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The Open Access Publication Server of the ZBW – Leibniz Information Centre for Economics
Thiele, Rainer; Wiebelt, Manfred
Working Paper
Tropenwaldmanagement: ein Balanceakt zwischen
Schutz und Raubbau
Kieler Diskussionsbeiträge, No. 282
Provided in Cooperation with:
Kiel Institute for the World Economy (IfW)
Suggested Citation: Thiele, Rainer; Wiebelt, Manfred (1996) : Tropenwaldmanagement:
ein Balanceakt zwischen Schutz und Raubbau, Kieler Diskussionsbeiträge, No. 282, http://
hdl.handle.net/10419/906
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KIELER
DISKUSSIONSBEITRAGE
K I E L
D I S C U S S I O N
P A P E R S
Tropenwaldmanagement: Ein Balanceakt zwischen
Schutz und Raubbau
von Rainer Thiele und Manfred Wiebelt
AUS DEM INHALT
Gegenwärtig ist eine exzessive Inanspruchnahme der Tropenwälder durch die Land- und
Forstwirtschaft zu beobachten, die auf eine Kombination aus Marktversagen und Politikversagen zurückzuführen ist. Dadurch werden wichtige ökologische Funktionen der Tropenwälder gefährdet. So beherbergen die tropischen Wälder mehr als 50 vH aller bekannten Tierund Pflanzenarten, und die Tropenwaldrodung ist zu etwa 20 vH an den weltweiten CO2Emissionen beteiligt.
i Das Marktversagen auf lokaler Ebene läßt sich zu einem erheblichen Teil durch Reformen
der Eigentumsrechte korrigieren. Beispielsweise müßte sich die Konzessionsdauer für den
Holzeinschlag stärker an der Regenerationszeit der Baumbestände orientieren, um ein
Eigeninteresse der Konzessionäre an einer nachhaltigeren Forstwirtschaft zu wecken. Ver- bleibende Verzerrungen können durch Preisanreize, wie z.B. Ressourcennutzungssteuern,
oder die Festlegung von Nutzungsobergrenzen beseitigt werden.
, Dabei sind jedoch zumindest kurzfristig gesamtwirtschaftliche Verluste unvermeidbar, weil
sich die ökologischen Effekte einer eingeschränkten Tropenwaldnutzung erst langfristig auch
in ökonomischen Größen wie der Bodenproduktivität niederschlagen. Zu diesen Verlusten
muß es dagegen nicht kommen, wenn das in fast allen Tropenländern anzutreffende Politikversagen im Tropenwaldmanagement beseitigt wird. Prominente Beispiele für Staatseingriffe, die den Raubbau durch Land- und Forstwirtschaft begünstigen und gleichzeitig der Volkswirtschaft schaden, sind die weit verbreiteten Exportrestriktionen für unverarbeitetes Tropenholz und die staatlich geförderte Ansiedlung von Landwirten in den Tropenwaldregionen
Brasiliens und Indonesiens.
, Allgemeine wirtschaftspolitische Reformen, wie z.B. die Liberalisierung der Agrarmärkte und
der Abbau von Handelsbeschränkungen, können mit einer stärkeren Tropenwaldnutzung einhergehen, als es dauerhaft tragbar ist. Dies bedeutet jedoch nicht, daß auf derartige Reformen verzichtet werden sollte. Den möglichen negativen Folgen für die Umwelt sollten die
Tropenländer mit den mikroökonomischen Maßnahmen begegnen, die an der Korrektur des
lokalen Markt- und Politikversagens ansetzen.
. Aktivitäten zur Vermeidung globalen Marktversagens müssen von den Industrieländern ausgehen. Zur Unterstützung lokaler Schutzmaßnahmen für den Tropenwald und als Kompensation für die Bereitstellung der globalen Umweltgüter „Klimaschutz" und „Artenvielfalt" sind
Kompensationszahlungen oder Realtransfers sinnvoll, die eine Beteiligung der Industrieländer an den Kosten des Tropenwaldschutzes bewirken. Maßnahmen, die am Holzhandel
oder dem Abbau der Auslandsverschuldung ansetzen, können dagegen die globalen Funktionen der Wälder nicht hinreichend schützen, da die wichtigsten Ursachen der Regenwaldvernichtung nicht berücksichtigt werden.
INSTITUT
F Ü RW E L T W I R T S C H A F T
KIEL
O K T O B E R 1 9 9 6
ISSN 0455-0420
Inhalt
I.
Problemstellung
3
II.
Alternative Nutzungen tropischer Wälder und ihre Erträge
4
1. Tropenwaldschutz
4
2. Umwandlung in Nutzflächen
5
3. Holzeinschlag
7
4. Die Frage der optimalen Tropenwaldnutzung
8
III. Ansatzpunkte für ein verbessertes Tropenwaldmanagement
9
1. Lokale Maßnahmen
a. Korrektur von Marktversagen
b. Korrektur von Politikversagen
c. Allgemeine wirtschaftspolitische Reformen
9
9
11
15
2. Globale Maßnahmen
a. Handelsbeschränkungen für Tropenholz
b. Zertifizierungssystem
17
17
21
c. „Debt-for-nature swaps"
d. Kompensationszahlungen
e. CO2-Ausgleichsverträge
22
24
25
IV. Resümee: Einzelmaßnahmen zu einem Politikpaket verknüpfen
26
Anhang I. Zur Bestimmung der Höhe von Kompensationszahlungen
27
Anhang II. Funktionsweise und Effizienz von CO2-Ausgleichsverträgen
29
Literaturverzeichnis
32
I. Problemstellung
Tropische Wälder zeichnen sich wie viele andere Umweltgüter durch ihre Multifunktionalität
aus: Sie liefern den Rohstoff Holz, lassen sich
in Nutzflächen für unterschiedliche ökonomische Aktivitäten umwandeln und tragen zur
Stabilisierung des lokalen und globalen Klimas
bei. Da sich die einzelnen Funktionen des Tropenwaldes zum Teil gegenseitig ausschließen,
stellt sich aus ökonomischer Perspektive die
Frage nach der optimalen Allokation der Ressource zwischen den konkurrierenden Verwendungen. Bis in die siebziger Jahre hinein war
dieses Problem in den meisten Tropenwaldgebieten nicht besonders gravierend, weil der
Holzeinschlag und die Waldrodung zur Erschließung von Nutzflächen einen so geringen
Umfang hatten, daß die Biomassenentnahmen
noch weitgehend durch die Regenerierbarkeit
der Baumbestände ausgeglichen wurden.1 Dies
änderte sich aber in der Folgezeit, als sowohl
der Holzeinschlag als auch die Rodungen ein
Ausmaß erreichten, bei dem die übrigen Funktionen des Tropenwaldes gefährdet wurden. Zugleich wurden neue Informationen über die
möglichen Nutzen der Tropenwalderhaltung bekannt, insbesondere in bezug auf die globale
Bedeutung der Wälder für die Stabilisierung
des Klimas und die Erhaltung der Artenvielfalt.
In Anbetracht der sich verschärfenden Verwendungskonkurrenz ist die Tropenwaldproblematik zu einem Schwerpunktthema der internationalen umweltpolitischen Diskussion geworden. Dabei treten immer wieder, so z.B. auf
dem „Erdgipfel" in Rio de Janeiro 1992, offene
Gegensätze zwischen Industrie- und Tropenländern zutage. Während die Industrieländer einen
verstärkten Tropenwaldschutz als Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der globalen
Funktionen des Tropenwaldes fordern, setzen
die Tropenländer auf eine intensive Nutzung
ihrer Wälder zum Zweck der nationalen Wohlfahrtssteigerung. Es ist jedoch fraglich, ob die
Tropenwaldnutzung in ihrer derzeitigen Form
tatsächlich die Wohlfahrt der Tropenländer maximiert. So wird in der ressourcenökonomi-
schen Literatur darauf verwiesen, daß sowohl
aus globaler als auch aus lokaler Sicht eine
Übernutzung der tropischen Wälder stattfindet
(vgl. z.B. Sharma 1992). Die Übernutzung aus
lokaler Sicht wird dabei nur zum Teil damit begründet, daß einzelne Funktionen des Tropenwaldes den Charakter öffentlicher Güter haben,
deren Knappheiten nicht über den Preis angezeigt werden. Hinzu kommen zahlreiche, in fast
allen Tropenländern verbreitete Staatseingriffe,
die die Divergenz zwischen den privaten und
gesamtwirtschaftlichen Kosten der Tropenwaldnutzung noch verstärken. Diese Interventionen reichen von der Subventionierung der inländischen Holzindustrie über staatlich geförderte Umsiedlungen in Tropenwaldregionen bis
zur Vergabe verbilligter Kredite für die Viehzucht auf gerodeten Tropen waldflächen. Darüber hinaus kann auch die allgemeine Wirtschaftspolitik, wie z.B. die Wahl des Handelsregimes, einer exzessiven Tropenwaldnutzung
Vorschub leisten, indem sie Aktivitäten fördert,
die die Ressourcen des Tropenwaldes verschwenden.
Insgesamt ist zu vermuten, daß auch die Tropenländer langfristig in erheblichem Maße von
einer reduzierten Rodung und einer nachhaltigeren, stärker an der Regenerationsfähigkeit der
Bäume orientierten Forstwirtschaft profitieren
könnten, weil auch sie auf die Bereitstellung öffentlicher Güter durch den Tropenwald — z.B.
den Schutz vor Bodenerosion — angewiesen
sind. Trifft dies zu, dann müßte der in der politischen Diskussion aufgetretene Konflikt zwischen Industrie- und Tropenländern lösbar sein,
weil beide Seiten ein Interesse an Maßnahmen
zum Schutz der Tropenwälder haben sollten.
Ausgehend von dieser Hypothese lassen sich
eine Reihe möglicher lokaler und globaler Ansatzpunkte für ein verbessertes Tropenwaldmanagement ableiten, die in Kapitel III ausführlich
diskutiert werden. Doch zunächst wird in Kapitel II näher auf die einzelnen Funktionen des
Tropenwaldes eingegangen.
II. Alternative Nutzungen tropischer Wälder und ihre Erträge
Für Tropenwälder bestehen grundsätzlich drei
miteinander konkurrierende Verwendungen:
Sie können unter Schutz gestellt, in Nutzflächen umgewandelt oder als Holzreservoir ausgebeutet werden. Die mit diesen Nutzungsformen korrespondierenden ökonomischen Werte
der Tropenwälder sind in Übersicht 1 aufgelistet.
Übersicht 1 - Ökonomische Werte tropischer Wälder
Auf lokaler Ebene
Bereitstellung von Boden für alternative Nutzungen
Bereitstellung von Tropenholz
Bereitstellung von Nichtholzprodukten
Erholungsfunktion
Ökologische Funktionen
- Verhinderung von Bodenerosion
- Verstetigung des Wasserstandes
- Stabilisierung des regionalen Klimas
Auf globaler Ebene
Stabilisierung des Weltklimas
Erhaltung der Artenvielfalt
1.
Tropen waldschutz
Fällt die Entscheidung zugunsten der Erhaltung
eines bestimmten Waldgebietes, so stiftet dies
sowohl im Tropenland selbst als auch global
unterschiedliche Nutzen. Dem Tropenland eröffnen intakte Wälder die Möglichkeit, eine
Vielzahl von Nichtholzprodukten wie Rattan,
Wildfleisch und traditionelle pflanzliche Medikamente langfristig bereitzustellen. Diese Produkte werden größtenteils direkt konsumiert
bzw. auf lokalen Märkten gehandelt, teilweise
aber auch — z.B. Rattan in einigen südostasiatischen Staaten — in größerem Umfang exportiert. An einzelnen Standorten können Nichtholzprodukte von erheblicher ökonomischer
Bedeutung sein. So errechnen Peters et al.
(1989) für einen Hektar Tropenwaldfläche im
peruanischen Teil des Amazonasgebietes, daß
die dort anzutreffenden Nichtholzprodukte mit
einem Gegenwartswert von über 6 000 US$
deutlich wertvoller sind als Tropenholz mit et-
wa 1 000 US$. Ein solches Resultat läßt sich jedoch nicht auf ganze Wälder übertragen, u.a.
weil die Märkte für die meisten Nichtholzprodukte relativ begrenzt sind, so daß die Preise
bei einer Produktionsausdehnung stark fallen
würden.
Neben der Bereitstellung der genannten Güter nimmt der Tropenwald eine Dienstleistungsfunktion als potentielles Erholungsgebiet wahr.
Der Ökotourismus gewinnt mit der Etablierung
zusätzlicher Naturschutzgebiete immer mehr an
Bedeutung. Zur ökonomischen Bewertung der
Erholungsfunktion von Tropenwäldern steht
der sogenannte Reisekostenansatz zur Verfügung, mit dem die Zahlungsbereitschaft der Besucher eines bestimmten Reiseziels ermittelt
wird.2 Unter Anwendung dieses Verfahrens
kommen z.B. Tobias und Mendelsohn (1991)
auf einen Gegenwartswert von 230 US$ je Hektar für das im Regenwald Costa Ricas gelegene
Monteverde Naturreservat.
Weiterhin geht vom Tropenwald ein negativer externer Effekt aus, wenn er — sowohl lokal als auch global — nicht mehr in der Lage
ist, bestimmte ökologische Funktionen zu erfüllen (Enquete-Kommission 1990: Kapitel H).
Auf lokaler Ebene führt die Abholzung des
Tropenwaldes zu Bodenerosion, womit ein
Verlust an Nährstoffen verbunden ist. Als Nebenwirkung der Bodenerosion geht die Wasserspeicherkapazität zurück, woraufhin die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen in der
Regenzeit und von Dürren in der Trockenzeit
zunimmt. Darüber hinaus beeinflußt die Tropenwaldrodung das regionale Klima über Veränderungen des Wasserkreislaufs. Werden tropische Wälder vernichtet, so wird die Transpiration durch die Bäume unterbunden. Der Wasserdampf, der so der tropischen Troposphäre
entzogen wird, kann durch eine erhöhte Verdunstung aus dem Boden nicht kompensiert
werden, so daß die Niederschlagsmengen abnehmen. Als wichtige ökonomische Konsequenz dieser ökologischen Zusammenhänge ist
ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität zu erwarten. Dies wird auch in einer em-
pirischen Fallstudie von Ehui und Hertel (1989)
für die Cöte d'Ivoire bestätigt.
Auf globaler Ebene trägt die Abholzung tropischer Wälder zum Treibhauseffekt bei. Der
Anteil der Tropenwaldnutzung am Treibhauseffekt — hauptsächlich in Form von Kohlendioxidemissionen, die bei der Verbrennung von
Biomasse entstehen — wird in unterschiedlichen Schätzungen auf 15 vH (Enquete-Kommission 1994: 13) bzw. 22-26 vH (Houghton
1993) veranschlagt. Die zu erwartenden Folgen
vermehrter Treibhausgasemissionen, wie der
Anstieg des Meeresspiegels oder die Erhöhung
der globalen Durchschnittstemperaturen, lassen
sich nur sehr schwer ökonomisch bewerten.
Dennoch gibt es einige Versuche, die möglichen Produktionsverluste infolge des Treibhauseffektes abzuschätzen. Unter der Annahme
einer Temperaturerhöhung um 2,5 bis 3 Grad
Celsius bis Mitte des nächsten Jahrhunderts
werden aggregierte Verluste in der Größenordnung von 1 bis 1,5 vH des Weltsozialproduktes
angegeben (Cline 1992; Fankhauser 1994;
Nordhaus 1993), deren regionale Verteilung
sehr uneinheitlich sein dürfte. Basierend auf
diesen Schätzungen ist es möglich, die aus der
Tropenwaldnutzung resultierenden Klimaschäden zu quantifizieren. Bei auf die Gegenwart
abdiskontierten Kosten von 20 US$ pro emittierter Tonne Kohlendioxid (Fankhauser 1994)
ergibt sich z.B. für das Jahr 1989 durch die
Vernichtung tropischer Wälder ein Gegenwartswert der Schäden von insgesamt 28 Mrd.
US$ oder 2 000 US$ pro Hektar.
Die globale Bedeutung des Tropenwaldes als
Speicher von Kohlendioxid wird möglicherweise noch von seiner Bedeutung als Lebensraum
für eine Vielzahl von Arten übertroffen, denn
immerhin beherbergt das Ökosystem Tropenwald zwischen 50 und 90 vH aller derzeit bekannten Tier- und Pflanzenarten (Botkin und
Talbot 1992). Die Erhaltung dieser Artenvielfalt ist auf mehrfache Weise nutzenstiftend. Zunächst einmal hält die Flora und Fauna des Tropenwaldes medizinisches und genetisches Material bereit, das für pharmazeutische Zwecke
bzw. für die Entwicklung ertragreicherer oder
resistenterer Getreidesorten verwendet werden
kann. Diese Eigenschaft wird als Gebrauchswert der Artenvielfalt bezeichnet. Hinzu kommt
aufgrund der Unsicherheit über den Fortbestand
der tropischen Wälder ein positiver Optionswert, der als eine Art Versicherungsprämie dafür interpretiert werden kann, daß die medizinischen und genetischen Ressourcen für eine
eventuelle Nutzung in der Zukunft auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Schließlich
können bestimmte Arten auch einen Existenzwert aufweisen, wenn für sie eine Wertschätzung auch unabhängig von einer beabsichtigten
Nutzung besteht. Eine sinnvolle monetäre Bewertung dieser verschiedenen Nutzen der Artenvielfalt scheitert derzeit an der Ungenauigkeit der bestehenden Meßverfahren (Thiele
1996: 41 f.).
2.
