Mitteilungen
der Österreichischen
Numismatischen Gesellschat
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Band 55 | 2015 | Nr. 2
Inhaltsverzeichnis
Wolfgang Fischer-Bossert
Kyzikener Falzschrötlinge ������������������������������������������������������������������������
79
Hanna-Lisa Karasch
Homonoia oder Neokorie? Eine widersprüchliche Münze des Antoninus Pius
aus Smyrna/Ephesos ������������������������������������������������������������������������������
93
Bernhard Woytek
Asellius Aemilianus in Pautalia – ein Materialnachtrag ������������������������������������
96
Klaus Vondrovec
Die Argentei mit Stern des Iulianus III. Caesar ����������������������������������������������
98
Péter Prohászka
Neue römische Bleisiegel aus dem nordöstlichen Teil Pannoniens ��������������������������� 104
Herfried E� Wagner
Die Zuweisungen einiger ERIACENSIS-Gepräge durch Andrej Rant an
die Münzstätten Stein (Kamnik) und Windischgraz (Slowenj Gradec) in Krain ������� 110
Norbert Helmwein
Halbbatzen 1519 Wien – Maximilian I. oder Wiener Hausgenossen? ������������������� 121
Nikolaus Schindel
Ein osmanischer Münzschatz aus der Zeit des Sultans Süleyman I. (1520–1566)
aus Pitten, NÖ ������������������������������������������������������������������������������������ 124
Franz Sümecz – Hubert Emmerig
1739 neuzeitliche Streufundmünzen aus Marchegg – Eine statistische Auswertung ���� 135
Nora Strebl
„Mein Onkel Schmidt“
Der Bildhauer und Medailleur Rudolf Schmidt 19. April 1894 – 7. März 1980 ������� 146
Viktoria Breitsprecher – Johannes Hartner – Katharina Huber
XV. International Numismatic Congress ������������������������������������������������������ 154
79
Wolfgang Fischer-Bossert
Kyzikener Falzschrötlinge1
Beim Durchsehen der Elektronmünzen im Kunsthistorischen Museum Wien iel mir auf,
daß der einzige dort vorhandene Stater von Kyzikos auf einen gefalteten Schrötling geprägt
ist (Abb� 1): Die Rückseitenpunze sitzt auf einer lachen Zunge, die auf den größeren Teil
des Flans umgeklappt und durch den Prägeschlag dauerhat mit ihm verbunden ist� Die
Naht zwischen Zunge und Untergrund ist am Rand des Schrötlings deutlich zu erkennen
(Abb� 1c)�2
Münzprägung auf gefaltete Schrötlinge wurde erstmals 1998 beobachtet; Martin Huth stellte bei mehreren pseudo-athenischen Münzen aus dem südlichen bzw� südöstlichen Arabien
eine solche Herstellung fest (Abb� 2)�3 Wenige Jahre darauf schärte sich das Bild, als im Wadi
al-Jawf (westlicher Jemen) 2002 ein umfangreicher Hortfund zutage kam, der, neben weiteren folded lan tetradrachms aus dem südlichen Arabien, knapp vierzig hellenistische Tetradrachmen (mehrheitlich Alexandreier aus der Golfregion, ferner Münzen Antiochos’ VIII�
[125–96] und Ptolemaios’ II� [285–246]) erbrachte�4 Letztere waren ofenbar zur Überprägung bestimmt, nämlich allesamt längs einer Querachse vorgefaltet (Abb� 3–7)� Damit war
natürlich eine Entwertung verbunden, und Huth folgerte, daß sich dem Befund zwei scharf
voneinander getrennte Währungszonen entnehmen ließen: eine in der Golfregion, die das
Geld der Diadochenreiche akzeptierte und durch eigene Imitationen ergänzte, und eine andere in Südarabien, die solches Geld unterdrückte bzw� umprägte�5 Wieso die Entwertung
