Sonntagspresse
Datenklau bei der Bundespolizei ++ Köppel ist erfolglosester Nationalrat ++ Mehrheit in der Schweiz empfindet keine Flugscham

Das schreiben die Schweizer Sonntagszeitungen am Sonntag, 2. Juli. Eine Übersicht.

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Hacker erbeuten vertrauliche Sicherheitsdokumente der Bundespolizei

Symbolbild: Keystone

Kriminelle erbeuteten über die IT-Firma Xplain «mehrere Millionen Dateien», wie die «NZZ am Sonntag» nun schreibt. Der Bund setzte in der Folge einen Krisenstab ein und eröffnete ein Strafverfahren.

Wie die Zeitung weiter berichtet, befinden sich unter den Dateien als «vertraulich» klassifizierte Dokumente wie Domizile von Bundesrätinnen und Bundesräten, Gefährdungspotenziale von unter Schutz stehenden Top-Kadern oder Sicherheitsdispositive von ausländischen Vertretungen. Auch genaue Kontaktdaten von Fedpol-Angestellten seien darunter. Gemäss «SonntagsBlick» seien auch noch geleakt worden: Schutzvorkehrungen für Magistratspersonen und ranghohe Verwaltungsangestellte der Eidgenossenschaft, ebenso wie die Dispositive für die Sicherung von Gebäuden und anderen Objekten.

Was klar zu sein scheint: Die klassifizierten Bundesdokumente sollen im Rahmen einer IT-Erneuerung zur gehackten Firma Xplain gelangt sein, unter welchen Umständen jedoch operative Daten zu der IT-Firma kamen, will das Fedpol abklären. Es hat ebenfalls Strafanzeige eingereicht.

Bundesrat oder Blockade: Die Grünen stellen Ultimatum

Die Grünen planen einen Frontalangriff in den Bundesratwahlen im kommenden Dezember. «Wenn wir Grünen nicht in die Regierungsverantwortung eingebunden werden, müssen wir blockieren», sagt Parteichef Balthasar Glättli im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Dabei ist nicht klar, welchen Bundesratssitz die Grünen angreifen wollen, aber auch die SP sei nicht ausgenommen: «Wir halten uns alle Optionen offen», so Glättli. Die Linke habe zwei Farben und würde auch mit einem roten und einem grünen Sitz je nicht geschwächt. Die Grünen können sich gemäss «NZZ am Sonntag» über eine grosse Spende freuen: Eine Einzelperson habe eine Million gesprochen und verdopple damit das Wahlkampfbudget der Grünen.

Asyl: Bundesrätin Baume-Schneider ruft zur Krisensitzung

Nach dem Nein des Ständerats zu den Asylcontainern braucht es schnell Alternativen. Hinter den Kulissen herrscht laut «SonntagsBlick» Nervosität. Denn: Laut der Zeitung drohen schon Mitte September Engpässe bei der Unterbringung von Flüchtlingen. An einer Sitzung des Sonderstabs Asyl, einem Krisengremium aus Vertretern von Bund und Kantonen, machte Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) nun den Ernst der Lage klar und regte eine «ausserordentliche Sitzung» für Ende August an.

Dabei sollen Vertreter des Bundes, der Justiz-, Polizei- und Sozialdirektorinnen und -direktoren der Kantone sowie die Spitzen von Gemeinden und Städten zusammenkommen. Ziel sei ein «Austausch über die Vorsorgeplanung» noch vor der nächsten Parlamentssession. SEM-Sprecher Reto Kormann bestätigt gegenüber dem «SonntagsBlick», das Treffen sei «nach den Sommerferien» geplant. Bis dahin sollen Kantone abklären, inwieweit sie dem Bund Zivilschutzanlagen vermieten können. Auch die Armee soll Truppenunterkünfte bereitstellen.

FDP-Politikerin nach Tweet zu muslimischen Soldaten: «SVP-Kollegen entschuldigen sich bei mir»

Der SVP-Tweet zu den betenden muslimischen Schweizer Soldaten sorgt bei der FDP für Ärger, schreibt der «SonntagsBlick». Denn in mehreren Kantonen bestehen zwischen den beiden Parteien Listenverbindungen – FDP-Wähler riskieren damit, dass ihre Stimme der SVP zu einem Sitz verhilft. Auf manche freisinnige Wähler könnte das angesichts der SVP-Wahlkampfstrategie abschreckend wirken.

Sabina Freiermuth, Präsidentin der FDP Aargau, nennt den Tweet «widerlich». «Die Religionsfreiheit ist in unserer Bundesverfassung verankert.» Laut Freiermuth stösst der aggressive Stil der SVP selbst in den eigenen Reihen auf Ablehnung. «Auch gemässigte SVP-Wähler goutieren das nicht», sagt sie. «Bei mir entschuldigen sich SVP-Kolleginnen und -Kollegen aus dem Grossen Rat immer wieder für diesen verfehlten Politstil.» Sie werde mit der SVP den Kontakt suchen und die Partei zur Mässigung auffordern, so Freiermuth.

Köppel ist der erfolgloseste Nationalrat, Lohr der erfolgreichste

Bild: Keystone

Die «SonntagsZeitung» hat das Abstimmungsverhalten der Nationalrätinnen und Nationlräte in der laufenden Legislatur analysiert. Das Ergebnis: Der Thurgauer Mitte-Nationalrat Christian Lohr hat 88 Prozent der Abstimmungen gewonnen und ist damit der erfolgreichste Politiker in der Grossen Kammer in Bern.

Der erfolgloseste ist Roger Köppel von der Zürcher SVP. Er war gerade mal in 43 Prozent der Abstimmungen auf der Siegerseite. Köppel hat sich noch oppositioneller gebärdet als viele seiner SVP-Kollegen und vor allem viele Abstimmungen, die er hätte gewinnen können, geschwänzt. Seine liebe Mühe mit der Parteidisziplin hat auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister, der seine Schäfchen nicht immer zusammenhalten konnte und selbst auch gerne mal Abstimmungen sausen liess.

Umfrage zeigt: Die Mehrheit in der Schweiz empfindet keine Flugscham

Bild: Keystone

Trotz der Klimakrise ist die Flugscham in der Schweiz im Hinblick auf die Sommerferien nur wenig verbreitet. Das zeigt eine repräsentative Umfrage vom Institut LeeWas im Auftrag von Tamedia und «20 Minuten». So geben in der Befragung etwa 40 Prozent an, dass man beim Fliegen ein schlechtes Gewissen haben müsse. Oder, anders herum: Fast 60 Prozent empfinden keine Flugscham. In einer vergleichbaren Befragung in Deutschland gab kürzlich gut die Hälfte der Teilnehmenden an, dass sie Flugscham empfinden würde. Das Vielflieger-Land Schweiz steht damit deutlich sorgloser da.

Für Umweltpsychologin Cathérine Hartmann zeigt der Befund, dass sich viele Leute «das Fliegen schönreden». «Wir haben hier die gleiche kognitive Dissonanz wie zum Beispiel beim Rauchen: Die Leute wissen, dass es schädlich ist, machen es aber trotzdem», sagt sie in der «SonntagsZeitung». Damit die Reisewilligen dennoch ins Flugzeug steigen könnten, «neutralisieren sie die Dissonanz durch eine Rechtfertigung». Eine klassische Rechtfertigung könne zum Beispiel der Verweis auf andere Leute sein, die ja auch fliegen würden.