Café Fédéral
Investigativjournalist kürt Keller-Sutter zur Informationsverhinderin – und scheitert in einer simplen Recherchedisziplin
Das Recherche-Netzwerk investigativ.ch kürt jährlich den grössten Informationsverhinderer in Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Heuer landete der symbolische Preis allerdings im falschen Gebäude – offenbar wurde bei der Recherche geschludert.
Karin Keller-Sutter erhielt kürzlich den symbolischen Bremsklotz. Doch der Preis des Recherchenetzwerks wurde an der falschen Stelle abgeliefert.
Auf der Internetseite gibt es Tipps und Tricks, Link- und Expertenlisten, Musterbriefe, von Profis für Profis: Das Recherche-Netzwerk investigativ.ch will die Qualität der medialen Berichterstattung steigern dank professioneller Recherche, Nachwuchsförderung, Pflege des investigativen Journalismus.
Das ist zweifellos ein wichtiges Anliegen, denn Medienschaffende wissen: Auf der Gegenseite sitzen Leute, die verwedeln, vertrösten und relevante Fakten gerne in der Dunkelkammer lagern.
Investigativ.ch erkürt deshalb jedes Jahr den grössten Informationsverhindernden. Vor wenigen Tagen hat der Verein Karin Keller-Sutter geehrt – weil der Bundesrat viele Aspekte rund um CS/UBS-Fusion zur Geheimsache erklärt habe. Zur Erinnerung: Der CS-Kollaps wurde mit Verlustgarantien und Liquiditätsdarlehen in dreistelliger Milliardenhöhe, die längst Geschichte sind, verhindert.
Marc Meschenmoser, Co-Präsident von investigativ.ch und damit oberste journalistische Spürnase, überbrachte den goldenen Bremsklotz eigenhändig und liess sich dabei filmisch inszenieren.
Das Videomaterial, untermalt mit «James Bond»-artigen Klängen, offenbart freilich, dass Meschenmoser in einer simplen Recherchedisziplin kläglich gescheitert ist: der Adress-Suche.
Er trug den goldenen Bremsklotz ins Bundeshaus West. Dort befinden sich Bundeskanzlei und Justizdepartement, Keller-Sutters Finanzdepartement residiert nebenan im Bernerhof. Deshalb ein Gratis-Recherchetipp: Die richtige Adresse findet man mit einem Klick bei Google – aber vielleicht ist das zu wenig investigativ.
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