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Wie narrativ sind Krisennarrative? Zu Kathrin Rögglas Kritik des Krisennarrativs in den alarmbereiten (2010) Natalie Moser „es gilt jetzt abzuwarten, bis eine normalisierung eintritt", heißt es in Kathrin Rögglas Kurztext deutschlandfunk. 1 Rezipienten und Rezipientinnen von Kathrin Rögglas Werk sind diese oder ähnliche Formulierungen bekannt und sie wissen, dass die Krisendiskurse in Rögglas Prosawerken, Hörspielen, Theaterstücken und Filmen kein Ende finden und in der erzählten Welt keine Normalisierung eintritt. Das Gegenteil ist der Fall, denn Rögglas multimediales Werk lenkt die Aufmerksamkeit wiederholt auf endlose Normalisierungsbestrebungen, die eine Abfolge von Handlungen ersetzen und deren Ausgangslagen und Ziele lediglich angedeutet werden. Wenn ,,,Krise' und ,ReNormalisierung' [... ] die Eckpunkte eines Narrativs der Abfolge von ,Risiko', ,Krise', ,Beinahe-Katastrophe', und eben ,Re-Normalisierung"'2 bilden, dann brechen Werke wie wir schlafen nicht (2004) o?-er die alarmbereiten (2010) vor dieser Re-Normalisierung ab. Sie führen vielmehr vor, dass die Bestrebungen, Normalität herzustellen, zu einer neuen Normalität geworden sind. Figurenreden machen diese Verschiebung sichtbar, wie folgendes Beispiel aus den alarmbereiten zeigt: „doch vollständige entwarnung wird nicht gegeben, vollständige entwarnung kann auch gar nicht gegeben werden. das ist eben die situation, mit der man leben muss. in erwartung, dass so etwas noch mal passiert." 3 Welche (Rede-)Situation unter den Vorzeichen eines permanent sich selbst reproduzierenden Krisen- oder Alarmdiskurses entsteht, zeigen Rögglas Texte anhand von Redesequenzen, die zu einer Textur verwoben werden. Bei diesen Redesequenzen handelt es sich um Redewendungen und Floskeln sowie um längere Versatzstücke aus den Leitdiskursen der Gegenwart. Die Autorin greift in ihren Texten Alltagsdiskurse - von denen ein großer Teil Kris~nd­ kurse sind - auf und reformuliert sie, indem sie die Diskurse verdichtet oder verkürzt. Ihre Texte werden auf diese Weise zu Bestandsaufnahmen der Kathrin Röggla, „deutschlandfunk", in: dies„ die alarmbereiten, Frankfurt a. M., 2010, S. 177189, hier S. in 2 Rolf Parr, }Nie konstitui eren Kollektivsymbole Narrationen des ökonomischen? Zum Verhältnis von Diskursivität und Narrativität", in: Ökonomie - Narration - Kontingenz. Kulturelle Dimensionen des Markts, hg. v. Wilhelm Amann, Natalie Bloch und Georg Mein, Paderborn, 2014, S. 57-74, hier S. 66. 3 Kathrin Röggla, „deutschlandfunk", S. 178. i © WILHELM FINK VERLAG, 20 2 1 1 DOl:J0.3 09 65 / 978384676411 4_0 11 204 \ NATALIE MOSER IE hat Dis! gro f Als ati han1 sich Sam Phäi an folg] Verh gese des alan Gegenwart, die nicht unabhängig von Diskursen wie denjenigen zur Finanzkrise oder sog. Flüchtlingskrise denkbar sind. Rögglas Texte zeigen mittels ihrer Inszenierung von Krisendiskursen, dass sich hinter den Diskursen keine Krisen verstecken, sondern dass die gegenwärtigen Krisendiskurse zum Phänomen der Krise dazugehören beziehungsweise den Kern des Phänomens bilden. Die Texte skizzieren nicht nur ein mehrstimmiges Orchester aus Krisendiskursen, sondern decken die implizite Logik dieser Krisendiskurse auf. Wie Rögglas Texte selbst wiederum die Logik der Krisendiskurse durchkreuzen und welche . Rolle dabei das Erzählen spielen kann, ist Gegenstand der nachfolgenden Analysen. Rögglas Auseinandersetzung mit der Krisenthematik weist nicht zufällig Parallelen zu ihrer Kritik am Konzept des Realismus und des realistischen Erzählens auf, denn die nachfolgend untersuchten Texte führen vor, dass sich hinter den Worten und Diskursen keine (anderen) Realitäten beziehungsweise Krisen verbergen. 4 Die vorliegende Untersuchung tangiert folglich auch die , Frage, wie Rögglas Texte literaturhistorisch eingeordnet werden können. Anh Krise, Krisennarrative und Moderne-Definitionen Die Thematik der Krise wurde in den letzten Jahren und insbesondere nach zu einem beliebten Gegenstand sowohl fachspezifischer als auch fächerübergreifender Forschungsprojekte, so auch in den Literaturwissenschaften.5 Dabei wurde auch die Frage zu beantworten versucht, welche Relation zwischen Narration und Krise besteht. Der Sammelband Die Krise als Erzählung widmet sich im Rahmen von achtzehn Beiträgen aus unterschiedlichen Fachperspektiven ausschließlich dem Verhältnis von Krise und Erzählen. 6 Der Untertitel des Sammelbandes weist die Krise als ein Narrativ der Modeme aus und deutet an, dass die Krise ein genuin narratives Phänomen sei. Armin Nassehi, der in seinem Aufsatz für die Kursbuch-Ausgabe Krisen lieben ebenfalls die drei Konzepte Krise, Narrativ und Modeme engführt, geht hingegen von mehreren Narrativen der Modeme aus: „Die Modeme 2008 4 Vgl. Tanja Nusser, ,„Realismus beginnt eigentlich immer, und das von allen Seiten, er ist eine permanente Aufforderung'. Über Kathrin Rögglas Texte", in: Neue Realism en in der Gegenwartsliteratur, hg. v. S0ren Fauth und Rolf Parr, Paderborn, 2016, S. 213-225, hier S. 22i. 5 Stellvertretend sei hier hingewiesen auf Jose ph Vogl, Das Gespenst des Kapitals, Zürich, 2010 . Vogls kultur- und literaturwissenschaftliche Studie zeigt, dass die Finanzökonomie auf einer krisenhaften Dynamik beruht und Krisen folglich Teil des Systems sind, nicht deren Äußeres (vgl. ebd., S. 173). 