Umwandlung in Nutzflächen
Das extreme Gegenstück zur Erhaltung der verschiedenen Schutzfunktionen tropischer Wälder
bildet die vollständige Rodung mit dem Ziel,
den Boden einer alternativen Nutzung zuzuführen. Nach den beiden von der Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für 1980 und 1990 durchgeführten Forstinventuren hat sich die Tropenwaldfläche zwischen 1975 und 1990 um über 200 Mill.
Hektar oder mehr als 10 vH, nämlich von 1 967
Mill. Hektar auf 1 756 Mill. Hektar, verringert
(Tabelle 1), nachdem zuvor nur geringfügige
Bestandsveränderungen zu verzeichnen waren.
Die durchschnittliche jährliche Entwaldung ist
in den achtziger Jahren gegenüber der zweiten
Hälfte der siebziger Jahre sogar noch von 11
Mill. Hektar (0,6 vH) auf 15,4 Mill. Hektar
(0,8 vH) gestiegen, wobei sich hinter den aggregierten Zahlen substantielle regionale Unterschiede verbergen. So sind z.B. in Zentralamerika kaum Veränderungen aufgetreten, während
sich in Südostasien und Zentralafrika die durchschnittliche jährliche Rodung in etwa verdoppelt hat.3
Tabelle 1 - Bestand an tropischen Wäldern und durchschnittliche jährliche Rodungsraten in verschiedenen tropischen
Regionen 1976-1990 (Mill. ha)
Tropenwaldbestanda
Lateinamerika
Zentralamerika
Karibik
Südamerika
Asien
Südasien
Südostasien (kontinental)
Südostasien (insular)
Afrika
Westliche Sahelzone
Östliche Sahelzone
Westafrika
Zentralafrika
Tropisches südliches Afrika
Alle Tropenländer
Durchschnittliche jährliche Rodung 3 '"
1980
1990
992,1
79,2
48,3
864,6
918,1
68,1
47,1
802,9
5,4
1,0
0,0
4,4
(-0,6)
(-1,5)
(-0,1)
(-0,6)
7,4
1,1
0,1
6,2
(-0,8)
(-1,5)
(-0,3)
(-0,7)
349,6
69,4
88,4
191,8
568,6
43,7
71,4
61,5
215,5
176,4
310,6
63,9
75,2
171,4
527,6
40,8
65,5
55,6
204,1
161,7
1 756,3
2,0
0,3
0,8
0,9
3,7
0,3
0,8
1,3
0,6
0,9
(-0,6)
(-0,5)
(-0,9)
(-0,5)
(-0,6)
(-0,7)
(-0,9)
(-2,2)
(-0,2)
(-0,4)
3,9
0,6
1,3
2,0
11,0
(-0,6)
(-1,2)
(-0,8)
(-1,6)
(-1,1)
(-0,7)
(-0,7)
(-0,9)
(-1,0)
(-0,5)
(-0,9)
(-0,8)
1 910,4
1976-1980
1981-1990
4,1
0,3
0,6
0,6
1,1
1,5
15,4
a
Die Zahlenangaben beziehen sich auf geschlossene und offene Waldflächen. Nicht enthalten sind Holzplantagen,
Waldbrachen und Buschformationen. — bEHe Zahlen in Klammern aezeichnen die durchschnittliche jährliche Abnahme
der Tropenwaldfläche in vH des Anfangsbestandes.
Quelle: FAO und UNEP (1981); FAO (1993b).
Der zu beobachtende Raubbau ist vor allem
auf den steigenden Bedarf an Boden für die
Agrarproduktion zurückzuführen. In den achtziger Jahren dienten über 90 vH aller Rodungen
der Erschließung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Sonstige Nutzungsformen, zu denen der
Bergbau und die Errichtung von Staudämmen
gehören, spielten im Vergleich dazu nur eine
untergeordnete Rolle (Amelung und Diehl
1992: Kapitel V). Innerhalb des Agrarsektors
kommen als Bewirtschaftungsformen auf gerodeten Flächen sowohl Wanderfeldbau als auch
dauerhafte Landwirtschaft vor. Der Wanderfeldbau trägt unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 35 und 60 vH zu den gesamten
Brandrodungen bei (Singh 1993; Myers 1994),
in einer Reihe von afrikanischen und einigen
asiatischen Ländern sogar über 80 vH.4 Seßhaft
betriebene Landwirtschaft konzentriert sich in
den lateinamerikanischen Tropenwäldern vornehmlich auf die Viehzucht, in Asien und Afrika auf den Ackerbau und den Anbau von Dauerkulturen wie Kaffee und Kautschuk (Grainger
1993: 54 ff.).
Der potentielle Nutzen der landwirtschaftlichen Produktion auf gerodeten Flächen wird
dadurch erheblich eingeschränkt, daß in den
Tropen der überwiegende Teil der Böden extrem nährstoffarm ist (Enquete-Kommission
1994: 486). Somit erlangt diese Nutzungsform
trotz massiven Flächenverbrauchs zumeist nur
eine geringe gesamtwirtschaftliche Bedeutung,
so etwa in Indonesien, wo der Anteil der Landwirtschaft auf Tropenwaldböden am Bruttosozialprodukt kaum mehr als 0,1 vH beträgt
(Thiele 1996: 44). Am ehesten erfolgversprechend ist der Anbau von Dauerkulturen, die den
Boden zumindest teilweise vor Erosion und damit vor dem Verlust von Nährstoffen schützen.
Ein Beispiel für auch auf Tropenwaldböden
langfristig produktive Dauerkulturen stellen die
malaysischen Kautschukplantagen dar, die mit
abdiskontierten Hektarerträgen zwischen 3 400
und 5 700 US$ profitabler als Tropenholz mit
etwa 1 500 US$ sind (Vincent 1990). Mit
Ackerbau und Weidewirtschaft lassen sich dagegen in der Regel nur für kurze Zeit nach der
Brandrodung nennenswerte Erträge erzielen.
Wie der vielzitierte Fall der Viehwirtschaft im
brasilianischen Amazonasgebiet illustriert,
kann die einzelwirtschaftliche Rentabilität von
Ackerbau und Weidewirtschaft häufig nur dank
massiver Subventionen gesichert werden. Ohne
Berücksichtigung staatlicher Hilfen errechnet
sich für die Viehwirtschaft Amazoniens ein negativer Wert der langfristigen Erträge in Höhe
von -600 US$ pro Hektar (Browder 1988).
3.
Holzeinschlag
Im Gegensatz zur vollständigen Vernichtung
des Waldes durch Rodung läßt das mehrheitlich
in der tropischen Forstwirtschaft praktizierte
selektive Holzeinschlagsverfahren Teile des
Baumbestandes intakt. Die bei der Holzernte
entstehenden Biomassenverluste werden als
Degradation des Waldes bezeichnet. In welchem Ausmaß der Holzeinschlag den Tropenwald degradiert, hängt von der Ernteintensität
und dem Umfang der Ernteschäden ab. Tabelle 2 enthält für die wichtigsten Tropenländer
Angaben über den Grad der Degradation in eingeschlagenen Primärwäldern.5 Im Durchschnitt
werden durch den Holzeinschlag 15 vH der ursprünglichen Biomasse entfernt. Dabei reicht
der Grad der Beeinträchtigung der Wälder von
5 vH im Kongo und in Kamerun, wo mit 6 bzw.
8 m3/ha nur eine sehr geringe Holzmenge geerntet wird, bis zu 60 vH auf den Philippinen,
die mit 90 m3/ha die weltweit höchste Ernteintensität aufweisen.
Will man den relativen Beitrag der Degradation zur gesamten Tropenwaldvernichtung ermitteln, so bieten sich grundsätzlich zwei Verfahren an (Amelung und Diehl 1992: 41 ff.):
Zum einen kann man von der Annahme ausgehen, daß sich die durch Degradation und Rodung verursachten Schäden jeweils anhand der
induzierten Biomassenverluste messen lassen,
die bei Degradation der um Ernteschäden korrigierten eingeschlagenen Holzmenge und bei
vollständiger Rodung dem Produkt aus gerodeter Fläche und dem entfernten Baumbestand
entsprechen. Zum anderen könnte man aus der
Beobachtung, daß nahezu jeder einmal eingeschlagene Primärwald früher oder später vollständig gerodet wird, die Hypothese ableiten,
daß diese Rodungen auf die Schaffung von Infrastruktur durch die Forstwirtschaft zurückzuführen sind. Dies würde wiederum implizieren,
daß jener Sektor, der den Primärwald für wirtschaftliche Aktivitäten öffnet, letztendlich für
die vollständige Vernichtung der Tropenwälder
verantwortlich ist, auch wenn er, wie die Holzwirtschaft, nur einzelne Bäume aus dem Wald
entnimmt.
Wie Tabelle 2 zeigt, beläuft sich der Anteil
der Degradation an der Biomassenvernichtung,
summiert über alle Tropenländer, auf 10,4 vH.
In Lateinamerika und Afrika liegt der Anteil
nur bei 6,8 bzw. 6,5 vH, d.h., die Forstwirtschaft spielt in diesen beiden Kontinenten, abgesehen von einzelnen Ländern wie Guyana
und Gabun, bei der Abholzung eine untergeordnete Rolle. In Asien hingegen ist die Degradation insgesamt zu nahezu einem Drittel an der
Biomassenreduktion beteiligt. Die Öffnung von
Primärwäldern wird in über 70 vH aller Fälle
von der Holzwirtschaft vorgenommen. In einer
Reihe von Ländern findet so gut wie keine Rodung auf Flächen statt, die nicht schon vorher
eingeschlagen worden sind. Aus diesem Befund
könnte man schließen, daß die Kontrolle der
forstwirtschaftlichen Aktivität in den meisten
Fällen der Schlüssel zum Schutz des Tropenwaldes sei, weil dann der Schrittmacher für die
weitere Vernichtung des Tropenwaldes wegfiele. In diesem Sinne läßt sich der Indikator jedoch nur bedingt interpretieren. Er besagt zwar,
daß die Rodung häufig erst nach der forstwirtschaftlichen Erschließung erfolgt, weil dadurch
die Infrastrukturkosten gesenkt werden, läßt
aber nicht den Umkehrschluß zu, daß in jedem
Fall die Kosten des Zugangs zu Primärwäldern
prohibitiv wären, wenn es keine vorherige Erschließung gäbe. Prohibitive Kosten sind vorwiegend für Kleinbauern zu vermuten, nicht
aber z.B. für Besitzer ausgedehnter Weideflächen. Die Schrittmacherrolle der Holzwirtschaft dürfte also in Südostasien und Afrika mit
ihren im wesentlichen kleinbäuerlichen Strukturen weit ausgeprägter sein als in Lateinamerika, wo die großflächige Weidewirtschaft
dominiert. Nimmt man den direkten Effekt der
Degradation und den indirekten Effekt der Bereitstellung von Infrastruktur zusammen, so erweist sich die Forstwirtschaft insgesamt als ein
bedeutender Faktor in der Tropenwaldnutzung.
Dies gilt am wenigsten für Lateinamerika, wo
Tabelle 2 - Beitrag der Holzwirtschaft zur Tropenwaldnutzung 1981-1985 a (vH)
Grad der Degradation durch
Holzeinschlag"
Lateinamerika
Bolivien
Brasilien
Ekuador
Guyana
Kolumbien
Mexiko
Peru
Surinam
Venezuela
Asien
Indonesien
Laos
Malaysia
Myanmar
Neuguinea
Philippinen
Thailand
Afrika
Cöte d'lvoire
Gabun
Kamerun
Kongo
Nigeria
Zaire
Zentralafrikanische Republik
Alle Tropenländer
Biomassenrück- Anteil der durch
gang durch Holz- Holzeinschlag
erschlossenen
einschlag in vH
des gesamten Bio- Primärwälder
massenrückgangs
15
20
10
25
20
30
30
15
15
15
30
20
10
50
20
50
60
55
10
20
10
05
05
35
15
6,8
20,8
6,4
6,8
50,6
3,2
2,6
9,3
56,0
1,5
31,9
44,0
3,0
51,6
24,1
50,7
49,2
25,6
6,5
2,9
45,0
10,0
10,4
7,2
2,2
62,1
75,5
100,0
33,2
100,0
11,8
12,6
79,6
97,3
25,0
83,9
100,0
29,4
91,5
73,7
79,7
100,0
48,3
74,2
100,0
100,0
98,5
96,1
100,0
17,6
10
29,9
95,5
15
10,4
71,2
a
Es werden nur solche Länder berücksichtigt, die mindestens 10 Mill. ha
tropische Feuchtwälder besitzen. — "Berechnet als zweimal eingeschlagene Holzmenge (Primärwald) zu Baumbestand (Primärwald) 100.
Quelle: Amelung und Diehl (1992).
sowohl der direkte als auch der indirekte Effekt
relativ gering sind, in stärkerem Maße für Afrika, wo dem geringen direkten Effekt ein starker
indirekter Effekt gegenübersteht, und am meisten für Südostasien, wo beide Effekte stark
sind.
Anders als die Agrarproduktion auf gerodeten Tropenwaldböden liefert die Holzwirtschaft
in zahlreichen Tropenländern einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtwirtschaft. Dies gilt
insbesondere für Indonesien und Malaysia, die
beiden weltweit dominierenden Tropenholzproduzenten und -exporteure, sowie für einige kleinere afrikanische Volkswirtschaften wie Kongo
und Kamerun (Thiele 1996: 42 f.). In Indonesien etwa sind rund 15 vH der Industriebeschäftigten in der Holzverarbeitung tätig, im
wenig industrialisierten Kongo sogar über
25 vH. Die Profitabilität des Holzeinschlags an
einzelnen Standorten variiert in starkem Maße
mit der Holzqualität und der Zugänglichkeit des
Terrains. Als Durchschnittsgröße ergeben sich
z.B. für Indonesien auf die Gegenwart abdiskontierte Nettoerträge von 2 500-3 000 US$
pro Hektar (Pearce et al. 1990: 98).
4.
Die Frage der optimalen
Tropenwaldnutzung
Da die drei angesprochenen Verwendungen tropischer Wälder zueinander in Konkurrenz stehen, bedarf es einer Allokationsregel, um sämtliche in Übersicht 1 aufgelisteten Güter und
Dienstleistungen nach Möglichkeit in optimaler
Menge bereitstellen zu können. Das gesellschaftliche Optimum — bzw. das weltweite
Optimum bei Berücksichtigung der globalen
Dienstleistungen des Tropenwaldes — ist theoretisch dann erreicht, wenn an jedem Standort
diejenige Nutzungsform realisiert wird, bei der
die höchsten sozialen Nettoerträge anfallen. Zu
einem solchen optimalen Ergebnis kann die Allokation über den Markt allein nicht führen,
weil einige Werte des Tropenwaldes den Charakter öffentlicher Güter haben, so daß ohne
Staatseingriffe der Tropenwald vornehmlich für
Marktprodukte wie Tropenholz genutzt würde.
Beim Vergleich der Nettoerträge unterschiedlicher Nutzungsformen ist zu beachten,
daß die einzelnen mit einer Walderhaltung verbundenen Werte weitgehend komplementär
sind und deshalb addiert werden können.6 Ferner schließen sich Holzeinschlag und Tropenwaldschutz gegenseitig nicht vollkommen aus.
Zum einen bleiben selbst bei intensivem Holzeinschlag einige ökologische Dienstleistungen,
z.B. die Speicherung von Kohlenstoff in der
Biomasse, zumindest teilweise erhalten. Zum
anderen kann eine weitgehende Bewahrung der
Schutzfunktionen des Tropenwaldes durchaus
mit einer nachhaltig betriebenen Forstwirtschaft, die den Bestand des Waldes langfristig
sichert, vereinbar sein. Um eine Entscheidung
über die bestmögliche Verwendung des Tropenwaldes treffen zu können, muß der Wert
dieser „Nebenprodukte" bei der Ermittlung des
ökonomischen Gesamtwertes der jeweils domi-
nierenden Nutzungsform berücksichtigt werden.
In der Praxis dürfte die genaue Bestimmung
der Zielkonflikte und Komplementaritäten zwischen Holzeinschlag und Tropenwaldschutz erhebliche Schwierigkeiten bereiten. So ist z.B.
nicht geklärt, inwieweit sich selbst eine nachhaltig betriebene Forstwirtschaft negativ auf die
Artenvielfalt auswirkt, weil der Holzeinschlag
sich auf wenige, ökonomisch wertvolle Baumarten konzentriert und damit den Fortbestand
dieser Baumarten und der in und von ihnen lebenden Tier- und Pflanzenarten gefährdet. Als
noch gravierenderes Problem kommt hinzu, daß
sich die Nutzen der Walderhaltung zum Teil
nur mit großer Unsicherheit, zum Teil auch
überhaupt nicht quantifizieren lassen, weil es
sich bei den Werten des Tropenwaldes größtenteils um solche öffentlichen Güter handelt, die
sich einer ökonomischen Bewertung weitgehend entziehen. Will man die Übernutzung des
Tropenwaldes durch Land- und Forstwirtschaft
eindämmen, so ist es dennoch wichtig, den Nutzen der Walderhaltung soweit wie möglich mit
Hilfe monetärer Schätzungen zu demonstrieren.
Aufgrund der bestehenden Informationsdefizite
ist jedoch allenfalls eine grobe Annäherung an
das Ziel einer optimalen Nutzung tropischer
Wälder erreichbar. Mögliche Schritte in diese
Richtung werden im folgenden Kapitel vorgestellt.
