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V.IRAT Veröffentlichungen der Ideagora für Religionsgeschichte, Altertumswissenschaften & Theologie herausgegeben / bereitgestellt von Florian Lippke SLM Press ‫ﺳﻼم‬ ‫שלום‬ Jerusalem TOBIASlib Tübingen 2014 Impressum: Florian Lippke Liebermeisterstraße 12 D-72076 Tübingen Germany V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) MAX KÜCHLER Frühjüdische Weisheitstraditionen Zum Fortgang weisheitlichen Denkens im Bereich des frühjüdischen Jahweglaubens (seitenidentisch mit der Erstausgabe) digitalisiert und optisch nachbearbeitet von Florian Lippke Zum Autor: Max Küchler (1944) studierte Theologie in Passau/D und Freiburg/CH, wo er 1972 mit dem Lizentiat biblischer Ausrichtung abschloss. Nach dem biblischen Bakkalaureat in Rom setzte er seine Studien mit den 'Schwerpunkten Biblische Landeskunde und Frühjüdische Literatur an der Ecole Biblique et Archeologique Fran~aise in Jerusalem fort. Seitdem ist er wissenschaftlicher Assistent am Biblischen Institut t.ind wissenschaftlicher Mitarbeiter des Propädeutikums der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg/CH. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte er am 29~ Januar 1979 in Freiburg/CH. Von Max Küchler (z.usammen mit Othmar Keel) ist 1971 «Synoptische Texte aus der Genesis» I + II (2. Aufl. 1975) erschienen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) MEINER FRAU BERNADETTE KÜCHLER-SCHWARZEN http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 11 Das Problem und die Aufgaben .••..•....•...•.. Einleitung I. WEISHEITSREFLEXION UND WEISHEITSMATERIALIEN IN DEN FRUEHJUEDISCHEN BEKENNTNISGRUPPEN 1. DIE TORA-WEISHEIT 13 31 33 1.1 Von der hi1h als Weisung zur 'Weisheit' als Tara.... 33 1.2 Die Folgen der Identifizierung von 'Weisheit' und Gesetz. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • . • • • 40 1.3 Texte und Materialien zur Tara-Weisheit und Weisheitsspekulation in Palästina und der Diaspora............................................ 46 A. 'Weisheit' als Personifikation, mythische Gestalt oder Hypostase •...•.• ,............................ a) b) c) d) e) Zwei Paralleltexte aus dem Umkreis Israels (TEXTE 1-2)........................... Die 'Weisheit' vor und bei der Erschaffung der Welt (TEXTE 3-5).......................... Die kostbare, nur von Gott findbare 'Weisheit' als Gabe an die Menschen, bzw. an Israel (TEXTE 3-5) • . . . . • . . • • • • • . . • • . . • • • . • . • • . • • . . • . . Werberufe und Busspredigten von "Frau Weisheit".. • . . . • • • • • • • • • . . . • • • . • • . • • • • • • • • . • . . 'Weisheit' als geschichtswirkende Kraft....... 46 46 47 48 51 52 B. Die 'Weisheit' als Gesetz........................ 52 a) Biblische Grundtexte (TEXTE 9-14)............. 52 (1) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2 b) Die klassischen Identifikationstexte (TEXTE 11-14)................................. 53 C. Die Tara im Gewande der 'Weisheit' in der rabbinischen Literatur........................... 54 a) b) c) d) e) Präexistenz und Sein bei Gott (TEXTE 15-16)... Schöpfungsmittlerschaft (TEXT 17) ... ..... ... .. "Tochter Gottes" (TEXT 17a)................... Universales Angebot und exklusiver Besitz..... Synonymer Gebrauch von hlln und hDjn ........ 55 55 56 56 57 D. Alexandrinische Weisheitstraditionen............. 57 a) Aristobulos (TEXT 18) • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Aus den alexandrinischen Weisheitsschriften (TEXTE 19-20) ..•........•.........•• c) Philo......................................... 57 2. DIE WEISHEIT DER APOKALYPTIKER 58 60 62 2.1 Geschichtliche Situierung der apokalyptischen Bewegung. • . . . . . . . . . . . . . . . . • . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 2.2 Grundzüge der apokalyptischen Weisheitslehre .......• 65 2.3 Texte und Materialien zur apokalyptischen Weisheit................................................ 72 A. Herroch - der wahre Vermittler apokalyptischer Weisheit und Wissenschaft ......•......•.... 72 a) "Der Schreiber aller Wunder der Weisheit" (äthHen 92,1) (TEXTE 21-23)................... b) Der Ursprung der widergöttlichen Weisheit (TEXTE 24-25)................................. 72 74 B. Die'Weisheit' als Person, mythische Gestalt oder Hypostase und als eschatologische Gabe...... 76 a) Bei der Schöpfung (TEXTE 26-29) .. .......•..•.. b) In der jetzigen Unheilszeit (TEXTE 30-31) ••... c) In der Endzeit (TEXTE 32-36) .••.... .....•.•... 76 77 78 'Weisheit' als Gesetz (TEXTE 37-40)................ 80 D. Weisheitliehe Paränesen und Lehrtexte (TEXTE 41-46) . . . • . • . . • • . . . . • . • • . . • • . . . • . • • • • . . . . . 81 E. Weisheitliehe Lehrerzählungen (Texte 47-50) ...... 85 c. 3. WEISHEIT IN QUMRAN 3.1 "Weisheitliche" Sprache und Lebensweise in der heiligen Gemeinschaft........................... http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 88 89 3 3.2 Das apokalyptische Geheimnis und dessen Vermittlung. 92 3.3 Weisheitliehe Formen und Inhalte ..•••.....•......... 96 3.4 Texte und Materialien zur Weisheit in Qumran •..•.••. 98 A. Der "Lehrer der Gerechtigkeit" als wahrer Vermittler der "wunderbaren Geheimnisse" (lQH 2,13) für die "Erwählten Gottes" (lQS 11,7) (TEXTE 51-56)........................................... 98 B. 'Weisheit' und Schöpfung in hymnischen Texten (TEXTE 57-60) • • • • • • • • • • • • • . • • • • • . . • • . • • • • • 100 C. Personifizierte 'Weisheit' und 'Torheit' (TEXTE 61-64).................................... 102 D. Andere Weisheitsschriften belehrender Art (TEXTE 65-66).................................... 106, E. Astronomisch-astrologische Fragmente. MagischMantisches. • . . . . . . • . . • . . . . • . • . • . . • . . . . . . . . • . • . . • . 108 Zusammenfassender Ueberblick. • . . • . • . • . . . . . • • . . . • . . . . . . . . . . • 110 II, DIE GROSSEN WEISEN ISRAELS NACH DEN FRUEHJUEDISCHEN EXEGETEN, HISTORIKERN, ROMANCIERS UND POETEN 1. ISRAEL - DIE MUTTER ALLER WEISHEIT 115 117 1.1 Demetrios : Der Beginn des jüdisch-hellenisti.schen Midraschs. . • . . . • . • . . • • • • . • . • • . • . . • . . . . . . • • • . • . 117 1.2 Pseudo-Eupolemos (Samaritanus) : Abraham als Ersterfinder der "chaldäischen Kunst" ..•...•..•...•. 119 1.3 Eupolemos (Iudaeus) : Mose als "erster Weiser" .....• 121 1.4 Artapanos : Abraham, Josef und Mose als Initatoren der zivilisatorischen Entwicklung ...•..•••.•..•. 123 1.5 Aristobulos :Die Griechen als Schüler des Mose .•••. 125 2. SALOMO - DER PROTOTYP DER FRUEHJUEDISCHEN WEISEN-BIOGRAPHIEN 128 2.1 Salomonische Weisheit als grösstmögliches Wissen schwerster Wissensgebiete (von lKÖn bis Sir) • • • • • . . • . • . . . • . • • • • • • . • . • . . . . • . • • . • • • . . . . . . . 128 2.2 Die Ausweitung bis in die Magie (von Weish bis Josephus) •••......•...••...•..•........•.•...•.• · 13 2 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 4 2.3 Die Zentrierung auf das Gesetz (von EpAr bis Josephus) •.•.•....•....••••.•.•..•...••••.••••.•.••. 136 140 3. DIE WEISEN ISRAELS IM MUSISCHEN KAMPF 3 .1 Rätselwettkämpfe. . . . . . . . . . • . • . • • . . ... • . . • . • . . . • . . • . • . 3.1.1 Simsen und die Philister ..•.....•...•.....•••• 3.1.2 Salomo, die Königin von Saba und Eiromos von Tyros. . • . . • . . • . . • . . . . . . . . . . . . . • • • . • . . . . • . . 3.1.3 Die Schulkinder von Jerusalem und der Athener. . • • . . . • . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . • . . . • . . . 3.1.4 Jehoschuac ben Chananja und die Weisen des Athenäums// Achikar und der Pharao .•.•.•• 14 4 144 14 5 148 149 3. 2 Sympotische Wettspiele .......•.••..••.•.••.•..••...• 150 3.2.1 Die Leibpagen des Darius ..........•.•..•••.•.. 151 3.2.2 Die Jerusalemer Gelehrten bei Ptolemaios II Philadelphos .••.•••••••..•.• ·• . . . . . . . . • • • . . . • . . 152 Zusammenfassender Ueberblick............................... 154 II I 157 I LOGO I SOPHON IN FRUEHJUED I SCHER ZEIT l. FRAGEN ZU FORM UND GATTUNG 157 l. l Das Weisheitslogion. . • • • . . . . • . . . . . . • . . • . . • • • • • • . . • . . l. l. l Spruch. . . • • • • • • • • • . • • . . • • • • • . . • . • • • • • • • . • • • • • . 1.1. 2 Mahnwort •••••.•••.••.•••.• ~·. . • • . • . . • • • • . • • • • . • 1.1.3 Rätsel •.•...•. · .•..•..••..••.•.•.•..••••••.•••. 15 7 15 9 163 164 1.2 Die Gattung der AOYO~ ao~&v und ihr Fortbestehen in frühjÜdischer Zeit. • . • • . • • • • . . . • . • • . . • . • • • . . . . • . • . . • 16 7 2. DIE TRAKTATE ABOT UND ABOT DE RABBI NATAN A.B 176 2.1 Kollektion l : Die Tradentenkette Ab l,l-15 Par AbRN A l-13, B l-27................................. 180 2.2 Kollektion I/1 : Die Hillelsprüche Ab 2,4b-7 Par AbRN A 12,26-28, B 27.31.33 ........•..••..••.••••.•.• 186 2.3 Kollektion I I : R. Jochanan b.'Zakkai und seine SchÜler in Ab 2,8-14 Par AbRN A 14-17, B 2830.31 (Beginn)...................................... 189 2.4 Weitere Logienkollektion aus den Abot-Traktaten ••... 193 ~. 196 Zusammenfassende Ueberleitung ••...•.••...••.•.•..•••.. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 5 3. WEITERE LOGIENKOLLEKTIONEN IM RABBINISCHEN SCHRIFTTUM 199 4. JUEDISCH-HELLENISTISCHE PRA~ZEPTE IN DEN GESETZESAPOLOGIEN DES PHILO UND JOSEPHUS 207 4.1 Die Gesetzesepitome bei JOSEPHUS, Ap 2,190-219 •••••• 210 4.2 Die Gesetzesepitome bei PHILO, Hyp 7,1-9 ••••••••••.• 222 5. DIE "GNOMEN DES PHOKYLIDES" IM RAHMEN DER GRIECHISCHEN GNOMOLOGIEN 5.1 Griechische Anthologien und Gnomologien ••••••••••••• 5.1.1 Die "Anthologia Graeca" und die gefälschten jÜdischen Klassikerverse •.••••••.••.•••••••.• 5.1.2 Zur griechischen "Gnomik" : Einige griechische Gnomologien.............................. a) Praecepta Delphica, Worte der 7 Weisen, ungeschriebene Gesetze, buzygische Verwünschungen. • • • • . • • • • • • • • • • • • • • • • . • • • . • • • • • b) Die Hypotheken des Chiron.. • • • • • • • • • • • • • • • • c) Die Gnomen des Axiopistos ••••.•••.••••.•.•• d) Die Gnomen des Chare·s............... • • • • • • • e) Pseudo-Isokrates, Ad Demonicum 13-43 ••••••• f) Die Gnomen des Demokritos •••••••••••••••••• g) Die Chrien des Kleitarchos •••••••••••••••.• h) Die Goldenen Worte des Pythagoras (u.Parr). i) Die Massgebendsten Ansichten des Epikur (u.Parr)................................... k) VitAes 109f ••••••••••••••••••••••••••••••••. 1) Die monostichischen Gnomen des Menandros (u.Parr)................................... m) Ein Gnomologium Epicteteum (u.Parr) •••••••• n) Die Gnomen des Sextus •••••••••••••••••••••• 5.1.3 Zu Form, Zielsetzung und Einbettung der ' griechischen Logiensammlungen ••••••••.•••••••• 5.2 Die pseudo-phokylideische Sentenzensammlung ••••••••• 5.2.1 PseuPhok als einheitliche Sammlung von Logoi· Sophon. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • . • • • • • • • • • a) Rahmung ••••••••••••••• ·• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • b) Sprache~ ••• ·••••••••••••••••••••••••• • • • • . • • c) Verteilung der Logi.enformen................ d) Komposition •••••••••••••••••••••••••••••••• 5.2.2 Die Präsenz biblisch-frühjüdischer Weisheits tr adi tionen ••••••••••••••• · •• · • • · • · • • · • • • • a) Abhängigkeit des PseuPhok von der LXX •.•••• b) Abhängigkeit des PseuPhok von der mit . JOSEPHUS, Ap 2,190-219, und PHILO, Hyp 7,1-9, gemeinsamen Quelle des "Apologeticums ...................................... http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 236 237 237 240 2 41 245 245 246 248 250 251 251 252 254 254 256 256 258 261 262 264 264 265 272 27 4 280 281 6 c) Präsenz typisch jüdischer Anliegen •....•.•. 283 d) Anspielungen auf frühjÜdische "Dogmen"? ... 284 5.2.3 Das Verhältnis von jüdisch-hellenistischen und griechischen Elementen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 a) Die Themen (in Stichworten) . . . . . . . . . . . • . . . . 288 b) Die Adressaten............................. 290 c) Das Arbeitsethos von PseuPhok 153-174 als Testfall ..•..........•...•............. 292 d) Die Dominanz popularethisch~Begründungen .. 298 5.2.4 Pseudo-Phokylides ~ Ein Lehrbuch - und eine "Lehre" ......••.............•.........•••.•... 301 6. DIE "WORTE DES WEISEN MENANDER" 303 6.1 Themen und Adressaten............................... 305 6. 2 Formen und Gattung.................................. 306 6.3 Traditionsgeschichtliche Ortung ..................•.. 309 6.3.1 Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 6.3.2 Die Präsenz biblisch-frühjüdischer Weisheitstraditionen ......•................•.. 312 IV, 6.4 Pseudo-Menander : Der Abschluss der jüdischalexandrinischen Weisheitsbewegung ....•..•...•.•.... 316 FRUEHJUEDISCHE WEISHEIT IN DEN ACHIKAR-TRADITIONEN? 319 0. ZUR UEBERSICHT......................................... 319 1. DIE JUEDISCH-ARAMAEISCHEN PAPYRI VON ELEPHANTINE AUS DEM 5. JHD.V. (=aramAch) •.......•..•....•...•....... 325 2. DEMOTISCHE FRAGMENTE AUS ROEMISCHER ZEIT (=demAch) .•••.. 333 3. DIE ORIENTALISCHE EPISODE IM GRIECHISCHEN AESOPROMAN AUS DEM 1. JHD.N. (=aesAch) GRIECHISCHE ACHIKAR-NOTIZEN ..•......•.........•....••..• 338 4. DIE ORIENTALISCHEN VERSIONEN (=orVers) MIT DEM SYRER ALS HAUPTZEUGEN (=syrAch) AUS CHRISTLICHER ZEIT ••••••.•• 348 ANHANG: Das Mosaik des Monnus in Trier (3.Jhd.n.) ..•... 352 5. ARAMACH IN SEINEM VERHAELTNIS ZU SYR ACH UND DEN qR VERS... • • • • • . . • • . • . . . • . . • . . • . . • • . • . . • • • • • . . . . • • • . 358 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 7 6. ACH! KAR IM TOBlASBUCH. . • • . • • . . • . . • . • . • . . . • . . • • . . . . . . . . . . 364 7. DIE BIBLISCHE UND FRUEHJUEDISCHE WEISHEITSLITERATUR IN IHREM VERHAELTNIS ZU ARAMACH UND DEN OR VERS .•..•... 380 8. ACHIKAR UND DIE NEUTESTAMENTLICHEN SCHRIFTEN •...•....... 386 8.1 Präsenz des aramAch im ntl. Schrifttum? •.•.•.•••... 387 8.2 Beziehungen zwischen dem ntl. Schrifttum und den orVers ? .........•.••....•...•.•..••.••.••.•.... 391 9. ACHIKAR IM RABBINISCHEN SCHRIFTTUM .•...•....•......•..•• 403 10. ZUSAMMENFASSUNG......................................... 411 V, WEISHEITLICHE PARAENESEN UND LEHREN IN DEN TESTAMENTEN DER ZWOELF PATRIARCHEN 415 1. DAS LITERARISCHE TESTAMENT ALS SPEZIFISCH FRUEHJUEDISCHE GATTUNG PARAENETISCHER TENDENZ 415 1.1 Das literarische Testament in der griechischen und römischen Literatur.. • . • . • . • . • • . . • . • • • . • . . • . . . . . 415 1.2 Die frÜhjüdische und christliche Testamentenliteratur................................................. 419 1. 3 Die Gattung "Testament"............................. 425 2. FRUEHJUEDISCHE WEISHEITSTRADITIONEN IN DEN TESTAMENTEN DER ZWOELF PATRIARCHEN (Test XIIPatr) 2.1 Die Test XIIPatr und ihre Probleme ••••••••••.••.•..• 2.1.1 Der Stand der Forschung ....•....••.•..•••..••• 2 .1. 2 Die Analyse von J. BECKER. • . . . • • • • • . . . • . . • . • • . a) Zur Entstehungsgeschichte und Schichtentrennung ••.••...•.••.•••.•.•.•.•.• b) zur Charakterisierung der Grundschrift ..••• c) Zur Charakterisierung der weisheitliehen Einschübe.................................. d) Zur Charakterisierung der apokalyptischen Einschübe •••••.•.•..•.•. ·• • • • • • • . . • . . • e) Zur Frage nach Entstehungsort und -zeit ••.. 2.2 Fragmente weisheitlicher Lehrvorträge I : Lasterparänesen..................................... http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 431 431 431 434 434 437 438 4 38 439 442 8 2.2.1 TRub 4,6-6,4 : Unzucht bringt VerderbenFrauen bringen Unzucht •....•.....••••••••..•.. 442 2.2.2 TSim 3,1-3.5-6 : Besessenheit und Befreiung von Neid...................................... 447 2.2.3 TJud 14,1-4.7-8; 16,1-3 : Vom Weintrinken. . • • • • . . . • . • • . . • • • . . • . . • • . • • . . • . . . . . • • • 451 2.2.4 TJud 18,3-5 : Die bösen Wirkungen der Geldgier ••••.•............••.•• ; • • • • • • • • . . • . • . 458 2.2.5 TDan 2,1-5,1 : Das doppelköpfige Uebel von Zorn und Lüge. • . • . • . . . . . • . • • . . • • . • • • • . • • . • 4 61 2.2.6 TGad 3,1-5,5 : Vom schlechten und todbringenden Hass •....••.....••..•.•.•••.•••.... 469 2.3 Fragmente weisheitlicher Lehrvorträge II : Tugendparänesen. • • • . . • • . • . . . . . . . . • . . . • . . . . • . . . • . • • . • 4 7 8 2.3.1 TBen 3,1; 4,1-5,3; 6,1-6; 8,2-3: Vom gu- · ten Menschen. • . • . • . . . . • • • • • • • • . • . • • • . . • • • . . . . . 4 7 9 2.3.2 Tiss 4,2-6a: Vom einfachen Menschen .•••.•.... 487 2.4 Ein weisheitliches Mahngedicht in zwei Versionen : grTLev 13,1-9a Par arTLev 84-89.91-95 .•....•...•.••• 2.5 Lehrtexte Über die Ordnungen in der Welt der Natur und des Menschen in TNaf und TAsch •.•.•.•.••• ; .•..•. 2.5.1 TNaf 2,2-7 (=Frgt 1) : Die göttliche Macht durchdachten Gestaltens ••.••••.••••..•••••••.. 2.5.2 TNaf 2,8-9; 3,2-5 (=Frgt 2) : Die göttliche -r6.ELG und die menschliche cha.!;Ca............... 2.5.3 TNaf 8,7-10 (=Frgt 4) : Die doppelte -r~EtG der Gebote. . . . • • . . • • • . • • . . . . . . . . . . . . . • . • . . . . . . 2.5.4 TAsch 1,3-6,6 (ohne 5,4) : Die Doppelgestalt des Weges, des Wesens und des Endes der Menschen •..•..•..•.•...••.. ~. • . • . . • • . • • . • • • • . . 3. FRUEHJUEDISCHE WEISE IN DEN PARAENESEN UND LEHRTEXTEN DER TEST XIIPATR 3.1 Die Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr, ein Zeugnis frühjüdischer Laienfrömmigkeit ••••••..•..... 491 499 504 507 513 515 526 526 3.2 Der klassische und der radikale Weise in TLev 13 ··· 535 VI. 3. 3 Ein subtiler Denker in TAsch........................ 536 3.4 Die psychologisierenden und kosmologisierenden Moralisten ••. 1• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 537 RUECKBLICK 1. RUECKBLICK WEISE UND AUSBLICK 547 FRUEHJUEDISCHE WEISHEIT, FRUEHJUEDISCHE 547 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 9 1~1 Reflexion über Offenbaren und Erkennen anhand der Weisheitsspekulation (Kap. I) ••••••••••••••••••• 547 1.2 Weisheitliehe Interpretation des Volkes Israel und seiner grossen Gestalten (Kap. II) • • • • • • • • • • • • • • 549 1. 3 Pflege der Logienweisheit (Kap. III und IV) ••••·••••• 550 1.4 Weisheitliehe Paränese und Lehre in der Testamentenliteratur (Kap. V) • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 551 2. AUSBLICK : CHRISTLICHE WEISHEIT, JESUANISCHE WEISHEIT 2.1 Christliche Weisheit ••••••••••••••••••••••••••••••• -. 2 .1. 1 Weishei tliche Christologie. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • a) Texte aus der Quelle Q und in deren Interpretation durch Mt und Lk ••••••••••••• b) Sophia-Mythologie in alten Christushymnen •• c) Jesus Christus als "Weisheit Gottes" im paulinischen Schrifttum ••••••••••••••••• 2.1.2 Christliche A.oyoL ao<P@v ••••••••••••••••••••••• 2.1.3 Weisheitliehe Paränesen und Lehrtexte im frühen Christentum •••••••••••••••••••••••••••• 2.2 Jesuanische Weisheit •••••••••••••••••••••••••••••••• 2.2.1 Jesus als frühjüdischer Weisheitslehrer ••••••• a) Die jesuanische Gruppe als Lehr- und Lerngemeinschaft. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • b) Praesenz und Bedeutung der synoptischen Weishei tslogien. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 2.2.2 Jesus- eine endgültige Weisheitsgestalt ? .•.. 553 554 556 556 558 561 562 567 572 574 57 4 57 6 583 Anhang : Die weisheitliehen Logien Jesu bei den Synoptikern. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 58 7 VERZEICHNISSE 593 1. Literaturverzeichnis ••••••••• ; •••••••••••••••••••••••••• 593 1.1 Hauptsächliche Quellen und Uebersetzungen ••••••••••• 1.1.1 Frühjüdisch................................... 1.1. 2 Rabbinisch •••••••••••••••••••••.••••••••••.•••• · 1.1. 3 Christlich •••••••••••••••••••••••••••••••••••• 1. 1. 4 Griechisch/RÖmisch. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 1.1.5 Anderes ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 593 593 595 596 59 7 599 1. 2 Zitierte Literatur. • • • • • • • • •. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 600 2. Abkürzungsverz-eichnis. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 67 3 3. Tabellenverzeichnis •••••••••••••••• •.................... 675 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 10 REGISTER 676 1. Stellenregister (eine Auswahl) . • • . • . . . • . • • . . • . . • • . • . . . . 676 Biblia Hebraica (Stutt.)........................... Septuaginta (Ralphs)............................... Frühjüdisches Schrifttum (pal. und alexandr.) •..•.. Qumrantexte ....•...... ·.•.........•....••...••••.... Rabbinisches Schrifttum. . • . . . . . • . • • • . . . . . . • • . . . . • . . Neues Testament.................................... Frühchristliches Schrifttum .•......•...•......••••. Griechen und Römer (nicht-christlich) . • . . • . . • . . . . . . Anderes..... . . . • . • • • • . • • .. . . . . . . . . • . • . . . • . • . . . . . . . . • 2. Namen- und Sachregister (eine Auswahl)................. 676 679 680 688 6 90 692 693 695 696 69.7 1.1 1.2 1.3 1.4 1. 5 1.6 1.7 1. 8 1. 9 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) VORWORT Die vorliegende Studie ist die überarbeitete Fassung einer Untersuchung, die zu Beginn dieses Jahres von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg (CH) als Doktoratsdissertation angenommen wurde. Auf das Thema gebracht wurde ich durch eine Vorlesung von Prof. Dr. 0. Keel Über biblische Weisheitstexte, in welcher ausblickshaft auch die Frage nach dem Weitergang der Themen und Anliegen der "alten Weisheit" in die frühjüdische und neutestamentliche Zeit gestellt wurde. In einem Methodenseminar bei Prof. G. Schelbert untersuchte ich in der Folge BULTMANN's Umgang mit den synoptischen Weisheitslogien. Dies wiederum konnte als Vorarbeit für die breiter angelegte theologische Lizentiatsarbeit mit dem Titel Die weisheitliehen Logien Jesu nach den Synoptikern (Um- fang, Echtheit und Bedeutung), dienen. Bei einer Diskussion des Th~mas mit den Teilnehmern des Freibur- ger "Souper Biblique" wurde mir dann von Prof. J.-D. Barthelemy das Frühjudentum für eine aufmerksamere Behandlung ans Herz gelegt. Dieser Vorschlag erwies sich als Anstiftung zu einem Unternehmen, das mich für die folgenden Jahre in Beschlag nahm und das mich jetzt zu vielfachem Dank verpflichtet. Während eines einjährigen Studienaufenthaltes an der Ecole Biblique et Archeologique Fran~aise in Jerusalem (1974/74), den mir der Schweizerische Nationalfonds ermöglichte, konnte ich Literatur und Archäologie des Frühjudentums aus nächster Nähe kennen lernen und nachher mit der mehrmaligen Unterstützung durch die Administration des Bistums Basel, durch meine Eltern und Schwiegereltern ein Jahr lang vertiefen. Aber auch danach gab mir die Arbeit als Assistent am Biblischen Institut der Universität Freiburg (CH) - dank einer dynamischen Anwendung des Zeitbegriffs durch die Herren Professoren H.-J. Venetz und A. Schenker genügend Zeit für die persönliche Arbeit. Obwohl nach gängiger Weisheit "guter Rat teuer ist", war ich immer wieder erstaunt, mit welcher Grosszügigkeit mich Fachleute an ihren Forschungsergebnissen teilnehmen liessen. Es seien hier (11) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 12 nur die besonderen Ueberraschungen erwähnt : Herr Dr. Karl-Th. ZAUZICH (Berlin-Charlottenburg) stellte mir einen Vorabdruck seiner demotischen Achikarfragmente zur Verfügung. Prof. Dr. N. WALTER (Naumburg, DDR) verschaffte mir, neben anderen besten Hinweisen zum Thema, die Verbindung zu Herrn Dr. P. VAN DER HORST (Utrecht), der mir ein Manuskript seiner grossen Pseudo-Phokylides - Studie schenkte. Prof. J.-T. MILIK (Paris) gab mir Einsicht in die zwei noch nicht publizierten Qumranfragmente 4QTobarama.d; und PD Dr. D. ZELLER (Freiburg, BRD), den ich bewusst an der semantisch wichtigen Schlussposition erwähne, hat mir im freundlichen Gespräch und mit der Zustellung seiner für mich thematisch wichtigen Arbeiten nicht nur Mut zur Weiterarbeit, sondern auch zur Beschränkung auf die Literatur der frühjüdischen Zeit gemacht. Ihnen und allen nicht genannten Helfern, besonders meinen Freunden in Freiburg (CH) und Jerusalem, sei hier mein herzlichster Dank ausgesprochen. Was die Drucklegung angeht habe ich gesondert zu danken für die namhaften Zuschüsse des Hochschulrates der Universität Freiburg und der Administration des Bistums Basel, wie auch für die diskrete Hilfe meiner Eltern und des Herausgebers des ORBIS BIBLICUS ET ORIENTALIS, Prof. Dr. 0. Keel. Das schwierige Geschäft der Herstellung des Manuskripts besorgte Frl. Bernadette Schacher mit solcher Sorgfalt und Schnelligkeit, dass mir fast der Dank wegblieb. Als besonders erwähnenswerte Unterstützung erachte ich es, dass mir die Paulusdruckerei einen nächtlichen Arbeitsplatz mit den notwendigen technischen Geräten für den Umbruch zur Verfügung stellte. Gewidmet ist die Arbeit meiner Frau. Nicht weil sie sich durch die Üblichen Sekretärinnendienste oder die bekannte Langmut gegen den vom Thema besessenen Doktoranden in meine Schuld gebracht hätte vielmehr weil sie den Mut und die Zähigkeit besass, unterdessen etwas Eigenes, ihr Germanistikstudium, durchzuführen und im gleichen heurigen Frühling abzuschliessen. Freiburg (CH) , FrÜhling 1979 Max http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) KÜchler EINLEITUNG DAS PROBLEM UND DIE AUFGABEN Mit dem Titel "Frühjüdische Weisheitstraditionen" sind jene literarischen Produkte im Bereich des Jahweglaubens gemeint, in welchen während der Zeit des FrÜhjudentums Weise zu Worte kamen. Jeder Ausdruck dieser Umschreibung des Titels hat seine eigenen Probleme und bedarf einer kurzen Erläuterung : "Zeit des FrÜhjudentums" : Der Ausdruck umschreibt den historischen, durch politische Fakten geschaffenen Zeitraum.von ca. 200 v. bis 135 n. Die Schlacht bei Panion (198 v.) mit dem Wechsel von der ptolemäischen zur seleukidischen Oberherrschaft Über das nachexilische Judentum kann als dramatischer Auftakt mit epochemachendem Signalwert angesehen werden. Der Makkabäeraufstand (Beginn 167 v.) als Gegenreaktion gegen die seleukidischen Hellenisierungsbestrebungen führte in der Folge zur Bildung des frühjüdischen Staatsgebildes. Dessen Untergang im Jahre 70 n. (1. röm. Krieg) und 135 n. (2. röm. Kriegr bildet den dramatischen politischen Schlusspunkt, der eine Gesamtverschiebung der religiösen und literarischen Kräfte mit sich brachte und das eigentliche klassische oder rabbinische Judentum heraufführte. "Literarische Produkte (dieser Zeit)" Der Ausdruck bestimmt den kulturellen Ausschnitt, der innerhalb der Gesamtkultur des Frühjudentums hier als Formalobjekt gewählt ist. Der Katalog der Schriften, die in Frage kommen, findet sich (13) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 14 Einleitung in den beiden Bibliographien von DELLING und besonders CHARLESWORTH (s. Anm. 1). Die vielfachen Verflechtungen dieses schwierigen Schrifttums, die mehrstufige Tradierung durch verschiedene Religions- und Kulturbereiche und die damit verbundenen Uebersetzungen und RÜckübersetzungen bringen es mit sich, dass der oben genannte historische Zeitraum des FrÜhjudentums gesprengt ist. Die frühjüdische Literatur umfasst Schriften, die nachweislich in der heute vorliegenden Form in die Zeit zwischen 200 v. und 135 n. fallen (bes. Qumrantexte, einige atl. Apokryphen und Pseudepigraphen, die Historiker und Exegeten, Philo, Josephus) u n d solche, deren gesamter Entstehungsprozess diesen Zeitraum nach rückwärts (bes. Achikar, voressenische Qumrantexte) oder nach vorwärts (rabbinische Texte, christliche Ueberarbeitungen, orientalische Sammlungen) Überschreiten. "Bereich des Jahweglatibens" Der Ausdruck umschreibt den religiös-weltanschaulichen Bereich gegenüber anderen griechischen und orientalischen Religionsbewegungen. Diese weiträumige Formulierung wurde gewählt, um politisch-nationale und geographische Grenzziehungen zu vermeiden und die gesamten Phänomene innerhalb der religiösen Bezugswelt zu Jahwe einzubeziehen. Er umfasst also das palästinische Judentum samt allen Bekenntnisgruppen (doch s. Anm. 3) ebenso wie dasjenige der Diaspora und lässt sich auch auf die jesuanische und urchristliche Bewegung anwenden. "Weise" : Dieser Ausdruck ist am problematischsten, ja er stellt ein Grundproblem der vorliegenden Arbeit dar, da sich an seiner näheren Bestimmung die Auswahl der Texte entscheidet. Aus gleich anzugehenden Gründen kann der Ausdruck hier zu Beginn nicht eindeutig definiert werden. Er s t e 1 1 t gerade das Problem und damit die Aufgaben. Zur Sprachregelung Weisheit Haltung (Geistesbeschäftigung), Bewegung, Literatur 'Weisheit' Personifikation, Hypostase, "reflective wisdom" "Weisheit" Wort, Begriff http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einlei·tung 15 In der intensiven Erforschung der frühjüdischen und urchristlichen Literatur der letzten Jahrzehnte 1 haben sich in dieser Hinsicht zwei fundamentale Einsichten ergeben : Einmal zeigte sich, dass der Anspruch auf Weisheitsbesitz ein Charakteristikum aller frühjüdischen Bekenntnisgruppen war. Der.Weise ist eine allgegenwärtige Gestalt. Die weisheitliehe Terminologie geht quer durch alle Schul- und Meinungsrichtungen. Der Anspruch auf die entscheidende Weisheit wird sowohl von den angesehenen b~i~1b apokalyptischen von Gesetz und Sitte als auch von den b~'1~bl1 aller Schattierungen eingeschlossen die Extremisten in Qumran und die Jesuaner in Galiläa und Jerusalem -, sowohl von den pharisäischen Schulen Hillels und Schammais als auch von den christlichen Theologen und Predigern erhoben. Mit Recht kann man deshalb von einem "sapientialen Milieu" 2 sprechen, von einem Klima des Eros nach nVI/yvwo~~, in welchem sich die jüdische Gruppenbildung vollzog. Die Auseinandersetzungen zwischen den genannten Gruppen 3 gingen immer 1} Die Literatur seit 1900 ist von einem Einzelnen nicht mehr zu bewältigen: DELLING, Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur (1900-1970}, umfasst 3650 Titel. CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha and Modern Research (1976} bringt nur schon für die Zeit von 1960-1975 1494 Nummern, die sich jedoch z. T. mit DELLING ·überschneiden. - Zu den "Handschriftenfunden vom Toten Meer" weist BURCHARD's Bibliographie 4459 Nummern auf (bis 1963}; vgl. die Weiterführung durch FITZMYER, The Dead Sea Scrolls (1977}. -Bezeichnendste literarische Ereignisse mit Signalwert sind wohl die Neuauflage und Erweiterung von SCHUERER's klassischer "Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi" durch VERMES/MILLER, A History of the Jewish People I, Edinburgh 1973, und das gemeinsame, jüdisch-christliche Werk der "Compendia Rerum Iudaicarum ad Novum Testamentum", Assen, Amsterdam I/1, 1974; I/2, 1976 ff.- Im Augenblick laufen zudem mehrere Editions-, Uebersetzungs- und Kommentarprojekte. 2} WORRELL, Concepts of Wisdom 108: "The essence of this 'milieu' is that it is not a movement,restricted to a formal group or sect. It is an understanding of life which has existed from antiquity, but which only in the post-exilic and Hellenistic periods secred a major breakthrough in acceptance to the point of becoming a major determinative in shaping things sacred as well as secular, theological as well as practical. As such it became the spirit of the times." 3} Es wird hier abgesehen von den vollständig politisierten Gruppen der Widerstandskämpfer (Galiläer, Zeloten, Sikarier u. ä.}, von denen wir sowieso keine literarischen Selbstzeugnisse haben. Nur am Rande berücksichtigt werden die beiden bedeutsamen Bewegungen, welche jedoch wegen ihrer stark tara-konservierenden Tendenz und ihrer ganz auf die priesterlich/politischen würden und Bürden zentrierten Haltung nicht zu den weisheitsgeschichtlich wirksamen Kräften gehörten, nämlich die Samaritaner und die Sadduzäer; vgl. BOWMAN, Samaritanische Probleme, bes. 30-53; LE MOYNE, Les Saduceens, bes. 381-399. HEIDENHEIM, Der Commentar Marqah's XIIIf., vermutet zwar mit dem Verweis auf ein samaritanisches Buch "Moschlim", "dass bei den Samaritanern auch Spruchsammlungen sich vorgefunden haben" (XIII} , doch ist mir davon nichts zu Gesicht gekommen. GASTER, Samaritan Proverbs 228-24.2, bringt nur moderne arabi- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 16 auch um den Anspruch und die Durchsetzunq der eigenen, je grösseren Weisheit. Damit hängt die zweite Einsicht zusammen : Unter dem gleichen Wort "Weisheit" verstecken ·sich sehr unterschiedliche Inhalte, welche es unmöglich machen, das auf einen klaren und einzigen Nenner zu bringen, was die frühjüdischen Weisen charakterisierte. Mit der Differenzierung der alten Schreiberschulen, welche doch eine recht einheitliche Funktion und Zielsetzung hatten, in rivalisieri:mde Gruppen gegensätzlicher ideeller und politischer Ausrichtung teilte sich auch die alte israelitische Weisheit, in der es doch immer um allgemein menschliche Welterfahrung und Weltbemächtigung innerhalb eines homogenen Erlebnisraumes ging, in verschiedene Weisheiten auf, die sich auf ihre speziellen Erfahrungen beriefen und schnell auch im politischen Machtkampf standen. Was VON.RAD von der alttestamentlichen Weisheit gesagt hat, gilt auch hier : "Mit der wachsenden Zahl der Arbeiten auf diesem Feld ist der Begriff 'Weisheit' immer undeutlicher geworden •••• Entfernt man nämlich das verbindende Deckwort, so steht man vor literarischen Dokumenten von allergrösster Verschiedenheit. Die Bezeichnung eines Textes als 'weisheitlich' ist ja in den Quellen keineswegs unmittelbar verankert." Weisheit gehört also "zu der nicht ganz kleinen Zahl biblischtheologischer Sammelbegriffe, ••• die sich von Zeit zu Zeit auf die Sinnhaftigkeit ihrer Anwendung befragen lassen müssen" 4 Dieser Schwierigkeit ist nicht abzuhelfen, indem man den Begriff meidet 5 • Er ist in den Texten so reichlich und in einem sehe Sprichwörter aus Codex Gaster 2051, geschr, 1938. Besonders LEBRAM, Nachbiblische Weisheitstraditionen 167-237; Theologie der späten Chokma und häretisches Judenturn 20, hat auch einige samaritanische Texte für unsere Fragestellung fruchtbar gemacht. Gerade MEMAR MARQA, dessen Autor (Markus) von den Samaritanern "Fundament" und "Quelle der Wedsheit" genannt wird, sollte - obwohl erst nach 350 n; entstanden- noch aufmerksamer beigezogen werden; Ed. + engl. Uebers.: MACDONALD, Mernar Marqah, 2 Bde. 4) VON RAD, Weisheit in Israel 18f.; vgl. die ähnlichen kritischen Fragen bei SCHMID, Wesen und Geschichte 7.185; HERMISSON, Studien 12f.140.190, .Anrn. 2; GESE, Art.: Weisheitsdichtung, RGG 6 (1962)· 1577. ' 5) Vgi. den Vorschlag für die ägyptische Maat-Literatur bei BRUNNER, Die Weisheitsliteratur 90, Anrn. 1. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 17 so breiten semantischen Spektrum belegt, dass eine radikale Beschneidung der Sprache auch den Sachverhalten Gewalt antäte. Man muss sich aber auch davor hÜten, dem Unbehagen dadurch zu begegnen, dass man sich vorschnell auf tiefer oder höher liegende Ordnungsschemata zurückzieht und mit deren plakativen Gesamtlinien und handlichen Definitionen die tatsächliche Vielfalt 6 verdeckt • Es kann nur darum gehen, das Wort in seiner Bedeutungsvielfalt zu erkennen, zu beschreiben, und in aller Differenziertheit (weiter) zu gebrauchen. Die alttestamentliche Weisheitsforschung gibt uns dabei einige Hilfen in die Hand. Eines ihrer gesicherten Ergebnisse, das aus vielen Versuchen resultiert, Weisheit als Eigenschaft des Weisen oder als geistig-literarische Bewegung zu beschreiben, besteht darin, dass 'Weisheit' nicht mehr mit den Schlagworten individualistisch, utilitaristisch, eudaimonistisch, profan, 7 rationalistisch usw. verbunden werden kann • Zwar geht es immer noch um '"das Bemühen des Menschen, das Leben, die menschliche und natürliche Welt, in die er sich gestellt sieht, als Ordnung 8 auf empirischem Weg zu verstehen" , "um sich der Welt zu bemächtigen, die Aufgaben des Lebens und letztlich dieses selbst zu meistern" 9 ; in diesem Bemühen geschieht aber "der immer neu zu vollziehende Akt frommer Einordnung in eine göttliche Ordnung, die dem Menschen auferlegt ist und in der allein er Segen finden kann" 10 . Diese Neudimensionierung der Weisheit, welche durch 6) GERSTENBERGER, Zur alttestamentlichen Weisheit 35f, zeigte schon 1969 auf, wie dies in den vorausgehenden Publikationen allzu oft der Fall war. VON RAD's grosse Arbeit zur "Weisheit in Israel" versuchte, diesem Malaise abzuhelfen (bes. 22f.); vgl. TIMM, "Das weite Herz" 224-237, bes. 234f. 7) Vgl. SKLADNY, Die ältesten Spruchsammlungen 86-95, mit ausführlichen Literaturangaben zu solchen Missinterpretationen; neben vielen anderen auch SCHMID, Wesen und Geschichte 1-7. 8) GESE, Art.: Weisheit, RGG 6 (1962) 1574. 9) SELLIN/FOHRER, Einleitung 332. Die Definition von GESE (Anm. 8) vergisst den praktischen Aspekt. SELLIN/FOHRER ihrerseits unterschätzen den eigentümlichen Selbstwert weisheitliehen Verstehens. Aehnlich KELLER, Art.: Weisheit, BHH 3 (1966) 2154: "Fähigkeit eine Aufgabe geschickt zu lösen". MERKEL, Die Predigt weisheitlicher Texte 199, bringt beide Aspekte gut zusammen: Die Haltung der Weisheit ist "die Tiefe der Einsicht in die Welt- und Sachzusammenhänge, es ist die Einsicht in das Wesen der Dinge, aus der das Vermögen entspringt zu regieren, zu raten und Recht zu sprechen". 10) VON RAD, Weisheit in Israel l09f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 18 .. . f orsc h ung ausge 1" . die agyptische Weis h e~ts ost 11 un d d ann ~n . e~ner immensen Forschungstätigkeit bis in die sechziger Jahre herausgearbeitet wurde 12 , rückte die theologische Dimension allen weisheitliehen Bemühens im altorientalischen Raum ins richtige Licht : Weisheit ist die wirklichkeitsgerechte Einsicht und das dieser Einsicht entsprechende Verhalten in einem von Gott gestifteten Kosmos. Damit ist zwar ein weiter Verstehenshorizont für eine sachgerechtere Interpretation der altisrae~itischen Weisheit gewonnen, unsere anfängliche Frage nach der frÜhjÜdischen Weisheitsliteratur jedoch erst in ihren äussersten Schichten, nämlich ihrer Vor-geschichte berührt. Für die Weisheitsliteratur der frühjüdischen Zeit kommen Faktoren ins Spiel, die nicht einfach in der Verlängerung der am altorientalisch-biblischen Material gewonnenen Vorstellungen liegen. An der Studie von Hans Heinrich SCHMID über "Wesen und Geschichte der Weisheit" (1966), lässt sich das Problem deutlicher formulieren : Der Autor setzt sich zum Ziel, "das Verhältnis der Weisheit zu Zeit und Geschichte" (4) zu klären, "und von daher das in der Weisheit zum Ausdruck kommende Welt- und Wirklichkeitsverständnis nachzuzeichnen" (7). Aus der Analyse der ägyptischen Weis- heitsliteratur von drei Jahrtausenden ergibt sich ihm die Einsicht, dass die Weisheit "weder eine geschichtliche noch eine ungeschichtliche Grösse" sei, sondern sich "in einem sehr komplexen Spiel zwischen Geschichtsbezogenheit und Ungeschichtlichkeit" vollziehe, nämlich in einem "Dreitakt von zeit- und geschichtsbezogener Konzipierung, ungeschichtlicher Tradierung und neuer geschichtlicher Anwendung" (80). 11) Konkreter Anlass war die Veröffentlichung der Lehre des Amenemope durch BUDGE,·Facsimiles of Egyptian Hieratic Papyri (1923), 10-18.41-51; Taf. I-XV, und deren dt. Uebers. durch ERMAN, Das Weisheitsbuch des Amenemope (1924), 242-252, und LANGE, Das Weisheitsbuch des Amenemope (1925) 24-135. 12) s. SCOTT, The Study of Wisdom Literature 23f; 1-3. SC~!ID, Wesen und Geschichte http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 19 Auch in der israelitischen Weisheitsliteratur findet SCHMID dieses gleiche Wechselspiel von geschichtsbezogenem Ursprung (ältere Weisheit : Spr 10-29) und der Geschichte entfliehender Systematisierung, welche im biblischen Bereich besonders stark gediehen sei. "Die Mehrzahl der israelitischen Texte ••. spiegelt eine Spätform von Weisheit wieder, die auch hier als geschichtslose, dogmatisierende Systematik zu bezeichnen ist. Denn in der Neigung zur Systembildung trifft sich die Theologisierung mit der Anthropologisierung der Weisheit" (196). Gegen diese Bastionen etablierter Weisheit traten nun Ijob und Kohelet an, die eine vehemente, aus persönlicher Erfahrung kommende Kritik an die weisheitliehen Schulevidenzen von einem notwendigen Tun-Ergehen-Zusammenhang (Ijob) und von der Einsichtigkeit der göttlichen Pläne und der Welt (Koh) richteten. Doch : "Hiob und Kohelet sind Verlierer ••. " (199). Die zum Dogma erstarrte Weisheit bleibt Siegerin. Die Gegenoffensive war zwar grassartig formuliert, aber sie wurde von den restaurativen Kräften der Zeit der entstehenden Synagoge durch Vereinnahmunq unwirksam gemacht. Die zweite Gottesrede Ijob 40,641,26 und der zweite Nachtrag Koh 12,13f., die beide redaktionell seien, entschärften die Anfrage und Infragestellung und machten diese sogar kanonfähig (vgl. 183f.l95f.). Der grosse weisheitsgeschichtliche Dreitakt fand in der biblisehen Literatur n i c h t statt. Er trieb die theologische Reflexion der nachexilischen Zeit nicht in neue Räume menschlicher Erfahrung, sondern unterlag als amputierter Zweitakt ohne kritischen Elan der vereinnahmenden, theologisierten und anthropologisierten Weisheit. Die Bilanz der Untersuchung von SCHMID ist negs:ttiv : Wenn "Weisheit ••. dort lebendig (ist), wo sie in konstitutivem Kontakt zu Zeit und Geschichte steht" (199), dann ist die biblische Weisheit in nachexilischer Zeit gestorben, da sie den konstitutiven Kontakt zu Zeit und Geschichte verloren hat. Doch gerade dieser "Kontakt zu Zeit und Geschichte" ist so eine Sache : http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 20 Einleitung Ijob und Kohelet hatten anscheinend nicht die Kraft, "das Weltverständnis des späteren Israel einer Revision zu unterziehen" 13 Weisheitliches Denken und Schreiben ging in frühjüdischer Zeit weiter, als ob es nie im Feuer einer so vehementen Kritik gestanden hätte. Ijob und Kohelet mussten verlieren, weil sie zwar sehr existenzbezogen sprachen, ihre Fragen aber nicht aus dem breiten Erfahrungsbereich ihrer Zeitgenossen formulierten und so den Kontakt zur konkreten zeitgeschichtlichen Situation n i c h t finden konnten. Wenn hingegen Jesus ben Sira aus Jerusalem in der Zeit des Kampfes gegen die Hellenisierungsbestrebungen zu Beginn des 2. vorchristlichen Jahrhunderts seine "Lehre voll Weisheit und Einsicht" (50,27a) in den Dienst seiner Nation stellt, die Geschichte der "hochberühmten Männer" (44,1) von Henoch bis zum Hohenpriester Sirnon II (ca. 220-195 v.) heranzieht und die Betonung auf die priesterliche, mit der Tradition verbindende Linie legt (vgl. 24,1.15; 45,6-22.23-26; 50,1-21), wenn er deshalb als erster die personifizierte Weisheit (24,3-22) mit dem Gesetz identifiziert (24,23; vgl. 6;37; 15,1-6; 19,20; 32,18), so bindet er die Weisheit gerade an die akutesten Zeitprobleme (Bewahrung des religiösen Gutes) zurück und spricht als Weiser ein gewichtiges Wort an der geschichtlichen Ent. kl ung d es F ru-h·JUd en t ums m1' t 14 w1q Oder wenn sich der hellenistische Verfasser der Weisheit Salomos (um 50 v.) plato.nischer Begrifflichkei t nicht ganz enthält, sondern sich alexandrinischer Wissenschaftlichkeit und Weisheit bedient, uin seinen jüdischen Zeitgenossen, die sich "durch die Hochleistungen alexandrinischer Bildung : den Glanz der Philosophenschulen, die Entwicklung der Wissenschaften, den Lockruf der Mysterienreligionen, der Astrologie, der Hermetik oder 13) VON RAD, Weisheit in Israel 306; vgl. RANKIN, Israel's Wisdom Literature 8897, bes. 97. GESE, Die Krisis der Weisheit 14lf. u. ö., zeigt gut die Distanziertheit, ja Beziehungslosigkeit auf, in welcher Kohelets Weisheit (nicht d i e Weisheit, wie der Titel irreführen könnte) steht. Dem entspricht die Wirkungslosigkeit auf der literaturgeschichtlichen Ebene. 14) s. u. Kap. r.l.l, Ziff. b. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 21 durch den sinnlichen Reiz der volkstümlichen Kulte" 15 in Frage gestellt sahen, eine weisheitliehe Glaubenslehre für Erwachsene anzubieten, wenn deshalb seine oo~Ca halbidentisch zu nvEÜ~a wird und schon in die Logosspekulation hineinreicht - so hat er gerade das getan, was lebendige Weisheit in seiner geschichtlichen Situation zu tun hatte. Wenn einzelne Visionäre in einer Zeit, als sich in palästinischen Kreisen voll ursprünglicher national-religiöser Hoffnungen die Einsicht in den katastrophalen Verlauf der Entwicklung durchsetzte und damit die vermeintliche Einsichtigkeit geschichtlicher Abläufe, bisheriger Erfahrungen und Ratschläge durch politische Fakten grundsätzlich in Frage gestellt wurde, eine neue "Weisheit von oben" verkündeten, diese als Geschenk des all-wissenden und geschiehts-rnächtigen Gottes priesen und höhere Einsichtigkeit für von Gott Privilegierte propagierten, - haben sie dann nicht, nach der "Grossmutation der lokalen Zukunftshoffnungen" 16 , hartnäckig weiter und apokalyptisch neu das alte weisheitliehe Anliegen von der Einsichtigkeit der Welt hochgehalten ? Waren nicht ihre JÜnger die geschichtlich wirksamsten, wenn auch das Land bis zur römischen "Endlösung" treibenden Kräfte des nachexilischen Judentums ? 17 Oder wenn jüdische Moralisten und Prediger in der gleichen Situation ihren Zuhörern oder Lesern das paränetische Material, das die zeitlich vorausgehenden Weisheitsschulen erarbeitet hatten oder die zeitgenössische Popularethik anbot, zu einer Zwei-Geisterlehre systematisierten und dadurch mit der allgegenwärtigen apokalyptischen Denkart verbanden, indem sie sie psychologisierend entschärften und praktizierbar machten, so erreichte diese Weisheit eine grössere Unmittelbarkeit und 15) Bible de Jerusalern (Ed. 1973), 961; COLLINS, Cosrnos and Salvation 121-142, betont gerade die Kontinuität und Weiterentwicklung der frühjüdischen Weisheit und Apokalyptik in Weish, trotz und auch gerade wegen des Einbezugs hellenistischer Kategorien. 16) MUELLER, Die Ansätze der Apokalyptik 42. 17) s. u. Kap. I.2. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 22 Einleitung Ueberzeugungskraft, als wenn sie in der ästhetisch reineren und weisheitlieh "genuineren" Darbietung kluger Sinnsprüche .. 18 b estan d en h atte • Diese vier Beispiele kommen aus vier verschiedenen religiösen Gruppierungen des Frühjudentums und weisen deshalb eine Weisheitlichkeit ganz eigenen Gepr~ges auf. Gemeinsam ist jedoch allen die Tendenz, .eine Übergreifende gedankliche Struktur zu finden, die dem weisheitliehen Material Ordnung gibt, zwischen den losen literarischen Einheiten Zusammenhänge herstellt und dadurch dem behäbigen weisheitliehen Gut geschichtliche Brisanz zu geben versucht. Jesus ben Sira nimmt die Tora zu Hilfe, der Verfasser der Weisheit Salomos den Begriff des nv1u~a, die Apokalyptiker den geheimen Plan Gottes, die Mora- listen das geläufige Schema von den guten und bösen Geistern. In den beiden letzten vorchristlichen Jahrhunderten war es anscheinend den jüdischen Weisen kaum mehr möglich, an den Versuchen systematischer Welt- und Geschichtsbewältigung, wie sie sich Überall in Religion, Philosophie und Wissenschaft zeigten, unberührt vorbeizugehen. Sie dachten und sprachen eben, wie man in einer Zeit denken musste, in der neben dem empirischen Material des Alltags auch die Kohärenz innerhalb des Welt- oder Gedankenganzen Verifikationswert hatte 19 • Gerade weil sie lebendig in ihrer Zeit und Geschichte standen, veränderte sich ihre Weisheitlichkeit 20 • Solche Strukturverschiebungen der Weisheit sind deshalb schon unvermeidlich, weil weisheitliches Denken ebenso wie alles 18) S. u. Kap. V.2.2-5. 19) Vgl. die Karikierung bei SCHMID, Wesen und Geschichte 196f.: "Dort tritt eine Strukturverschiebung weisheitliehen Denkens ein, wo die Verifikation an der empirischen Wirklichkeit unterlassen wird und wo aus Beobachtungen, denen grundsätzlich nur je und dann Gültigkeit zukommt, in einem abstraktlogischen, rationalistischen Schlussverfahren Folgerungen gezogen werden, die allgemeine, überzeitliche Geltung beanspruchen und denen sich dann die begegnende Wirklichkeit zu unterziehen hat." 20) Aehnliche Fragen richtet VON RAD, Weisheit in Israel 382, Anm. 16, an SCHMID: "Könnte man nicht in der 'Theologisierung' der Weisheit, das heisst in dem Bestreben, das Leben des Einzelnen und die Bewegungen seiner umwelt wieder mehr in das Zentrum des Wirkungsfeldes Jahwes zurückzuholen, geradezu einen neuen Vorstoss sehen hin auf eine neue Form existenzbezogener Lehre ?" http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 23 andere Denken im grossen, unweigerlichen Prozess der Geistesgeschichte steht. Ist für die israelitische Weisheitsdichtung der Vergleich mit dem ägyptischen und rnesopotarnischen Ordnungsdenken durchaus arn Platz, so kann dies in der persischen Zeit kaum mehr, in der hellenistischen sicher nicht mehr ausreichen. Der iranische Dualismus und besonders die griechische oo~(a sind ebensosehr als Gestaltungskräfte mit ihrer eigenen Wirkungsgeschichte anzuerkennen. Der von ihnen bewirkte Strukturwandel im weisheitliehen Denken darf deshalb nicht als Verfallserscheinung gewertet werden, weil er nicht mehr dem ägyptisch-rnesopotarnischen Ursprung entspricht. Die Studie von SCHMID kann zur Vorstellung von einem idealen Ursprung verleiten, dessen genuine Leistungen in den späteren Zeiten nicht mehr erreicht werden, obwohl sie normativ bleiben. In einer solchen Perspektive wären die frühjÜdischen Weisheitsreflexionen und -traditionen als dekadente Formen der altorientalischen und altisraelitischen Weisheit zu werten. Das ist auch oftmals bewusst und unbewusst getan worden. Das, was genuine Weisheit ist, darf jedoch nicht an einer primären Entwicklungsstufe erhoben und darauf festgelegt werden. Die beiden Worte "genuin" und "primär" und die damit verbundenen Vorstellungsbereiche müssen klar getrennt werden. Das Kriterium vorn "Kontakt der Weisheit zu Zeit und Geschichte" darf dann nur mit "genuin" im folgenden Sinn verbunden werden : So wie schon in der altorientalischen und altisraelitischen Weisheit grosse theologische, kosmologische und weltgeschichtliche Zusammenhänge das weisheitliehe Einzelwort - und sei es noch so "empirisch" - umfingen, so ist dies auch bei der frühjüdischen Weisheit. Nur sind die Zusammenhänge anders erfahren und formuliert. Wo i rn rn e r jedoch diese Formulierung gut geschieht, die Erfahrungen der jeweiligen Zeit also adäquat formuliert, dort ereignet sich immer wieder "genuine" Weisheit, d. h. geschieht immer wieder der "Akt frommer Einordnung" in eine göttliche Ordnung durch Verstehen und Bewältigen dieser Welt und dieses Lebens. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 24 Einleitung Die vorliegende Arbeit versucht nun zu belegen und zu erläutern, d a s s und w i e weisheitliches Denken und Sprechen in frühjüdischer Zeit weiterging und in Kontinuität und schöpferischem Widerspruch zur altisraelitisch-biblischen Weisheit eine lebendige, vielgestaltige Literatur hervorbrachte, in welcher die Geschichte der Weisheit zu neuen geschichtlichen Gestalten kam. Es geht dabei nicht darum, eine neue Formel von Weisheit in die Welt zu setzen, welche biblische und frühjüdische "Weisheit" definitorisch .umgreift, sondern darum, einen möglichst unverstellten Blick auf die frühjÜdische Literatur 2 zu werfen, um : a) die vorhandenen weisheitliehen Texte überhaupt zu erkennen, sei es als selbständige Schriften, sei es als Stücke innerhalb nicht-weisheitlicher Schriften; ihre Traditionsträger, ihre Anliegen und ihr Zielpublikum zu bestimmen und von dort her den Zusammenhang von Weisheit mit Zeit und Geschichte (als konkretem Kampf ums Leben, um Interessen und Ideale) in frühjüdischer Zeit zu beschreiben, b) die Bedeutungsfelder der Begriffe "Weisheit", "Einsicht", "Erkenntnis" und Aehnlichem in ihrer frÜhjüdischen Ausprägung zu erfassen, die entsprechenden Textgruppen auf ihren historischen und soziologischen Hintergrund zu befragen und von dort her die damals umgehenden Weisheitstheorien in ihren Funktionen und Zielsetzungen zu erkennen. Aus dieser doppelten Bestandesaufnahme lässt sich erst ersehen, was frühjüdische Weisheit ist, welche hauptsächlichen Inhalte sie aufweist und welche literarischen Formen sie kennt. Im Vergleich mit der altisraelitischen Literatur sollten sich dann jene Elemente erkennen lassen, die traditionell sind und somit Faktoren der Kontinuität darstellen, und ebenso jene Elemente, die neu 21) Zu den Einleitungsfragen s. bes. die Einführungskapitel zu den einzelnen Schriften bei KAUTZSCH, APAT I+II; CHARLES, APOT I+II, und der fortlaufend erscheinenden Reihe JSHRZ unter der Herausgabe von KUEMMEL. SCHUERER III, 188-629, DENIS, Introduction, ROST, Einleitung, und CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha,bieten die wichtigsten Informationen. Zu den in den folgenden Kap. näher behandelten Werken werden jeweils die genauen bibliographischen Angaben am betreffenden Ort gegeben. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 25 sind, weil sie aus der veränderten zeitgeschichtlichen Situation konunen und somit Faktoren der Diskontinuität oder - positiv gewendet - der Neuschöpfung darstellen. Der zu Beginn genannte und befragte Begriff des "Weisen" im Bereich des Jahweglaubens wäre dann in seiner Vielfalt beschrieben und in seiner Eigenart geortet. Den Fragen, die sich bei dieser Bestandesaufnahme und Ortung der frÜhjüdischenWeisheitstexteergeben, muss in gesonderten methodischen Schritten nachgegangen werden. Grundsätzlich sind zwei weisheitliehe Textsorten zu unterscheiden : Jene Texte, in welchen Über die Weisheit nachgedacht wird, und jene, in welchen weisheitlicher Rat und Zuspruch gegeben werden. Die zweite Gruppe umfasst ihrerseits zwei formal verschiedene Textgruppen : Jene, die aus aneinandergereihten Einzelworten bestehen, und jene, die sich als grössere kompositorische Gebilde darstellen. Die vorliegende Untersuchung ist deshalb nach den drei entsprechenden Bereichen aufgebaut : 1. Weisheitsreflexionen : Kap. I und II 2. Weisheitliehe Logientraditionen : Kap. III und IV 22 3. Weisheitliehe Paränesen : Kap. V. Wollte man eine Geschichte der gesamten nachbiblischen Weisheit oder Weisheiten schreiben, so müsste man Kontinuität und kreative Transformation dieser drei Bereiche auch in den beiden grossen Corpora der rabbinischen und frühchristlichen Literatur verfolgen, in welchen uns jene Weisheitskonzeptionen voll ausgebildet entgegentreten, welche in frühjüdischer Zeit nur in ihren weitläufigen Anfängen zu erfassen sind. Es ist ja gerade in den letzten Jahren, in welchen sich die progranunatische Verschiebung von der "Spätjudentums-" zur "Frühjudentums"-Forschung vollzogen 22) Die methodischen Fragen, die besonders der zweite und dritte Bereich aufwerfe~ werden jeweils zu Beginn der entsprechenden Teile behandelt. Dass die Gesamtausrichtung dieser Arbeit traditionsgeschichtlich ist, ergibt sich aus der im Titel gestellten Aufgabe, den Fortgang weisheitliehen Denkens in frühjÜdischer Zeit zu beschreiben. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 26 Einleitung hat 23 , deutlich geworden, wie konstitutiv diese Zeit zwischen den Zeiten sowohl für das Judentum wie für das Christentum war. In beiden Richtungen wären die wichtigsten Bindeglieder, Verschiebungen und Brüche aufzuzeigen, welche für die grosse Zweiteilung der Geschichte der Weisheit bedeutsam waren. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist bescheidener. Es geht hier "nur" um den ersten, fundamentalen Bereich der frühjüdischen Weisheitstraditionen. Ausweitungen in das rabbinische Schrifttum wurden zwar mehrfach gewagt (vgl. zur Tora-Weisheit; zur Logientradierung) , doch muss eine eingehende Behandlung der angesprochenen Themen berufeneren Leuten Überlassen werden. Auch die Fragen nach der frühchristlichen und von dort her (als RÜckfrage) nach der jesuanischen Weisheit konnten nicht in der gebührenden Ausführlichkeit gestellt und behandelt werden. Sie sind nurmehr im summarischen Ausblick von Kap. VI.2 erfasst. Auch wenn wir· uns auf die frühjüdischen Weisheitstexte beschränken, betreten wir keineswegs allseitiges Neuland. Zu jedem der drei Gebiete und zu jedem der darin zitierten Werke ist schon Wichtiges gesagt worden. Die folgenden Kapitel arbeiten jeweils den status quaestionis am betreffenden Ort auf. Hier sei deshalb als Einleitung nur eine bibliographische Gesamtübersicht Über die Hauptkapitel angefügt Besonders stark haben der Begriff "Weisheit" und die Gestalt der 'Weisheit' seit Beginn dieses Jahrhunderts (bes. SCHENCKE, WINDISCH; s. u. S. 36) bis in die letzten Jahre (bes. WILCKENS, HENGEL, FIORENZA; s. u. S. 556) die Forschung beschäftigt, wobei seit einigen Jahren die Texte aus Qumran (bes. NOETSCHER, DENIS, HENGEL, WORRELL; s. u. S. 88) eine weitere Bereicherung des Spektrums gebracht haben. Kap. I konnte deshalb recht kurz ge23) Vgl. MAIER, Geschichte der jüd. Religion 4ff.l89; Kontinuität und Neuanfang l; THOMA, Christliche Theologie des Judentums 56f.: "Dass man das Judentum, das man doch als gerade neugeboren erklärte, bereits in seiner ersten und zweiten Entwicklungsphase als eine späte, d. h. als dem baldigen Hinsterben geweihte Grösse bezeichnen konnte',, war nur auf dem Hintergrund massiver Voreingenommenheiten möglich . . . . Um jeden Geruch des Antijudaismus aus der Forschung zu vertreiben, sollte der Ausdruck Spätjudentum vermieden und an seine Stelle der zutreffendere Begriff Frühjudentum gesetzt werden." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 27 halten werden. Es stellt die von der Wort- und Motivforschung bis heute erbrachten Einsichten in den Kontext der frühjüdischen Konfessionsgruppen und beleuchtet so kurz die Notwendigkeit und die Typik der wichtigsten Weisheitskonzepte. [Die Beifügung der wichtigsten Materialien ist als Hilfeleistung gedacht.] Kap. II stützt sich auf die einschlägige Literatur zu den frühjüdischen Exegeten, Historikern, Romanciers und Poeten (bes. FREUDENTHAL, WACHOLDER, WALTER, DENIS; s. u. S. ll7ff.), bezieht diese Literatur aber, soweit ich sehe, erstmals systematisch in diesen Kontext mit ein. Den Hauptteil der vorliegenden Untersuchung bestreiten die Kap. III und IV mit der Behandlung der weisheitliehen Logienkollektionen. Dies nicht nur, weil in diesen Logienkollektionen an bis jetzt zu wenig berücksichtigten Materialien der Weitergang der Weisheit beobachtet werden kann, vielmehr auch, weil HARNACK's bald hundertjähriger Ruf nach einer "Untersuchung der jüdischgriechisch-christlichen Gnomen- und Sittenregeln-Litteratur" 24 bis jetzt viel zu wenig Gehör fand. Zwar existiert viel Spezialliteratur zu den einzelnen Autoren, wie im Lauf der Arbeit deutlich wird, eine Berücksichtigung der gesamten Materialien unter Aufarbeitunq der seit Beginn dieses Jahrhunderts geschehenen Forschung, stellt aber für die Erforschung der frühjüdischen Weisheitstraditioneneine unumgängliche Aufgabe dar. 25 24) Lehrbuch der Dogmengeschichte I (3. Aufl. 1894), 145, Anm. l : "Eine Untersuchung der jüdisch-griechisch-christlichen Gnomen- und Sittenregeln-Litteratur, anhebend bei der ATlichen Weisheitslehre einerseits und den stoischen Sammlungen andererseits, nun Über die alexandrinischen und evangelischen Gnomen hinwegschreitend bis zur ßLoaxn, den paulinischen Haustafeln, den Sibyllensprüchen, Phokylides, den neupythagoräischen Regeln und bis zu den Gnomen des rätselhaften Xystus (Sextus), ist eine noch ungelöste Aufgabe. Auch die Sittenregeln der pharisäischen Rabbi's wären herbeizuziehen." 25) KLEIN, Der älteste christliche-Katechismus (1909), hat dieses Postulat aufgenommen (vgl. S. X) und viele Materialien aus dem neutestamentlichen Schrifttum, der Didache, den Derek-Ere~-Traktaten, Tanna debe Eliahu (10. Jhd. n.), Philo, Josephus, Orchot Chaijim (11. Jhd. n.) und PseuPhok (und zwar in dieser Reihenfolge) in diese Perspektive eingeordnet. Leider werden diese z. T. sehr späten Materialien (vgl. ABRAHAMS, Hebrew Ethical Wills 32) wegen der Katechismus-Hypothese nicht an ihrem geschichtlichen Ort belassen und oft ins Korsett der Beweisführung gesteckt (s. u. Kap. VI.2.1.3, Anm. 39). - RANKIN, Israels Wisdom Literature 1/2, Anm. 1, zieht zwar den Rahmen von Achikar bis PseuMen, in seiner ideengeschichtlich ausgerichteten Studie kann dann aber das weniger bekannte Logiengut nicht recht zum Zuge kommen, vgl. sein Register zu Achikar, Phocylides, Menander (Ab fehlt). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 28 Einleitung Anhand von PseuPhok und PseuMen konnte so die Ortung frühjüdischhellenistischer Weisheitslehren besonders in der griechischen Gnomelegien-Literatur (Kap. III.S und 6), anhand von Achikar (Kap. IV) in der gesamten antiken Literatur (wenn auch anfangshaft und unvollständig) gemacht werden. Es liegt hier aber, was Textausgaben, Vergleichsarbeit und Sprachgeschichte angeht, ein noch viel zu bearbeitendes Feld vor. Kap. V macht sich eine der neueren Arbeiten zu den Test XIIPatr zu nutze (BECKER, Untersuchungen), um innerhalb dieses weitläufigen Pseudepigraphons jüdisch/christlicher Prägung Fortgang und Umwandlung der alten "Lebenslehren" zu verfolgen. Eine Situierung der Forschung zur Testamenten-Literatur ist wegen der aktuellen Diskussion etwas ausführlicher in Kap. V.l und 2.1 gegeben. Die einzige Arbeit zum ganzen Gebiet der weisheitliehen Reflexionen, Logienköllektionen und Paränesen im jüdischen und christlichen Bereich 26 , die ich kenne, ist die Aufsatzsammlung "Aspects of Wisdom in Judaism and Early Christianity", die WILKEN 1975 herausgegeben hat, "in the hope that they will encourage others to explore some of the questions we have only raised" (XXI) . Die vorliegende Arbeit, reiht sich in diese Perspektive ein. Während ihrer Herstellung sind stets neue Studien zu Einzelaspekten erschienen, welche vom Wiedererwachen des Interesses an weisheit26) Die unveröffentlichte Dissertation von THEOCHARIS, La sagesse dans le Judaisme palestinien (1963) , behandelt im Teil I folgende apokalyptische Schriften Dan (S. 9-24), äthHen (S. 25-76), Jub (S. 77-93), slavHen (S. 94-104) ,. 4Esr (S. 105-120) und syrApkBar (S. 121-130), und im Teil II ·Sir (S. 132-168) und PsSal (S. 169-207). An diesem Schriftencorpus, das in seiner Beschränkung nur einen Ausschnitt aus dem literarischen Schaffen des palästinischen Judentums bieten kann, hat THEOCHARIS vor allem folgende, wichtige Punkte aufgezeigt: a) dass im apk Schrifttum eine starke Rezeption der atl Weisheitstexte und bes. von Sir festzustellen ist (vgl. die Auflistung zu äthHen, s. 46ff.57f.); b) dass die Gestalt der 'Weisheit' im apk Schrifttum mit neuen apk/eschatologischen Heilsgestalten in Verbindung gesetzt wurde und so messianisch umgeformt werden konnte, ja sich überhaupt als Verbindungsprinzip zwischen Himmel und Erde (vgl. 64.75) darstellte; c) dass Sir als "dernier t!moin du courant sapientiel palestinien" (46; vgl. 193) (!) eine wichtige Rolle in der Vermittlung weisheitlicher Traditionen (vgl. 62) sowohl in die Apokalyptik wie auch für die PsSal gespielt hat; d) dass PsSal eine "relecture .•• pietiste du corpus sapientiel canonique" (196) darstellt (Auflistung S. 186-192). -Die ebenfalls unveröffentlichte Dissertation von HAILSON, ~okmah - Sophia. A Study af Wisdom in the Hellenistic Age (Liverpaal 1972/73), konnte ich leider nicht zur Einsidht bekommen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Einleitung 29 licher Literatur biblischer, frühjüdischer, neutestamentlicher, griechischer und orientalischer Eigenart zeugen und das grosse Kontinuum der weisheitliehen Grundevidenzen, welche das antike Leben prägten zur Geltung bringen wollen. Die Frage nach dem, was innerhalb dieses komplexen Ganzen christliche Weisheit sei, ist die für einen christlichen Theologen wohl dringlichste Angelegenheit. Sie ist hier nicht beantwortet. Meines Erachtens ist aber auch mit diesem dem Frühjudentum geltenden, notwendigen ersten Schritt schon einiges gewonnen, was über die bisherigen Beobachtungen und Einsichten hinausführt. Jedenfalls ist die Engführung, welche die Studie von SCHMID bewirken könnte, Überwunden und ein Anliegen, das auf den letzten Seiten seiner Studie deutlich wird, weitergeführt. Es scheint ja, dass die Todesanzeige der Weisheit bei SCHMID für einmal nicht so endgültig gemeint ist. Die Häufung der Fragezeichen, welche SCHMID's Suche nach Ausläufern der Weisheit bei den Propheten oder in den gesetzlichen Partien des Alten Testamentes kennzeichnet, deutet auf eine zu hoffende Auferstehung des "genuin" weisheitliehen Anliegens hin ! Erstaunlicherweise wird jedoch in einem grossen Sprung Über die frühjüdische Literatur hinweg die Frage direkt an das Neue Testament weitergereicht : "Was geschieht im Rahmen von Jesu Verhältnis zu Welt, Zeit und Geschichte mit der Weisheit ? Vermag sie allenfalls dort im wahrsten Sinn Weisheit zu bleiben, vermag sie vielleicht allein da, wo in radikaler Weise die Existenz des Menschen ausserhalb der Welt gegründet ist, wirklich offen zu sein für die begegnende Wirklichkeit ?"(201). Erst das Frühjudentum bildet jedoch den Boden, auf welchem man diese Fragen stellen und auch eine Antwort darauf erwarten kann. Sonst bleibt es beim rhetorischen Aufriss des Alten Testaments durch den christlichen Exegeten, bei einer perspektivischen Ausweitung, die ins Vage geht. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 30 Einleitung Wenn die folgenden Ausführungen es ermöglichen, die Frage von c / c Mk 6,2b Par Mt 13,54b : "t"LG 11 OOCjlLa 11 6o8e:'Lcra "t"OU"t<t>; richtig:er zu stellen, haben sie einen Schritt weiter in der Erforschung / / des "Wesens und der Geschichte der Weisheit" getan. Und da es dabei nicht nur um "einen in der Luft schwebenden Turm" wie in bSanh l06b (s.u. s. 409), sondern um ein unersetzbares "Fundament" (vgl. 1 Kor 3,10f.) geht, ist auch die kritische Gegenfrage von.Raba (Bab., gest. 352 n.) zu ertragen : "Ist denn das Stellen von Fragen etwas Grosses ?" http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I. WEISHEITSREFLEXION UND WEISHEITSMATERIALIEN IN DEN FRUEHJUEDISCHEN BEKENNTNISGRUPPEN Besondere Einsichten sind meist der Ursprung von Gruppenbildungen, sei es, dass eine Einzelperson ihre individuelle Erfahrung als Offenbarerische Evidenz darzulegen vermag, sei es, dass eine Gruppe in der Auseinandersetzung sich auf konstituierende Elemente ihres Selbstverständnisses besinnt und diese im ideologischen Rekurs zur inneren Stärkung und zur äusseren Abgrenzung formuliert. Beide Phänomene lassen sich in frühjüdischer Zeit an konkreten Gruppen und Personen beobachten. Der Begriff "Weisheit" spielt dabei, wie aus seiner alttestamentlichen Vorgeschichte zu erwarten ist, eine zentrale Rolle, weil sich in seinem Gebrauch das Selbstverständnis der jeweiligen Gruppe darstellt und weil sich in der Transformation der Inhalte die neuartigen Aspekte der Erkenntnislehre dieser Gruppe zu erkennen geben. Mit der erkenntnistheoretischen Reflexion der Bekenntnisgruppe geht Hand in Hand der Versuch, Anleitungen für die Bewältigung des Lebens im Sinn und Geist des gewählten Bekenntnisses zu formulieren • . Weisheitliche "Materialien" in Logienform, als Lehrrede oder als Paränese spiegeln somit in vielfacher Brechung die Grundoptionen der Gruppe. In diesem ersten Kapitel geht es deshalb darum, in einem Ueberblick die wichtigsten Elemente der frühjüdischen Weisheitsreflexion (31) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 32 Kap. I und einige Materialien der entsprechenden Weisheitspraxis zu erfassen. Die beiden Hochformen solch frühjüdischer Weisheit (als Theorie und Praxis) sind bekannt : Es sind dies die Tora - Weisheit und die apokalyptische Weisheit. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) l, DIE TORA - WEISHEIT Das Schlagwort "Tara-Weisheit" fasst jene Weisheitsvorstellungen zusammen, die sich seit dem Exil bei der intellektuellen Elite der Schriftgelehrten, Pharisäer und Rabbinen herausbildeten. In die- ser grossendenkerischen Bemühung, welcher es keineswegs nur um eine richtige Praxis geht, erfährt die altorientalische Schöpfungsund Lebensweisheit eine organische Weiterentwicklung, ja kraftvolle Synthetisierung. Diese grundsätzlich positive Wertung Übersieht keineswegs, dass die Verbindung vorn "Gesetz Mose" .rni t der rm:::m den Weisheitsbegriff wesentlich beeinflusst und verändert hat, doch hütet sie sich davor, diesen zu einer erstarrten, geschichtsenthobenen Form dekadenten Weisheitsbernühens im "Bündnis zwischen Nornisrnus und Weisheit" 1 zu erklären. Dies kann sowohl an einigen typischen Sachverhalten betreffs Gesetz und Weisheit in israelitisch-frühjüdischer Zeit wie auch an der inner-frÜhjÜdischen Denkentwicklung und Problernbewältigung aufgezeigt werden. 1.1 Von der hilh als Weisung zur'Weisheit' als Tora a) Die Grundbedeutung von hilh als "Weisung", "Belehrung" des Weisen (Spr 13,14; 7,2), des Vaters (Spr 4,lf.), der Mutter (Spr 1,8; 6,20) und die Parallelsetzunq des Wortes mit dem ganzen Spektrum weisheitlicher Begriffe nn~n, hi~D, ibiD, iJI usw.) zeigen, "dass die weisheitliehe törä ••. als ein von prie- l) FICHTNER, Die altorientalische Weisheit 93; vgl. BAUMGARTNER, Israelitische und altor. Weisheit 29f.; SCHMID, Wesen und Geschichte l52f.l95f. Dagegen: VON RAD, Weisheit in Israel 314ff.38l, Anm. 16; WORRELL, Concepts of Wisdom 388ff.; ZENGER, Die späte Weisheit 54. - Vgl. auch AUDET, Origines comparees de la double tradition de la loi et de la sagesse 355ff., der die ursprüngliche Zusammengehörigkeit weisheitlicher und gesetzgeberischer Tätigkeit in vorstaatlicher Zeit betont. (33) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 34 Kap. I.l.l, Ziff. a sterlieber und prophetischer törä unabhängiges Geschehen betrachtet werden" muss 2 . Oie priesterlichen und prophetischen Weisungen sind vielmehr ihrerseits im weiteren Kontext weisheitlieber Belehrung zu sehen. Nur und erst in der deuteronomistischen und Chronistischen Literatur verbindet sich der Begriff n11n fest mit dem Namen Mose (s. TEXT 9) und bezeichnet in den späteren Erweiterungen den "schriftlich fixierten Jahwewillen" 3 • Spr, Ijob und Koh brauchen aber die Termini "Gesetz", "Bestimmungen" usw. weiterhin im weisheitliehen Sinn 4 • In den Tara-Psalmen 1; 19 und 119 sind dann die beiden Komponenten von n11n als Weisung und Gesetz hymnusartig (Ps 1.19) und meditativ ausholend (Ps 119) dargelegt und zu einer "Einladung, die Tora als Hilfe zur Jahwe wohlgefälligen Lebens- und Weltbewältigung zu akzeptieren"5, gestaltet (s. TEXT 10). Weisheit bezeichnet ja schon von alters her eine exzellente Art, auf die von Gott herkommenden Welt- und Lebensordnungen zu hören; schon seit je legte sie sich damit als "Gottesfurcht" aus (s. TEXTE nach 10), auch wenn die konkreten Weisungen (nliln) über die Kommunikationskanäle der Eltern, der Weisen, des KÖnigs, des Priesters oder Propheten vermittelt wurden. Weisheitlieber Gehorsam aufgrund von eigener Einsicht in die gottgewollte Ordnun oder Befolgung eines Gesetzes, in welchem der Gotteswillen präsent geglaubt wurde, sind zwei mögliche Formen der Annahme von n11n, die sich nicht auszuschliessen brauchen, auch wenn die Geschichte ihres gegenseitigen Verhältnisses voller Antagonien ist. Es ist nun äusserst bedeutsam, dass in der nachexilischen Zeit sowohl in der weisheitliehen Reflexion, wie auch in der Schriftgelehrten Beschäftigung mit dem Gesetz neue, für das spätere Ju- 2) LIEDKE/PETERSEN, Art.: n,1n, ThHWAT 2 (1976) 1034. 3) Ebd. 1041. 4) Vgl. FICHTNER, Die altorientalische Weisheit 81-90; WORRELL, Concepts of Wisdom 20-25. 5) ZENGER, Die späte Weisheit 51. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.l, Ziff. b/c 35 denturn entscheidende Aspekte hervortraten, die die Geschichte der Weisheit weithin mit ihrer Prägung versahen : b) Seit der nachexilischen Reform durch Esra (ca. 450 v.) und 6 dem Erlass des Artaxerxes (Esr 7,11-26) war die in der Tora zusammengefasste mosaische "Weisung" die von den persischen Herrschern genehmigte Verfassung der jüdischen Heirnkehrergemeinden. Dadurch hatte sie eine eminente Bedeutung als volksbildender und gegen aussen abschirmender Faktor und wurde immer mehr die alles regulierende Grösse im praktischen Leben. Die Verheissungen von Wohlergehen und nationalem Bestand waren an das "Halten des Gesetzes" gebunden - wie das Deuteronomium unablässig verkündet, - und seit Esra hiess dies : an den konkreten, bürgerlichen Gehorsam. "Die Torah galt allen Richtungen als ••• Norm des menschlichen Verhaltens, als segens- und gnadenreiche Willensoffenbarung Gottes, in der man für alle Lebensbereiche Weisungen zu finden meinte" 7 • Sie war die beherrschende theologische und innenpolitische Grösse, welche zwar unter der Realpolitik der Hasmonäer ihre theokratische Tendenz aufgeben musste, aber immerhin im entstehenden Grassreich - dem versprochenen Idealbild des Dtn - zum alle privaten und sozialen Bereiche umfassenden Programm werden konnte. E) Andererseits hat das alte Weisheitsdenken mit seiner Hauptaufgabe, die göttlichen Grundordnungen der Welt zu erfassen und in der sozialen und privaten Sphäre zur Geltung zu bringen, in der gleichen Zeit einen tiefgehenden Wandel erfahren : Die Spekulation ü. b e r die Weisheit wurde zu einem eigenen Denkbereich auch der frühjüdischen Weisen; die "reflektive 6) Zum geschichtlichen Kontext s. FOHRER, Geschichte der israel. Religion 363-4o2 (Lit.). 7) MAlER, Geschichte der jüd. Religion 20f.23, Anm. 12 (Lit.); MANTEL, The Development of the oral Law 42: "There can be little doubt that by the time of the Maccabean period the Halaka had penetrated every aspect of life, individual, social, and national." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 36 Kap. I.l. 1, Ziff. c Weisheit" (als Hypostase, mythische Gestalt oder Personifika- tion)8, möge sie nun Über aramAch 54,1 (s. TEXT 1) in die kanaanäische,mesopotamische oder ägyptische Welt zurückverbunden 9 werden , gehört seit den Lehrgedichten in Ijob 28 (spätestens 3. Jhd.v.) und Spr 8,22-31 (um 300 v.) zu den gängigen Specula- tiva des Frühjudentums, sowohl im palästinischen Mutterland wie in der Diaspora. Wie die ZuBarnmenstellung der wichtigsten Texte zeigt, wurden der zahlreiche theologische, kosmo- logische und anthropologische Funktionen zugeschrieben, die sie zu einer der farbenreichsten Gestalten des frühjüdischen Denkens machten, der sich nicht einmal die qurnranischen Mönche entziehen konnten 10 . Sie war vorweltliches GeschÖpf Gottes : pal.: aeg.: Spr 8,22-26; Sir 24,9 ARISTOBULOS, Frgt 5 (Beginn); PHILO, Virt 62; Ebr 31, Weltplan und Schöpfungshilfe pal.: Ijob 28,25ff.; Spr 3,19f.; Fragm.-Targum und Neofiti I zu Gen 1,1 aeg.: Weish 9,2; PHILO, Det Pot Ins 54.116; Fuga 109; slav Hen 30,8 (A), vielgestaltige Eigenschaft, Gefährtin, Geliebte, Tochter, ja Gattin Gottes pal.: Spr 8,30f.; Sir 24,3 aeg.: Weish 7,22-26; 9,4; PHILO, Cher 49; LegAll 1,64, 8) Das Problem der Bezeichnung dieser Weisheitsgestalt ist, auch wegen seiner Bedeutung für die Weisheitschristologie (s. u. Kap. VI.2.l.l), schon so viel erörtert worden, dass WORRELL mit Grund von einer "obsessive fixation" sprechen kann (vgl. Concepts of Wisdom 57). Um die vielfachen Bedeutungen, welche die Einzelanalyse der einschlägigen Texte (s. u. TEXTE l-8.15-l7a.26-36) erheben kan~ nicht zu pressen, habe ich in Anlehnung an FIORENZA, Wisdom Mythology 29.33f. (s. Anm. 13), die neutrale Wendung "reflective wisdom" gewählt. Damit sei zugleich angedeutet, dass hier die Gesamtinterpretation der Weisheitstexte n i c h t im Sinne eines kompletten Weisheitsmythos (BULTMANN, WILCKENS, WINDISCH u.v.a.) oder einer progressiven Mythisierung (DUERR, SCHENCKE), sondern vielmehr als Aspekt einer allgemeinen, jüdisches und christliches Denken umfassenden Denkbewegung verstanden wird, welche FIORENZA als"reflective mythology" bezeichnet hat. -- Ausführlicher u. Kap. VI. 2.1. 9) Kanaanäisch: ALBRIGHT, Same Canaanite-Phoenician Sources of Hebrew Wisdom 7f.; STORY, The Book of Proverbs 333-337. Assyrisch: LANG, Frau Weisheit 149-152. Aegyptisch: DONNER, Die religionsgeschichtlichen Ursprünge. Zum griechischen Einfluss: HENGEL, Judentum und Hellenismus 277f. Weitere religionsgeschichtliche Herleitungen bei MACK, Logos und Sophia 14-16. Zu Achikar Pap 54,1 s. u. Kap. IV.l und 8. 10) Zum auffallend häufigen Vorkommen von F r a u Weisheit in Qumran s. u. Kap. 3, TEXTE 61-63. - Die folgenden Stellen sind nur eine Auswahl. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 37 Kap. I.l.l, Ziff. c geschichtswirkende Kraft pal.: Sir 44-50 aeg.: Weish 10-12.16-19, manchmal verweigertes Geschenk an die Menschen pal.: Sir 1,9b-10; 24,7-10; Bar 3,37.38 aeg.: Weish 6,12-16, (un}auffindbares, hÖchstes Gut : pal.: Sir 1,2-8; Bar 3,15-37; Ijob 28,1-23 aeg.: Weish 6,12-16 (!}; 9,13; auch aramAch 54,1. Die Gestalt der ilb~TI als lebendige Neuform der altorientalischen Ordnungs-Personifizierungen (Maat/Me} 11 erlangte in der frühjüdischen Reflexion jene the.oretische Bedeutung, welche im praktischen, sozia-politischen Leben, doch auch schon in eini12 , d.1e '',..,...,., . h en Ansatzen .. . gen d en k er1sc , ll inne h atte. D1ese Tora a 1 s das nachexilische "Gesetz vom Himmelsgott" (Esr 7,12.21} hatte in der neubelebten 'Weisheit', die "aus dem Mund des Allerhöchsten hervorging" unangenehmen (Sir 24,3} und sich in einer Vielzahl von z.T. recht weisheitliehen Schriften (Ijob, Koh} dokumentierte, eine reelle Konkurrentin bekommen, umso mehr als dann in hellenistischer Zeit die Tarafrömmigkeit starke Einbussen erlitt und weisheitlieh-einsichtige Weisungen grösseres Verständnis fan13 den • 11) Hierzu s. vor allem SCHMID, Wesen und Geschichte 17-22.115-118; auch KEEL, Die Weisheit spielt 63-72, zu Spr 8,30f und der ägyptischen Maat-Ikonographia 12) Die Verbindung von Schöpfungsordnung und (Sabbat-)Gesetz betonte schon der priesterschriftliche Schöpfungsbericht, vgl. die verstärkende Darstellung in Jub 2f. Die Theorie vom Tun-Ergehen-Zusammenhang ist im dtn Geschichtswerk durchgehend am Verhalten der israelitischen Könige exemplifiziert. 13) Der Kampf gegen den Polytheismus, den KNOX, St,Paul and the Church of the Gentiles 55-89, an den Anfang seiner kurzen Geschichte der frühjüdischen Weisheitsgestalt stellt, ist ein weiterer Grund ganz anderer Art, welcher die Verbindung von'Weisheit'und Gesetz förderte und zu einer propagandistischen und apologetischen Nutzung trieb, vgl. CAUSSE, La Sagesse et la propagande juive 148ff. FIORENZA, Wisdom mythology 33, fasst die theologischen Gründe für die Entstehung der weisheitli.chen "reflective mythology" in vier Punkte zusammen: "The post-exilic conununity's problern of theodicy and its missionary interests in the face of the renewed Isis-cult, Philo's concern for the transcendence of God, or the gnostic longing for salvation." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 38 Kap. I.l.l, Ziff. d ~ Es ist die geniale, wenn auch noch unvollkommen gelungene Leistung des Jeschua• ben Elcazar ben Sira, beiden Grössen das Ueberleben ermöglicht zu haben, indem er in seinem Weisheitslied Sir 24 die eine (3-22) mit der anderen (23-29) verband (s. TEXTE 8.11). Wohl unter dem Einfluss der umlaufenden Isis-Aretalogien 14 , möglicherweise nach stoischem Vorbild 15 , sicher aber auch im Weiterdenken von Ijob 28 3,19f. (s. TEXT 3), Spr (s. TEXT 4); 8,22-31 (s. TEXT 5) und Dtn 4,6ff. (s. TEXT 9) identifiziert er "die Weisheit als das 'Urbild' und das 'Ordnungsprinzip' der von Gott geschaffenen Welt, die 'auf alle Werke (Gottes) ausgegossen' wurde (Sir 1,9), mit der fest umrissenen sittlichen Norm des jüdischen Frommen, der Israel am Sinai exklusiv mitgeteilten Tara . • . • Damit wurde die vielscqichtige und missdeutbare Vorstellung der kosmischen Weisheit untrennbar mit der Geschichte Israels verbunden und umgekehrt der zur Zeit Ben-Siras in Jerusalem angefochtenen Tara eine übergeschichtliche und zugleich rationale Basis gegeben" 16 Der neue Einsatz in Sir 24,23, welcher zusammenfassend auf die lange Weisheitsrede (24,1-22) zurückblickt und deren gesamte Selbstprädikationen (•au•a nttv•a) , ob diese nun passen oder nicht, in das "Bundesbuch des höchsten Gottes" investiert, verrät deutlich die Anstrengung dessen, der hier einen bedeutungsschweren denkerischen Kraftakt vollführt. Durch das Bild von der bei allen VÖlkern wohnungssuchenden 'Weisheit', das Sirach als erster vorlegt (24,6f.; vgl. äthHen 42,lf. = TEXT31) ver- 14) Texte bei DITTENBERGER, Sylloge Inscriptionurn Graecorurn III, 390ff., Nr. 1267 (von los); PEEK, Der Isishymnos von Andros 15-22 (von Andros); 122-125 (von Kyme und los); 129 (von Kyrene); 135 (von Gomphoi in Thessalien);BERGMAN, Ich bin Isis 301-304 (von Kyme und Esna). Vgl. CONZELMANN, Die Mutter der Weisheit 225-234. 15) WORRELL, Concepts of Wisdom 70; HENGEL, Judentum und Hellenismus 308f.; WEISS, Untersuchungen 282ff. 16) HENGEL, Judenturn und Hellenismus 289. Er vermutet zudem (290), dass "in dem Kreis von 'soferim' um Sirnon den Gerechten, ... dem Ben Sira nahestand", diese Gleichsetzung erstmals zustande kam; vgl. MOORE, Judaism 1,265. Dagegen könnte FICHTNER's Beobachtung sprechen, "dass wir die ersten Spuren dieses BÜndnisses gerade in den Pss finden", dass sich Gesetz und'Weisheit' also "zuerst im Glauben und Denken des einzelnen Frommen (nicht in der Schulweisheit) gefunden haben" (Die altorientalische Weisheit 97, Anm. 1). Die Weisheitspsalmen sind jedoch spät zu datieren und stellen sicher keine Volksdichtung dar. Auch Dtn 4,6ff. (s. TEXT 9) ist ein Schultext. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 39 Kap. I.l.l, Ziff. d mag er - mittels göttlichem Befehl (24,8) Zion/Jerusalem "Wurzeln fassen lassen" die'Weisheit' zwar in (24,12), aber damit war die Identifizierung mit dem "Buch des Bundes" noch keineswegs gegeben. "Im heiligen Zelt diensttuend" (10) erinnert ja an das Handeln eines Liturgen, wie überhaupt die Schilderung von Fruchtbarkeit und Lebensfülle (24,11-22) auf den Tempel und seinen heiligen Berg verweisen. Es brauchte die deutliche "Identifikationsformel" "ta{h;a nav"ta von 24 I 23 I um die Buchwerdung der 'Weisheit' plausibel zu machen. Auch bei Baruch, der wahrscheinlich von Sir 24 abhängig ist, kann man in 3,15-38 + 4,1 (s. TEXTE 7.12) die Bemühung um eine möglichste Ineinssetzung noch sehen. Die wiederholten Fragen nach dem "Ort" der 'Weisheit', welche er aus Ijob 28 (s. TEXT 3) und Sir 1,2-6 (s. TEXT 6) aufnimmt, beantwortet er zwar vorerst genau gleich mit Gottes alleiniger Allwissenheit (vgl. Ijob 28,28 und Sir 1,11-20 mit Bar 32.37a), weist "dem Menschen" dann aber nicht wie jene die Gottesfurcht zu, sondern macht die 'Weisheit', Sir 24,8b in den Indikativ Übersetzend, zur Gabe (~OWKEV) Gottes an "seinen Knecht Jakob und seinen Liebling Israel" (3,37). Damit wäre der Gedankengang abgeschlossen. Der folgende Vers 38 17 ist evident nachklappend unÖ. TOUTO ~TtL TTl!; y]k ~8n, KaL TOLl; &vap~TtOL!; cruvavEcr"tpawn. ev Nach der Einschränkung auf Israel in v. 37 wird damit anhand des Bildes von der 'Weisheit', die auf Erden erscheint und mit den Menschen verkehrt (vgl. Spr 8,3lc; äthHen 42,la.2a) nochmals die alte Vorstellung von der universalen Präsenz der'Weisheit' (vgl. Sir l,9c.l0a; 24,6b; llQPsa 145, Kol. XVIII, 5b.6b) angeführt. So ist denn die "Identifikationsformel" athn n ß(ßA.o!; doppelt nötig, damit endlich das eigentliche Anliegen Baruchs 17) CHRIST, Jesus Sophia 33, Anm. 78. ~ach ROTHSTEIN, Das Buch Baruch 221, Anm. g, ist Vers 38 ein "Einschub von christlicher Hand". Selbst wenn diese Auffassung "nicht zwingend" (GUNNEWEG, Das Buch Barucl1, 177, Anm. 1) ist, so hat jedenfalls die Vulgata den Schritt zur Sophia-Christologie getan: "Post haec, in terris visus est, et euro hominibus conversatus est." -Weshalb die Bible de Jerusalem 1242, Anm. a, behaupten kann, "ce ll'est pas une pensee universaliste", ist mir nicht einsichtig. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.2, Ziff. a 40 zum Ausdruck kommen kann: der exklusive Besitz der'Weisheit' durch Israel im "Gesetzbuch Gottes". Seinetwegen sind die Israeliten glÜcklich zu preisen, da sie die &pEcr'~ •ou &EoÜ (vgl. Weish 9,18) kennen und sich deshalb Gott wohlgefällig verhalten können ( 4 ,3f.) • Diese zwei exemplarischen Texte haben in allen Gruppierungen des Frühjudentums Schule gemacht. Zahlreiche Stellen in den Pseudepigraphen, den Targumim, der rabbinischen Haggada, bei Philo und Josephus, in den Schriften von Qumran (s. TEXT 64), aber auch bei den historisierenden Exegeten und Romanciers 18 zeigen, dass diese strikte Gleichsetzung von n11n und nn~n zu den gängigen Theologumena des ganzen nachfolgenden Denkens im Bereich des Jahweglaubens gehörte. Welche tiefgreifenden Veränderungen für das Verständnis sowohl von "Weisheit" wie auch für "Gesetz" diese Identifizierung hervorgerufen hat, soll das nächste Kapitel kurz aufweisen 19 . 1.2 Die Folgen der Identifizierung von'Weisheit'und Gesetz a) Mit der Identifizierung von Schöpfungsordnung ('Weisheit') und Gesetzesordnung (Tora) , welche in Sirachs Identifikationsformel ihren präzisen Ausdruck bekam, aber schon längst in den nachexilischen Denkbemühungen angelegt war, wurde "jene Entwicklung eingeleitet, in welcher der Berufsstand des 'Weisen' als des Weisheitslehrers mit dem Berufsstand des nachexilischen 'Schreibers' als des Tradenten und Interpreten der Tora mehr und mehr zusammenfällt . • . • Aus dieser Verbindung des 'Weisen' und 'Schreibers' als den vom Geist erfüllten Lehrern der Weisheit = Tora entsteht der komplexe Begriff des Schriftgelehrten, sei 18) S. u. Kap. II.l, bes. zu EUPOLEMOS und ARTAPANOS. 19) HENGEL, Judentum und Hellenismus 309-318, gibt eine eindrückliche Darstellung dieses Prozesse~ Als Korrektiv zu seiner doch etwas massiv geratenen Betonung der Vergesetzlichung der Weisheits. ZENGER, Die späte Weisheit 50f.; WORRELL, Concepts of Wisdom 65-70. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 41 Kap. I.l.2, Ziff. b es in dem konservativ-engeren Sinn der Sadduzäer, nach denen die Torader deutenden Lehre des 'Weiserrvorgeordnet bleibt, sei es in dem 'progressiven' Sinn pharisäischer Schriftgelehrsamkeit, die um die Tora ihren weisheitliehen 'Zaun' errichtet" (Ab 3,2) 20 • Dies ist eine erste, soziologische "Folge" des weisheitliehen Denkprozesses. Die Entstehung eines neuen Gelehrtentyps, eines neuen Weisheitsideals ist eine konkrete Begleiterscheinung des Bundes von Gesetz und'Weisheit'und demonstriert dessen innergeschichtliche und innerzeitliche Bedeutsamkeit. Die geglaubte Präsenz des Gotteswillens in den Buchstaben, Worten, Sätzen und Zusammenhängen des Mosegesetzes trägt dann auch ihr Gewichtiges bei sowohl zur rigorosen Befolgung des Gesetzes, dessen kasuistischer Absicherung und schriftlicher Fixierung, als auch zur Hochachtung all jener Personen, die dieses Gesetz auslegten und aktualisierten (Schriftgelehrte), in der Kult- und Rechtspraxis handhabten (Priester und Richter) oder auf vorbildliche Weise in ihrem privaten Leben verwirklichten (die b~P~i~). b) Die Tora selbst hat vor allem durch die Uebertragung chokmatischer Aussagen wie jene von der Vorweltlichkeit, des Weltenplanes, der Schöpfungsmittlerschaft, der Geschichtswirksamkeit und der heilvollen Geborgenheit bei Gott (s. TEXTE 3-8) ihre eigentliche spekulative Fundierung erfahren, welche ihre schon länger erkannten heilsgeschichtlichen Dimensionen mit ganz neuen Aspekten anreicherte. Ueber das Motiv der Wohnungssuche der universalen'Weisheit~ welche im mosaischen Gesetz ihre Er- füllung und ihr Ende fand, bekommt Israels Gesetzgebung eine Begründung in einem der stärksten Mythologeme jener Zeit. Die das Volk der nachexilischen Juden konstituierende Staats-Tora wurde dadurch als welt- und geschichtsstiftende, Israel vorausgehende, aber auf Israel ausgerichtete Grösse erkannt. Als Plan der Welt wurde die Tora sowohl zum zentralen ontologischen 20) ZENGER, Die späte Weisheit 55f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 42 Kap. I.l.2, Ziff. b Prinzip alles Seienden, wie auch zum zentralen erkenntnistheoretischen Prinzip aller menschlichen Denkbemühungen um Welt, Geschichte und Mensch. "Sie wurde so zum Schöpfungs- und Offenbarungsmittler zwischen Gott und der Welt. Die Ausbildung einer massiven Inspirations- öder besser 'Mitteilungslehre' war dabei im Grunde selbstverständlich: 'Die ganze Tora ist vom Himmel', und kein Vers durfte davon ausgeschlossen werden" 21 • Wer einen Vers veränderte oder vergass, "hat die Welt zerstört" (bErub 13a) - das ist die richtige spekulative Folgerung : Das Fortbestehen der Welt und ihrer Ordnungen hing von der Einhaltung der Tora unmittelbar ab. Die Schriftgelehrten waren die "Väter der Welt" 22 ; die jüdischen Frommen hielten den Weltengang aufrecht (vgl. Ab 1,2). Durch diesen Zusammenschluss von Mosegesetz und Weltordnung wurde nicht nur die Welt ein sinnvolles, prinzipiell erkennbares Ganzes, auch die in sich selbst nur lose zusammenhängenden zahlreichen Einzelbestimmungen des Gesetzes bekamen von der "guten" Welt Gottes (Gen 1), wie sie sich in ihren geheimnisvollen, aber harmonischen Abläufen zeigt, eine einzigartige Kohärenz. Die Tora war deshalb für das Schriftgelehrte Judentum eine ebenso einheitliche, welt- und heilsgeschichtliche Grösse wie für die apokalyptischen Bewegungen (s. Kap. 2) 23 • Diese Kohärenz wird jedoch erst erkennbar, wenn man die chokmatischen Dimensionen im Auge behält und in ihrem Geist die rabbinischen Argumentationen, welche verwickeltste Formen annehmen können, als Aufdeckung der in der Tora verborgenen göttlichen Logik zu verstehen sucht. 21) HENGEL, Judentum und Hellenismus 312. 22) Der Titel 0~1yn h1~~ ist ein Ehrenname, den bBer 1Gb auf die drei Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob beschränken möchte (vgl. Weish 10,1: Adam), der jedoch auch für Hillel und Schammai (<Edu 1,4) und für Jischma•el und •Aqiba (jRhasch 1,56d,21; jScheq 3,47b,22) gebraucht wurde, vgl. BILLERBECK I, 918. Das ist nicht nur "übertreibende Verherrlichung" (SCHRENK/QUELL, Art.: naTnp, ThWNT 5 (1954) 959). 23) Vgl. WEISS, Untersuchungen 286ff; ZENGER, Die späte Weisheit 54; NISSEN, Tcra und Geschichte 250-258. Alle drei gegen ROESSLER, Gesetz und Geschichte, bes. 15-20, wo das Gesetz für den Rabbinen "ein BÜndel von mehreren hundert göttlichen Einzelgeboten und -verboten", für die Apokalyptiker jedoch "eine grundsätzlich einheitliche Grösse" mit "spezifisch heilsgeschichtliche(r) Funktion" ist. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.2, Ziff. c 43 c) Dass dadurch allerdings die Chokma ihr Wesentlichstes an spekulativer Substanz abgegeben hat, ist die andere Seite dieser Uebertragung. Die Identifikation geschah eindeutig auf Kosten der traditionellen 'Weisheit', welche zur Umschreibung der 24 Tora wurde, und nicht umgekehrt Der entscheidende Begriff war Hll~, dem auch der andere Name der H~~H gegeben werden konnte. Weisheit als "Haltung" war deshalb notwendigerweise Schriftgelehrtheit. Diese darf allerdings nicht auf ihre engste Form, die gelehrte Schriftauslegung, fixiert werden. Da die Schrift ja wegen ihrer Identität mit der'Weisheit'die Zusammenfassung des Kosmos und der Menschenwelt, zugleich aber die Anleitung zu entsprechendem Verhalten und das Angebot von adäquater Erkenntnis war, waren ihre Gelehrten, je nach der Schärfe ihres Erkenntnisvermögens, in allen Sparten menschlicher Weisheit überragend zuhause. Die verbalen Wettkämpfe zwischen TaraGelehrten und ägyptischen und griechischen Weisen (vgl. Kap. II. 3), die apologetischen Ausführungen der jÜdisch-hellenistischen Exegeten und Historiker (vgl. Kap. II.l und 2 ) und die Betonung der salomonisch anmutenden Gelehrsamkeit der Rabbinen, zeigen, dass in der Verbindung von Gesetzeskenntnis und universalem Wissen nicht nur in den apokalyptischen Geschichtssynthesen, sondern auch im nicht-apokalyptischen Judentum Palästinas wie der Diaspora die umfassendste Weisheit beansprucht wurde. Gerade bei den Wettkämpfen fällt auf, dass auf jüdischer Seite oft Aussagen, die aus rein weisheitlicher Tradition stammen 25 , mit einem ideologischen Mehranspruch vorgetragen werden, der 24) Vgl. VON RAD, Weisheit in Israel 314ff., und MARBOECK, 1-leisheit und Gesetz 6-9, welche eher die gegenteilige Bewegung annehmen. Es mag für Sir noch stimmen, dass er "die Tara vom Verstehanshorizont der Weisheit her zu legitimieren und zu interpretieren" (Weisheit in Israel 316) versuchte, post factum- das zeigen alle Texte - "hat die 'Weisheit' im Sinne einer Grösse, die in entscheidender Weise bei der Erschaffung der Welt wie auch bei der Erhaltung und Regierung der,Welt mitbeteiligt ist, grundsätzlich alle Bedeutung verloren und ihre kosmischen Funktionen - je später desto deutlicher an die Tara abgegeben" (WEISS, Untersuchungen 289); vgl. HENGEL, Judentum und Hellenismus 309. 25) Siehe nur die künstliche Rückführung auf Gott der jÜdischen Weisheit im m:pl. ßac:nÄe:CaG des EpAr 187-294; auch die Anfügung an 4. Stelle der "Wahrheit" als höchstes Gut im ,( ~ÄLO<CL - Wettkampf der drei Pagen bei 3Esr 3,10-12; 4,13-40.- S. u. Kap. II.3.2. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 44 Kap. I.l.2, Ziff. d sich nur von der Berufung auf eine eigene, höchstqualifizierte Weisheitsquelle her verstehen lässt. Es stellt sich dabei für den frühjüdischen Weisen ein ähnliches Problem wie für den alttestamentlichen Propheten, der weisheitliehe Erkenntnisse mit dem Plus seiner prophetischen Vehemenz vorträgt, ohne jene Erkenntnisse inhaltlich zu verändern. Weisheit ist auch dort präsent, aber unter einer neuen Qualifikation und mit einem neuen Anspruch. Dieser Sachverhalt spiegelt sich auch auf der Ebene des Verhältnisses von spätbiblischen Weisheitsschriften·und mosaischer Tora. Je weiter die Integration der "späteren" Schriften zum Offenbarungsgut des jüdischen Denkens fortschritt, umso stärkeren Anteil erhielten jene am Offenbarungsanspruch der Mosetora. Damit ergab sich die paradoxe, aber für diese Art Weisheit typische Situation, dass genuin weisheitliehe Texte wie Spr, Ijob, Koh (und auch .manchmal Sir) Über ihre Einordnung in das Corpus der kanonischen Schriften. zu Offenbarungstexten wurden. Der Kreis der "Weisheit aus Offenbarung" war damit geschlossen, ohne dass man in die apokalyptische Esoterik verfiel. Weisheit im traditionellen Sinn hatte deshalb auch nach der Investitur der Tora noch ihren Platz, auf dem sie sich entfalten und weiterentwickeln konnte, doch stand sie seither stets unter dem (oft unausgesprochene~ Primat der Tora-Offenbarung 26 • d) Es wäre eine allzu einseitige Beurteilung der Sachverhalte, wenn man die Weisheitsspekulation innerhalb des Schriftgelehrten Judentums auf die strikte T.oraweisheit reduzieren wollte. Sie stellt vor allem jene Umformung der Weisheitsgestalt dar, welche im inneren Kern des orthodoxen, in den Rahbinismus ausmündenden Frühjudentums geschah. Während die völlige Bindung der Weisheit an die Tora (vgl. TEXTE 13.14) bei den Schriftgelehrten seit Jesus Sirach zum unbestrittenen Dogma wurde, konnte sie bei den 26) Ein ähnliches Phänomen wird in der "christlichen Weisheit" -festzustellen sein, wo frühjüdische Weisheitstraditionen als Herrenworte ihre frühere Funktion, wichtige, den Gotteswillen formulierende Weisung zu.sein, in eminentem Masse zurückgewinnen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 45 Kap. I.l.2, Ziff. d jüdischen Religionsphilosophen Alexandriens seit Aristobulos, einem ungefähren Zeitgenossen Sirachs, nie zur eigentlichen dog- matischen Festigkeit gedeihen. Die ao~Ca war in Alexandrien aufs ' Stärkste mit dem griechischen AOYO~ verbunden 27 , und stand im Dienst einer letztlich griechischen Erkenntnis-, Tugend- und Erlösungstheorie. Innerhalb des so gearteten Umwandlungsprozesses kann deshalb PHILO den ganzen biblischen Gestaltenfundus mit der ao~Ca in Verbindung bringen, wobei die Tora eine Grösse unter anderen bleibt 28 • Eine ganz andere Umformung tritt uns in der christlichen Weisheitsreflexion entgegen, welche doch auch als im "Bereich des Jahweglaubens" geschehend beurteilt werden muss. Von der Quelle Q bis in die frühchristliche Hymnik und die Texte von Nag Hammadi (Lehren des Silvanos) sind sichere Spuren vorhanden, die von einer einzigartigen Konzentration der palästinischen wie alexandrinischen Weisheitstheoreme auf Jesus als die endgültige Weisheits-, Offenbarungs- und Erlösergestalt zeugen. Die Zusammenstellung von Kap. 1.3 folgt dem bis jetzt gebotenen Gedankengang : An die TEXTE 3-12, welche aus biblischen Büchern stammen und die gemeinsame Grundlage aller .folgenden frühjüdischen und christlichen Reflexionen sind, schliessen sich in zwei weiteren Abschnitten einige Texte und Materialien. einerseits aus der strikten rabbinischen Fortsetzung der chokmatischen Toralehre (TEXTE 13-17a), andererseits aus der letztlich platonisch und stoisch inspirierten Weisheitsspekulation in Alexandrien (TEXTE 18-20) an. Für die Frage nach der christlichen Verarbeitung der reflektiven Weisheit sei auf den Ausblick von Kap. VI.2.1.1 verwiesen. 27) Vgl. MACK, Logos und Sophia 108-195; GOODENOUGH, By Light, Light 22.158.273 u. Ö.; SCHENCKE, Die Chokma 50-73; PFEIFER, Ursprung und Wesen 5lf.; WILCKEN~ Weisheit und Torheit 139-159; Art.: oo~Ca, C. Judentum, ThWNT 7 (1964) 50lf. (Funktion in einem alexandrinischen Mysterium); WEISS, Untersuchungen 204211 (mythologische und atl. Elemente). 28) LAPORTE, Philo in the Tradition of Biblical Wisdom Literature 114-127, stellt Verbindungen mit verschiedenen Frauengestalten, dem Geist, dem Gesetz, dem Tabernakel, Eden und dem verheissenen Land heraus. Vgl. auch die Uebersicht bei FRUECHTEL, Die kosmologischen Vorstellungen 172-183 (Exkurs: Die Sophia im Philenisehen Denken) • http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 46 Kap. I.l.3, Ziff. A.a 1.3 Texte und Materialien zur Tara-Weisheit und Weisheitsspekulation in Palästina und der Diaspora A. 'Weisheit' als Personifikation, mythische Hypostase Gestalt oder a) Zwei Paralleltexte aus dem Umkreis Israels: TEXT 1 AramAch Pap 54,1 (COWLEY 125, Z. 95) Auch für die Götter ist sie wertvoll, auf immer ist für sie die Herrschaft, im Himmel ist sie (ein)gesetzt (b~W), 9 denn der Herr der Heiligkeit hat sie erhöht. 