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Kurt Braunmüller Das Niederdeutsche als Verständigungssprache im Ostseeraum im Zeitalter der Hanse 1. Die Hanse als Organisator des Ostseehandels 1.1. Was war die Hanse? Das Wort ‚Hanse‘ bezeichnet zunächst einmal nichts anderes als eine Gruppe oder eine Vereinigung von Leuten, die bestimmte Ziele verfolgen. Manchmal wird auch genauer von der „Deutschen Hanse“ gesprochen, d.h. einer Vereinigung von norddeutschen Kaufleuten, um den Handel im Ostseeraum, im Küstenbereich der Nordsee und darüber hinaus in der norddeutschen Tiefebene zu befördern und vor allem um ihn gegen Piraterie und andere Angriffe zu schützen. Dazu muss man sich in Erinnerung rufen, dass die Staaten im Mittelalter und noch weit darüber hinaus oftmals zu schwach waren, um die Seewege zu schützen, so dass ein gefahrloser Handel kaum möglich war (zu den Risiken von Kaufmannsreisen s. Brenning 1993: 48-53 u. 165-178). Es handelt sich also bei der Hanse um ein rein wirtschaftliches Zweckbündnis, bei dem die Lasten der Gefahrenabwehr auf viele Schultern verteilt werden sollten. Sollte es Probleme geben, wurden diese auf den sog. Hansetagen (s. Kap. 1.2.), in späterer Zeit typischerweise in Lübeck, verhandelt. Half auch dies nichts, konnte ein Kaufmann, später ganze Städte, die sich unbotmäßig oder grob unsolidarisch verhielten, auch von diesem Zweckbündnis ausgeschlossen werden, was mit erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen verbunden war. Einen solchen Rauswurf nannte man „verhansen“. Die Hanse ist natürlich nicht aus dem Nichts entstanden, sondern hat sich die Handelswege und -strukturen zu eigen gemacht, die es bereits seit langem gab, vor allem den sog. Visby-Handel. Dabei machte man sich (wieder einmal) die strategisch günstig in der Mitte der Ostsee gelegene Insel Gotland als Zwischenstation und Umschlagplatz zunutze (s. die nachfolgenden beiden Karten). Im Laufe der Jahre bildete sich hieraus ein ganz Nordeuropa umspannendes Netzwerk, das wie die folgenden beiden Karten sehr anschaulich zeigen, eine Hauptschlagader von Novgorod und Reval im Nordosten über Visby auf Gotland nach Lübeck und dann über Lüneburg bis in weit in den Süden besaß. Wichtige Güter waren der Hering, aber auch Pelze und Leder. Im Gegenzug profitierte der Norden Europas von den Salzvorkommen aus der norddeutschen Tiefebene. Es war also ein profitables Geschäft auf Gegenseitigkeit, da insbesondere das Salz zur Konservierung von Fisch unabdingbar war. In Westskandinavien bildete die Stadt Bergen den Hauptstützpunkt für den gesamten Nordlandhandel. Hier dominierten der 1 Abbildung 1 aus: globalhistory.de (Zugriff am 15.1.2018) 2 Abbildung 2 aus: fwu-mediathek.de (Zugriff am 3.6.2019) Stockfisch, also der luftgetrocknete Kabeljau, sowie Getreide den Handel. Der Stockfisch ist bis dato ein wichtiger Exportartikel insbesondere für die romanischen Länder, auch und gerade für Südamerika, geblieben und wird weiterhin vornehmlich über den Hamburger Hafen umgeschlagen. In der Hanse als einem Zusammenschluss von Kaufleuten (auch kurz „Kaufmannshanse“ genannt), später auch von Städten (die sog. „Städtehanse“), könnte man eine Art Vorläufer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sehen, die allein infolge ihrer umfassenden wirtschaftlichen Macht schnell an politischem Einfluss gewann. Über eine eigene Streitmacht zum Schutz der Seewege verfügte die Hanse jedenfalls nicht. Diese wirtschaftliche Machtposition wurde geschickt strategisch genutzt, um von den örtlichen Herrschern Privilegien, wie etwa die Errichtung von dauerhaften Handelsniederlassungen, den Kontoren (so in Novgorod, Bergen, Brügge und London), zu ertrotzen. Zu den weiteren wichtigen Privilegien zählen, sich ganzjährig an ausländischen Handelsplätzen aufhalten und sich so dauerhaft niederlassen zu dürfen. Dieses Privileg nannte man „winterligger“ sein zu dürfen, da der Handel ansonsten nur vom Frühjahr bis zum Herbst stattfand. Dies eröffnet dem immer noch ambulant betriebe3 nen Handel völlig neue Entfaltungsmöglichkeiten. Der deutsche Einfluss, auch in sprachlicher Hinsicht, verfestigte sich so in den Ländern des Ostseeraums und in den Küstenregionen des nordwestlichen Europas. So gewann die Hanse, durchaus vergleichbar mit der machtvollen Kreditpolitik der Fugger von Augsburg in Zentraleuropa, in Nordeuropa eine dominante Machtposition, die in nicht wenigen Fällen nachhaltigen Einfluss auf die Politik genommen hat. 1.2. Die Hanse als wirtschaftlicher Verbund Wie oben bereits erwähnt, waren die Anfänge der Hanse recht unspektakulär, da auf denselben Routen schon immer ein reger Handel im östlichen Atlantik und vor allem im Ostseeraum stattgefunden hat. So überrascht es dann wenig, dass es kein genaues Gründungsdatum für die Hanse gibt. Auch der rechtliche wie gesellschaftliche Status der Hanse blieb in der Schwebe: es handelt sich bei der Hanse weder um eine societas noch um ein collegium, und schon gar nicht um eine (umfassende) universitas, sondern vielmehr um einen lockeren Zusammenschluss von reisenden Händlern (Weiteres zu Vergemeinschaftungsformen im Mittelalter s. Rexroth 2018: 101). Selbst die spätere Städtehanse besitzt kein eigenes Vermögen, verfügt über keine eigene Kasse noch über Beamte, die für das Funktionieren dieser Interessengemeinschaft sorgen sollten. Latein war bis ins ausgehende 14. Jahrhundert die selbstverständliche Schriftsprache wie die lingua franca, also die länderübergreifende Verkehrssprache, zwischen diesen reisenden Händlern. Das Niederdeutsche (in Form seiner Dialekte, eine Standardisierung ist im Übrigen nie erfolgt) hat erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts diese kommunikative Funktion übernommen. Als einzige feste Institution gab es einmal im Jahr eine Vollversammlung der hansischen Kaufleute, später der betreffenden Städte, Hansetag genannt. Dieser fand normalerweise in Lübeck statt, einer slawischen Gründung (Liubice, gegründet in den Jahren 1141 bzw. neu 