III. Ansatzpunkte für ein verbessertes Tropenwaldmanagement
Maßnahmen zum Schutz tropischer Wälder
können in mehreren unterschiedlichen Bereichen sinnvoll sein. Auf Seiten der Tropenländer
gilt es, die für den Raubbau an ihren Wäldern
ursächliche Kombination aus Markt- und Politikversagen zu korrigieren. Darüber hinaus ist
zu prüfen, inwieweit allgemeine wirtschaftspolitische Reformen, die aufgrund allgemeiner
ökonomischer Erwägungen grundsätzlich angebracht erscheinen, möglicherweise indirekt dem
Tropenwaldschutz dienen. Schließlich müßten
die Industrieländer ein Interesse daran haben,
durch geeignete Maßnahmen zum Erhalt der
globalen ökologischen Funktionen des Tropenwaldes beizutragen.
1.
Lokale Maßnahmen
a.
Korrektur von Marktversagen
Während eine monetäre Bewertung tropischer
Wälder aus den oben genannten Gründen nur
sehr lückenhaft gelingen kann, ließe sich die
physische Informationsbasis durch umfangreiche Inventuren der einzelnen Güter und Dienstleistungen des Tropenwaldes an unterschiedlichen Standorten noch erheblich erweitern.7 Da-
durch würden die Regierungen der Tropenländer in die Lage versetzt, in einem ersten Schritt
durch Aufstellung von Flächennutzungsplänen
zumindest krasse Fehlallokationen — wie z.B.
Rodungen in Waldgebieten mit extrem nährstoffarmen, für die Landwirtschaft ungeeigneten Böden — zu verhindern.
Um eine weitergehende Feinsteuerung der
Tropenwaldallokation zu erreichen, bedarf es
spezifischer Anreize für die einzelnen Nutzungsformen. Von besonderer Bedeutung ist in
diesem Zusammenhang die Ausgestaltung der
Nutzungsrechte für die fast ausschließlich in
Staatseigentum befindlichen Tropenwälder. Der
Holzeinschlag wird in den meisten Tropenländern durch die Vergabe befristeter Einschlagskonzessionen geregelt. Ein solches System
kann im Prinzip gewährleisten, daß die Forstwirte einen Anreiz haben, die durch eine Ernte
zum gegenwärtigen Zeitpunkt entstehenden
Nutzungskosten, d.h. die bei einer Verzögerung
der Ernte resultierenden zukünftigen Erträge, in
ihr Kalkül einzubeziehen und damit den langfristigen Gewinn zu maximieren.8 Auf die bestehenden Konzessionsvereinbarungen trifft
dies jedoch nicht zu. Korrekturbedürftig ist vor
allem die Dauer der Konzessionen, die in der
Regel die Regenerationsdauer bei weitem un-
10
terschreitet. Die Konzessionsdauer liegt zwischen 5 Jahren in mehreren afrikanischen Ländern und 20 Jahren in Indonesien, Gabun, Malaysia und den Philippinen, während von Forstwissenschaftlern der minimale Abstand zwischen zwei Ernten auf 35 Jahre veranschlagt
wird (Gillis 1992). Unter diesen Bedingungen
hat der Konzessionär kein Interesse an einer
langfristigen Gewinnmaximierung und wird
Nutzungskosten nur insoweit internalisieren,
wie er zukünftig mögliche Ernteerträge auch
tatsächlich realisieren kann. Häufig kommt es
vor, daß Konzessionäre kurz vor Ablauf ihrer
Einschlagserlaubnis ein zweites Mal auf der
gleichen Fläche ernten und dabei den Baumbestand derart schädigen, daß eine spätere Regeneration kaum noch möglich ist. Noch weniger
Aussicht auf eine nachhaltige Forstwirtschaft
besteht in Ländern wie Brasilien (Seröa da
Motta 1993), die kein Konzessionssystem haben und in denen Holzfäller praktisch unkontrollierten Zugang zu Waldflächen haben. In
diesem Fall spielen Nutzungskosten keine Rolle, weil der einzelne Unternehmer damit rechnen muß, daß eine heute nicht von ihm geerntete Fläche von einem Konkurrenten besetzt wird.
Der Unternehmer hat also einen Anreiz, sofort
alle marktfähigen Bäume einzuschlagen.
Um die Forstwirte zur Internalisierung der
Nutzungskosten zu bewegen, liegt es nahe, Einschlagslizenzen zu vergeben, deren Laufzeit
mindestens dem für die Bäume geschätzten Regenerationszeitraum von 35 Jahren entspricht.
Da eine derart lange Konzessionsdauer die Gefahr in sich birgt, daß die Lizenznehmer vertraglich festgelegte Regelungen nicht befolgen
und dann nur schwer aus dem laufenden Vertrag entlassen werden können, stellen kurzfristige Kontrakte, die bei Erfüllung bestimmter
Auflagen automatisch verlängert werden, möglicherweise eine bessere Alternative dar. Bei
dieser Variante müssen die Kriterien für eine
Vertragsverlängerung allerdings eindeutig und
im Zeitablauf stabil sein, weil sonst keine Planungssicherheit für die Konzessionäre gewährleistet ist. Schließlich ist es auch denkbar, Tropenwaldflächen zu privatisieren und nur noch
die Erntepraktiken zu regulieren. In jedem Fall
sollten die Eigentumsrechte handelbar sein, da-
mit Investitionen in den Baumbestand, wie
Waldpflegemaßnahmen oder Aufforstungen,
rentabel werden. Alle diese Maßnahmen tragen
dazu bei, daß dem Prinzip der Nachhaltigkeit
durch eine Höherbewertung zukünftiger Erträge
vermehrt Rechnung getragen wird. So zeigen
empirische Studien für Kamerun und Indonesien, daß sich nach Einführung langfristig gesicherter Nutzungsrechte der zeitliche Abstand
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Ernten
auf derselben Waldfläche, die sogenannte Rotationsperiode, erheblich vergrößert (Thiele und
Wiebelt 1993; Thiele 1995). Da dies mit geringeren Schäden für die im Wald verbleibenden
Bäume bei jeder einzelnen Ernte einhergehen
dürfte, sind insgesamt weit weniger Biomassenverluste als bei den derzeitigen Konzessionsbedingungen zu erwarten. Zugleich nimmt infolge
des längerfristigen Entscheidungshorizonts in
der Forstwirtschaft die Wahrscheinlichkeit ab,
daß eingeschlagene Wälder frühzeitig in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt werden.
Für die landwirtschaftlichen Nutzer des Tropenwaldes sind die Eigentumsrechte zumeist
noch unzureichender als für die Forstwirtschaft.
In Brasilien etwa verfügen nur weniger als
10 vH der in Tropenwaldregionen lebenden
Kleinbauern über offizielle Eigentumstitel
(Mahar und Schneider 1994). Ohne Eigentumstitel sind diese Bauern aufgrund fehlender Sicherheiten nicht in der Lage, Kredite mit dem
Ziel aufzunehmen, die Produktivität der Böden
z.B. durch die Verwendung von Düngemitteln
über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Sie verhalten sich deshalb vollkommen rational, wenn sie die ausgelaugten Böden nach
ein oder zwei Ernten verlassen und neue Brandrodungen vornehmen. Eine größere Verbreitung
formaler Eigentumsrechte unter den Kleinbauern könnte also zu einem Rückgang der Tropenwaldrodung führen. Dabei sollten allerdings
zwei gravierende Schwächen der gegenwärtig
schon bestehenden Eigentumsrechte korrigiert
werden. Zum einen wird Bodeneigentum in
einer Reihe von Tropenländern erst dann anerkannt, wenn die betreffende Fläche vollständig
gerodet ist. Diese Praxis diskriminiert umweltfreundliche Nutzungsformen wie die Ernte von
11
Nichtholzprodukten. Zum anderen sind die Eigentumsrechte in der Regel sehr unsicher, weil
sie z.B. bei Landstreitigkeiten nicht durchsetzbar sind.
Durchsetzungsprobleme stehen auch bei der
Tropenwalderhaltung im Mittelpunkt. Zwar ist
in vielen Fällen exakt festgelegt, wo die Grenzen von Naturschutzgebieten verlaufen und
welche Aktivitäten — z.B. Tourismus — zugelassen sind, doch werden der lokalen Bevölkerung, die zum Teil ihren angestammten Lebensraum verlassen muß, typischerweise kaum Anreize gegeben, die Walderhaltung zu unterstützen und von illegalen Rodungen Abstand zu
nehmen (Wells und Brandon 1992). Der Staat
dürfte seine Rechte als Eigentümer von Schutzgebieten wohl nur dann durchsetzen können,
wenn die lokale Bevölkerung kompensiert wird
oder ihr alternative Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb oder in Pufferzonen außerhalb der
Schutzgebiete eröffnet werden.
Sind die Eigentumsrechte für alle Nutzungen
des Tropenwaldes adäquat formuliert, so verbleiben noch die externen Umweltkosten, die
daraus resultieren, daß beim Holzeinschlag und
bei der Rodung die Werte der Tropenwalderhaltung nur zum Teil ins Entscheidungskalkül
eingehen. Für die Berücksichtigung dieser externen Kosten bietet sich eine Steuerlösung an.
Sinnvoll ist es beispielsweise, die Nutzung des
Faktors Tropenwaldboden durch die Land- und
Forstwirtschaft zu besteuern. Eine solche Steuer ist eine erstbeste Variante, weil sie genau
dort ansetzt, wo die Externalität auftritt.9 Da
der Holzeinschlag ökologisch weniger schädlich ist als die Konversion von Waldflächen für
landwirtschaftliche Zwecke und da innerhalb
der Landwirtschaft der Anbau von Baumkulturen weniger Schaden, z.B. in Form von Bodenerosion, verursacht als die Kultivierung von
Nahrungsgütern, lassen sich sektoral differenzierte Steuersätze rechtfertigen. Als Ergebnis
der Besteuerung dürfte sich die Nachfrage der
Land- und Forstwirtschaft nach Tropenwaldflächen reduzieren. Alternativ kann eine Angleichung der privaten an die sozialen Kosten der
Tropenwaldnutzung erreicht werden, indem
Obergrenzen für die Nutzung festgeschrieben
werden. So ist es unter anderem möglich, durch
eine Verschärfung der bestehenden selektiven
Holzeinschlagsregime in Ländern mit Konzessionssystemen die Biomassenentnahme der
Forstwirtschaft substantiell zu verringern
(Thiele und Wiebelt 1993; Thiele 1996).
Insgesamt kann eine Kombination aus reformierten Nutzungsrechten und Maßnahmen zur
Internalisierung der externen Umweltkosten
dazu beitragen, die Verzerrung der Tropenwaldallokation zugunsten der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung abzubauen. Da sich
die ökologischen Nutzen eines verbesserten
Tropenwaldschutzes erst langfristig auch in
ökonomischen Größen wie der Bodenproduktivität niederschlagen, ist jedoch kurz- bis mittelfristig mit gesamtwirtschaftlichen Verlusten zu
rechnen, wenn Land- und Forstwirtschaft ihre
Produktion aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen einschränken.
b.
Korrektur von Politikversagen
Zu kurz- bis mittelfristigen Einbußen für die
Volkswirtschaft muß es dagegen nicht kommen, wenn bestehende Staatseingriffe korrigiert
werden, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch schädlich sind. Solche Interventionen
verzerren praktisch in allen Tropenländern die
Anreize für die Nutzer des Tropenwaldes. Bezüglich der Forstwirtschaft ist von Bedeutung,
daß selbst dann, wenn sämtliche Nutzungs- und
externen Umweltkosten internalisiert sind, den
Holzkonzessionären eine Ressourcenrente zufließt.10 Theoretisch kann der Staat diese Rente
abschöpfen, indem er beispielsweise Einschlagskonzessionen in einem wettbewerblich
organisierten Bietverfahren versteigert. In der
Praxis gelingt den meisten Tropenländern die
Abschöpfung der Ressourcenrenten jedoch nur
zu einem geringen Teil, weil diskretionäre Zuteilungen von Konzessionen vorherrschen, die
dabei erzielten Konzessionsgebühren sehr niedrig sind und auch die später erhobenen Steuern
und Abgaben nicht ausreichen (Gillis 1992).
Tabelle 3 illustriert das gängige Muster am
Beispiel Indonesiens.11 Dort realisieren die
Konzessionäre Gewinne, die weit über eine
normale Kapitalverzinsung hinausgehen. Die
Rentenabschöpfung variiert in starkem Maße
12
mit der Holzqualität und der Zugänglichkeit der
Waldgebiete, weil die von den Konzessionären
zu entrichtenden Abgaben uniform sind und somit den bestehenden Unterschieden im Wert
der Baumbestände keinerlei Rechnung getragen
wird. Im Jahr 1989 wäre der Einschlag der
hochwertigen Baumart Meranti auf relativ
leicht zugänglichem JTerrain auch dann noch
profitabel gewesen, wenn die Abgaben vervierfacht worden wären. Doch selbst im ungünstigen Fall einer Ernte von gemischten Baumarten
in sumpfigem Gelände konnte der Konzessionär mit Ressourcenrenten rechnen.
Tabelle 5-Geschätzte Ressourcenrenten und deren Abschöpfung bei unterschiedlichen Baumarten und Einschlagsbedingungen in Indonesien 1989-1990 (US$/m3)
Fall 1
Fall 2
Einschlag von
Meranti auf leicht
bis mittelschwer
zugänglichem
Terrain
Einschlag von
gemischten
Baumarten im
Sumpfgelände
1989
1990
1989
1990
Durchschnittlicher Holzpreis
(1)
Gesamte Erntekosten
(einschließlich Abschreibungen) (2)
Kapitalverzinsung (20 vH pro
Jahr)
(3)
75,00
75,00
50,00
50,00
17,00
17,60
29,70
30,70
4,60
2,00
2,10
Ressourcenrente (1)—(2)—(3)
Abgaben der Konzessionäre
Anteil der abgeschöpften Rente (vH)
53,55
12,00
22
a
4,45
52,80 18,30
15,20 9,60
29
52
17,20
13,00
75
a
Hier dient der heimische Holzpreis als Referenzgröße für die Berechnung
der Ressourcenrente. Damit wird implizit unterstellt, daß das Exportverbot
für Tropenholz in Indonesien bestehenbleibt. Bei einer Aufhebung des
Verbotes wäre der Weltmarktpreis für Holz der adäquate Bezugspunkt. In
diesem Fall ergäbe sich eine signifikant höhere Ressourcenrente, weil das
Exportverbot den inländischen Preis unter den Weltmarktpreis drückt.
Quelle: Gray und Hadi (1990).
Nun könnte man argumentieren, daß der
Grad der Rentenabschöpfung ein reines Verteilungsproblem zwischen Staat und Konzessionären darstellt, das keine unmittelbare Auswirkung auf die forstwirtschaftliche Produktion
hat. Dennoch tragen sowohl das niedrige Niveau als auch die ungleichmäßige Struktur der
Rentenabschöpfung zur Gefährdung des Ziels
eines nachhaltigen Tropenwaldmanagements
bei. Niedrige Abgaben führen zu einer Unterbewertung von Holz und ermöglichen damit Ineffizienzen und Verschwendung bei der Holzernte und -Verarbeitung. Zudem besteht für die
Holzwirtschaft bei den häufig nur symbolischen
Konzessionsgebühren ein Anreiz, aus spekulativen Gründen Einschlagsrechte für sehr große
Waldflächen zu erwerben, die dann zum Teil
nicht genutzt werden. Dies hat den Nachteil,
daß die Konzessionäre nur ein geringes Interesse daran haben, Wanderfeldbauern vom Eindringen in ihr Konzessionsgebiet abzuhalten
(Grut et al. 1991). Schließlich schaffen die hohen erwarteten Ressourcenrenten starke Anreize für „rent seeking"-Aktivitäten zur Erlangung
von Konzessionen und begünstigen bei der üblichen diskretionären Lizenzvergabe die Korruption. Eine anonyme Versteigerung von Einschlagsrechten könnte über höhere Konzessionsgebühren all diese Probleme entschärfen
und würde gleichzeitig dafür sorgen, daß diejenigen Bewerber den Zuschlag erhalten, die der
Konzession den höchsten Wert beimessen.
Die Uniformität der Abgaben ist deshalb
problematisch, weil sie das sogenannte „highgrading" begünstigt, d.h. die Beschränkung der
Ernte auf wenige hochwertige Baumarten, die
eine weit größere Rente als Baumarten geringer
Qualität versprechen. Die Wahrscheinlichkeit
nimmt dadurch zu, daß vor Ende der Regenerationszeit auf derselben Fläche erneut eingeschlagen wird, um die beim ersten Mal stehengebliebenen Bäume zu ernten. Das Hauptproblem bei der so induzierten Erhöhung der Einschlagsfrequenz sind die beträchtlichen Schäden, die bei jeder einzelnen Ernte verursacht
werden. Ein erster Schritt in Richtung einer
gleichmäßigeren Rentenabschöpfung
wäre
schon durch die Etablierung eines Bietverfahrens für Konzessionen getan, weil die Gebote
zumindest teilweise regionale Unterschiede in
den Transportkosten und der Holzqualität widerspiegeln würden. Ein Beispiel für eine weitergehende Differenzierung der Abgaben liefert
die malaysische Provinz Sabah (Gray und Hadi
1990). Dort werden 10 verschiedene Baumklassen identifiziert, die je nach Ressourcenrente in
unterschiedlicher Höhe besteuert werden. Da
dieses Verfahren hohe Überwachungskosten
verursacht, ist es jedoch nicht ohne weiteres auf
Länder mit geringer administrativer Kapazität
übertragbar.
