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3. Guido Bataille (Köln) - Dissertationsprojekt Ur- und Frühgeschichte: Adaptionssysteme im Zuge des Übergangs vom Mittel- zum Jungpaläolithikum in Ost-Europa – die Krim-Halbinsel und das Kostenki-Borshchevo-Gebiet am mittleren Don Die Krim-Halbinsel im nördlichen Schwarzmeer und die etwa 680 km weiter nördlich gelegene Kostenki-Region am Mittel-Don (Zentral-Russland) repräsentieren zwei komplementäre Schauplätze des kulturell-adaptiven Übergangs vom Mittel- zum Jungpaläolithikum. Auf der Krim überlebte das Mittelpaläolithikum länger als in anderen Regionen Europas, mindestens bis um ca. 33/32.000 cal. BP (Monigal 2004; Chabai et al. 2004). Darüber hinaus lässt sich auf der Krim die Koexistenz spätmittelpaläolithischer Industrien, welche mit Fossilien des Homo neanderthalensis assoziiert sind (Crimean Micoquian) und früh-jungpaläolithischer Industrien durch InterstDie beiden Forschungsregionen Krim-Halbinsel und ratiikationen (Buran-Kaya III) und Belegungs-Palimpseste Mittel-Don-Gebiet. Ausgewählte Fundplätze mit spät- (Siuren 1) nachweisen (Monigal 2004, Demidenko et al. 2012). Dahingegen wird das Mittel-Don-Gebiet erstmals mittel- und früh-jungpaläolithischen Inventaren vor 42.000 cal. BP durch früh-jungpaläolithische Gruppen besiedelt (Hoffecker et al. 2008). Der Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum zwischen der Krim-Halbinsel im Süden und der Zentralrussischen Steppe im Norden ist durch das Auftreten zweier unterschiedlicher Adaptionssysteme gekennzeichnet. Während die erste Gruppe von Inventaren (adaptive Gruppe 1) durch bikonvex zugerichtete symmetrische bifazielle Blattspitzen und mittelpaläolithische Elemente geprägt ist, weist die zweite adaptive Gruppe auf Lamellen, Klingen und organischen Spitzen basierende InventarVergesellschaftungen auf. Diese beiden Inventar-Gruppen repräsentieren die Basis der ökonomischen Adaption und beinhalten auf der nächsthöheren Maßstabsebene unterschiedliche Technokomplexe, welche sich wiederum verschiedenen regionalen Konzeptreservoirs (sensu Weissmüller 1995) zuweisen lassen. Nach absoluten und stratigraphischen Daten zu urteilen Die früh-jungpaläolithischen adaptive Gruppen 1 & 2 bilden die basalen Segmente ökonomisch-kultureller Adaption, welche tritt das auf Lamellen und Klingen basierende initiale Jungunterschiedliche Technokomplexe enthalten, die sich wiede- paläolithikum von Kostenki 14/IVb1-2 und Kostenki 17/II rum in verschiedene Konzeptreservoirs (regionale Fazies) (Mittel-Don-Gebiet) sowie Buran-Kaya III/E (Krim) früher aufspalten. Die Adaption auf der Basis von lamellaren Mikroli- auf als die auf der Produktion von Blattspitzen und bifathen, Klingengeräten und organischen Spitzen (Gruppe 2) tritt ziellen Elementen basierenden Inventare von Kostenki 12/ chronologisch früher in Erscheinung als die auf der Produktion III (Mittel-Don) und Buran-Kaya III/C (Krim). Die letzteren von symmetrischen Blattspitzen, bifaziellen Geräten und Ab- Inventare weisen formale Elemente auf, die auch Bestandschlaggeräten beruhende Adaptionsweise (Gruppe 1), welche teil des koexistierenden Eastern Micoquian sind, wie planformenkundliche und technologische Überschneidungen mit konvexe uni- und bifazielle Geräte sowie Keilmesser. Aus dem Eastern Micoquian aufweist. diesen Beobachtungen lässt sich eine in situ-Transformation der Gruppe 1 aus dem Eastern Micoquian ableiten, welche als direkte Reaktion auf das Vordringen des intrusiven initialen Jungpaläolithikums gewertet werden kann. Es lässt sich ein komplexes Szenario des Übergangs vom Mittel- zum Jungpaläolithikum rekonstruieren, welches Prozesse der Konkurrenz um Ressourcen, der kulturellen Transformation und der Ersetzung mittelpaläolithischer durch früh-jungpaläolithische Entitäten im Zuge von Extinktions- und Vermischungsereignissen beinhaltet. Betreuer: Prof. Dr. J. Richter Köln) Kontakt: gbataill@uni-koeln.de 7 Verbund archäologischer Institutionen (VarI) Köln und Bonn Dissertations- und Habilitationsprojekte Eine Auswahl 2013