1159), die den entscheidenden geostrategischen Vorzug besaß, am Ende der alten Handelsroute über die Ostsee zu liegen (s. die beiden Karten oben). Von dort aus ging, wie sie dann später genannt wurde, die sog. Salzstraße weiter über Hamburg nach Lüneburg und anderen norddeutschen Städten. Die Hansetage waren u.a. für die Klärung von Streitigkeiten, für die Rechtsprechung wie auch für Strategiediskussionen da, um z.B. weitere Privilegien zu erstreiten. Aber nicht alle Städte, wie beispielsweise Dortmund oder Köln, beteiligten sich an den kriegerischen Auseinandersetzungen der Seestädte. Der letzte Hansetag fand 1669, also lange nach dem Ende des 30-jährigen Krieges statt, zu einer Zeit, als der niederdeutsche Sprachraum längst in niederdeutsche und in neuniederländische Dialekte aufgespalten war. 4 1.3 Vier Phasen des (nieder)deutschen Kontakts mit Skandinavien (1) Von ca. 800 bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts gab es bereits einen sehr regen wechselseitigen Austausch von Waren in dieser Region. Die christliche Mission kam mit dem Hamburger Erzbischof Ansgar aus dem Süden. (Die iroschottische Mission, die im 6. Jahrhundert in West- und Zentraleuropa einsetze, spielt in Nordeuropa keine Rolle). Schlagwortartig könnte man den Norden Europas als eine in vielerlei Hinsicht zurückgebliebene Region des Kontinents bezeichnen, da alle Innovationen – die meisten stammen aus Italien (wie etwa das Bankenwesen) – über Süd-, dann Norddeutschland nach Skandinavien kamen. In dieser Zeit war Haithabu (heute: Hedeby), südlich von Schleswig an der Schlei gelegen, der zentrale Kontaktort und Haupthandelsplatz für den Nordlandhandel. In Schweden war es damals Birka, in der Nähe von Stockholm. (2) Von 1150 bis ca. 1250 ist eine starke Zunahme an Handelskontakten zu verzeichnen. Ein Grund dafür war ein neuer Schiffstyp, die Kogge, der über deutlich mehr Ladekapazität verfügte. Die Handelskontakte wurden in dieser Zeit polyzentrisch, d.h. es gab keinen zentralen Ort für den Warenumschlag mehr wie z.B. früher Birka, sondern jede größere Küstenstadt konnte selbst direkt Handel betreiben. Eben weil es keinen Zentralismus zu Beginn der intensiveren Hansekontakte mehr gab, hat sich der (nieder)deutsche Einfluss auf breiter Front in Skandinavien rasch ausbreiten können. Viele Städte und Handelsplätze kamen so nicht nur mit den Waren aus dem Süden in Kontakt, sondern auch mit der Sprache dieser Händler, dem Niederdeutschen, was den Wortschatz wie auch die Struktur der (festland)skandinavischen Sprachen tief und nachhaltig prägte (s. Kap. 4ff.). (3) Um die Mitte des 13. Jahrhunderts migrierten zahlreiche Angehörige des norddeutschen Adels, Hofbeamte, viele Handwerker, aber auch Kunsthandwerker in den skandinavischen Norden. Allerdings nahm auch das Seeräuberunwesen in dieser Zeit im Nord- und Ostseeraum zu, da der blühende Handel schnelle Beute versprach. (4) Um 1500 bis 1530 kam es zu einer stärkeren Reglementierung der Kontakte. 1523 tritt der schwedischen König Gustav Wasa aus der 1397 unter dänischer Führung gegründeten Kalmarer Union aus, so dass das Königreich Dänemark-Norwegen einerseits und Schweden andererseits als Handelspartner der Hanse gegenüberstanden. Die Einwanderung von Handwerkern und anderen Fachleute aus dem Kontinent nach Skandinavien setzt sich ungebrochen fort. Viele lassen sich mit ihren Familien dort nieder, z.B. im norwegischen Tønsberg, und erwerben das Bürgerrecht. So gesehen könnte man dies als erste große mittelalterliche Migrationsbewegung vom Süden in den Norden bezeichnen. (Die anderen Migrationsströme, insbesondere die sog. Völkerwanderung, nahmen bekanntlich genau die andere Richtung, näm5 lich vom armen und kalten Norden in den verheißungsvollen römisch geprägten Süden.) Handwerker wie Kaufleute versprachen sich von der Auswanderung nach Skandinavien einen Neustart und sahen das große wirtschaftliche Potential dieses noch unterentwickelten Teils von Europa. (Ein Vergleich mit der Migration von Skandinaviern im 19. Jahrhundert nach Nordamerika trifft nur bedingt zu, da in diesem Fall bittere Armut maßgebliche Ursache für diese Migration nach Westen über den Atlantik war.) 2. Die nordeuropäische Sprachenlandschaft im Mittelalter 2.1. Die vorhansische Zeit (a) Das Niederdeutsche tritt in dieser Zeit als Regionalsprache auf, die im nordwestlichen Kontinentaleuropa und in der norddeutschen Tiefebene (in der Regel nur mündlich) verwendet wird. Die sog. Ostkolonisation, die im Hochmittelalter und darüber hinaus den Nordosten des Kontinents prägte, trug in den Küstenregionen zur Verbreitung des Niederdeutschen bis weit ins Baltikum bei. Zwei Dinge sollte man sich jedoch immer vor Augen halten: das Niederdeutsche bestand aus einer Vielzahl von Dialekten, wobei das Nordniedersächsische den skandinavischen Sprachen strukturell am nächsten steht. Es wird jedoch erst am Ende des Hochmittelalters zu einer akzeptierten Schriftsprache und im Zuge der Expansion der Hanse zu einer überregionalen Verkehrssprache. Es gab aber keine Standardisierung, auch später nicht in den sog. Hanserezessen (also den Protokollen der Hansetage), die allerdings der Lübecker Varietät zu einer Vorbildfunktion bis weit ins Baltikum verhalfen. (Grundlage dafür war u.a., dass das Lübsche Recht als Stadtrecht an den Küsten der südlichen Ostsee als Vorbild auf breiter Front übernommen wurde.) Niederdeutsch ist im Übrigen bis heute nicht standardisiert, was maßgeblich damit zu tun hat, dass es nie einen norddeutschen Staat mit entsprechender Staatssprache gegeben hat. (b) Latein war in vorhansischer Zeit und noch weit darüber hinaus die Sprache für jegliche Art von Dokumentation, wie übrigens auch für die Buchführung und die überregionale Korrespondenz. In vereinfachter Form wurde Latein auch als lingua franca, als Verkehrssprache auf Reisen von den Kaufleuten verwendet. (c) Einheimische Sprachen und Dialekte, die oftmals vom Latein im Zuge der Christianisierung nachhaltig beeinflusst waren, profitieren von diesem Kulturkontakt in hohem Maße: Diese Sprachen erfuhren einen starken Ausbau in ihren Strukturen, was insbesondere die Wortbildung, die Syntax wie auch die Textsorten anbelangt. Dies ergab sich daraus, dass abstrakte Inhalte, die nur auf Latein vorlagen, in die örtlichen Varietäten zu übertragen waren, damit das Volk die (meist christlichen) Texte auch verstehen können sollte. Übersetzungen in die 6 Volkssprachen waren also die treibende Kraft, die örtlichen Varietäten in ganz Nordeuropa reicher und differenzierter zu machen. Als Zwischenstufe fungierten die oberdeutschen Dialekte und die Übersetzungsvorschläge, die sich in Süddeutschland durchgesetzt hatten, und als direkte Kontaktvarietät das (nordniedersächsisch geprägte) Niederdeutsche. 