13
Neben der unzureichenden Rentenabschöpfung stellt die Protektion der holzverarbeitenden Industrie in fast allen afrikanischen und
asiatischen Tropenländern mit nennenswerten
Exporten von Holz und Holzprodukten die
zweite gravierende Verzerrung der Anreize für
die Forstwirtschaft dar. 12 Als Instrument der
Protektion dominieren Exportrestriktionen für
unbearbeitetes Tropenholz, teils in Form von
Exportsteuern wie in Kamerun und Malaysia,
teils in Form von Exportverboten wie in Indonesien und Ghana (Gillis 1992). Die durch die
Exportrestriktionen gesenkten inländischen
Holzpreise hatten vor allem in den größten Produzentenländern von Tropenholz, Indonesien
und Malaysia, einen Investitionsboom in Sägemühlen zur Folge. Ein derart exzessiver Aufbau
der inländischen Holzindustrie ist mit ökonomischen Kosten verbunden. So führt die hohe effektive Protektion für die Holzverarbeitung zu
Ineffizienzen bei der Holznutzung. Darüber
hinaus entstehen zumindest in der kurzen Frist
signifikante Kosten durch entgangene Exporteinnahmen, weil sich die verarbeiteten Holzprodukte erst mit zeitlicher Verzögerung auf
dem Weltmarkt durchsetzen können. Eine Fallstudie für Indonesien kommt zu dem Ergebnis,
daß sich durch die Einführung des Exportverbotes für Tropenholz im Jahr 1985 trotz einer
dynamischen Entwicklung der holzverarbeitenden Industrie per saldo gesamtwirtschaftliche
Einbußen ergeben haben (Thiele 1996).
Außer auf die Unterstützung der heimischen
Holzverarbeitung zielen die Exportrestriktionen
für Tropenholz — zumindest gemäß offiziellen
Verlautbarungen — häufig auch auf die
Schonung des Tropenwaldes ab. Für Indonesien
läßt sich tatsächlich kurz- bis mittelfristig ein
deutlicher Rückgang der eingeschlagenen Holzmenge infolge der wegfallenden Exportmöglichkeiten nachweisen (Barbier et al. 1995).
Langfristig sind jedoch zwei zusätzliche Effekte zu beachten. Erstens nimmt mit der expandierenden Holzverarbeitung die Binnennachfrage nach Holz kontinuierlich zu, was noch dadurch verstärkt wird, daß von dem künstlich
verbilligten Tropenholz mehr eingesetzt wird,
als es den gängigen technischen Standards entspricht (Primo Braga 1992). Zweitens verlieren
die Baumbestände durch Exportrestriktionen
für die Konzessionäre an Wert, so daß möglicherweise die Umwandlung in Tropenwaldflächen für die landwirtschaftliche Nutzung zu
einer profitableren Alternative wird. Eine Reihe
von Studien zu Indonesien und Malaysia
(Hanna 1991; Thiele 1996; Vincent 1992;
Wiens 1992) deuten in der Tat darauf hin, daß
in diesen Ländern ohne Exportrestriktiönen für
Tropenholz die Biomassenverluste geringer gewesen wären, weil weniger Rodungen für landwirtschaftliche Zwecke stattgefunden hätten.
Selbst wenn dieses Resultat für andere Tropenländer nicht beobachtet werden sollte, ist zu bedenken, daß ein bestimmtes Niveau des Tropenwaldschutzes mit alternativen Instrumenten
wie Produktions- oder Ressourcennutzungssteuern kostengünstiger als mit Exportbeschränkungen erreicht werden kann. Insgesamt
lassen sich Eingriffe in den Tropenholzhandel
somit weder ökologisch noch ökonomisch
rechtfertigen.
Quantitative Exportbeschränkungen für Tropenholz verstoßen darüber hinaus gegen Bestimmungen des GATT bzw. der WTO. Zwar
sind nach Artikel XX(g) GATT Ausnahmen
vom allgemeinen Verbot mengenmäßiger Beschränkungen zum Schutz natürlicher Ressourcen zulässig. Diese sind jedoch an bestimmte
Voraussetzungen geknüpft. Insbesondere gilt
auch im Ausnahmebereich des Artikels XX(g)
das Grundprinzip der Inländerbehandlung, d.h.,
Beschränkungen des Außenhandels mit natürlichen Ressourcen müssen durch entsprechende
Restriktionen des inländischen Verbrauchs ergänzt werden. Da Eingriffe in den Tropenholzexport das primäre Ziel verfolgen, die heimische Holzverarbeitung zu unterstützen und damit den inländischen Verbrauch sogar zu erhöhen, sind sie eindeutig nicht GATT-konform.13 So ist es wohl nur mit der allgemeinen
Sonderbehandlung der Entwicklungsländer im
GATT zu erklären, daß der Fall der Exportbeschränkungen für Tropenholz bisher nicht vor
ein Schiedsgericht gebracht wurde.
Auch die landwirtschaftliche Nutzung des
Tropenwaldes wird durch den Staat zum Teil
direkt beeinflußt. Während die Besiedelung von
Tropenwaldregionen durch Kleinbauern in
14
Afrika weitgehend spontan verläuft, wird in
einer Reihe von asiatischen und lateinamerikanischen Ländern der Versuch unternommen,
die Migration durch staatliche Anreize zu unterstützen und zu lenken. Insbesondere Brasilien, Indonesien und Malaysia haben zu diesem
Zweck umfangreiche Umsiedlungsprogramme
entwickelt (Amelung und Diehl 1992). Die
durchgeführten Programme unterscheiden sich
hinsichtlich ihrer Ziele und der für die Siedler
vorgesehenen Hilfen. In Brasilien besteht das
Hauptziel darin, Beschäftigungsmöglichkeiten
für die zahlreichen landlosen Bauern aus anderen Landesteilen zu schaffen. Die staatliche
Unterstützung konzentriert sich seit Beginn der
siebziger Jahre im wesentlichen auf den Aufbau
einer physischen Infrastruktur im Amazonasgebiet. Das reicht in der Regel nicht aus, um die
Siedler, die vorwiegend Nahrungsgüter zu Subsistenzzwecken anbauen, langfristig an die neuen Standorte zu binden. Die meisten von ihnen
geben die Produktion aufgrund rasch fallender
Bodenproduktivität bereits nach 3 oder 4 Jahren auf, überlassen ihr Land Viehzüchtern und
kehren entweder in ihre Heimatregionen zurück
oder roden neue Flächen (Mahar 1989).
Das indonesische Umsiedlungsprogramm
„Transmigrasi" wurde zu dem Zweck ins Leben
gerufen, den Bevölkerungsdruck auf den dicht
besiedelten Inseln Java und Bali zu reduzieren
und gleichzeitig den Selbstversorgungsgrad mit
Nahrungsmitteln zu erhöhen (Thiele 1994).
Anders als in Brasilien übernimmt der indonesische Staat neben dem Straßenbau sämtliche
Kosten der Umsiedlung für Transport, Bereitstellung von Ackerflächen, Unterbringung sowie eine Starthilfe in Form von Nahrungs- und
Produktionsmitteln. Trotz dieser großzügigen
Unterstützung werden auch indonesische Migranten häufig zum Wanderfeldbau oder zur
Heimkehr gedrängt, weil die zur Verfügung gestellten Anbauflächen zu klein und die geförderten Produkte — vornehmlich Reis — nicht
an die lokalen Produktionsbedingungen angepaßt sind. Das Problem des Wanderfeldbaus
wird noch dadurch verschärft, daß durch die im
Rahmen des Umsiedlungsprogramms geschaffene Infrastruktur spontane Migranten angezo-
gen werden, die zusätzliche Brandrodungen
vornehmen.
In Malaysia erhalten die Siedler ebenfalls
eine komplette Anfangsausstattung. Daß sich
die Situation dort dennoch anders darstellt als
in Indonesien, liegt in erster Linie daran, daß
fast ausschließlich Dauerkulturen wie Palmöl
und Kautschuk angebaut werden, die auf den
Tropenwaldböden auch langfristig profitabel
sind. Darüber hinaus werden die Siedlungsgebiete ständig überwacht und mit Beratungsdienstleistungen versorgt. Beides zusammen hat
zur Folge, daß nur wenige Migranten ihr Land
verlassen und spontane Migration weitgehend
unterbleibt. Insgesamt läßt sich im Fall Malaysias nicht eindeutig beurteilen, ob die ökonomischen Erträge der Palmöl- und Kautschukplantagen hoch genug sind, um die staatliche Anschubfinanzierung und die mit der Tropenwaldrodung verbundenen ökologischen Kosten zu
rechtfertigen. Für Brasilien und Indonesien ist
die Schlußfolgerung hingegen eindeutig: In Anbetracht der geringen Nutzen für die Siedler
und der durch zunehmenden Wanderfeldbau
zusätzlich induzierten Brandrodungen wäre ein
Verzicht auf die staatlichen Umsiedlungsprogramme wohlfahrtssteigernd. Die mit der Umsiedlung verfolgten sozialen Ziele könnten auch
auf andere Weise erreicht werden, in Brasilien
z.B. durch eine Bodenreform zugunsten der
landlosen Bauern.
Während die Umsiedlungsprogramme sich
an Kleinbauern wenden, profitiert ein Teil der
Großbauern in Tropenwaldgebieten von direkten Preisanreizen. In mehreren Ländern Lateinamerikas — z.B. in Brasilien, Costa Rica und
Panama — wird die Weidewirtschaft auf Tropenwaldböden u.a. durch Steuererleichterungen
und subventionierte Kredite begünstigt (Mahar
und Schneider 1994). Diese Subventionen sind
nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch
in hohem Maße kontraproduktiv, weil an den
meisten Tropenwaldstandorten keine profitable
Viehwirtschaft möglich ist.
15
c.
Allgemeine wirtschaftspolitische
Reformen
Neben den verzerrten Anreizen als Folge von
Markt- und Politikversagen können auch allgemeine Maßnahmen wie die Agrar- und Handelspolitik sowie reale Abwertungen, die zur
Wiederherstellung des außenwirtschaftlichen
Gleichgewichts notwendig sind, signifikante indirekte Effekte auf die Tropenwaldnutzung ausüben, indem sie die sektorale Allokation der
Ressourcen verändern.
Der Agrarsektor wird insbesondere in Afrika
südlich der Sahara preispolitisch in starkem
Maße diskriminiert (Krueger et al. 1991: 11).
Folglich ist von einer Liberalisierung der
Agrarpolitik eine Zunahme der landwirtschaftlichen Produktion und damit auch eine verstärkte Tropenwaldnutzung zu erwarten.14 Diese Erwartung wird in einer Fallstudie für Kamerun eindeutig bestätigt (Thiele und Wiebelt
1993). In Kamerun würden bei einer Liberalisierung der Landwirtschaft vor allem die vormals durch administrierte Preise weit unterhalb
der Weltmarktpreise stark benachteiligten exportorientierten Kaffee- und Kakaoproduzenten
ihre Produktion ausdehnen. Dadurch würde ein
Teil des bisher forstwirtschaftlich genutzten
Bodens nun landwirtschaftlich genutzt. Da die
Landwirtschaft im Gegensatz zur Forstwirtschaft eine vollständige Waldrodung erfordert,
würde sich der Baumbestand im Vergleich zum
Status quo erheblich verringern (Tabelle 4).
Weniger eindeutig als für Afrika südlich der
Sahara ist die Evidenz für Asien und Lateinamerika. Dort fällt die durchschnittliche Diskriminierung des Agrarsektors weit geringer
aus als in Afrika, in einigen Ländern wird die
Landwirtschaft sogar gefördert. Dies gilt z.B.
für Brasilien, wo sich neben einer moderaten
Protektion im Agraraußenhandel (Krueger et al.
1991: 15) insbesondere die Steuerpolitik zugunsten der Landwirtschaft auswirkt. Verschiedene Autoren (Binswanger 1991; Reis und
Margulis 1991; Repetto 1988) haben deshalb
eine steuerliche Gleichbehandlung landwirtschaftlicher und gewerblicher Aktivitäten als
Tabelle 4 - Ökologische und gesamtwirtschaftliche Wirkungen einer Liberalisierung des Außenhandels in Kamerun (Veränderungen gegenüber dem Status quo in vH)
Indikator
Reales Bruttoinlandsprodukt
Baumbestand (absolute Veränderung
in Mill. m3)
Einsatz von Tropenwaldboden
in der Landwirtschaft
Nahrungsgüterproduktion
Exportgüterproduktion
in der Forstwirtschaft
Totalabbau
der Protektion für
Agrargüter
alle Güter
0,2
1,1
-2,4
2,6
-0,4
31,8
-0,5
-14,8
-1,1
0,5
Quelle: Thiele und Wiebelt (1993).
adäquate Maßnahme zur Verminderung der
Konversion von Tropenwaldflächen im brasilianischen Amazonasgebiet vorgeschlagen.
Eine Analyse der kurz- und mittelfristigen Auswirkungen einer Angleichung der Körperschaftsteuersätze auf das gesamtwirtschaftliche
Durchschnittsniveau in einem sektoral und regional (Amazonasgebiet und Rest von Brasilien) disaggregierten allgemeinen Gleichgewichtsmodell zeigt, daß diese Maßnahme zwar
zu einem Rückgang der Tropenwaldrodung führen würde, da die vormals steuerlich begünstigten landwirtschaftlichen Sektoren im Amazonasgebiet ihre Produktion einschränken würden (Tabelle 5). Von dieser sektoral ausgerichteten Maßnahme wären jedoch auch die landwirtschaftlichen Sektoren außerhalb des Amazonasgebietes negativ betroffen. Die kurz- und
mittelfristigen Effizienzgewinne, die aus der
Reallokation von Arbeit bzw. von Arbeit und
Kapital zu realisieren wären, würden nicht ausreichen, die aus dem geringeren Bodeneinsatz
innerhalb und außerhalb des Amazonasgebietes
resultierenden Produktionsverluste auszugleichen. Demgegenüber wäre eine regional ausgerichtete Steuer auf landwirtschaftliche Nutzflächen im Amazonasgebiet nicht nur effektiver,
sondern es könnten auch die Produktionsverluste in der Landwirtschaft außerhalb des Amazonasgebietes vermieden werden (Tabelle 5).
Auch in Indonesien würde eine Liberalisierung des Agrarsektors die Tropenwaldvernich-
16
Tabelle 5 - Auswirkungen von Bodensteuern und einer Angleichung der Körperschaftsteuersätze im Amazonasgebiet in
Brasilien (Veränderungen gegenüber dem Status quo in vH)
Steuer auf Boden im Amazonasgebiet
kurzfristig
Amazonasgebiet
Angleichung der sektoralen Körperschaftsteuersätze
mittelfristig
Rest von
Brasilien
Amazonasgebiet
;urzfristig
Rest von
Brasilien
Amazonasgebiet
mittelfristig
Rest von
Brasilien
Amazonasgebiet
Rest von
Brasilien
Sektorale Produktion
Landwirt. Nahrungsmittel
Landwirt. Exportgüter
Sonstige landwirt. Güter
Holzwirtschaft
Viehwirtschaft
Bergbau
Verarbeitete Nahrungsmittel
Konsumgüter
Industrielle Zwischenprodukte
Kapitalgüter
Dienstleistungen
-0,61
-0,57
-1,68
0,08
-0,47
-0,94
Boden
Landwirt. Nahrungsmittel
Landwirt. Exportgüter
Sonstige landwirt. Güter
Holzwirtschaft
Vieh Wirtschaft
Bergbau
Mobile Arbeitskräfte
Rurale Arbeitskräfte
-2,89
-2,60
-2,91
-4,10
0,62
-2,94
-6,33
3,30
3,26
Reales BIP
0,07
0,18
0,25
0,08
0,04
0,16
-0,95
-0,95
-1,84
0,13
-0,39
-1,00
-0,04
0,02
0,00
0,00
0,00
0,12
0,33
0,28
0,13
0,03
0,13
-0,27
-0,33
-0,27
0,08
-0,23
-0,35
Faktoreinsatz
0,69 -0,18
0,50 -0,32
0,82 -0,42
0,72 -0,33
0,74
0,04
0,61 -0,33
1,14
0,64
-0,54 -0,07
-0,54
0,11
-3,65
-3,37
-4,06
-4,55
0,74
-4,06
-7,19
2,51
2,51
0,00
0,00
-0,39
-0,62
-0,35
0,15
-0,31
0,87
-0,21
0,37
0,04
-0,17
-0,01
-0,05
0,02
-0,01
-0,01
0,00
0,55
0,39
0,58
0,64
0,62
0,43
1,06
-0,66
-0,70
-0,27
-0,33
-0,27
0,08
-0,23
0,35
-0,29
0,54
0,11
-0,40
-0,01
-0,26
-0,32
-0,42
-0,33
0,04
-0,33
0,64
-0,20
-0,02
-0,02
-0,39
-0,62
-0,35
0,15
-0,31
0,87
0,17
-0,41
-0,64
-0,38
0,12
0,32
-0,87
-0,01
0,16
-0,30
-0,41
-0,64
-0,38
0,12
-0,32
0,87
-0,20
-0,03
-0,02
Quelle: Wiebelt (1995).
tung reduzieren, wenn auch nur geringfügig
(Tabelle 6). Zwar hätte eine alleinige Korrektur
der Verzerrungen im Agraraußenhandel negative ökologische Konsequenzen. Diese würden
jedoch durch einen zusätzlichen Abbau der außerordentlich hohen Inputsubventionen für
Düngemittel, Pestizide und Bewässerung überkompensiert.
