SNF-Projekt
B_
/
Laufzeit
Monate
Sprachbeschreibung als Filter und Prisma: Die Individualität des Slovenischen
. Zusammenfassung des Forschungsplans
Brozović
beschreibt das gegenwärtige Slovenische als eine der originellsten und individuellsten
slavischen Sprachen, als ein hochgradig individuelles sprachliches Phänomen . Dies f“hrt er auf einen
Komplex an Faktoren zur“ck, nämlich its material base, the way it evolved, its special paths of development
and […] the specific circumstances in which it was elaborated
:
. Damit ist zugleich das
Forschungsprogramm f“r das vorliegende Projekt skizziert, das am Beispiel des Slovenischen die
)nteraktion von interner Entwicklung, externen )mpulsen sowie metasprachlichen Faktoren nachzeichnen
will, die zur funktionalen Entwicklung sprachlicher Strukturen beiträgt. Besondere Aufmerksamkeit gilt
der Ausformung der Standardvarietät und ihrer metasprachlichen Einordnung innerhalb des Slavischen
und im weiteren ausserslavischen Kontext. Die diachrone Entwicklung wird anhand synchroner Schnitte
nachgezeichnet, die sich v.a. auf das
(älfte des
. Jh. als Zeit des Beginns der Literatur-sprachlichkeit, auf die zweite
. Jh. als Zeit des Entstehens regionaler literatursprachlicher Varianten, das
. Jh. als Beginn
der Standardisierung sowie das gegenwärtige Slovenische als etablierte Standardsprache konzentrieren.
Wie jede Standardsprache ist auch die slovenische zu einem grossen Teil Ergebnis einer intentionalen
Auswahl aus einer Menge an Varianten. Auch auf der Beschreibungsebene werden in der Regel nicht alle
Strukturen ber“cksichtigt; insbesondere trifft dies auf den lexikalisch-semantischen Bereich zu. Die
standardsprachliche Restriktion struktureller Varianz und der spezifische Beschreibungsfokus können so
den Eindruck der Besonderheit des Slovenischen verstärken, während der Blick auf alternative
Entwicklungen und noch nicht erfasste Distinktionen diesen relativieren könnte. Entsprechend werden
im vorgelegten Projekt nicht nur die Entwicklung im Standardslovenischen und seinen Vorläufern
ber“cksichtigt, sondern auch die Verhältnisse an der Peripherie des slovenischen Sprachgebiets sowie im
angrenzenden S“d- und Westslavischen. Zu untersuchen ist zudem der Einfluss der umgebenden nichtslavischen Kontaktsprachen, insbesondere des Deutschen. Auf der metasprachlichen Ebene sind die Rolle
der mitteleuropäischen zeitgenössischen Grammatikschreibung sowie der Einfluss des sprachlichen
(intergrunds der verschiedenen Grammatikschreiber und Normierer zu pr“fen.
Die Frage der )ndividualität des Slovenischen und seiner innerslavischen sowie arealen )ntegration wird
anhand von morphosyntaktischen und lexikogrammatischen Strukturen untersucht, die die spezifische
Position des Slovenischen innerhalb des S“d- Slavischen, seine Stellung zwischen West- und S“dslavisch
sowie seine ausserslavische Kontaktsituation in besonderem Mass kennzeichnen: Relativsatzbildung mit
ki oder kateri, Verwendung von Supin oder )nfinitiv, Versprachlichung des Konzepts W)SSEN durch vedeti
oder znati, sowie Verwendung von znati, lahko oder ne moči im Bereich der Possibilitätsmodalität.
Durch die Analyse von objekt- und metasprachlichen Faktoren sowie deren )nteraktion wird der Einfluss
von Datenanalyse, Deskription und Präskription auf die interne Sprachentwicklung und die linguistische
Einordnung des Slovenischen nachgezeichnet. Neben einer konzisen funktionalen Analyse der relevanten
Strukturen in diachroner und synchroner (insicht sowie der Einbettung des Slovenischen in die
zentraleuropäische Grammatiktradition will das Projekt Aufschluss dar“ber geben, inwieweit seine so oft
betonte Besonderheit sprachlich begr“ndet und bis zu welchem Grad sie als Artefakt der
Sprachbeschreibung zu sehen ist.
. Forschungsplan
. Forschungsstand
Der relevante Forschungsstand betrifft die objekt- und metasprachliche Einbettung des Slovenischen in
den slavischen und weiteren arealen Kontext sowie Analysen der Strukturen, die im Projekt untersucht
werden. Relevant sind zudem Arbeiten, die sich mit den Faktoren auseinandersetzen, die f“r
Sprachentwicklung und die Beschreibung dieser Entwicklung eine Rolle spielen können.
. . Einbettung des Slovenischen
. . . Objektsprachlich
)n den traditionellen Gliederungen des Slavischen wird das Slovenische dem S“dslavischen Vostokov
bzw. gemeinsam mit dem Serbokroatischen/BKMS Bosnisch-Kroatisch-Montenegrinisch-Serbisch
dem West-S“dslavischen Mareš
zugerechnet. Dabei wird dem Slovenische i.d.R. eine besondere
Stellung zugeschrieben, und zwar mit Verweis auf die Bewahrung archaischer Lexik vgl. Brozović
:
f sowie der Nennung gemeinsamer )soglossen mit dem Tschechischen und Slovakischen z.B.
Nuorluoto
, Vasilev
; auch Lenček
. Diese gemeinsamen )soglossen betreffen sowohl aus
gemeinslavischer Zeit bewahrte Merkmale als auch )nnovationen, die sich vom Westslavischen auf das
Slovenische und von dort z.T. weiter auf das Kajkavische erstreckt haben vgl. dazu auch (olzer
. Neben phonetisch-phonlogischen Z“gen hebt Vasilev
die Relativsatzbildung hervor
:
-
. Gvozdanović
:
-
auch morphosyntaktische Parallelen wie
:
sieht das Slovenische ebenso
„[at] the crossroads between the South and West Slavic languages wie Schaller
, der die
„konservierenden Tendenzen […] nicht nur in intra-, sondern vor allem in extralinguistischen Faktoren
:
-
begr“ndet sieht.
)n Bezug auf die Position innerhalb eines weiteren, auch ausserslavischen Zusammenhangs betrachten
Orešnik & Reindl
:
das Slovenische als „less different from Standard Average European […]
than […] other Slavic languages . Newerkla
eines zentraleuropäischen Areals, Déscy
und (eine & Nomachi
betrachten es als Teil
ordnet es einem Donausprachbund zu, Mayerthaler et al.
dem Alpen-Adria-Raum. Gegen eine Eingliederung des Slovenischen in grössere Areale wendet
sich Schaller
mit dem Argument, dass „trotz zahlreicher deutscher Einfl“sse im lexikalischen
Bereich [...] die lautliche, morphologische und syntaktische Ebene von Einfl“ssen der deutschen Sprache
offensichtlich frei geblieben
:
sind. Dass, entgegen dieser Annahme, der lange und vielfältige
Kontakt mit dem Deutschen tatsächlich auch auf der morphologischen und syntaktischen Ebene Spuren
hinterlassen hat, zeigen u.a. Lipavic-Oštir
Déscy
:
, Reindl
, Newerkla
.
sieht die Syntax des Deutschen, Tschechischen, Slovakischen, Slovenischen und auch
Serbokroatischen als „weitgehend vom Lateinischen synchronisiert , was Pilarský
:
als
„nichtssagendes Statement zur“ckweist. Diese Diskussion betrifft weitgehend die Literatursprachen, in
denen der Einfluss des Lateinischen primär “ber die Evangelien“bersetzungen zum Tragen kam.
Aufgrund ihrer zentralen Funktion in der Verbreitung des Glaubens spielen diese Texten eine wichtige
Rolle „im Wechselspiel zwischen Regionalisierung und Unifizierung der morphosyntaktischen Struktur
des gesprochenen und geschriebenen Standards Prunč
:
, so dass es durchaus denkbar ist, dass
der Einfluss des Lateinischen auch weiter in der gesprochenen Sprache Spuren hinterlassen konnte.
