchen.

«Seid ihr verrückt?!»

Dieses zweite Leben verdankt der Hotelwürfel unter anderem Stéphane Robyr. Der Walliser hat den Cube auf seine Alp geholt, wo er Rinder hält und eigene Produkte herstellt. Am Abend darf ich ein Meisterstück kosten: seinen Raclettekäse! Stéphane spannt einen halben Laib in den Tischofen, während ich mit glänzend-gierigen Augen murmle, dass ich so noch nie Raclette gegessen hätte. Er versteht nicht. Ich sage, dass «man in Zürich» meist die Öfen mit Pfännchen und Spachtel benutze. «Vous êtes fous, ou quoi?», empört sich Stéphane, «ce n'est pas une raclette! Regarde, c'est comme ça que tu la fais!» Ich verstehe.

Der Käser Stéphane zeigt, wies richtig gemacht wird.

Wer im Cube365 übernachtet, kann, wenn er oder sie will, dem sympathischen Käser auch bei der Arbeit helfen: zum Beispiel die Kühe melken oder auf die Wiesen begleiten, oder beim Herstellen des Raclette-Käses. Seine Kühe kennt und nennt Stéphane übrigens alle beim Namen. Kehrt eine abends nicht von allein zum Stall zurück, ruft er sie – wie ein Vater sein Kind, das noch draussen am Spielen ist. Sie kommt sofort.

Stéphane treibt seine Tiere zusammen.

In Crans-Montana machen sich bis am 26. August Künstler aus aller Welt an grauen Fassaden zu schaffen.

Noch bis zum 16. September kann man im Cube übernachten und wahlweise der absoluten Stille ums Hotelzimmer oder Stéphanes markigen Sprüchen und amüsanten Anekdoten lauschen. Ob es das Angebot nächstes Jahr wieder geben wird, ist noch unklar.

Cube 365

Diese Reise wurde unterstützt von Crans-Montana Tourismus. Weitere Infos zum Cube365 finden Sie hier.

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