Die gegenwärtige Handelspolitik verfährt in
den meisten Tropenländern mit verschiedenen
außenorientierten Sektoren sehr unterschiedlich. Importsubstituierende Aktivitäten, die von
der Zielsetzung her Devisen sparen sollen, werden im allgemeinen geschützt, während exportorientierte Aktivitäten, die Devisen einbringen,
handelspolitisch diskriminiert werden. Gleichzeitig erhalten die Aktivitäten unterschiedliche
Anreize, je nachdem ob sie Rohstoffe produzieren, wie die Land- und Forstwirtschaft, oder gewerbliche Produkte herstellen. Das Ziel handelspolitischer Reformen ist es, diese Unterschiede auszugleichen bzw. das Anreizsystem
für alle Produzenten international gehandelter
Güter neutraler zu gestalten. Dies wird die Ausweitung solcher Aktivitäten fördern, die Devisen zu niedrigen inländischen Ressourcenkosten sparen oder verdienen können — in der
Regel also die exportorientierte Forst- und
Holzwirtschaft, die exportorientierte und importsubstituierende Landwirtschaft sowie die
Exportindustrien des verarbeitenden Gewerbes.
Ob es als Folge einer Handelsliberalisierung zu
einer zunehmenden Zerstörung tropischer Regenwälder kommt, ist dennoch nicht eindeutig.
Vielmehr hängen die Wirkungen auf den
Baumbestand von der ursprünglichen Protektionsstruktur und der Struktur der betrachteten
Volkswirtschaft ab.
Eine Studie von Boyd et al. (1991) kommt zu
dem Ergebnis, daß auf den Philippinen eine allgemeine Handelsliberalisierung in den wichtigsten Wirtschaftszweigen die Biomassenentnahme erhöhen würde, und zwar vor allem als Folge einer Ausdehnung der Forstwirtschaft. Die
17
Tabelle 6 - Ökologische und gesamtwirtschaftliche Wirkungen einer Liberalisierung des Außensektors in Indonesien (Veränderungen gegenüber dem Status quo in vH)
Indikator
Reales Bruttoinlandsprodukt
Baumbestand (absolute Veränderung in Mill. m3)
Einsatz von Tropenwaldboden
auf den Außeninseln
in der Landwirtschaft
Reis
sonstige Nahrungsgüter
Exportgüter
in der Forstwirtschaft
Liberalisierung
des Agraraußenhandels
0,04
Liberalisierung des
Agraraußenhandels
und Abbau der
Inputsubventionen
0,15
-0,4
2,0
0,5
-1.5
3,0
-0,1
-1.2
-2,7
1,8
0,5
Quelle: Thiele (1996: Tabelle 26).
Produktion und der Export von Tropenholz
würden um 6,5 vH bzw. 28,5 vH steigen, während die Investitionen und die Beschäftigung
um 2,8 vH bzw. 13,0 vH ansteigen würden. Die
Autoren führen dies darauf zurück, daß die
holzverarbeitende Industrie stark exportorientiert ist und bisher nicht protektioniert wurde.
Der Protektionsabbau in den anderen Sektoren
erhöht folglich die relative Rentabilität der
Holzwirtschaft und schafft damit Anreize zur
zusätzlichen Tropenwaldnutzung.
Demgegenüber wäre ein vollständiger Protektionsabbau in Kamerun nicht nur mit Effizienzgewinnen verbunden, sondern es könnten
auch signifikante Biomassengewinne realisiert
werden (Tabelle 4). Zwar ist auch in Kamerun
die Holzwirtschaft exportintensiv. Von einem
Totalabbau der Zölle bzw. einer Angleichung
der effektiven Protektionsraten profitiert jedoch
in erster Linie das Verarbeitende Gewerbe, dessen Vorleistungskosten stärker sinken als dessen Outputpreise. In diesem Fall führt eine
Hahdelsliberalisierung zu einer Reallokation
von Faktoren aus der ressourcenintensiven
Landwirtschaft vor allem in das exportorientierte Gewerbe und in geringem Maße auch in
die Forstwirtschaft und vermindert damit den
Druck auf die landwirtschaftliche Nutzung von
Tropenwaldarealen.
Ähnliche Effekte wie die einer allgemeinen
Handelsliberalisierung sind von realen Abwertungsstrategien zur Lösung von Zahlungsbilanzproblemen in den hochverschuldeten Ländern Lateinamerikas zu erwarten. Da eine reale
Abwertung die relative Rentabilität von Exportindustrien erhöht und da die Land- und Forstwirtschaft entweder handelbare Endprodukte
oder Vorleistungen für handelbare Verarbeitungsprodukte erstellen, wird dadurch der
Druck auf den Regenwald tendenziell verstärkt,
wobei wiederum die Veränderung der Vorleistungskosten das Ergebnis umkehren kann. Die
bestehende empirische Evidenz deutet allerdings auf negative ökologische Konsequenzen
realer Abwertungen hin (Capistrano 1994;
Wiebelt 1995).
Insgesamt läßt sich also nicht eindeutig sagen, in welche Richtung Reformen der allgemeinen Wirtschaftspolitik die Tropenwaldnutzung beeinflussen. Doch selbst wenn die ökologischen Konsequenzen negativ sind, sollten
diese Reformen im Sinne einer erstbesten Politik zur Erreichung ökonomischer Ziele durchgeführt und die negativen ökologischen Nebenwirkungen durch geeignete mikroökonomische
Maßnahmen beseitigt werden.
2.
Globale Maßnahmen
a.
Handelsbeschränkungen für Tropenholz
In den vergangenen Jahren riefen Umweltverbände in vielen Industrieländern zum Boykott
von Tropenholzprodukten auf. Auch Importverbote, quantitative Restriktionen, qualifizierende
Importverbote (für nicht nachhaltig produziertes Tropenholz) und prohibitiv hohe Importzölle wurden verschiedentlich vorgeschlagen.15
Diese Maßnahmen können grundsätzlich nur
dann einen signifikanten Beitrag zur Erhaltung
der tropischen Regenwälder leisten, wenn der
Exportanteil tropischer Nutzhölzer am gesamten Nutzholzaufkommen hinreichend hoch ist.
Nach Angaben der FAO wurden 1991 rund
84 vH (etwa 1,3 Mrd. m3) des gesamten Holzaufkommens in tropischen Ländern als Brennholz 16 und rund 16 vH (etwa 258 Mill. m3) als
Nutzholz zur industriellen Verarbeitung verwendet (Tabelle 7). Davon wurden wiederum
28 vH (71,97 Mill. m3) exportiert (Tabelle 8).
Berücksichtigt man zudem, daß der Biomassen-
18
weltweiten Tropenwaldrodung ausmachen, haben dagegen zusammen nur einen vergleichsweise geringen Weltmarktanteil von rund
, 14 vH. Handelsbarrieren für tropische Hölzer
aus diesen Regionen dürften daher keinen tiefgreifenden Einfluß auf das Ausmaß der Regenwaldvernichtung haben.
Ob tarifäre Handelshemmnisse, die auf den
betroffenen Importmärkten zu Preissteigerungen führen, die Importnachfrage nach Tropenholz verringern, hängt von der Preiselastizität
der Nachfrage und den Substitutionsmöglichkeiten zwischen tropischen und nichttropischen
Hölzern in den Importländern ab. Neuere
Schätzungen von langfristigen Importnachfrageelastizitäten für den Zeitraum 1968-1988
kommen zu dem Ergebnis, daß diese für Rundholz (-0,16) und Schnittholz (-0,74) sehr gering sind (Barbier, Burgess et al. 1994: 281).
Mit anderen Worten heißt dies, daß die Konsumenten kaum auf Preisänderungen für unverarbeitetes und wenig verarbeitetes Tropenholz
reagieren und daher von tarifären Handelshemmnissen für diese Produkte kein signifikanter Mengeneffekt zu erwarten ist.17
Tabelle 7 - Holzaufkommen und Verwendung 1991
Gesamtes
Aufkommen
Tropisches Afrika
Tropisches Amerika
Tropisches Asien
Insgesamt
Welt
Anteil der Tropen (vH)
Nutzholz
Brennholz
Mill. m3
Mill. m3
vH
Mill. m3
vH
495,2
375,3
731,4
1 601,9
3 429,4
46,7
450,7
279,6
613,2
1 343,5
1 830,2
73,4
91
75
84
84
53
44,4
95,7
118,2
258,3
1 599,3
16,2
9
25
16
16
47
Quelle: FAO (1993a).
verlust durch den Holzeinschlag der Forstwirtschaft im weltweiten Durchschnitt bei 1015 vH der gesamten Biomassen Verluste liegt
(Tabelle 2), so beträgt der Beitrag des Holzexports zum weltweiten Biomassenverlust etwa
3-4 vH. Als direkte Folge eines vollständigen
Verzichts auf Tropenholzimporte würden also
maximal nur 4 vH der derzeitigen jährlichen
Regenwaldzerstörung unterbleiben. Davon betroffen wären vor allem die südostasiatischen
Staaten Malaysia und Indonesien, die zusammen alleine drei Viertel des weltweit gehandelten Tropenholzes anbieten (Tabelle 8). Afrikanische und lateinamerikanische Tropenländer,
die laut Tabelle 1 mehr als zwei Drittel der
Tabelle 8 - Exporte und Importe von Tropenholz und Tropenholzproduktena 1991
Rundholz
Schnittholz
Furniere
b
vH
RHÄ
vH
RHÄ
Asien
Malaysia
Indonesien
Andere asiatische Länder
Afrika
Lateinamerika
Brasilien
Andere lateinamerikanische
Länder
Insgesamt
22,82
19,46
1,43
1,93
4,07
0,43
0,05
83,5
71,2
5,2
7,1
14,9
1,6
0,2
13,65
9,06
1,44
3,15
2,18
1,80
0,87
77,3
51,4
8,2
17,9
12,4
10,2
4,9
1,10
0,91
0,04
0,12
0,34
0,17
0,10
0,38
27,32
1,4
100,0
0,93
17,64
5,3
100,0
0,08
1,62
Ostasien
Japan
Südkorea
Taiwan
USA
EU
Insgesamt
18,94
11,25
3,85
3,84
0,02
3,29
22,25
85,1
50,6
17,3
17,3
0,1
14,8
100,0
4,33
2,51
1,07
0,75
0,50
5,41
10,25
42,2
24,5
10,4
7,3
4,9
52,8
100,0
0,30
0,23
0,02
0,06
0,04
0,44
0,78
RHÄ
vH
Sperrholz
Insgesamt
RHÄ
vH
RHÄ
vH
67,9
56,2
2,5
7,4
21,0
10,5
6,2
24,50
2,74
18,86
2,90
0,09
0,81
0,69
96,5
10,8
74,3
11,4
0,4
3,2
2,7
62,07
32,17
21,77
8,10
6,68
3,21
1,71
86,2
44,7
30,3
13,3
9,3
4,5
2,4
4,9
100,0
Importe
0,94
25,39
3,7
100,0
2,08
71,97
2,9
100,0
9,04
6,60
1,70
0,74
3,04
2,97
15,04
60,1
43,9
11,3
4,9
20,2
19,7
100,0
32,61
20,59
6,64
5,39
3,60
12,11
48,32
67,5
42,6
13,7
11,2
7,4
25,1
100,0
Exporte
38,5
29,5
2,6
7,7
5,1
56,4
100,0
^ h n e Holzfertigprodukte, wie z.B. Türen, Fenster, Möbel. — b RHÄ = Rundholzäquivalente (m3); Umrechnungsfaktoren: 1 m3 Schnittholz = 1,82 m3 Rundholz, 1 m3 Furniere = 1,90 m3 Rundholz, 1 m3 Sperrholz = 2,30 m3 Rundholz.
Quelle: Berechnet aus FAO (1993a).
19
Bei der Beurteilung der Effektivität von Importverboten oder -boykotten muß bedacht werden, daß es sich hierbei um unilaterale Maßnahmen einzelner Importländer handelt. Dies kann
zu mehreren nachteiligen Wirkungen im Hinblick auf das eigentliche Ziel der Maßnahme
fuhren (Amelung 1989: 156 ff.). Zunächst einmal kann ein einseitiger Importverzicht eines
„kleinen Landes", das seine Import- und Exportpreise und die am Weltmarkt gehandelten
Mengen nicht beeinflussen kann, in keinem Fall
die erwünschten Wirkungen erzielen, da der
Welthandel von dieser Maßnahme weitgehend
unbeeinflußt bleibt. Nur große Länder oder
Handelsblöcke wie Japan, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, die einen großen Anteil am weltweiten Tropenholzimport
haben (Tabelle 8), können durch einseitige Einschränkungen ihrer Importe zu einem Mengenrückgang auf dem Weltmarkt beitragen. Aber
selbst wenn die Vereinigten Staaten und die EU
die von ihren Umweltverbänden geforderten
Importstopps für Tropenholz verfügen sollten,
so wären hiervon nur eine Reihe relativ kleiner
afrikanischer Tropenholzexporteure signifikant
betroffen. Dies verdeutlicht Schaubild 1, in
dem die Abhängigkeit verschiedener Tropen-
holzproduzenten von Importen der EU und der
USA dargestellt ist. Biomassengewinne durch
unilaterale Handelsrestriktionen der EU und der
USA sind in jenen Exportländern am ehesten
zu erwarten, deren Holzindustrie stark außenorientiert ist (d.h. hoher Exportanteil am gesamten Nutzholzaufkommen) und die stark von
Importen der EU und der USA abhängen (hoher
Anteil der Exporte in die EU und die USA an
den gesamten Exporten). Die dominierenden
Exportländer Indonesien und Malaysia, die wie
Papua Neuguinea den größten Teil ihres Nutzholzaufkommens exportieren, wären von einseitigen Importstopps der EU und der USA
nicht direkt betroffen, weil sie ihr Holz größtenteils in Ostasien absetzen. Brasilien exportiert zwar über 65 vH in die EU und die USA,
dies entspricht aber nur rund 2 vH der gesamten
Holzproduktion in Brasilien. Nur die exportorientierten afrikanischen Tropenländer Cöte
d'Ivoire, Gabun, Kamerun und Kongo sind
stark vom Marktzugang zur EU und der USA
abhängig. In diesen Ländern könnten unilaterale Importverbote zu einem signifikanten Rückgang des Holzeinschlags führen.
Allerdings ist damit noch nicht gesichert, daß
die Menge des gehandelten Tropenholzes welt-
Schaubild 1 - Abhängigkeit wichtiger Tropenwaldländer von Importen der USA und der EU (vH)
Importanteil der USA und der EU
100 - •
Kongo
90 • •
8 0 ••
70 . .Brasilien
60 • •
Kamerun
Gabun
Cöte d'Ivoire
50 • •
40-3 0 ••
Indonesien
2 0 ••
10 ••
0
0
Myanmar
-H
•-»10
20
•
Papua
Neuguinea
Malaysia
-H
30
40
50
60
70
Exportanteil an der Nutzholzproduktion
80
90
100
20
weit abnimmt. In einer derartigen Situation ist
auch der Fall denkbar, daß der Preisrückgang,
der sich aufgrund von Handelsbarrieren in einem großen Land einstellt, nur zu einer Handelsumlenkung in ein anderes großes Land
führt, in dem die Nachfrage in hohem Maße
preiselastisch ist. Ebenso könnte der Nachfrageausfall durch eine Vielzahl kleinerer Importländer in Südostasien kompensiert werden, die
schon heute einen vergleichsweise hohen Anteil an den weltweiten Tropenholzimporten auf
sich vereinigen. Die auf dem Weltmarkt gehandelten Mengen können somit annähernd konstant bleiben, wenn das Weltmarktangebot entsprechend preisunelastisch reagiert.
Eine Handelsumlenkung in andere Nachfrageländer läßt sich demnach nur durch ein multilaterales Vorgehen bei der Reduzierung der
Handelsmengen ausschließen. Dennoch ist zu
bezweifeln, daß eine weltweite Importbeschränkung, die sich aufgrund der unterschiedlichen politischen Interessen ohnehin nur in bescheidenem Umfang durchsetzen ließe, zu
einer dauerhaften Erhaltung der tropischen Regenwälder beitragen würde. Erstens kann der
Nachfrageausfall aufgrund eines weltweiten
Tropenholzboykotts durch eine steigende Inlandsnachfrage im Baugewerbe und in der
Holzverarbeitung überkompensiert werden,18
wenn die Inlandsnachfrage nach Holz preiselastischer reagiert als die Importnachfrage des
Auslands. Manche der mit Regenwald bewachsenen Entwicklungsländer, wie etwa Brasilien,
Indonesien und Malaysia, haben schon bedeutende Fortschritte in der Industrialisierung erzielt und dabei auch ihrem komparativen Vorteil gemäß Produktionskapazitäten im Bereich
der holzverarbeitenden Industrie aufgebaut. Ein
Importstopp für Tropenholz könnte diese Länder dazu verleiten, statt des Rohstoffs verstärkt
höherwertige Fertigprodukte aus Tropenholz
herzustellen und zu exportieren. Ein wirkungsvoller Importstopp müßte sich daher auch auf
sämtliche nachgelagerten Aktivitäten der Forstwirtschaft erstrecken. Zweitens könnte eine
drastische Reduzierung der Importe zu einer
deutlichen Preissenkung führen und damit alternative Nutzungsmöglichkeiten relativ profitabler machen. Als Beispiel hierfür gilt die
Amazonasregion, wo ein großer Teil der Wälder durch Brandrodung vernichtet oder im
Zuge von Staudammprojekten überschwemmt
wurde.