2 Der Text wird unten Kap. IV.8, Ziff. 2 besprochen. Hier seien nur auf die mit den folgenden Texten gemeinsamen Elemente hingewiesen: Kostbarkeit (vgl. Ijob 28,1-23Parr), Herrschaft (vgl. bes. Sir 24,6.10), Aufenthalt im Himmel (vgl. Sir 24,4; Bar 3,29; äthHen 42,1). TEXT 2 Ijob 15,7f. Elifas der Temanite verweist Ijob in die Schranken seiner menschlichen Weisheit, indem er ihn ironisierend mit dem Urmenschen vergleicht. In diesem Vergleich melden sich mythologische Inhalte, die eng mit der Weisheitsspekulation verbunden gewesen sein müssen (vgl. auch Sir 49,16; Weish lO,lf.) •30 Bist als der Menschen erster du geboren ? Kamst du zur Welt schon vor den Hügeln ? Hast du im Ratskreis Gottes zugehört ? Und konntest dort du Weisheit an dich bringen ? 29) Aramäischer Text u. S. 388. 30) Vgl. SCHENCKE, Die Chokma 7ff. 73f.; COLPE, Art. 8 (1969) 414. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 47 Kap. I.l.3, Ziff. A.b b) Die'Weisheit'vor und bei der Erschaffung der Welt: TEXT 3 Ijob 28,25-28 Ein Lied von der für Menschen unauffindbaren, .überaus kostbaren 'Weisheit', zu der nur Gott den Weg kennt {1-23; s. u. bei TEXT 7), und von der bei der Schöpfung von Gott als Bauplan benutzten 'Weisheit' {25-28) : 25 Als er dem Wind Gewicht gab, und die Wasser ordnete mit einem Mass, 26 als er dem Regen Ordnung gab, und einen Weg dem Strahl des Donners, 27 da sah er sie und zählte sie nach, stellte sie hin {1~~)31 und erforschte sie. <28 Dann sprach er zum Menschen : Sieh, Furcht des Herrn ist Weisheit, 32 und Enthaltung vom Bösen Einsicht.> TEXT 4 Spr 3,19f. Zwischen der Makarismus-Komposition 3,13-18 mit der Inklusion ~iiDM {13) und iiDMO {18) und der Mahnrede an den Sohn {~)~} in 3,21-34 steht das kurze Lehrstück 3,19f. 19 Jahwe hat durch Weisheit begründet die Erde, hat gefestigt die Himmel durch Einsicht. 20 Durch seine Erkenntnis spalten sich die Urfluten, und träufeln die Wolken Tau. Vgl. Weish 9,lf.; Ps 104,24; Jer 10,12. TEXT 5 Spr 8,22-31 Innerhalb der dreifachen Selbstempfehlung der'Weisheit'in 8,4-11. 12-21.32-36 steht das selbständige Lehrstück von der'Weisheit' als "Erstgeborene der Schöpfung" {22-26) und als spielendes, weibliches Wesen bei der Erschaffung der Welt {27-3lb). 22 Jahwe erschuf mich als Erstling {n~IDMi) seines Waltens, als Uranfang seiner Werke von damals. 23 Seit jeher bin ich geformt, seit Anbeginn, seit den Urzeiten der Erde. 24 Als es noch keine Urfluten gab, wurde ich geboren, als es noch keine Quellgründe gab, schwer vom Wasser. 31) SMSS haben 1~~; doch ergibt 1,~ genügend Sinn, vgl. aramAch Pap 54,1: c~w. 32) Vers 28 ist eine formal und thematisch abweichende Präzisierung eines TaraTheologen, vgl. PFEIFER, Ursprung und Wesen 24, Anm. 88 (mit Lit.); FOHRER, Hieb I, 392; dagegen WEISER, Das Buch Hieb 199. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.3, Ziff. A.c 48 25 Bevor Gebirge eingesenkt wurden, vor den HÜgelzügen wurde ich geboren, 26 als er noch keine Erde gemacht hatte und keine Steppen und nicht die Masse des losen Erdreichs. 27 Als er (dann) den Himmel festmachte, war ich dabei, als er den Horizont abgrenzte Über der Urflut, 28 als er den Wolken droben Kraft verlieh, als die Quellen der Urflut mächtig wurden, 29 als er dem Meer seine Grenze setzte ( ••. ), als er die Fundamente der Erde festlegte. 30 Ich war bei ihm, einem Meister (110~), ich war (nicht als) Wonne Tag für Tag (01, 01,), 31 lachend und scherzend vor ihm die ganze Zeit, lachend und scherzend auf dem Festland seiner Erde. <c und meine Freude ist es, bei den Menschen zu sein> 33 Vgl. Fragmenten-Targum zu Gen 1,1 (GINSBURGER 3; vgl.l9), das n,W~i~ mit no~n~ Übersetzt, aber am Rand als zweite Lesart die richtige aramäische Uebersetzung I ,OiP7 I ,o gibt. Vgl. TargNeofiti I (DIEZ MACHO 3), das beide MÖglichkeiten in Gen 1,1 kombiniert no~n~ I,OiP'?O und zusätzlich mit nlh,i [~iO~O] ~~~ ergänzt. Vgl. auch Samaritanische Liturgie XIV,l (HEIDENHEIM 25): "Am Anfang schuf Gott den Himmel mit seiner Weisheit."34 Vgl. PHILO, Op Mund 17f. (Gleichnis vom Architekt) Sir 1, 4 (npo•e:pa ncxv•wv ); 24,9 (npo •oO at&\vo~) ~ bes. 24,3-6 (Weisheitsaretalogie; s. TEXT 8); Weish. 9,9f. (cro~Ca e:tou~a ••. napoucra)~ lO,lf. c) Die kostbare, nur von Gott findbare'Weisheit' als Gabe an die Menschen, bzw. an Israel : TEXT 6 Sir 1,1-10 Die Eröffnungsstrophe des Sirachbuches verbindet das Bild von der vorzeitlichen'Weisheit' (4f.) mit einer eindringlichen Fragereihe (2.3.6), welche in Gott als dem Kenner und Geber der'Weisheit' gipfelt. Die Gabe ergeht dabei in dreifacher Stufung an 33) Ein ähnlicher Zusatz wie bei Ijob 28,28, vgl. KEEL, Die Weisheit spielt 15, Anm. 23. - Uebersetzt nach Ebd. 13; zu den wichtigsten anderen Deutemöglichkeiten vgl. schon GenR 1,1 (zu (10M). 34) Ausführliche"Diskussion dieser targumischen und samaritanischen Stellen bei WEISS, Untersuchungen 75-92.115-118.129-138.238-304. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 49 Kap. 1.1,3, Ziff. A.c "alle Werke (9b) , "alles Fleisch" (lOa) und "die ihn lieben" (lOb) . 1 Alle Weisheit stammt von Gott und ist bei ihm für immer. 2 Den Sand der Meere und die Tropfen des Regens und die Tage der Vorzeit - wer kann sie aufzählen ? 3 Die HÖhe des Himmels und die Breite der Erde 35 und die Tiefe des Meeres - wer kann sie erforschen ? 4 Vor allen Dingen ist die Weisheit erschaffen und die verständige Einsicht seit ewig (5) Die Wurzel der Weisheit 6 - wem ward sie enthÜllt ? und ihre Machenschaften - wer kennt sie ? (7) 8 Einer ist weise, äusserst furchtbar, sitzend auf seinem Thron : Der Herr 9 Er selbst hat sie erschaffen, er hat sie gesehen und gezählt, und er hat sie ausgeschüttet Über alle seine Werke, 10 bei allem Fleisch nach seiner Gabe, und er hat sie jenen verliehen, die ihn lieben. (Dann folgt in 1,11-20 eine neue formale Einheit : Der Hymnus auf die Gottesfurcht, dessen Bilder ebenso aus 1,1-10 entwickelt sind wie die vielleicht christlichen Zusätze der Verse 5 und 7. Tora-Weisheit und Christus-Weisheit hapen hier gute Ansatzpunkte.) TEXT 7 IVgl. Ijob Bar 3,15-38 28 Durch die Rahmung (3,9-14 und 4,2-4) als Mahnrede gestaltet bildet 3,15-38 (+4,1) in Anlehnung an Sir 1 und 24 und bes. Ijob 28 ein Lied, das alle bisherigen Motive zusammenfügt und ausgestaltet und schliesslich - über das Lob der Gottesfurcht bei Sir hinaus - in der Identifizierung mit dem Gesetz (s. TEXT 12) endet 15 Wer fand ihren Ort, und wer drang zu ihren Schätzen vor ? 28,12.20 (Weder die Mächtigen, noch die Reichen, noch die Kunstfertigen aller Generationen (16-21) , noch die Weisen Kanaans, Midians und Temans (22f.), noch die Riesen der Vorzeit (26ff.) fanden "den Weg der Weisheit".) 35) Nach Vulg: profundum abyssi; LXX hat: ~ßuooov Ka\ 'nv oo~Cav. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 28,23 Kap. !.1.3, Ziff. A.c 50 29 Wer stieg zum Himmel hinauf und nahm sie, und brachte sie von den Wolken herab ? 28,2lb 30 Wer fuhr Übers Meer und fand sie, und wer wird sie (heim)bringen für erlesenes Gold ? 31 Keiner ist, der ihren Weg kennt, und keiner, der ihren Pfad ausdenkt, 32a Nur er, der alles weiss, kennt sie, ausfindig gemacht hat er sie mit seiner Einsicht 28,14 (32b-36 : hymnische Preisung des gottes) Schöpfer~ 37 Ausfindig hat er jeden Weg der Erkenntnis gemacht, und er hat sie gegeben Jakob seinem Sohn und Israel, dem von ihm Geliebten. <38 Darauf erschien sie auf der Erde 36 und verkehrte mit den Menschen.> 28,15-19 28,13 28 '23f. (28,25f.) 28,28 (Sir -1, 7) Vgl. Ijob 28,1-23 (s. bei TEXT 3). Vgl. Weish 9,13-19; und die gegenteilige Aussage von der leicht zu findenden 'Weisheit', Weish 6,12-16. Vgl. bSchab 89a (Anfang) TEXT 8 Sir 24,3-10 Dieser Text stellt das magistrale Stück sirazidischer Weisheitstheologie dar : Die Ueberweltlichkeit (3f.) und die universale Präsenz (Sf.) der'Weisheit' werden zuerst in der Form der "Areta- logie" besungen. Darauf wird die in den vorausgehenden Texten immer wieder behauptete Gabe der'Weisheit'mit dem erstmals bezeugten Bild von der wohnungssuchenden und -findend·en (!) 'Weisheit' literarisch dargestellt (7-10; auch 13-22, s.u.). Die Identifizierung mit dem Gesetz (s. TEXT 11) bringt dann den HÖhepunkt der Komposition, welche im Bild von der Paradiesesflüssen und vom Flussarm (= Weisheitslehre Sirachs) ausklingt : (Aretalogie) 3 4 Ich und Ich und kam aus dem Munde des HÖchsten hervor wie Nebel bedeckte ich die Erde. schlug auf den Höhen mein Zelt auf, mein Thron (war) auf einer Wolkensäule. 36) Ein ähnlicher Zusatz wie Ijob 28,28 und Spr 8,31c; s. o. Anrn. 17. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 51 Kap. I.l.3, Ziff. A.d 5 6 Den Kreis des Himmels umschritt ich allein, und in der Tiefe der Urflut ging ich einher, in den Fluten des Meers und auf der ganzen Erde, und in jedem Volk und (jeder) Nation herrschte ich. (Wohnungssuche und -findung) 7 Bei all diesen suchte ich eine Ruhestatt, doch : "In wessen Erbland soll ich eine Lagerstätte finden ?" 8 Da beorderte mich der Schöpfer des Alls, und der mich erschuf, gab meinem Zelt Ruhe und sagte : "In Jakob schlag dein Zelt auf, und in Israel erwirb dir einen Erbbesitz !" 9 Vor der Weltzeit, von Anfang an hat er mich erschaffen, und solange Weltzeit (ist) werde ich nicht aufhören. Im heiligen Zelt tat ich vor ihm Dienst, und so wurde ich in Zion fest eingesetzt. In der wie ich selbst geliebten Stadt fand ich Ruhe Nun ist Jerusalem mein Herrschaftsgebiet, ich bin verwurzelt in einem geehrten Volk, im Anteil des Herrn, i~ seinem Erbbesitz ! 10 (Es folgt dann ein vielfacher Vergleich mit erlesenen Baum- und Pflanzensorten : 13-17, und ein Einladungsruf mit Verheissungen 18-22. Dann mit neuem Ansatz TEXT 11). d) Werberufe und Busspredigten von "Frau Weisheit" Spr 1,20-33 : Eine Busspredigt der 'Weisheit', gehalten auf öffentlichen Plätzen, für Einfältige, Spötter und Toren, die sie schon einmal (vgl. 24-32) abgewiesen haben. Erst in der letzten Strophe folgt eine kurze Verheissung ·von Sicherheit und Ruhe für jene, die "hören". Spr 8,1-21.32-36 : Eine lange Selbstanpreisung, in welche das Lied von der vorzeitlichen, spielenden'Weisheit' (22-31 =TEXT 5) eingefügt ist. Verheissen werden Besitz (21), Wohlgefallen Jah~es und Leben (35). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.3, Ziff. A.e/B.a 52 Spr 9,1-6 : Lockruf der'Weisheit' an die Unerfahrenen und Unverständigen, anlässlich des Aufrichtefestes ihres Hauses. Damit kontrastiert der Ruf von Frau Torheit, Spr 9,13-18, an der Tür ihres eigenen Hauses. Vgl. die damit verwandten Personifizierungen der tugendhaften Frau und der Dirne : Spr 5 und~. e) 'Weisheit' als geschichtswirkende Kraft Sir 44-50 : "Lob der Vorfahren" von Henoch bis Sirnon II (ca. 220-195 v.). Weish'l0-12.16-19 : Die'Weisheit'von Adam bis Mose (10,1-4) und beim Exodus (10,1512,27; 16-19). B. Die'Weisheit'als Gesetz a) Biblische Grundtexte Die Tora als grössere Weisheit TEXT 9 Dtn 4,6-8 In der ersten Rede des Mose, im Anschluss an die Erwähnung der Bestrafung in Baal-Peor 6 Beobachtet und befolgt sie (die Gesetzesbestimmungen) Denn das wird in den Augen der VÖlker, die von all diesen Bestimmungen hören, eure Weisheit und Klugheit ausmachen. Sie werden sagen': "Wahrlich, ein weises und kluges Volk ist diese grosse Nation !" 7 Denn wo gibt es eine so grosse Nation, die Götter hat, welche so nahe bei ihr sind wie Jahwe unser Gott ·(uns nahe ist) 1 wenn immer wir zu ihm rufen ? 8 Und wo gibt es eine so grosse Nation, die so vollkommene Bestimmungen und Rechtssatzungen hat wie dieses ganze Gesetz <niln), das ich euch heute gebe ? http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 53 Kap. !.1.3, Ziff. B.b TEXT 10 I Ps 119,97-100 97 Wie liebe ich deine nilh ! Den ganzen Tag bedenke ich sie. 98 Weiser als meine Feinde macht mich dein Gebot, denn es ist immer bei mir. 99 KlÜger als alle meine Lehrer, denn deinen Zeugnissen gilt mein Sinnen. 100 Einsichtiger als Greise bin ich, denn deine Ordnungen beachte ich. Gottesfurcht als wahre Weisheit Spr 15,33a : Furcht Jahwe's ist Ausbildung (in) Weisheit Cnnjn ibiO); vgl. Sir 2,27a. Ps 111,10 : Furcht Jahwe's ist Anfang der Weisheit (nnjn - Spr 1,7; 9,10. h~W~i); Sir 1,11-20, einen Hymnus auf den ~ÖßoG xup{ou als Anfang (apxn), Fülle, Krone und Wurzel der Weisheit. Sir 19,20 : Jegliche Weisheit ist Furcht des Herrn. b) Die klassischen Identifikationstexte I TEXT 11 I Sir 24,23-29 Voraus geht die Aretalogie (3-6) und die Wohnungssuche und -findung der 'Weisheit' (7-10.13-17.18-22); s. TEXT 8. 23 Dies alles (ist) die ßCßAOG ÖLa8nxnG des höchsten Gottes, der vo~oG, den Mose uns auftrug, als Erbteil für die Gemeinden Jakobs. 25 Er ist voll von ao~{a wie der Pischon, und wie der Tigris in den Tagen der Erstlinge. 26 Er bringt zur Fülle die aÜvEOLG wie der Euphrat, und wie der Jordan in den Tagen der Ernte. 27 Er bringt zum Vorschein die naLöECa wie 'der Nil', wie der Gichon in den Tagen der Weinlese. 28 Nicht fertig ward damit der Erste, sie (ganz) zu kennen, und so forschte sie auch der Letzte nicht aus, denn voller als das Meer ist ihr ÖLav6n~a und ihre ßouAn (voller) als der grosse Abgrund. 29 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 54 TEXT 12 Kap. I.l.3, Ziff. C Bar 4,1 Voraus geht das Lied von der nur von Gott findbaren und Israel geschenkten 'Weisheit' (3,15-37) und ein sekundäres Fragment (3,38); s. TEXT 7. Diese ist die ß(ß~ob der Gebote Gottes, und der vo~ob, der für immer Bestand hat. Alle, die sie festhalten - zum Leben (wird sie), die sie aber verlasse~ 1 verfallen dem Tod. Es folgt ein doppelter Aufruf (2f.) und ein Makarismus auf Israel (4). Obwohl aus späterer Zeit seien die beiden folgenden Texte wegen ihrer präzisen Identifikationsaussage angeführt : TEXT 13 Midrasch 1"11'{ ib~ nn:Jn::J. (JELLINEK V, 67, z. 9f.) Es schuf der Heilige, gepriesen sei er, seine Welt mit Weisheit. Es gibt aber keine Weisheit ausser die Tora (ili'lllJ! W?l'{ J!n:Jn ~~!'{) Der Text erklärt Spr 3,19. Begründet wird er anschliessend mit Dtn 4,6 (= TEXT 9). TEXT 14 Midrasch p '1 :J (JELLINEK II, 23, Z.l) 'Mit Weisheit gründete er die Erde' das heisst mit der Tora (ili'lll 'lt). (= zit. Spr 3,19), C. Die Tora im Gewande der 'Weisheit' in der rabbinischen Literatur Im rabbinischen Schrifttum gibt es unüberblickbar viele Texte, in welchen die selbstverständlich gewordene Verbindung von Mosegesetz und 'Weisheit' zum Ausdruck kommt. Hier sollen nur einige bezeichnende Auswahlstellen zu den vorausgehend genannten Hauptthemen angeführt werden. Weitere Texte bei BILLERBECK II, 353-358.335 und III, 115-118.126-133, bes. 128f.; WEISS, Untersuchungen 289-300; HENGEL, Judentum und Hellenismus 309f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.3, Ziff. C.a/b 55 a) Präexistenz und Sein bei Gott : TEXT 15 SDtn 11,10 Par. 37 (FINKELSTEIN 70) Weil die Tora geliebt ist vor allem, wurde sie vor allem erschaffen, wie es heisst : Jahwe erschuf mich als Erstling seines Waltens (Spr 8,22 =TEXT 5). TEXT 16 bPes 54a = bNed 39b Sieben Dinge wurden geschaffen, bevor die Welt geschaffen wurde, nämlich die Tora, die Busse, der Garten Eden, der Gehinnom, der Thron der Herrlichkeit, das Heiligtum und der Name des Messias. Die Tora, wie es heisst: Jahwe erschuf mich als Erstling .•. (Spr 8,22). Vgl. Pirqe de Rabbi Eli 'ezer 3 (Anfang) ; GenR 1, 4 (sechs Dinge), wobei Spr 8,22 als Beweisstelle gebraucht wird. Vgl. auch bSchab 88b : Entstehung der Tora 974 Generationen vor Erschaffung der Welt; HldR 5,11 Par. 1 (2000 Jahre vorher, s.u. bei e). b) Schöpfungsmittlerschaft TEXT 17 Ab 3,14 R.'Aqiba hat gesagt: Geliebt sind die Israeliten von Gott, denn es ist ihnen ein Gerät (~7~) gegeben worden, durch welches die Welt erschaffen worden ist; als besondere Liebe wurde es ihnen kundgetan, dass ihnen ein Gerät gegeben worden ist, durch welches die Welt erschaffen worden ist. Vgl. GenR 1,1 : R. Hoscha'ja (um 225 n.) bezeichnet anhand von Spr 8,30 (110~) die Tora als Handwerkszeug (~7~) Gottes und identifiziert anschliessend die beiden n~W~i von Gen 1,1 und Spr 8,22. Vgl. SDtn 11,22 Par. 48 (FINKELSTEIN 114); bNed 62a (Tora als Krone) . http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 56 c) Kap. I.l.3, Ziff. C.c/d "Tochter Gottes" TEXT 17~ ExR 33,1 zu Ex 25,2 Dies ist gleich einem KÖnig, der eine einzige Tochter hatte. Es kam einer von den KÖnigen und nahm sie (zum Weib); er wollte in sein Land ziehen und sein Weib mit sich nehmen. Da sprach der KÖnig zu ihm : Meine Tochter, die ich dir gegeben habe, ist meine einzige Tochter, Mich von ihr zu trennen, vermag-ich nicht; dir zu sagen : Nimm sie nicht mit, vermag ich auch nicht, denn sie ist dein Weib; aber diese Güte erweise mir, dass du mir überall, wohin du auch ziehst, ein Gemach bereitest, dass ich bei euch wohnen kann, denn ich kann von meiner Tochter nicht lassen. So hat auch Gott zu Israel gesagt : Ich habe euch die Tora gegeben; mich von ihr zu trennen, vermag ich auch nicht; aber überall, wohin ih~ zieht, bereitet mir eine Stätte, darin ich wohnen kann, wie es heisst ••• (Ex 25,8). Vgl. NumR 2,25; bSanh lOla (Beginn); als Hintergrund auch LevR 25,1. d) Universales Angebot und exklusiver Besitz Eine Transposition von typischen Weisheits-Vorstellungen liegt auch da vor, wo die Tora zwar allen VÖlkern angeboten wird (vgl. Sir l,lOa; 24,6; Bar 3,38 u.a.), von diesen aber abgelehnt und deshalb Israel zum Eigentum gegeben wird (vgl. Sir l,lOb; 24,7-10; Bar 3,37 u.a.) MekEx 20,2 (HOROVITZ/RABIN 221), vgl. SDtn 22,2 PaL 343 (PINKELSTEIN 395f.) : Nur Israel bejaht das Gesetzesangebot Jahwes. Sot 7,5, vgl. TSot 8,6ff. 7,2ld,33 (ZUCKERMANDEL 310f.), bSot 35b Par jSo~ Die Worte der Tora auf den Altarsteinen auf dem Ebal (vgl. Dtn 27,8) waren in den 70 Sprachen der Weltvölker geschrieben, und hätten von deren Schnellschreibern kopiert werden können, wenn sie gewollt hätten,bevor der Altar wieder abgebaut wurde (BILLERBECK III,40f.). SDtn 32,8 Par. 311 (FINKELSTEIN 352), vgl. LevR 13,2 : Alle Völker wurden von Jahwe geprüft, nur Israel wurde würdig für die Tora gefunden. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 57 Kap. 1.1.3, Ziff. C.e/D.a e) Synonymer Gebrauch von Jiil ll und l!O:Jil Diesen Niederschlag der Weisheitsreflexion im Sprachgebrauch mögen folgende Stellen illustrieren GenR 43,6; 70,5; NumR 2,3; 13,15/16 beziehen Spr 9,5 auf die Tora. - LevR 11,3 benutzt Spr 2,6; 8,22; 9,1. - LevR 25,1 und NumR 5, 8 argumentieren mit Spr 3,18; NumR 13,17 mit Spr 8, 15. - HldR 5,11 Par. 1 legt Hld 5,11 mit Hilfe von Spr 8,22 (ll~~~~ = Haupt) auf die Tora, dann auf die Worte, Rollen und Buchstaben aus; Ebd. das Kalkül eines 2000-jährigen Vorausbestehens der Tora vor der Welt durch Kombination des 01~ 01~ von Spr 8,30 mit Ps 90,4 (1000 Jahre= 1 Tag); vgl. Ab 6,11; AssMos 1,13. Auch bMqat 25b und 26a (Anfang), wo "Rabbi" mit dem Ausdruck umschrieben ist "der die Weisheit lehrt". D. Alexandrinische Weisheitstraditionen a) ARISTOBULOS TEXT 18 Frgt 5 (aus EUSEBIUS, PE 13.12,9-lla) Es geht um eine allegorische Auslegung von Gen 1,3-5; 2,lf. mit Hilfe von Spr 3,19f. oder 8,22-31 (=TEXTE 4.5). Der Gedankengang ist nur verständlich, wenn der Ausdruck "siebter Tag" allegorisch als das kosmische und noetische Ordnungsprinzip der pythagoräischen Siebenzahl (vgl. Z. 12b) verstanden wird. So "schliesst sich der Ring : Das göttlich-universale Strukturprinzip der Sieben, das als 'siebenfacher Logos' dem Menschen die rechte Erkenntnis schenkt, ist identisch mit der Weisheit, 'aus der alles Licht kommt', die nach Salomo, dem jüdischen Weisen, 'vor Himmel und Erde war', die die peripatetischen Philosophen mit einer Leuchte vergleichen, und die den Menschen, die ihr nachfolgen, die wahre 'Sabbatruhe' schenkt, indem sie sie zu '&..-Ö.paxo~ macht" (HENGEL, Judentum und Hellenismus 303). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 58 Kap. !.1.3, Ziff. D.b 9 Es hat seinen inneren Zusammenhang, dass Gott die ganze Welt geschaffen und uns zur Ruhe den siebten Tag gegeben hat •.• , der im eigentlichen Sinn {~UOLXW~) "erster" genannt werden könnte {und) ''Entstehung des Lichtes", durch welches alles im Zusammenhang erkannt werden kann. Dieselbe Aussage kÖnnte man auch auf die Weisheit Übertragen, denn : Alles Licht kommt von ihr., 10 So haben einige aus der peripatetischen Schulrichtung gesagt, sie habe die Rolle einer Fackel : wer ihr nämlich beständig nachfolge, befinde sich sein Leben lang im Zustand der Ruhe. lla Klarer aber und schöner hat sich einer unserer Vorfahren, Salomo, ausgedrückt, {indem er sagte,) sie habe vor Himmel und Erde bestanden. Dies stimmt mit dem oben Gesagten Überein. b) Aus den alexandrinischen Weisheitsschriften 4Makk 1,15-19 TEXT 19 In den anfänglichen definitorischen Abschnitten seines ~LAOOO~~•a•o~ AÖyo~ {1,1) bestimmt der Verfasser durch einen Kettenschluss, was Vernunft {AOYL~Ö~) und was Trieb {n~&o~) ist. Dabei gelingt ihm eine Verbindung von griechischer Definition {16) und jüdischem Dogma {17a), welche in einem Dreierschritt die Weisheit mit dem Gesetz zusammenschliesst : 15 16 17 18 TEXT 20 I Vernunft ist also Verstand, der mit richtiger Ueberlegung das Leben der Weisheit erwählt. Weisheit aber ist Erkenntnis {yvwoL~) göttlicher und menschlicher Dinge und deren Gründe. Diese {Erkenntnis) wiederum ist die durch das Gesetz erlangte Bildung {n •ou v6~ou naLÖELa), durch welche wir das Göttliche in würdiger und das Menschliche in nützlicher Weise erlernen. Arten {töeaL) der Weisheit sind Klugheit und Gerechtigkeit, Mannhaftigkeit und Besonnenheit. 19. Die wichtigste von allen ist die Klugheit, durch welche die Vernunft die Triebe beherrscht ••. Weish 6-9 Dieses Kompendium jüdisch-alexandrinischer Weisheitslehre weist die meisten aus den palästinischen Schriften bekannten Themen, wie Vorwel tlichkei t der 'Weisheit' {vgl. 9 ,9) , die 'Weishei t• als http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.3, Ziff. D.b 59 Schöpfungshilfe (vgl. 9,2), vielfältige Eigenschaft Gottes (vgl. 7,23-26; 9,4), Überaus kostbares Gut (vgl. 7,8-14), Lebensgefährtin des Weisen (8,2.9-21), Gabe Gottes an den Menschen (vgl. 7,15.17; 8,21) auf. Zahlreiche neue Bezüge ('Weisheit' als Licht, als Pneuma, als Weg; 'Weisheit' und Logos) bezeugen den Einfluss der Isis-Theologie und vermitteln zu Philo hin (s. MACK, Logos und Sophia 63-107). Neben der einleitenden Mahnrede (6,1-11), den "autobiographischen Partien" von Salomos Gebet um Synusie mit der 'Weisheit' (7 ,1-21; 8,2-21) und dem Gebet um Weisheit selbst (9,1-12) stehen drei relativ selbständige Lehrstücke : 6,12-19 : Die'Weisheit' ist leicht (!) von denen zu finden, die sie suchen, da sie selbst umhergeht und die ihrer WÜrdigen sucht (12-16). - Kettenschluss von der Weisheit zu Unsterblichkeit : 17 18 19 Anfang der Weisheit ist das aufrichtige Verlangen nach Bildung, Sorge um Bildung (ist) Liebe (zu ihr), Liebe aber ist Bewahren ihrer Gebote, Halten der Gebote aber ist Sicherstellung der Unsterblichkeit, Unsterblichkeit aber bringt in die Nähe Gottes. 7,22- 8,1 : Lob der'Weishei~ als göttliche Eigenschaft (22-26) mit pneuma- hafter Wirkkraft auf die Welt und den Menschen (7,27-8,1). 9,13-19 Welcher Mensch vermag Gottes Rat zu erkennen ? Nur durch die gottgeschenkte Weisheit und den aus der HÖhe gesandten heiligen Geist wurden die &pEcr•~ Gottes .einsichtig und dadurch die Menschen gerettet. Vgl. Ijob 28,1~23; Sir 1,2-10 (=TEXTE 3.6). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.3, Ziff. D.c 60 c) PHILO von Alexandrien Obwohl bei Philo die Gestalt der Sophia stark von der LogosLehre überdeckt ist, sodass sich oftmals ein promiskuer Gebrauch der beiden Begriffe feststellen lässt, kann an einigen Stellen die'Weisheit' noch als selbständige Grösse, die z.T. aus biblischen Vorstellungen herausentwickelt ist, gesehen werden. Wichtige Texte sind 'Weisheit' als Gemahlin Gottes : Cher 49 (interpr. Jer 3,4, eigener Text) : Gott ist der "Vater von allem" und der "Mann der Weisheit", der für den sterblichen Menschen den Samen der EÖ6aL~ovCa in guten und jungfräulichen Boden fallen lässt. Vgl. Fuga 109; Det Pot Ins 54; Leg All 2,49. 'Weisheit' als Tochter Gottes : Leg All 1,64 (interpr. Gen 2,11) : Der Garten "Eden" ist die "Weisheit Gottes, die sich freut und sich ergötzt und in Frohsinn lebt" (vgl. Spr. 8, 30f. ! ) bei "ihrem einzigen Vater". S. auch 1,77; 2,86. Fug 50 : (interpr. Gen 28,2 : das Haus Betuels). Bathouel ist übersetzt "Tochter Gottes"·, d.h. also die 'Weisheit', welche ja "die edle und stets jungfräuliche Tochter" Gottes ist. Vgl. auch Sacr AC 6 4; Det Pot Ins 11 T : W. als Ausfluss Gottes. Quaest in Gen 4,97 : filia dei, primogenita mater universorum. 'Weishei~ und SchÖpfung 'Weisheit' ist vor all·er Schöpfung und vor dem Menschengeschlecht : Virt 62, vgl. Ehr 31 (interpr. Spr 8,22 nach A S und Th). Sie ist Mutter und Amme von allem : Det Pot Ins 116; zugleich Gemahlin Gottes in Leg All 2,49; "durch welche das Ganze zur Entstehung kam" (Fuga 109) oder "durch welche das All zur Vollendung kam" (Det Pot Ins 54). 'Weisheit'-Gestalten sind Sara: Det Pot Ins 124; Aaron: Immut 5; Mose : Immut 110; das Stiftszelt : Heres 112; vgl. auch die Frauengestalten in Plant 65.169. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.l.3, Ziff. D.c 61 'Weisheit' als Erkenntnisprinzip LegAll 2,71-75 : Bei der Interpretation des Felsens in der WÜste (Ex 17,1-7) wird die "scharfgeschnittene Weisheit" Gottes mit dem "scharfgeschnittenen Felsen" (Dtn 8,15 LXX) gleichgesetzt, aus welchem Gott dem Menschen, der in der Versucherischen Situation der Zuwendung zur Sinnlichkeit steht, den "besten Trank" anbietet, nämlich "Weisheit aus der Quelle, welche er selbst herausgeführt hat aus seiner eigenen Weisheit" (LegAll 2,87). Vgl. DetPotins 114-118; Vgl. Fug 177-201, bes. 195-198. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2, DIE WEISHEIT DER APOKALYPTIKER 2.1 Geschichtliche Situierung der apokalyptischen Bewegung Dieneueren Bemühungen um eine Wesensbestimmung von "Apokalyptik" 1 , sowohl in ihrer Abgrenzung zu Prophetie, Weisheit, Gnosis und Mystik im innerjüdischen Raum, wie auch ihre Situierung gegenüber iranischen Einflüssen 2 und parallelen hellenistischen Erscheinungen3, besonders aber die Erforschung der Lehren und der Lebensweise der frühjüdischen Konfessionsgemeinschaften 4 haben der apokalyptischen Bewegung im FrÜhjudentum ein recht starkes Profil zu geben vermocht : In Reaktion gegen die fortschreitende Hellenisierung des nachexilischen Judenstaates 5 , welche die Tara als Staatsgesetz durch eine hellenistische Polis-Verfassung zu ersetzen und damit die Grundlage gläubiger jüdischer Existenz zu eliminieren drohte, formierten sich seit dem 4./3. Jhd.v. die,"Frommen des Landes" 1) RUSSEL, The Methode and Language of Jewish Apocalyptic (1969); SCHMIDT, Die jüdische Apokalyptik (1969; 2. Aufl. 1976; eine Forschungsgeschichte bis Qurnran); SCHREINER, Atl.-jüdische Apokalyptik (1969); ~OCH, Ratlos vor der Apokalyptik (1970); SCHMITHALS, Die Apokalyptik (1973); HENGEL, Judentum und Hellenismus (1973, 2. Aufl.), 319-394; DEXINGER, Henochs 10 WApk (1977), bes. 3-94; RAPHAEL, L'Apocalyptique (1977), bes. 12-38. 2) Siehe bes. KUHN, Die Sektenschrift 296-316; WIDENGREN, Iran and Israel 139177; HENGEL, Judentum und Hellenismus 353.418; MUELLER, Die Ansätze der Apokalyptik 33-36 (Vergleich mit dem Orakel des Hystaspes); SCHMITHALS, Die Apokalyptik 83~95; SCHMIDT, Die jÜdische Apokalyptik 206-209. KAMLAH, Die Form der katalogischen Paränese, weist iranischen Einfluss auch in lQS 3,124,26 (S. 39-50.166.168); bei Philo, Quaestin Ex 1,23 (S. 50-56) und bei PLUTARCH, Is et Os 47 (S. 57-65) nach; ähnlich MICHAUD, Un mythe Zervanite 133-147 (zu lQS und Plutarch). - Interessant in dieser Hinsicht ist MURPHYO'CONNOR's These vom babylonischen Ursprung der Essener, The Essenes in Palestine 103-109. 3) HENGEL, Judentum und Hellenismus 418ff. 4) Ein Ueberblick mit der wichtigsten Literatur in MAlER/SCHREINER, Literatur und Religion 201-319 (Religiöse Gruppierungen und Tendenzen im Mutterland). 5) HEKATAIOS v. Abdera, Aegyptiaca 8 (STERN, Greek and Latin Authors I, 27), stellte schon um 300 v. einen tiefgreifenden Wandel der väterlichen Gebräuche (v6]..1.Luet) wegen der Vermischung der Juden mit Persern und Mak'edonen fest. (62) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 63 (D~i~bn= &oL6aLOL = Essener) zu vielen Konventikeln der Ortho- doxie6. DieToraals oberstes Anliegen verfechtend 7 und die prophetische Eschatologie weitertragend, dadurch sowohl der Tradition verbunden als auch auf die grosse Zukunft wartend, bildeten sie jene früh-chasidische Schicht~welche vorerst als politische Grösse noch schwer greifbar war, in welcher aber zahlreiche Traditionen spätprophetischer und sapientialer Art, Gebetstexte, Legenden und Geschichten, Paränesen und Predigten weitergereicht wurden und eine Religiosität hervorbrachten, die sich immer klarer von der Kompromiss-Religion der politischen und religiösen Oberschicht abhob. Als die sogenannten "Stillen im Land" lebten sie vorerst in der Peripherie der Stände und Parteiungen 9 , ihr Feuer konnte aber jederzeit entfacht werden. Unmittelbar vor dem Makkabäeraufstand, also vor 167/166 v., so erfahren wir aus lMakk 2,42, zeigte sich dann die ouvaywyn •wv aoLoa(wv als "eine(r) fest umrissene(n) jÜdische(n) Partei, die sich zum gemeinsamen Kampf um die Erhaltung des jüdischen 10 Glaubens mit Mattathias und seinen Söhnen zusammenschloss" • Damit waren die "Frommen" aus dem Bereich der Pflege des religiösen Traditionsgutes herausgetreten und hatten den Schritt zur politischen Aktion hin gemacht, welcher sie bis zur nationalen Zerstörung verpflichtet blieben. In diesem Zeitraum entstanden die meisten apokalyptischen Schriften, die zugleich ein religiöses Bekenntnis chasidischen Glaubens und der ideologische Fonds der meisten nationalen Widerstandsgruppen waren. 6) Vgl. PLOEGER, Theokratie und Eschatologie 37f.; HENGEL, Judentum und Hellenismus 321-324; THOMA, Der Pharisäismus 255-258; DEXINGER, Henochs loWApk 45-57.187ff. 7) Vgl. die Tara-Verschärfungen in lMakk 2,32.36.38 (kein Widerstand am Schabbat); bNid 38a (Geschlechtsverkehr nur am Mittwoch); Ber 5,1 (Sammlung vor dem Gebet); vielleicht auch bSchab 12lb (gegen das Töten einer Schlange am Schabbat). Weitere Beispiele bei THOMA, Der Pharisäismus 256; EH, Art.: ~asidim, Encyclopaedia Iudaica 7 (1972) 1384. 8) Vgl. äthHen 90,6-16 (Schafsvision); MORGENSTERN, The CHASIDIM 59-73. 9) THOMA, Das jüdische Volk-Gottes-Verständnis 99-105. Zur Kritik des gefährlichen Begriffs, vgl. MAlER, Geschichte der jüd. Religion 97, und u. Kap. v. 3.1, Anm. 14. 10) HENGEL, Judentum und Hellenismus 319. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.l 64 Die Essener waren aber keineswegs eine geschlossene Gruppe, wie man aus dem synthetisierenden Bericht des Josephus über die "dritte Philosophensekte" den Eindruck bekommen kÖnnte 11 • Sie unterschieden sich nicht nur intern nach verschiedenen Klassen und verschiedenen Lebensformen, auch in der Aktion gegen Aussen entstanden mehrmals Neugruppierungen. Die eindrücklichste Aufspaltung der Chasidim geschah unter dem makkabäischen Hohenpriester Jonathan (152-143 v.), als das ursprüngliche chasidische Anliegen in der hasmonäischen Realpolitik des Matthatias-Sohnes und durch die hellenistische Influenza der Priesteraristokratie erneut unterzugehen drohte. "Die Pharisäer traten in dieser Situation als eine Gruppe auf, die MÖglichkeiten erörterte, wie man treu zu Gesetz und Tradition stehen und doch auch in schwerer Zeit sein .Leben und seine menschliche Würde bewahren könnte" 12 , die Qumran-Leute unter der charismatischen FÜhrung des Lehrers der Gerechtigkeit hingegen zogen sich unter Protest gegen die Verflachung der Tora-Gläubigkeit und unter Berufung auf den nahen Anbruch der Heilszeit in die WÜste Juda zurück. Sie wurden dadurch - mit weiteren essenistischradikalen Gruppierung~n anderer Lebensform13 - zu den Bewahrern der apokalyptischen Tradition par excellence, während die "nach Glattem (nip~n) Suchenden" (= Pharisäer, vgl. CD 1,18; lQpHab 1,2 u.ö.) im Bunde mit den nomistisch-sapientialen Kräften eine sich in mündlicher Tradition stets neu auslegende Tora-Treue erarbeiteten : Hatte Jesus ben Sira's Identifikation von Tora und Chokma und die sich daraus ergebende Wissenschaft ihren soziologischen Hintergrund in den Pharisäern gefunden (s. Kap. 1), so bekamen die in den Gestalten Henoch und Daniel inkarnierten Ideen in den verschiedenen Formen des Chasidismus-Essenismus ihren Griff in der konkreten Geschichte. 11) Bell 2,119-161; Ant 18,11.18-22. 12) THOMA, Der Pharisäismus 264. 13) Nach JOSEPHUS, Bell 2,160, und CD 4,12-5,11 gab es verheiratete Essener. Auch in 4Q ist neuestens von BAILLET, Le volume VII des "DJD" 85, ein "Rituel de mariage" (4Q 502) signalisiert worden. Zu weiteren Gruppen im Umkreis vom Qumran, wie z. B. Johannes der Täufer und seine Jünger vgl. SCHREINER, Die apokalyptische Bewegung 252f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I. 2. 2 65 2.2 Grundzüge der apokalyptischen Weisheitslehre Von den ältesten apk Texten an, welche wir in der in die persische Zeit zurückreichenden Henoch/Noach-Literatur 14 und im Danielbuch vor uns haben, dessen erzählende Partien aus dem 15 3. Jhd. v. stammen , tritt uns ein fundamentales Charakteristi- 14) Nach MILIK, The Bocks of Enoch, welcher erstmals die Qumranfragmente in eine Gesamtuntersuchung der Henochliteratur einbezieh~ stellt sich die Geschichte dieser Literatur so dar: Gegen Ende. des 1. Jhd.s v. lässt sich ein henoch'scher Pentateuch aufweisen. Dieser bestand: l) Aus dem Buch der Wächter (äthHen l-36; 4QHena-e), das um 250 v. in Jerusalem entstanden ist. 2) Aus dem Buch der Giganten (4QHenGiga-c; dazu lQ23; lQ24?; 2Q26?; 4QHene2+3? 4QStarcky unveröffentlicht; 6Q8), entstanden um 100 v. 3) Aus dem astrologischen Buch (äthHen 72-82; 4QHenastra-d), einem sehr umfangreichen werk monotoner Berechnungen der Gestirnsläufe aus persischer Zeit. 4) Aus dem Buch der .Träume (äthHen 83-90; 4QHenc-f), geschrieben im Jahre 164 v. 5) Aus dem Brief des Henoch (äthHen 91-107; 4QHenc.g), sicher vor 100 v. Das Buch der Parabeln (äthHen 37-72) , welches in keinem semitischen oder griechischen Fragment oder Papyrus und im l.-4. Jhd. n. von keinem christlichen Schriftsteller zitiert wird, ist nach MILIK christlichen Ursprungs. Es ersetzte das Buch der Giganten,· welches unterdessen bei den Manichäern grosse Bedeutung erlangt hatte. In äthHen 6-19 ist ein aus persischer Zeit stammendes Stück Vision des Henoch in das Wächterbuch verarbeitet , und in äthHen l06f. ist ein R<lsum!l eines Noach-Buches (um 100 v.) an den Henochpentateuch angefügt worden, von welchem auch Spuren in lQGenAp l-5; 1Ql9; 4Qmessa-dar ?; 4Ql86? zu finden sind. AethHen ist dabei die Uebersetzung eines grHen, welcher schon den christlichen Pentateuch (mit dem Parabelbuch) aufwies, und darf deshalb nach MILIK frühestens ins 5./6. Jhd. n. datiert werden. SlavHen muss nach MILIK aus lexikalischen Gründen ins 9. ·oder· 10. Jhd. n. verwiesen werden. - Wenn man diesen Datierungen auch rechtgibt, hat man noch nicht viel über die Herkunft der Materialien entschieden, welche sich im Parabelbuch,-aber auch in den von Qumran nicht gedeckten anderen stücke aus äthHen und slavHen finden (vgl. FITZMYER, Implications 332-345). Stücke, welche keine christlichen Spuren aufweisen, werden deshalb im folgenden trotzdem als frühjüdisches Traditionsgut behandelt, was sie von ihrer Entstehung her tatsächlich j·a auch meist sind. Die Uebernahme von Henochschriften frühjüdischer Prägung in ein christlich erweitertes Henochcorpus kann zugleich jenen anderen Aspekt deutlich machen, der unseren ganzen Gedankengang begleitet und der bei der Diskussion der Test XIIPatr (s. u. Kap. V.2.l) gerade heute sehr umstritten ist, dass nämlich frühjüdische Weisheitstraditionen in ungeahnter Intensität in der frühchristlichen Literatur präsent sind und sich diese Präsenz in der Ueberarbeitung frühjüdischer Schriften dokumentiert. 15) Es ist ein sich in den neueren Arbeiten klar abzeichnender Konsens in der Datierung von Dan l-6 :i.n die vormakkabäische Zeit, während die Endredaktion sicher zwischen 168-185 v. geschah, vgl. die Forschungsübersichten von DEXINGER, Das Buch Daniel 15-21; LEBRAM, Perspektiven der gegenwärtigen Danielforschung 4f; HUONDER, Daniel 37-43. HENGEL, Judentum und Hellenismus 56f., situiert Dan l-6 innerhalb der gerade im 3. Jhd. aufkommenden "im palästinischen Judentum erhaltenen 'Hofgeschichten'", zu denen auch 4QOrNab, Achikar, Tob, Est, die 3 Pagen-Erzählung 3Esr 3,1-5,6, und wohl auch die von STARCKY, RB 63 (1956) 66, signalisierte Erzählung 4Q"Devin a la cour perse" gehören. In Dan l-6 kommt aber erstmals eine Terminologie zum Durchbruch, welche typisch ist für den 'apokalyptischen Erkenntnisgewinn von oben' und die erzählenden Kap. l-6 mit den anschliesse~den Visionen verbindet (s. TEXT 47). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 66 Kap. I.2.2, Ziff. a kum apokalyptischer Denkweise entgegen, das alle anderen Charakteristika zu bedingen scheint. Es ist das Bewusstsein von einem radikalen Bruch, welcher die Geschichte der Menschen in definitives Unheil ausgehen lässt und den ganzen Bereich der natürlichen Erkenntnis und des ethischen Lebensvollzugs, also des kulturellen und moralischen Lebens, in ein Feld gottwidriger Mächte verwandelt, aber auch die entsprechende Vorstellung des Überweltlichen Einbruchs Gottes sowohl in diese Geschichte, welche dadurch, und nurmehr dadurch, doch noch Heil für die Auserwählten bringen kann, wie auch in die menschlichen Bereiche des Erkennens und der Lebensgestaltung. So wie der kommende Umsturz der gottfeindlichen Verhältnisse ist auch das Wissen des Apokalyptikers grundsätzlich "nicht von dieser Welt". Es hebt sich durch seine Neuheit, göttliche Herkunft und individuelle Einmaligkeit klar von dem extensiven Wissensschatz der hellenistischen Kultur und den Weisheitstraditionen des eigenen Volkes ab, welche auf menschlicher Einsicht gründen, behauptet sich aber auch gegenüber dem Wissen der nicht-essenistischen Tara-Gelehrten, welche eine umfassende Kenntnis von allem auf grund des einmal ergangenen Gotteswortes und ohne neue Offenbarungsquellen für sich beanspruchen. Untersuchungen an den apokalyptischen Schriften sind zu einem recht deutlichen Konsens gelangt, was Wissen und Weisheit sowohl im weiteren Kreis der essenischen Apokalyptiker 16 als auch im exemplarischen abgeschlossenen Zirkel der Qurnranleute (s. Kap. 3) bedeutete. Auch hier können nur wesentlichste Punkte kurz angesprochen und die bezeichnendsten Materialien zusammengestellt werden : a) Die absolute Bedeutung der Tara als Gotteswille für die Gestaltung des individuellen, sozialen und politischen Lebens bildet sowohl für die pharisäische wie für die apk Bewegung einen gemeinsamen fundamentalen Glaubenssatz, der aus ihrer 16) Die folgenden Ausführungen stützen sich vor allem auf THEOCHARIS, La sagesse dans le judaisme palestinien 8-130 (über.die Apokalypsen), und COUGHENOUR, Enoch and Wisdom 34-174. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.2, Ziff. b 67 gemeinsamen Vorgeschichte stammt. Es ist bis jetzt jedoch zu wenig gesehen worden, dass ausdrückliche Verbindungen von Tara und'Weishei~ in typisch apk Schriften erst in Texten zu finden sind, welche auf das grosse Scheitern der apk Hoffnungen zurückblicken : bes. syrApkBar, 4Esr (s. TEXTE 37-40). Der RÜckgriff auf die ~mosaische und YQEpatriarchalische Gestalt des Henoch ist ja gerade für die frühe Apokalyptik typisch, wenn es um die Benennung der eigentlichen Quellen der Weisheit des Apokalyptikers geht (s. TEXTE 21-25) 17 • Für den apk Weisheitsbegriff ist dieser zusätzliche Anspruch auf eine legitime und globale Kenntnis charakteristisch, und zwar eine Kenntnis, die aus dem privilegierten Einblick in Gottes geheime Absichten mit der Welt und den Menschen kommt. ~ Apokalyptische Weisheit überspringt dadurch den Bruch, der die menschlichen Wissensschätze zur gottfernen "Kultur" werden lässt, dass sie Weisheit auf neuen, gottgewirkten Wegen erschlossen bekommt. Visionen, Hirnmelsreisen, Auditionen, Träume und Mittlergestalten ermöglichen dem auserwählten Apokalyptiker den Zugang zu Übermenschlichen Erkenntnissen; neu entdeckte Worte uralter Weiser (s. TEXTE 21-23; vgl. Anm. 14) situieren seine Aussagen in vorgeschichtliche Zeit oder in Überweltliche Sphären. Apokalyptische Weisheit ist deshalb nicht mehr erarbeitetes Wissen - ausser durch Gebet und Fasten (häufig in Test XIIPatr; 4Esr) - sondern göttliches Geschenk und zwar in stets neuer, sich wiederholender Offenbarung. Dadurch hebt sie sich deutlich sowohl von der traditionellen Weisheit ab, welche neben dem Lobpreis auf die Weisheit als Gabe Gottes (vgl. Spr 2,6; Ijob 22,8; Weish 7,21; 9,4.10) auch die Anfeuerung zur mühsamen Weisheitssuche,kennt, wie auch von der Tara-Weisheit, welche aus 17) Die frühjüdischen Historiker und Exegeten (s. u. Kap. II.l) greifen bei ihren literarischen Beweisführungen normalerweise auf die Patriarchen und auf Mose zurück (jedoch als Ausnahme PseuEupol F 1,8.9b; s. u. Kap. II.l, Anm. 18). In der spätbiblischen Weisheit wird Henoch nur zweimal genannt: Sir 46,16 Hebr wird er als ein "Zeichen der Erkenntnis (LXX: der Umkehr) für die Ge-' schlechter" gepriesen. Sir 49,14 Hebr heisst es: "Nur wenige wurden erschaffen wie Henoch", während it, den LXX-Text verstärkend, übersetzt: "Niemand auf Erden wurde gleich wie Henoch erschaffen, und er wurde von der Erde hinweggenommen". - Vgl. VOLZ, Die Eschatologie der jüd. Gemeinde Sf.; DEXINGER, Henochs 10 WApk 86f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.2, Ziff. c 68 dem einmaligen Geschenk der Tora ihre gesamte Wissenschaft herausholt. Die Bindung der Erkenntnisvermittlung nicht an eine objektive Grösse wie die seit Ewigkeit präexistente .Tora und deren methodisch möglichst richtigen Auslegung, sondern an die subjektive Erfahrung des Visionärs zeigt ~ich darin, dass sich alle apo- kalyptischen Gruppen auf spezielle Offenbarergestalten beziehen, die sich qualitativ von blossen "Auslegern" heiliger Texte unterscheiden (vgl. TEXTE 2lf. 47; auch 51-57; auch QMt 11,25ff. Par; Mt 11,28ff.). Die Zentrierung der'Weisheit' auf eine zukünftige Rettergestalt (vgl. Jes 11,2; TEXT 36) ist eine eschatologische Verlängerung dieses Ansatzes. ~ Apokalyptische Weisheit weist eine starke Tendenz zur en- zyklopädischen Erfassung aller Dinge der Welt und Ueberwelt auf; sie beansprucht ein totales Wissen, das alle anderen, partiellen Wissenschaften und deren Errungenschaften eminenter beinhaltet18. Die Problematik dieses Anspruchs spiegelt sich deutlich darin, dass die apokalyptische Uroffenbarung an Henoch und Noach in der gleichen mythologischen Zeitspanne stattfand, in welcher auch jene Wissensvermittlung durch die ·"Gottessöhne" (Gen 6,1-4), welche in gr+äthHen 8,1-4 Par 4QHena.b (s. TEXTE in 24) als die grundlegende Transgression des menschlichen Wissensbereiches geschildert wird. Darin zeigt sich genau das Selbstverständnis apokalyptischer Weisheit : Die eigene Weisheit sind die auf den himmlischen Tafeln gelesenen "Geheimnisse des Herrn" (4QHenc 5.II,25f.; vgl. äthHen 106,19), welcheHenoch Überbrachte; die Weisheit der Menschen aber stammt aus der ille18) VON RAD, ThAT II, 318-320 (Verbindung von Weisheit und Apokalyptik); HENGEL, Judentum und Hellenismus 379-381; bei Henoci:J: "Wisdom in Enoch is ... of a speculative sort which includes a cosmological frame of reference in which all realities of world, communal and personal life are placed. A total worldview emerges in Enoch including an overview of History. Here is a wisdom which seeks an erdering not merely of the present way of life for its constituents, though it does this as well, but which gives ideational framewerk for understanding the community's relation to God, the Lord of Wisdom; a framewerk reaching back to creation, and moving forward to an imminent historical End; a framewerk for understanding the ethical demands of personal and communal life and for understanding one's own and the community's destiny according the way of rigthousness or the way of wickedness" (COUGHENOUR, Enoch and Wisdom 181) . http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.2, Ziff. d gitirnen Vermittlung von "ewigen Geheimnissen" 69 (4QHena l.IV,20; vgl. äthHen 9,6) durch die "Himmelssöhne" an die Frauen. Obwohl sich einige Inhalte dieser beiden Wissenvermittlungen überschneiden (bes. die Astrologie), behauptet der Apokalyptiker einen fundamentalen Unterschied zwischen seinem Wissen und demjenigen der Menschen ausserhalb seiner Gruppe. Apokalyptisches Wissen liegt eben legitim jenseits des Bruches, der wegen der prometheischen Usurpation der göttlichen Geheimnisse durch jedes andere menschliche Wissen geht. Wenn paränetische und lehrhafte Texte durchaus weisheitliehen Zuschnitt zeigen (s. TEXTE 41-46.48), vermag das zwar den Apokalyptiker nicht zu erschüttern; es zeigt aber auf, dass im weisen Mahn- und Lehrwort die alte Weisheit immer wieder zum Zuge zu kommen vermag. Das Schriftturn von Qurnran wird hierzu viele Belege liefern. ~ Apokalyptische Weisheit hat aber - trotz ihrer immensen Wissensverarbeitung - als ihr eigentliches Objekt die verborgenen Geheimnisse der göttlichen Pläne und Absichten mit der Welt und der Geschichte. Aehnlich wie für die Gesetzesweisheit hiln zum zentralen Begriff wurde, so haben die apokalyptischen Weisen den Begriff li in die Mitte ihres Denkens gestellt 19 Die erneut undurchsichtig gewordene Welt und Geschichte, besonders aber die für den Gläubigen dem äusseren Erscheinungsbild nach völlig unverständliche Entwicklung des nationalen Schicksals, bekamen in diesen "Mysterien" eine heils-unheilsgeschichtliche Erklärung, welche durch die Teilnahme an Gottes Ratsgerneinschaft, also einer zutiefst individuellen Erfahrung, 19) Das persische Fremdwort l, hat, da aramAch Pap 56.!,16 ('~ln ~~ 1'[l,; vgl. COWLEY, Aramaie Pap. 217, mit UNGNAD, Aramäische Pap. 76) unsicher ist, seinen ältesten Beleg in 4QHenal.IV,5 (= Hen 8,3: uucr•npLa ) und 4QGiga 9,3 (vgl. weitere Angaben bei MILIK, The Bocks of Enoch 393), dann erst bei Dan. 2,18f. (u. ö.) und wird in der Folgezeit häufig gebraucht: vgl. äthHen 92,1; 101,8; 104,10-13; 105,1 (Brief des Henoch); syrApkBar 81,4; 4Esr 14,5 usw.; für die Verbindung mit 110 in der Literatur von Qumran s, u. Kap. 3.2a; vgl. BORNKAMM, Art.: uucr•nPLOV 1 ThWNT 4 (1942) 1 bes. 82lff. (Die Apokalyptik); BROWN, The Semitic Background; The Pre-Christian Concept of "Mystery"; WILLIPLEIN, Das Geheimnis der Apokalyptik 68-78. - Einen guten Ueberblick über den Gebrauch in den hellenistischen Mysterien, der Hermetik und im Gnostizismus gibt BAUMANN, Mitte und Norm 185-192. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.2, Ziff. e 70 dem Berufenen und Auserwählten zukornrnt 20 • Es ist ja bezeichnend, dass sich in den apokalyptischen Texten (äthHen, 4Esr, syrApk- Bar) die Gestalt der'Weisheit'von den Menschen- auch von den Israeliten - zurückzieht, und die Weisen schweigen (s. TEXTE 30.31). Unheil ist Abwesenheit von Weisheit, und erst am Ende der Zeiten werden die "Brunnen der Weisheit" (äthHen 48,1) wie- der zu fliessen beginnen (s. TEXTE 32-36). Vorerst gibt es nur das Wissen aus mystischer Intimität zu Gott und dessen Offenbarergestalten. Die 'Weisheit', die zugleich Attribut Gottes, der Engel und derAuserwählten ist, ist somit das einzige "principe de l'union du ciel et de la terre" 21 , sie erfüllt somit auch reinste soteriologische Funktionen. Dass sie zwar den Weisen zur entscheidenden Erleuchtung verhilft, aber den Toren zum "Fe,uerofen" (äthHen 98,3) gereicht, zeigt dabei nur jenen Aspekt des scheidenden Gerichts, welcher jeder Erlöser-Gestalt zu eigen ist. Neben diesen neuen Aspekten, welche die Weisheitsgestalt im apokalyptischen Kontext erhält, bleibt ihr aber auch ihre kosmologische Dimension als Schöpfungshilfe und Throngenossin Gottes erhalten (s. TEXTE 26-29). Ebenso lassen sich noch Spuren von der Vorstellung einer universalen Präsenz der'Weisheit' unter den Menschen (vgl. TEXTE 30.31) finden. Die farbige Gestalt der in der Weisheitsliteratur viel beschriebenen "Frau Weisheit" (s.o. Kap. 1.3, Ziff. A.d) hingegen hat im viel vehementeren eschatologisch-apokalyptischen Bilderwerk ihre Bedeutung praktisch verloren. Dass jedoch in Qumran die Gestalt häufiger auftritt (s. TEXTE 61-64), muss vor einem allzu entschiedenen Urteil warnen. ~ Grund für die Intensivierung und Radikalisierung des Weis- heitsdenkens, ist die aus der Bedrohung der Glaubensgrundlagen 20) Meisterhaft hat HENGEL, Judentum und Hellenismus 381-394, diesen Aspekt als "Wesensmerkmal spätantiker Religiosität" in der griechischen Religionsgeschichte seit dem 4./3. Jhd. v. herausgestellt. Gerade in ihrem Exklusivitätsanspruch tri~ft sich die Apokalyptik am breitesten mit den religiösen Gruppierungen der Spätantike 21) THEOCHARIS, La sagesse 64. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.2, Ziff. e 71 erwachsene Hoffnung auf eine baldige Beendigung der Unheilsge-_ schichte durch göttlichen Eingriff, ein Gedanke, der ebenso sehr - aus prophetischer Tradition gespiesen - zum Lebensnerv der Apokalyptik gehört, wie er der alten Weisheit fremd ist. Es sind diese "endzeitlichen Vorzeichen" 22 , welche die Kontinui""' tät der Welt und des Denkens zugunsten einer Intensivierung des Weltenlaufes und der Reflexion brechen, also eine Grundvoraussetzung traditioneller Weisheitlichkeit zerstören, welcher es immer um Kontinuität von Geschichte, Welt und Einzelleben innerhalb des naiv-kausalen Zusammenhangs der Erfahrungsauswertung geht. Der Verlust des Vertrauens in die Welt - welcher bei Kohelet seine weisheitlieh-immanente Variante hat - wird hier durch Einbezug der Ueberwelt anhand allein vertrauenswürdiger Mitteilungen Gottes kompensiert. Diese "Wende der Weisheit", welche weit Über den Einbezug der Tara als neue Erkenntnisquelle "von oben" hinausgeht, vermochte als Ausdruck und Darstellung der Situation der um ihre Glaubensüberzeugungen kämpfenden Frühjuden viele Kräfte des Volkes zu mobilisieren. Es war die Weisheit, welche die Gläubigen brauchten, wenn sie gegen den Anschein der realen Umwelt des Hellenismus die notwendige Kohärenz der Sicht behalten wollten, die sie so unbedingt für Aktion und Kontemplation benötigten. So "sammelten die chasidischen Weisen mit ihrer rational unangreifbaren Gegenthese 'höhere Weisheit durch Offenbarung' die aktiven, gesetzestreuen Kräfte, schufen ein universales, auf das nahe Eschaton bezogenes Welt- und Geschichtsbild, in dem die Erwählung Israels die Grundlage bildete" 23 • Weisheit hatte auf neue Weise geschichtliche Relevanz bekommen. 22) HENGEL, Judentum und Hellenismus 379; vgl. DEXINGER, Renochs lo WApk 184; WILLI-PLEIN, Das Geheimnis der Apokalyptik 78-81, hat d"en guten Ausdruck "Beschreibungsapokalyptik" geprägt, in welcher weisheitliehe Traditionen weitergehen, im Unterschied zu der mehr der Prophetie verpflichteten "Er.eignisapokalyptik" und der "Zeichen- oder Umstandsapokalyptik" (wie Mk 13 Parr) • 23) HENGEL, Judentum und Hellenismus 379f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.3, Ziff. A.a 72 2.3 Texte und Materialien zur apokalyptischen Weisheit A. Henoch - der wahre Vermittler apokalyptischer Weisheit und Wissenschaft a) "Der Schreiber aller Wunder der Weisheit" TEXT 21 (äthHen 92,1) äthHen 82,1-3 (vgl. 4QHenastrb 27) Astrologisches Buch 1 Und jetzt, mein Sohn, erzähle ich dir dies alles und schreibe es für dich auf; ich habe.dir alles enthÜllt, und dir die Bücher, die alle diese Dinge betreffen, Übergeben. Bewahre, mein Sohn Methusala, die BÜcher von deines Vaters Hand und Übergib sie den (kommenden) Geschlechtern der Welt. 2 Ich habe Weisheit dir, deinem Sohn und deinen zukünftigen Söhnen (darin) Übergeben, damit sie sie ihren Kindern (und) den Geschlechtern bis in Ewigkeit Übergeben, diese Weisheit(, die) Über ihre Gedanken (geht). 3 Die sie verstehen, werden nicht schlafen, (sondern) mit ihrem Ohr horchen, um die Weisheit zu lernen, und sie wird denen, die (von ihr) essen, besser gefallen als gute Speisen. TEXT 22 4QHenc 5.II,25f. Par äthHen 106,19 Brief des Henoch 25 Und nachher (scl. nach der Flut) wird noch grösseres Unrecht kommen <als in ihren (scl. Noachs und seiner SÖhne)> 26 Tagen <geschehen sind>. Denn ich kenne die Geheimnisse (~t~~ n~~ Vi~) <des Herrn, welche> die "Heiligen" mir erzählten und zeigten, <und welche ich auf den Tafeln> des Himmels gelesen habe. Vgl. äthHen 80,lf.; 81,1: Enthüllung der kosmischen Kräfte und "der Taten der Menschen .•• bis zum letzten Geschlecht . 11 Vgl. äthHen 104, lff. Par 4QHen c 5. I, 20f.: von der genauen Abschrift und der Uebergabe der BÜcher an die "Gerechten und.Weisen". Neben diese Texte muss auch Jub 4,17-23 gesetzt werden, welches schon auf ein Corpus von Henoch-Schriften zurückblickt (vgl. MILIK, The Books of Enoch 11 u.ö.) und den bei den jüdisch-hel- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) -Kap. I.2.3, Ziff. A.a 73 lenistischen Autoren beliebten Topos vom "Ersterfinder" (s.u. Kap. II.lf.) grundsätzlich Überbietet : TEXT 23 Jub 4,15b.l7-23; vgl. 4Q 227 (MILIK, Enoch 12) lSb (Malalel nannte seinen Sohn Jared;) In seinen Tagen stiegen nämlich die Engel Gottes, welche die Wächter heissen, auf die Erde herab, um die Menschenkinder zu lehren, Recht und Gerechtigkeit auf der Erde zu Üben. (16 Jared zeugt Henoch) 17 (Henoch) ist der erste unter den erdgeborenen Menschenkindern, der Schrift, Wissenschaft und Weisheit lernte, und der in einem Buch die Zeichen des Himmels nach der Ordnung ihrer Monate beschrieb, damit die Menschenkinder die Perioden des Jahres wüssten, nach der Ordnung je ihrer Monate (vgl. 4Q 277,5f.). 18a Er war auch der erste, der ein Zeugnis aufschrieb; und er gab dieses Zeugnis den Menschenkindern unter den Geschlechtern der Erde Vgl.Gen 6,1-4; äthHen 6f. ( 69) • Vgl. PseuEupol F 1,8.9b =Astrol. Buch (äthHen 72-82 Par 4QHenastra-d) Vgl.äthHen SOff. ,bes. 80,1. 18b und er sagte die Jahrwochen der Jubiläen, machte die Berechnung der Jahre bekannt_, ordnete die Monate und verkündete die Sabbate der Jahre, 'wie wir (scl. die Engel) es ihm lehrten' (= 4Q 227, 1) • Vgl. die astrol. + kalendarischen TEXTE bei 2.4 E. 19 Und er sah in einem Traumgesicht die Vergangenheit und die Zukunft, was den Menschen geschehen wird bis zum Tag des Gerichts; er sah es, verstand alles, und er schrieb sein Zeugnis auf und legte es zum Zeugnis auf die Erde nieder für alle Menschenkinder und für ihre Nachkommen. = Buch der Träume (äthHen 83-90 Par 4QHenC-e) 21 Und er war dann bei den Engeln Gottes während 'sechs Jubiläen von Jahren'(= 4Q 277,2), und sie zeigten ihm alles, was auf der Erde und im Himmel ist, ••• und er schrieb alles auf. 22 Und er zeugte 'gegen die Wächter', die mit den Menschentöchtern sündigten .•• 'und er zeugte gegen sie alle ' (vgl. 4Q 277,3-4; 4QTestLevia 8.III,6). = Buch der Wächter: angelol. (äthHen 6-16 Par 4QHena-cl und kosmograph. (äthHen 17-36 Par 4QHenc-e) Teil. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) vgl. äthHen 1-5 Par 4QHena-c. Kap. I.2.3, Ziff. A.b 74 b) Der Ursprung der widergöttlichen Weisheit Obwohl die Engel nach Jub 4,15b (s. TEXT 23) zur Belehrung über "Recht und Gerechtigkeit" auf die Erde kamen, und Henoch von ihnen seine Weisheit empfangen hat (Jub 4,21), verkehrte sich - nur bei äthHen Par 4QHen - ihre Wissensvermittlung in ein frevlerisches Tun, sobald sie mit den Menschentöchtern zu verkehren begannen. Eine Liste der Engel und ihrer Wissensgebiete lässt sich nun dank der Qumranfunde, jedoch nur in Kombination mit griech und äthHen 8,1-4, in ihrer originalen Form aufstellen 24 . [TEXT 24 4QHena 1. IV,l-5 Par 4QHenbl.II,26 + l.III,l-5 Par gr+äthHen 8,1-4 Wächterbuch (1) 'Asa'el (=Gott hat gemacht) lehrte die Fabrikation von Schwertern, Messingbrustplatten, Metallgegenständen, die Bearbeitung von Gold, Silber und Edelsteinen, die Herstellung und Anwendung von Kosmetika und Farbstoffen. (2) Schemichaza (= Mein Name hat wahrgenommen) lehrte die Beschwörung und das Wurzelschneiden. (3) Chermoni (= der vom Hermon) lehrte das Lösen von Beschwörungen, Magie, Zauberei und Weisheit (n~w)n = cro~Ca !). (4} Barag'el (= Blitz Gottes) lehrte die Zeichen des Donners. (5) Kokab'el (= Stern Gottes) lehrte die Zeichen der Sterne. (6) Zegi'el (=Blitzstrahl Gottes) lehrte die Zeichen der Blitze25. (8) 'Ar'tagof (= Kraft der Erde) lehrte die Zeichen der Erde. (9) Schamschi'el (= Sonne Gottes) lehrte die Zeichen der Sonne. (10) Sahri'el (= Mond Gottes) lehrte die Zeichen des Mondes. 24) Siehe MILIK, The Bocks of Enoch 152 (Table of angels, chiefs and decadarchoi); 159 (Liste der Engel/Lehrer) , jeweils synoptisch angeordnet nach 4QHenb ß 4QHena // Syncellus-Zitate // Pap. Kairo // äth Hen. 25) Der 7. Engel ist nach keinem der in Anm. 24 genannten Texte rekonstruierbar. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I,2.3, Ziff. A.b Vgl. 75 a b gr+äthHen 7,1 Par 4QHen l.III,l5; 4QHen l.II,l9f., ein vorausgehendes Resume, bei welchem zusätzlich die Planzenkunde genannt wird; dazu vgl. wiederum Jub l0,12ff., wo Noach von den Engeln in "der Heilung ihrer Krankheiten samt ihren Verführungskünsten" unterrichtet wird. Vgl. äthHen 69,8-11 (nachchristl. Parabelbuch), eine sekundäre Ueberarbeitung von Hen 8. Inkonsequent neu ist, dass der Engel Penemue die Menschen in "alle Geheimnisse ihrer Weisheit" (8) einweiht, was dann näher mit "Schreiben mit Tinte und auf Papier" (9) bezeichnet wird : " ... und der alles vernichtende Tod hätte sie nicht berührt, aber durch dieses ihr Wissen gehen sie zugrunde .•• " (11). Vgl. gr+äthHen 104,10 .: von den schlechten, nicht-henoch'sehen BÜchern. Eine selbständige Tradition Über die Entstehung des unheilvollen Wissens stützt sich auf Gen 2,9b.l7; 3,1-7 : TEXT 25 gr+äthHen 32,3-6; vgl. 4QHene l.XXVI,21 + l.XXVII, 1-11 wächterbuch 3 Da kam ich in den Garten der Gerechtigkeit und schaute von ferne Bäume darin, viele und grosse Bäume, die dort wuchsen, wohlduftend, gross, sehr schön und herrlich; und ich sah den Baum der Weisheit, von dessen Frucht die Heiligen essen und grosser Weisheit kundig werden . • . . 6 "Dies ist der Baum der Weisheit, von dem dein greiser Vater und deine betagte Mutter die vor dir waren gegessen haben; da erkannten sie die Weisheit und ihre Augen wurden aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren, und sie wurden aus dem Garten fortgetrieben." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 76 Kap. I.2.3, Ziff. B.a B. Die'Weisheit' als Person, mythische Gestalt oder Hypostase und als eschatologische Gabe a) Bei der Schöpfung TEXT 26 äthHen 84,3 Buch der Träume Im Lobpreis auf den Schöpfer am Schluss der Sintflutvision (Kap. 83f.) wird die Gestalt der'Weisheit' als Throngenossin Gottes und wohl auch als Schöpfungshilfe Gottes beschrieben Denn du hast alles erschaffen und regierst es; nichts ist dir zu schwer. Keinerlei Weisheit entgeht dir, noch wendet sie sich weg von deinem Thron. Du weisst, siehst und hörst alles, und da ist nichts, das vor dir verborgen wäre, denn du siehst alles. Vgl. syrApkBar 54,13, wo die Schätze der'Weisheit' unter Gottes Thron bereitet sind. syrApkBar 14,8-10 TEXT 27 Im Gebet des Sehers (14,1-15) steht die kleine Komposition, welche die weishei tliche Fragereihe nach der 'Weisheit' (vgl. TEXTE 6.7) mit resignierenden Aussagen aus Kohelet verbindet und apokalyptisch abwandelt 8 9 10 TEXT 28 Aber wer, o Herr mein Gott, versteht dein Gericht ? Oder wer erforscht die Tiefe deines Weges ? Oder wer denkt nach Über die beschwerliche Last deines Pfades ? Oder wer vermag nachzudenken über deinen unerfassbaren Ratschluss ? Oder wer hat jemals von den (Staub-)Geborenen Anfang und Ende deiner Weisheit ~efunden ? Denn wir alle gleichen einem Hauche. slavHen A 30,8 Innerhalb des ausladenden Schöpfungsberichtes (Kap. 25-30) heisst es Am sechsten Tag befahl ich meiner Weisheit, den Menschen zu machen aus sieben Bestandteilen (Es folgt die Zusammenstellung) • http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.3, Ziff. B.b 77 slavHen A 33,3b-4a TEXT 29 Nach der Vollendung der Schöpfung am achten (!) Tag rühmt sich Gott selbst : 3b Durch meine Weisheit habe ich dieses alles ersonnen und geschaffen von der obersten Grundlegung bis zur untersten und bis zum Ende, 4a und nicht ist ein Berater noch ein Nachfolger meinen Schöpfungen. Ich bin selbst ewig und nicht mit Händen erschaffen, ohne Veränderung. Mein Gedanke ist mir Berater, meine Weisheit (B om), und mein Wort ist Taten. b) In der jetzigen Unheilszeit TEXT 30 I 4Esr 5,9b-l0 In der langen Liste der "Zeichen", die den letzten Tagen vorausgehen (5,1-12), findet sich das mit äthHen 42 recht nah verwandte Bild : 9b 10 Da verbirgt sich die Vernunft, und die Weisheit flieht in ihre Kammer; viele suchen sie und finden sie nicht. Der Ungerechtigkeit aber und der Zuchtlosigkeit wird viel sein auf Erden. Vgl. die ähnlichen Personifikationen in syrApkBar 48,36 ("Wohin ist entwichen die viele Einsicht ?"); auch äthHen 91,10 Par 4QHeng (s. TEXT 33) und äthHen 94,5 ("keine Stätte wird für sie gefunden werden"). TEXT 31 äthHen 42 Parabelbuch 26 Eingesprengt in die astronomischen Geheimnisse (Kap. 41.43f.) des Parabelbuches stehen Stücke einer typisch jüdischen (vgl. den Gegensatz : Weisheit - Ungerechtigkeit) und typisch apokalyptischen (die'Weisheit' findet keinen Platz) Weisheitsreflexion. 26) Zur Datierung s. o. Anm. 14. - Text nach BEER, Das Buch Herroch 261. Zur Strukturierung vg1. CHRIST, Jesus Sophia 48ff.; WILCKENS, Weisheit und Torheit 124.160. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 78 Kap. I.2.3, Ziff. B.c Die Nähe zu 4Esr 5,9b-10 in beiden Punkten erlaubt es, äthHen 42 hier aufzuführen, obwohl er im späten Parabelbuch steht. 1 Da die Weisheit keinen Platz fand, wo sie wohnen sollte, wurde ihr in den Himmeln eine Wohnung zuteil. 2 Als die Weisheit kam, um unter den Menschen Wohnung zu machen, und keine Wohnung fand, kehrte die Weisheit an ihren Ort zurück und nahm unter den Engeln ihren Sitz.27 3 Als die Ungerechtigkeit aus ihren Behältern hervortrat, fand sie die, die sie nicht suchte, und liess sich unter ihnen nieder (so willkommen) wie der Regen in der WÜste und.wie der Tau auf durstigem Lande. c) In der Endzeit I TEXT 32 gr+äthHen 5, 7f.; (vgl. 4QHen b l.I) Buch der Wächter 7 Den Auserwählten aber wird Licht, Freude und Friede zuteil werden, und sie werden das Land erben ! Euch aber, ihr Gottlosen, wird Fluch treffen. 8 Danach wird den Auserwählten Weisheit verliehen werden; alle diese werden leben und nicht mehr sündi-. gen, weder aus Versehen noch aus Uebermut, 'und in dem erleuchteten Menschen wird Licht und in dem verständigen Verstand sein' (gr; äth : 'sondern die da Weisheit haben, werden sich demütigen'). TEXT 33 äthHen 91,10 Par 4QHeng l.II,l3f. Brief des Henoch (In den Tagen des grossen Strafgerichtes ••• ) werden die Gerechten vom Todesschlaf (?) auferstehen, und die Weisheit wird sich erheben und gehen (1'7il) und jenen verliehen werden (nach 4QHeng) • TEXT 34 äthHen 93,10 Par 4QHeng l.IV, 12f. 10-Wochen-Apokalypse (Am Ende der 7. Woche) werden Auserwählte auserwählt zu Zeugnissen der Wahrheit (~WP) aus der ewigen Planzung der Wahrheit, denen siebenfache Weisheit und Kenntnis gegeben wird (nach 4QHeng). 27) Verse 1 und 2 scheinen Dubletten zu sein; s. PFEIFER, Ursprung und Wesen 39, Anm. 37; CHRIST, Jesus Sophia 48, Arun. 48. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. !.2.3, ·Ziff. B.c Vgl. 4Esr 8,52; syrApkBar 54,13 "bereitet". 79 Die'Weisheit' ist Vgl. auch folgende christlich beeinflusste Stellen aus dem Parabelbuch, in welchen neben den Auserwählten vor allem der messianische Auserwählte mit der eschatologischen Gabe der Weisheit ausgestattet ist : TEXT 35 äthHen 48,1 Parabelbuch An jenem Ort sah ich einen Brunnen der Gerechtigkeit, der unerschöpflich war. Rings umgaben ihn viele Brunnen der Weisheit. Alle Durstigen tranken daraus und wurden voll von Weisheit, und sie hatten ihre Wohnungen bei den Gerechten, Heiligen und Auserwählten. Vgl. äthHen 61,6f.ll. TEXT 36 äthHen 51,3 Parabelbuch Der Auserwählte wird in jenen Tagen auf meinem Thron sitzen und alle Geheimnisse der Weisheit werden aus den Gedanken seines Mundes hervorkommen, denn der Herr der Geister hat es ihm verliehen und hat ihn verherrlicht. Vgl. äthHen 49,1-4; 46,3; slavHen A 30,12. Vgl. PsSal 17,23.29. Der "Sohn Davids" richtet die Sünder mit "Weisheit und Gerechtigkeit"; 14,35 "segnet das Volk des Herrn mit Weisheit in Freude"; vgl. 18,7. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 80 Kap. !.2.3, Ziff. C C. 'Weisheit' als Gesetz Obwohl die Verbindung von'Weisheit'und Gesetz zu den Grundvoraussetzungen apokalyptischen Denkens gehört (s.o. Kap. 2.2, Ziff.a), wird sie erst in jenen Texten thematisch, welche auf das grosse Scheitern der apokalyptischen Hoffnungen zurückblicken. Das Vertrauen auf die nur dem Begnadeten zugänglichen "Geheimnisse" scheint der Zuwendung zum rationaleren Weisheitsschatz der traditionellen Texte zu weichen. TEXT 37 syrApkBar 38,1-4 1 Da betete ich und sprach : "Herr, mein Gott, du erleuchtest zu aller Zeit jene, die sich verständig aufführen, 2 und dein Gesetz ist Leben, und deine Weisheit ist Redlichkeit. 3 Tu mir nun kund die Deutung dieses Gesichts (scl. Kap. 35-37) ! 4 Denn du weisst, dass sich meine Seele allzeit mit deinem Gesetz beschäftigte, und dass ich mich, solange ich lebe, nicht von deiner Weisheit losgesagt habe." TEXT 38 syrApkBar 48,24 Wir alle sind ein Volk, das einen berühmten Namen trägt, da wir von Einern ein Gesetz empfangen haben (vgl. Dtn 4,6-8; TEXT 9). Und jenes Gesetz, das unter uns weilt, hilft uns, und die vortreffliche Weisheit, die in uns ist, wird uns helfen. TEXT 39 syrApkBar 51,3 Die herrliche Erscheinung derer, die auf grundmeines Gesetzes gerecht gehandelt haben, die Einsicht in ihrem Leben hatten, und die die Wurzel der Weisheit in ihr Herz eingepflanzt hatten, deren Glanz wird alsdann in verschiedener Gestalt erstrahlen ••• Vgl. auch syrApkBar 44,14; 46,5; 59,7; 61,3f.; 77,15f. TEXT 40 4Esr 8,12 (Du hast dem Menschen gegeben) Unterricht durch dein Gesetz und Belehrung in deiner Weisheit. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 81 Kap. I.2.3, Ziff. D D. Weisheitliehe Paränesen und Lehrtexte Die Test XIIPatr schliessen zahlreiche Texte solcher Art in sich. Kap. V.2+3 sind vollständig der Weisheit und den Weisen von Test XIIPatr gewidmet, sodass hier nur auf einige weitere Texte verwiesen werden soll, die z.T. deutliche Aehnlichkeiten aufweisen. äthHen 91,1-lO.lSf. Par 4QHeng l.II,l3-21 des Henoch, I. Teil28 TEXT 41 Brief zu Beginn des "Briefes an Henoch" steht eine Abschiedsrede Henochs, deren typische Elemente eine inhaltlich und formal geschlossene Einheit bilden: lf.: Versammlung der Kinder; 3f.: Mahnung; 5-10 : Weissagung; 18f. (s.TEXT 33) abschliessende Zusammenfassung. Die Mahnworte lauten : 3b 4 Geliebte, liebt die Rechtschaffenheit und wandelt in ihr ! Naht euch nicht der Rechtschaffenheit mit zwiespältigem Herzen und werdet keine Genossen derer, die ein zwiespältiges Herz haben, sondern wandelt in Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit meine Söhne, und sie wird euch auf guten Wegen leiten. Und die Gerechtigkeit wird eure Genossin sein. slavHen B29 2,1-4 TEXT 42 Eine kleine exemplarische Abschiedsrede vor der Aufnahme Henochs in den ersten Himmel (vgl. 3.1) 28) Nach den Fragmenten von Qumran hatte äthHen 91-105, dessen Reihenfolge schon lange als gestört angesehen wurde (vgl. BEER, Das Buch Henoch, bes. 298301), diese Textabfolge: I: 91,1-10+18f.: II: 92,1-5: Einleitung 93,1-10 + 91,11-17: lo WApk 93,11-14: Fragereihe III: 94,1-105,2: Abschiedsrede Mahnreden Auch die Textgestalt in äthHen ist besonders zur Glättung der schwierig gewordenen Uebergänge stark verändert worden; vgl. zu allem MILIK, The Bocks of Enoch 207-217.247.260-272. DEXINGER, Renochs 10 WApk 102-109, geht einen Schritt weiter und weist eine dreistufige redaktionsgeschichtliche Entwicklung auf. 29) Die längere Rezension A hat in Vers 2 eine LÜcke, vgl. BONWETSCH, SlawHenoch 10. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.3, Ziff. D 82 1 2 3 4 Und siehe-, meine Kinder, ich weiss nicht, wohin ich gehe, oder was mir begegnet. Und jetzt, meine Kinder, weichet nicht von Gott ! vor dem Angesicht des Herrn wandelt und bewahret seine Urteile ! und betet nicht an eitle Götter ! "Götter, welche weder den Himmel noch die Erde gemacht haben", sie vergehen (= Jer 10,11). Machet treu euer Herz in der Furcht Gottes Und jetzt, meine Kinder, suche niemand mich, bis dass mich der Herr zu euch zurückbringt. Vgl. Jub 10,1-11 TEXT 43 Abschiedsrede Abrahams. slavHen 39-66 In der "Unterweisung Henochs an seine SÖhne" (Titel nach B) sind viele kleine Paränesen typisch weisheitlicher Art zusammengetragen. Die wichtigsten und.formal besten sind : 42,6-14(B) : Paränetische Miniatur mit sieben Makarismen zur frühjüdischen Armenfrömmigkeit. 43,2-3(A.B) : Paränetische Miniatur in der Form des Vergleichs und der Steigerung : Nichts ist grösser als Gottesfurcht. 45,3f.(A): Zwei Merksätze für das rechte Verständnis des kultischen Opfers. 50,2-51,1.3(B) : Sechs Mahnworte (mit Erweiterungen) zur frühjüdischen Frömmigkeit. 52(A.B) :Alternierende Reihe von Seligpreisungen und Verfluchungen. 61-63(A.B) : Kleine Paränesen über verdienstvolles Rechttun, Einhalten von Opfern und Werken der Nächstenliebe, eröffnet durch den Ruf "meine Kinder", abgeschlossen durch eine Sentenz (in B) • I TEXT 44 äthHen 94-105 Par 4QHeng l.V,24ff. + 4QHenc S.I,20-24 Brief des Henoch, III. Teil (vgl. Anm. 28) Der Abschluss des Henochpentateuchs besteht aus einer langen Mahnrede, in welcher zahlreiche weisheitliehe Traditionen der http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 83 Kap. I.2.3, Ziff. D Tugend- und Lasterparänese in die apokalyptischen Gerichtsdrohungen und Segensverheissungen verarbeitet sind. 94-97 : Mahn- und Trostworte für die Gerechten alternieren mit Weherufen Über die Gewalttätigen, Reichen, LÜgner, Uebeltäter, Mächtigen, Sünder u.a. 98-102,3 : Scheltrede an die Toren, die "zusammen mit ihren Schätzen, mit all ihrer Herrlichkeit und Ehre untergehen und in Schmach, durch Mord und in grosser Armut in den Feuerofen geworfen werden", "weil ihnen Wissen und Weisbei t fehlt" (98, 3; vgl. 98,9; 99, 10). 102,4-105 : Hauptsächlich Trost und Verheissungsworte an die Gerechten : Leidvollem Leben und schmählichem Tod werden Auferstehung und himmlische Freuden folgen. Die Henoch-"Bücher werden den Gerechten und Weisen Übergeben werden und viel Freude, Rechtschaffenheit und Weisheit verursachen" (104,12); diese werden dadurch zu den "FÜhrern" der Menschen und zur Belohnung für die ganze Erde. TEXT 45 gr+äthHen 2-5; 4QHen Buch der Wächter a b l.II + 4QHen c l.II,l + 4QHen l.I Eine lehrhafte Komposition, welche den unveränderlichen Ordnungen (llb I -rÖ.E q;;) der Gestirnswelt und der irdischen Naturabläufe (2,1-5,3) das ungeordnete Verhalten der Menschen entgegenstellt (5,4) und mit dem Doppelgemälde vom Los der Verdammten (5,4ff.) und der Auserwählten (5,7ff. TEXT 32) abschliesst. (Wegen der nahen Verwandschaft dieses Textes mit TNaf 2,8f., 3,2-5 griechische Text in Kap. V.2.5.2 übersetzt und kurz besprochen.) ist der Vgl. PsSal 18,10-12; lKlem 20, und die apokalyptische Verkehrung dieser Naturordnungen in äthHen 80 (Astronomisches Buch); 4Esr 5,1-7; AssMos 10,3-7 u. a. TEXT 46 syrApkBar 48,2-10 Ein langes Gebet Baruchs, das in seinem ersten, preisenden Teil (2-10) Gottes souveräne Macht über die ganze Schöpfung in weisheitlieber Art beschreibt, aber in den Versen 3 und 7 Kontext verrät. 2 0 Herr, du rufst dem Kommen der Zeiten - und sie stehen vor dir. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) den apk 84 Kap. I.2.3, Ziff. D Du lässt die Herrschaft der Welten vergehen, - und sie widersetzen sich dir nicht. Du verfügst Über den Lauf der Perioden, - und sie gehorchen dir. 3 Du allein kennst die Dauer der Geschlechter und nicht vielen offenbarst du ·deine Geheimnisse. 4 Du gibst die Menge des Feuers an und wägst die Leichtigkeit des Windes. 5 Du untersuchst den Saum der (Himmels-)HÖhen, und ergründest die Tiefen der Finsternis. 6 Du bestimmst die Zahl (der Menschen) , die vergeht und fortbesteht, und bereitest eine Wohnung für die, die sein werden. 7 Du erinnerst dich des Anfangs, den du geschaffen hast, und vergisst nicht die kommende Vernichtung 8 Mit Winken der Furcht und der Drohung befiehlst du den Flammen, und sie wandeln sich in Wind. Und mit dem Wort rufst du ins Leben, was nicht war, und mit grosser Macht hälst du fest, was noch nicht ist. 9 10 11 Du lehrst durch deine Einsicht das Geschöpf und machst die Sphären weise, dass sie dienstfertig sind nach ihrem Rang. Unzählbare Heerscharen stehen vor dir und dienen ruhig deinem Wink nach ihrem Rang. HÖr doch auf deinen Knecht ... Vgl. auch 21,4-26; 54,1-4 (Gebete Baruchs). Vgl. auch die lange Reihe rhetorischer Fragen äthHen 93,11-14 welche nicht nur nicht christlicher Zusatz ist (vgl. BEER, Das Buch Henoch 300), sondern in 4QHeng l.V,l5-26 in ungefähr dreifacher Länge (fragmentarisch) vorliegt (vgl. MILIK, Enoch 269). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.3, Ziff. ~ 85 E. Weisheitliehe Lehrerzählungen TEXT 47 Dan 1-6 Die Gestalt Daniels lässt sich zwar, ähnlich wie die Gestalt Henochs, in graue Vorzeit hinauf verfolgen 30 , als apokalyptischer Weiser erscheint er aber erst in den erzählenden Partien von Dan. Daniel ist nicht wie Henoch ein vorsintflutlicher Erstvermittler der apk Geheimnisse sondern ein in historischer Zeit vorgestelltes Paradigma des jüdischen Weisen typisch apokalyptischer Prägung : Daniels menschliche und göttliche Weisheit : Die Hebräerknaben am Hofe Nabuchodonosors entsprechen durchaus dem höfischen Bildungsstandard (vgl. 1,4), sie werden aber zusätzlich von Gott selbst mit "Kenntnis und Einsicht in jegliche Schrift und Weisheit" beschenkt, und Daniel zusätzlich mit der Gabe, "den Sinn jeglicher Vision und von Träumen zu finden" 1,17). Darauf kennen sich die vier Kinder in jedem "Wort der Weisheit und Einsicht" zehn Mal besser aus als alle Magier und Seher (1,20). In Bedrängnis wegen des kÖniglichen Traumes beten Daniel und seine Gefährten um Einsicht in den l'1 (2,18), "und das Geheimnis wurde Daniel enthÜllt in einer Nachtschau" (2,19) : nl'1 ~~?~?-~, ~iln~ ?~~),? Durch diese neue, mit den bezeichnenden WÖrtern l'1 und n?l bestimmte Erkenntnisweise wird Daniel zum "Würdenträger der Weisen Babels" (2,48); sein Idealporträt im Munde des assyrischen KÖnigs : 4,6 Der Geist der heiligen Götter wohnt in dir, und kein Geheimnis ist dir zu schwierig. ~?l Vgl. 5 ,llf. : 11 Erleuchtung, Kenntnis und Weisheit wie die Weisheit der Götter ist in ihm ••• 12 Ein ausserordentlicher Geist ist in ihm, Kenntnis und Einsicht, die Kunst, Träume auszulegen, Rätsel zu lösen und Knoten aufzutun. Vgl. auch 5,14-16. 30) Vgl. den weisen und gerechten Danel in Ez 14,14.20; 28,3; Daniel, einen der Anführer der Engel in 4QHenal.III,8 Par 4QHencl.V,26 (= äthHen 6,7; auch 69,2), und Danel als Schwiegervater Henochs in Jub 4,20, besonders aber den ugaritischen König Dnil, den gerechten Richter und magischen Weisen, s. MUELLER, Magisch-rnantisehe Weisheit 87-94. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.3, Ziff. E 86 Daniels Gott der Weisheit Das Lob- und Dankgebet Daniels nach der "Enthüllung des Geheimnisses" (2,19) nennt die zentralen Eigenschaften : 2,20-23 ,20 21 22 23 Es sei der Name Gottes gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn die Weisheit und die Macht gehören ihm. Er wechselt Perioden und Zeiten, stürzt KÖnige und richtet KÖnige auf. Er gibt die Weisheit den Weisen und den Verstand den Verständigen er enthÜllt die tiefen und verborgenen (Dinge). Er kennt, was in der Finsternis (ist), während das Licht bei ihm wohnt. Dich, Gott meiner Väter, lobe und preise ich, denn Weisheit und Macht hast du mir gegeben. Nach der Traumdeutung bekennt sich Nabuchodonosor zu Daniels Gott und gibt ihm dabei seinen eigentlichen "apokalyptischen" Namen : "EnthÜller der Geheimnisse" TEXT 48 (l~ti l17:!) (2,47). slavApkAbr 1-7(8) Besonders interessant ist in diesem Text die deutliche Zusammenfügung einer weisheitliehen Lehrerzählung mit einer typisch apk Offenbarungsrede. Kap. 1-7 sind die autobiographische Erzählung von Erfahrungen Abrahams mit den Götzen seines VatersTerach (1.2), Abrahams kritischen Fragen (3,1-4). Es folgt eine Erfahrungsrekapitulation (3,5-8), dann die Auseinandersetzung mit dem Vater, der von der Herstellung der Götter seinen Lebensunterhalt bestreitet (4), ein weiteres, von Abraham selbst veranstaltetes "Experiment" (Verbrennen des Holzgottes) (5) , und eine erneute Diskussion mit Terach (6) Über die drei vorherigen Erfahrungen (6,7-12) und schliesslich Abrahams Bekenntnisrede von seinem unvergleichlichen Gott, der "alles schuf" (7,9). Dann ein bezeichnender abschliessender Ruf : MÖcht Gott sich durch sich selbst uns offenbaren ! (7,12), worauf der Einbruch Gottes folgt : "da fiel die Stimme eines Starken vom Himmel" (8,1) ! Damit ist der Uebergang bewerkstelligt, es folgt eine Offenbarungsrede und dann die apokalyptischen Kap. 9-32. Vgl. Jer lO,l-9;'Jes 44,9-20; Ps 115,4-8; 135,15-18; Jub llf.; Weish 13-15; PseuHek II, F 1, 154b-157. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.2.3, Ziff. E I TEXT 49 I 87 slavHen 24-30 Diese Schöpfungsgeschichte, von Gott in autobiographischer Form erzählt, vermischt Gen 1 mit mythologischen Gestalten zu einer einheitlichen Komposition. TEXT 50 slavHen 58,1-3 Märchenhafte Nacherzählung der Erschaffung und Benennung der Tiere (Gen 2,19f.), verbunden mit der priesterschriftlichen Aussage von der Herrschaft des Menschen (Gen 1,28). In 58,4 60,3 folgt eine paränetische Auswertung. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 3. WEISHEIT IN QUMRAN Dass die Texte von Qumran ausserordentlich oft von Erkennen, Wissen, Einsicht und Klugheit sprechen, hat schon lange die Aufmerksamkeit der Exegeten auf sich gelenkt 1 WORRELL hat in seiner Dissertation "Concepts of Wisdom in the Dead Sea Scrolls" 2 den Fragenkomplex als Ganzes angegangen und den zentralen Stel- lenwert dieses Wortfeldes für das Selbstverständnis der Qumrangemeinde herausgestellt. Er nutzte die Schriften vom Toten Meer als "Fenster", welches einen direkteren Einblick ins "weisheitliehe Milieu" ermöglicht als die meisten anderen, in diffizile Einleitungsfragen verwickelten frühjüdischen Schriften. Da die Qumranleute zudem innerhalb der apk Bewegung die greifbarste und prominenteste Gruppe darstellen 3 , die Über vielfältige literarische und archäologische Wege zugänglich ist, kann sich an ihr exemplarisch zeigen, was "Weisheit" in apk Kreisen bedeutete, und in welchen literarischen Formen sie zum Ausdruck kam. Auch hier können nur wesentlichste Punkte genannt und einige besonders charakteristische Texte vorgeführt werden : 1) KUHN, Die in Palästinagefundenen hebr. Texte 203-205; NOETSCHER, Theol. Terminologie 38-79; WAGNER, VI' in den Lobliedern 232-252; DENIS, Themes de connaissance dans Dam, bes. 78-82.123-130.197ff.; DE CAEVEL, La connaissance religieuse 435-446; SHARVIT, Virtue of Wisdom 526-530; ROMANIUK, Le Theme de la sagesse 429-435; auch HENGEL, Judentum und Hellenismus 415ff.401-404. 2) Ann Arbor 1968/1971 (unveröffentlicht). 3) Auf die historische Situierung soll hier nicht weiter eingegangen werden, vgl. o. Kap. 2.1. Ich halte mich an die,gängige Interpretation der historischen, archäologischen und literarischen Fakten; vgl. neuestens DEXINGER, Henochs 10 WApk 23-57; jedoch MURPHY-O'CONNOR, The Essenes in Palestine 100124, der babylonische Herkunft der Essenergruppe annimmt und aufgrund literarischer und redaktionsgeschichtlicher Untersuchungen ein detaillierteres Bild der inneren. und äusseren Geschichte von Qumran zu entwerfen vermag. (88) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.1, Ziff. a 89 3.1 "Weisheitliche" Sprache und Lebensweise in der heiligen Gemeinschaft ~ Als erstes muss auf die starke Präsenz des weisheitliehen - wohl in 4 Reaktion auf den offiziell-pharisäischen Gebrauch - eher ver- Vokabulars hingewiesen werden. Obwohl das Wort MO~M mieden wird, lässt sich das ganze Spektrum jener Worte finden, welche zur frühjüdischen "Erkenntnistheorie" gehören. Ein Blick auf die Konkordanz 5 kann die Häufigkeit und die Verteilung der Termini deutlich machen : lQS lQH lQSa 2 2 1 5 1 13 15 1 1 23 10 14 1 1 7~~wo 3 1 i1Vi 6 7 tl~M lQM adj. i10~M 4 7~tll verb. 7~tll subst. 5 8 1 llVi 17 1 17 Vi~ 7 4 71 i1) ~ :J 2 2 16 ,~:::! 5 ilOiV 4 i1:Jtl/MO 8 lQSb 16 10 3 CD lQpHab alii total 1 2 2 2 3 1 19 2 16 4 45 24 12 6 41 4 37 1 1 1 1 178 11 117 2 2 Vi~, 1 2 13 Eindeutig bevorzugte Wortgruppe ist 59 9 2 3 27 ~ 65 8 auch wenn man die Stel- len mit profanem Gebrauch (zur Kenntnis nehmen, sexuell 'erken- 4) WORRELL, Concepts of Wisdom 181-186; vgl. NOETSCHER, Theol. Terminologie 62. HENGEL, Judentum und Hellenismus 402, Artm. 651, erklärt diesen Sachverhalt durch eine "weitere Differenzierung des geoffenbarten Wissens". 5) KUHN, Konkordanz; Nachträge zur 'Konkordanz' 175-234; auch MILIK, The Books of Enoch 367-407. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 90 Kap. !.3.1, Z~ff. b nen' u.a.) weglässt. Sie wirdsowohl auf Gott (lQS 3,15; lQH 1,26; 12,10; CD 2,3.7-10; lQM 18,10) als auch auf die Gemeinde als Ganzes (CD 20,4f.) und einzelne Mitglieder (lQSb 4,27 : Priester; lQpHab 7,4f. = TEXT 52) bezogen, und beschreibt, da es ja um ein qualifiziertes Wissen geht, die Qumrangemeinde als den Ort, an dem entscheidendes Wissen von Gott geschenkt, von den MÖnchen aufgenommen und gehütet und miteinander im "Weisheitsrat" (lQS 10,24) erwogen wird. Die beiden Wortgruppen 7~W Häufigkeit. Zusammen mit und VI~ ~ folgen mit ungefähr gleicher finden sie sich vor allem in lQH, dessen Hymnen dem Beter vorzüglich Gelegenheit bieten 1 dem Gott seiner Einsicht und seines Verstehens seine eigene Teilnahme und den überfliessenden Besitz an Erkenntnis preisend zu schildern 6 . Die Hymnik als locus der Erkenntnis-Reflexion ist typisch für die geschenkte Weisheit des Apokalyptikers, welche erst als freudiger Besitz und unterscheidendes Privileg im betenden Lob bewusst wird. FÜr die nuancierten Bedeutungen der einzelnen Ausdrücke muss auf die speziellen Arbeiten verwiesen werden 7 , doch darf wohl die Differenzierung nicht zu weit getrieben werden. Vielfache Kombinationen der betreffenden Begriffe (vgl. lQH 11,28 : ~~~n7 7~W nV'i) zeigen 1 dass hier ähnlich wie in der biblischen Weis- heit, durch Häufung synonymer Vokabeln jener Bereich abgesteckt' werden soll, in welchem alles Wichtige an Wissen und Erkenntnis vor sich geht. Die Gruppe von Qumran stellt sich darin als "Weisheitsgemeinde" dar, als ~'ilb ~w:J~ 7~ 'in~ (lQH 14,18.21), die ihre geheimnisvolle Weisheit in der "Ratsversammlung" Gottes (vgl. Jer 23,18.22; Ijob 15,8 : TEXT 2) zu hören bekommen. El_ Die "Weisheitlichkeit" der Qumranmönche lässt sich auch an einigen Eigenheiten ihrer Gemeindestruktur und ihrer Lebensweise 6) Vgl. WAGNER, V1' in den Lobliedern, bes. 243f.250f. 7) Bes. NOETSCHER, Theol. Terminologie 44-47.52-63; WORRELL, Concepts of Wisdom 186-212. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 91 Kap. I.3.1, Ziff. b illustrieren : Da gibt es den "Intensivkurs" für die Neueintretenden, das Amt des "Einsichtig-machers" ('7 ~ :Jt!ln) , also eine eigentliche ideologische Richterinstanz; es gibt den "Rat der Gemeinde" (vgl. lQS 3,2; 5,7 u.ö.; vgl. lQpHab 5,12; 12,4), in welchem wichtige Dinge diskutiert wurden; es wurde eine eigene Art des Midraschs Über die Tora und die Propheten gepflegt, unter der Kontrolle eines speziellen Ueberwachers (IPJn) und mit einer strikten Arkandisziplin 8 . Auch die Selbstbezeichnung der Gemeinde als n~v und ilb sowie die Betonung des Lehrens und Lernens, des Schriftstudiums und der Schriftauslegung weisen auf das gleiche intensive Streben nach dem Erfassen der der Gemeinde geschenkten Wahrheit, und es ist bezeichnend, dass der Begründer und Inspirator der Gemeinde ein "Lehrer der Gerechtigkeit" genannt wird. Mit der nötigen Vorsicht und als Echo-Zeugnis können hierzu auch die bewundernden Schilderungen der Essener als "Athleten der Tugend" und unermüdlich Lernende von PHILO und deren Vorstellung als jüdische "Philosophenschule" bei JOSEPHUS 9 beigezogen werden. Die Mönchsgemeinde von Qumran war für die damalige Zeit eine demonstrative Verwirklichung - profiliert durch aszetische Loslösung und extreme kultische Reinheitspraktiken - einer apo- kalyptisch-weisheitlichen Gruppe, welche in der Bemühung um die "Einsicht des Lebens" und das "Wissen der Ewigkeit" verharrte (vgl. lQS 2,3) und so "Zeuge(n) der Wahrheit" (lQS 8,6) sein wollte. 8) Vgl. CD l5,lf.; lQS 4,6; auch JOSEPHUS, Bell 2,141, und die Kryptograwme 4Q 186 und 4Q 317 (s. bei Ziff. E). Vielleicht ist das Buch 'ln (lQSa 1,6; CD 10,6; 13,2) dieser Geheimhaltung zum Opfer gefallen. s. auch NOETSCHER, Theol. Terminologie 77-79. 9) PHILO, Oron Prob Lib 72-91, bes. 88; JOSEPHUS, Ant 18,11.18~22; Bell 2,119-161, zit. 119. Zusammenstellung der Texte bei ADAM/BURCHARD, Antike Texte l-5.26-34. 36f. Die völlig negative Wertung, welche (MAIER)/SCHUBERT, Die Qumran-Essener 69-72, Über diese Zeugnisse abgibt, ist mit Recht von WORRELL, Concepts of Wisdoro 123-129, korrigiert worden. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 92 Kap. I.3.2, Ziff. a 3.2 Das apokalyptische Geheimnis und dessen Vermittlung ~ Ziel qumranischer Weisheitsbemühung bilden die Geheimnisse Gottes. Der typisch apk Begriff l } kommt hier, zusammen mit dem oft synonym gebrauchten '1'10, zu seiner vollen Entfaltung. "Das ganze Tun und Wirken Gottes ist ein solches, wunderbares Geheimnis, oder, was dasselbe wäre, ein geheimnisvolles Wunder, ob es für den Menschen Glück oder Unglück bringt. Zu den geheimnisvollen Wundern gehört die Barmherzigkeit Gottes, die die Sünde vergibt (Dam 3,18); ein Geheimnis Gottes sind die Prüfungen für die (doch treuen) SÖhne des Bundes (lQM 17,9), die im Kampfe gegen die SÖhne der Finsternis zu fallen beginnen (lQM 16,11). Es gibt Geheimnisse der göttlichen Gnade (lQH frgt und des göttlichen Wissens (lQH 12,12f.; 13,13) 3,7) 'l~~h 'l'?.:Jtll(~)~i ~~~ oder der göttlichen Weisheit. Alle Pläne Gottes sind Geheimnisse In geheimnisvoller Klugheit 'lhOiV ~~~~ hat Gott die Endzeit fest- gesetzt (lQpHab 7,14) und in geheimnisvoller Weisheit ein Ende bestimmt für die Zeit, da die Bosheit existieren kann (lQS 4,18)." 10 - Den Qumran-Weisen sind nun aber diese Geheimnisse eröffnet, enthÜllt. Dem~~ entspricht das göttliche n7), das sich einerseits in der charismatischen Schriftauslegung, andererseits aber in der "Schau des Wissens" (lQH 4,18), also einer vi- sionären Form der Einsichtsvermittlung konkretisiert. Zentralste "Offenbarer"-Rolle 11 spielt hierbei die überragende Gestalt des Lehrers der Gerechtigkeit, der mit seiner Kenntnis von b~H~~n 'l~i~V ~~~~ ~~~ ';>.:J (lQpHab 7,5 =TEXT 52) die "20 Jahre Blinden und nach dem Weg Tastenden" (CD l,9f.) zur auserwählten 10) NOETSCHER, Theol. Terminologie 72; s. auch SAEBO, Art.: 1~0, ThHWAT 2 (1976) 144-148; DE CAEVEL, La connaissance religieuse 442ff.; - ti kommt 54 mal vor, davon je 7 mal in lQS und lQM und 24 mal in lQH; zusätzlich 3 mal in den Fragmenten von aramHen. 1~0 44 mal, davon 10 mal in lQS und 29 mal in lQH; dazu jetzt FABRY, 1~0, Der himmlische Thronrat als ekklesiologisches Modell, bes. 122-125 : "söd bezeichnet die 'Gemeinde', verstanden als innerweltliche Realisation des himmlischen Thronrates, bestimmt zur Verherrlichung Gottes, zur Befreiung des Menschen aus seiner SÜndenverfallenheit und zur Befähigung, Gottes Willen zu erkennen (Unterstreichung von mir) und zu befolgen" (125) . 11) Die Priester hatten wohl häufig als Deuter und Lehrer (vgl. lQSb 3,22-24; 4,27) zu walten, und auch der "Unterweiser" (s. bei TEXT 53) hatte revelatorische Aufgaben, aber dies geschah doch in der institutionalisierten Ableitung vom Lehrer der Gerechtigkeit. BRUCE, The Book of Daniel 228, vergleicht die beiden letzteren mit Daniels apokalyptischer Weisheit (s. o: TEXT 47). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.2, Ziff. b 93 "Einigung" zusammenbrachte 12 . In seiner Erleuchtung besteht die eigentliche Verbindung der Gemeinde mit den Geheimnissen Gottes (s. die TEXTE 51-55) und an der Anerkennung seiner prophetischweisheitliehen Funktion und Botschaft trennt sich denn auch die Menschheit in Nachfolger und Abtrünnige (vgl. lQS 4,24), in Licht und Finsternis. Der Lehrer der Gerechtigkeit ist die klassische Gestalt des apokalyptischen Weisen, der die göttlichen Geheimnisse - wohl meist Über die Schriftinterpretation (vgl. lQS 5,11 12 a) - autoritativ auslegt und mit diesen entscheidenden Einsichten eine Gruppe Auserwählter an der Weisheit und am Heil Gottes, welche beide vor den Menschen verborgen sind (s. TEXT 54), teilnehmen lässt, dadurch aber auch zum "Mann des Haders" für alle jene wird, die nicht im auserwählten Kreis stehen, und zum "Zelot" gegen die "Glattes suchenden" Schriftgelehrten (s. TEXT 51). Als Dolmetsch (f~~b) und Vermittler der ewigen Geheimnisse steht er am Angelpunkt qumranischer Weisheitsvermittlung und Heilsgabe. Er zeigt somit exemplarisch auf, wie apk Weisheit auf Charisma, prophetische Vision und eigenwillige Interpretation der Schrift aufbaut und einen exklusiven Kreis von ausgewählten Wissenden bildet. Die Verbindung dieser vier Elemente grenzt den Lehrer der Gerechtigkeit deutlich von den beiden anderen exemplarischen Gestalten des frühjüdischen Weisen, von Hillel im Lager der TaraWeisheit und von Jesus als allen Menschen zugewandter Wanderprediger, ab. ~ Dieses prononcierte Bewusstsein der eigenen Weisheit aus privilegierter Einsicht zeigt sich in allen wesentlichen Schriften, welche das Leben und das Selbstverständnis der Gemeinde betreffen. Es hat seinen ideologischen Haftpunkt in der Gestalt Henochs, dessen apk Pentateuch allem Anschein nach im Qumran 12) Vgl. DELCOR, Les hymnes 62-71, bes. 63f. ("Le docteur, 1e mediateur, 1e nouveau Moise); JEREMIAS, Der Lehrer der Gerechtigkeit 141.150-166; WORRELL, Concepts of Wisdom 163-169.379-385. 12a)Vg1. BETZ, Offenbarung und Schriftforschung, bes. 23-35.82-88. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 94 Kap. I.3.2, Ziff. b zusammengestellt wurde (s. o. TEXTE il-24) 13 • Henoch ist die urzeitliehe Darstellung dessen, was der Lehrer der Gerechtigkeit für die Jetzt-Zeit bedeutete. Die Schau des vorsintflutlichen Weisen auf den Kosmos und die Weltgeschichte als Ur-Offenbarung der apk Geheimnisse bot den Leuten von Qumran, sicher aber auch anderen Apokalyptikern vor und parallel zu ihnen, ein viel breiteres und zugleich geheimeres Weisheitsangebot als etwa die Patriarchen mit ihrer Lebenserfahrung (s. Kap. V) oder Mose mit seiner schriftlich fixierten Gottesweisung. Sowohl Mose wie die Patriarchen gehörten in den inneren Denkbereich der Qumranleute, die ja auch in der Gesamttradition frühjüdischen Glaubens lebten; Henoch aber symbolisiert das Plus an Erkenntnis, das der Apokalyptiker für sich und seine Gruppe beansprucht. Andere Mittlergestalten kennt man in Qumran deshalb nicht (vgl. lQH 6,13). Mir scheint, dass darin mitbegründet liegt, weshalb die 'Weisheit' als mythische Gestalt oder Hyp,ostase in Qumran inexistent ist. In den Schöpfungsliedern von lQH und lQS (s. TEXTE 58-60) wi~d zwar die Weisheit des Schöpfergottes hoch ge- priesen, doch fehlt nie. der gewaltige Kontrast zum lehmgeformten, hinfälligen Menschen. Die Weisheit, mit welcher Gott "die Welt aufrichtete" (llQPsaxxvr ,13f. Creat = TEXT 57), ist nicht. mehr die freundliche Gestalt von Spr 8,22-31 und Sir 24,6 (s.o. TEXTE 5.8), sondern jene machtvolle Qualität Gottes (s. bes. TEXT 60), vor welcher der Mensch zum armen Häufchen Staub, .zum "Wurm der Toten" (lQH 6,34; 11,12) wird. Eine universale Präsenz der'Weisheit'bei den Menschen wie in Sir 1,10; 24,6; Bar 3,38 (s.o. TEXTE 6-8) ist undenkbar. Die Jetzt-Zeit steht unter dem fundamentalen Mangel an Weisheit (s.o. TEXTE 32-34), in der Unheilssituation. Nur im heiligen ~lb tut sich das geheimnisvolle Geschehen gött- licher Wissensvermittlung, welche in der Endzeit zur'Vollendung kommt (vgl. 1Q27, Z.7 und TEXT 56). 13) S. o. Kap. 2, Anm. 14. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.2, Ziff. c .~ 95 Umso erstaunlicher ist die starke Präsenz von Frau'Weisheit' und Frau Torheit (TEXTE 61-63), welche in sonst für Qumran unbekannter Beredsamkeit geschildert werden. Wenn auch in diesen Texten eher "Frau Psyche" etwas zu selbständig mitgewirkt hat, die personifizierte'Weisheit~ wie wir sie aus den biblischen Texten kennen (s. TEXTE bei Kap. I.l.3 A.d), bekommt in ihnen eine neue Lebendigkeit und wird damit zum mystischen Bild der vitalen Synusie des Apokalyptikers mit "seiner" 'Weisheit'. Die gleitenden Uebergänge in den Bildinhalten z.B. inllQPsaxviii=Ps 154 (TEXT 61) zeigen, wie eng erotisch tönende Beschreibungen mit dem Preis auf Gottes Heilsgabe und auf das Gesetz verwandt sind. 4Q 185 (TEXT 64), ein Text der vielleicht besser in Kap. V (Test XIIPatr) erörtert würde, ist wohl das beste Beispiel für die gelungene Verbindung von Weisheits- und Gesetzesreflexion, welche in Qumran gefunden wurde 14 . Pessimistische Gedanken Über den Menschen, die an Kohelet erinnern (I,7b-13a), mit der Geschichte Israels verwobene Paränesen (I.l3b-II,8a) und zwei Seligpreisungen auf den Menschen, dem SIE (die 'Weisheit'; vgl. die Randvermerke auf Spr, Sir und Bar) gegeben wurde (Sb), und der SIE (die Tara, vgl. die nlv7n der Pharisäer in 14) vollbringt (13b)1 verbinden sich zu einer Abschiedsrede von grosser Eindringlichkeit. Dass die Paränesen von Test XIIPatr sich hier gut anschliessen kÖnnten, zeigt deutlich, wie wenig in Qumran die Gestalt der'Weisheit'als selbständige Grösse irgendwelcher Art verstanden wurde. Dass sie sich aber in der verfÜhrerischen Gestalt der Geliebten (TEXT 62) oder der fremden Frau (TEXT 63) dort finden liess, zeugt von ihrer suggestiven Kraft auch in dieser späten und harten Zeit. 14) In CD A/1 6,2-11 wird die bei PHILO (s. Kap. 1.3 D.d), Paulus, lKor 10,1-4, und bei den Rabbinen (TosSuk 3,11; ZUCKERMANDEL 196) immer wieder herangezogene Szene vom Felsen und vom Brunnen in der WÜste ebenfalls benutzt und allegorisierend ausgelegt. Es entsteht daraus ein Abriss der Geschichte der Tora-Weisheit von Aaren bis zum Lehrer der Gerechtigkeit. In 6,4 wird dabei eine explizite Identifikation vorgenommen: ni,nn H'n iH~n. - DE CAEVEL, La connaissance religieuse 44f., sieht in der Tora das zweite grosse Objekt qumranischer Wissensbemühung. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 96 Kap. I.3.3, Ziff.a/b 3.3 Weisheitliehe Formen und Inhalte ~ Fragmente weiterer Weisheitsschriften erzählender und beleh- render Art (s. TEXTE unter D), die meist noch unveröffentlicht sind, weisen darauf hin, dass in Qumran auch eine Art "religiöser Unterhaltungsliteratur" existierte, in welcher die apokalyptische Vehemenz und der aszetische Ernst etwas zurücktraten. Natürlich kannte man auch die grossen Weisheitsbücher Ijob, Spr, Koh und Sir, auch Tob, EpJer und Bar, von denen allen Fragmente erhalten sind 15 • Die Bibliothek von Qumran ist weitläufiger angelegt gewesen, als man es aus theoretischen Erwägungen für eine apk Gruppe von Auserwählten der Endzeit annehmen könnte. FÜr genauere Aussagen muss jedoch zuerst die Veröffentlichung der vielfältigen Texte abgewartet werden. Ei In allen bis jetzt veröffentlichten oder angekündigten Texten fehlt ganz deutlich ein spezifisch weisheitliches Genus : Die Spruchkollektion. Für die Lebensweisheit der Sprüche und überhaupt für eine geschliffenere Formulierung der Lebensregulative in Sentenzen und Bildworten 16 , welche aus sich selbst sprechen und kontextunabhängig sind, scheint Qumran keinen Platz zu haben, da sich seine Bewohner in einem durch "Regeln" eines "Manuale" geordneten Gemeinschaftslebens und stets im grossen Kontext der Endzeit bewegten. Diese "Ordensregeln" und der drängende Bezug alle~ Einzelhandlungen auf die grossen Entscheidungen der nahen Zukunft waren der Spruchweisheit nicht günstig. Dass der Gründer und die Leiter der grossen Siedlung von Qumran über viel Lebenserfahrung und Menschenkenntnis verfügen mussten, ist dadurch nicht in Frage gestellt, nur lässt sich dies durch keine weisheitliehen Spruchsammlung belegen. 15) Vgl. die Uebersichten bei BURCHARD, Bibliographie 321-329; STEGEMANN, Anhang 95-101; bes. FITZMYER, The Dead Sea Scrolls 152-170. 16) WORRELL, Concepts of Wisdom 260', findet in lQH 2,9 "a terse sapiential sentence": "Klugheit (ist) für die Einfältigen (tl''l"'!:l) und Festigkeit für alle mit voreiligem Herz." Die Isolierung aus dem Kontext, welche für einen Spruch unerlässlich ist, ist jedoch schwer zu machen, da der Satz von der 1. Pers. Sing. in 2,8 abhängig ist. In lQH 1,35 werden zudem die meisten Ausdrücke in einer Reihe von Mahnworten wieder gebraucht: "Hört, ihr Weisen, und sinnt nach Erkenntnis, ihr Voreiligen, und werdet festen Sinnes; (all ihr Einfältigen ? ) mehret die Klugheit ! " Vgl. auch 4Q 185 I, 14. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.3, Ziff. c/d fl 97 Paränetische Texte in der Form der Tugend- und Lasterparäne- sen sind selten (vgl. CD A/1 2,14-21 mit TRub 5,5-7, s.u. Kap.~ 2.2.1) und zudem immer in einen kontinuierlichen Lehr- oder Regeltext eingebunden, vgl. lQS 5, 25-6,1 (Zurechtweisung). An ih- rer Stelle stehen indikativische Programmworte wie etwa zu Beginn von lQS oder lange, kasuistisch formulierte Bestimmungen für· die vielfaqhen Fragen der konkreten Lebensgestaltung (lQS und CD). Die grosse entscheidende Weisheit bestand nach der Meinung der Qumranleute darin, diese ihre Lebensform als Gesamtes zu wählen; einmal dazu gehörend wurde die erprobte Regel zum bestimmenden Faktor für die Verhaltensweisen. Eine strenge Strafdisziplin ersetzte dabei jenen von den Weisen Israels immer betonten Zusammenhang von Schuld und sicherer Strafe, welcher jedoch für eine straff organisierte Gruppe zu langatmig war. ~ Was schon in Kap. 2 Über die apk Wissenschaft gesagt wurde, gilt in etwa auch von Qumran. Der apk Zeitplan, der möglichst genau erkannt werden musste, und die dringliche Kalenderfrage, welche fast zum Selbstbewusstsein und damit zur zentralen Polemik der Qumranleute gehörte, zwang diese förmlich, sich mit "den Zeitanfängen, den Grundlagen der Zeit und der Wendung der Festzeiten in ihrer Ordnung" (lQH 12,8) zu beschäftigen. So liessen sich tatsächlich viele Stücke astronomischen Inhalts finden, welche zwar ohne wissenschaftliches Niveau sind 17 , aber doch eine intensive Beschäftigung mit diesem antiken Wissenschaftszweig verraten. Dass darin auch ein von der Kalenderfrage recht unabhängiges Interesse an esoterischen Wissensinhalten zum Ausdruck kommt, zeigen verschlÜsselte Kalendertexte, horoskopartigeAbhandlungen, Donnerinterpretationen, Beschwörungsformeln, mantische Praktiken u.Ae., siehe die Texte und Materialien u. Ziff.E. Die apk Geheimnistheorie, welche im Zentrum qumranischen Denkens steht, hat hierin ihren "wissenschaftlichen" Ableger bekommen} 7 a 17) Vgl. NEUGEBAUER, Notes on Ethiopic Astronomy 58; MILIK, The Books of Enoch 277. 