6 Vgl. Die Krise als Erzählung. Transdisziplinäre Perspektiven auf ein Narrativ der Modeme, hg. v. Uta Fenske, Walburga Hülk und Gregor Schuhen, Bielefeld, 2013. Mod verk Di wart Narr. sind szen; h era1 berei fikati Die i undl type1 wart Jeder über wart 7 An 170 8 Kat Dui ger sch Ge[J 205 ATALIE MOSER WIE NARRATIV SIND KRISENNARRATIVE? zur Finanz:n mittels ihrer n keine Krisen un Phänomen ~ ns bilden. Die isendiskursen, [. Wie Rögglas en und welche olgenden Ana,t nicht zufällig s realistischen 1 vor, dass sich ziehungsweise glich auch d!e tkönnen. hat sich große Erzählungen gegeben, um mit ihren eigenen Erfahrungen des Disparaten, des Krisenhaften, der Selbstverunsicherung klarzukommen. Die großen Narrative der Modeme waren stets Krisenbearbeitungsnarrative." 7 Als Beispiele für die Narrative der Modeme nennt Nassehi die Erzählung der Nation oder die Erzählung der Freiheit. Die beiden Ansätze, den Zusammenhang von Krise, Narrativ und Modeme zu veranschaulichen, unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich ihres Verständnisses von Krise. Der Titel des Sammelbandes Die Krise als Erzählung suggeriert, dass Krisen selbst narrative Phänomene seien, während Nassehis Interpretation davon ausgeht, dass Narrationen Repliken auf Krisen seien - „Krisenbearbeitungsnarrative" - und folglich zwischen Narration und Krise unterschieden werden könne. Welches Verhältnis zwischen Erzählen und Krise besteht, ob Krise und Narration gleichgesetzt werden können und insbesondere welche Zuspitzung mit dem Begriff des Narrativs einhergeht, dies sind wiederum Fragen, die Rögglas Texte in den alarmbereiten im Modus der Narration thematisieren. Sie formulieren keine Antwort auf die Frage, in welchem Verhältnis die Begriffe Krise, Narrativ und Modeme stehen, zeigen aber auf, welche Problematik mit dieser Fragestellung verknüpft ist. Der Titel von Rögglas Werk die alarmbereiten spielt auf eine spezifische Erwartungshaltung gegenüber einer Zukunft an, die gegenwärtige Diskurse und Narrationen als ungewiss und unsicher darstellen. „Die kollektiven Phantasien sind mehr und mehr besetzt von negativen Utopien, von Katastrophenszenarien, von zukünftigen Kollapsen, die sich dann stets als gegenwärtige herausstellen." 8 Die Figuren in Rögglas Werken agieren nicht nur in den alarmbereiten unter dem Einfluss eines antizipierten Alarms, sondern sind Personifikationen von Zukunftserwartungen, die sich in der Gegenwart manifestieren. Die im Text als Stimmen präsenten Figuren sind ein Kondensat von Krisenund Katastrophendiskursen, weshalb sie trotz des hohen Redeanteils der Texte typenhaft bleiben. In welcher Form sich eine ,besetzte' Zukunft in der Gegenwart manifestiert, zeigt sich deshalb ausschließlich anhand der Figurenreden. Jeder Text des Bandes scheint mit Blick auf die Logik zeitgenössischer Reden über Krisen und Katastrophen die Frage nach dem Verhältnis von Gegenwart und Zukunft aufs Neue aufzuwerfen. Indem die kleingeschriebenen, im ~n esondere nach eher als auch iteraturwissenrsucht, welche band Die Krise gen aus untervon Krise und tls ein Narrativ ives Phänomen \usgabe Krisen erne engführt, „Die Modeme Seiten, er ist eine men in der Gegen;, hier S. 22i. 1itals, Zürich, 2010. ko nomie auf einer .cht deren Äußeres 1 "ativ der Modeme, 7 Armin Nassehi, „Der Ausnahmezustand als Normalfall. Modernität als Krise", in: Kursbuch, 170 (2012): Krisen lieben, S. 34- 49, hier S. 36f. 8 Kathrin Röggla, Essenpoetik. Drei Vorlesungen als Poet in Residence an der Universität Duisburg-Essen, i.-5. Dezember 2014, S. 52, https:/ /www.uni-due.de /imperia/md/content/ germanistik/lum/roeggla-essenpoetik.pdf (aufgerufen am 18.u.2016). Zur These einer schrumpfenden Gegenwart vgl. Hermann Lübbe, Im Zug der Zeit. Verkürzter Aufenthalt in der Gegenwart, Berlin, 2003. 206 NATALIE MOSER Konjunktiv verfassten Texte auf Krisen hinweisen und zeitgenössische Gemeinplätze reproduzieren, führen sie im Modus der Narration vor, welchen diskursiven Gesetzmäßigkeiten Krisen ihre Existenz verdanken. Sie zeigen auf, dass potenzielle Katastrophen durch Krisendiskurse zu realen Katastrophen werden und Krisendiskurse bestehende Katastrophen marginalisieren oder (weg-)historisieren. Als Beispiel sei hier ein Abschnitt aus dem Text die ansprechbare zitiert: „also erstmal solle ich mich in aller ruhe verständlich µiachen, und vor allem solle ich die ganze sache von anfang an erzählen, damit sie sinn ergebe, eins nach dem anderen und nicht umgekehrt. sonst stelle sie sich weiß gott was vor, sie denke, es wäre weiß gott was passiert, und das werde ich ja nicht wollen, dass auch sie hier noch in panik gerate, es reiche ja schon, wenn eine von uns das mache."9 Bevor der Gegenstand der Beunruhigung, der Klimawandel im weiten Sinn, eingeführt wird, wird beispielsweise durch die Wiederholung der Floskel „weiß gott" eine Eskalationstendenz aufseiten der iri indirekter Rede wiedergegebenen Aussagen der Ansprechbaren markiert und damit ein sich zuspitzender Krisendiskurs inszeniert, dessen Inhalt jedoch nicht der Klimawandel ist, sondern die Ungewissheit im Hinblick auf den Inhalt einer zukünftigen Rede, deren Inhalt die Gefahren des Klimawandels sein wird. Rögglas Texte, insbesondere diejenigen im Band die alarmbereiten, thematisieren auf der inhaltlichen Ebene Krisendiskurse und auf der formalen Ebene die Logik, die diesen