2.2. Die frühe Hansezeit und das Spätmittelalter (a) Niederdeutsch wird nun zur Verkehrs- und dominanten Handelssprache. Anfangs war die rezeptive (‚passive‘) Mehrsprachigkeit die naheliegende überregionale Kommunikationsform zwischen den nordniedersächsisch sprechenden Hansekaufleuten und ihren skandinavischen Handelspartnern. Die strukturellen Ähnlichkeiten waren nicht unüberbrückbar, ein gemeinsames genetische Erbe (aus dem Gemeingermanischen) wie eine Kommunikation, die auf unmittelbarem Kontakt beruhte, waren für eine schnelle unmittelbare Verständigung sehr hilfreich. Was nicht verstanden wurde, konnte durch Zeigen und Umschreibungen meist rasch geklärt werden. Zu dieser Zeit reisten die hansischen Kaufleute noch selbst zu ihren Kunden. Später übernahmen sog. Handlungslehrlinge diese Funktion, die vom Kaufmann in seinem heimischen Kontor per Brief überwacht wurden. In den Quellen lesen wir jedenfalls nur von Übersetzungen aus dem Lateinischen oder anderen Sprachen wie dem Russischen, nie jedoch von irgendwelchen Dolmetschbemühungen zwischen Niederdeutsch und einer skandinavischen Sprache (vgl. auch Burke 2006). (b) Latein bleibt weiterhin die Fachsprache für alle Formen der Dokumentation und teilweise auch noch das Medium für die überregionale Korrespondenz. Auch wird Latein immer noch in einer ‚abgespeckten‘ Funktion als Verkehrssprache bei Reisen benutzt. (c) Einheimische Sprachen und Dialekte weisen mittlerweile zahlreiche Entlehnungen aus dem Niederdeutschen auf, besonders in den nahe gelegenen Küstengebieten wie im (damals noch dänischen) Schonen oder im norwegisch-dänischen Vest-Agder, westlich von Kristiansand (mehr hierzu in Skjekkeland 1999: 57-112). 2.3. Die späte Hansezeit (das 16. Jahrhundert) (a) Niederdeutsch und später Hochdeutsch (im Zuge der Reformation und der Bibelübersetzungen) werden zu Prestigesprachen im Ostseeraum und darüber hinaus in den Nordseeküstenregionen. Neben ihrer Funktion als Verkehrssprachen übernehmen sie auch zunehmend fachsprachliche Bereiche. Bei dieser Popularisierung spielt das Hochdeutsche wegen der auf der Volkssprache beruhenden Reformation eine führende Rolle und wird vom aufstrebenden Bürgertum schnell aufgegriffen. Die früher vorherrschende rezeptive Mehrsprachigkeit nimmt 7 zugunsten einer aktiven Mehrsprachigkeit (niederdeutsch-skandinavisch) rasch ab. Niederdeutsch wird die naheliegende Zweitsprache. Darüber hinaus gibt es nun viele zweisprachige Kaufmanns- und Handwerkerfamilien, die in den skandinavischen Ländern auf Dauer leben und die Position des Niederdeutschen weiter stärken. Städte wie Stockholm wehren sich gegen diese Dominanz der deutschen Einwanderer und erlassen Beschränkungen bezüglich der politischen Teilhabe im Stadtrat. (b) Für das Latein hat sich gegenüber früher wenig geändert (s. auch Burke 1989). (c) Die Umstrukturierung der (festland)skandinavischen Sprachen ist zu dieser Zeit weitgehend abgeschlossen. Ihre Annäherung an das Nieder- wie das Hochdeutsche macht sie für Deutsche zu wesentlich leichter zu erlernenden Sprachen als etwa das Isländische oder Färöische, die beide allenfalls über die Kolonialsprache Dänisch mit solchen Annäherungen an das Niederdeutsche in Kontakt gekommen sind. (d) Wie die Ausgliederung des Neuniederländischen aus dem niederdeutschen Varietätenkontinuum und die Entwicklung einer eigenständigen niederländischen Schriftsprache verlief, kann man sehr ausführlich in Stegeman (2014: 264ff.) nachlesen. 3. Die Anfänge der deutsch-skandinavischen Sprachkontakte 3.1. Jütland als Übergangsgebiet zwischen West- und Nordgermanisch Die jütländische Halbinsel war und ist bis heute eine wichtige Schnittstelle und Kontaktzone zwischen Skandinavien (hier: Dänemark) und Norddeutschland. An dieser Stelle treffen das (kontinentale) Westgermanische und das Nordgermanische aufeinander. Das West- und Südjütische, beides dänische Dialekte, waren, wie in Braunmüller (2017) ausführlich dargelegt, ursprünglich Teil des westgermanischen Sprachgebiets, das später vor allem im lexikalischen Bereich (superstratal) skandinavisiert wurde, d.h. allmählich zu einem Teil des Nordgermanischen wurde. Dazu einige Beispiele: (A) In Nominalphrasen tritt der vorangestellte bestimmte Artikel auf; ja es existieren sogar zwei davon, einer in attributiver, ein anderer in distributiver Funktion, wie heute beispielsweise im nordfriesischen Fering (auf der Insel Föhr), in Amern am Niederrhein, in Mönchengladbach sowie in einigen bairischen Dialekten. (B) Es tritt teilweise ein semantisches Genus wie auch in einigen südenglischen Dialekten bei der pronominalen Wiederaufnahme von zähl- bzw. individualisierbaren Substantiven vs. Stoffnamen auf: the loaf ... he (= ein ganz bestimmtes Brot); ansonsten it ‚es‘. Jütisch et kalv 8 ‚ein Kalb‘ (= ein junges Tier; als Neutrum) vs. (standard)dän. en kalv. Ähnliches lässt sich u.a. im Rheinland und Saarland beobachten: dat Liesbeth (= eine junge Frau namens L.). (C) Es treten analytische Genitiv-Nominalphrasen auf: æ man’ hans bil, was strukturell dem niederdt. de Mann sîn Auto entspricht. (D) ± reflexive Possessivpronomina der 3. Person (hier: mask.): jütisch hans (< han ‚er‘ + Genitiv -s), engl. his (ähnlich), niederdt. sîn ‚sein‘. Ansonsten wird in allen skandinavischen Sprachen in den allermeisten Fällen genau zwischen reflexivem sin, sit(t) ‚sein 3.Pers.Sing. mask.poss.