17a)HENGEL, Qumran und der Hellenismus 367-371, sieht in der Uebernahme horoskopischer und' astrologischer Elemente (bes. von 4Q 186 <AstrCryptDoc>) aus der Stoa den deutlichsten Einfluss des Hellenismus auf die Leute v9n Qumran. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 98 Kap. I.3.4, Ziff. A 3.4 Texte und Materialien zur Weisheit in Qumran Die folgenden Texte sind alle in Qumran gefunden worden. Das will nicht heissen, dass sie auch zu den in Qumran geschaffenen Texten gehören. Eine genauere Analyse müsste zwischen voressenischen (vgl. jetzt MILIK, Ecrits preesseniens), vorqumranischen (vgl. z. B. LICHTENBERGER's Kriterien, Eine weisheitliehe Mahnrede 101) und qumranischen Texten unterscheiden. Dies ist hier, wo es um einen Ueberblick über die in Qumran vorkommenden, und also dort gelesenen und bekannten Weisheitstexte und den damit verbundenen Vorstellungen der 'Weisheit' geht, nicht unbedingt nötig, obwohl eine detailliertere "Geschichte der weisheitliehen Literatur in Qumran" ohne diese Unterscheidungen nicht auskommen könnte. Für ein solches Unternehmen muss aber die jetzt wieder anlaufende Publikation der weiteren Texte aus 4Q abgewartet werden. A. Der "Lehrer der Gerechtigkeit" als wahrer Vermittler ''der wunderbaren Geheimnisse" (lQH 2,13) für die "Erwählten Gottes" (lQS 11,7) TEXT 51 lQH 2,13-15 18 (13) Du setztest mich zum Zeichen (bJ) den Erwählten der Gerechtigkeit und zum Dolmetsch der Erkenntnis (ny~ ~~~0) in wunderbaren Geheimnissen (M~~ ~l~~), um zu prüfen (14) die <Männer> der Wahrheit und zu erproben die Freunde der Zucht. Ein Mann des Haders bin ich allen Dolmetschern des Irrtums, <aber ein Mann (15) des Frie>dens allen Sehern des Rechten. Ein Geist des Eifers bin ich gegen alle, die Glattes (n'1v~11) suchen. TEXT 52 lQpHab 7,3-5 (3) Und wenn es heisst : 'Damit eilen kann, der darin liest' (Hab 2;lf.), (4) so geht seine Deutung auf den Lehrer der Gerechtigkeit, den Gott (5) alle Geheimnisse der Worte seiner Knechte, der Propheten, wissen liess. 18) Die Uebersetzungen sind in Anlehnung bes. an LOHSE, Die Texte aus Qurnran, und MAIER/(SCHUBERT), Die Qumran-Essener.l43-312, gernacht worden. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.4, Ziff. A TEXT 53 99 lQH 12,llb-13 (llb) Als Einsichtiger (7~~WO) habe ich dich erkannt, mein Gott, durch den Geist, (12) den du in mich gegeben hast, und Zuverlässiges habe ich gehört betreffs deinen wunderbaren Rat (n~K7~ 1)b7) durch deinen heiligen Geist. (13) Du hast mir Erkenntnis in das Geheimnis deiner Einsicht eröffnet und die Quelle deiner Stärke~Vgl. lQH 2,8ff.l3.17; 4,27ff.; 7,26; l0,4.6f.; 11,4 u.ö. Vgl. auch die an der Einsicht des Lehrers der Gerechtigkeit partizipierende Begabung des "Unterweisers" (7~~won) in lQS 9,12-2la, dessen Kontrollund Leitungsfunktionen zum Ziel hatten, die Gemeindeglieder "mit Erkenntnis zu leiten und sie so Einsicht zu lehren in die Geheimnisse des Wunders und der Wahrheit •.. , dass sie vollkommen wandeln, jeder mit seinem Nächsten in allem, was ihnen offenbart ist" (18b-20a). TEXT 54 lQS 11,5-7 Im ersten, an die eigentliche "Regel" angefügten Loblied 10,911,9 findet sich eine kleine Erkenntnislehre für den Auserwählten. Selbst wenn das hymnische "Ich" einmal auf den Lehrer der Gerechtigkeit bezogen war, so zeigt der Wechsel zum Plural in Vers 7, dass sich die ganze Gemeinde in diesen geheimnisvollen Erkenntnisprozesse miteingelassen verstand _: (5) Aus dem Quell seiner Gerechtigkeit - mein Recht ! Licht in meinem Herzen - aus seiner Geheimnisse Wunder Auf ewig Seiendes (6} schaute mein Auge : Einsicht, die verborgen ist vor Menschen, Erkenntnis und kluge Gedanken, (verborgen) vor den Menschenkindern, eine Quelle der Gerechtigkeit und ein Hort der (7) Kraft ••• , (verborgen) vor dem Kreis des Fleisches. Welche Gott erwählt hat, denen gab er sie (Plur.) zu ewigem Besitz ••• Vgl. QMt 11,27 Par Lk 10,22. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. !.3.4, Ziff. B 100 TEXT 55 I lQS 2,2-4 Dieser Segensspruch der Priester über die Neueintretenden hebt in präziser Form die Hauptwerte qumranischer Existenz hervor. Programmatisch wird dabei jedem einzelnen "ewiges Wissen" segnend zugesprochen : (2b) "ER segne dich mit allem (3) Guten und bewahre dich vor allem Bösen ! ER erleuchte dein Herz mit dem Verstand (~~W) des Lebens, und begnade dich mit ewigem Wissen (b~O~~V nv~~ (4a) Und ER erhebe sein gnädiges Antlitz auf dich zu ewigem Frieden ! " TEXT 56 lQS 4,2lb-22 Innerhalb des grossen, selbständigen Lehrstücks "Über die Herkunft aller Menschen nach allen Arten ihrer Geister" (3,13 - 4,26), der sogenannten Lehre von den beiden Geistern, steht die Verheissung der vollendeten Weisheit als Heilsbesitz für die Auserwählten nach dem "Zeitpunkt des bestimmten Gerichts" (4,20) 2lb Er wird den Geist der Wahrheit Über ihn sprengen wie Reinigungswasser (zur Reinigung) von allen Greueln des Truges und vom Si~~-Wälzen (22) im Geist der Unreinheit, um Einsicht zu schenken (1~~n~) den Rechtschaffenen im Wissen des HÖchsten (ji~~V nv~~), und Weisheit der HimmelssÖhne (b~OW ~)~ no~n) denen zu lehren (~~~wn~), die vollkommene Wege gehen. Denn sie hat Gott erwählt zum ewigen Bund. Vgl. auch 4QMess ar z. 4-10 : das messianische Wissen des zukünftigen "Fürsten der Gemeinschaft". B. 'Weisheit' und Schöpfung in hymnischen Texten TEXT 57 llQPsaxxvi,9-15 Creat (DJD IV ,47) Ein Hymnus auf den Schöpfergott, der "mit der Erkenntnis seines Herzens" Licht und Finsternis schied (llf.) und "mit Weisheit und Einsicht" (M)I~n, no~n> die Welt aufrichtete und die Himmel ausspannte. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.4, Ziff. B 101 TEXT 58 Ein Hymnus auf den Schöpfergott, der Himmel (9-13), Erde (13-20) und den sündigen Menschen (21-34) in Weisheit (no~n~; vgl. 7 und 19) für immer vorherbestimmte. In 27b-31 ist ein "Lied von der Erschaffung der Sprache"l9 eingeflochten. Anschliessend folgen Aufrufe an die "Weisen und Gerechten" (35f.). Vgl. zu beiden : lQH 13; CD A/1 2,3f.9f. TEXT 59 lQH 10,2-7.8-lO.llf. Ein Hymnus auf Gottes uneinsehbare Weisheit und deren Mitteilung an den Menschen aus Erde, Staub und Asche (3f.). Eingeschoben ist ein hymnisches Lied auf den Schöpfergott, den 0~7~ iW (8-10}. Aehnliche Texte, in denen die nur durch gnadenhafte Mitteilung Gottes Überbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch besungen und befragt wird, sind: lQH 11,3-14 (Preisung); lQH ll,27f. (Segensspruch); lQH 12,24b-35 (Fragereihe); lQH 13,7-19 (Hymnus); lQS 11,15-22 (Preis- und Fragelied) u.v.a. TEXT 60 I lQH 9,15b-17 In stilistisch kunstvoller Steigerung stellt diese Strophe Gottes.Stärke und Weisheit als Über alles Mehr oder Weniger menschlicher Einsicht und Kraft erhaben vor : (Zwar) ist ein Mensch gerechter als der andere und ein Mann klüger< ••• >. Ein Fleisch würdiger als ein (anderes) Gebilde <von Ton> und ein Geist stärker als der andere; Doch wie deine Machttaten gibt es nichts an Kraft und für deine Ehre gibt es nichts< ••• Für deine Weisheit gibt es kein Mass, und für deine Wa<hrheit 19) Titel des Aufsatzes von BERGMEIER/PABST. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 102 Kap. I.3.4, Ziff. C C. Personifizierte'Weisheit'und 'Torheit' TEXT 61 llQPsaxviii = Ps 154 II syrPs II (DJD IV,64-70) Ein Weisheitspsalm. "Die Weisheit erscheint in den Versen 5-7 als Heilsgabe, als Charisma des Verkündigens, Erzählens und Lehrens. Als Besitzerin eines Hauses mit Toren und Portalen (8), Sprecherin (12a. 15a) und Sängerin (12b) tritt sie zugleich als Person auf .•. In Vers 20 wird sie mit der Schekina und in 14a mit dem Gesetz identifiziert."20 TEXT 62 llQPsaxxi,ll-XXII,l Sir II Sir 51,13-19 (DJD IV, 79-85) Alphabetischer Psalm in stark erotischer Sprache (vgl. Sir !) Über den verliebten Weisheitssucher und die geliebte 'Weisheit', welche sich finden und lieben. TEXT 63 4Q 184 ("Wiles of the Wicked Woman") (DJD V,82-85) 21 Ein vieldiskutiertes Lehrstück Über die Verführungskünste und Schlechtigkeit der "Dirne" (ALLEGRO) oder der Frau Überhaupt (DUPONT-SOMMER), das sexuell ausschmückend das Motiv von der fremden Frau (LICHT) als Verführerin (Spr 7,6-27) oder von Frau Torheit (Spr 9,13-18) variiert und vielleicht auf eine rivalisierende Gruppe (CARMIGNAC) oder eine feindliche Person (BURGMANN) anspielt22. 20) CHRIST, Jesus Sophia 41. Vollständige Bibliographie (auch zu TEXT 62) bei MAGNE, Recherehes 503-507; SANDERS, The Dead Sea Psalms Scroll 1967, 151-153. 21) Zum Text der schlechten Edition von ALLEGRO in DJD V ist unbedingt die kritische Ueberarbeitung von STRUGNELL, Notes en marge 263-268, beizuziehen; vgl. FITZMYER, The Dead Sea Scrolls 26. 22) ALLEGRO, The Wiles of the Wicked Woman 53-55; DUPONT-SOMMER, Explication de textes hebreux et arameens 353f.; CARMIGNAC, Poeme allegorique 361-374; BURGMANN, The Wicked 'woman 323-359. Siehe auch GAZOV-GINZBERG, Double Meaning 279-285; HOENIG, Another satirical Qumran Fragment 256-259, und LICHT, nnVi nitn n~Kn 7~ 289-296.XXVIIIf. -Weitere bibliographische Angaben bei FITZMYER, A Bibliographical Aid 70. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 103 Kap. I.3.4, Ziff. C TEXT 64 4Q 185 (DJD V, 85-87) 4Q 185 "est sapientiel dans sa langue et dans ses themes, et ••. il appartient au genre 'instruction' ou peut-etre meme 'testament', d'un sage (ou d'un personnagehistorique) adresse ä 'mes fils' ou 'mon Peuple'" (STRUGNELL, Notesenmarge 269). Die ungenügende Edition und Uebersetzung von ALLEGRO in DJD V verhinderte auch hier ein adäquates Verständnis des Textes. STRUGNELL, Ebd. 269-273, hat beide wesentlich verbessert. Die folgende eigene Uebersetzung, bei der mir E. PUECH an der Ecole Biblique in Jerusalem mit seinem guten Rat beigestanden ist, versucht, noch einen Schritt weiter zu einem kohärenten Verständnis zu gehen. Auf den Text selbst konnte oben nur kurz eingegangen werden, obwohl eine weitergehende Untersuchung lohnend .. 22a ware Die Strukturierung in thematische Strophen und die Verwendung von MAJUSKELN für die Verweise auf Gott (ER, SEIN usw.) und die nie erhaltene feminine Grösse Weisheit/Gesetz (SIE, IHR usw.) geben einige Hinweise für das Verständnis. Die Textgestalt ist möglichst getreu wiedergegeben. Unterstreichungen bedeuten dabei unsichere Interpretation einer vorhandenen oder unsichere Rekonstruktion einer ausgefallenen Konsonantengruppe. 1. Die Nichtigkeit des Menschen (I,7b)23 und keine Kraft, um vor IHR zu stehen, 24 und keine Hoffnung (8) für den Unwillen< ••.•• > Und wer erträgt es, vor SEINEN Engeln zu stehen, da <sie> mit Feuer- (9)flammen richten, <de>nn SEINE Geister (sind sie). 22a)Die Studie von LICHTENBERGER, Eine weisheitliehe Mahnrede in den Qumranfunden (4Q 185), wurde mir erst nach Abschluss der Arbeit zugänglich. Trotz weiterer zahlreicher Verbesserungen des Textes im Einzelnen (bes. die Weiterführung von Kol. III, s. u. Anm. 33) bleibt die Gesamtwertung von 4Q 185 als Mahnrede mit der zentralen Referenzgrösse der Weisheit und/oder des Gesetzes bestehen. Der Text stammt aus vorqumranischer Zeit (vgl~6lf.), wurde aber in Qumran kopiert (späthasmonäische Schrift). 23) Verse l-3 sind nicht erhalten; 4-7a sind sehr fragmentarisch:(4) .... ] rein und heilig[ ..... (5) .... ] sein .•. und gernäss seinem Zorn[ ..... (6) ..... ] und bis zu zehn Mal [ •.. (7a) ..• 24) ALLEGRO liest ] . . '7 (8) rnvtJ pXI ("and no hope to"). STRUGNELL liest "mit Sicherheit" Jovr7(8) (=zum Unwillen, um zu erzürnen) und rekurriert deshalb für Mll>tl auf die syrisch-aramäische Wurzel Mll> = ertragen. Er übersetzt: "and none to support the indignation of her wrath [ ...... ]".Wegen des Parallelismus "keine Kraft" - "keine Hoffnung" und dem gleichen Ausdruck in Z. 12 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 104 Kap. I.3.4, Ziff. C Aber ihr, Menschenkinder, w<ehe euch> ! denn siehe : (10) wie Gras sprosst er hervor aus seinem Boden, und seine Rechtschaffenheit blüht auf wie eine Blume da setzt sein Atem aus2 5 , (11) und schon verdorrt sein Blattwerk (?), und der Wind trägt seine Blume weg ins Nichts, zum Ver<schwinden - und er ver>geht. (12) Und er wird nicht mehr gefunden, denn (er ist) Hauch. Man wird ihn suchen, aber wird ihn nicht finden, und es gibt keine Hoffnung. (13) Und er, .wie ein Schatten sind seine Tage auf der Er<de>. 2. Zwei Paränesen zu Weisheit (a) und Gottesfurcht (b) a) Und. und und und b) Hört auf mich, meine Kinder, und widersteht nicht den Worten Jahwes, (4) und geht nicht< •.••• • • • • • • • • • . J>akob28, · und auf dem Weg, den ER bestimmt hat für Isaak. Ist nicht besser ein (5) Tag< •.. > •• als zeh<n •...••. ••.•••.• >IHN zu fürchten, und nicht von Schrecken und Falle des Vogelfängers befallen (?) zu werden ....•..•• jetzt, hört doch zu, mein Volk, gebt acht (14) auf mich, Einfältige~ 6 , werdet weise aus <der Kr>aft Gottes erinnert euch der Wundertaten, die ER getan hat (15) in Aegypten, und SEINER Grasstaten im <Lande Cham>s27, und lasst erzittern euer Herz vor SEINEM Schrecken (II,l) und handelt (nach) <SEINEM> Wohl<gefallen •.••. > •.••. e>ure Seelen nach SEINEN guten Gnadenerweisen, und erforscht für euch einen Weg (2) zum Leben, eine Strasse< ••.....••. >, als Rest für eure Kinder nach euch. Warum gebt ihr (3) eure <Seele> an Nichtigkeit, < •.••.. G>ericht? wird hier l11vO Hoffnung übersetzt. Der Beginn der Z. 8 wäre dann zu Übersetzen: "dem (oder: ihrem/seinem} Unwillen [zu entgehen]", doch erwartet man ein Verb. ovr, Pi. = erzürnen, ist sonst nicht belegt und ergibt auch keinen richtigen Sinn. Die Uebersetzung bleibt unbefriedigend. 25} l :JWJ kann auch als Nif. fern. von l1:JW = aufhören gelesen werden. 26} Vgl. STRUGNELL 270.273: "and draw wisdorn frorn the rnighty wisdorn of god". 27} Sinngernäss ergänzt nach Ps 105,27; 106,22. 28} Wie STRUGNELL 273 sinngernäss etwa zu ergänzen: "[in Schlechtem, sondern auf dem Weg, den er gelegt hat für J]akob". http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 105 Kap. I.3.4, Ziff. C 3. Zwei Makarismen: Die'WeisheitYdas Gesetz als Gab.e{a) und Aufgabe {b) a) {Sb) Selig der Mensch, dem SIE gegeben wurde {9) deshalb .•• < ••••• > ••• und lass nicht die BÖsen sich rühmen, die sagen : SIE wurde mir nicht gegeben, {10) und nicht< •••••• • • • • • ·• •• > Israel29, und mit gu<tem Mas>se misst ER SIE zu, und SEIN ganzes Volk wird ER erlösen. 30 {11) aber ER wird töten ••• < ••••••••• •••• > ••• <••••••• > .• sagt der •.•.•. : So haben wir SIE gefunden Sir 1,10 Bar 3,37 Spr 3,13 31 • I Sir 51,27b {Hebr B). <Su>che SIE {12) und finde SIE, j Sir 6,27 und ha<lte dich fes>t an IHR und ererbe SIE, Spr 3,16.18; denn mit IHR ist <die Länge der T>age, 4,22; 8,17b. und Fett der Knochen, und Freude fürs Herz •• < •• > j 35. {13) und SEINE Wohltaten {sind) IHRE Jugend, und Heilshandlungen für< •••••• > • I b) Selig der Mensch, der SIE vollbringt und nicht handelt gegen <SIE ••••• >32 <und mit (dem Geist)> (14) des Truges SIE nicht sucht, und sich mit Schmeichelei (n'lv'7n) an IHR festhält. So wie SIE seinen Vätern gegeben wird, so wird er SIE ererben <und •• > •• {15) mit aller Kraft SEINER Stärke, und mit all SEINER <Mac>ht ohne Mass. Und ER wird SIE zum Erbe geben seinen Sprösslingen. 4. Erfahrungsrückblick Ich habe erkannt, mich zu müh<en für das Gu>te {III,l) für SIE, denn ••• 33 29) Ebd.: "[wurde SIE mir zugemessen.- Denn ER gibt sie] Israel". 30) STRUGNELL 271 ergänzt: 1ill0::J[il ]'tl)tll l1i11 ("avec aleph, yod, kaf et mem douteux"). Diese Konjektur ist leider unmöglich weil sicher zu lang. 31) Die Rekonstruktion der zweiten Vershälfte durch STRUGNELL 271 hat kaum Anhaltspunkte am sichtbaren Text: "He destroys [ .•••. Nor] let the self-glorious say: thus have we found Her." 32) Die Buchstabenspuren können ebenso gut mit ~V~ wie mit ~l, (STRUGNELL: "play tricks") gedeutet werden. ~tl' (ALLEGRO) oder 33) Die Reste von Kol. III ergeben nach DJD V,87 keinen ersichtlichen Zusammenhang mehr. LICHTENBERGER, Eine weisheitliehe Mahnrede 160f., rekonstruiert III,ll-13 : <G>o<tt hat> die Zunge <gemacht> Hat G<ot>t nicht die Herzen gemacht, und er wei~s ihre Gedanken> ? und er kennt ihr Wort. <Gott sieht> in alle Kammern des Innersten Gott hat die Hände gemacht und prüft seine Nieren. <und er kennt ihre Taten>. I http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. !.3.4, Ziff. D 106 D. Andere Weisheitsschriften belehrender Art TEXT 65 4QOrNab ar (JONGELING/LABUSCHAGNE/VAN DER WOUDE 126131) Fragmentarische Bezeugung einer alten Weisheitserzählung (wohl schon aus persischer Zeit), die in starkem Parallelismus urid wohl als Vorbild zur Episode Dan 3,31-5,34 (Der Wahnsinn Nabuchodonosors) den Themenkreis Ueberheblichkeit-Leiden als StrafeBusse und Besserung behandelt und propagandistisch auswertet.34. Eine vielleicht ähnliche Lehrerzählung mag auch hinter 4Q "Devin ä la cour perse" stecken, doch sind die vorläufigen Angaben von STARCKY nicht weiter ergiebig (vgl. RB 63 (1956) 66). Neben der Gestalt Daniels (vgl. die Dan.Frgte 35 ) war in Qumran auch Achikar bekannt, wenn auch nur Über Tob (4QTob arama.d; s. u. Kap. V. 6) • Als Weisheitsschriften können noch folgende, meist unveröffentlichte Texte genannt werden : lQ 26 5 Frgte einer testamentähnlichen Schrift in dtn und Weisheitliehern Stil, ohne dass sich jedoch ein Zusammenhang ergäbe (DJD I, lOlf.). pap4Q "H" (= 4Q 487 ?) 54 Frgte eines "document de caractere .sapientiel" (BAILLET, RB 71 (1964) 365). 34) MEYER, Das Gebet des Nabonid Slf.; doch vergleiche jetzt VAN DER WOUDE, Bemerkungen zum Gebet des Nabonides 121-129, bes. 127 : "Formkritisch ist der Text weder eine Weisheitserzählung noch ein biographischer Bericht, sondern ein in eine Proklamation eingekleidetes Gebet."- Vollständige Bibliographie bei FITZMYER/HARRINGTON, A Manual of Palestine Aramaie Texts l9lff. 35) lQDana.b (DJD I, 150-152); 6QDan (DJD III,ll4f.); 4QFlor 1-3, Kol. II (DJD V, 54); auch 4QPseuDan ara-c, bei MILIK, "Friere de Nabonide" bes. 411-415 und 4QPseuDan Aa (= 4QPseuDand = 4Q 246), nach FITZMYER, The Contribution 391-394; FITZMYER/HARRINGTON, A Manual of Palestine Aramaie Texts 194 (beide referieren einen Vortrag von MILIK in Harvard 1972) . - Das Buch Jona, dieses Plädoyer für die Toleranz (der Rechtgläubigen gegen das Erbarmen Gottes auch für die Ungläubigen) findet sich paradoxerweise nur in den HÖhlen der Widerstandskämpfer : Mur 88,X.XI (DJD II, l90f.); 8ij:ev XII gr Kol. I.II (BARTHELEMY, Les devanciers d'Aquila l70f.), und Bl,lev XII gr Frgt 4 (LIFSHITZ, The Greek Documents 203) . http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I.3.4, Ziff. D 107 pap4Q "B" (= 4Q 485 ?) 35a) 15 Frgte "de caractere moral et prophetique", die an Dtn erinnern (BAILLET, RB 71 (1964) 365). 4Q (Weisheitsschrift) "doit appartenir a un ecrit sapientiel, non encore identifie. L'ecriture se presente en tres bon etat de conservation et le texte est de lecture facile. Il semble dater des environs de 30-60 ap.J.-C."36 Nach STRUGNELL, RB 63 (1956) 64 1 soll in 4Q eine Handschrift (und vielleicht vier weitere) einer "composition sapientielle" vorliegen. STARCKY, RB 63 (1956) 66, nennt zudem eine "composition parenetique" mit SchÖpfungs- und Sintfluttexten. In diese Textgruppe gehört auch der Prosa-Einschub Über David TEXT 66 llQPsaxxvrr,2-ll DavComp (DJD IV,92f.) Ein Lobpreis auf David, der "weise war und ein Licht wie das Licht der Sonne, gelehrt (l~b) und einsichtig ( ji:J.) )", beschenkt mit dem ,;Geist der Einsicht und des Lichtes" (Z.4), und 4050 Psalmen und Gesänge in Prophetie ( 11~1 :J.) ) verfasst hatte. Zur Testamentenliteratur, die in Qumran anscheinend gut vertreten war, s.u. bei Kap. V.l.2; auch schon TEXT 64. 35a)Vgl. die neuesten Angaben ohne klare Le volume VII des "DJD" 78. Identifikationsmögli~hkeit bei BAILLET, 36) So beschrieben von SPIJKERMAN, Chronique du Musee 325. Das Fragment ist nach der mündlichen Uebersetzung von Pere J.-D. Barthelemy- eher eine apokalyptische Heilsprophezeiung vom Ende der Tage. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 108 Kap. I.3.4, Ziff. E E. Astronomisch-astrologische Fragmente. Magisch-Mantisches ·· h Hen 7 2- 8 2 (MILIK, Enoch 273-297 ) 4 QHenastr a-d Par at Fragmente einer umfangreichen Rolle, die "einen detailliert ausgearbeiteten, monotonen Kalender" bot, "auf welchem die Mondphasen (354 Tage), Tag für Tag, mit den Bewegungen der Sonne innerhalb eines Jahres von 364 Tagen synchronisiert werden" (HENGEL, Judentum und Hellenismus 436) • 4Q 180 und 181 (DJD V, 77-80) 37 Ein Peseher auf eine 70-Wochen-Apokalypse (4QChronology ?) , auf welche auch äthHen lO,llf. (vgl. 4QHenb l.IV,8-ll) hinweist. 4Q 247 (vorl. publ. MILIK, Enoch 256) Eine Art Kommentar zur 10-Wochen-Apokalypse in äthHen 93,1-10 + 91,11-17 Par 4QHeng l.III,l8-25 + l.IV,l-26. 4Q 260B (z.T. publ, MILIK, Enoch 61-65) Ein Zyklus von 7 Jubiläen mit den Zeichen für die Priesterschaften, welche den Tempeldienst zu verrichten hatten. Aehnliche Fragmente sind 4Q 293.319-337 (alle unveröffentlicht; vgl. MILIK, Enoch 61, Anm.l) und ~ (DJD III, 132f.). . 4Q 317 {4QAstrCrypt hebr) (z.T. publ. MILIK, Enoch 68f.) 76 Fragmente eines lunisolaren Kalenders, ähnlich wie in äthHen 72-74. 4Q 384-390 (unpubl.; vgl. MILIK, Enoch 254f.) Eine 10-Jubiläen-Apokalypse unter dem Pseudonym Ezechiels; vgl. llQMelch, z. 7 (VAN DER WOUDE, Melchisedek 358f.). 38 4Q 186 (4QAstrCrypt Doc) (DJD V, 88-91) Physiognomische Horoskope auf grund der Konstellationen des Tierkreises, ähnlich wie in 4QMess ar, z. 1-3 (STARCKY, Un texte messianique 52ff.64). Nach MILIK, Enoch 56, der noch drei weitere Paralleltexte zu 4QMess ar signalisiert, handelt es sich um Fragmente 37) Siehe wiederum die Korrekturen bei STRUGNELL, Notes en marge 252.255; auch MI~IK, The Books of Enoch 248-252. 38) Vgl. STRUGNELL, Notes en marge 274ff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 109 Kap. I.3.4, Ziff. E aus einem Noachbuch, "in which the birth of the Patriarch (with an astrological section giving a series of horoscopes), and probably his hole life, was narrated' in great detail". Vgl. gr+äthHen l06f. Par 4QHene5.I,26-30 + 5.II; lQGenAp 1-4; lQ 19. 4Q Brontologion (unpubl.; vgl. MILIK, Dix ans 38) "Voraussagen auf Grund einer astrologischen Deutung des Donners" (HENGEL, Judentum und Hellenismus 436). 4Q Zodiak ar (unpubl.; vgl. MILIK, Enoch 187) "contains the traditional list of the names of the Signs of the Zodiap, divided according to the months ..• and to their distribution within each month" (Ebd.). Zu den beiden henochischen BÜchern "Buch der Wächter" 1-36 Par 4QHena-e) und "Buch der Giganten" (äthHen (lQ 23; 4QHenGiga.b.c; 6Q 8 u.a.), welche beide in vorqumranische Zeit zurückreichen, s.o. TEXTE 23.24, und Kap. 2.2, Anm. 14. Vgl. auch die Andeutungen inllQPsaxxVII,lO DavComp (Beschwörungspsalmen39); 4QOrNab, z. 4 (jüdischer Thaumaturg) und l,QGenAp 20,16b-30 (Abraham als Arzt und Zauberer). Dazu JOSEPHUS, Bell 2,159 : Unter ihnen finden sich auch solche, die sich anheischig machen, das Zukünftige vorauszuwissen ... , und es geschieht selten, dass sie in ihren Vorhersagen fehlgehen (Uebers. v. MICHEL/BAUERNFEIND 213). Vgl. dazu die Exempel des Judas (um 104 v.) : Bell 1,78ff.; Ant 13,311-313; des Manaemos (um 20 v.) Ant 15,371-379, und des Sirnon (um 6 n.) : Bell 2,111-113; Ant 17,345-348. 39) BAILLET, Le volume VII des "DJD" 84, signalisiert zwei Gesänge des '?'::Jlll7:l (4Q 510-511), welche Gotteslob und Exorzismen gegen böse Geister bringen und vielleicht zu den in llQPsaDavComp genannten Beschwörungspsalmen gehören (vgL Ebd. 84, Anm. 34). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I llO z u s a m m e n f a s s e n d e r u e b e r b 1 i c k 1. In der frühjüdischen Literatur zeigen sich in der TaraWeisheit und in der apokalyptischen Weisheit inner- und ausserhalb von Qumran zwei neue Formen von Weisheit, die sich wirkungsvoll an die Stelle der "alten" Weisheit zu setzen versuchen. Sie bedeuten insofern einen Fortschritt in der Geschichte der Weisheit, als es beiden gelang, neue Quellen zu erschliessen, .aus welchen Einsichten in "Zeit und Geschichte" geschöpft werden konnten. Dadurch wurde allerdings der Rahmen traditioneller Weisheit gesprengt : Erfahrung, menschliches Wissen und Tradition reichten nicht mehr aus. Die höhere Weisheit, welche die drängende Lage des Judentums in nachexilisch-hellenistischer Zeit verlangte, bedingte eine intensivere, göttliche Gabe als nur jene der menschlichen Weisheit. So konnte die n1~n Gottes im Gesetzbuch des Mose für die Tara-Gelehrten und darüber hinaus der ll Gottes in der EnthÜllung seiner Visio- näre für die Apokalyptiker zum Inbegriff des Wissens und der Weisheit werden. Als profilierte Gruppen entsprechen ihnen einerseits die sich seit der RÜckkehr aus dem babylonischen Ex~l anbahnende Schriftgelehrte Bewegung mit ihrem um die Tara angelegten Bildungsprogramm, andererseits die durch den hellenistischen Kulturschock erweckte apokalyptische Bewegung mit ihrem neuen Offenbarungsanspruch und der Tendenz, ihre geheimen Einsichten in die Geschichtsläufe mit den realpolitischen Eigengesetzlichkeiten in Konflikt zu bringen. Hier steht zu Beginn exemplqrisch der historische Jesus ben Sira in seinem Lehrhaus, mit seinem traditionellen Angebot an naLöe(a und seiner persönlichen Errungenschaft, der Verbindung von Tara und Weisheit, dort die halbmythischen Gestalten Henoch und Daniel mit ihren Einsichten in die tiefen und dunklen b'll und ihren apokalyptischen Gemälden. Hier bildete sich der Typus des Rabbi-Weisen dort der Typus'des Visionär- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 111 Kap. I, Ueberblick . Weisen heraus, welchen als charakteristische Persönlichkeiten in einem gut fassbaren historischen Kontext Palästinas während der BlÜtezeit der beiden Bewegungen hier Hillel, dieser Weise unter den Schriftgelehrten, entspricht, dort der Lehrer der Gerechtigkeit, dieser "Dolmetsch der Erkenntnis" (lQH 2,13) für die apokalyptische Qumrangemelnde. Ihre Lebensart, ihre Lehre und ihr Schicksal (und oft auch ihre Schüler und Nachfolger) sind exemplarisch für Lehre und Schicksal der beiden Geistesrichtungen : Aus der ersten entwickelte sich die alle politische Wirren Überlebende Schriftgelehrsamkeit mit ihrer weitläufigen haggadischen und halachischen Literatur; die anderen jedoch, die apokalyptischen Gruppen, die von der nefasten Realpolitik zutiefst getroffen und in ihren Erkenntnisgrundlagen erschüttert wurden, liessen sich endgültig in jene transmundane Weisheit ein, um welche sich - die Apokalyptik ausweitend und umwandelnd die Gnosis mit ihren zahlreichen Traktaten bemühte. 2. Die Ausweitung des Weisheitsbegriffes war von der geschieht- liehen Situation gefordert, wollte die Weisheit nicht in geschichtsenthobenen Kollektionen erstarren. Die frühjüdischen Weisen mussten die neuen Erfahrungen und die unbekannten Geisteswelten der persischen Zeit und des Hellenismus einbeziehen und ihren eigenen, adäquaten, sie alle Übersteigenden Beitrag leisten, wollten sie nicht von der Weisheit der VÖlker Überfahren werden. Gerade dies bezweckten die Ineinsetzung von Tora und'Weisheit' und die Enthüllung der Geheimnisse Gottes Als unanfechtbare Instanzen göttlicher Weisheit konnten sie dem frühjüdischen Denken und Glauben in den Auseinandersetzungen des hellenistischen Kulturkampfes Stärke und Widerstandskraft geben. Die umfassenden Ordnungsstrukturen, um welche es der alten Weisheit in all ihrer Suche nach Gesetzmässigkeiten und Regulativen ging, wurden als im unendlich weisen Gesetz oder Geheimnis Gottes festgehalten geglaubt. Unüberbietbare Weisheit war somit die Einsicht in das Gesetz, war die Teilnahme an Gottes Ratsgemeinschaft. In diesen beiden Grössen bekam die Fülle divergierender http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 112 Kap. I, Ueberblick Einzelerscheinungen Kohärenz und damit die frühjüdische Weis~ heitsreflexion ihre innere Einheit. 3. In Alexandrien lief der Prozess der hellenistischen Assimilation weniger vehement ab und erlaubte eine geruhsamere denkerische Verbindung der jüdischen Weisheitsreflexion mit griechischem Gedankengut. Aristobulos, das Weisheitsbuch und Philo sind die drei grossen Stationen im langen Verschmelzungsprozess von platonischen und stoischen Vorstellungen mit biblisch-frÜhjüdischen Tora- und Weisheitsreflexionen zu einem Logos- Pneuma- Sophia Amalgam, in welchem die'Weisheit' kaum je mehr jene zentrale Heilsrolle spielte, wie dies in der palästinischen Kampfsituation der Fall war. Die Figur der'Weisheit'blieb zwar weiterhin eine heilsvolle Gestalt, sie wurde aber immer stärker in ein komplexes System von Offenbarungs- und Erlösungsvorstellungen eingebunden, in welchem die Allegorese spielerisch stets neue Verbindungen herstellen konnte. Bei Philo ist die Gestalt der'Weisheit'dann so stark zu einer akademischen Grösse geworden; dass sie dem Judentum entglitt. Die christliche Reflexion hatte - von einem neuen Konzentrationspunkt her denkend - hier dann einen neuen interpretativen Ausgangspunkt. 4. Dies alles betrifft vor allem die Theorie der Weisheit und und spielt sich auf der Ebene der Übergeordneten, umfassenden Gedankengebilde ab, denen es um innere Be-gründung und um Rechtfertigung nach aussen geht. In der Praxis der Weisheit, also den inhaltlichen Ausformulierungen, den konkreten Anweisungen, Geboten und Verboten, zeigte sich neben den typisch Schriftgelehrten oder apokalyptischen Stoffen die vielfache Präsenz traditioneller Weisheit. Unter dem Anspruch höherer Weisheit aus niln und li liefen viele Traditionen aus der gängigen den nn~n • Gewiss sind diese Traditionen von Leitideen in den Griff genommen und bekommen oft von dort- her ihre ZÜgigkeit und ihren Situationsbezug, aber sie weisen doch beharrlich darauf hin, dass es in frÜhjÜdischer Zeit http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 113 Kap. I, Ueberblick auch andere Arten zu denken, zu reden und zu schreiben gab; Arten, die nicht so offiziös waren und so explizit im Kampf der Geister standen, die aber aus dem alltäglichen Kampf des Lebens erwuchsen und den Grundstock des täglichen Erfahrens, Sprechens und Handelns ausmachten; Arten auch, die weniger in den Kategorienhllhund r1 dachten, sondern Wissen und Weisheit im innerweltlichen, positiven Sinn von umfassender und Überragender Bildung hochschrieben. Solchen Traditionen und Materialien nachzugehe~ unternehmen die folgenden Kap. II-V. Kap. II weist eine eigene denkerische Linie salomonischer Weisheit bei den historisierenden Schriftstellern der frühjüdischen Zeit auf, welche die mosaische Gesetzesweisheit und die henoch'sche Visionärsweisheit ergänzt. Die Kap. III-V gehen dann Worte-Kollektionen, Lehrerzählungen und Paränesen nach, in welchen praktische Weisheit als Spruch, Mahnwort, Fragewort und in grösseren literarischen Kompositionen weitertradiert wurde. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) II. DIE GROSSEN WEISEN ISRAELS NACH DEN FRUEHJUEDISCHEN EXEGETEN, HISTORIKERN, ROMANCIERS UND POETEN Die literarischen Erzeugnisse der jüdisch-hellenistischen Historiker und Exegeten Demetrios, Eupolemos, Pseudo-Eupolemus (= Samaritanischer Anonymus), Artapanos, Theophilos, Kleodemos Malchas und Aristeas sind uns grösstenteils nur Über Exzerpte des Clemens von Alexandrien (ca. 150-215 n.) und rer Form - ~meist in originalgetreue- des Eusebius von Caesarea (260-340 n.) erhalten. Diese beiden Apologeten und Kirchenhistoriker haben aber nicht aus den Quellen selbst geschöpft, sondern fast alles aus dem Werk ITEpL ~ou6aCwv des Heiden Alexandros (Cornelius) Polyhistor von Milet Übernommen, der zwischen 80 und 30 v. als Freigelassener in Rom eine ausgedehnte literarische Sammeltätigkeit ausÜbte1. Pseudo-Hekataios I und Pseudo-Hekataios II F l finden sich bei Josephus 2 ; von Philo dem Aelteren-sind nur zwei Testimonien erhalten 3 • 1) zu Person und Werk des Polyhistors : FREUDENTHAL, Hell. Studien 16-35; SCHWARTZ, Art. : Alexandros (88) von Milet, PRE 1 (1894) 1449-1452; WALTER, Untersuchungen 2-10, und JSHRZ I/2, 93f.; DENIS, Introduction 244f. - Das Fragment von Kleedemos Malchas, das JOSEPHUS, Ant 1, 239-241, ebenfalls dem Polyhistor zuschreibt, stammt dem Inhalt nach wohl am besten aus dessen Werk A(ßuKa. Demetrios F 6 und Eupolemos F 5 kommen aus dem chronographischen Werk eines alexandrinischen Historikers unbekannten Namens um 40 v. (vgl. WALTER, Untersuchungen 10-14). 2) Ap 1,183b-205a (213b-214a).2,43 (=PseuHek I F 1.2); Ant 1,154b-157.159a. 161.165b-168 (=PseuHek II F 1). F 2 von PseuHek II findet sich, als Sophokles-Zitat, bei CLEMENS, Strom 5.113,1-2, und ist ein Hymnus auf den einzig wahren Gott. 3) Er wird sowohl von JOSEPHUS, Ap 1,218, als auch von CLEMENS, Strom 1.141,3 zwischen Demetrios und Eupolemos erwähnt. Wie diese hat er über die jÜdischen KÖnige geschrieben, und ist deshalb nicht mit Philo dem Epiker, dem (115) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 116 Kap. II Die vielfachen Fragen, die sich aus dieser mehrstufigen Tradierung ergeben, hat FREUDENTHAL, Hellenistische Studien (1874/75), erstmals aufgeworfen und in vielen Fällen gültig zu beantworten vermocht. Ihn und alle Autoren seither hat die Habilitationsschrift von WALTER, Untersuchungen zu den Fragmenten der jüdisch-hellenistischen Historiker (1968, unveröffentlicht), zu einer neuen Synthese zusammengefasst. Seine Ergebnisse sind nun in JSHRZ I/2 und III/2 verarbeitet und leicht zugänglich gemacht. Das folg'i'nde Kapitel schliesst sich in den Fragen der Datierung, Zuschreibunq und Abgrenzung der Fragmente weitgehend diesen beiden Autoren an. - Die griechischen Texte bietet am handlichsten DENIS, Fragmenta Pseudepigraphorum 175-2024, und mit einer anderen Auswahl FGrHist 722-737. Verfasser des ITEpcciEpocr6Au~a {bei EUSEBIUS, PE 9.20,1; 9.24,1; 9.37,1-3; DENIS 203f.) zu verwechseln; vgl. WALTER, Untersuchungen 10-14.108f.; Der Thoraausleger 54, Anm. 3. Zu weiteren jüdisch-hellenistischen Autoren, s.u. Anm. 31. 4) Zitiert wird hier nach JSHRZ mit F~agment {F) und§ {wenn vorhanden); der griech~sche Text wird nach DENIS mit Seitenzahl angeführt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) l, ISRAEL - DIE_ MUTTER ALLER WEISHEIT 1. 1 DEMETRIOS Der Beginn des hellenistischen Midraschs Zu Beginn der jüdisch-hellenistischen Geschichtsschreibung steht, soweit es die sehr lÜckenhafte Ueberlieferung zu sehen erlaubt, Demetrios, der Exeget und Chronograph 5 , der am Ausgang des dritten vorchristlichen Jahrhunderts, nach dem chronologi- schen Summarium von F 6 unter Ptolemaios IV. Philopator I. (reg. 221-205 v.), in Alexandrien lebte. Sein vielleicht ITEPL~IouoaCwv . 6 genanntes Werk bietet eine schmucklose, zum Teil pedantische Chronologie der biblischen Geschichte von der Genesis bis zu den Königsbüchern. Eine offensichtliche propagandistische Tendenz, z.B. eine Auseinandersetzung mit der Kultur und den Weisen anderer VÖlker, ist aus den überlieferten Fragmenten nicht zu ersehen7. Doch wie der Aegypter Manethan von Sebennytos 8 und sein priesterlicher Kollege und Zeitgenosse Berossos von Babylon 9 (beide zwischen 300 und 250 v.) legt etwas später der Jude Dernetrios Wert darauf, die Geschichte seiner eigenen Nation chronikartig und in griechischer Sprache einem weiteren Publikum zu- 5) FREUDENTHAL, Hell. Studien 35-82.205ff.219-223; s. 80 nennt er Demetrios "den ersten selbständigen Schriftsteller und den einzigen Chror)ographen unter den jüdischen Hellenisten"; vgl. dazu WALTER, Untersuchungen 15-36; JSHRZ III/2, 280-292; HENGEL, JuH l28f.; DENIS, Introduction 248-269; Fragmenta 175-179; BICKERMAN, The Jewish Historian D. 72-84. 6) FREUDENTHAL, Hell. Studien 205f.; in F 6 wird.jedoch von einem Werk des Demetrios mit dem Titel nep\ •~v ~v ~ou5aC~ ßao~ÄEoov gesprochen. Dieser Titel ist durchaus möglich (gegen WALTER, JSHRZ III/2, 280), da ja auch Eupolemos (s. u. Kap. 1.4) die Patriarchen in seine "Königsgeschichte" einbezieht. PHILO nennt Mose ausdrücklich "König" (Vit Mos 2,292) und noch Justus von Tiberias nannte sein Geschichtswerk, das von Mose bis Agrippa II ging, ("Geschichte) der jüdischen .Könige" (FGrHist 734 F 2); vgl. SCHUERER III, 472; DALBERT, Die Theologie der jüd.-hell. Missionsliteratur 27. •ß 7) Es werden auch keine Synchronismen oder genealogische Ableitungen geboten, wie etwa bei PseuEupol F l § 9 urid Kleod F l. 8) FGrHist 609. 9) FGrHist 680. (11() http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 118 Kap. II.l.l .. 1"1c h zu mac h en 10 . Man k ann sie h d es h al b mit Rec h t f ragen, gang "ob nicht schon bei diesem ersten chronographischen Versuch die Absicht im Hintergrund stand, das hohe Alter des jüdischen Volkes und sei.ner Religion zu erweisen" 11 , wie dies bei seinen Nachfolgern dann nicht mehr zweifelhaft ist. Demetrius ist zudem der erste Zeuge für eine Interpretationsmethode, welche die biblischen Texte in der griechischen Manier der &~op(aL xaL AOOELG angeht 12 . Er steht somit am Ursprung des hellenistischen Midraschs, der bei den jüdisch-hellenistischen Autoren der folgenden Jahrhunderte zur beliebten Form ihrer Darlegungen über Geschichte und Literatur des jüdischen Volkes wird und deshalb "die bunteste FÜlle echt jüdischer und griechischer Elemente, nationaler Gedanken und fremder Anschauungen, biblischer Lehren und hellenischer Formen, äusserer Einflüsse und eigener Forschungen aufweist" 13 "Auffällig ist die NÜchternheit und Redlichkeit seiner Ueberlegungen, für die er seine Gründe oft genau angibt .•• , sowie die Schmucklosigkeit seines Stils und die Enthaltsamkeit gegenüber jeder Uebertreibung und propagandistischen Verherrlichung seines Volkes" 14 . 10) Die Griechen selbst haben in alter Zeit keine starken chronographischen Interessen gehabt, wie dies der Mangel an Werken·. .zeigt. Erst im 3. Jhd.v. mit dem MARMOR PÄRIUM (FGrHist 239 u. !3d IID 665-702 (Komm.) ; vgl. WACHOLDER, Eupolemos ll7f.) erweitern sich die griechischen Lokalchroniken zu einer nationalen Chronographie. Dass Manetho, Berossos und Demetrios im gleichen Jahrhundert lebten, weist auf ein gleichzeitig erwachendes Interesse dieser nicht-griechischen VÖlker an einer systematischen und allgemein verständlichen Darlegung ihrer Nationalgeschichte hin. 11) WALTER, Untersuchungen 23. JOSEPHUS, Ap 1,218, hat dies jedenfalls so verstanden, auch EUSEBIUS, HE 6.13,7. ' Ebenso DALBERT, Missionsliteratur 29; HENGEL, JuH 128. In JSHRZ III/2, 263 und I/2, 97, Anm. 14 (mit Lit.), betont WALTER hingegen mehrmals die nicht apologetische, sondern erbauliche Grundtendenz dieses Schrifttums •. 12) Vgl. besonders F 5 § 16 (DENIS 179) : ITWG ot "IcrpanA~•aL ~nAa ~crxov ~vonAOL t!;e:Aa6v•e:G; (dazu JOSEPHUS, Ant 2,349); auch in F 2, § 14 (DENIS 177). Diese Hilfen zum Verständnis der Texte, die ja auch PHILO in seinen 6 BÜchern Quaestiones zu Genesis und Exodus beigezogen hat, sollten nicht einfach als "rationalistische Oberflächlichkeit ihres Verfassers" (DALBERT, Missionsliteratur 32) qualifiziert werden. Vgl. auch BARDY, La litterature patristique des "Quaestiones et responsiones", bes. 212-217 (Philo). 13) FREUDENTHAL, Hell. Studien 67-76 (Zit.: 67). 14) WALTER, JSHRZ III/2, 282. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.l. 2 1. 2 PSEUDO-EUPOLEMOS (Samaritanus) der "chaldäischen Kunst" 119 : Abraham als Erste'rfinder Schon der Demetrios zeitlich am nächsten stehende samaritanische Pseudo-Eupolemos (ca. 200-170 v.) 15 kennt diese Zurückhaltung nicht mehr. Sein zu Tage liegendes Ziel ist der "BrÜckenschlag zwischen babylonischer und griechischer Kultur auf der zugleich vermittelnden und prägenden Ebene der biblischen Tradition" 16 • Eine literarische Manier der Griechen, den Topos des npw•o~ " " 17, benutzend, stellt er kuhn .. .. eupe•n~ einen judischen Ahnen an den Beginn der gesamten kulturellen Entwicklung : In der zehnten Generation (nach der Sintflut) sei in der babylonischen Stadt Kamarine, die einige die Stadt Urie ••• nennen< ..• > Abraham geboren worden, der an Adel und Weisheit (euyeveCa xaL oo~Ca) alle übertroffen habe, der auch die Astrologi~ und die ~haldäische Kunst erfunden (EUpE~v) und als Bahnbrecher der (wahren) Frömmigkeit bei Gott Wohlgefallen erlangt habe (F 1 § 3b). Von Gott in das Land an der Mittelmeerküste geschickt, das der Samaritaner nicht Kanaan sondern Phönizien nennt, bringt Abraham den Phöniziern "die Umläufe der Sonne und des Mondes und alles andere (,was zur Astrologie gehört)" bei (F 1 § 4). Durch die Hungersnot nach Aegypten getrieben, nimmt Abraham auch dort wieder seine Lehrtätigkeit auf : 15} FREUDENTHAL, Hell. Studien 82-90, hat das schon von EUSEBIUS "meisterlos" (aö€crno•oG} genannte Stück F 2 (=PE 9.18,2; DENIS 197f.}, und das vom Polyhistor fälschlicherweise dem Eupolemos zugeschriebene F 1 als zusammengehörig und von einem samaritanischen Historiker der vormakkabäischen Zeit geschrieben erkannt. WALTER, Untersuchungen 112-127.236-257; JSHRZ I/2, 137-143; HENGEL, JuH, bes. 162-169; WACHOLDER, Pseudo-Eupolemos 84f.; DENIS, Introduction 26lf.; MILIK, The Books of Enoch 8-10, und viele an-· dere folgen ihm. Bei RIESSLER steht F 2 falsch auf S. 186 bei Artapanos. 16} WALTER, zu Pseudo-Eupolemos 289f. 17} Die Frage nach Ersterfindern wird schon in vorhellenistischer Zeit gestellt und ist seither ein weitverbreitetes Mittel, die Grösse der eigenen Nation oder Stadt hervorzuheben; Viele Beispiele bei : KLEINGUENTHER, ITpw•oG EOpE•nG 152f.; THRAEDE, Erfinder·II, geistesgeschichtliche,RAC 5 (1962}, bes. 1194-1224 (griech.} und 1241-1246 (jüd.}; vgl. BOUSSET/ GRESSMANN, Rel. des Judentums 72ff.; HENGEL, JuH 658, s.v. "Erfinder, erste". - Josephus, der den Kunstgriff auch bei Mose und dessen Gesetz anwendet, weiss sehr gut, dass dieser ein recht unglaubwürdiges Argument im Munde vieler Apologeten darstellt, vgl. Ap 2,152f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 120 Kap. II.l. 2 Abraam habe in Heliupolis mit den Priestern der Aegypte~ zusammengelebt und habe sie in vielen Dingen umgeschult. Er habe bei ihnen die Astrologie und das Uebrige eingeführt, indem er erklärte, die Babylonier und er selbst hätten diese Dinge erfunden (gupnx€vaL); die Erfindung (g~pgcrL~) fÜhre er aber auf Henoch ·zurück, denn dieser habe die Astrologie als erster erfunden (gOpnx€vaL npw•ov) - nicht die Aegypter (F 1 § 8)18. Abraham steht so nicht nur am Ursprung der phönizisch-kanaanäischen Sternkunde, sondern auch der sagenhaften ägyptischen Ge- heimwissenschaften19. Angeschlossen sei hier PSEUDO-HEKATAIOS II, F 1, der in seinem Werk "Ueber Abramos und die Aegypter" (vgl. F 2 § 1) , das nur mit einiger MÜhe aus der Ueberarbeitung des Josephus herauszulösen ist 20 , einem so ähnlichen Gedankengang folgt, dass eine Abhängigkeit nahe liegt. Er gestaltet aber die beiden Episoden in Chaldäa und in Aegypten weiter aus, sodass sie einerseits (F 1 § 154b-157) zu einem Lehrstück Über Abraham als den "ersten Monotheistenn (vgl. § 155), andererseits zu einer Bildungsreise Abrahams zu den ägyptischen Priestern (§ 161-168) 18) §8b macht den Eindruck einer Korrektur, welche das Bild von Abraham als erstem Astrologen mit den palästinischen Traditionen von Henoch (s.o. Kap. I.2.1 und 3.2) mühsam harmonisiert (vgl. MILIK, The Books of Enoch 9). In §9b ist dann die Henoch-Tradition vorrangig : "Die Griechen aber sagten, dass Atlas die Astrologie erfunden habe (EOpnx~va~). Atlas ist aber derselbe wie Henoch. Der Sohn des Henoch war Mathusala, der alles durch Engel Gottes·erfahren hat; auf diese Weise haben auch wir es erfahren" (vgl. gr + äthHen l06,4ff.; lQGenAp 2,19ff.).- Im Uebrigen ist das, "was Abraham als Astrologe treibt, unseren Texten ziemlich gleichgültig" (MAYER, Aspekte des Abrahambildes 124) , da es einzig um den zu demonstrierenden Wissensvorsprung Abrahams geht. Es fehlt in frühjüdischer Zeit allerdings auch nicht an negativen Wertungen der astrologischen Tätigkeit Abrahams Jub 12,15ff.; Sib 3,221-227; PHILO, Abr 82-84; rabbinische Belege bei BILL. II, 403f.; III, 212f. 19) Siehe das Resurne von F 1 in F 2; vgl. auch di~ weiteren Abraham-Texte bei Artap F 1; Jub 12,16f. (auch 11,23, wo Abraham den Saatpflug erfindet); lQGenAp 20,16-21; ApkAbr 1-7 u.a. FÜr den rabbinischen Bereich s. CHASIDAH, 1")l'Jn 'W'M 5-28; GINZBERG, Legends of the Jews 185-308. Zur Gestalt Abrahams in der frÜhjüdischen Literatur : SANDMEL, Philo's Place in Judaism; HARRINGTON, Abraham Traditions; MAYER, Aspekte des Abrahambildes; SCHMITZ, Abraham im Spätjudentum; FELDMANN, Abraham the Greek Philosopher in Josephus; VERMES, Scripture and Tradition 67-126. 20) Ant 1,154-168. WALTER; JSHRZ I/2, 149-141.158f., hat dies mit aller Vorsicht getan. DENIS, Fragmenta, fÜhrt den Text jedoch gar nicht an, vgl. DERS., Introduction 264; STERN, Authors 22ff. Zur Datierung lässt sich nur sagen, dass PseuHek II zwischen PseuEupol, den er kennt, und Josephus, der ihn zitiert, verfasst wurde. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.l. 3 121 werden. Während dieser von den Chaldäern wegen seines ketzerischen Bekenntnisses : "Gott ist der eine Schöpfer aller Dinge" (§ 155) vertrieben wurde, brachten ihm die "Verständigsten der Aegypter" grössten Respekt entgegen : Als er nun bei diesen Zusammenkünften als der Verständigste (&~ ouvE•~•a•o~) bewundert wurde und als ein Mann mit erstaunlicher Denkfähigkeit und Ueberzeugungskraft in seiner Rede, (und zwar) bei jeglichem Thema, das er sich zu lehren anschickte, da schenkte er ihnen die Rechenkunst und Übermittelte ihnen die Dinge, die zur Astronomie gehören (Ant 1, 167). Daran knüpft Josephus selbst die abschliessende Bemerkung, mit welcher er das apologetische Bemühen auch der anderen jüdischhellenistischen Historiker vor ihm zusammenfasst und nüanciert Denn vor der .Ankunft des Abramos wussten die Aegypter von diesen Dingen nichts; denn diese Kenntnisse sind von den Chaldäern he.r nach Aegypten gekommen, von wo aus sie dann auch zu den Griechen gelangten (Ant 1,168). 1.3 EUPOLEMOS (Iudaeus) Mose als "erster Weiser" Eupolemos, der um die Mitte des 2. Jhd.s v. vielleicht in Jerusalem, auf jeden Fall im jüdischen Teil Palästinas lebte 21 und dort wie sein Zeitgenosse Jason von Kyrene 22 .der pathetischen Geschichtsschreibung huldigte, greift in seinem Werk IIEp't •&lv ~v •n~ouöaCa ßacrLA€wv 23 nicht mehr wie PseuEupol und PseuHek II • L 21) Die Identität mit dem in lMakk 8,17ff. genannten Eupolemos, Sohn eines Johannes uild Enkel eines Akkos, liegt nahe und ist durchaus möglich. Vgt. FREUDENTHAL, Hell. Stud 107-130, bes. l27f.; WALTER, Untersuchungen 3756.156-175, bes. 39f.; JSHRZ I/2, 93-108; DALBERT, Missionsliteratur 3542; DENIS, Introduction 252-255, bes. 252; Fragmenta 179-186; WACHOLDER, Eupolemos, bes. 5f. 22) Vgl. 2Makk 2,19-23. 2Makk spiegelt. als Epitome des viel Weitläufigeren Werkes sicher noch dessen Eigenart; EISSFELDT, Einl. 786f.; HENGEL, JuH 176-183. 23) Nach CLEMENS, Strom 1.153,4 (=F la); der bei EUSEBIUS, PE 9. 30,1 (= F 2) genannte Titel : U&P~ •~G'HACou npo~n•eCaG (DENIS 180) ist völlig unpassend; vgl. FREUDENTHAL, Hell. Studien 208f., und die meisten nach ihm. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 122 Kap. II.l.3 auf Abraham, den "Vater vieler Völker" (Gen 17,4f.) zurück, sondern beginnt national einengend bei Mose 24 : <Eupolemos aber sagt : > Mose ist der erste Weise (npiin:oG crocpO'G) und hat als erster (npw.-oG) den Juden die Buchstaben beigebracht - von den Juden haben sie dann die Phönizier bekommen, darauf die Griechen von den Phöniziern -, auch Gesetze hat Mose als erster (npi3.-oG.) aufgeschrieben (F 1 § 1)25. Indem Eupolemos dem Mose die Erfindung der Schrift zuschreibt, kehrt er das tatsächliche Verhältnis Phönizier/Juden um.und verlängert so die Traditionskette Phönizier/Griechen, die schon im 5. Jhd. v. bekannt war (vgl. HERODOT, Hist 5,57f.; FEIX 696f.) rückwärts um ein weiteres Glied : Juden/Phönizier/Griechen. Damit steht Mose am Ursprung auch der griechischen Kultur. Schon die beiden ältesten jüdisch-hellenistischen Historiker Palästinas sahen also in ihren Ahnen Abraham und Mose Überragende Weise, welche der chaldäischen, phönizischen, ägyptischen und schliesslich griechischen Weisheit in wichtigen Gebieten den Anstoss gaben. Sie stehen mit ihren Behauptungen. im Wettstreit mit anderen Ländern und Städten um die Ehre der Ersterfinder und teilen mit diesen die Vorstellung von Weisheit als genialer· kreativer Erkenntnis und kultureller Tat. 24) Zwischen Pseudo-Eupolemos und Eupolemos hat ja die makkabäische Erhebung stattgefunden, welche eine Hebung des nationalen Selbstbewusstseins begünstigte. HENGEL, JuH 174, kann deshalb Eupolemos mit Recht "ein Bindeglied zwischen dem chronistischen Geschichtswerk - seiner aauptquelle und dem stark national gefärbten Sadduzäismus der hasmonäischen Zeit" nennen. 25) Nach Jub 47,9 erlernte Mose die Schrift von seinem Vater (vgl. auch Jub 8,2-4); weitere Texte bei CHASIDAH, 1")hil 'tii'M 275-320. Zur Mose- Gestalt in dieser Zeit : HALEVY, Meise dans l'histoire et dans la legende, bes. 43-120; JEREMIAS,· Art. : Moouaf\c, ThWNT 4 (1942) 852-878, bes. 852860; und die neueren Beiträge im S<!-mmelwerk : Moses in Schr,ift und Ueberlieferung, bes. VERMES, Die Gestalt des Moses an der Wende der beiden Testamente (61-93), und BOTTE, Das Leben des Moses bei Philo (173-181); MEEKS, The Divine Agent, bes. 45-54. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.l. 4 123 1. 4 ARTAPANOS : Abraham, Josef und Mose als Initiatoren der zi- vilisatorischen Entwicklung Was bei den beiden vorausgehenden Autoren aus Palästina auf noch recht einfache Art behauptet wird, führt Artapanos ins Phantastische aus. Er lebte um 100 v. in Alexandrien 26 und schrieb mehrere romanhafte Werke Über die Geschichte und die Eigenarten seiner jüdischen Glaubensgenossen mit den Titeln ITEp~JiouöaCwv (F 2 und F 3) undJEv •o~~~ouöa~xo~~ (F 1), worin er die umlaufenden Traditionen Über die kulturellen Leistungen der Ahnen des jüdischen Volkes zu einer bunten Sammlung vereint : Nachdem schon Abraham den ägyptischen KÖnig Pharethothes die Astrologie gelehrt hat (F 1; vgl. PseuEupol F 1 § 3 Par PseuHek II F 1 § 167), entfaltet auch Josef sein kulturelles und politisches Genie : 2 Da zuvor die Aegypter ihren Boden unordentlich bebaut hatten, weil das Land nicht eingeteilt war, und da dabei die Schwächeren von den Mächtigeren benachteiligt worden waren, hat dieser (scl. Josef) als erster (npw•o~) das Land aufgeteilt und mit Grenzsteinen gekenntzeichnet, viel Brachliegendes der Bebauung zugeführt und einen gewissen Teil der Aecker den Priestern zugewiesen. 3 Er hat zudem die Masse erfunden (~E•pa EDPE~v) und war deshalb bei den Aegyptern sehr beliebt (F 2 § 2f.). Den grössten Wissenszuwachs und technischen Fortschritt aber haben die Aegypter durch Mose geschenkt bekommen Als erwachsener Mann hat er (scl. Mosel den Menschen viele nützliche Dinge Übergeben : Er hat nämlich die Schiffe, die Steinhebevorrichtungen, die ägyptischen Waffen, die Bewässerungs- und Kriegsmaschinen und die Philosophie erfunden (EEEUPELV). Ferner hat er den Staat in 36 Bezirke eingeteilt und einem jeden Bezirk den Gott zugewiesen, der (in ihm) verehrt werden sollte, sowie den Priestern die heiligen Buchstaben (Hieroglyphen) (beigebracht) ••• Ausserdem hat er den Priestern Vorzugsland zugeteilt (F 3 § 4) . 26) Einzige Hilfe zur Datierung ist Alexander Polyhistor, dessen Zitierung den terminus ante quem bestimmt. FREUDENTHAL, Hell. Studien 146-153, hat zwar die Historizität des Artapanos wegen der Bejahung des ägyptischen Tierkultes (in F 3 § 4) bestritten, doch hilft dies zum Verständ~ nis des Werkes nicht weiter, vgl. WALTER, Untersuchungen 57-85.176-215, bes. 60-63; JSHRZ I/2, 121-136, bes. 124, Anm. 13; DALBERT, Missionsliteratur 42-52, bes. 44; DENIS, Introduction 255-257; Fragmenta 186-195. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 124 Kap. II .1. 4 "Bis in Einzelheiten hinein berichtet die hellenistische Literatur Über Aegypten (Hekataios von Abdera; Diodoros von Sizilien) das gleiche über Thot : Er ist der npw•ob eOpe•nb aller wesentlichen Kulturgüter" 27 . Thot wird nun aber in spätantiker Zeit mit Hermes Trismegistos gleichgesetzt 28 Dass Artapanos diese Gleichsetzung des Mose mit Thot = Hermes Trismegistos vor Augen hatte, wird aus dem Wortspiel von F 3 § 6 klar : Der vom Volk geliebte und von den Priestern mit "gottgleicher Ehre" beschenkte Mose sei von diesen letzteren, die sich ja in der ägyptischen Götterwelt auskannten, "Hermes" genannt worden, wegen der ~punve(a der heiligen Buchstaben 29 . Diese synkretistische Verbindung des Mose mit dem ägyptisch-griechischen Gott des Wissens bringt somit auf etymologisch-allegorische Weise alle Sparten spätantiker Wissenschaft in Abhängigkeit von Mose. Durch eine weitere phantasievolle Etymologie verbindet Artapa- nos auch das in jener Zeit bekannte Motiv der Bildungsreisen 30 griechischer Gelehrter nach Aegypten mit Mose : 3b M~Üoob ist <als erwachsener Mann> von den Griechen mit dem Beinamen Mouoa~ob versehen worden; 4a Dieser Moysos sei der Lehrer des Orpheus gewesen (F 3 § 3b-4a). Selbst eine Umkehrung des traditionellen Lehrer-Schüler Verhältnisses zwischen Orpheus und Musaios wird nicht gescheut, um nochmals die Verbindung der griechischen Weisheit mit dem weisen Mose zu erreichen. 27) WALTER, JSHRZ I/2, 123. 28) Belege für die Verschmelzung beider Götter Thot und Hermes : FESTUGIERE, La revelation I, 287-296; WALTER, Untersuchungen 203f.; HENGEL, JuH 167, Anm. 254; 171. 29) Vgl. den Isishymnus v. Andros, z. lOff.; v. Kyme, Z. 3f. Par Ios z. 2f. (ebenfalls Gesetze), und von Kyrene, z. lOff. (PEEK, Der Isishymnos 15. l22f. 129). - Den Titel eines v6uwv lEpwv ~PunvEÜ~ kennen auch PHILO, Vit Mos l,l,und CLEMENS, Strom 1.150,4. Die Frage, "ob die rabbinische Lehre über die Präexistenz der Thora nicht schon hier mitspielt" (VERMES, Die Gestalt des Moses an der Wende der beiden Testamente 68), kann man sich somit ersparen. 30) Zu Orpheus und Musaios in Aegypten vgl. HEKATAIOS von Abdera, FGrHist 264 F 25; sonst s. ZELLER, Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung I, 387, Anm. l (Pythagoras); 185, Anm. 2; 973, Anm. 2; 1029, Anm. 3 (Thales, Anaxagoras); II, 412, Anm. 1.2 (Platon in Hermepolis !) • Zum Wortspiel Mwuoo~-Mouoa'i:o~ s. auch GOODENOUGH, Jewish Symbols IX, lOlf. 218. · http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.l. 5 125 Pseudo-Eupolemos, Eupolemos und Artapanos sind die drei hellenistischen Juden in vorchristlicher Zeit, von denen wir mit eini- ger Ausführlichkeit wissen, dass sie sich selbständig mit der Geschichte ihres Volkes im Zusammenhang der Weltgeschichte und Weltkultur auseinandergesetzt haben 31 . Sie kommen aus verschiedenen Bereichen des damaligen Judentums : Pseudo-Eupolemos ist Samaritaner mit universalistischer Weite der Sicht, Eupolemos ist palästinischer Jude mit dem Blick auf sein Volk, Artapanos ein phantasievoller Vertreter alexandrinischer Gläubigkeit; doch sie bezeugen die gemeinsame Ansicht, dass die ganze kulturelle Entwicklung, wie sie der Über die ganze Oekumene verbreitete Hellenismus faszinierend dars~ellt, von einem ihrer jüdischen Vorfah- ren abhängig, dass also Israel die Mutter aller Weisheit sei, auch wenn sich ihre Kinder noch so unabhängig gebärden. 1. 5 ARISTOBULOS Die Griechen als Schüler des Mose Als "Historiker" bewerkstelligen alle bis jetzt genannten Autoren die kulturelle Vermittlung durch das Motiv der Reise eines jüdischen Ahnen, wie dies die biblischen Texte nahelegen. Aristobulos hingegen, der sich zwischen 175 und 150 ~in Alexandrien um eine Verbindung seiner jüdischen Ueberlieferung mit der ari- 31) Demetrios (s. Kap. 1.1) widmet sich nur dem inneren Gerüst der Nationalgeschichte. Von Philo dem Aelteren sind nur Hinweise von anderen Autoren (s.o. Anm. 3), von Theophilos (um 100 v.) nur ein kurzes titelloses Exzerpt aus einem sagenhaften salomonischen Tempelbaubericht (JSHRZ I/2, lll) und von Kleedemos Malchas (zwischen LXX und dem Polyhistor) nur eine synkretistische Genealogie Abrahams (JSHRZ I/2, ll9f.) erhalten. Neben dem von PseuEupol abhängigen Pseudo-Hekataios II (s. Kap. 1.2) kommt am ehesten noch Pseudo-Hekataios I (Datierung schwankt vom 3. bis l. Jhd.v.; vgl. DENIS, Introduction 266f.) in Frage, doch reichen die Fragmente seiner Geschichtsschreibung nur bis zur Schlacht von Gaza, 312 v., zurück (vgl. F 1 § 186). Nikolaus von Damaskus, der Hofhistoriker Herodes des Grossen (vgl. WACHOLDER, Nicolaus of Damascus 52-64; Texte : FGrHist 90; Komm.: II.C, 229-291), ist kein Jude und verarbeitet in seiner Weltgeschichte "zur Darstellung der Vergangenheit lediglich Werke früherer Autoren" (MICHEL/BAUERNFEIND, De bello Judaico I, S. XXV). Das Werk des Samaritaners Thallus, eines freigelassenen Sklaven unter Tiberius (1437 n.) ist völlig verschollen; vgl. u.a. die Notizen bei JOSEPHUS, Ant 18,167, und EUSEBIUS, Arm. Chron. 125, 22 (KARST, ebd.). SCHUERER III, 495, identifiziert die beiden dort genannten, während FELDMANN, Josephus IX, 106, nicht e&AAOG sondern ~AAOG liest (vgl. 107, Anm. f); Diskussion in FGrHist IID 835ff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 126 Kap. II.l. 5 stotelischen Philosophie bemühte 32 , verlässt als "Philosoph" die Vorstellung eines vermittelnden Zweitvolkes (Phönizier, Aegypter) und macht die grössten griechischen Philosophen zu direkten Lesern und Uebernehmern der Mose-Gesetze. Der vielseitig gebildete (noAuuaan~) Platon sei auf Grund alter griechischer Uebersetzun- gen bis in Einzelheiten der mosaischen Gesetzgebung gefolgt 33 , und auch Pythagoras habe seiner Dogmatik vieles daraus einverleibt34. Derciepo~ A6yo~ des Orpheus an Musäus 35 zeuge ebenso wie die Eingangsverse der Phainomena des Epikers Aratos von Solai (1. Hälfte des 3. Jhd.s v.) 36 vom Einfluss des mosaischen 32) Einleitungsworte des EUSEBIUS zu F 2 (PE 8.10,1; DENIS 217) : TnG KaT' ~PLOTOTeAnv ~LAOOO~LaG nP~G Tp naTpL~ ~gTgLAnX~G. Zu Person und Werk des Aristobulos siehe die beste Arbeit (wiederum) von WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos l-171 (woraus der Artikel in Helikon 3 (1963) 353372 ein Auszug, und die Darbietung in JSHRZ III/2, 261-279 ein handlicher Ertrag ist); auch HENGEL, JuH 295-307; DALBERT, Missionsliteratur 102-106. Die Fragmente sind sowohl bei Clemens (Strom) wie auch bei Eusebius (PE und HE) zu finden, der sie jedoch vollständiger und wortgetreuer zitiert als ciemens. Die verschiedene Zählung der Fragmente bei DENIS, Fragmenta 217-228, WALTER, JSHRZ III/2, 269-279, und MRAS, GCS 43, 190197.390.451-454, zeigt folgender Vergleich : DENIS : F l F 2 (a) (b) (c) WALTER F 2 F 3 F 4 F 5 F 3 F l MRAS F 2 F 3 F 4 F 5 F l EUSEBIUS : PE 8.10,1-17 PE 13.12,1-2 PE 13.12,3-8 PE 13.12,9-16 (= z.T. PE 7.14,1) HE 7.32,17-18 Ich zitiere nach WALTER; für den griech. Text wie vorher die Seite bei DENIS, der die Parallelstellen von Clemens (zu F l und 2) und Rufinus von Aquileia (zu F 3) synoptisch anordnet. 33) F 3 § la (DENIS 22lf.) : ~avgpbv g,L uaTnuoAoD8ncrgv ß ITA~Twv TTI ua& nua~ vouo8EcrC~ Kat ~VEPÖh ~cr~L nEPLEPYaoulvo~ ~Kao~a ~wv ~V ~BLD· 34) F 3 § lb (DENIS 222) : Ka8~G KaL ITu8ay6paG noAAa TOOV nap'~~1v ~gTgv~yKaG glG Tnv ~auToD öoy~aTonoLCav KaTgX~PLcrgv. Vgl. HERMIPPOS von Smyrna (2. Hälfte des 3. Jhd.s v.) bei JOSEPHUS, Ap l,l64f. (STERN, Greek and Latin Authors Nrn. 25.26), der von einer Beeinflussung des Pythagoras durch Juden (und Thraker) weiss. In F 4 § 4 nennt Eusebius zwischen Pythagoras und Platon noch Sokrates. 35) F 4 § 5 (DENIS 163-167). Zur äusserst komplizierten Traditionsgeschichte der sechs vorhandenen Versionen (Pseudo-Justin und Clemens je zweimal; Eusebius; TÜbinger Theosophie) vgl. besonders WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos 103-115.202-261, der annimmt, dass "bei Aristobulos ursprünglich ein ganz anderes orphisches Stück gestanden hat" (112); vgl. JSHRZ III/2, 275, Anm. 5a; übernommen von HENGEL, Anonymität 292ff.; DENIS, Introduction 230-238, bes. 234, Anm. 29. Zu diesem "Testament des Orpheus" s. u. bei Kap. V • l . 2. 36) F 3 § 6 = Phain l-9 (MAAS 3f.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.l. 5 127 Gesetzes auf die griechische Welt 37 . Diese und ähnliche Beweisführungen apologetischer Art gehören in der Folgezeit in der Diaspora und in Palästina zur gängigen gelehrten Manier, wie Philo und Josephus, und in ihrem Gefolge die christlichen Apolo38 geten belegen werden . 37) Dieser jüdischen Sicht der Dinge entspricht recht gut, dass in einigen paganen Zeugnissen Über die Juden aus dem 4. bis 1. Jhd.v. diese öfters durchaus positiv als "Philosophen" dargestellt werden; so die beiden Aristotelesschüler Theophrastos (FGrHist 737 F 6; STERN, Authors Nr. 4,7) und Klearch von Solei (bei JOSEPHUS, Ap 176-182; STERN, Authors Nr. 15,14ff.), der idealisierende, echte Hekataios von Abdera (FGrHist 264 F 6; STERN, Authors Nr. 11,13f.33), der Indienkenner Megasthenes (FGrHist 737 F 8; STERN, Authors Nr. 14), der alexandrinische Biograph Herrnippes (s.o. Anm. 34) und auch noch Strabo (FGrHist 87 F 70; STERN, Authors Nr. 115,14-27). Ausführliche Besprechung bei HENGEL, JuH 464-473; auch schon FREUDENTHAL, Hell. Studien 177-179. 38) Vgl. FRIEDLAENDER, Geschichte der jüd. Apologetik 417-421. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2. SALOMO - DER PROTOTYP DER FRUEHJUEDISCHEN WEISEN-BIOGRAPHIEN 2.1 Salomonische Weisheit als grösstmögliches Wissen schwerster Wissensgebiete (von 1 KÖn bis Sir) Die Darlegungen der frühjüdischen Historiker und Exegeten beruhen nicht ausschliesslichauf derUebernahme literarischer Argumentationsweisen aus der hellenistischen Trickkiste. Die eigene Geschichtsschreibung bot den jüdischen Autoren ebenfalls wichtige ideelle Ansatzpunkte in der Beschreibung Salomos 39 • Schon der alte Erzähler der nn?W ~~~1 in 1 KÖn (vgl. 11,41) hat ähnliche Erzähltechniken gebraucht, wenn er in 10,1-10.13 die KÖnigin von Saba aus dem weitentlegenen Südarabien zur Bewunderung der Weisheit Salomos nach Jerusalem reisen und dort - vor Staunen fast besinnungslos (vgl. 10,5b : nli 11V n~ n~n-~71) - ausrufen lässt : 'Als Wahrheit hat sich die Nachricht erwiesen, die ich in meinem Land Über deine Taten und deine Weisheit zu Gehör bekam! ... Siehe, nicht die Hälfte wurde mir gemeldet. Du hast noch mehr an Weisheit und Wohlstand, Über das Gerücht hinaus, das ich gehört habe!' (1 KÖn l0,6f.). Die ausserordentli~h gut gestaltete Erzählung kann als Prototyp der in Kap. 1 angeführten Texte der jüdisch-hellenistischen Historiker und Exegeten angesehen werden. Ihre Aussageintention lässt sich auf folgenden gemeinsamen Nenner bringen : In Israel, repräsentiert durch eine seiner grossen Gestalten Abraham, Mose oder Salomo, ist Übergrosse Weisheit, zu der sich alle fremde Weisheit drängt und an der sie sich als zweitrangige und abgeleitete Weisheit erweist. Ich möchte diesen Typ Weisheit im Un39) DENIS, Introduction 64-69, hat Überreiches Material zu den Salomo-Traditionen im jüdischen, gesamtsemitischen und christlichen Bereich zusammengestellt. S. noch GINZBERG, The Legends of the Jews IV, 123-176; WUENSCHE, Aus Israels Lehrhallen II, 1-32; SALZBERGER, Die Salomosage in der semitischen Literatur I (129 S.); neulich: FELDMANN, Josephus as an Apologist •.. : His Portrait of Solomon, bes. 85-88. (128) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 129 Kap. II.2.1 terschied zur "mosaischen" Tara-Weisheit und zur "henoch'schen" Weisheit der Apokalyptik "salomonische Weisheit" nennen, deren Typik am anschaulichsten mit den Worten des KÖnigsbuches selbst gegeben werden kann <Ursprung :> 9 Gott gab Salomo Weisheit und dazu Einsicht in sehr reichem Masse und Weite des Verstandes vergleichbar mit dem Sand am Ufer des Meeres. <Ausmass :> 10 Die Weisheit Salomos Übertraf die Weisheit aller SÖhne des Ostens und die ganze Weisheit Aegyptens 11 Er war weiser als alle Menschen, (weiser) als Etan der Esrachit, (und weiser) als Heman, Kalkol und Darda, die Macholsöhne; und sein Name war verbreitet unter allen VÖlkern. <Inhalt :> 12 Er formte 3000 Sprüche, und seiner Lieder waren 1005. 13 Er redete über die Bäume - von der Zeder, die auf dem Libanon steht, bis zum Ysop, der zur Mauer herauswächst -, und er redete Über die Landtiere und die VÖgel, Über die Kriechtiere und die Fische. <Folgen :> 14 So kam man denn aus allen VÖlkern, um die Weisheit Salomos zu hören; <add ex LXX : und er empfing Geschenke> von seiten aller KÖnige der Erde, die seine Weisheit härten. (1 KÖn 5,9-14) Es ist Weisheit im extensiven Sinn, die uns hier in der Häufung der Vokabel o~n begegnet. In beiden Texten (1 Kön 5,9-14 und 10, 1-10.13) geht es ja darum, einen möglichst grossen inhaltlichen und geographischen Kreis abzustecken, welchen Salomo mit seiner Weisheit umgreift : Die Weisheit der östlichen WÜstenvölker, der Vertreterin Südarabiens, der Grassmacht Aegyptens, ja aller Menschen steht staunend vor Salomo. Dieser beherrscht sämtliche Sparten orientalischer Weisheit : Rätsel (10,1.3), die "Ordnungswissenschaft" (5,13), die Sprichwörter (5,12a) und Lieder (5,12b). Wohlergehen und Prachtentfaltung sind die sichtbaren Begleiter seiner unübertreffbaren Weisheit. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 130 Kap. II.2.1 Dass Salorno auch in frÜhjÜdischer Zeit so gesehen wurde, also das Ideal salomonischer Weisheit auch zur Zeit der jüdisch-hellenistischen Historiker und Exegeten aktuell war, bezeugt arn klarsten Jesus Sirach. In seinem "Lob der Väter" übernimmt er zur Beschreibung Salornos alle genannten Merkmale und weitet sie panegyrisch aus : Sir 47,14-17 (Hebr B) 14 Wie warst du weise (schon) in deiner Jugend, und strömtest du über wie der (Nil-)Fluss an 'Zucht'. 15 Die Erde bedecktest du mit deiner Einsicht, und sammeltest in Himmelshöhen Lieder (LXX: und erfülltest sie mit rätselvollen Gleichnissen). <16 (nur LXX und S : ) Bis zu den entlegenen Inseln gelangte dein Name, und du wurdest geliebt in deinem Glück.> 17 Mit Liedern, Sprichwörtern, Rätseln und Sinnsprüchen brachtest du die VÖlker in (ehrfurchtsvolles) Schaudern. Obwohl 1 Kön 5,9-14 unzweifelhaft im Hintergrund steht, ist eine bezeichnende Verschiebung in der geographischen Perspektive zu erkennen. Der Blick des orientalischen Erzählers von 1 Kön, welcher auf die arabischen wüstenreiche mit ihren alten, längst vergessenen Weisen und auf Aegypten gerichtet war, wird vorn hellenistisch gebildeten Siraziden (Vers 16) auf jene Gegenden gelenkt, aus welchen zu seiner Zeit Bildung, Wissenschaft und Kunst kamen : die jonische Inselwelt, Griechenland : 40 Soweit die Fragmente es ersehen lassen, hat sich auch Sirach's Kollege Eupolernos sehr für Salorno interessiert, doch scheint er sich nur dessen Briefwechsel mit Aegypten und den nördlichen KÜstenstädten und dann dem prachtvollen Tempel gewidmet zu ha41 ben . Aristobu1os hingegen, der philosophische Zeitgenosse in Alexandrien, der nicht unbescheiden auf Salorno als seinen Vorfahren hinweist (vgl. F 5 § 11 ) , legt die geographisch dimensionierten Aussagen Sir 47,15-17 von der Ueber1egenheit Salorno's 40) Dass die "fernen Inseln", die in Hebr B vielleicht sogar fehlten (vgl. RYSSEL, Die Sprüche 461), auf die jonische Inselwelt hinweisen, ergibt sich schon aus Gen 10,4f.; Jes 66,19; vgl. auch HENGEL, JuH 238. 41) F 2 und F 3 (vgl. Theophilos F 1). Auch hierin zeigt sich der engere Blickwinkel des Eupolemos. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II. 2.1 131 an einer philosophischen Thematik dar : Während die Peripatetiker der'Weisheit'die Rolle einer "Fackel" zuschrieben, welche das menschliche Leben erleuchtet, hat Salomo schon lange vorher mit seiner Behauptung der Präexistenz der'Weisheit'vor Himmel und Erde "klarer und schöner" aufgezeigt, dass jegliches (Erkenntnis-)Licht von ihr komme, sie also das noetische Strukturprinzip des Kosmos bilde 42 . Bevor dieser Gedankengang weiter verfolgt werde.n soll, sei ein kurzes Fazit gezogen : Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert lässt sich sowohl in Palästina wie in Alexandrien ein Typ von Weisheit finden, der sich am salomonischen Ideal orientiert : Es ist Weisheit als grösstmögliches Wissen auf allen dem menschlichen Geist zugänglichen Wissensgebieten. Die jüdisch-hellenistischen Autoren bezeugen dies dadurch, dass sie ihren Ahnen Abraham, Josef, Mose die grössten Erfindungen wie die Schrift, die Gesetzgebung, die Masse, den Maschinenbau, oder die Einführung der schwierigsten Wissenschaften wie die Astrologie und die Philosophie zuschreiben. Dass sie dabei immer auf die Frage nach dem Ersterfinder und deren Beantwortung im nationalistischen Sinn ausgehen, ist vor allem als stoffliche Dramatisierung zu werten, die von der apologetischen Absicht herkommt und einen hoffnungslosen Versuch darstellt, den Abstand zwischen dem Auslöser und dem Nachahmer einer Geistesbewegung zu Überspringen oder gar deren Verhältnis umzukehren •. Diese Dramatisierung betont nur den weltlichen Charakter dieses salomonischen Weisheitstyps : Es ist Weisheit, die in reelle Konkurrenz zur griechischen Weisheit gesetzt werden kann, weil sie die gleichen Bereiche wie jene betrifft und von den gleichen menschlichen Fähigkeiten erarbeitet wird. Die jüdisch-hellenistischen Autoren le- 42) F 5 § ~1 (DENIS 224a) : aacplfa-re:pov o€ J<aL J<~AALov -rwv Tll.J.E:-rtpwv npoy6vwv "ILC e:Lne: EoAOl.J.OOV aO-rnv npo oGpavou J<aL Ync Dn~PXE:LV (vgl. CLEMENS, Strom 6.138,4, bei DENIS 224b, der umschreibend weiterinterpretiert); F 5 § 9-11 sind o. Kap. I.l.3 D.a (TEXT 18) übersetzt und kurz erklärt. Selbst wenn in diesem Fragment das Schwergewicht auf der Anwendung der allegorischen Methode liegt und nicht so sehr auf dem Erweis der salomonischen Ueberlegenheit, wie WALTER, JSHRZ III/2, 263,richtig betont, bleibt es beim "nicht so sehr". Aristobul hat ja über die Allegorie hinaus einen komparativischen Vergleich zugunsten Salomo's aufgestellt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.2.2 132 gen ja gerade keinen Wert darauf, dass ihre Weisen aus einer speziellen Über-weltlichen Quelle (wie etwa der n11n oder dem ~~ Gottes) schöpfen, sondern betonen deren menschliche Erfin- dungsgabe, intellektuelle Fähigkeiten und praktische Begabung. Dass diese Aussagen zur gleichen Zeit gemacht werden, in welcher auch die Konzepte der Tara-Weisheit und der apokalyptischen Weisheit ausgebildet wurden, wirft ein bis jetzt wenig beachtetes Licht auf den apologetischen Grundzug der meisten jüdisch-hellenistischen Autoren. Sie standen in den Auseinandersetzungen mit der hellenistischen Wissenschaft und dem daraus sich ergebenden Anspruch auf Weisheit und konnten, wenn sie ihre eigenen Ansichten darlegen und mit Argumenten begründen wollten, nicht die esoterisehen Begriffe n11n, ~1, 110, n7), IWB usw. brauchen, son- dern mussten auch in ihrem eigenen Traditionsbereich Weisheit im gängigen Sinn aufzuweisen imstande sein. In der Weisheit des Königs Salomo fanden sie dafür ein Modell bereitgelegt, das sie auf verschiedene Ahnen anwenden konnten und so - mit Hilfe hellenistischer Argumentationstechniken - eine frühjüdische Weisheitstradition eigener Art zu entwickeln vermochten~ 2.2 Die Ausweitung bis in die Magie (von Weish bis Josephus) Die salomonische Tradition erfuhr in der Folgezeit eine Entwicklung, die deutliche Bezüge zu den beiden Hochformen der Weisheitsreflexion, der im vorausgehenden dargelegten Tara-Weisheit (Kap. I.l) und der apokalyptischen Weisheit (Kap. I.2 und 3) aufweisen, und deshalb auch innerhalb dieser beiden Bereiche verstanden werden müssen. Eine erste Traditionslinie beruht auf einer bezeichnenden Verschiebung in der immer auf 1 KÖn 5,9-14 basierenden extensiven Auslegung der Weisheit Salomos. In Weish 7,17-21 beschreibt der alexandrinische Pseudo-Salomo in einer inhaltlichen Liste seine I "untrügliche Erkenntnis der seienden Dinge" (v.l7), die er von http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II. 2.2 133 Gott, "dem FÜhrer der Weisheit und Lenker der Weisen" (v.l5) bekommen hat : Von der philosophischen Kosmologie (v.l7b : oOcr•acrL~ K6~ou xa\ ~vgpyg(a cr•oLxECwv) 43 , der Astronomie (v.l8f.), der Biologie (~OOEL~ E~v, au~ol 8np(wv), Botanik (öL~opaL ~u•wv, öuv~~EL~ PLEwv) und Psychologie (öLaAOYL~ol &vap~nwv) bis zur Dämonologie (ßLaL nvEu~~•wv) hat ihn die 'Weisheit', diese n&.v•wv •EXVL•L~,alles gelehrt. Der alte weise König hatte alles das, was damalige hellenistische Bildung umfasste, schon in grauer Vorzeit erkannt; seine noAunELPLU (8,8) entspricht bestens der griechischen ~YKOKALO~ naLöE(a. Dabei ist nicht zu Übersehen, wie die deskriptive Liste von 1 KÖn 5,13 eine eigenartige Tiefendimension bekommt. Es geht diesmal nicht mehr nur um eine FÜlle von Wissensgebieten und eine erschÖpfende Kenntnis der detailreichen Oberfläche der Welt, sondern vielmehr um vollständige Durchdringung, ja Beherrschung der erkannten Wirklichkeiten. Josephus macht dies Ant 8,42-44 in grösserer Kürze noch deutlicher. Die frei und verdeutlichend zitierten Verse 1 Kön 5,9-14 interpretiert er anschliessend extensiv auf die Erfassung und Durchdringung der ganzen Natur oÖöE~(av y'O.p ~OOLV fiyv6ncrEV, oÖö€ napnA8Ev &vEEt•aa•ov, &AN ~V n~craL~ (scl. ~O~EOLV) t~LAocrÖ~ncrE, Ka\ •nv tnLcr•n~nv •oov tv.aÖ•o1~ löLw~~•wv ~Kpav tnEöECEa•o (8' 44b). Was aber in Weish 7,20 als Einzelwissen innerhalb einer ganzen Liste erwähnt wird, die ß(aL nvEu~~•wv, wird bei Josephus (8,45) zu einer •~xvn gegen die Dämonen, welche eine besonders wichtige 43) Eine ähnliche kosmische liebersieht spricht EZECHIEL der Tragiker F 2 (DENIS 210 z. 14f.) dem Mose auf dem Sinai zu : tyili ö'fOE~ÖOV Ynv &naaav ~YKUKAOV Kat lvEp6E yaCac Kal ~~6nEP6Ev oßpavoÜ, wovon in syrApkBar 59 eine apk Version zu finden ist; vgl. EpAr 139. Aehnliches von Josef bei PHILO dem Epiker F 2 (DENIS 204 Z.3), dazu vgl. ·JosAs 6. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.2.2 134 Gabe Gottes an Salomo und das jüdische Volk sei 44 In seiner ausführlichen Schilderung einer Dämonenaustreibung durch Eleazar (8,46-49) verweist er auf ~ / En~6a~ ' und / Tpono~ ;::, .. / EEopxwoEwv (Beschwo- rungen und Exorzismen) des Salomo und auf einige magische Utensilien wie Ring, Siegel, Wurzel, Wasserbecher (vgl. Test Sal 1,6-12; 2,9; 22,10; 24,2), die auf eine inzwischen entstandene Magieliteratur salomonischer Prägung hinweisen 45 Das gerade in den ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderten in Blüte stehende Zauberwesen 46 konnte an dieser Stelle einen willkommenen Ansatzpunkt finden, sodass Salomo eine wichtige Rolle in der antiken Zauberliteratur zu spielen begann. "Die Zahl der ihm zugeschriebenen astrologischen, alchimistischen, iatrornantischen und ähnlichen Traktate, ganz abgesehen von Amuletten und Zaubergemmen, ist fast unübersehbar" 47 . Diese Magisierung der Weisheit Salomos ist eine Konsequenz aus der Über Jesus Sirach, Aristobulos, Weisheit Salomos und Josephus immer extensiver werdenden Auslegung von 1 KÖn 5,9-14 in einer Zeit, in der man mit der Einsicht in die geheimnisvollen Eigenschaften der Naturerscheinungen auch die Beherrschung der ihnen innewohnenden Kräfte verbunden sah 48 • Und da vor allem n 44) 8,46 : ~al a~•n utXPL vGv na~ ~ULV &epane(a nAe~cr•ov lcrxDeL; vgl. jedoch die Geschichte von Mosollamos und dem verspotteten Vogelschauer bei PSEUDO-HEKATAIOS I, F 1 § 201-204; auch die Vorwürfe der Magie, welche späte, heidnische Autoren dem jüdischen Volk machen : Lukian von Samosata (geb. 125 n.; REINACH, Auteurs Nr. 84); Kelsos (um 150 n.; REINACH, Auteurs Nr.88, 4f.); Numenius von Apameia (2. Hälfte des 2. Jhd.s; REINACH, Auteurs Nr. 95). 45) Eine Parallelerscheinung ist die Magie mosaischer Eigenart, welche jedoch einen direkten Ansatzpunkt im biblischen Text Ex 7-11 hat, wo die Zauberkräfte des Mose im Kampf mit den ägyptischen Magiern ausführlich geschildert werden. Dieser Machtkampf lässt sich in frühjÜdischer Zeit vielfach wieder finden : Artap F 3 § 25-29; Weish 10,16; 16-18; EZECHIEL der Trag. F 2 (DENIS 211 Z. 29 bis 212 Z. 20); AntBibl 10,1; JOSEPHUS, Ant 2,280. Belege für Mosemagie bei GOODENOUGH, Jewish Symbols, Indexband XII,l3, s.v. Moses; DENIS, Introduction 140f.; bes. GAGER, Moses in Greco-Roman Paganism 134161. 46) LEIPOLDT/GRUNDMANN, Umwelt I, 77; vgl. Apg 19,19. 47) HENGEL, JuH 239; vgl. SALZBERGER, Die Salomo-Sage 92-129; SCHUERER III, 407fL 413f.418-420 (mit Lit.). Instruktives Material bietet GOODENOUGH, Jewish Symbols, Indexband XIII, 182, s.v. Solomon; rabbinische Belege bei BILL IV, 533ff.; CHASIDAH, 1"~nn 'tll'l-1 399-416, bes. 403f.; überhaupt die Lexikonartikel zu Salomon/Solomon in JewEnc 11(1905) 436-448 (SELIGSOHN/MONTGOMERY/ PRICE), PRE Suppl. 8(1956) 660-704 (PREISENDANZ) und ThWNT 7 (1962) 459-463 (LOHSE). 48) Eine ganz andersartige Ausweitung ist im rabbinischen Schrifttum zu sehen, wo lKÖn 5,12 (3000 Maschal, 1005 Lieder) ins Unermessliche gesteigert ist : http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 135 Kap. II.2.2 der Schwierigkeitsgrad, den ein Gebiet des Lebens oder Wissens aufwies, ausschlaggebend war für die Grösse der Weisheit dessen, der das Gebiet beherrschte, wurden schliesslich die undurchsichtigsten Sparten menschlichen Wissens, nämlich der Umgang mit übernatürlichen Kräften, in Salomos Weisheit eingeschlossen. Am Ende dieser salomonischen Traditionslinie steht deshalb die We i s h e i t als Ma g i e 49 Weisheit ist jetzt Übergrosses Wissen und Können geheimnisvoller Art und Herkunft. Es ist deshalb keineswegs mehr wichtig, dass die Wissensgebiete im Bereich der Erfahrung liegen, vielmehr ist jemand umso weiser, je weiter sein Wissen vom alltäglichen Bereich entfernt und in den undurchschaubaren Bezirk des Geheimnisses entrückt ist. Damit ist die salomonische Weisheit in eine seltsame Nähe zur Weisheit der Apokalyptik gerückt, die ja, wie wir schon in Kap. I.2 aufgezeigt haben, im geoffenbarten Wissen göttlicher Geheimnisse, also ebenfalls der dem gewöhnlichen Menschen vorenthaltenen, "tiefen und dunklen" Wissensbereiche be50 steht • Dem entsprechen die geheimnisvolle Art der Wissensvermittlung (Traum, Vision, Engel, Himmelsreise) und der meist in bildlieber Verschlüsselung dargebotene Inhalt, welche beide die natürliche Erkenntnisfähigkeit übersteigen. Bei der Weisheit als Magie kommt zur geheimnisvollen Ve~mittlung und zum schwieri- gen Inhalt noch das bedeutende Moment der Beherrschung und praktischen Anwendung der erkannten Kräfte hinzu - womit das Überweltliche Wissen des salomonischen Magiers direkt in die Praxis einmündet 51 , während apokalyptische Weisheit-trotz der Tendenz "Das lehrt, dass Salomo zu jedem Wort der Tora 3000 Sprüche und zu jedem Wort der Schriftgelehrten 1005 Gründe beigebracht hat" (bEr 2lb} : Anzufügen wäre auch das z.T. christliche TestSal, das in phantastischer Weise die Macht Salomos Über die bösen Geister Ornias, Epiphas und Abezethibu als "Beweis der mir verliehenen Weisheit" (24,3} schildert, s.u. Anm. 51; vgl. auch syrApkBar 77 ,25. 49} Vielleicht spielt dieser Gedanke auch in Mt 12,42 Par mit, wo Jesus im Zusammenhang mit der Forderung einiger pharisäischer Schriftgelehrten nach einem Z e i c h e n auf die grosse Weisheit Salomos hinweist, die aber von ihm selbst Überboten wird. 50} Dan 2,22; vgl. auch EICHER, Einsicht 126ff. 51} Der salomonische Tempelbau z.B. ist ein Werk der Dämonen : Test Sal 1-2.22, eine Vorstellung, die nun auch in den Nag-Hammadi Schriften belegt ist, vgl. GIVERSEN, Solomon und die Dämonen 16-21. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 136 Kap. II.2.3 zur politischen Aktion - die Praxis als Realisierung des Geschauten nur von Gottes geschichtsmächtiger Wirksamkeit her erwarten kann. 2.3 Die Zentrierung auf das Gesetz (von EpAr bis Josephus) So wie für Salomo die "Naturwissenschaften" zum typischen Wissensbereich wurden, so gehört zu Mose die Erfindung der Schrift und des Gesetzes 52 • Ist jedoch das Gesetz in den romanhaften Ausgestaltungen der älteren jüdisch-hellenistischen Historiker Erfindung des Mose neben a n d e r e n e i n e "nützlichen" (Artap F 3,4) Erfindungen, so wird es später - wohl im Zusammenhang mit der sich durchsetzenden Tora-Theolog.ie - zum mosaischen Weisheitsbeweis par excellence. Im Aristeasbrief, und zwar in der Apologie des Gesetzes (128-171), welche die noch tastende Allegorese des Aristobulos (vgl. F 2 und 4) schon selbstverständlich anwendet 53 , kommt der alexandrinische Autor (um 120 v.) auch auf Mose zu sprechen. Die "weisesten Griechen" (137) mit ihrem Götzendienst und die noch "viel dümmeren Aegypter und ähnlichen Völker" (138) mit ihren Tierkulten (vgl. Weish 13-15) in den Schatten stellend sicherte Mose den monotheistischen Glauben seines Volkes durch sein weises Gesetz ab : 52) Texte s.o. bei Eupol, Artap und Aristob; dazu auch Kleod F 1 § 240; hingegen Jub 4,17 (s.o. TEXT 23). 53) WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos 141-148, zeigt die Entwicklungslinie der allegorischen Auslegung wie folgt auf : Aristobulos steht unter dem Einfluss der stoisch-pergamenischen und der alexandrinischen Philologenschule, von denen er einerseits die Allegorese, andererseits die Konstituierung eines "guten" Textes durch Bereinigung übernimmt. Während bei ihm Allegorese aber noch Ausweg aus seiner Denk- und Gewissensnot über die Anthropomorphismen der Bibel ist, wird in EpAr und Weish der doppelte Schriftsinn bei Personen und Sachen systematisch eingeführt und unbedenklich angewendet. Bei Philo geschieht dann schon Totalallegorese der Tora als Symbol für religiöse und ethische Wahrheiten. Vgl. dazu BOTTE, Das Leben des Mose bei Philo 173f.; MEISNER, Aristeasbrief 42, Anm. 26. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II. 2. 3 137 Da nun der Gesetzgeber als Weiser, der von Gott zur Erkenntnis aller Dinge befähigt wurde (oo~Ö~ ~v Ö vouoö€•n~, Öno 3Eou xa•aoxEuaau8vo~ EL~ ~n(yvwa~v .~v &n~v•wv), alles klar erkannte, umgab er uns mit undurchdringlichen Wällen und eisernen Mauern, damit wir uns mit keinem anderen Volk vermischen, sondern rein an Leib und Seele bleiben und - befreit von den törichten Lehren (&noAEAuu8vo~ ua•aCwv 6o~~v) den einzigen und gewaltigen Gott Überall in der ganzen Schöpfung verehren (139). Dieser von höchster Erkenntnis geleiteten Absonderung des Volkes entspricht die Heiligkeit des göttlichen Gesetzes, das nicht profaniert werden darf. Pseudo-Aristeas findet hierin ein originelles Argument, um den Sachverhalt zu erklären, der den KÖnig Ptolemaios II. Philadelphos bei der Lektüre der griechischen Uebersetzung irritiert, nämlich dass ein so vollkommenes Gesetz bei den heidnischen Historikern und Poeten nicht erwähnt werde (312-317) : Der als was ner Historiker Theopomp von Chios (geb. 378/6 v.) "sei länger 30 Tage von Sinnen gewesen, als er etwas aus dem Gesetz, schon früher, aber ungenau Übersetzt worden war, in seiGeschichte (wohl die Philippika; Verf.) verwenden (npoo~OLOPELV) wollte" (314). Theodektes von Phasaelis in Lybien (ca. 377-336 v.), ein Tragiker und Rhetor, "sei erblindet, als er etwas aus dem Buch in einem Drama verwenden (napa~EPE~v) wollte" (316). Das Gesetz war also nach EpAr den Griechen der klassischen Zeit durchaus bekannt - wie ja schon Eupolemos, Artapanos und Aristobulos aufgewiesen hatten - aber es konnte von ihnen nicht zitiert werden. Die polemische Note von EpAr ist bei Philo von Alexandrien zwar stark gedämpft, doch wird die inhaltliche Argumentation voll Übernommen : Mit dem Aufweis der Unerschütterlichkeit der mosaischen Gesetze (Vit Mos 2,12-16) und des Respektes anderer Nationen vor dessen Gesetzeswerk (Vit Mos 2,17-24) zeigt er, dass Mose der beste (~p~o•o~) aller Gesetzgeber aller Länder war, sei es bei den Griechen oder den Barbaren, und dass seine Gesetze die besten seien und wahrhaft gÖttlich (XctAA~OLO~ xal ~~ &Anöw~ ÖE~O~) ••• (2,12). Mose ist für Philo schlechthin die grösste Gestalt der israeli- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 138 Kap. II.2.3 tischen Vorgeschichte, der die Eigenschaften des idealen KÖnigs, Gesetzgebers, Priesters und Richters in sich vereint (vgl. Vit Mos 2,292). Obwohl Philo die Absicht hat, Mose zu beschreiben, t;/ ' "En:' a.A.n8ELO.!;) " / 54 , "wie er wirklich war" (Vit Mos 1,2 ocn;L~; "TJ\1 zeigen seine Ausführungen deutlich auf, dass sein Mosebild "im Grunde von dem biblischen genauso weit entfernt (ist), wie der Mosesroman mit all seiner Phantastik : hier wie dort wird Mose als einzigartige Persönlichkeit gefeiert, er ist der geniale, der idealisierte Mensch" 55 , der Weise schlechthin, der wie die aufgehende Sonne das Licht der anderen Sterne verdunkelt (Vit Mos 2, 44) • Josephus bezeugt in Palästina die gleiche Tradition, wenn er zu Beginn der Antiquitates Mose als uneinholbares Vorbild den anderen Gesetzgebern der Vorzeit gegenüberstellt (vgl. 1,18-26 mit PHILO, Op Mund 1-3) 56 und als Lehrmeister der griechischen Philosophen anführt : Ap 2,168 sind dies ol cro~~Ta.TOL n:a.~~AATJOL\1 (vgl. 2,281), in 2,223 und 257 ist es Platon selbst; und ebenso in Ap 2,154-156,. wo ihm vor lauter panegyrischem Eifer "die Lykurge und Solone und Zaleukos der Lokrier und alle von den Griechen bewunderten (Gesetzgeber) wie Kinder von gestern und vorgestern erscheinen". 54) Vgl. BOTTE, Das Leben des Moses bei Philo 176. Die vormosaischen FÜhrer des Volkes behandelt Philo "nur" als Typen von Tugenden und gruppiert sie in zwei parallele Triaden : l.Enosch - Henoch Noach I I Hoffnung - Umkehr - Ruhe (vgl. Abr 7-47); darauf folgen in der 2. Triade Abraham- Isaak - Jakob II Studium- Begabung - Uebung, deren erster Teil in Abr 60-276 vorhanden ist. Der zweite und dritte Teil dieser Triade sind verloren, doch genügen die Verweise in Abr 48-58; Jos 1; Fraern Poen 31-48,um den summarischen Inhalt zu erkennen. Josef, der "Zusatz" (Jos 31) zur Weisheit, bleibt in seiner Bedeutung ambivalent, vgl. die positive Schilderung in Jos mit der negativen in Somn 2. 55) JEREMIAS, Art. : Moouon~. ThWNT 4 (1942) 856; gegen diese Darstellung des Moses als 8E1o~ &vnp wendet sich VERMES, Die Gestalt des Moses 72; vgl. jedoch neulich wieder MEEKS, The Divine Agent and his Counterfeit, bes. 45-54. 56) THACKERAY, Josephus IV; s. XIII ("clear dependance") und 111 Anm. b. Das sonstige Mosebild der Antiquitates ist sehr stark nacherzählend (2,2024,331) und "letzten Endes ••• identisch mit dem der palästinensischen Tradition, manchmal ein wenig griechisch zurechtgemacht" (VERMES., Die Gestalt des Moses 88f.) • http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 139 Kap. II.2.3 In dieser Zeit ist es für den gebildeten und gläubigen Juden im palästinischen Mutterland und in der ägyptischen Diaspora eine Evidenz, dass das Gesetz des Mose, in welchem das gesamte menschliche Wissen, der göttliche Bauplan der Welt und der Fahrplan der Geschichte verborgen lag, einen prinzipiell unübertreffbaren Schatz von Weisheit darstellt, und Mose somit der prinzipiell unÜbertreffbare Weise ist. Die enge Verbindung von'Weisheit' und mosaischem Gesetz, welche Sirach mit seiner Identifikationsformel zum festen Bestandteil der frühjüdischen Fundamentaltheologie gernacht hat (s.o. Kap. I.l.l und 1.2), ist aber bei den jüdischhellenistischen Autoren, dank deren historischen Interessen, auf originelle Weise zustande gekommen : Indern sie die Gestalt des Mose in den salomonischen Weisheitstyp integrierten und ihr dessen extensive Auslegung auf dem Gebiete des Gesetzes beilegten, verbanden sie'Weisheit'und Gesetz narrativ. Es geschah dabei nicht so sehr die Versöhnung divergierender innerjüdischer Ten- denzen wie bei Sirach, sondern eine Verbindung der weisen Gesetzgebung der Juden mit den Gesetzgebungen der Umwelt, welche aus der apologetischen Perspektive natürlich als weniger weise angesehen wurden. So wie Salornos Weisheit an Ex- und Intensität die Weltweisheit aller anderen Weisen übertraf, so Übertraf auch Mose mit seiner weisen Gesetzgebung alle anderen Gesetzgeber. Bevor wir jedoch der salomonischen Spruchweisheit und den mosaischen Gesetzestex57 ten in frühjÜdischer Zeit nachgehen , muss noch eine dritte Textgruppe beachtet werden, in welcher der salomonische Weisheitstyp explizit in dramatische Auseinandersetzung mit der orientalischen, ägyptischen und griechischen Weisheit gebracht wird. 57) Die Gesetzeszusammenfassungen bei PHILO, Hyp 7,1-9, und bei JOSEPHUS, Ap 2,190-219 versuchen, diesen ideologischen Behauptungen inhaltliche Bestimmungen beizufügen. Wie stark sie dabei auf genuin griechische Traditionen zurückgreifen müssen, wird Kap. III.4 zeigen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 3, DIE WEISEN ISRAELS IM MUSISCHEN KAMPF Zur dramatischen Darstellung der grösseren Weisheit eines Vorfahren oder einer wichtigen Gestalt in der Geschichte oder Mythologie gehören von alters her auch verschiedene Formen von verbalen Wettkämpfen, bei welchen knifflige Fragen gestellt und beantwortet werden. Die entsprechende literarische Form ist das Rätsel, das wegen seiner sprachlichen Verschlüsselung alltäglichster Dinge an das schnelle Erfassen, die umfassende Kenntnis und die geistesgegenwärtige Antwort des Helden höchste Anforderungen stellt. So begegnet uns in der griechischen Literatur seit dem '"b erse hb are Fu ""11 e von Ratse .. 1 sp~e . 1 en 58 . f ast unu 6. J h d. v. e~ne Im Vorderen Orient lassen sich seit sumerischer Zeit 59 , in Aegypten nur im Neuen Reich 60 Spuren alter Formen des Rätselra1 58) Viele Belege bei OHLERT, Rätsel und Rätselspiele der alten Griechen, bes. 22-82; SCHULTZ, Rätsel aus dem hellenischen Kulturkreis I, 22-259, bringt 373 "Rätsel und rätselähnliche Gebilde", nämlich Aenigmatisches, Mantisches, Gnomisches, Grammatisches und Mathematisches; vgl. DERS., Art. : Rätsel, PRE 2. R. 1 (1914) 62-125, bes. 88-116. Alle wettkampfartigen Szenen der griechischen Literatur hat FROLEYKS, Der fiy~v A6yoov in der antiken Literatur (1973), gesammelt, besprochen und gattungsgeschichtlich situiert.Zum Rätsel als literarische Form s. Kap. III.l, Anm. 22. 59) VAN DIJK, La sagesse sumero-accadienne 31-85, stellt als eine wichtige Gattung die "Adaman- Du1rGa Sapientiaux" (Streitgedich_te) vor; vgl. LAMBERT, Babylonian Wisdom Literature 150-212 : "Fables or Contest Literature". In aramAch ist wohl auch ein Wettkampf geschildert worden, doch fehlt in den Fragmenten jegliche Spur (s.u. Kap. IV.l). - Der Wettstreit zwischen dem babylonischen und dem persischen KÖnig, den BROCK, A Piece of Wisdom Literatur 212f. vorstellt (vgl. u. Anm. 84), ist nicht datierbar, aber sicher spät. Ein Ueberblick bei FROLEYKS, Der &voov A6yoov 399-410 (Sumerer); 410-416 (Babylonier). 60) Aus dem ägyptischen Bereich fand ich nur den fragmentarischen Wettstreit zwischen dem Hyksoskönig Apophis in Avaris und dem thebanischen Herrscher Seqnen-Re, der auf dem Papyrus Sallier I (um 1230 v.) erhalten ist; vgl. The LITERATURE OF ANCIENT EGYPT 77-80; ANET 23lf. {bei ERMAN, Die Literatur der Aegypter 214ff., kaum als Wettstreit zu erkennen).- Der Wettkampf zwischen dem Pharao Amasis (568-526 v.) und dem KÖnig der Aethiopier, den PLUTARCH, Conv sept sap 151B-D. 152E-153E (BABBITT 374-77.382-91) erzählt, ist typisch griechisch : Auf die neunfache Frage des Pharao nach dem Aeltesten, Grössten, Weisesten, Schönsten, Allgemeinsten, Nützlichsten, Schädlichsten, StärWsten und Leichtesten antwortet der Aethiopier mit : Zeit, Welt, Wahrheit, Licht, Tod,Gottheit, Dämon, Glück, Angenehmes, wird dann aber von Thales, einem der Sieben Weisen, mit den besseren Antworten : Gottheit, Raum, Zeit, Welt, Hoffnung, Tugend, Laster, Notwendigkeit, Naturgemässes, Übertroffen. - Ob dernAch einen Wettstreit aufwies, ist nicht auszumachen (s.u. Kap. IV.2). (140) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II. 3 141 tens finden, doch bleiben die literarischen Zeugnisse spärlich. Im Korpus der biblischen Schriften findet sich nur ein einziger ausgeführter Rätselwettkampf bei der Hochzeitsfeier des Simson (s. Kap. 3.1.1), ein Hinweis auf ein Rätselspiel Salomos (s. Kap. 3.1.2)und einige verstreute Rätselworte und Zahlensprüche (bes. Spr 6,16-19; 23,39f.; 30,15; Sir 22,14; 23,16f.; 25,7-11; 26,5-7. . hli~n I a~v~y~a•a " " .. 28; 50,25 f . ) 61 • D1e ge h oren zwar zum Wissensbereich des biblischen Weisen (vgl. Spr 1,6; Weish 8,8; Sir 39,3; 47,15), in den Texten lässt sich jedoch nur wenig Rätselartiges finden. Das biblische Ethos der Verständlichkeit und der nichtpropagandistische Charakter der meisten Texte standen anschei- nend dem Spiel der Verrätselunq unfreundlich gegenüber. In frÜhjÜdischer Zeit hingegen scheuten sich die jüdischen Autoren - sicher unter dem Einfluss der hellenistischen Mode - nicht mehr, sich bei der Darstellung der grösseren Weisheit ihrer Ahnen und ihrer Zeitgenossen des musischen Kampfes mit Worten zu bedienen, um in dieser für sie noch unverbrauchten literarischen Gattung die eigene Weisheit vorzutragen und in Überlegene Auseinandersetzung mit der hellenistischen Weisheit zu bringen. Dabei bot sich ihnen in der eigenen Tradition wiederum die idealisierte Gestalt des alten, weisen Salomo an. Sein Rätselspiel mit der Königin von Saba (1 KÖn 10,1.3) hat bezeichnenderweise gerade in frühjüdischer Zeit erneutes Interesse'und weitere legendarische Ausschmückungen erfahren. Die Vorstellung von Weisheit als einem überragenden Wissen in allen irdischen Belangen, konnte hier zu einer weiteren literarischen Darstellung kommen. Griechische Rätselspiele endeten oft tödlich : Homer soll aus Gram darüber gestorben sein, dass er das Rätsel eines Fischer- 61) Auch WUENSCHE, Die Räthseiweisheit bei den Hebräern 11-30, findet keine anderen; diesen tatsächlichen Befund vermögen auch seine gegenteiligen Be- , teuerungen (S. 30) nicht wettzumachen; vgl. NOTH, KÖnige I, 224; WESTERMANN, Art. :Rätsel, BHH 3 (1966) 1552f.; VON RAD, Weisheit in Israel 53-56 (vgl. ThAT I, 436, Anm. 19). - SCHULTZ, Rätsel I, S. VII, sagt kategorisch : "Auf einem dritten Kulturgebiet (scl. neben den alten deutschen und den indischen Rätseltraditionen), nämlich auf dem der jüdischen Tradition, ist •.. eine nennenswerte, alte oder originale Rätseltradition Überhaupt nicht zu verzeichnen." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 142 Kap. II. 3 jungen nicht lösen konnte 62 ; ebenso starb der Seher Kalchas, 63 weil er im Wettkampf gegen Mopses unterlag • Eigentliche Verkörperung des tragisch endenden Rätselwettkampfes ist die in die Mythologie hineinragende Sphinx mit ihrer Rätselfrage : "Was geht am Morgen auf vier, arn Mittag auf zwei, am Abend auf drei 64 Beinen ?" und der unbarmherzigen Vernichtung des Unterlegenen In diesem Falle gilt JOLLES' Wort : "Ein aufgegebenes Rätsel nicht lösen können, heisst Untergang - ein Rätsel aufgeben, das keiner rät, heisst Leben" 65 • Die vielfachen Abstufungen in der Dramatisierung der verbalen Wettkämpfe von Rätseln auf Leben und Tod bis zu harmlosen Sinnund Wort-Spielereien (~Griphen), wie sie zahlreich in der syrnpo- tischen Literatur der Antike vorliegen, verbieten es aber, das Gebiet der Rätselei nur unter dem tragischen Aspekt der Beklemmung und des Leidens 66 zu sehen; vielmehr kommt darin auch das "Spiel mit der Wahrheitsfindung" 67 zum Wort, welches gerade der Tragik entbehrt und eine der "urtümlichsten Vergnügungen des homo ludens" 68 darstellt. Mir scheint, dass diese spielerische Komponente in den orientalischen Beispielen vorrangig ist, und 62) 56 (DIELS/KRANZ I, 163); es handelt sich um das sogenannte "Läuserätsel" : "Was wir sahen und fingen, das lassen wir zurück; was wir weder sahen noch fingen, das tragen wir fort"; vgl. OHLERT, Rätsel und Rätselspiele 30-32; SCHULTZ, Rätsel I, Nr. 101.102, vgl. Nr. 230; II,74. HERAKLI~Frgt 63) HESIOD, Frgt 278 (MERKELBACH/WEST 137); vgl. OHLERT, Rätsel und Rätselspiele 27f.; SCHULTZ, Rätsel I, Nr. 340; II, 73; SCHADEWALDT, Legende von Homer 53f. 64) Zu den verschiedenen Formen des Sphinxrätsel; vgl. OHLERT, Rätsel und Rätselspiele 23-27. -Die drei angeführten tödlichen Wettkämpfe stellennach dem Vorbild von OHLERT - auch HESS, Der Agon zw. Homer und Hesiod 33f. (vgl. 17), und LUCK, Art. : Rätsel, Lexikon der Antike I/4, 63, zusammen. Rabbinische varianten in bSchab 152 (NADOR, Jüdische Rätsel Nr. 6.8). 65) Einfache Formen 133. -Diese sogenannten "Hals(lösungs)rätsel sind gesammelt und besprochen bei MEYER, Das Halslösungsrätsel (1967), bes. 32-80. 66) Ebd. 130.133 ("Im Grunde ... sind alle Rätsel HalsrätseL .. "); PERDUE, The Riddles of Psa1m 49, 533-542, kommt von dieser Position zu einer abwegigen Ver-rätselung von Ps 49. 67) VON RAD, Weisheit in Israel 56. 68) DERS., ThAT I, 436. Auch OHLERT, Rätsel und Rätselspiele 2f., sieht in der "heiteren Freude am Lebensgenuss" die Ermöglichung des griechischen Rätsels; FROLEYKS, Der &yiliv A6yoov 422 ("aus der Freude der Griechen am Wettkampf"). Siehe bes. HUIZINGA, Homo ludens 171-191 (Kap. VI: Spiel und Wissen). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 143 Kap. II. 3 deshalb auch die biblische und frühjÜdische Rätselei eher im Zeichen des Spieles steht. Letzte griechische Tragik fehlt auch dort, wo die Unterlegenen eine Strafe 69 • Es ge h t .. Kap. 3 . 1 • 4} - er 1 e~. d en mussen un~ sei es der Tod (vgl. . n~rgen d s um d as Le b en eines Menschen oder gar um die Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens Überhaupt, sondern vielmehr um Sachwerte (Tribut} , ums Vergnügen am Rätseln (vgl. u. bei Anm. 72} oder einfach um den Aufweis der eigenen grösseren Weisheit. Im Folgenden soll diese spezielle Linie salomonischer Weisheit, ausgehend von den atl. Vorbildtexten Ri 14,12-19 und 1 KÖn 10,1. 