Krisendiskursen zugrunde liegt und sich im Alltag der Wahrnehmung entzieht. Röggla beschreibt im 2009 erschienenen Essay Gespensterarbeit, Krisenmanagement und Weltmarktfiktion die Genres, die sich für die Darstellung von Katastrophen besonders gut eignen. Sie bezieht sich in diesem explizit gesellschaftskritischen Text allerdings auf das Medium Film, wobei die genannten Genres Katastrophenfilm, Gespensterfilm, Fernsehkrimi und ShakespeareRemake auch im Medium der Literatur funktionieren würden.10 Die Texte des Bandes die alarmbereiten, die sich sowohl der Thematik der Krise als auch derjenigen der Katastrophe widmen, 11 können wider Erwarten jedoch keinem der genannten vier Genres zugeordnet werden. Dass Rögglas Werk die alarmbereiten sowohl als ein zusammenhängender Prosatext mit sieben Kapiteln als auch als Erzählband mit sieben eigenständigen Prosastücken rezipiert und WIE NA! rezensü art oder themati ständigl handelt favorisiE der Kris1 gearbeit liegt die und insl: narrativ narratio1 Grenzen zwei Tex Dervierz den Mec Textes in risiken ) i seit septl männlid: namentli führen w fungiert < lichkeit sichtbar, c darstellt, können. „ 12 9 10 11 Kathrin Röggla, „die ansprechbare", in: dies., die alarmbereiten, S. 29- 53, hier S. 29. Vgl. Kathrin Röggla, Gespensterarbeit, Krisenmanagement und Weltmarktfiktion, Wien, 2009, s. 18- 50. Die Katastrophenthematik dominiert beispielsweise den ersten Text des Bandes die alarmbereiten, der den Titel „die 2useher" trägt. Vgl. Kathrin Röggla, „die zuseher", in: dies., die alarmbereiten, S. 7-27. Zur 1 brach de /zu Zur Ir kalyµ 13 Sehre ch/ak Kathr , NATALIE MOSER WIE NARRATIV SIND KRISENNARRATIVE? tgenössische Geion vor, welchen !n. Sie zeigen auf, en Katastrophen p.nalisieren oder iem Text die anlhe verständlich 1erzählen, damit t . sonst stelle sie rt, und das werde ; reiche ja schon, ~ unrhig, der ;weise durch die i aufseiten der in ·en markiert und !n Inhalt jedoch [inblick auf den !S Klimawandels ie alarmbereiten, auf der formalen 1d sich im Alltag rezensiert wurde, 12 kann in diesem Kontext gedeutet werden. Die erste Lesart oder Rezeptionsweise des Werkes als eine Erzählung ließe sich durch die thematische und formale Einheit des Bandes begründen, während die Eigenständigkeit der einzelnen Kapitel oder Texte - es wird jeweils ein ,Fall' verhandelt - für die zweite Lesart spricht. Letztere wird im vorliegenden Aufsatz favorisiert, da die unterschiedlichen Perspektiven der Texte auf die Thematik der Krise und der Krisendiskurse fokussiert und die Spezifik der Texte herausgearbeitet werden. Mit Blick auf Rögglas Erzählungen in den alarmbereiten liegt die Vermutung nahe, dass die Darstellung der Logik von Krisendiskursen und insbesondere ihre Verdichtung zu einem Krisennarrativ selbst nicht mehr narrativ erfolgen kann, also auch nicht mehr im Rahmen von Katastrophennarrationen. Die These, dass eine Fokussierung auf Krisennarrative die Grenzen klassischer Katastrophennarrationen sprengt, soll nun anhand von zwei Texten aus den alarmbereiten diskutiert werden. ·erarbeit, KrisenDarstellung von n explizit gesell'. i die genannten td Shakespeareien.10 Die Texte er Krise als auch 1jedoch keinem Werk die alarmsieben Kapiteln en rezipiert und 207 Krisen-Vokabular und eine gekappte Krisennarration: der übersetzer Der vierzehnseitige Text der übersetzer fokussiert - wie der Titel bereits verrät den Mechanismus des Übersetzens. Ein Paratext lokalisiert die Handlung des Textes in einem „seminarraum des weiterbildungsinstituts, WCR' ( chancen und risiken) in einem ehemaligen fabrikgebäude in oberschöneweide, fortlaufend seit september 2008". 13 Protagonist des Textes ist eine monologisierende männliche Figur, die sich als unfreiwilliger Helfer inszeniert, der einer nicht namentlich genannten Frau Fachvokabular in verständliche Begriffe zu überführen und komplexe Sachverhalte zu erklären verspricht. Der Protagonist fungiert allerdings weniger als Übersetzer denn als Medium, das die Begrifflichkeit von Krisendiskursen reproduziert. Dies wird in den Redebeiträgen sichtbar, deren Adressatenbezug zwecks Übersetzungsleistung einen Vorwand darstellt, um Fachtermini aufzählen und ein Expertentum demonstrieren zu können. „aber ich stolperte ja schon über die einfachsten begrifft?! als wäre iz 53, hier S. z9. markifiktion, Wien, •xt des Bandes die „die zuseher", in: 1, 13 Zur Interpretation des Bandes als eine Erzählung vgl. Maike Albath, „Zur Sprache gebracht", in: Deutschlandradio Kulturkritik, 19.03.2010, http://www.deutschlandradiokultur. de/zur-sprache-ge bracht.950.de.html?dram:article_id=138517 (aufgerufen am 18.11.2016). Zur Interpretation des Bandes als Sammelband aus Einzeltexten vgl. Jörg Platz, „Im Apokalypsenmatch. Klug und politisch - Kathrin Röggla schreibt über das Sprechen vom Schrecken, der viele Namen hat", in: Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2010, http://www.nzz. eh / aktuell/startseite/im-apokalypsenmatsch-i.6370769 (aufgerufen am 18.11.2016). Kathrin Röggla, „der übersetzer", in: dies„ die alarmbereiten, S. 55-69, hier S. 55. 208 die kreditklemme ein fremdwort! als wäre der ölpreis ein abstraktum! als wären minuserwartungen ein kompliziertes sprachspiel!" 