. . . Metasprachlich
Kennzeichnendes Merkmal der externen Sprachgeschichte des Slovenischen auf dem Weg zur
Standardsprache ist seine diskontinuierliche Entwicklung in diatopischer und diachroner (insicht vgl.
(ammel
Seitz
, (errity
, Orožen
, Seitz
, Pogorelec
f“r einen Überblick; Ahačič
a,b zu Darstellungen spezifischer Etappen; Toporišič
dynamik . )m Zusammenhang mit der Gegenreformation und verstärkt ab Beginn des
dung regionaler literatursprachlicher Traditionen zu beobachten vgl. (errity
:
kurzen Überblick , die in der zentralslovenisch basierten Grammatikschreibung des
, Pavkovič
,
zur Entwicklungs. Jh. ist die Ausbil-
f“r einen
. Jh. jedoch nicht
ber“cksichtigt werden. Diese greift auf ältere Normierungsversuche zur“ck, v.a. aus der Zeit der Refor-
mation. Dies war auch dem Bestreben nach Etablierung einer Tradition geschuldet. Zudem lagen
sprachliche Daten aus der Zeit vor der Reformation noch nicht vor; die Freisinger Denkmäler werden erst
entdeckt, die wenigen Manuskripte des
.-
. Jh. in Mikhailov
waren nicht bekannt.
)n diesem Zusammenhang ist nun zu pr“fen, inwieweit die Datenbasis, derer sich die verschiedenen
Grammatikschreiber bedient haben, aber auch ihr sprachlicher (intergrund – die meisten waren
zweisprachig – die etymologische und funktionale Beschreibung sprachlicher Strukturen beeinflusst hat.
Auch die Tatsache, dass im Prozess der Standardisierung das slovenische Schrifttum der Peripherie
beispielsweise des Prekmurischen oder des Resianischen , das auch während der Zeit der
Gegenreformation vorhanden war, weitgehend vernachlässigt wurde, beeinflusste die Form- und
Funktionsbeschreibung in eine bestimmte Richtung
verschiedenen Literatursprachen bis zur Mitte des
vgl. Jesenšek
zur Entwicklung der
. Jh. . Dies kann den Eindruck der )ndividualität des
Slovenischen verstärken, der möglicherweise bei einem Blick auf alternative Entwicklungen und noch
nicht standardisierte Distinktionen verringert werden könnte.
Auch in metasprachlicher (insicht kann das Slovenische in einen weiteren Kontext, und zwar den der
Tradition der Grammatikschreibung, eingebettet werden. Auf die slovenisch-tschechischen Beziehungen
in diesem Bereich weist Pavkovič
hin, der die „inhaltlichen und methodischen Vorarbeiten
herausarbeitet, „die den bekannten und gut erforschten Vertretern der Wiedergeburt zur Verf“gung
standen , um so zu einem Bild davon zu gelangen, inwiefern bereits vor Beginn des
der slavischen Wechselseitigkeit gesprochen werden kann
:
. Jh. von einer „Zeit
. (ierf“r formuliert er die
(ypothese eines sekundären Sprachbunds , die im vorliegenden Projekt zu “berpr“fen ist. Dahinter steht
die Annahme, daß erst [der] deutsche Einfluß letztendlich […] dazu gef“hrt hat, daß die beiden Sprachen
Tschechisch und Slovenisch einander [sic] angenähert haben (2011: 24). Kennzeichen dieses sekundären
Sprachbunds sind in erster Linie „planmäßig herbeigef“hrte Gemeinsamkeiten im Bereiche der
Morphologie und Syntax
:
. F“r die Zeit der Reformation zeigt Ahačič
die Einfl“sse der
zeitgenössischen deutschen, der mittelalterlichen lateinischen sowie der antiken griechischen Tradition
auf die Sprachkonzeptionen des Slovenischen. Einen Gesamt“berblick “ber die Einfl“sse auf die
Grammatikschreibung des Slovenischen bis ins
. Jh. bietet (ammel
.
Neben Datenauswahl, Vorbildern in der Grammatikschreibung sowie der sprachlichen Sozialisierung der
Autoren ist f“r die in deskriptiven und normativen Werken ausgearbeiteten Analysen, die ihrerseits als
Grundlage f“r Präskription auf der standardsprachlichen Ebene dienen, auch die mit der Beschreibung
verbundene )ntention relevant. Diese )ntention kann im Etablieren einer Tradition bestehen, in der
Betonung der Eigenständigkeit des Slovenischen oder umgekehrt im Bestreben nach seiner Einbindung in
einen weiteren s“d- slavischen Zusammenhang u.v.m. vgl. dazu auch die ABC-Kriege Mitte des
. Jh. .
Diese Aspekte wurden in der Literatur bisher erst am Rande besprochen. Dies betrifft insbesondere die
Wechselwirkung von sprachlichen Strukturen und ihrer Beschreibung, d.h. die Frage, inwiefern die
Tatsache der Beschreibung selbst Einfluss auf die Entwicklung der beobachteten sprachlichen Strukturen
nehmen kann. Dies soll im vorliegenden Projekt untersucht werden.
. . Strukturen
Die Frage der )ndividualität des Slovenischen und die Rolle der Sprachbeschreibung beim Entstehen eines
solchen Bildes werden im Projekt exemplarisch an vier Strukturen gezeigt. Sie betreffen mit kateri/ki
sowie dem Supin Strukturen der slovenischen Syntax, die in normativen und präskriptiven Werken eine
lange
Beschreibungstradition
aufweisen.
)m
Unterschied
dazu
werden
lexiko-grammatische
Erscheinungen, die untersucht werden sollen, in metasprachlicher (insicht nicht ber“cksichtigt und somit
auch nicht als mögliche spezifische Merkmale des Slovenischen diskutiert. Es handelt sich dabei um
znati und vedeti als Lexikalisierung von W)SSEN und das funktionale Vordringen von znati in den modalen
Bereich von lahko und ne moči. )n diesem Fall ist es die Nicht-Erwähnung und damit die Unmöglichkeit
des Entdeckens von Gemeinsamkeiten mit umgebenden slavischen und nichtslavischen Sprachen, welche
das Slovenische besonders individuell erscheinen lassen.
. . . Morphosyntax
. . . . Relativsatzbildung: ki vs. kateri
)n Bezug auf die Relativsatzbildung kommt dem Slovenischen innerhalb der s“dslavischen Sprachen und
auch innerhalb des Slavischen insgesamt eine besondere Stellung zu zu den verschiedenen Mitteln und
deren Spezialisierung vgl. Chidambaram
. Dies betrifft insbesondere die Möglichkeit der Einleitung
von restriktiven und nicht-restriktiven Relativsätzen mit dem nicht flektierbaren ki oder dem
Relativadjektiv kateri. Die Beschreibung dieser Variation weist eine lange Tradition auf und ist f“r das
gegenwärtige Standardslovenisch präskriptiv geregelt. Dabei sind sowohl die (erkunft als auch die
funktionale Distribution noch immer ungen“gend geklärt, was zu einem grossen Teil der d“rftigen
Datenlage geschuldet ist.
)n slovenischen Texten erscheint kateri erstmals im
. Jh. und ist innerhalb des S“dslavischen dar“ber
hinaus nur im Kajkavischen belegt. Da das Westslavischen mit který “ber eine Entsprechung zu kateri
verf“gt, lässt sich eine gemeinsame Entwicklung vermuten. Diese Annahme wird dadurch bestärkt, dass
který im Tschechischen ab dem
.-
. Jh. in Erscheinung tritt Kurzová
:
, zu einem Zeitpunkt
-
explizit hin: zum
also, der den ersten Belegen im Slovenischen unmittelbar vorausgeht. Auf die Gemeinsamkeiten zwischen
dem Slovenischen und dem Westslavischen weist Vasilev
:
Tschechischen in Bezug auf kateri, zum Obersorbischen in Bezug auf ki kenž im Sorbischen .