auf diese ausgefallene Weise bewerkstelligt wurde, anstatt, wie es andernorts die Regel war,
die fremden Geldstücke vor dem Überprägen lachzuhämmern, blieb zunächst unklar�6
Weiteres Licht iel auf die Zusammenhänge, als Peter van Alfen darauf hinwies, daß auch ein
beträchtlicher Teil der athenischen π-style coinage auf gefaltete Schrötlinge geprägt ist: also
ebenjene Serie, die in der Levante in den letzten Jahrzehnten vor dem Alexanderzug massenweise nachgeprägt wurde und die auch im südlichen Arabien bekannt war (Abb� 8)�7 Es
gelang dann John Kroll, diese Schrötlingsherstellung mit einer Zäsur in der attischen Prägung
zu verknüpfen, nämlich dem Übergang zwischen den frühen proile eye tetradrachms und der
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Für Hinweise, Photos sowie die Erlaubnis zum Studium der Exemplare in Wien und Berlin danke ich
Peter van Alfen (New York), Richard Beale (London), Frédérique Duyrat (Paris), Martin Huth (Beirut), John Kroll (Oxford), Eric McFadden (London), Christoph von Mosch (München), Julien Olivier
(Paris), Nikolaus Schindel (Wien), Helmut Schubert (Frankfurt/Main), Iannis Touratsoglou (Athen),
Klaus Vondrovec (Wien), Ute Wartenberg Kagan (New York), Bernhard Weisser (Berlin), Bernhard
Woytek (Wien) und Evgenij Zakharov (Moskau)�
Inv� GR 16�095 (16,04 g)� Der Typus (v� Fritze 1912: 11 Nr� 130 Taf� IV, 16) ist im Fund von Vourla
(IGCH 1194) belegt� Daraus läßt sich eine Datierung in die 2� Hälte des 5� Jhs� ableiten�
Huth 1998�
Huth 2010a�
Huth 2010a: 88�
Zum Flachhämmern vgl� Krengel, Lorber 2009: 56 f�; Le Rider, de Callataÿ 2006: 95; de Callataÿ 2000�
van Alfen 2002: 9 Taf� 10, 3�
80
π-style coinage; das dritte attische Münzdekret aus dem Jahr 353 v� Chr� lieferte ihm gar das
Datum für diesen Vorgang�8 Kroll konnte einzelne gefaltete Schrötlinge schon bei attischen
Münzen des späten 5� Jahrhunderts belegen�9 Bei der eigenartigen Technik handelt es sich
also nicht um ein südarabisches Sonderphänomen, sondern um eine griechische Erindung�
Während die älteren Belegstücke einsam in der Reihe gegossener Schrötlinge stehen, wurde
im Athen des Jahres 353 v� Chr� das Falten der Schrötlinge plötzlich zur Regel� Dies diente nicht nur dazu, die älteren, eingezogenen Münzen umzuprägen, sondern sollte ofenbar
auch die neue π-style coinage leicht erkennbar machen� Die Schrötlinge wurden zwangsläuig
plumper und kleiner als jene älterer attischer Tetradrachmen, zumal wenn die zu überprägende Münze vorher gar zweimal gefaltet wurde (und das ist nicht selten der Fall)� Man
nahm dabei in Kauf, daß die beiden Stempelbilder auf der verkleinerten, halbrundförmigen
oder dreieckigen Fläche nur ausschnittsweise Platz fanden�
Kroll gab eine einleuchtende Rekonstruktion der Gerätschaten, die zum Falten der Schrötlinge benötigt wurden: eine Rinnenmatrize und ein spitzkantig auslaufender, meißelartiger
Oberstempel; der Vorgang wird als Prägebiegen oder Falzung bezeichnet (Abb� 9)�10 Ob das
Prägebiegen freihand oder maschinell – etwa mittels einer Prägezange – bewerkstelligt wurde, ließe sich vielleicht anhand der vorgebogenen Münzen aus al-Jawf entscheiden; immerhin