14 Da der Text in indirekter Rede verfasst ist und der Monolog des Redners aus der Perspektive der weiblichen Adressatin wiedergegeben wird, vollzieht auch die Erzählinstanz eine Übersetzungsleistung, indem sie die Rede des Protagonisten reproduziert oder zu reproduzieren vorgibt. Während der Redner Fachbegriffe in weitere Fachbegriffe überführt, reproduziert die weibliche Adressatin in ihrer Funktion als Erzählinstanz nicht nur einzelne Begriffe und Diskurse, sondern das in den Reden zutage tretende Wirklichkeitsverständnis des männlichen Protagonisten. Eine Handlung im herkömmlichen Sinn fehlt dem Text der übersetzer, an ihre Stelle ist ein Monolog getreten, der selbstreferenziell vom Reden handelt, insbesondere vom Übersetzen der im Weltwirtschaftskrisen-Diskurs geläufigen Euphemismen. Dabei zeigt sich, dass Reden einzelne Diskurse in eine Dramaturgie überführen, welche weitere Teildiskurse integrieren kann, wodurch abstrakte Entitäten wie die (Finanzwirtschafts-)Krise sichtbar gemacht beziehungsweise konstituiert werden. Dieser Zusammenhang wird im Text insbesondere anhand der Reaktion des Redners auf das Verhalten der Adressatin seiner Rede innerhalb des Seminarraums veranschaulicht. Der Redner beschreibt in seinem Monolog alltägliche Handlungen der Zuhörerin wie das Aus-dem-Fenster-Schauen, Aufstehen und In-der-Tasche-nachGegenständen-Suchen. In einem weiteren Schritt bezeichnet der Redner das Verhalten der Adressatin seiner Rede als panisch, bevor er zu einer KrisenDiagnose ansetzt und bei seiner Zuhörerin eine psychische Krise im fortgeschrittenen Zustand - eine Depression - diagnostiziert. Der Redner sichert seine Position in der Hierarchie ab, indem er bei seinem Gegenüber eine Abweichung diagnostiziert, obwohl das dazugehörige hierarchisch organisierte System kollabiert ist. An dieser Stelle stößt der Text in das Kernstück des KrisenBegriffes vor, der in der Geschichte der Humanmedizin eine wichtige Rolle spielt und mit dem Begriff der Diagnose verknüpft ist, wie Reinhart Koselleck in seinem Beitrag zum Begriff der Krise in den Geschichtlichen Grundbegriffen festhält. 15 Die Funktionen des Urhebers der Krise und des Diagnostikers derselben fallen im Text in einer Figur zusammen, d. h. die Diagnose ist ebenfalls 14 15 WIE NATALIE MOSER Ebd., S. 57. Koselleck weist auf den Corpus Hippocraticum und die Bedeutung des Begriffs der Krise in der Medizin hin und betont, dass in diesem Bereich der Begriff der Krisis sowohl die Diagnose als auch die Zukunftsprognose umfasst. Vgl. Reinhart Koselleck, „Krise", in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 3, hg. v. Otto Brunner, Werner Conze und Reinhart Koselleck, Stuttgart, 1982, S. 6!7-650, hier S. füg. ~ .\ R Bestand1 Henning Krisis! J(j spricht, 1 zeitigwiJ legitimiE manage1 ermeid monl o~ Überset:2 ähnliche folglich 1 weise, w1 BezugsITT zu einen Röggli welcher andeute1 zitiert 1 attacke c narratin Text nicl Obwohl narratim fort. Im wird, ve stücke je im Weite die Figw werden l den letz1 geh nd ~ Figuren Text abb 16 17 18 Hen kurs Mür Katl Vgl. 209 C: IE MOSER WIE NARRATIV SIND KRISENNARRATIVE? iktum! als Text in inerspektive ie Erzählmisten rebegriffe in in in ihrer e, sondern ännlichen Bestandteil des Krisendiskurses. Auf diesen Zusammenhang weisen auch Henning Grunwald und Manfred Pfister in ihrer Einleitung zum Sammelband Krisis! Krisenszenarien, Diagnosen und Diskursstrategien hin: ,Wer von Krise spricht, diagnostiziert Notstand, Zeitknappheit und Handlungsbedarf. Gleichzeitig wird die eigene Position als eine die Krise erkennende und reflektierende legitimiert und inszeniert sich das Krisengerede als Voraussetzung des Krisenmanagements oder der Therapie.''16 Die Reden über Krisen und über deren Vermeidung sind selbst wiederum Reden der Krise. Die Mutmaßungen des monologisierenden Ichs über die Auswirkungen von Wirtschaftskrisen, welche Übersetzungen von Mutmaßungen anderer sind, folgen, so zeigt Rögglas Text, ähnlichen Dynamiken wie die Krisen selbst. Krise und Krisenmanagement sind folglich nur graduell verschieden. Die paradoxe Formulierung „d. h. normalerweise, wenn mal gerade nicht wirtschaftskrise sei" 17 zeigt auf, dass die Krise die Bezugsgröße oder Normalität bildet, sodass ein Diskurs über Krisen sogleich zu einem Bestandteil eines Diskurses der Krisen wird. Rögglas übersetzer besteht in formaler Hinsicht aus einem Krisen-Monolog, welcher sowohl Ursachen wie die Finanzwirtschaftskrise seit dem Jahr 2007 andeutet als auch Verhaltensweisen in Krisensituationen wie Panikattacken zitiert. 18 Der Text verbindet Elemente von Krisennarrationen wie die Panikattacke der Zuhörerin allerdings nicht stringent miteinander, weshalb keine narrative Einheit entsteht und keine Dramaturgie erkennbar ist und der Text nicht dem Genre der Katastrophennarration zugeordnet werden kann. Obwohl - oder gerade weil - der Text einzelne Elemente von Katastrophennarrationen aufweist, schreibt er keine wiedererkennbare Krisennarration fort. Im Unterschied zum Text, der im nachfolgenden Abschnitt analysiert wird, verfügt der übersetzer trotz der Versammlung vieler Diskursversatzstücke jedoch über eine vorwiegend narrative Struktur. Die (Rede-)Situation im Weiterbildungsraum spitzt sich kontinuierlich zu bis zu dem Zeitpunkt, als die Figuren erkennen, dass der Situation nur durch den Freitod entkommen werden kann. Die Anleihe beim Schauergeschichten-Genre insbesondere in den letzten Abschnitten des Textes führt dazu, dass das Figurenprofil dahingehend