F“r das Kajkavische verweist Gallis
:
auf das Entstehen eines neuen Pronomens koteri / kteri,
neben dem älteren koji bzw. seiner kontrahierten Form ki. Letzteres ist auch f“r Erklärungsansätze zur
(erkunft von ki relevant. Die wenigen Dokumente aus der Zeit vor der Reformation weisen unterschied-
liche Formen auf, die als mögliche Vorläufer von ki angesehen werden können, z.B. kyr oder kir letzteres
wird noch bis ins
. Jh. verwendet . Während Miklosich
beide auf *kъde-že zur“ckf“hrt und ki als
Kontraktion von koji analysiert, betrachten u.a. Gołab & Friedman
sie als unterschiedliche
diachrone Zustände der Ableitung vom interrogativen *kъjь, was auch Gallis
Parallele zum kajkavischen ki, ka, ko annimmt. Škrabec
aufgrund der
wiederum leitet ki von iže ab und sieht
diese Analyse durch das sorbische kiž/kenž bestätigt. Kopitar
schliesslich betrachtet ki als
kontaktinduzierte Re-)nterpretation von kje wo , analog zum deutschen wo, das ebenfalls Relativsätze
einleiten kann. Diese Analyse könnte von seinem sprachlichen (intergrund beeinflusst sein vgl. . . . .
postuliert einen stilistischen Unterschied zwischen ki und kateri, wobei ki als Ab-
Bereits Pohlin
k“rzung von kateri dargestellt und als stilistisch niedriger eingestuft wird. Die Wirkungen dieser irrt“mli-
chen Analyse zeigen sich noch im gegenwärtigen Gebrauch, da Sprecher offenbar zu (yperkorrektheit in
der Verwendung von kateri neigen (ladnik
. Dies zeigt die Möglichkeit metasprachlichen Einflusses
auf die Sprachverwendung, die in diesem Projekt auch f“r ältere Sprachzustände gepr“ft werden soll.
. . . . Supin
Das Supin stellt eine der Strukturen dar, die als charakteristisch f“r das Slovenische angesehen werden, da
es in den meisten slavischen Sprachen nicht mehr vorhanden ist. )m Westslavischen ist es noch im
Niedersorbischen Sussex & Cubberly
geschwunden
:
ist. Grošelj
:
zu finden, während es im Tschechischen fast vollständig
weist zudem auf die Gemeinsamkeit mit dem Kajkavischen
hin, sowohl in der Bewahrung des Supins als auch im Erhalt des )nfinitivs. Slovenisch und Kajkavisch sind
damit beide noch nicht vom )nfinitivschwund betroffen Grošelj
:
, der die balkanslavischen
Sprachen kennzeichnet und auch im Serbischen zu finden ist. Als Anfangsstadium dieser Entwicklung, die
vom S“dosten nach Nordwesten hin vordringt, betrachtet Grošelj
:
den Verlust des Supins.
Die Situation im Slovenischen gestaltet sich auch deshalb komplex, weil das Supin formal häufig mit dem
verk“rzten )nfinitiv zusammenfällt. Dies f“hrt Comrie & Corbett
:
zu dem Schluss, dass die
Opposition )nfinitiv vs. Supin im gesprochenen Slovenischen largely neutralized sei ibid. . Auch Grošelj
verweist auf die formale Überlappung mit dem kurzen )nfinitiv in manchen bzw. den vollständigen
Schwund des Supins in anderen Dialekten
f“r Texte des
.-
dass oder kaj was
:
. Sowohl f“r das gegenwärtige Kajkavische als auch
.Jh. beobachtet er Fälle, in denen das Supin und finite Finalsätze eingeleitet mit da
funktional vergleichbar verwendet werden
:
. F“r das Slovenische stellt er
in älteren Quellen eine Alternation zwischen Supin und )nfinitiv nach Bewegungsverben fest – with the
supine clause being used more consistently after the second half of the
th c.
:
. Diese
Beobachtung wirft die Frage danach auf, ob die konsistentere Verwendung des Supins – anstelle seines
allmählichen Verschwindens, wie dies die Beobachtungen f“r das sonstige S“dslavische nahelegen
w“rden – ein Effekt der Standardisierung sein könnte. )m Projekt soll neben dieser Frage auch die Frage
der Verwendung und Distribution von Supin, )nifintiv und finiten Komplementsätzen gepr“ft werden.
. . . Lexiko-Grammatik
. . . . W)SSEN: vedeti vs. znati
)n der Philosophie z.B. Ryle
, Vendler
werden drei Bereiche von W)SSEN angenommen und
mit know that , know how und know something umschrieben – im Folgenden kurz W)SSEN , ,
vgl.
auch Sonnenhauser
. Die Versprachlichung des Konzepts W)SSEN geht im )ndogermanischen “ber-
wiegend auf die Wurzeln *wejd und *ĝnō zur“ck Buck
und
ab. Popović
:
. Diese decken die Bereiche W)SSEN
teilt die slavischen Sprachen vgl. auch Grković-Major
anhand des
Merkmals, ob f“r beide Bereiche ein- und dasselbe Verb verwendet wird, nämlich >*ĝnō, oder eine
Aufgabenteilung zwischen *ĝnō und *wejd vorliegt, in zwei Gruppen. Zur ersten zählt er das Ostslavische
sowie Bulgarisch, Makedonisch und östliches BKMS, zur zweiten das Westslavische, westliches BKMS und
Slovenische. Damit liegt nun auch im lexikalischen Bereich ein Merkmal vor, das das Slovenische mit dem
Westslavischen verbindet und das sich offenbar auch auf das benachbarte S“dslavische – das Kajkavische
– erstreckt. Da im Deutschen mit wissen und können eine ähnliche Zweiteilung vorliegt, stellt sich die
Frage, ob Kontakteinfluss vorliegen könnte. Dieser könnte zumindest bei der Bewahrung von vedeti eine
Rolle gespielt haben, das in älteren Sprachstufen noch f“r alle slavischen Sprachen belegt ist. Auch wenn
das Slovenische und das Westslavische sich darin ähnlich sind, zwei Verben f“r W)SSEN aufzuweisen,
unterscheiden sie sich in (inblick auf die Funktion dieser Verben. Deutlich wird dies insbesondere bei
znati, das im Slovenischen auch den Bereich W)SSEN
nimmt Sonnenhauser
abdeckt und zunehmend modale Funktionen “ber-
. Damit zeigt sich auch, dass die Versprachlichung von W)SSEN nicht nur ein
ein rein lexikalisches Phänomen darstellt, sondern eines, das in den Bereich der Grammatik reicht.
. . . . Modalität: znati, lahko, moči
)m Bereich der Possibilitätsmodalität werden f“r das Slovenische zwei Besonderheiten beschrieben: das
Prädikativum lahko vgl. (oll
zu einer Diskussion des syntaktischen Status sowie das Modalverb
moči, das im gegenwärtigen Slovenischen fast ausschliesslich in negierter Form ne moči erscheint. (ier
ist – neben möglichem deutschen Einfluss – auch zu pr“fen, inwiefern das Eindringen von lahko in den
Modalitätsbereich mit dem R“ckzug von moči in den negierten Bereich korreliert, wie das Roeder &
vermuten. Besondere Aufmerksamkeit gilt der modalen Funktion von znati, die in der
(ansen
Literatur noch kaum beachtet ist vgl. aber Sonnenhauser
in Abschnitt . .
Solche Versprachlichungen im Possibilitäts- und Modalitätsbereich werden in der slavischen Grammatikschreibung im Allgemeinen kaum ber“cksichtigt, da Modalität idR als lexikalisches Phänomen betrachtet
wird und nicht als Bereich, der zu unterschiedlichem Grad grammatikalisiert ist vgl. dazu (ansen
.
