Oberbözberg
Mitgliederversammlung von Pro Bözberg: Förster will nach einschneidendem Erlebnis den Wald besser schonen

Höhepunkt der Veranstaltung in Oberbözberg war ein Referat von Urs Gsell, Leiter des Forstbetriebs Suhrental-Ruedertal, zum Thema naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Dann meldete sich der Brugger Forstbetriebsleiter zu Wort.

Deborah Bläuer
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Die Turnhalle war voll. Zahlreiche Mitglieder des Vereins Pro Bözberg hatten sich am Abend des 17. April in Oberbözberg zur 22. Mitgliederversammlung eingefunden. Höhepunkt war ein Referat von Urs Gsell, Förster und Leiter des Forstbetriebs Suhrental-Ruedertal, zum Thema naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Urs Gsell erzählte, wie im Forstbetrieb Suhrental-Ruedertal gearbeitet wird.

Urs Gsell erzählte, wie im Forstbetrieb Suhrental-Ruedertal gearbeitet wird.

Bild: Deborah Bläuer

Pilze helfen den Bäumen, Mineralien aufzunehmen

Gsell betonte, sein Vortrag sei nicht wertend gemeint. «Ich erzähle euch einfach, wie ich es mache.» Der Förster berichtete von einem einschneidenden Erlebnis; vom Sturm Lothar im Jahr 1999, welcher den Wäldern übel zusetzte. Beim Aufräumen seien grosse Maschinen zum Einsatz gekommen, ohne die man das Ganze gar nicht hätte bewältigen können, wie Urs Gsell sagte. Er sei vor den Fahrspuren im Boden gestanden und habe gedacht: «Das kann dem Wald nicht guttun.»

In der Folge bildete sich der Förster in Bodenkunde weiter. Ein grosses Thema bei diesen Kursen waren Pilze, die in einer Symbiose mit Bäumen leben.

Die Mitgliederversammlung von Pro Bözberg war gut besucht.

Die Mitgliederversammlung von Pro Bözberg war gut besucht.

Bild: Deborah Bläuer

Besagte Pilze helfen den Bäumen dabei, Mineralien aufzunehmen und erhalten im Gegenzug Zucker. Ausserdem sind die Bäume dank der Pilzfäden miteinander vernetzt. Allerdings würden Pilze sehr sensibel auf Druck und Vibrationen regieren, so Urs Gsell. Beides gebe es, wenn grosse Maschinen zum Einsatz kämen. Wenn sich die Pilze zurückzögen, würden die Bäume, die sowieso schon durch Trockenperioden, Hitze, Stürme, Krankheiten, Käferbefall und Waldbrände bedroht seien, anfälliger.

Urs Gsell zeigte das Foto einer Stelle, an der sich regelmässig eine Waldspielgruppe aufhält. Durch das Gewicht der Kinder gebe es auf dem Boden keine Vegetation mehr. Dabei sei ein Kind nur einige Kilos schwer, im Gegensatz zu einer beladenen Maschine, deren Gewicht bis zu 40 Tonnen betrage. Bis sich der Boden von Fahrspuren wieder erholt hat, können laut dem Forstbetriebsleiter 1000 Jahre vergehen.

Nur schon eine Waldspielgruppe hat gemäss Urs Gsell einen Einfluss auf den Boden.

Nur schon eine Waldspielgruppe hat gemäss Urs Gsell einen Einfluss auf den Boden.

Symbolbild: Ralph Ribi

«Ohne Maschinen geht es nicht, auch wir haben sie im Einsatz», sagte Gsell. Allerdings würden sie im Forstbetrieb Suhrental-Ruedertal nur auf den Waldstrassen fahren. «Wir fällen die Bäume von Hand und ziehen sie mit Seilwinden an die Strassen. Es ist Knochenarbeit, aber das ist es uns wert.» Ausserdem versuche der Forstbetrieb Suhrental-Ruedertal weitere Faktoren, die den Wald stressen, wie etwa zu starke Eingriffe, wegzulassen. Und man wende das Konzept Dauerwald an. Ein Dauerwald setzt sich aus verschiedenen Baumarten unterschiedlichen Alters zusammen.

Erst seit 2014 auf dem Bözberg tätig

In der anschliessenden Diskussion meldete sich der Brugger Forstbetriebsleiter Raphael Amsler, welcher im Publikum sass, zu Wort. Der Forstbetrieb Brugg setze ebenfalls auf Dauerwald, was auch im Betriebsplan verankert sei. Allerdings bewirtschafte der Forstbetrieb Brugg den Bözberg erst seit 2014 und das Ganze brauche eine gewisse Übergangszeit.

Raphael Amsler, Leiter des Forstbetriebs Brugg.

Raphael Amsler, Leiter des Forstbetriebs Brugg.

Bild: zvg

Zu den von Pro Bözbergs Vereinspräsident Otto Suhner gezeigten Bilder, die tiefe Fahrspuren und grosse abgeholzte Flächen zeigten, meinte Amsler, diese stammten grossmehrheitlich aus Privatwäldern. Ausserdem, gab der Förster zu bedenken, schütze man die Umwelt auch dadurch, indem man hiesiges Holz brauche, anstatt es vom Ausland zu importieren.

Die Anwesenheit von Raphael Amsler schien auf reges Interesse zu stossen. So mangelte es ihm nicht an Gesprächspartnern. Auf Nachfragen der AZ, etwa ob es bereits Bestrebungen des Forstbetriebs Brugg gebe, Privatwaldbesitzer für eine etwas schonendere Waldbewirtschaftung zu motivieren, wollte Amsler keine Aussagen machen.

Auch Otto Suhner richtete an der Generalversammlung einige Worte an die Anwesenden. Er hob die Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz hervor, und Beat Berchtold, Direktor der Aargauischen Industrie- und Handelskammer, bezeichnete in seiner Grussbotschaft den Wald als «Gegenstück zum Siedlungsdruck».

Die Gruppe Trionettli sorgte für die musikalische Umrahmung.

Die Gruppe Trionettli sorgte für die musikalische Umrahmung.

Bild: Deborah Bläuer

Die Anwesenden genehmigten alle Punkte auf der Traktandenliste, darunter die Wahl von Christian Schütz als neues Vorstandsmitglied – Vizepräsident Kurt Bräutigam trat aus Altersgründen zurück. Aufgelockert wurde der Abend durch die Fricktaler Musikgruppe Trionettli.