geschärft wird, dass eine Unterscheidung zwischen guten und b,ö sen Figuren und zwischen Opfern und Tätern möglich zu sein scheint. Da der Text abbricht und aufgrund der indirekten Rede die Redepositionen nicht rsetzer, an n handelt, iskurs geiskurse in !ren kann, :htbar getg wird im rralten der tlicht. Der Zuhörerin ,che-nach:edner das er Krisene im fort1er sichert reine Ab~ganis iert les Krisen1tige Rolle Koselleck dbegriffen tikers dert ebenfalls iffs der Krise :risis sowohl ,eck, „Krise", ! Sprache in :k, Stuttgart, 16 17 18 Henning Grunwald und Manfred Pfister, „Krisis! Krisenszenarien, Diagnosen und Diskursstrategien", in: Krisis! Krisenszenarien, Diagnosen und Diskursstrategien, hg. v. dens., München, 2007, S. 7-20, hier S. g. Kathrin Röggla, „der überse tzer", S. 64. Vgl. ebd., S. fö. 210 NATALIE MOSER unterschieden werden können, wird diese Differenz am Ende des Textes jedoch als Illusion entlarvt. Die Katastrophendramaturgie mit Anfang, Mitte und Ende auf der Ebene der Form konfligiert mit dem Inhalt des Textes, der die Endlosigkeit von Krisendiskursen und die immanente Wiederholungslogik der Krisendiskurse unterstreicht und damit die Triade von Anfang, Mitte und Ende negiert.19 Denn „es gebe keine endergebnisse, diese nachhilfestunde gehe immer weiter. selbst wenn sie mich raustransportiert hätten. ja, selbst wenn niemand mehr da sei."20 Diese Endlosigkeit wird am Ende des Textes ·nochmals unterstrichen, da das letzte Wort des Textes das Wort ,nachhelfen' ist. 21 Der Text schließt mit einem doppelten Hinweis, zum einen auf einen nie endenden Nachhilfeunterricht und zum anderen auf die Problematik der Kettenreaktion durch Hilfestellungen oder Lösungsvorschläge, die den Krisenzustand transportieren oder verlängern, anstatt ihn zu beenden. einer 1 dreifa Rede i an de das ·ö die d Zentn Aussai b Versatzstücke von Krisennarrationen und das Fehlen eines narrativen Bogens: deutschlandfunk n Zi iJ Der letzte Text des Bandes die alarmbereiten trägt den Titel deutschlandJunk. Der Schauplatz wird hier noch detaillierter beschrieben als im übersetzer, obwohl die Katastrophe und die davon zeugende Krise in diesem Text schwächer akzentuiert sind. Der Paratext benennt ein Krankenhaus in Neukölln als Schauplatz und registriert sowohl die Zimmernummer als auch das Datum inklusive Uhrzeit. Ohne weitere einleitende Zeilen beginnt der Text mit einem durch Aufzählungszeichen markierten Beitrag: „die ganz schnelle antwort, die hätten sie nicht parat, hat der pressesprecher gesagt. aber wer hat die schon? es gilt jetzt abzuwarten, bis eine normalisierung eintritt. es gilt zurückzukehren zu einem alltag, den man übereilt verlassen hat."22 Das in der Einleitung des vorliegenden Aufsatzes zitierte Warten auf eine Normalisierung bildet das Kernstück des Textes, der allerdings weder eine bestimmte Krise oder Katastrophe skizziert, noch Strategien des Krisen- oder Katastrophenmanagements vorführt. Der Text besteht zu einem wesentlichen Teil aus in indirekter Rede präsentierten Beiträgen von Rundfunk-Hörern und -Hörerinnen 19 20 21 22 Vgl. Natalie Moser, „Angebot ohne Nachfrage. Die strukturelle Endlosigkeit des KrisenDiskurses am Beispiel von Kathrin Rögglas ,der überse tze r' (2010 )", in: Der große Crash. Wirtschaftskrisen in Literatur und Film, hg. v. Nicole Mattem und Timo Rouget, Würzburg, 2016, S. 305-320. Kathrin Röggla, „der übersetzer", S. 67. Vgl. ebd., S. 69. Kathrin Röggla, „deutschlandfu nk", S. in c:! Die Ze doch n der Le die Re1 und m Spekul: Äußeru horche Äußeru der übe Werder als dis1 stehen 1 Redesee einer Ri 23 24 25 EIJ, Eb1 Eb1 ' IE MOSER rAL ~ des Textes nfang, Mitte s Textes, der 10lungslogik g, Mitte und iliilfestunde ~ n. ja, selbst e des Textes ,nachhelfen' n auf einen 1lematik der den Krisen- WIE NARRATIV SIND KRISENNARRATIVE? und aus einem Block aus Verkehrsmeldungen, mit dem der Text endet. Die Redebeiträge eines Pressesprechers und eines diskussionswilligen Rundfunkpublikums werden von einer Ich-Erzählinstanz in indirekter Rede referiert, sodass der Wortlaut ihrer Reden und weniger deren Inhalt transportiert wird. Dies trifft auch auf die Textstelle zu, in der das erste Mal, wenn auch im Rahmen einer potenzierten indirekten Rede, von einem Ich die Rede ist. Durch die Verdreifachung der Redesituation wird eine maximale Distanz zum Inhalt der Rede geschaffen: „ja, die leute würden unterschiedliche versionen erzählen. andererseits, man werde ja auch nicht ständig an mich denken können, nein, das könne man auch wieder nicht, werde die moderatorin schließen, ist sich die schwester sicher."23 Das Kommunizieren und Reflektieren selbst steht im Zentrum des Textes, nicht das Kommunizierte, das nicht losgelöst von den Aussagen existiert und sich hinter formelhaften Aussagen versteckt: auch frau berger aus quedlinburg hat ganz andere erfahrungen gemacht. - frau berger, möchten sie uns von ihren erfahrungen erzählen? - frau berger möchte nicht erzählen. - sie würde gerne dem gesagten noch etwas hinzufügen, sagt die zugeschaltete dame aus bielefeld, zu dem, was der herr aus bremen - oder war es ingolstadt? - ingolstadt! - was der herr aus ingolstadt vorhin gesagt hatte. man dürfe das kind nicht mit dem bade ausschütten. und doch müsse man die ängste der bürger ernst nehmen.24 ies !eutschlandils im überdiesem Text aus in Neuils auch das mt der Text nz schnelle ~ ·aber wer 1tritt. es gilt 2 Das in der malisierung mmte Krise tastrophen~ il aus in inHörerinnen :it des Krisenr g roße Crash. 