An der diachronen Entwicklung von znati zeigt sich möglicherweise ein Grammatikalisierungspfad, der in
der Tat f“r die slavischen Sprachen spezifisch wäre. Nicht spezifisch wäre er allerdings in arealer (insicht
vgl. deutsch können aus der gleichen idg. Wurzel . Kontakteinfluss, diachrone Entwicklung und
Grammatikalisierungspfad sind auch f“r lahko zu pr“fen. Auch f“r das Kajkavische und Westslavische gilt
es zu untersuchen, wie weit *ĝnō in den Bereich der Possibilität reicht. Ein geeigneter Rahmen daf“r ist
die lexikalische Typologie, die sprachvergleichende Gemeinsamkeiten – auch f“r verwandet Sprachen vgl.
Raxilina & Plungjan
. . Faktoren
– in Bezug auf die Schnittstelle Lexikon-Grammatik untersucht.
Da sprachlicher Wandel in der Regel nur aus der )nteraktion mehrere Faktoren erklärt werden kann,
schlagen Kuteva & (eine
:
ein Modell vor, das der inneren Dynamik eines komplexen Prozesses
gerecht werden soll, indem es neben universalen Grammatikalisierungsprozessen und
Sprachkontakt auch sozio-linguistische und pragmatische (intergr“nde ber“cksichtigt, d.h. also sprachinterne, kontaktinduzierte und metasprachliche Faktoren erfasst. Joseph
weist darauf hin, dass
nicht in jedem Fall eine eindeutige Erklärung gefunden werden kann und eine solche auch nicht
notwendigerweise gegeben sein muss. Stattdessen können, v.a. in Bezug auf Etymologie, verschiedene
(ypothesen zutreffen, gerade angesichts der Möglichkeit von externem Einfluss
:
. Dazu kommt
ein subjektiver Faktor, d.h. speakers are not necessarily aware of multiple etymologies, though different
speakers might make different connections in their synchronic etymologizing , i.e. in the connections that
they make among forms as they set about constructing their own mental grammars
Joseph
:
.
Nun sind auch Linguisten und Grammatikschreiber zunächst einmal Sprecher ihrer Sprache, d.h. auch bei
der Analyse und Kodifizierung einer Sprache sind solche subjektiven Faktoren wie der sprachliche
(intergrund der betreffenden Person zu ber“cksichtigen. )n diesem Sinne stellt das Slovenische in
mehrfacher (insicht ein Paradebeispiel f“r die Notwendigkeit der Ber“cksichtigung verschiedener
Faktoren – objektiver, d.h. primär sprachbedingter, und auch subjektiver, d.h. primär analyseorientierter –
dar. Während erstere insbesondere aus der Datenanalyse rekonstruiert werden können, sind letztere aus
(inweisen in den Beschreibungen und auch den Biographien der Beschreiber zu suchen. Sie sind der
metasprachlichen Ebene zuzuordnen, auf der objektsprachliche Varianz unterschiedlich interpretiert,
unterschiedlich geordnet und unterschiedlichen Auswahlprozessen unterzogen werden kann.
. Stand der eigenen Forschung
Sonnenhauser
untersucht die Verteilung von ki und kateri im gegenwärtigen Standard-
slovenischen. Sie zeigt, dass ki f“r die Relativisierung von NPs mit Präpositionalkasus nicht verwendet
wird, und kateri f“r nicht-präpositionale relativisierte NPs nicht ausgeschlossen ist. Bei der Relativi-
sierung von direkten und indirekten Objekten sind beide möglich. (ier zeigen sich f“r keines der in der
Literatur genannten Kriterien, insbesondere Register oder Charakter des Relativsatzes als restriktiv/nicht
restriktiv, Präferenzen in irgendeine Richtung. Dagegen deuten sich beim Vorliegen von komplexen
Bezugs-NPs NP +NP
signifikanten Tendenzen an: hier wird f“r NP -Anbindung kateri, f“r NP -
Anbindung ki bevorzugt. Dieser Zusammenhang ist f“r das gegenwärtige Slovenische noch weiter zu
erhärten sowie f“r ältere Sprachstufen und alternative Entwicklungen zu “berpr“fen. Die Diachronie von
ki und kateri wird in Sonnenhauser
und Sonnenhauser in Vorb. behandelt. F“r ki werden in der
Literatur unterschiedliche Etymologien diskutiert, f“r die Sonnenhauser
, in Vorb. die Datenlage
und den sprachlichen (intergrund der jeweiligen Autoren als mitbestimmende Faktoren vermutet. Diese
Annahmen werden im vorliegenden Projekt näher untersucht, ebenso wie die Frage nach dem Erscheinen
von kateri, das – abgesehen von seltenen Belegen in Manuskripten des
Schriften der Reformation und späterer Zeiten belegt ist.
Sonnenhauser
.-
. Jh. – regelmässig erst in den
widmet sich der Versprachlichung des Konzepts W)SSEN im Slovenischen, das mit
vedeti und znati beide idg. Wurzeln verwendet – ähnlich dem Deutschen. F“r die Bewahrung von vedeti,
das nur noch im Westslavischen, Slovenischen und westlichen BKS gebräuchlich scheint, wird dort
deutscher Einfluss vermutet. Dies ist eine Erklärungsmöglichkeit f“r das Bewahren von vedeti in genau
diesen slavischen Sprachen. Eine andere Möglichkeit könnte der konservative Charakter der Übergangszone des West- und S“dslavischen sein. Die Untersuchung älterer Sprachzustände sowie der peripheren
Literatursprachen des Slovenischen erlauben das Überpr“fen der beiden (ypothesen. Sonnenhauser
zeigt zudem, dass die Versprachlichung von W)SSEN nicht nur f“r den lexikalischen Bereich
relevant ist: so weist znati “ber den Bereich der Fähigkeit hinaus modale Funktionen bis hin zur
epistemischen Modalität auf. Damit scheint im Slovenischen ein Grammatikalisierungspfad aus idg. *ĝnō
vorzuliegen, der f“r die slavischen Sprachen, deren epistemisches Modalauxiliar ansonsten auf idg *mogzur“ckgeht und mit moči auch im Slovenischen belegt ist , un“blich ist. Auch hier stellt der Einfluss des
Deutschen, f“r das diese Entwicklung typisch ist, eine Erklärungsmöglichkeit dar. Die Nähe zum
Deutschen zeigt sich auch im Vorliegen der tautologischen Konstruktion kdor zna, zna bzw. wer kann, der
kann, die in beiden Sprachen formal und funktional äquivalent ist, wie Sonnenhauser
zeigt. Dem
liegt ein vergleichbarer Umfang an Polysemie – Ausdruck unterschiedlicher Arten von Fähigkeit – f“r znati
und können zugrunde, der in anderen slavischen Sprachen, z.B. dem Russischen, nicht anzutreffen ist.
Die genannten Themen wurden seit
in einer Reihe an Vorträgen präsentiert und diskutiert. Zur
standardsprachlichen Entwicklung des Slovenischen sowie zum älteren Schrifttum im Slovenischen und
Kroatischen inklusive des kajkavischen Schrifttums wurden dar“ber hinaus im WiSe
sowie WiSe
/
Lehrveranstaltungen abgehalten.
Literatur
/
, SoSe
Sonnenhauser, B. in Vorb. Relativisation strategies in Slovene. (ansen, B., J. Grković-Major & B.
Sonnenhauser
eds. . Diachronic Slavonic syntax. The interplay between internal development,
language contact and metalinguistic factors. Berlin, New York
Sonnenhauser, B.
a. Wer kann, der kann. Eine Tautologie im deutsch-slovenischen Sprachkontakt.
Mendoza, )., E. Graf & B. Sonnenhauser eds. . Konstruktion und Dekonstruktion zwischen Sprach- und
Literaturwissenschaft. Festschrift. M“nchen,
Sonnenhauser, B.
b. Ahačič, Kozma.
-
. The history of linguistic thought and language use in
century Slovenia Thought, society, culture. Slovenian and South Eastern European perspectives,
Frankfurt/Main et al.: Peter Lang,
Sonnenhauser, B.
pp. Review . Wiener Slavistisches Jahrbuch. Neue Folge .