3, an einigen Beispielen illustriert werden. Dabei wird der zeitliche Rahmen des Frühjudentums nach vorne bis weit in die rabbinische Literatur hinein gesprengt und es kommen auch Texte in Sicht, die erst bei der Behandlung der frühjüdischen Logientraditionen (Kap. IV und V} vorgestellt werden. Eine ausführliche Situierung und eine Behandlung aller im midraschischen Schrifttum vorhandenen Wettstreite ist hier nicht möglich 70 69) SCHULTZ, Rätsel II, 74f., versucht, aus Ijob 37,2; 38,2-4; 42,2-7 einen "Rätselwettkampf auf Tod und Leben" zwischen Gott und Ijob zu rekonstruieren, verkennt dabei aber völlig die Struktur der Gespräche. Auch GenR 38,13 (zu Gen 11,28) : Abraham und Nimrod, der im Feuer umkommt (JELLINEK, Bet ha Midrasch I, XVf. 25-34), und bBek 8b-9a (s.u. Kap. 3.1.4 und V. 9) entbehren echter Tragik. -- Die Texte sind gesammelt bei WUENSCHE, Die Räthselweisheit 15-23.31-50; Die Zahlensprüche I : 62-100; II : 414-459; bes. aber NADOR, Jüdische Rätsel, der mit einem tüchtigen Schuss Phantasie auf 95 "Rätsel" kommt. - Vgl. auch ZER-KAVOD·, Riddles in the Bock of Proverbs 7-11.176f. (zu Spr 13,27; 17,12; 22,11-12). 70) Vgl. bes. die in GenR gehäuft auftretenden Wettkampfszenen zwischen Tinnäus Rufus und•Agiba (11,5), mit Rätselfrage, Gegenfrage und nekromantischem Beweis; zwischen "einem Philosophen" und Gamliel (20,4), wo es um die Tragzeit der Schlange geht und der Philosoph wegen seiner Niederlage mit dem Kopf gegen die Wand rennt; zwischen dem Kaiser Diokletian und den Rabbinen von Tiberias (63,8), welche wunderbar alle unmöglichen Forderungen des Despoten ohne den Sabbat zu verletzen - erfüllen können; und zwischen dem Kaiser Antoninus (?) und R. Jehuda (67,6; vgl. 11,4) mit einem verrätselten Ratschlag des Rabbis. Interessant ist hier auch die jüdische Version des "Gymnosophistengesprächs" Alexanders in bTam 3lb-32; vgl. bes. WALLACH, Al. the Great and the Indian Gymnosophists in Hebrew Tradition 47-83. HEER, The Historical Significance of the Dialogues 123-150, hat den historischen Hintergrund der legendarisch gestalteten Texte aufgewertet und dabei die Materialien weitgehend gesammelt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I I. 3. 1.1 144 3.1 Rätselwettkämpfe 3.1.1 Simsen und die Philister Ri 14,12-19 ist der einzige Rätselwettkampf, der in der atl. Literatur ausführlich beschrieben wird. Der starke Simsen wetteifert mit den Philistern um 30 Gewänder und stellt dabei ein Rätsel, das aus seiner ganz persönlichen Erfahrung (vgl. Ri 14, 5-9 : Honig im erlegten LÖwen) formuliert und deshalb für einen Aussenstehenden unauflösbar ist 71 : Vom Fresser ging Speise aus, vom Starken ging süsses aus. Die Antwort der Philister besteht aus einem Gegenrätsel : Was ist süsser als Honig und stärker als der Löwe?, das die beiden Lösungsworte (Honig, Löwe) aufweist, zugleich das Spiel weiterführt und erst noch in seiner Antwort ("Liebe") den schwachen Punkt in der Rätsele.i des starken Simsen trifft. Die Struktur des Rätselwettkampfes (1) - (4) ist dabei gut heraus- gebildet und findet sich in den weiteren Texten immer wieder : (1) (2) (3) (4) Gegenseitige Verpflichtung (4,12f.) Das Rätsel wird gestellt (4,14a) Das Rätsel wird (nicht) gelöst (4,14b.l8) Der abgemachte Preis wird ausgehändigt (4,19). In 4,15-17 ist eine ausschmückende Szene (3a) eingebaut, welche zeigt, wie die Philister Über die Frau Simsans zur LÖsung des Rätsels kommen, und damit das Rätselspiel völlig in die Geschichte des stets und nur von Frauen besiegten Simsen einpasst. Ri 14,12-19 ist bis in diese strukturelle Abweichung hinein das Vorbild für KlglR I.l § 11 (s. u. Kap. 3 .1. 3.) . 71) Solche Rätsel sind durchaus möglich, vgl. die zu Ri 14,12-19 parallelen, sogenannten "Ilo-Rätsel" bei MEYER, Das Halslösungsrätsel 23-25.48-57, und noch besser die Rätsel vom "Lebendigen im Toten", Ebd., 32-48, bes. 42-45 (Simson) . Die Rekonstruktionen eines ursprünglichen Sinnes des selbständigen Rätsels, wie EISSFELDT, Die Rätsel in Jdc 14,132-135; SCHMIDT, Zu Jdc 14,316 (beide :männlicher Same); PERDUE, The Riddles 537 (Erbrochenes); BAUER, Simsons Rätsel 473f. (Wortspiel mit ,,~), u.a. versucht haben, sind deshalb nicht nötig. Vgl. schon SCHULTZ, Simsons Rätsel 521-531. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 145 Kap. II.3.1.2 3.1.2 Salorno, die KÖnigin von Saba und Eiromos von Tyros Auf ein Rätselspiel Salomos mit der Königin von Saba, die ja nach Jerusalem kam, um Salorno "durch Rätsel auf die Probe zu stellen (hOJ)" (1 KÖn 10,1), wird nur hingewiesen, ohne dass irgendwelche Rätsel vorgeführt würden - eine willkommene Lücke für spätere Autoren (s.u.). Es geht dem biblischen Erzähler mehr um einen thesenartigen Aufweis der Weisheit (und des Reichtums) von Salomo als um eine Rätselsarnrnlung. So heisst es nur mehrfach beteuernd : Salomo aber gab ihr auf alle Fragen Bescheid (i)J ); nichts gab es, was dem KÖnig verborgen war (07V), sodass er ihr nicht hätte Bescheid geben kÖnnen (i)J) (1 KÖn 10,3). Darauf wird er mit königlichen Geschenken Überhäuft - und erwidert diese seinerseits mit salomonischer Freizügigkeit. Diese biblische Geschichte zeigt den Weisheitskampf als Spiel in orientalischer Heiterkeit und ohne jeden tragischen Nebenton. Es fehlen sogar die Verpflichtungen zu Beginn und die Aushändigung eines entsprechenden "Preises". Salomo und die KÖnigin von Saba stehen Modell für die sagenhafte Vorstellung vorn königlichen Wettspiel um grosse Schätze. Dieser "seriöse" Aspekt verhinderte dabei keineswegs das Vergnügen : In jener Zeit schrieben sich die KÖnige, die miteinander im Frieden lebten, zum Vergnügen (-ce:pn61J.E\IOI..) philosophische Problerne (npoßÄnlJ.a-ca ~1..Äooo~Ca~) und sandten sie sich gegenseitig zu. Die sie nicht lösen konnten zahlten jenen, die sie ~estellt hatten, Tribut72. Auch JOSEPHUS, Ant 8, 165-175, erzählt die Szene von 1 KÖn 10,1. 3 mit der gleichen Überlegenen Unbekümmertheit und unterstreicht zusätzlich die Leichtigkeit (p~öCw~) und Schnelligkeit (8&-c-cov), mit der Salomo die vorgelegten verzwickten Fragen (oo~LOlJ.a-ca) löste. Diese Fähigkeit hatte Salomo (nach Josephus) schon frÜher im Rätselwettkampf mit dem König von Tyrus, Eirornos (=Hiram), glänzend bewiesen : 72) VitAes W 102 (PERRY 100); die ältere Rezension G sagt dasselbe auf weniger präzise Weise. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 146 Kap. II.3.1.2 Der KÖnig der Tyrer sandte Salomo oo~Ccruaca 6t xal Adyou~ alv~yuac~6EL~ und bat ihn, diese für ihn zu klären und ihm aus der Klemme wegen der in ihnen (versteckten) LÖsungen zu helfen (Ant 8,143). Nach Ap 1,111 waren diese Rätselbriefe Zeichen der besonderen Freundschaft zwischen den beiden KÖnigen, die ja in der gemeinsamen "Passion nach Weisheit" (n cfk oo~Ca~ ETu8uuCa) bestand Salomo erwies sich dabei natürlich stets stärker und weiser (xpeCccwv, oo~~cepo~). Zu diesen fast idyllischen Szenen des Josephus kontrastieren die beiden nicht-jüdischen Texte, welche die eifrige Rätseltätigkeit in ihrem finanziellen Kontext zeigen und von einer schliesslichen Unterlegenheit Salomos zu erzählen wissen : Menander. von Ephesus (um 200 v.) gibt in seiner "Geschichte der Griechen und Barbaren" (FGrHist 783) einen Hinweis auf einen Untertan des Eiromos, einen jungen Mann mit Namen Abdemounos, "der stets die Probleme (npoßAnJJ.aca) löste, die ihm Salomo, der König von Jerusalem, stellte" (Ap 1,120 = Ant 8,146)73. Dios, ein sonst unbekannter griechischer Geschichtsschreiber des 2. Jhd.s v., erzählt in seiner "Geschichte Phöniziens" (FGrHist 785) ausführlicher, was hinter Menanders Andeutungen steckt und beschreibt den Briefwechsel als typisch strukturierten Rätselwettkampf : "Man sagt, dass Salomo, der Tyrann von Jerusalem, Rätsel (atvCyuaca) zu Eiromos schickte und solche von ihm zu bekommen verlangte, (mit dem Zweck) dass derjenige, der sie nicht erklären könnte, demjenigen, der sie löste, Geld entrichten müsse. Eiromos aber, der einverstanden war, vermochte die Rätsel nicht zu lösen, und zahlte deshalb grosse Summen Geldes als Strafe. Später aber, mit Hilfe eines gewissen Abdemounos, eines tyrischen Mannes, lÖste er die vorgetragenen Rätsel und schlug selbst andere vor, welche Salomo nicht lÖsen konnte und so Eiromos seinerseits Geld entrichten musste" (Ap l,ll4f. = Ant 8,148)74. Diese für den frühjüdischen Leser ungewohnte Sicht der Dinge ist uns nur zufällig mitüberliefert worden, weil Josephus seinen Hinweis auf das tyrische Archiv mit den Briefen Salomos bekräftigen wollte (vgl. Ap 1,112). 73) Text auch bei STERN, Authors Nr. 35, S. 119-122. 74) Ebd. Nr. 36, S. 123-125. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. II.3.1.2 147 Bis jetzt wurde uns kein einziges konkretes R ~~ ~tsel von Salomo oder seinen Kontrahenten vorgelegt. Erst im raJ::::.b· . h 1n1sc en Schriftturn werden diese inhaltlichen LÜcken mit Rätse-. ~texten ausgefüllt Im nachtalmudischen Midrasch Sprüche (ca. 11. ~h d.n.), der sonst "auffallend arm an Sagen, Legenden und Parabe~ ~... ...... "75 1. s t , f.1nd en wir in 1,1 zu 1 KÖn 10 ,1. 3 eine haggadische Au.~ s h .. k c muc ung. Das angedeutete Rätselspiel wird mit vier Rätselau. ::f:g b . a en 1 11 ustriert Was ist das ? (Salomos 4osu .) ""-----'= ng . (7 Tage nach (9 Monate S der Menstruation) · Brus ·· t ~ c:hwangerschaft) (d 1e .. , der Mutter) (d er S aug.~..:i.:ng) Sieben gehen hinaus, neun kommen herein, zwei schenken ein, einer trinkt. Was ist das ? Eine Mutter sagt zu ihrem Sohn Dein Vater ist mein Vater, dein Grassvater ist mein Mann, du bist mein Sohn, und ich bin deine Schwester. (Lot, dessen b· . d .. . e1 e Tochter, d eren 1nzest .. S"h und Ammon. uose o ne Moab ' vgl. Gen 19,30-38) Dann folgen zwei Unterscheidungsaufgaben : S 1 gleichgekleidete und gleichaussehende Buben ~ ~m~ .. ~u~s unterscheiden, dann Beschnittene und Unbesc~ ~tt a c en •tnl ene. Der 2. Targum zu Ester (Targum Scheni), der Pctl~ t' . h 1n1sc e Tradition und Sprache verrät, dessen Endredaktion aber erst nach Ab~s schluss des talmudischen Schrifttum geschah, b~!n t . 1 . . .. . 76 g 1n , 3 dre1 we1tere, ausserst verzw1ckte Fragen • SCHECHTE~ zählte zudem in einem jemenitischen Text 19 Rätselfragen de~ KÖnigin Bilkis 77 die stark aus dem jüdischen Glaubensverständnis h f ' eraus ormuliert 78 sind . 75) WUENSCHE, Der t-!idrasch Mischle VIIf., leitung 216. (Text vgl. 2f.); v 91 ' STRACK, Ein- 76) Zur Datierung vgl. DALMAN, Grammatik 33f.; LE DEAUT, Introd . Die Rätseltexte finden sich bei SULZBACH, Targum Scheni 30 fu~tlon 138f.l4lf. Die Rätselweisheit 17-23; diskutiert und erklärt bei SILBBb~~~WUENSCHE, of Sheba 72-74. =·uu•, The Queen 77) The Riddles of Solomon 349-358 (mir nicht zugänglich); engl GINZBERG, The Legends of the Jews IV, 145-148. · Uebers. bei 78) Vgl. auch Koran, Sure 27,16-45/44 (BLACHERE 405-408; V9l, PAR II, 373f.). Weitere Traditionen bei WUENSCHE, Der Midrascn M'ET I, 310ff.; vgl. SALZBERGER, Die Salomo-Sage 14f.l6f.; seine versprach lschle VIIIf.; ene Material.,. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 148 Kap. I I. 3. 1. 3 3.1.3 Die Schulkinder von Jerusalem und der .Athener Dass in den zuletzt genannten späten Kompilationen durchaus altes Rätselgut verarbeitet ist, kann daraus ersehen werden, dass z.B. I.l § 11 das erste Rätsel aus Midr in Sprüche 1,1 vorkommt. KlglR ist aber "einer der ältesten Midraschim palästinischen Ursprungs" 79 . Er bringt in r:-1 § 4-19 eine unterhaltsame Reihe alter Anekdoten, welche die überlegene Weisheit und Scharfsicht der Bewohner Jerusalems gegenüber den sich gescheit vorkommenden Griechen und Samaritanern schildert. Als Beispiel sei hier die 9. Anekdote (§ 11) ausgewählt, welche - wie gesagt - das Rätsel aus Midr Sprüche 1,1 aufweist und zudem .am deutlichsten die Charakteristiken eines Rätselwettkampfes trägt. § 11 ist offensichtlich nach Ri 14,12-19 (s.o. Kap. 3.1.1) konstruiert 80 : (1) Ein Athener kam nach Jerusalem. Da ging er in eine Schule und fand dort Kinder sitzen, deren Lehrer gerade weg war. Er richtete eine Frage an sie, worauf diese antworteten : Wir wollen eine Abmachung treffen; wer eine Frage nicht zu beantworten weiss, dem wird etwas weggenommen. Der Fremde ging auf den Vorschlag ein und verlangte, dass sie als Einheimische den Anfang machen möchten. Diese lehnten es aber mit den Worten ab : Frag du zuerst, denn du bist ein alter Mann. Da er aber auf seinem Willen beharrte, fingen sie an : (2) Was ist das ? (R. Jochanans LÖsung :) Neun gehen fort, 9 Monate Schwangerschaft acht kommen, 8 Tage bis zur Beschneidung zwei schenken ein, die Brüste der Mutter einer trinkt, der Säugling und vierundzwanzig bedienen. 24 Monate des Säugens (3) Da er das Rätsel nicht lösen konnte, (4) nahmen sie ihm etwas weg. sarnmlung zur Szene (vgl. 32) ist nicht erschienen. BROCK, A Piece of Wisdom Literature 216, Anm. 1, verweist auf ein syrisches Pseudepigraphen mit Rätselfragen der KÖnigin von Saba, das er herauszugeben hofft. Auch im Armenischen ist ein solches Buch vorhanden, vgl. CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha 199. - In PRITCHARD, Solomon and Sheba, ist jetzt ein Ueberblick Über die jüdischen (SILBERMAN : 65-84, bes. 71-76), islamischen (WATSON : 85-103), äthiopischen (ULLENDORFF : 104-114) und christlichen (WATSON : 115-145) Traditionen geboten; mit erschöpfender Bibliographie : 152-158. 79) STRACK, Einleitung 212. 80) Dt. Text nach WUENSCHE, Der Midrasch Echa 50f.; vgl. NADOR, JÜdische Rätsel Nr. 82. Auch DALMAN, Aramäische Dialektproben 16-22. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 149 Kap. II.3.1.4 ßa) Nachdem ihm R. Jochanan die Lösung vermittelt hatte, kehrte der Athener zu den Kindern zurück, .und bekam sein Pfand zurück, jedoch mit den ironischen Worten, mit denen sich auch Simsen geschlagen gäb : "Hättet ihr nicht mit meinem Kalbe gepflügt, mein Rätsel hättet ihr nicht gelöst" (Ri 14,18b). Die 6. Anekdote des gleichen Midrasch(KlglR I.l § 8) erzählt von einem jerusalemischen Schneider, dem ein Athener einen zerbrochenen Mörser zum Flicken bringt. Diese Szene findet sich auch in den beiden folgenden Wettkämpfen und bezeugt die vielfache Verflechtung.solcher Traditionen auch Über den engeren rabbinischen Bereich hinaus. 3.1.4 Jehoschua~ b.Chananja und die Weisen des Athenäums // Achikar und der Pharao Der Wettstreit des R. Jehoschuac b.Chananja (Tann. um 90 n.) mit den Weisen des Athenäums in bBek 8b-9a und der Wettstreit Achikars mit den Weisen des ägyptischen Pharaos in syrAch 27-32 Par VitAes 112-123 haben Über die Szene von KlglR. I.l § 8 hinaus noch weiteres Rätselgut gemeinsam. Da wir auf beide Texte bei der Behandlung der Achikartraditionen (s.u. Kap. IV.9) ausführlich zu sprechen kommen, sei hier nur auf den Wettkamp als Ganzes verwiesen In bBek 8b-9a muss R. Jehoschuar b.Chananja seine grössere Weisheit vor dem Kaiser Hadrian dadurch beweisen, dass er die Weisen des Athenäums im Rätselwettkampf besiegt. Dieser ist ausführlich erzählt und nach dem bekannten Schema aufgebaut (1) Besiegt ihr mich, so tut mit mir alles, was ihr wollt. Besiege ich euch, so speiset mit mir auf dem Schiff; (2/3) ZwÖlf Weisheitsproben, die sich in einer ungezwungenen Abfolge von Rätselfragen (1.2.4.6.9.11) und Forderungen von unmöglichen Dingen (aöova•al (3.5.7.8.10.12) darstellen, welche der Rabbi mit e~ner Symbolhandlung (zu 1), einem Gleichnis (zu 2), mit Gegenfragen (zu 3.4.9), Aufforderungen zu einer Gegenhandlung (zu 5-8.10.12) oder einem Gegenrätsel (zu 11) beantwortet81. 81) Nr. 7 und 8 haben in KlglR 30,6-11 seine Parallele. I.l § 8 ihre Vorlage; Nr. 5 hat in syrAch http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 150 Kap. II.3.2 (4) Die besiegten kommen jedoch gebracht, der ihnen, was du grunde gehen. Weisen besteigen das Schiff des Rabbi, benichts: zu essen, sondern werden zum Kaiser sie ihm mit den Worten überlässt : Tu mit willst! R. Jehoschuaclässt sie elend zu- Die ägyptische Episode in syrAch 27-32 ist in der gleichen vierstufig~n (und Paralleltraditionen) Steigerung dargeboten 82 (1) Gegenseitige Verpflichtung zur Tributablieferung (16,4). (2/3) Neun Weisheitsproben in Form von Rätselhandlungen des Pharao (27,1-16), zwei Rätselfragen (30,12-21) und vier Rätselaufgaben an Achikar (29,4-30,5; 30,6-11.-22-28.29. 30), welche Achikar mit dem gleichen Repertoire von Argumenten wie R. Jehoschuar zu bestehen vermag83. (4) Achikar bekommt als Belohnung Aegyptens Tribut von drei Jahren. "Letztlich sicher von Achikar inspiriert" 84 ist ein kurzes Stück in mehreren syrischen Handschriften, welche alle von Rätselbriefen des babylonischen KÖnigs an den persischen KÖnig erzählen. Es geht dabei um 6 Fragen in der Form "Was ist mehr X als Y ?" (wie in Ri 4,18), die der persische KÖnig erfolgreich löst- womit er sich ebenfalls den Tribut von 3 Jahren verdient. 3.2 Sympotische Wettspiele Neben diesen Rätselwettkämpfen im eigentlichen Sinn gibt es in der frÜhjÜdischen Literatur auch Beispiele für jene leichteren Arten von verbaler Auseinandersetzung, in welcher sich die Weisen verschiedener Nationalität oder Gruppenzugehörigkeit messen können. Die griechisch-hellenistische Literatur kennt eine ganze Reihe solcher intellektueller Spiele, die in ihren Symposien zur 82) Texte s.u. Kap. IV.3 (aesAch) und 4 (orVers); die Fragmente von aram und dernAch lassen keinen Wettkampf mit Sicherheit erkennen. 83) 30,22-28 hat in KlglR lele. · I.l § 8; 30,6-11 in bBek Sb (Nr. 5) seine Paral- 84) BROCK, A Piece of Wisdom Literature in Syriac 212-217; Text und Uebers. 212f.; Zit.: 217. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I I. 3. 2 .1 151 Unterhaltung gespielt wurden und in der sogenannten "Buntschriftstellerei" ihren literarischen Niederschlag fanden. Plutarch mit seinen neun BÜchern Quaestiones convivales gegen Ende des ersten Jahrhunderts und Athaenaios v. Naukratis mit seinen 15 BÜchern Deipnosophistai gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts geben davon eine reiche Auswahl 85 . Aus frühjüdischer Zeit kennen wir vor allem zwei solche sympotische Wettspiele : den Wettstreit der Pagen in 3 Esr 3,1-4,63 und das grosse, siebenfache Tischgespräch in EpAr 187-294. Bei beiden Texten ist eine ältere Vorlage zu erkennen, an deren Bearbeitung sich die Intention der jüdischen Autoren, die grössere Weisheit ihrer jüdischen Favoriten zu demonstrieren, deutlich ablesen lässt. 3.2.1 Die Leibpagen des Darius Der Wettstreit der Leibpagen des Darius (3Esr 3,1-5, 63; vgl. JOSEPHUS, Ant 11,33-63) ist im jetzigen Zustand eine gut frühjüdische Weisheitsschrift, welche jedoch "ursprünglich eine vom jetzigen Kontext unabhängige, selbständig bestehende Erzählung" 86 war. Diese Vorlage, die wiederum eine noch erkennbare, mehrere Etappen umfassende Vorgeschichte hatte, antwortete auf die Frage : Wer ist der Mächtigste ? mit der dreifachen, sich steigernden Antwort : KÖnig - Wein - Weib. Mit zahlreichen Anklängen an Ps(LXX), Dan(LXX), Spr und Tob wird nun dieser Dreischritt, der den drei Pagen entspricht, durch eine vierte Antwort erweitert. Der dritte, jüdische Page Überbietet seine erste konventionelle Antwort ("Weib"), indem er mit einem Lob auf die Wahrheit und den Gott der Wahrheit nachdoppelt und dadurch den Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels erreicht. 85) Vgl. die Lit.-Angaben bei Anm. 1; bes. FROLEYKS, Der ayoov ~6ywv 40-86 (Weisheitsagone); zudem SCHULTZ, Rätsel I, 1-21; HESS, Der Agon zwischen Homer und Hesiod 7-26; MARTIN, Symposion 167-184 (npoß~n~a<a cru~nocrCaKa); MEIER, Art. : Agones, PRE 1 (1894) 839f .• 86) RUDOLPH, Esra und Nehemia VIII; vorher schon LAQUEUR, Ephoros 172; TORREY, The Story of the Three Youths·l86. Neulich zusammenfassend POHLMANN, Studien zum 3. Esra 37-48 (Lit;). Zum Formalen vgl. ASCHERMANN, Paränetische Formen 59-62 (Exkurs 1 : Die.Rede Über die 'Wahrheit' in 3 Esr 4,34-40). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 152 Kap. II.3.2.2 Neben diesem vorrangigen ätiologischen Motiv besteht aber noch ein zweites, didaktisches. Das in der griechischen Symposienliteratur weitverbreitete Kunstmittel der Frage nach dem Besten (TC ~~ALO.a) oder anderen Superlativen benutzend 87 , hält der Autor drei wohlgestalte Lobreden auf den Wein, den KÖnig und die Frauen, in welchen deren gute und schlechte Eigenschaften - wie sie die Weish~itsschriften oftmals beschreiben - unter der Leit- idee der Macht zusammengestellt werden. Im überschiessenden Lobpreis der Wahrheit aber, vor welcher KÖnig, Wein und Weib als ungerecht entlarvt werden, ist auch der didaktische Zielpunkt erreicht, sind die traditionellen Weisheitslehren durch diese nach der Meinung des Autors - typisch jüdische Einsicht philosophisch-theologischer Art überstiegen. 3.2.2 Die Jerusalemer Gelehrten bei Ptolemaios II Philadelphos Die Tischgespräche des Aristesbriefes (EpAr 187-294) demonstrieren diese Ueberbietung dann bis zur Ermüdung. Die neuesten Untersuchungen von MEISNER88 haben deutlich zu zeigen vermocht, dass dem Autor traditionelles Material aus pseudo-pythagoräischen Traktaten nEpl ßacrLAE(a~, wie wir sie in Fragmenten von Ekphantös, Diotogenes und Sthenidas kennen 89 und wohl auch einiges hellenistisches Sprichwortgut, jedoch kaum typisch atl. Spruch- 8.7) Viele Beispiele bei OHLERT, Rätsel und Rätselspiele 107-114. - Vgl. SNELL, Dichtung und Gesellschaft 103 : "Wie bedeutsam solche Fragen gerade den Menschen jener Zeit (scl. der Sappho, ca. 600 v.) waren, zeigt sich an folgendem : Uns sind vier Novellen-Kreise kenntlich, die auf das 6. Jhd. zurückgehen, die Legenden von Homer, den Sieben Weisen, Aesop und P~thagoras, und in allen Vieren erscheinen derartige Superlativ-Fragen ••• " (Anm. 77, weitere Lit.); vgl. DERS., Leben und Meinungen 85-89.103-105; HESS•, Der Agon zwischen Homer und Hesiod 12-14; LOMMATZSCH, Die stärksten Dinge 236ff., FROLEYKS, Der &y~v A6ywv 44; auch NADOR, JÜdische Rätsel Nr. 17.18.31. 88) Untersuchungen, bes. 109-138; auch JSHRZ II/1, 40f. 89) Texte bei DELATTE, Les traites de la royaute 25-46 (gr.).46-56 (fr.); auch THESLEFF, The-Pythagorean Texts of the Hellenistic Period 71-75; 78-84; l87f. Vgl. dazu BURKERT, Zur geistesgeschichtlichen Einordnung einiger Pseudopythagorica 46-55, bes. 49f. 53 : "'Ekphantos' gehört nicht mehr in die 'rein griechische Entwicklungslinie', sondern zu der griechischen Literatur, die bereits durch die Berührung mit dem Judentum geprägt ist."; auch GOODENOUGH, The Political Philosophy 64-73 (Diotogenes).73-5 (Sthenidas). 75-91 (Ekphantos). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. I I. 3. 2. 2 153 weisheitzur Verfügung stand 90 • Es ist nun aber die mehrfach erklärte Absicht des Pseudo-Aristeas, diese griechische Weisheit durch seine jüdischen Gelehrtenaus Jerusalem zu entthronen (vgl. 235). Dies geschieht auf recht stereotype Art in den sogenannten "Gottesschlüssen", welche 69 von den 72 jüdischen Weisen an den Schluss ihrer Antworten setzen. Diese RÜckverbindung zu Gott wird nach MEISNER auf vier hauptsächliche Arten bewerkstelligt : 1. Gott schenkt (oCowuL; vgl. bes. 249.274, 280) die besprochene tugendhafte Eigenschaft. 2. Gott vollendet und bewirkt alles Gute (•EAELOL, XUPLEUEL, nYEL.aL; vgl. 195. 199.237-239 u.ö.). 3. Zu Gott soll man in Gebet und Bitte Zuflucht nehmen (vgl. 193.197.226f.). 4. Gott ist das Vorbild jeder guten menschlichen Haltung und Tat, und er ruft zu seiner imitatio auf (vgl. 188.190.192.204-211.281 u.ö.) 91 • Der Vorrang jüdischer Weisheit ist es also, in allem den theologischen Bezug herzustellen und so die zahllosen vereinzelten Weisheitslehren in ein kohärentes System zu bringen. Der durch das ganze Symposion hallende Applaus des KÖnigs und aller Anwesenden, eingeschlossen die ~LA6cro~oL (vgl. 200.235) griechi- scher Provenienz, bestätigt eindrÜcklich die Überragende Weisheit der jerusalemischen Gesandten, und einer der Philosophen, Menedemos der Ereträer (337-263 v.), bestätigt persönlich- wenn historisch auch unglaubwürdig - ihre hervorragende TÜchtigkeit und Einsicht (6La~~PELV &pn•n xa\ cruvL~vaL) und fasst ihre Ar- gumentation in den lockeren Syllogismus zusammen : "Da die Vorsehung das All regiert, und sie der richtigen Auffassung sind, 90) Untersuchungen 40-76. MEISNER wendet sich dabei vor allem gegen FICHTNER, Die altorientalische Weisheit 10, und ZUNTZ, Aristeas Studies I, 21-36. Die traditionsgeschichtlichen Verbindungen zum berühmten "Gyrnnosophistengespräch" Alexanders (alle Angaben bei MERKELBACH, Die Quellen des ALRomans 72-75 : Inhalt; 151: Quellen; 156-161 : Exkurs),das wohl griechischen Ursprungs ist (vgl. DERRET, Greece and India 48-571 gegen MERKELBACH, Ebd. 73ff.; WALLACH, Alexander the Great 47-83), und dem davon abhängigen Milindapanha (vgl. TARN, The Greeks in Bactria and India 414-436) weisen ebenfalls in die Welt der griechisc.hen Fragespiele zurück. Neueste Diskussion bei FROLEYKS, Der ay~v A6ywv 63-70. - Der Vortrag von JAEGER, Les doctrines bibliques et patristiques sur la royaute 413-415, lässt EpAr ganz aus, wohl weil EpAr sich nicht in die antimonarchistische Linie von JAEGER's Darlegungen einfügen lässt. 91) Untersuchungen 77-104, bes. 103f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 154 Kap. II, Ueberblick dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, folgt, dass alle Macht und Schönheit der Rede mit Gott einsetzt" {201}. Es ist anzunehmen, dass in frühjÜdischer Zeit noch weitere Texte dieser Art existierten. Die oben in Anm. 70 angeführten Szenen bezeugen die Tradition in der klassischen rabbinischen Zeit. Dazwischen haben wir aber nur einige Spuren, wie etwa die Fragen nach dem hÖchsten Gebot in Mk 12,28 Par Mt, die Schulszene bei Jochanan ben Zakkai in Ab 2,9 92 , und vielleicht auch in 1 Kor 13 93 . Die Einkleidung der Logien in einen dramatischen Wettkampf-Rahmen oder in ausgedehnte sympotische Spielsequenzen wurde anscheinend zu Gunsten des Logienmaterials vernachlässigt oder als zu künstlich empfunden. Es bildeten sich deshalb - ebenfalls unter salomonischem Patronat - die Logienkollektionen heraus, in welchen sich die Weisheit des Volkes Israels ohne einen offensichtlich propagandistischen und polemischen Rahmen, vielmehr von ihrer Überbietenden Inhaltlichkeit her auszulegen versucht. Diese Weiterführung der alten Weisheit wird uns in Kap. III {und IV) beschäftigen. Zusammenfassender Ueberblick Die drei vorausgehenden Kapitel hatten zum Ziel, neben der mosaischen Tara-Weisheit und der henoch'schen t1-Weisheit die dritte Linie einer salomonischen Sachweisheit· aufzuzeigen. Diese war bei jenen jüdisch-hellenistischen Autoren zu finden, die sich in ihren Schriften ins Gespräch mit der hellenistischen Kultur einliessen und diese mit den eigenen kulturellen Traditionen verglichen. Im Bestreben, Israel zur Mutter aller Weisheit zu erklären, versuchten diese Autoren, alle Sachgebiete ihrer Zeit zu erfassen und mit verschiedenen literarischen Mit- 92) Vg1. GOLDIN, A Phi1osphica1 Session, bes. 20f.; STEIN, The Inf1uence of Symposia Literature 198-229 (Pesa~ Haggada). 93) CONZELMANN, Pau1us und die Weisheit 241, Anm. 6, mit Verg1eichsmateria1ien. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 155 Kap. II, Ueberblick teln in Abhängigkeit zu Israel zu bringen. Innerhalb der frühjüdischen Denkrichtungen bezeugen sie dabei ein Verständnis von Weisheit im Sinne einer erschöpfenden Kenntnis aller, auch der schwierigsten Wissensgebiete, welche sich vor allem an der idealen Gestalt des alten, weisen Salomo von 1 KÖn 5,9-14 und 10,1- 13 orientiert. Ein apologetischer Grundzug musste immer wieder festgestellt werden, obwohl Apologie nicht der einzige Zweck dieser Darlegungen war. Auferbauung der eigenen, z.T. in schwierigsten Situationen stehenden Gruppen mag ebenso starkes Anliegen der Autoren gewesen sein, doch zeigt sich diese hier vor allem als eine Art Apologie "nach innen". Die Zuspitzung auf den Topos des Ersterfinders und die immer extensiver werdende Auslegung von 1 KÖn 5,11-13, sowie die Uebernahme zahlreicher hellenistischer Argumentationsweisen wie etwa das Motiv der Bildungsreisen griechischer die Erweiterung von Kultur-Genealogien, etymologische Ableitungen, pseudonyme Zitate und sympotische Fragespiele Gelehrte~ weisen auf diesen Grundzug hin. Anhand zweier typischer Formen dieser salomonischen Linie liessen sich gewisse Zusammenhänge (und Differenzen) zu den Hochformen frühjüdischer Weisheitsreflexion (Kap. I) erkennen : In der Weiterführung der Traditionen von Mose und seinem Gesetz (Kap. 2.3) kam das grosse Dogma der frühjüdisch-rabbinischen Zeit von der Identität von'Weisheit'und Gesetz in den Blick; in der Ausweitung der Weisheit Salomos hingegen ergaben sich formale und inhaltliche Berührungspunkte zur apokalyptischen Weisheit hin. Wiesen diese Ausführungen darauf hin, dass der Ursprung aller Weisheit in Israel zu suchen ist, so betonen die in Kap. 3 angezogenen Texte die Präsenz jener Weisheit auch noch in der Jetzt-Zeit. Die zum Teil recht unbeholfen gebrauchten Beweismittel lassen den deutlichen Anspruch ihrer Autoren erkennen : Sal0mo ist immer noch mitten unter uns ! Obwohl apologetische Beteuerungen oft Indizien für Qualitäten sind, die in der verteidigten Gruppe fehlen, muss die Frage http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 156 Kap. II, Ueberblick nach jenen Weisheitstraditionen im FrÜhjudenturn gestellt werden, welche sich im Konzept der "salomonischen Sachweisheit" meldeten. Vieles deutete schon in Kap. I darauf hin, dass sich frühjüdisches weisheitliebes Bemühen nicht in der taragebundenen oder prophetisch-apokalyptischen Weisheitsreflexion erschöpfte, sondern in selbstverständlicher Tradierung die alte Spruch- und Mahnweisheit weitertrug und in die hellenistisch-römische Zeit hinein weiterentwickelte. Dies sei an den beiden Gebieten der weisheitliehen Logientradierung und der Paränese zu zeigen versucht, zu welchen je ein Werk ausführlicher berücksichtigt wird. Es wird sich dabei zeigen, dass die beiden Genera der A6yoL oo~@v (Kap. III und IV) und der öLa8nxn (Kap. V) bruchlos in die christliche Literatur hineinreichen und so schon von ihrer Form her Bausteine des literarischen Kontinuums darstellen, in welchem die weisheitliehen Traditionen des Frühjudenturns und des Frühchristenturn auch inhaltlich stehen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) III. LOGOI SOPHON IN FRUEHJUEDISCHER ZEIT 1. FRAGEN ZU FORM UND GATTUNG 1.1 Das Weisheitslogion Kurze, treffende Worte charakterisieren seit je den Weisen. Das Weisheitslogion ist deshalb eine der ältesten und wichtigsten literarischen Formen, welche das weisheitliehe Bemühen um die Erfassung und Bewältigung der Wirklichkeit hervorgebracht hat 1 . In ihm haben einige wesentliche Aspekte weisheitlicher Denkund Lebensart ihre adäquate Form gefunden. Es setzt Einsicht in Sachverhalte voraus, welche sich unter .Umständen erst aus langer, 1) Zur mesopotamischen und ägyptischen Logien-Weisheit vgl. die Literatur, die Uebersicht und die Proben bei SCHMID, Wesen und Geschichte 9-13 (vgl. 201-223) .89.91-93 (vgl. 226-229.231-234). Die griechische Gnomik reicht von den grossen Spruchdichtern HESIOD, dem Schöpfer der griechischen yvw~n (um 700 v.), PHOKYLIDES (7./6. Jhd.v.), THEOGNIS (6./5. Jhd.v.) und MENANDER (4. Jhd.v.) über die Gnomensammlungen der philosophischen Gruppen der hellenistischen Zeit (s.u. Kap. 5.1.2,bes. Anm. 12) schliesslich bis zu den gewaltigen Sammlungen der Byzantiner STOBAIOS (Anthologie; ed. WACHSMUTH/HENSE; 5. Jhd. n.), JOHANNES von Damaskus (Sacra Parallela; MIGNE, PG 95.96; ca. 680-750 n.) und ANTONiOS (Melissa; MIGNE, PG 136; 11./12. Jhd.n.); weiteres dazu u. Kap. 5.1. Eine umfassende Behandlung des ungeheuer weitläufigen Logienmaterials wird auch von den Parömielogen immer wieder als Desiderat vorgetragen, ist aber wohl gerade wegen der Weitläufigkeit des Stoffes kaum zu leisten. Die Sprichwörter haben bis jetzt die beste Behandlung erfahren, vgl. für die griechischen napoL~CaL LEUTSCH/ SCHNEIDEWIND, Corpus Paroemiographorum Graecorum I+II (1839+1851), für die lateinischen proverbia, vgl. OTTO, Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer (1890), und HAEUSSLER, Nachträge zu A. OTTO (1968). Zum Ganzen s. RUPPRECHT, Art. : napoL~CaL, und Paroimiographoi, PRE 18/2 (1949) 1707-1735 und 1735-1778. Bibliographie STROEMBERG, Greek Proverbs 110-122. (157) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 158 Kap. III.l.l beobachtender Erfahrungstradition ergibt; es verlangt gebieterisch eine Reduktion der vielfältigen Aussagemöglichkeiten auf den wesentlichen, springenden Punkt; es strebt die der Einsicht und der intensivierenden Reduktion kongeniale Beherrschung des sprachlichen Ausdrucks an. Einsicht, Treffsicherheit und Sprachgewandtheit des Weisen kommen im Logion auf ihre kürzeste Formel; Einsichtigkeit, Prägnanz und Schönheit charakterisieren deshalb das weisheitliehe Logion. Wie lassen sich nun diese Aby~a formkritisch bestimmen und in welchem Zusammenhang stehen sie mit der Gattung der Aoyo~ oo~wv ? BULTMANN's bekannte Unterscheidung von konstitutiven (Indikativ : Grundsätze; Imperativ : Mahnworte; Interrogativ : Frageworte) und ornamentalen Motiven (Vergleich, Metapher, Paradoxie, Hyperbel, Parallelismus der Glieder, Antithese usw~ 2 trifft trotz der ver- alteten Terminologie und den Einwänden von HERMISSON 3 und RICHTER4 etwas Richtiges, wenn man nur aus der Unterscheidung keine Trennung macht. Die Ornamente gehören wesentlich zum Logion, obwohl keines von ihnen, auch nicht der Parallelismus der Glieder, als stets vorhandenes Merkmal auszumachen ist 5 . 2) Geschichte der syn. Trad. 73; in Korrektur zu WEISS, Art. : Literaturgeschichte des NT, RGG 3 (1. Aufl. 1912) 2176ff., und BAPMGARTNER, Die lite~ rarischen Gattungen 161-165. Angeschlossen haben sich neben vielen anderen SCHMIDT, Studien zur Stilistik 53-66; SELLIN/FOHRER, Einleitung 341; vgl. auch SKLADNY, Die ältesten Spruchsammlungen 68, Anm. 3. 3) Studien zur israel. Spruchweisheit 139, sieht zwar darin "ein erstes und wichtiges Einteilungsprinzip gefunden", warnt aber vor der Gefahr, dass man "die Formen nur als etwas Aeusserliches betrachte". Seine subtile LÖsung besteht darin, dass er "auf die terminologische Unterscheidung" verzichtet, "ohne dass damit die wesentliche Erkenntnis", welche aus der Unterscheidung resultiert, "aufgegeben wird" 4) RICHTER, Exegese als Literaturwissenschaft 79f., behält zwar die Unterscheidung, ändert aber die Terminologie. Es heisst bei ihm dann "strukturale" und "ornamentale Form" (Anm. 18). 5) Der parallelismus membrorum muss vielmehr als dominantes Element unter den Stilfiguren der hebräischen Literatur (vgl. BUEHLMANN/SCHERER, Stilfiguren der Bibel 35-39 (mit Lit.); WATTERS, Formula Criticism 40ff.) gesehen werden und zeigt somit "nicht die Gattung als solche, sondern die dichterische Höhe ihrer jeweiligen Konkretion an" (ZELLER, Die weish. Mahnsprüche 20) • Die neueren Untersuchungen von MILNER, Quadripartite Structures 379-383; DUNDES, On the Structure of the Proverb 961-973, könnten aus der Fixierung auf die Parallelismusstrukturen etwas heraushelfen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l.l.l 159 Die dreifache Unterteilung der Logien, welche BULTMANN nach "der logischen Form" vornimmt, welche aber besser auf die drei Sprech6 modi des Subjekts, Aussagen, Fordern und Fragen, bezogen werden , vermag auf einfache Weise praktisch alle Logien zu gruppieren. Stilistische und formkritische Untersuchungen haben diese drei "Grundgattungen" 7 Spruch, Mahnwort und Fragewort weiter differenziert. l. l. 1 Spruch Innerhalb des Spruches haben vor allem die Charakterisierung und 8 gegenseitige Abgrenzung von Sprichwort und Lehrspruch den Forschern viel Mühe gemacht. Einige Definitionsversuche mögen zu den wichtigsten Elementen des Sprichwortes hinführen GRIMM : "Das echte, volksmässige absichtliche lehre, es ist nicht tung, sondern in ihm bricht eine blitzartig hervor und findet den sprichwert enthält keine der ertrag einsamer betrachlängst empfundene wahrheit 9 höheren ausdruck von selbst" DEUTSCHES WOERTERBUCH "In verengerter bedeutung eine formelhafte wendung in gleichnisartiger form, die ohne ausgesprochen lehrhaften ton doch lehrhafte wirkung erzielt"l0, 6) SCHWYZER, Griech. Grammatik II, 625-631, definiert die Sätze anhand ihrer Beziehung zu den "seelischen Grundhaltungen" (625) des Subjekts, und zählt dabei den Indikativ zu den affektlosen, den Fragesatz und den Befehlssatz zu den affektiven Sätzen. Vgl. FUNK, A Beginning-Intermediate Grammar 377-394; LYONS, Einführung in die moderne Linguistik 3llff. (nach der "Einstellung"). 7) Vgl. GESE, Art. : Weisheitsdichtung, RGG 6 (1962) 1577. Die Theorie von den "Einfachen Formen", welche JOLLES (1929) entwickelt hat, wird hier zwar nicht als Gesamt abgelehnt, aber aus verschiedenen Gründen eher vermieden. Der wichtigste ist, dass in JOLLES' "zur Sprachgestalt verdichteten Sprachgebärden" (RANKE, Art. :· Einfache Formen, Das Fischer Lexikon, Literatur II/1 (1965) 184) die Gebärde des 'Fordernd-auf-die-Welt-zugehen', welche sich in den Begehrssätzen ausdrückt, nicht vorkommt. 8) Die Terminologie ist hier uneinheitlich : EISSFELDT, Einleitung 110.115, und VON RAD, Weisheit in Israel 41-53 : "Kunstspruch"; GESE, Art. : Weisheitsdichtung 1577 : "Maxime"; SELLIN/FOHRER, Einleitung 341 : "Sentenz oder Kunstweisheitsspruch"; HERMISSON, Studien zur israel. Spruchweisheit 63ff.: "lehrhafte Sprüche". Vgl. die Uebersicht bei SEILER, Deutsche Sprichwörterkunde 8-11. - MOLL, Parömiologische Fachausdrücke 249, versuchte unter den heutigen Parömiologen die AusdrÜcke "Sprichwort" und 11 Sentenz'' oder 11 Maxime 11 einzubÜrgern. 9) GRIMM, Ueber Freidank 22. 10) DEUTSCHES WOERTERBUCH X/2,1 (1919), Art. Sp. 65. Sprichwort, sprichwörtlich, http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 160 Kap. III.l.l.l SEILER : "Im Volksmund umlaufende, in sich geschlossene Sprüche von lehrhafter Tendenz und gehobener Form"ll. JOLLES 12 gibt keine eigentliche Definition, sondern bestimmt in der Diskussion vor allem mit SEILER's Definition und nach einer Analyse von Wort, Wortart, Syntax, Stilmittel der Periode, klanglicher Bewegung und 'Bild' jene Elemente, durch welche das Sprichwort die Erfordernisse eines Spruches erfüllt : "Die Sprache des Sprichwortes ist so, dass alle seine Teile einzeln, in ihrer Bedeutung, in ihren syntaktischen und stilistischen Bindungen ••. in Abwehr gegen jede Verallgemeinerung und jede Abstraktion stehen" (167). "Das Sprichwort ist kein Anfang, sondern ein Schluss, eine Gegenzeichnung, ein sichtbares Siegel, das auf etwas aufgedrückt wird und womit es seine Prägung als Erfahrung erhält" (158). Es "scheint in allen Schichten des Volkes •.• vorhanden zu sein" (154). HERMISSON 13 verweigert sich ebenso eine Definition. Konstitutiv sind für ihn : "Herkunft des Sprichwortes von einer Einzelpersönlichkeit" (30), "Gängigkeit" oder "Volksläufigkeit" (33) , "dass es der Welt der Erfahrung angehört" und "einen Schluss aus einer Summe von Erfahrungen zieht, indem es einen gültigen Satz formuliert" (31), und dass es die GÜltigkeit "in sich selbst trägt" (32) . In diesen Definitionen sind folgende Elemente enthalten : Das Sprichwort hat eine prägnante, geschlo~sene Form. Es konstatiert in der Regel. einen Sachverhalt. Es steht im Zusammenhang mit dem Volk. Umstritten ist der lehrhafte Charakter oder die lehrhafte Wirkung. e) Ebenso wird die Herkunft aus dem Brauchtum oder von einer Einzelpersönlichkeit verschieden bestimmt. a) b) c) d) Zu a und b : Darin sind sich alle Definitionen einig. Die geprägte Form und die auf die Erfahrungswelt gerichtete Tendenz gehören wesentlich zum Sprichwort. Zu c : Da "Volk" immer ein äusserst differenziertes Gebilde ist, kommt es nur in den seltesten Fällen vor, dass ein Wort zum Sprichwort des ganzen Volkes wird. Vielmehr sind Sprichworte prägnant formulierte Sätze, die in einer bestimmten Gruppe, seltener auch über die Gruppe hinaus, recht häufig gebraucht.werden. Dem entspräche auch die wahrscheinliche etymologische Erklärung : "spriche" und "Wort" bilden zusammen eine Tautologie, die "vielgesprochenes Wort" besagen 11) Deutsche Sprichwörterkunde 2. 12) Einfache Formen 154.158.164-67; ähnlich HAIN, Das Sprichwort 44. 13) Studien zur israel. Spruchweisheit 30-33. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l.l.l . 161 will. Damit ist auch einem romantisierenden Verständnis von "Volk" mit seiner schöpferischen "Seele" ausgewichen. Zu d : Nach JOLLES kann einem echten Sprichwort nichts Lehrhaftes zugesprochen werden. Diese Radikalität ist zu schnell von den theoretisch postulierten Eigenschaften des Spruches auf das Sprichwort angewendet worden. Dass es keine "absichtliche Lehre" (GRIMM) enthält, muss genügen, denn die "lehrhafte Wirkung" (DEUTSCHES WOERTERBUCH) ist nicht zu bestrei·ten. Selbst wenn man HERMISSON's Unterscheidung zwischen primärem Fehlen des lehrhaften Zuges und lehrhafter Zweitverwendungl4 zu Hilfe nimmt, kann es nur bei einem Mehr oder Weniger bleiben. Das Sprichwort hat grundsätzlich rückblickende, konstatierende Funktion, trägt aber gerade dadurch die Veranlagung in sich, eine Weisung für die Gegenwart zu werdenlS. Zu e : Da JOLLES unklar bleibt, was die Herkunft des Sprichwortes betrifft, und GRIMM's Definition zu sehr romantisierend von einem automatischen ("von selbst"), "blitzartigen" Hervortreten einer längst empfundenen (von wem ?) Wahrheit (!) spricht, entscheide ich mich fur die Differenzierung von HERMISSON : Die Formulierung geschah durch eine Einzelpersönlichkeit, und zwar in der Weise, dass es von einer Gruppe als ansprechend empfunden und in häufigen Gebrauch genommen wurde. Die Erinnerung an die prägende Person gehört aber, wenn das Sprichwort einmal im Umlauf ist, nicht mehr wesentlich dazul6. Die Frage nach dem genauen Zeitpunkt der Entstehung ist deshalp für ein Sprichwort zweitrangig. Damit lässt sich folgende Definition vertreten : Das Sprichwort ist ein vielgebrauchtes, auf die Erfahrungswelt gerichtetes Wort in geprägter Form, das grundsätzlich eine Einzelerfahrung konstatiert, gerade durch das Belassen des Gegenstandes in seiner Vereinzelung eine gewisse Allgemeinheit erlangt und meist eine lehrhafte Tendenz aufweist. 14) Ebd. 31; vgl. VON RAD, ThAT I, 446 : "spezielle Sekundärverwendun'g". 15) ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche 17, weist auf, dass dieneuere Proverbienforschung (HAIN, BAUSINGER, HOLBEK, BARLEY; s. Lit~-Verz.); "in letzter Zeit weithin Einigung darüber zu erzielen" scheint,."was die Funktion des Sprichworts ist : es formuliert eine gemachte Erfahrung so bündig, dass dadurch inuner wieder neue Situationen erhellt werden können"; vgl. auch s. 24. 16) Beim "Gef.lügelten Wort" hingegen ist der nachweisbare Verfasser wesentlich; vgl. BUECHMANN, Geflügelte Worte, s. X : Worte, "die sich auf einen bestimmten literarischen oder historischen Ausgangspunkt zurückführen lassen" (=Zitat aus der Einleitung zur 5. Aufl., 1869). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 162 Kap. III.l.l.l Der Lehrspruch Der Lehrspruch lässt sich arn besten in der Abgrenzung zum Sprichwort, dessen Hauptqualitäten er teilt, beschreiben. SEILER nennt den "Sittenspruch" eine "kleine für sich bestehende dichterische Schöpfung" 17 , womit auf die geschliffenere Gestalt und eine intensivierte Sinnfülle hingewiesen ist. VON RAD findet den Unterschied in "der veränderten aristokratischen Gestalt", durch welche der Lehrspruch "in einem viel direkteren Sinn didaktisch ist" 18 • Er steht also zwischen dem Sprichwort und dem Mahnwort, und zwar so, dass er sich vom Mahnwort durch den Gebrauch des indikativischen Modus, vom Sprichwort aber dadurch unterscheidet, dass er "sehr deutlich" eine Mahnung oder Bitte impliziert 19 • Sprichwort und Lehrspruch stehen von ihrer Form und ihrem Inhalt her mitten in der urtümlichen Beschäftigung des Weisen, welcher einen Überblickbaren Bereich 20 in seiner Tatsächlichkeit festhält und einsichtig macht, ihn inhaltlich und formal auf das "Wesentliche" reduziert, indem er ihn in einem präzisen und schönen Spruch zu Wort bringt. Die weise Bewältigung des so erfassten Lebensbereiches ist dabei im Hintergrund stets präsent, wird aber mehr (Lehrspruch) oder weniger (Sprichwort) deutlich zum Ausdruck gebracht. 17) Deutsche Sprichwörterkunde lOf.; GESE, Art. spricht von einer "gehobeneren Form". Weisheitsdichtung 1677, 18) ThAT I,445. 19) HERMISSON, Studien zur israel. Spruchweisheit 64 : "Während die Sprichwörter in allen nur denkbaren alltäglichen Situationen ••• verwendet werden können, ••• gehören die lehrhaften Sprüche in eine besondere Situation. Sie sind nicht rückschauend auf eine soeben wieder einmal eingetretene Erfahrung gerichtet; sie sind Anfang, nicht Abschluss, sie wollen etwas in die Zukunft Hineinreichendes bewirken : ein bestimmtes Verhalten oder eine Haltung des Menschen. Sie fügen sich nicht einfach in das Alltagsgespräch, denn sie wollen Menschen erziehen." 20) Ich vermeide den Ausdruck "empirisch", um weniger Gefahr zu laufen, jene Bereiche, die wir heute zum Bereich der Empirie zählen, zum ausschliesslichen Objekt weisheitliehen Bemühens zu machen. Doch auch "überblickbar" ist dieser Gefahr ausgesetzt. Wir müssen uns von den Autoren selbst sagen lassen, was für sie als prinzipiell überblickbar galt. Aehnliches gilt vom Ausdruck "Einsichtigkeit" s.u. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l.l. 2 163 1. 1. 2 Mahnwort Das Mahnwort ist aufgrund seines Sprechmodus nicht so eindeutig wie der Spruch mit dem verbunden, was wir "weisheitliche Haltung" nennen, da es sowohl imperativische Gesetzesworte wie auch imperativische Prophetenworte - um nur die wichtigsten Pole zu nennen - gibt. ZELLER hat in seiner neuesten Arbeit "Die weisheitliehen Mahnsprüche bei den Synoptikern" 21 diese Abgrenzung gegen die nicht weisheitliehen Mahnworte so deutlich wie möglich gemacht und anhand von Spr 10-29 die klassische Form des weisheitliehen Mahnwortes herausgearbeitet : Ein "Satz mit einem Verbum im volitiven Modus der 2. Person und einem weiteren Satz mit der Funktion der Begründung" (31). Bei der Beschreibung der "sprachlichen Eigenheiten" (17) zieht ZELLER bezeichnenderweise jene gleichen Elemente bei, welche auch die Welt des Spruchs charakterisieren (17-20). Das Sprichwort hat "paradigmatische Funktion" (17); das Mahnwort ist dessen nicht-indikativische "Variante" (21) : Die im Spruch noch leicht verdeckte Anweisungs- funktion wird im Mahnwort zur grammatikalischen Form, ohne dass aber die "weisheitliche Einsichtigkeit" verloren geht. Der fast immer vorhandene Begründungssatz leistet diese Arbeit. Der "weniger kategorische Ton" grenzt das Mahnwort von Gebot und Verbot ab; die "individuelle Ausrichtung" unterscheidet es von der Gebotsparänese und vom prophetischen Bussruf (31). ZELLER's Katalog "sprachlicher Eigenheiten ... Ü7-20), welche also für den Spruch und das Mahnwort gelten, ist wohl innerhalb der exegetischen Literatur die beste Beschreibung dieser beiden Logiensorten. Die von ihm unter Einbezug der neueren Folkloristik und Literaturwissenschaft züge des Spruches" erhobenen "linguistische(n) Grund- (17) können unter folgende drei Titel zusam- mengefasst werden - Selbständigkeit "unabhängig von weiterer Rede oder literari- schem Kontext"; "nicht nur im Munde eines bestimmten Sprechers 21) Die folgenden, zwischen Klammern gesetzten Seitenzahlen verweisen auf dieses Werk. - Herr ZELLER hatte die Freundlichkeit, mir sein Manuskript zur Einsicht zu geben und anlässlich eines Besuches zu besprechen (vgl. sein Vorwort) . http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 164 Kap. III.l.l.3 und vor einem singulären Publikum sinnvoll"; "steht nicht in einem einmaligen 'Situationskontext'" (17f.). Prägnanz : "Sicherheit der Aeusserung"; ist "syntaktisch ein geschlossenes Gebilde" (18f.) - Schönheit : "besondere sprachliche Mi tte·l"; "bildhafte oder metaphorische Redeweise"; oft "binäre Form" (18). Die zu Beginn dieses Kapitels genannte Einsichtigkeit ist eine inhaltliche Kategorie, welche sich aber besonders in den ersten beiden Grundzügen (Selbständigkeit und Prägnanz) und bei den Mahnworten in den Begründungen spiegelt. Der Sachkatalog, welcher der postulierten Einsichtigkeit entspricht, muss aus dem im jeweiligen sozio-kulturellen Kontext MÖglichen und Tatsächlichen erhoben werden. 1.1. 3 Rätsel Zum Fragewort oder Rätsel wurde oben Kap. II.3 schon einiges gesagt. Es zeichnet sich vor allem daraus aus, dass es mit der Einsichtigkeit spielt, indem es sprachlich verschlüsselt. Das Moment der Prüfung des Befragten zeigt aber, dass eine eventuelle Uneinsichtigkeit auf der Seite der befragten Person und nicht des gefragten Sachverhaltes liegt. Die stilistischen Formen des Fragewortes reichen je nach dem Grad der Verschlüsselung vom einfachen Satz bis zu komplexen, sich Überschneidenden Frageserien. Das Rätsel sprengt zudem oftmals die Frageform, indem es indikativische, imperativische und interrogative Elemente zu einem Gesamträtsel vereint 22 • Diese Kurzbeschreibung der Hauptformen des weisheitliehen Logions soll 'hier genügen. Was ein weisheitliches Logion ist, sollte weder grammatikalisch noch inhaltlich allzu stark eingeengt werden, wenn man nicht Gefahr laufen will, von unseren heutigen,präzise- 22) zu Stil und literarischen Formen des Rätsels s. JOLLES, Einfache Formen 126-149; HAIN, Rätsel 47-53; LEROY, Rätsel und Missverständnis 1-47; BERNASCONI, Histoire des Enigmes, bes. 41-121. - Weitere Lit. o. Kap. II.3, Anm. 58. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l.l, Ziff. a ren 165 literarischen Einteilungsmöglichkeiten und unserer engeren gedanklichen Erfassung dessen, was weisheitlieh ist (und manchmal : sein darf), die formale und inhaltliche Vielfalt weisheitliehen Sprechens einer vergangenen Zeit zu verdecken. Dazu mahnen uns vor allem drei Sachverhalte : a) Das im hebr.-aram. Sprachgeprauch meist gebrauchte Worte für den kurzen Sinnspruch ist 7~n I (n)7nn. Dieses Wort sprengt aber in mehrfacher Hinsicht die oben entwickelte Begrifflichkeit und Inhaltlichkeit des "Weisheitslogions". Herkunft und Bedeutung des Wortes 7~n haben verschiedene Erklärungen bekommen, die sich nicht auszuschliessen brauchen. Bei den verschiedenen Versuchen kommt allerdings die Frage hoch, ob die Eruierung einer "Ur"-Bedeutung notwendig sei. FLEISCHER nimmt 1880 aufgrund des arabischen Aequivalents die "Grundbedeutung ..• Darstellung im concretel"). Sinn" an, und zwar "1) was eine Person oder Sache in und an sich selbst darstellt, ihr Zustand, ihre Handlungsweise oder Beschaffenheit; 2) eine Person oder Sache, die etwas Anderes darstellt, Beispiel, Sinnbild, Gleichniss, Sinnspruch"23. Im Anschluss daran, aber vom arabischen Verbalstamm "stehen" ausgehend, postuliert dann SCHMIDT (1936) für "7~n die beiden Bedeutungen . • • : 1. 'gleichen' = 'für etwas stehen' und 2. 'herrschen'", sodass das Nomen "die in ihrer Wahrheit für das praktische Leben gültige und feststehende Weisheitslehre" 2 bezeichne24. KOENIG (1900)25 und ausführlicher EISSFELDT{1913) 6 haben eine Grundbedeutung "gleich sein, gleichen" postuliert, welche den beiden literarischen Formen des Volksprichwortes und des Gleichnisses zu ihrer Bezeichnung als 7~n verholfen hätten. Diese beiden hätten sich dann einerseits zum Spottgedicht, Weisheitsspruch und zur Lehrrede, andererseits zum Typus der Orakelrede weiterentwickelt. Maschal ist somit ein "Gleichspruch" im rhythmischen, stilistischen oder semantischen Sinn27. BUBER schliesst sich grundsätzlich dieser Deu23) Beiträge zur arab. Sprachkunde 595. 24) SCHMIDT, Studien zur israel. Spruchweisheit wörterbuch 469; LEVY, Wörterbuch III, 280f. :3; vgl. auch GESENIUS, Hand-, 25) Stilistik, Rhetorik, Poetik 80 : " ... der ursprüngliche Sinn von ma~al ist nach meiner Ansicht der Begriff Gleichheit oder Identität, und weil die gewöhnlichste Art von Identifizierung die Kombination von Subjekt und Prädikat ist, so wurde masal ein Ausdruck fÜr Urteil oder Sentenz." (vgl. auch S. 89-92). Die gleiche Ansicht auch DERS., Hebräisches und aramäisches Wörterbuch 252. ' 26) DerMaschal im Alten Testament 6; vgl. 43 (Schema). 27) Mit NÜancen schlossen sich neuestens an : HAUCK, Art. napaßoAn, ThWNT 5 (1954) 744; JENNI, Art. : no,, THAT I (1971) 452; JOHNSON, mä~äl 162-169; ZELLER, Die weish. Mahnsprüche 19. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 166 Kap. III.l.l, Ziff. b tung an, wagt aber die Vermutung, dass "die Bedeutung im Kal etwa als 'die einander entsprechenden Dinge zusammenordnen' zu fassen ist", woraus "sich eine Verzweigung zu einerseits 'regeln, verwalten, walten' und andererseits 'als entsprechend behandeln, vergleichen' wohl verstehen" lasse28. BOSTROEM {1928) schliesslich stellte die Bedeutung "herrschen" in den Vordergrund, sodass Maschal besonders ein wirkkräftiges Wort meine29. In der Diskussion des Terminus hat sich ein Bedeutungsfeld abgezeichnet, innerhalb dessen zu beschreiben ist, was den 7WD ausmacht : Er ist ein Wort, das in gültiger Weise {"stehen") spricht, weil es aus dem wägenden Sinn {"vergleichen")_ und der ordnenden Hand {"zusammenordnen") des Weisen kommt, und so Einsicht und Tat im Modell birgt {"darstellen") und der Verwirklichung entgegentreibt {"herrschen"). Weises Sprechen in der Kurzform des Logions ist dadurch in einigen wesentlichen Punkten umschrieben : Selbständigkeit, Prägnanz, Schönheit, Einsichtigkeit und Tendenz zur Weltbewältigung lassen sich in der Semantik, oder mindestens in den möglichen Etymologien des Wortes wieder finden. b) Der grossen semantischen Spannweite von 7WD entspricht ein ebenso grosser Bereich der literarischen Anwendung. Denn 7WD werden im Alten Testament sprichwörtliche Redensarten {lSam 10,12; 24,14; Ez 12,22f.; 18,2f.), Spottgedichte oder Spottlieder {Jes 14,4; Hab 2,6 : Klagegesang; Dtn 28,37; lKÖn 9,7), Sprichwörter und Lehrsprüche {Spr 1,1.6; 10,1; 25,1), Gleichnisreden oder -erzählungen {Ez 17; 24,3) und Orakelsprüche oder Weissagungsreden {Num 23,7.18; 24,3.15.20.21.23) genannt 30 In dieser Vielfalt spiegeln sich zwar meist die unter a) genann- 28) Zur Verdeutschung 11. 29) Paranomasi 23f.; vgl. EISSFELDT, Einleitung 110; SELLIN/FOHRER, Einleitung 339. - In diesen Bereich, obwohl von der Grundbedeutung "gleichen" ausgehend, gehört auch GODBEY, The Hebrew Masal, der in 7~b eine rituelle Handlung aufzuweisen sucht, welche in mimisch-symbolischer Art ein "Gleichbild" (pattern) der zu beschwörenden Sache darstellt. Aus 7~b "set a pattern" (106) habe sich die Bedeutung herrschen ergeben. Aehnlich HERBERT, The 'Parable' 195 : "The masal of the OT .•. is a powerful rhetorical or literary device. Its origin ~ be in a spoken or active spell followed by the words 'so shall it be !'" 30) Vgl. BAUMGARTNER, Die literarischen Gattungen 165-169. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l.l, Ziff. c ten Aspekte von ?wn ; = 167 III.l.2 zugleich wird aber deutlich, dass ?wn als literarkritischer terrninus technicus auch nicht-weisheitliche, kurze, metaphorische Sprachgebilde bezeichnen kann. c) Ein dritter Grund für eine vorsichtige Handhabung der formalen Begriffe liegt darin, dass die Sammlungen von Weisheitslogien, die wir aus dem biblischen und frÜhjÜdischen Bereich kennen, unter dem gleichen Gattungsnamen eine Vielfalt von literarischen Kurzformen versammeln. Wovor der ?wn auf der Ebene der Form warnte, davor warnen auf der Ebene der Gattung die A6yoL ao~v. Dies soll jedoch im folgenden Kapitel 1.2 weiter erläutert werden. 1.2 Die Gattung der AOYOL ao~~v und ihr Fortbestehen in frühjüdischer Zeit Weisheitslogien haben die Tendenz, eine möglichst kontextlose Existenz zu führen, um in immer neuen Kontexten bedeutsam werden zu können. Völlig kontextlose Worte haben aber auf die Länge wenig Ueberlebenschancen, da menschliche Tradierung ein Mindest31 rnass an Bezugspunkten braucht Traditionsgeschichtlich hat sich deshalb fast notwendig eine Gattung entwickelt, welche diesen für die Ueberlieferung wichtigen minimalen Kontext liefert, andererseits dem Logion aber seine Selbständigkeit belässt, weil sie es jeden Moment aus dem bewahrenden Rahmen entlassen kann. Gerneint ist der besondere Typ der Versammlung verschiedener Logienrnaterialien zur losen Form der Logiensarnrnlung. Obwohl diese Logiensarnrnlungen in der gesamten biblischen und frühjüdischen Umwelt zu finden sind 32 , beschränken sich die folgenden Ausführungen auf die biblisch-frühjüdischen Texte. ROBINSON's Untersuchung 33 dient dabei als Leitfaden, doch kommen die 31) Vg1. die Erörterungen bei ZUBER, Vier Studien 73-78 (mit weiterer Lit.). 32) Vg1. die Angaben bei Anm. 1, und Kap. III.5.1.2 • 33) LogoiSophon (1971). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 168 Kap. III.l.2 christlichen Sammlungen, welche ROBINSON zum Ausgangspunkt nahm, vorerst nicht in den Blickwinkel. In der biblischen Literatur ist der Ursprung der israelitischen Spruchweisheit archetypisch mit der Gestalt Salomos verbunden, welche dort aufscheint, wo es um die Erfassung schwieriger Sachverhalte, um Schlagfertigkeit und Schönheit des Wortes geht. Es gibt keinen Grund zu zweifeln, dass den panegyrischen Aussagen von 1 KÖn 5,12 (3000 b~7~; 1005 b~I~W) eine wirkliche litera- rische Tätigkeit am königlichen Hof entsprach, durch welche Salomo sich unter seinesgleichen hervorzutun versuchte 34 • Das Spruchbuch reicht ja in seinen ältesten Teilen 35 (Kap. 25-29 1000-700 v.; 10-22,16 ca. 950-600 v.) bis weit in die königli- ehe Zeit hinauf, kann also durchaus salomonische Sprüche enthalten. Die beiden Hauptsammlungen aus königlicher Zeit wurden jedoch durch weitere Spruchsammlungen anonymer Weiser (22,17-24,22 um 600 v.; 24,23-34 ?; 31,10-31 : um 400 v. ?) und zwei Sammlungen der sonst unbekannten nordarabischen Weisen Agur (Kap.30) und Lemuel (31,1-9 : beide wohl 5./4.Jhd.v.) erweitert und schliesslich gegen Ende des 4. Jhd.s.v. mit der Voranstellung des pseudosalomonischen Lehrgedichtes (Kap. 1-9) abgeschlossen. Spr ist somit in seinem geschichtlichen Werden der beste Beleg für das Vorkommen der Gattung der Logiensarnmlungen im israelitischen Bereich bis ins letzte Drittel des ersten Jahrtausends vor Christus. Die Gattungsbezeichnungen, welche die Zwischentitel zu den einzelnen Kollektionen ausmachen, erlauben dabei eine interessante gattungsgeschichtliche Beobachtung : 34) Vgl. NOTH, KÖnige I, 81. 35) Datierungen nach SELLIN/FOHRER, Einleitung 347-352; KAISER, Einleitung 300-303; Jerusalemer-Bibel 827. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 169 Kap. III.l. 2 A 1.1 -10,1 B no'7w ~~o~n ~~~i c 22,17 D 24,23 -25,1 E ~'7wo Abyo~ ao~v ~~o~n'7 n'7~-~)36 •au•a ö€ AEYE~ t~1v •o1~ oo~o1~ no'7w ~'7wo n'7~-~.l F 30,la ~~)~ ~~~i b ~~.ln ~~.:. '7~10'7 ~~~i G 31,1 H 31,10 om. ohne Incipit A~LaL at naLöELaL EaAoopßvLOC •ou~ E~ou~ A6you~ •aöE ~~r~~ o äv~p ot l~ol. A6yo~ ohne Incipit Im hebräischen Text finden sich konstant die beiden Bezeichnungen ~'7WO + Salomo, oder ~~~i form~lhaften + Name eines anderen Au- tors oder einer Autorengruppe. Obwohl LXX diese Benennungen durch ihre zum Teil freie Uebersetzung etwas verwischt hat, bleibt die Doppelbezeichnung klar : ~~'7WO I napo~~ca~, na~öELa~ wird für Sa- lomo beansprucht, ~~~~i I A6yo~ (z.T. versteckt im Verb AEYE~V) steht bei den nicht auf Salomo zurückgeführte Sammlungen. Zeigt sich vielleicht darin eine gestalterische Kraft, welche beWusst Unterschiede setzt, um Unterschiedliches voneinander abzuheben ? Ein Blick auf die frühjÜdischen Texte, welche sich selbst in die Gattung der Logiensammlung einreihen, ohne weisheitlieh im engsten Sinn zu sein, erhärtet diese Vermutung : Leider ist das Incipit des aramäischen Achikartextes (5. Jhd. v.) fragmentarisch; die Platzverhältnisse sprechen aber für die Rekonstruktion ~p~n~ ~'7[0 n'7~]37. Das ihm formal und inhaltlich verwandte Tobiasbuch (s.u. Kap. IV.6), das wohl in seiner aramäischen Gestalt in die persische Zeit zurückreicht38, wird ebenfalls als Buch der A6yoov Tooß(• (1,1) vorgestellt. 36) Aus dem Verweis auf die vorausgehende Sammlung ist auch hier ein b'i~~ mitzuhören. LXX weist trotz freier Nachgestaltung den gleichen Wortbestand auf. 37) LIDZBARSKI, Rez. : Sachau 2977; NOELDEKE, Untersuchungen 7, und STUMMER, Der krit. Wert 5, lesen '~lno.l. MONTGOMERY, Some Notes 535, ergänzt mit '~lno n~K]. Dazu BANETH, Bemerkungen 248, Anm. 2: "'~[0] oder '~lnol allein füllen den Raum nicht; ·~lno n~Kl scheint schon etwas zu viel." Er hält deshalb die Ergänzung ''?[0 n~K] für die den Raumverhältnissen entsprechendste LÖsung. - Die getreueste Darstellung der Platzverhältnisse findet sich - ausser auf SACHAU's Tafel 40 - bei UNGNAD, Aram. Pap. 63 : -~-[••--]. - Vgl. u. Kap. IV.l. 38) MILIK, Brief vom 25. Juli 1976. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 170 Kap. ITI. l. 2 Das Buch des Noach ist nur in dem Resurne äthHen l06f. Par 4QHenc 5.II, spurenhaft in lQGenAp 1-5; lQ 19 und vielleicht auch in 4 Qmessa-dar und 4Q 186 erhalten39. In Jub 21,10 (vgl. 10,13) wird es "Worte Noachs" genannt. GrTestLev 5,57 hat allerdings den Titel : B(ßAo~ cou NWE nepl cou a~uaco~. Das Wächterbuch des Renachpentateuchs (Hen 1-36; um 250 v.) trug als Incipit ••. nn~i~ ~7b =Worte der Segnung (vgl. 4QHena l.I,l Par äthHen 1,1)40. In 14,1 nennt es sich selbst ~]~WIP ~7b i~b (4QHenc l.VI,9), dem in der hievon erhaltenen griechischen Version ßCßAo~ A6ywv &.An3eC.a~ genau entspricht (vgl. Tob 1,1), TBen 9,1 verweist zudem auf A6yoL cEv~x cou 6LxaCou (armenisch : Worte eurer Väter) und Jub 21,10 benennt ein beim Leser als bekannt voraus gesetztes Buchmit "die Worte Renochs" . In Qumran sind drei weitere Schriften gefunden worden, welche sich selbst als Logiensammlungen vorstellen : 4Q (Worte des Michael) beginnt mit ~,~~7b7 7~~,b ib~ ,, ~~n~ ,7b 41. 4QDibHam trägt seinen Titel n11~nn ,i~i noch auf dem Rücken von Fragment 3, doch frägt sich BAILLET mit Recht,· ob ,i~i hier mit "Worte" übersetzt werden dürfe42. 4QAmram ist eine Kopie eines Buches von n1 Hl ,7b Amrams. vor seinem Tod (s. u. Kap. V.l.2, Anm.37).- Dem Fragment 1Q22 hat MILIK den hypothetischen Titel hWb ,i~i gegeben, da die Aehnlichkeit zu Dtn {=n,i~i) sehr gross ist und n,i~i in den erhaltenen Fragmenten mehrmals vorkommt (vgl. 1,4; 2,6.9; 3,3)43. Das Incipit des Buches Baruch, das wohl schon zum hebräischen Grundtext gehörte (1. Jhd. v. I 1. Jhd. n.), lautet : KaL o~coL o't ACyoL coÜ ßLßACou. Kohelet's Lehrgedicht (3. Jhd.v.) beginnt mit n7np ,i~i (LXX : 6~uaca ~XXATJOLacrcou) und endet mit einer Häufung des 39) Nach MILIK, The Books of Enoch 55ff.; ROBINSON sieht die "Worte Henochs" noch in äthHen 6-ll; 39,l-2a; 54,1-55,2; 60; 65,1-69,25 (= Kleindruck bei BEER, Das Buch Henoch); vgl. ROST., Einleitung l03f. 40) MILIK, The Books of Enoch 141. Der griechische und äthiopische Text hat jedoch die Einzahl, was in Anbetracht der vielen Parallelen als Ausnahme, und nicht wie bei MILIK, ebd. 143, als "normal equivalent in Greek;. cf., e.g., Acts l:l" gewertet werden kann (vgl. 14,1). Wie das konstante Incipit bei den kleinen Propheten Hos, Joel, Jon, Mich, Zef, Hag und Sach zeigt, ist AOyo~ die Uebersetzung von ,~, (im Sing) und meint stets die von Gott her ergehende Botschaft. 41) MILIK, The Books of Enoch 91, gibt das Incipit. Er verweist zudem auf denselben Text unter STARCKY's Fragmenten aus 4Q (vgl. dessen "cornrnunication" in : Le travail d'edition, RB 63 (1956) 66) und möchte zudem in 6Q 23 (DJD III, 138) einen dritten Beleg sehen. 42) "Les Paroles des Luminaires" 196.249, Anrn. 36; Le volurne VI.I des "DJD" 82f. 43) DJD I, 91-97. Als Alternativtitel schlägt er ebd. 92 "Petit Deuteronome" vor, da es sich zu Dtn ähnlich verhält wie Jub (="Kleine Genesis", vgl. EPIPHANIUS, Panarien 39,6,1; HOLL II, 76) zu Gen (und Ex). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l. 2 171 Begriffes A.6yoL I A.6yo6 (12,10b.c.lla.l3a44). In 12,9 w.erden o~~wn 1 napoL~LaL erwähnt, womit auf die locker durchgeführte Identifizierung von Kohelet mit Salomo hing-ewiesen wird. Schwierig ist Sirach (um 190 v.) zu beurteilen, doch dürfte der ursprüngliche Titel ~~~b 1J VIW~ hb~h gelautet haben, vgl. Titel und Unterschrift von SinBA und den Titel der Peschitta. Der hebräische Name ~~~b 1J ~~Wb (oder ähnlich), auf den Hieronymus im Prolog zu seiner Sirachübersetzung45 anspielt, scheint gerade aus der späteren Annäherung von Sir an die salomonische Sammlung (Spr) zu kommen und hat einen Anhaltspunkt im ersten Schluss SirHebr B 50,27a (O~jBI~ ~Wib)46. Der zweite Schluss lautet in SirHebr B 51,30cd usw. JIVbW ~iJ1 MjM 1V usw. 1 1vnw nn~n SirHebr B kombiniert also die Unterschrift von gr SinBA mit unserer erwarteten Bezeichnung ~iJ1 + Autor. Da aber llQPsa XXII,l47 und SinBA mit 51,30a abschliessen, muss Vers 30c wohl als Zusatz von SirHebr B gelten. - Vielleicht kann man im neuen Titel nn~n +Autor, welchen ja auch die Weisheit Salomos trägt, einen Ausdruck des neuen Bewusstseins der beiden Autoren sehen, nicht mehr nur eine Sammlung veranstaltet zu haben, sondern zu einer persönlich erarbeiteten weisheitliehen Gesamtschau vorgedrungen zu sein. In den Test XIIPatr wird "in sieben von zwölf Fällen ••• das Incipit so variiert, dass es von 'Logoi' spricht .•. Darauf folgt die Mahnung, auf die Logoi zu hören (Dan 1,2; Naph 1,5; Gad 3,1 v.l.; Rub 3,9; Jud 13,1). Wenn 'Logoi' schon im Incipit verwendet wurde, wird das Synonym 'Rhemata' in der Ermahnung verwendet (Iss l,lb; Seb 1,2; Jos 1,2)"48. Das Mischnatraktat (Pirqe) Abot (=Abschnitte der Väter) wird nach der ältesten Bezeugung bBqam 30a von Raba b. Joseph b. Chama (Bab., gest. 352 n.) hiJ~1 ~~~n genannt. 44) Zu 12,13a vgl. die redaktionelle Glosse in Ijob 31,40 31'X '131 /Dh. 45) MINGE, PG 29, 437f.: " •.• Hebraicum repperi, non Ecclesiasticum ut apud Latinos, sed Parabolas praenotatum, cui juncti erant Ecclesiastes et Cantieuro Canticorum, ut similitudinem Salomonis non solum librorum numero, sed etiam materiarum genere coaequaret" (Unterstreichungen von mir). Vgl. jedoch ISRAEL, Art.: Sirach, Jewish Encyclopedia 11 (1905) 388. 46) Dies ist die Interpretation von VATTIONI, Ecclesiastico X-XIII. RYSSEL, Die Sprüche Jesus' 232f. hält umgekehrt unter Berufung auf Hieronymus und die Rabbinen b'7WD fÜr den ursprünglichen Titel, woraus dann die Annäherung zwischen Spr und Sir entstanden sei. Aehnlich ROST, Einleitung 49, der jedoch SirHebr B 50,27a als Titel erwägt. 47) DJD IV, 43. Es schliesst noch auf der gleichen Linie der sog. "Apostrophe to Zion" an. Allerdings ist bei einem Auszug eines Einzeltextes aus einem grösseren Kontext nicht unbedingt zu erwarten, dass die Rahmentexte mitübernommen werden. 48) ROBINSON, Logoi Sophon 99. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.l. 2 172 Die Gattungsbezeichnung ~i~i + Verfassername lässt sich somit vielfach in der nachbiblischen Literatur finden. Das Patronat Salomos, welches sich in den Kollektionen des Sprüche-Buches an der SpeziellenBezeichnung '7ttlb zeigte, wird dabei nicht weiter betont. Sie taucht nur dort auf, wo eine gewisse Nähe zu Salomo zum Ausdruck gebracht werden soll. Die meist pseudonymen Verfasser zogen die neutralere Bezeichnung "~i~i + NN" vor, welche ei- nen weiteren Rahmen zieht und schon in der biblischen Literatur in ganz unterschiedlichen Bereichen der Logientradierung genannt wird. So trugen die im deuteronorniseben und Chronistischen Geschichtswerk oft genannten Annalen den Titel ~i~i i~b + NN, in welchen Worte und Taten einer geschichtlichen Persönlichkeit festgehalten waren 49 • Das Amosbuch hingegen meint mit seinen Anfangsworten b~OV ~i~i I A6yoL ~A~~ die aus der visionären Schau des Propheten kommenden Drohsprüche; b~v~i~ ~i~i kann a- ber auch gewöhnliche Prophetenworte bezeichnen, vgl. Jer 2 3, 16; 26 (LXX 34), 5.20 u.ö. Wieder anders konnten b~v~i~ ~i~i Ent- scheidungen innerhalb der Rechtssprechung (vgl. Dtn 16,19) sein. b~i~i bekommt dieinhaltliche Bezogenheit erst durch die Verbin- dung mit einer speziellen Person oder Personengruppe. Der Gedanke der Aneinanderreihung selbständiger, nicht allzu langer Texteinheiten scheint dabei ausschlaggebend für den gemeinsamen Gattungsnahmen ~i~i + NN zu sein. "Logoi Sophon" bezeichnet somit jene aneinandergereihten Worte, in welchen die "Weisen Israels" ihre Einsichten auszudrücken pflegen. Der Ausdruck ist in der spezifisch weisheitliehen Tradition entstanden (vgl. Spr 22.17 50 ; Koh 9,17; 12,11) und ist deshalb nur auf jene Logiensammlungen anzuwenden, die in Fort- 49) So gibt es auch den no~w '1~1 1go 1Kön 11,41. Die LXX hat den Wort und Tat umspannenden Sinn des in diesem Zusammenhang gebrauchten Wortes 1~1 nicht wiedergeben können; ~CßA~ov A6yoov oder PD~<oov hat engere Bedeutung. 50) In Spr 1,6 'wird b'O~n ,,~, mit pnaE~G ao~~v übersetzt. A6yo~ und Pn~•a sind aber, wie die Test XIIPatr und Koh 1,1 zeigen, aus~auschbar. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 173 Kap. III.l.2 setzung und Ausweitung der salomonischen Sammlungen, welchen als dem normativen Ursprung der Name b~7~0 vorbehalten wird, die in den literarischen Kurzformen des Frühjudenturns gefasste Weisheit Israels beinhalten. Patronat Salornos und Abstand von ihm werden dabei auch in der Terminologie deutlich. Die folgenden Ausführungen wenden sich nun jenen Sammlungen von "Worten der Weisen" im Bereich des Jahweglaubens zu, welche in frühjüdischer Zeit die salomonische Linie der Logienweisheit bis ins klassische Judenturn und ebenso ins Christenturn weiterführten und vermittelten. Damit möchte dem Missverständnis vorgebeugt werden, welchem ROBINSON's Ausführungen manchmal Vorschub leisten, dass nämlich die frühjüdische Logientradierung ihre gattungsgeschichtliche Fortsetzung in den christlichen Kollektionen gefunden hätten, das klassische Judenturn selbst aber leer ausgegangen sei 51 • Die Sache ist aber umgekehrt zu sehen Im Frühjudenturn gab es bis in die klassische rabbinische Zeit hinein eine ununterbrochene Tradition des weisheitliehen Logiensarnrnelns, innerhalb welchem die christliche Sammeltätigkeit erst ihren richtigen Platz bekommt. Obwohl es hier um die jüdischen Logoi Sophon dieser Epoche geht, sei doch eine provisorische Uebersicht Über die wichtigsten 52 jüdischen und christlichen Sammlungen vorangestellt 51) ROBINSON setzt seine Untersuchung an jenem Moment an, wo sich die Logienkollektionen in der nachchristlichen Gnosis in "Geheime Worte" oder mystische "Dialoge mit dem Erlöser" umzugestalten beginnen. RÜckwärts fragend rekonstruiert er dann Über die urchristlichen Schriften bis in die vorchristlich jüdische Zeit hinein seine Gattung der Logoi Sophon. 52) Interessant wäre in dieser Hinsicht auch die Analyse weiterer pseudepigraphischer Werke aus der pharisäischen Gedankenwelt. Die PsSal (2. Hälfte des 1. Jhd.s v.) und die erst nach der Zerstörung Jerusalems durch die RÖmer geschriebenen Apokalypsen 4 Esr und Syr+grApkBar, alle in pharisäischer Tradition stehend, zeigen, wie in dieser Zeit Logien im grösseren Rahmen der Gebete (PsSal) oder der leidenschaftlichen Reflexion (4Esr; ApkBar) mitgetragen wurden. Die Testamentenliteratur, die jedoch den engeren, pharisäisch-rabbinischen Rahmen überschreitet, wird zeigen (vgl. Kap. V), dass sich auch in den Paränesen viele Logientraditionen erhalten haben. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 174 Kap. I I I. l. 2 <Hebr .Bibel> aramAch Spr I Koh 1 1 I I Tob 4.14 ~i.::._H.gr - - - - - - ·_________ j I Anthologie gefälschter Klassikerzitate 'Apologeticum' PHILO, Hyp 7,1-9 [HILLEL] [JESUS] Q und Aehnliches PapOx 1. 654.655 Jak JOSEPHUS, Ap 2,190-219 EvThomcopt Ab Väterkollektionen AbRN A.B. talmud. Kollektionen PseuPhok Sentsextus PseuMen Lehren des Silvanos syrAch Parr (Derek Ere9 Traktate) (Pirke de Rabbi Eliezer) Zwischen den beiden Sammlungen zu Beginn der nachbiblischen Zeit, Tob und Sir, und den ersten greifbaren Werken im klassischen Rabbinismus, Ab und AbRN A.B, liegt eine relativ lange Zeitspanne inoffizieller Tradierung von Weisheitliehern Logienmaterial. Ein solches Postulat ergibt sich schon aus der allgemeinen Entstehungsgeschichte des pharisäischen Schrifttums; welches man sich ohne intensive Einzelwort-Ueberlieferung gar nicht denken kann. Die Abot Traktate zeigen, dass es bei dieser Ueberlieferung nicht nur um halachische Materialien ging, sondern ebenso auch um Logoi Sophon im vorhin aufgewiesenen Sinn. Charismatische Einzelpersönlichkeiten haben die pharisäische Tradit~on http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) seit je Kap. III .1. 2 175 geprägt und ihr Über die Halacha hinaus auch ihre eigene präg- nante Lebensweisheit vermittelt. Jesus und seine Jünger bieten ein geradezu Überwältigendes Beispiel daf\4:, wie sich in der 1. Hälfte des 1. Jhd.s n. um einen grossen Lehrer Logientraditionen versammelten und zu einer komplexen Traditionsgeschichte zahlreicher Logienkollektionen Anlass gaben. Es ist anzunehmen, dass bei vielen pharisäischen Lehrern ähnliche Prozesse stattfanden, von denen wir aber nur noch den gebändigten Abglanz im rabbinischen Traditionsganzen vor uns haben. Genaueres als diese allgemeinen Ueberlegungen lässt sich jedoch aus der Analyse der Abot-Traktate ersehen. Gewisse Sachverhal- te in Ab und den beiden Versionen von AbRN sind nur verständlich, wenn man eine weisheitliehe Logientradition annimmt, welche sich in vor-mischnischer Zeit an die Schulhäupter, Charismatiker und Häretiker der pharisäischen Bewegung geheftet hat. Kap. 2 geht auf analytischem Weg diesen frÜhen Kollektionen pharisäischer Weisheit nach. Ist einmal die Logienweisheit in diesem inneren Kreis (vgl. Kap. 3) aufgezeigt, weitet sich in den Kap. 4, 5 und 6 der Blick auf die äusseren Ringe des frühjüdischen Glaubenslebens, bis er sich bei den AchikarTraditionen in den übergreifenden Traditionen der internationalen Logienweishei t verliert. Diese traditionsgeschichtliche Darstellungsweise orientiert sich an den verschiedenen Traditionsbereichen53 und kann deshalb methodisch nicht die Chronologie der Texte, deren zwischen- und Vorstufen als Leitbild haben. 53) Die christlichen Kollektionen sind u. Kap. VI.2.1.2 kurz beschrieben und situiert. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2, DIE TRAKTATE ABOT UND ABOT DE RABBI NATAN A.B Dass sich am Schluss des Seders Neziqin (=Beschädigungen) , welcher sich dem Zivil- und Kriminalrecht widmet, eine Sammlung verschiedenartiger "(Aussprüche der) Väter" findet, ist ein erstaunlicher Sachverhalt. Ab ist ja in Form und Zielsetzung von den anderen Mischna-Traktaten völlig verschieden 1 . Es bietet nicht eine knappe Darlegung von halachischen Bestimmungen in der juristischen Kunstsprache, sondern präsentiert sich als "a section of maxims on conduct and sayings in praise of the Law handed down in the names of 60 teachers of the Law who lived between 300 B.C. and A.D. 200 from the time of Sirneon the Just to Rabbi Judah the Patriarch, the editor of the Mishnah" 2 • Es geht Ab deshalb nicht um die genaue tara-getreue Form der tausend Einzelhandlungen des alltäglichen Lebens, sondern um eine weiter gespannte Begründung dieser vielfachen Traditionen. "It is the nearest approach made by Rabbinical Judaism to a philosophical formulation of its basic ideas. The principles which occur in other parts of the Mishnah as precisely defined action-symbols, are here formulated in more general terms, depicting a goal of life, rather than affering particular directions for life. Each maxim thus summarizes the general view-point of its author, and enables us to understand his particular teachings as applications of his principles" 3 • Es ist nun aber nicht möglich, den Mischnatext isoliert zu be- 1) Ed.: ALBECK, M)WO 'i~O MWW III, 347-388; TAYLOR, Sayings (1)-(52); MARTI/. BEER, Abot 1-184, wurde die Zählung der Mischnajot Übernommen, zum dt. Text die Uebersetzung von MAASS, Formgeschichte 95-104 verglichen; engl. Uebers. von TAYLOR, Sayings, 11-114; DANBY, The Mishnah 446-461, und HERFORD, Pirke Aboth, APOT II, 686-714. 2) DANBY, The Mishnah 446; vgl. GOLDIN, (1972) 983. Art. : Avot, Encyclopaedia Judaica 1 3) FINKELSTEIN, Introduction V (Unterstreichungen von mir). (176) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.2 177 handeln; er ist traditionsgeschichtlich eng mit den Abot de Rabbi Natan (AbRN) verbunden, welche in mindestens zwei grossen Rezensionen (A und B) vorliegen 4 • AbRN A und B verhalten sich jedoch nicht so wie z.B. der Talmud zur Mischna oder der Midrasch zum biblischen Text, zwischen welchen das Verhältnis von sorgfältig geachteter Vorlage und sekundärem Kommentar besteht. Die Autoren von AbRN A.B zeigen "kein Bewusstsein, dass sie einen älteren, kanonischen Text interpretierten", vielmehr verarbeiten sie Texte aus Ab als "integrale und gleichwertige Teile" 5 mit ähnlichen Traditionsstücken ihres Eigengutes. Das Verhältnis der Tosefta zur Mischna kann mit mehr Recht zum Vergleich herangezogen werden. AbRN stellen ebenso nicht nur zusätzliches Material zusammen, das die Auswahl von Ab ergänzen soll; sie setzen aber zudem einen Traktat Ab als feststehenden Mischnatext gar nicht voraus. Der Vergleich von Ab, AbRN.A und AbRN B zeigt vielmehr, dass oftmals die in AbRN verarbeiteten Traditionen älter als die in der Mischna Ab fixierten sind. So lässt sich auch besser verstehen, dass ungefähr 37 Worte aus Ab in AbRN fehlen; ebenso dass die zeitliche Einordnung einiger alter Tradenten in der Abfolge von AbRN exakter und die Zuweisung einzelner Worte Öfters plausibler ist. Dass Ab und AbRN A.B eine gemeinsame Vorgeschichte haben, ist schon aus einigen gröberen Sachverhalten deutlich zu machen : - Zwischen Ab 1,15 und 2,8 ist ein doppelter Einschub geschehen (1,16-2,4a; 2,4b-7), der die Tradentenkette unterbricht. Er fehlt jedoch in AbRN A.B an dieser Stelle (s.u. zu Kollektion I/1 und III). 4) Ed.: SCHECHTER, Aboth de Rabbi Nathan (1887) 1-134 (Text in parallelen Kolumnen); 150-166 (Fragmente einer 3. Rezension). Engl. Uebers. von AbRN A: GOLDIN, The Fathers (1955); von AbRN B : SALDARINI, The Fathers (1975) 21301 (mit Seitenangaben von Schechter's Ausgabe). Eine Neuherausgabe unter Beiziehung weiterer Texte ist von FINKELSTErN (vgl. Introduction XXVI) seit 1950 versprochen. 5) SALDARINI, The Fathers 5 (Uebers. v. mir); vgl. hingegen GOLDIN, The Fathers XVIII. SALDARINI nennt AbRN B 1-30 einen Midrasch zu Ab l-2; 31-35 eher eine Tosefta zu Ab 3-4 und 36-48 ein Gemisch dieser beiden; am ehesten käme nach ihm die Bezeichnung Kommentar in Frage, wenn man den ganzen Traktat unter einen Namen bringen wolle. - GOLDIN, The.two Versions of AbRN 97-117, hat zwischen A und B eine thematische Verschiedenheit herausgehoben : A betont das "Studium der Tora", B legt mehr Wert auf die "guten Werke". http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 178 Kap. III.2 - In AbRN A 19-22 sind Traditionen zu einem Block vereinigt, welche in AbRN B weniger deutlich verbunden, in Ab sogar in zwei voneinander getrennte Textstücke aufgelöst sind (s.u. Kollektion III) . - In ähnlicher Weise versammeln AbRN A 23-26 zerstreute Texte in Ab und AbRN B (s. u. zu Kollektion IV). - Ab 2,4b-7 hingegen ist eine kleine Kollektion von Hillelsprüchen, die in AbRN A.B weit zerstreut sind. Die Fragen nach dem Wie und Wann dieser Vorgeschichte sind hingegen schwierig zu beantworten. Für das Problem der weisheitliehen Logientradierung im pharisäischen Bereich, welche uns in diesem Kapitel beschäftigt, bietet sich darin jedoch eine Möglichkeit an, vor die Mischnaredaktion hinab in die Entstehungsgeschichte älterer Kollektionen Einblick zu bekommen. SCHECHTER 6 hat zwar eine alte Sammlung (=Ab*) postuliert, zu welcher es eine geschriebene Tosefta (AbRN*) gegeben hätte. AbRN* habe sich dann, da noch keine zensurierende Instanz vorhanden war, frei weiterentwickelt und mehrere Ausformungen (u.a. AbRN A und B) erfahren. Ab* hingegen sei in die Redaktionsstube Rabbi's gekommen und habe dort seine definitive und jetzige Gestalt (=Ab) und seinen Platz in der Mischna bekommen. AbRN A.B hätten im Grossen und Ganzen ihre schon erreichte Form behalten und so die Funktion einer Tosefta ausüben kÖnnen. Deshalb fehle denn auch das Tosefta-Traktat zu Ab. Besser den Sachverhalten zu entsprechen scheint mir jedoch der . 7 , der von verschiedenen,jetzt Losungsversuch von PINKELSTEIN noch isolierbaren Einzelkollektionen ausgeht, welche sich in einem langen Ueberlieferungsprozess seit den 1. Jhd. n. formiert und in mündlicher Tradition vermehrt und verändert haben. Ihren 6) Aboth S. XX-XXIV; vgl. die Uebersicht bei SALDARINI, The Fathers 8-10. 7) PINKELSTEIN hat seine Position in zwei Varianten vorgetragen; in seinem ersten Beitrag, Introductory Study (1938), unterscheidet er vier ältere (A-D) und sieben jüngere (a-g) Logienkollektionen (vgl. S. 14f.); in der grossen Studie, Introduction (1950), nennt er fünf Logienkollektionen (I-V), um welche sich weitere, ungesammelte Materialien legten (vgl. S. IX). Die Entsprechungen sind : I = A; II = B; III = a+d; IV = C; V = D. - SALDARINI, The End of the Rabbinie Chain, bes. 98, Anm. 8, verteidigt Finkeistein gegen die Spätdatierungen von NEUSNER (s. Anm. 8). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.2 179 schriftlichen Niederschlag fanden diese Kollektionen dann in den drei Traktaten Ab, AbRN A und AbRN B. Diese hatten auch nach ihrer Fixierung (zu Beginn des 3. Jhd.s n.) eine weitere Geschichte, die nicht ohne gegenseitige Beeinflussung verlief. Die Einordnungen in die Begebenheiten der jüdischen Geschichte und in die Auseinandersetzungen zwischen Billeliten und Schammaiten, zwischen Hillelsöhnen (Dynastische Tradition) und Hillelschülern (Lehrtradition) des 1. und 2. Jhd.s n., welche FINKELSTEIN ebenfalls vornimmt, ist natürlich recht hypothetisch, aber da es der einzige Versuch ist, der die komplizierte Quellenlage berücksichtigt und mit den schwierig zu interpretierenden Daten der Geschichte zusammenbringt, soll hier diese Unsicherheit in Kauf genommen werden. Unserer Fragestellung, die ja auf Vorformen der Abot-Texte vor der Mischnaredaktion geht, tun zudem die Unschärfen, die sich beim Versuch der genauen Situierung der Textstücke in die Vorgeschichte der Abot-Texte ergeben, keinen wesentlichen Abbruch. Die wichtigste Einsicht ist ja, dass schon seit dem ersten Jahrhundert in der pharisäischen Tradierung die Präsenz von weisheitliehen Logiensammlungen nachgewiesen, die Gattung der A.Öyo~ oo~&v im engeren Sinn also belegt und in etwa charakterisiert werden kann 8 . 8) GUTTMANN hat in seiner Studie Über den "Ort" von Ab in der rabbinischen.Literatur eine ganz andere Entstehungsgeschichte vorgeschlagen (Tractate Abot 181-193). Aus dem späten Vorkommen derAb-Stellen ais Mischnajot im babylonischen und jerusalemischen Talmud und deren Zitierung als Mischna und/oder Baraita folgert er, dass Ab erst um 300 n. der Mischna beigefügt wurde (vgl. ähnlich MAIER, Geschichte der jüd. Religion 127). Deshalb konnte Ab gar keine Tosefta bekommen. Doch auch nach GUTTMANN ist wenigstens ein "kurzer" Ab-Traktat anzunehmen (vgl. 184) , welcher als Grundstock für Ab benutzt wurde. Dass "an apologetic move against Christian attacks on Pharisaic Nomism as being the essence of Judaism" (189) die Beifügung von Ab zur Mischna hervorgebracht habe, ist nur eine Vermutung. - NEUSNER's epochemachende Studie "The Rabbinie Traditions abou~ the Pharisees before 70" I-III, ist primär auf die literarischen Formen und Gattungen und deren jetzt vorliegende sprachliche Gestalt konzentriert. Der Traktat Abot kommt als Ganzes deshalb zwar nicht zur Sprache, doch muss aus NEUSNER's formkritischen Analysen der Abot-Einzeltraditionen deren sprachliche Gestaltgebung in die Zeit von Jamnia und Uscha angesetzt werden. Die endgültige sprachliche Gestalt steht jedoch am Ende eines langen Entstehungsprozesses, dessen Rekonstruktion nur mit stärkerer Berücksichtigung von traditionsgeschichtlichen und historischen Ueberlegungen anhand grösserer Texteinheiten zu bewerkstelligen ist. Der Abot-Traktat mit seinen Parallelen AbRN A.B ist, weil er aus noch ersichtlichen Kollektionen aufgebaut ist, zu zeigen geeignet, w i e "the traditions pertain chiefly to the last half-century or so before the destruction of the Temple - at most seventy or eigthy years" (III, 318), auch wenn man sich dadurch in NEUSNER's lange Reihe von "Pseudocritical Studies" (III, 334-359) einfügen lassen muss.· http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 180 Kap. III.2.l 2.1 Kollektion I Die Tradentenkette Ab 1,1-15 Par AbRN A 1-13, B 1-27 In dieser Tradentenkette liegt eine Art Gelehrtengenealogie vor, welche die Kontinuität der pharisäischen Lehre von Mose bis Hillel und Schammai demonstriert. Diese seit hellenistischer Zeit mehrfach bezeugten Listen ~on Schulhäuptern oder Priester- vorstehern9 haben eine eindeutige ideologische Zielsetzung und können vorerst keinen Anspruch auf historische Glaubwürdigkeit erheben. Ueber das Alter unserer Liste ist deshalb aber noch nichts ausgesagt. GUTTMANN datiert sie zwar erst in mohammedanische Zeit, in welcher die jüdischen Untertanen die Gewohnheit der mohammedanischen Gelehrten, solche Genealegien zu fabrizieren, Übernahmen und damit ihre eigene Tora-Gemässheit beweisen wollten 10 . Diese Datierung hat jedoch keinerlei Stütze in den Texten von Ab und AbRN A.B. FINKELSTEIN's Analysen hingegen machen eine Frühdatierung recht plausibel, da dadurch textliche Abweichungen zwischen Ab und AbRN A.B und inhaltliche Elemente bestens erklärt werden können. Er nennt Ab 1,1-15 Parr ein "pharisäisches Dokument" schammaitischer Tendenz (mit späterer hillelitischer Ueberarbeitung) 11 , durch welche sich die pharisäische Partei vom sadduzäischen Anspruch auf die PriesterSukzession abhob, indem sie auf ihre fehlerlose Lehr-Sukzession hinwies. Der Vergleich der beiden Tradentenketten von Ab und AbRN A.Blla gibt ein gewichtiges Argument für diese Frühdatierung : 9) BIKERMAN, La Chaine de la tradition 50-52; diese Parallelen "renforcent la cause de la tradition" (52); in Erzählungen sind sie auch als "Referenzketten" zu finden, vgl. Pea 2,6; bPes 66a. 10) Tractate Abot 190. 11) Introduction XIIf. Dass in AbRN B 23 der Wahlspruch Schammai's vor demjenigen Hillel's steht, in Ab 1,12 und AbRN A jedoch umgekehrt, ist ein gutes Indiz für die Ursprünglichkeit der Abfolge Schammai - Hillel, welche jedoch zur Zeit der Ueberhandnahme der Hilleliten vertauscht wurde. Der umgekehrte Tausch ist schwer anzunehmen. lla)NEUSNER, ("Worte" von Jose higkeit, The Rabbinie Traditions I, 11-23, vergleicht Ab 1,1-18 mit Chag 2,2 über das Auflegen der Hände auf ein Opfertier vor der Schlachtung, b. Jo'ezer bis Schammai) und bSchab 14Parr ("Dekrete" über die Fäsich zu verunreinigen; gleiche Rabbinen) und rekonstruiert daraus http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 181 Kap. III. 2.1 (beid~~emeinsam) AbRN A.B Ab Mose 1. 2. Josua 2. 3. die Alten 3. die Propheten 4. 7. die Männer der grossen Versammlung 5. la. Schimc on d. Gerechte (I. /I I.) 6. 2a. Antigenus aus Sokho 7. 3a. Jose b. Jo'ezer Jose b. Jochanan la. 4a. Jehoschuar b.Perachja Mattai aus Arbel 2a. 5a. Jehuda b. Tabai Schimton b. Schatach 3a. 6a. Schema' ja Abtalion 4a. 7a. Hillel Schammai 5a. 1. 4. die Richter 5. 6. Haggai, Sacharja, Maleachi A • 22 B 32 { 6a. R. Gamliel 7a. R. Schimton b. Gamliel 8. Rabbi (Jehuda Hanasi) 9. R. Gamliel b. Rabbi die älteste Abfolge der Tradentenliste. Diese entspricht der zweiten Siebnergruppe von Ab, jedoch mit 6a : Jochanan b. Zakkai, u~d 7a : seine Schüler. NEUSNER berücksichtigt dabei die Siebnerstruktur, welche die Abot-Traktate prägt, nicht, um die Vorgeschichte dieser Traktate zu erhellen, da AbRN A und B für ihn eindeutig späte Umarbeitungen von Ab darstellen. Da keine der Sprucheinheiten der Tradentenliste (ausser das aramäische Hillelwort Ab 1,13) in der weiteren tannaitischen Literatur zitiert oder verarbeitet sei, "one can hardly propose for the Avot-apophthegms (sie) a date before Juda the Patriarch(if then)" (I, 21). Dem widerspricht die folgende Analyse. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 182 Kap. I I I. 2. l In AbRN A l-13 und B l-27 wird die Tradentenkette deutlich in 2 x 7 Personen oder Personenpaare gruppiert; sie ist klar abgeschlossen durch die in AbRN B 28f. (vgl. A 14) direkt angefüg- ten 80 Schülerpaare Hillels, gefolgt von der Fünfergruppe um R. Jochanan b. Zakkai, dem Nachfolger Hillels als Schulhaupt. Ab hingegen hat diese kompakte Präsentierunq verschiedentlich anders gestaltet, da ihm eine ~ndere Leitidee vorschwebte 12 a) In der ersten Siebnergruppe fehlen zwei Traditionsglieder (Richter, nachexilische Propheten), wodurch die Siebnerstruktur vorerst gestört ist. - b) Mit 1,16 - 2,4a wird eine L1ste der leiblichen Nachkommen Hillels (6a.7a.8.9) angefügt, welche in AbRN B erst in Kap. 32 (SALDARINI 190-192) und in AbRN A erst in Kap. 22 (GOLDIN 100), also arn Schluss der Schammaitischen Rabbinengruppe stehen (s. u. Tab. 2). Durch diesen direkten Zusammenschluss der "Paare" mit den Hillelsöhnen mündet bei Ab die Tradentenkette von Lehrautoritäten in die Genealogie der palästinischen Patriarchen, also in eine dynastische Abfolge ein. c) Erst nach dem zweiten Überleitenden Einschub von 2,4b-7, einer alten Kollektion von Hillelsprüchen (s. Kap. 2.2), kommt dann in Ab die nicht patriarchalische Linie mit Jochanan b. Zakkai und seinen Schülern wieder zum Zuge (s. Kap. 2.3). Setzt man nun in Ab l,l die Auslassung der zwei Traditionsglieder (Richter, nachexilische Propheten), welche bei AbRN A.B zur ersten Siebnergruppe gehören, mit der Zufügung Ab 1,16 - 2,4a in Beziehung, so wird die Leitidee des Redaktors deutlich : Zählt man nämlich die 2 x 7 Traditionsglieder in Ab l trotzdem durch, so kommt man unmittelbar vor Rabbi Jehuda ha-nasi, den Redaktor der Mischna zu stehen ! 13 Das Strukturprinzip 2 x 7 von AbRN A l-13; B l-27 ist also in den Dienst der gleichen The12) Auch in Mt 1,17 wird für den Beweis der abrahamitisch-davidischen Abstammung Jesu das 2 x 7 Schema angewendet. Dieses scheint für Genealegien so fest zu sein, dass die Traditionen jeweils kräftig umgearbeitet wurden, bis sie in das Schema passten; vgl. auch die Hohenpriesterlisten in lChron 5,27-41 und Neh 12,10f. (s. FINKELSTEIN, Introduction XLIV). 13) Ob mit Gamliel und dessen Sohn Schim<on je der I. oder II. gemeint ist, kann jedoch nicht sicher entschieden werden; vgl. FINKELSTEIN, Introduction 73f.; SALDARINI, The Fathers 191, Anm. 21; MARTI/BEER, Abot 30f.; auch u. Anm. 35. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.2.1 183 se gestellt, welche auch zur Anfügung von 1,16 - 2,4a 'geführt hatte : Die Lehrtradition ist mit der dynastischen Hillel-Sukzession verbunden; in Rabbi Jehuda Ha-nasi, der zugleich Schulhaupt und leiblicher Nachkomme Hillels war, haben beide rivalisierenden Linien ihre Personalunion gefunden - und die Mischna steht in direkter Verbindung mit dem Sinai ! Aus diesen Gründen ist die Form der Tradentenkette in AbRN A.B für älter zu halten als jene in Ab. Sie muss somit in vor-mischnisehe Zeit datiert werden. Berücksichtigt man die pharisäischsadduzäischen Auseinandersetzungen als Motiv für die Kornposition dieser pharisäischen Liste, so ist man auf die Zeit vor 70 n. verwiesen, da die Sadduzäer nachher praktisch inexistent waren. Dass in AbRN B 23 der Spruch Scharnrnai's vor den Logien Hillel's (24-27) angeführt werden, AbRN A (und auch Ab) jedoch die umge- kehrte .Zeihenfolge zeigt, mag von den internen Auseinandersetzungen der Bet Hillel und der Bet Schammai herrühren (s.o. Anrn.ll). Auch dies verlangt eine zeitliche Ansetzung ins 1. Jhd. n. Da zudem "chronologische" Listen meist dort aufhören, wo der Verfasser steht, ist die unmittelbar nach Hillel und Schammai folgende Zeit durch den Text selbst angedeutet 14 Ab 1,1-15 Parr ist somit ein sehr altes Zeugnis für eine Sammlung von Aussprüchen jüdischer Weiser. Ob dabei die griechischen Siebnergruppen der "Sprüche der 7 Weisen", welche gerade im 1. Jhd. n. durch PLUTARCH's "Gastmahl der 7 Weisen" wieder bekannt wurden, mitgeholfen haben, sei dahingestellt; jedenfalls bieten sie instruktive Vergleichstexte und zeigen die typisch jüdische Eigenart des Spruchgutes unserer Texte Überaus deutlich 15 auf • Charakteristisch ist für die Kollektion I das dreigliedrige Mahnwort (l.lb.3-7.10.12.15), das nur zweimal von einem Aussagewort (1,2 : Sirnon der Gerechte; 1,13 : Hillel) und einmal von 14) Vgl. SALDARINI, The End of the Rabbinie Chain 100-106. 15) Vgl. u. Kap. 5.1, Ziff. a. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 184 Kap. III. 2.1 einer Rätselfrage (1,14 : Hillel) abgelöst wird. MASS hat in seiner formgeschichtlichen Untersuchung festgestellt, dass das Uebergewicht an Mahnworten in dieser Sammlung bei den späteren Rabbinen stets kleiner wird und schliesslich die Sprüche in Aussageform Überhand nehmen 16 Dass diesem Wechsel der Form auch eine inhaltliche Entwicklung, nämlich der Einbezug rechtlicher Bestimmungen, parallel geht, wirft ein weiteres Licht auf das Alter von Ab 1,1-15 Parr. Die weisheitliehen Traditionen in jener für die frührabbinische Bewegung ausgeprägten Form, in welcher Tara und Weisheit aufs engste miteinander verbunden sind (s.o. Kap. I.l), sind in Ab 1,1-15 Parr noch nicht mit konkreten Rechtsbestimmungen verbunden. Das Gesetz ist zwar das erste der drei Dinge, auf denen die Welt steht (Ab 1,1 : iniV); der "Zaun um die Tara" (Ab l,lb) ist zwar das vordringlichste Anliegen der Lehrer; die uneigennützige Pflege der Tarakenntnis ist zwar wärmstens empfohlen (Ab 1,4.11.13b.l5), aber kein einziges Einzelgebot der mündlichen Tara wird ausgeführt. Vielmehr wird bewusst an den Themen der biblischen Weisheit angeknüpft : Gesetzestreue, Gottesdienst und Liebestätigkeit (Ab 1,2), Gastfreundschaft (1,5), Verhalten zur Frau (1,5), zum 15b), zur Obrigkeit (1,10), Anweisungen ~ür Mitm~nschen (1,6.7. das Richteramt (l,lb. 8.9). Dies ist eigentlich erstaunlich, da die inhärente Tendenz einer Tradentenkett.e darauf hinausgeht, eine bestehende Ordnung oder ein bestehendes Lehrgefüge auf einen authentischen Normpunkt zurückzuführen. Hier aber werden nicht geltende Rechtssatzungen des 1; Jhd.s n. in illud tempus zurückgetragen, sondern "Leibsprüche" der pharisäischen Lehrer vorgebracht, in denen sich die Summe ihrer Einsichten den Nachfolgern eingeprägt hat. So stehen die weisheitliehen Inhalte in einer gewissen Spannung zur ideologischen Tendenz der formalen Darbietung - und bestärken gerade dadurch das Alter dieser Sammlung und die Bindung der einzelnen Worte an die betreffenden Rabbinen. Sicher hat die Jahrhunderte lange Tradierung in Ab und AbRN A.B manche Sprecher und manche Sprüche versetzt, vertauscht und 16) Formgeschichte der Mischna 9lf. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 2.1 185 verändert. Der Vergleich der drei Texte zeigt dies vielfach auf. Aber gerade die ersten 15 Verse von Ab 1 Parr zeichnen sich durch ihre Konstanz aus. Dazu kommt, dass die Worte jener Lehrautoritäten, denen wir aus der Tradition ein individuelles Gesicht geben kÖnnen, ausgesprochen gut zu ihren Sprechern passen. Als Beispiel sei hier Hillel zitiert, der auch in anderer Hinsicht 17 für unsere Fragestellung interessant ist. 12b Sei einer von den Schülern Aarons, den Frieden liebend und dem Frieden nachjagend, die Geschöpfe liebend und sie- der Tora nahebringend 13a Wer Wer Wer Wer b c d 14 seinen Namen ausbreitet - es vergeht sein Name. nicht hinzufügt, nimmt ab. nicht lernt, ist des Todes schuldig. 18 sich der Krone bedient, geht zugrunde. Wenn nicht ich für mich -wer für mich ? und wenn ich für mich selbst- was ich ? und wenn nicht jetzt -wann ? Hillel's sprichwörtliche Sanftmut, seine Verbindung von universaler Offenheit und Taragehorsam sind in Ab 1,12b unübertrefflich festgehalten. Seine Fähigkeit zur präzisen Formulierung des Gedankens wird in 1,13 an antithetischen Sprüchen im Indikativ und in 1,14 in der berühmten dreiteiligen Rätselfrage 19 dargestellt. Die drei Worte benutzen die drei Hauptformen Imperativ, Indikativ und Frageform, in etwa also das formale Repertoire der Logien, um Hillel's Grundpositionen und Sprechweise zu charakterisieren. Zudem ist 1,13 in aramäischer Sprache bewahrt worden (vgl. 2,6), was für Hillel, den Babylonier (vgl. bPes 66a), bezeichnend ist. Es gibt keinen durchschlagenden Grund, diese drei Worte Hillel abzusprechen, und dies kann auch auf die anderen A.oyoL und croqJoL ein günstiges Licht bezüglich ihrer Zusammengehörigkeit werfen. 17) Vgl. u. Kap. 2.2 und 2.4 (zu Beginn). 18) AbRN B (SCHECHTER 56b) hat die Reihenfolge 13abdc und erweitert c : "Wer nicht den Weisen dient- ist des Todes schuldig. Wer dient und nicht ausführt- ist des schlimmsten Todes schuldig." AbRN A (SCHECHTER 48a) hat wörtlich den gleichen Text. 19) Vgl. KOSMALA, Ein.kryptischer Spruch Hillels (1959) 92-96; KOBLER, Hillels dreiteilige Frage - Ein kategorischer Imperativ (1964) 114-128; URBACH, The Sages (1975) 588ff.; NADOR, Ein Spruch Hillels; FLUSSER, Hillels Selbstverständnis und Jesus 172-175. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 186 Kap. III.2.2 So ist in Ab 1,1-15 Parr eine Sammlung von hiJ~ ~iJi zu sehen, welche in das Schema einer Tradentenkette eingefügt und damit deren Tendenz dienstbar gemacht wurden. Ab 1,1-15 ist der älteste Beleg der Gattung der A6yoL ao~ßv, der aus dem rabbinischen Schrifttum eruiert werden kann, und stellt so einen wichtigen Beleg für den weisheitliehen Sinnspruch Primat der Tora - 2.2 Kollektion I/1 - diesmal unter dem dar. Die Hillelsprüche Ab 2,4b-7 Par A 12.26-28, B 27.31.33 AbRN Diese Sammlung von Hillelsprüchen bildet den zweiten Teil des Einschubs zwischen der Tradentenkette (Koll.I) und der Spruchgruppe 2,8-14, welche Worte von R. Jochanan b.Zakkai und dessen 5 Schüler vereinigt (Koll.II) 20 • Dass hier bewusst ein paar Hillelworte zusammengestellt wurden, ergibt sich völlig klar aus der genauen Abgrenzung gegen die vorausgehenden und die nachfolgenden Wortegruppen und der deutlichen Kompositionsabsicht, nach dem (ideologischen) Exkurs in die patriarchalische Traditionslinie (1,15 - 2,4a) auf die Lehrer-Schüler-Sukzession zurückzukommen. Während die drei Worte Hillel's in Ab 1,12-14 (s.o.) in allen drei Ab-Texten eine einheitliche Gruppe bilden, sind hier die vier Hillelworte Ab 2,4b-7 Parr nur in Ab selbst zu einer Vierergruppe vereint. In den AbRN A.B sind die Logien auf drei Kapitel verteilt, z.T. anderen Rabbinen zugeschrieben (2,5f.), in verkürzter oder verlängerter Form dargeboten, in andere Kontexte gestellt, und einmal mit der Dreiergruppe von Ab 1,12-14 verbunden (2,6). Die Tabelle 1 (s. folgende Seite) fasst die recht schwer ersichtlichen Beziehungen zusammen. 