Abgesehen von der geringen Effektivität
protektionistischer Maßnahmen, sind diese
auch unter Verteilungs- und Effizienzaspekten
fragwürdig. Ein weltweiter Importstopp würde,
egal ob sich das mit Regenwald ausgestattete
Land entschließt, diese Ressource zu geringeren Preisen abzubauen oder zu schonen, einen
Einkommenstransfer von den jeweiligen Entwicklungsländern in die Industrieländer bedeuten, weil erstere dazu gezwungen werden, die
Kosten für die Aufrechterhaltung des Weltklimas und der Arten Vielfalt allein zu tragen. Unter Effizienzgesichtspunkten sind Handelsbeschränkungen vom Ansatz her nur zweitbeste
Instrumente zur Bestandssicherung der tropischen Naturwälder, da andere Instrumente vergleichbare ökologische Wirkungen zu geringeren Kosten erreichen können (Primo Braga
1992: 188 ff.). Dies liegt daran, daß Handelshemmnisse zum Schutz der Tropenwälder nicht
direkt an der Quelle des Marktversagens ansetzen (vgl. Abschnitt ÜLl.a) und dadurch an
anderer Stelle Marktverzerrungen verursachen,
die zu zusätzlichen volkswirtschaftlichen Kosten führen. Insgesamt lassen sich Eingriffe in
den Tropenholzhandel somit weder ökologisch
und ökonomisch noch verteilungspolitisch
rechtfertigen.
Importverbote und -boykotte für Tropenholz
seitens der Industrieländer, wie sie gegenwärtig
ins Auge gefaßt werden, sind außerdem nicht
GATT-konform. Erstens verstoßen sie gegen
das Nichtdiskriminierungsgebot, weil ähnliche
Hölzer aus gemäßigten und borealen Zonen
freien Marktzutritt haben (Verletzung der
Meistbegünstigung) und weil es für inländisch
produzierte Hölzer keine entsprechenden Beschränkungen wie für Tropenholz gibt (Verletzung des Prinzips der Inländerbehandlung).
Zweitens sind Importrestriktionen für Tropenholz prozeßorientiert und werden deshalb nicht
durch die Artikel XX(b) und XX(g) des GATT
abgedeckt, die sich nur auf das Rechtsgebiet
der Importnation erstrecken.19 Schließlich sind
die vorgeschlagenen Eingriffe in den Tropen-
21
holzhandel nicht „notwendig" im Sinne von
Artikel XX(b), weil weniger diskriminierende
Maßnahmen wie z.B. Zertifizierungen zur Verfügung stehen.20 Ein Ausweg zur Einrichtung
von GATT-konformen Importbeschränkungen
wäre allenfalls die entsprechende Vereinbarung
eines internationalen Abkommens im Rahmen
von Art. XX(h) GATT (ESE 1992: 65). Bisher
sind allerdings nur einzelne vom Aussterben
bedrohte Arten wie Rosenholz und Rio-Palisander über das Washingtoner Artenschutzabkommen vom Handel zu kommerziellen Zwekken ausgeschlossen.
b.
Zertifizierungssystem
Neben Fachleuten aus Wissenschaft und Industrie haben zunehmend auch Bürgerinitiativen
und Umweltverbände die negativen Effekte
eines Boykotts oder von Importverboten erkannt. Die wichtigsten Umweltverbände haben
daher inzwischen eine Abkehr von ihrer Boykottunterstützung signalisiert und statt dessen
ein Zertifizierungssystem für Holz und Holzprodukte aus ökologisch verträglicher Forstwirtschaft befürwortet.
Ein Zertifizierungssystem ist ein System zur
Vergabe eines Gütesiegels, das bestimmte ökologische Nachhaltigkeitsstandards bei der Bewirtschaftung tropischer Wälder garantiert. Dadurch kann der Konsument nicht nur den Wert
des gelieferten Holzanteils, sondern auch die
ökologischen Leistungen eines in den tropischen Regionen wachsenden Baumes in seine
Kaufentscheidung einbeziehen. Ein Zertifizierungssystem führt folglich zu einer Segmentierung des Tropenholzmarktes.
Ein Zertifizierungssystem für Tropenholz
aus nachhaltigem Anbau kann dann als effektiv
bezeichnet werden, wenn es mit Hilfe dieses
Instruments gelingt, die Produktion von „Raubbau-Tropenholz" zurückzudrängen. Dies wird
dann der Fall sein, wenn vor Einführung des
Umweltzeichens die latente Nachfrage nach
dem umweltfreundlichen Gut größer ist als das
Angebot (Mattoo und Singh 1994). Angesichts
der steigenden Sorge in den Industrieländern
über die Erwärmung der Atmosphäre und den
Verlust an Artenvielfalt sowie der geringen
Mengen an nachhaltig produziertem Tropenholz kann diese Bedingung als erfüllt angesehen werden.21 Allerdings ist zu beachten,
daß im Falle einer Zertifizierung von Tropenholz in den westlichen Industrieländern (ohne
Japan) — als erstem realistischen Schritt zu
einer weltweiten Zertifizierung — nur ein relativ geringes Produktionsvolumen auf nachhaltige Forstwirtschaft umgestellt wird (Varangis et
al. 1995: 17 ff.). Die Umstellung würde zum
Schutz von maximal nur rund 5 vH der durch
Zerstörung bedrohten tropischen Naturschutzflächen führen.22
Geht man trotzdem von der Effektivität des
Instruments aus, so ist zu beachten, welche
Kosten die Einrichtung eines Zertifizierungssystems für Produkte aus Tropenholz, das aus
nachhaltig bewirtschafteten
Naturwäldern
stammt, verursacht. Hier sind zunächst die Kosten für den Aufbau und den Unterhalt von
Institutionen zur Vergabe des Gütesiegels und
zur Kontrolle der definierten Vergabebedingungen zu nennen. Außerdem entstehen bei
den Tropenholzproduzenten Kosten für einen
schonenderen und extensiveren Einschlag
sowie für eventuelle Wiederaufforstungsmaßnahmen, wenn sie von einer Raubbaubewirtschaftung auf eine nachhaltige Waldbewirtschaftung umstellen.
Durch ein Zertifizierungssystem erfahren die
Tropenholzproduzenten aber auch einen ökonomischen Nutzen, sofern davon ausgegangen
werden kann, daß die Verbraucher die Bemühungen um eine nachhaltige Bewirtschaftung
der tropischen Naturwälder honorieren. Dies
kann sich in einer wieder steigenden Nachfrage
nach zertifiziertem Tropenholz ausdrücken —
insbesondere in Marktsegmenten, die durch die
Anti-Tropenholz-Kampagne stark betroffen
waren. Zusätzlich können die Produzenten aber
auch von einer erhöhten Zahlungsbereitschaft
der Endverbraucher für zertifiziertes Holz und
von dementsprechend höheren Preisen profitieren (Varangis et al. 1995: 21 ff.). Auch bei den
Verbrauchern von Tropenholzprodukten entsteht durch ein Zertifizierungssystem ein Nutzen durch die Möglichkeit der Internalisierung
positiver externer Effekte. Der Verbraucher
wird durch das Zertifizierungssystem dazu ver-
22
anlaßt, für die Belieferung mit den bisher
öffentlichen Gütern „CO2-Senke" und „Artenvielfalt" aus den tropischen Naturwäldern
einen Preisaufschlag auf Tropenholzprodukte
zu bezahlen. Ohne ein Zertifizierungssystem
würde sich voraussichtlich kein Markt für diese
öffentlichen Güter herausbilden, so daß die
Versorgung mit wichtigen ökologischen Funktionen des Tropenwaldes eingeschränkt würde.
Ein Zertifizierungssystem kann daher theoretisch zu einer global effizienteren Allokation
der Ressourcen führen. Dabei ist wiederum zu
beachten, daß eine Zertifizierung freiwillig sein
muß und nicht durch ein Importverbot für nicht
nachhaltig produziertes Tropenholz flankiert
wird, da sonst analog zu einem Boykott zumindest auf kurze und mittlere Sicht Anreize
entstehen, den Wald zu brandroden und Viehoder Landwirtschaft zu betreiben (Shams 1995:
144).
c.
,Debt-for-nature swaps'
Der Tausch von Auslandsschulden gegen Umweltschutzmaßnahmen, sogenannte „debt-fornature swaps", wurde entwickelt, um kommerzielle Auslandsschulden von Entwicklungsländern in Finanzmittel zu transformieren, die für
den Umweltschutz zur Verfügung stehen. Dahinter steht die Hypothese, daß es eine kausale
Beziehung zwischen der Last der Auslandverschuldung und dem daraus folgenden Raubbau
der natürlichen Ressourcen in den mit tropischem Regenwald ausgestatteten Entwicklungsländern gibt (Enquete-Kommission 1990:
Kap. 3; Oberndörfer 1988; Page 1989). Um
nicht von der Kreditzufuhr aus dem Ausland
abgeschnitten zu werden, seien diese Länder
gezwungen, für ihren Schuldendienst Devisen
zu erwirtschaften. Dabei greifen sie auf den
Export von Tropenholz und Fleisch, zu dessen
Produktion Regenwälder gerodet werden müssen, als bedeutende Devisenbringer zurück. Die
Befürworter der „debt-for-nature swaps" wollen den Exportdruck dadurch abbauen, daß den
mit Regenwald ausgestatteten Ländern eine Reduzierung der Auslandsschulden unter der Auflage gewährt wird, daß diese Länder als Gegen-
leistung die in ihrem Besitz befindlichen natürlichen Ressourcen schonen.
Aus theoretischer Sicht beinhaltet dieser
Tausch von Auslandsschulden gegen Umwelt
einen fundamentalen Widerspruch. Wenn tatsächlich die hohe Verschuldung der Entwicklungsländer die Vernichtung der Regenwälder
begünstigen würde, so wäre allein eine Reduzierung der Auslandsschulden durch Schuldenerlaß ein wirksames Instrument der Gläubiger
zur Erhaltung der Regenwälder. Umweltschutzauflagen, wie sie in den „debt-for-nature
swaps" enthalten sind, wären somit nicht erforderlich. Es ist jedoch fraglich, ob der Raubbau
an den natürlichen Ressourcen der Entwicklungsländer ausschließlich auf deren hohe Auslandverschuldung zurückgeführt werden kann.
Regressionsanalysen zwischen dem Ausmaß
der Tropenwaldrodung und verschiedenen Verschuldungsindikatoren
(Nunnenkamp
und
Amelung 1991; Shafik 1994; Capistrano 1994)
lassen keinen statistisch signifikanten Zusammenhang erkennen. Weder ist die Tropenwaldrodung in hochverschuldeten Ländern höher als
in anderen Ländern, noch ist eine zunehmende
Auslandsverschuldung mit steigenden Rodungsraten verbunden. Es ist vielmehr zu vermuten, daß die Schulden- und die Umweltkrise
auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen
sind. In beiden Fällen liegt die Ursache in dem
Versuch, den Konsum über das Niveau hinaus
anzuheben, das der Wirtschaftskraft und der
Umwelt angemessen ist (Shilling 1992: 28).
Die Verringerung der Auslandsschulden beseitigt somit nur einen Teil der Anreize zum Abbau der Regenwälder.
Die „debt-for-nature swaps" sind als mit
Umweltauflagen versehene Transfers zu verstehen, wobei die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Auslandsverschuldung und Umweltzerstörung von nachrangiger Bedeutung
ist. Die Transferzahlungen stellen einen Tausch
von Schulden gegen Nutzungsrechte an den
Regenwäldern dar, bei dem die Regenwaldländer auf einen Teil ihrer Nutzungsmöglichkeiten
verzichten. Ein solches Tauschgeschäft erfolgt
typischerweise in drei Schritten (Nunnenkamp
1993: 135). Zunächst werden ausländische
23
Schuldtitel eines Tropenlandes auf dem Sekundärmarkt mit einem Preisabschlag aufgekauft.
Diese Schuldtitel werden dann dem Schuldnerland vorgelegt und in Inlandswährung umgewandelt, wodurch sich die ausstehenden Auslandsschulden vermindern. Die Finanzmittel
werden schließlich zur Finanzierung von Umweltprojekten genutzt.
Derartige „debt-for-nature swaps", die ursprünglich ausschließlich von Nichtregierungsorganisationen finanziert wurden, erreichen in
aller Regel nur geringe Größenordnungen, sowohl im Vergleich zu den insgesamt nötigen
Mitteln für die Tropenwalderhaltung als auch
in Relation zu den Auslandsschulden. Seit das
erste Tauschgeschäft dieser Art mit Bolivien
im Jahr 1987 — also nach der Verschuldungskrise — abgeschlossen wurde, sind während
der Anpassungskrise bis Anfang der neunziger
Jahre weitere 16 Swaps in acht Ländern mit
einer Gesamtentschuldung von nur etwa 100
Mill. US$ durchgeführt worden (Weltbank
1992: 209). 2 3 Dadurch wurden 60 Mill. US$
für
Umweltschutzmaßnahmen
mobilisiert
(Nunnenkamp 1992: 15). Die finanzielle Entlastung durch „debt-for-nature swaps" ist jedoch
wesentlich geringer als diese Zahlen vorgeben
und kann sogar negativ sein. Swap-Geschäfte
bewirken nur dann eine Schuldenentlastung,
wenn erstens dem Käufer ausländischer
Schuldtitel ein höherer Preisnachlaß gewährt
wird, als es bei einem direkten Kauf durch das
Schuldnerland der Fall wäre, und wenn zweitens der höhere Preisnachlaß an das Schuldnerland weitergegeben wird. Das Schuldnerland
erfährt dann keine Entlastung durch Preisnachlässe auf dem Sekundärmarkt, wenn die
Schuldtitel zum Nennwert in inländische Finanzmittel umgewandelt werden. Der Swap
vermindert zwar die Auslandsschulden, kann
aber insgesamt sogar zu steigenden fiskalischen Belastungen im Schuldnerland führen,
wenn die Regierung inländische Schuldverschreibungen zur Tilgung der Auslandschulden
ausgibt und die inländischen Realzinssätze den
internationalen Zinssatz überschreiten.
Die Chancen für eine finanzielle Kompensation von Schutzmaßnahmen für tropische Wälder durch „debt-for-nature swaps" dürften noch
geringer sein, wenn dieses Instrument eine
breitere Anwendung findet. Größere Aufkäufe
von ausländischen Schuldtiteln auf dem Sekundärmarkt würden die Preisabschläge reduzieren
und damit die Möglichkeiten zur Schuldenentlastung mindern.24 Darüber hinaus kann eine
breitere Anwendung dieses Instruments zu makroökonomischen Instabilitäten in den tropischen Schuldnerländern führen. Zum einen
wird die Inflation angeheizt, wenn die Begleichung der Auslandsschulden über Geldschöpfung erfolgt. Andererseits können die Finanzverbindlichkeiten zunehmen, wenn die Auslandsschulden lediglich durch Inlandsverschuldung ersetzt werden.2^ Damit ist vor allem bei
engen inländischen Kapitalmärkten zu rechnen.
Im Zusammenhang mit „debt-for-nature
swaps" spielt auch das Trittbrettfahrerverhalten
eine besondere Rolle. Die Spende an eine Umweltorganisation trägt zur Verbesserung der
Umweltsituation bei und stiftet somit nicht nur
dem Spender, sondern allen Wirtschaftssubjekten einen Nutzen. Dadurch entsteht der Anreiz,
sich als Spender zurückzuhalten und von anderen Wirtschaftssubjekten einen Beitrag zum
Umweltschutz zu erwarten, da keiner von den
positiven Auswirkungen des Umweltschutzes
ausgeschlossen werden kann. Die Folge ist ein
geringeres Spendenaufkommen, als das bei
einem gesamtwirtschaftlichen Optimum der
Fall wäre.
Die einseitige Ausrichtung der Transfers auf
die Reduzierung der Auslandverschuldung
führt auch dazu, daß wenig verschuldete Länder nur unzureichend einbezogen werden. Eine
weitreichende Implementierung der „debt-fornature swaps" in den verschuldeten Ländern
könnte in den weniger verschuldeten Ländern
zwei unterschiedliche Reaktionen hervorrufen.
Erstens könnten manche Länder bei steigenden
Weltmarktpreisen für Tropenholz dazu übergehen, den Abbau ihrer Regenwälder voranzutreiben. Zweitens hätten gering verschuldete
Länder, wie Indonesien, Malaysia oder Thailand, Anreize, ihre Auslandsverschuldung auszuweiten, um somit in den Genuß von „debtfor-nature swaps" zu gelangen.
Insgesamt dürfte die Mobilisierung von Finanzmitteln durch „debt-for-nature swaps" äu-
24
ßerst gering sein. Ein signifikanter Beitrag zum
Schutz von Tropenwäldern kann mit diesem
Instrument nicht geleistet werden, da dadurch
die Anreize zum Umweltschutz für das Schuldnerland nicht gestärkt werden. Die Regierungen von Tropenländern könnten sogar versucht
sein, die mit dem Swap-Geschäft verbundenen
Auflagen zu mißachten, da die an dem Swap
beteiligten Nichtregierungsorganisationen keine Sanktionsmöglichkeiten mehr besitzen, sobald das Swap-Geschäft abgeschlossen und die
Auslandsschuld getilgt ist.
d.
Kompensationszahlungen
Grundsätzlich können Kompensationszahlungen zum Ausgleich der durch die Tropenwaldrodung verursachten globalen negativen externen Effekte auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Einerseits können nach dem Verursacherprinzip die mit der Ressource Regenwald ausgestatteten Länder sämtliche anderen Länder
für die mit der Rodung entstehenden externen
Kosten entschädigen. Andererseits ist es möglich, daß die von den externen Kosten betroffenen Länder Transfers an die mit Regenwald
ausgestatteten Länder zahlen, um sie zu einem
Schutz derselben zu bewegen. Diese Kompensationslösung wird von Umweltökonomen als
adäquate Maßnahme zum Schutz tropischer
Regenwälder empfohlen, weil die Zurechnung
von Schäden auf einzelne Verursacher nicht
möglich ist und die Tropenländer nicht sanktioniert werden können, da es keine internationale Gerichtsbarkeit gibt. Sie ist sinnvoll,
weil der Schutz tropischer Wälder zur Stabilisierung des Weltklimas und zur Erhaltung der
Artenvielfalt beiträgt und die Bereitstellung
dieser Umweltdienstleistungen die Wohlfahrt
der Individuen in den nicht mit Regenwald
ausgestatteten Ländern erhöht (Anhang I).