steht fest, daß eine derartige Behandlung alter, zur Überprägung bestimmter Münzen keineswegs so umständlich war, wie es anfangs schien� Auch aus römischer Zeit sind vereinzelt
gefaltete Münzen erhalten, jedoch war schwerlich beabsichtigt, sie zu überprägen11 (Abb� 10)�
Bei dem Kyzikener Stater in Wien nimmt sich die Sache etwas anders aus� Hier ist nicht
eine andere Münze überprägt, sondern ein asymmetrischer Schrötling� Dieser muß vor dem
Falten von ungefähr tropfenförmiger Gestalt gewesen sein, mit einem keulenartig verdickten sowie einem schmäleren, zungenartig lach auslaufenden Ende (Abb� 11)� Das ist ungewöhnlich genug; es wäre noch sonderbarer, wenn dies ein Einzelfall bliebe�
Neugierig geworden, ing ich an, nach ähnlich beschafenen Schrötlingen unter den Kyzikener Stateren zu suchen� Tatsächlich läßt sich bei einer nicht unwesentlichen Anzahl der in
den Museen von Berlin, Boston, London, New York, Oxford und Paris aufbewahrten Kyzikener Statere mit guten Gründen vermuten, daß sie wie das Wiener Exemplar auf einen Falzschrötling geprägt sind (Abb� 12–21)�12 Die Vorderseiten lassen davon selten etwas erahnen;
das Prägebild sitzt meist gut zentriert auf einem glatten Hintergrund, der am Rand sant
nach hinten umbiegt� Ganz anders die Rückseite� Hier hat man es häuig mit zwei sehr ge8
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Kroll 2011a: 5; Kroll 2011b: 233–236�
Kroll 2011b: 234 Abb� 2 a–d�
Kroll 2011b: 235 Abb� 3�
Bernhard Woytek weist mich auf zwei Denare des späten 1� und frühen 2� Jahrhunderts n� Chr� hin,
die auf zwei bzw� drei dünne, aufeinandergelegte Silberplatten geprägt sind: Uhlig et al� 2007: 97 Abb�
30–31; Butcher, Ponting 2014: 142 f� Abb� 6�15�
Das Exemplar in Paris Abb� 20 ist beidseits durch einen Doppelschlag entstellt, wie v� Fritze 1912:
15 Nr� 212 Taf� VI, 24 richtig bemerkt hat� Vom ersten Schlag zeichnet sich in der oberen Hälte des
Rundschildes das Gesicht des Kriegers ab, und unten links am Rand ist der vorgesetzte Fuß zu erkennen�
81
gensätzlichen Oberlächen zu tun: zum einen mit dem lachen Abdruck des Schlaghammers
rund um das quadratum incusum, zum anderen mit einer nugget-artig amorphen Oberläche
ringsum� Der Abdruck des Schlaghammers ist stets unregelmäßig begrenzt� Bei genauem
Hinsehen erkennt man in einer Vielzahl der Fälle die Naht, welche die Abdrucksläche vom
amorphen Untergrund des Schrötlings trennt: die vom Schlaghammer geprägte Fläche der
Schrötlingsrückseite ist identisch mit einer auf den Schrötling aufgefalteten Zunge�
Der Zweck dieser Maßnahme ist nicht recht klar� Gefaltete attische Tetradrachmen gewähren
an ihrem Rand gewissermaßen einen Blick ins Innere der Münze; es war dadurch ausgeschlossen, daß gefütterte Falsa unbemerkt blieben� Vielleicht war dieser Efekt in Kyzikos ebenfalls
intendiert�13 Da es ofenbar nicht um das Überprägen von Münzen ging, konnte man sich die
Sache leichter machen und den umzuklappenden Falz klein halten: so klein, daß die aufgelegte Schrötlingszunge nach dem Prägeschlag otmals kaum noch wahrzunehmen ist� Dadurch
wäre freilich jede Absicht durchkreuzt, die Vollgültigkeit der Münze zu demonstrieren�
Um diesen Fragen nachzugehen, ist es ratsam, das Phänomen zunächst chronologisch in den