20) Die Bezeichnung I/1 wird hier gebraucht, um die Einteilungsziffern der grossen Kollektionen von FINKELSTEIN, ,Introduction, beibehalten zu können. Bei FINKELSTEIN, Introductory Study 15, trägt diese Kollektion die Ziffer (c) "Supplementary Sayings of Hillel". http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 2. 2 Tab. 1 187 Ab 2,4b-7 Parr Abot AbRN 2,4b 5 Mahnworte ~ A (GOLD.l17) gleicher Text es folgt anschliessend eine Kurzform von Ab 2,7a; s.u. lr2 (GOLD.ll2) auf drei Worte verkürzt und ohne Ab 2,5b ~ 5 Aussageworte ( 2, 5a) 1 bedingter Imperativ (2,5b) von R. •Aqiba gesprochen AbRN B l!_ (SALD. 183f.) fast gleicher .Text in veränderter Reihenfolge es folgt anschliessend 2,7 in eigener Form; s.u. 2_l (SALD. 194f.) fast gleicher Text in veränderter Reihenfolge; 2,5b gehört dabei zur vorausgehenden, imperativischen Logiengruppe von R. 'Aqiba gesprochen lJ? 12 (GOLD. 70) gleicher Text im Kommentar zu Ab 1,1214 zitiert; angeschlossen ist eine Dublette zu Ab 1,13 (vgl. GOLD. 63. 70 f.) !:]_ (SALD.l62) gleicher Text im Kommentar zu Ab 1,14 jedoch direkt bezogen auf die vorausgehend (SALD. 161) zweimal zitierte Wortgruppe von Ben Bag Bag (ohne Namennennung) und Ben He He (Ab 5, 22f. ); von R. Jehoschua ~ gesprochen. 2, 7a 5 negative Entsprechungen 3 positive Entsprechungen 28 (GOLD.l17) 2'negative Entsprechungen 1 positive Entsprechung l!_ (SALD.l84) 6 negative Entsprechungen eigener Text direkt an Ab 2,4b angefügt; s.o. recht ähnlicher Text direkt an Ab 2,4b angefügt; s.o. (fehlt) l!_ (SALD.l84) fast gleicher Text Apophthegma vom Totenschädel (aram./hebr.) vgl. bSuk 53a 2, 7b antithetischer Zweizeiler vom guten Namen und Torawissen 1 positive Entsprechung Zwischen AbRN A und B bestehen einige Gemeinsamkeiten, welche beide deutlich von Ab unterscheiden : Das erste und vierte Logion sind miteinander verbunden; das zweite Logion wird von beiden R.(Aqiba zugesprochen; das dritte Logion zitieren beide im Kommentar zu den Hillelworten der Tradentenkette (Koll.I). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 188 Kap. III. 2. 2 Eigenheiten von AbRN A sind die zweimalige Verkürzung einer Logiengruppe auf 3 Glieder (zu Ab 2,5a und 2,7a) und die beiden Auslassungen von Ab 2.,5b und 2,7b. Charakteristisch für AbRN B ist die Zuordnung von Logion Ab 2,6 an R. Jehoschua~ b. Chananja (Tann., um 90 n.). Sprachlich unterscheiden sich AbRN A und B untereinander ebenso stark wie in Bezug auf Ab, doch besteht zwischen Ab und AbRN B, trotz unterschiedlicher Reihenfolge und Zuschreibung, eine recht grosse Aehnlichkeit des Textbestandes. Alles weist also darauf hin, dass der einheitlichen Kornposition von Ab eine mündliche Tradierung vorausging, in der sich d·ie zahlreichen Verschiedenheiten der Texte herausgebildet haben und durch welche sie in die verschiedenen Kontexte gelangten Ab 2,4b und 2,7 werden dabei einhellig Hillel zugeschrieben; dass dies auch für 2,6 anzunehmen ist, wird von Ab, AbRN A und zusätzlich von bSuk 53a nahegelegt. AbRN B 27 hat gegen diese Bezeugung wenig Beweiskraft, umsernehr als es isoliert innerhalb von Hillelworten oder Worten von Hillel~chülern (Ben He He; Ben Bag Bag) steht. Für Ab 2,5 hingegen verweisen die Indizien auf R. ~Aqiba (Tann., gest. 135 n.). Beide Versionen von AbRN bezeugen seine Autorschaft, wobei AbRN B die ursprüngliche Anordnung hat. Ab 2,5b passt in AbRN B zur vorausgehenden Gruppe von Vetitiven, die ebenfalls cAqiba zugeschrieben werden, aber keine Parallelen in Ab haben. Inhaltlich passen die Worte zudem besser auf rAqiba als auf Hille1 21 • Der Redaktor von Ab 2,4b-7, der wohl mit jenem Endredaktor von Ab 1.2, welcher Ab 1,1-15 von 2,8-14 aus den oben genannten Gründen trennte, identisch ist, hat somit einen alten Doppelspruch von Hillel (Ab 2,4b + 2,7 = AbRN A 28 = AbRN B 31) als Rahmen für das drastische Apophthegma Ab 2,6 Parr und die 'Aqiba-Logien (Ab 2,5 Parr) gebraucht, und so eine kleine Logiensarnmlung unter dem Namen Hillels geschaffen. Ab 2,4b-7 Parr ist somit ein weiteres bis in seine Entstehungsgeschichte hinein gut erkenn21) BACHER, Agada der Tannaiten I, 272, Arun. 6; vgl. bBer 63a, wo das "sei ein Mann!" von Bar Qappara (Tann., um 220 n.) überliefert ist; es geht jedoch unmittelbar das Wort Hillels vom Sammeln und Zerstreuen voraus. · http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 2. 3 189 bares Beispiel der Gattung AÖyoL ao~wv im rabbinischen Schriftturn. Zeitlich ist diese Kollektion I/1 arn besten zwischen cAqiba und Rabbi Jehuda Ha-nasi einzuordnen. 2.3 Kollektion II R. Jochanan b.Zakkai und sein Schüler in Ab 2,8-14 Par AbRN A 14-17, B 28-30.3l(Beginn) Die Logientradition der drei Texte Ab, AbRN A und B kennt nur unbedeutende Abweichungen im Wortlaut und in der Anordnung der Logien, sodass eine in der pharisäischen Ueberlieferung schon früh entstandene Logiengruppe von R. Jochanan b.Zakkai und seinen 5 Schülern R. R. R. R. R. Eli•ezer b. Hyrqanos, Jehoschua• b. Chananja, Jose der Priester, Schim•on b. Netan 3 el und El•azar b. •Arach anzunehmen ist. Nur die Rahmung dieser Kollektion zeigt grössere Verschiedenheiten. Ab und AbRN A haben zu Beginn jenen stereotypen Satz, der die einzelnen Glieder der Tradentenkette Ab 1,113 Parr kennzeichnete : R. Jochanan b. Zakkai erhielt von Hillel und Schammai (Ab 2,8a). Dieser Satz steht bei AbRN B am Schluss der Wortgruppe (vgl. 31, Beginn) und ist dort mit dem Wahlspruch von R. Jochanan b.Zakkai verbunden (Ab 2,8b). Die Einleitung zu dieser Kollektion bei Ab (2,8a+b) entspricht somit genau dem Schlussabschnitt von AbRN B. Die Einleitung von AbRN B besteht in einer Notiz von Hillel's 80 Schülerpaaren, der Auszeichnung R. Jochanan's durch den sterbenden Hillel (Kap.28) und dem Wahlspruch von R. Jochanan (Ab 2,8b), der in AbRN B also zweimal vorkommt. AbRN A ist offensichtlich eine Kombination von Ab 2,8a+b (=AbRN B 31, Beginn) und AbRN B 28, da hier zwischen Ab 2,8a und b die Notiz der 80 Schülerpaare Hillels und eine Parallelform zur Auszeichnung R. Jochanan's aus AbRN 28 eingeschoben ist. Diese redaktionellen Umstellungen in der Rahmung, die durch die http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 190 Kap. III. 2. 3 Einpassung in die Tradentenlinie Ab 1,1-15 Parr bedingt sind 22 , betonen umso stärker die Geschlossenheit des Kerns der Kollektion Ab 2,8c-14 Parr, welche in den drei Paralleltexten fast identisch ist. Er weist seinerseits drei formal ganz verschiedene Teile auf : a) Ab 2,8c-f Parr : Eine Charakterisierung der fünf bekanntesten SchÜler von R. Jochanan b. Zakkai mit einem abschliessenden Lobspruch auf R. Elitezer b. Hyrqanos und nachgetragen im 23 3 Namen von R. Scha ul (Tann., um 150 n.) - auf R. Elcazar b. •Arach. b) Ab 2,9 Parr : Eine Denkaufgabe (l~il ~~~) R. Jochanan's an seine Schüler über den guten und bösen Weg (Ab 2,9b-d), an welchen sich der Mensch zu halten, bzw. vor dem er sich zu hüten hat. R. El•azar b. cArach's Antwort : "Ein gutes, bzw. ein böses Herz", wird vom Meister als beste Antwort gelobt, da sie alle anderen Antworten (ein gutes Auge, ein guter Genosse usw.) umfasse. Diese Szene erinnert an die Rätsel- und Denkspiele, die wir u. Kap. II.3 besprochen haben : Eine Aufgabe in der Art der ,( UctALo•a - Fragen wird gestellt; die Kandidaten geben ihre Antwort; die umfassendste Antwort wird ausgezeichnet 24 . Je . 3 wa hl spruc .. h e 25 d er fun .. f c ) Ab 2 , 10- 14 Parr : D1e .. Schuler in ihrer traditionellen Abfolge. Ausser bei R. Jehoschuat b. 22} Vgl. den Erklärungsversuch bei FINKELSTEIN, rntroductory Study 49f.; er führt diese Einleitungsverse unter den Beispielen an, an welchen der Einfluss des Mischna-Textes auf AbRN noch festzustellen ist. AbRN B hat nach ihm die ursprünglichste Anordnung. 23} AbRN B 29 (SALD. 168} führt weiter aus "Abba Scha'ul sagte im Namen von R. 'Aqiba, dass dieser in seinem (scl. R. Joachanan's} Namen zu sagen pfleg~ te, dass er (scl. R. Jochanan} tatsächlich (X~X ... X~} zu sagen pflegte: Wenn alle Weisen Israels in der einen Waagschale sind und Eli'ezer b. Hyrqanos mit ihnen, so würde der Finger von R. El'azar b. 'Arach (in der anderen Waagschale} schwerer wiegen." FINKELSTEIN, Introduction 4lf., sieht hierin die ältere Form ~nd benutzt sie zur Datierung der Kollektion, s.u.}. 24} Vgl. GOLDIN, A philosophical Session 20f.; MARTI/BEER, Abot XIX; MAASS, Formgeschichte 63f. 25} R. Eli'ezer hat vier Worte (s. gleich u.}; das Wort von R. Jehoschua' hat eine Dreierstruktur; R. El'azar hat nur in AbRN A 17 (GOLD. 90} drei Worte. Das zusätzliche lautet : "Lass dir kein Wort der Tara entgehen !" (vgl. Ab 3 ,8}. . http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.2.3 191 Chananja, dem eine indikativische Sentenz Über die drei menschenmörderischen Dinge zugeschrieben wird (Ab 2,11), stehen bei allen anderen positiv oder negativ formulierte Mahnworte. Dabei werden verschiedene, bekannte Themen der Weisheitsliteratur berührt : Die Ehre und das Eigenturn des Genossen (i~n; Ab 2,10.12), der Zorn (2,10), das Erlernen der Tara (2,12; AbRN A (GOLD.90) zu R. El'azar), das Gebet (2,13), die Gegenwart Gottes (2,12.14). Einige Worte Überschreiten aber diesen traditionellen Rahmen und lassen in ihrer pointierten Formulierung die Persönlichkeit dessen erkennen, der das Wort prägte. So tönt etwa bei R. Elicezer, diesem Traditionalisten unter den Schülern R. Jochanan's, der wegen seiner doktrinären Unbeugsamkeit im Alter gebannt wurde 26 , das vierte, zusätzliche Wort besonders eindrücklich : wärme dich arn Feuer der Weisen, aber hüte dich vor ihrer Kohle, dass du dich nicht verbrennst; denn ihr Biss ist Fuchsbiss, und ihr Stich Skorpionenstich, und ihr Zischeln Schlangenzischeln, 27 und alle ihre Wort sind wie glühende Kohlen (Ab 2,10 c Parr) . Auch der erste Ausspruch von R. Elcazar b. cArach passt recht gut in dessen spannungsgeladenes Leben. Diesern Mann, der mit einer "immer stärker sprudelnden Quelle" (Ab 2,8) verglichen wird, auf den R. Jochanan so viel setzte, der aber, anstatt an den Ort des Torastudiurns, Jarnnia, zu ziehen, sich zu den "süssen Wassern" von Ernmaus hingezogen fühlte und dort den Kontakt zur Tradition verlor 28 , ist in Ab 2,14a ein Wort aus seiner Blütezeit bewahrt worden, das Befähigung und Gefährdung des genialen Schülers in sich schliesst Sei eifrig zu lernen, was du dem Epikuräer antworten kannst Zweimal findet sich ein Spruch, der vordergründig keinen klaren Sinn gibt, und sich erst einer zweiten, eindringenderen Verste- 26) BACHER, Agada der Tannaiten 96; ALBECK, Einleitung 399f. 27) In AbRN A 15, B 29 ist dieses Logion ganz am Schluss des betreffenden Kapitels in leicht gekürzter Form und ohne Kommentar angefügt und dadurch als Zusatz zu den 0',~1 nw7W gekennzeichnet. Aehnlich kritische Worte zum Wirken der Weisen : Ab 1,11 Parr; 1,17 Parr; 3,9 Parr. 28) Vgl. AbRN A 14 (GOLD. 77f.), B 29 (SALD. 168); bSchab 147b; KohR 7,7. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 192 Kap. III.2.3 hensbemühung erschliesst : Ab 2,10 (von R. Elicezer b. Hyrqanos) lautet: Bekehre dich einen Tag vor deinem Tod heisst aber : Bekehre dich jeden Tag, denn morgen kannst du tot sein (vgl. AbRN B 29; SALD. 175)29. Zu Ab 2,13c (v. R. Schim•on b. Netan 3 el) Sei vor dir selbst kein Gottloser ! wissen AbRN A und B nichts zu sagen, was ein eindeutiges Verständnis ermöglichte. Da die beiden ersten Sprüche von R. Schim•on b. Netan 3 el die innere Disposition bei den religiösen Praktiken betonen, ist wohl zu ergänzen 30 selbst wenn du vor den anderen, die deine gute Gesinnung nicht kennen, als Gottloser dastehst. In den drei Teilen des Grundbestandes von Kollektion II tritt uns in recht plastischer Art eine Rabbinengruppe entgegen, die in der schweren Zeit des nationalen Zusammenbruchs in Jamnia den Beginn der eigentlichen rabbinischen Zeit setzte. Dass das Schülerkollegium um den Rabban Jochanan b. Zakkai 31 dabei selbst in tiefgehende Meinungsverschiedenheiten geriet, illustrieren die beiden prominentesten Schüler R. Elicezer b. Hyrqanos, der von Gamaliel II aus der Akademie verstossen und verbannt wurde, und R. El•azar b. •Arach, dessen Versuch, in Ernmaus eine Lehrtradi- tion zu gründen, ebenfalls zur Vereinsamung und zusätzlich zur Verweltlichung führte. - Diese beiden, in vielen Paralleltraditionen recht gut zu fassenden "tragischen Figuren" treten uns aber in der Ab.-Kollektion II noch in ihrer vollen doktrinären Ungebrochenheit entgegen (vgl. bes. AbRN A 19; GOLD. 168); die Schülergruppe ist noch eine intakte Grösse und ihre Charakterisierung durch R. Jochanan b. Zakkai kennt die spätere Abwendunq 29) Auch bSchab l53a; KohR 9,8; vgl. Sir 5,7. 30) So auch HERFORD, Pirke Aboth 697; und MARTI/BEER, Abot 58. 31) Zu Leben und Lehre von R. JOCHANAN b. Zakkai : NEUSNER, A Life of R. Yohanan ben Zakkai, bes. 64-80 (vgl. Fellowship in Judaism 41-59); Development of a Legend 213-252; auch noch BACHER, Agada der Tannaiten 22-42. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 2. 4 193 der beiden noch nicht. Erst die zusätzlichen Traditionen AbRN A und B (s.o. Anm. 26, 27) versuchen die komplexere Situation mit den gradlinigen A~ssagen der ursprünglichen Kollektion II zu vereinen. Aus diesen Gründen muss die Entstehung der Kollektion II vor dem Auspruch der tiefgehenden Differenzen angesetzt werden. PINKELSTEIN nimmt deshalb. mit Recht die Lebenszeit von R. Jochanan b. Zakkai als Entstehungszeit an 32 • Viel über den Tod des Meisters hinaus darf jedenfal+s nicht gegangen werden. Während in dieser Kollektion II eine prominente Schülergruppe zu Worte kommt, war es in Kollektion I/1 eine Überragende Einzelpersönlichkeit (Hillel); in Kollektion I wiederum waren es die zur Tradentenkette aufgereihten pharisäischen Lehrer. So zeigen sich in diesen drei ältesten Kollektionen von Ab und AbRN A.B drei verschiedene Formen in welchen sich die Logien je nach ihrer Referenzgruppe zusammenfanden. Die Gattung der Logoi Sophon bekommt hier im rabbinischen Kontext ihre konkreten Gestalten, je nachdem welche Leitidee die Zusammenstellung der Logien bewirkte. Zudem kann an den drei Sammlungen eine Tendenz zur Erweiterung der Wort-Tradition ersehen werden : Kollektion I hatte nur "Worte" vorzuweisen, Kollektion I/1 flocht ein Apophthegma ein, Kollektion II vereint zwei szenische Bilder (a. b) mit einer dritten, reinen Wortesammlung (c). 2.4 Weitere Logienkollektionen aus den Abot-Traktaten Die drei vorausgehenden Beispiele haben gezeigt, dass in Ab und AbRN A.B alte Kollektionen von weisheitliehen Leibsprüchen verarbeitet sind, welche bis ins 1. Jhd.n. hinauf datiert werden müssen. Diese drei ältesten Kollektionen können durch weitere aus dem 2. und 3. Jhd. n. ergänzt werden. So hat PINKELSTEIN drei 32) Introduction XIIIf.; .rntroductory Study 20f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 194 Kap. III. 2. 4 weitere Kollektionen·herauszuheben versucht, welche hier nurmehr angeführt und kurz charakterisiert werden sollen 33 • Kollektion III AbRN A 19-22, B 31 (Ende). 32.34 und Ab 3,1.2.5. 9.10b + 1,16-18. (2,1-4a). Fünf Schammaitische Pharisäer aus der Zeit um 70 n. bilden eine Gegengruppe zu den hillelitischen Schülern von Kollektion II. Angeschlossen sind in AbRN A (teilweise) und AbRN B jene patriarchalischen Tradenten, welche bei Ab zwischen Kollektion I und I/1, also in 1,16 - 2,4a stehen (s.o. zu Kollektion I). AbRN A bewahrt noch arn besten den Charakter einer Sammlung, da seine vier Kapitel jeweils mit der Nennung eines der fünf Scharnrnaiten beginnen; AbRN B vereinigt fast das ganze Logienrnaterial in Kap. 32, während Ab es, wie gesagt, in zwei Teile zerschnitten hat. Tab. 2 AbRN A 19-22 Parr AbRN A AbRN B Ab Worte von : 19 (GOLD. 93) 32 (SALD.l89) 3,1 Aqabjah 20 (GOLD.94) 34 32 (SALD.l87) 3,5 Nechonja b.Ha-qana 21 (GOLD. 97) 34 (SALD.l99) 3,10b Dosa b.Archinos 22 (GOLD. 99). 32 (SALD .188f.) 3,9 Chanina b.Dosa (vgl. 20) 31 (SALD.l86) 3,2 Chananja der Priestervorsteher ~------------------ b.Mahalal~el ----------------- ------ -------------------- 22 (GOLD.lOO) 34 (SALD.20l) 3,17 El 1 azar b. tAzarja 35 22 (GOLD.lOO) 32 (SALD.l90) 1,16 Garnliel 22 (GOLD.lOO) 32 (SAL:Ö .191) 1,17f. Schimton b.Garnliel (I.o.II) 32 (SALD.l91 32 (SALD.l92) 2,1 Rabbi Jehuda Ha-nasi 2, 2:-4a Gamliel (b.Rabbi) III. --- .•. .. (I. oder II.) 33) Introduction XV-XVII; Introductory Study 15.22-24. 34) Hier fälschlicherweise im Namen des R. Chananja des Priestervorstehers überliefert. 35) R. El'azar b. 'Azarja steht nur bei AbRN A in der Abfolge dieser Liste; dies bedeutet, dass jedenfalls für AbRN A der folgende Gamliel der II. ist, wel- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.2.4 195 Der Grundbestand von Kollektion III findet sich logischerweise am ehesten in den allen drei Texten gemeinsamen Materialien, wenn auch, damit Über den genauen Umfang nichts ausgemacht werden kann. Tab. 2 stellt diese nach der Abfolge bei AbRN A zusammen und ermöglicht so einen schematischen Einblick in die vielfältige Tradierung, welche das rabbinische Logienmaterial in den Ab-Traktaten erlebt hat. Kollektion IV AbRN A 23-26 Parr AbRN A stellt an den Anfang der Kap. 23-26 vier bekannte Rabbinen aus dem Beginn des 2. Jhd.s.n., ,welche bei den Paralleltexten zerstreut sind. Ab nennt sie in 3,13-16; 4,1-2.20a, AbRN Bin Kap. 33 (SALD.l94-196).35 (SALD.205). Die genannten vier Rabbinen (in der Reihenfolge von AbRN A) (Schim t:on) Elischa' (Schim'on) 'Aqiba Ben Zoma, b. Abuja, Ben Azzai und b. Josef werden auch in bChag 14b Par jChag 2,77b,8 Par Tosehag 2,3 (ZUCKEffi1ANDEL 234) und HldR 1,4 als jene Gruppe von Mystikern genannt, welche in den "Garten" (bil~) der theosophischen Spekulation einzudringen vermochten. Ben •Azzai starb kurz nach einer solchen Einsicht, Ben Zoma's geistige Fähigkeiten wurden zerrüttet, Elischa< b. Abuja wurde zum Apostat, nur der grosse 'Aqiba blieb heil. FINKELSTEIN's Datierungsversuch gründet sich auf die Reihenfolge der Rabbinen in AbRN A, wo Elischa< b. Abuja selbstverständlich zur Gruppe gezählt wird, und •Aquiba am Schluss steht. AbRN B und Ab hätten dann eine wertende Umordnung vorgenommen, indem sie den bekanntesten unter ihnen, <Aqiba, an die Spitze der eher ja mit El'azar in der Auseinandersetzung um das Amt des Patriarchen stand; s.o. zu Anm. 13. Zur Person und Lehre des Rabbi : ZAHAVY, The Tradition of Elazar Ben Azariah. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 196 Kap. III.2, Zusammenfassung Listen stellten, den Apostaten Elischa• aber viel später unter den weniger profilierten Tradenten einordneten. AbRN A sei deshalb vor der Apostasie Elischa''s entstanden. Kollektion V : Ab 5,1-15 Parr AbRN A 31-40, B 36-48 Sie besteht aus mehreren Gruppen von Zehner-, Siebner- und Vierersprüchen (Ab 5,1-15), welche in AbRN A 31-40 und AbRN B 3648 um zahlreiche andere Zahlensprüche vermehrt wurden. Alle Sprüche sind anonym. Eine Datierung ist deshalb noch viel schwieriger als bei den beiden vorausgenannten Kollektionen. FINKELSTErN schlägt 'Aqiba als Verfasser vor, von dem auch andere Zahlensprüche erhalten sind (vgl. Edu 2,5.9; bPes ll2a); gerade in diesem anonymen Teil haben sich aber viele alte und neue Stücke 36 aus anderen, nach Zahlen geordneten Spruchgruppen zusammengefunden, welche keinem bestimmten Einzeltradenten zugeschrieben werden können. Zusammenfassende Ueberleitung Die Abot-Traktate sind aufgrund alter Logienkollektionen entstanden, welche mehr oder weniger deutlich bis ins 1. Jhd.n., also bis in die Anfänge der schriftlichen Tradierung innerhalb des Pharisaismus zurückverfolgt werden können. In diesen ältesten Texten zeigt sich ein klarer Anspruch auf ununterbrochene Tradierung weisheitliehen Spruchgutes, welches zwarganz in die Taragelehrtheit und -frömmigkeit eingebunden ist (deshalb die Rückführung auf den Sinai in Kollektion I) , aber gleichzeitig die Präsenz der Weisheit salomonischer Prägung (deshalb die nichthalachischen "Leibsprüche") dokumentiert. Die besonderen Bezüge, 36) Zusammengestellt bei WUENSCHE, Die Zahlensprüche; auch NADOR, Jüdische Rätsel; s. o. Kap. II.3. ' http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 197 Kap. III.2, Zusammenfassung die zwischen Ab, AbRN A und AbRN B zu bemerken waren, zeigen, dass das Sammeln solcher Logien nicht ästhetischer Selbstzweck war, sondern in der vitalen Auseinandersetzung zwischen den Gelehrtenschulen des ·1. und 2. Jhd. s n. eine wichtige Rolle zur Identifizierung, Abgrenzung, ja zum Ueberleben (vgl. Kollektion II) spielte. Die Tradentenkette von Kollektion I (+ Ab 1,16- 2,4a) ist mit ihrer Verbindung von Weisheitslogien und ideologischer Rekonstruktion der Lehrsukzession für diesen Sachverhalt exemplarisch, aber auch jene Kollektionen, welche die Worte wichtiger Gelehrten nach ihrer Lehrzugehörigkeit umfassen, wie die Kollketionen II (R. Jochanan und seine Schüler) und III (Schammaiten), oder die Aussprüche so auffallender und eigenwilliger KÖpfe wie in Kollektion IV ( "~lystiker") spiegeln ihn wider. In Kollektion I/1 tritt uns mit Hillel jedoch auch ein einzelner Weiser entgegen. Ihm wird nicht nur Beachtung geschenkt, insofern er Glied einer Tradentenkette ist (wie in Ab 1,12ff. Parr), er kommt vielmehr auch als Einzelpersönlichkeit zur Geltung. Kollektion I/1 ist ein pharisäisches Parallelbeispiel zu dem, was wir im Neuen Testarnent vielfach von Jesus kennen. Jenen "Worten des Herrn" entsprechen hier die "Aussprüche des 77~11 ::J.~". Das weisheitliehe Formenrepertoire ist vollständig im Sinne des weitgefassten "Legions". Es umfasst das kurze Wort in seinen Modi, das Apophthegma, das Rätselspiel, die Szene. Der Weisheits- !YE' der uns in Ab Parr entgegen tritt, ist zutiefst jüdisch und religiös. Kaum eines der Logien ist ohne Verweis auf eine frühjüdische Praxis, einen jüdischen Lehrsatz oder einen biblischen Text. Innerhalb dieser "Evidenzen frühjüdischer Religiosität" behalten die Traktate und Kollektionen ihr deutlic,h weisheitliebes Gepräge. Sie zeigen auf, was Tara-Weisheit in der Logoi Sophon-Tradition darstellt. Da geschieht ni9ht nur spekulative Abhebung von der Erfahrung, aus Zeit und Geschichte, da wird vielmehr auch eine neue Weisheitlichkeit freigesetzt, welche sich als konkrete Weltbewältigung zwar im Rahmen der Tara-Gläubigkeit, http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 198 Kap. III.2, Zusammenfassung nicht aber als halachische Regel darstellt. Dieser Typ von Logienweisheit ist die unausgeprochene Vereinigung der salomonischen mit der mosaischen Traditionslinie. Im folgenden Kap. 3 wird das Weitergehen solcher Logientraditionen anband einiger aus den unermesslichen Strömen des Talmuds ausgewählter Texte aufgezeigt. So kann die Logoi Sophon Tradition rabbinischer Prägung in die ganze Breite der talmudischen Literatur ausmünden. Nach diesem kurzen Ausblick kann dann die Logientradierung im hellenistischen Judentum, die ganz andere Wege ging und in ganz andere Bereiche ausmündete (vgl. bes. Kap. 5 und 6 und Kap. IV), in den Blick kommen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 3, WEITERE SPRUCHKOLLEKTIONEN IM RABBINISCHEN SCHRIFTTUM Schon die beiden Versionen von AbRN, deren Über Ab hinausgehendes Spruch- und Erzählgut oftmals zu thematischen Gruppen zusammengestellt ist, zeigen, dass es viele weitere Kollektionen weisheitlieber Prägung verschieden grossen Umfangs gegeben hat. So werden z.B .• in AbRN B 21 (SALD.l30-135) 13 Sentenzen zu Schemat:ja's Ausspruch : "Liebe die Arbeit" (Ab 1,10) zusammengestellt, welche alle mit dem Leitsatz : "Grass ist die Arbeit" i1j~'i'n ~~i1) (i1'71il beginnen und das Thema dann auf verschiedenste Weise darlegen und begründen. Das Wort des alten Meisters versammelt dabei so verschiedene formale Miniaturen wie Schriftwor~Maschal, Fragewort, Zuspruch unter das gemeinsame Thema des Lobes auf die Arbeit : Rabbi (Jehuda Ha-nasi) sagte : Grass ist die Arbeit ! Die Menschen fragen sich nämlich Über jemanden, der keiner Arbeit nachgeht : Woher hat der etwas zu essen ? Woher hat der etwas zu trinken ? Ein Maschal : Womit soll man diesen vergleichen ? Mit einer Frau, die zwar keinen Mann hat, aber sich schmückt und auf den Marktplatz geht. Dann fragen sich die Leute Über sie. So geht es jedem, der keiner Arbeit nachgeht : Die Leute fragen sich Über ihn. Rabbi sagte zudem : Grass ist die Arbeit In der Hand des Menschen, der einer Arbeit nachgeht, fehlt niemals eine Peruta(-münze). R. Jose (wohl Pal. um 350 n.?) sagte Grass ist die Arbeit ! Die Schekina wohnte nämlich nicht in Israel, bevor die Israeliten arbeiteten (i1WV), wie die Schrift sagt : Errichte (i1WV) mir ein Heiligtum, dann will ich in deiner Mitte wohnen ••• l. 1) SCHECHTER, Aboth 44b. In TosQid 1,11 (ZUCKERMANDEL 336) ist der Maschal von Rabbi im Namen des R. Jose, in AbRN A 11 (GOLDIN 60f.) ist der zweite Spruch von Rabbi im Namen des Rabbi Tarphon (Pal., um 110) überliefert. (199) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 200 Kap. III. 3 In der Parallelstelle von AbRN A 11 (GOLD. 60f.) stehen acht Rabbinenworte zum gleichen Thema, doch sind sie dort noch ohne den strukturierenden Leitsatz "Grass ist die Arbeit". Die Kollektion scheint noch nicht so weit gediehen zu sein, dass die in der rabbinischen Literatur auch sonst bekannte Strukturierung das Logiengut mit seiner Prägung versehen hätte. In SNum (HOROWITZ 46f.) und LevR (MIRKIN 97f.) finden wir ähnliche Kollektionen mit dem Refrain: Grass ist der Friede (bi~W), und in bJoma 86a.b eine lange Aufzählung unter dem Stichwort : Grass ist die Umkehr (n~iWn) 2 • Wer in den Talmuden liest, stösst beständig auf vielerlei Arten von solchen Kollektionen. Die Gesetze der Traditionsbildung, die Sorge um die Erhaltung möglichst vieler Traditionen und die Technik der Memorisierung verlangten oder förderten eine Gruppierung ähnlicher Stoffe. So ist es nicht erstaunlich, dass wir neben Logiengruppen rechtlicher, kultischer und mystischer Ausrichtung auch solche typisch weisheitlicher Art antreffen. Wegen ihrer charakteristischen Polyvalenz konnten diese letzteren sich an al.le möglichen Gruppierungen von Lehrtraditionen anschliessen, sobald eine formale oder inhaltliche Assoziation gegeben war. Auch dazu ein Beispiel. Zu Schab 3, 6 : Dreier Uebertretungen wegen sterben Frauen beim Gebären : Wenn sie nicht aufmerksam ~ind auf die Monatsblutung, die Teighebe und das Lichtanzünden, begründet bSchab 3lb.32a den Zusammenhang zwischen Tod bei der Geburt und unkontrollierter Menstruation mit einer Anwendung des bekannten weisheitliehen Grundsatzes : "Womit ein Mensch ungesetzlich handelt, daran wird er auch bestraft" (Test Gad 5,10) R. Jischaq (wohl I.; Tann., um 150 n.) sagte : Sie hat sich am Innern ihres Leibes vergangen, so wird sie am Innern ihres Leibes bestraft. Daran schliesst sich nun eine Kollektion von Sprüchen, die einen Zusammenhang zwischen Tat und Folge zum Thema haben, obwohl die 2) Im Midrasch n'711l1 '711l (JELLINEK, Bet Ha-Midrasch III, 121-130) sind weitere solche Gruppen zusammengestellt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 201 Kap. III. 3 dabei gebrauchten Metaphern geradezu schockierend wirken - wenn der Kontext (Tod der Gebärenden) tatsächlich zur Kollektion gehören würde 3 : Raba (Bab., gest. 352 n.) sagte : Ist der Ochse gestürzt, so schleif das Messer Abaje (Bab., gest. 338/39 n.) sagte : Mehrt die Magd ihre Widerspenstigkeit, mit e i n e r ZÜchtigung wird ihr vergolten. R. Chisda (Bab., gest. 309 n.) sagte : Lass den Betrunkenen laufen, er fällt von selbst ! :t-1ar cuqba (I.oder II.?; Bab., um 220 oder 270 n.) sagte Der Hirte ist lahm, die Ziegen sind schnell. Am Eingang der HÜrde (Schelt-)worte, an den Türen des Stalles Rechenschaft. R.Papa (Bab., gest. 376 n.) sagte : Die TÜr des Krämers : Es häufen sich Brüder und Freunde. Die Tür der Armen : keine Brüder und keine Freunde. Diese fünf präzisen Weisheitsworte haben ihren gemeinsamen Nenner in der Vorstellung, dass der erstgenannte Sachverhalt den zweiten unweigerlich zur Folge hat. Dies war der Grund für die Versammlung der fünf Amoräer aus Babylon zu einer Logienkollektion. Die Aehnlichkeit der Aussage mit der Auslegung von R. Jischaq in bSchab 32a bewirkte dann deren Einschluss in die Gernara zu Schab 2,6. Die ursprüngliche Selbständigkeit der fünf Worte über den TatFolge-Zusammenhang ist unbezweifelbar. Dieses eine ausgeführte Beispiel kann durch v~ele weiter ergänzt werden : bBer 32a bringt eine Sammlung mit dem Motto : "Ueberfluss bringt Uebermut"; bBer 63a zum Thema "Sammeln und Zerstreuen" von Hillel, Bar Qapara und Abaje; bSuk 49b Über Almosen und Wohltätigkeit; bSuk 52b über den bösen Trieb; bPes 28a Über "Tun und Erleiden"; bSchab 15lb.l52a über das Alter (im Anschluss an Koh 12,2f.). In "Frauen von bMqa~ 28b steht eine Sammlung von Worten der Schekan~ib" Über Tod und Begräbnis; in bJeb 118b (=bKet 75a) Über die Frau und die Heirat, in bBqam 92b.93a eine Sammlung von 17 Volkssprichwörtern durch Raba, eine ähnliche Sammlung in bSanh 7 a usw. usw. 3) Vgl. WAHL, Das Sprichwort 116f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 202 Kap. III. 3 bPes 111-113 kann man geradezu. eine Parallelsammlung zu Abschnitten aus Ab oder AbRN A.B nennen. Es sind kleine Weisheitslehren praktischer Art von Rabbinen aus dem 2. und·3. Jhd. n. zusammengestellt, welche zum Teil an Ab 5 Parr anklingen, aber völlig ohne religiöses oder ethisches Pathos reine Nützlichkeitsratschläge ("Worte der Welt") geben. Es ist profane Weisheit, und dies in ganz bewusster Absicht, welche hier mit Hilfe eines Zahlenschemas im Namen der höchsten religiösen Autoritäten angeboten wird. Der folgende Auszug aus bPes 112a-113b bringt die Weisheitslehren ohne die erklärenden Zwischenkommentare 4 : Sieben b~i~i gebot R. ~Aqiba seinem Sohn R. Jehoschua~ Mein Sohn, Wohne nicht in der HÖhe der Stadt wegen des Studiums ! Wohne nicht in einer Stadt, deren Führer Schriftgelehrte sind! Tritt nicht plötzlich in dein Haus ein - und umso weniger in das Haus deines Nächsten ! Unterlass es nicht, Schuhe an deinen FÜssen zu tragen ! Iss morgens ganz früh, im Sommer wegen der Hitze, im Winter wegen der Kälte ! Mach deinen Schabbat zum Wochentag, um nicht der Mitmenschen zu bedürfen ! Befass dich mit einem Menschen, dem das Geschick lächelt ! FÜnf b~i~i gebot R. EAqiba, als er im Gefängnis eingesperrt warS, dem R. SchimEon b.Jochai. Dieser sprach nämlich zu ihm : Meister, lehre mich das Gesetz ! Jener erwiderte : Ich lehre dich nicht. Dieser sprach : Wenn du mich nicht lehrst, so erzähle ich dies meinem Vater Jochai und er liefert dich der Regierung aus. Jener erwiderte : Mein Sohn, mehr als das Kalb saugen will, will die ~uh säugen Dieser sprach : Das Kalb ist es ja, welches sich der Gefahr aussetzt. Darauf sprach jener Wenn du dich aufknüpfen willst, so hänge dich an einen grossen Baum ! Wenn du deinen Sohn lehrst, so tu es aus einem korrekten Buch ! Koche nicht in einem Topf., in welchem dein Genosse gekocht hat ! 4) Uebersetzung in Anlehnung an GOLDSCHMIDT II, 713-721 und den Zitaten in BACHER's mehrbändiger Haggada-Sammlung (s. Lit.-verz.). S) R. CAqiba wurde während des Bar Kochba-Aufstandes, in welchem er eine messianische Bewegung zu erkennen vermeinte, von den RÖmern gefangen genommen und hatte Lehrverbot; vgl. BACHER, Agada der Tannaiten 267; FINKELSTEIN, Aqiba 272ff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 203 Kap. III. 3 Verdienstlich handelt und grossen Gewinn hat, wer den Ertrag geniesst und dafür noch Lohn erhält. Verdienstlich handelt und reinen Genuss hat, wer ein Weib nimmt und Kinder bekommt. Vier O~i~i gebot unser heiliger Meister seinem Sohn 6 Wohne nicht in Schekanl?ib ! Setze dich nicht auf das Bett einer Aramäerin Hinterziehe dich nicht der Versteuerung ! Stehe nicht vor einem Ochsen, wenn er von der Weide kommt Drei O~i~i gebot R. Jischmacel b. R. Jose (Tann., um 180) dem Rabbi : Bring dir selbst keinen Fehler bei ! Führe keinen Prozess gegen drei Personen Schicke dich nicht an zu kaufen, wenn du kein Geld hast Wenn deine Frau ein Tauchbad genommen hat, so wohne ihr nicht gleich in der ersten Nacht bei ! Drei O~i~i gebot R. Jose b. Jehuda (Tann., um 180) dem Rab (Bab., gest.247) Geh nachts nicht allein aus Steh nicht nackt vor einer Leuchte Geh nicht in ein neues Badehaus ! Rab sprach zuR. Asi (Bab., um 250) Wohne nicht in einer Stadt, in der kein Pferd wiehert und kein Hund bellt ! Wohne nicht in einer Stadt, deren Vorsteher ein Arzt ist Heirate nicht zwei (Frauen); hast du zwei geheiratet, so heirate auch eine dritte ! Rab sprach zuR. Kahana (Bab./Pal., um 250) : Drehe ein Aas auf der Strasse um, drehe aber deine Worte nicht um ! Zieh das Fell eines Aases auf der Strasse ab, um Lohn zu erhalten; sage aber nicht : Ich bin Priester, ich bin ein vornehmer Mann, das passt nicht für mich ! Steigst du aufs Dach, so nimm Proviant mit ! Selbst wenn in einer Stadt hundert Kürbisse für einen Zuz zu erhalten sind, so trag sie dennoch unter deinem Schutz. Rab sprach zu seinem Sohn Chijja Trinke keine Medikamente ! Spring nicht Über Flüsse ! Lass dir keinen Zahn ziehen Reize weder eine Schlange noch einen Aramäer 6) D. h. Rabbi (Jehuda I; gest. 217) seinem Sohn Gamliel III (um 200). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 204 Kap. III.3 Rab sprach zu seinem Sohn Aibo : Ich habe mich bemüht, dir "Gehörtes" (Traditionsgut) beizubringen, und es gelang mir nicht. Komm ich will dich nun "Worte der Welt" lehren : · Während der. Staub sich noch auf deinen Füssen befindet, verkaufe deine Ware ! Was du verkauft hast, kannst du bereuen, nur nicht, wenn du Wein verkauft hast. Zuerst Öffne den Geldbeutel, erst dann löse den Getreidesack Lieber einen Kab vom Erdboden als ein Kor vom Dach·. Hast du Datteln in der Kiste, so laufe zum Brauer ! (Es folgen dann weitere Dreiergruppen von R. Jochanan und R. Jehoschuat b.Levi "im Namen der Leute von Jerusalem", beides Schulhäupter in Pal., um 250, und anonyme Traditionen der Rabbanan. Die ganze Sammlung schliesst dann :) Rabba bar bar Chana (Bab., um. 280) sagte im Namen des R. Jochanan im Namen des R. Jehuda b.Eltai (Tann., um 150): Iss eine Zwiebel und sitze im Schatten ! Iss nicht Gänse und HÜhner mit. unruhigem Herzen Spar ab von deinem Essen und deinem Trinken und sammle für dein Haus ! Als 'Ulla (b. Jischma'el, Bab., um 280) kam, sagte er : Im Westen haben sie folgenden Maschal : Wer Fettschwanz (~n~~~) isst, verstecke sich im oberen Zimmer (~n~~V) , Wer Grünkraut (~~iPP) isst, sitze auf dem Misthaufen (~~P~P)! WAHL hat noch viele weitere Kollektionen aus dem babylonischen Talmud zusammengestellt 7 , die jedoch nicht alle den Kriterien einer "Kollektion" entsprechen. Er ist jedoch - soweit ich sehe als einziger Über das blasse Sammeln des spri.chwörtlichen Materials hinausgekommen und hat die traditionsgeschichtliche Bedeutung von Spruchsammlungen und ihre Eigengesetzlichkeiten hervorgehoben. Anthologien verschiedenster Art gab es seit dem Ab- 7) Das Sprichwort 115-126; S. 116, Anm. 1, verspricht er im "zweiten Buch dieser Schrift" ..• "Näheres über Sprichwörtergruppen des jerusalemischen Talmud und der Midraschim". Dieses zweite Buch kam nicht mehr zustande (vgl. GROLIG/ KRIEG, Mehr nicht erschienen II, 337). Da auch der erste Band kaum zugänglich ist, repetiere ich hier in der Reihenfolge des Talmuds die von WAHL, Das Sprichwort 115f. gegebene Liste von Sprichwortkollektionen im babylonischen Talmud : Ber 5b.6b.8a.l7b.28.32a.33.59a.62b.63a.64; Schab lla.32a.63b.l04a. 119b.l5lb.l52a.l53.156a.b; Erub 13b.65; Pes 28a.llla-114a; Joma 29a.8Gb; Suk 49b.52a.b.53a.56b; Mqat 25b.28b; Chag 15b; Jeb 63a.b.ll8b i=Ket 75a); Ket 10b.75a (=Jeb 118b); Bbat 16.21.25.39a.58.75.91.98a; Bqam 46b.92b.93a; Bmes 59a.84b.l07b; Sanh 7a.22a.98a.99b.l00b.l05a; 0 Ab zara 18.19; Chul 7b.58b. • 127a; Ker 6a; Qid 3la. 70a. 71.82 •. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 205 Kap. III.3 schluss der Talmude 8 ; mit dem Sammelwerk von HY~ffiNN sind jeden- falls die Sprichwörter und sprichwortartigen Gebilde der beiden Talmude und der Midraschim recht vollständig zusarnmengetragen 9 Das Weiterleben des spruchhaften Weisheitsgutes neben den gesetzlichen Traditionen ist in diesen Sammlungen materialiter stark dokumentiert. Wie diese (in den Anthologien) isolierten Logien Überleben konnten, zeigt gerade die Beobachtung des das Einzelwort tragenden Kontextes. Die vorausgehenden Hinweise verfolgten den Zweck zu zeigen, dass eine vornehmliehe Art der Bewahrung des weisheitliehen Logiengutes - neben dem Apophthegma - die Kollektion ist. Solche Kollektionen lassen sich, wie arn Spezialfall der Traktate Ab und AbRN A.B zu ersehen war, bis in das 1. Jhd. n. zurückverfolgen (Kap.2); sie entfalten sich aber in reicher FÜlle erst in jener Zeit, als das Traditionsgut seine schriftliche Form in den beiden Talmuden bekam 10 . Die nl~~ ~~~~sind im innerrabinischen Raum das, was in der griechischen Welt in den Gnomologien und z.T. auch in den Apophthegmensammlungen (s.u. Kap. 5.1) zu finden ist und auch im hellenistischen Judentum seine eigene Form bekommen hat (s. Kap. 5.2 und 6). Wie schwierig die kritische Sichtung der Spruchmaterialien in der rabbinischen Literatur, die Datierung und Zuschreibunq der Einzelworte und die Herstellung sicherer Traditionslinien auch ist - es tritt uns in den ungezählten Sammlungen von weisheit8) Vgl. die Angaben bei DUPLESSIS, Bibliographie paremiologique Nr. 42.43.48.50. 54; BONSER/STEPHENS, Proverb Literature Nr. 424-513. 3106; auch WAHL, Das Sprichwort 101, Anm.l; lOS, Anm.l; 107, Anm.l; STRACK, Einleitung l72f. 9) O'O~n 'iJI i~~K (1933/34); wie wenig informativen Wert der Beitrag von NADOR, Altjüdische Volkssprüche (1975) 20-30, hat, zeigt sich schon darin, dass er HYMANN' s Sammlung von ca. 30000 Worten nicht kennt und noch auf die veraltete "Rabbinische Blumenlese" von Leopold DUKES, Leipzig 1844, mit 665 Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten zurückgreift (s. DUPLESSIS, Bibliographie Paremiologique Nr. 54). 10) Belege fÜr haggadische Schriften in vortalmudischer Zeit hat STRACK, Einleitung 10-13, zusammengestellt. Die Sammlungen weisheitlicher Logien in den Derek Eres Traktaten, deren Kap. 3-9 "Pirqe Ben Azzai" betitelt sind (vgl. HIGGER, The Treatises 153) , ebenso wie die "Pirqe de R. Eli 'ezer" und das aramäische und hebräische "Alphabet des Ben Sira" (vgl. DAN, Art. : Ben Sira, Alphabet of, Encyclopaedia Judaica 4 (1972 548ff.) sind zeitlich so spät, dass sie hier ausser Betracht fallen kÖnnen, obwohl darin sicher auch altes Spruchgut bewahrt ist. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.3 206 liehen Worten doch eine lebendige Tradition im Bereich der Abyo~ ao~~v entgegen, welche keineswegs erst mit der schriftlichen Fixierung begonnen haben kann, sondern gerade vorher, im langen, verwickelten Prozess der mündlichen Ueberlieferung ihre äusserst wichtige Funktion der Bewahrung und der Weitergabe erfüllen musste. Das gewichtige Urteil von WAHL, das in den beiden vorausgehenden Kapiteln 2 und 3 an einigen Texten erhärtet wurde, kann deshalb mit recht an den Schluss dieser Ueberlegungen gesetzt werden : "Die Sprichwortliteratur des hebr.-aramäischen Sprachschatzes, dessen BlÜthezeit wir in den salomonischen Sprüchen erkennen, findet in den Sprüchen des Sirach und der mischnaischen Schriften seinen Fortgang und in grösseren Spruchsammlungen, in minder umfangreichen Sprichwörtergruppen und in den zerstreuten Aphorismen und Redensarten ihre Ausläufer während der mehr als sechs Jahrhunderte umfassenden Epoche der beiden Talmuden und der älteren.und neueren Midraschim. An der Hand solcher Documente dUrfte die Conjectur zur Gewissheit werden, dass gleich der Spruchsammlung des Sirach auch während der Epochen der Tanaim, Amoraim und Saburaim selbständige Sammlungen dieses beliebten Literaturzweiges vorhanden gewesen sind, von denen uns jedoch nur insofern Fragmente in den oben geschilderten Gruppierungen erhalten wurden, als die Schöpfer und Compilatoren solch selbständiger Spruchwerke sich zugleich als Autoritäten auf religionsgesetzlichem Gebiete ausgezeichnet hatten" 11 • 11) Das Sprichwort 129f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 4, JUEDISCH-HELLENISTISCHE PRAEZEPTE IN DEN GESETZESAPOLOGIEN DES PHILO UND JOSEPHUS Als Hillel von einem Heiden um eine Belehrung Über das ganze jüdische Gesetz angegangen wurde, welche "nicht länger dauere, als er auf einem Fuss zu stehen vermöge", antwortete ihm jener bekannter- und erstaunlicherweise mit der Goldenen Regel in ihrer negativen Form ~~~vn ~7 .~in iltllli~l::l 11~~~ 1i~M7 ~Jb n71:J nilnn 7:J 17Vi ~~n., l "Was dir verhasst ist, - deinem Nachbar tu es nicht ! Dies ist das ganze Gesetz, der Rest sein Kommentar" (bSchab 3la) . Hillel antwortete also mit einer semitisierenden Form jener weisheitliehen Regel, welche STOBAIOS 3.1,173 (HENSE I, 120) auch in den Sieben-Weisen-Sprüchen des Demeitrios v.Phaleron fand : ~ ocra " " nAna~ov, ' VEUEO~~ ·~ ~ ' au•o~ un' n no~E~ (Pittakos), die aber jedenfalls seit ISOKRATES, also seit Beginn des 4. Jhd.s.v., in griechischer Form gängig war 1 • Schammai hatte vorher das Ansinnen des Heiden mit Entrüstung abgelehnt. Dies hebt Hillels Verhalten als im rabbinischen Bereich aussergewöhnlich hervor 2 Hillel begegnet dem vermeintlichen Proselyten nicht mit den unendlich vielen Distinktionen der Schultheologie, sondern mit einem "Einstiegssatz", aus dessen lebenslanger Auslegung- das ist mit dem angefügten iiO) 7~l, "geh und lern" gemeint- sich 1) Nikoles 61 :c~ n~crxov•EG D~'g,{pwv opy(6Ecr3E, •aG•a •oOG ~AAOUG ~n nocE1•E (MATHIEU/BREMOND II, 136). Falls CLEMENS v. Al., Strom 2.139,lf., sich auf eine alte Tradition stützte, so gehörte eine ähnliche Wendung schon zu den FlÜchen des Buzyges (s. u. Kap. 4.2). - Die wichtigsten Stellen sind : Tob 4,15; EpAr 207; PHILO, Hyp 7,6; !1t 7,12 Par (pos.); Apg 15,20.29 (D); Did 1,2; TargJer I ad Lev 19,18; bSchab 3la; AbRN B 26; hebrTestNaf 1,6; PseuMen 40; slavHen 61,1. Weiteres bei DIHLE, Die Goldene Regel, bes. 85-95, zum Ursprung in der griechischen Popularethik; vgl. auch BERNAYS, Philon's Hypothetika 274ff., zur semitischen Version.- Zur Aufnahme als Thales-Spruch in den Gnomologien vgl. STERNBACH, Gnomologium Vaticanum Nr. 32lg, S. 125. 128. 2) Vgl. jedoch die ähnliche Szene und die gleiche Antwort in AbRN B 26 TER 53) von R. "Aqiba. (207) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) (SCHECH- 208 Kap. III. 4 das volle Verständnis ergeben wird. Dieser Satz macht zwar den Anschein, das Gesetz werde der hellenistischen Popularethik gleichgeschaltet; Hillel rechnet aber mit seiner geheimen Affinität zum Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst (Lev 19,18) 3 , und vertraut darauf, dass sich im zusätzlich geforderten Lernschritt die weiteren Einsichten in die tieferen Zusammenhänge des jüdischen Glaubens einstellen werden. Diese radikale Zusammenfassung des jüdischen Gesetzes zeigt äusserst prägnant, wie ein jüdischer, für die heidnische Umwelt interessierter Weiser einer Anfrage aus dem Heidenturn werbend begegnet. Sie spiegelt dabei wesentliche Züge frühjüdischer Gesetzeswerbung und -apologetik wider. Einer dieser ZÜge ist, sich auf dem Feld gerneinsamer Weisheitstraditionen zu treffen und von dort her auf irgendeine Weise die Güte der eigenen Position plausibel machen zu können. Neben einigen weiteren Kurzformeln des jüdischen Glaubens 4 , welche aber nicht aus einer heidnischen Anfrage und Infragestellung erwachsen sind, haben wir zwei eigentliche, kurze Gesetzeszusarnrnenfassungen bei PHILO und JOSEPHUS, bei welchen die in der Hillelszene konzentrierten ZÜge in weiter ausgestalteter Form zu beobachten sind : Bei EUSEBIUS, PE 8.7,1-9 ist uns ein Fragment aus den phiionischen Hypothetica erhalten, welches Eusebius selbst als "Epitome" der die mosaische Staatsverfassung konstituierenden Gesetze (EnLTE~VETaL •nv Ex T~v Mouo€wb v6~wv xaTaßEßAn~~vnv ... noALTELav; 8.6,10) vorstellt, mit welcher diese Gesetze gegen gewisse "Ankläger" (8.5,11) verteidigt werden sollen. Es ist nun schon lange aufgefallen 5 und in letzter Zeit wieder deutlicher hervor3) Targ Jeruschalmi I ad Lev 19,18 schliesst dann tatsächlich die beiden zusammen. Die Beifügung der neg. Regel im westlichen Text zu Apg 15,20.29 hat die ähnliche Funktion. 4) Vgl. NISSEN, Gott und der Nächste 339-415; BECKER, Untersuchungen 382f. Weiteres s. u. Kap. IV.2.1.2, Anm. 2. 5) Vgl. BERNAYS, Philon's Hypothetika (1876) 273; bes. aber WENDLAND, Die Therapeuten und die philenisehe Schrift (1896) 709-713. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4 209 6 gehoben worden, dass innerhalb.der defensio des JOSEPHUS gegen heidnische Angriffe auf seine Antiquitates Judaicae (Ap 1 und 2) in Ap 2,190-219·eine ähnliche Gesetzesepitome vorliegt, welche sowohl interessante Uebereinstimmungen mit Philo wie auch einige mit diesem gemeinsame, auffallende Abweichungen von den biblischen Gesetzesbestimmungen aufweist. WENDLAND hat als erster (s.u.) einen für Philo und Josephus 7 gemeinsamen Fonds frühjüdischer apologetischer Materialien postuliert, dessen vielerlei Spruch- und Mahnworte aus dem den Heiden und Juden gemeinsamen Mittelfeld der Weisheitstraditionen kommen und wohl schon vor Philo zu kleinen Kollektionen jÜdisch-hellenis.tischer Gnomen und Hypotheken versammelt worden waren. Daraus und aus der eigenen Kenntnis der hellenistisch-römischen Ethik haben die Autoren geschöpft, wenn sie ihre Gesetzesverteidigungen schrieben. Das Prinzip des Rückgriffes auf fremdes Terrain, welches schon bei Hillel zu beobachten war, hat uns dabei die beiden Sammlungen des Philo und Josephus beschert, welche gattungsmä$sig zwischen einer Gesetzesepitome und einer Weisheitssammlung im Stil der AbyoL cro~ßv schweben. Beiden geht es ja keineswegs um eine getreue Wiede.rgabe der Gebote von Ex bis Dtn 8 , sondern um die Herstellung einer Vergleichsbasis. Dies gilt, obwohl beide Autoren aus apologetischen Positionen heraus schreiben. Apologetik muss ja immer auch die Gemeinsamkeiten aufweisen, welche einen Vergleich der gegeneinander ausgespielten Grössen Überhaupt erst zulassen. Wenn zum apologetischen Interesse auch noch ein werbendes Motiv tritt, verändert sich meistens, wenn auch unmerklich für den Apologeten, die eigene Position in Richtung Einsichtigkeit und Allgemeinverständ- 6) COLSON, Philo IX (1967) 409, Anm. a; CROUCH, The Origin and Intention (1972) 84-88; VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc (1978), 12lf.l72f.l8lf.233f. 236.242. 7) Die Therapeuten 706-715; HEINEMANN, Philons ... Bildung 539 ("Werbeschrift"). 8) Vgl. nur Philo's Betonung des Gehorsams der Israeliten gegenüber Mose in der wüste (Hyp 6,2f.), welche beim Vergleich mit den biblischen, gegenteiligen Aussagen nur verständlich ist, wenn man "von der, freilich den meisten Apologeten eigenen, Voraussetzung ausgeht, dass die Angreifer nicht bibelfest sind" (BERNAYS, Philon's Hypothetika 263). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 210 Kap. III.4.1 lichkeit 9 . Es brauchte dann die offene Apologetik nur noch der Pseudepigraphie zu weichen, so käme man in unmittelbare Nähe zu PseuPhok (s. Kap. 5), bei welchem dann der Schritt von der Gesetzesepitome zur jüdisch-hellenistischen Weisheitslehre ganz vollzogen ist. 4.1 Die Gesetzesepitome bei JOSEPHUS, Ap 2,190-219 Unter dem Gesichtspunkt der Nähe zum mosaischen Gesetz ist die Epitome des Josephus vor derjenigen Philos zu behandeln, obwohl Ap 1 und 2 ca. 60 - 80 Jahre nach den Hypothetica geschrieben wurden. Beim Priester und Pharisäer Josephus, der mit den palästinischen Gesetzestraditionen aufwuchs (vgl. Vita 7-9), ist das Gesetz noch viel stärker präsent als bei Philo, der in einem s~it Aristobul feststellbaren, also schon über 100 Jahre alten, hellenistischen Assimilierungsprozess viel intensiverer Art stand. Die folgende, z. T. verkürzte Uebersetzung von Ap 2,190-219 versucht, die Eigenarten des Textes durch verschiedene Hilfsmittel deutlich zu machen : - Die MAJUSKELN heben die Bezüge zum Gesetz oder zum Gesetzgeber hervor10 . - Die Strukturierung, welche den mikrosyntaktischen Signalen des Textes folgt, verdeutlicht die mehr oder weniger klaren thematischen Gruppen I bis VIII. -Die Zählung mit Ziffern zwischen Klammern (1) bis (45) grenzt dieeinzelnen Logien ab, macht den Sammelcharakter des Textes deutlich und ermöglicht einen exakten vergleich mit PHILO, Hyp, und PseuPhok. rechten Rand werden die Parallelen bei PHILO, Hyp 7,1-9 und bei PseuPhok angegeben. Unterstrichene Parallelen bezeichnen dabei Logien, die nicht aus Pentateuchtraditionen zu belegen sind. - Am 9) Typisch dafür sind die Beteuerungen in Hyp 7,1 und Ap 2,190, dass das mosaische Gesetz &nAbG, onAOG und yvwp,~6G sei. 10) Von 209 bis 214 ist vo~o3e•nG Subjekt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4.1 211 JOSEPHUS, Ap 2, 190-219 PseuPhok 190ff. Welches sind nun diese Vorschriften und Verbote ? - Sie sind einfach und verständlich. 7,1 I. Die erste (Vorschrift) handelt von Gott : folgt eine kleine Abhandlung über Gottes Allmacht, Vollkommenheit und Autarkie, über seine Erkennbarkeit, aber Nicht-Abbildbarkeit.) ~s (1) Ihn muss man verehren durch Vollbringen der Tugend; dies ist nämlich die heiligste Art von Gottesverehrung. (2) 193ff. Ein Tempel des einen Gottes, <Lieb ist nämlich immer jedem das Aehnliche.>llgemeinsam für alle, wie Gott gemeinsam für alle ! (Es folgen apologetische Bemerkungen zum jüdischen Priestertum und Opferdienst.) (3) 196 Und bei den Opfern muss man zuerst für das gemeinsame ~vohl bitten, erst dann für sich selbst; denn für die Gemeinschaft sind wir geboren, und wer diese seinem Eigennutz vorzieht, ist Gott am gefälligsten. (4) 197 Das Bittgebet an Gott sei so Nicht dass er Güter gebe, denn er hat (schon immer) freiwillig und unparteiisch gegeben, sondern, dass wir sie anzunehmen und dann zu bewahren imstande sind. (5) 198 Waschungen für die Opfer schrieb das GESETZ vor : nach einem Begräbnis, nach dem Wochenbett, nach dem Verkehr mit einer Frau und bei vielen anderen (Gelegenheiten) <, was zu schreiben zu weitläufig wäre. Das ist unsere Lehre Über Gott und dessen Verehrung, das·ist zugleich auch unser GESETZ>l2. 11} Der Parallelismus von (2} wird durch dieses Sprichwort (vgl. HOMER, Odyssee 17, 218; ARISTOTELES, Ethica Nicomachea 9.3,3 (BYWATER 183}, Sir 13,15f.} zerrissen. Textkritisch besteht aber kein Anlass, das Logion zu entfernen. 12} Vgl. THACKERAY, Josephus I, 372, Anm. 2 : "absent from the best MSS of Eus. and are perhaps a gloss". http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.4.1 212 I I. 199 Welches sind nun die GESETZE über die Ehe ? PseuPhok (6) Als einzige Koitusart kennt das GESETZ die natürliche Vereinigung mit der Frau, und diese soll nur wegen der Kinder ge~ schehen. (7) Jene der Männer mit Hännern verabscheut ES - und Tod ist die Strafe., wenn einer sich dazu anschickt. (8) (9) 7,1 200 ES befiehlt, nicht mit dem Blick auf die Aussteuer zu heiraten, nicht aufgrund gewalttätigen Raubes, nicht durch listige und täuschende Ueberredung, sondern bei jenem, der sie zu geben Herr ist, anzuhalten, und gernäss dem erforderlichen Verwandtschaftsgrad. 3b.l90f. 199f. 179ff. 201 Die Frau ist geringer als der Mann in allem, sagt ES, deshalb soll sie gehorchen, nicht zu ihrer Entehrung, sondern damit sie geleitet werde. Gott hat nämlich dem Mann die Kraft gegebenl3. (10) Mit dieser soll der Gatte allein Umgang haben (11) Die Frau eines anderen zu verführen 7,1 ist frevlerisch. - Wenn einer dies tut, (gibt es für ihn) kein Losbitten vom Tod, weder (lla) wenn einer eine Jungfrau vergewaltigt, welche einem andern versprochen ist, noch (llb) wenn er eine verheiratete Frau verführt (vgl. in 216). (12) 202 ES befahl, alle Kinder aufzuziehen; (13) und den Frauen verbot ES, sowohl das Erzeugte abzutreiben (&~ßAOUV), als auch es zu zerstören. Wenn eine Frau dessen überführt würde, wäre sie eine Kindstöterin, da sie eine Seele vernichtet c&~avC~ouoal und die Nachkommenschaft vermindert hat. 3a. 198 184f. 13) Es besteht kein Grund, diese im Frühjudenturn weitbelegte Anschauung (vgl. TestRub 5,1; s.u. Kap. V.2.2.l, Anrn. 13) zu streichen. JOSEPHUS stützt sich immer wieder in den indikativischen Begründungen auf solche Weisheitslogien, vgl. (2). (3). (9). (22). (23). Hier wird jedoch ein misogynes Sprichwort als mosaisches Gesetzeswort vorgestellt. Sprichwörter als Torawort, Bat Qol oder Gotteswort finden sich des öftern im rabbinischen Schrifttum, vgl. Midr Ps 56,1 (WUENSCHE 321) mit bBer 58a.62b ("Komm dem MÖrder zuvor, eh er dich mordet"; vgl. ·Ex 22 ,1); bBqam 92b ("Nennen dich deine Genossen einen Esel, so lege dir einen Sattel auf!"; vgl. GenR 45,7); GenR 67,8 Par bSanh 52a ("Viele alte Kamele gibt es, die die Felle von Jungen tragen."). I http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 213 Kap. III.4.1 PseuPhok (14) So kann auch keiner, der eine WÖchnerin entehrt, als rein betrachtet werden. 186? (15) 203 Sogar nach dem GESETZESgerechten Geschlechtsverkehr muss man sich waschen. ES war der Ansicht, dass dabei eine Zuweisung der Seele an einen anderen Ort geschehe. Diese leidet aber, sowohl wenn sie in die KÖrper eingepflanzt, als auch wenn sie durch den Tod von ihnen getrennt wird. Deshalb schrieb ES bei allen diesen Dingen Reinigungen vor. (16) 204 Nicht einmal an den Geburtstagen der Kinder erlaubt ES, reichliche Mahlzeiten zu veranstalten und diese als Vorwand für Zechereien zu benutzen; vielmehr ordnete ES in der Erziehung gleich von Anfang an massvolle Besonnenheit an. (17) ES befahl, (den Kindern) die Buchstaben beizubringen, damit sie die Belange des GESETZES und die Taten der Vorfahren kennen, damit sie diese nachahmen, jene aber, da sie gut unterrichtet sind, nicht Übertreten und keine Entschuldigung ihrer Unwissenheit haben. I I I. In 205 folgen traditionelle Vorschriften zur Einfachheit von Begräbnis und Grabmal (18), zum Trauerzug und zur Trauerklage (19) und zu den notwendigen Reinigungen (20). IV. (21) 206 Ehrfurcht vor den Eltern schrieb ES als zweites nach der Ehrfurcht vor Gott vor .•. (22) Und Ehrfurcht vor jedem alten ~.fenschen sollen die Jungen haben, sagt ES, da ja Gott das älteste Wesen ist. (23) 207 Etwas vor Freunden zu verbergen, · gestattet ES nicht, denn ohne volles Vertrauen gibt es keine Freundschaft. (24) Auch wenn später eine Feindschaft ausbricht, verbietet ES, die Geheimnisse zu verraten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 8 220ff. 218 Kap. I I I. 4. 1 214 PseuPhok (25) Wenn ein Richter (Bestechungs-)Geschenke annimmt - der Tod ist die Strafe. (26) Wer einem Schutzflehenden keine Hilfe zukommen lässt - trotz gegebener MÖglichkeiten (8v6v) - ist rechenschaftspflichtig. (27) 208 Was man nicht niedergelegt hat, das darf man nicht aufheben (vgl. in 216). (28) Von fremden Gütern darf man nicht nehmen (vgl. in 216) (29) Zins darf man nicht erheben. 135f. Diese (Vorschriften) und viele ähnliche halten unsere gegenseitige Gerneinschaft zusammen. V. 209f. Verhaltensregeln des GESETZGEBERS zu 39ff. "Andersstämmigen" (30), Proselyten (31) und zufälligen Besuchern (32). VI. 211 Des weitern schärfte ER (jene Dinge) ein, welche geteilt werden müssen : (33) Allen Bittenden Feuer, Wasser und Nahrung anbieten, (7)- (9) (34) den Weg weisen, (35) einen unbegrabenen Leichnam nicht liegen lassen, (36) auch gegen erklärte Feinde sich schicklich verhalten. (37) 212 Ihr Land zu verbrennen, lässt ER nämlich nicht zu. (38) auch nicht ihre Baumkulturen zu fällen. (39) ER verbot sogar, die in der Schlacht Gefallenen zu plündern, (40) und ER traf Vorkehrungen für die Kriegsgefangenen, besonders die Frauen, damit ihnen keine Entehrung geschehe. VII. 213 So vollkommen lehrte ER uns eine milde und menschenfreundliche Haltung, dass ER nicht einmal die vernunftlosen Tiere vernachlässigte. ER liess vielmehr http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 99 Kap. III.4.1 215 !!Y.E......!. 'PseuPhok : (14) nur ihren gesetzmässigen Gebrauch zu; jeden anderen verbot ER : (41) Tiere, welche wie Schutzflehende in die Häuser flüchten, verbot ER zu töten. (42) ER schrieb vor, den Jungvögeln die Eltern nicht wegzunehmen, (20) 84?.85 (43) die Arbeitstiere selbst im Feindesland zu schonen und sie nicht zu töten. 214 So hatte ER immer ein massvolles Verhalten im Blick, indem ER die oben genannten lehrhaften Gesetzesbestimmungen anwandte, anderseits aber Strafmassnahmen ohne Ausfluchtmöglichkeiten gegen die Gesetzesbrecher aufstellte. VIII. 215f. Die STRAFE auf den meisten Uebertretungen ist der Tod : Es folgt dann eine z.T. repetierende Liste von Uebertretungen, wie Ehebruch und Vergewaltigung (11), Knabenschändung (7) ,/Diebstahl (28), Veruntreuung (27); zusätzlich werden noch falsche Masse und Gewichte (44) und betrügerische Geschäftspraktiken (45) genannt. 7,lf. 7,1/(6) =(Sa) (17) 3a.l78 3b.l90f./135 14f. Für all dies gibt es (bei uns) Bestrafungen, nicht wie bei den andern, sondern viel strengere. 217 Auf ungerechter Behandlung der Eltern und Ehrfurchtslosigkeit gegen Gott - selbst nur im Vorsatz steht sofortiges Verderben. Jenen aber, die nach dem GESETZ leben, winkt als LOHN nicht Silber oder Gold, nicht ein Oelbaum- oder Eppichblätterkranz und eine entsprechende Proklamation, 218 sondern jeder einzelne ist ••. im Glauben, dass Gott denen, die die GESETZE gehalten haben, und, wenn's sein muss, freiwillig dafür sterben, es gibt, wieder zu entstehen und ein besseres Leben beim Umschwung (der Zeiten) zu ergreifen. 219 (Rhethorischer Schluss). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 103f. Kap. I I I. 4. 1 216 Im ganzen Text ist ein sichtliches Bemühen um thematische Gruppierung zu finden 190-198 kann - in Anlehnung an die griechi- sehen Gnomologien- mit ngp\ 8goG Überschrieben werden (I); mit 199-204 ist ein Abschnitt ngpL y~~ou angefügt, zu welchem ich hier auch die zwei Anweisungen zur Kindererziehung (ngpL naL6g(aG) zähle (II) . Es folgt dann III eine kurze Aufzählung der Pietätspflichten bei Todesfällen und Begräbnissen. In 206 beginnt anscheinend ein Abschnitt ngpL yovtwv (IV) mit Rückbezug auf Teil I, doch reihen sich unzusammenhängende Einzelworte an, die am Ende von 208 als Vorschriften charakterisiert werden, welche die jüdische Gemeinschaft zusammenhalten. Damit kontrastieren in 209f. die Regeln, welche den Kontakt mit den Nicht (voll) juden bestimmen (V). In 211 werden fundamentale Haltungen der Menschlichkeit gegen den Bedürftigen, den Toten und den Feind aufgezählt (VI), woran dann in 213 mit 'umständlicher Einleitung drei Tierschutzgebote angefügt sind (VII) • In 215-218 folgt ein in Weisheitsschriften beliebter Abschluss : Androhung von Strafe (Tod) und Verheissung von Segen (Leben). Die beiden Kontrastworte Tod und Leben 14 werden hier jedoch als Todesstrafe im rechtlichen Sinn (215) und als jenseitiges Leben nach der Aufer15 stehung (218) verstanden . Die Abfolge der Themen folgt wohl dem einfachen Prinzip, beim Wichtigsten anzufangen und dann in einer schrittweisen Ausweitung des Blickwinkels immer grössere Sachbereiche anzusprechen. Es ergibt sich dann folgender Aufbau Einleitung (190a) I. I I. I I I. IV. Gott (l90b-198) Familie (199-204) Dorf I Stadt (205) JÜdische Glaubensgemeinschaft (206-208) 16 14) Vgl. Dtn ll,26ff.; 30,15-20; TDan 2,1- 5,1 (s.u. Kap. V.2.2.5); (s.u. Kap. V.2.2.6); TAsch 6,4-6 (s.u. Kap. V.2.5.4). TGad 4,1-7 15) Hier zeigt sich wohl pharisäischer Einfluss, vgl. auch Anrn. 19. 16) Obwohl disparate Logien zusammengestellt sind, versucht JOSEPHUS am Schluss von 208 einen gemeinsamen Nenner zu finden. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4.1 V. VI. VII. VIII. 217 Nicht(voll)juden (209f.) Alle Menschen (2llf.) Tiere (213f.) Fluch und Segen (215-218) Schluss (219) Diese Gesetzesepitome ist also in ihrem Aufbau weniger von einer biblischen Vorlage wie dem Dekalog, dem Bundesbuch u.ä. bestimmt als vielmehr von einem allgemeinen Schema, welches nach "soziologischen" Gesichtspunkten jene wichtigsten Lebensbereiche gruppiert, welche weisheitliches Denken in der ganzen Antike schon seit langem erkannt und behandelt hat. Nicht einmal in 192. (21), wo Josephus auf eine erste und zweite Vorschrift des Gesetzes verweist, steht das mosaische Gesetz Pate. Viel näher ist er dort dem in den griechischen Sammlungen allgegenwärtige Doppel17 gebot der Ehrfurcht vor Gott und den Eltern , welches, zusammen mit dem Gebot des "Ehre das Alter" Ap (22), bei PLUTARCH die .. d arste . 11 t 18 . h ungsgrun d satze ersten d re1. Erz1e Die biblische Grundlage vieler Einzelsprüche ist jedoch eindeutig auszumachen : Die strenge Verurteilung gewisser sexueller Praktiken in (7) und (11) und der Hinweis auf den "erforderlichen Verwandtschaftsgrad" in (8) verweisen deutlich auf Lev 18,6-23; 20,9-21 und Dtn 22,13-23,1; (Waschung) auf; Alter), (15) nimmt deutlich Lev 15,18 (22) erinnert an Lev 19,32 (Ehrfurcht vor dem (25) an Ex 23,8; Dtn 16,19; 27,25 (gegen Bestechungs- geschenke). Das Zinsverbot in (29) gibt Ex 22,24 (Par Lev Dtn Spr 28,8) wieder; das Verbot, die Fruchtbäume des Feindes zu fällen, stammt aus Dtn 20,19-20; jenes der Misshandlung von Frauen aus Dtn 20,14; 21,10-14; der Vogelschutzartikel (42) 17) Vgl. die Parallelen bei STOBAIOS 4,26-30 (HENSE II, 23f.); WEFELMEIER, Die Sentenzensammlung 78ff.; VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 116. BERGER, Die Gesetzesauslegung Jesu 284ff., betont die Zusammengehörigkeit von Elterngebot und Hauptgebot auch im jüd. Bereich: Lev l9,3f.; Dtn 27,16 (nicht 6); Jub 7,20 (noach. Gebote), sieht aber trotzdem "die Ursachen •.. in der stoischen Popularphilosophie, nach der die Eltern Abbilder Gottes sind" (285). ·18) De liberis educandis 7E (BABBIT I, 34); vgl. auch PseuMen 2.- Zu den "ungeschriebenen Gesetzen" s. u. Kap. 5.1.2, Ziff. a. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4.1 218 variiert Dtn 22,6f.; das Verbot von falschen Massen nimmt Lev 19,35f. Par Dtn 25,13ff. auf. Viele weitere Andeutungen machen klar, dass Josephus stets das mosaische Gesetz im Auge hat, auch dort wo sich Parallelen aus griechischen Gesetzessammlungen und Gnomologien aufführen liessen. Die MAJUSKELN zeigen deutlich, wie er fast jedes Einzelgebot auf seinen mosaischen Ursprung zurückzuführen versucht. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in dieser "Epitome" viel ausser-biblisches Material vorhanden ist : Die Gotteslehre in l90ff. scheint eirie Eigenkomposition des Josephus zu sein, in welcher er philosophische Gedanken aus der Stoa (vgl. SENECA, Ep 95,50 (REYNOLDS II, 394); Apg 17,24ff.), ein rabbinisches Bildwort 19 , eine kurze Erläuterung des Bilderverbots (191) und eine Invektive gegen Philo's Schöpfungslehre 20 zu einer hymnenartigen Prädikation des Schöpfergottes gestaltet, wie NORDEN sie als zum festen Typ der religiösen Propagandarede von der althel- lenischen wies21 bis in die jüdisch-christliche Zeit gehörend er- In (15) wird eine wohl ebenfalls stoische beeinflusste Doktrin von einer ~Ec~ßao~~ und vom Leiden der Seele bei Zeugung und Tod vertreten 22 • Neben diesen lehrhaften Stücken finden sich auch sprichwortartige Sentenzen, welche aus der internationalen Weisheit stammen und hier als indikativische Begründungen gebraucht werden : 19) zu Gott als &pxn, ~toob und ctAob hat BLUM, De l'Anciennete 95, Anm. 1, jSanh 1,18a,66f. beigezogen, wo no~ als Darstellung Gottes gedeutet wird, weil die Konsonanten ~. 0 und n den Anfang, die (ungefähre) Mitte und den Schluss des hebräischen Alphabets bilden. 20) Vgl. OpMund 72-76, wo Philo wohl PLATO, Timaios 41C.42E (BURNET IV,· ad.loc.) im Blick hat; s. aber auch slavHen A 33,3b-4a, o. Kap. I.2 TEXT 29. 21) Agnostos Theos 129 : "Aufforderung zur Erkenntnis Gottes als eines menschenunähnlichen, geistigen Wesens und zu der dadurch bedingten Sinnesänderung, Prädikation dieses Gottes und die rechte Art seiner Verehrung (nicht blutige Opfer, sondern im Geist), ewiges Leben und Seligkeit als Lohn solcher Erkenntnis, das waren die festen Punkte des schematischen Aufbaus." NORDEN hat dies fÜr JOSEPHUS, Ap 2,190-219 nicht bemerkt. 22) Vgl. POHLENZ, Stoa und Stoiker 73ff.; bes. 330ff. (bei Poseidonios). Gerade in PseuPhok lassen sich auch mehrere Berührungspunkte zu POSEIDONIOS finden, s. ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis 55-57 (zu PseuPhok 71-75); 68f. (zu PseuPhok 104); 71 (zu PseuPhok 108). Doch s. die Kritik von VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 29, Anm. 115, ("Poseidonius-rage of the first quarter of the twentieth century"). - S. u. Kap. 5.2, Anm. 36. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 219 Kap. III.4.1 in (2) in in (9) (3) in (22) in (23) Gleich zu gleich gesellt sich gern. Gott ist allen gemeinsam. FÜr die Gerneinschaft sind wir geboren. Die Frau ist in allem geringer als der Mann. Gott hat dem Mann die 'Kraft' gegeben. Gott das älteste Wesen. Ohne volles Vertrauen gibt's keine Freundschaft. Diese nicht-biblischen Passagen stehen offensichtlich im Dienst jener Einholbewegung, mit welcher sich der Apologet auf ein Mittelfeld von gerneinsamer Einsichtigkeit einlässt. Weniger ausdrücklich zeigt sich diese einladende Geste auch in den neutralen Formulierungen in (11): &vÖcrLov, (1): aEpanEu.~ov, (3): XPn, (4): ~a•w, (27)-(29):•L~, welche allgerneine Bedeutung an- streben. Wenn man zusätzlich die Auswahl der gesetzlichen Stoffe in Betracht zieht,· welche Josephus vorgenommen hat, so fällt auf, dass er einerseits kleinste Gebote wie den Vogelschutz (42) 23 erwähnt, andererseits aber so wichtige Dinge wie den Sabbat und die Beschneidung weglässt. Diese Selektion entspricht der apologetisch-werbenden Absicht. Es entsteht aadurch eine "Epitome" der mosaischen Gesetze, welche in keiner ihrer Vorschriften so gestaltet ist, dass sie nicht auch in einer griechischen Sammlung verständlich wäre. Erst durch die unermüdliche Beteuerung, dass es das Gesetz oder der Gesetzgeber ist, welches(r) "be- fiehlt", "verbietet", "erlaubt", "vorschreibt" usw. kommt eigentlich eine mosaische Gesetzes-"Epitorne" zustande. Alle diese in die gleiche Richtung weisenden Indizien bekommen ihren festen Halt durch den Nachweis, dass ein Grossteil der Vorschriften in der hier präsentierten Art inhaltlich gar nicht aus dem mosaischen Gesetz stammen, sondern aus sonstigen, frühjÜdischen Gesetzesdeutungen oder schlechthin aus dem Griechenturn : (1)-(4) sind Ansichten zu Gottesdienst, Tempel, Opfer und Bittgebet, welche den in der populären Ethik verbreiteten Vorstellun- 23) Vgl. DtnR 6,2; auch bQid 39b; bChul 142a; PHILO, Hyp 7,9 (~LKpa Kal -~ •ux6v•a). Siehe CROUCH, The.Origin and Intention 86. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 220 Kap. I I I. 4 .1 genvon 5.pe:-cn' (1), xo~vb!;; (2), xo~vwv(a (3) und in (4) mit einer an Epiktet erinnernden, geläuterten Auffassung vom Gebet verpflichtet sind. Dass Geschlechtsverkehr nur wegen der Kinder geschehen soll (6), steht nicht in der Tora; ebenso wenig stammen die Heiratsbestimmungen in (8), die Verbote der Abtreibung und Aussetzung (12). (13), das dreifache Erziehungsprogramm (17), die Trauervorschriften (18)-(20), das "feine Sittengebot" 24 von den :J ~ ;:, anoppn-ca e:v ::>/ e:x8p~ unter Freunden (23). (24), das abgestufte Ver- halten zu Nichtjuden (30)-(32), verbr~nnen d~s Verbot feindliches Land zu (37) und die beiden zusätzlichen Tierschutzbestimmun- gen (41) und (43) aus der mosaischen Gesetzgebung. Auf den typisch griechischen Ursprung der Grundgebote der Menschlichkeit in (27) und (33)-(35) werden die Parallelen bei Philo, Hyp (7)-(10) aufmerksam machen (s. nächstes Kapitel). Josephus benutzte also offensichtlich nichtbiblische Materialien und verband sie mit z.T. schon stark auf Einsichtigkeit hin Überarbeitetem Gesetzesgut. CROUCH hat im Anschluss an WENDLAND un d REINEMANN 25 u"'b erzeugend klar gemacht, dass dies keine Sonderleistung des Josephus darstellt, sondern auf einem Vorbild beruht, welches auch Philo in den Hypothetica und PseuPhok gekannt und benutzt haben. Der Beweisgang ist klar : Die drei Autoren haben detaillierte Vorschriften gemeinsam, welche nicht von der Tora abgeleitet sind. Da ein gegenseitiges Abschreibeverhältnis kaum nachzuweisen ist 26 , müssen sie eine gemeinsame, weitere Quelle benutzt haben. Im vorausgehenden Text sind die Vergleichspunkte, welche CROUCH zusammengestellt hat, in den beiden Spalten Hyp und PseuPhok - noch etwas ergänzt - angeführt, wobei die unterstrichenen Stellen jene nicht-mosaischen Texte bezeichnen, 24) BERNAYS, Philon's Hypothetika 277. THACKERAY's, Josephus I, 376, Anm. f, Verweis auf die Essener (vgl. Bell 2,141) ist unzutreffend; da dort von der Arkandisziplin gesprochen wird. Der Hinweis von CROUCH, The Origin 87, auf Spr 29,9 bleibt mir uneinsichtig. 25) The Origin 83-88; WENDLAND, s. Anm. 5; HEINEMANN, Philons gr. und jüd. Bildung 529f. 26) Wie RAPPAPORT, Agada und Exegese XVIIIf, für die "hellenisierenden Angaben" (XVIII) bei Josephus annahm; dort ältere Literatur, MOTZO, Le"Yno8eTLK~ di Filone 556-565, rekonstruiert sogar Hyp nach dem Plan von Ap_. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 221 Kap. III. 4.1 auf denen das Postulat der Quellschrift hauptsächlich ruht 27 . Damit ist- wenigstens postulatarisch - eine weitere frühjüdische Schrift in den Blick gekommen, welche in apologetisch-propagandistischer Weise die israelitisch-jÜdischen Mosegesetze so präsentierte, dass sie in die Nähe einer Weisheitsschrift allgemeiner Art gerieten. Ich nenne sie vorschlagsmässig "Apologeticum", ohne damit eine inhaltlich klar umreissbares Dokument zu meinen. Da von ihm nichts gesagt werden kann als was in Hyp, Ap und PseuPhok durchscheint, ist es hier inhaltlich nicht weiterführend auswertbar 28 • Es stellt aber ein wichtiges traditionsgeschichtliches Bindeglied in der Geschichte des frühjÜdischen Bemühens um weisheitliehe Formulierung der Gesetzestraditionen dar. Wohl mit diesem Apologeticum hängt der weitere, für Philo und Josephus charakteristische Zug der "Gesetzesverschärfung" zu- sammen, wie sie in den übertriebenen Strafmassnahmen zum Ausdruck kommen. Die Todesstrafe gilt "für die meisten Uebertretungen" (215), wobei die in dieser Frage nicht zimperliche Gesetz- gebung der Tora noch Überboten wird, vgl. in 215 (25). (11) in 215. (7) (bei Zustimmung); 217 (Vorsatz). Bei Philostehen ähnli- che Strafbestimmungen zu Beginn (7,1). Zur Rahmung einer frühjüdischen Gesetzesepitome scheint der doppelte unüberbietbare Einfachheit (anA6•nG : Hinweis auf die Hyp 7,1; Ap 190) der Ge- bote und die unerbittliche Strenge der Ahndung zu gehören. Beides kann im Licht des vorher beschriebenen weisheitliehen Zuges, welcher die Einzelvorschriften prägt, nur als apologetische Redaktion gewertet werden, durch welche das Plus dieser frÜhjÜdischen Sammlungen betont werden muss. Die Lebensregeln innerhalb dieses Rahmens sind in ihrer Inhaltlichkeit davon nicht betrof- 27) FÜr die Frage nach dem frühjüdischen Ursprung von PseuPhok wird dieses Apologeticum seinen wichtigen Beitrag zu leisten haben, s.u. Kap. 5.2. 28) Vielleicht hängt mit dieser Uebernahme aus dem Apologeticum auch der seltsame Sachverhalt zusammen, dass JOSEPHUS zu Beginn des 2. Jhd.s n. in l93ff. noch von einem einzigen Tempel und einem scheinbar noch intakten Opfergottesdienst spricht ! Doch vgl. MOTZO, Le<Ynoag~LK~ 572f. (Abhängigkeit von Philo !). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 222 Kap. III.4.2 fen. Deutlichstes Zeugnis dafür ist PseuPhok, wo mit dem Namen des Autors auch diese offensichtliche Polemik wegfällt. Zusammenfassend lässt sich sagen JOSEPHUS, Ap 2,190-219, zeigt, wie sich in frÜhjÜdischer Zeit aus palästinisch-vorrabinischen Gesetzestraditionen eine Weisheitslehre entringt, welche die Esoterik der Schulexegese der Mosegesetze unter dem apologetischen Zwang sprengt und im Einbezug verschiedener weisheitlieber Materialien eine weltoffene Lebenslehre zu sein versucht. Der bemühte RÜckbezug auf Mose als den besten Gesetzgeber (s. Kap. II.l.3ff. und 2.3) schärft dabei wiederum ein, dass auch in der römischen Zeit des Josephus Israel die unüberbotene Mutter aller Weisheit bleibt. DierelativeNähe des Josephus zum Gesetz kontrastiert dabei zu PHILO, Hyp 7,1-9 und PseuPhok, bei welchen weitere Schritte auf eine hellenistische Weisheitslehre hin gemacht werden und der Einbezug griechischer Elemente immer deutlicher und unversteckter geschieht. 4.2 Die Gesetzesepitome bei PHILO, Hyp 7,1-9. Die philonischen Hypothetica sind uns nur in den Exzerpten des EUSEBIUS, PE 8.5,11- 7,20; 8.11,1-18, erhalten, und man ist wohlberaten, sich bei der Gesamtbeurteilung dieses Werkes den fragmentarischen Charakter des Vorhandenen stets vor Augen zu halten 1 • EUSEBIUS hat aber nach seinen redaktionellen Notizen 1) MOTZO, Le'Yno&E<~K~ di Filone 556-565, rekonstruiert Hyp nach dem Leitbild von JOSEPHUS, Ap 2; das ist sehr anziehend. Es ist jedoch MOTZO nicht gelungen, zwischen Philo und Josephus ein tatsächliches Abschreibeverhältnis aufzuzeigen, da die Vergleichspunkte m.E. zu schwach sind. Seine Rekonstruktion liesse sich auch auf die gemeinsame Vorlage des "Apologeticums" anwenden. - Verschiedene Interpretationen des Titels : BERNAYS, Philon's Hypothetika 262-271; WENDLAND, Die Therapeuten 717; ELTER, De Gnomologiorum Graecorum historia atque origine VIIII, 237f.; SCHUERER III, 685. · http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 223 Kap. III. 4. 2 (PE 8. 6, 2 und 7,10: l-I.E-r6. ßpaxta) den ursprünglichen Text nur durch Auslassungen gekürzt, die von ihm ausgewählten Stücke jedoch intakt gelassen, sodass wir die Hypot~etica als echt phiio- nisch ansehen kÖnnen 2 • Hyp 7,1-9 ist zudem als abgeschlossene kleine Einheit zu betrachten. Die rückverweisenden Demonstrativpronomen in 7,1 beziehen sich auf eine antithetische Schilderung der·lockeren griechischen Rechtspraktiken, wie sie bei JOSEPHUS Ap 2,276-278 noch vorhanden ist. Das ehemals anschliessende, jetzt fehlende kurze Stück zwischen 7,9 und 10 enthielt "no doubt an account of the strict rules enforces on the sabbath" 3 , gehörte also schon zum weiteren, bis 7,19 reichenden Teil. Die philenisehe Gesetzeszusammenfassung hat, wie schon in Kap. 4.1 des Öftern gezeigt wurde, wichtige Charakteristiken mit Ap 2,190-209 gemeinsam, sodass hier nur mehr Weiterführendes gesagt werden soll. Die nachfolgende Uebersetzung ist gleich wie der JOSEPHUS-Text in Kap. 4.1 gestaltet, was die Strukturierung, die Zählung der Einzellogien und die Parallelen am rechten Rand angeht. Die MAJUSKELN mussten jedoch, einer anschliessend zu erörternden Eigenart des PHILO-Textes folgend, etwas anders angewendet werden. PHILO, Hypothetica 7,1-9 (=EUSEBIUS, PE 8.7,1-9): PseuPhok I. 7 1 lf. Die Strafmassnahmen des MOSAISCHEN GESETZES 215f. sind - im Gegensatz zur Rechtspraxis der griechischen Welt - "einfach und klar". Knabenschändung, Ehebruch, Vergewaltigung4, Prostitution, Frevel am Leib des Sklaven und Freien, Versklavung, Diebstahl, ungeziemende Worte gegen Gott, die Eltern und Wohltäter werden unweigerlich mit dem Tod durch Steinigung bestraft. 190 (7). (11). 3.178.190f. 215 (28) (1). (21). 80 217 2) Mit HEINEMANN, Philons ••• Bildung 353; COLSON, Philo IX, 407f., Anm. b. Die Unterschiede zur Gesetzesinterpretation in SpecLeg sind zwar nicht zu Übersehen, können aber, wie es im folgenden gemacht wird, auf grund der andersartigen Quellenbenutzung von Philo gedeutet werden. 3) Ebd. 431, Anm. d. 4) ß~~6e;Lv na~öa : COLSON, 423, übersetzt "rape of a young person". Die Stellung des Ausdruckes zwischen anderen sexuellen Vergehen, sowie die Parallelen bei JOSEPHUS, Ap (11) (ß~6.6e;Lv napat'vov ••. ); 215 ( ß. Kbpnvl, und PseuPhok 198 (Ö;J.lvncr-.e;u-.a ß(l'l~ KOOPLncrL J.lLye;(n) legen aber "Vergewaltigung" nahe. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 224 Kap. III. 4. 2 PseuPhok I I. 3 Andere (Vorschriften) sind wiederum verschiedener Art : (1) Die Frauen sollen den Männern wie Sklaven gehorchen, zwar keineswegs zu (ihrer) Entehrung, sondern zum Gehorsam in allem. (2) Die Eltern sollen Über die Kinder herrschen zu ihrem Heil und ihrer Pflege. (3) Jeder sei seiner eigenen Güter Herr, wenn er nicht 'Gott' Über sie ausgerufen hat, sodass er sie dem Gott überlassen hat •••• " ( 4f. Anweisungen zur Gelübdepraxis) III. 6 Unzählige andere (Bestimmungen) gibt-es neben diesen, welche zu den UNGESCHRIEBENEN GEBRAEUCHEN UND SATZUNGEN gehÖren oder in den (geschriebenen) GESETZEN selbst enthalten sind : (4) Was einer zu erleiden hasst, soll er selbst nicht tun. (5) Was einer nicht niedergelegt hat, das soll er nicht aufheben, nicht aus einem Gartenbee~ nicht aus der Kelter, nicht von der Tenne. = (27) (6) Nicht von einem Haufen etwas Grosses oder Kleines wegnehmen, einfach nichts. (28). 216 135f. (7) Nicht das Feuer einem Bedürftigen neiden. (33) (8) Nicht die Wasserquellen abschneiden. (33) (9) Vielmehr : Den um Nahrung bettelnden Armen und Krüppeln aus Pietät zu Gott mit frommer Gesinnung darreichen. (33) 10.19. 22f. (10) 7 Nicht dem Leichnam das Grab verweigern, sondern soviel Erde darauf werfen, wie es die Frömmigkeit verlangt. (35) 99 .216 (11) Nicht Grabhügel, nicht Grabsteine der Verstorbenen verschieben. (12) Nicht Fesseln, nicht etwas noch Schlimmeres einem aufbürden, der in Not ist. (13) Nicht die Fortpflanzungsfähigkeit der Männer durch Abschneiden, nicht jene der Frauen mit sterilisierenden Mitteln http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 187 225 Kap. I I I. 4. 2 PseuPhok : oder anderen Praktiken zerstören (a]J.ßA.ouv) 5. (14) Nicht den Tieren etwas zufügen, entgegen dem was der Gott oder ein Gesetzgeber (•L~) verordnet hat. (15) Nicht Samen vernichten (a~avC~ELv) 6 . (13) 184 213 (13b)? 185? (44) 14f. (16) Nicht Erzeugtes mit List entziehen 7 (17) 8 Keine betrügerische Waage unterschieben, keine falsche Choinix (=Getreidemass), keine gefälschte Münze. (18) Nicht Geheimnisse von Freunden in Feindschaft preisgeben. Wozu brauchen wir in Gottes Namen jene BUZYGISCHEN (VORSCHRIFTEN) ? IV. Weitere, zusätzliche (Dinge) beachte (19) Nicht die Kinder von den Eltern trennen, auch wenn du diese als Gefangene hälst; nicht die Frau vom Mann, auch wenn du durch rechtmässigen Kauf ihr Herr bist. V. 9 Dies waren bedeutungsvolle und wichtige (Dinge); andere sind klein und zufällig: (20) Nicht die Vogelbrut im Nest 8 zerstören. (21) 84.85? Nicht die Bitte um Schutz, wie sie manchmal vorkommt, von zu dir fliehenden Tieren zunichte machen, auch nicht, wenn es um etwas noch Geringeres geht. 5) 1\].Lßil.6w (=ä].Lßii.Ccntw) heisst eigentlich "aptreiben"; da sich aber hier das Wort auf die yovn von Mann und Frau bezieht, kann es nicht genau gemeint sein. Es geht jedenfalls um Kastration, Sterilisation und Abtreibung; vgl. Ap (13) • 6) Wörtl. Uebersetzung, welche den unklar~n Bezug offen lässt : Betrifft (15) und (16) die in (14) genannten Tiere, oder greifen beide auf (13) zurück ? (15) verbietet somit entweder Kastration von Tieren (vgl. JOSEPHUS, Ap 2,271), oder Verfehlungen wie Onanie und Coitusinterruptus usw. 7) Zur in Anm. 6 genannten Unklarheit ko~t hier die Textvariante öoil.oÜv/ öouil.oGv hinzu. Logion (16) heisst entweder "den tierischen Nachwuchs nicht vorzeitig entziehen" (vgl. (20)), oder meint irgendeine Art der Hinterziehung einer menschlichen Leibesfrucht, oder die Versklavung eines Kindes. WENDLAND, Die Therapeuten 709, zieht (13), (15) und (16) zu einem Katalog: Kastration, Abtreibung (13); Aussetzung (15); Versklavung, zusammen. 8) ve:01:·tCa. MO.l:OLKCöLo>; könnte auch "Nest unterm Dach" heissen; doch vgl. Dtn 22,6; Ap 2,213; PseuPhok 84. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 226 Kap. III.4.2 Du magst sagen, diese Dinge seien nicht der Rede wert. Doch das GESETZ, das auch sie umfasst, ist gross und jeder Aufmerksamkeit wert. Auch die voraussagenden Mahnungen sind schwerwiegend und die (damit verbundenen) Verwünschungen (gereichen) zu völligem Verderben. Und Gott selbst Überwacht sie alle und rächt sie Überall. Der Text ist zwar durch kurze Begleitsätze deutlich unterteilt, doch die Teilstücke I-V bilden fast nie eine gute Einheit. Abschnitt I bringt den schon bei Josephus besprochenen Topos aus dem Apologeticum von der unerreichten Einfachheit (vgl. Ap 190) der mosaischen v6~oL (6,10) und der unerbittlichen Strenge (vgl. Ap 215-217a) der Bestrafung. Abschnitt II widmet sich zuerst kurz den familiären Personen- und Besitzverhältnissen und dann I in einer für eine Epitome ungeziemend langen Erörterung der strengen jüdischen GelÜbdepraxis 9 . Abschnitt IV besteht nur aus dem Doppelwort von der humanen Behandlung familiär verbundener Gefangener und Sklaven. Abschnitt V beschliesst die Sammlung mit drei Tierschutzbestimmungen. Der Mittelteil III fällt durch seinen grossen Umfang und durch seine ungewöhnlichen Rahmensätze auf. Diese 15 (von insgesamt 21) Logien bilden eine negative Reihe, ausser (9), zu verschiedenen wichtigen Bereichen des menschlichen Lebens : (4) eröffnet mit der negativen Goldenen Regel (wie bei HILLEL !) als Grundsatz die ganze Reihe, in (5)(6) geht es um fremdes Gut, in (7)-(12) um humanes und soziales Verhalten, in (13)-(16) um die Bewahrung menschlichen (und vielleicht auch tierischen) Lebens, in (17) um Ehrlichkeit und in (18) um Freundschaft. Es ist erstaunlich, wie wenig die mosaische Gesetzgebung in dieser ihrer Kurzfassung präsent ist. Eigentlich nur bei den Erörterungen zu den Gelübden in 4f. (vgl. Lev 27), dem Verbot der 9) Das Gelübdewesen hat Philo öfters beschäftigt, vgl. SpecLeg 2,1-38; REINEMANN, Philons •.• Bildung·85-92.537f., hat gezeigt, dass Philo hierzu (und zu Fragen des Ternpelkultes) nur "theoretische Kenntnis von Bestandteilen der 'mündlichen Lehre'" (537) hatte. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4. 2 Kastration in (13) familie in (20) 227 (vgl. Lev 22, 24), der Ausrottung der Vogel- (vgl. Dtn 22,6 u.a.) und vielleicht auch bei den falschen Massen in (17) (vgl. Dtn 25,14; Lev 19,35) ist ihr Einfluss festzustellen. Die anderen Präzepte sind in Sprache und Inhalt eigenständig und am besten der mit Josephus und PseuPhok gemeinsamen Quelle des Apologeticums zuzuschreiben. Hyp 7,1-9 bietet aber Über Josephus und PseuPhok hinaus weitere Logien nicht-mosaischen Ursprungs Die "Wohltäter" in 7,2, auf deren zufälligen Beschimpfung (~n~a•~ •uxÖv•~) die Steinigung steht (vgl. PseuPhok 80), die negative Goldene Regel (4), die Grabschändung (11) , die Schuldhaft (12) , wohl auch die beiden unklaren Vorschriften zum Schutz des anep~a (15) und des y{vvn~a (16) und wieder.sicher die Scqutzbestimmungen in (19) und (21) . Bei PHILO wird vollends klar, was bei JOSEPHUS noch unter der betonten Präsenz des Gesetzes verborgen sein wollte, dass nämlich nicht-mosaische Quellen bei der Gestaltung der Gesetzesepitome vorlagen und darüber hinaus, dass auch nicht-jüdische Gesetzestraditionen beigezogen wurden. In den Rahmensätzen zum auffallenden Abschnitt III werden zwei deutliche Hinweise gegeben : zu Beginn von Hyp 7,6 verweist Philo auf ~ypa~a ~an xai vÖ~~~a, womit er für den jüdischen Raum jenes weite Feld der fundamentalen, das konkrete Recht Übersteigenden ~ypapo~ vb~o~ des Griechentums einbezieht 10• Im abschliessenden Ausruf 7;8 setzt er einen weiteren Vergleichspunkt in den apat Boul:Oy ~o~ (=buzygische Verwünschungen), diesen "Vorschrifte.n über die elementarsten Pflichten der Menschlichkeit" 11 , welche die Buzygen alljährlich in Athen bei der Eröffnung der Saatzeit, 10) Philo braucht den Ausdruck auf verschiedenste Weise : "'1\ypa(j)OG v6!J.OG ist ihm ein Gesetz, das nicht auf Stein oder Papier sich darstellt und verkündet, sondern lebendig hervortritt in dem Handeln und Treiben, sei es eines ganzen Volkes oder einer Gemeinde als Sitte (~ao~;), sei es einzelner hervorragender Vertreter desselben, der Patriarchen oder Heroen, sei es endlich des höchsten Wesens des Univers1.1ms oder der Gottheit." (HIRZEL,'~ypaCjlo(; v6!J.OG 17f.). Vgl. HEINEMANN, Die Lehre vom ungeschriebenen Gesetz im jüdischen Schrifttum, bes. 152-159 (Philo) •. 163ff. (Rabbinisches Schrifttum); PERLES, Die Autonomie der Sittlichkeit 103-108. - Texte u. Kap. 5.1.2,Ziff.a. 11) BOLKESTEIN, Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum 70. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 228 Kap. III. 4. 2 in Erinnerung an ihren Ahnvater Bou6oyn~, den Erst-Erfinder des Ackerbaus 12 , ausriefen 13 • Damit sind zwei Bereiche im nicht kodifizierten Recht der Griechen genannt, welche Philo entweder in den. Sinn kamen, als er die Logienreihe (4) bis (18) schrieb, oder schon in der Quelle vorfand 14 • Auffällig ist zudem, dass in (14), also im Innern der Logienreihe, auf ein TL~ xat vo~oat•n~ verwiesen wird, obwohl doch Mose, der Gesetzgeber par excellence, als Urheber der Gesetzesepitome vorschwebt. Ist damit vielleicht ein Hinweis, welchen Philo zu tilgen übersah, auf die vor-jüdische Existenz der ganzen Reihe erhalten geblieben, welche ursprünglich nicht auf Mose, sondern eine der berühmten griechischen Gesetzgebergestalten Lykurg, Salon, Zaleukos oder Charondas anspielte 16 Die ungeschriebenen Gesetze, die buzygischen Verwünschungen und die alte griechische Gesetzgebung können wegen dieser textinternen Indizien immerhin als mÖgliche Quellbereiche für diesen Mittelteil III angenommen werden. Dass gerade in ihm die meisten Logien einem dieser drei Bereiche zugesprochen werden kÖnnen, 12) Vgl. Jub 11,26 : Abraham als Ersterfinder des Saatpflugs. Z,u den Ersterfindern s.o. Kap. II.l, Anm. 17. 13) Zu den Buzygen und ihren Verwünschungen : HAUPT, Varia 36f.; BERNAYS, Philon's Hyp. und die Verwünschungen des Buzyges in Athen 277-282; SCHMIDT, Die Ethik der alten Griechen I, 88; II, 278f.; BOLKESTEIN, Wohltätigkeit und Armenpflege 69ff.; WILAMOWITZ-MOELLENDORFF, Der Glaube der Hellenen II, 87f. ("Was als allgemein hellenische Pflichten anerkannt war, lernt man am besten aus den Flüchen des Buzyges ••• "); TOEPFER, Art. : Buzyges (l)PRE 3 (1897) 1095-1097; auch CROUCH, The Origin and Intention 87; BERGER, Die Gesetzesa.uslegung Jesu 380f. 14) Dies vermutete schon BERNAYS, Philon's Hyp. 282. 16) Nach Quaest in Gen 3,16 (MARCUS, Philo Suppl. I, 200) kannte Philo mindestens vom Hörensagen eine vo~o8Eo(a des Pythagoras. Die Proömien zu zwei pythagorisierenden und stoisierenden Gesetzessammlungen, welche Philo vielleicht im Blick hatte, sind uns von Zaleukos aus Lokroi, dem z.T. sagenhaften, ersten griechischen Gesetzgeber (7. Jhd.v.?), und Charondas von Katane in Sizilien (6. Jhd.v. ?) bei STOBAIDS 4.2,19 und 2.24 (HENSE II, 123-127.149-155) erhalten. Die hölzernen solonischen Gesetzestafeln (~~OVEC) waren allgemeines hellenistisches Bildungsgut, vgl. RUSCHENBUSCH E6AooVOL v6~oL, bes. 50ff.62-69 (Testimonia). Bei JOSEPHUS, Ap 2,154-156 stehen "die Lykurge, Selene und Zaleukos der Lokrier" wie Spätlinge neben Mose. - Die primären und sekundären Traditionen der drei, und zusätzlich von Drako, sind getrennt'behandelt bei ADCOCK, Literary Tradition and Early Greek Code-Makers, bes. 100-108. · I http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 229 Kap. III. 4. 2 verstärkt m.E. die blasse MÖglichkeit von der inhaltlichen Seite her zu einer beachtenswerten Hypothese 17 zu (4) : Zu dieser semitisierenden Form der negativen "Goldenen Regel" s.o. Anrn. 1. Hier ist die Bemerkung von CLEMENS v.Al. wichtig, dass "dem Fluch des Buzyges nicht entrinnen alle, die anderen das zu tun raten, was sie als für sich selbst unzuträglich ansehen, oder umgekehrt" (Strom 2.139,lf.), womit er gleich Tob 4,15 oder Apg 15,29 (D) verbindet. Das "consiliurn fidele deliheranti dare", welches CICERO, De Officiis 1.16,52 in ähnlichen Zusammenhängen (s. zu (7)+(8)) nennt, spielt ebenfalls auf eine solche Vorschrift an, obwohl dabei die Goldene Regel nicht in den Blick kommt. zu (5) Par Ap (27).216 :Bei DIOGENES LAERTIOS 1 1 56 lautet ein solonisches Gesetz ~ ~n ~8ou, ~n &vtAn, Et OE ~n. a~va•o~ n ~n~Ca (LONG I,24), wobei ihm jedoch ein Exzerpt mit Gesetzen des CHARONDAS in die Feder geriet 18 • Das tatsächliche hohe Alter bezeugt jedoch schon PLATO, Leges XI 913C : c~ ~n xa•tßou, ~n avtf\n; er bezeichnet den Ausspruch als "schönstes und ein- fachstes Gesetz eines wahrhaft edlen Mannes" AELIANUS (BURNET V, ad loc.). (170-235 n.), Varia Historia 3,46 (HERCHER II, 59) nennt es ein "stagiritisches und (zusätzlich) gesamtgriechisches Gesetz". - Lk 19,2lf. belegt die Landläufigkeit solcher Formeln. zu (7)-(9) Par Ap (33) <+(34)> : Die älteste Zusammenstellung dieser Grundregeln (Feuer, Wasser, Nahrung, Weg) findet sich, wenn auch in komödiantischer Verzerrung, bei DIPHILUS (gest. 17) Die ungeschriebenen Gesetze der Griechen sind erst seit dem 5./4. Jhd. v. gesammelt worden (AISCHYLOS, XENOPHON, ARISTOTELES, pseudo-aristotelische RHETHORIK an Alexander) , lebten aber auch in den praecepta delphica und den Sprüchen der sieben Weisen weiter, vgl. HIRZEL,'~ypa~oG vÖ~oG 47; und die Texte u. Kap. 5.1.2. - Die buzygischen Verwünschungen sind nur aus zerstreuten Bemerkungen zu finden, welche vom 4. Jhd.v.· (DIPHILUS) bis ins 3. Jhd.n. (CLEMENS v. Al) reichen. Zusammengestellt und besprochen bei BERNAYS, Philon' s Hypothetika 277-282; BOLKESTEIN, Wohltätigkeit und Armenpflege 69ff.; vgl. auch Anm. 13. Die Texte sind alle in den folgenden Abschnitten angeführt. 18) Siehe RUSCHENBUSCH, ~OAWVO~ v6~o~ 44.121. CHARONDAS ist teilweise Übersetzt bei REINEMANN, Philons ... Bildung 55lff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.4.2 230 275/270 v.) 1 Parasitos Frgt 62 (EDMONDS, FAttCom III A, 129~ als Frage : "Weisst du nicht, was in den Verwünschungen steht <Verflucht sei,> wenn einer den Weg nicht richtig zeigt, von seinem Feuer nicht abgibt, das Wasser verdirbt, - oder einem zum Diner Eflenden in den Weg steht." CICERO verwertet in De Officiis 1,52 und 3,54 (FEDELI 50.177) griechische Quellen 19 , in welchen er die vier Vorschriften allgemein bekannter Art (communia) vorfindet 1,52 3,54 non prohibere aqua profluente (= Hyp (8)), pati ab igne ignem capere si quis veli t (vgl. Hyp (7)) , consilium fidele deliheranti dare (s.o. zu ·(4)), erranti viam monstrari {= Ap (34)). Die letztgenannte ist dabei ~usdrücklich "Athenis execrationi- bus publicis" zugeschrieben. JUVENAL, ein Zeitgenosse des JOSEPHUS, hat Übrigens in der Satire 14,102f. (OWEN, ad.loc.) dem mosaischen Gesetz die beiden Vorschriften unterschoben : non monstrare vias eadem nisi sacra colenti, quaesitum ad fontes solos deducere verpos {=Beschnittene); daraus lässt sich gut verstehen, dass Josephus (Über Philo hinaus) zwischen Ap (33) Par Hyp (7)-(9) und Ap (35) Par Hyp {10) diese Vorschrift in ihrer universalen Bedeutung als vom mosaischen Gesetz herkommend anführt. "Buzyges" scheint mit der Zeit zu einem Uebernamen geworden zu sein für jemanden, dem das Fluchen leicht Über die Lippen kam. Zwei recht späte Sprichwörtersammlungen bei LEUTSCH/SCHNEIDE- WIND geben jedenfalls eine Erklärung für eine solche Bezeichnung "Der Buzyges in Athen nämlich, der das heilige Pflügen ausführt, spricht dabei auch viele andere FlÜche aus, besonders gegen die, welche (andern) das zum Leben nötige Wasser und Feuer nicht teilen oder den Verirrten nicht den Weg zeigen" 20 zu Hyp {10) Par Ap (35) Nach DION COCCEIANUS v. Prusa, einem weiteren Zeitgenossen von Josephus, gehörte das ~n xwAÜE~v TOO~ o 19) Zu 1,52 vgl. BERNAYS, Philon's Hyp 280f. {si quis velit = ßouAd~EVOG); in 3,45 spricht der Stoiker ANTIPATROS v. Tarsos {ca. 150-130 v.). 20) Corpus Paroem. Graec. I, 388, Nr. 61 {Vaticanus I, 21 = Badleianus 250). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 231 Kap. III. 4. 2 ve:xpoO!; acfm:e:Lv (Or 76,5; DE BUDE II, 258) zu den "ungeschriebenen Gesetzen". Schon die Antigone des SOPHOKLES (454f.) hatte sich beim symbolischen Begräbnis des Polyneikes mit der Berufung auf ~ypan•a x~o~aAn ae:wv vb~L~a gegen die des Kreon verteidigt. Ein Scholion zu Antigone 255 (PAPAGEORGIUS 231) erklärt dazu : "Es heisst aber, dass Buzyges in Athen jene verfluchte, welche einen Leichnam unbestattet liegenliessen (ne:pLopwoLv ~-a~ov oß~a = Ap (35)). Das Gebot gehört auch im semitischen Raum zu einer der obersten Verpflichtungen 21 zu Hyp (11) : "De sepulcris autem nihil est apud Salonern amplius quam ne quis ea deleat neve alienum inferat, poenaque est, si quis busturn - nam id puto appellari aÜ~ßov - aut monimentum, inquit, aut columnam violaverit, iacerit, fregerit", schreibt CICERO, Le Legibus 2,63 zu Hyp (12) = Frgt 72a (RUSCHENBUSCH 95). : Das Verbot der Schuldhaft ist ebenfalls ein mehr- fach bezeugtes solonisches Gesetz : ~n 5ave:C~e:Lv ~nL TO~!; o~~aoLv (Frgt 69a-c; RUSCHENBUSCH 94). zu (13)- (16); vgl. Ap (12). (13) Diese die Nachkommenschaft sichernden Vorschriften waren für Israel und das antike Judentum eigentlich unnötig, da Kinder als eine der meistbegehrten Segnungen Gottes galten. Schon HEKATAIOS von Abdera er- wähnt in seinenAegyptiaca (STERN, Greek and Latin Authors 27) das •e:xvo•po~e:~v als mosaische Vorschrift. - .JOSEPHUS, Ap (12) lehnt sich bis in die Formulierung an seinen stoischen Zeitgenossen MUSONIUS RUFUS an, der die Frage e:l navTa Ta YLVb~e:va TEXVa ape:n•tov (HENSE 77-81) positiv beantwortete. Die Philo, Josephus und PseuPhok gemeinsame, strenge Ablehnung aller fängnisverhindernden emp- Mittel und jeder Form der Kindstötung durch Abtreibung, Aussetzung u.a. ist wohl in ihrer textlichen Formulierung aus kynisch-stoischen Traditionen übernommen worden, in welchen das naturgernässe Geschlechtsverhalten und die 21) Als notwendiger Akt der Pietät ist das Begräbnis auch von Feinden seit Jos 8,29; l0,26f.; 2KÖn 9,34 belegt, doch erst in Tob 1,17 u.a. als Gebot festgehalten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 232 Kap. III.4.2 menschliche Fruchtbarkeit eine starke Aufwertung erfuhren. Dass aber das Judentum die einzige religiöse und nationale Grösse war, welche kontinuierlich gegen ähnliche Praktiken ankämpfte, 22 ist damit nicht in Frage gestellt Vgl. jedoch auch den hippokratischen Eid (LITTRE IV, 631) und die Inschrift von Philadelphia (um 100 v.) bei DITTENBERG, Sylloge Inscriptionum III, Nr.985, 20f., S. 117. zu Hyp (17) Par Ap (44) : Besteht hier vielleicht, hinter der deutlichen Parallele zu Dtn 25,14; .Lev 19,35, ein ursprünglicherer Bezug zur solonischen Mass- und Gewichtsreform ?? zu Hyp (18) Par Ap (24) Siehe den mehrfach Überlieferten Ein- zeiler : "Im Zorn verrate nicht das Geheimnis des Freundes", bei CHARES, Gnome 20 = MENANDROS, Monostichen 567; Frgt XV,l; Comparatio Menandris et Philistionis I, 45ff. JAEKEL, Menandri Sententiae 20.27.65.89) = PHILEMON, Pap (alle bei Frgt 233 (KOCK II, 537). Dass der Mittelteil III der phiionischen Epitome zum grössten Teil aus altgriechischen ethischen Weisungen besteht, ist wohl nicht mehr in Zweifel zu ziehen. Die beiden Schlussätze in Hyp 7,9 bringen das in gedrängter Form und auf unbeabsichtigte Weise nochmals zum Ausdruck. Die "Verwünschungen" (Ö.pa{ !) erinnern Überraschend noch einmal an Buzyges, aber auch an den "Fluch des Staates" bei CHARONDAS (STOBAIOS, 4.2~24; HENSE II, 154) und wenn Gott selbst als Bewacher und Rächer der Gesetze genannt wird, so entspricht das noch einmal dem, was DION COCCEIANUS v. 23 Prusa, Or 76,5,über die göttliche Züchtigung gesagt hat . . 22) BERNAYS, Ueber das Phok. Gedicht 30, nennt die Aussetzung eine "classische Unsitte", welche "bei den Juden nie eingerissen war". USENER hat jedoch bei der Herausgabe der Gesammelten Abhandlungen, 243, Anm. 1, einen Nachtrag aus der Hinterlassenschaft angefügt, in welchem BERNAYS aus den Bestimmungen Über die Findelkinder (0'~101-1) in bQid 73b folgerte, "dass die Unsitte später auch unter den Juden eingerissen war"; vgl. auch HEINEMANN, Philons ..• Bildung 293, Anrn. 5. 23) Aehnlich auch bei XENOPHON, Memorabilien 4.4,24 : Die ungeschriebenen Gesetze enthalten in sich die Strafe, wenn sie Übertreten werden. "Das scheint mir das Werk eines besseren als eines menschlichen Gesetzgebers zu sein" (JAERISCH 294f.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4. 2 233 Was wir in Hyp 7,6-9 vor uns haben, ist somit keine Epitome des mosaischen Gesetzes, sondern authentische griechische Fundamentalethik, welche nur leicht Überarbeitet, mit Begleitsätzen versehen und mit einigen Ueberbietungen aus der Bibe1 24 ausgestattet wurde. Indem sie Philo als mosaische Gesetze deklariert, gestaltet er eine kleine Sammlung von "Gnomen des Mose", welche inhaltlich fast völlig in die hellenistischen Gnomensammlungen passt und nur im RÜckbezug auf die Einzelperson des Mose und in der Situierung zwischen der panegyrischen Darstellung der Ergebenheit des israelitischen Volkes an das mosaische Gesetz und den langen Darlegungen zum Sabbatgebot in etwa ein jüdisches Gepräge bekommt. Die Problematik eines solchen Verfahrens lässt sich gut an den wenig bekannten~~~v~TL~ 6noanxaL verdeutlichen: Amenhotep, der Sohn des Hapu, war ein berühmter Weiser unter Amenophis III (14021364)25, welcher in ptolemäischer Zeit vergöttlicht als "vortrefflichen Mundes wie Thot" mehrmals in der Gegend von Deir elBahri anzutreffen ist. Von seinen "unvergänglichen Sprüchen" ist auf einem Ostrakon (3. Jhd.v.) aus der gleichen Gegend eine kleine Kollektion erhalten 26 : Unterweisungen des Amenote.s. (1) Klugheit Übe mit Gerechtigkeit. (2) Gleich ehre die Götter wie die Eltern. (3) Ueberleg lange, vollbring aber schnell, was du tun willst. (4) Edle (Menschen erachte für) weise, aber die (5) <Wenn> du einen Gerechten siehst .•• nimm auf .•• ( 6) ......... en, schöner aber ... 