Die Auszahlung, das Aushandeln und die
Verwaltung von Transfers können von privaten
Institutionen wie z.B. Umweltschutzorganisationen und Bürgerinitiativen nur in beschränktem Umfang abgewickelt werden. Private Institutionen sind weitgehend auf Spenden angewiesen, weil Erträge wie die Erhaltung des globalen Klimas nicht internalisiert werden kön-
nen. Zusätzlich zu ihren beschränkten finanziellen Möglichkeiten haben private Organisationen den Nachteil, daß sie nicht die Verhandlungsmacht besitzen, die beim Aushandeln
von internationalen Vereinbarungen notwendig
wäre. Da es im internationalen Bereich kein
durchsetzbares Rechtssystem gibt, kommt der
staatlichen Verhandlungsmacht bei der Durchsetzung derartiger Vereinbarungen eine hohe
Bedeutung zu.
Im Rahmen solcher Verhandlungen stellt
sich die Frage, wie die Kosten der Umweltschäden sowie die Vermeidungskosten gemessen werden sollen. Die Vermeidungskosten lassen sich dabei leichter feststellen, da die zugrundeliegenden Kostenarten mit Marktgrößen
zu erfassen sind. Dies gilt auch für Rohstofflagerstätten, obwohl deren Marktwert oft nur
geschätzt werden kann. Die Umweltschäden
sind insofern schwieriger abzuschätzen, als bestimmte Umweltschäden wie Klimaveränderungen nicht ausschließlich auf die Rodungen
zurückzuführen sind. Selbst wenn die Zurechnungsproblematik gelöst werden könnte, so
mangelte es doch an marktäquivalenten Bewertungsgrundlagen für bestimmte Rechtsgüter
wie menschliches Leben. Ebensowenig lassen
sich bestimmte öffentliche Güter wie Landschaftsschutz oder klimatische Bedingungen
hinreichend quantifizieren (Abschnitt II. 1). Der
Wert der Güter wird daher auf politischer Ebene bemessen. Deshalb ist es sinnvoll, daß staatliche Instanzen, die politische Verantwortung
tragen, das Aushandeln und die Auszahlung
der direkten Transfers übernehmen.
Bei der Ausgestaltung des Transfers stellt
sich darüber hinaus die Frage, ob eine einmalige Auszahlung oder periodische Teilzahlungen zu bevorzugen sind. Aus ökonomischer
Sicht birgt die erste Lösung größere Probleme.
Erstens würde eine einmalige Auszahlung ein
sogenanntes Prinzipal-Agent-Problem hervorrufen.26 Der Empfänger des einmaligen Transfers (Agent) hat nach erfolgter Auszahlung keine Anreize, die daran geknüpften Bedingungen,
von denen der Nutzen des Transferzahlers
(Prinzipals) abhängig ist, zu überwachen oder
einzuhalten. Zweitens ergibt sich daraus das
Problem des sogenannten „obsolescing bar-
25
gain". Dieses Problem tritt auf, wenn durch die
nicht antizipierte Änderung von ökonomischen
Daten Anreize entstehen, einen in der Vergangenheit geschlossenen Vertrag nicht einzuhalten. Um die Wahrscheinlichkeit der Vertragstreue zu erhöhen, können Nachverhandlungen
erforderlich werden. Bei der Transferzahlung
tritt dieses Problem auf, wenn sich ökonomische Daten ändern. Dies ist z.B. dann der Fall,
wenn sich die Opportunitätskosten des Tropenwaldschutzes aufgrund steigender Holzpreise
erhöhen. Eine einmalige Auszahlung könnte
Nachverhandlungen aufgrund des PrinzipalAgent-Problems erschweren, weil der Transferempfänger wenig Anreiz zur Wiederaufnahme
von Verhandlungen hat, wenn damit Rückzahlungen einmal geleisteter Transfers verbunden
sein können.
Eine Alternative zu einer einmaligen Auszahlung wäre die Teilauszahlung. Die Industrieländer tätigen den Transfer in Form von
Schuldtiteln mit marktüblicher Verzinsung.
Statt eines einmaligen Transfers erhalten die
mit Regenwald ausgestatteten Länder somit nur
die Zinsen für die Schuldtitel, die auch durchaus handelbar sein können. Wenn das Entwicklungsland die an die Transfers geknüpften Bedingungen nicht erfüllt, bleibt somit ein Spielraum für eine einseitige Verringerung der
Transfers durch eine Verringerung des Nennwertes der Schuldtitel. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung besteht darin, daß die Budgetbelastung, die den Industrieländern durch diese
Transfers entstehen, geringer sind als bei einer
direkten Auszahlung der Transfers.
Zusätzlich sind jedoch auch Verhandlungen
zwischen den Transfers leistenden Staaten notwendig, um eine Verteilung der Transfers auf
einzelne Entwicklungsländer zu koordinieren
und die individuellen Transferzahlungen eines
jeden Industrielandes zu bestimmen. In diesem
Zusammenhang könnte eine internationale Umweltbehörde, die diese Koordination übernimmt, durchaus sinnvoll sein. Theoretisch
müßte der Anteil eines Industrielandes an den
zu zahlenden Transfers zwar durch seinen Anteil an den globalen Kosten der Umweltschäden bestimmt werden. In der Praxis läßt sich
diese Regelung jedoch nur schwer umsetzen.
Zum einen verhindert die Zurechnungsproblematik eine genaue regionale Verteilung der
globalen Umweltschutzkosten. Zum anderen
wären dabei auch viele finanzschwache Entwicklungsländer, die keine Regenwälder besitzen, zu Transferzahlungen verpflichtet. Daher
wäre in der Praxis auch eine Lösung denkbar,
bei der die Anteile an den globalen Transferzahlungen durch die Wirtschaftskraft des zahlenden Landes bestimmt werden.
e.
CO2-Ausgleichsverträge
Die im Rahmen der United Nations Conference
on Environment and Development (UNCED)
verabschiedete Klimakonvention sieht in Artikel 4 (2), Buchstabe a) vor, daß Staaten ihre
Maßnahmen zum Klimaschutz mit anderen
Staaten gemeinsam durchführen können. Auf
dieser Basis wird vorgeschlagen, daß Vertragsstaaten, die sich selbst Emissionsziele auferlegt
haben, in anderen Staaten erreichte Emissionsreduktionen auf die eigenen Emissionen anrechnen lassen können, um so die Zielerreichung zu gewährleisten. Für dieses Verfahren
hat sich der Begriff „Joint implementation"
etabliert. In der Praxis erfahren vor allem sogenannte CO2-Ausgleichsverträge zwischen Industrieländern und Ländern mit tropischen Regenwäldern steigende Popularität,27 wobei insbesondere auf die kosteneffiziente Zielerreichung dieses Ansatzes verwiesen wird. Dies
verdeutlicht Anhang ü, in dem die Funktionsweise und Effizienz von CO2-Ausgleichsverträgen an einem einfachen Beispiel erläutert wird.
Die Möglichkeit, Maßnahmen im Ausland
durchzuführen, stellt eine Direktinvestition dar,
die es offenkundig zuläßt, daß internationale
Kostenvorteile der Reduktion von CO2-Emissionen realisiert werden. Jeder Emittent wird
Maßnahmen zum Tropenwaldschutz oder Wiederaufforstungsmaßnahmen in Tropenländern
finanzieren, solange diese Kosten unter den
vermiedenen Kosten (beispielsweise der Steuerlast aus der Erhebung einer CO2-Steuer) liegen. Deshalb können CO2-Ausgleichsverträge
einen substantiellen Effizienzbeitrag leisten.
Allerdings ist damit noch nicht die ökologische
Effektivität dieser Maßnahme gesichert, wenn
26
„Joint implementation" sich in einem institutionellen Rahmen abspielt, der dadurch gekennzeichnet ist, daß sich Industrieländer zu
einer Reduktionspolitik verpflichten, die sie
auch in Ländern leisten können, die keine strikte Klimapolitik betreiben. Da die Tropenländer
keine eigenen Reduktionsziele haben, ist zum
einen nicht sichergestellt, daß die über einen
CO2-Ausgleichsvertrag erzielte Reduktion
nicht an anderer Stelle zumindest kompensiert
wird (Heister und Stähler 1995: 227). Zum anderen machen Emissionsgutschriften nur dann
Sinn, wenn durch die Direktinvestition ein eigenständiger Beitrag zur Emissionsreduktion
geleistet wird, d.h., die Emissionsreduktion
nicht sowieso vom Tropenland vorgenommen
worden wäre (Pearce 1994: 14).
Verschiedene Autoren (Klaassen 1994;
Böhm 1994) plädieren deshalb dafür, CO2-Ausgleichsverträge zwischen Staaten auf die im
Anhang 1 der Klimakonvention aufgelisteten
Unterzeichnerstaaten (Industrie- und Transformationsländer) zu begrenzen, da diese Länder
im Gegensatz zu Entwicklungsländern einigermaßen klar definierte Emissionsziele aufweisen. Dagegen läßt sich jedoch einwenden, daß
eine Ausdehnung von CO2-Ausgleichsverträgen auf Entwicklungsländer das Potential für
Kostenersparnisse vergrößert. Wie schwerwiegend dieser Einwand ist, ist jedoch fraglich, da
rund 70 vH der gegenwärtigen CO2-Emissionen
aus Unterzeichnerstaaten stammen und bereits
in diesen Ländern beträchtliche Unterschiede
bei den Vermeidungskosten bestehen.
Im Prinzip kann ein CO2-Ausgleichsvertrag
dazu dienen, mehr Kohlenstoffsenken zu schaffen oder Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.
Die gegenwärtig bestehenden Ausgleichsverträge (Pearce 1994: Tabelle 2) dienen im wesentlichen dazu, durch Wiederaufforstungsmaßnahmen und nachhaltige Forstwirtschaft
Senken zu schaffen. Dabei besteht die Gefahr
der Manipulation sowohl auf der Seite des Tropenlandes als auch durch das emittierende Unternehmen im Industrieland. So kann das Tropenland behaupten, daß ein Szenario ohne
Wiederaufforstung die relevante Referenzsituation für Vertragsverhandlungen darstellt. Es
kann dann ein „Joint implementation"-Projekt
attrahieren und für sich in Anspruch nehmen,
daß die neu angepflanzten Bäume einen eigenständigen Beitrag zur Kohlenstoffixierung darstellen. Im ungünstigsten Fall schließen CO2Ausgleichsvertrage auch Projekte zur Verhinderung der Abholzung ein, was bedeutet, daß
Drohungen, den Tropenwald zu zerstören,
durch Ausgleichsverträge belohnt werden.
Ebenso besteht für den Projektpartner im Industrieland ein Anreiz, das Ausmaß der Emissionsreduktion oder Fixierung zu übertreiben,
um damit in den Genuß höherer Emissionsgutschriften zu gelangen.
IV. Resümee: Einzelmaßnahmen zu einem Politikpaket verknüpfen
Im vorliegenden Beitrag wurden lokales und
globales Marktversagen sowie Politikversagen
als mögliche Ursachen für die gegenwärtige
Übernutzung tropischer Wälder identifiziert.
Ansatzpunkte für ein verbessertes Tropenwaldmanagement sind folglich in diesen drei Bereichen zu suchen. Um das Marktversagen auf
lokaler Ebene zu korrigieren, müssen zunächst
sichere und durchsetzbare Eigentumsrechte für
die einzelnen Verwendungen des Tropenwaldes
geschaffen werden. Verbleibende externe Umweltkosten können z.B. durch Ressourcennutzungssteuern oder die Festlegung von Nut-
zungsobergrenzen internalisiert werden. Derlei
Maßnahmen versprechen erhebliche Biomassengewinne, sie sind jedoch zumindest kurzbis mittelfristig mit Outputverlusten verbunden,
weil sich die ökologischen Vorteile einer reduzierten Tropenwaldnutzung erst mit zeitlicher
Verzögerung in ökonomischen Größen wie der
landwirtschaftlichen Produktivität niederschlagen. Es ist deshalb kaum damit zu rechnen, daß
die Entscheidungsträger in den Tropenländern
entsprechende Maßnahmen isoliert ergreifen.
Würden zusätzlich ökologisch und ökonomisch
schädliche Eingriffe wie die verbreiteten Ex-
27
portrestriktionen für unverarbeitetes Tropenholz unterlassen, könnten die Kosten des Tropenwaldschutzes abgemildert und gleichzeitig
weitergehende Biomassengewinne realisiert
werden. Noch besser sähe das ökonomische Ergebnis aus, wenn darüber hinaus bestehende
Verzerrungen in der Agrar-, Handels- und Makropolitik abgebaut würden. Die notwendigen
Reformen der allgemeinen Wirtschaftspolitik
haben zwar zum Teil negative ökologische
Wirkungen, die jedoch im Vergleich zu den
direkt auf die Tropenwaldnutzung ausgerichteten Maßnahmen so wenig ins Gewicht fallen,
daß sie das ökologische Ergebnis kaum beeinflussen. Zur Unterstützung der Schutzbemühungen der Tropenländer und als Kompensation für
die Bereitstellung der globalen öffentlichen
Güter „Klimaschutz" und „Artenvielfalt" sind
schließlich Transferzahlungen seitens der Industrieländer sinnvoll, die eine Teilung der Kosten zwischen Industrie- und Tropenländern bewirken. Die ebenfalls häufig vorgeschlagenen
Importrestriktionen für Tropenholz würden hingegen die Anpassungslast überwiegend auf die
Tropenländer abwälzen und wären zudem nur
in den seltensten Fällen ökologisch effektiv.
Insgesamt dürften sich durch geeignete Kombinationen von Maßnahmen aus den genannten
Bereichen für die meisten Tropenländer Politikpakete formulieren lassen, die einen Konflikt
zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen vermeiden und damit eine wichtige Voraussetzung für ihre Durchsetzbarkeit erfüllen.
Anhang I. Zur Bestimmung der Höhe von Kompensationszahlungen
Schaubild AI verdeutlicht, welche Determinanten die Höhe von direkten Transfers an ein
Land bestimmen. Auf der vertikalen Achse
werden die Grenzkosten abgetragen, die mit der
Rodung des Regenwaldes eines Landes verbunden sind. Die Menge des gerodeten Waldes
wird auf der horizontalen Achse abgetragen.
Für das mit Regenwald ausgestattete Entwicklungsland sind zwei Kostenarten für die Bestimmung der gesamtwirtschaftlich optimalen
Rodungsfläche ausschlaggebend. Zum einen
entstehen dem Land Kosten, wenn es auf die
Rodung von Regenwald verzichtet. Diese Vermeidungskosten lassen sich aus dem entgangenen Nutzen des Faktors Regenwald herleiten
und beinhalten somit vor allem die entgangenen
Erlöse aus dem Holzeinschlag und die Kosten
des Verzichts auf eine alternative Landnutzung
für Ackerbau und Viehzucht (vgl. dazu Übersicht 1). Die Grenzvermeidungskosten sinken
mit zunehmender Rodung des Waldes. Dies
läßt sich folgendermaßen begründen:
- Die Produktivität des Faktors Boden wird bei
fortschreitender Rodung sinken, da zunehmend Grenzböden mit niedrigerer Produkti-
vität und schlechterer Verkehrsanbindung erschlossen werden.
- Mit zunehmender Rodung werden auch
Waldgebiete erschlossen, die eine geringere
Holzqualität oder höhere Transportkosten als
die bereits abgeholzten Wälder aufweisen.
Den fallenden Grenzvermeidungskosten stehen steigende Grenzkosten der Waldrodung Cu
des jeweiligen Landes gegenüber. Der steigende Grenzkostenverlauf ist damit zu rechtfertigen, daß mit zunehmendem Rodungsgrad
Klima- und Erosionsschäden zu erwarten sind,
welche die Kosten der Rodung überproportional steigern. Bei einem hinreichend hohen
Rodungsgrad wird nämlich die ohnehin beschränkte Fähigkeit der Regenwälder zur Regenerierung nicht mehr genutzt. Erschwerend
kommt hinzu, daß bei einer höheren Rodung
manche Umweltschäden wie Bodenerosion und
Klimaveränderungen zeitlich früher eintreten.
Da es sich bei den Umweltkosten um abdiskontierte Folgekosten handelt, steigen die Umweltkosten überproportional zur Rodung, weil
alle zukünftigen Umweltschäden berücksichtigt
werden.
28
Schaubild AI - Zur Bestimmung der Höhe der Transfers zur Erhaltung des tropischen Regenwaldes
C
Co
Cu
Grenzvermeidungskosten der Walderhaltung
Nationale Grenzkosten der Tropenwaldzerstörung
Cu
q
Globale Grenzkosten der Tropenwaldzerstörung
Fläche des gerodeten Regenwaldes
C
Grenzkosten
Aus der Sicht des mit der Ressource Regenwald ausgestatteten Entwicklungsland ergibt
sich der optimale Rodungsgrad beim Schnittpunkt A der beiden Grenzkostenkurven C„ und
C„, dem eine Rodung von q2 entspricht. Wenn
man jedoch die globalen (nationalen und internationalen) Kosten der Umweltzerstörung berücksichtigt, die in Schaubild AI durch die
Grenzkostenkurve Cu dargestellt werden, so
ergibt deren Schnittpunkt mit der Kurve Co ein
anderes, globales Optimum im Punkt B, dem
eine geringere Rodung von qx entspricht. Die
globale Grenzkostenkurve C*u hat bei jeder gegebenen Rodungsmenge q eine höhere Steigung
als die nationale Grenzkostenkurve Cu, da davon ausgegangen werden kann, daß der von Industrieländern bei der Abdiskontierung der Folgekosten zugrunde gelegte Zinssatz aufgrund
der unterschiedlichen Zeitpräferenzraten geringer ist als im Entwicklungsland. Dies bedeutet,
daß in Zukunft anfallende globale Umweltschäden höher bewertet werden.