Grif zu bekommen�14 Doch hier stoßen wir auf ein sattsam bekanntes Problem� Einzelne
Kyzikener Elektronmünzen lassen sich zwar immer wieder anhand des Stils auf ein oder zwei
Jahrzehnte genau datieren, doch es mangelt an einer verläßlichen relativen Chronologie der
Einzeltypen� Hans v� Fritze hatte versucht, die lange Serie anhand von vier Typen des incusum in Abschnitte zu gliedern, sich indessen dabei nicht verhehlt, daß die Übergänge von
Typus zu Typus ließend sind�15 In der Publikation des Fundes von Prinkipo ließ Kurt Regling v� Fritzes Arrangement weitgehend unangetastet und schlug nur einzelne Verlagerungen
vom einen in den anderen Abschnitt vor�16 Für die umfangreichen Bestände in Boston legte
dann Agnes Baldwin Brett eine eigene und an v� Fritze gemessen präzisere Chronologie vor,
doch konnte sie diese im Rahmen des Katalogs nicht näher erläutern�17 Ein heroischer Versuch, die Emissionen mittels einer Analyse der Rückseiten in Koppelungsgruppen zu gliedern, wurde in den 1980er Jahren abgebrochen�18 Immerhin steht zu hofen, daß François de
Callataÿ demnächst eine eigene Stempelstudie vorlegen wird�
Die Elektronprägung von Kyzikos zählt zwar aufgrund ihrer Bedeutung für den Schwarzmeerhandel, ihrer ikonographischen Reize und nicht zuletzt auch infolge der strategischen
Bedeutung der Stadt als Brückenkopf zu den am häuigsten erörterten bzw� erwähnten Polis13
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Zeitgenössische subärate Falsa der kyzikenischen Serie scheint es denn auch eher unter den Hekten
(Abb� 23–24) als unter den Stateren zu geben� Eine auf einen Silberkern plattierte Hekte in Moskau hat
Zakharov 2013 publiziert�
Ohne in die Details zu gehen, schrieb v� Fritze 1912: 35 warnend: „Die Gestalt des Schrötlings [���]
erfährt im Laufe der Zeit keine so wesentliche Änderung, daß daraus für die Chronologie etwas zu
gewinnen wäre�“
Die Gliederung ist durchaus überzeugend, taugt aber nicht für kürzere Zeitabschnitte� Zu überprüfen
bleibt seine Beobachtung, daß das incusum im Lauf der Zeit immer kleiner werde (v� Fritze 1912: 16);
andernorts geht die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung�
Regling 1931: 9 Nr� 21; 12 Nr� 32; 15 Nr� 43–45�
Brett 1955�
M� Kaiser-Gneiting; das Material hat sie vor gut zehn Jahren dem Institut für historische
Hilfswissenschaten, Frankfurt/Main, überlassen�
82
prägungen; um ihre Feinchronologie ist es jedoch nicht gut bestellt�19 Daran ändert sich auch
kaum etwas durch die Vorlage von Hortfunden: wenn diese nicht, wie die Funde von Örcünlü
und aus dem Piräus, durch Münzsorten anderer Art datiert sind, kommen die Bearbeiter nicht
umhin, sich auf v� Fritzes oder Bretts Eckdaten zu beziehen�20 Dem großen Fund von Prinkipo
wird die datierende Beimengung von Goldstateren Philipps II� seit längerem abgesprochen�21
Angesichts dieser Sachlage kann die Tabelle nur zum Überblick dienen� Ich habe darin jene
Exemplare versammelt, bei denen ich die Prägung auf einen Falzschrötling durch Autopsie
(Wien, Berlin) oder anhand des Photomaterials feststellen konnte� Es geht dabei wohlgemerkt nur um Statere; Hekten und kleinere Nominale wurden auf normale Gußschrötlinge
geprägt�
Die Tabelle ist nach v� Fritzes Typenreihe geordnet; das Vorkommen der jeweiligen Typen in
Hortfunden wurde soweit möglich notiert� Bei den herangezogenen Funden handelt es sich
um jene von Vourla (IGCH 1194, 410/400 v� Chr�), Elis (IGCH 43, 400–375), Givkovo
(IGCH 714, 375–350), Kertsch (IGCH 1011, 375–350), den neuen Fund von Myrmekion22 (CH X 19, 375–350), ferner Orlovka (IGCH 726, 340/330), Prinkipo (IGCH 1239,
340/330?) und Piräus (IGCH 47, 330/320)� Auswahl der Funde und Vergrabungsdaten
sind höchst anfechtbar; dessen ungeachtet zeichnet sich ab, daß die Hauptmasse der auf
einen Falzschrötling geprägten Kyzikener Statere in das 4� Jh� zu setzen sein wird� Die in
den Funden von Vourla und Elis vergesellschateten fraglichen Typen werden kaum vor dem
3� Viertel des 5� Jhs�, wenn überhaupt so früh, geprägt sein�23
Derzeit ist noch nicht klar, wo diese Technik der Schrötlingsherstellung zum erstenmal angewandt wurde� In Anbetracht der hier wie dort wenig belastbaren Feinchronologie sollte man
vorläuig nicht versuchen, die auf Falzschrötlinge geprägten Kyzikener Statere und attischen
Tetradrachmen aus der 2� Hälte des 5� Jhs� zeitlich miteinander zu korrelieren� Ohnehin
dürten sich anderswo noch ältere Belege für Falzschrötlinge entdecken lassen, so etwa unter
den Stateren von Ägina aus der 1� Hälte des 5� Jhs� (Abb� 25)�24 John Kroll bereitet eine Publikation zu folded lans in Athen, Elis, heben und Ägina vor, und Ute Wartenberg Kagan
hat kürzlich in einer bisher nach Paphlagonien gelegten Serie des späten 6� und frühen 5� Jhs�
ebenfalls Falzschrötlinge vorgefunden�25 Man darf auf weitere Entdeckungen gespannt sein�
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Mildenberg 1993/94� Systematische Nachträge zu v� Fritzes Typencorpus bei Hurter, Liewald 2002;
Hurter, Liewald 2004; Hurter, Liewald 2006� Ferner Touratsoglou 2014�
Örcünlü (CH IX 365): Gökyıldırım 1999� Piräus (IGCH 47): Touratsoglou 1999� Den Fund aus dem
Piräus datierte Touratsoglou anhand von neu hinzutretendem Material um rund sechs Jahrzehnte später
als noch im IGCH notiert�
Price 1974: 308; Hurter, Liewald 2002: 37; Stancomb 2010: 425; vgl� dazu Le Rider 1977: 255–257�
Abramzon, Frolova 2007�
Es ergibt sich nebenbei die Frage, ob v� Fritzes Typus 1 bisher nicht zu früh angesetzt wurde, denn das
Berliner Exemplar (Abb� 11) ist auf einen zusammengeklappten Schrötling geprägt� Zu Typus und
Exemplar zuletzt Hurter, Liewald 2006: 9 Nr� 4 (irrtümlich “Imhoof-Blumer”) Taf� 1�
Mehrere Exemplare aus dem Fund von Megalopolis (CH III 10 = CH VIII 60) dürten auch auf gefaltete
Schrötlinge geprägt sein: SNG Delepierre 1577, 1600, 1632, 1638, 1645, 1660, 1662, 1668, 1672, 1704,
1709, 1711, 1746�
Ich bin beiden Kollegen für entsprechende Hinweise zu Dank verplichtet�
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v. Fritze
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134
135
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149
149
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155
155
156
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Standort
Berlin, Prokesch-Osten
Berlin, Imhoof-Blumer
Roma Numismatics 9, 2015, 309
Boston 1420
London
Berlin, Imhoof-Blumer
Triton 6, 2003, 301