24) Neben der Strafverschärfung (s. bei JOSEPHUS) gehört vielleicht dazu auch die Nennung der Wohltäter in 7,1, vgl. das cO~G EOEPY~caLG xctpLv &no5L56vaL. als ungeschriebenes Geset.z in der RHETORIK an Alexander 1 und den delphischen Präzepten (s. Kap. 5.1.2, Ziff.a). Vielleicht wird auch in Hyp (18) das einfache &n6ppnca KpÜncE, und in Hyp (21) mit den schutzflehenden Tieren das kurze tK~cac tA~EL überboten, die sich beide auf dem titulus Miletopolitanus (s. ebd.) finden. 25) Zur Person vgl. SETHE, Amenhotep, der Sohn des Hapu 107-116; DAWSON, Amenophis the Sen of Hapu 113-138, bes. 134f. (Verbindung zu den Sprüchen des Amenemope?). VgL JOSEPHUS, Ap 1,230-250, bes. 232-243 (Amenophis, Sohn des Paapios = Amenotis, Sohn des Hapu); vgl. STERN, Greek and Latin Authors, Nr. 21, bes. S. 84. 26) Ed.: WILCKEN, Zur ägyptisch-hellenistischen Literatur 143 (Uebers. von mir). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4. 2 234 (Für mehr) als Weihegeschenke ••• erachte die Tugend ••••• Menschen. (8) Nicht ••••••••••••••••• , sondern das NÜtzliche (9) (Besseres als) Tugend zu Üben, gibt es nicht. (7) (10) Die Herkunft dieser "Amenhotep-Hypotheken" ist klar : Die Logien (1) bis (3) sind "Worte der 7 Weisen", wie sie- mit kleinen Unterschieden - in den Sammlungen des Demetrios, des Scsiades und bei BOISSONADE, Anecdota Graeca I, 135-143, vorkommen 27 • Die restlichen Logien lassen sich zwar in genau gleicher Form nicht belegen, passen aber völlig in denselben weisheitliehen Gedankenkreis. Kurze Zeit nach der klassischen Sammlung des Demetrios von Phaleron (unter Ptolemaios I Soter; reg. 323-285 v.) hat hier jemand diese bekannten Sprüche aufgenommen und dem grossen Weisen seiner eigenen Region, Amenhotep, zugeschrieben. Die beiden Aegypter, der Anonymus und Philo, bedienen sich eines ähnlichen Verfahrens : Sie ziehen altgriechische.Spruchweisheit fast tale quale bei, um die Grösse der eigenen Meister im Unterschied zu den griechischen darzustellen. Philo verarbeitete das Fremdgut zwar viel besser als der Amenhotep-Verehrer, der nur einige Retouchen anbrachte und vor allem die pseudepigraphische Zuschreibung voranstellte, prinzipiell tun aber beide dasselbe. Kann da noch von "Weisheit des Amenhotep", von "Weisheit des Mose" oder von frühjüdischer Weisheit die Rede sein ? Gibt es Überhaupt wesentliche Unterschiede zwischen Amenhotep, der Epitome des Philo und den als Vorlage dienenden "t1orten der Weisen" aus den griechisch-hellenistischen Gnomologien ? Was geschieht zudem,'wenn die offensichtlichen Formen der RÜckbindung an die ·eigene Tradition und Weisheit der Pseudepigraphie weichen und kein Kontext mehr zur näheren Bestimmung vorhanden ist ? Diese Fragen werden im nächsten Kapitel, das den pseudophokylideischen Sentenzen im Rahmen der griechischen Spruchsammlungen 27) Vgl. u. Kap. 5.1.2,Ziff.a. - Logion (3) findet sich auch in den praecepta Delphica II, llf. (DITTENBERG, Sylloge Inscriptionum III, 396). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 4. 2 235 nachgeht, in ihrer ganzen Deutlichkeit zu stellen sein. Bis jetzt ist jedoch klar geworden, dass wir mit der "Gesetzesepit:orne" des Philo einen Schritt weiter über JOSEPHUS, Ap 2,190-210, hinaus in jenen Bereich hineingeraten sind. Die progressive Oeffnung auf griechische Traditionen und deren Integrierung in frühjÜdischen Kontext lassen sich in diesen Texten geradezu beobachten. Das Vakuum, das zwischen der postulierten "besten Gesetzgebung" des Mose und den eher kargen Wegweisungen bestand, welche sich daraus für die konkrete Gestaltung des Lebens in frühjÜdisch-römischer Zeit und in der Diaspora gewinnen liessen, zog fundamentale Lebens- und Gesetzesweisheiten aus der griechischen Umwelt an und nahm sie ins eigene Fundament hinein. Indern spezifisch inner-jüdische Vorschriften einerseits und typisch griechische Vorstellungen andererseits vermieden wurden, entstand die jüdisch-hellenistische "Gesetzesepitorne" des Philo. Sie stellte somit jene gerneinsame Basis dar, auf welcher sich die Weisheiten der beiden Kulturen trafen, und konnte so dem Frühjuden ein Leben und Denken ermöglichen, das nicht nur aus Diskrepanzen und Polemik bestand, sondern sich auf einen gemeinsamen Katalog fundamentaler Uebereinstirnrnungen berufen durfte. Selbst wenn Philo's Ausführungen apologetisch gestimmt und teilweise akademisch sind, so zeigt sich in ihnen doch etwas von der Geisteshaltung des damaligen gebildeten Juden der Diaspora u n d - wie JOSEPHUS, Ap 2,190-210 gezeigt hat - des palästi- nischen Stammlandes. Fragt man unvoreingenommen, wi e früh- jÜdische Weisheit in diesen nicht orthodoxen Kreisen ausgesehen hat, dann ist deshalb hier eine Antwort gegeben. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 5, DIE "~NOMEN DES PHOKYLIDES" IM RAHMEN DER GRIECHISCHEN GNOMOLOGIEN Mit PHILO, Hyp 7,1-9 sind wir an den Rand der Pseudepigraphie geraten. Aus dem mosaischen Gesetz ist eine Weisheitslehre entstanden, welche nur noch locker mit ihrem Ursprung verbunden ist. Angaben des Textes selbst und vor allem die besten Vergleichsmaterialien haben eindeutig in die Welt der griechischen Sentenzenweisheit als Herkunftsgebiet verwiesen. Die Einholbewegung ist bei Philo so gross geraten, dass sie sich nicht mehr bruchlos rückschliessen lässt. Wenn wir uns nun den Gnomen des Phokylides und in Kap. 6 der Sentenzensammlung desPseudo-Menander zuwenden, haben wir den Schritt in die Pseudepigraphie und gleichzeitig in die griechische Gnomik mitzuvollziehen. Es stellt sich die schwierige Frage nach dem Sinn pseudepigraphischer Weisheit in frühjüdischer Zeit : Haben wir es noch mit jüdischer Weisheitsliteratur zu tun, obwohl sich zwischen Philo, Hyp 7,1-9 und PseuPhok die paradoxale Verschiebung von der Mose-Pseudepigraphie zur Phokylides-Pseudepigraphie ereignet hat ? Vor allem aber öffnet sich das weite und schwierige Gebiet der griechischen Anthologienund Gnomologienliteratur, in welcher PseuPhok und PseuMen zu situieren sind. Gerade für die Gattungsfrage ist eine solche Situierung hilfreich. Es werden deshalb im folgenden zuerst einige für unseren Zeitabschnitt wichtige Sammlungen griechischer Gnomik vorgestellt. Danach erst soll PseuPhok auf seine Weisheitlichkeit und seine frühjüdischen Charakteristiken befragt werden. (236) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 5.1.1 237 5.1 Griechische Anthologien und Gnomelegien 5 .1.1 Die "Anthologia Graeca" und die gefälschten jüdischen Klassikerverse Das klassische Werk griechischer Sammeltätigkeit liegt in der sogenannten ANTHOLOGIA GRAECA vor, welche auf Konstantinos KEPHALAS (kurz vor 900 n.) als den ersten Kompilator zurückgeht, aber auch die Erweiterungen seines Werkes, wie sie in der ANTHOLOGIA PALATINA (um 980 n.) und schliesslich in der ANTOLOGIA PLANUDEA (1299) vorliegen, umfasst. Trotz dieser späten Abfassungszeit erlaubt. es die Analyse der mehreren tausend Epigramme, die Entstehungsgeschichte der Anthologie bis in die vorchristliche Zeit hinabzuverfolgen 1 • Ein Blick auf die drei ältesten Sammlungen, welche sich noch als solche erkennen lassen, enthÜllt einen für unseren Zeitabschnitt bezeichnenden Sachverhalt MELEAGROS von Gadara (ca.l40-70 v.) 2 stellte in seinem Iverk L:n:<J)avo!; Epigramme von Archilochos (um 680-640 v.) bis zu ihm selbst (ca. 50 Autoren), wohl in alphabetischer Reihenfolge, zusammen. Das Proömium ist in AnthGraec IV,l (BECKBY I, 222-225) noch erhalten. PHILIPPOS von Thessalonike (um 40 n.) ahmte, wie er selbst sagt, Meleagros nach und führte in gleicher Manier und in einem gleichnamigen Werk die Sammlung von Gnomen und Anekdoten von 17 Autoren bis zu ihm selbst weiter. Auch sein Proömium steht in AnthGraec IV,2 (BECKBY I, 224-227). DIOGENEIANOS von Herakleia am Pantos (um 140/150 n.) sammelte in der Fortsetzung Satiren und Sympotika seit Philippos. Seine Sammlung ist, nach Sachgruppen geordnet, vor allem in AnthGraec XI, 65-255 (BECKBY III, 580-671) zu finden. Diese drei Autoren folgen jeweils ca. 100 Jahre aufeinander und bilden im bewussten Aufgreifen und Weiterführen eine anthologil) Ich stütze mich dabei auf das Kapitel "Geschichte der Anthologia Graeca" bei BECKBY, Anthologia Graeca I, 62-99; bes. 63-65. 2) Dass der Ausgangspunkt der AnthGraec gerade in Palästina zu finden ist, ist nicht nur eine angenehme Zufälligkeit, sondern entspricht der kulturellen Bedeutung, welche Gadara und andere Städte wie Askalon, Gaza, Gerasa, in hellenistischer Zeit innehatten. Zum grossen gadarenischen Dreigestirn MENIPPOS, MELEAGROS und PHILODEMOS s. HENGEL, Judentum und Hellenismus 152157. Meleagros erwähnt Übrigens als erster den Sabbat : AnthGraec V,l60; vgl. STERN, Greek and Latin Authors l39f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.S.l.l 238 sehe Traditionskette, welche ungefähr dem Zeitraum des FrÜhjudentums und des Urchristentums entspricht. Papyri, Ostraka und Testimonien bezeugen zwar vielfache anthologische Sammlungen bis ins 3. Jhd. v. hinauf 3 , doch mit Meleagros, Philippos und Diogeneianos wird erstmals eine Bemühung sichtbar, dichterische Epigramme über lange Zeit hinweg.systematisch zu sammeln. Sie wurden dadurch zum Ausgangspunkt aller späteren Sammlungen, aus welchen die Anthologia Graeca besteht. Gerade deshalb sind sie von symbolischer Bedeutung für ihre Zeit, welche in der RÜckbesinnung auf die klassische Grösse das Erbe sammelnd bewahren und fÜr die Gegenwart erschliessen, zugleich aber auch, in der Weiterführung der Sammlung bis in die jeweilige Jetzt-Zeit, die Präsenz guter Dichtung demonstrieren will. Anthologien eignet deshalb ein gewisser literaturgeschichtlicher Makel der Ambivalenz, sie bleiben aber trotzdem Sammlungen, die im Dienst des Kunstgenusses stehen und primär weder ideologische Propaganda noch moralische Aufrüstung betreiben wollen 4 • Sobald jedoch ein Motiv hinzutritt, das nicht rein literarischer Art ist, wird die Anthologie zum leichten und geeigneten Mittel, im Namen eines grossen Alten neuen Gedanken zu Ansehen zu verhelfen. Dass das Zeitalter der aufkommenden Anthologien auch jenes der Pseudepigraphie ist, hängt somit nicht unwesentlich zusammen. Die frühjüdischen Autoren haben sich jedenfalls diesen propagandistischen Ansatzpunkt nicht entgehen lassen. Die Anthologie 3) PLATO, Leges 811A (DIES, Les Lois VII, 44f.) ist der älteste Verweis auf eine Schulanthologie.- BARNS, A New Gnomclogion 134f., nennt 7 Papyri a-q.s .dem 3. Jhd.v. bis ins späte 3. Jhd.n., welche z.T. in der Anthologia Palatina wieder auftauchen; vgl. CHADWICK, Art. : Florilegium, RAC 7 (1969) 1133f. Das Schulbuch aus Kairo (3. Jhd.v.), welches GUERAUD/JOUGUET, Un livre d'ecolier du 3. siecle avant J.-c., veröffentlicht haben, ist nicht eigentlich mitzuzählen, da es zu Aussprache- und Leseübungen bestimmt ist und nur deshalb neben blossen Silben und Silbengruppen auch Dichterverse bringt. 4) In Anlehnung an BARNS, A New Gnomclogion 132-137, wird hier die Unterteilung der vielfachen Sammlungen nach ihrer Sammlerintention vorgenommen, welche sich in der Auswahl und der forma.len Gestalt des Materials spiegelt. "Anthologie" brauche ich für Sammlungen mit rein literarischem, "Gnomologie" für Sammlungen mit pädagogisch moralisierendem Zweck. s. jedoch die Kritik bei LUSCHNAT, Vorwort zum Neudruck, in : STERNBACH, Gnomologium Vaticanum, S. VIII, Anm. 3. ' http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.S.l.l 239 gefälschter Klassikerverse, welche uns in verschiedener Brechung bei Pseudo-Justinus, Clemens v. Al, und Eusebius erhalten ist 5 , stellt Aischylos, Sophokles, Euripides, Orpheus, Pythagoras, Hesiod, Homer, Kallimachos/Linus, Diphilus, Philernen und schliesslich auch Menander in den Dienst der jüdischen Gottesidee. Was die frühjüdischen Exegeten, Historiker und Romanciers (s.o. Kap. II) taten, indem sie alle kulturellen Errungenschaften der damaligen Zeit auf Israel als der Mutter aller dieser Weisheit zurückzuführen versuchten, bekam in dieser pseudepigraphischen Anthologie einen anderen. Ausdruck mit einem ganz neuen Akzent. Es stand hier nicht mehr der Gedanke im Vordergrund, dass in Israel alles vor den andern VÖlkern entdeckt und geschaffen wurde, sondern dass auch bei den Griechen, und zwar den besten und bekanntesten, jene zentralen Gedanken zu finden seien, welche zu den grossen Anliegen der jüdischen Religion gehören. Die Absicht, "zum einen die Uebereinstimmung des jüdischen Monotheismus mit dem griechischen Denken darzutun, zum anderen die Ermahnung zu sittlichem Tun und den ihr zugeordneten eschatologischen Gerichtsgedanken als ih der griechischen Tradition begründet zu erweisen" 6 , scheint mir dabei am Ursprung dieser jQdischen Pseudepigraphie zu stehen, welche ihre Identität hinter einem griechischen Autorennamen versteckt. "Gebildete Juden und interessierte Heiden" 7 mit Interessen, die Über den Rahmen ihrer traditionellen Religiösität hinausreichten, und mit deutlichen Tendenzen zum kulturellen und religiösen Ausgleich waren sehr wahrscheinlich die Adressaten solcher Schriftstellerei. Der alexandrinische Verfasser der genannten Anthologie, der wohl 8 im 1. Jhd. v.Chr. gelebt hat , ist für uns der älteste Zeuge für diese tolerante Weise, als Jude seine Glaubensüberzeugungen 5) Die Texte sind bequem zusammengestellt bei DENIS, Fragmenta 161-174. Dazu : DERS., Introduction 223-238; auch SCHUERER III, 595-603. Vielleicht ist auch in Strom 6.5-27, der Katene vom gegenseitigen Diebstahl der Griechen, eine hellenistisch-jÜdische Quelle verarbeitet; vgl. PERRETTI, Teognide nella tradizione gn0 mologica, 82-92. 6) FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 29. 7) Ebd. 30. 8) Vgl. WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos 200f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 5.1. 2 240 darzulegen. PseuPhok und Pse~len sind jedoch ebenfalls in die- ser Linie zu sehen, eine Linie, die sie zugleich bis dorthin weiterziehen, wo sie sich völlig mit den Sammlungen griechischer Weisheit vermischt. 5.1.2 Zur griechischen "Gnomik" : Einige griechische Gnomalegien Bedeutsamer als die Anthologien sind für unsere Fragestellung die griechischen Gnomologien. Dies sind Sammlungen von kurzen Worten berühmter Weiser, in welchen deren Weisheitslehre in prägnanter Form· - obwohl oftmals in Prosa - zum Ausdruck kommt. Das literarische Interesse tritt dabei in den Hintergrund zugunsten der Belehrung, der Vermittlung von Einsichten zur besseren Bewältigung des Lebens (s.o. Anm. 4). Umso stärker tritt die Persönlichkeit des Autors als Garant· für die Wahrheit der Sprüche hervor. Die Erforschung dieser griechischen AÖyoL oo~oov - Traditionen ist eines der strapaziösesten Gebiete der griechischen Literag tur , da sich der Gnomenbestand wegen der fast unendlichen Verschlingung der Einzelworte durch stets neue Arrangements nur schwer der kritischen Analyse erschliesst 10 • WACHSMUTH's und ELTER's Rekonstruktionen alter Gnomalegien aus der Konvergenz 9) Ausgezeichnete Ueberblicke bei HORNA, Gnome, Gnomendichtung, Gnomologien, PRE Suppl. 6 (1935) 74-90; CHADWICK, Art. : Florilegium, RAC 7 (1969) 1131-1160. ELTER, De gnomologiorum Graecorum historia atque origine commentatio, 9 Programme der Universität Bann 1893-1896 (Detailangaben s. Lit.Verz.) ist grundlegend für die geschichtliche Rekonstruktion der Einzelsammlungen, aber bes. in den Teilen V-IX (Aristobul, Justin) veraltet; vgl. SCHUERER III, 516-519.601-603; WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos 86-88. 173-177. 187-201. - Hilfreich ist auch hier die Bibliographie bei STROEMBERG, Greek Proverbs 109-122. Die einzige Textsammlung ist m.W. ORELLI, Opuscula Graecorum veterum sententiosa et moralia, Leipzig 1819 und 1821 ! 10) Dazu nur das illustrative Beispiel, das HORNA, Art. : Gnome usw. 87, anführt: "Von Krumbacher <dem Begründer der Byzantinistik> wurde ••• ein Preisausschreiben der Münchener Akademie veranlasst, die 1901 einen Betrag von 1500 M für eine 'bibliographisch-literar-historische Uebersicht der griechischen Gnomalegien und ihrer Ueberlieferung' aussetzte. Da in mehr als vier Jahren keine einzige Arbeit einlief, wurde das Preisausschreiben nicht wiederholt. Die in der Tat auch noch heute ungeheure Schwierigkeit der Aufgabe hat Bewerber abgeschreckt .•• ".- Unvollständige Aufzählungen s. bei WACHSMUTH, De Gnomologio Palatine indedito 9-14 (18 Sammlungen); STERNBACH, De http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.1.2, Ziff. a 241 -t erer Gnomensamm1. . t es zu ver d an k en, von Te1"1 en spa ungen ll 1s dass sich einige Gnomensammlungen in ihrer antiken Gestalt wiederfinden und herstellen liessen. Die zahlreichen Papyrusfunde aus Aegypten bieten hier aber einen zusätzlichen, bequemeren Zugang von unten her. Zudem haben sich viele kleinere und grössere Sammlungen wie diejenigen von Theognis, Menander, Epikur, Pythagoras dank ihres Eigengewichtes oder innerhalb eines grösseren Sammelkentextes erhalten. Einige dieser Logoi-Sophon-Traditionen des Hellenismus, auf welche immer wieder - manchmal ohne Kenntnis - von exegetischer Seite verwiesen wird, seien hier auswahlweise 12 mit der wichtigsten Literatur vorgestellt und kurz auf ihre inhaltlichen und formalen Eigenheiten hin Überprüft. a) Praecepta Delphica, Worte der 7 Weisen, ungeschriebene · Gesetze, buzygische Verwünschungen Diese vier Textgruppen, die zum Teil nur schwer fassbar sind, stehen zueinander in vielfachen Bezügen und bilden gemeinsam den ältesten uns zugänglichen Grundstock griechischer Ethik und Gnomologio Vaticano inedito 2-4 (ca. 20 Sammlungen). GUTAS, Greek Wisdom Literature in Arabic Translations 9-35, hat das Verdienst, in neuerer Zeit die gesamten edierten griechischen Gnomologien (zusätzlich das unedierte, wichtige Corpus Parisinum ; Codex Paris. Gr, 1168, ff. 83r-170r) zusammengestellt, beschrieben und auf deren Interrelationen untersucht (vgl. das Diagramm, S. 34) zu haben, zwar als Vorarbeit zur Ed. seines arabischen Werkes, jedoch in der Hoffnung (vgl. 4f.) auf "a renewed interest in the Greek gnomologia" (5). Eine eigentliche Monographie, obwohl schon von ELTER versprochen, steht noch aus. 11) WACHSMUTH, De gnomologio Palatine inedito; Gnomologium Byzantinum; ELTER, De gnomologiorum graecorum historia; rv~~LKa ß~oLw~aca. 12) Die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig. Weggelassen s.ind die gutbekannten Werke HESIOD's und THEOGNIS', die verwirrend zahlreichen Fragmente von Sentenzensammlungen der griechischen Tragiker und Komiker; alle nur aus Testimonien oder verstreuten oder durch langwierige Rekonstruktionen erlangten Texte, wie etwa SOLON's "Gnomen zu sich selbst" (DIOGENES LAERTIUS 1, 61; LONG I,26), die yv~~aL KvCöLaL, die in die hippokratischen Aphorismen (LITTRE, Oeuvres completes IV, 458-609) eingegangen sind, oder der von ELTER postulierte thesaurus sententiarum des CHRYSIPPOS. Aber auch Sammlungen, welche ebenso gut wie die ausführlicher angeführten zu behandeln wären, fehlen, so etwa die Worte des SIMONIDES (GRENFELL/HUNT, Hibeh Papyri I, 64-66; vgl. RICHARDS, The Sayings of Simonides 41), des DEMOPHILUS und SECUNDUS (beide bei MULLACH, Fragmenta philosophorum Graecorum I, 485ff.497ff. 512-515), des FAVORINUS (FREUDENTHAL, ZuPhavorinus 408-430.639f.). Anonyme Kollektionen fin· den sich bei BOISSONADE, Anecdota Graeca I, 113-119 (yvß~aL ÖL~~OPOL) .120-126 (~LAOOÖ~wv A6YOL); II, 467ff. (YVW~LK~ cLVa); III, 465-474 (YVW~LK~ cLVa) 1 und bei SCHENKEL, Das Florilegium'~PLOcov xa\ np~cov ~~ön~a; Florilegia duo graeca 6-13: ~LAoo6~wv A6yoL (; BOISSONADE, op. cit. I, 120-126). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.1.2, Ziff. a 242 Lebensweisheit. Die delphischen Praezepte und die Siebenweisenwerte sind in mannigfachen Listen verschiedenen Umfangs vorhanden. Das älteste Zeugnis ist die Inschrift am Gymnasium von Thera aus dem 4. Jhd~v., welche uns vier bis fünf Kurzzeilen bewahrt hat. Der "titi.llus Miletopolitanus" auf einem "wohl zu Schulzwecken hergerichteten Stein" 13 aus Kyzikos belegt im 3. Jhd. v. die pädagogische Verwendung und Erweiterung der alten Kurzzei- len. In'Aegypten sind die pseudepigraphischen Hypotheken des Amenhotep ein seltsames Ueberbleibsel. Bei STOBAIOS 3 .1, 172f. finden sich die beiden Sammlungen des Demetrios von Phaleron (ca. 350-280 v.) und des Scsiades (?), in welchen ähnliche Präzepte als ano~~y~a•a oder DnoanxaL zusammengestellt sind. Es sind aber auch weitere Varianten bekannt geworden (s.u.). Inschrift von Thera '(4. Jhd. v.): HILLER VON GAERTRINGEN, Inscriptiones Graecae XII/3, 188, Nr. 1020. 14 a) ~Eyy [ua napa o''K•a] (Bürgschaft, schon ist Unheil da, THALES 1 15 ) I: [nouöa~a ~e:A.thaJ (Um Ernstes bemüh dich SOLON 7) Mno€v ~yav (Nichts allzu sehr. SOLON 1) rvßa [ L] cre:au•Öv (Erkenne dich selbst CHILON 1) (Das Mass ist das Beste. KLEOBULOS 1) b) :>'ApLcr•o[v •Ö ~thpov] Inschrift. von Kyzikos (3. Jhd. v.) : DITTENBERGER, Sylloge Inscriptionum Graecarum III, 392-397, Nr. 1286 phicorum Praecepta Titulus Miletopolitanus. II. I. .1. 2. 3. 4. 5. Del- Den Freunden hilf ·~ Den Zorn beherrsche Ungerechtes fliehe : Bezeuge was recht ist Die Lust beherrsche : 1. Verwirkliche das Aeusserste : 2~ Sei allen freundlich gesinnt 3. Ueber die Frau herrsche 4. Tu dir selbst gut 5. Sei freundlich : 13) DIELS, Fragmente der Vorsokratiker 62, Anm. 20; vgl. HENSE, Die Kyzikener Spruchsammlung 765-768• 14) Wo im Folgenden jeweils keine Uebersetzungen vorhanden sind, füge ich, falls der Text nicht zu umfangreich ist, meine eigene an. Textprobleme können dabei nicht erörtert werden. 15) Ergänzt aus STOBAIDS 3.1,172 (HENSE I, 111-125); die Ziffern nach der Zählung von SNELL, Leben und Meinungen 96-99. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 243 Kap. III.5.1.2, Ziff. a 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. Das Schicksal achte ! Die Vorsehung ehre ! Den Eid gebrauche nicht Die Freundschaft liebe Bildung erwirb dir Der Ehre jage nach Die Tugend lobe ! Tue Gerechtes ! Eine Gefälligkeit erwidere Freunden sei gutgesinnt ! Feinde halte fern ! Die Verwandtschaft pflege Von Schlechtigkeit halt dich fern! Sei gewöhnlich/leutselig ! Das Eigene bewahre ! Dem Freund sei gefällig ! Den Stolz verabscheue ! Sei still (guten Rufes?) Schutzsuchender erbarm dich Die SÖhne erziehe ! 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Antworte zur Zeit Müh dich um einen guten Ruf Von Sünden bekehr dich Das Auge beherrsche ! Freundschaft bewahre ! Gib nicht vorschnell Ratschläge Handle bündig ! Das Gebührende teil zu ! Um Eintracht bemühe dich Nichts schätze gering ! Geheimes halt verborgen Zu herrschen fürchte ! Glaube nicht vorschnell Sprich (nicht) zum Vergnügen Verehre das Göttliche ! Den rechten Moment nimm an ! Feindschaft löse auf ! Der Stärke rühme dich (nicht)! Auf das Alter sei gefasst Nütze den Vorteil aus ! Einen guten Ruf strebe an Schäm dich der LÜge ! Feindschaft fliehe ! Glaubend <täusche> dich nicht! Bereichere dich rechtrnässig ! An Vereinbarungen halte fest ! Editionen von Kollektionen der Sieben-Weisen-SprÜche : HENSE, Ioannis Stobaei Florilegium I, 111-125 (Demetrios v. Phaleron); 125128 (Sosiades) .- SNELL, Leben und Meinungen 94-105 : dt. Uebers. der Demetriossprüche. BOISSONADE, Anecdota Graeca I, 135-143 (vgl. auch 143f.l45f.) christlich überarbeitete Präzepte. 147 zum Teil SCHULTZ, Die sprücheder delph,ischen säule 215f. : .92 Präzepte unter dem Titel Twv ~n•h ao~v napayy€A~a•a ~.Lva eÜp€&noav xexoAa~~€va ~nL •ou €v ßeÄ~o~~ xCovo~. WOELFLIN, Sprüche der Sieben Weisen 287-298. WILCKEN, Zur ägyptisch hellenistischen Literatur l42-146 Amenotes (dt. Uebers. s.o. S. 233f.). Hypotheken des Die Bedeutung und der Einfluss dieser Kataloge sind kaum zu Überschätzen und haben über die griechische Kulturwelt hinaus sowohl das Judenturn (s. o. Kap. 4) wie auch das Christenturn (vgl. lPetr 2,17) in vielfacher Form beeinflusst, wenn immer es um Herstellung oder Bewahrung einer humanen Gesellschaft ging : "Haec religio Delphica, si fas est ita dicere, per totatern antiquitatern http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 244 Kap. III.5.1.2, Ziff. a usque ad Cpolim (lies : Constantinopolim) captam valuit neque exstincta est plane aut Iudaeorum decalogo aut Evangelii praeceptis"16. In ihnen fanden die ~ypa~oL vÖ~oL, deren Ursprung und Entste- hungszeit dem Wissen der Menschen grundsätzlich entzogen (vgl. SOPHOKLES, Antigone 454-457, PEARSON, ad loc.) und tatsächlich unbekannt sind, ihren Ausdruck und ihre Weiterführung. Die klassischen Stellen, an denen sie erwähnt werden, sind : XENOPHON, Memorabilien 4.4,19-24 (JAERISCH 290-295) 19 20 24 Als erste die Götter verehren (crEßeLv). (dann) die Eltern ehren (TL~&v) • Weder die Eltern den Kindern, noch die Kinder den Eltern beiwohnen. Den Wohltätern wieder Gutes tun. SOPHOKLES, Antigone 454f. (PEARSON, ad.loc.) Tote bestatten ARISTOTELES, Rhetorica !,13. 1373b (ROSS 57f.) Tote bestatten (mit Zit. v. Sophokles). Nicht das Beseelte töten (mit Verw. auf Empedokles). PSEUDO-ANAXIMENES, Rhetorik an Alexander 1 (SPENGEL I,l3f.) Die Eltern ehren (TL~&v), und den Freunden gut tun, und den Wohltätern erwidere die Gefälligkeit, dies und dem Aehnliches ••• PLUTARCH, De liberis educandis 7E (BABBIT !,34). Die Philosophie ist das einzige ~~p~aKov für die Krankheiten der Seele. Sie lehrt uns die Unterscheidung von Gut und BÖs (7D) und die rechte Haltung zu Gott und allen Menschen : Denn man muss die Götter verehren (creßea8aL) die Eltern ehren (TL~&v) den Alten Ehrfurcht zeigen (alöe~cr8aL) den Gesetzen gehorchen den Herrschern sich fügen, die Freunde lieben, mit Frauen vernünftig verkehren, die Kinder liebhaben, die Sklaven nicht misshandeln. 16) DITTENBERGER, Sylloge I~scriptionem Graecarum III, 395. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 245 Kap. III.5.1.2, Ziff. b/c Das wichtigste aber ist, sich weder vom GlÜck berauschen, noch vom Unglück niederschlagen lassen, weder in seinen Vergnügungen ausgelassen noch von Zornanfällen beherrscht zu seinl7. Die buzygischen Verwünschungen betreffen die gleichen fundamentalen Gebote der Menschlichkeit. Sie wurden oben SS. 229-230 vollständig angeführt, soweit sie den verschiedenen Testimonien entnommen werden können. b) Die Hypotheken des Chiron Die pseudo-hesiodeischen XCpwvoG 6no&nxa~ hat ein unbekannter Autor, in Anlehnung an die ethischen und gnomischen Teile der ~ Epya ' xa~ c , n~Epa~ von HESIOD, dem Kentauren Chiron in den Mund gelegt, dem nach der Legende die Erziehung des Achilles anvertraut war. Im 5. Jhd.v. scheint die Sammlung in Athen als gängiger Lesetext populär gewesen zu sein. Schon PINDAR hat sie jedenfalls gekannt. Da ARISTOPHANES von Byzanz (257-180 v.) die hesiodeische Authentizität bestritt, verlor sich die Sammlung in den folgenden Jahrhunderten, sodass neben einigen Testimonia nur noch 3 (oder 4) Fragmente vorhanden sind 18 • MERKELBACH/WEST, Fragmenta Hesiodea 143f. : Testimonien; 144f. Fragmente. c) Die Gnomen des Axiopistos Die~AE~onLo•ou yvw~a~ sind eine Sammlung von 40 Weisheitsworten des EPICHARM (5. Jhd.v.), welche im 4. Jhd. v. ein gewisser Axiopistos aus einigen echten, meist jedoch gefälschten (pythagorisierenden) Worten zusammenstellte.Mehrere Kontaktpunkte zu PseuPhok sind auffällig, vgl. 9/22.26.36 mit PseuPhok 108.227.162. 17) Es ist bezeichnend, dass bei Plutarch (45-125 n.; vgl. Josephus) .die alten,. listenartigen Aufzählungen zur philosophischen Weisheitslehre und zum Erziehungsprogramm umgestaltet worden sind. AUDET, La Sagesse deMenandre 79, sieht mit Recht eine deutliche Beziehung zu PseuMen, wo die Verwandlung in eine Weisheitslehre voll ausgeführt ist. 18) Alle Angaben bei SCHWARTZ, Pseudo-Hesiodeia. Recherehes sur la cornposition, la diffusion et la disparition ancienne dioeuvres attribuees a Hesiode, Paris 1960, 228-244. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 246 Kap. III.5.1.2, Ziff. d ENNIUS (239-169 v.) hat eine lateinische Sammlung mehr philosophischer Aussprüche bewerkstelligt, deren Vorlage jedoch nicht mehr zu erkennen ist. Dass Epicharm tatsächlich selbst Sprüche geprägt und diese zu einer Weisheitslehre zusammengestellt hat, beweisen zwei Hibeh Papyri aus ptolemäischer Zeit (zw. 280-240 v.), auf welchen der Prolog zu einem Buch voller yvßuaL ao~a{ (Pap I.l,6) erhalten blieb. Diese seien für alle Lebenslagen nützlich und sollten den Leser zum Urteil bringen, dass Epicharm ein echter ao~o~ (I.l,l3) sei, der viele kluge Gedanken xa&' ~v ~no~ (L.l.l4) 19 zu prägen vermochte • Der zweite Papyrus (I.2a) weist eine wörtliche Uebereinstimmung mit Frgt 17 des EPICHARM auf, so- dass auch diese Zuweisung gesichert ist. CROENERT versuchte eine Neuordnung der Fragmente mit Einbezug alles Bekannten 20 • GRENFELL/HUNT, The Hibeh Papyri I, 13-15 : Pap I.l; 15f. : Pap I.2; teilweise engl. Uebers. PAGE, Selected Papyri III, 438-444 : nur Pap I.l; engl. Uebers. DIELS, Die Fragmente der Vorsokratiker I, 200-205 : Axiopistos, Frgte 8-46; 206f. : Ennius, Frgte 47-54; dt. Uebers. d) Die Gnomen des Chares Die Xapn.-o~ yv~uaL bilden eine kleine Weisheitslehremit kurzen thematischen Spruchgruppen, welche wohl im 4. Jhd. v. entstanden ist. Zu den drei aus STOBAIOS 3.17,3; 33,4 und 38,3 schon lange bekannten Frgten 21 Über die Beherrschung des Bauches (Frgt 1), der Zunge (Frgt 2) und gegen den Neid (Frgt 3) hinzu hat GERHARD sechs weitere Papyrusfragmente aus dem 3. Jhd. v. entdeckt22. Diese tragen zwar keinen Titel, doch sind die Verse 19) Vgl. die von einigen Autoren (FARINA, BERNAYS) als unmöglich empfundene Selbstanpreisung in PseuPhok 2. Andere Parallelen bei VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 108f.; zusätzlich vgl. äthHen 92,1 Par 4QHeng l.II, 23 : J:ltl/).l!:l 0':Jt1J (MILIK, The Books of Enoch 260 : "the wisest of men"). 20) Die Sprüche des Epicharm 402-413. Weitere Frgte Florilegium, RAC 7 (1969) 1132f. erwähnt bei CHADWICK, Art. 21) NAUCK, Tragicorum Graecorum Fragmenta 826. 22) Xapn<o~;; YVOO\.LC1L 1-34. Seine thematische Gruppierung in 15 Sinneinheiten unterstützt dabei mit Recht den Charakter der Weisheitslehre, welche Über eine http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 247 Kap. III.5.1.2, Ziff. d 22-24 identisch mit dem Frgt 2 aus Stobaios. Die Verse 5.8.9.10. 18.20.22 finden sich in den Monostichen des Menander (s. u. Ziff. 1) 213.604.704/724.220.474.567 (auch Pap XV).l36, und es wären bei besserem Zustand der Texte sicher noch mehr Uebereinstimmungen zu finden (vgl. 26 mit Mon 8; 16 mit 234.294; 42 mit 112; 43 mit 632). Die Charesgnomen stellen eine jener alten und schlichten Weisheitslehren dar, aus welcher die späteren Gnomologien, wie z.B. die crÜyxpLcrL~ des Menander und Philistion (s.u. bei Ziff.l) und VitAes 109f. (s.u. Ziff.k) wieder ge- schöpft haben. YOUNG, Ps.-Pythagoras .. Ps.-Phocy1ides. Chares, 113-118 Sententiae 26-30. Deutsche Uebersetzung A 23 2 Das Beste ist, s>chön·und gerecht zu <handeln, wer das tut -> unverwelklicher Ruhm <bleibt ihm. 3 4 Gehorche den Wort>en, Knabe, des älteren Vaters, dann gehorchst du einem,> der vernünftiger <ist als du. 5 6 7 Hoffe, ehrend d>ie Götter, dass es dir gut <geht; Stets nämlich hat so> gehandelt Hera<kles. Die Eltern wie die Götter verehre stets auf gleiche Weise.< 8 Den Zorn von Genossen und> Freunden versuche zu er< tragen. Nur edler Genoss>en, nicht schlechter, wer<de ein Freund. 1 9 B JAEKEL, Menandri 10 Von bösen Werken> halte deine Hand <frei. 11 12 13 14 > ••• nicht schlecht ergehen > •• der Unrecht erlitt > leichter gehend fü>r schlecht gel<ten. (Gedanke : Fürchte dich nicht davor, dass es dir schlecht gehe : Wer Unrecht leidet ist leichter dran, als wer für schlecht gilt) blosse Sammlung hinausgeht. In der folgenden Uebersetzung zeigen grössere Abstände diese thematischen Gruppen an. - Vgl. HENSE, Chares und Verwandtes 14-24. 23) Für die zahlreichen möglichen Uebersetzungsvarianten muss auch hier auf den kritischen Apparat bei YOUNG und JAEKEL verwiesen werden, ohne dass eine Begründung der hier gegebenen Variante gegeben werden kann. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.1.2, Ziff. e 248 15 16 17 > das Lügnerische zu sagen, > das Wahre sagend, so bringst du Nutze>n den Freunden leich<t. 18 19 20 21 Nicht die Böse>n dem Guten bleibe Im Zorn verrat>e Nicht ganz bring 22 23 24 Am ehesten die Zunge> versuche Überall zu beherr<schen, bedaure, denen es schlecht <geht fe>st im Unglück. nicht das Geheimnis des Freunde<s, in Vergessenheit> die Vorsicht das bringt dem Alten un>d dem Jungen Ehre ein. Die Zunge habe recht>zeiti<ges Schweigen zu eigen. > ••• des Zorns ergreifen > ••••••• Schaden bringt >Menschen (?) haben > •• wi~d gehalten 25 26 27 28 29 30 31 32 c >.fürchtend > ••• Schicksal > ••.•• von allem > •• vollendet das Schicksal. 33 34 35 36 37 Befreiung von böse<n Taten gibt willig den Edlen ein Dämon, <nicht gibt er den Bösen. alleinige < Ein Brunnen nämlich < 38 39 40f. Entweder sprich nicht in < von nichts •• < Wer nicht spricht < ••••• (?) < Schad<en 42 43 ·Reichtu<m 44-47(nur einzelne Buchstaben) 48 Nich>ts tun < ••• ü>bermütig frevel<n 49 50-5l(unleserliche Reste) D und E weisen nur noch einzelne Buchstaben auf. e) PSEUDO-ISOKRATES, Ad Dernonicurn 13-43 Diese berürumte Lehrrede ist die älteste Prosasammlung (4.-2. Jhd.v.), die wir kennen. Sie besteht aus 73 gnomischen Einheiten (Nr. 13-43), welche durch eine Einleitung (1-12) und einen Schluss (44-52) eingerahmt sind. Das imperativische Mahnwort ist dabei vorherrschend, doch ist es oft durch Begründungen erweitert. Die Sammlung ist in ihrer Art typisch für die folgenden ähnlichen Gebilde. Zum Glück haben wir eine eingehende Untersuchung stilistisch-literarischer Art von WEFELMEIER (s.u.), welhttp://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.1.2, Ziff.e 249 ehe gerade für die gattungsgeschichtliche Situierung von PseuMen und PseuPhok sehr gewinnbringend ist. WEFELMEIER hat Überzeugend aufgezeigt, dass die Lehrrede an Demonikos von keinem bewussten inhaltlichen oder formalen Gestaltungsprinzip geprägt ist : "Sentenzen aller erdenklichen Stillagen" (S. 70), verschiedenster, z.T. konkurrierender Inhalte (vgl. 24c/25a; 24b/ 24c) stehen wahllos nebeneinander, wobei sich Sentenzennester in loser Reihenbildung (13ab.l8a.l9b.20a-c.24a-26c.27b-28b.29cd. 34a-35b.36ab.37ab.38a-39.40ab) ergeben können. Zu Beginn scheint zwar ein bestimmter Wille zur Ordnung vorhanden zu sein (npQ•ov ~~V oev; vgl. PseuPhok 8; PseuMen 1), ansebliessend wird diese aber nirgends mehr durchgehalten. Gnomische Topoi (16c.l8b.29b. 34a.37b.43a) schimmern mehrfach durch, Anklänge an spätere Sammlungen sind häufig, aber nur in wenigen Fällen Überprüfbar 24 in 16b vermeint man für einmal die kurzen Reihen der delphischen Präzepte zu hören; in 2lb und 30c-31 stehen jedoch diatribenartige Einheiten. Die Assoziation in all ihren Formen kann als einziges Kompositons-"prinzip" erkannt, dann aber auch auf Schritt und Tritt als auslösender Faktor verfolgt werden. Schon lange ist die Anlehnung an die echte isokrateische Rede ' ", 25 gesehen worden, welche allerdings deutlich nach TIPOG NLKOKAEa Sachgruppen gegliedert ist. Pseudepigraphie in bewusster Anlehnung an bekannte Werke des usurpierten Autors scheint für diese Art von Prosa-Sammlungen ebenfalls typisch zu sein. Der propagandistische Effekt ist dabei bewusstes Ziel. Jedenfalls hat der unbekannte Sophistenschüler, welcher die Lehrrede zusammenstellte, trotz all seiner Schwächen eine starke Verbreitung erfahren, wie dies die zahlreichen Papyri bezeugen. Die ironische Frage, welche Kaiser Julian (der Apostat; 331-363 n.) an die (jÜdisch-)christliche Apologetik richtet, ist dafür bezeichnend, wirft aber zugleich ein Licht auf die damalige literarische Wertung und Gattungsbestimmung der mitgenannten verwandten Sammlun24) Vgl. WEFELMEIER, Die Sentenzensammlung 74-81. 25) MATHIEU/BREMOND, Isocrate, Discours II, 95-111. Zum Vergleich s. bes. ALBRECHT, Zu Pseudoisokrates 244ff.; WEFELMEIER, Die Sentenzensammlung 90-93. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 250 Kap. III.5.1.2, Ziff. f gen : "Ist Salomo, ihr weisester Mann, mit Phokylides oder Theognis oder Isokrates zu vergleichen ? Wenn man die Ermahnungen des Isokrates mit den Sprüchen Salomos vergleicht, so bin·ich sicher, dass man die Ueberlegenheit des Sohnes des Theodoros Über ihren weisesten KBnig feststellen wird" 26 • griech. : MATHIEU/BREMOND, Isocrate, Discours I, 121-135 : Ed.+fr. Uebers.; dazu : WEFELMEIER, Die Sentenzensammlung der Demonicea 11-64 : dt. Uebers. + Komm. Weiteres s. u. Ziff. m. syr. : .DE LAGARDE, Analeeta Syriaca 167-177. f) Die Gnomen des Demokritos : Die ca. 80 8E~oxp~(=L)cou~ yvw~aL, welche die beiden Mss B.C (15./16. Jhd. n.) xpuaa~ nennen (vgl. bei PseuPhok !) sind in einigen Mss aus dem 14.-16. Jhd. n. als Sammlung und bei STOBAIDS an verschiedenen Orten zerstreut vorhanden. Stobaios hatte aber als Vorlage ein vollständigeres Exemplar als es die Mss bieten, aus welchem er auch die Frgte 169-297 geschBpft hatte, sodass das ursprüngliche Gnomologium Democriteurn den stattlichen Umfang von mehreren Hundert Sentenzen gehabt haben muss 27 • In stets indikativischen Logien wird dabei zu allen Lebensbereichen ein Rat gegeben. In der eigentlichen Sammlung der 80 Gnomen (Frgte 35-111) stehen unverbundene Einzelratschläge in Prosa nebeneinander, während im weiteren stobäischen Material (Frgte 169-297) eine Tendenz zu kleinen Lehreinheiten aus mehreren Sätzen (vgl. 173f.l81.191) und zur thematischen Gruppierung (vgl. z.B. 197-206 : Toren; 275-280 : Kinder, usw.) zu finden ist. Obwohl typisch demokritische Gedanken nur sporadisch vorkommen, werden die Gnomen von den Forschern "zum grBssten Teil.für.echt" 28 gehalten, gehen also bis ins 5./4. J.hd.v. zurück 29 • 26} Contra Galilaeos Frgt 224C, bei Kyrillos v. Al., Adversus libros athei !uliani VII, 224 (MIGNE, PG 76, 842 D}. - Vgl. CHADWICK, Art. : Florilegium, RAC 7 (1969} 1136; VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 109. 27} Ausführlich bei PHILIPPSON, Demokrits Sit.tensprüche 369-419. 28} WELLMANN, Art. : Demokritos (6}, PRE 5 (1903} 138. 29} Zur Frage nach dem Verhältnis Demokrits zu Achikar s.u. Kap. IV.3. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.1.2, Ziff. g/h 251 DIELS, Die Fragmente der Vorsokratiker II, 153-165 : Frgte 35-115; 178-207 : Frgte 169-297; dt. Uebers. Weiteres s. u. Ziff. m. g) Die Chrien des Kleitarchos : Diese Sammlung von Sprüchen des Kleitarchos (4. Jhd. v.) mit bringt ca. 150 Prosaworte, wenn man alle Worte der 4 wichtigsten Mss zusammenzählt. Da sie aller Wahrscheinlichkeit nach von Sextus (s. Ziff. n) benutzt wurden, und auch Porphyrios (ca. 234-301 n.) eine ähnliche Sammlung für die Trostschrift an sei30 ne Frau Marcella gebraucht hat , ist diese Sammlung als alte Epitome aus den Werken Kleitarchs zu betrachten, welche mit einigen allgernein verbreiteten Worten aus der 7 Weisen-Tradition (vgl. lf.50.88) erweitert wurde. BOISSONADE, Anecdota Graeca I, 127-134 : nur ~' unter dem Titel ~~ ~. CHADWICK, The Sentences of Sextus 73-83 : cl>AL:El, mit Vergleich von Sextus und Porphyrius. h) Die Goldenen Worte des Pythagoras (u.Parr) Pythagoräische Xpuoa~nn sind spätestens bei JAMBLICHUS, Protrepticus 3 (PISTELLI 10), also um 300 n., als Sammlung belegt, doch ist nicht klar, welchen Logienbestand diese Sammlung hatte. Da HIEROKLES von Alexandrien (5. Jhd.n.) einen ausführlichen Kommentar zu den 71 Hexametern schrieb und dabei respektvoll auf eine fÜr ihn alte pythagoräische Sammlung zurückblickte 31 , wird man wohl das 3./4. Jhd. n. als späteste Entstehungszeit annehmen rnüs32 von einem . . wur d en z.T. a 1 te Pyt h agoraerverse .. sen. In· d 1eser Ze1t dichterisch weniger begabten PythagorasschÜler zusammengestellt und zu einer einheitlichen Dichtung verbunden. Die "Goldenen Worte" wollen jedenfalls eine Summe der pythagoräischen Lebensweise 30) Vgl. CHADWICK, The Sentences of Sextus 157f.; gegen KROLL, Art. : Sextus (5) Sextos, PRE 2. R. 2 (1923) 2061-2064. 31) MEUNIER, Pythagore- Hierocles 37ff. (Prolog); vgl. VAN DER HORST, Les vers d 1 or XXXVI I. 32) Zusammengestellt Ebd. XXV-XXVIII. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 252 Kap. III.5.1.2, Ziff. i bieten. Der dogmatische Zug, der ihnen eigen ist,unterscheidet sie dabei von den bisher behandelten Logienkollektionen, welche in freier· Manier selbsteinsichtige weise Worte eines alten Weisen bieten, und rückt sie in die Nähe der KOPLUL oÖ~aL des Epikur (s. Ziff. i). Hinter beiden scheint eine Schule zu stehen, die ihre Identität an ein philosophiscp-weisheitliches Credo banden. Das Wort des Gründers ist dabei nicht mehr wegen der Einsichtigkeit der visierten Sachverhalte normativ, sondern weil es vorn Gründer gesprochen wurde. YOUNG, Theognis. Ps.-Pythagoras 86-94; MEUNIER, Pythagores 23-31 eine neuere dt. Uebers. ist mir nicht bekannt. fr. Uebers.; Daneben haben aber auch andere Sammlungen von Worten des Pythagoras existiert. SEXTOS und POPHYRIUS scheinen neben der Kleitarchos-Kollektion auch (unabhängig voneinander) eine Pythagorassammlung benutzt zu haben, wie sie uns als AL yvc'ü]..LaL 1:wv IIu&ayope:Cwv im Wiener Codex philos .. et philol 225 aus dem 15.Jhd. n. arn besten erhalten ist 33 . Die 123 Prosalogien sind alphabetisch angeordnet, und bilden so - im Unterschied zu den Xpua& ~Enn -eine undogrnatische Sammlung weiser Worte im Sinne der Menandrea. griech. : SCHENKL, Pythagoräersprüche in einer Wiener Handschrift 262-281. CHADWICK, The Sentences of Sextus 84-94.- Kleinere Auszüge der gleichen Sammlung : MULLACH, Fragmenta Philosophorum Graecorum I, 497-499 : 45 Logien aus Codex Vaticanus Graecus 743, ff. 3a-6b; HENSE, Ioannis Stobaei Florilegium III, 14-18 (= STOBAIOS 3.1.30-44) : 15 Logien. syr. : DE LAGARDE, Analeeta Syriaca 195-201.; dazu: GILDEMEISTER, Pythagoräersprüche in syrischer Ueberlieferung 81-98. i) Die Massgebendsten Ansichten des Epikur (u. Parr) Auch von Epikur (341-270 v.) sind mehrere Sammlungen von Worten erhalten geblieben. Die berühmteste sind die 40 KOpLaL oÖ~aL, welche DIOGENES LAERTIOS (ca. 200-250 n.) an den Schluss seines 33) LUSCHNAT, Vorwort zum Neudruck, in STERNBACH, Gnomologium Vaticanum, S. VIIf. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.1.2, Ziff. i 253 Werkes Über "Leben und Meinungen der grossen Philosophen" (10, 139-152) gefügt hat. Noch stärker als bei den pythagoräischen "Goldenen Worten" handelt es sich um eine "autoritative Lehrschrift", in welchem "die hauptsächlichsten und für die Ataraxie 34 massgebendsten Lehren" zusammengestellt sind. USENER setzt die Entstehungszeit ins 3. Jhd.v., vielleicht sogar zu Lebzeiten Epikurs; Auswahl und Zusammenstellung zur heutigen Kollektion 35 seien jedoch kurz danach von einem Epikuräer gemacht worden . LONG, Diegenes Laertius II, 559-565. ARRIGHETTI, Epicuro 119-137.497-504 Ed.+it. Uebers. BAILEY, Epicurus 94-105 : Ed.+eng1. Uebers. Bruchstücke dieser normativen Worte Epikurs wurden Überraschenderweise am untern Rand der monumentalen Inschrift des Diagenes 36 , von Oenoanda, eines Epikuräers aus dem 2. Jhd. n., gefunden womit der Bekenntnischarakter dieser Worte aufs Schönste unterstrichen wird. Es entsprechen sich dabei : KOp~a~ o6EaL 1 Frgt 6+8 24 (margo inferior); 2 = 26; 10 = 27; 13 = = 29; 25 25; 3 = = 28; 4 = 38; 5 = = 37; 33; 29-35. CHILTON, Diogenis Oenoandensis Fragmenta 40.42.45.48.53.58.62.67.69. Schon USENER vermutete, dass aus dem umfassenden Schrifttum des Vielschreibers Epikur schon bald eine Epitome gemacht wurde, aus welcher später ein "Gnomologium quoddam Epicureum" entstanden sei, das schon SENECA bei der Abfassung der ersten vier Epistelbücher (Epistulae 1-52; REYNOLDS 1-139) unter der Hand gehabt habe 37 • Ein solches 81 Sentenzen umfassendes Gnomologium Epicureum "von unzweifelhafter Echtheit" 38 hat C. WOTKE in einem vati34) VON ARNIM, Art.: Epikures (4), PRE 6 (1907) 140. 35) Vg1. seine Epicurea XLIII-LI. 36) Vg1. PHILIPPSON, Art. : Diegenes (47a.b), PRE Supp1. 5 (1931) 153-172, bes. 164; HALL, The Oenoanda Survey 1974-76, S. 194ff., verweist auf ca. 160 neugefundene, noch unpub1izierte Fragmente der Inschrift. 37) Epicurea LV. 38) VON ARNIM, Art. Epikures (4) PRE 6 (1907) 143. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 254 Kap. III.5.1.2, Ziff. k/1 kanischen Ms aus dem 14. Jhd. n. unter dem ungebräuchlichen Titel~nLxoupou npoo~~vnoL~ (=An-, Zurede Epikurs) entdeckt. Bezeichnenderweise tritt auch hier der dogmatische Zug, der in den KOpLaL ö6EaL herrschte, zurück und macht vielen meist indi- kativischen Weisheitsworten Platz. Es entsprechen sich dabei : KupLaL ö6EaL l=ITpoo~~vnoL~ 1; 2 = 2; 4 = 3; 5 = 5; 8 50; 12 49; 13 = 72; 15 = 8; 17 = 12; 19 = 22; 27 = 13; 29 = 20; 35 = 6. USENER/WOTKE, Epikurische Spruchsammlung 191-198; dazu : GOMPERZ, Zur epikurischen Spruchsammlung 202-210; HORNA, Zur Epikurischen Spruchsammlung 32-39. ARRIGHETTI, Epicuro 139-157 : Ed.+it. Uebers. BAILEY, Epicurus 106-119 : Ed.+engl. Uebers. k) VitAes l09f.: Eine kleine hellenistische Weisheitslehre ist in der zu Achikar parallelen,orientalischen Episode der Aesopvita § l09f. vorhanden, welche auffällig starke Verwandtschaft zu den MenanderMonostichen zeigt. Weiteres dazu u. Kap. IV.3. PERRY, Aesopica 69-70.10lf. = DENIS, Fragmenta 137-140 = JAEKEL, Menandri Sententiae 132-136. Weitere äsopische Proverbienkollektionen : PERRY, Ebd. 265-291 : 200 Nrn. 1) Die monostichischen Gnomen des Menandros (u. Parr) Die yv~~aL ~ov6ooLXOL Mgvavöpou sind auf 20 Papyri, Ostraka u. Aehnlichern seit dem 1. Jhd. n. fassbar. Die ältesten Papyri zeigen dabei schon zu Schulzwecken hergestellte,alphabetische Sammlungen, welche nicht aus Menander selbst, sondern aus andersweitigen Sammlungen zusammengestellt wurden. Der alte Menander (4. Jhd. v.) ist anscheinend in hellenistisch-römischer Zeit auf viel stärkere Weise als etwa Theognis und Phokylide~ mit der Gnomenliteratur identifiziert worden, sodass sich alle möglichen Einzeiler unter seinem Namen zusammengefunden haben. Die grossen Sammlungen seit dem XIII. Jhd. n., welche insgesamt 577 teilweise alphabetisch, teilweise sachlich (Klasse r ) geordnete Monostichen umfassen, weisen nur 48 echt menandreische und 20 aus echt menandreischen verfertigte Monostichen auf,·während das http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 255 Kap. III.5.1.2, Ziff. 1 meiste Material aus den Tragikern {bes. Euripides) und den Komikern stammt. JAEKEL schlägt deshalb mit Recht als geeignetste Ueberschrift "Sententiae et dicta 39 rum Graecorum" vor . Euripidi~, Menandri et poeta- Wie die arabische {9. Jhd. n.) 40 und die kirchenslavische Uebersetzung (13./14. Jhd. n.) mit ihrem recht grossen Sondergut zeigen können, sind diese byzantinischen Sammlungen nur ein Ausschnitt aus den wild wuchernden Menandertraditionen. Neben den Monostichen sind zudem noch 4 verschiedene Sammlungen von gnomischen Zwiegesprächen zwischen Menander und Philistion erhalten, welche im Vergleich zu den Monostichen als sekundäre Arrangierunq des wei.tläufigen Traditionsmaterials erscheinen. JAEKEL hat in seiner neuen, unten angeführten Edition alle relevanten Texte zusammengestellt und in Listen die verwirrten Traditionsverhältnisse klargelegt. FÜr uns besonders interessant ist die starke Verwandtschaft mit der kurzen Weisheitslehre in der orientalischen, aus der Achikarerzählung Übernommenen Episode der Aesopvita (§ l09f.) {s.o. Ziff. k, und Kap. IV. 3), sowie die prak- tisch völlige Beziehungslosigkeit, welche zwischen dem syrischen PseuMen und der Monostichentradition besteht {vgl. u. Kap. III.6) griech. : JAEKEL, Menandri Sententiae 1-25 : 20 Frgte; 33-83 : 577 Monostichen; 87-120 : 4mal Menander und Philistion; 123-127 : Sondergut der kirchenslav. Uebers. (s. u.) in griech. Rückübers.; 127-132 : christliche Zusätze aus verschiedenen Mss; 137 : Sondergut der arab. Uebers. in lat. Rückübers.41 arab. : ULLMANN, Die arabische Ueberlieferung der sogenannten Menandersentenzen 17-59 : arabMen I; 60-73 : arabMen II; 74-80 : arab./syr. Uebers. von GREGOR v. Nazianz, Carmen morale XXX, aus welchem 5 Sentenzen in arabMen II eingedrungen sind. 39) Menandri Sententiae XIX; in Anlehnung an MEYER, Die Urbinatische Sammlung von Spruchversen des Menander, Euripides und anderer 397-449. 40) Wie ULLMANN, Die arabische Ueberlieferung 7-16, gezeigt hat, ist arabMen I "die älteste mittelalterliche Sammlung" (15) der Menandersentenzen. Sie umfasste mindestens 460 Verse und wurde im 9. Jhd. n. aus dem Griechischen Übersetzt. Die älteste arabische Sammlung von Menandersprüchen findet sich in akrostichischer Anordnung (47 Verse) schon in einem Werk aus dem 5. Jhd. n. (al-Farag b. Hindü, gest. 410/420 n.). 41) Eine englische Uebersetzung der meisten Monostichen, jedoch mit eigener Zählung (!) bei EDMONDS, FAttCom IIIB, 903-989 (1023 Nrn.). zu den Fragmenten kam neu hinzu PapOx XXXIII, 2661, Ed.: INGRAMS, Fragment of a Gnomologium (1968), 97-82. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 256 Kap. III.5.1.2, Ziff. m/n kirchenslav_ : JAGIC, Die Menandersentenzen in der altkirchenslavischen Uebersetzung 90-103 : 283 Nrn. kopt. : HAGEDORN/WEBER, Die griechisch-koptische Rezension der Menandersentenzen 15-50 : 3 Textzeugen in 2 Rezensionen; dt. Uebers. Zur syrMen (= PseuMen) s. u. Kap. III.6. m) Ein Gnomologium Epicteteum (u. Parr) Das Gnomologium umfasst 67 Sprucheinheiten und ist bei STOBAIDS 1,125-171; 9,37-45; 45,19 und 46,79-88 fragmentarisch erhalten; es hat aber ursprünglich eine·bedeutend grössere Sammlung von Epiktetsentenzen dargestellt. Verwandt hiermit sind auch die 8 yvoo~aL des Codex Vat. 1144, die 25 MooxLoovo~ yvoo~aL und die 18 MooxLwvo~ OnoanxaL, doch sind die gegenseitigen Bezüge nicht völlig klar. Während ELTER alle Texte zu einem einheitlichen Gnomologium zusammenziehen wollte, sieht VON FRITZ im sonst unbekannten MOSCHION einen selbständigen Gnomendichter aus dem 2./3. Jhd. n., welcher mit den Gnomen des Sextus (s.u. Ziff. n.) Aehnlichkeiten aufweist 42 • Da jedoch die 13. Önoanxn an EPIKTET, Enchiridion 13 (SCHENKL 434.488) erinnert, kamen die Sammlungen zu den Epictetea. SCHENKL, Epicteti Dissertationes 461-478 : aus STOBAIOS; 479f. : Codex Vat. 1144; 481-485 : Gnomen des Moschion; 486-489 : Hypotheken des Moschion. Erwähnt seien hier auch die beiden byzantinischen, jedoch auf ältere Zusammenstellungen zurückgehende Sammlungen von (Demokritos-), Isokrates- und Epiktetsentenzen : WACHSMUTH, De Gnomologio Palatine inedito 11-36 : rvw~aL xa•'exAoynv ~x TE •ou 6n~oxpCTou xa\~EnLx•n•ou xa\ ~.{pwv oo<Pwv, 161 Nrn; und DERS., Gnomologium Byzantinum ~K TWV Än~oxp(Tou :>Iooxpct•ou~ ~En Lx•n•ou e variis codicum · exemplis restitutum 162-207 : 270 Nrn; 208-216 : Register; dazu : SCHENKL, Die epiktetischen Fragmente 443-456. n) Die Gnomen des Sextus : Die ~tE•ou yvw~aL sind eine pythagorisierende Sentenzensammlung, die von ORIGENES (gest. 253 n.) mehrmals zitiert 43 und von RUFINUS v. Aquileia im Jahre 398 n. ins Lateinische übersetzt 42) ELTER, Epicteti et Moschionis sententiae 3-22; VON FRITZ, Art. : Moschion (8), PRE16,1 (1933) 348f. 43) Bes. Contra Ce1sum 8,30 (BORRET IV, 238f.); Comm. in St. Matt. 15,3 (MIGNE, PG 13, 1259). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 257 Kap. III.5.1.2, Ziff. n wurde. Sie ist wohl zwischen 190-220 n. entstanden und wurde schon bald "Papst Xystus II. zugeschrieben (gest. 258), was nicht als unmöglich bezeichnet werden kann" 44 . Weitere syr., äth./(arab.), armen., georg. und kopt. Uebersetzungen zeugen von der weiten Verbreitung der Sextussentenzen in der christlichen Antike. CHADWICK hält sie in ihrer Gesamtheit für sicher christlich 45 und führt als Belege die Nummern 1.2.6.13.20.32.39.110.155.193. 233f.242.336.373.434.436 an. Der christliche Charakter ist aber nicht einfach evident, weil die Sextus-Gnornen als frühe Sammlung des Heidenchristenturns mit ihren 451 ethischen und religiösen Aphorismen mitten in den vielfachen Bezügen stehen, welche die hellenistischen Gnomelegien miteinander verbinden. Als besonders nah verwandt können die Chrien des Kleitarchos (s.o. Ziff. g), die Gnomen der Pythagoräer (s.o. bei Ziff. h) 46 und auch de; auf die gleichen Quellen zurückreichende Brief des PORPHYRlOS an Marcella 47 bezeichnet werden. Das Christenturn hatte spätestens in dieser Sammlung seinen Anschluss an die griechische gnomelogische Literatur vollzogen; für eine Geschichte der christlichen Weisheit ist sie deshalb von grösster Bedeutung. griech. : CHADWICK, The Sentences of Sextus 12-63 : Sent. 1-451, griech./ lat.; 64-72 : Sent. 452-610 = griech. und syr. Zusätze (Verbesserungen im JThSt 11, 1960, 349) ; KROLL, Die Sprüche des Sextus 625-643 (= in : HENNECKE, Ntl. Apokryphen, Tübingen 1924, 2. Aufl.; nachher nicht mehr); dt. Uebers. syr. : DE LAGARDE, Analeeta Syriaca 2-31 : 3 Rezensionen; RYSSEL, Die syrische Uebersetzung der Sextussentenzen : Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 38 NF 3 (1895) 617-630 : Einleitungsfragen; 39 NF 4 (1896) 568624: Uebers.; 40 NF 5 (1897) 131-148 : Parallelsentenzen aus der 1. und 2. Rezension. zu kopt. : The Nag Hammadi Library in English 454-459 397, engl. Uebers. (F. WISSE). zu äth. : CORNILL, Mashafa Falasfa Tabiban 2lff. (6 Sentenzen) • 44) CHADWICK, Art.: Florilegium, RAC 7 Sent. 157-180.367- dt. Uebers.; 44-47 Ed. (1969) 1153. 45) Ebenso DELLING, Die Hellenisierung des Christenturns in den "Sprüchen des Sextus" 208-241, der einen "christlichen qnA.Öoocpo>;" arn Werk sieht; BURCKERT 1 Art. : Sextus (1), Lexikon der Antike I/4, 188; anders z.B. KROLL, Die Sprüche des Sextus 627. 46) Vgl. ELTER, Sexti Pythagorici sententiae euro appendicibus IIIff. 47) Ed.: NAUCK, Porphyrii philosophi platonici opuscula selecta,Leipzig 1886, 271-297. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 258 Kap. III. 5.1. 3 zu armen. : MUYLDERMANS, Le Discours de Xystus 183-201; HERMANN, Die armenische Ueber1ieferung der Sextussentenzen 217-226; CONYBEARE, The Ring of Pope Xystus 131-138 : eng1. Uebers. zu georg. : GARITTE, Vingt-deux "Sentences de Sextus" en georgien 3 59ff. Georg. Par Armen. Par Griech. 5.1.3 Zu Form, Zielsetzung und Einbettung der griechischen Logiensammlungen Ueberblickt man die in den Ziffern a) bis n) gebotene Auswahl griechisch-hellenistischer Logiensammlungen, so zeigt sich darin die Gattung der Logoi Sophon in ihrer ganzen, schon in Kap. 3.1.2 besprochenen Vielfalt. Die mehr oder weniger lose Aneinanderreihung kurzer, möglichst prägnanter Worte ist die einzige sich durchhaltende formale Gemeinsamkeit. Neben den unterschiedlichen sprachlichen Formen zeigt sich auch eine deutliche Verschiedenheit in ·den Zielsetzungen der Sammlungen. Diese wiederum wird aus den unterschiedlichen, zum Teil nur vorgestellten Rahmungen oder Situierungen ersichtlich : (1) Die unter Ziff. a genannten Texte sind eigentlich situationslose Katalogisierungen menschlicher Grundweisheit, die in ihrer diskussionslosen Grundsätzlichkeit die göttlich gewollte Welt- und Menschenordnung statuieren. Die Sieben Weisen und Delphi sind dabei keine "Orte", sondern ähnlich wie die ungeschriebenen Gesetze Legitimationsausweise für die unbedingte Forderung. Diese ist in den buzygischen FlÜchen explizit gemacht. (2) Die Situation der Unterweisung des Vaters, Freundes oder Erziehers an den Sohn, Freund oder ZÖgling zeigt sich bei den Hypotheken des Chiron (Ziff.b), den Gnomen des Chares (Ziff. d), in der Aesopvita (Ziff.k) und besonders bei Pseudo-Isokrates (Ziff.e). (3) Die Worte eines Weisen hingegen, wie sie in den Gnomen des Epicharm/Axiopistos (Ziff.c), des Demokritos (Ziff.f), des Kleitarchos (Ziff.g), in den pythagoräischen Gnomen (in Ziff. h), der ITpoo~~vno~~ des Epikur (in Ziff.i), den Monostichen http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 5 .1. 3 259 des Menander (Ziff.l), den Gnomen und Hypotheken des Moschion (in Ziff.m) und schliesslich den Sextussentenzen (Ziff.n) vorliegen, haben als vorgestellt Situation die Nachwelt, die sich Über die Weisheit der Alten wundern und aus ihr lernen soll. (4) Bei den gesammelten Lehren eines Schulhauptes wie Pythagoras (Ziff.h), Epikur (Ziff.i) und auch Epiktet (Ziff.m) ist vor allem an die Anhänger und möglichen Kandidaten der entsprechenden Weltanschauungen gedacht. Die vier Gruppen Überschneiden sich zum Teil in ihren Zielsetzungen, doch kÖnnen folgende Unterscheidungen in den Primärzielen gemacht werden : - Statuierung von Grundordnungen - Belehrung in den Dingen des Lebens - Erweis der Weisheit eines Einzelnen (z.B. Epicharm-Pap.) - Wahrung der gnomischen Weisheit der Alten - Festigung und Leitung der Schüler und Nachfolger - Kunstgenuss (Anthologien, vgl. Kap. 5.1.1) Auffällig ist, dass wir bei Pythagoras und Epikur neben den dogmatischen Sammlungen (Xpuo&~nn, K6p~a~ öÖEa~) auch solche haben, welche weniger schulgebunden sind. Es ist also die Tendenz zu beobachten, neben der Weisheit des engeren Kreises einen weisheitliehen Raum zu schaffen, in welchem sich die verschiedensten "Weisheitssucher" ohne engere ideologische Bindung an den Kern finden können. Die Vermeidung der zentralen, und deshalb schwieriger zugänglichen Ideologica scheint dabei nicht_ ohne propagandistisches Hotiv zu sein. Diese Beobachtung kann bei der Bewertung von PseuPhok und PseuMen dienlich sein. Ein weiterer Punkt kann hervorgehoben werden : Die Gruppen 2 bis 4 sind besonders anfällig für bewusste Pseudepigraphie, durch welche der Verfasser oder Kompilator seine eigenen, mehr oder weniger talentierten Spruchweisheiten einflicht. In den mittelalterlichen Spruchsammlungen wimmelt es zwar von falschen Zuschreibungen, doch sind diese als Unzulänglichkeiten der Tradiehttp://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 260 Kap. III. 5.1. 3 rung innerhalb eines ernsthaften Bemühens um Bewahrung des tatsächlichen Gnomengutes zu werten. Wo ein einzelner Weiser als Referenzpun~t steht und zudem der Erweis von Weisheit und die Gewinnung eines Publikums als Zielvorstellungen gelten, ist es zur Pseudepigraphie als bewusstem literarischem und propagandistischem Mittel nur ein kleiner Schritt. Es ist jedoch bei jeder Sammlung gesondert zu fragen, zu welchem Zweck die Pseudepigraphie gewählt wurde. Axiopistos (Ziff.c) stellt z.B. seinen eigenen Namen an die Spitze des Gedichtes, verwendet dabei aber Gedanken aus Epicharm zur Kontrastierunq (vgl. Nr.8) oder Profilierung (vgl. Nr. 14) seiner eigenen Gnomen. Bei PseudoIsokrates hingegen verschwindet der Autor völlig hinter der Nachahmung des grossen Meisters, während die "Goldenen Worte" in der Aufnahme von echten Worten des Pythagoras und deren Verarbeitung zu einem einprägsamen Ganzen bestehen. Bei Menander ist dann die Berühmtheit des alten Dichters und dessen intensiver Gebrauch im Unterricht Grund genug, alle möglichen Einzeiler zu einer immer grösser werdenden Reihe zu versammeln. Die Praxis der Schulmeister ist dabei ein wesentlicher Faktor zur pseudepigraphischen Vermehrung des Versbestandes, wie dies etwa die griechisch-koptische Rezension der Menandersentenzen plastisch vor Augen führt 48 . Bei den Sextussentenzen schliesslich wurden pythagoräische Logien Übernommen, jedoch in ein leichtes christliches Gewand gesteckt. Dieser "Pseudo-Pythagoras" wird dann bei EVAGRIUs 49 mit gut plazierten verbindenden Partikeln zum kohärenten "Logos des Papstes Xystus" umgestaltet. Damit ist schon ein Hinweis auf die verschiedene sprachliche Gestalt gegeben. Was die Verbindung der Logien zu einer Sammlung angeht, so lässt sich ein ganzes Spektrum einfacher Mittel ersehen : verschiedenste Assoziationsvorgänge (bes. Pseudo-Isokrates), thematische Gruppierungen (bes. Menander), inhaltliche Ueberleitungen (Goldene Worte), grammatikalisch-logische Verknüpfungen mittels Partikel (Evagrius) • Eine Gesamtstruktur ist 48) HAGEDORN/WEBER, Die griechisch-kopt. Rezension 15-50 (s.o. bei Ziff. 1). 49) MUYLDERMANS, Le Discours de Xystus 183-201 (s.o. Ziff. n). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2 261 nirgends zu finden, sodass mit völligem Recht die Strukturlosigkeit solcher Sammlungen als Wesensmerkmal der Gattung selbst behauptet werden kann. Die Wahl des sprachlichen Ausdrucks, ob Prosa oder Poesie hängt zwar von den Fähigkeiten de~ anonymen Autors ab, richtet sich aber grundsätzlich nach dem Vorbild, welchem nachgeeifert wird. So benutzte Pseudo-Isokrates die Prosasentenz, wie sie beim echten Isokrates ITpÖG N"xoxA{a gebraucht ist; iambische Einzeiler gehörten zu Menander; elegische Distichen vereinten sich zur theognideischen Sammlung; PseuPhok wird deshalb das altertümliche Versmass des Hexameters wählen, welcher an Homer, Resiod und natürlich den echten Phokylides erinnern soll (s.u.Kap. 5.2). Eine weitergehende Untersuchung der oben genannten und weiterer Spruchsammlungen des Hellenismus könnte noch vieles deutlicher machen. Die angeführten Materialien und die paar Bemerkungen können hier jedoch genügen, um die folgenden hellenistischjüdischen Sammlungen aus ihrer Vereinzelung herauszuheben, sie innerhalb einer weitverbreiteten Gattung konkret zu situieren und so auch besser in ihren Eigenarten zu erfassen. 5.2 Die pseudo-phokylideische Sentenzensammlung Wichtigste Textausgaben, Uebersetzungen und Kommentare BERGK, Poetae Lyrici Graeci II (1843; 1882, 4. Aufl.) 1 74-109. BERNAYS, Ueber das Phokylideische Lehrgedicht (1856), nicht-paginierter. Anhang mit selektivem Text. ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis (1900) 1 25-102 : Komm. LINKE, Samaria und seine Propheten (1903), 166-179 dt. Uebers. RIESSLER, Altj. Schrifttum (1928), : dt. Uebers. 862-870.1318~1321 EASTON, Pseudo-Phocylides (1932), 223-228 : freie engl. Uebers. in Hexametern. YOUNG, Theognis, Pseudo-Pythagoras, Pseudo-Phocylides (1961), 95-112 : Ed. FARINA, Silloge Pseudofocilidea (1962), 19-31: Ed.; 33-49: it. Uebers. mit Komm. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.1 262 DENIS, Fragmenta (1970), 149-156 : Text (= YOUNG) mit selektivem kritischem Apparat. VAN DER HORST, The Sentences of Pseudo-Phocylides (1978), 88-103 YOUNG), engl. Uebers.; 105-262: ausgiebiger Komm. Text (= WALTER, Pseudo-Phokylides (vorauss. 1979) : dt. Uebers. Als "edle Gaben" des grossen milesischen Spruchdichters PHOKYLIDES (7./6. Jhd. v.) 1 , "des Weisesten der Menschen", ist uns eine Sammlung von 230 Hexametern Überliefert. Die wichtigsten Ueberschriften, welche im Laufe der Tradierung vorangestellt wurden, lauten ~w~uACoou (~LAoo6~ou) noCnoL~ &~~AL~o~ (Mss MB) ~w~uACoou noCn~a vou3E•L~6v ~w~UALoou apyup& ~W~UALOOU yvw~aL E:'nn f\pw·L~cf (Mss Al A3 ; ed. princ.) (Ms v 2 ; vgl. Mb) (Mss PL). 2 PseuPhok stellte scheinbar schon die Kopierer vor gewisse gattungskritische Probleme : Ist er ein einheitliches "Gemächte" (noCn~a) oder entspricht er dem, was wir in Kap.5.1.2 über die Gnomologien gesagt haben ? Wenn er aber eine Sammlung von yvw~aL ist, zu welcher Gruppe ist er dann zu zählen ? Oder ge- hört er gar zu den paränetischen Grossformen, wie sie z.B. in di~ Test XIIPatr eingearbeitet sind (s. Kap. V.2) ? 5.2.1 PseuPhok als einheitliche Sammlung von Logoi Sophon Die Ueberschriften selbst können für die gattungskritische Bestimmung von PseuPhok natürlich nur indirekte Hinweise geben, da sie allesamt nachträglich und am besten im engeren zeitlichen Umkreis der Kopierer (ab 10. Jhd.n.) zu datieren sind 1) Zum Leben, Werk und Nachleben des echten Phokylides s. AHLERT, Art. : Phokylides, PRE 20 {1941) 503-505; SCHMID/STAEHLIN, Geschichte der griech. Lit. I/ 1,299f. 2) Zu den Titeln vgl. die Angaben bei BERGK, Poetae Lyrici Graeci II, 78-81; deren Diskussion bei BERNAYS, Ueber das phok. Lehrgedicht 34, Anm. 1; LUDWICH, Zum Spruchbuch 5f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 263 Kap. I I I. 5. 2 .1 Mund B, die beiden ältesten Mss aus dem 10. Jhd.n., ebenso einige weitere Mss, die editio princeps (1495) und viele spätere Drucke haben PseuPhok für genügend einheitlich gefunden, um ihm die Bezeichnung "Gedicht" zuzulegen. Die Mss v 2 und Mb (15./16. Jhd.n.) setzen, indem sie die Worte "silbern" nennen, einen gattungskritisch interessanten Vergleichspunkt in den "Goldenen Worten" des Pythagoras3, mit welchen PseuPhok tatsächlich vielfache Gemeinsamkeiten hat 4 . Die "Goldenen Worte" sind aber (s.o. Kap. 5.l,Ziff.h) dank ihrer älteren Bezeugung und des umfangreicheren Vergleichsmaterials deutlich als Sammlung alter und neuer Pythagorica erkannt, aus denen der Schlussredaktor ein pythagoräisches Direktorium gestaltete. Man kann daraus jedoch nur folgern, dass die Mss v2 und Mb PseuPhok parallel zu einem hexametrischen Gedicht sahen, welches wir heute mit Sicherheit in seinem Sammelcharakter erkannt haben. Die Mss P und L (12. und 13. Jhd. n.) reihen PseuPhok mit der Bezeichnung yve3lJ.aL direkt in jene "im Späthellenismus fixierten grossen Sammlungen von Aussprüchen berühmter Männer" 5 ein, aus welchen qie griechische Logoi-Sophon-Literatur besteht. Die gattungskritische Bewertung, die in den Ueberschriften zum Ausdruck kommt, weist zwei sich ergänzende Aspekte auf : PseuPhok ist einerseits eine mahnenden S a m m 1 u n g von lehrhaften und E i n z e 1 s e n t e n z e n, welche andererseits in Phokylides ihre (wie sich herausstellen wird) pseudepigraphisehe E i n h e i t d e r H e r k u n f t hat und mit dem Ziel, eine Summe jenes Weisen anzubieten, eine gewisse inhaltliche K o h ä r e n z anstrebt. 3) Auch die Gnomen des Demokritos werden in den Mss Bund C (15. und 16. Jhd.n.) in Konkurrenz zu Pythagoras yvw~a~ xpuoa1 genannt (s.o. Kap. 5.1,Ziff.f). 4) Vgl. PseuPhok 8 mit Carmen aureum 1-4; dann 36 (= 69b) .98 mit 38b; 69 mit 33f.; 76 mit 11f.; 81f. mit 37f.; 104b mit 71; 109 mit 15f.; 228 mit 67. 5) GIGON/RUPRECHT, Art.: Gnome, Lexikon der Antike I/2 (1965/69) 172. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 264 Kap. III. 5. 2 .1, Ziff. a/b Die lockere Einheit, die sich aus dieser Doppelung ergibt, lässt sich durch eine formal stilistische Untersuchung von PseuPhok besser erkennen und bestimmen. Folgende Beobachtungen unterstützen die These einer einheitlichen Konzipierung und Ausführung der ältesten PseuPhok-Texte : a) PseuPhok lf.und 229f. bilden einen / o~payLb- ähnlichen Anfang und einen betonten, ebenfalls zweizeiligen Schluss, der den Inhalt der ganzen. Sammlung in der seltsamen Bezeichnung öLxaLooÜvnb ~ua•npLa zusammenfasst und mit deren Befolgung die Verheissung von gutem Leben verbindet. Diese deutliche Rahmung hat sicher mitbewirkt, dass der Versbestand, sieht man von den Einschüben in OrSib 2,56-148 (W) ab 7 , in den Rezensionen recht konstant ist 8 • b) Von der sprachlichen Seite her wurde PseuPhok am.ausführlichsten von ROSSBROICH untersucht und in die Nähe der pseudomanethonianischen ~nOTEAE~aTLxa 6,1-227 (spätestens 3. Jhd. n.) 9 und verschiedener Abschnitte aus OrSib 3 gerückt. Seine an den Spondeen (-- anstelle von -vu) und den Zäsuren xa•a TP~TOV •Poxa~ov (zwischen den vv stilistischen des 3. Daktylus) angelegten Masstäbe verweisen die 'sprache von PseuPhok 6) Vgl. die ersten 6 Frgte von Phokylides, welche alle mit xa\ •65& ~wxuACo&w beginnen. BERNAYS, Ueber das Phok. Lehrgedicht 32, Anm. 3, streicht die beiden ersten Verse ohne textkritische Grundlage wegen der "deutlichen inneren Anzeichen, welche diese Zeilen zu einem anpreisenden 'Epigramm' byzantinischer Abschreiber stempeln, dergleichen in unzähligen Beispielen jeder Kundige kennt." Vgl. ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis 25ff. der einen alexandrinischen Bibliothekar aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten dafür verantwortlich macht. VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc, 109f. und 260, ist nun wieder mit Recht für die Einheitlichkeit von PseuPhok und somit für die Beibehaltung des Rahmens lf. 229f. eingetreten. 7) GEFFCKEN. Die OrSib 29;:-34. Die Klasse w besteht aus 4 Mss·, alle aus dem 15. und 16. Jhd. Sie hat sich nach GEFFCKEN, Ebd. XLIII, Anm. 2, vor dem Ende des 5. Jhd.s n. als eigene Klasse vom vorausgehenden Traditionsstrom ~W abgetrennt. PseuPhok 5-79 ist somit vorher eingeschoben worden. Er ist zudem um ca. 20 Verse erweitert worden : OrSib 2,59 post PseuPhok 7; 70 post 17; 72f. post 18; 76 post 20; 80-83 post 23; 91-95(96) post 30; 106f. post 40; l09f. post 41; 112f. post 42; 119 post 47 (119a = 4a); 143f. post 69b. 8) MB lassen 134.152.197f. aus; V hat allein 17-19.28.218. Sonst geschahen bei den wichtigen l.fss nur kleinere Umstellungen. 9) Ed.: KOECHLY, Manethonis Apotelesmaticorum qui feruntur libri VI, S. 99-112; vgl. RIESS, Art. : Astrologie, PRE 2 (1896) 1824; SCHMID/STAEHLIN, Geschichte der griech. Litt. II/1, 225 mit Anm. _1; II/2, 974. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 6 265 Kap. III.5.2.1, Ziff. c zwar auf einen recht bescheidenen Platz, zeigen aber innerhalb dieser stilistischen Einordnung deren Homogeneität deutlich auf : "unus sonus unusque stilus est totius operis" 10 . VAN DER HORST schliesst sich diesem Urteil an, präzisiert aber den sprachlichen terminus post quem, indem er ca. 30 WÖrter ausfindig macht, welche nur in hellenistischer Zeit üblich waren oder nur in LXX und danach vorkommen. Das ganze Werk, eingeschlossen der Rahmen, zeugt aber vom Versuch des Autors, "to write in the old Ionic dialect of Phocylides and succeeds in doing so to a great extent" 11 c) Auch der Blick auf die Verteilung der Logienformen kann eine Tendenz zur einheitlichen Gestaltung des Logienmaterials erkennen. Dazu soll (für einmal) eine Sentenzensammlung nach ihren grammatikalischen Formen aufgeschlüsselt und kurz mit anderen verglichen werden. Die unten folgende inhaltliche Aufschlüsselung (Tab. 4) kann dann ohne grosse MÜhe in diese Tabelle eingetragen werden. 10) De Pseudo-Phocy1ideis 3-10, Zit. : 7; Kritik bei SITZLER, Rez.: ROSSBROICH 449f.; vgl. schon LUDWICH, Quaest. Pseudophoc 32 : "Sprache und Kunststil des ursprünglichen Gedichtes tragen übrigens einen durchaus einheitlichen Charakter und bieten für die Annahme verschiedener Verfasser nicht den allergeringsten Ansatzpunkt." Zur leidlichen sprachlichen Gestalt auch KROLL, Art. : Phokylides 509; GEFFCKEN, Komposition und Entstehungszeit 51 ("barbarische Metrik") u.v.a. 11) The Sentences of PseuPhoc 55. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 266 Kap. III.5.2.1, Ziff. c Tab.: 3 :Die Modi in PseuPhok3-228 : Legende : 3a 3b bedeutet 3a.b(.c) begr. zwei Sinneinheiten im gleichen Vers eine Sinneinheit mit interner Doppelung (oder begründend mit Partikel Trias) Infinitiv pos. rneg. 3a 3b 4a 4b Sa I Imperativ pos. 1 Opt. Indikativ neg. I I ISb I 6a 6b 7a 9b lOa lOb 14a lSa 18a I 17b Ba Sb 9a I l12a 12b l3a l3b I llSb I 11 (kond.) 14b (begr.) 16 I I 19a ll9b 22a 23 24a 24b 25a 26a 26b I 22b 17 l8b (Fluchwort) !2oa 20b I I I I 3lb 32b l21a 2lb 28 29 30 13la I 25b (begr.) I 27a.b.c I I I j32a I I 35a I I I 39 I 33 34 (kond./begr.) 135b 36a.b (=69b) 37a.b 138 I I 40 (begr.) 41 (begr.) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.1, Ziff. c Infinitiv pos. Imperativ lneg. pos. I I 48 49 52b I 59a I 57a I I I I 60 61 62 63a.b 64a.b 65a.b 66a.b 67a.b 68 I I I 70a 70b 69ba.b (=36) I I I 71 72 73 74a.b I I I 58 (begr.) I I I 56 (begr.) I (b.c) I I 54 I 55 I I Blf. (Jcl.c5vl 51a.b/ 52a I I 53a.b.c 57b I I 46 47 I I I 76a 76b (45) I 50a 50b I I I I 42 (These) 43 44 i I 69a.b.c ! neg. i I I Indikativ f I I Opt. 267 77b I I 75 77a 78a 78b 179 I 183 IB4 85a.b (begr. l 186a.b 187 80 {Blf. l I I BBa.b 89 I I 90 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 268 Kap. III.S.2.1, Ziff. c Infinitiv pos. .I Imp~ativ neg. pos. I I I I 98a I I I I :> 110 (OUK . 109b tv~.) I I I I 1121b 1132 133 (XPfl)l I I I (oÖx 8'cnov) I I I I I I I 145bl I I 149b <11ol 111 112f. 114f. 116 117 119f. 1122 I I 145a <!o2l 103f. (begr.) 105 (begr.) 106ff. (begr. ) 1118a 118b I I 143 98b (begr.)' ll09a I I 137a (begr.) 100f. (3x) " xcxA.6V) (OU I 123a I 97 92ff . . 95b 96 I I 102 121a 1 neg. I 95a I I I Indikativ I 91 I 99 Opt 123b (begr.) 124 125-128 (129) 130 131 (132) (133) ·134 1135 I 136 137b (begr.) 138a l13ab ,139 140(kond.) 1141 I I 146a 146b' 147b/148a 142 144 1147a 148b l149a ' 1150 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.S.2.1, Ziff. c Infinitiv pos. Im.12erativ 1 neg. pos. 1neg. I 151 I I 153a.b I 152a I I I I I I I 1177a.b I I '179 178 180 1181 I 1182 183 I I 1184f (Konj.) 186 1187 I 1188 1189 190 I I I I 1193 I 195a I 194a.b (begr.) I I 1199f. (begr.) I 195b/196f. rhet. F. I -- 118negJ 20lff. 204 I I I 205 (negJ 1206 207a.b I 208a (kond.) b/209 I 12lo I 1211 I II I t 191 (begr.) 192 (negJ I I I 213 l 176<1 176b I I 159 160f. 162/163a 163b (begr.) 164-170 '1d 171 _ 174 B1 werte 1175 I I 156 157 158 I I I 154 (begr.) 155 (begr.) I I Indikativ 152b I I I Opt 269 212 i -·. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 270 Kap. III.5.2.1, Ziff. c Infinitiv pos. Imperativ pos. neg. 1 I I Opt neg. I I I I I 215 214 (begr.) I 216 I 218a 217 I I 220a 220b/221a 221b/222 223 1 Indikativ 218b (begr.) 219 I I I I I 224 225 1226 I I 227 I 228 I I Der volitive Modus, ca. 60 x in der archaischen und epischen Form des imperativischen Infinitivs 12 , fast 90x im Imperativ der 2. Pers., und ca. lOx in der Wunschform, beherrscht mit ca. 160 Sinneinheiten diese Sammlung, sodass von daher der Titel / / 13 TtoLTl].J.a vou8E"tLXOV "keineswegs ganz unpassend" ist. Fast die Hälfte der infinitivischen Sinneinheiten ist dabei in den ersten 20 Zeilen der Sammlung massiert und gibt diesen einen altertümlichen Tonfall. Die Imperative finden sich nur zweimal zu einer grösseren Gruppe zusammen (22-30 und 175-193). Die positive oder negative Formulierung ist dabei mit ca. 75 Vorkommen gleichmässig verteilt. Der indikativische Modus bestimmt nur ca. 90 Sinneinheiten, wobei diese jedoch durchwegs umfangreicher sind, meis't einen ganzen Vers, öfters auch mehrere Verse umfassen, sodass quantitativ zwischen den volitiven und den indikativischen Zeilen ein un- 12) Vg1. SCHWYZER, Griech. Gramm. 380; vg1. die ungeschriebenen Gesetze, Kap. 5.1,Ziff.a. 13) LUDWICH, Ueber das Spruchbuch 6. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 271 Kap. III.5.2.1, Ziff. c gefähres Gleichgewicht besteht. Die Indikative gruppieren sich dabei gern zu kleineren und grösseren Nestern (40-47.60-68. 71-74.92-96.102-106.110-117.123-134.159-17~), welche die kurzen, befehlenden Worte in die weisheitliehe Einsichtigkeit zurücknehmen und -binden. Diese begründende Funktion wird manchmal mit Partikeln verdeutlicht (=begr.), resultiert aber Öfters auch einfach aus der logischen Abfolge (vgl. z.B. 17.27.54.71-74 usw.). Die beiden Bildworte von der Ameise und der Biene (164-174), ebenso wie die diatribenartige Invektive gegen das Gold (42-47) und die kleine Abhandlung vom A6yo~ als Waffe des Menschen (124128) fallen dadurch auf, dass sie nicht blass Einzelworte anei~ nanderreihen, sondern eine über mehrere Verse hinreichende, kleine literarische Einheit bilden. Die Gesamtabfolge der Mahnworte und Sprüche zeigt eine starke Vertretung der volitiven Modi zu Beginn (bes. 3-33) und am Schluss (ab 175). Im inneren Teil beherrschen jedoch indikativische Formulierungen das Feld (bes. 34-73.88-137.154-174), sodass sich ein gewisser Spannungsbogen Imperativ - Indikativ Imperativ ergibt, welcher die formale Gesamtstruktur von PseuPhok ausmacht. Dazu ein Vergleich : Auch bei den Goldenen Worten des Pythagoras (s.o. Kap.5.1.2,Ziff.h) ist herkunftsmässig und formal verschiedenes Logienmaterial versammelt. Durch die Gruppierung in einen imperativischen (l-49a) und einen meist futurisch-indikativischen Teil (49b-71) , welchem ein Bildwort (56-60 : unkontrollierbar rollende Zylinder) und ein Gebet an Zeus (6lf.) eingebaut sind, wurden sie jedoch so gestaltet, dass sich die zusammenhaltende Doppelung von Aufforderung und entsprechender Verheissung ergab. Die "Goldenen Worte" werden aber noch durch weitere Verklammerungen wie z.B. kurze Ueberleitungen (9a.l9b.49b), den Gebrauch der Ich-Form (24.34.47) zusammengehalten, welche im Verein mit sprachlichen Indizien einen redigierenden Schlussautor plausibel machten 14 , welcher die ihm vorliegenden echten pythagoräischen 14) Vgl: VAN DER HORST, Les vers d'or XXV;-XXXIII u.Ö. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 272 Kap. III.5.2.1, Ziff. d Worte zu unserer Sammlung von 71 Hexametern gestaltete und ihr den Anstrich katechismushafter Abgeschlossenheit zu geben vermochte. Diese zuletzt genannten redaktionellen Verklammerungen fehlen jedoch bei PseuPhok, und es zeigt sich m.E. darin ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden formal ähnlichen Sammlungen. Es ging dem Autor von PseuPhok anscheinend nicht darum, einen phokylideischen "Katechismus" zu schaffen, sondern seiner eigenen, aus vielerlei Quellen gespiesenen Weisheit ein Minimum an Geschlossenheit zu geben. Stimmt diese Beobachtung, dann hätte die Benutzung des Pseudonyms neben anderen, schwer zu bestimmenden Funktionen auch jene, den Einzelsentenzen etwas von der Kohärenz einer "Summe" eines grossen Weisen zu geben, ohne dass jedoch dieser Weise selbst profiliert und die Konstituierung einer JÜngergemeinde um ihn bezweckt werden soll. Die lockere Einheit von PseuPhok wiese somit darauf hin, dass das eigentliche Interesse des Autors bei seiner eigenen Weisheit oder der Weisheit seiner Gruppe liegt. d) Lässt sich nun innerhalb dieses abgeschwächten Willens zur einheitlichen Gestaltung eine inhaltliche Gruppierung oder irgendeine kompositorische Technik finden ? In Z. 8 vermeint man, den Beginn einer Gliederung (npw•a) zu sehen, doch ist erstens das Doppelgebot von Gottesfurcht und Elternliebe als oberste (=npw•ov) Pflicht ein weitverbreiteter Topos in der griechischen Ethik 15 , zeigt zweitens die Formel npß•ov ~tv o~v in PseudoIsokrates, Ad Demonicum 13 16 ; dass dies noch lange kein Signal für eine weitere Gliederung sein muss, und ist drittens vor Z.8 schon eine kleine Kollektion vorangestellt, auf welcher anscheinend das Hauptinteresse liegt. Solche thematische Kleinkollektionen scheinen die grösste Einheit darzustellen, welche der Autor noch in den Griff bekam (vgl. die in Tab.4 unterstrichenen Ziffern) . 15) Vgl. die in Kap. 5.1 genannten und z.T. zitierten Stellen Pseudo-Isokrates, ad Demonicum 16; Beginn der ungeschriebenen Gesetze; der "Worte der Sieben Weisen", nach BOISSONADE, Anecdota Graeca I, 135; Charesgnomen A, 7; PseuPyth, Carrnen aureurn 1-4; Menander, Monostichen 322 = Frgt XIII,l7; vgl. Frgt VIII,5. - Zusammenstellungen bei WEFELMEIER, Die Sentenzensammlung der Demonicea 79-81; VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 116. 16) Vgl. ISOKRATES, Ad Nicoclem .9 (MATHIEU/BREMOND 100). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.l, Ziff. d 273 PseuPhok ist aber nicht thematisch durchgestaltet wie etwa die o•o~xE~ov gegliederten Gnomologien 17 , sodass eine inhaltliche Gesamtgliederung möglich wäre 18 , da inhaltsfremde Einzel- xa•a worte zwischen den kleinen Kollektionen stehen (vgl. 122 nach 99-121; 132 nach 124...;131 u.ö.) und thematische Wiederholungen (vgl. 4 mit 34b; Sb mit <3l>.l39.145.147f.; 55 mit 97), ja auch Widersprüchlichkeiten (vgl. 195 mit 205) zu beobachten sind. Die (manchmal) assoziative Sprunghaftigkeit scheint das einzige kompositorische Prinzip zu sein, welches PseuPhok durchhält. Diese ungeregelte Mischung von kleinen Einheiten zu einem losen Ganzen erlaubt den weiteren Vergleich mit der pseudoiskratischen Lehrrede an Demonikos (s.o. Kap. 5.1.2,Ziff.e). Wie dort ist auch hier ein Mangel an gestalterischer Durchdringung festzustellen; wie dort darf aber auch hier dieses Unvermögen (oder Nichtwollen) des Autors nicht zur Rechtfertigung für eine literarkritische Zerteilung oder eine traditionsgeschichtliche Gliederung zeitlich nacheinander folgender Ueberarbeitungen benutzt werden. Der Autor selbst ist der eigentliche Grund für die lose Einheit. Er schöpfte aus verschiedenen Sammelbecken, vernachlässigte bei der Uebernahme von Logiengruppen und Einzellegien und deren Umformung in Hexameter durchwegs den Kontext und fand genau gleich wie Pseudo-Isokrates - auch eine abschliessende redaktionelle Verschweissung fÜr nicht notwendig. Während aber der einheitliche kulturelle Kontext des klassischen Griechentums der Lehrrede des Pseudo-Isokrates eine inhaltliche Homogeneität verlieh, schoben sich bei PseuPhok inhaltlich verschiedene Traditionsbereiche ineinander. Sein Autor stand am Kreuzungspunkt dieser verschiedenen Bereiche, und man wird den Verdacht nicht 17) Ein besonders deutliches Beispiel ist die von PLANODES in 83 thematische Gruppen gegliederte Sammlung der menandreischen Monostichen in der Klasse r. Zusammenstellung bei JAEKEL, Menandri Sententiae Xlff. 18) VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc, hat PseuPh6k 3-227 in 13 thematische Einheiten unterteilt. Fasst aber der Titel "Admonitions to Mercy" wirklich 22-41 zusammen ? Oder was s.oll ein Titel wie "Avoidance of Wickedness and Virtuous Life" mit 132-152 mehr zu tun haben als mit 70-96, welche "The Danger of Envy and Other Vices" betitelt werden ? Vgl. LUDWICH, Quaest. Pseudophoc. 28 : "Morallehren und praktische Klugheitsregeln ziehen kaleidoskopartig vorüber; von einer o r d n e n d e n Hand, die das Spruchbüchlein 1 o g i s c h zu g 1 i e d e r n versucht hätte, ist nicht die leiseste Spur zu bemerken." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 274 Kap. III.5.2.2 los, dass er von der FÜlle dieses Weisheitsangebotes überfordert wurde. So sind m.E. genügend formal-stilistische und sprachkritische Gründe vorhanden, um PseuPhok nicht einfach als Produkt einer Jahrhunderte langen, unkontrollierten Sammeltätigkeit zu bewer19 ten , sondern ein einheitliches Bemühen, einen individuellen Autor zu postulieren, dessen Werk nur noch durch wenige Einschübe oder Auslassungen verändert worden ist. Die offene Gattung der Logoi Sophon sollte zudem von allen Versuchen abhalten, wie BELTRAMI und RASFANTE einen ursprünglichen Kern in exakter Strophenform zu rekonstruieren 20 . Es geht auch nicht an, mit VersUmstellungen, Textkorrekturen und Aehnlichem ein möglichst kohärentes, von einem Thema zum andern harmonisch Überleitendes Gedicht herzustellen 21 : PseuPhok kann so, wie er uns im Grossen Ganzen Überliefert ist, als Einheit in der Art der Logoi Sophon verstanden und belassen werden. 5.2.2 Die Präsenz biblisch-frühjÜdischer Weisheitstraditionen "An der Einheitlichkeit des Gedichtes ist nicht zu zweifeln; weder Sprache noch Inhalt berechtigen zur Annahme verschiedener Verfasser" 22 . Wenn wir uns diesem Urteil STAEHLIN's mit den oben ausgeführten Gründen anschliessen, so stellt sich gebie19) So FARINA, Silloge Pseudofocilidea, bes. l3ff. 20) BELTRAMI, Spirito Giudaico 514-542, versuchte 6 Eklogen herauszudestillieren, indem er alle thematisch ähnlichen Teile zu Strophen zusammenzog. RASPANTE, Sulla composizione, hingegen fand zwei Gruppen zu 15 Tristichen 90 Stichen) als Grundstruktur des Gedichtes, wobei dann die restlichen 140 (:) Stichen z.T. von einem alexandrinischen Stoiker, z.T. von einem hellenistischen Juden eingefügt worden seien. Beide Autoren gehen willkürlich mit den Texten um; vgl. die Kritik von STAEHLIN, Die ~ell.-jüd. Lit. 622, Anm. 5.7; SITZLER, Rez. : Raspante 699f. ·c= 21) Vgl. den harmonisierten Text bei BERNAYS, Ueber das Phok. Gedicht, nach S. 36. Zum Leitbild eines möglichst harmonischen Lehrgedichts s. SITZLER, Rez. : Rossbroich 452-457; und anscheinend ohne dessen Kenntnis KURFESS, Das Mahngedicht 177-181 (s.u. Anm. 42). LUDWICH, Quaest. Pseudophoc. 27ff.,hat in der Verwerfung dieses Leitbildes bei KROLL, Rez. : Ludwich 243, Verständnis gefunden, dieser versucht aber in Art. : Phokylides, PRE 20 (1941) 505, doch wieder etwas mehr Ordnung in PseuPhok hineinzubringen. 22) STAEHLIN, Die hell.-jüd. Lit. 622; vgl. LUDWICH, Quaest.PseudoPhoc. 32. Dagegen BOLKESTEIN, Wohltätigkeit und Armenpflege 429, Anm. 1 (zit. u. Anm. 32). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.2 275 terisch die Frage : Wer ist nun dieser Autor, der da am Kreuzungspunkt verschiedenster Weisheitsbereiche stand ? In welchem Verhältnis steht er zur biblisch-jüdischen Tradition ? Gehört er noch als wichtiger Faktor in die Geschichte der frühjüdischen Weisheit ? Bis gegen Ende des 16. Jhd.s. n. wurde PseuPhok ungefragt als echt phokylideisch erachtet und stand als einziges längeres Gedicht des alten Meisters neben dessen kärglichen 16 Fragmenten23 in hohen Ehren. Als heller Beweis dafür, "dass das unverfälschte Zeugnis der Natur aus dem Munde der edlern Heiden im Wesentlichen gleichlaute dem göttlichen Gnadenwort der Bibel" 24, fand es Eingang in die zahlreichen Schulbücher, deren Verfasser die glückliche Verbindung von recht g~tem Griechisch mit christlich akzeptabler Moral entgegenkam und jedenfalls keinen Verdacht weckte. Seit BERNAYS' glänzender Untersuchung "Ueber das Phokylideische Lehrgedicht" {1856) ist diese verdächtige Einheit definitiv zerbrochen 25 und die Pseudonymität der Sentenzen allgemein anerkannt 26 • Ausschlaggebend waren dabei nicht so sehr die sprachlichen Indizien, welche die Sentenzen in die Spät23) Ed. : DIEHL/(BEUTLER), Anthologia lyrica Graeca I, 57-60; BERGK, Poetae Lyrici Graeci II, 68-73. 24) BERNAYS, Ueber das Phok. Lehrgedicht 2. 25) BERNAYS, Ebd. 2f., verweist auf "den wackeren Friedrich SYLBURG" (Epicae elegiacaeque minerum poetarurn gnomae, Frankfurt 1591) und Joseph SCALIGER (Animadversiones in Chronologica Eusebii, in: DERS., Thesaurus Temporum, Leiden 1606) als seine wichtig.st<;m Vorstreiter hin. Nach SUSEMIHL, Geschichte der griech. Litt. 643, habe aber vor BERNAYS schon Isaac VOSSIUS, De Oraculis Sibyllinis, London 1685 (mir nicht zugänglich), für eine jüdische Herkunft plädiert, doch blieb er unbemerkt; vgl. VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 3f.: "Scaliger's thesis that the Poem is Christianis repeated uncritically without anybody examining his proofs for it . . • . It is useless to enurnerate all those who have subsequently occupied themselves with Ps.-Phoc in the 17th and the 18th centuries since they put forward no new points .of view." Er verweist dann auf FUERST, Bibliotheca Judaica III, 96-99. 26) Nur LINCKE, Samaria und seine Propheten (1903), 40-102; Phokylides und die Essener (1909), 128-138; Phokylides, Isokrates und der Dekalog (1911) 438442; SPINNER, Herkunft, Entstehung und antike Umwelt des hebräischen Volkes (1933), 486ff., und DORNSEIFF, Echtheitsfragen 37-51, haben in neuerer Zeit die Echtheit von PseuPhok zu behaupten versucht. Die visionäre Gabe LINCKES, die pansemitisierende Phantastik SPINNER's (vgl. S. VIII) und die apologetischen Interessen DORNSEIFF's disqualifizierten die vorgebrachten Thesen von selbst. - Ist einmal grundsätzlich die Pseudonymität erkannt, so kann erst der positive Aufweis im Vergleich mit echten Phokylidesworten die hypothetische Annahme bestätigen, es hätten sich in PseuPhok falsche mit echten Phokylideslogien vermischt. Dazu müssten neue, echte Phocylidea gefunden http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 276 Kap. III.5.2.2 antike verweisen, als vielmehr die z.T. ausserordentliche Nähe zu alttestamentliche Gesetzestexten. Ob man seither einen jüdischen Weisen mit hellenistischer Bildung 27 , sogar essenischer Tendenz 28 , oder einen griechischen Proselyten/Sympathisanten29 oder einen aus dem jüdisch-hellenistischen Bereich kommenden Christen 30 oder einen Heiden mit Bibelkenntnissen 31 als Autor annimmt, oder ob man das Mahngedicht aus einer langen anonymen Traditionsgeschichte mit heidnischen, jüdischen und christlichen Einflüssen resultieren lässt 32 , unbestritten blieb werden. Der Befund bei PseuMen (s.Kap. 6) lässt einen da jedoch grundsätzlich kritisch sein. Die Versuche von RANSTON, Ecclesiastes 79-84, und LEWIS, The Teaching of PseuPhoc 298, einen echten nucleus zu finden, sind nicht mehr als Vermutungen. 27) BERNAYS, Das Phok. Lehrgedicht 20-36, hat dieser These zum Durchbruch verholfen (s.o. Anm. 25); sie wird seither von den meisten Autoren bejaht (vgl. SCHUERER III, 617-622; RIESSLER, Altjüd. Schr.ifttum 1318) oder nuanciert (vgl. Anm. 28-30). Auch die neue Reihe JSHRZ hat PseuPhok aufgenommen (Bearbeiter : N. WALTER). VAN DER HORST's grosser Kommentar vertritt die gleiche Grundthese, obwohl er sich. für keine der Unterformen im damaligen religiösen Judentum entscheiden kann. 28) BELTRAMI, Spirito giudaico 517-520.543. Der Vergleich mit den Essenerberichten bei JOSEPHOS und PHILO und die allgemeinen Ueberlegungen zur apolitischen Haltung, zum klaren Monotheismus und zur hellenistischen Beeinflussung der Essener sind zum Teil falsch und aufs Ganze nicht beweiskräftig, weil sie die tatsächlich vorhandenen, zahlreichen biblisch-jÜdischen Reminiszenzen in die Enge einer Randgruppe führen und damit Überforcieren. Zur essenisch-qumranischen Weisheit s.o. Kap. I.3. 29) ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis 2lff.; vgl. die wichtige Nuancierung auf S. 102 : "Utrum is qui illam syllogen composuit, Judaeus fuerit an crEß6uEv6~ cL~ cbv 3EOV t~Lcrcov aut aliquo modo Judaeorum opinionibus irnbutus (Unterstr. v. mir) ita ·diiudicio, ut hanc potius opinionem praeferam". Eine solche "Sympathisanten-Literatur" war zwar bis dahin nicht bekannt, doch hat neulich AUDET, La sagesse de Manandre 56.80f., auch für PseuMen einen "Gottesfürchtigen" angenommen, und ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche, bes. l70ff., nennt als Adressaten der weisheitliehen Mahnworte Jesu "Anhänger (n) Jesu im weiteren Sinn". Vgl. auch THEISSEN, Soziologie der Jesusbewegung 21-26. - FELDMANN, Jewish 'Sympathizers' 200-208, und LIFSHITZ, Du nouveau sur les "Sympathisants" 77-84, haben das inschriftliche Material dazu erschlossen. 30) Diese Position beherrschte die Forschung von SCALIGER (1606) bis BERNAYS (1856) , also immerhin 250 Jahre lang (vgl. auch die parallele Forschungsgeschichte bei den Test XIIPatr, o. Kap. V.2.0). -sie bekam dann mit der Entdeckung der DIDACHE nochmals eine letzte, vermehrte Aufmerksamkeit zwischen 1883 und 1885. Bezeichnend für den Wechsel sind HARNACK's verschiedene Stellungsnahmen : In der Rez. von BERNAYS, Gesammelte Abhandlungen (1885), 159ff., nennt er PseuPhok aufgrundvon Z. 104 "christlich"; in der Geschichte der Altchristl. Litt. I (1893) 89.863f. ist sein Urteil "schwankend", ob jüdisch oder christlich; ebd. II/1 (1897) 589, ist dann jüd. Ursprung "wahrscheinlicher", Z. 104 aber "christliche (heidnische) Interpolation". Vgl. auch DIETRICH, Nekyia 88, Anm. 2, wobei die Christen an der alten, stoisch beeinflussten und schon jÜdisch Überarbeiteten Logienkollektion "nur einen Anfang machten, ihre Gedanken schärfer in dem Gedicht zum Ausdruck kommen zu lassen" (182); auch GEFFCKEN, Komposition und Entstehungszeit 51. 31) LUDWlCH, Quaest. Pseudopfoc. 29-32; vgl. auch KROLL's Rezension 243. 32) KURFEqS, s.u. Anm. 42; RASPANTE, Sulla composizione (mir nicht zugänglich; http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.2 277 seither, dass ein (gut) Teil der vorgebrachten Weisheitslehren in Abhängigkeit zu biblisch-frÜhjüdischen Texten steht 33 • Der lange Katalog echter .und vermeintlicher Kontaktstellen zwischen PseuPhok und der biblisch-frÜhjÜdischen Literatur soll hier nicht noch einmal aufgeführt werden, da in der Anhäufung von Material 34 schon zu oft der Blick für die Proportionen des Gesamtwerkes verloren ging. Der Sachverhalt kann aus den drei Autoren BERNAYS, ROSSBROICH und VAN DER HORST, welche als einzige einen durchlaufenden Kommentar geschrieben haben 35 , recht deutlich ersehen werden. Nach dem jüdischen Gelehrten BERNAYS (1856) wird neben dem Dekalog Ex 20,1-17 (vgl. Dtn 5,1-26), den er in PseuPhok 3-7 durchhÖrt, in PseuPhok ,8-41 vor allem dessen Gegenstück Lev 19 ausgebeutet. Die in Lev 19 aufgeführten Vorschriften hätten dabei nicht nur einzelne Zeilen bei PseuPhok sondern die ganze Abfolge der Themen beeinflusst. Auch im Mittelteil PseuPhok 42-153, in welchem in stark aphoristischer Weise Verhaltensregeln popularethischen Ursprungs und kynisch-stoischer Färbung zusammengestellt sind, seien einige Anleihen aus Ex 22f., Lev 18 und Dtn 22.27 gemacht worden. Seine besten Berührungspunkte in diesem Mittelteil sind : vg1. ,STAEHLIN, Die he11.-jüd. Lit. 622, Anm. 5; DENIS, Introduction 219, Anm. 18); FARINA, Silloge 13-15; BOLKESTEIN, Wohltätigkeit und Armenpflege 429, Anm. 1, sieht "viel altgriechisches Gedankengut darin, das mit allerlei orientalischen, ägyptischen, persischen und auch jÜdischen Auffassungen zu einem monstruösen Mischmasch vereinigt ist", weshalb es "vÖllig zwecklos" sei, "sich die Frage vorzulegen, was für ein Landsmann oder wes Geistes Kind der Zusammensteller dieses Mischmaschs war : eine eigene Persönlichkeit ist darin nicht zu entdecken." Aehnlich negativ auf S. 73. ("Erzeugnisse (n) eines kraftlosen Synkretismus"). 33) Forschungsgeschichten finden sich bei BERNAYS, Ueber das Phok. Gedicht 1~5 (von 1495 bis 1856); FARINA, Silloge Pseudofocilidea 9-15 (sehr ungenau); DENIS, Introduction 215-219 (seit Bernays); vor allem aber jetzt VAN DER HORST, The Sentence of PseuPhoc 1-54. 34) Vgl. LINCKE, Samaria und seine Propheten 66-73.89 (synoptisch), und bes. BELTRru1I, Veteris et Novi Testamenti Vestigia 411-423, der durch seine kam-, mentarlose Liste irgendwelcher Aehnlichkeiten aus AT und NT den Blick eher verstellt. Siehe auch KRAUSS, Art. : Pseudo-Phokylides JE 10 (1905) 255f. (bes. Parallelen aus Spr und Sir); LEWIS, The Table Talk - Section 53-56 (zu EpAr). 35) FARINA, Silloge Pseudofoci1idea (1962), kann wegen seiner Unausgeglichenheit im beigezogenen Vergleichsmaterial (bes. Horaz und Ovid) hintangestellt werden. ROSSBROICH vertritt den klassischen Philologen würdiger. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 278 PseuPhok 83 : PseuPhok 84 : PseuPhok 139. 145. 147f. PseuPhok 140 Kap. III.5.2 •. 2 vgl. Ex 22,24 (Verhalten.zum Schuldner) vgl. Dtn 22,6 (Vogelschutz) J: PseuPhok 149 vgl. Dtn 14,21; Ex 22,30f. (Bestimmungen über besudeltes Fleisch) vgl. Ex 23,5; Dtn 22,4 (Hilfe am Tier des persönlichen Feindes) vgl. Ex 22,18. (Giftmischerei und Magie) Im dritten Teil, welcher in mehreren thematischen Gruppen (Arbeit, Geschlechtlichkeit, Ehe- und Familienleben, Alter, Sklaven) bis an den Schluss von PseuPhok reicht, "klingen ••• ausgewählte biblische Sprüche zusammen mit Gnomen von echt klassischer Einfachheit" (30). Dabei wird vor allem in PseuPhok 177- 198 "eine Auswahl der biblischen Bestimmungen über die geschlechtlichen Verhältnisse", nämlich Lev 18, gegeben, "zugleich mit ' einigen Strafreden gegen solche Laster, zu deren ausdrücklicher Verfolgung die mosaische Gesetzgebung in der jüdischen Sitte keinen Anlass fand, die aber bei den Übrigen VÖlkern, klassischen wie nicht-klassischen, nur zu offenkundig im Schwange gingen" (30). Nach BERNAYS ist PseuPhok also sowohl in seiner Gesamtabfolge wie auch in zahlreichen Einzeltraditionen vom biblischen Schrifttum abhängig. ROSSBROICH (1910) setzt, als klassischer Philologe jedoch nichtjÜdischer Religion, die Akzente etwas anders, indem er PseuPhok grundsätzlich in der hellenistischen Welt der ersten nachchristlichen Jahrhunderte situiert und von diesem Rahmen her dann einige Einwirkungen aus der LXX oder der semitisch-jüdischen Gedankenwelt findet. Den Löwenanteil bei der Gestaltung von PseuPhok hat nach ihm jedoch die "Diatriba cynica-stoica", von welcher die Zeilen 5.6a.b.32-34.42-47.49.5lf.55f.59-69.71-75.8lf. 91.104.108.109-115.153f.l64-174.175f.l84.199-204 _sichtbar und nachweisbar beeinflusst seien. Die drei unterstrichenen Stellen bezeugten dabei eine direkte Kenntnis von POSEIDONIOS (Stoiker, ca. 135-51 v.) 36 , doch sind auch Autoren wie Theognis, Euripides, 36) Auch in JOSEPHUS,· Ap 2,203, haben wir einen ähnlichen Einfluss vermutet (s.o. Kap. 4.1, Anm. 22). VAN DER HORST's Verdikt über die "Poseidoniusrage" um 1900 sollte insofern beherzigt werden als auch SENECA,MUSONIUS RUFUS und HIEROKLES der Stoiker berücksichtigt werden sollten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 279 Kap. III.5.2.2 Homer, Hesiod, Herodot, Horaz u.a. als bekannt zu erweisen. Viele Worte seien aber dichterische Umformungen von Proverbien oder "opiniones communes", welche nicht klar zu orten seien. Dazu gehören : 7f.27.53.79.94b.l07.108.114.116f.l21.125-127.195-197. 206.207.210-212.213-217.218f.223-227.228. In dieser ut ita dicam caeli regionibus" "ex omnibus (102) Zusammengestellen Gesell- schaft37 steht auch eine Anzahl Worte, welche mit mehr oder weniger Sicherheit von der LXX abhängig sind : 8-10.12.!!.15.19. 22.24.53?.54.83.106.124.140.z.T. 179-183.186.188.226f. oder sich als "sententae iudaicae" (bes. 39.84f.l47f.) zu erkennen geben. ROSSBROICH sieht also wohl den biblisch-jüdischen Einfluss und anerkennt ihn; er sieht aber darin keine Kraft, welche die ganze Sammlung prägt. VAN DER HORST, als klassischer Philologe und christlicher Theologe, versucht (1978) den Ausgleich, indem er das gesamte, aus der griechischen Literatur bis dahin zusammengetragene Vergleichsmaterial überprüft und mit den möglichen Verbindungen zur biblischen Literatur und frÜhjÜdischen Umwelt konfrontiert. Sein Kommentar besteht deshalb aus 230 Materialschlachten, aus denen manchmal kein Sieger hervorgeht, einige Male zwar das griechische Element stärker ist, meist jedoch biblisch-jüdisches Gedankengut die Oberhand bekommt. PseuPhok steht bei VAN DER HORST zwar mitten in der hellenistischen Literatur und zeigt Kenntnis sowohl der klassischen wie auch der späteren, besonders stoischen Literatur; auch die Verbindungen zu den vielfachen Gnomologien vor und nach PseuPhok sind deutlich herausgehoben. Ausgehend von den sicheren Ansatzpunkten im biblischen LXX-Text wird dann aber allen Hinweisen auf jüdische Verfasserschaft nachgegangen, sodass sich ein dichtes Netz deutlicher, andeutender und kaum noch spürbarer biblisch-jüdischer Bezüge entfaltet. Im Folgenden sei- 37) ROSSBROICH vermutet dabei Einflüsse von zoroastrischem Gedankengut auf PseuPhok l03{nach THEOPOMP, Philippica.B; FrGrHist 115, S. 546-552), von den astrologischen Erörterungen des PSEUDO-MANETHO auf PseuPhok 3.176.179.183f, 184f.l87 {s.o. Anm. 9) und von verschiedenen Orakelsammlungen der Spätantike auf PseuPhok 3.9.12.40-47.149, Es stellt sich dabei die methodische Frage, ob man wirklich bis in die entlegendsten Winkel gehen darf, um noch irgendwelche Parallelen auftreiben zu können. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 280 Kap. III.5.2.2, ~iff. a en VAN DER HORST's Beobachtungen systematisiert zusammengestellt, wobei die abgestufte Beweiskräftigkeit der Vergleichspunkte die Reihenfolge diktiert 38 a) Abhängigkeit des PseuPhok von der LXX Unter dieser Ziffer sind hier jene Zeilen aus PseuPhok zusammengestellt, in welchen eine spezielle gedankliche Wendung, der ganze Gedanke oder eine sprachliche Eigenart an den griechischen, biblischen Text als ·unmittelbare oder-Über das Gedächtnis vermittelte Vorlage erinnert : 3-8 ist wahrscheinlich eine freie Wiedergabe der zweiten Dekalogtafel, jedoch in veränderter Reihenfolge. Die kleine vorangestellte Kollektion ist somit eine jener im Frühjudentum oft beobachteten ''adaptierten Zusammenfassungen" des jüdischen Gesetzes39~ 10 .- "Wirf nicht ungerecht den Armen zu Boden ! Beurteile nicht 'das Angesicht'!" : Vgl. Lev .19, 15; Ex. 23,3; Dtn 1,17; Sir 4,27 (auch Spr 24,23; AbRN A 10,1). Es kann der hehr. Ausdruck b~)~ ~W) im Hintergrund stehen. 14 "Teil gerechtes Mass zu! ••• Senk nicht den einen Balken der Waage, sondern halt ihn im Gleichgewicht!": Vgl. Dtn 25,14; Lev 19,35, au.ch Spr 11,1 u.ö.; Am 81 4f • . 19l22l24a Auszahle.n des Lohnes I sofortiges Wohltun I Aufnehmen des Obc;lachlosen : Vgl. Lev 19,13; Dtn 24,14 I bes. Spr 3,27f.IJes 43,7; Ijob 31,32. 35 "Vermeid des Nachbars Feld ••• ! " : Vg 1. Ex 2 2, 4; Dtn 23,25, vielleicht a~ch Dtn 19,4. 53f. "Rühme dich nicht deiner Weisheit, deiner Stärke und deines Reichtums ! Allein Gott ist weise und mächtig ••• ": Vgl. Jer 9,22; 1 KÖn 2,10. 84f. s.o. bei'BERNAYS' Liste. 106 Der Geist ist für die Sterblichen ein Lehen Gottes, und ein Gleichbild. "·': Der Zusatz xa.'t e:tx~v. erinnert 38) Die unentschieden gebliebenen Fälle sind dabei weggelassen. Das Folgende bietet deshalb nur einen Ausschnitt aus VAN DER HORST's beigezogenem Material. · 39) Vgl. BERGER, Die Gesetzesauslegung Jesu 258-277. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 281 Kap. III.5.2.2, Ziff. b an Gen 1,26f.; Weish 2,23. -Auch l07.108a mit dem Motiv "aus der Erde - zur Erde zurück" erinnert an Gen 3,19; Koh 12,7; Sir 17,1, doch ist das Bildwort auch in der griechischen Welt, besonders als Epitaph weit verbreitet. 140.147f.(vgl. 139.145) .149 s.o. bei BERNAYS' Liste. 179-185 Regelung der geschlechtlichen Beziehungen innerhalb der Familie und Verwandtschaft : Vgl. Lev 18,8.9.16 und Ex 21,22f. 164-170./ 171-174 Ein Bildwort von der Ameise und der Biene : Vgl. Spr 6,6-8 + LXX 6,8a-c. Zum ganzen Abschnitt 153-174 s. die Diskussion u. S. 292-298. l08f. Stufenweise Bestrafung des Kindes Vgl. Dtn 21,18ff. In der Sekundärliteratur zu PseuPhok werden oft noch viel mehr Vergleichsstellen angegeben, welche aber rn.E. alle weniger zutreffen und weiter vorn biblischen Text entfernt sind. Die oben gebotenen Parallelen stellen ein kritisches Minimum dar, auf welchem sich die Annahme biblischen Einflusses auf PseuPhok zu gründen hat. Alle weiteren Paralleltexte haben aus sich selbst keinen entscheidenden Argumentationswert mehr, da sie nur im Verbund mit den gegebenen Stellen als mit biblisch-frühjüdischen Texten verwandt erk~nnt werden können. Damit kann mit Sicherheit gesagt werden, dass der Autor von Pseu-Phok biblische Gesetzes- und Weisheitstexte gekannt hat. Ueber den Autor selbst ist aber damit noch gar nichts entschieden. Es müsste aufgezeigt werden können, dass die Verwendung der biblischen Materialien in einem Phokylides-Pseudepigraphon aus frühjüdischer Perspektive geschah. Dieses Problern stellt sich bei der nächsten Ziffer in aller Deutlichkeit. b) Abhängigkeit des PseuPhok von der mit JOSEPHUS, Ap 2,190-219, und PHILO, Hyp 7,1-9, gemeinsamen Quelle des "Apologeticurns" Die beiden Gesetzesepitomen von Philo und Josephus (s.o. Kap. 4.1 und 4.2) haben deutlich werden lassen, dass sich bei der Bemühung um aktuelle Lebensregeln in hellenistisch-römischer Zeit vielfaches Weisheitsgut aus der hellenistischen Umwelt mit bibli- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 282 Kap. III.S.2.2, Ziff. b sehen Traditionen verbunden hat. Das aus den gemeinsamen Traditionen von Hyp und Ap postulierte "Apologeticum'' ist ein solches Stück frühjüdischer Literatur. Bei der 'Präsentation der beiden Texte (s. u. 211-215.223-226) wurden am rechten Rand auch schon die Parallelen zu PseuPhok angegeben. Es erübrigt sich, hier die Parallelstellen noch einmal aufzuzählen, da sich der Sachverhalt wohl deutlich genug gezeigt hat. Die allen drei gemeinsamen und im Vergleich mit dem biblischen Text neuen Vorschriften betreffen. vor allem jene fundamentalen Bereiche der Menschlichkeit, welche als ~yp~a vÖ~L~a xa\ ~an in der Antike bekannt waren, jedoch im Bereich des Jahweglaubens der hellenistisch-römischen Zeit mit eigenen, von der Bibel und der frühjüdischen Praxis inspirierten Inhalten formuliert wurden. Dazu gehören besonders die Ehrfurcht vor dem Grab und den Toten (PseuPhok 22.100 Parr), die Perhorreszierung von Abtreibung, Kindsaussetzung, Sterilisierung und Kastration, sowie gewalttätigen sexuellen Verhaltens (PseuPhok 184.187.198 Parr), und auch eine Erweiterung der Tierschutzbestimmungen (vgl. PseuPhok 84f. Parr). Zu dieser "traditio triplex" kommen dann noch jene Verbindungen, die jeweils nur zwischen zweien der drei Texte laufen (PseuPhok 80. 199f.218 Par). In PseuPhok ist somit neben dem griechischen Text der Bibel auch frühjüdisches apologetisches Gut verarbeitet, das jedoch - wie Philo und Josephus zeigen - starke Anleihen aus der hellenistischen Welt aufweist. In etwa gleiten so bei PseuPhok die von Philo und Josephus der jüdischen Gedankenwelt angeeigneten Weisheitstraditionen wieder in ihre griechische Gedankenwelt zurück. Das Paradox der Phokylides-Pseudepigraphie wird.hier grell deutlich : Konnte ein jüdischer Autor dieses Wagnis eingehen, ohne den Kontext in seiner eigenen Glaubenswelt zu verlieren ? Ist im Autor von PseuPhok nicht eher ein griechischer Apologet zu sehen, der die "Apologien" von Philo und Josephus als Usurpationen aufdecken und die ursprünglichen geistigen Ei~entumsverhältnisse wieder deutlich machen wollte ? Der Sinn der Pseudepigraphie wäre dann allerdings Was ihr Juden von eurer mosaischen Gesetzgebung herleitet, ist gar nicht eure http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 283 Kap. III.5.2.2, Ziff. c eigene Weisheit ! Ihr habt es von unserem grossen Dichter Phokylides Übernommen. PseuPhok wäre dann die griechische Variante der Apologien von Philo und Josephus, und die Pseudepigraphie das Indiz für die von der gegnerischen Position her gezogene Perspektive ! Dieser gedankliche Versuch, der bis jetzt in der Erforschung von PseuPhok noch nicht gemacht wurde, ist ebenso verführerisch wie er wohl falsch ist. Er postuliert in der griechischen Literatur einen Einzelfall, für den die Beweisbasis zu gering ist. Es müssten doch wohl deutliche antijüdische ZÜge aufgewiesen und eine plausible Einordnung an einen an den Juden Überhaupt interessierten Ort der griechischen Literaturgeschichte gemacht werden können. Da jedoch in der frühjüdischen Literatur genügend antigriechische Elemente bei gleichzeitiger Uebernahme griechischer Materialien zu finden und in den gefälschten Klassikeranthologien (s. Kap. 5.1.1), bei Pseudo-Hekataios (s. Kap. II.l.2), u~d im "Testament des Orpheus" (s. Kap. V.l.2) auch Parallelen für den pseudepigraphischen Ueberschritt zu griechischen Autorennamen vorhanden sind und da m.E. in PseuPhok nicht nur biblische Materialien sondern auch biblische Intentionen (vgl. Ziff.c) Übernommen wurden, ist die Annahme jüdischer Pseudepigraphie verständlicher. Der Sachverhalt signalisiert jedoch sehr deutlich die geistesgeschichtliche Linie, Über welche PseuPhok hin und her springt, ohne dass sich diese Linie zu einer klar scheidenden Grenze aufbauen liesse. c) Präsenz typisch jüdischer Anliegen VAN DER HORST zählt hierzu die Aufforderungen zur Unterstützung der Armen (PseuPhok lO.l9.22ff.29), oder sonstwie Bedürftiger (26. 28), zur strikten Abtrennunq von Frevlern (132-134), zur Abschaffung magischer Praktiken (149); dann auch die Situierung des Eros in den menschlichen Bereich (194) , die Verwahrung der Jugend vor der sexuellen Versuchung (2l5ff.) und die starke Betonung der Ehrfurcht vor dem Alter (220ff.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 284 Kap. III.S.2.2, Ziff. d BOLKESTEIN und SCHMIDT können zwar zu allen diesen Bereichen einige recht gute Parallelen bieten 40 , im Frühjudentum haben sich aber' diese paränetischen Anliegen so stark verdichtet, dass sie sich in der doch kleinen Literatur in einer sonst nicht zu beobachtenden Intensität zeigen. Dass diese Anliegen in der Weisheitslehre von PseuPhok so stark vertreten sind, vermag die in den vorausgehenden Erörterungen aufgezeigten Ambivalenzen deutlicher im Sinne einer frühjüdischen Gesamtperspektive zu entscheiden. Es ist ein Anliegen jüdischer Prägung, dass die biblischen (Ziff.a) und die frÜhjÜdisch-apologetischen (Ziff.b) Materialien zur pseudophokylideischen Weisheitslehre versammelt hat. PseuPhok steht also in einer ähnlichen Linie wie schon Josephus und Philo. Der Schritt in die griechische Pseudepigraphie muss somit innerhalb derselben Denkbemühung interpretiert werden, jedoch als noch bedeutend weiter ausholende Geste der Versöhnung der griechischen Weisheitstraditionen mit der biblischjüdischen Weisheit. d) Anspielungen auf frühjüdische "Dogmen" ? VAN DER HORST findet in PseuPhok 1 ("Sprüche der Gerechtigkeit"), 88 (frühjüdischer Chakam ?) , 129 (wenn jüdisch, dann cro~Ca = Tora), 131 (viell. ebenso) mögliche Anspielungen auf die SophiaTora-Lehre. In 54 rufe der Ausdruck E~G aEOG, der aber hier "Gott allein" und nicht "ein einziger Gott" bedeutet, jedem Juden sein tägliches in deri Sinn. Auch die leibliche Auferstehung in l02-104a (vielleicht auch implizit in 11) , und die Umdeutung der kultischen Reinheit auf die Reinheit der Seele in 228 könnten zur frühjüdischen Eschatologie und Gesetzeskritik in Beziehung gesetzt werden. Keiner dieser Hinweise hat irgendwelchen näheren Beweiswert. Die Texte .sind zu undeutlich, und die Bezüge müssen meist gewaltsam hergestellt werden. Die Verwandtschaft von PseuPhok mit dem Frühjudentum scheint sich auf der rein ethischen Ebene abzuspielen. Vom Dogma hat der Autor so gar keine Ahnung, dass ihm in 104b sogar ein 40) Wohltätigkeit und Armenpflege 485-492 (Register); SCHMIDT, Die Ethik der alten Griechen 483-490. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.2 285 &eoC unterläuft, welches feiner ausgebildeten Ohren als Hinweis auf Polytheismus verdächtig ist 41 Obwohl bei dieser ganzen Vergleichsarbeit so vieles unentschieden bleiben muss und - wie die Geschichte der Erforschung von PseuPhok deutlich zeigt - von der Grundoption des Forschers jeweils sanft in diese oder jene Richtung gedrängt wird, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass in PseuPhok biblische Anweisungen und frühjÜdische, apologetische Weisheitsmaterialien vorhanden sind, und dass darin ein echt jüdisches Anliegen zum Ausdruck kommt. Die genauere Beziehung des Autors zur jüdischen Religionsgemeinschaft soll im Folgenden an einigen exemplarischen Texten illustriert werden. Sind auch christliche Elemente zu finden ? Dass eine Grundoption christlicher Prägung fehlt, ist evident. Abgesehen von dem in die OrSib gelangten Ueberlieferungsstrang w42, der in seinen zusätzlichen Versen (s.o. Anm. 7) christlichen Einfluss verrät, und obwohl gewisse Parallelen zur Didache (um 100 n.)43 zu beobachten sind, lassen sich keine direkten christlichen Eintragungen ausfindig machen45, Von seinem Ursprung her ist PseuPhok unchristlich, obwohl er später 41) BERNAYS, Ueber das Phok. ·Lehrgedicht 8f., ersetzte ÖEOL durch v€o•. Doch ist ÖEOL auch für einen jüdisch-hellenistischen Monotheisten denkbar, da z.B. bei PHILO das Wort &Eob öfters Menschen näher bezeichnet, ohne sie npob &.A.n&ECav "Gott" zu nennen (vgl. DetPotins 161); weitere Stellen bei STAUFFER, Art. : &E6b C, ThWNT 3 (1938) 91, Anm. 115; HENGEL, Der Sohn Gottes 73-77. Vgl. auch Joh 10,34f., zit. Ps 82,6.- &Eo1cr• in PseuPhok 98a hingegen gibt keinen Sinn. Es ist wohl mit BERNAYS, op. cit. 7, in yoo1cr• (ebenso ROSSBROICH, FARINA, VAN DER HORST <jedoch nur in der Uebersetzung>), oder besser mit YOUNG, Theognis 103, in ~&• ~o1cr• modum impone etiam tuis (ebenso DENIS, Fragmenta 152, VAN DER HORST <jedoch nur im griech. Text>), zu korrigieren. - Vgl. jetzt die neueste Diskussion im gleichen Sinn bei FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 128f.l34-138, bes. 142, Anm. 57 (christl. Parallelen). 42) KURFESS, Das Mahngedicht 177-181, wagt "die ketzerische Ansicht, dass Or Sib (W ) noch ein älteres, vollkommeneres Exemplar benutzt hat" (177) als die traditionellen PseuPhok-Texte, da OrSib oftmals deutlichere Zusammenhänge (vgl. PseuPhok 18 Par OrSib 2,71), bessere Uebergänge (vgl. PseuPhok 4-7 Par OrSib 2,56-58; OrSib 2,70 PseuPhok omit.) und Aehnliches aufweise. Das Leitbild eines möglichst harmonischen Lehrgedichtes, wie es sich in KURFESS' Argumentation zeigt, entspricht aber nicht dem, was eine Logiensammlung (auch wenn sie in Hexametern dargeboten wird) ist. Die Sprunghaftigkeit ist ja Bestandteil des Genus der Logoi Sophon. - S. o. bei Anm. 21 und 32. 43) FUNK, Doctrina, S. XVIII-XXII; DIETRICH, Nekyia 173-180; vgl. auch AUDET, La Didache 214-219. 45) Ausser vielleicht PseuPhok 129, in welchem BERNAYS, Ueber das Phok. Lehrgedicht 16, eine Eintragung eines byzantinischen Lesers sieht : "Der Sohn der orthodoxen Kirche, der Über den 'dreimal heiligen Logos' soviel lehren http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 5. 2. 3 286 wie ja das ganze jüdisch-hellenistische Schrifttum - in den weiten Schoss der kulturvermittelnden Grosskirehe aufgenommen wurde. Eine Datierung von PseuPhok spätestens um die Mitte des 2. Jhd.s n. ist deshalb schon.anzuraten, weil während des 2. Jhd. s n. die christliche Literatur immer mehr zur beherrschenden Grösse wurde und mit eigenen typischen Spruchsammlungen (Sentenzen des Sextus;Lehrendes Silvanos) hervortrat. PseuPhok hatte damals seine jetzige Gestalt im Grossen und Ganzen schon ~rreicht. Weit vor die christliche Zeitrechnung ist aber kaum zu gehen, weil die Parallelen zu Philo und Josephus und die Aehnlichkeiten zur kynisch stoischen Diatribe des 1. Jhd.s n. in die Zeit zwischen 50 vor und 150 nach weisen. Aegypten als Entstehungsort wird allgemein angenommen und hat auch die meisten Gründe für sich46. 5.2.3 Das Verhältnis von jüdisch-hellenistischen und griechischen Elementen . Wenn man das Verhältnis zwischen den griechischen und den jüdischen Elementen. in PseuPhok untersucht, so steht man vor einem leicht paradoxen Sachverhalt : In PseuPhok ist mehr biblisches Material vorhanden als in der philonischen Zusammenfassung des mosaischen Gesetzes - und dies bei umgekehrter Tarnung ! Es zeigt sich darin wiederum die vielschichtige Problematik der Pseudepigraphie unserer Weisheitslehre, welche mit SCHUERER's Schlagwort von der "heidnischen Maske" nicht gelöst werden kann. Das griechische Element ist bei PseuPhok nicht nur eine oberflächliche Verkleidung, sondern prägt die ganze Haltung unseres anonymen Autors, sein sprachliches Ausdrucksvermögen, seine literarische Allgemeinbildung, seinen ethischen Eklektizismus, seine Ziel- und Wert~ vorstellungen. Die ist H e t e r o g e n e i t ä t von PseuPhok i n t e g r a 1. und streiten härte, wollte ihn nicht zum Gebrauch der Bauern und Matrosen (vgl. 131) entweiht sehen." Heftige Kritik jedoch bei LUDWICH, Quaest. Pseudophoc 3lf. Die von HEINRICI, Die urchristliche Ueberlieferung 333, Anm. 2, angeführten christlichen Indizien sind keineswegs überzeugend, ebensowenig BOISSONADE, Varietas Lectionis Phocylideae 447, Anm. 2 und 3. Weiteres s. o. bei Anm. 25 und 30. - VAN .DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 69, Anm. 15, weist auf seinen noch nicht erschienen Artikel "Pseudo-Phocylides and the New Testament" : ZNW 69 (1978), hin. 46) Neueste Diskussion dieser Einleitungsfragen bei VAN ·DER HORST, .The Sentences of PseuPhoc Slff~ http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3 287 PseuPhok steht zudem quer in. der gesamten frÜhjÜdischen Werbeund Verteidigungsliteratur, weil er seine Herkunft versteckt und darüber hinaus die apologetischen und propagandistischen Waffen streckt. Dadurch unterscheidet er sich von OrSib 3-5, EpAr, Pseudo-Hekataios, den frühjüdischen Historikern und Exegeten, Philo und Josephus. Sich auf so unsicheres Gebiet wie die·pseudo-heraklitischen Briefe 4 und 7 zu begeben 47 , ist seit 48 MARTIN's Veröffentlichung eines ausführlichen Papyrusfundes nicht mehr anzuraten. Der 28. Diogenesbrief 49 muss mit PseudoHeraklit das Schicksal teilen, sodass als einziger mÖglicher Vergleichstext weisheitlicher Art die "Gnomen des Menander" (s. Kap. 6) verbleiben. In keinem seiner 230 Hexameter verrät PseuPhok eine explizite apologetische Tendenz. Man kann geradezu sagen, dass er die biblischen Traditionen in gleicher Weise beizieht, ohne deren tragende Ideen zu berücksichtigen, wie er auch viele Anleihen aus der stoischen Ethik macht, ohne die grossen Anliegen der Stoa auch nur anzudeuten. Diese durchgängige Mittelposition von PseuPhok, welche im Unterschied zu den Gesetzesepitomen von Philo und Josephus keine klaren Bezugspunkte mehr kennt, soll unter Ziff. c an den thematischen Kollektionen, besonders an der Kollektion Über die Arbeit (PseuPhok 153-174), aufgezeigt werden. Vorher soll jedoch unter Ziff. a ein Gesamtüberblick über die Lehrinhalte von PseuPhok gewonnen und unter Ziff. b ein Blick auf den Adressa- tenkreis geworfen werden. 4 7) Vgl. BERNAYS, Die herakli tischen Briefe 70f.; DEISSMANN, Prolegomena 230234; NORDEN, Der vierte heraklitische Brief 386-392. Dagegen : DERS., Agnostos Theos 3lf.389f.; WENDLAND, Philo und die kynisch-stoische Diatribe 3944; HEINEMANN, Art.: Herakleitos (16a), PRE Suppl. 5 (1931) 228-232. Uebersicht bei DENIS, Introduction 220ff. 48) Un recueil de diatribes cynigues 96-101 : Pap Genev inv. 271, Kol IX,lXII,31. DENIS, Fragmenta 157-160, hat leider noch den alten Text Übernommen; vgl. STRUGNELL/ATTRIDGE, The Epistles of Heraclitus 411-413. Neue Diskussion, Ed.+ engl. Uebers. : MALHERBE, The Cynic Epistles 22-26.190-193.200-207. 49) Vgl. BERNAYS, Lucian und die Kyniker 96f.; dagegen schon NORDEN, Der 28. Brief des Diegenes 392-410; jetzt abschliessend MALHERBE, The Cynic Epistles 16.20-125. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 288 Kap. III.5.2.3, Ziff. a a) Die Themen (in Stichworten) Die folgende schematische Darstellung wird auch bei Pseudo-Menander (Kap. 6.1) und bei den Achikartraditionen (Kap. IV.O) angewandt. Die römischen Ziffern gruppieren die Stichworte zu losen thematischen Einheiten und erleichtern so den Vergleich. I = Personengruppen II = Hauptsächlichste Themen der Weisheitsliteratur III = Lebensfördernde Haltungen IV = Lebensmindernde Haltungen V = Spezielles Die Themen von PseuPhok in Stichworten Tab. 4 I. Personengruppen Gott/Götter - Uraniden, Selige 8.54.111.125.194 (vgl.l29)/98a.l04 71.163 Eltern 8 Frauen 199-204 (vgl. bei 175-205) Kinder (Kompos.) 207-217 Sklaven (Kompos.) 223-227 Freunde 91-94.140-142.218 Feinde 140-142 Verwandte 219 Fremde (Kompos.) 39-41 Volk/Pöbel 95f. II. Hauptsächlichste Themen der Weisheitsliteratur Weisheit/Weiser 53f.88.129-131 Tor 68 Reichturn/Reicher 5.28.53f.62.109f. Armut/Armer 19.83.113b Uebeltäter 132-134.152 guter/schlechter Name 146 Tischsitten 8lf. Sprechen 122.123 ~ogos 124-131 als Waffe (Kompos.) Speisevorschriften 5.31.139.145.147f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. a Heirat, geschlechtliches Verhalten, Frau, Eros (Kompos.) : - Tabus - Abtreibung - Kastration - Sodomie - Homophilie - Eros ist kein Gott - die gute/schlechte Frau - Jungfrau III. 175-205 (vgl. 3.61.67) 179-183 184f. 187 188 190-192 (vgl. 213f.) 194 199-204 19 8 (vgl. 215f.) Lebensfördernde Haltungen Trauer 97.98a Grosszügigkeit 80 Genügsamkeit 6 Mass 14.36.59-69.98b Sparsamkeit 138 Treue (nLcr•L~, nLcr•EDELV) 13.79.218b Besonnenheit 76 Einfachheit (&nA6•n~) 48-50 Ehrlichkeit, Eindeutigkeit 20.48-50 Recht, Gerechtigkeit, Gericht 9-15.19.77.87.132 Soziales Verhalten (Kompos.) 22-30 .. 83f. Stärke 53f.l30 Tätiges Leben (Kompos.) - Faulheit - Ameise - Biene 153-174 154f. 164-170 171-174 Guter/schlechter Umgang 37 IV. Lebensmindernde Haltungen Alter 220-222.230b Nekyia ( Kompos.) - Bestattung, Grab - Sektion - Auferstehung - Unsterblichkeit - Geist - Leib - Kürze der Zeit - xaLpo~ " - Lebenshaltung angesichts des Todes 99-121 99-101 102 103-105 105.115 106-108 114 .116f. 121 118-120 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 289 290 Kap. III.5.2.3, Ziff. b Lüge/Wahrheit 7.20 Streit 78 .151.197b. 203 (pos.) • 206 Zorn u.ä. 57.63f. Mord/Töten 4.32-34.58.184f. Diebstahl 135f Sexuelle Fehlhaltungen 3.61.67 (vgl. bei 179-192) Geldgier (Kompos.) 42-47 Neid ( Kompos.) 70-75 Eid/Meineid 16.17 Unrecht 21 Sünde 5lf. Schlechtigkeit 77 V. Spezielles Lernen/Lehren 89f. Erbschaft 206 Reinigungen 228 Magie 149 Kindsraub 150 Vogelschutz 84f. Grenzschutz 18.35 rechtzeitige Entlöhnung 19 Sorge um das Land und seine Frucht 38 vergangenes Leiden 55 Vorbeugen ist besser als Heilen 143f. Allgemeine Grundsätze 27.40f.l37b (vgl. zu Mass) b) Die Adressaten LEWIS und VAN DER HORST haben die Lehrinhalte von PseuPhok etwas zu systematisieren versucht 51 • Hier soll darauf nur noch kurz unter dem Gesichtspunkt des intendierten Leserkreises eingegangen werden. 51) LEWIS, The Teaching of the Pseudo-Phocylidea 295-298; VAN DER HORST, The Sentences of P·seuPhoc 64-69. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. b 291 Der Adressatenkreis besteht aus Leuten, deren Reichtum zwar nicht besonders gross war, die aber immerhin Sklaven zur Verfügung hatten (223-227) und anscheinend nicht zu den Armen, gegen die sie sich wohltätig verhalten sollten (19b.83.22-30), gehörten. Von Vorgesetzten oder gar von einer königlichen Respektsperson wird nirgends gesprochen. Eine gewisse Bildung rhetorischer Art schimmert durch, wenn in 123 vom "schönsprechen" (e:Ge:Ln:e:'Cv) und in 124-131 vom A6yo~ als Waffe (&n:AOV) und Bollwerk (~puua) gesprochen wird. Der gebildete Weise stellt das intendierte Idealbild des Menschen nach PseuPhok dar : 129 Besser als der mächtige ist der gebildete Mann. 130 Länder, Städte und Schiffe steuert die Weisheit. Religiöse Motivierungen spielen eine sehr bescheidene Rolle. Die vier Stellen, in welchen von Gott gesprochen wird, zeigen ihn zwar als weisen Schöpfer der Welt (125), als "KÖnig" der abgeschiedenen Seelen (111) und als reichstes, mächtigstes und weisestes Wesen (54), dessen Verehrung oberstes Gebot ist (8a), sie sind jedoch ohne prägende Kraft auf die Gesamtheit der Logien. Das ist wohl mit ein Grund, weshalb in 71.75 und 163 die pluralen Ausdrücke OupavCoaL und u~xape:~ ohne Bedenken für 52 • die Himmelskörper und Naturmächte gebraucht werden Darin zeigt sich erneut, dass das Interesse des Autors ganz entschieden auf dem ethischen Bereich liegt : Es geht um die Wahrung des Masses (bes. 59-69) in allen L~benslagen, im Essen, Trinken und Erzählen (69) ·, bei Sinnesfreuden (61) und in Geldsachen (62) , und um die besonnene Gestaltung des Lebens im persönlichen (vgl. 6.76.80.138.195f.) und sozialen Bereich (bes. 22-30). Das Gegenbild zu diesem weisen Leben zeigt sich in den konventionellen Lastern der Geldgier, des Neides, des Zornes, der Wollust u.a., welche fester Bestandteil solcher Lasterkataloge sind 53 • 52) So mit Parallelen ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis 87, Anm. 1; vgl. FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 128. - BIENERT, Die Arbeit 162, wagt die unbegründete Ansicht, dass mit den l.J.Ö.Kapq; "die Gesetzestreuen, die '"ltllkl des AT" gemeint seien ! 53) Vgl. die "Lasterparänesen" in Test XIIPatr, u. Kap. V.2.2; DIETRICH, Nekyia 174-177, stellt Parallelen zu urchristlichen Schriften zusammen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 292 Kap. III.5.2.3, Ziff. c c) Das Arbeitsethos von PseuPhok 153-174 als. Testfall Nimmt man nun die Gestaltung von thematischen Kollektionen {unterstrichene Ziffern Tab.4) als Gradmesser für das Interesse des Autors, so fallen zuerst drei Themenbereiche auf, die sich Über mehr als 20 zusammenhängende Hexameter erstrecken : 99-121 sind den Dingen gewidmet, die den Tod, das Weiterleben, den Leichnam,·das Begräbnis betreffen, und der Lebenshaltung, die aus dem memento mori resultieren so11 54 • 153-174 fordern zu einem tätigen, unabhängigen Leben auf, das mit dem Bild von den Ameisen und den Bienen illustriert wird 55 • 175-205 bilden die längste Komposition. Es geht um die ausgewogene und geregelte Gestaltung des geschlechtlichen Lebens, wobei sich eihe aszetische Tendenz mit dem Preis auf Frau und Heirat verbindet. Mit ca. 10 Hexametern folgen grössenmässig drei weitere thematische Einheiten, nämlich die Mahnworte zur Kindererziehung {207217), wobei es praktisch nur um Bewahrung voralldem geht, was die Keuschheit der Knaben und Mädchen verletzen könnte; dann um Anweisungen zu wohltätigem Verhalten {22-30) gegen alle benachteiligten Mitmenschen· {m;ooxÖ~;~ rlcr"t"e:yo~;, "t"ucpA.Ö~;, va.unp6~;, . / ne:vn•e:uoov); schliesslich die Empfehlungen des Masses {59-69), welche sich in der Warnung vor den agressiven Kräften im Menschen und andererseits in der Empfehlung eines cre:uvd~; ~poo~; fi.pe:•n~; zeigen. Wenn irgendwo, dannsindbei diesen Themen, welchen am meisten Aufmerksamkeit geschenkt wurde, die Eigenarten des Autorsas zu finden. Hier sollte sich denn auch die Gewichtung der biblisch-jüdischen und der griechischen Elemente in PseuPhok aufzeigen lassen. 54) Den Charakter einer thematischen Kollektion haben CHRIST, Das Leben nach dem Tod bei PseuPhok 140-149, und neuestens FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 125-153, hervorgehoben. 55) Vgl. BIENERT, Die Arbeit 160. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. c 293 Am Beispiel des Arbeitsethos von PseuPhok 153-174, welches unabhängig von der hÖher- oder tiefer gestellten Berufsart einzig den Fleiss und den selbständigen Lebenserwerb betont, kann diese Gewichtung gut gezeigt we·rden. Aehnliches liesse sich an den andern thematischen Gruppen aufweisen. PseuPhok 153-174 lauten in deutscher Uebersetzung so : 153 Arbeite dich al:mühend, damit du von Eigenem leben kannst. Denn jeder untätige Mann lebt von diebischen Händen. 155 Das Handwerk ernährt seinen Mann, doch den Untätigen plagt der Hunger. Iss nicht von eines anderen Mahl die Tischabfälle, Sondern friste dein Leben van Eigenen ohne Vergehen. rler kein Handwerk gelernt hat, grabe mit dem Spaten. Es dient zum Unterhalt jede Arbeit, wenn du zum Arbeiten gewillt bist. Willst du als Seerrann fahren, gross ist das Meer. Willst du der Landarbeit dich widmen, ausgedehnt sind die Felder. 160 Kein Werk geht den Menschen leicht und ahne MÜhen von statten, Selbst nicht den Seligen. Die Arbeit fÖrdert gar sehr die Tugend. Die Aireisen verlassen .ihre unter der Erde verborgene Wohnung 165 Und kcnmen Nahrung begehrend hervor, wenn die Ernte Rein abgenäht, die Felder mit Früchten gefÜllt. Sie aber tragen selbst die Last des frischgedroschenen Weizens Oder der Gerste. Ständig folgt ein Träger dem andern. Im Sarmer schon tragen sie .ihr Futter für den Winter zusanmen, 170 Ohne Enniiden. Ein schwaches Volk zwar, doch reich an Arbeit. Es müht sich auch die luftdurchfliegende bestarbeitende Biene. Entweder in der Schlucht eines hohlen Felsens oder im Rohrgebüsch Oder in der HÖhlung einer alten Eiche baut sie in den Stöcken Unzählige Zellen als wächserne Häuser. 174 BIENERT, von dem die Uebersetzung stanunt, schreibt dazu : "Alles was die griechische Literatur oder das Volksleben uns vom griechischen Arbeitsethos erzählen, würde hinfällig, wenn in diesen Zeilen 'griechische' Lebensweisheit spräche. Seit J. Scaliger (1606) ist erkannt und unbestritten, dass kein Grieche diese Verse schrieb" 56 • Als hauptsächliche GrÜnde für diese starke Betonung des ungriechischen Charakters dieser Verse nennt BIENERT 56) Ebd. 160f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. c 294 dann die Aufforderung zur landwirtschaftlichen Arbeit (153 EPY&~Eu ~ox3ßv.l58), welcher ein freier Grieche keineswegs frei- willig nachging, dann die Gleichstellung des nichtwerkenden (fiEpyo~) ·Mannes mit einem Dieb, womit "der von Staatsrenten leben- de griechische Bürger sich selbst als Dieb ex principio gekennzeichnet hätte" 57 , und die in 158-163 wiederholte Mahnung in Landwirtschaft, Handwerk oder Handel seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Der Vers 155 sei geradezu ein Zitat aus dem jüdischen Arbeitsethos (vgl. Sir 10,27.30; Spr 20,4.13; 6,10f. 24,33f.) 58.. Das stichhaltigste = Argument für den frühjüdischen Ursprung die- ser ganzen Passage liege nach BIENERT jedoch in der Parallele der beiden Bildworte von den Ameisen und den Bienen (164-174) zu Spr 6,6-Sc (vgl. 30,25), wo dem Müssiggänger (~~V/oxvnpÖ~) im Bild der beiden weisen Tiere, die zur rechten Zeit mit Fleiss für die schlimmen Tage vorsorgen, ein tätig schaffendes Leben empfohlen wird. Im hebräischen Text wird nur die Ameise angeführt, während LXX die Ameise und zusätzlich (6,8a-c) die Biene nennt. Der Grund für diese Anfügung liege darin, dass die Ameise in der griechischen Symbolik nicht für Fleiss, sondern nur für Habgier gebraucht werde und der Uebersetzer deshalb das auch bei den Griechen beliebte Bild von der weisen, vornehmen und keuschen Biene (vgl. Sir 11,3) angefügt habe : 6,8a b OOer geh zur Biene und lern, wie schaffig sie ist, wie ehrbar ihr werk sie tut. Ihr Erzeugnis ven-Jenden Könige und einfache Leute zur Gesundheits- pflege, begehrt ist sie bei allen und berÜhmt; c auch wenn sie schwach an Kraft ist sie ehrt die Weisheit und sie ist voran. 57) Ebd. 161. 58) Die Hochschätzung der Landarbeit und des Handwerks findet sich tatsächlich in frÜhjÜdischen und rabbinischen Texten mit solcher Konstanz belegt, dass darin etwas beSOQderes gesehen werden kann; FRIEDLAENDER, Die Arbeit 1-38, stellt die Aussagen apologetisch positiv zusammen; vgl. JEREMIAS, Jerusalem zur Zeit Jesu lf.l27f.337ff. Es ist dabei zu beachten, dass gerade in diesen Texten jener Mittelstand zur Sprache kommt, der im Griechentum literarisch praktisch inexistent ist; vgl. u. bei Anm. 64-66. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. c 295 Hier werde nach BIENERT die LXX als Quelle des PseuPhcik "bis in den Wortlaut" (162) sichtbar. Nach dieser grundsätzlichen Situierung im jüdischen Bereich, sieht BIENERT im Branchidenorakel 162 und im Spatenwort 158 (vgl. Lk 16,3) 59 Anzeichen dafür, dass "auch griechische Vorstellungen mit hineingewoben wurden" (159). PseuPhok bleibt aber sein wichtigstes Beispiel für "die Ausstrahlung des jüdischen Arbeitsethos in die hellenistische Welt" (163). Das sind die Argumente einer konsequent pro-biblischen Interpretation. So "unbestritten", wie BIENERT meint, ist allerdings der ungriechische Charakter dieser Verse nicht. SCALIGER bezieht sich nirgends auf diese Verse, wenn er den christlichen Charakter von PseuPhok hervorstreicht 60 • BELTRAMI hat schon 1913 einen Vergleich mit HESIOD, Erga, unternommen und PseuPhok sozusagen als Summarium der Erga definiert 61 • Auf unsere thematische Gruppe 153-174 bezogen, sagt FARINA, dass sie "puo ben risalire agli 'Erga di Esiodo', dove ai precetti sull'agricoltura si accompagnano norme sulla naviga" 62 • In den Zeilen 298-326 der Erga, in welchen Hesiod seinen Bruder Perses von ungerechtem, habsüchtigem Verhalten zu eigener, ertragbringender Arbeit Überreden will, kommt tatsächlich eine Reihe ähnlicher Gedanken vor 63 : 299-304a : Aufruf zur Arbeit (epyct~Eu); Arbeit verhindert Hunger, bringt Wohlstand und verschafft die Gunst der Götter (vgl. auch 306b-309. 313) • "Doch der Hunger ist treuer Kumpan dem trägen Gesellen" (302). 304b-306a: Bild von der faulen Drohne und der fleissigen Biene. 59) Die Branchiden waren ein milesisches Priestergeschlecht, welches die Or<:tkel von Didyma, bzw. Branchidai verwalteten; vgl. CAUER, Art. : Branchidai,PRE 3 (1899) 809-813. Unser Spruch ist jedoch nur in einem Scholion späten Datums erhalten, welches nach VAN DER HORST, The Sentences 220f.,auf SYRIANUS (5. Jhd. n.) zurückgeht. - Zum Spatenwort vgl. die Parallelen zu Lk 16,3 bei WETTSTEIN, Novum Testamentum Graecum II," 762f. 60) Animadversiones in Chronologica Eusebii 95f. 61) Studi pseudofocilidei; zit. nach FARINA, Silloge Pseudofocilidea 13. 62) Ebd. 13; vgl. 45, Anm. 69. 63) SOLMSEN 62f.; dt. Uebers. MARG, Erga 15f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. c 296 311-314 Arbeiten ist keine Schande (auch hier wird nicht zwischen ehrbarer und unehrbarer Arbeit unterschieden), ist auf jeden Fall das "Bessere". Gerade der Ackerbau ist eine vorzügliche Beschäftigung. 315-326 Gegen die Aneignung fremden Besitzes durch Brachialgewalt oder Wortkunst. Auch weitere Aehnlichkeiten zwischen den Erga und PseuPhok lassen sich finden : vgl. PseuPhok 162 mit Erga 42f. beit); PseuPhok 160f. mit Erga 236f. (Mühe der Ar- (Verbindung von Ackerbau und Schiffahrt); PseuPhok 156f. mit Erga 397-400 (Arbeit vermeidet Bettelei) • Eine thematische Verwandtschaft zwischen den Erga und PseuPhok kann wohl nicht bestritten werden und ist bei der weiten Verbreitung Hesiods gar nicht erstaunlich. Zu diesem Be1eg aus der griechischen Literatur kommt ·für eine konsequent pro-griechische Auslegung von PseuPhok ein Gedankengang hinzu, der etwas weiter ausgreift : Die uns erhaltenen klassischen Texte von XENOPHON·, PLATON, ARISTOTELES, POSEIDONIOSund CICERO, welche zu Ackerbau, Gewerbe und Handel Stellung nehmen, zeigen deutlich, dass alle diese Berufsarten mehr oder weniger gering geachtet wurden. Der Lobpreis des Ackerbaus, der bei ihnen Öfters anzutreffen ist, meint niemals das eigene crx&n•e~v, sondern stets die Leitung eines Gutsbetriebs 64 • Alle genannten Autoren sind aber Aristokraten und spiegeln deshalb nur die Ansicht ihrer Schicht, nicht die allgemeine Einschätzung, welche sicher positiver war 65 • Erst bei den "armen Philosophen", den Kynikern und Wanderpredigern, bekam die körperliche Arbeit diese ihre positive Wertung. auch in der Literatur 66 • PseuPhok, in welchem zahlreiche kynisch64) Vgl. dazu BOLKESTEIN, Wohltätigkeit und Armenpflege 191-199 (griech. Texte); 332-337 (Cicero). 65) BOLKESTEIN, Ebd. 199, vermag jedoch nur ein einziges Indiz ausfindig zu machen, wo diese Wertung in der griechischen Literatur durchscheint. Es ist der Ausspruch des aus dem Handwerk stammenden Sokrates, welchen XENOPHON (der Aristokrat!), Memorabilien 1.2,57 (JAERISCH 42f.) überliefert hat: TO ~~v ~PY~6Eo8aL ~yaa6v, TO 5'~PYE~v KaK6v. 66) Belege bei ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis 85-89. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 297 Kap. III.5.2.3, Ziff. c stoische Traditionen vorhanden sind, ist nun gerade eines jener wenigen literarischen Zeugnisse von der positiven Wertung der Arbeit, wie sie in diesen Kreisen gängig war. Der RÜckschluss auf ein typisch jüdisches Arbeitsethos ist deshalb für eine interpretatio graeca von PseuPhok nicht zwingend. Zur· direkten Abhängigkeit von Spr 6,6-Sc LXX ist zudem zu sagen, dass PseuPhok 164-174 sein Doppelbild sprachlich unabhängig formuliert. Die einzige leise Berührung liegt in der Benennung der Ameisen als bALyov ~ÜAOV (170}, was zwar weniger mit Spr 6,8c LXX : •n ' p~~n aOÖEVnG, als mit der parallelen Bezeichnung in Spr 30,25 : ' lV-~7 bV Übereinstimmt, welches die LXX aber völlig anders übersetzt mit otG ~n ~o•Lv lox6G. Wo bleibt da der "gleiche Wortlaut", wenn zudem in den biblischen Texten damit immer die Biene gemeint ist ? Dies ginge noch besser an, wenn das Doppelbild von der Ameise und der Biene nur in Spr 6,6-Sc LXX belegt wäre. ROSSBROICH hat mit Recht auf die zahlreichen Belege bei den griechischen Parömiegraphen hingewiesen 66 ~ wo die Metaphorik keineswegs so eindeutig verteilt ist (Biene = Fleiss; Ameise = Habgier), dass man im Doppelbild bei PseuPhok eine "Synthese von griechischem und jüdischem Ethos" erblicken könnte. Seither sind zudem mehrere Stellen ausfindig gemacht worden, wo Biene und Ameise im gleichen Bildwort vereint sind 67 • Das wichtigste fand FARINA in der Ars amatoria von OVID, I, 93-96 (KENNEY 116) Ut redit itque frequens longum formica per agmen, granifero soliturn cum vehit ore cibum, aut ut apes saltusque suos et olentia nactae pascua per flores et thyma summa volant, ... Setzt man diese konsequent pro-griechische Interpretation gegen die konsequent pro-biblische von BIENERT, so stellt sich die 66a)Vgl. LEUTSCH/SCHNEIDEWIND, Corpus Paroemiographorum Graecorum I, 4.69.361. 399; II, 26.33.68.123.137.189. Auch-MARX, Art. :Ameise, PRE 1 (1894) 1820ff.; RECH, Art. :Ameise, RAC 1 (1950); 375ff.; KOEP, Art. : Biene, RAC 2 (1954) 274-282; OTTO, Die Sprichwörter 30.141. 67) Zusammengestellt bei VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 224. Weshalb PseuPhok trotzdem "undeniably depends on the LXX version of Prov" (223), ist mir uneinsichtig. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 298 Kap. III.5.2.3, Ziff. d Frage, auf welche Seite sich die Waage zu senken habe. Gerade diese Frage lässt sich m.E. nicht entscheiden. Und dies gilt nicht nur vom Arbeitsethos, sondern auch von den.Jenseitsvorstellungen in PseuPhok 99-131 68 , den sexuellen Regelungen in PseuPhok 175-205 69 und den anderen, kleineren Kollektionen. PseuPhok erreicht in seinen Inhalten ein so gutes Gleichgewicht von biblisch-frühjüdischen und griechischen Weisheitstraditionen, dass sich die einzelnen Gewichte nicht mehr gegeneinander ausspielen lassen. Die Konkurrenz der beiden Bereiche ist verschwunden - und mit ihr auch jegliche propagandistische Tendenz. Nur die oben festgestellte Uebernahme frühjüdischer, typischer Intentionen legt nahe, dass der Autor von PseuPhok tatsächlich aus jüdischer Perspektive schrieb. d) Die Dominanz popularethischer Begründungen Selbst wenn sich, wie oben betont wurde, PseuPhok nicht auf das Gebiet religiös-philosophischer Reflexion einlässt, spielen bei den oft angefügten Begründungen (vgl. Tab. 3) weitere gedankliche Zusammenhänge mit. Es ist nun seit BERNAYS aufgefallen, dass bei PseuPhok auffälligerweise auch in diesen Begründungssätzen jegliche Verankerung in der biblischen Geschichte fehlt, ja dass selbst die zentralsten frühjüdischen Theologumena mit keinem Wort erwähnt werden (vgl. Kap. 5.2.2, Ziff.d). Selbst dort, wo die biblischen Gesetzestexte Ex 20,1-17 und besonders Lev 19 offensichtlich verwendet werden,wird der Hinweis auf den Exoduskontext unterlassen. In Lev 19,33 z.B. wird das geschichtliche Grunddogma Israels von seiner Herausführung aus dem "Sklavenhaus Aegypten" (Ex 20,2; Lev 19,34b.36b) direkt zur Begründung 68) Vgl. die Analyse von FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 129-143, dessen subtile Abwägung der beiden Traditionsbereiche im Fazit mündet : "Man wird ... nicht behaupten können, dass der Autor sein jüdisches Wesen (!) ganz aufgegeben hat. Aber immerhin ist festzustellen, dass das jüdische Traditionsgut bei Ps.-Phokylides entschieden unter die Dominanz hellenistischen Denkens gerät, wobei der jÜdische Auferstehungsglaube eine durchgreifende Spiritualisierung erfährt, die in V. 104 an die Grenzen des für einen monotheistischen Juden Denkbaren stösst, diese jedoch nicht überschreitet." FISCHER's Vor- und Nachgeben auf alle Seiten entspricht dabei dem Sachverhal~ wenn auch besser nicht mehr von "jüdischem Wesen" im Gegensatz zum "hellenistischen Denken" gesprochen wird~ 69) Vgl. die vielfachen Parallelen bei ROSSBROICH, De Pseudo-Phocylideis 89-97. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. d 299 jenes Einzelgebotes gebraucht, welches eine freundliche Haltung gegen den Fremdling vorschreibt : Wenn sich ein Fremdling (1)/npoonAu•oG) in eurem Land aufhält, bedrückt ihn nicht ! Wie ein Einheimischer aus euch sei der Fremdling für euch, der sich bei euch aufhält. Du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn Fremdlinge wart ihr im Lande Aegypten. Bei PseuPhok 39-41 kommt das gleiche Thema mit bezeichnender Verschiebung in der Begründung zur Sprache Gleichgeehrt seien die Zuzügler (lnnAUOEG) unter den Bürgern. Alle erfahren wir ja die weit uns vertreibende Armut, keines der Länder bietet den Menschen sicheren Boden. Es ist nicht mehr die volksbegründende Befreiung aus dem Frerndlingsdasein in Aegypten, welche die doch recht ausserordentliche Forderung 70 begründet, sondern die allgerneine Erfahrung der tieferen Heirnatlosigkeit, die den Menschen Überall zum Fremdling macht (vgl. aesAch 157a; MENANDER, Monostichen 554. 556) - eine Begründung, die natürlich die in Aegypten wohnenden Juden des 1. und 2. Jhd.s n., an welche sich PseuPhok auch richtet, nicht mehr veranlassen kann, den Exodus nachzuvollziehen und ins Land Israel zu emigrieren ! So fehlen bei PseuPhok durchgehend die tiefen Inspirationen, die der sozialen Gesetzgebung der Mosebücher eignen; es fehlt auch jegliche Spur von nationalem Pathos, wie Jesus Sirach es noch kannte und wie es in EpAr unverhohlen gefeiert wird; es fehlt auch jede Andeutung an die volkserhaltenden Gesetzestraditionen, wie sie vorn Dtn und von der Priesterschrift bis in die Weisheit der Rabb-inen reicht. PseuPhok ist insofern biblische Weisheit im verarmten Sinn, als er mit den Allerweltsbegründungen der Popularphilosophie auskommt : Das Mass ist das Beste (14.36=69b). Das Leben ist ein Rad. Das Glück ist wackelig (27b). Gleichheit ist in allem das Beste (137b). Geschehenes lässt sich nicht ungeschehen machen (56) . Die Masse ist wankelmütig (95b). 70) Es geht ja nicht um die in der ganzen Antike gerühmte Gastfreundschaft, sondern um die Gleichberechtigung der nicht zur ethnischen Gruppe gehörigen "Beisassen" . http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.3, Ziff. d 300 Tier wird von Tier gefressen (148b). Anstrengung fördert die Tugend (163b) . Die ~iebe ist kein Gott (194) • Das Eindringen von solchen sententiösen Begründungssätze haben wir schon bei JOSEPHUS, Ap 2,190-219,im kleinen Ausmass beobachten können. Dort dienten diese Sätze dem Zweck, eine mosaische Vorschrift in ihrer weisheitliehen Sinnhaftigkeit aufzuzeigen. Hier bei PseuPhok ist kein solcher Bezug auf eine fundamentale, frühjüdische Grösse zu finden; die Begründungen stehen in sich selbst und wollen nichts anderes als einsichtig sein. Die allgemeine Einsichtigkeit der hellenistischen Welt ist als stillschweigendes Postulat für die Stärke der weisheitliehen Aussagen von PseuPhok vorausgesetzt. Viele dieser Aussagen sind von biblisch-frÜhjüdischen Traditionen her gestaltet, das bleibt ohne Zweifel. Dies zeigt sich sowohl in der Uebernahme frühjüdischer Anliegen und biblischer Texte in pseudophokylideische Einzelvorschriften, als auch in der Schärfe der Abweisung gewisser, in hellenistisch-römischer Zeit üblicher Praktiken. Es wird also für eine weisheitliehe Haltung geworben, welche in gewissen Bereichen biblisch-frühjüdischem Ethos entspricht, ohne dass diese Haltung deshalb schon besonders wertvoll wäre. Die Einsichtigkeit auch jener Forderungen bestimmt ihren Wert. Wenn PHILO, Hyp 7,1-9 hellenistische Fundamentalethik und der Amenhotep-Verehrer von Deir elBari die Siebenweisensprüche Übernimmt, tun sie etwas ganz anderes, da sie einen Bezugspunkt in der gloriosen Vergangenheit ihrer Ge.schichte (Moses, Amenhotep)setzen. Da kommt die Werbung für eine Nation und deren Ethos hinzu; da geschieht auch Verteidigung einer meist nicht mehr so blühenden Situation. PseuPhok tut das nicht. Die Pseudepigraphie ist nicht mehr Werbetrick sondern literarisches Versteckspiel. Es ist deshalb durchaus möglich, dass der Autor von PseuPhok einem literarischen Bedürfnis seiner in jüdisch-hellenistischem Gebiet lebenden Adressatengruppe entgegenkommen wollte 71 und - vielleicht auch wegen sei71) So HENGEL, Anonymität, Pseudepigraphie und 'literarische Fälschung' 306f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.5.2.4 301 nes unsicheren Versuchs der sprachlichen Nachahmung des alten Phokylides - das Anonymat der offenen Verfasserangabe vorzog. Eine eindeutige Zielsetzung ist jedoch auf keinem Weg beweisbar. Das hat die Geschichte der Erforschung genügend gezeigt; das liegt aber auch in der durchgängigen Vielspurigkeit von 72 PseuPhok selbst • 5.2.4 Pseudo-Phokylides, ein Lehrbuch - und eine "Lehre" PseuPhok bleibt somit ein merkwürdiges Denkmal für die frühjÜdische Weisheitsliteratur. Er signalisiert den Uebergang biblischer Weisheit in die hellenistische Gnomik, ähnlich wie später die Gnomen des Sextus (s.o. Kap. 5.1.2,Ziff.n) den Uebergang neupythagoräischer Sentenzenweisheit in die christliche Weisheit darstellen. Durch ein radikal verändertes Denken und Begründen, das alles nur innerjüdisch Bedeutsame vermeidet, sind bei PseuPhok die biblischen Wurzeln fast verdeckt. PseuMen (Kap. 6) und die orientalischen Achikartraditionen (Kap. IV) werden noch einen Schritt weiter gehen. Doch schon PseuPhok zeigt deutlich, wie die biblischen "Worte der Weisen", die "wie Stacheln und eingeschlagene Pflöcke" (Koh 12,11) sein können, zur Samm- lung werden, der die zentrierende Leitidee eines seine Weisheit exemplarisch lebenden Weisen und die. Originalität eines Entwurfs, der aus den tragenden Kräften einer auftragsbewussten Gruppe lebt, f e h 1 e n • PseuPhok war seit Beginn reif für ein Schulbuch. Es hat deshalb auch - und wohl nicht nur im 15. und 16. Jhd.n. - als Schulbuch seine grösste Berühmtheit erreicht. Dass mosaische Traditionen solche Wege ins Griechen- und Christentum gefunden haben, gehört zwar wesentlich mit in eine Geschichte der frühjÜdischen Weisheit, stellt aber auch grundsätzliche Fragen nach dem Sinn Aehnlich wird auch WALTER, JSHRZ, den Zweck von PseuPhok beschreiben (Brief vorn 24.12.77). 72) VAN DER HORST, The Sentences of PseuPhoc 70-76, gibt einen guten Ueberblick. Er selbst scheint mit der ~rnpathisantenthese arn ehesten vorlieb zu nehmen (vgl. 75f.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 302 Kap. III.5.2.4 dieser Entwicklungslinie innerhalb der frühjüdischen Weisheit. Unterdessen entwickelte sich in Palästina ja die Taraweisheit zum Symbol der auftragsbewussten Gruppe des Pharisäer/Rabbinen, und unterdessen bahnte sich eben dort - in einer grossen Zentrierung auf den charismatischen Lehrer Jesus - die christliche Weisheit an, welche beide zeigen, dass Weisheit mehr braucht als blasse weisheitliehe Inhalte, um als mitkonstituierende Faktoren in Zeit und Geschichte zu stehen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 6, DIE 11 WORTE DES WEISEN MENANDER" Textausgaben : LAND, Anecdota Syriaca I (1862), 64-73 : Brit. Mus., Or. add. 14 658, ff. 163-167b; II (1868), 20f. : Brit. Mus., Or. add, 14 614, f. 116b. SACHAU, Inedita Syriaca (1870), SOff. : Brit. Mus., Or. add. 14 614, ff. 116a-117b. Uebersetzungen und Kommentare : lat.: LAND, Anecdota Syriaca I (1862), 156-164. BAUMSTARK, Lucubrationes Syro-Graecae (1894), 475-487 (teilweise). dt.: SCHULTHESS, Die Sprüche des Menander (1912), 199-224. RIESSLER, Altj. S.chrifttum (1928) , 1047-1057 .1328f. fr.: AUDET, La Sagesse de M~nandre (1952), 57-81. Während von Phokylides nurmehr einige wenige Reste seines gnomischen Schaffens vorhanden sind, fÜllen die Fragmente des Menander einen ganzen gewichtigen Band (FAttCom IIIB) , und fast je- des Jahr kommen neue Papyri mit Menandertexten zum Vorschein. Als hervorragendster Vertreter der griechischen "Neuen Komödie" lebte er am Ende des 4. Jhd.s v. in Athen 1 , erfuhr aber erst posthum jene grosse WÜrdigung und Verbreitung seines Werkes, dank deren es - wenn auch um viele Stücke dezimiert - den puristischen Attizismus der ersten nachchristlichen Jahrhunderte Überlebte 2 • Obwohl erstberuflich ein "Komiker", erfuhr Menander gerade seit dem 1. Jhd.n. als "Gnomendichter" einen solchen Ruhm, 1) zu Leben, Werk und Nachleben vgl. SCHMID/STAEHLIN, Geschichte der griech. Lit. II/1,38-46; KOERTE, Art. : Menandros (9), PRE 15/l (1931) 707-761 (716f. zu PseuMen) . 2) Der Attizismus oder die Neue Sophistik ist die Stilrichtung, die besonders von Herodes Atticus (101-177 n.) und Aelius Aristides (129-189 n.) an, "die griechische Prosa. bis ans Ende des Altertums und darüber hinaus in steigendem Mass beherrscht" (SCHI.UD/STAEHLIN, Geschichte der griech. Lit. II/2,509). Zur attizistischen Kritik an Menander vgl. SCHMID, Der Atticismus in seinen Hauptvertretern I, 207; II, 297. · (303) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 304 Kap. III.6 dass er einen der ersten Plätze in der griechischen Sentenzenliteratur einnahm 3 • Wir haben oben Kap. 5.1.2, .Ziff. 1 das weitläufige Spruchmaterial der Monostichen, Vergleichungen und Gnomen kurz charakterisiert, welche Menanders Namen z.T. mit Recht, z.T. als propagandistisches Pseudonym, vielleicht auch als verehrenqe Widmung trugen. Deutlich ist, dass nur ein verschwindend kleiner Teil des Überlieferten Sentenzengutes auf Menander selbst zurückgeht 4 ; sein Name scheint zum Kollektor vor allem der einzeiligen Sentenzen geworden zu sein, welche sich in immer grösseren Sammlungen zusammenfanden. Wir stehen somit mitten im Geflecht der griechischen Gnomologien, wenn wir uns der Sentenzensammlung des syrischen Menander zuwenden, welche RENAN 1852 in einem syrischen Kodex des Britischen Museums aus dem 7. Jhd. n. (0r.add.l4 658, 163b-167b) aufgespürt5 und LAND 1862 erstmals vollständig ediert und mit ei•• M ner lateinischen Wort-fur-Wort-Ubersetzung versehen hatte 6 D;i.e heftigen Kritiken von WRIG.HT, PAYNE SMITH und GEIGER? bewirkten zwar Nachträge im zweiten Band der Anecdota Syriaca von LAND 8 , doch. blieb der Text und dessen Verständnis an vielen Stellen unsicher. SCHULTHESS versuchte 1912 auf grund von Photo9 graphien des Kodex eine .verbesserte (deutsche) Uebersetzung , 3) Texte der Komödien : SANDBACH, Menandri Reliquiae selectae; KOERTE/THIERFELDER, Menandri quae supersunt I.II; der Sentenzen : JAEKEL, Menandri Sententiae; gesamte Fragmente : EDMONDS, FAttCom IIIB. 4) Vgl~ die Aufschlüsselung der Herkunftsbereiche in den Listen bei JAEKEL, Menandri Sententiae 143-152. 5) Lettre a M. Reinaud 302f. "C'est une collection de sentences extraites des comedies de Menandre, et tout a fait differente des collections de gnomes monostiques que nous possedons sous le nom de ce poete" (302). 6) Anecdota Syriaca I, 64-73 (syrischer Text); 156-164 (Menandri Sapientis Sententiae e codice saeculi septimi Latine redditae); 198-205 (In Menandri Sententias; ein Vergleich mit den Monostichen). 7) WRIGHT, Anecdota Syriaca 115-130; PAYNE SMITH, Rez. : Land, Anecdota Syriaca 1:, 187-199; GEIGER, Bibliographische Anzeige 752-759. 8) 17-19.25f. 9) Die Sprüche des Menander 202-224; RIESSLER, Altj. Schrifttum 1329, scheint diese Uebersetzung nicht zu kennen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.1 305 die 1952 von AUDET nochmals vielfach korrigiert wurde. Seine mit reichem Kommentarmaterial versehene (französische) Ueber10 setzung liegt deshalb den folgenden Darlegungen zugrunde 6.1 Themen und Adressaten Wie die thematische Zusammenstellung u. S. 307f. zeigt, umfasst PseuMen das ganze Spektrum der praktischen Lebensweisheit, ohne dieses auch nur einen Moment auf die Reflexion Über die Weisheit oder einen philosophischen Gedanken auszuweiten 11 • Allgemeine Weisungen wie 30.49.68.96, welche einen grösseren Bereich des menschlichen Lebens in Betracht ziehen, sind verhältnismässig selten. Quantitativ an erster Stelle stehen die Feststellungen und Anweisungen zu moralisch guten Verhaltensweisen (vgl. Gruppe III und IV); dann folgen die Regelungen der zwischenmenschlichen Beziehungen (Gruppe I) , wobei der Übliche Personenkreis umschrieben wird. Einen recht grossen Platz nehmen auch hier die traditionellen Lehren (Gruppe II) Über Reichtum und Armut, Leben und Tod, Weisheit und Torheit, Essen und Trinken, Reden und Schweigen ein. Viele vereinzelte Themen wie die Jagd, das Gesetz, der Traum, die Erbschaft usw. sind assoziativ oder ohne Zusammenhang eingefügt. Gott wird in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt, als Vergelter der guten Werke (2.36), Feind der Laster (4.7.25.28.63), Erschaffer des Menschen (65), der willkürlich - oder nach dem alten Gesetz der Erniedrigung und Erhöhung (15)das Lebensschicksal zuteilt (3.4) und Gutes und BÖses mischt (68c.96a), aber auch das Gebet erhört, wenn er gefürchtet wird (17). Denn : "Die Gottesfurcht ist wichtigster Quellort aller 10) La Sagesse deMenandre 57-76. Die Aufteilung in 96 Sentenzen oder Sentenzengruppen wird ebenfalls beibehalten, obwohl eine neue, nach Sprucheinheiten gegliederte Zählung notwendig wäre. Bei AUDET sind auch die vorausgehenden Zählweisen von LAND (Seite + Zeile) und SCHULTHESS (101 Sentenzen) vermerkt. 11) Vgl. FRANKENBERG, Die Schrift des Menanders 270: " ... von Schwung, Wärme des Gefühls und Spekulation zeigt sich keine Spur, in charakteristischem Gegensatz zu Prov 1-9 und Jesus Sirach ... "; AUDET, La Sagesse de Menandre 79 : "Taute espece de philosophie un peu consciente d' elle-meme est absente de sa pensee." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 306 GÜter" Kap. III.6.1/2 (69). Gott gehört mit zu den Selbstverständlichkeiten der geordneten Welt von PseuMen, in welcher er die Schlechten zu Sklaven macht (28a), die Guten aber zu Ehre, Macht und Reichtum (28b.36) gelangen lässt, und in welcher das Staatsgesetz schlechthin eine Gottesforderung darstellt (52b). Der in vielen Einzelaspekten facettenartig beschriebene Menschtyp, in welchem sich sowohl das Entstehungsmilieu wie auch der Adressatenkreis spiegelt, ist der ausgeglichene, begüterte Mann, der im sozialen und familiären Bereich nach der Goldenen Regel (40) lebt, nicht zu gehorchen, sondern zu befehlen hat und ein ausgeprägtes Bewusstsein von Ehre zeigt 12 Er kennt einige re- ligiöse Grundsätze und versucht mit ihnen, aber auch mit viel Sinn für die Güter dieser Welt, seine unsichere Lebenswaage stabil zu halten. Im üb7rlegenden Vorgriff berechnet er das Schicksal und den Tod mit ein, ohne sich damit gesundheitsschädigend stark zu beschäftigen. 6.2 Formen und Gattung Formal ist in PseuMen fast das ganze weisheitliehe Repertoire vorhanden : Sprichwörter und indikativische Sentenzen wechseln ab mit einzelnen oder gereihten Mahnworten, welche alle oft begründet oder illustriert werden (z.B. 54.56.57.65). Diese Ten~ denz zur Ausschmückung zeigt sich besonders in jenen Worten, die durch die Schilderung einer Situation an die Grenze der Lehr- erzählung reichen (vgl. 15.20.33.43). Auffällig und offensichtlich durch Gedankenassoziation angefügt ist die Dialogszene zwischen Homer und seinen Gefährten (13).- Einige Male lässt sich eine schwache thematische Gruppierung finden : 24-28 handeln von den guten und schlechten Sklaven; 92-96 von Tod und Leben. Besonders 69-95, welche in einer langen indikativischen Reihung die wichtigsten weisheitliehen Themen zur Tugendlehre anschlagen und 12) Die zum Bedeutungsfeld "Ehre/Schmach" gehörenden WÖrter sind arn stärksten vertreten, vgl. 1. 2 (2rnal). 4. 5.10.14 .15. 31. 33.34. 36 (3rnal) • 43.63. 96. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 6.1 Tab. 5 I. Die Themen von PseuMen in Stichworten Personengruppen Gott/Götter 1.2.4~7.15.17.25.28.36.52.63.65.68.69. 96 I 43 Eltern 2.4.5.13.14.34.62.65 Greise 2.13.14.29.67.70.92.93 Frauen 7.16.38.60 Kinder 1.6.8.33.35.52 Brüder 19.33 Sklaven 8.23-28.25 Freunde 5.33.34.45.65.73 Feinde 18b.32.54 Nächster 40 Vorgesetzte 65 Priester 43 II. Hauptsächlichste Themen der Weisheitsliteratur Weiser/Weisheit 55.74.79.96 Tor/Torheit 58.81 Reichtum/Armut 14.15.18.21.36.44.45.47.57.64.66.69. 71.76.87.88.90.93 Essen/Trinken 9.10.12.43.45.57.59.85 schlechter Mensch 22.59 guter Name 56.71 Ehre/Schmach 2.9.10 Sprechen/Schweigen 16.46.53-56.60.86 III. 307 Lebensfördernde Haltungen Jugend/Alter 67.70.92.93 Trauer 96 Grosszügigkeit 64 Fröhlichkeit 72 Entschlossenheit 75 Hoffnung 80 Mut 55.56 Herzensreinheit 138 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.1 308 Gesundheit/Krankheit 90.91.94.96 Ruhe/Unruhe 68.89.96 Leben/Tod 14.15.18.21.54.56.66.69.~3.92.93.95.96 IV. Lebensmindernde Haltungen LÜge 31 Streit 20.22. 31. 61.62 Kampf 56.61 Zorn 78 Mord 3 Diebstahl 8.21.23.24.39.50.51 Ehebruch 7.37.38.63 Unzucht u.Ae. 8.41.63 Neid 84 Stolz 31. 4i. 64 Angst 82 schlechtes Gewissen 83 Trägheit/Fleiss 11.12.77 V. Spezielles Goldene Regel 40 allgemeine·Weisungen 30.49.68.96 Erhöhung/Erniedrigung 15 Vergeltung 3.4.15 Schicksal 15.96 Gesetze 52 Jagd 42 Wasser 1. 37 Ackerbau 1 Ausbildung 6.52 Traum 11 Anleihe 32 Erbschaft 33 Kreuzigung Gericht 50 58 Lehrgespräch mit Homer 13 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.3.1 309 von einem allgerneinen Lehrspruch Über Gut und BÖs im menschlichen Leben umrahmt sind (68c.96a), können als relativ selbständige Sammlung angesehen werden, welche wie eine Anfügung an das grosse, formal gemischte Corpus 1~68b wirkt. Sonst ist jedenfalls keine weitere Strukturierung und auch keine gewollte, gedankliche Abfolge zu finden. "Jeder Spruch ist ein Gedanke für sich, bis zum nächsten ist immer ein Sprung" 13 Was die Gattung von PseuMen angeht, ist hier grundsätzlich dasselbe zu sagen wie bei PseuPhok : Wir haben eine Logiensarnrnlung vor uns, welche mit wenigen stilistischen Mitteln und einigen inhaltlichen Gruppierungen zu einer Weisheitslehre gestaltet ist. Die lose Einheit entspricht der Gattung der Logoi Sophon. Die Pseudonyrnität ist literarischer Trick ohne ersichtliche Besonderheit : Es geht weder um die Konstituierung eines Menanderkreises, noch um die Verbreitung einer neuen Lehre. Die eigene Weisheit des Autors, welche nur an wenigen Punkten Profil hat, möchte Über den berühmten Namen das Ohr der Leser finden. Mehr scheint die bescheidene Sammlung nicht zu wollen. 6.3 Traditionsgeschichtliche Ortung 6.3.1 Forschungsgeschichte Die traditionsgeschichtliche Herkunft der Sentenzen von PseuMen ist schwer in den Blick zu bekommen, da keine unmittelbare griechische Vorlage aus der sonst bekannten Literatur zu ersehen ist. Schon der Erstherausgeber LAND hat PseuMen mit den echten Fragmenten Menanders und den Monostichen verglichen. "At ne unani quidern repperi quae Graece eadern forrna servata sit." Dass er dabei die einzige, jedoch sehr kurze Uebereinstirnrnung des bei STOBAIOS 2.10,21 überlieferten Einzeilers OOoe'Ls;; ~rtA.oÜ-cnoev , , ~ 14 . -ca.xt:ws;; c5Lxa.Los;; wv rn1.t PseuMen 87a ("Reichtum ist herrlich und 13) FRANKENBERG, Die Schrift des Menander 275. 14) Aus MENANDER, Ko1ax 43 (SANDBACH 129); bei MEINEKE, Fragmenta Comicorum http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 310 Kap. III. 6. 3 .1 ehrbar, doch wird er dem braven Mann nicht schnell zuteil.") übersah, ändert wenig am Sachverhalt. Wegen der Aehnlichkeit im Sinn ("sensus") oder in der Denkart ("cogitandi ratio") entschied er sich dann dafür, dass ein syrischer Heide aus menandreischen Sechshebern grössere Sentenzen gebildet und um eigene Worte und Sprichwörter hier und dort vermehrt hätte. Daneben seien auch Sentenzen anderer Griechen und ."des Öftern Andeutungen (spuriae) arabischer und hebräischer Sprache" eingeflossen 15 • BAUMSTARK verwahrte sich dann 1894 gegen eine solch weitreichende redaktionelle Tätigkeit des Kompilators und versuchte mit zusätzlichem Vergleichsmaterial aus der griechischen Neuen KomÖdie und den römischen Komikern Plautus und Terenz zu zeigen, dass PseuMen aus ursprünglich echten Sentenzen des Menander·bestehe, welche jedoch nach der Manier der syrischen Gnomologien 16 zu ei~ nem kontinuierlichen Text ("perpetua oratio") verarbeitet worden seien, indem zahlreiche, z.T. sinnlose Konjunktionen eingefügt worden seien. Daraus ergab sich für ihn die bestürzende Einsicht, dass jene Logien in PseuMen, welche keine Parallelen bei MENANDER aufweisen, nach ihrer syntaktischen Herauslösung aus dem syrischen Textgefüge, echte und stellten ! 17 n e u e Fragmente Menanders dar- Graecorum II, 1064, als Monostich 688 (suppl. ex Aldol angeführt; mit Recht getilgt bei JAEKEL, Menandri Sententiae XVI. - Vgl. auch AUDET, La Sagesse de Menandre 7 8. 15) Anecdota Syriaca I, 198f. (Uebers. von mir). Schon 1855 hatte GUIZOT, Menandre 39/40, Anm. 1, in den von RENAN mitgeteilten ersten drei Logien von PseuMen (l-3a) "trop de souvenirsdes saintes Ecritures et l'allure trop marquee de l'imagination orientale", festgestellt, "pour que nous puissions croire le recueil authentique et raisonnablement attribue a Menandre". RENAN scheint brieflich bei GUIZOT ähnliche Bedenken geäussert zu haben. 16) Vgl. die schon oben Kap. 5.1.2, Ziff. n betonte Umgestaltung der pseudopythagoräischen Sextussentenzen zu einem kontinuierlichen "Logos des Papstes Xystus" ·bei EVAGRIUS PONTICUS; siehe 'MUYLDERMANS, Le Discours de .Xystus· 183-201. 17) Lucubrationes Syro-Graecae 473f.487; vgl. die Korrektur in : DERS., Geschichte der syr. Lit. 169. Aehnlich aber weniger radikal auch STAEHLIN, Die hellen.-jüdische Lit. 623 : "wahrscheinlich nur die syrische Uebersetzung oder Bearbeitung einer griechischen, den Monosticha des Menandros ähnlichen Sammlung, die selbst neben echten Bruchstücken des Komikers bereits Nachahmungen enthielt."; KOERTE, Art. : Menandros (9), PRE 15/1 (1931) 716, findet einen "Grundstock von Sinnsprüchen Menanders", der "in immer steigendem Masse durch Aufnahme von Versen anderer Dichter und durch neue Stümpereien" erweitert wurde. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.3.1 311 Ein Jahr später kam FRANKENBERG zu einem diametral entgegengesetzten Resultat, indem er alle möglichen Aehnlichkeiten zu den biblischen und frühjüdischen Weisheitstexten zusammenstellte und kontrapunktisch zu BAUMSTARK formulierte : " ••• Die Schrift des Menander (ist) eine jüdische Spruchweisheit ( .•. ) ganz in der Art von Proverbien und Jesus Sirach. Der Hauptnachdruck ist bei dem Beweis ( ••• ) nicht darauf zu legen, dass sich hier und da ein Spruch findet, der bis aufs Wort in jenen Schriften wieder begegnet, selbst nicht darauf, dass der Text an einigen Stellen nur durch RÜcksichtsnahme auf ein hebräisches Original sich erklären lässt, sondern auf die Gleichheit in der ganzen Art des Denkens, des Empfindens und der Weltanschauung. Es findet sich kaum ein Thema, das nicht auch bei Sirach oder in den Proverbien behandelt wird, und zwar in demselben Geist ••• eine solche totale Uebereinstimmung weist auf die gleiche geistige Atmosphäre, verrät eine gemeinsame Tradition, zeigt den Stempel der Schule" 18 Die beiden letztgenannten Stellungnahmen mussten eine Reaktion hervorrufen. SCHULTHESS fÜhrt 1912 den doppelten Schlag auf beide Seiten : "Baumstark's Meinung, es seien lauter ursprüngliche Einzeiler zusammengeschweisst", scheint "gänzlich aus der Luft gegriffen und falsch". Frankenberg's These sei allerdings "noch schlimmer", da er "aus begreiflichen Gründen keinen einzigen Beweis erbracht" habe, weder für ein hebräisches Original, noch für einen Hebraismus, noch "für seine Meinung, dass die Sprüche ein einheitliches Produkt eines einzelnen Weisen seien, und gar ein jüdisches aus der RÖmerzeit". Den Grund für eine solche Verirrung sieht SCHULTHESS vor allem in einer "merkwürdige(n) literarische(n) Voreingenommenheit" Frankenberg's, der in PseuMen a tout prix ein jüdisches Werk finden wollte, obwohl es im Grunde eine "Anthologie darstellt, deren einzelne Teile der internatio- 18) Die Schrift des Menander 264; in Annt. 2 postuliert er zudem, "dass der Text sehr reich an Hebraismen" sei. Aehnlich KRAUSS, Art. : Menander, JE 8 (1904) 473f.; SCHUERER III, 622ff.; RIESSLER, Altj. Schrifttum 1328f.; kritisch dann MARKON, Art. : Menander, Jüdisches Lexikon 4 (1930) 89. Die Encyclopaedia Iudaica, Jerusalem 1972, hat das Stichwort nicht mehr. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) . Kap. III.6.3.2 312 nalen Weisheitsliteratur Vorderasiens und Griechenlands entnommen sind" 19 • Damit war wieder jene doppelte, offene Antwort gegeben, wie sie ähnlich schon LAND (1862) formuliert hatte. Erst AUDET bringt 1952 ausgeglichenes Parallelenmaterial, indem er die Verbindung sowohl zu den griechischen Gnomalegien als auch zu den atl. und frühjüdischen Weisheitsbüchern aufzeigt und ein kritisches Minimum von Vergleichspunkten anbietet. 6.3.2 Die Präsenz biblisch-frühjüdischer Weisheitstraditionen· Als gute Berührungspunkte zwischen PseuMen und den biblischfrühjüdischen Weisheitstexten können folgende Stellen angezeigt werden : PseuMen 4 (vgl.l4): Vgl. Sir 3,1-16; 7,27f. : Charakteristisch ist die strikte Verknüpfung von Verachtung der Eltern und Gottesstrafe. PseuMen 9 Sir 31,25-31; bes. auch TestJud 14,1-4.7f.; 16,1-3 : Vom Weintrinken in Freude und mit Mass. PseuMen lla Vgl. Spr 6,9-11 (= 24,33f.); 19,15a; 20,13 Der faule Schläfer, der verarmt und hungert. PseuMen 18a Vgl. Sir 8,7 (auch bei syrAch 79, s.u.) Freu dich nicht am Tod eines Menschen ! PseUMen 55 Vgl. Sir 20,5 : Selbst der Tor scheint weise, wenn er schweigt. PseuMen 65 : Vgl. Sir 7,30 (auch Did 1,2) "der Gott, der dich gemacht hat". PseuMen 68c.96a Vgl. Koh 5,17b; 8,15b : die von Gott bestimmte, kurze Zeit des Lebens mit seiner Freude und seiner ~ast20. \ 19) Die Sprüche des Menander 20lf.; ZEEGERS-VANDER VORST, Une gnomologie d'auteurs grecs en syriaque 166-169, stellt 13 weitere syrische Gnomologien zusammen (vgl. schon BAUMSTARK, Geschichte der syr. Lit. 170, Anm. 5), die vielleicht auf eine gemeinsame Sammlung zurückgehen (169f.), jedoch keinen einzigen Vers mit den echten Werken der angegebenen Autoren oder ·Überhaupt der heute bekannten griechischen Literatur gemeinsam haben. In PseuMen sieht ZEEGERS-VANDER VORST einen ähnlichen pseudepigraphischen Text einer verloren gegangenen griechischen Gnomologie, die jedoch jüdisch oder christlich (175, Anm. 58; mit ?) Überarbeitet sei. 20) Vgl. FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 26f.; er verweist auf eine "spätere Studie" (27) über den Zusammenhang zwischen PseuMen und Koh. s. auch Anm. 26. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.3.2 PseuMen 69 313 Vgl. bes. Sir 1,11-20 (und viele andere Stellen): Die Furcht des Herrn ist ••• Es ist jedoch keine einzige wörtliche Uebereinstimmung festzustellen, sodass von einer literarischen Abhängigkeit, wie FRANKENBERG sie - mit vielen, noch weniger zutreffenden Beispielen sah, nicht die Rede sein kann. Eine diffuse Kenntnis der biblischen und frÜhjüdischen Weisheitsschriften ist zwar auf grund dieser Berührungspunkte zu vermuten; für eine Zuordnung von PseuMen in den näheren Umkreis des Judentums müssen aber andere Argumente als nur literarische Aehnlichkeiten herangezogen werden. Als solche "weltanschauliche" Indizien, die PseuMen deutlich vom Heidentum unterscheiden und deshalb auf jüdisches Gedankengut hinweisen, sind besonders folgende Aussagen zu werten : Die Einzigkeit Gottes ist undiskutierte Evidenz. Dieser strikte Monotheismus wird zwar weiter nicht propagiert, vor ihm erscheinen aber die heidnischen Priester und deren "Götter" als niedrig und lächerlich 21 (43) Gott ist souveräner Garant der menschlichen Ordnungen (bes. 52b), hält Leben und Tod, Gut und BÖs in seinen Händen (15.68), ahndet Verbrechen und belohnt die Tugend. Der Mensch ist das Werk Gottes (65); er erfährt Lohn oder Strafe in diesem seinem irdischen Leben (2.4), da es nach dem Tod nur mehr ein trostloses Schattendasein gibt. Die "Furcht Gottes" ist die einzige angeführte Relation, die zwischen den Menschen und Gott besteht; nur Über sie kommt Erhörung des Gebetes zustande (17), erlangt der Mensch "alles Gute" (69). Dass PseuMen 40 die Goldene Regel im engsten Anschluss an die Formulierung bringt, die wir schon von Hillel oder tAqiba (bSchab 21) Die "Götter" in PseuMen 43 machen nur Schwierigkeiten, wenn man unter den Priestern jüdische Amtspersonen versteht, s. FRANKENBERG, Die Schrift des Menander 265-270; SCHUERER III, 622, und RIESSLER, Altj. Schrifttum 1329, welche darin eine Tarnung des jÜdischen Autors oder eine falsche Deutung des hebräischen ·O'l1'7~ sehen. Gerade der Gegensatz zwischen "Gott" und den "Göttern der Priester" hebt den Gott in PseuMen von jenem anonymen Gott der Lebenslehren ab, der nur "die Sunune aller Einzelgötter" meint (vgl. BARTA, Der anonyme Gott 88). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 314 Kap. III. 6. 3. 2 3la Par AbRN B 26), in Tob 4,15a und TargJeruschalmi I angetrof22 fen haben , könnte dann als schmaler textlicher Steg in die frühjÜdische Weisheitsliteratur verstanden werden, umso mehr als die Übliche syrische Form der Goldenen Regel, wie wir sie bei APHRAATES (gest. 345 n.) und PHILOXENOS v. Mabbug (gest. 523 n.) finden 23 , von der Formulierung in PseuMen leicht abweicht. Viel mehr an Argumenten inhaltlicher Art lässt sich für den biblisch-frühjüdischen Charakter von PseuMen nicht vorbringen. Die Aehnlichkeit mit PseuPhok im Gesamtcharakter und in vielen, jedoch dem Hellenismus verdankten Aussagen, und das lose Netz von Beziehungen zu den wohl auch im heterodoxen Judentum umgehenden Achikartraditionen (s.u. Kap. IV), vermögen zwar noch etwas mehr Hintergrund für. die geistesgeschichtliche Situierung von PseuMen im frühjüdischen Raum zu schaffen, die folgende Liste von Bezugspunkten gestattet es aber nicht, irgendwelche gemeinsame literarische Basis frühjüdischer Art zu postulieren, wie dies bei der Dreiergruppe JOSEPHUS, Ap 2,190-219, PHILO, Hyp 7,1-9 und PseuPhok der Fall war. Dass sich die deutlichsten Bezüge zu syrAch finden, führt uns hier erstmals in jenen weiten Bereich der Achikartraditionen, welche Judentum, Hellenismus und orientalische Traditionen in enge Verbindung miteinander bringen24 • PseuMen 2a : Vgl. PseuPhok 8; JOSEPHUS, Ap 2,206 Zuerst ehre Gott, dann deine Eltern PseuMen 13a Vgl. syrAch 74 : Streite nicht mit dem Aelteren ! 25 22) S. o. Kap. 4, bei Anm. l-3. 23) Vgl. CONNOLY, A negative Form 35lff.; AUDET, La Sagesse deMenandre 69, Anm. 4, sieht darin ein Indiz für die nicht-syrische Vorlage. 24) FÜr die Entschlüsselang der Achikarverweise s. Kap. IV.O. 25) FÜr die zahlreichen Belege in der griechischen Fundamentalethik der "ungeschriebenen Ge.setze" s. o. Kap. 5,1.2, Ziff. a; in den griechischen Gnomelegien s. Kap. 5.2, Anm. 15, bes. MENANDROS, Monostichen 322 (JAEKEL 51) : 9EOV npo"t(]J.a, 5E01:EPOV 5E 1:0~(; yovd(; (vgl. 352 !) • http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.3.2 315 PseuMen 15 Vgl. aramAch 56.II,8f. (Gr: 60); armAch 167 Vom erhöhenden und erniedrigenden Gott.26 PseuMen 18a Vgl. syrAch 79; Sir 8,7 : 27 Freu dich nicht am Tod eines andern ' PseuMen 18b Vgl. aesAch 145 Bete nicht um den Tod des Feindes, sondern dass er in Armut und Leid komme PseuMen 20 Vgl. syrAch 73 (85) Vermeide den Ort eines Streites, sonst wirst du selbst geschlagen und kommst als Zeuge vor Gericht. PseuMen 36 Vgl. syrAch 82 : Ehre den von Gott beschenkten Reichen PseuMen 38b Vgl. syrAch 9 : Sündige nicht mit der Frau deines Nächsten, damit nicht auch deine Frau mit einem fremden Mann sündigt. PseuMen 40 Vgl. armAch 189 : die negativ formulierte "Goldene Regel". PseuMen 61 Vgl. aramAch 56.II,2f. (Gr: 55); syrAch 52.73a; aesAch Vermeide den Kampf mit dem Stärkeren 146a : PseuMen 66 Vgl. PseuPhok lo9f., auch Koh 5,17-19 Geniesse den Reichtum, bevor du stirbst. In die Unterwelt kannst du nichts mitnehmen. PseuMen 71 Vgl. syrAch 64, auch Spr 22,1; Koh 7,1; Sir 41,12 Ein guter Name zählt mehr als Reichtümer. 26) Man ist versucht, in der Spruchgruppe 15, die mehrmals an die Achikartraditionen anklingt, Überhaupt eine Auswertung der Achikarerzählung - ähnlich wie in Tob 14,10a-lla; - zu sehen : "Voici un hemme tombe dans le malheur; personne ne croit qu'il se remettra sur pieds. Mais, l'heure venue, Dieu le prend par la main, le releve et le fait monter au faite des honneurs. car la richesse n'est pas eternelle, et la pauvrete ne dure pas toujours. Tout arrive au gre de la fortune. J'ai vu celui qui se dressait pour tuer etre mis a mort, et celui dont on s'emparait pour le perdre treuver la vie. Car celui que Dieu eleve, n'est pas (exalte) eternellement, et celui qu'il humilie, n'est pas (abaisse) pour tpujours. (Uebers. AUDET, La Sagesse 64) Wem klingt hier jedoch nicht auch Koh in die Ohren? vgl. PseuMen 66.68c.71.96a. 27) Vgl. auch MENANDER, Monostichen 346 (JAEKEL 52) "t"&avn><6"t"a. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III.6.4 316 6.4 Pseudo-Menander Der Abschluss der jüdisch-alexandrinischen Weisheitsbewegung Lässt sich etwas Über den Bezug des Autors zu den im hellenistischen Judentum möglichen Formen der Religionszugehörigkeit sagen ? Lässt sich das Verhältnis von jüdischer und griechischer Denkart in PseuMen etwas deutlicher fassen ? Einige Indizien weisen in ein dem PseuPhok verwandtes Entstehungsmilieu : Dass PseuMen eine Uebersetzung einer griechischen Vorlage ist, unterliegt keinem Zweife1 28 • AUDET hat nun die richtige Beobachtung gemacht, dass in PseuMen 65 bei der Uebersetzung ins Syrische eine Verwechslung von einem ursprünglichen vo~Öb = ägyptischer Distrikt mit v6~ob =Gesetz, Bestimmung - dl'1c h wur d e 29 • D1es . stattge f un d en h at, wo d urc h d er Satz unverstan weist eindeutig nach Aegypten. Ob sein zweites Argument, dass die Erwähnung des Wassers als erste Sorge des Menschen (PseuMen 1) von den in Frage kommenden Kulturgebieten griechischer Prägung am besten auf Aegypten zutreffe, möchte ich bezweifeln. Das Schwert als Symbol der Macht (PseuMen 3) , die Kreuzigung als Todesstrafe für Diebstahl (PseuMen 50) und die Existenz von Gladiatorenschulen für JÜnglinge (PseuMen 6) weisen auf die römische Epoche hin. Terminus ante quem ist die Zeit um 400 n., da seit Konstantin's Verbot der Gladiatorenspiele (325 n.) die Gladiatorenschulen langsam eingingen. Den terminus post quem kann das in PseuMen 24 vorausgesetzte Sklavenrecht abgeben, wo der Herr nicht mehr .über Leben und Tod seines Sklaven verfügen kann. "Comme la legislation restrictive de ce droit ne fait son apparition que sous les An,tonins, et qu'el1e n'a qu'assez lentement passe dans la pratique, il faut placer la redaction de notre recueil au plus tOt vers la fin du IIe siecle" 30 • 28) Ausser GUIZOT, Menander 39/40, Anm. 1, und LAND, Anecdota Syriaca I, 199, die den syrischen Uebersetzer mit dem Autor der Sammlung verwechseln (vgl. die Kritik von GEIGER, Bibliographische Anzeige 753), und FRANKENBERG, der eine (nicht zu beweisende) hebräi.sche Vorlage postuliert, sind sich die Forscher über die griechische Ursprache einig. 29) La Sagesse deMenandre 73, Anm. 1. 30) Ebd. 77. Für die Römerzeit optieren alle Autoren, die eine Datierung geben. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. III. 6. 4 317 PseuMen ist somit ein griechisches opusculum eines ägyptischen Sprücheschreibers, der ähnlich wie andere seiner Zeitgenossen seine eigene Spruchweisheit unter dem Namen des berühmten, in Aegypten jedem Schulkind bekannten 31 Menander unter die Leute gebracht hat. Er hatte vor allem griechische Sentenzenliteratur im Ohr, aber auch lose Erinnerungen an biblisch-frühjÜdische Weisheitstexte. Sein theologisches und anthropologisches Gedankengut war jedenfalls in einigen zentralen Punkten von jüdischen Glaubensvorstellungen geprägt. Es fehlt jedoch - wie schon bei PseuPhok - jede Reminiszenz an die Geschichte und den spezifischen Auftrag Israels, und zudem ist - im Unterschied zu PseuPhok - auch keine Verbindung zur biblischen Gesetzesliteratur festzustellen. Mose fehlt nicht nur als apologetischer Bezugspunkt, sondern Überhaupt. Mit PseuMen ist deshalb jener Schritt in die hellenistisch-römische Welt getan, zu dem PseuPhok ca. 100 Jahre früher anhob. Das Resultat ist deutlich : So wie PseuMen zu Leuten spricht, die in geordneten Verhältnissen ein Leben führen können, welches nur die Freuden und Leiden jedes Menschen kennt, so bezeugt er auch einen Autor, dem es nurmehr um die innere und äussere Stabilität des Einzelmenschen in den Wechselfällen des Lebens geht, ohne dass ein Auftrag oder Anliegen sichtbar würde, das PseuMen entschieden von den in hellenistisch-römischer Zeit so zahlreich zirkulierenden Lebensleh.. d 32 ren ab h e b en wur e . KOERTE, Art. : Menander ( 9) 1 PRE 15 (1931) 716 1 datiert in das l. Jhd. n. 1 da derMenander feindlich gesinnte Attizismus (s.o. Anm. 2) eine Sammlung von Menandersentenzen unmöglich gemacht hätte. Gerade solche laienhaften Sammlungen machten aber eine weitere Verbreitung Menanders trotz der offiziellen puristischen Stilrichtung möglich. Zudem war in Alexandrien der Attizismus nicht menanderfeindlich 1 vgl. SCHMID 1 Der Atticismus in seinen Hauptvertretern III, 273 1 Anm. 15. 31) Da in der hellenistisch-römischen Zeit praktische Uebungen an Sentenzen und· Chrien fester Bestandteil des Elementarunterrichts in Rhethorik waren (vgl. MARROU, Histoire de l'education 238-240), sind recht viele "Menandersentenzen" auf Schülernotizen, Lehrmitteln u. Ae. erhalten geblieben. KALBFLEISCH, MEv~vöpou yvoouaL 100-103, hat z.B. ein Fragment einer alphabetisch geordneten Sammlung aus dem 3. Jhd. n. mit der Unterschrift MEv~vöpou yvwuaL verÖffentlicht (Pap. Giss. 348), in welchem echte menandrische Monostichen mit andersweitig bekannten Gnomen vermischt sind (;JAEKEL Frgt III, S. 6); weiteres bei GOERLER, MEvavöpou rvwuaL 102-118 (Gnomologien). 32) AUDET, La Sagesse deMenandre 80f., sieht im Monotheismus von PseuMen Grund genug, diesen zu den "Gottesfürchtigen" zu zählen und von dort her eine Linie zu den "Menschen guten Willens" christlicher Prägung zu ziehen. Konnte man dies bei PseuPhok noch mit einigem Recht erwägen (s.o. Kap. 5.2, Anm. 72), so fehlen hier m.E. triftige Gründe. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 318 Kap. III.6.4 PseuMen dokumentiert so am äussersten Rand dessen, was man noch frühjüdische Literatur nennen kann, wie Weisheitstraditionen und mögen sie auch biblisch beeinflusst sein - zu einer Sentenzensammlung ohne deutliche Erkennungsmarken und somit ohne klare Identität wird. Nurmehr leichte, geistesgeschichtliche Verbindungslinien zurück in die biblische und jÜdische Glaubenswelt sind sichtbar. Die starke Präsenz griechischer und orientalischer Wedsheitstraditionen zeigt, dass wir uns bei PseuMen auf jenes internationale Weisheitsmilieu hin bewegen, dessen Raum anband der Achikartraditionen umschrieben werden kann (s. Kap. IV). Wir stehen am Ende jener.Geistesbewegung, welche mit den alexandrinischen Historikern und Romanciers begann und über Phila und PseuPhok das ägyptische Judentum bis ins 2. Jhd. prägte. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) IV, FRUEHJUEDISCHE WEISHEIT IN DEN ACHIKAR - TRADITIONEN ? Q, ZUR UEBERSICHT Die Achikar-Traditionen sind eine komplexe Angelegenheit, da sie vom 7. Jhd.v. bis in unsere Zeit hinauf reichen 1 . Wenn wir uns auf die frühen Formen einschränken und nur jene textlichen Verzweigungen beachten, welche den Kontext zur frühjüdischen Traditionslinie bilden, so sind folgende vier Textgruppen als hauptsächliche traditionsgeschichtliche Fixpunkte zu beachten 1. Die jüdisch-aramäischen Papyri von Elephantine aus dem 5. Jhd. v. (= aramAch) • 2. Demotische Fragmente aus römischer Zeit (= demAch). 3. Die orientalische Episode im griechischen Aesoproman aus dem 1. Jhd.n. (= aesAch). 4. Die orientalischen Versionen (=orVers) mit dem Syrer als Hauptzeugen (= syrAch) aus christlicher Zeit. Das Märchen vom weisen Achikar (arab : Haikar) ist in Europa zwar seit der ersten Uebersetzung von "Tausendundeine Nacht" durch A. GALLAND (1704-1717) 2 bekannt, doch hat es nie jenes 1) Kurze Gesamtdarstellungen bei NOELDEKE, Untersuchungen; MEISSNER, Das Märchen; GUTMAN, Art.: Achikar, Encyclopaedia Judaica 1 (1928) 720-728.- DEGEN, Art.: Achikar, Enzyklopädie des Märchens 1 (1975) 54-59," bezieht auch weiteres, für die Märchenforschung wichtiges Vergleichsmaterial besonders aus dem östlichen Sprachraum (altkirchenslavisch, rumänisch, russisch, ~lttürkisch, kiptschakisch, georgisch) mit ein. 2) Les Mille et une nuits, contes arabes, 12 Bde, Paris 1704-1717 (zit. nach RONCAGLIA, Art.: Alf Laila Wa-Laila, Kindler's Literaturlexikon 3 (1976) 919). (319) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.O 320 breite Publikum gefunden wie z.B. die Märchen von Sindbad, Aladin und Ali Baba, welche sich ebenfalls nur im Anhang der berühmten Sammlung vorfinden. Die zahlreichen orientalischen Versionen der Geschichte und der Weisheitslehre des alten Weisen Achikar, welche seither gefunden wurden, beweisen jedoch, dass es eine "besonders irn christlichen Orient und Okzident weit bekannte und verbreitete Geschichte" war, ja sogar, dass wir in ihr "ve'rmutlich das älteste uns erhaltene Märchen auf semitischem Boden besitzen" 3 , das in seiner frühesten Fassung "die Keimzelle des antiken Romans und damit des Romans Überhaupt" 4 darstellt. Zur Uebersicht sei eine inhaltliche Zusammenfassung nach syrAch, der ausführlichsten Version, vorangestellt 1 - 2 3 5 Achikar, der kinderlose Beamte unter Sennacherib und SarJ;ledom, adoptiert seinen Neffen Nadan, um ihn zu seinem Nachfolger am Hof heranzubilden. Achikar unterrichtet Nadan in seiner Weisheitslehre (Logien 1-95) • 4 -15 Durch Nadans Verleumdungen gerät Achikar in Ungnade beim KÖnig, wird zum Tode verurteilt, entgeht aber durch Bestechung des Henkers der Hinrichtung und wird in einer Grube versteckt6. 16-25 SarJ;leqom, durch eine Rätselfrage des Pharao in Verlegenheit gebracht, bedauert den vermeintlichen Tod Achikars. Dieser wird befreit und übernimmt die Lösung des Rätsels. (Bau eines Palastes zwischen Himmel und Erde). 26-32 Achikar reist nach Aegypten, löst die Aufgabe mit Hil- 3) MEISSNER, Das Märchen 3. 4) ALTHEIM/STIEHL, Die aramäische Sprache 183. 5) Wegen der Handlichkeit der parallelen Darstellung aller wichtigen Texte (ausser aramAch) und der damit gegebenen einfacheren Zählung und Zitation der Weisheitsworte wird hier und weiterhin die Ausgabe von NAU, Histoire et Sagesse d'Ahikar l'Assyrien (Paris 1909), als Verweisausgabe benutzt, ohne dass damit über die Textqualität etwas entschieden sein soll (s. u. Kap. 4). Die Ziffern der Weisheitslogien aus syrAchPar sind deshalb wie folgt zu verstehen: (3,) 1- 95} (33,) 96-142 143-157 158-209 210-261 262-285 syrAch + Parr aus den orVers aesAch (nach Pl; s. u. Kap. 3) Sondergut von armAch (52 Logien) Sondergut von slavAch (52 Logien)} . ht berücksichtigt. Sondergut von rumAch (24 Logien) nLc 6) Hier bricht der erzählende Teil von aramAch endgültig ab. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.O 321 fe zweier dressierter Adler und Knaben, verblüfft alle Weisen des ägyptischen Hofes mit seinen Antworten und kehrt reich beschenkt nach Assur zurück7. Er bittet sich Nadan aus und bestraft ihn fürchterlich. 33 Achikar hält dem gefesselten, blutig geschlagenen Nadan eine lange Mahn- und Klagerede (Logien 96-142) . 34 Nadan schwillt an und birst auseinander. AesAch stimmt im Grossen und Ganzen mit diesen inhaltlichen Elementen Überein, obwohl er wesentlich kÜrzer ist. AramAch ist fragmentarisch; was bei ihm nach Kap. 15 (des syrAch) geschieht, kann auf keine Weise rekonstruiert werden. Der grösste strukturelle Unterschied besteht bei der Einfügung der weisheitliehen Stücke : Die orVers haben alle die Zweiteilung in eine Lehr- und eine Strafrede; aesAch hat nur eine einzige kurze Weisheitslehre v o r der Abreise Achikars nach Aegypten (also nach syrAch 25); ähnlich mag es bei dernAch gewesen sein (s.u.); in aramAch ist die Abfolge der Elemente nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen. Die Themen von syrAch 3 Par aramAch 53-59 seien in einer weiteren Tabelle zusammengestellt. Eine erste summarische Einsicht in Aehnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Versionen, zu PseuPhok (vgl. Tab. 4) und zu PseuMen (vgl. Tab. 5), sowie zum weiteren spätbiblisch-frühjüdischen Schrifttum ist dadurch ermöglicht: 7) AesAch endet hier, da Nadan vor der Reise Achikars nach Aegypten bestraft wird und stirbt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 322 Kap. IV.O Tab. 6 Die Themen von syrAch 3 Par aramAch 53-59 in Stichworten syr I. aram 8 Personengruppen Gott 2.8.31.37.38.81.82 Idol 90 Satan 38. (49) König vgl. 32.37.38.41.49.66. 69.77.78 17-21.23 .25f. Frauen (vgl.Schönheit) · 7.8.9.14.26.27.39 77.88.92 Eltern 49 Kinder (Erziehung) 19.32.33.37.39.53.59 ~.24 Sklaven 35.44.45.53 5.6.99 Freunde,Freundschaft 17.61.64.70.76.78.94 vgl.53 Feinde 25.28.38.79a 77.79 Vorgesetzte 42.43.72 94 Priester 81 Mächtiger 52.73 Aelterer 74a.79b Junge Leute 16.18 Nächster 49 vgl. 9.31 29 39.41.74.75.vgl.93 Fremder 30 Gerechter/Sünder Vom MeJ;lschen 9.33.44 Guter Mensch II. 54.55.56 75 68.72 Hauptsächlichste Themen der Weisheitsliteratur Weiser/Tor Weisheit/Torheit Reicher /Armer Reichtum/Armut j 12.15.16.18.24.30.36.40. 50.51.60.80.87.93.95 13.57.82 22.55.56.61.64.68.69. 82.95 22.47.48.109 Schönheit(vergänglich) 6.26.65.92 Guter Name 6.64.65 Gute Manieren lla 53 8) Ausnahmsweise (vgl. bei Tab. 7) wird in dieser Spalte nur nach GRELOT, Les proverbes aram~ens 178-194; Documents arameens 427-452, gezählt, welcher nach Logieneinheiten unterteilt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.O 323 Sprechen/Schweigen 2.3.5.10.11.36.41.48. 63.70.71.72.73.87.89 12.14.15.16.27.32.37. 53.57 Essen und Trinken 14.54.69 12.90.91 Keuschheit 9.24.47b III. Lebensfördernde Haltungen Trauer 67 Ruhe 66.73 Freigebigkeit 31.91 Borgen 40.42f. Böses durch Gutes besiegen 74b Kluger Ankauf 34.35 Unterwürfigkeit 40 Gute Rechtssprechung 47 Genügsamkeit 23 Zwei Wege 62 IV. Lebensmindernde Haltungen Krankheit u.Aehnl. 43.62 Alter 33.47 Tod 13.21.63.66.79.84 Ueble Nachrede 57 Lüge 36.87 Lachen, Spotten 58.86 (unersättliches)Auge 84 Streit 7 .8.14.85.86 Mord 73.86 Diebstahl 87 Sünde (49) .63.67 Vor Gericht 73.74.77.78.83 Uebermässige Geschäftigkeit 46 V. 47 44-46 . 67 38 Spezielles Schiffahrt 20 Vom Versiegeln und Lösen 4 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 324 Kap. IV.O Eine einigermassen vollständige Bibliographie zu Achikar steht noch aus. NAU hat die Literatur bis 1909 besprochen (Histoire 15-35) und nach Sprachgruppen aufgeschlüsselt (Ebd. 137-142). DEGEN, Art. : Achikar, Enzyklopädie des Märchens 1 (1975) 57ff., stellt die "wichtigste(n) Textausgaben und Uebersetzungen" in allen für die Märchenforschung bedeutsamen Sprachen zusammen, bietet sonst aber wenig neuere Titel (vgl. Sp.· 59). DENIS, Introduction 201214, hat das Verdienst, Achikar wieder ernsthaft in die frühjüdische Pseudepigraphie einbezogen und auf erstaunlich kleinem Raum die wesentlichen Aspekte dargestellt zu haben. Die methodische Beschränkung seines Einleitungswerkes auf die griechischen Pseudepigraphen gibt jedoch einem kleinen Ausschnitt aus der Achikar-Ueberlieferung ein verhältnismässig zu grosses Gewicht. Auf diese drei Autoren soll hier verwiesen werden. CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha 76f., verweist auf eine Dissertation und Neuausgabe der Achikarsprüche von J. LINDENBERGER. -Die ca. 200 in diesem Kapitel verarbeiteten Beiträge zu Achikar stellen den heutigen status quaestionis dar. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 1. DIE JUEDISCH-ARAMAEISCHEN PAPYRI VON ELEPHANTINE AUS DEM 5, JHD, V, (= ARAM ACH) Im Jahre 1906 wurden in der von Israeliten bewohnten Garnisonsstadt auf der Nilinsel Elephantine die Fragmente eines aramäi1 sehen Achikar gefunden Sie liegen jetzt in folgenden Ausgaben und Uebersetzungen vor : SACHAU, Aramäische Papyrus und Ostraka (1911), 147-182 : Ed. princeps; dt. Uebers.; Taf. 40-50. UNGNAD, Aramäische Papyrus (1911), 62-82 : aram.; krit. App. COWLEY, Aramaie Papyri (1923), 212-220 : aram.; 220-248 : engl. Uebers.+Kornm. KOOPMANS, Aramäische Chrestomathie I (1962), 136-145 : Komm.; II, 32-35: aram., teilweise. CAMBR.-ED. (1913), 168-173 : engl. Uebers. GRESSMANN, AOT (1926), 454-462 : dt. Uebers. GINSBERG, ANET (1955), 427-430 : engl. Uebers. GRELOT, Les proverbes arameens (1961), 178-194; Documents arameens (1972), 427-452 : fr. Uebers. Der Erstherausgeber SACHAU hat die 11 Papyrusfragmente zusammengestellt und zu zwei Gruppen geordnet, einen "erzählenden Teil" (Pap 49-52) und "Sprüche und Fabeln" (Pap 53-59). Während die Rahmenerzählung sich nach dem Leitbild der orVers zu einem kontinuierlichen Text zusammenfügen liess, war dies bei dem belehrenden Teil nicht mehr möglich. Die Pap 53-59 "enthalten nicht einen in sich zusammenhängenden Text, sondern separate Teile einer Sammlung von Sprüchen und Tierfabeln. Der hier gegebenen Reihenfolge der Blätter liegt nicht ein bestimmtes Prinzip zugrunde" 2 Es ist also nicht möglich, den Umfang der Weisheitsworte und ihre Position innerhalb des ganzen Textes zu bestimmen. Bildeten sie eine 1) Informative Berichte Über die Ausgrabungen und zu den Realien der Stadt bei MEYER, Der Papyrusfund 5-15; KRAELING, The Brooklyn Museum 3-119 (sehr gediegen), und GRELOT, Documents 33-69. 2) Aram. Pap. und Ostr. 159. Zwischen Pap 53 und 54 scheint immerhin ein direkter Uebergang, zwischen 54 und 55 eine sichere Diskontinuität zu bestehen; vgl. GRELOT, Documents 436.438, Anm. n; STUMMER, Der kritische Wert 2-5; (325) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 326 Kap. IV.l einzige, separate Sammlung nach, oder wie bei aesAch innerhalb der Erzählung, oder zwei Gruppen, eine belehrende un~ eine mah- nende wie bei den orVers ? Zudem ist "kaum eine Vermutung möglich" 3 über den weiteren Verlauf der Erzählung. Soweit sie jedoch erhalten ist, ist sie "sehr einfach, volkstümlich weitschweifig mit vielen Wiederholungen, ohne irgendwelches Streben nach rhetorischem Schmuck abgefasst, in einfachster Sprache geschrieben, ein wahres Volksbuch, das jederman verstehen konnte"-. Sämtliche Texte zeigen "eine mit vollendeter Sorgfalt ausgeführte, in allen Details_ sich gleichbleibende Musterschrift ••• ,wie sie für das Abschreiben eines vortrefflichen, vielleicht hochgeschätzten Literaturwerkes für angezeigt angesehen werden mochte" 4 • Der Kopist, der ehemalige Quittungen oder ähnliches neu beschrieb, hatte jedoch einen Text vor sich, "der schon alt und beschädigt war ••• ; manchmal konnte er seinen Text nicht lesen und manchmal verstand er ihn nicht" 5 • Der Text von Elephantine ist also nur ein zufällig entdecktes Exemplar eines in der Perserzeit weitverbreiteten Literaturwerkes. Wie einige Entlehnungen aus dem Persischen 6 zeigen, hat aramAch seine vorliegende Endgestalt in persischer Zeit ·bekommen. Die Erstfassung kann aber nicht in persisch geschrieben worden sein, da viele Indizien weiter in die assyrische Zeit hinaufwe~sen. Zur Klärung des traditionsgeschichtlichen Ausgangspunktes sei hier in Form eines kleinen Exkurses d.ie Frage nach der Vorgeschichte des aramAch gestellt. Es ist dabei auf einige Sachverhalte hinzuweisen, welche nach den Jahren 1890-1920, dieser Blütezeit der Achikarforschung,aufgeschienen sind, aber nicht in 3) STUMMER, Ebd, 4. 4) SACHAU, Aram. Pap. und Ostr. 159. 5) COWLEY, Aram. Pap. 208; vgl. NOELDEKE, Untersuchungen 7. 6) COWLEY, Aram. Pap: 205f: ~1nK aus pers. athura; die Beifügung von now nach einem Namen (dagegen KRAELING, The Brooklyn Museum 98); Gebrauch von ,nK als redundante Konjunktion; STRACK, Rez.: Ungnad 834f., bringt 22 pers. Fremdwörter; vgl. auch GREENFIELD, Studies 292f.: nni'lY n'::llt als pers. Titel. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.l 327 den grösseren Kontext und damit ins allgemeinere Bewusstsein gerückt wurden. Verschiedene Forscher haben Akkadisrnen nachgewiesen7 , und Parallelen im weisheitliehen Schriftturn der damaligen Zeit aufgezeigt 8 Die Umweltgerechtheit in Bezug nicht nur "auf die Namen der Haupthelden, sondern auch die ganze Situation, die hauptsächlichsten Motive, Requisiten und Formen der Geschichte" 9 wurde ebenfalls Überzeugend dargelegt, doch konnte eine historisch aufweisbare Persönlichkeit für die Gestalt des Achikar nicht ausfindig gemacht werden. VON SODEN schrieb im Jahre 1936 noch mit aller Bestimmtheit : "Einen hohen Beamten mit Namen Ahi-aqar hat es allerdings unter Sanherib und Assarhaddon nicht gegeben; denn es darf als ausgeschlossen gelten, dass der Name eines Mannes vorn Range Abiqars in den vielen Briefen und Urkunden aus der Sargonidenzeit nicht bezeugt ist" 10 • Sein zwar sehr eindrücklicher Transponierungsversuch "auf eine der merkwürdigsten Gestalten unter den Beratern Assarhaddons, den alten Adad-surn-usur" 11 ist jedoch nicht mehr nötig, da in den Jahren 1959/60 die deutschen Ausgrabungen in URUK/WARKA (dem biblischen Erek, vgl. Gen 10,10; Esr 4,9) einen unerwarteten Hinweis ans Tageslicht 7) STRACK, Rez. :. Ungnad 834f. (9 babylonische Fremd- und Lehnwörter); SCHOLLMEYER, Die Herkunft 660f.; STUMMER, Zur Ursprache 103-105; GREENFIELD, rJiJ'n::L rJi'Ji~~ 312; EBELING, Art.: Achikar, Reallexikon der Assyriologie 1 (1928) 16; auch die Anm. bei GRELOT, Documents. 8) GRELOT, Les proverbes (Anm.); NOUGAYROL, Les sagesses·babyl. 50; SCHMID, Wesen und Geschichte 92f. 233f.; MEISSNER, Das !1ärchen 27ff.; Babylonien und Assyrien II, 421-430. Vgl. auch ALBRIGHT, The Goddess 285ff., der in Pap 53,1654,1 (s. Kap. I.l.3, TEXT 1, und Kap. IV.8) "the connecting link between Jewish and Assyrien gnomic Literature, and, by the irony of the fate, demonstrating the Mesopotamian Origin of wisdom and indirectly of Sophia ... " (287) sieht. Ebenso STORY, The Bock of Proverbs 333-336; dagegen DONNER, Die religionsgeschichtlichen Ursprünge 12 (ägypt. Herkunft); vgl. auch HUMBERT, Recherehes 152-155 (ägypt. Parallelen) • · 9) MEISSNER, Das Märchen 26.29-31 (Zit.: 31); VON SODEN, Die Unterweltsvision 1-31; GREENFIELD, The background 50; ROST, Bemerkungen 308-311; Einleitung 145. 10) Die Unterweltsvision 10. 11) Ebd.; OLMSTEAD, Intertestamental Studies 243, schlägt eine andere Identifizierung vor: Achikar = "Ahiaqar, secend officer of Barhalza, who appears in a document of 698"; Nadan = "the scribe Nadinnu, who appears 671 and writes letters to Esar-haddon and Ashur-baniapal"; Nabu-sum-iskun = "the mukil apäte, 'rein-holder', or cavalry commander, of Sennacherib and \<lriter of several letters". Mit Verweis auf JOHNS, Assyrian Deeds and Documents I, Nr. 60.251. 253.368.468 (s. s. 33f. l80f.l82f.282.378f.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 328 Kap. IV.l gebracht haben 12 • Auf der Tontafel W 20030,7, welche in einem an das res - Heiligtum angrenzenden Raum in situ gefunden wurde, ist eine Liste von vor- und nachsintflutliehen assyrischen Königen erhalten, die zu jedem KÖnig auch dessen höchsten Berater 13 beigefügt. Nach zwei anderen Autoren von bekannten literarischen Werken folgt : A~~ura~iddina 14 , des KÖnigs, war aba-enlil-dari Ummanu# I <den die> A~lamäer <Zur Zeit des> . la-hu... 3 u-qa-a-ri (= Ahuqar) nennen (Z. 19f.). Obwohl diese Tafel nach der Unterschrift (Z. 24) erst unter Antiochus I. Soter (reg. 281-261 v.) beschrieben wurde, verwertet sie evidenterweise älteres, traditionelles Listenmaterial 15 . Danach gab es also zu Asarhaddöns Regierungszeit einen hohen Berater, Lehrer und Schriftsteller am königlichen Hof, der bei den Achlamäern (= Aramäern) 17 einen eigenen, also sicher aramäischen Namen führte. Aba-enlil-dari ist deshalb als akkadischer Beamtenname anzusehen 18 • Zieht man in Betracht, dass auch die Mutter Asarhaddons# Zakutu-Naqiya, aramäischen Ursprungs war 19 # so ist ein aramäischer Ummanu am assyrischen Hof nicht besonders erstaunlich. Vielleicht hat es zudem mit diesem Ummanu seine Bewandtnis, dass "die Inschriften und Briefe dieses Königs durch 12) VAN DIJK, Die Inschriftenfunde 44f. (Text); 5lf. (Konunentar); Die Tontafelfunde 217; vgl. dazu GREENFIELD, The Background 49; Studies 293; GRELOT, Documents 427. 13) Zu den Titeln Apkallu und Ummanu s. REINER, The Etiological Myth 1-11. LAMBERT, A Catalogue of Textsand Authors 59-77, veröffentlichte eine weitere lange Liste; zu Ummanu, vgl. 74f. 14) = Asarhaddon, reg. 68~-669 v. 15) Vgl. VAN DIJK, Die Tontafelfunde 217b. 17) Die Achlamäer, keilschriftlich erwähnt seit Tiglat-Pileser I (um 1100 v.), waren nomadisierende Stänune in der syro-arabischen Wüste. Zur Zeit der Abfassung unseres Textes (3. Jhd. v.) bedeutet der Ausdruck 'Achlamäer' dasselbe wie 'Aramäer'; vgl. KUPFER, Les nomades en Mesopotamie 104-115.132-138; DE VAUX, Histoire ancienne I, 195 ("synonyme savant d'Arameens"); The Assyrian Dictionnary I/1 (1964)· 192. 18) GRELOT, Documents 430. 19) GREENFIELD, The Background 50, Anm. 4. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.l Zitierung von Sprichwörtern gekennzeichnet 329 sind" 2 ~ und dass so- gar ein Sprichwort aus einem Brief Asarhaddons in sinngernäss ausgestalteter Form in syr+arabAch (wieder) zu finden ist : Das Volkssprichwort sagt : Als der Hund des Töpfers in den Ofen kam, bellte er sogar den TÖpfer an. 21 In syrAch 33,113 (Cambridge-Text) tadelt Achikar Nadan mit dem gleichen Bild : Mein Sohn, du warst mir wie der Hund, der zum Ofen der TÖpfer kam, um sich zu wärmen, und, sobald er warm hatte, aufstand und diese anbellte. Mit der vielfach begründeten Annahme, dass der neuassyrische Hof der Entstehungsort der Achikar-Geschichte ist, ist aber noch nichts Über die Originalsprache des Proverbien- und Fabelteils ausgemacht. Es stellt sich vielmehr die Frage, ob die aram. Weisheitssammlung des Elephantine-Textes von Anfang an mit der Achikargeschichte verbunden war, oder ob sie das Werk eines späteren Weisheitslehrers aramäischer Zunge ist, welcher die ursprünglich akkadische Sammlung durch seine eigene Weisheit ersetzte. Ist es vielleicht gar ein jüdischer Weiser, der diesen "Ersatz" geleistet hat ? GREENFIELD hat nämlich in zwei philologischen Arbeiten gezeigt, dass die "Worte Achikars" frei von irgendwelchen Akkadismen und im Nord-Syrischen-Dialekt geschrieben seien, während die Rahmengeschichte deren recht viele aufweise und in "official Aramaic" verfasst sei 22 . Es zeigt sich nach ihm also eine sprachliche Differenz zwischen der "Geschichte" und den "Worten" Achikars, welche auf verschiedene Herkunft hinweisen könnte. Zu diesen sprachlichen Indizien gesellt sich die relative Selbständigkeit des Worteteils in formaler, inhaltlicher und traditionsgeschichtlicher Hinsicht : 20) Ebd.; vgl. ALBRIGHT, The Babylonian. Sage 64; HEISSNER, Sprichwörter bei Asarhaddon 36lf.; LAMBERT, Babylonian Wisdom Literature 281. 