Wenn das Entwicklungsland zu einem globalen Optimum, wie es im Punkt B herrscht, bewegt werden soll, muß das Ausland einen
Transfer in Höhe des Dreiecks ABC an das Entwicklungsland leisten. Das Ausland macht dabei die Auflage, nur eine Menge in Höhe von q^
zu roden. Der Eigenbeitrag des Landes zum
Umweltschutz wird durch das Dreieck ACD
veranschaulicht. Dieser Eigenbeitrag ist gerechtfertigt, da die verringerte Rodung auch
dem mit Regenwald ausgestatteten Land positiven Nutzen in Form von geringeren Umweltschäden stiftet.
29
Anhang II. Funktionsweise und Effizienz von CO2-Ausgleichsverträgen
Zur Verdeutlichung der Funktionsweise von
CO2-Ausgleichsverträgen seien zwei Länder,
ein Industrieland i und ein Tropenland t, unterstellt. Die beiden Länder sehen sich unterschiedlichen
Grenzvermeidungskostenkurven
(GVK, und GVK,) gegenüber. Die Emissionsmenge des Industrielandes wird dabei auf der
Abszisse von Punkt B aus nach links gemessen,
die Emissionsmenge des Tropenlandes entsprechend von Punkt A aus nach rechts. Im unregulierten Ausgangszustand, in dem noch keinerlei
Schadstoffvermeidung stattfindet und damit
auch keine Vermeidungskosten anfallen, werden von beiden Ländern jeweils die (gleichen)
Höchstmengen (AB) an Kohlendioxid emittiert,
da die Nutzung der Atmosphäre keinerlei Restriktionen unterliegt. Soll nun die gesamte
Emissionsmenge auf AB beschränkt werden, so
könnte dies dadurch geschehen, daß sich das
Industrieland verpflichtet, seine Emissionen
gänzlich zu reduzieren.
Kommt dagegen ein Ausgleichsvertrag zustande, wird die geforderte Emissionsreduktion
AB in beiden Ländern zusammen erbracht,
wobei sich im Optimum die Grenzvermeidungskosten in beiden Ländern ausgleichen
(Punkt E). Welche Menge in welchem Land
eingespart wird, hängt von der Lage und dem
Verlauf der jeweiligen Grenzvermeidungskostenfunktionen ab. Diese bestimmen ebenfalls
die Höhe der Kosten zur Vermeidung der letzten gerade noch emittierten Einheit. In Schaubild A2 wird das Industrieland seine Emissionen nur um AC, das Tropenland seine Emissionen um BC reduzieren, da die Grenzvermeidungskosten im Industrieland annahmegemäß
höher sind als im Tropenland.28
Ein Kostenvergleich zeigt nun den Vorteil
des Ausgleichsvertrages. Bei Reduktion der geforderten Gesamtmenge AB allein im Industrieland entstünden Kosten, die der Fläche unter
der Grenzvermeidungskostenkurve GVKt entsprechen, also der Fläche ABF. Wird die Reduktion in beiden Ländern kostenminimal erbracht, entstehen nur Gesamtkosten in Höhe
der Flächen BCE plus ACE. Die gesamte Kostenersparnis in Höhe von BEF kann nun je
nach Verhandlungsergebnis zwischen beiden
Parteien aufgeteilt werden. Die Grenzvermeidungskosten pendeln sich nach erfolgter Kompensation in beiden Ländern bei GVK* ein, da
hier die im Tropenland erreichte Emissionsreduktion BC gerade die noch fehlende Reduktion im Industrieland ausgleicht.
Schaubild A2 - Funktionsweise und Effizienz von CO2-Ausgleichsverträgen
GVK
GVK*
30
Endnoten
1
2
3
4
^
So wurde z.B. die Rodung von Tropenwaldflächen zumeist von indigenen Wanderfeldbauern vorgenommen. Diese
Nutzungsform ermöglichte aufgrund ausreichender Brachezeiten und extensiver Wirtschaftsweise in der Regel eine
Regenerierung des Baumbestandes.
Im Reisekostenansatz wird eine Nachfragekurve konstruiert, die beschreibt, wie häufig ein Besucher in Abhängigkeit der
Reisekosten, die aus den Anfahrtskosten, eventuell anfallenden Eintrittspreisen sowie den Opportunitätskosten in Form
entgangener Einkommen bestehen, ein bestimmtes Erholungsgebiet aufsucht (Pearce und Turner 1990: 153 f.). Die
Fläche unterhalb der Nachfragekurve gibt die Zahlungsbereitschaft des Besuchers für das Reiseziel an. Subtrahiert man
davon die Reisekosten, so ergibt sich die Konsumentenrente, die die Nutzeneinbuße des Individuums bei einem Verlust
der Erholungsmöglichkeit mißt. Durch Aggregation der individuellen Konsumentenrenten läßt sich dann der
Gesamtwert des Erholungsgebietes berechnen.
Die Zahlen für Westafrika sind mit großer Unsicherheit behaftet. Der von der FAO geschätzte beträchtliche Rückgang
der Rodung in den westafrikanischen Ländern Nigeria und Cöte d'Ivoire, der sich in einer Halbierung der Abholzung für
ganz Westafrika in den achtziger Jahren gegenüber den siebziger Jahren niederschlägt, wird von anderen Autoren (z.B.
Myers 1994) nicht bestätigt.
Der „moderne" Wanderfeldbau unterscheidet sich vom traditionellen Wanderfeldbau indigener Völker durch kürzere
Brachezeiten und eine intensivere Bodennutzung, so daß er nicht mit einer Regeneration der Tropenwälder kompatibel
ist.
Der Grad der Degradation ist hier definiert als Quotient aus der durchschnittlich eingeschlagenen Holzmenge und dem
durchschnittlichen Anfangsbaumbestand in Primärwäldern, wobei die eingeschlagene Holzmenge mit dem Faktor 2 multipliziert wird, um Ernteschäden und Rodungen für die Konstruktion eines Wegenetzes zum Abtransport der geernteten
Bäume in Rechnung zu stellen. Die Berechnung des Degradationsgrades ausschließlich für Primärwälder ist gerechtfertigt, weil der Schwerpunkt des Holzeinschlags mit weit über 80 vH in Primärwäldern liegt (Enquete-Kommission
1994: 494).
6
Die Komplementarität zwischen den Werten der Tropenwalderhaltung erreicht seine Grenzen, wenn z.B. der
Ökotourismus zum Massenphänomen wird und dadurch Tier- und Pflanzenarten gefährdet werden.
Eine systematische Forstinventur, die mehr als nur den Baumbestand erfaßt, wurde bisher nur in Indonesien durchgeführt (Thiele 1994). Dort wurden neben der Holzmenge und -qualität auch die Bodenfruchtbarkeit und die Bedeutung
der Wälder für den Erosionsschutz berücksichtigt.
^ Im Fall des Tropenwaldes erstrecken sich die Nutzungskosten nicht nur auf die geerntete Holzmenge, sondern auch auf
die Schäden, die den nicht geernteten Bäumen durch den Einsatz schwerer Erntemaschinen zugefügt werden.
Zur Frage der erstbesten wirtschaftspolitischen Korrekturmaßnahmen bei Vorliegen von Marktversagen vgl. z.B.
Bhagwati und Ramaswani (1963).
10 Die Ressourcenrente ist definiert als Holzpreis abzüglich aller Ernte-, Transport- und Verarbeitungskosten. Bei „open
access" reduziert sie sich durch den Zugang immer neuer Nutzer bis auf Null (Siebert 1983: 127).
11 Zu einer ausführlichen Diskussion der einzelnen in der Forstwirtschaft Indonesiens erhobenen Steuern und Abgaben
siehe Thiele (1994).
2
1 Einen hohen Anteil ihrer Nutzholzproduktion exportieren die asiatischen Länder Malaysia (75 vH), Indonesien (60 vH)
und Papua Neuguinea (83 vH) sowie die afrikanischen Länder Kongo (62 vH), Cöte d'Ivoire (57 vH), Gabun (78 vH),
Ghana (49 vH) und Liberia (64 vH). Zusammen haben diese Länder einen Weltmarktanteil von rund 8 vH.
13 Daß die bestehenden Exportbeschränkungen für Tropenholz vor einem GATT-Panel keinen Bestand haben würden,
illustriert die Entscheidung im Disput zwischen den USA und Kanada über ein kanadisches Exportverbot für Heringe
und Lachs. In diesem Fall begründete das GATT-Panel die Ablehnung des Exportverbots damit, daß die kanadische
Regierung nicht gleichzeitig den Zugang inländischer Verarbeiter und Konsumenten zum Angebot an Lachs und
Heringen begrenzt habe (Chase 1993: 764). Dieselbe Entscheidung mit derselben Begründung wäre auch für Tropenholz
zu erwarten.
'4
Preisanreize können sich natürlich auch in höheren Erträgen auf bestehenden Flächen niederschlagen, weil insbesondere
in Afrika südlich der Sahara noch erhebliche Produktivitätsreserven bestehen. Dennoch ist damit zu rechnen, daß zumindest teilweise neue Flächen in Tropenwaldgebieten erschlossen werden.
15 Der Versuch Österreichs, zum 1. September 1992 den Importzollsatz für Tropenholz von vormals 8 vH auf prohibitive
70 vH anzuheben, stellt das prominenteste, aber nicht einzige Beispiel in dieser Kategorie dar (Chase 1993: 760 ff.).
Inzwischen gibt es auch eine Vielzahl von subnationalen Versuchen, den Tropenholzimport einzuschränken. Zum Beispiel haben rund 200 Stadtverwaltungen in Deutschland und mehr als 50 vH aller niederländischen Stadtverwaltungen
ein Verbot für die Verwendung von Tropenholz in öffentlichen Gebäuden eingeführt. In den USA haben viele Städte
und mindestens drei Bundesstaaten — Arizona, Kalifornien und New York — die Verwendung von Tropenholz bei
öffentlichen Bauvorhaben verboten (Varangis et al. 1993: 17).
1^ Unter den Begriff Brennholz fällt hier sämtliches Holz, das als Energieträger Verwendung findet, einschließlich des
Anteils, der zu Holzkohle umgewandelt wird (nach Angaben der FAO: 10 vH). Zu beachten ist, daß der Brennholzeinschlag kaum eine Rolle bei der Zerstörung der feuchten Tropenwälder spielt, sondern vor allem ein Problem der
trockenen Wälder (Savannenwälder) oder von Buschvegetationen ist (Diehl 1993: 105).
17 Die sehr niedrige globale Nachfrageelastizität für Rundholz zeigte sich nach Einführung von Exportbeschränkungen
wichtiger Tropenholzproduzenten. So reagierten die Importpreise infolge des Angebotsausfalls weit stärker als die Men-
31
gen. Dies ist auf begrenzte Substitutionsmöglichkeiten für tropisches Rundholz zurückzuführen. Höhere Nachfrageelastizitäten für Schnittholz und insbesondere für Sperrholz (-1,14) implizieren dagegen gute Substitutionsmöglichkeiten zwischen tropischen und nichttropischen verarbeiteten Hölzern. Dies überrascht nicht, da viele wichtige Importeure von Tropenholz selbst verarbeitetes Holz,, insbesondere Sperrholz, entweder aus importierten Rundhölzern oder
aus Nadelhölzern aus eigener Produktion herstellen. Schätzungen für Südostasien weisen demgegenüber eine höhere
Importnachfrageelastizität für Rundholz als für Schnittholz und Sperrholz aus (Barbier, Bockstael et al. 1994: 258). Es
verwundert deshalb nicht, daß diese Länder zunehmend dazu übergegangen sind, die Rundholzexporte zugunsten von
verarbeiteten Hölzern, insbesondere Sperrholz, zu begrenzen.
18 Begrenzte Verarbeitungskapazitäten im Inland können kurzfristig den Holzeinschlag verringern. Da Exportrestriktionen
jedoch die Rentabilität lokaler Verarbeitungsindustrien erhöhen, werden mittel- bis langfristig Verarbeitungskapazitäten
aufgebaut, die die Kapazitäten von ausländischen Verarbeitern ersetzen oder sogar überkompensieren.
19 Vgl. dazu den „non-dolphin-save-tuna"-Disput zwischen den USA und Mexiko. Dieser Disput wird als richtungsweisender Präzedenzfall über den Inhalt von Art. XX GATT angesehen. Unilaterale handelsbeschränkende Maßnahmen
zur Erreichung von Umweltzielen in Drittländern sind demzufolge nicht durch diesen Artikel gedeckt. Die USA hatten
Art. XX(b) und XX(g) GATT dahingehend interpretiert, daß es möglich sei, den Import von mexikanischem Thunfisch
zu behindern, der mit Fangmethoden gefangen wird, die eine Gefahr für Delphine darstellen (ESE 1992: 63).
2
^ Die folgende Diskussion eines Zertifizierungssystems für Tropenholz basiert auf Brockmann et al. (1996).
1 Maximal 1 vH aller Tropenwaldflächen wird zur Zeit nachhaltig bewirtschaftet (FAO 1993b: 50). Rund ein Drittel der
tropischen Rundholzproduktion wird roh oder verarbeitet in die Industrieländer exportiert. Auch wenn die dortigen
Tropenholzverbraucher nur zu 5 vH latente Konsumenten von nachhaltig produzierten tropischen Hölzern sind, ist diese
Bedingung erfüllt.
22
Der Anteil des in den geschlossenen Wäldern tropischer Länder geschlagenen Nutzholzes, der in rohem oder
verarbeitetem Zustand in nichttropische Länder exportiert wird, liegt bei etwa 30 vH (71,97 Mill. mV258,3 Mill m3, vgl.
Tabellen 7 und 8). Die Exporte gehen, zum Teil nach Weiterverarbeitung in einem anderen tropischen Land, fast vollständig in industrialisierte Länder. Da die Forstwirtschaft maximal für etwa 15 vH der Regenwaldrodung und -degradierung verantwortlich gemacht werden kann (Tabelle 2), erreicht eine vollständige Zertifizierung der international
gehandelten Tropenholzprodukte nur ungefähr 5 vH der durch Zerstörung bedrohten Flächen. Dabei ist noch nicht
berücksichtigt, daß die Holzproduzenten dann neue Abnehmer nicht nachhaltig produzierten Tropenholzes in den
heimischen Märkten suchen würden und eventuell arbeitslos gewordene Forstarbeiter durch Landsuche zusätzlichen
Druck auf den Regenwald ausüben könnten (Diehl 1991: 216).
2
2
Eine Übersicht über die in den achtziger Jahren durchgeführten Swaps bietet Amelung (1991: 4).
Obwohl bisher nur wenige Swap-Geschäfte abgeschlossen wurden, sind die Sekundärmarktpreise für ausländische
Schuldtitel signifikant angestiegen, sobald die Absicht zu einem solchen Geschäft bekannt wurde (Hansen 1989).
2
^ In drei Vierteln aller Fälle hatten neue inländische „Naturschutzanleihen" einen Wert von etwa 90 vH oder mehr der
ursprünglichen Schulden (Weltbank 1992: 209).
2
" Dieses Problem taucht immer dann auf, wenn es eine Beziehung gibt zwischen einem Agenten, der Verfügungsmacht
hat, und einem Prinzipal, dessen Nutzen als Eigentümer oder Auftraggeber von den Entscheidungen des Agenten abhängt, wobei der Agent die Möglichkeit hat, seinen Nutzen zu Lasten des Prinzipals zu maximieren.
2
' Der weltweit erste private Ausgleichsvertrag wurde zwischen der niederländischen FACE-Stiftung (der nationalen Elektrizitätsbehörde) und der malaysischen Innoprise Corporation abgeschlossen. Die FACE-Stiftung will genügend Bäume
Pflanzen, um den gesamten CO2-Ausstoß eines 600-Megawatt-Kraftwerks mit einer Laufzeit von 25 Jahren vollständig
auszugleichen. Dazu wird eine Fläche von 150 000 Hektar tropischen Regenwaldes benötigt. Der Ausgleichsvertrag verpflichtet die Innoprise vorerst, innerhalb von drei Jahren in ihrem Konzessionsgebiet 2 000 Hektar wiederaufzuforsten.
Die Niederländer zahlen für diese Anfangsphase zunächst 1,3 Mill. US$. Gelingt das Experiment, dann will die Stiftung
in den nächsten 23 Jahren im gleichen Gebiet weitere 23 000 Hektar Tropenwald mit einheimischen Bäumen aufforsten
lassen (Die Zeit 1994). Eine Liste weiterer CO2-Ausgleichsverträge zwischen Industrie- und Tropenländern findet sich
bei Pearce 1994: 10 f.
2
2
^
^
°
Für das Ergebnis der Analyse ist es unerheblich, ob die Grenzvermeidungskostenkurven gleich sind oder verschieden.
Der Fall, in dem die Grenzvermeidungskosten im Industrieland höher sind als im Tropenland, kann aber für die Praxis
als der relevantere angesehen werden und bildet deshalb die Grundlage für Schaubild A2.
32
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