Boston 1475
London, BMC 41
Berlin, inv� 28818
SNG Paris 223
Boston 1467
Boston 1464
SNG Paris 229
Berlin, Imhoof-Blumer
London, BMC 96
SNG Paris 260
Berlin, Prokesch-Osten
Boston 1497
London, BMC 78
London, BMC 24
Boston 1520
Wien, inv� 16�095
London, BMC 101
Berlin, inv� 1872/10
Berlin, Fox
London, BMC 57
SNG Paris 286
SNG Paris 287
London, BMC 58
Berlin, Fox
Boston 1524
Berlin, inv� 848/1878
Berlin, Dupré
London, BMC 64
Boston 1504
Berlin, Fox
Harvard, inv� 1�1965�2184
Berlin, Prokesch-Osten
Berlin, Inv� 1877/161
Typus belegt in Hortfunden
Givkovo
Vourla (?), Myrmekion, Piräus
Vourla
Myrmekion
Myrmekion
Vourla, Myrmekion
Vourla, Myrmekion, Piräus
Myrmekion
Myrmekion
Myrmekion
Vourla, Givkovo, Myrmekion, Prinkipo
Vourla, Myrmekion, Orlovka
Vourla, Prinkipo
Givkovo, Myrmekion, Orlovka
Myrmekion, Orlovka
Myrmekion
Vourla, Myrmekion, Orlovka, Prinkipo
Vourla, Myrmekion, Orlovka, Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo, Piräus
Orlovka, Prinkipo
Orlovka, Prinkipo
Orlovka, Prinkipo
Orlovka
Vourla, Myrmekion, Prinkipo
Orlovka, Prinkipo
Orlovka
Vourla, Myrmekion, Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Myrmekion, Prinkipo
Orlovka
Orlovka
Prinkipo
Vourla, Myrmekion
84
v. Fritze
158
159
162
168
168
171
172
174
176
177
177
178
181
181
181
183
187
191
191
193
193
193
195
196
205
208
212
213
214
215
217
217
220
220
220
223
Standort
St� Petersburg (Frolova et al� 2007:
Taf� 2, 45)
London, BMC 69
SNG Paris 311
SNG Paris 315
Lanz 157, 2013, 137
London, BMC 68
London, BMC 67
London, BMC 82
SNG Paris 321
Boston 1502
London
Harvard, Inv� 1�1965�2179
Berlin, Imhoof-Blumer
Oxford, SNG Spencer-Churchill
175
SNG Paris 324
Boston 1559
Istanbul ex Prinkipo-Fund 46
Boston 1564
Harvard, Inv� 1�1965�2185
Berlin, Fox
Berlin, Imhoof-Blumer
Berlin, Prokesch-Osten
Berlin, Fox
SNG Paris 335
Boston 1567
Berlin, Imhoof-Blumer
SNG Paris 343 [überprägt]
Boston 1556
SNG Paris 344
SNG Paris 345
Boston 1536
SNG Paris 347
Berlin, Imhoof-Blumer
Cambridge, SNG Lewis 818
New York, Inv� 1975�44�7, SNG
Berry 941
SNG Paris 351
Typus belegt in Hortfunden
Vourla, Myrmekion
Vourla, Piräus, Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Vourla, Myrmekion, Piräus
Vourla, Myrmekion, Prinkipo
Vourla, Myrmekion
Vourla, Myrmekion, Prinkipo, Piräus
Orlovka
Orlovka
Vourla, Myrmekion, Piräus
Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Orlovka, Prinkipo
Orlovka, Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Prinkipo
Elis, Piräus
Orlovka
Prinkipo
Orlovka
Kertsch, Orlovka, Prinkipo
Piräus
Piräus
Prinkipo
85
Appendix: Der hunisch der Kyzikener Münzen
Die ältesten Elektronmünzen von Kyzikos spielen mit dem Bildmotiv des je nach Nominal in Einzelteile zerstückelten hunischs�26 Als man in Kyzikos dazu überging, an seine
Stelle ganz andere, wechselnde Bildmotive auf die Elektronmünzen zu setzen, gab man der
Wechseltypenprägung den hunisch als konstantes Beizeichen bei, um so die Herkunt der
Gepräge zu dokumentieren� Einen hunisch bzw� die Vorderhälte eines solchen indet man
als immobilisiertes Beizeichen auch auf den Silbermünzen (5� und 4� Jh�), obwohl diese statische Bildtypen aufweisen� Die Kyzikener Tetradrachmen tragen zudem ein (zumeist auf die