‘ und nicht-reflexivem hans (dito) unterschieden. (E) Die westgermanische Satzintonation (im Gegensatz zum Inseldänischen, wie es z.B. in Kopenhagen gesprochen wird) stellt ein weiteres westgermanisches Merkmal dar. (F) Im Jütischen ist eine ausgeprägte Tendenz zu nicht-enklitischer Linksmodifikation (hier: fett markiert) zu verzeichnen, während es im Nordgermanischen Enkliseformen, also Rechtsmodifiationen (hier: unterstrichen), hinsichtlich des Merkmals ‚Definitheit‘ gibt. Bezeichnenderweise gibt es in west- und südjütischen Dialekten nach der Skandinavisierung k e i n e Relikte in Form von hybriden Konstruktionen, die sowohl Links- wie Rechtsmodifikation aufweisen: *æ [Artdef.sing.] rig man’endef.sing. ist nicht grammatisch, hingegen schwed. den [Art] rike/a mannendef.sing. ‚der reiche Mann‘ oder isländ. _ríki maðurinndef.sing. schon. (Dies ent- def.sing. spräche jüt. *_rig_ man’-endef.sing., was jedoch wiederum ungrammatisch wäre.) (G) Im Bereich der Phonologie ist eine Tendenz zur Verstärkung des rechten Rands von Wörtern bei den Dialekten entlang der östlichen Nordseeküste festzustellen, was sich u.a. am sog. Klusilsprung wie in bi > bik ‚Biene‘ oder am westjütischen Stoßton (“) zeigt: to ka“t_ ‚zwei Katzen‘ (mit der für Jütland typischen Apokope des schwachtonigen Endungsvokals ə). 3.2. Kontaktinduzierte Diglossie Generell gilt, dass der intensive Kontakt von Sprechern des West- und Südjütischen zu kontaktinduzierter Stabilität bei diglossischer (also funktionaler) Verteilung geführt hat: die genannten jütischen Dialekte fungieren als Sprache der Nähe, während das Dänische, wie es in der Schule als Schriftsprache gelehrt wird, als Distanzsprache fungiert. Diese rein strukturelle linguistische Analyse deckt sich im Endergebnis mit Seebolds kulturhistorischer Sichtweise (2013). Wir haben es also in Jütland mit einer Kontaktzone von westgermanischen und nordgermanischen Varietäten zu tun. Bei der Überwölbung der ursprünglich westgermanischen Dialekte Jütlands kam es infolge der relativ engen genetischen Verwandtschaft zu keinen größeren Problemen, was sich auch später wieder in umgekehrter Richtung bei der raschen und problemlosen Übernahme niederdeutscher, also westgermanischer, Strukturen und 9 Wörter zeigen sollte. Mit anderen Worten, Sprachkontakte sind zwischen genetisch eng(er) verwandten Sprachen ohne tiefgreifende Eingriffe in die jeweiligen Sprachsysteme möglich und zeugen von einer meist gelungenen und kaum auffälligen Integration des entlehnten Materials. 4. Voraussetzungen für den gelungenen Sprachkontakt zwischen Niederdeutsch und anderen germanischen Sprachen Jütland weist, wie eben dargelegt, bis heute in seinen westlichen und südlichen Teilen deutliche westgermanische Sprachstrukturen auf. Westgermanisch ist dabei als noch undifferenzierte Vorstufe zu den späteren Varietäten (hier: Nord-)Friesisch und Altsächsisch/Niederdeutsch zu sehen. Wie die in Kap. 3.1. aufgeführten Dialektmerkmale zeigen, reicht das westgermanische Erbe bis in die unteren gesellschaftlichen Schichten. Nicht zuletzt wegen dieser starken genetischen Ähnlichkeit ist ein späteres Andocken an das (Mittel-)Niederdeutsche zur Hansezeit relativ problemlos möglich (s. Kap. 5). Es handelte sich um genetisch wie zu einem großen Teil auch typologisch ähnliche Sprachstrukturen, auf die die bereits genannten polyzentrischen Kontakte aus dem Süden einwirkten. Ursächlich waren die Vielzahl von direkten ungesteuerten Sprachkontakten, die anders als etwa als später das Französische, als Sprache des Adels über die Höfe und damit über die Oberschicht Eingang in die Sprachen Europas fand. Als besonders befördernd für die schnelle Adaption des Niederdeutschen in Skandinavien muss man die benachbarte Kontaktvarietät, das Nordniedersächsische, bezeichnen, das strukturell wesentlich näher am Skandinavischen liegt als etwa das Niederdeutsche, wie es z.B. in Westfalen oder noch weiter westlich gesprochen wird (obwohl es auch hier direkte Kontakte mit Händlern aus dieser Region etwa bei Messen gab). Das Nordniedersächsische reicht vom südlichen Niedersachsen bis zur Sprachgrenze mit Dänemark in Jütland. Das Niederdeutsche war, wie bereits erwähnt, zu keiner Zeit standardisiert und hat nie eine Überdachung durch eine Hochsprache erfahren. Es gab nur eine Vielzahl von Dialekten, z.T. auch von Regionalsprachen, sowie einige wenige lokale Schrifttraditionen, von denen die Lübecker Form überregionale Bedeutung infolge der Hanserezesse und der Übernahme des Lübschen Rechts im Zuge der Ostkolonisation erlangte. Da sich das niederdeutsche Sprachgebiet nach der Ostkolonisation über die Küstenregionen vom Ärmelkanal bis weit ins Baltikum erstreckte, war es geografisch stark zerklüftet, so dass in vielen Fällen eine unmittelbare Verständigung ohne eine gewisse Eingewöhnungszeit kaum möglich war. Dies war jedoch nicht weiter schlimm, da die Händler nur kurze Distanzen pro Tag auf dem Landweg zurücklegen konnten, was dazu führte, dass sie sich Schritt für Schritt an neue Varietäten gewöhnen 10 bzw. anpassen konnten. Lediglich die See- und Flusswege erlaubten eine etwas schnellere Überbrückung von Distanzen. In jedem Fall waren Händler, allein schon aus beruflichen Gründen, immer daran interessiert, effektiv mit den Kunden ins Gespräch und schließlich auch ins Geschäft zu kommen. Die fehlende Standardisierung zwang alle Beteiligten, sich sprachlich flexibel zu verhalten, auf systematische Unterschiede zur eigenen Varietät zu achten und auf diese Weise zu einer breiten rezeptiven (‚passiven‘) Sprachkompetenz zu gelangen, einer Fähigkeit, die den heutigen Sprechern in Norddeutschland in der Regel abgeht, da sie so gut wie immer auf eine weitgehend einheitliche norddeutsche Sprache treffen – ganz im Gegensatz zur den Bewohnern Süddeutschlands, die ständig – und dies bis heute – mit zahlreichen Dialekten