Ausreißer Alexander (12): Was tun mit diesem Bürscherl?

Nach dem Fall des verschwundenen Alexander (12): Wie sollen Eltern reagieren, wenn ihr Kind nicht nach Hause kommt? Was die Polizei in einem solchen Fall unternimmt – und was ein Experte rät
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GAUTING/MÜNCHEN - Nach dem Fall des verschwundenen Alexander (12): Wie sollen Eltern reagieren, wenn ihr Kind nicht nach Hause kommt? Was die Polizei in einem solchen Fall unternimmt – und was ein Experte rät

Der Vermisste ist wieder da, das ist die Hauptsache. Alexander (12) ist nach 33 Stunden von der Polizei zu seinen Eltern nach Gauting zurück gebracht worden (AZ berichtete). Der Bub erzählte den Beamten, er habe auf einem Spielplatz übernachtet. Spaziergänger entdeckten ihn durchgefroren und übermüdet ist am Montagabend am Oskar-Miller-Ring.

Warum er ausgerissen ist? Das ist noch unklar. Hinweise auf ein Verbrechen gibt es laut Polizei aber nicht – genauso wenig wie Probleme in der Familie oder der Schule.

Aber warum reißen Kinder überhaupt von zu Hause aus, was tut die Polizei in diesem Fall? Und: Wie sollten Eltern reagieren? Die AZ erklärt’s.

Wie sollen Eltern mit dem Ausreißer umgehen?

„Zuerst sollten sie ihre Freude darüber ausdrücken, dass das Kind wieder da ist – und nicht gleich schimpfen“, sagt Kinderpsychiater Klaus Werner Heuschen. In einer ruhigen Minute sollte dann ein Vertrauenspartner das Gespräch mit dem Kind suchen. „Das müssen aber nicht unbedingt Vater oder Mutter sein.“ Oft böten sich als Gesprächspartner Onkel, Tanten oder Vertrauenslehrer an. „Wenn Kinder beispielsweise gemobbt werden, erzählen viele ihren Eltern nichts davon, weil es ihnen peinlich ist“, sagt Heuschen.

Warum hauen Kinder einfach ab?

„Einen Grund für so eine Flucht gibt es eigentlich immer“, sagt der Kinderpsychiater Heuschen. Bei den meisten Jugendlichen zwischen elf und 15 Jahren (Alexander ist zwölf) sei der allerdings nicht unbedingt sofort erkennbar. Oft spielen Mobbing, Probleme in der Schule oder Auseinandersetzungen mit den Eltern eine Rolle: „Manche Kinder fühlen sich von ihren Eltern auch einfach nicht wahrgenommen.“

Auslöser könnte aber auch eine beginnende Schizophrenie sein. Allerdings seien diese Fälle äußerst selten.

Eine spezielle Ausreißergruppe sind die „Streuner“: So nennt die Polizei jene Jugendliche, die häufig von zu Hause weglaufen. Alexander zählt nicht zu dieser Gruppe, obwohl er bereits im August einmal für mehrere Stunden verschwunden war.

Was sollten Eltern tun, wenn ihr Kind nicht nach Hause kommt?

Die wichtigste Frage: Wo war das Kind zuletzt? „Das sollten Eltern eigentlich immer wissen“, sagt Monika Engel-Heller von der Vermisstenstelle der Polizei. Ist diese Frage geklärt, empfiehlt sie, bei Freunden oder in der Schule nachzuforschen und so den Aufenthaltsort herauszufinden. Dafür sollte man nicht nur Vor-, sondern auch Nachnamen der Freunde des Kindes wissen, das erleichtert im Ernstfall auch der Polizei die Fahndung.

Was tun, wenn das Kind verschwunden bleibt?

Schnell die Polizei alarmieren. „Vor allem bei Kindern ist das angebracht“, sagt Engel-Heller. Meist leiten die Beamten rasch die Suche ein. So wurde im Fall von Alexander noch am selben Tag mit Hundestaffeln und Hubschraubern nach dem Buben gesucht – auf Staatskosten. Die meisten Fälle klärt die Polizei innerhalb mehrerer Stunden auf.

Häufige Ursache für das Verschwinden: „Wenn das Kind zum Beispiel mit der falschen S-Bahn in die entgegengesetzte Richtung gefahren ist. Oder, anstatt nach Hause zu gehen, einen Freund besucht hat“, sagt Engel-Heller. „Die wirklich schwerwiegenden Fälle sind sehr selten.“ Besondere Unterscheide bei Buben und Mädchen gebe es dabei aber nicht.

Etwa 1500 Vermisste werden jedes Jahr in München gemeldet, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche.

Christoph Landsgesell

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