ersten beiden Initialsilben verkürztes) Ethnikon�27
Das sog� Stadtwappen von Kyzikos führte Domenico Sestini auf die hunischschwärme
zurück, die periodisch vom Schwarzen Meer in die Ägäis ziehen�28 Sein Vorschlag hat sich
rasch durchgesetzt, obschon man ihm unter den griechischen Stadtemblemen (παράσημα)
wenig Vergleichbares an die Seite stellen kann�29 Derartige Stadtembleme sind in aller Regel
aus einem Lokalmythos abgeleitet, oder sie beruhen auf einem ‚redenden Bildmotiv’ (type
parlant)�30 Charakteristika der lokalen Fauna und Flora kommen zwar auch vor, aber zumeist in Verbindung mit einem der beiden genannten Symbolmechanismen�31
In Kyzikos scheint ein solcher auf den ersten Blick nicht vorzuliegen� Vielleicht wurde die
Forschung frühzeitig auf eine falsche Fährte geführt, als Joachim Marquardt den hunisch
in Anlehnung an ein Fragment aus Sophokles’ Poimenes als πηλαμύς bezeichnete�32 Nach
Aristoteles hat man unter einer πηλαμύς einen einjährigen, also noch nicht adulten hunisch zu verstehen; der Gattungsbegrif lautet θύννος�33
Die durch die Maeotis in die Ägäis ziehenden hunischschwärme mögen durchaus den
Hintergrund für die Wahl des Bildsymbols bilden� Es sei dennoch auf eine zusätzliche Koinzidenz hingewiesen, auch wenn deren Gewicht, mangels Quellen, schwer zu bewerten ist�
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Zuletzt Hurter, Liewald 2006�
Grundlegend v� Fritze 1914�
Sestini 1817: 49� Es lohnt sich, die ganze Passage zu zitieren: „[���] possiamo ora con certezza attribuire a
questa Città [scil� Cizico] molte medaglie in oro; ove osservasi ripetuto il pesce Palamida, in quella guisa
appunto che veduto abbiamo il pesce Foca in tante medaglie auree dei Focei: Quello per il già esposto
fatto istorico, questo perchè la pesca d’un tal pesce è molto abbondante anche al dì d’oggi tanto nel passo
che fa entrando per l’Ellesponto insino alle spiagge della Crimea, quanto pel suo ritorno, che fa lungo
le coste marittime, dove Cizico è situata� Potrebbe darsi, che i Ciziceni avessero voluto rappresentare
Apollo Ittiofago, secundo un passo di Callimaco�“ Die hunischschwärme erwähnt auch Danof 1962:
959–961�
Marquardt 1836: 35 f�; Babelon 1907: 1392; Head 1911: 523; Hurter, Liewald 2006: 7 f�
Zu den παράσημα Meyer 1989: 150–153; Ritti 1969�
Beispielsweise die von Sestini erwähnte Robbe (φώκη) von Phokaia� Kraay 1976: 3 nennt als Beispiele
für local products, die zu Stadtemblemen avancierten, neben dem hunisch von Kyzikos die Ähre von
Metapont, die Silphionplanze der Kyrenaika und die thessalischen Pferde� Es ist unbekannt, ob sich die
Bedeutung dieser Embleme im wirtschatlichen Ertrag erschöpte�
Marquardt 1836: 35 (Soph� rg� 462 Nauck)� Im Anschluß daran Head, Babelon, Hurter und Liewald�
Aristot� hist. anim� 571 a 11�
86
Im Hinterland von Kyzikos lebten keine Griechen, sondern eine in der Eisenzeit nach Bithynien und Mysien eingesickerte thrakische Bevölkerung� Den griechischen Quellen nach zu
urteilen, war diese in historischer Zeit noch tribal organisiert; Herodot und Xenophon unterschieden zwei Stämme, die hynoi und die Bithynoi�34 Ein Teil der hynoi lebte noch auf
der europäischen Seite zwischen Salmydessos und Apollonia; ihre kleinasiatischen Vettern