und Regionalsprachen konfrontiert sind. Eine vertikale Sprachmischung nach unten, also zu den Dialekten, ist in Norddeutschland kaum möglich, da es nur noch wenige Muttersprachler des Niederdeutschen gibt und Mischformen mit der Hochsprache, oft Missingsch genannt, als sozial negativ markiert vermieden werden (sofern sie heute überhaupt noch auftreten). Als Missingsch wird üblicherweise der unvollständige Erwerb der deutschen Hochsprache durch niederdeutsche Muttersprachler (als Erstsprachler) bezeichnet, die es heute jedoch nur noch vereinzelt und allenfalls auf dem Lande gibt. Bemerkenswert für die Geschichte des Niederdeutschen ist, dass es zu keiner Zeit eine nach Süden, also zum Mittel- und Oberdeutschen, abgeschottete Sprache war. Entlehnungen wurden offenbar immer akzeptiert, was z.B. ein Blick auf die Rahmenerzählung des althochdeutschen Hildebrantslieds zeigt (zum Text, s. Braune & Ebbinghaus 1965: 84). Der Kopist verwendet einleitend Niederdeutsches neben Oberdeutschem, ohne dass dies als unverständlich oder störend empfunden worden wäre. Kurzum, das Niederdeutsche ist heute, eigentlich schon seit der Reformation, eine Sprache, die rasch bestimmte Begriffe aus dem Hochdeutschen übernimmt und sie integriert. Selbst Funktionswörter sind davon betroffen. So gibt z.B. heute keine genuin niederdeutsche Konjunktion mehr. Mit dem Siegeszug des Hochdeutschen im Gefolge der Reformation verschwinden immer mehr Domänen (Kommunikationsbereiche), für die es keinen genuin niederdeutschen Wortschatz mehr gibt. Oft wird, wie anscheinend schon immer möglich, Hochdeutsches mit Niederdeutschem suppletiv gemischt. Auf dieser Weise wird das Niederdeutsche, sofern es noch muttersprachliche Sprecher hat, zu einer regionalen Varietät, die von der Standardsprache Hochdeutsch überdacht und dominiert wird und bei Lücken im Wortschatz auf die Standardsprache zurückgreift. Wenn es aber keine Lebensbereiche gibt, die nur vom Niederdeutschen abgedeckt werden, verschwindet die Motivation, diese Sprache zu erlernen bzw. an die 11 nächste Generation weiterzugeben. Und genau diese Entwicklung setzt mit der besonders in Norddeutschland sehr erfolgreichen Reformation und dem Siegeszug des Hochdeutschen als Kirchensprache ein, wie die Karte aus Meier & Möhn (1998: 589) sehr anschaulich zeigt. Der Sprachwechsel vollzieht sich in Norddeutschland in weniger als einem Jahrhundert. Das Ober- bzw. das Hochdeutsche hat sich also innerhalb des Germanischen als die durchsetzungsstärkste Varietät erwiesen, was mit Sicherheit der Reformation und der Propagierung des Primats der Sprache des Volkes wie den diversen Bibelübersetzungen geschuldet ist. (Das Gotische als ostgermanische Sprache ist schon früh ausgestorben und in seiner umfänglich geringen Überlieferung stark vom Bibelgriechischen abhängig.) Dabei hätte sich gerade das Niederdeutsche als sog. Brückensprache bestens als vermittelnde Instanz im Sinne der modernen Interkomprehensionsforschung zwischen dem Nord- und Westgermanischen empfohlen (s. Hufeisen & Marx 2007). Die Abstände zum Hochdeutschen wie zum (Festland)Skandinavischen wären ähnlich groß (oder klein) gewesen. Die fehlende 2. oder althochdeutsche Lautverschiebung, der Zusammenfall von Dativ und Akkusativ sowie beim bestimmten Artikel von Maskulinum und Femininum (de Mann; de Frû), um nur drei Beispiele zu nennen, zeigen geringe systemische wie typologische Unterschiede etwa zum Dänischen oder Schwedischen. Es ist allein außersprachlichen Gründen geschuldet, dass sich das Hochdeutsche wie das Englische als größte und am meisten verwendete germanische Sprachen durchgesetzt haben, obwohl beide Sprachen Sonderentwicklungen innerhalb der Germania darstellen. Das Hochdeutsche fällt in phonologischer wie morphosyntaktischer Hinsicht 12 als südliche Sonderentwicklung aus dem Rahmen, während das Englische eine mehrfache Kontaktsprache (mit u.a. Prä-Germanisch, Keltisch, Latein, Französisch/Anglonormannisch) darstellt, so dass es allein schon in dieser Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt. 5. Forschungshypothesen zum niederdeutsch-skandinavischen Sprachkontakt (A) Die vorherrschende Mündlichkeit zu Beginn des niederdeutsch-skandinavischen Kontakts erleichtert den unmittelbaren Kontakt zwischen Sprechern genetisch eng(er) verwandten Sprachen: In der direkten Begegnung der Händler (und später auch der Handwerker) vor Ort war zur Sicherung der Kommunikation das Zeigen auf die zur Diskussion stehenden Gegenstände möglich, ebenso wie Nachfragen und nicht zuletzt, den Begriff durch Umschreibungen verständlich zu machen. Die Motivation war auf beiden Seiten hoch, da man miteinander ins Geschäft kommen wollte. Der kommunikative Erfolg zahlte sich also sofort in barer Münze aus und befördert die Erweiterung der eigenen rezeptiven Sprachkommunikation in Bezug auf die Nachbarsprachen. Bestimmte Normen beim Sprechen gab es nicht, Fehler blieben daher im Gegensatz zur Schriftlichkeit meist folgenlos. Er ging ums Verstanden-Werden um jeden Preis und um den wirtschaftlichen Gewinn zu beiderseitigem Nutzen (kommunikative Effektivität). (B) Bei dieser Art des Kontakts handelt es sich (im Sinne von Trudgill 1986) um Dialektkontakt und nicht um Sprachkontakt, also um Kontakt zwischen genetisch wie typologisch entfernten Sprachen. Zwischen Niederdeutsch und Russisch musste aber wegen der großen Distanz immer gedolmetscht oder übersetzt werden (vgl. Gernentz et al. 1988, aber auch Squires 2009). (C) Aufgrund der genetischen Nähe und typologischen Ähnlichkeit könnte man sogar von einem länderübergreifenden überdachenden Diasystem (im Sinne von Weinreich 1954) im Bereich der östlichen Nordsee und der Ostsee sprechen: Jeder spricht seine Muttersprache, ggf. etwas langsamer und deutlicher, verwendet notfalls verschiedene Umschreibungen, kann aber darauf vertrauen, bei etwas gutem Willen auch verstanden zu werden. Allein entscheidend ist, dass die jeweiligen kommunikativen Absichten beim Gegenüber deutlich werden. (D) Zwei weitere Schlüsselbegriffe sind Akkommodation, die bisweilen auch hyperdialektal (d.h. übergeneralisierend) sein kann, sowie die unbedingte Bereitschaft zur Kooperation und sich Verstehen-Wollen. In beiden Fällen wird über ‚unkorrekte‘ oder falsch abgeleitete Formen hinweggesehen, ebenso über Fehler, sofern sie nicht direkt sinnentstellend wirken. Alle diese vier Punkte sollten idealerweise bei der direkten Kommunikation von Niederdeutschen mit Skandinaviern erfüllt sein, so dass es keiner Hilfssprache oder gar eines 13 Dolmetschers bedarf. Dass diese Annahmen realistischen sind, haben die Forschungen des Autors in zahlreichen Publikationen gezeigt (s. zusammenfassend die Übersichten in Braunmüller 2004 u. 2012.). 