.
. Wissen, kennen, können: znati als Modalverb im Slovenischen. Pitsch, (. ed. .
Beiträge zur Slavistik XX). M“nchen: Sagner,
Sonnenhauser, B.
th
-
. Relative clauses in Slovene: diachronic puzzles, synchronic patterns. Wiener
Slavistisches Jahrbuch. Neue Folge ,
-
Vorträge
a Tautologien an der Schnittstelle von Syntax, Semantik und Pragmatik: Kdor zna, zna und Wer
kann, der kann Slavistik-Kolloquium, (U Berlin
b Wer kann, der kann. A tautology at the interfaces. Linguistics colloquium, Göttingen
Kdor zna, pač zna – vedat’ ne vedaju: W)SSEN und mehr im Slavischen Bewerbungsvortrag
)nnsbruck
The oziralna dvojica ki and kateri in Slovene: internal development, external contact, metalinguistic description Diachronic Slavonic Syntax , Novi Sad
a Relativsätze im Slovenischen – Muster ohne Variation? Deutscher Slavistentag, Dresden
b Kennen, wissen, können: znati als Modalverb im Slovenischen
. Jungslavisten-Treffen, Göttingen
c Relative clauses in Slovene and Macedonian: structures between prescription and usage Slavic
Cognitive Linguistics Association, Zagreb
. Detaillierter Forschungsplan
Ziel des Projektes ist es, anhand einer funktionalen Analyse ausgewählter Strukturen und ihrer Darstellung in Sprachbeschreibungen Aufschluss dar“ber zu gewinnen, zu welchem Grad die )ndividualität
des Slovenischen sprachlich begr“ndet und in wieweit sie ein Artefakt der Sprachbeschreibung ist.
Ausgangspunkt sind dabei die Entwicklungen im Zentralslovenischen sowie im Prekmurischen, da hier
zum einen die Datenlage am besten ist, zum anderen bereits Vorarbeiten bestehen, an denen angekn“pft
werden kann. Mit diesem Bereich wird sich schwerpunktmässig die Projektleiterin befassen. Das hierf“r
erarbeitete Ger“st an Datenerschliessung, -aufbereitung und -analyse wird parallel auf die Analyse des
Kajkavischen und Westslavischen “bertragen. Aufgrund der im Vergleich zum Slovenischen schlechteren
Daten- und Forschungslage, insbesondere f“r das Kajkavische, ist die Erschliessung hier zeitintensiver.
Die Bearbeitung dieses Aspekts wird von einem/einer Doktoranden/in “bernommen. Die Synergien, die
sich aus der engen Zusammenarbeit zwischen Projektleiterin und Doktorand/in insbesondere im Bereich
der Datenerhebung und -auswertung ergeben, tragen entscheidend zum Erreichen der Projektziele bei.
Damit können nicht nur neue Erkenntnisse in Bezug auf das Slovenische gewonnen werden, es wird
zugleich ein wichtiger Beitrag zur morphosyntaktischen Beschreibung des Kajkavischen geleistet, die als
eigenständiges Untersuchungsobjekt bisher noch weitgehend unbeachtet ist vgl. Lončarić
. . Datengewinnung
:
.
Zur Datengewinnung kann auf Reihe elektronischer Ressourcen zur“ckgegriffen werden letzter Zugriff
jeweils
. .
:
Digitale Bibliothek Sloveniens http://www.dlib.si/
(istorische, etymologische, dialektale Wörterb“cher der Slov. Akad. der Wiss. http://www.fran.si/
Wörterb“cher, Korpora, Dialektmaterial der Slov. Akad. der Wiss. http://bos.zrc-sazu.si/
Quellen zum älteren Slovenischen Jezikovni viri starejše slovenščine )MP, http://nl.ijs.si/imp/
)ntratext-Bibliothek http://www.intratext.com/SLV/
Digitale Bibliothek des Slovenischen http://nl.ijs.si/imp/dl/index-date.html
Klassische solvenischer Belletristik Slovenska leposlovna klasika http://sl.wikisource.org/wiki/
Wikivir:Slovenska_leposlovna_klasika
Slovenische Literatur im )nternet Slovensko leposlovje na spletu, http://slov.si/slovlit/
Übersetzungsdatenbank deutsch-slovenisch/kroatisch
graz.at/pub/tradok/
-
http://itat .uni-
Korpus des gegenwärtigen Slovenischen Gigafida http://www.gigafida.net/
Parallel-Korpus zu slavischen und anderen Sprachen Parasol-Korpus, http://www.slavist.de/
Weitere relevante Daten werden ausgehend von Bibliographien bestehender Untersuchungen
erschlossen, z.B. aus Ahačic
Orešnik & Reindl
, (ammel
, Toporišič
, (errity
, Pavkovič
, Vidmar
,
, Kapitel V))) , sowie, falls notwendig, durch Recherchen in
Archiven. Entsprechend wird f“r das Kajkavische vorgegangen u.a. “ber Šojat
Datenerhebung f“r das Westslavische erfolgt gezielt zu Einzelaspekten.
, Moguš
, die
. . Bereiche
Das Projektziel umfasst vier Untersuchungsbereiche:
A Sprachstrukturen:
Form und Funktion
C Wechselwirkung:
)nteraktion von meta- und objektsprachlicher Ebene
B Sprachbeschreibung: Deskription und Präskription
D Zusammenf“hrung:
Die )ndividualität des Slovenischen
Das Zusammenwirken dieser vier Bereiche zeigt Abbildung :
Einbettung: diatopisch, diaphasisch
Synchronie
A) Sprachstrukturen
Diachronie: objektsprachlich
C) Wechselwirkung
Einbettung: diatopisch, diaphasisch
B) Sprachbeschreibung
Abbildung : Untersuchungszusammenhänge
D) Individualität
Diachronie: metasprachlich
Bereich A: Sprachstrukturen
Bereich A betrifft die Erhebung und Analyse der zu untersuchenden Strukturen. Die Daten vgl. . .
werden entsprechend diachroner, diatopischer und diaphasischer Kriterien erhoben, vgl. Tabelle . Die
Diachronie wird anhand von synchronen Schnitten nachgezeichnet, die sich auf die Etappen konzentrieren, die f“r die Entwicklung des Slovenischen signifikant sind vgl. Toporišič
(errity
, Pavkovič
,
: die Zeit der Reformation mit den ersten Normierungsversuchen, die Zeit der Aufklärung
mit dem Entstehen verschiedener Literatursprachen, die Zeit der Wiedergeburt mit den Anfängen der
Standardisierung sowie das gegenwärtige Slovenische als etablierte Standardsprache ab Mitte des
Diachronie
- Reformation
. Jh.
- Aufklärung
. Jh.
- Wiedergeburt
. Jh.
- Gegenwart ab Mitte . Jh.
Tabelle : Datengrundlage
Diatopie
- Zentralslovenisch
- Prekmurisch
- Kajkavisch
- Westslavisch
Diaphasie
- liturgische Texte
- Grammatiken, Lexika
- Zeitungen
- Belletristik
- Diskussionen
. Jh.
F“r R“ckschl“sse auf mögliche Zusammenhänge ist Vergleichbarkeit der Daten anzustreben – zumindest
jeweils auf einer der drei Dimensionen. Vergleichbarkeit sollte zudem in Bezug auf die Datenmenge
gegeben sein, d.h. in Bezug auf die Strukturen, die pro Kriterium exzerpiert werden.
Voraussetzung f“r eine Analyse der relevanten Strukturen ist ihre Annotation. Dies erfolgt zuerst in Bezug
auf Metaparameter zum Erfassen des jeweiligen soziolinguistischen und pragmatischen (intergrunds,
wobei insbesondere folgende Kriterien relevant sind:
a. Text:
b. Verfasser:
(erkunft, Zeit, Textsorte, Übersetzung/Original, Veröffentlichungsmedium
Alter, Bildung, (erkunft, sprachlicher (intergrund, Geschlecht falls relevant
Diese Faktoren können Auswirkungen auf die Verwendung von Sprache, d.h. auch auf die Verwendung der
zu untersuchenden Strukturen haben, und sind somit ein wichtiger Bestandteil des Abgleichs von objektund metasprachlicher Ebene in Bereich C vgl. Abbildung
.
