Seengen
Am Schluss kehrte die Haremsdame unversehrt zurück

Das alle acht Jahre stattfindende Freischarenmanöver bot ein kunterbuntes Spektakel. Rund 600 Teilnehmer erfreuten Tausende Zuschauer.

Fritz Thut
Drucken
Bildergalerie 1
26 Bilder
General Il Grandioso Adriano Capo di Gerbiverdi y Geranio y Tagetas erklärt dem Dorf den «Krieg»
Kadetten-Hauptmann Christoph Bruder verhöhnte den General bei der Kriegserklärung mit Schwimm-«Flügeli».
Freischarenmanöver in Seengen: Neuseeländische Ureinwohner an den Flinten.
Freischarenmanöver in Seengen: Auch Panzer wurden gebastelt.
Freischarenmanöver in Seengen: Stramme Kadetten in Reih und Glied.
Freischarenmanöver in Seengen: Gallier im Angriff.
Freischarenmanöver in Seengen: Die Kadetten blieben dank ihrer Disziplin siegreich.
Freischarenmanöver in Seengen: Indiander und Chinesen vereint.
Freischarenmanöver in Seengen: Apollo, eine Fernlenkwaffe Marke Eigenbau.
Freischarenmanöver in Seengen: Auch Amazonen zogen in den Kampf.
Freischarenmanöver in Seengen: Wenn's nur nicht so lauf klöpfen täte.
Freischarenmanöver in Seengen: Ein Schlachtruf ist schon der halbe Sieg?
Freischarenmanöver in Seengen: Die Beduinenkavallerie.
Freischarenmanöver in Seengen: Die vereinigte Matrosen- und Hippie-Musik sorgte für moralische Unterstützug-
Freischarenmanöver in Seengen: Es musste viel gelöscht werden - auch Durst.
Freischarenmanöver in Seengen: Die Kadetten blieben dank ihrer Disziplin siegreich.
Freischarenmanöver in Seengen: Kadetten in Erwartung ihres sicheren Sieges.
Freischarenmanöver in Seengen:Der Feldprediger konnte nicht mehr vermitteln.
Freischarenmanöver in Seengen: "Odins Flotte" überzeugte durch die schiere Grösse.
Freischarenmanöver in Seengen: Viel Rauch um nichts bei den Piraten.
Freischarenmanöver in Seengen: Unscheinbar fährt der Regisseur des Manöver im Umzug mit.
Freischarenmanöver in Seengen: Weitgereist wieder in der Heimat zurück, Mexikaner-Musik aus Egliswil.
Freischarenmanöver in Seengen: Der Alt-Freischaren-General amtete diesmal als Speaker.
Freischarenmanöver in Seengen: Der General mit seinem Gefolge.
Freischarenmanöver in Seengen: Nur zu Beginn gab es ein wenig Regen.

Bildergalerie 1

Andre Albrecht

Das Drehbuch sieht immer gleich aus: Wilde Horden wollen das Dorf erobern. Sie stellen pro forma einen Antrag, durchmarschieren zu dürfen. Und provozieren die örtliche Miliz mit ihren verführerischen Haremsdamen jedoch derart, dass es zum Eklat kommen muss.

Nicht zum Eigengebrauch, sondern ausdrücklich als Pfand liess Kadettenhauptmann Christoph Bruder eine der bezaubernden morgenländischen Schönheiten entführen. Nach friedlicher Passage bekäme er seine Lieblingsbraut «unversehrt zurück», versprach Bruder dem Freischarengeneral Il Grandioso Adriano Capo di Gerbiverdi y Geranio y Tagetas.

Doch dieser liess nicht mit sich verhandeln. Auf dem Kreuzplatz kam es zur Kriegserklärung; da halfen auch Vermittlungsversuche des Feldpredigers nichts mehr. Man zog ins Gefecht.

Farbenprächtiges Schauspiel

Alle acht Jahre, an jedem zweiten Jugendfest, führt die Seenger Dorfgemeinschaft das Freilichtspektakel namens Freischarenmanöver auf. Am Samstag waren wieder rund 600 Personen für das farbenprächtige und lautstarke Schauspiel engagiert; ein Mehrfaches an Zuschauern säumte zuerst die Umzugsroute durchs Dorf, dann das «Schlachtfeld» links und rechts der Schwerzistrasse.

Was hier zu sehen war, ist eindrücklich. In Vereinen, Quartieren und ad-hoc-Gruppen wurde über Monate intensiv gehämmert, geschreinert und geschneidert. Besonders imposant war ein riesiges Holzschiff, zu deren Besatzung auch eine Seetaler Gemeindeschreiberin gehörte. Vielleicht war der Name der Umzugsnummer auf sie gemünzt: «Odins Flotte».

Kampfentscheidend sind jedoch die Bodentruppen. Hier tummelten sich Mexikaner, Piraten, Hippies, Gallier, Schotten, Matrosen, Indianer, Chinesen und neuseeländische Ureinwohner. Sie alle hatten sich dem General angeschlossen, dessen Hauptquartier, die am Freitag noch von Enten belagerte Freischarenburg, alsbald in Flammen aufging. Wider Erwarten half Petrus nicht löschen. Ausser einem kurzen Schauer zu Umzugsbeginn liess er seine Schleusen zu und manch einer holte sich auf dem Manövergelände einen ersten Sonnenbrand. Es musste auch sonst viel gelöscht werden. Die wilden Horden verloren deshalb Disziplin und «Krieg». Die folgsamen Kadetten retteten einmal mehr das Dorf, retournierten ihr «Pfand» und erhielten zur Versöhnung alle vom General einen Händedruck. In acht Jahren gibt es eine Revanche: «Schtärne-Feufi».