6. Die sog. Semikommunikation zwischen Skandinaviern heute und die Übertragbarkeit dieses Modells auf den Ostseeraum 6.1. Zur Begriffsklärung Der von Einar Haugen (1966) geprägte Begriff der Semikommunikation ist, selbst für Muttersprachler des Englischen, nicht selbsterklärend, sondern eher verwirrend. Er beruht auf einer missverständlichen begrifflichen Zusammenziehung der Benennung einer besonderen Art der Mehrsprachigkeit, die er bei Hocket (1958: 327) gefunden hatte: Among educated Danes and Norwegians, however, communication is quite unimpeded: each speaks his own personal variety of his own language, but has learned by experience to understand the speech pattern of the others. The result may be called semi-bilingualism: receptive bilingualism accompanying productive monolingualism. Wie dieses Zitat zeigt, entstand durch die Zusammenziehung von Begriffen etwas höchst Missverständliches: es geht also nicht um ein Halbverstehen, sondern um eine Form der asymmetrischen Kommunikation, bei der jeder an seiner Redeweise festhält, aber durch Erfahrung und gutem Willen gelernt hat, den anderen direkt zu verstehen. Dass dies nicht immer problemlos ist, ist vielfach beschrieben worden. Dennoch halten die Skandinavier immer noch, evtl. von der jüngsten Generation einmal abgesehen (s. Delsing & Lundin Åkesson 2005), an dieser Praxis bis heute fest. Eine solche Art der Verständigung ist zwischen Dialektsprechern durchaus üblich und deckt sich mit den Erfahrungen heutiger Dialektsprecher. Sie üben sich in kommunikativer Flexibilität und im Sich-Einlassen auf die Sprachpraxis des Anderen. Da unser Forschungsprojekt zu den Hansekontakten nicht nur keine Zeugnisse für ein Dolmetschen zwischen Niederdeutschen und Skandinaviern gefunden hat und überdies zeigen konnte, dass die am Kontakt beteiligten Varietäten im Ostseeraum (und im Bereich der östlichen Nordsee) keine nur schwer überwindbaren strukturellen wie lexikalischen Hindernisse aufwiesen, wird von uns eine vergleichbare Situation für den Ostseeraum zur Hansezeit angenommen, wie sie für die Praxis von Sprechern der skandinavischen Sprachen schon seit der Wikingerzeit, also dem europäischen Frühmittelalter, angesetzt wird. Diese kommunikative Flexibilität wird durch die Standardisierung und die Verschriftung von Sprachen massiv eingeschränkt, denn wer immer nur die eine Form oder die eine Konstruktion hört, rechnet nicht damit, dass es an14 derswo Varianten mit der gleichen kommunikativen Funktion dazu geben könnte. Wohin eine solche Entwicklung führen kann, lässt sich heute am kommunikativen Verhalten von norddeutschen Sprechern im oberdeutschen Sprachraum beobachten: Vielfach ist man nicht oder nur mit Mühe in der Lage, den anderen direkt in seiner Varietät zu verstehen und zwingt ihn so, sich, so gut dies möglich ist, der Hochsprache (d.h. der Leseaussprache des Oberdeutschen durch niederdeutsche Sprecher) zu bedienen. Schriftlichkeit hat nicht nur dieselbe dokumentarische Funktion wie heute, sondern sie dient vor allem dazu, dass Botschaften überregional verstanden werden, was am ehesten durch die Verwendung einer mehr oder weniger standardisierten Sprache, einer Hochsprache, gelingen kann. Die prägende Kraft von Luthers Bibelübersetzungen wirkte in dieser Hinsicht überaus erfolgreich und nachhaltig. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich dies auch von den Hanserezessen und der in Lübeck praktizierten Schriftlichkeit für den niederdeutschen Sprachraum im Spätmittelalter und im frühen 16. Jahrhundert sagen. Was man durch die Standardisierung an überregionaler Verstehbarkeit gewinnt, verliert man auf der anderen Seite an sprachlicher Flexibilität in Bezug auf die Varianten aus demselben Diasystem. Aber das Nichteinhalten bestimmter sprachlicher wie textueller Normen wird nun für immer nachlesbar (vgl. die niederdt. Sentenz: wat schrijft dat blijft ‚[frei:] Geschriebenes bleibt [erhalten]‘) und kann ggf. zum Gesichtsverlust auf Seiten des Schreibenden führen, dem man nun nachweisen kann, dass er z.B. die Schriftform nicht normgerecht beherrscht oder sich gar falsch ausgedrückt hat. Im Gegensatz dazu nimmt die interdialektale Semikommunikation Rücksicht auf die sprachliche Identität und die kommunikativen Eigenheiten der Sprecher. Beide Gesprächspartner werden in der Form respektiert, in der sie gerade miteinander kommunizieren. Dieses Sich-Gegenseitig-Akzeptieren stellt sicher, dass keine Varietät gegenüber einer anderen benachteiligt wird und beide Akteure sich gleichberechtigt auf Augenhöhe begegnen. So gesehen, wäre es falsch, wollte man von Anfang an das Hochdeutsche als die überlegene Sprache aus dem Süden ansehen. Dass es später zu einer überregionalen Verkehrssprache und auch zu einer Sprache mit hohem Prestige wurde, ist eine wesentlich spätere Entwicklung, als die Zweisprachigkeit und Niederdeutsch als Zweit- und Verkehrssprache mehr und mehr an Boden gewannen. 