Zudem werden die Daten in Bezug auf strukturspezifische Parameter annotiert. Die Annotation erfolgt in
einem ersten Schritt hypothesengesteuert. Die (ypothesen leiten sich aus der bestehenden Forschungsliteratur sowie den eigenen Vorarbeiten ab und lassen sich in folgende Parameter fassen:
a. ki/kateri:
b. Supin/)nfinitiv:
c. vedeti/znati:
Bezugs-NP sem. Rolle, synt. Funktion, Belebtheit, Komplexität , extrahierte
NP sem. Rolle, synt. Funktion, Belebtheit , Relativsatz hohe/niedrige
Anbindung, restriktiv/nicht restriktiv , Distanz Bezugs NP – Relativsatz,
Subjekt Belebtheit, )ntentionalität , Matrixverb Person, Tempus , Distanz
Matrixverb – Supin, +/– Objekt, Koordination
W)SSEN , , ; Subkategorisierung Subjekt, Komplement , grammat. Person,
Tempus
d. znati/lahko/moči: Subkategorisierung Subjekt, Komplement , Possibilität/Modalität, Polarität
Über die einzelnen synchronen Schnitte werden diachrone Veränderungen in Bezug auf die Ausprägungen
der strukturspezifischen Faktoren nachvollzogen. Daraus können neue Annotationsparameter abgeleitet
werden, die die urspr“nglich hypothesengesteuerten ergänzen oder auch ersetzen. Diese evidenzgeleitete
Annotation stellt damit ein Mittel der Qualitätssicherung dar, der Gefahr von Zirkularität
entgegenzuwirken hilft.
Bereich B: Sprachbeschreibung
Die Datenerhebung in Bereich B erfolgt analog zu derjenigen f“r Bereich A oben skizziert und wird
parallel durchgef“hrt. Von besonderem )nteresse sind hier einleitende Kapitel zu Grammatiken, Lehrb“chern und Lexika, in denen die Verfasser Aufschluss “ber ihren soziolinguistischen und theoretischen
(intergrund geben sowie die )ntention des Werkes darlegen. Wichtig sind zudem die Abschnitte, die
)nformationen “ber die relevanten Strukturen geben, beispielsweise in Form von Verwendungsregeln,
präferierten Kontexten sowie (intergr“nden zu Etymologie und Diachronie.
Die Annotation der soziolinguistischen und pragmatischen Einbettung ber“cksichtigt folgende Kriterien:
a. Text:
b. Verfasser:
Zeit, Sprache, Textsorte, Übersetzung/Original
Alter, Bildung, (erkunft, sprachlicher (intergrund, Geschlecht falls relevant
Die Annotation mit inhaltlichen Parametern dient der Konkretisierung von Tradition und )ntention des
Werks und beinhaltet zunächst folgende Faktoren:
a. Text:
Vorbilder, Zielpublikum, Zweck; intertextuelle Verweise
b. Strukturen: Regeln, Wertungen
Aus den Bereichen A und B ergeben sich Ankn“pfungspunkte f“r weiterf“hrende Untersuchungen: F“r
Texte, die noch nicht entsprechend aufbereitet online zur Verf“gung stehen, wird – um sie f“r weitere
Forschungszwecke verwendbar zu machen und in bestehende Korpora und Datensammlungen einspeisen
zu können z.B. The goo
k corpus of historical Slovene, http://nl.ijs.si/imp/ – die Metainformation nach
TE)-Richtlinien Text Encoding )nitiative, http://www.tei-c.org/Guidelines/P / kodiert vgl. auch Erjavec
. Angestrebt wird ein Repositorium, das längerfristig zu einem online durchsuchbaren
Volltextkorpus ausgebaut werden kann. Mit Blick darauf werden die Texte mit OCR oder manuell erfasst.
Dies wird normalisiert geschehen, wobei f“r die Nachvollziehbarkeit der historischen Orthographie die
originalen Dokumente gescannt und mit den normalisierten verlinkt werden sollen.
Aus den erhobenen Quellen soll im Laufe des Projekts eine digitale Anthologie zum Schrifttum des
. Jh.
entstehen. Diese kann nicht nur als Datengrundlage f“r linguistische Fragestellungen dienen, sondern
auch f“r Unterrichtszwecke genutzt werden, beispielsweise in Veranstaltungen zum älteren Schrifttum,
zur Literatur- und Standardsprachlichkeit aber auch in solchen mit historischem Schwerpunkt. Diese
Anthologie ergänzt die Sammlungen von Freidhof
. und
. Jh.
zur Reformationszeit und Pogačnik
zum
Aus der Annotation der intertextuellen Bez“ge der Sprachbeschreibungen lassen sich Verwandtschaftsbeziehungen der slovenischen Grammatikschreibung ableiten, was zur Beschreibung der )deengeschichte
der slovenischen und zentraleuropäischen Sprachwissenschaft beiträgt.
Bereich C: Wechselwirkung
Bereich C untersucht Sprachbeschreibung in ihrer Funktion als Filter und Prisma. Als Filter, der die
diatopische und diaphasische Varianz sprachlicher Strukturen einschränkt, als Prisma, das bestimmte
Strukturen und Distinktionen schärfer profiliert und zu deren Verankerung im Usus beiträgt, damit aber
zugleich die Aussendarstellung der Sprache beeinflusst – und im Fall des Slovenischen den Eindruck einer
gewissen )ndividualität verstärkt haben kann.
Basierend auf den in Bereichen A und B gewonnenen Erkenntnissen erfolgt diese Untersuchung durch den
Abgleich von objekt- und metasprachlicher Ebene. Zum einen wird die Datenlage mit der Auswahl der
Daten verglichen sowie die in A festgestellten Regelmässigkeiten f“r diese Daten mit den in der
Beschreibung formulierten Regeln
Blick nach hinten . Zum anderen wird anhand der Daten, die in
zeitlich späterer Texte festgestellt wurden, die mögliche Wirkung dieser Regeln, beispielsweise
Variationsreduktion bzw. funktionalen Verengung
Blick nach vorne , untersucht. Relevant sind hier
nicht nur Daten, die in entsprechenden Werken beschrieben, analysiert und reglementiert werden hier:
ki/kateri, Supin/)nfinitiv , sondern auch solche, die
noch
nicht erfasst werden
hier: W)SSEN,
znati/lahko/moči . Dies erlaubt einen Einblick in gesteuerte und ungesteuerte Sprachentwicklung.
Der Abgleich von Sprachbeschreibung Zeitpunkt t
mit der Datenbasis Zeitpunkt t-
Auswirkung dieser Beschreibung t+ ist in Abbildung skizziert:
Varianz
t
t-
Datengrundlage
‚Blick nach hinten
Sprachbeschreibung
t+
Wirkung
sowie der
t
‚Blick nach vorne
)ntention
Tradition
Abbildung : Sprachstrukturen – Sprachbeschreibung
Bereich C gibt damit Aufschluss “ber die Motivation d.h. Tradition und )ntention von metasprachlichen
Entscheidungen und verdeutlicht ihren Einfluss auf die Sprachentwicklung.
Bereich D: )ndividualität
Basierend auf den Erkenntnissen aus den Bereichen A-C kann die Position des Slovenischen innerhalb der
s“dslavischen Sprachen sowie auch im Übergangsbereich von S“d- zu Westslavisch genauer bestimmt
werden. Erwartet werden zudem Erkenntnisse hinsichtlich seiner Einbettung in den grösseren
zentraleuropäischen Zusammenhang, was perspektivisch – gerade aufgrund der Untersuchung j“ngerer,
kontaktbeeinflusster Faktoren – zur konkreteren arealen Verortung des Slovenischen beiträgt.