211 Die Zeitungsberichte, die wie folgt referiert werden: „ich bitte sie, das sind doch meist leute, die helfen wollen, meldet la liberation", 25 werden während der Lektüre als Stimmen von Einzelpersonen wahrgenommen, da sie auf die Reden des Pressesprechers und der Zuhörer und Zuhörerinnen folgen und mit ihnen die Form und Stilistik sowie das Fehlen eines Inhalts teilen. Spekulationen der Rundfunkzuhörenden, Medienberichte, aber auch Äußerungen des Pflegepersonals über einen ominösen, stillen Patienten gehorchen derselben diskursiven Logik. Das Nicht-Wissen evoziert spekulative Äußerungen, die sich in Krisennarrationen niederschlagen, wie es im Text der übersetzer stellenweise - man denke an die Erzählung über das PanischWerden der Zuhörerin - der Fall ist, oder sie bleiben wie in deutschlandfunk als disparate Anfänge künftiger Katastrophennarrationen nebeneinander stehen und fügen sich nicht zu einer größeren Narration zusammen. Viele der Redesequenzen weisen selbstreflexive Momente auf, allerdings ohne dass sie einer Reflexion über die diskursive Verfasstheit von Krisen Vorschub leisten. :et, Würzburg, 23 24 25 Ebd., S. i88. Ebd., S. i82. Ebd„ S. 185. 212 NATALIE MOSER Der Text führt auf der Ebene des Inhalts und der Form vor, dass das Gegenteil der Fall ist, da Selbstreflexivität kein außergewöhnlicher Aspekt von Krisendiskursen ist, wie die folgenden repetitiven Sätze veranschaulichen: „retrospektiv nehmen die dinge gerne eine andere färbe an, das darf man nicht vergessen. sie haben dann eine andere temperatur, sie sind dabei abzukühlen und sehen dann anders aus."26 Da auch die Kritik an Krisendiskursen in Krisendiskurse einfließt, formulieren Rögglas Texte keine explizite Metakritik im Modus der Narration, sondern reproduzieren Krisendiskurse zur Veranschaulichung von deren Logik. Während der übersetzer eine, wenn auch nur schwache, Anleihe bei Schaueroder Katastrophennarrationen macht und eine Katastrophendramaturgie erkennbar ist, die der Handlung unterlegt ist, fehlt dem Text deutschlandfunk dieses strukturierende Element. Hier steht nicht mehr der Übersetzungsmechanismus als Orientierungsversuch von Figur und Leser beziehungsweise Leserin im Zentrum, sondern der mehrstimmige Krisendiskurs nach (und allenfalls vor) einer nicht spezifizierten Katastrophe. Die Berichterstattung zur Verkehrslage am Ende von deutschlandfunk besteht zwar aus Meldungen über Verkehrsunfälle, im Unterschied zu den vorhergehenden Spekulationen partizipieren diese Meldungen allerdings nicht an den Diskursen, welche die Erinnerung an eine vergangene Katastrophe aufrechterhalten. Der formelhafte Routinebericht verleiht den Unfällen den Charakter von normalen, d. h. erwartbaren Ereignissen, während die nicht-genannte Katastrophe, von der lediglich ein Patient im Krankenhaus zeugt, in der Form von Krisendiskursen in eine interaktive Sendung des Rundfunks integriert wird. Der Text deutschlandfunk führt aufgrund seiner Form und seines Inhalts vor, dass weder die Häufigkeit noch der Wirklichkeitsgrad der Katastrophen, sondern Krisendiskurse darüber entscheiden, was das Potenzial zu einer Katastrophe hat, wann eine Katastrophe ,existiert' und wie lange sie währt beziehungsweise in (Krisen-)Diskursen präsent ist. Fingerzeig auf ein spezifisch literarisches Wissen über Krisen _.\uc Seel Dar Be 1 we c erfo Folo die i fünf Sehr Kris1 als j char. Röggl disku seine. Texte nicht deren mach bezog In einem Interview im Anschluss an die Publikation der alarmbereiten betont Röggla, dass eine kritische Reflexion über Krisen notwendig sei, denn 27 [e ]in rationaler Diskurs über Krisen findet kaum statt, stattdessen erleben wir immer wieder die klassische Katastrophendramaturgie, die verschiedene 29 J {J 28 \ c a fi 26 Ebd., S. in S< i\TA LIE MOSER das Gegenteil .-on Krisendis: "retrospektiv :ht vergessen. .en und sehen :risendiskurse m Modus der tulichung von e bei Schaueramaturgie erLtschlandfunk Jbersetzungsiehungsweise rs nach (und chterstattung ts Meldungen pekulationen n, welche die . Der formelJrmalen, d. h. 1phe, von der sendiskursen Text deutsch1ss weder die dem Krisen3Strophe hat, 1ungsweise in Krisen reiten betont lenn essen erleben verschiedene WIE NARRATIV SIND KRISENNARRATIVE? 213 Phasen bis zum Finale durchläuft - und die immer gleich ist. Deshalb vergisst man die Inhalte der Krisen auch so schnell wieder, egal, ob es sich gerade um die Schwäche des Euro, den Klimawandel oder die Vulkanasche handelt. 27 Auch Rolf Parrs Versuch, das prototypische Krisennarrativ anhand eines Sechsstadien-Szenarios zu beschreiben, streicht die ordnende Funktion der Darstellung von beziehungsweise Narration über Krisen hervor. Parr zeigt, dass Beschreibungen von Krisen eine prototypische chronologische Ordnung aufweisen, in welche einzelne Phasen eingereiht werden: In einem ersten Schritt erfolgt eine Risikoeinschätzung, die in einem zweiten Schritt eine Krise zur Folge hat, auf die in einem dritten Schritt eine Beinahe-Katastrophe folgt, auf die in einem vierten Schritt wiederum Interventionen antworten, die in einem fünften Schritt zu einer Renormalisierung und in einem sechsten und letzten Schritt zu einer Genesung führen (sollten). 