6.2. Vier Strategien für eine erfolgreiche unmittelbare interdialektale Verständigung Folgende Strategien haben sich unserem Projekt zufolge als hilfreich für eine interdialektale Verständigung erwiesen: 15 (A) Man konzentriere sich auf die Wörter, die lexikalische Bedeutung haben, also auf Substantive, Verben und Adjektive. Ein großer Teil davon stammt wahrscheinlich aus dem gemeinsamen Erbwortschatz und ähnelt deshalb Wörtern der eigenen Sprache. Schon vor der Hansezeit gab es Sprachkontakte, die zu lexikalischen Übernahmen in Form von Fremd- und Lehnwörtern führte. Es sei hier nur auf die Beeinflussung durch die Latinität und eng damit verbunden durch das Christentum verwiesen. (B) Bei interdialektaler Kommunikation ist es sinnvoll, davon auszugehen, dass in der Zielsprache die Wortstellungsregeln der eigenen Varietät in etwa auch gelten (also z.B. Subjekt – Verb – Objekt bzw. Verbzweitstellung im Hauptsatz). (C) Ignoriere zunächst alle grammatischen Kategorien, die durch Flexive wie Ableitungen oder Kasussuffixe ausgedrückt werden. Diese sind zwar auch wichtig, spielen aber für das erste Verstehen keine wesentliche Rolle. (D) Vertraue auf parallele Betonungs- und Intonationsmuster. 6.3. Sechs Faustregeln für eine erfolgreiche Semikommunikation (1) Nominative sind in der Regel nicht markiert und nehmen in vielen Fällen die Rolle des Subjekts im Satz oder die des Agens ein. (2) Ergänzungen im Dativ und Akkusativ stehen meist nach dem finiten Verb, das auf das Subjekt folgt (s. oben Kap. 6.2. B). Diese Ergänzungen stehen für das indirekte bzw. das direkte Objekt. D.h. im Fall des Dativs für benefaktive Ergänzungen und beim Akkusativ für das Ziel von Handlungen. (3) Viele Verben, besonders die Modal- und Hilfsverben, entstammen dem gemeinsamen Erbwortschatz und ähneln sich deshalb stark. Gemeinsam für das Germanische ist auch die Bildung von regelmäßigen Präteritalformen mit einem einen Dental (þ/ð, d oder t) enthaltenden Suffix (wie in hdt. sagte, machte etc.). (4) Adjektivendungen haben bestenfalls Kongruenzfunktion und können deshalb ignoriert werden, wobei man allerdings schon auf deren Stellung in Bezug auf benachbarte Substantive achten sollte. (5) Funktionswörter wie die beiden Artikel, die Zahlwörter oder auch die Personal-, Possessiv- und Demonstrativpronomina stammen weitestgehend aus dem Erbwortschatz und sind einander deshalb sehr ähnlich. 16 6.4. Semikommunikation und Mischsprachen Niederdeutsch war im Frühmittelalter nur eine Sprache unter mehreren im südlichen Ostseeraum. Es gewann erst dann an Einfluss und Prestige im Zuge des wirtschaftlichen Erfolgs und der hegemonialen Dominanz der Hanse im Spätmittealter. Erst dann wurde das Niederdeutsche zu einer überregionalen Verkehrssprache (einer lingua franca) und Schreibsprache. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die sog. Ostkolonisation, bei der das Niederdeutsche eine tragende Rolle, auch in rechtlicher Hinsicht, bildete. Dennoch dominierte das Latein bis zum Ende des 14. Jahrhunderts unangefochten als Dokumentations- und Handelssprache. Auch bei der Buchführung war Latein lange Zeit die übliche Schriftform. Übersetzungen aus dem Latein, dem Russischen und anderen nicht direkt zugänglichen Sprachen waren jedoch auch nötig und für die hansischen Kaufleute durchaus wichtig. Im spätmittelalterlichen England gab es sogar eine Koexistenz von fünf Sprachen: Mittelenglisch, Altfranzösisch, Latein, Mittelniederdeutsch und Oberdeutsch. Es entstanden auch Mischsprachen bei einer nicht geringen Anzahl von mehrsprachigen Sprechern. In England firmieren diese Formen der Kommunikation unter dem Titel macaronic business writing (s. Wright 1996, Braunmüller 2000) als Manifestation einer effektiven zielorientierten Kommunikation, bei der es des Öfteren zum sog. translinguistic wording kam. D.h. wenn man einen Begriff in der gerade verwendeten Sprache nicht kennt oder er einem gerade nicht einfallen will, verwendet man eben den entsprechenden Ausdruck aus einer anderen Sprache, wobei man mehrsprachigen Sprechern davon ausgehen kann, dass sie dann möglicherweise diesen Begriff kennen. In (kantonal)mehrsprachigen Ländern wie der Schweiz oder Belgien wird translinguistic wording akzeptiert, damit die Kommunikation über die Sprachgrenzen hinweg nicht am Nichtwissen von einzeln Wörtern scheitert. Jeder verfügt dort über eine mehr oder weniger gute Beherrschung der anderen Nationalsprache(n). Mit dem Sesshaftwerden niederdeutschsprechender Familien in Skandinavien kommt es zur vollen Zweisprachigkeit der im Lande geborenen Kindern, die mit zwei Muttersprachen aufwachsen. Auch wenn in vielen Fällen die Verwendung dieser Sprachen diglossisch, also funktional verteilt war, hat sich deren Stellung wie auch der dominante Einfluss des Niederdeutschen in Skandinavien weiter verstärkt. Es gibt nun Sprecher mit zwei sprachlichen Identitäten. Eine bislang wenig beachtete Entwicklung ist, dass etliche dieser neuen Sprecher skandinavischer Varietäten diese nicht fehlerfrei beherrschen lernen. Da ihre Stellung gesellschaftlich angesehen war, wurden sie nicht immer korrigiert, so dass bestimmte lokale Wortstellungsmuster von ihnen nicht übernommen wurden, weil sie im Niederdeutschen keine Parallelen hatten, was bei der Verb-Erststellung in Aussagesätzen der Fall war. Hier liegt der 17 anscheinend paradoxe Fall des word order change without word order change vor. Es hat sich nichts im System geändert, nur eine mögliche Art der Wortstellung (hier: Aussagesätze mit Verb-Erststellung) wurde ignoriert und nicht mehr gelernt (Aussagesätze mit Verb-Zweitstellung wurden zum Normalfall – wie eben im Niederdeutschen, das nur diese Satzbauform bei Ausssagesätzen kennt). 7. Sprache und Identität 7.1. Nation und Mehrsprachigkeit Vor dem Zeitalter des Nationalstaates waren Sprache und Nation nicht deckungsgleich – und übrigens später auch noch nicht (man denke nur an die neuen dänisch- bzw. französischsprechenden Minderheiten im Deutschen Reich von 1871). Sätze wie „Ich bin ein Däne und spreche Deutsch“ (s. Menke 1996) klingen heute nicht nur seltsamen, sondern geradezu kontradiktorisch. Vor dem Zeitalter der Nationalstaaten konnte die Oberschicht ohne weiteres ausländischen Ursprungs sein und/oder Fremdsprachen sprechen wie z.B. eine italienische Varietät im Reich des Stauferkaisers Friedrich II oder Französisch bzw. Anglonormannisch in England nach 1066. Der höhere Klerus verwendete Latein, auch als Umgangssprache, so dass es in mittelalterlichen Gesellschaften zu horizontalen Schichtungen in den Gesellschaften kam. Hinzu kam noch diverse Minderheiten, insbesondere in den Städten als Zentren des Handels und des kommunikativen Austauschs (vgl. Cherubim 1987). Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der kommunikativen Flexibilität und einer sich herausbildenden (meist) rudimentären Mehrsprachigkeit waren die Messen (in Flandern und Nordfrankreich, aber auch in Südostengland). Im gesamten Mittelalter war also die Mehrsprachigkeit, vor allem in Form der Multilektalität, der Normalfall. Ein sprachlich homogenes Staatsvolk war sehr selten, nicht zuletzt, weil Migration und Zuwanderung (aus welchen Gründen auch immer) nichts Besonderes war. In mehrsprachigen Gesellschaften, die nicht auf dem Gedanken der strikten Einheit von Sprache und Volk gegründet waren, war sprachliche Vielfalt etwas völlig Normales. Dies zeigt sich u.a. an den nach Skandinavien eingewanderten niederdeutschen Händlern und Handwerkern, aber auch dem Adel. Eventuelle Diskriminierungen waren dem zu groß gewordenen Einfluss geschuldet und nicht der Tatsache, dass sie zugewandert waren oder meist eine andere Muttersprache hatten. Minderheiten wie Roma und Juden wurden teils geduldet, teils schikaniert und vertrieben, was nicht auf sprachlichen, sondern ideologischen und/oder wirtschaftlichen Gründen beruhte. Kurzum: die Städte des Hoch- und Spätmittelalters waren die 18 dominanten Handelsmetropolen und Kontaktbörsen dieser Zeit. Es waren Stätten der persönlichen Begegnung, auch über sprachliche Grenzen hinweg. In östlichen Nordseeraum, vor allem aber im Gebiet der gesamten Ostsee unter Einschluss des Baltikums, standen sich zwei große sprachliche Diasysteme, zwei Dialektkontinua, gegenüber, die sich weder genetisch noch typologisch sehr voneinander unterschieden: (a) die sog. dǫnsk tunga, also das Skandinavische (vgl. Melberg 1949/1951), und (b) das Küstengermanische (mit dem Angelsächsischen, Altsächsischen und Mittelniederdeutschen). Die Landbrücke Jütland (s. oben Kap. 3) sowie die beiden Meere, Nord- und Ostsee, begünstigen vor allem den Handel. Generell war der Handel zu Wasser schneller und effektiver als der zu Land. Man könnte sogar sagen, dass die (großen) Flüsse und Meere die Autobahnen des Mittelalters waren. Bis heute gibt es eine gemeinskandinavische sprachliche wie kulturelle Identität, jedoch keine spezifisch niederdeutsche Identität, nicht zuletzt wegen der nie zustande gekommenen staatlichen Einheit. Was es jedoch gab, war ein hansisches/hanseatisches Bewusstsein, dessen Triebfeder der Handel und der Export von technischem Fortschritt in den skandinavischen Norden war. Der Sprachkontakt und der ‚Export‘ des eigenen Idioms waren nur Begleiterscheinungen dieses Austauschs. M.a.W., Niederdeutsch als Koiné und spätere Prestigesprache im Ostseeraum (und darüber hinaus) war nicht das Ziel der hansischen Expansion, sondern für die Deutschen eher eine angenehme Folgeerscheinung, die einen effektiven Handel wie auch später politische Einflussnahme leichter und einfacher machte. Erst mit der Reformation und der Lutherischen Bibelübersetzung tritt der ‚Export‘ der Sprache, der neu geschaffenen hochdeutschen Schriftsprache (vereinfacht gesprochen: eine oberdeutsche Koiné mit mitteldeutschen Einlagerungen) in den Vordergrund. Jedoch war auch hier das Sprachliche eher nur eine Folgeerscheinung: Zuerst wurde die Reformation aus dem Süden in den skandinavischen Norden importiert, was später dann den Sprachwechsel vom Nieder- zum Hochdeutschen bewirkte. Die politische Entscheidung für den reformierten Glauben zog also eine neue Form des Deutschen nach sich. Das Hochdeutsche hat, von heute aus gesehen, einen sehr wesentlichen Anteil am Strukturwandel der Sprachen des skandinavischen Festlandes. Es wurde typologisch prägend für die Syntax und den Textaufbau, wie dies seinerzeit beim Latein für das Oberdeutsche der Fall war. Es kam zu zahlreichen grammatischen Replikationen, nicht zuletzt im Rahmen einer regen Übersetzungstätigkeit (vgl. Höder 2010 sowie Braunmüller & Höder 2012, wo gezeigt wird, wie Präfixverben vom Lateinischen als Vorbild ausgehend, über das Ober- und 19 Niederdeutsche Eingang in die skandinavischen Sprachen fanden, z.B. lat. deponere – hochdt. nieder/ablegen, oder oberdt. bezahle > niederdt./dän./schwed. betale/a). Bei Niederdeutschen war es bezüglich des Skandinavischen eher der Ausbau nach dem Vorbild einer genetisch wie typologisch ähnlichen Varietät des Germanischen: Bestimmte Wortbildungstypen wie nicht nur aus dem Niederdeutschen übernommen, sondern auch in ihrer Frequenz übergeneralisiert (s. Diercks 1993). Andere Strukturen wie die Präfixverben wurden erst im Zuge einer (tertiären) typologischen Entwicklung vom Latein, über das Hochund Niederdeutsche in die skandinavischen Sprachen replikativ übernommen. Diese wie andere Entwicklungen zeigen, dass das Niederdeutsche für den Ostseeraum nicht nur eine befördernde wie bestimmende Entwicklung eingenommen hat, sondern es hat auch maßgeblich zur Umstrukturierung des Nordgermanischen beigetragen, so dass es heute, etwa im Gegensatz zum Isländischen und Färöischen, für Deutsche relativ leicht erlernbar ist: zur ererbten genetischen Ähnlichkeit kommen noch intensive lexikalische und andere strukturelle Einflüsse aus dem Niederdeutschen hinzu, so dass einige Skandinavier zu der etwas gewagten Ansicht gelangt sind, dass man heute keinen Satz im Skandinavischen ohne Niederdeutsches äußern könne (Brattegaard 1963: 10; mit meinen Ergänzungen): Wir [die Skandinavier] sind so intensiv [vom Niederdeutschen] beeinflußt worden, daß ein Skandinave [!] heute wohl kaum einen Satz sagen kann, ohne ein niederdeutsches Wort zu verwenden, natürlich ohne daß das Fremde als ‚fremd‘ empfunden wird. 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