. . Vorgehen
Zum Bearbeiten der Projektziele ist es zunächst notwendig, die Quellen zu erschliessen Schritt
die Analyse aufzubereiten Schritt
und f“r
. Basierend auf der Auswertung der Daten zu den Sprachstrukturen
und zur Sprachbeschreibung Schritt
kann in Schritt
der Abgleich zwischen den Sprachstrukturen
und ihrer Beschreibung erfolgen. Dies erlaubt es, die )ndividualität des Slovenischen zu hinterfragen und
seine Position innerhalb der slavischen Sprachen und ggf. innerhalb eines grösseren Areals genauer zu
bestimmen Schritt
.
Schritt : Quellen erschliessen Bereich A und B
)m ersten Schritt wird eine möglichst repräsentative Datenbasis f“r die Untersuchung der
Sprachstrukturen und ihrer Beschreibung erstellt. F“r beide Bereiche werden dazu zunächst die
elektronischen Ressourcen auf f“r die Untersuchung relevante Texte – Kriterien: Diachronie, Diatopie und
Diaphasie vgl. Tabelle
mit der in Schritt
eingesetzt.
– durchsucht, in tabellarischer Form erfasst und mit einer )D versehen, um sie
zu erstellenden Datenbank zu verkn“pfen. (ierf“r werden unterst“tzend (ilfskräfte
Sprache
Zentralsloven.
Prekmurisch
…
Zeit
Tabelle : Datensystematik
Textsorte
religiös
religiös
Autor
Trubar, Primož
K“zmič, Štefan
Titel kurz
Katechismus
Neues Testament
Ort
http://www.dlib.si/
http://www.dlib.si/
)D
Mit (ilfe dieser Übersicht wird aufgedeckt, in welchen Bereichen weitere Texte notwendig sind, um
Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Diese L“cken werden zunächst mit veröffentlichtem Material und falls
nötig “ber Archivrecherchen geschlossen. Das noch nicht online zugängliche Material wird digitalisiert
und in einem Format annotiert XML, anhand der Kriterien der TE)-)nitiative , das perspektivisch sein
Einspeisen in die bestehenden Datensammlungen ermöglicht. Anhand dieser Übersicht ist zudem
einschätzbar, welches Material auch f“r das Kajkavische und Westslavische zu erheben ist.
Schritt : Quellen aufbereiten Bereich A und B
)m nächsten Schritt können nun die relevanten Sprachstrukturen und die sie beschreibenden Passagen
aus Grammatiken, Lexika oder Lehrwerken exzerpiert werden. Die Sprachstrukturen werden in einer
MySQL-Datenbank erfasst, die Exzerpte aus Sprachbeschreibungen in Form einer tabellarischen Synopse.
Beide Bereiche werden mit den in Abschnitt . . dargestellten Parametern annotiert. Dies wird in einer
ersten, hypothesengeleiteten Pilotphase anhand eines Probekorpus erfolgen. Dieses gibt Aufschluss
dar“ber, ob die Annotationskriterien ggf. modifiziert werden m“ssen. Mit der evidenzgeleiteten
Annotation, die in Folge angewendet wird, ist zugleich eine Qualitätssicherung gewährleistet, die nicht nur
zur Präzisierung beiträgt, sondern auch eine zirkuläre Vorgehensweise zu vermeiden hilft.
Das Exzerpieren der Daten sowie die Annotationsarbeit erfordern ein vertieftes Verständnis der Texte,
ihrer soziolinguistischen und pragmatischen (intergr“nde sowie der )ntention der Untersuchung. Diese
Aufgaben werden von den wissenschaftlichen Projektmitarbeitenden durchgef“hrt; (ilfskräfte werden
hier f“r allfällige unterst“tzende Aufgaben eingesetzt.
Schritt : Auswerten Bereich A und B
Nach der Vorarbeit in Schritt
können nun Sprachstrukturen und Sprachbeschreibung in (inblick auf
ihre Entwicklung analysiert werden. )n Bezug auf die Sprachstrukturen bedeutet dies die Untersuchung
von formaler Distribution, funktionaler Spezialisierung oder freier Varianz in Abhängigkeit von der
zeitlichen, diatopischen und diaphasischen Einordnung. Es wird hier um Fragen wie die folgenden gehen:
Finden sich in prekmurischen Texten des
. Jh. ki und kateri? Falls ja: Lassen sich Verwendungs-
präferenzen in bestimmten Kontexten ableiten und sind diese diaphasisch unterschiedlich?
Wie verhält es sich mit ki und kateri und deren Verwendungspräferenzen in zentralslovenischen
Texten der gleichen Zeit
etc.
Basierend auf dieser Analyse lassen sich f“r die verschiedenen Kohorten an Texten Gebrauchsbedingungen formulieren, die in Bezug auf ihre diachronen Entwicklungen sowie ihre diatopische und
diaphasische Einordnung verglichen werden sollen.
Die Untersuchung von Daten aus dem Kajkavischen und Westslavischen trägt zur Einbettung des
Slovenischen in einen innerslavischen Zusammenhang bei und gibt Aufschluss “ber seine Position im
Übergangsbereich von West- und S“dslavisch. Der Blick auf das Deutsche schliesslich erhellt die Rolle des
Sprachkontakts bei der (erausbildung von Verwendungsmustern.
Auf der metasprachlichen Ebene werden Entwicklungen in der Beschreibung nachgezeichnet, d.h. in
Bezug auf Regeln, Empfehlungen oder Wertungen. Damit können auch Tendenzen im Formulieren von
Regeln oder das Entstehen von Klischees aufgedeckt werden. Über den Vergleich von Sprachbeschreibungen können zudem intertextuelle Bez“ge festgestellt werden, die ihrerseits Kongruenzen oder auch
Widerspr“che in der Sprachbeschreibung aufdecken helfen. Dies wird nicht nur mit Blick auf slovenische
Darstellungen geschehen, sondern auch anhand tschechischer und deutscher. So können mögliche
Vorbilder f“r die Sprachbeschreibung identifiziert werden sowie die Bereiche, in denen sie möglicherweise die Analyse und Darstellung des Slovenischen beeinflusst haben. Anhand der Untersuchung dieser
sprach“bergreifenden )ntertextualität kann das Slovenische in die mitteleuropäische Grammatiktradition
eingeordnet werden.
Die Beobachtungen aus Schritt
erlauben nun auch das Formulieren von Regeln, mit denen die fraglichen
Strukturen beschrieben werden. Zudem können Prognosen abgeleitet werden, wie sich diese Regeln auf
die k“nftige Sprachverwendung auswirken können. So ist beispielsweise bei intertextueller
Übereinstimmung zu erwarten, dass die Regel “berwiegend befolgt werden sollte, während dies bei sich
widersprechenden Formulierungen weniger wahrscheinlich scheint.
Schritt : Vergleich Sprachstrukturen – Sprachbeschreibung Bereich C
)n Schritt
erfolgt der Vergleich der verschiedenen Sprachstrukturen mit ihrer Beschreibung, sowohl mit
Blick nach hinten als auch mit Blick nach vorne .
Mit Blick nach hinten wird untersucht, welche Strukturen in der Sprachbeschreibung erfasst sind. Dies
erlaubt R“ckschl“sse auf die Reduktion von Varianz auf der Ebene der Sprachbeschreibung,
beispielsweise wenn bestimmte Daten, die eine grössere Varianz zeigen w“rden, nicht erfasst werden.
Zudem werden die f“r die erhobenen Daten festgestellten Gebrauchsbedingungen mit den in den
verschiedenen Sprachbeschreibungen formulierten Regeln verglichen. Dies erlaubt R“ckschl“sse auf die
Beschreibungsadäquatheit der entsprechenden Regeln und Wertungen sowie auf die Qualität der
Sprachbeschreibungen. F“r die ebenfalls untersuchten lexikogrammatischen Strukturen ist zu erwarten,
dass sie in Grammatiken und präskriptiven Werken nicht ber“cksichtigt werden, unter Umständen aber in
Wörterb“chern.