28 Das Problem der Darstellung von Krisen haben auch die Herausgeber des Bandes Krisengeschichte(n). ,Krise' als Leitbegriff und Erzählmuster in kulturwissenschaftlicher Perspektive zu charakterisieren versucht: Diese quälende Offenheit der Situation steht im Widerspruch zu den festen narrativen Mustern, mit denen krisenhafte und katastrophale Geschehnisse beschrieben werden. [... ] In der Krise scheint zwar das Chaos zu herrschen. Ihre Kommunikation und Darstellung suchen die komplexe, überfordernde Fülle an Ereignissen, Motiven, Handlungs- und Bedingungszusammenhängen jedoch ordnend zu fassen. Den ,Krisen' wird damit ein logischer Ablauf unterstellt, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Plot verknüpft. 29 Rögglas Texte bilden auf unterschiedliche Weise die Problematik sowohl des diskursiven Phänomens der Krise oder der Katastrophe als auch das Problem seiner Darstellung ab. Sie formulieren eine Kritik, indem sie auf sämtlichen Textebenen Krisendiskurse thematisieren und reformulieren, wodurch sie nicht nur auf die implizite Logik von Krisendiskursen, sondern auch auf deren konstitutive Funktion für das Phänomen der Katastrophe aufmerksam machen. Rögglas Erzählband die alarmbereiten vermittelt sowohl ein inhaltsbezogenes als auch ein darstellungstechnisches Wissen über Phäi;iomene 27 28 29 Jutta Rinas, „Kathrin Röggla spricht über ,die alarmbereiten"', in: Hannoversche Allgemeine, i8.05.2010, http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Buecher/Kathrin-Roegglaspricht-ueber-Die-Alarmbereiten (aufgerufen am 18.n.2016). Vgl. Rolf Parr, „Wie konstituieren Kollektivsymbole", S. 66f. Carla Meyer, Katj a Patzel-Mattern und GerritJasper Schenk, „Krisengeschichte(n). ,Krise' als Leitbegriff und Erzählmuster in kulturwissenschaftlicher Perspektive. Eine Einführung", in: Krisengeschichte(n). ,Krise' als Leitbegriff und Erzählmuster in kulturwissenschaftlicher Perspektive, hg. v. dens„ Stuttgart, 2013, S. 9- 23, hier S. 9f. 214 NATALIE MOSER der Krise und der damit verwandten Phänomene der Katastrophe. Dieses Wissen ist ein spezifisch literarisches Wissen, das sich dem omnipräsenten (selbstvergessenen) Krisendiskurs in der Gegenwart entgegenstellt. Folgt man Rainer Leschkes Charakteristik von Krisennarrationen, „Krisenerzählungen erklären [... ] nichts, aber sie beruhigen ungemein. Die narrative Umcodierung fungiert dabei als eine Art kollektives Antidepressivum: Die Wahrnehmung der Krise wird angepasst und erträglich gemacht, die Krise selbst jedoch bleibt, wie sie ist", 30 so handelt es sich bei Rögglas Texten nicht um Krisennarrationen im herkömmlichen Sinn. Ihre Texte enthalten vielmehr eine implizite Kritik an Leschkes Unterscheidung zwischen Krisennarration und Krise, da beide gleichermaßen diskursiv fundiert sind und die Annahme einer Krisennarration im herkömmlichen Sinn eine irreführende ist. Die Analyse von Rögglas Texten zeigte auf, dass der diskursive Charakter von Krisen 'u nd Katastrophen in Texten dargestellt werden kann, ohne dass die Darstellung selbst den Regeln einer Krisen- oder Katastrophennarration verpflichtet ist. Rögglas Texte decken folglich nicht nur den diskursiven Charakter von Krisen und Katastrophen auf, sondern thematisieren auch das Verhältnis von Krise/ Katastrophe und Narration. Sie verweisen nicht nur auf diese Funktion der (narrativen) Darstellung von Krisen, sondern legen zugleich auch die dem Diskurs inhärenten Dichotomien und Brüche offen, wofür insbesondere der Text deutschlandfunk ein aussagekräftiges Beispiel ist. Auf die Unsagbarkeiten des Krisendiskurses hat Jürgen Link in seiner Analyse des Krisendiskurses im Bereich der Finanzwirtschaft hingewiesen. Für die Analyse von Rögglas Texten ist insbesondere Links Hinweis auf die apokalyptischen Elemente des Krisendiskurses von Interesse, deren Funktion eine dreifache sei: Erstens formulieren sie einen Appell, sofort eine Normalisierung zu initiieren. Zweitens stellen sie die Behauptung auf, dass diese (Not-)Maßnahmen alternativlos seien, und drittens haben sie die Funktion, eine Krise als irreversible Denormalisierung zu denken. Letzteres ist insofern interessant, als die Rede von einer irreversiblen Denormalisierung mit der ebenso prominenten Rede von der Überwindbarkeit der Krise nicht vereinbar ist. Link spricht von einer ,,Sagbarkeitsgrenze" 31 des Krisendiskurses, die sich auch in der Dichotomie von Interaktionismus und Massendynamik zeigt, die sich in der Bildung von Pseudo-Subjekten wie „dem Markt" manifestiert. 32 30 31 32 Rainer Leschke, „Medientheorie und Krise", in: Die Krise als Erzählung, hg. v. Uta Fenske, Walburga Hülk und Gregor Schuhen, S. 9-32, hier S. 3i. Jürgen Link, ,„Ein 11. September der Finanzmärkte' - Die Kollektivsymbolik der Krise zwischen Apokalypse, Normalisierung und Grenzen der Sagbarkeit", in: kultuRRevolution, 55/56 (2009): denormalisierung!, S.10-15, hier S. 15. Ebd., S. 14. 