scheinen Landstriche am Fluß Sangarios in Bithynien bewohnt zu haben, soweit das in den
Schritquellen faßbar wird�35 Ob, und falls ja, wie intensiv die hynoi mit Kyzikos in Kontakt traten, verraten die Nachrichten nicht� Wenn man das archaische und frühklassische
Athen zum Maßstab nimmt, dessen führende Familien, zumal die Philaiden, in hrakien
Fuß zu fassen suchten und sich vielfach mit der einheimischen Aristokratie verschwägerten,
wird man ähnliche Verhältnisse in Kyzikos nicht für ausgeschlossen halten� Das alles muß
Spekulation bleiben; indes ist der Gleichklang Θύνοι – θύννοι zu aufällig, um ihn nicht mit
dem Stadtemblem von Kyzikos in Verbindung zu bringen�
Abbildungen
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Kyzikos, Stater� Wien, KHM Inv� GR 16�095 (16,04 g)� v� Fritze 1912: Nr� 130�
Minäer, Tetradrachmon� Privatsammlung Beirut, Huth 2010b: Nr� 153 (16,81 g� 9 h)
Arabien, Tetradrachmon� Privatsammlung Beirut, Huth 2010b: Nr� 112 (16,05 g� 2 h)
Arabien, Tetradrachmon� Privatsammlung Beirut, Huth 2010b: Nr� 142 (16,34 g� 2 h)
Arabien, Tetradrachmon� Privatsammlung Beirut, Huth 2010b: Nr� 143 (16,14 g�
12 h)
Arabien, Tetradrachmon� Privatsammlung Beirut, Huth 2010b: Nr� 144 (15,85 g� 2 h)
Arabien, Tetradrachmon� Privatsammlung Beirut, Huth 2010b: Nr� 145 (16,53 g�
12 h)
Athen, Tetradrachmon� Privatsammlung Brandenburg (17,16 g� 8 h)�
Zeichnung R�E� Stone, nach Kroll 2011b: Abb� 3�
Probus, Antoninian, Antiochia� Privatsammlung Wien (4,71 g)� RIC 925; Robertson
1978: 200 Nr� 334�
Zeichnung Verfasser�
Kyzikos, Stater� Berlin, Münzkabinett, Sammlung Prokesch-Osten (16,20 g)� v� Fritze
1912: Nr� 1�
Kyzikos, Stater� Berlin, Münzkabinett, Inv� 28818 (16,08 g)� v� Fritze 1912: Nr� 86�
Kyzikos, Stater� Boston, Museum of Fine Arts, Brett 1955: Nr� 1467 (16,06 g)� v� Fritze
1912: Nr� 91�
Kyzikos, Stater� Berlin, Münzkabinett, Sammlung Prokesch-Osten (15,95 g)� v� Fritze
1912: Nr� 117�
Kyzikos, Stater� Paris, Cabinet des Médailles FRBNF41766480, SNG Paris 287
(15,90 g)� v� Fritze 1912: Nr� 135�
Hdt� I 28 Θρήικες οἱ Θυνοὶ τε καὶ Βιθυνοί (interpoliert?)� III 90; Xen� anab� VII 2, 22� VII 4� Ferner Strab�
XII C� 541; Pomp� Mela II 23; Plin� nat. hist� IV 45� V 150; Arrian� frg� 41� Diese und weitere Quellen
sind bei Detschew 1957: 211–213 bequem zusammengestellt�
Danof 1962: 1025; Brandis 1897: 510–514�
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Kyzikos, Stater� Oxford, Inv� 23008, SNG Spencer-Churchill 175 (16,02 g)� v� Fritze
1912: Nr� 181�
Kyzikos, Stater� Boston, Museum of Fine Arts, Brett 1955: Nr� 1564 (16,08 g)� v� Fritze
1912: Nr� 191�
Kyzikos, Stater� Berlin, Münzkabinett, Sammlung Prokesch-Osten (16,03 g)� v� Fritze
1912: Nr� 193�
Kyzikos, Stater� Paris, Cabinet des Médailles FRBNF41766520, SNG Paris 343
(15,99 g)� v� Fritze 1912: Nr� 212�
Kyzikos, Stater� Paris, Cabinet des Médailles FRBNF41766525, SNG Paris 345
(15,97 g)� v� Fritze 1912: Nr� 215�
Kyzikos, Stater� New York, American Numismatic Society, Inv� 1975�44�7, SNG Berry
941 (16,03 g)� v� Fritze 1912: Nr� 220�
Kyzikos, subärate Hekte� Gorny & Mosch 126, 2003, 1331 (1,77 g)� v� Fritze 1912: Nr�
93�
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