Der Blick nach vorne betrifft die Datenlage in Texten, die zeitlich nach der entsprechenden Beschreibung
entstanden sind. (ier ist zu untersuchen, ob sich die Gebrauchsbedingungen der Strukturen geändert
haben und ob diese Änderung in Einklang mit den in der Sprachbeschreibung formulierten Regeln steht.
Zudem erfolgt hier ein Abgleich mit den in Schritt
Entwicklung.
aufgestellten Prognosen “ber den Verlauf der
Die Kombination aus beiden Blickrichtungen erlaubt nun das Aufstellen von (ypothesen, die zur
Erklärung von )nkongruenzen zwischen Gebrauchsbedingungen und Regeln einerseits Blick nach hinten ,
und zwischen Regeln und Wirkung Blick nach vorne andererseits auftreten können. F“r )nkongruenzen
des ersten Typs wären Erklärungen in der fehlenden Datengrundlage zu suchen, aber auch in einer Fehlinterpretation, sei es aufgrund komplexer Gebrauchsbedingungen, aufgrund eines Bias durch den eigenen
sprachlichen (intergrund oder durch das Festhalten an Traditionen und Vorbildern. F“r die NichtBer“cksichtigung von Strukturen können zudem Faktoren wie Frequenz oder Prestige eine Rolle spielen.
Bei )nkongruenzen der zweiten Art ist zum einen zu pr“fen, inwieweit Textproduzenten “berhaupt
Zugang zur fraglichen Beschreibung hatten, “ber welchen Distributionsgrad sie also verf“gt hat, zum
anderen ist der Grad der Beschreibungsadäquatheit zu untersuchen.
Schritt : Einordnung Bereich D
Anhand der Ergebnisse aus - soll in Schritt
schliesslich die dem Projekt zugrunde liegende Frage
beantwortet werden, inwieweit die Besonderheit oder )ndividualität des Slovenischen sprachlich
begr“ndet und bis zu welchem Grad sie als Artefakt der Sprachbeschreibung zu sehen ist. Das
beschriebene Vorgehen erlaubt es, diese Frage aufgrund von sprachlichen und metasprachlichen Fakten
festzumachen, anstatt auf einen subjektiven Eindruck zu vertrauen. Die festzustellenden Prozesse bei der
(erausbildung einer Beschreibungstradition können dann zum einen anhand weiterer peripherer
Entwicklungen innerhalb des Slovenischen – beispielsweise des Resianischen oder Kärnterslovenischen –
“berpr“ft werden, zum anderen auf vergleichbare Situationen – beispielsweise die Stellung des
Torlakischen und der Kosovo-Resava-Dialekte im Spannungsfeld des Serbischen/Štokavischen und
Balkanslavischen Bulgarisch, Makedonisch – angewendet werden.
Schritt : Abschluss
Die Ergebnisse der Projektarbeit sollen begleitend in Zeitschriftenbeiträgen veröffentlicht werden,
insbesondere zur Analyse der einzelnen Strukturen, zur )ntertextualität der Grammatikschreibung sowie
zum
Beobachtereffekt
in der Sprachbeschreibung. Die Abschlussphase schliesslich dient der
Vorbereitung einer Monographie zum Kajkavischen, sowie dem Fertigstellen einer digitalen Anthologie
mit Texten des
. Jh.
. Zeitplan und Etappenziele
Die zeitliche Planung der in . dargestellten Schritte ist in Tabelle dargestellt:
Monat
Schritt
Erheben
L“cken schliessen
Systematisieren
Exzerpieren
Annotieren )
Annotieren ))
Analyse
Gebrauchsbedingungen
Regeln & (ypothesen
Abgleich nach hinten
Abgleich nach vorne
Erklärung
Einordnung
Abschluss
Konferenz
Etappenziel
Tabelle : Zeitplan
-
-
-
I
-
-
-
II
-
-
III
-
-
IV
-
-
V
Die Etappenziele können wie folgt formuliert werden:
)
Erstellen einer Quellensystematik, auch mit Blick auf Einbindung in bestehende Ressourcen
)))
Formulieren von objekt- und metasprachlichen Regelmässigkeiten
))
)V
V
Erstellen einer Datenbank der untersuchten Strukturen, auch mit Blick auf k“nftige Ausweitung
Skizzieren von objekt- und metasprachlichen Entwicklungslinien
Positionsbestimmung des Slovenischen zwischen )ndividualität und Konformität
. Bedeutsamkeit der Forschungsarbeit
Mit seinem Fokus auf das Slovenische inkl. des Prekmurischen und Kajkavische behandelt das Projekt
eine wichtige Forschungsl“cke innerhalb der Slavistik, nicht nur hinsichtlich der untersuchten Sprachen,
sondern auch was die analysierten Strukturen angeht d.h. Relativsätze mit ki oder kateri, Verwendung
von Supin, )nfinitiv oder finitem Komplement, Versprachlichung von W)SSEN mit znati oder vedeti,
Ausdruck von Possiblitität/Modalität mit znati, lahko oder moči . Über die sorgfältige Datenerschliessung
wird zudem die Grundlage f“r eine weitere Einbettung und ankn“pfende Untersuchungen gelegt, v.a. in
Bezug auf die alternativen Entwicklungen und Kontaktsituationen, die innerhalb des Projekts nicht
ber“cksichtigt werden können, wie beispielsweise das Kärnterslovenische und der Einfluss des Deutschen
oder das Resianische und der romanische Einfluss. )n weiterer Perspektive lässt sich zudem eine gezielte
Untersuchung von Gemeinsamkeiten auf der Dialektebene anschliessen z.B. Blažeka
Celinić
f“r Untersuchungen zur Region Međimurje .
, Lončarić &
Slovenisch und Kajkavisch stellen zusammen mit dem Tschechischen und Slovakischen einen
Kristallisationspunkt spezifischer Entwicklungen dar, die nicht nur auf alte gemeinslavische )soglossen
zur“ckgehen, sondern auch durch j“ngeren innerslavischen objekt- und metasprachlichen Kontakt sowie
die gemeinsame Kontaktsituation mit dem Deutschen bedingt sind. Diese Entwicklungen werden erst in
der Zusammenschau deutlich. )n der Literatur wird die West-/S“dslavische Kontaktzone häufig erwähnt,
aber kaum systematisch erfasst, insbesondere nicht mit Blick auf morphosyntaktische oder lexiko-
grammatische Strukturen. )n diesem Zusammenhang kann das Projekt auch )mpulse f“r die lexikalische
Typologie beitragen, die sich in j“ngster Zeit zunehmend den slavischen Sprachen widmet.
Des Weiteren trägt das Projekt zum Klären der Frage eines mitteleuropäischen, donausprachlichen oder
Alpen-Adria Areals bei. )nteressant ist es insbesondere deshalb, weil hier neuere Strukturen untersucht
werden, die Ergebnis eines arealtypischen Ähnlich-Werdens und weniger eines verwandtschaftstypischen Ähnlich-Bleibens sein d“rften – wobei letzteres durchaus auch ein arealer Prozess sein kann.
Damit kann das Projekt auch zu einer möglichen Neuklassifizierung der slavischen Sprachen beitragen.
Die traditionellen Klassifikationen konzentrieren sich auf genetische Kriterien und lassen die Möglichkeit
weitgehend unbeachtet, dass sich Sprachen sekundär wieder ähnlich werden können – z.B. “ber gemeinsame, nicht-slavische Sprachkontakte wie im Fall des Balkanslavischen , oder “ber Entlehnungen in der
Grammatikschreibung sowie ähnliche )deologien in der Standardisierung.
Ankn“pfungspunkte f“r weiterf“hrende Untersuchungen ergeben sich auch in (inblick auf Konzepte der
Grammatikschreibung, die ihrerseits Teil einer umfassenderen ideengeschichtlichen Entwicklung sind.
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