0 Uil 0 lü narra aber obal eben_ arra nicht sind, 33 34 ' f s 35 E NATALIE MOSER :atastrophe. Dieses ~ m omnipräsenten ~ ens tel. Folgt man senerzählungen eri.tive Umcodierung )ie Wahrnehmung :rise selbst jedoch 1 nicht um Krisenten vielmehr eine risennarration und iie Annahme einer le ist. Die Analyse ter von Krisen und tss die Darstellung on verpflichtet ist. a rakter von Krisen rhältnis von Krise/ liese Funktion der 1auch die dem DisJesondere der Text fnsagbarkeiten des ~ ndiskure im Be•on Rögglas Texten ~ ment des Krisen:rstens formulieren '.weitens stellen sie 1ativlos seien, und ~ normaliseug zu einer irreversiblen der Überwindbar1gbarkeitsgrenze"31 1 Interaktionismus Ido-Subjekten wie WIE NARRATIV SIND KRISENNARRATIVE? Auf den Zusammenhang von Krise und Formfragen, den Röggla in ihrem Erzählband andeutet, weist auch Hielscher hin, wenn er das kritische Potenzial der Gegenwartsliteratur im Hinblick auf gegenwärtige Krisendiskurse wie folgt zusammenfasst: „Im Literarischen sind Krisen des Politischen, der Gesellschaft, der Mentalität, des herrschenden moralisch-intellektuellen Diskurses Krisen der Form."33 Die beiden Texte der übersetzer und deutschlandfank werfen durch ihre Konfrontation in einem Band die Frage auf, inwiefern Krisendiskurse ein monologisierendes oder inszeniert dialogisches Reden favorisieren und dem kreativen beziehungsweise innovativen Aspekt des Erzählens keinen Raum lassen. Indem die Texte in der Analyse von Krisennarrativen ihre narrative Struktur zu verlieren drohen, thematisieren sie die Frage, ob Krisennarrative von Krisen erzählen (können) und verdeutlichen, dass ein Narrativ nicht lediglich eine Erzählung ist, sondern ein Kondensat aus Erzählungen, Vorstellungen und Erfahrungen. Walburga Hülk fasst dies folgendermaßen zusammen: Ein Narrativ ist eine Erzählung, mündlich oder schriftlich, Alltagsbericht oder Dichtung, in der Faktum und Fiktion vielfach nicht getrennt sind. Narrative sind sinnstiftend, das heißt sie überführen Erlebtes in bekannte Kategorien, stellen vertraute Kontexte her. Elemente werden verknüpft, ausgewählt, weggelassen und auf das Narrativ hin zugespitzt. Das Narrativ erklärt und interpretiert bereits, setzt häufig Neues in Bezug mit Altern und führt zu etwas hin. Narrative sind kulturspezifische, individuelle und kollektive Denkmuster, die Wahrnehmungen und Verhalten bilden und ausdrücken. Das Narrativ ,Krise' reagiert auf ein unerwartetes, unübersichtliches Geschehen, dessen Folgen noch nicht abzuschätzen sind.34 So ließe sich abschließend festhalten, dass Krisendiskurse zwar in Krisennarrationen überführt - man denke an die von Röggla genannten Genres 35 -, aber unter keinem einzelnen Krisennarrativ subsumiert werden können. Sobald man aber den Begriff des Narrativs wieder aufspaltet, könnte man ebenso gut von den resultierenden Krisennarrationen sprechen, die dem Narrativ der Krise potenziell eingeschrieben sind. So führen uns Rögglas Texte nicht nur Krisendiskurse vor und zeigen, woraus Krisennarrationen gemacht sind, sondern problematisieren den Begriff des Krisennarrativs, der noch 33 fu.ng, hg. v. Uta Fenske, :tivsymbolik der Krise „, in: kultuRRevolution, 215 34 35 Martin Hielscher, „Kritik der Krise. Erzählerische Strategien der jüngsten Gegenwartsliteratur und ihre Vorläufer", in: Literarisches Krisenbewusstsein. Ein Perzeptions- und Produktionsmuster im 20. Jahrhundert, hg. v. Keith Bullivant und Bernhard Spies, München, 2001, S. 314-334, hier S. 319. Walburga Hülk, „Narrative der Krise", in: Die Krise als Erzählung. Transdisziplinäre Perspektiven auf ein Narrativ der Modeme, hg. v. Uta Fenske, Walburga Hülk und Gregor Schuhen, S. 113- 132, hier S. 118. Ein weiteres Genre wäre beispielsweise das Märchen. 216 NATALIE MOS E R stärker als der Begriff der Krisennarration für eine Ordnung oder ein System einsteht und deshalb bereits eine Lösung zu sein verspricht, obwohl er wesentlich an der diskursiven Konstitution des problematischen Phänomens beteiligt ist. In Rögglas Texten wird folglich sowohl eine Verdoppelung des Krisendiskurses durch die Annahme eines eigenständigen Phänomens ,Krise' und eines Diskurses über diese Krise, dem Krisendiskurs, kritisiert als auch ein narrativer Krisendiskurs lanciert, der die strukturellen Lücken des allgemeinen Begriffs des Narrativs füllt und damit den Abstraktheitsgrad dieser Begriffe offenlegt. Orientiert man sich an Jakob Tanners Definitionsangebot: „Krise ist eine rhetorische Figur der Kritik - und umgekehrt. Wer von Krise spricht, kritisiert Zustände. Und wer Zustände kritisieren möchte, sagt ,Krise"', 36 so formulieren Rögglas Texte mit und innerhalb von Krisendiskursen, die wiederum Krisennarrationen umfassen, auf Krisennarrative anspielen etc., eine literarische Kritik, die weder vor Rögglas eigenen Texten noch vor (literatur-)wissenschaftlichen Studien zur Thematik der Krise Halt macht. WIE Al Kosellec politi; und f Leschke, diszip Hülk Link, ]ÜJ Krise kultul Lübbe, H Meye r, C ,Krise' Eine E kultur Moser,:\; kurses Wirtsc Literaturverzeichnis Würzt Nassehi,.' Albath, Maike, „Zur Sprache gebracht", in: Deutschlandradio Kulturkritik, 19.03.2010, http :/ /www.deutschlandradiokultur.de /zur-sprachegebracht.950.de.html?dram: article_id=138517 (aufgerufen am 18.11.2016 ). Fenske, Uta, Walburga Hülk und Gregor Schuhen (Hg.), Die Krise als Erzählung. 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ReYolu · Politisch 6. Die - ·Strategü. der DDR 1· © 2021 Wilhelm Fink Verlag, ein Im print der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niede rlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland) 7. London· Tob · ~ 8. Krien GroßenF www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn 2629-7 078 ISBN 978 -3-7705-6 411-8 (paperback) ISB N 978-3-8467-6411-4 (e-book) sim ulntirJ Thon: ISS N g. Krise der