21) Zit. nach MEISSNER, Ebd. 361, der irrtümlicherweise aramAch als Parallele nennt (so schon in: Babylonien und Assyrien II,423) . - - 22) h,,~,W~ h1~'n~ 312f.; Dialect Traits 364f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 330 Kap. IV .1 - formal : Der repetierende Erzählstil wechselt in eine Sprache von möglichster Prägnanz, speziellem Vokabular und typischen Stilfiguren 23 • inhaltlich : Es gibt nur wenige Bezugnahmen der Weisheits24 worte auf die Rahmenhandlung ; die meisten Worte sind Lebensanweisungen allgernein weisheitlicher Art. - traditionsgeschichtlich : Während die Rahmenhandlung bei ararnAch, aesAch und den orVers unverkennbar parallel läuft, finden sich im weisheitliehen Teil unter diesen drei hauptsächlichen Rezensionen nur wenige Verbindungsstücke; zudem ist der Ort der Weisheitsreden innerhalb des Handlungsablaufes schwankend. Eine grundsätzliche Dissoziierung von Rahmenerzählung und Weisheitssammlung25 ist aber trotzdem nicht anzuraten, da DORNSEIFF an einer Reihe antiker Beispiele (Hesiod's Werke und Tage, die cYnoönxaL des Chiron, das Tobitbuch, der Aristeasbrief, der äthiopische Secundus) deren Zusammengehörigkeit aufgewiesen hat 26 • ALTHEIM/STIEHL sehen darin ein "archaisch(s) Gesetz, das die gedanklich und stilrnässig geschiedenen Teile voneinander getrennt darbot", das sich aber "in der Folge in sein Gegenteil verkehren" sollte. "An die Stelle der Sonderung musste die Ourch27 dringung, an die der Zerlegung die Verflechtung treten," denn wegen der Betonung des Romanhaft-Kohärenten wurde die Zweiteilung als störend empfunden. Wie auch die einleitenden Worte des aramAch ,v'n~ '7[0 n7~] zeigen 28 , ist aramAch schon immer eine in eine Handlung eingekleidete Weisheitsrede gewesen. Trotzdem muss mit der MÖglichkeit gerechnet werden, dass die ararn. Spruchsamm23) Vgl. MEYER, Der Papyrusfund 111. 24) Vgl. Pap 56.I,l.3.8.14f.; Pap 57.I,llb-12; vgl. Pap 58,1. 25) MONTGOMERY, Sorne Notes 535; GRIMME, Bemerkungen 540; DEGEN, Achikar 54. 26) Hesiod's Werke und Tage 77-88; vgl. FRIEDLAENDER,cYnoönKa~ 558-616 (Hesiod, Theognis, Dernokrit); DONNER, Die religionsgeschichtlichen Ursprünge 15, Anrn. 3, nennt auch die ägyptischen 'Klagen des Bauern'.- Zum äthiopischen Sekundus s. SCHMID/STAEHLIN, Geschichte der griech. Lit. II/1, 378f. 27) Die aramäische Sprache 192f. 28) Vgl. Kap. III.l.2, Anrn. 37. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 331 Kap. IV.l lung nicht ursprünglich ist. Die sprachliche Differenz bleibt ja bestehen. Doch auch dieses Hindernis scheint mir nicht unüberwindlich zu sein, wenn man die Tafeln aus Uruk/Warka als aussagekräftiges Zeugnis für den Achikar-Text auswertet. Es lässt sich ja eine ähnliche Doppelung in beiden Texten feststellen : Dort wird ein Aramäer innerhalb des assyrischen Hofes erwähnt, hier steht eine aramäische Sammlung von Weisheitsworten in einer akkadisierenden Rahmenerzählung. Beide sind Zeugnisse Über die gleiche rätselhafte Person dieses Ummanu Aba-enlil-dari/Achikar, dessen Doppelrolle und Doppelsprachigkeit wohl die nächstliegende Erklärung für die Doppelungen der Achikarüberlieferung darstellt. Die linguistische Differenz zwischen dem Rahmen und den Worten bedingt deshalb nicht deren zeitliche oder örtliche Dissoziierung. D.h. aber auch, dass die "Worte Achikars" in ihrem aramäischen Wortlaut durchaus ihre originale Gestalt haben können, dass sie also auf die Lehrtätigkeit jenes alten Weisen zurückgehen und · deshalb mit einer schon bald legendarisch ausgeschmückten Episode aus dessen gefährdeten Beamtenlaufbahn umkleidet worden sind. Damit wäre der Ausgangspunkt der zahlreichen späteren Traditionen ziemlich genau beschrieben. In aramAch ist eine der im 6. und 5. Jhd.v. zahlreich zirkulierenden Kopien der lv~n~ ~in zu sehen, welche im Vergleich zu den späteren orVers in recht grosser Nähe zu Leben und Lehre des aramäischen Ummanu Asarhaddons stehen. Die jüdische Kolonie in Elephantine, die ja ein recht seltsames Gemisch Vorexilischen Gottesglaubens und angepasster Glaubensanschauungen vorweist 29 , ist Über die persischen SÖldner in den Besitz einer solchen Kopie gelangt und hat sie, trotz der heidnischen Mentalität, als berühmte Geschichte in ihren Erzählschatz aufgenommen. Die Erinnerung an die eigenen aramäischen Vorfahren (vgl. Dtn 26,5) hat diese Uebernahme vielleicht erleichtert. 29) Vgl. die Literaturangaben bei Anm. 1; jetzt auch ROSE, Jahwe 16-22.43f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.l 332 Da bald nach Tafeln (SACHAU, NOELDEKE), bald nach dem Papyrus (z.B. HALEVI, STUMMER), bald nach durchgezählten Kolonnen (GRELOT) und bald nach durchgezählten Zeilen (COWLEY, KRAELING), bald nach irgendwelcher Kombination zitiert wird', möge Tab. 7 die Identifizierung erleichtern. In der vorliegenden Arbeit wird nach Pap und Zeile, wo nötig mit zusätzlicher Angabe der Kolonne (:bei Pap 52.56.57), zitiert. Tab. 7 : Uebersicht über die Zitationsweisen von aramAch Taf. Pap. Kol, 40 41 42 43 49 50 51 52.! l 2 3 4 5 l-16 l-15 l-17 l-15 l-15 44 45 46 47 48 53 54 55 56.I II 57.I 49 50 58 59 6 7 8 9 10 11 12 l3 14 l-16 l-16 l-15 l-16 l-17 l-14 1-18 l-17 l-16 II II Zeilen = 17-31 32-48 49-63 64-78 79-94 95-110 111-125 126-141 142-158 159-172 173-190 191-207 208-223 1-l3a l3b-28 29-38 39-53 54-67 68-77 78-92 93-109 110 .•• http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2, DEMOTISCHE FRAGMENTE AUS ROEMISCHER ZEIT (= DEM ACH) SPIEGELBERG hatte schon 1930 in einem vorn Erstherausgeber SOBHY "a fragrnent of a rnoral work" 1 genannten Papyrusfetzen (Pap Kairo) den Namen Jhjkl identifiziert, konnte aber die versprochene Uebersetzung des Fragmentes nicht mehr bewerkstelligen (gest. 1930) 2 . ZAUZICH hat nun noch ein weiteres Fragment (Pap Berlin 23729) entdeckt, welches mit dem ersten neulich publiziert wurde3 und damit endlich in die Achikar-Diskussion einbezogen werden kann. "Unglücklicherweise sind die beiden Fragmente nur recht klein und inhaltlich nicht gerade ergiebig. FÜr die Ueberlieferungsgeschichte des Ahikar-Rornans sind sie jedoch von unschätzbarem Wert, da sie die älteste Quelle nach dem aramäischen Papyrus darstellen. Nach paläographischen Ueberlegungen sind die beiden Fragmente, die vielleicht von der gleichen Hand geschrieben sind, wohl ins 1. Jahrhundert n. Chr. zu datieren" 4 . Die Herkunft der beiden Fragmente ist leider unbekannt, doch ist nach "der Schrift und den fajurnischen Dialektspuren ... eine Herkunft aus dem Fajurn zu verrnuten" 5 • Sie gehörenbeidein den erzählenden Teil der Achikar-Kornposition, in welchen sie sich auch recht gut einordnen lassen. Nach der Uebersetzung von ZAUZICH, lauten sie wie folgt 5 a 1) Miscellanea 4; das entsprechende Frgt. D auf Taf. VII nennt er ein "didactic werk in Demotic". 2) Achikar in einem demotischen Text 961. 3) Demotische Fragmente ,180-185. Hr. Dr. Zauzich hatte die Freundlichkeit, mir einen Korrekturabzug seiner Arbeit zuzustellen. Es sei ihm hier recht herzlich gedankt, ebenso den beiden Herren Prof. E. Hornung und Dr. H.-J. Thissen, Über welche ich zu dieser Arbeit fand. 4) Ebd. 178. 5) Ebd. 179, Anm. 17. 5a) Da die 'Folia Rara', in welchen Zauzich's Artikel erschien, wohl auch zu den raren Büchern in einer biblischen Bibliothek gehören, erlaube ich mir, den Text vollständig zu zitieren. (333) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 334 Kap. IV.2 1. Pap 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Kairo (Nr. unbekannt) > ••. welcher< >der Vater< >jeder< ••• >, welchen man ••• < >Mangel ••• < >angenehm (?), indem ich euch geben werde einen Palmenzweig(?)< > •.• welche oben (genannt) ist, insgesamt. Er fand, dass es geschah ••• < >zu erzählen dieses. Man ging und sagte : möge geben< >Wir waren töricht, wir waren dummm .•• < >Das Heer, das sich empörte, ist es, das nach N< ••• > gekommen ist.< >in ihm< ••.•. > ••• Er fand Ahikar an dem Ort, < >Möget ihr weggehen in (?) eure ••• mit euch< > •.• zu dem Heer, welches der Fürst Ahika<r >bedenken die schlechte Sache, die geschehen ist< 2. Pap Berlin P 23729 1 2 3 4 < •• ·••• < ••••• < •••.• < •.••• 5 6 < ••.•• < ••••• 7 8 9 < ••••. < ••••• < ••••• 6 Ein grosser Mann ist> mein Vater. < •••.• > >du für uns gesucht hast. Du hast nicht Trübsal gesucht >ausser (?) einer Stadt, (der) Stadt ••••• h >Fürst. Kein Mensch auf Erden verstand das, was mit ihm geschehen war. >Ein grosser Mann ist Ahikar, welcher gemacht hat >gezögert, zu dem Ort zu gehen, <an dem sich> Ahikar <be.fand>. >heute. Halte nicht den Fürsten auf, wenn er wünscht >der Assyrer< ••••. > Wort sagen >über es < •••.• > Die "schlechte Sache", um die es im Kairoer Papyrus (Z. 13) geht, hat mit einem aufständischen Heer zu tun, das nach N(inive ?) gekommen war (Z. 9), und dem Achikar als "Fürst" (Z. 12) vorsteht. Dies erinnert sofort an Nadans Intrigen mit den gefälschten Briefen, welche Achikar dazu bringen, sich mit einem Heer in der "Adlerebene" aufzustellen, was ja der fehlgeleitete König als Aufstand und Verrat interpetieren musste (vgl. syrAch 5,5-9,6). 6) Schriftspuren einer zweiten Kolumne sind vorhanden, le ohne erfassbaren Sinn. e~geben aber nur Worttei- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV. 2 335 Auch für die Andeutungen im Berliner Papyrus lässt sich eine entsprechende Stelle in der Achikar-Erzählung aufweisen : In Z. 4 weiss "kein Mensch auf Erden, was mit, ihm", dem "FÜrst", also doch wohl Achikar (vgl. Pap Kairo Z. 12) "geschehen ist". Man erinnert sich seiner als "grossen (?) 7 Mann",.verweist auf eines seiner Werke (Z. 5), und jemand 8 geht dann an den "Ort, <an· dem sich> Ahikar <befindet>". Der schon fast aus der Erinnerung verschwundene Achikar wird also scheinbar wieder benötigt, und dann auch an einem (vorher unbekannten) Ort aufgesucht. Es geht somit um jenes Ereignis, mit dem die Rehabilitation Achikars anfängt, seiner Wiederentdeckung. Leider ist nicht ersichtlich, aus welchem Grund Achikar plötzlich wieder benötigt wird, ob also die Rätselfrage des Pharao und die Reise Achikars nach Aegypten schon zu dernAch gehörten. Auch von einem unterirdischen Versteck (wie in syrAch, und den späteren Rezensionen W und Pl von aesAch) ist hier nicht die Rede. Der Kairoer Papyrus ist in dieser Hinsicht interessanter, da er mit dem scheinbar aufrührerischen Heer Achikars ein in aramAch und aesAch fehlendes erzählerisches Detail belegt. Im 1. Jhd. n. existierte also in Unterägypten eine Achikarversion, welche irr1 Vergleich zu aramAch weiterführende Einzelheiten erzählerischer Art aufwies. Darin entspricht sie auf ihre Weise der griechischen Adaptation in der Aesop-Episode, die ja ungefähr zur gleichen Zeit entstanden ist (s.u. Kap. 3) und stellt so einen weiteren Beleg im Zeitraum um die Jahrtausendwende für eine Adaptation des Achikarstoffes dar, wie wir sie uns auch im jüdischen Bereich - als Vorlage des Autors von Tob (s.u. Kap. 6) - vorstellen. ZAUZICH verweist auch auf einen unpublizierten Pap Berlin P 15658, welcher ähnliche Schriftzüge wie die beiden behandelten Fragmente aufweist. "Da es sich offenbar um das Fragment einer Weis- 7) Das demotische Wort ~'j ist sonst nirgends belegt; vgl. ebd. lSO. 8) "Das erste Zeichen des erhaltenen Stückes ist das bei fremden Namen benutzte Determinativ .•• Zu ergänzen ist vermutlich 1 (Nicht hat NN) gezögert •.. 1 " ; ebd. 180. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 336 Kap. IV. 2 heitslehre handelt, besteht die MÖglichkeit, dass es sich dabei um Sprüche des Ahikar handelt" 9 •. soweit sich das aus dem fragmentarischen Text, von dem mir Herr Dr. Zauzich freundlicherweise eine Photokopie und eine "provisorische Uebersetzung" zur Einsicht gab 10 , ergibt, handelt es sich um eine Art "Untertanenspiegel", welcher in einer negativen Imperativ-Reihe das Verhalten gegenüber einem "Fürsten" festlegt : Kol I : 10 Danke nicht 12 Tadle nicht den FÜrsten ••• Kol II : 11 dich richtet zugrunde der, welcher geht vor dem ••• und< wegen Gott. Nicht wird sein ••• < sagend: Der, welcher kommt (und) geht mit ••• < das was süss ist, und er wird dir geben das was bitter (?) ist < Strafe. Mach nicht Verwirrung (Unruhe, Streit o.ä.) ••• < 14 15 16 17 Nicht wird sein Herr tadeln < tadeln den FÜrsten. Nicht wirst du sagen < mit dem Fürsten Seth (?).Nicht wird< seine Kralle (Nagel, Daumen) ••••••• < 7 8 9 10 Dass es sich um eine Weisheitslehre handelt, geht sowohl aus der Form wie aus dem Inhalt hervor. Es werden Verhaltensregeln in der typisch paränetischen Form der Reihenbildung geboten, wie diese vor allem - und ungefähr zur gleichen Zeit - in den Test XIIPatr zu belegen ist 11 • Die mehrmals "Fürst" genannte Referenzperson, vor welcher in kluger Unterwürfigkeit zu verharren ist, erinnert zwar an den "Fürst Achikar" von Pap Kairo Pap Berlin I, z. 4.7), in II, z. z. 12 (vgl. 16 steht hier jedoch unmittel- bar nach "Fürst" ein anderer Name. Ist vielleicht vom Vorgesetzten Achikars die Rede ? 9) Ebd. 181, Anm. 20. 10) Brief vom 30.6.76; der Pap lumnen. bietet ca. 20 Zeilen in zwei fragmentarischen Ko- 11) Vgl. bei Kap. V.2. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 337 Kap. IV.2 Als formale Parallele zu den negativen Reihenimperativen des dritten Fragmentes begegnet in Pap Berlin P 23729, Z. 7 ebenfalls ein verneinter Imperativ mit Bezug auf den Fürsten. Vielleicht begann in dieser Z. 7 tatsächlich jene Weisheitsrede, welche Achikar hielt, nachdem man ihn vorn versteckten "Ort" (vgl. Z. 6) geholt hatte. Pap Berlin P 15658 k6nnte dann als ein weiteres Stück solcher Mahnworte zu Gehorsam, Ruhe und Ehrerbietigkeit angesehen werden. In nicht bestimmbare Nähe zur genannten z. 7 gesetzt, ergäbe sich dann ein Platz für die Mahnrede Achikars wie in aesAch, nämlich unmittelbar nach der Auffindunq des Helden. Dies sind jedoch alles recht kühne Vermutungen. Zum Spruchgut sowohl von aramAch als auch zu aesAch und den orVers bestehen keine Entsprechungen. Am ehesten denkt man an die K6nigssprüche von aramAch 53,6-ll.l4f., welche ebenfalls das Verhalten des Untertanen betreffen, doch lassen sich keine eigentlichen Berührungspunkte finden. Falls deshalb die hier geäusserten Vermutungen etwas Richtiges haben, ist auch in der demotischen Tradition der Spruchteil aus eigenständigem Weisheitsmaterial paränetischer Art gestaltet worden. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 3, DIE ORIENTALISCHE EPISODE IM GRIECHISCHEN AESOPROMAN AUS DEM 1, JHD, N, (= AES ACH) GRIECHISCHE ACHIKAR - NOTIZEN In der griechischen Vita Aesopi 101-123 findet sich eine Adaptation des Ach auf Aesop und dessen Adaptivsohn Helios (G; W : Ainos; Pl : Ennos)i, welche sich als selbst~ndige, orientali- sche Episode zwischen zwei griechischen Episoden (l-100.124142) ausweist 2 J Der Aesoproman ist in drei hauptsächlichen Rezensionen und mehreren Pap~rusfragmenten erhalten. Während sich die Texte des MAXIMUS PLANUDES (gest. qa. 1310; abgekürzt : Pl) als durchaus ' . .. . 3 sekund~re Zusammenstellung erwiesen haben , gehen G {10. Jhd.n.) und dessen scholastische Edition W (Ende 11. Jhd.n.) 4 ebenso wie der Berliner Papyrus 1628 (2./3. Jhd.n.) auf den gemeinsamen "Archetypus vulgaris, scriptus aliquo tempore intra annos .. k6 . . Aegypto ,.5 zuruc f ere 3 0 a. c. n. et 1 00 p. c. n. 1n 1) ASSEMANI scheint der erste zu sein, der diesen Zusammenhang bemerkt hat. In seiner Bibliotheca Orientalis III/1 (1725), 286, bemerkt er bei der Nr XXI der syrischen Bücher des Ebedjesu : "Historia Hicari, quae ipsi contigere cum Nadan sororis suae filio, cum rege Aegypti, ibid. De Hicaro eadem fer~ narrantur, quae de Aesopo Phryge." 2) Vgl. HAUSRATH, Achikar und Aesop 6f; SMEND, Alter und Herkunft 96f; NOELDEKE, Untersuchungen 62; PERRY, Aesopica 10. 3) PERRY, The Text Tradition 234-239; Text am leichtesten zugänglich in Cambr.Ed. 162-167 (; APOT II, 780-784; mit engl. Uebers.); fr. Uebers. hei NAU, Histoire 259-262 (mit der lat. Uebers. des W-Textes durch Rinutius Thessalus aus dem Jahre 1448). 4) PERRY, Aesopica 66-73 (G); 100-104 (W); DENIS, Fragmenta 133-148, stellt die beiden Texte synoptisch dar; JAEKEL, Menandri Sententiae 132-136 (nur W), 5) PERRY, Aesopica 22. 6) Ebd. 5: "Ante verum illum (scl. auctorem), quem vixisse probabile est saeculo p. C. n. primo, frustra coneris alicuius similis de Aesopo libri vestigia indagare." Wohl gab es verschiedene dichterische Versuche über die Gestalt Aesops bei den alexandrinischen Poeten (vgl. z. B. Ebd. 219: Test. 19; 233: Test. 33), ein BCo~; A'l.o~nou in Form eines "altjonischen Volksbuches" ist jedoch nicht nachwei.sbar. Für die Datierung in das 1. Jhd. n. führt PERRY einerseits voces latinaean,·andererseits, als terminus ante quem, den Berliner Papyrus aus dem 2./3. Jhd. n., der' selbst nicht der Archetyp von G und W sein kann. "Nam papyrus novam quidem exhibet textus recensionem, sed ipsa tarn men(338) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.3 339 Für PERRY gibt es keinen Zweifel daran, dass die Par. 101-123 "fast vollständig aus der Geschichte Achikars des Assyrers genommen sei ••. " 7 , und zwar näherhin aus aramAch selbst, was er jedoch mit seiner kurzgefassten Synopse der orVers, des aramAch und des aesAch kei~eswegs deutlich zu machen vermag 8 • Das Patronat eines den Elephantine-Papyri ähnlichen Textes wird zwar ersichtlich, doch zeigt aesAch schon stark jene auch bei dernAch beobachtete ausschmÜckende Tendenz, welche zu den orVers führt . (vgl. auch hier die Umtriebe Nadans in syrAch 5-9 mit aesAch 104). Betrachtet man die kleine Sammlung von Weisheitsworten in den Par. 109f., so fällt sofort auf, dass sie nur im einleitenden Spruch (bei G und W) einen Bezug zu Nadan aufweist, sonst aber allgemeine praecepta et proverbia bietet. Dass Helios/Ainos durch diese äusserst ausgewogenen Worte so gequält worden sei (öLti A6ywv ~E~ao•LY~oöaL), dass er kurz danach (bei W durch Erhängen) starb, zeigt klar auf, dass hier ursprünglich eine harte Mahnrede stand wie am Schluss der orVers (Kap. 33) , dass aber der Verfasser die Gelegenheit benutzte, an dieser Stelle seine "eigene Weisheit" unterzubringen 9 • Dies zeigt sich traditionsgeschichtlich darin, dass der Logienbestand bei den 3 Rezensionen sehr unterschiedlich ist. Pl hat nur 15 Logien, welche nach der Ausgabe von NAU hier als aesAch 143-157 gezählt werdenlO. W schliesst diese 15 ein und weist darüber hinaus noch ca. 19 eigene, also. ingesamt 34 Lagien aufll. g_ hat ca. 18 ;Logien, doch ist gerade hier der Text lückenhaft und korrupt. PERRY setzt als aequivalenten, wenn dosa est, ut vix credere possis earn prirnum fuisse sui generis exernplar" (Ebd. 5, Anrn. 16). Vgl. DERS., Seme Addenda 285 (korrigiertes Stemma). 7) Ebd. 4: "Haec ornnia (c. 101-123) sumpta esse paene integra ex historia Achicari Assyrii •·•• Qui prirnum hanc vitarn in Aegypto composuit, is ipse .•. inter alia ab Aesopo aliena et Achicari quoque historiarn sibi in prornptu iacentern in rem suarn vertisse putandus est." 8) AramAch lässt sich ja wegen des Zustandes der Papyri für eine Synopse der Abfolge der Erzählelemente, wie PERRY sie fabriziert, nicht gebrauchen; vgl. o. Kap. 1, bei Anrn. 2. 9) Vgl. SMEND, Alter und Herkunft 98; PERRY, Aesopica 8. 10) Histoire 259-262; vgl. o. Kap. 0, bei Anrn. 5. 11) JAEKEL, Menandri Sententiae 132-136, kommt in seinem Abdruck des W-Textes auf 42 Nummern, da er manchmal die Begründungen als selbständige Logien zählt und http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.3 340 auch 4 Jahrhunderte jüngeren Text den parallelen Abschnitt aus Cod. Vindob. theol. gr. 128 ein. Dieser trägt den Titel Atcr~nou npo~ A~vov ~aan•nv aÖ•oÜ vouaecrCa und hat 19 Logien, wovon 12 mit Pl und 3 mit dem Sondergut von W gemeinsam sind. Alle vier Texte stehen aber im gleichen Missverhältnis zum Spruchgut von aramAch und syrAch Parr (s.u.). Nimmt man Wals Referenztext, so ist schnell deutlich, woher der Autor seine "eigene Weisheit" bezieht. JAEKEL hat nämlich aufgewiesen, dass ca. 25 der ca. 34 Logien direkte Uebernahmen aus den oder Anlehnungen an die yv~~L ~ov6cr•LXOL des MENANDER sind 12 • Damit situiert sich aesAch Par. l09f. klar in die hellenistische Gnomologienliteratur, wie sie in Kap.III.5.1, vgl. Ziff. kund 1, besprochen wurde. - AesAch - aramAch : Es ist deshalb auch nicht erstaunlich, dass sich in dieser Lehrrede nur zwei entfernte Anklänge an die (ca. 110) aramäischen Weisheitsworte finden lassen (s. gleiqh bei aesAch 151 Pl, und Logion ll(W-Sondergut)). Ebensowenig lässt sich eine der Fabeln von aramAch 13 in den aesopischen Fabelsammlungen nachweisen 14 • sich vor ~llem von den Vergleichsmöglichkeiten mit den Monostichen leiten lässt. Die Entsprechungen sind: 39 1 lf. 6 8 ll 14 16 19 21 25 26 33f. 31 3f. 7 12 22 26 32 40 2 9 20 15 17 27 35 3 10 16 18 21 23 27-30 28 36 33 41 8 13 5 34 42 4 6 9 ll 14 17 19 22 24 31 29 37 5 7 12f. 15 18 20 23f. 25 32 30 38 10 12) Direkte Uebernahmen sind Logion 1 aus Mon 57f.; L 2 = Mon 10; L 4 = Mon 1; L 5 =Mon 16; L 6 =Mon 11; L 9b =Mon 716; L 12-= Mon 21; L 29 aus Mon 544; L 31 aus Mon 471. - Bei Pl haben aesAch 143.145.146.147-149 und 156~ Parallelen in den Monostichen. Deshalb ist es fraglich, ob aesAch 143, wie NOELDEKE, Untersuchungen 62, meint, aus lPetr 2,17b s~ammt; vgl. HAUSRATH, Achikar und Aesop 7. 13) Nämlich: Pap 53,10/lla/llb-13a/13b; Pap 57.I,7f.; Pap 58,14f. 54,16; Pap 55,8-10a/10b-13a; Pap 14) Vgl. NOELDEKE, Untersuchungen 61-63; HAUSRATH, Achikar und Aesop 41~, setzt jedoch den Vergleich richtiger an, nämlich auf der "ersten Entwicklungsstufe der griechischen Fabel", bei den "Formen der poesievollen Tiergeschichte und des witzigen Tiergesprächs" (43), .und betont dann die Priorität und Selbständigkeit der griechischen Fabel; vgl. schon in seinem Art: Fabel, PRE 6 (1909) 1723-1734. I http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.3 341 AesAch - orVers : Der Vergleich von aesAch l09f. und den Aesop-Fabeln mit den orVers ist hingegen etwas ertragreicher. Berührungspunkte zwischen aesAch und dem Spruchgut der orVers (also syrAch Kap. 3 Parr) sind : aesAch 151 (Pl w·G) : vgl. ar1nAch 189 (auch aramAch 56.I,l6 <Gr: 53> Par arabAch 43, Cambr.-Ed S. 136) : Vertraue (d)einer Frau (aram.arab : deinem Freund) keine Geheimnisse an ! aesAch 153 (Pl W G) : vgl. syrAch 48 : Der Schwanz verschafft dem Hund sein Brot. aesAch 155 (Pl W G) : vgl. armAch 158 bläseraus deinem Haus .•. ! Verweise den Ohren- aesAch Logion 11 (W-Sondergut; JAEKEL Nr. 14) : vgl. syrAch 52, auch aramAch Pap 56.II,l-3; Sir 8,lf.: Fliehe den Kampf mit dem Stärkeren, damit du nicht selbst unterliegst l aesAch G (DENIS, Fragmenta 138a, Z. 15ff.) : vgl. syrAch 72, auch 70 und 2; Sir 19,10; Tob 12,7.11 : Vom Verstecken oder Sterbenlassen eines Hortes im eigenen Herzen. Bei diesen fünf Beispielen besteht zweimal eine Parallele nur mit dem armenischen Text, und die drei w.eiteren Parallelen weisen keine spezifischen Einzelheiten auf, welche eine Abhängigkeit plausibel machen könnten. Auch syrAch 48, ein Legion, das recht gut in den orientalischen Bereich passt, kommt in ähnlicher Form als Bildwort Über den 'Kyniker' in der griechischen Literatur vor (vgl. DIOGENES LAERTIUS 6,60; vgl. 6,45.46.61; LONG II, 266. 273) 15 . Zwischen den aesopischen Fabeln und den Fabeln der orVers bestehen etwas stärkere Verbindungen. SMEND hat 20 Parallelen ausfindig gemacht, von denen er jedoch nur 8 als Beweis für eine Abhängigkeit der Aesopfabeln von den orVers (!) gebrauchen kann Es sind dies 15) DERS., Achikar und Aesop 17, Anm. 3. Der gleiche Spruch wird von Schahrastani (s. u. in und bei Anm. 31) dem Demokrit von Abdera zugewiesen. Vgl. SMEND, Alter und Herkunft 67ff.- Vgl. Ab 4,15: "Sei Schwanz des Löwen, nicht Kopf des Fuchses '" 16) Ebd. 77-85. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 16 • 342 Kap. IV .3 1. syrAch 122/23 = 126 : vgl. die BABRIUS-Fabel Aes 302 und 303 (PERRY 440f.) vom Baum, der mit Hilfe seines eigenen Holzes gefällt wird (dazu unten Kap. 9 die rabb. Stellen bSanh 39b und GenR 5,9). 2. syrAch 129 : vgl. die alte Aesop-Fabel (Rez.I 17 ) 96 (PERRY 359), aber noch eher die BABRIUS-Paraphrase 173a (CRUSIUS 158f.) von der Schlange auf einem Dornstrauch im Fluss und dem Fuchs am Ufer. 3. syrAch 111 (besser arab) : vgl. die aus einer der weniger gewichtigen Fabelsammlungen stammende Fabel Aes 265 und die BABRIUS-Fabel Aes 361 (beide PERRY 423f.470) vom gefangenen Rebhuhn, das durch sein Geschrei noch andere Rebhühner in die Falle lockt. 4. syrAch 99 : vgl. die BABRIUS-Paraphrase 374 (PERRY 475), welche ein altes Epigramm zu benutzen scheintl8, vom Ziegenbock und dem Weinstock. 5. syrAch 106 : vgl. die alte Fabel Aes 193 (Rez. I;· PERRY 397) vom Vogel und vom Fallensteller. 6. syrAch 118 : vgl. die BABRIUS-paraphrase 329 (PERRY 153) vom Jagdhund, der für sich selbst jagt. 7. syrAch 95 (also aus Kap. 3) : vgl. die BABRIUS- Paraphrase 375 (PERRY 476) vom ausgelachten, perückentragenden Reiter im Wind. 8. syrAch 30,12 (Rätselfrage des Pharao) : vgl. die alte Fabel Aes 16 (Rez. I; PERRY 328) von der Katze und dem Hahn. 9. syrAch 128 vgl. die alte Fabel Aes 50 (Rez. I; PERRY 341) von der Katze, die das Mausen nicht lassen kann (vgl. auch Aes 107; PERRY 363). 15. syrAch 98 : vgl. die alten Fabeln aus Rez. I, Aes 59 vom Wiesel und der Feile (PERRY 344) und Aes 93 von der Schlange und der Feile (PERRY 358). HAUSRATH·findet nur die Nummern 2, 4 und 5 "in der ganzen Erfindung, Tendenz und in Einzelzügen so weit übereinstimmend, dass an ein Abhängigkeitsverhältnis gedacht werden~", wäh- 17) PERRY bildet vier Klassen von Fabeln, welche zu den ~esopica gehören: I-III sind Aesopfabeln•, abgestuft nach Alter und Belegung, IV sind Babriusfabeln oder Babriusparaphrasen. Babrius sammelte seine Fabeln um 2oo n. 18) Vgl. HAUSRATH, Achikar und Aesop 26. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 343 rend die Nummern 1 und 8 und die beiden zusätzlichen 9 und 15 nur "eine Aehnlichkeit des Motivs bei durchaus selbständiger 19 Gestaltung" aufweisen. Die Übrigen 13 Vergleiche seien in keiner Weise haltbar. Dieses kritische Minimum von drei sicheren Abhängigkeiten, das HAUSRATH feststellt - und es ist ihm darin zu folgen 20 - gibt nun aber keinen Beweis für eine einseitige Abhängigkeit des einen Werkes vom andern, sondern zeigt vielmehr auf, wie sehr sich sowohl in den achikarischen wie auch in den äsopischen Fabeln unkontrollierbares weisheitliches Material vermischte. Nr. 2 und 4 haben nämlich syrAch beeinflusst, während Nr. 5 aus den orVers in die griechischen Fabeln kam : "Auch Achikar teilt eben das Los aller Volksbücher belehrender Art, dass Weisheitssprüche und sinnvolle Geschichten von Überall her, auch der Literatur fremder VÖlker, dem Original beigefügt wurden. Umgekehrt ist die Fabel von der Haubenlerche und der Falle (scl. Nr. 5) als Nachbildung einer orientalischen Fabel in das Corpus der rhetorischen nommen worden" 21 • Schulfabeln Griechenlands Über- Um zusammenzufassen : So sehr festzuhalten ist, dass die orientalische Episode der griechischen Aesopvita unter dem Patronat der aramäischen oder einer ähnlichen Achikarversion entstanden ist, sowenig können in der Lehrrede aesAch l09f. irgendwelche Abhängigkeiten von den aramäischen Weisheitsprüchen und Fabeln (Pap 53-59) aufgezeigt werden. Wohl aber ist eine gegenseitige Verbindung zwischen den Aesopfabeln und den Fabeln der orVers und eine schwache Berührung im Spruchgut zwischen aesAch und den orVers feststellbar. 19) Ebd. 25.32. 20) Ebd. 23.37, wo SMEND's Methode kritisiert wird. 21) Ebd. 38. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 344 Kap. IV.3 Wenn auch die Aesopvita innerhalb der griechischen Literatur die einzige Stelle ist, wo der Achikar-Stoff präsent ist, so finden sich einige weitere, zerstreute Notizen, welche auf einen alten Weisen mit Namen Achikar (oder ähnlich) hinweisen. Ist jedoch bei der Aesopvita ein consensus communis erreicht, so gehen bei diesen Notizen die Meinungen der Forscher auseinander. Ohne näher in diese seit MUELLER (1888) und STUDEMUND (1890) anhaltende Diskussion einzutreten 22 , seien hier die betreffenden Stellen angeführt STRABO (ca. 63 v. - 19 n.) übernimmt von seinem Gewährsmann POSEIDONIOS (135-51 v.) eine Liste der bekanntesten ~&v~ELC der alten Welt. Neben den indischen yuuvooo~Lo~aC, den persischen u&YoL KaL VEKu6uav~ELC K~A., den assyrischen xaAöatoL, den römischen ' napa ÖE' 1'\ ~OLC ~P60KonoL und Mose (!) nennt er " ~~xaLKapoc / 23 • BoonopnvoLc Aus der Geschichte und Literatur des bosboranischen Reiches ist sonst nirgends ein Zeugnis über den scheinbar bekannten "Propheten" zu finden 24 ; vielleicht ist deshalb tatsächlich eine Verschreibung aus BopoLnnnvo~c anzunehmen 25 • - CLEMENS von Alexandrien (ca. 150-215 n.) behauptet, dass DEMOKRITOS von Abdera (ca. 460-370 v.) BaßuAovCouc A6youc naLKo6c verfasst habe. Diese seien jedoch ein Plagiat~ da sie von der "Stele des Akikaros" abgeschrieben seien : 22) MUELLER, Fragmenta Historicorum Graecorum II, 26; STUDEMUND, Zum Mosaik 3-5. Wie mehrdeutig diese Spuren tatsächlich sind, zeigt der Vergleich schon der hauptsächlichsten Autpren: HARRIS, Cambr.-Ed. XLI-XLVII; NAU, Histoire 46ff.; COSQUIN, Le livre de Tobie 75f.; SMEND, Alter und Herkunft 66; DORNSEIFF, Echtheitsfragen 26, Anm. 1; besonnen und ausfÜhrlich NOELDEKE, Untersuchungen 20-24. 23) Geogr. 16.2,39 (JONES VII, 288). 24) Vgl. das Register in GAJDUKEVIC, Das Bosboranische Reich 575. 25) So hat FRAENKEL, Art.:· Borsippa, PRE 3 (1897) 735, vermutet. Doch auch diese Korrektur, der die meisten Forscher gefolgt sind, stösst auf Schwierigkeiten, da STRABO, Geogr. 16.1,6 (JONES VII, 203), in den "Borsippenern" eine Sekte der "Chaldäer" sieht, in unserer Aufzählung die "Chaldäer" aber als ~­ syrische Mantiker gelten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.3 A{yE.aL yap •nv ~KLKctpou 345 cr•n~nv EP~EVEuaE~crav •o~~ löCoL~ cruv•~EaL cruyypct~~acrL. K~cr•Lv lnLcrn~nvacraaL nap' aÖ•oÜ· •~öE ~tYEL ßn~6xpL•o~ yp~~ov•o~. 26 Ob "der grosse Denker Demokrit, einer der klarsten Köpfe des Altertums, es wirklich nötig (hatte), Lebensregeln für Griechen einer babylonischen Stele oder einer sonstigen orienta27 lischen Weisheitsquelle zu entnehmen" , sei dahingestellt • . Die Aussage des Clemens ist nicht ohne historische Plausibilität, da Demokrit zur gleichen Zeit schrieb, als auch in Elephantine die aramäische Kopie entstand, die weite Verbreitung von aramAch also bezeugt ist. Das Wissen um die assyrischbabylonische Herkunft der Fabelliteratur teilt Clemens mit seinem Zeitgenossen BABRius 28 ; es spiegelt sich darin die wohl nicht unbegründete wissenschaftliche Meinung der damaligen Zeit. Was NAU jedoch an oberflächlichen Parallelen zwischen syrAch und den Demokritsprüchen 29 zusammengestellt hat, ist nicht Überzeugend 30 , und auch der weite Umweg, den CORNILL, HARRIS und SMEND über den persischen Religionsphilosophen Schahrastani (1071-1153) machen, um zu Parallelen zwischen Achikar und Demokritos zu kommen, trägt nicht viel Sicheres zum Problem bei 31 • - Interessant bleibt jedoch, dass 26) Strom 1.69,4 (vgl. EUSEBIUS, PE 10.4,23); beide zitiert bei DENIS, Fragmenta 148. - Korrekturen für den schwierigen Text bei STAEHLIN, Des Clemens von Alexandreia Teppiche 65, Anm. 5. 27) NOELDEKE, Untersuchungen 22f. 28) 2. Proömium l-5 (CRUSIUS 98). 29) S. o. Kap. III.5.l, Ziff. f. 30) Histoire et Sagesse 39-41. 31) SCHAHRASTANI, Kitab al-milal wan-n-nihal 305,2-306,20, ist eine Sammlung von Demokritsprüchen, in welcher sich folgende drei Sprüche hintereinander finden: "Er sagte: WÜnsche nicht hinsichtlich eines (Anderen), dass er dir heute auf dem Fusse folge und morgen .•• [sich von dir entfernt]. Er sagte: Sei nicht allzu süss, damit du nicht verschlungen wirst, und nicht allzu bitter, damit du nicht ausgespien wirst. Er sagte: Der Schwanz des Hundes erwirbt ihm das Fressen, und sein Maul erwirbt (ihm) die Schläge." (Uebers. v. ALTHEIM/STIEHL, Die aramäische Sprache I,l90.238; vgl. HAARBRUECKER, Schahrastani, Religionsparthaien und Philosophen-Schulen II, 151). Diese drei Logien entsprechen fast wörtlich syrAch 49; armAch Ba (= aramAch 56.II,7) und syrAch 48b Par äthAch 2b Par aesAch 153. Die Behauptung von Cle- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 346 Kap. IV.3 Clemens (oder seine Quelle) eine selbständige Achikartradition bezeugt und diese in einem legendarischen Bezug zu den Gnomen des Demokrit sieht. DIOGENES LAERTIUS 5,50 (LONG I, 224) nennt in seiner langen Liste der Werke des "berühmten" THEOPHRAST von Eresos (371287 v.), des Hauptschülers von Aristoteles, den Titel eines Werkes : :~udxapo~ a' • h"'op f t 32 • . h en Literatur ersc . Damit sind die Hinweise aus d er griec h ~sc Was nun den gesamten griechischen Traditionsstrang angeht, können folgende Punkte festgehalten werden : 1) AesAch geht auf ältere Achikar-Traditionen zurück, wie sie aramAch darstellt und dernAch zur gleichen Zeit in Aegypten bezeugt. 2) Vom 2. Jhd. v. an (POSEIDONIOS als Quelle von Strabo) bis ins 3. Jhd.n. (DIOGENES LAERTIUS) wissen griechische Autoren von einem berühmten Weisen mit Namen Achikar, den sie auf verschiedene Weise mit griechischen Schriftstellern in Beziehung setzen. 3) Die Weisheitslehre Aesops (aesAch 109f.) ist eine eigene kleine Sammlung, die von aramAch völlig, von den orVers zum grössten Teil unbeeinflusst ist. 4) Zwischen den aesopischen Fabeln und denjenigen der orVers bestehen Berührungen. Mit aesAch und den genannten Notizen ist ein weiterer Traditionss·trang gefunden, der zwischen den beiden textgeschichtlichen Fixpunkten aramAch und syrAch steht, auf selbständige Weise das .Achikar-Motiv bezeugt und aufzeigt, dass es nicht nur sprachli- mens von Alexandrien, Demokrit hätte Achikar abgeschrieben, findet hier eine unverhoffte Bestätigung, vgl. SMEND, Alter und Herkunft 67-74, und die Kritik am ganzen Argumentationsgang bei HAUSRATH, Achikar und Aesop 17f (mit treffenden Gegenbeispielen).- In neuererZeithaben sich ALTHEIM/STIEHL, Die aramäische Sprache !,187-192; Geschichte der Hunnen III,l37f.; Mashafa falasfa tabiban 3-5, deutlich für eine positivere Bewertung von Schahrast!ni's Sammlung bei der Erörterung des Zusammenhangs zwischen Achikar und Demokrit ausgesprochen. - Vgl. u. Kap. 4, Anm. 1 urid la. 32) Vg,l. noch zusätzlich die Parallelen zwischen PseuMen, welcher ja auch auf einen griechischen Text zurückgeh~. und syrAch (s.o. s. 314f.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.3 347 ehe Versionen (wie orVers), sondern auch national bedingte Adaptationen der Achikar-Geschichte gegeben hat. Für die Weisheitslagien in aesAch l09f. ist besonders hervorzuheben, dass sie sich auch hier als das mobilste Element erwiesen haben. Während die Aesoperzählung den Achikarstoff noch deutlich zur Schau trägt, ist die Weisheitslehre durch menandreische Monostichen und Aehnliches ersetzt. Die hellenistischeGnomologienfanden hier einen willkommenen Einsatzpunkt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 4, DIE ORIENTALISCHEN VERSIONEN (= OR VERS) MIT DEM SYRER ALS HAUPTZEUGEN (= SYR ACH) AUS CHRISTLICHER ZEIT Die orientalischen Versionen stellen die Hauptmasse der Texte des Achikar-Korpus dar. Eine Neuausgabe und kritische Sichtung der zahlreichen Mss aus dem orientalischen und östlichen Sprachbereich ist notwendig für jegliche weiterführende Arbeit textund traditionsgeschichtlicher Art. Im Moment liegen von den ältesten Textzeugen folgende Ausgaben und Uebersetzungen vor SYRISCH : a) Cambridge Add 2020, ff. 66a-78a (geschr. 1697) : HARRIS, Cambr.-Ed. (1913), 37-73 <syr. Pag.>: Ed.; 101-127 : engl. Uebers. b) British Museum Add 7200, f. 114a-b (gescihr. 12./13. Jhd.) : HARRIS, Cambr.-Ed. (1913), 34ff. (syr. Pag.>: Ed.; 99ff. : engl. Uebers. c) Berlin syr 134 (= Sachau 336), ff. 17b-55b (geschr. 1883/84) : GRUENBERG, Die weisen Sprüche (1915), 13-56 : Ed.+dt. Uebers. von ff. 20a-29b; GUZIK, Die Achikar-Erzählung (1936), 1-52 : Ed. von ff. 17b20a.29b-55b; NAU, Bisteire et Sagesse (1909), 145-258: fr. Uebers., mit den Varianten der anderen orVers.). d) Berlin syr 165 (= Sachau 162), ff. 86a-92b (geschr. 15./16. Jhd.) : NAU, Bisteire et Sagesse : ROC 21 (1918/19), 149-155 : Ed.; 155-160 fr. Uebers. e) Ms Graffin, ff. 1-56 (transkr. 1908) und Ms Pognon, ff. 96a-136a (16.-18. Jhd.; Zusätze 20.-Jhd.) : NAU, Documents relatifs a Ahikar ROC 21 (1918/19), 277-294.356-370 Ed. Ms Graffin ; 294-307.370-380 fr. Uebers.; 382-400 : Ed. Ms Pognon, ff. 96.111-136. Weitere Hinweise auf unpublizierte Texte bei NAU, Bisteire et Sagesse (1909), 78-81; BAUMSTARK, Geschichte der syr. Literatur 12, Anm. 1; BROCK, Notes on some Texts 205f.; A Piece of Wisdom Literature 212-217. Weitere Uebersetzungen: DILLON, Ahikar the Wise (1898), 369-386: engl. Uebers. nach selektivem syr./arab. Text; HARRIS/LEWIS/CONYBEARE, APOT II (1913) , 724-776 : engl. Uebers. von syr Par arab Par armenAch; GOODMAN, The Words of Ahikar (1958), 271-275 : "engl. Uebers. von Cambridge Add 2020. Vgl. auch die ähnlichen Logien bei NAU, Preceptes anonymes (1914/15), 209-214 Ed.+fr. Uebers. von Berlin syr 165 (= Sachau 162), ff. 82-86. (348) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 349 Kap. IV.4 ARABISCH : a) Cambridge Add 2886, ff. 8la-lo6a (geschr. 1783) LEWIS, Cambr.-Ed. (1913), 1-33 <arab. Pag.) Uebers. = APOT II (1913), 729a-776b. Ed.; 130-161 engl. b) Paris arab 3637, ff. 140-182 (Zeit?) : LEROY, Histoire d'Haikar le Sage: ROC 13 (1908), 369-388 : ff. 140156; 14 (1909), 50-70 : ff. 156-173; 143-154 : ff. 173-182, jeweils mit den Varianten von Paris arab 3656, und fr. Uebers. c) Berlin syr 290 (= Sachau 339) (modern) : LIDZBARSKI, Die neu-aramäischen Handschriften I (1896), 2-77 + neusyr. Ed.; II, 1-41: dt. Uebers. des neusyr. Textes. arab. Weitere Hinweise auf unpublizierte Texte bei HARRIS, Cambr.-Ed. (1913), XXIIIf.; NAU, Histoire et Sagesse (1909), 87f.; GRAF, Geschichte der christl., arab. Literatur I (1944), 2lff. AETHIOPISCH : Im Ma!j!l;lafa Falasfa '!'abiban (= "Buch der weisen Philosophen"; 16: Jhd.) 1 findet sich eine Kollektion von Weisheitsworten unter dem Titel "Unterweisung l}ekars des Weisen". Eine Ed. oder Uebers. des ganzen Werkes ist nicht vorhanden. Ms Frankfurt, Stadtbibl., Aeth 12 (jetzt nach ALTHEIM, Geschichte der Hunnen V, 217 : "Ausst. 14"), ff. ll5a-122b (18. Jhd.) : la CORNILL, Ma!j!l;lafa Falasfa '!'abiban (1875), hat daraus 15 Sprucheinheiten ediert (S. 40-44) und übersetzt (S. 19-21), von welchen aus den anderen orVers Parallelen bestehen. Er benutzte dabei auch ein schlechteres Ms Tübingen, ff. 62b-66b (Zeit?), und fügte jeweils die Parallelen des karschunischen (= arab. in syr. Schrift) Ms Gotha, Nr 589 (bei NAU, Histoire et Sagesse 87 : Nr 2652), ff. 49-50, an. Vollständigste Liste weiterer Mss : EURINGER, Uebersetzung der philosophischen Lehrsprüche 362, Anm. 4. Weitere Uebersetzungen : HARRIS, Cambr.-Ed. (1913), 128f. = APOT II, 777 : engl. Uebers. der Ed. von CORNILL; bei NAU, Histoire et Sagesse (1909), stehen die Sprüche unter den entsprechenden syrischen, vgl . .die Konkordanz, S. 92 (jedoch bei äth 2 Par syr 48). 1) "Ein nicht näher bekannter IY!ikä' el WALDA MIKÄ' EL hat die Sammlung ... vermutlich im 16. Jhd. aus dem Arabischen übersetzt. Die Vorlage bildete zum grossen Teil eine spätere Bearbeitung des Kitäb ädäb al-faläsifa (Buch der Verhaltensmassregeln der Philosophen) , das der berühmte nestorianische Uebersetzer ~UNAIN IBN IS~Q (gest. 876 n.) nach byzantinischen Vorbildern aus griechischen Quellen zusammengestellt und ins Arabische übertragen hat" (STRAUSS, Art. : Mashafa Falasfa Tabiban, Kindler Literaturlexikon 14 (1974) 6081). ALTHEIM/STIEHL, Geschichte der Hunnen V, 221-224 (vgl. ALTHEIM, Mashafa Falasfa Tabiban 7) datieren (mindestens) jene Spruchkollektionen, die mit Namen versehen sind, wegen der viermaligen Nennung eines barzamehar (äth.) = burzmihr (mittelpers.) = BURZOE, also der Leibarzt von Chosrau I Anoscharwan (reg. 531-579 n. ), in die spätsassanidische Zeit (s. u. Tab. 8) .' la)Auf f. ll5b, z. lff. nur dieses Manuskripts steht der Spruch 215 (= äthAch 2b) vom Schweifwedeln des Hundes (vgl. syrAch 48 Par aesAch 153), welchen SCHAHRASTANI (s. o. Kap. 3, Anm. 31) dem Demokritos zuschreibt. ALTHEIM/STIEHL, Geschichte der Hunnen V, 220, Anm. 13, zieht diesen Sachverhalt erneut bei, um die Demokrit - Achikar Bezüge historisch plausibler zu machen.' http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.4 350 N.B. : Im Exzerpt von DILLMANN, Chrestomathia Aethiopica (1866), 40-45, und dessen dt. Uebers. von EURINGER, op. cit. 363-371, sind keine Achikarsprüche vorhanden. ARMENISCH : Rez. A : Venedig, Library of San Lazaro,· Nr. 482 (15./16. Jhd.); Bod1ean Library Arme. 14 (17. Jhd.); Paris, Anciens Fonds Armeniens Suppl. 58 (geschr. 1697) : CONYBEARE, Cambr.-Ed. (1913), 198-234 : Ed., mit den Varianten von 5 weiteren Mss; 24-55 : engl. Uebers. = APOT II (1913), 725b-776c; VETTER, Das Buch Tobias (1904), 330-364: dt. Uebers. Rez. B : Bodley, Arm g. 9 (geschr. 1671) : CONYBEARE, Cambr.-Ed. (1913) 1 56-85 : nur engl. Uebers. Weitere Hinweise auf unpublizierte Texte Ebd. 176f.; DEGEN, Art. : Achikar, Enzyklopädie des Märchens 1 (1975) 58. - DASHIAN, Chikar und seine Weisheit (1901) , war mir unzugänglich. Die weiteren Texte wurden hier nicht berücksichtigt, da sie traditionsgeschichtlich weniger bedeutsam und jüngeren Datums sind 1 b. Mit den meisten Forschern wird hier in syrAch die ursprünglichste Textform gesehen, von welcher arab, äth und armAch in irgendeiner Form abhängig sind. Die Textqualität der syrischen Mss ist allerdings umstritten 2 • Die orientalischen Texte sind typische Versionen und stellen keineswegs "national individualisierte Formen der Achikar-Sage" wie etwa aesAch und wohl auch dernAch dar 3 • "Die Disposition des Stoffes ist durch alle Texte hindurch zu verfolgen, und lb)Vgl. die bibliographischen Angaben bei DEGEN, Art: Achikar, Enzyklopädie des Märchens 1 (1975) 58f.- Nach JAGIC, Der weise Akyrios 110 (vgl. LUEDTKE, Beiträge zu slawischen Apokryphen 218f.), gehen die slavische, serbische, georgi·sche und russische Version auf einen griechischen Text aus byzantinischer Zeit zurück, der (noch) nicht gefunden ist. 2) NOELDEKE, Untersuchungen 54, nannte den Text von Berlin syr 134 (= Sachau 336) ein "monstrum horrendum informe" und kam damit HARRIS' und SMEND's Bevorzugung von Cambridge Add. 2020 entgegen. GRUENBERG's Analyse des Spruchteils des Berliner Ms (abgekürzt: B) bestätigt diese"Buntscheckigkeit" der· "stark defekte(n) syrische(n) Vorlage"(Die weisen Sprüche 58); ~r hält aber immerhin 35 Sprüche von B für ursprünglich. GUZIK, Die Achikar-Erzählung, kommt bei der Analyse des Erzählteils zu ähnlichen gemischten Resultaten. Da B und C sowieso zur gleichen Familie gehören (vgl. NAU, Histoire et Sagesse 81), ist jewei'ls bald dem einen, bald dem anderen Recht zu geben, wobei jedoch C als homogenerer Text mehr Glaubwürdigkeit beanspruchen kann.- Zur hier gebrauchten Zitationsweise vgl. jedoch o. Kap. o, Anm. 5. 3) Auch die indischen Erzählungen ~ukasaptati (6. Jhd. n.) und Somadeva (12. Jhd. n.), beide zusammengefasst bei BENFEY, Die kluge Dirne 164ff.l66ff, sind solche späte, nationalisierte Traditionen, falls Überhaupt eine gegenseitige Abhängigkeit angenommen werden kann; vgl. KRAPPE, Is the Story 280~284; auch APOT II, 720. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) . 1 351 zwar bis in die Einzelheiten hinein; die Erzählung stimmt zu einem guten Teil im Wortlaut überein, namentlich aber lässt sich für die Sprüche und die Gleichnisse d,er ziffernrnässige Nachweis erbringen, dass ihnen ein ganz bestimmter gerneinsamer Text zugrunde liegen rnuss" 4 . Typisch für alle ist die Zweiteilung der Weisheitsworte in eine Lehr- und in eine Strafrede an Nadan und die z.T. weitschweifige Ausarbeitung erzählerischer Details. Was sich in dernAch und aesAch angekÜndigt hat, ist hier zu seiner romanhaften Form gediehen. Der Vergleich mit dem ca. 8 Jhd.e älteren ararnAch, welcher ja als "Volksbuch" (SACHAU) auch schon eine gemächliche Darstellungweise hat, vermag die in der Zwischenzeit geschehene Weiterbildung der Tradition gut deutlich zu rnachen 5 . Viele Fragen nach den Entstehungsumständen von syrAch bleiben wohl auch weiterhin ungelöst. Es kann trotz vieler Parallelen zum biblischen und frühjüdischen Schriftturn (s.u.) keine direkte hebräische oder aramäische Vorlage ermittelt werden 6 • Die Mischung von heidnischen mit einigen christlichen Elementen lässt sich arn ehesten begreifen, wenn ein älterer heidnischer Text als Ausgangspunkt angenommen wird, der dann an wenigen Stellen retouchiert und in die christlichen Textsammlungen aufgenommen wurde. Damit konnte die sprachliche Ausformung bis in die Zeit der Peschitta (um 400 n.) hinauf weitergehen 7 Da man für syrAch als frühestes Entstehungsdatum das 2./3. Jhd. n. annehmen darf, würde der heidnische Text in das 1. Jhd. n. oder früher zurückgehen 8 • FÜr diese für die syrische Literatur 4) VETTER, Das Buch Tob 344; seine vergleichenden Listen (S. 321-344), welche NAU, Histoire 82-102, verbessert und Übersichtlicher gestaltet, sind dafür der eindrücklichste Beweis. 5) Siehe die Vergleiche bei NAU, Ahikar et les pap. (1912) 75-79; NOELDEKE, Untersuchungen 26f; STUMMER, Der kritische Wert 36-46. 6) Dies ist die fundamentale These von HALEVY, Tobie et Akhiakar, und VETTER, Das Buch Tobias, bes. (1905) 34.5-,352. Ihre wenigen, einer überstrapazierten Kombinationsfähigkeit zu verdankenden "Beweise" halten nicht stand. 7) NOELDEKE, Untersuchungen 28, bringt sprachliche Belege, wenn aucb kärgliche; ORTIZ DE URBINA, Patrologia Syriaca 213, findet "nullum christianum elementum"; vgl. DUVAL, La Litterature Syriaque 85. , 8) NAU, Histoire 117f. ("commencement de notre ere", für den Archetyp); BAUM- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 352 Kap. IV.4, Anhang "vorchristliche Zeit" gibt es aber keine anderen literarischen Texte. Die ersten Anfänge von syrAch verlieren sich völlig im Dunkeln, bilden jedoch eine hypothetische Brücke rückwärts zu aesAch, dernAch und vielleicht auch aramAch. Diesen möglichen Zusammenhängen wenden sich die folgenden Kapitel zu. ANHANG DAS MOSAIK DES MONNUS IN TRIER (3, JHD, N,) 1884 wurde bei den Ausschachtungen für das Trierer Provinzialmuseum das Bodenmosaik eines Öffentlichen Gebäudes aus der Zeit, als Tri er Kaiserresidenz war (um 300 n.) _, entdeckt. Das durch einen Brand stark zerstörte Mosaik, dessen Stifter oder Hersteller sich selbst MONNUS 9 nennt, ist rund um ein zentrales Oktogon in sechs thematischen Kreisen angelegt, deren innere drei sich den musischen Künsten in ihren verschiedenen Formen widmen, deren äussere drei die Wechsel des Jahresablaufes (Monate, Tierkreiszeichen, Jahreszeiten) darstellen 10 • Der das ganze Hosaik beherrschende zweitinnere Ring von acht Oktogonen und das zentrale Oktogon stellen je eine der neun Musen dar, welche "einen Sterblichen, der in der betreffenden Kunst als Begründer oder tüchtigster Vertreter gilt" 11 , unterrichten. Es ergeben sich dabei folgende Zuordnungen : STARK, Geschichte der syr. Literatur lOf.; ROST, Einleitung 145 ("vielleicht im 2. Jhd. n."); OLMSTEAD, Intertestamental Studies 243 ("under the Parthians"); jedoch MEISSNER, Das Märchen 17 (nach 5oo n.). 9) Im zentralen Oktogon stehti MONNUS FECIT. NOELDEKE, Untersuchungen 24, findet darin die latinisierte Form des arabisch/aramäischen ,)VO, )VO ~ M~vvo~ ~ Monnus; ebenso MEISSNER, Das Märchen 19 ("vielleicht"). In den Kunstlexiken wird Monnus einfach als "römischer loiosaikleger" angeführt. 10) Erstveröffentlichung und Nachzeichnungen in: Antike Denkmäler I, 36-38 (Beschrieb von F. HETTNER), Taf. 47-49. Erweiterte Fassung in DERS., Zu den Römischen Altertümern 248-260 (Nachzeichnung 249). Abbildungen auch bei MEISSNER, Das Märchen 20 (nur Acicar-Oktogon); DREXEL, Germania Romana 7f., Taf. III,2 (sehr klein); ENCICLOPEDIA DELL' ARTE ANTICA classica e Orientale 5 (Roma 1963) 162, Abb. 232 (rechte Hälfte; Lit.-Angaben); vgl. Abb. u. s. 354. 11) HETTNER, Das Mosaik 35b. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 353 Kap. IV.4, Anhang 1. Ingenium/Omerus 2. 3. 4. - Calliope ? (sa) ? (T) ham (y) ris - Urania 7. Cadmus - ? <Melpomene> <Erato> Polymni(a) 6. Aratos 9. (en) ? 5. ... icar 8. Agnis <Terpsichore> ? ? Clio Euterp(e) ? <Thalia> 12 Wie STUDEMUND aus dem Vergleich mit ähnlichen Aufstellungen, jedoch literarischer Art, gezeigt hat 13 , bringen nur das erste und sechste Oktogon eine gängige Gleichung von Muse und KÜnstler, die anderen hingegen eher gesuchte, ungewöhnliche Kombinationen. Seine Ergänzung (im fünften Oktogon) der fragmentarischen Beischrift •.. ICAR zu ACICAR ist auch von dieser Einsicht her richtig, da "Akikaros zu den rarissimae aves in unserer Ueberlieferung gerechnet werden muss" 14 • Das Achikar-Porträt, das sich damit an die bis jetzt behandelten Achikar-Texte anfügen lässt, beschreibt HETTNER in der Erstveröffentlichung so : "Der ... Erfinder sitzt auf einem ziegelfarbenen Sessel mit hellgrauem, dunkelgrün schattierten Kissen, eingehÜllt in einen weiten, braunen Mantel; seine Haare sind braun, ob er bärtig war, lässt sich wegen der Zerstörung des Bildes nicht erkennen. Aus der Richtung seiner Hände ist zu schliessen, dass er, wie der Aratos des folgenden Bildes, eine Schriftrolle hielt. Ihm gegenüber steht die r1use mit dem Sirenenflügel, in einem langen Chiton und einem graublauen Himation; letzteres ist quer Über die Brust geworfen und hängt auf beiden Seiten Über die Oberarme bis zu den Knien herab. Sie hält einen langgestreckten Gegenstand, indem der linke Arm nach unten gewendet ist und die linke Hand um den Gegenstand mit nach oben gerichteten Fingern fest herumgreift, während der rechte Arm im Ellenbogen gebeugt und nach oben gerichtet war; die in Resten noch sichtbare Hand 12) Ebd. 37a:"Hierdurch ergibt sich für die Musen die Reihenfolge, die schon HESIOD, Theogonie 77ff. (SOLMSEN 8) anführt, und AUSONIUS in seinem 2o. Idyll {PEIPER 412) festhält, für den Fall, dass man für die Betrachtung den Ausgang vom Clio-Bild nimmt" {Zitationsverweise von mir) . - Ausonius war um 365 n. als Erzieher des Thronfolgers Gratian in Trier tätig (vgl. PEIPER LXXXXV) 13) Zum Mosaik 2f.; vgl. KEES, Art.: Musai, PRE 16 {1935) 726f. 14) Zum Mosaik 3. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Das Mosaik des Monnus Aus : F. HETTNER, Das Mosaik des Monnus in Trier. In : Antike Denkmäler I, Berlin 1887/ 1891, (b) (a) Taf. 47 (Ausschnitt) (b) Taf. 48, Detail 1. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.4, Anhang 355 hält den Gegenstand ganz in der Weise wie die linke. Jener Gegenstand, fUr den eine Deutung noch nicht gefunden,.nimmt an Stärke von unten nach oben zu; er gleicht am meisten einer Fackel, gegen welche aber die Bildung des oberen Endes spricht; er ist aus weissen, graublauen und dunkelbraunen Steinehen gesetzt"l5 Weshalb gerade Achikar neben die Muse des Tanzes und der Pantomime gestellt ist, kann man umso weniger verstehen, als der Lehr-Gegenstand der Muse nicht bestimmt werden konnte. Wahrscheinlich ist dies auch nicht von grosser Bedeutung, da der "geistige Urheber" des Mosaiks scheinbar weniger auf klassische Korrektheit als auf Zitation von seltenen Namen ausging. "Ihn interessieren, wenn man von Aratos und Homer absieht, die von der Sage umwobenen und kaum im Halbdunkel erscheinenden Gestalten eines Thamyris, Hyagnis, Kadmos"l6 und eben Achikar. Alle diese Namen finden sich nun bei CLEMENS von Alexandrien recht nahe beisammen 17 , sodass man auch darin dem scharfsinnigen Vorschlag von STUDEMUND zu folgen versucht ist, wenn er in der bunten Versammlung der Stromata 1. 66-80 jene "Gesellschaft" sieht, in die das "Handbüchlein" gehört; "aus welchem der Raritätenjäger seine Weisheit schöpfte" 18 Man kann somit anhand des Mosaiks nicht auf eine allgemeine Bekanntschaft Achikars in gallischen und römischen Kreisen schliessen. Als vereinzelter Beleg im galle-römischen Bereich ist das Achikar-Mosaik aber trotzdem insofern interessant, als es die verschlungenen Wege aufzeigt, auf welchen der alte assyrische Ummanu zum griechischen MusenschÜler in deutschen Landen wurde. 15) Das Mosaik 36a. 16) STUDEMUND, Zum Mosaik 3. 17) Neben der schon o. Kap. 3 angefÜhrten Achikar/Demokrit-Stelle in Strom 1.69,4 finden sich in 1.75,1 als Erfinder der Buchstaben der Phryger Kadmos, und in 1.76,5f Agnis (nach EUSEBIUS, PE 10.6,11, durch Hyagnis zu ersetzen), der ebenfalls phrygische Erfinder der diatonischen Harmonie, und der Thraker Thamyris, der Erfinder der dorischen Tonart. 18) Zum Mosaik 3; NOELDEKE, Untersuchungen 24f, vermutet hinter dem 1)V0 einen ~eichen Syrer, der "den ihm aus der heidnischen Literatur bekannten Weisen unter die zum Teil ja auch sonst weit hergeholten musischen Archegeten gestellt hat" (25). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Zu Kap. IV.l-4 356 In den vorausgehenden Kapiteln sind die textgeschichtlichen Fixpunkte der Ach-Tradition für die Zeit, welche unsere Fragestellung betrifft, festgehalten und kurz charakterisiert worden AramAch ist Ausgangspunkt, syrAch ist Endpunkt, wobei die Vorgeschichte von syrAch in vorchristliche Zeit hinaufreicht und so eine erste, wenn auch rein hypothetische Verbindung schafft. In aesAch, den Notizen griechischer Schriftsteller und dernAch ist die LÜcke, die zwischen aramAch und syrAch klafft, mit von syrAch unabhängigen Achikar-Traditionen in etwa aufgefüllt. Dabei ist es klar geworden, dass die Weisheitslehren aesAch 109f. und dernAch Pap Berlin P 15658 n i c h t als traditionales Mittelstück zwischen aramAch 53-59 und syrAch 3.33 betrachtet werden können. Als Einschub griechischer und ägyptischer Weltweisheit heben sie aber e contrario die Nähe des Weisheitsgutes der ältesten orVers zur biblisch-frühjüdischen Weisheit hervor. Der Zufall wollte es zudem, dass aramAch in einer j ü d i - Kolonie gefunden wurde, obwohl er heidnisch-assyri- s c h e n scher Herkunft ist. Es stellt sich dabei von selbst die Frage, der wir nun nachzugehen haben : Hat es ähnlich wie im hellenistischen und spätägyptischen Bereich auch eine j ü d i s c h e Adaptation des Achikarstoffes gegeben ? In welcher Beziehung stehen die Weisheitspartien sowohl von aramAch wie auch von syrAch Parr zur spätbibiisch-frühjüdischen Weisheitsliteratur ? Ist vielleicht in dieser das gesuchte Kontinuum zu finden ? Das Beziehungsgeflecht, das für diese Frage zu beachten ist, lässt sich in folgende Hauptstränge auflÖsen, wobei auch jeweilige Interaktionen berücksichtigt werden wollen. Wir gehen dabei so vor, dass wir zuerst die grundlegende Frage nach einer Verbindung zwischen aramAch und syrAch stellen, dann beim sichersten Punkt innerhalb unseres Traditionsraumes ansetzen und anschliessend im decrescendo die anderen. mÖglichen Beziehungen untersuchen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 357 Zu Kap. IV.l-4 aramAch spätbibl.frühjüd. / Weisheit ~ I ~Tobitbuch ~ ntl. Schriften rabbinisches Schrifttum syrAch / http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) aesAch dernAch 5, ARAM ACH IN SEINEM VERHAELTNIS ZU SYR ACH UND DEN OR VERS SACHAU führt in seiner Erstpublikation der Papyri nur ein gemeinsames (Pap 54,12b = armAch 166) und vier vergleichbare (Pap 53,3 Par syrAch 32; Pap 54,4b Par syrAch 36; Pap 55,1.2 Par syrAch 57.58) Weisheitsworte an 1 • Wenn man bedenkt, dass den ca. 110 Sprucheinheiten von aramAch über 200 verschiedene solche Sprucheinheiten in den orVers gegenüberstehen, so wirkt das Urteil von GRIM~.fE überzeugend,· dass "nur verschwindend wenige von ihnen sich mit späteren Sprüchen decken" 2 • PERLESund WENSINCK versuchen dieses Urteil abzuschwächen, indem sie weitere Parallelen aufweisen 3 ; ihnen folgen einige weitere Orientalisten, die vor allem zur Verbesserung von SACHAU's recht stark kritisierter Edition von aramAch die orVers heranziehen 4 • Es ist mir aus sprachlicher Unkenntnis nicht möglich - und es scheint mir wegen des Umfangs eines solches Unternehmens im Rahmen dieser Arbeit nicht angeraten -, diesen linguistischen Argumentationen, in denen sich weitläufige semitische Sprachkenntnisse mit Einfällen und zum Teil recht phantasievollen Kombinationen paaren 5 , in die Details zu folgen. Sowohl aramAch als auch die orVers haben viel aus diesen vergleichenden Untersuchungen gewonnen, und einige von den besseren Parallelen haben sich als doch recht nahe Verwandte erwiesen, die als exempla- 1) Pap. und Ostr. 161.163ff.l66; weite.re weniger bedeutsame Verweise s. bei Pap 54,6.16 (S. 164.165) und Pap 56.I,9 (S. 171). 2) Bemerkungen 540. 3) PERLES, Zu Sachau's II, 55; WENSINCK, Zu den Achikarsprüchen 52. 4) Vgl. die Lit.-Angaben zu BANETH, EPSTEIN, SEIDEL, STUMMER, TORCZYNER, LOEW, und die Rezensionen von SMEND, L!DZBARS~I, NOELDEKE,POGNON und STRACK. 5) Ein herausgegriffenes Beispiel: WENSINCK, Zu den Achikarsprüchen 49f., .stellt ·eine Verbindung her zwischen aramAch 53,1: i))J iötl l'lrl['::!]::! = "röhrender Esel im Haus" (was schon sehr zweifelhaft ist) und syrAch llb: "Wenn eine laute Stimme genügen würde, ein Haus zu bauen, so würde der Esel deren zwei pro Tag errichten". Vgl. BANETH, Bemerkungen 296; NOELDEKE, Untersuchungen 10; dagegen PERLES, Zu Sachau's I, 500f.; HALEVY, Les nouveaux pap. 47. (358) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.5 359 rische Verbindungsstücke zwischen aramAch und den orVers angesehen werden kÖnnen. Nach STUMMER's Fazit aus den genannten philologischen Diskussionen, GRELOT's zusammenfassender Darstellung der Probleme 6 und auch einigen eigenen Beobachtungen müssen folgende nahe Parallelen berücksichtigt werden. aram : Erspare deinem Sohn die Rute nicht, sonst kannst du ihn <vom BÖsen> nicht bewahren ! syr Mein Sohn, verschone deinen Sohn nicht mit Schlägen, denn die Schläge sind für den Knaben wie der Mist für den Garten, wie die Schnur am Geldsack, wie die Fessel für den Esel und wie der Riegel an der Türe. Vgl. auch Pap 53,4 <Gr:4> mit armAch 14b 7 • Vgl. Spr 23 ,13f. aram : Ein Mensch, der einen flüch<tigen> Sklaven und eine diebische Magd kauft, <bringt> Schr<ecken in sein Haus; er entehrt> den Namen seines Vaters und seine Nachkommenschaft wegen seiner Nachlässigkeit. syr Mein Sohn, erwirb keinen streitsüchtigen (vgl. Ms C) Sklaven und keine diebische Magd, denn diese richten alles zugrunde, was ma~ ihren Händen anvertraut. Ms C zieht B 34 und 35 in einen Spruch zusammen, dessen zweiter Teil lautet : ••• nicht aber einen flÜchtigen Sklaven und eine diebische Sklavin, da sie dir all deine Habe verderben. Vgl. Pap 58,6 <Gr:99>. aram : Ich habe sogar bittere Mispel gekostet - und <ihr Ge- 6) STUMMER, Der kritische Wert 5-36; GRELOT, Les proverbes 178-194. 7) WENSINCK, Zu den Achikarsprüchen 52, sieht in Pap 53,2-7 <Gr:2-6> "eine Reihe von Sprüchen, welche auch bei Rendel Harris zusammenstehen". Das ist wohl zuviel gesehen; vgl. jedoch armAch 14 (Cambr.-Ed. S. 27), der in etwa Pap 53,2-4 <Gr:2-4> vereinigt. 8) Vgl. arabAch 40, der in NAU's Liste (Histoire 84) fehlt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.5 360 schmack> ist stark die Armut. aber es gibt nichts Bitteres als syr Mein Sohn, ich habe Absinth gegessen und Myrrhe verschlungen, aber ich habe nichts Bittereres gesehen als Armut .und Bedürftigkeit. aram : Dein Herz freue sich nicht an einer grossen Anzahl Söhne, und <es sei nicht betrübt> wegen ihrer kleinen Zanl arm Mein Sohn, freue dich nicht an der Zahl der SÖhne, und sei nicht verwirrt, wenn du deren ermangelst ! Vgl. Sir 16,2; als weisheitliebes Gegenstück Ps 127,3-5 und 128,3-4. Vgl. aesAch G (DENIS, Fragmenta 140a, z. 3-5). ~~-~~~~=h-~~L!~~-~Q~l~~~~Q~--~~~-~~!~=h-~z~~§_l aram : 1. Ich habe Sand gehoben, und ich habe Salz getragen, aber es gibt nichts Schwereres als< ••• 2. Ich habe Stroh gehoben, und ich habe einen Klang getragen, aber es gibt nichts Leichteres als ein Fremder/Ansiedler syr 57 58 Mein Sohn, ich habe Eisen getragen und Blei und ich habe nichts (erg.: Schwereres) gesehen als Schande und Verleumdung. Mein Sohn, ich habe Salz getragen und grosse Steine, und sie haben.mich nicht so gedrückt wie jener, der lacht und spottet und im Hause seines Schwiegervaters bleibt. Vgl. Ms C 45.46 und armAch 184b. Vgl. Spr 27 ,3; Sir 22,14f.; bBB 98.b. §~-~~~=h-~~~!!L~-~Q~l~~~--~~~-!~~~=h-1~~-1~2!~-~~l-l Die Zeilen 1-4 bilden eine kleine Gruppe mit dem gemeinsamen Thema : Macht - Schwachheit. Die Warnung vor dem Streit mit dem Nobleren und Stärkeren (in z. 2) bildet den Anfang der langen Sprucheinheit von syrAch 73, welche eine Gerichtsszene malt. Vgl. Sir 8,lf. Vgl. aesAch Logion 11 (W-Sondergut; JAEKEL Nr. 14). aram : Sei nicht süss, damit man dich nicht <verschluckt> http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 361 Kap. IV.5 Sei nicht bitter, <••• arm Sei nicht gar so dass man dich und nicht gar so dass man dich süss, verschlingt, bitter, 9 ausspuckt. Vgl. dernAch Pap Berlin 15658 Kol. II,lO. aram : Wenn dein Meister dir aufträgt, Wasser zu bewachen, ••• (tu es sorgfältig, vielleicht will er) •.. Gold in deiner Hand zurücklassen. syrC Mein Sohn, erprobe deinen Sohn mit Brot und Wasser, danach kannst du ihm deinen Besitz und deine Reichtümer Überlassen. Vgl. Mt 25,14-30 Par; s.u. S. 390.395. Zu vergleichen wäre ebenfalls noch aramAch 56.!,16 <Gr:53> vor allem mit arabAch 43 (Cambr.-Ed. S. 136) 10 , aber auch mit den entsprechenden aesAch 151 = armAch 189, welche alle davor war- nen, seine Geheimnisse jemanden anzuvertrauen, selbst wenn es der Freund (aram. und arab.) oder (s)eine Frau (aes. und arm.) sei. Was schon mehrfach an der Rahmengeschichte beobachtet und bell . schrieben wurde , lässt sich auch an diesen Beispielen aus den weisheitliehen Teilen illustrieren : Unbestrittene Aehnlichkeiten stehen neben klaren Abweichungen, Details· im Bildteil stimmen frappant überein, der Vergleichsteil (Beispiel 1 und 5) oder die Folgerungen (Beisp. 2) sind dann aber völlig verschieden. Formal parallele Sprüche schliessen sich zusammen (vgl. Beisp. 3 und 5, die in syrAch 56-58 drei aufeinanderfolgende Sprüche 9) Wegen der unglÜcklichen Uebersetzung von SACHAU, Pap. und Ostr. 172f., blieb diese Parallele den meisten Forschern verborgen; vgl. jedoch EPSTEIN, Weitere Glossen 231; COWLEY, Aramaie Papyri 244. Bei SCHAHRASTANI ist der gleiche Spruch als zweiter "Demokrit"-Spruch zitiert {s.o. Kap. 3, Anm. 31). 10) Vgl. PERLES, Zu Sachau's II, 56. 11) MEYER, Der Papyrusfund 108-110; NAU, Ahiqar et les pap. 75ff.; STUMMER, Der kritische Wert 36-49, bes.: "Trotz aller Ueberarbeitung ist auch bei der Achikarsage der ursprüngliche Stil nicht gänzlich zerstört worden, sondern hat sich in deutlichen Spuren erhalten" {Unterstr. von mir). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 362 Kap. IV.5 sind), Verdeutlichungen werden angebracht (Beisp. 3) 1 Ver- stärkungen der Aussage durch Vergröberung des Bildes angestrebt (Beisp. 5). Hinter solchen Erscheinungen steht eine lebendige Tradition m ü n d 1 i c h e r Art, die wohl den Plan der Geschichte im grossen Ganzen zu bewahren versteht, aber in tausend Details variiert und vor allem in den weisheitliehen Partien sich recht kreativ auswirkt 12 . Dies haben schon aesAch und dernAch deutlich aufgezeigt. Im Unterschied dazu ersetzt nun aber syrAch den weisheitliehen Teil nicht einfach durch einen anderen aus einer fremden Denkweise, sondern bewahrt den Kontakt mit aramAch, baut aus (vgl. den Themenkatalog in Tab. 6) 1 verbessert und stellt so eine Sammlung im gleichen Sinn und Geist her. Damit hängt zusammen, dass auch das Verhältnis zwischen den weisheitliehen Teilen von aramAch und den orVers mit der Bezeichnung "Version" klar genug bestimmt ist, und man nicht wie bei aesAch und dernAch von einer nationalen "Adaptation" sprechen muss. In den orVers beh(l,_l ten selbst die mobilsten Traditionselemente, die Weisheitsworte, noch den Stempel ihrer Herkupft. Dass es dabei aber um eine mündliche Tradierung geht, vermag der gegenteilige Vergleich der orVers untereinander oder auch der Vergleich der verschiedenen Rezensionen des verwandten Tobiasbuches (s.u. Kap. 6) deutlich zu machen. "On trouvera (scl. in Tob) non seulement un plan commun, mais de nombreux details communs, des phrases identiques, de nombreuses maximes communes qui permettent de dresser un tableau tres charge de sentences identiques" 13 • Diese nur durch eine schriftliche Vorlage zu erklärenden ZÜge fehlen zwischen aramAch und den orVers. Lässt sich nun dieses Verhältnis innerhalb des oben gezeichneten Beziehungsgeflechtes konkretisieren ? Dass von den angeführten 12} Auf diesem Gebiet vermag, wie schon aesAch im ersten Spruch der Rez. W (= MENANDER, Monostichen 57f.; JAEKEL 36} bezeugt: nav~E~ E~€v E1~ ~o. vou8E~E1v cro~oC, a0TO~ 0 1 d~apTaVOVTEG oß YLYV~OKO~EV, "fast jeder mehr zu sagen als zu tun" (BENFEY, Die kluge Dirne 191, Anm.l} 13} NAU, Ahiqar et les pap. 76. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.S 363 sieben Beispielen mehr als die Hälfte auch einen Bezug zur biblisch-frühjüdischen Weisheitsliteratur aufweisen, kann als erster Hinweis gelten, dass dort der Raum zu suchen ist, in welchem vor allem die Verbindungslinien zwischen aramAch und syrAch Parr laufen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 6, ACHIKAR IM TOBlASBUCH Seitdem HOFFMANN (1880) auf den Zusammenhang zwischen den orVers und Tob hingewiesen hat 1 , findet sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Tobit und Achikar fast bei jedem Autor wieder. Durch die Entdeckung der aramäischen Papyri sind einerseits jene Autoren ihrer Grundlage beraubt, welche Tob zum Ausgangspunkt der ganzen Achikar-Traditionsbildung machten, andererseits ist jene grössere Zahl von Forschern bestätigt worden, welche seit BICKELL (1890) 2 eine irgendwie geartete Achikar-Vorlage für Tob postulierten 3 Auch die beiden Hauptbearbeiter der orVers, HARRIS und NAU haben - schon bevor sie um die Texte von Elephantine wussten diese Mittelstellung der Tobias-Partien in eige- nen Kapiteln behandelt und ihre Ansichten bestimmen seither, unterstützt durch die Entdeckung von aramAch, die Auslegungsgeschichte von Tob und Ach 4 • Die Textüberlieferung des Tobiasbuches bietet bekanntlich schwierige Probleme, die sich auch auf die Achikarstellen auswirken. Der griechische Text ist in zwei Rezensionen, einer längeren 1) Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer 182. HOFFMANN hatte nur das Fragment aus dem British Museum Add. 7200 vor sich. Neben einer SarganLegende (183f.) führt er die Achikargeschichte als Sanherib-Legende an, welche beide von syrischen Missionaren, "die von Edessa und Nisibis aus das eigentliche Assyrien dem Christenthume gewannen und dort ihre Klöster gründeten" (182), aus biblischen Personennamen "in die 'Klosterlegenden und die Geographie von Syrien" (182) eingemischt wurden. Nach HOFFMANN ist syrAch also "veranlasst durch das Buch Tobit". - Vgl. ebenso KUHN, Zum weisen Akyrios 127-130; DE MOOR, Tobie et Akhiakar 488. 2) A Source of the Book b.c: "The History of the hypothesis, that sions to Achiacharos of Tobit: The Athenaeum 3291 (22. Nov. 1980) 700, Kol. Achiqar must have been known to the author of Tobit. For an idle hand had manufactured it out of the four alluin Tobit could not be entertained for a moment." 3) Aufzählung weiterer Autoren bei SIMPSON, The Book of Tobit 190, Anm. 1. 4) Nur SCHMITT ist in seinem pastoralen Blatt im Jahre 1913, also 2 Jahre nach der Erstveröffentlichung von aramAch, noch fähiq zu behaupten, dass man in der Achikargeschichte "einen wohl aus den Jahren 100 v. - 100 oder 200 n. Chr. aus jüdischen Kreisen stammenden schriftlichen Versuch, unter den Heiden Propaganda zu machen" (Der weise Achikar 90), habe. , (364) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 365 Kap. IV.6 = (Sinaiticus Alexandrinus S) und einer gestrafften (Vaticanus gr. 120 = A) = B; vorhanden. Da die in 4Q gefundenen Tobiasfrag- rnente5 und die Itala (= it) die Rezension S belegen, aber auch aus sich noch zeigenden Gründen (s.u. Anrn. 18.21.23) wird hier S als Grundlage gebraucht. Der Vulgata-Text (= vg), den HIERONYMUS in e i n e rn Tag über einen aus dem "Chaldäischen" ins Hebräische Übersetzenden Mittelsmarin direkt auf lateinisch diktiert habe 6 , hat nur eine einzige, kurze Erwähnung von "Achior und Nabath" (11,20). Ob deshalb anzunehmen ist, dass in der "chaldäischen" Vorlage, die ja nicht erhalten ist, die anderen drei Achikar-Stellen, welche S, BA und it gerneinsam haben, fehlten, sei dahingestellt; immerhin kann man sagen, dass in allen Rezensionen die Achikar-Gestalt auftaucht. Dies bestätigen auch die beiden Fragmente 4QTobararna zu Tob 1,2lf. und 4QTobararnd zu Tob 14,10, welche beide iv~n~ in pleno zitieren 7 . Es handelt sich um folgende fünf Stellen 8 Tob l,2lf. (S BA i t ) (vgl. 4QTobararna) Achicharas CAXLxapo{;; BA : :AxLaxapo{;), der Sohn des Hanael, des Bruders des alten Tobi t wird hÖchster Beamter arn Hofe des Sacherdonos (Asarhaddon), tritt für den vor Sanherib geflohenen Tobit (vgl. 1,18) ein und ermöglicht ihm die RÜckkehr nach Ninive. Tob 2,10b (S BA it) Achiacharos sorgt zwei Jahre (BA orn ~"~ 6~o) npÖ coG aihoü ßaoCoaL e:'L{; cnv "EA.uuaCoa . für Tobit 5) Vgl. MILIK, La patrie de Tobie 522. 6) Prologus; in: VULGATA, Stuttgart 1975. Vgl. u. Anrn. 52. 7) Herr MILIK hatte die Güte, mir brieflich (25. Juli 76) diese Angaben aus seinen noch unveröffentlichten Qumranfragmenten zu machen. Er schreibt dazu: "Ce n'est certainement pas une 'interpolation' dans le livre de Tobie, ecrit originellement en arameen, et probablement deja a l'epoque perse."; und (2. Jan. 1977): "Les manuscrits de 4QTobarama et d datent du ler s. av. notre ere". 8) Synopsen der Texte in der Cambr.-Ed. XXIX (BundS), und NAU, Histoire 50-54 (franz.: S und B; lat.: it). 9) S; BA formuliert besser ~wc oß ~TJ:Op~6anv, wobei jedoch das Verb sinnentstellend falsch in der 1. Pers. Sing. steht. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 366 Kap. IV.6 Tob 11,18f. (S BA i t vg) Freudenfest aller Juden Ninive's wegen der Rückkehr des Tabias und der Heilung Tobit's nehmen auch~AxLxap xa\ Naöaß· ot ~~ctöeÄ~OL a5,o010 teil. Am Tob 14,10.lla (S BA it) (vgl. 4QTobaramd) In seiner Abschiedsrede 14,3-11 stellt der sterbende Tobit der abschliessenden Mahnung (14,lla) ein gut gestaltetes Exempel voran, welches die Achikargeschichte so zusammenfasst und strukturiert, dass sie auf ihren paränetischen Grundzug hin transparent wird (s.u.). Tob 14,15 (S prima manus; it) ~xLaxapo~ Ö ßacrLÄeO~ •n~ MnöCa~ (!!) führt die Gefangenen aus dem zur Freude des Tobias zerstörten Ninive. - Der Korrektor ersetzt "Achiacharos" durch "Nabuchodonosor und Assueros", wobei er an BA angleicht, was jedoch historisch ebenso falsche ist, da es sich um den Mederkönig Kyaxares handeltll. Tob 14,15 ist als Belegstelle für unseren Achikar auszuscheiden, da seine Nennung auf einem Irrtum von S* beruht. Dass nun die ersten vier Stellen "allem Anschein nach von späterer Hand interpoliert sind" und "nirgendwo ••• das Auftreten des Achiacharos für den Gang der Ereignisse von pragmatischer Bedeutung" sei 12 , ist nur schlecht zu begründen und hält einer Betrachtung nicht stand, welche das Gesamt berücksichtigt : Die Achikar-Verweise sind sowohl in der Rahmenhandlung (Kap. l-4.14f.) als auch im Reisebericht (5-12) vorhanden und las- 10) In S ist diese Lesart durchaus möglich, obwohl wahrscheinlich mit der S nahestehenden it in "avunculus illius" zu korrigieren ist. Ebenso BA: 5 ~E&.öe:A.­ cpoc afn:oO. Vg nennt jedoch Achior und Nabat · "consobrini Tobiae". Siehe den Stammbaum u. s. 371. 11) Vgl. HALEVY, Les nouveaux pap. (1912) 158ff., wo "Nabuchodonosor und Assueros" über HERODOT;s Nennung vori'Aaß6vn<oc als Verbündeten des KuaE;&pe:c (Hist 1,74; FEIX 70f.), der' persischen Form dieser beiden· Nanien und wiederum deren (z. T. korrupten) semitischen Umschreibung und'Ergänzung zu "Naburied und Uhsar" zurückkonstruiert werden. Und: "le mystere s'evanouit comme par enchantement" : HALEVY erwähnt allerdings nicht, dass in s•·und it Achikar genannt wird. 12) MUELLER, Beiträge 13; vgl. die differenzierte Sicht von PLATH, Zum Buch Tobit 393-395; auch die Kommentare von SCHUMPP, LXIX-LXXIV, und MILLER, 10-13. TERMES, Art.: Ahiqar, Enciclopedia de la Biblia 1 (1963} 367f., hebt den lockeren Konnex zwischen Tob und den Achikarnotizen hervor, um die Historizität von Tob zu schützen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 367 Kap. IV.6 sen sich mindestens aus der Rahmenhandlung literarkritisch nicht entfernen. T e x t kritisch besteht sowieso kein An- lass dazu. Die "ziemlich nachklappende Notiz" 13 11,19, welche am leichtesten zu eliminieren wäre, wird nun aber gerade als einzige Stelle durch die vg und deren "chaldäische" Vorlage, also einer selbständigen Traditionslinie, als zur Tobias-Geschichte gehörend bezeugt. "Die weitgehende s t i l i s t i s c h e Verwandtschaft (Tob 1,3-3,6 ist ebenfalls ein Ich-Bericht) und der Umstand, dass sich im Buch Tobias (4,5-19) wie im Achikar-Roman paränetische Weisheitssprüche finden" 14 , bezeugen die formbestimmende Funktion des Achikar auf den gesamten Tob. Zwischen Tob 14 ,lOf. und Tob l,2lf.; 2,10 besteht eine so enge gedankliche Verbindung, dass die drei Stellen miteinander fallS len und stehen . l4,lO.lla ist aber, wie gleich zu zeigen sein wird, nicht aus der Abschiedsrede Tobits zu streichen. Zudem ist Tob 4,lo 16 , also ein Weisheitsspruch aus der Paränese an den scheidenden Tobias, von 14,10 abhängig, wo ja die Achikargeschichte anhand des Gegensatzpaares <P&3~ - ou6·w~ in Paränese umgesetzt wird 17 • Die vier Achikarstellen in Tob l,2lf; 2,10; ll,l7f. und 14,10. lla.können also mit Recht als integraler Bestandteil von Tob angesehen werden. Die wichtigste Stelle ist zweifelsohne 14,10. lla in der Abschiedsrede Tobits. Diese Abschiedsrede ist in 13) RUPPERT, Das Buch Tobias lo9. 14) Ebd. lo9; vgl. ausführlicher NAU, Histoire 56-58, auch MUELLER, Die weisheitliehe Lehrerzählung 77-98. LORETZ, Roman und Kurzgeschichte 305, sieht "sowohl eine inhaltliche als auch literarische Verwandtschaft". Tobit kann man aber nicht einen "judaisierten Achikar". nennen, ohne die tatsächlichen Verhältnisse (s. u. S. 372ff.) zu verkehren. 15) Vgl. MUELLER, Beiträge 13, der diese Einsicht zum Falle. der drei Stellen benützt. 16) Nach BA, da Tob 4,7-19 inS fehlt, jedoch nicht in it und einem Fragment aus 4Q, vgl. MILIK, La patrie de Tobie 522, Anm. 3. 17) Vgl. Cambr.-Ed. L; dagegen MUELLER, Beiträge 14, jedoch mit schlechten Gründen; vgl. auch Tob 14,10aß nach BA. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 368 Kap. IV. 6 s 18 auffällig nachhinkend an 14,lf. (Tod, Begräbnis und WÜrdi- gung Tobit's) angehängt und bildet eine selbständige literarische Einheit mit einem deutlichen, die Testamentform variierenden Aufbau 19 . Wie der folgende strukturierte Text zeigt, ist die Verwandlung der Achikarg e s c h i c h t e parän~tisches Paradigma für Barmherzigkeit und Ungerechtheit recht gut gelungen 20 14,10a b c Jr6{, na.L6(ov, 8oa. N~6a.ß EnoCnoEv ~XLxctpw •w txöp{~a.v•L a.ö.6v· *oOxL ~wv xa.•nvexön EL~ •hv Ynv;2 1 xa.l &nt6wxEv 6 öEÖ~ •nv &.L~Ca.v xa.•a np6ownov a.Ü•oD, xa.l EEnA&Ev EL~ •o ~w~ ~xCxa.po~, xa.l Nct6a.ß E~O~AÖEV EI~ •o oxo•o~ •oO a.~wvo~, 8'n El:;ThnoEv &nox•E'Lva.L "AxCxa.pov22. Ev •Q noLnoa.L (~E) 23 ~AEn~ooovnv EE"RAöEv h •fk na.y (6o~ •oG öa.vchou, I nv EnnEEv a.u•~ Na.6a.ß, xa.l Nct6a.ß ~TIEOEV EL~ •nv na.y(6a. •ou öa.vd•ou, xa.L anwAEoEv a.O•Öv. Ka.l vuv, na.L6La., t6E•E, ,( noLE~ EAEn~ooovn, xa.l ,( TIOLE~ &6Lx(a., C/ :a / o•L a.nox•EVVEL. C\~1 lla in ein ~1'\ 18) S ist besonders in diesem Kapitel BA vorzuziehen. BA harmonisieren z. B. den Hiatus zwischen 14,1-2 und 14,3; ebenfalls verarbeiten sie 14,9 mit 14,8 und machen den Text dadurch flüssiger. 19) 14,3a 3b-7 8-lla Situationsbeschreibung Vaticinia Praecepta llb Todes- und Begräbnisnotiz. Vgl. VON NORDHE1M, Die Lehre der Alten 334-337. 20) Vgl. die ähnliche paränetische Miniatur in PseuMen 15; s.o. Kap. 111.6, Anm. 26. 21) BA ersetzt den semitisierenden Ausdruck durch das Bildpaar "Licht - Finsternis", womit 14,10b vorausgenommen wird und 14,10a als erster paränetischer Bildteil seine Eigenbedeutung verliert. Vgl. Tob 4,10. 22) Bis hierher übersetzt it wörtlich. Der Rest fehlt. 23) Obwohl )J.e: unverständlich ist und deshalb wohl mit RAHLFS 11, 1038, gestrichen werden muss (doch s. u. Anm. 27), muss der Text von S behalten werden. BA konstruiert ja in 14,10c ein zweites Paradigma von Manasse und Aman, aus dem niemand klug wird- ausser wieder HALEVY, Les nouveaux pap. (1912) 158, der darin eine sonst unbekannte Manasse/Amon-Legende (ähnlich der in 2Chr 33,ll2o) und somit "un nouveau chainon pour l'evolution de la litterature romantique antimacchabeenne" wittert. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 369 Kap. IV.6 In diesem Text lassen sich folgende Reminiszenzen an eine als bekannt vorausgesetzte (vgl. die Frage in lOa) Achikar-Geschichte ersehen l) Achikar hat Nadan grassgezogen (~x3pt~aG) . 2) Nadan hat Achikar Schlimmes zugefügt (~oa ... ~noCnoev), ihn in eine verfängliche Situation (nay(G) gebracht und zu töten versucht (E~n•noev &nox•e~vaL). 3) Achikar wurde zu seinen Lebzeiten (~wv) fast bis in den Tod erniedrigt (l4,10a). ~ Der Ausdruck xa•~YELV E~G •nv Ynv (= ~iK[7] l~1ilh) Klgl 2,10) bedeutet ja in der LXX (vgl. Obd 1,3.4; "Erniedrigung", "Demütigung", doch wird dem Verb xa•~YELV gern mit einem Ausdruck wie ~önG L (lSam 2,6; Tob 13,2 BA, S hat : fwG ~6ou XUTWT~TW TnG YnG) oder • 3av~•ou Ta~LELU TOÜ (Spr 7,27) und Aehnlichem der verstärkte Sinn "in 24 den Tod führen" gegeben 4) Es wird Nadan anscheinend durch einen Eingriff Gottes ver25 galten 5) Achikar ist bei der Bestrafung persönlich gegenwärtig (xa•a npÖownov). 6) Die Vergeltung bewirkt eine völlige Verkehrung der Zustände Achikar kommt wieder in den Bereich des Heiles, Nadan verfällt dem tödlichen Unheil. Dies wird in einem doppelten Bildwort veranschaulicht 26 : In l4,l0b dient das Gegensatzpaar ~WG - ox6ToG, in l4,10c das Bild von der nay{G (vgl. Ps 140,6; 141,9; Spr 22,14.26.27; syrAch 34,2 Par) zur Illustration. 7) Der Grund für diese Umkehrung ist die Wohltätigkeit (tAen~o­ oÜvn) Achikars, die sich ja sowohl in der Sorge um Nadan 24) Dieser bildliehe Ausdruck wird seine traditionsgeschichtlichen Folgen haben, s. u. s. 377. 25) In BA vergilt jedoch Achikar selbst. 26) Vgl. Anm. 23. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 370 Kap. IV,6 (14,10a), wie auch gegenüber Tobit (vgl. 1,22; 2,10b) 27 do- kumentiert hat. Diese Erzählelemente sind aber in eine bewusst gestaltete Komposition jener Art eingebaut, wie wir sie in den Test XIIPatr sehr oft angetroffen haben, ja wie sie für Testamente und Abschiedsreden Überhaupt typisch ist. Dabei sind diese Elemente als rein illustrierende Faktoren nur·beiläufig genannt, um die paränetische Wirkung zu verstärken. In 14,lla bleibt dann nur mehr diese'paränetische Quintessenz bestehen, der eigentliche weisheitliehe Imperativ, für den die Achikar-Geschichte den indikativischen Boden abgab. Die Paränese 14;10.lla ist deshalb schon vom formalen Standpunkt her mit aller Entschiedenheit als sekundäre Verarbeitung einer in jüdischen Kreisen bekannten Achikar-Geschichte zu werten. Es lassen sich aber noch.weitere inhaltliche Elemente anführen, die der dem Tob-Autor vorliegenden Achikar-Geschichte angehörten. Neben den schon genannten 7 Punkten aus Tob 14,10.lla, welche nur die Auseinandersetzung zwischen Achikar und Nadan betreffen, bieten die anderen drei Stellen einige weitere, z.T. neue Elemente : 8) Achikar bekleidete unter Sanherib die Aemter des Obermundschenks, des Siegelverwahrers, des Chefs der Verwaltung und des Finanzministers (1,22) 28 . 9) Achikar übersteht die Thronwirren nach Sanherib's Tod und wird von Asarhaddon in den Hauptfunktionen bestätigt (~x / 29 ÖEUTEpa~, vgl. 1,21.22) • lO)Achikar ist Jude aus dem Stamme Naftali (1,1) und gehört zur 27) Vielleicht ist tatsächlich mit NAU, Histoire 53, und VETTER, Das Buch Tob. (1904) 323, das unmögliche ~E in ~oL zu ändern. 28) Die Kumulation verschiedener, personell getrennter Funktionen auf den Helden ist schon in aramAch vorhanden; vgl. Pap 49,2f.7.12; 50,18. Zu den Titeln Achikars s. bes. GREENFIELD, Studies I, 292-295.297ff. (292, Anm. 23, ist eine ausführliche Studie dazu versprochen). · 29) Vgl. VETTER, Das Buch Tobias (1904) 327, Anm. 1. L http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.6 371 näheren Verwandtschaft des Tobit, welche sich folgendermassen darstellt 30 : Raguel I nur S Rafael I Gabael I Aduel I Hananel und Debora I Tobiel Hanael (S vg Tobit und Hanna Nadan) Achikar (BA : ? I Nadan) Tobias und Sara 11) Achikar gehört deshalb - obwohl dies nicht ausdrücklich gesagt wird - zu den nach Assyrien deportierten Naftaliten (vgl. 1,1.3), welche nur im weiteren Sinn das Gesetz wahrten (1,10), sich in das wirtschaftliche Leben des Landes einfügten, aber den Kontakt zu ihren Volksgenossen behielten31. Achikar tritt so im Notfalle für seinen Verwandten ein. 12) Er erwirkt die RÜckkehr des Tobit nach_Ninive (1,22) und hilft diesem auch zwei Jahre lang während dessen Blindheit. 30) Vgl. Cambr.-Ed. XXXI (Stemma); HOFFMANN, Auszüge aus syr. Akten 182f. 31) HALEVY, Tobie et Akhiakar 44f, meint, diese Situation in syrAch 1,3-5 (B) wiederzufinden, wo Achikar zuerst zu den Göttern betet, die ihm "nichts antworten" (1,3), darauf "sein~ Rede änderte, Gott anredete, an ihn glaubte und ihn in der Glut seines Herzens bat" (1,4), und dann die Stimme hörte, die ihm den (fatalen !) Schwestersohn zur Adoption vorschlägt. Dieses Detail fehlt aber in den beiden Texten Cambr Add 2020 und BM Add 7200 und muss als kÜnstliche, vielleicht jüdische oder christliche Erweiterung des B-Textes gewertet werden. Es stösst sich am Fortgang der Erzählung, welche es zu einer Bekehrungsgeschichte umfunktionieren möchte. Es ist deshalb tendenziöse Konjektur und hat zudem keinen RÜckhalt in den anderen orVers, auch nicht in syrAch selbst, wenn HALEVY annimmt, dass Achikar "necessairement un monotheiste de naissance" war (45), dann aber in der Fremde Polytheist wurde, und schliesslich "finit par s'adresser a son Dieu national (?), celui-ci lui refusa egalement sa demande en punition de son apostasie (?) pour l'epurer de ses fautes (?) et lui proeurer une renommee universelle qui, dans sa situation, pouvait remplacer les enfants (?)" (Fragezeichen von mir).- Vgl. eine islamische Umarbeitung solcher Art bei DANON, Fragments turcs 116. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 372 Kap. IV.6 13) Achikar reist in die Elymais, einen nur·ungenau zu bestimmenden Teil der persischen Satrapie Susiana am persischen Golf 32 Den Zweck dieses Aufenthal~es scheint der Autor als bekannt vorauszusetzen; jedenfalls verunmöglichte diese Reise weitere Hilfeleistungen Achikars an Tobit. · 14) Zu den Feierlichkeiten der.Juden Ninive's ist Achikar dann wieder in Ninive zurück. Aus der Uebersicht Über diese immerhin 14 Informationen über Achikar wird völlig klar, dass es im 3. Jhd.v. eine jüdische A d a p t a t i o n der Achikargeschichte gab, welche als all- gemein bekannt - und zwar in ihren j ü d i s c h e n Eigen- heiten als allgemein bekannt (bes. Punkt 2-7.13) - vorausgesetzt wird. Dass die Judaisierung n a c h t r ä g·l i c h geschah, ergibt sich mit voller Evidenz (a) aus der genealogischen Einverleihung Achikars in die Verwandtschaft Tobit's, einem altbekannten Mittel der Vereinnahmung grosser Alter, und (b) aus der Uebertragung der klassischen Tugend der ~AEn~ooovn des beispielhaften Frühjuden Tobit auf Achikar. Die Uebertragung musste sich jedoch auf diese ~AEn~ooÜvn beschränken, da Achikar ja zu den weniger orthodoxen Juden gehörte (vgl. 1,10), die in der kompromit tierenden Beamtenlaufbahn standen. Genau diesen beiden Aussagen dienen nun die ersten drei Stellen 1,2lf.; 2,10b und 11,19, welche zu diesem Zweck aus der landläufigen jÜdischen Achikargeschichte ausgewählt und in das Tobiasbuch einkomponiert wurden. Tob 14,10.lla ist dann die abschliessende Dramatisierung der Achikar-Nadan-Geschichte zu einer eindrücklichen tAEn~oaÜvn-Paränese. Bezeichnenderweise spielt es keine Rolle mehr, dass der Achikar der aramäischen Papyri nur deshalb der Hinrichtung entkam, weil er selbst an Nabusumiskun, dem Henker, einmal hatte Gnade walten lassen (Pap 51,46-52). Dies wäre ein Anknüpfungspunkt für den EAEn~ooÜvn- Anrn.+, 32) DILLON, Ahikar the Wise.367, vermutet hinter ~Au~atöa eine falsche Uebersetzung eines hebräischen Wortes mit der Wurzel O~V = verbergen, womit, ein Hinweis auf das Versteck Achikars gegeben wäre. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.6 373 Gedanken gewesen, der aber ungenutzt blieb, weil es ja das wohltätige Verhalten zu Tobit war, welches mit sich brachte, dass "der Gott" 3e:cSG, 14,10a) die radikale Wende brachte 33 • Die (o Spiritualisierung des realpolitisch argumentierenden, planenden und handelnden Achikar der Papyri ist mit Händen zu greifen. Sie bildet ein weiteres Argument für die These, dass in Tob die Achikargestalt judaisiert wurde. Diese jüdische Adaptation geht zwar in vielen Punkten parallel zu ararnAch, wie dies aus bezeichnenden Details hervorgeht 34 Neben den eben angeführten (Genealogie; frühjüdische Frömmigkeit) und den anderen beiläufig genannten Eigenheiten ist jedoch das völlige Fehlen des weisheitliehen Aspektes im Charakter und in der Tätigkeit des jÜdischen Achikar auffällig, ein Aspekt, der sowohl in ararnAch 35 wie auch den orVers 36 stark betont wird. "Der Achikar des Buches Tobias ist kein Weltweiser und kein Sittenlehrer, ... er wird auch nicht als ein Mann gezeichnet, dessen Weisheit KÖnige und VÖlker in Erstaunen gesetzt hätte, sondern lediglich als der treue Freund, GÖnner und Wohltäter des ihm verwandten Tobias und seiner Farnilie" 37 • Diese Auffälligkeit darf aber nicht zur Zweiteilung der Traditionsstränge führen (wie bei VETTER) 38 , sondern muss zuerst gernäss dem leitenden Auswahlprinzip des Tob-Autors zu verstehen gesucht werden. Dieser hat ja nur jene zwei, drei Stellen ausgewählt, die er für seine vor allem paränetischen Zwecke brauchte. Der Aspekt des "Weisen", der seinem "Sohn" die Summe seiner Weisheit mitteilt, ist hingegen völlig auf die Gestalt des alten Tobit mit seiner 33) Vgl. syrAch 33,97.138; aber auch aramAch 56.I,l Parr 56.I,3; 58,l<Gr:39.41. 93>. 34) Bes. das ~x&p{~a~ (Punkt 8) 35) Pap 49,1: ,,nc, (Punkt 1), das xa<ct np6crronov (Punkt 5), das ~x ÖEu<fpa~ c•~n ,~o; 49,12; 50,27f.; 51,35.42. 36) SyrAch 1,1; 2,2.3.4.8 u. ö. 37) VETTER, Das Buch Tob. (1905) 544. 38) Ebd. Er sieht im Achikar des Tob die Tradition der östlichen jÜdischen Diaspora, während der Achikar der orVers (welche nach VETTER auf ein jüdischhebräisches Buch zurückgehen) ein Kind der heidnischen Sage von Achikar dem Weltweisen sei. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 374 Kap. IV.6 ebenfalls doppelten Belehrung Übertragen worden. Die formgebende Achikar-Geschichte erfuhr hier eine inhaltliche Selektion : Man konnte nicht gut neben dem weisen Tobit, der in Tob schliesslich der Hauptheld ist, einen Achikar in seiner unverminderten weisheitliehen Grösse darstellen, ohne der eigenen Weisheitsrede ein Gewichtiges an Anspruch abzuschreiben. Parallel zur Ueberschrift iv~n~ ~7[0 M7~ in aramAch steht über der Geschichte und den Worten Tobit's der Titel B{ßAo~ AbYWV Twß{• und stellt damit das Buch Tob in die Reihe jener Sammlungen, die zur Gattung der A6yoL crocpwv gehören (s.o. Kap·. III.L2). Dass jedoch die beiden Sammlungen von Weisheitsworten (aramAch 53-59; Tob 4.14) kaum inhaltliche Berührungspunkte haben 39 , erstaunt keineswegs mehr. Wie bei aesAch und dernAch bildet auch bei Tob der weisheitliehe Teil eine selbständige Sammlung, diesmal natürlich frühjüdischer Weisheit. Dass in Tob beide Sammlungen Testamentform bekommen, ist als typisch frÜhjÜdische Manier zu werten, welche der blossen Zusammenstellung von Sprüchen gerne einen dramatischen Rahmen und damit eine grössere Verbindlichkeit zu geben versucht (vgl. Kap. V.l). So kann zusammenfassend gesagt werden, dass Tob als Lehrerzählung in seiner Gesamtstruktur, an den behandelten vier Stellen aber auch durch inhaltliche Momente von der Achikar-Geschichte beeinflusst wurde. Da jedoch auch Elemente vorkommen, die nicht auf aramAch zurückzuführen sind, muss man eine frühjüdische AchikarAdaptation annehmen. Tob setzt eine solche beim Leser als bekannt voraus. In 14,10.lla ist dann in einem noch weiter gehenden Schritt dieser 'jüdische Achikar' in eine Paränese umgemünzt, wie wir sie in den Test XIIPatr noch vielfach antreffen werden (vgl. Kap. V. 2-4). Damit ist die Mittelstellung des Tobiasbuches innerhalb des jüdischen Raumes nach rückwärts beschrieben, und es stellt sich die komplementäre Frage nach dem Verhältnis von Tob zu den or- 39) Vgl. jedoch den fragmentarischen Spruch aramAch 56.II,8 <Gr:60> mit Tob 4,19b: Gott erhöht und erniedrigt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 375 Kap. IV.6, Punkt 1 Vers. Ist es möglich, in diesen einen Einfluss festzustellen, der spezifisch aus Tob und dessen jüdischer Achikar-Adaptation kommt ? Einige Indizien scheinen darauf hinzuweisen, dass der jüdische Achikarstrang nicht ohne Einwirkung auf die orVers war, obwohl keine geraden Verbindungslinien gezogen werden können 40 • 1) Zwischen Tob 4,17 und syrAch 13 besteht eine unzweifelhafte Verbindung syr (B) Mein Sohn, giess deinen Wein über die Gräber der Gerechten aus. (C) Mein Sohn, giess deinen Wein eher auf die Gräber der Gerechten aus als ihn mit bösen Menschen zu trinken. Tob 4,17 (BA; S om): Wxxeov LOÖG ~pLouc oou EnL L~v Ld~ov LWv öLxaCwv xa\ ~n ö~~ •o~~ &~ap•wAo~~. it Funde vinum tuum et panem tuum super sepulcra justorum, et noli illud dare peccatoribus. (Ms ö Fili, panem tuum et vinum tuum tri b u e cum iustis ••• ) vg d i s - Panern tuum et vinum tuum super sepulturam justi constitue, et noli ex eo manducare et bibere cum peccatoribus. Da es unwahrscheinlich ist, dass in Tob empfohlen wird, was das Gesetz verbot, kann Tob 4,17 n i c h t wörtlich verstanden werden. Denn Brote (und Wein) 41 auf Gräber zu legen 42 , widerspricht Dtn 26,14 und ist ebenso gegen die weisheitliehe Regel von Sir 30,18b : a &yaaa €xxExu~eva tnL o•Ö~a•L xEXAEL~tv~, b 8t~a•a ßpw~~•wv napaxEL~tva gnl .~~· 40} Wie am klassischsten bei HOFFMANN, ·s. o. Anm~ l. 41} Nach allen it-Texten. 42} fKXE~V = 1~~. das nach Sir 30,18a LXX+Hebr (s. gleich u.} auch "reichlich verteilen, ausschenken" heissen kann. Die Cambr.-Ed. XLIXf. hat dies nicht gesehen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 376 Kap. IV. 6, Punkt 1 Nach dem hebräischen Text von Sir 30,18a n~ ~V n~~~W n~~~ 01no 43 lautet eine hebräische Rückübersetzung von Tob 4,17 o~v~i~n n~~v~ 1on~ 1~w wobei nach dem Vorschlag von HALEVY sondern nach n~[~]~v nicht nach ~~v, 44 zu vokalisieren ist • Eine deutsche n~~v~ Uebersetzung muss also heissen : Schenk reichlich von deinem Brot {und deinem Wein) beim Begräbnis der Gerechten, doch gib nichts für die SÜnder! Dies entspricht sowohl dem Gesamttenor von Tob wie auch der frühjüdischen Sitte, den Trauernden "Brot, Fleisch, Wein, ein Linsengericht und Eier" 45 zu schenken. In welche Richtung nun Abhängigkeit festzustellen ist, bleibt schwer zu entscheiden. Da auf den vorhandenen Fragmenten des aramAch der Weisheitsspruch nicht vorkommt, muss man entweder eine gemeinsame anonyme Achikar-Tradition annehmen, aus welcher beide, Tob und orVers geschöpft haben# oder dann ist - in Anbetracht des zeitlichen Abstandes zwischen Tob und orVers - eine Abhängigkeit der orVers von Tob zu behaupten. Die doppelte Deutemöglichkeit von 1~W und n~i~v~, die ja schon den alten Ueber- setzern zu schaffen machte {s.o. Anm. 44), wurde in orVers missverstanden und im Sinne des heidnischen Totenopfers oder der heidnischen Totenspeisung interpretiert. Diese Entwicklungslinie ist sicher verständlicher als die Annahme,,der fromme Autor von Tob habe einen heidnischen Achikar-Spruch übernommen und in eine sprachliche Form gesetzt, welche zu "heidnischen" Interpretationen Anlass gab. 43) VATTIONI, Ecclesiastico 161. 44) Tobie et Akhiakar 4!1.60; er braucht jedoch 1T!l a,nstelle des von Sir 30,18a empfohlenen 1~W. Wie SCHUMPP richtig betont (Das Buch Tobias 97) und-jedes Wörterbuch angibt, kann ,&,cpoc auch "Begräbnis" bedeuten, sodass sich auch im griechischen Text die Doppeldeutigkeit findet. Doc:;h müsste dann e:ic mit "anlässlich" übersetzt werden können, was schwierig ist. Jedenfalls hat die it eindeutig "Grab" (sepulcra) verstanden. Die Vulgata dann wiederum sepulturam, aber mit super c. acc., was nicht zur Handlung einer Beerdigung passt. 45) BILLERBECK IV/1, 594; vgl. KRAUSS, Talmudische Archäologie II, 69.485, Anm. 494; SCHUMPP, Das Buch Tobias 98. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.6, Punkte 2 + 3 2) Dass zwischen Tob 4, 15a (BA. vgl. vg) Cl 0 377 (vgl. Mt 7,12 Par) 1'1 ]J.LOE:L!;; ]J.n6e:v't. rtoLnop!;;, und armAch 198 (Eigengut) Mein Sohn, was dir schlecht erscheint, das tu auch deinem Nachbarn nicht ! eine spezielle Verbindung bestehe, scheint mir bei der allge- meinen Verbreitung der Goldenen Regel und den starken Unterschieden in der Formulierung unwahrscheinlich 46 Besser als das schwierige Vergleichen von einzelnen Weisheitslogien47 vermögen einige Beobachtungen an der Achikar-Paränese Tob 14,10.lla, diesem frühjüdischen moralischen Resume, die Nähe der orVers zur frühjÜdischen Tradition aufzuzeigen : 3) In aramAch 52.I,52. vgl. 71 wird Achikar im H a u s des zur Hinrichtung beorderten Nabu-sum-iskun versteckt und reichlich mit Lebensmitteln verpflegt. In. syrAch jedoch wird er in ein enges Erdloch (13,1) unter dem eigenen Haus (15,1) bei Wasser und Brot versteckt gehalten, bis er fast umkommt 48 . Der in Tob 14,10a gebrauchte bildliehe Ausdruck xa•~Ye:Lv e:L!;; •nv yr)v (s.o. S. 369), welcher die Entsetzung Achikar's aus seinem Amt und seine Erniedrigung zum Staatsfeind und dadurch zum Todgeweihten bezeichnet 49 , und somit durchaus mit aramAch Übereinstimmt, wird in syrAch wörtlich verstanden und zu einem "Erdloch" konkretisiert. Das ~~{pxe:o3aL e:~!;; .ö ~~!;; wird dementspre- chend verstanden und gerät dann zu einem theatralischen, an Dan 4,30 erinnernden "Hervorgang" des verwilderten Achikar ans Tageslicht (syrAch 20,1-21,2). 46) s. o. Kap. III.4, in und bei Anm. 1. 47) Vgl. auch syrAch 66 mit Tob 3,6 (2mal). Weitere von NAU, Histoire 58, angefÜhrte Parallelen entbehren jeglicher Beweiskraft. 48) In der griechischen Tradition zeigt sich übrigens eine ähnliche Doppelung: AesAch 104 hat bei G ~uAaxn, bei W und· Pl jedoch cct~OG. In dernAch Pap. Berlin P 23729, Zeile 6, heisst es einfach "Ort". 4.9) Vgl. ähnlich SCHUMPP, Das Buch Tobias 208, zum Ausdruck "in die Finsternis" als Bild für "in höchste Todesgefahr". http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I ! 378 Kap. IV.6, Punkte 4-6 4) Das Bild von der Falle in Tob 14,10c (vgl. Sir 27 ,29) kehrt in syr+.arabAch 34,2, der "Moral von der Geschieht", wieder. Dass es durch den Spruch von der Grube, in welche der Uebeltäter selbst fällt, verdoppelt wird (vgl. Ps 7,16; Spr 26,27; Koh l0,8a) ist nach dem, was in Punkt 5) Dass · -·... rde, sehr gut verständlich. Kap. IV.7 Ö ßE6~ die Schicksalswende bringt (Tob 14,10b), findet sich auch in syrAch 138 (nur c) 50 : "So wie G o· t t mich am Leben erhalten hat wegen meiner Gerechtigkeit, so hat er dich zugrunde gerichtet wegen deiner Werke." 6) Im gleichen Vers wird die Gerechtigkeit Achikars als Grund seiner Errettung angegeben (vgl. auch syrAch 97). Wenn man mit der frühjüdischen Gleichung npi~ = ~Aen~ocr6vn rechnet, kann man in der syrVers einen Nachklang der paränetischen Pointe von Tob 14,10.lla sehen 51 • Wenn diesen Indizien auch ein gewisser Wert anerkannt werden muss, so vermögen sie keines.falls, wie HALEVY am vehementesten vertrat, aus den orVers Kinder der jüdischen Legende zu machen. Die orVers vertreten prinzipiell eine nicht-jüdische Traditions- linie; doch gerade in den wuchernden Ausgestaltungen der AchikarGeschichte durch legendär-märchenhafte Züge, die sich im Ver- gleich mit aramAch deutlich zeigten, scheint die Tobias-Adaptation mit am Werk gewesen zu sein. Sie brachte z.B. den Achikar der orVers in das schmutzige Erdloch! (vgl. Punkt 3). In der "Weisheit" Achikars liess sich nur ein einziger, jedoch recht sicherer Berührungspunkt nachweisen. Tob 4 und 14 stehen jedoch innerhalb des viel breiteren Mediums spätbiblisch-frühjüdischer Weisheit, welches sich somit als der eigentliche Ver?O) Vgl. Anm, 33. 51) Vgl. NAU, Histoire 59; in aramAch 56.I,l4 <Gr:50-52> ist ridischen Sinn gebraucht. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) np;~ jedoch im ju- Kap. IV.6 379 gleichspartner zur "Weisheit" Achikars anbietet. Sowohl aramAch als auch die orVers sollen deshalb im Folgenden in ihren Beziehungen zu diesem weiten Geflecht weisheitliehen Denkens und Schreibens gesehen werden. Dadurch soll der sichere Anknüpfungspunkt, den das Buch Tobias für die Achikartraditionen innerhalb des FrÜhjudentums bietet, in ein sicherndes Gefüge weisheitlicher Beziehungen zwischen den Achikartraditionen und dem spätbiblischfrÜhjüdischen Weisheitsbemühen eingefügt werden 52 . 52) Die Verbindungen zur Gestalt des Achior (Jdt 5,5-6,21; 11,9; 14,5-10) und des Daniel sind so schwach, dass sie hier vernachlässigt werden können; doch vgl. CAZELLES, Le personnage d'Achior 130-137; JENNI, Art.: Ac~ior, BHH l (1962) 2of.; MUELLER, Die weisheitliehe Lehrerzählung 87, Anm. 43: ''Wenn Ahikar auch hinter dem Ammoniterfürsten Achior des Judithbuches steht .•• , so hätte man hier den weisen Heiden durch eine veritable Bekehrung (Judith 14,10) judaisiert."- Zu Daniel: BARTON, The Story of Ahikar andthe Book of Daniel 242247; auch NICKELSBURG, Rasurreetion 49f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 7, DIE BIBLISCHE UND FRUEHJUEDISCHE WEISHEITSLITERATUR IN IHREM VERHAELTNIS ZU ARAM ACH UND DEN OR VERS Vergleichende Untersuchungen an den in Frage stehenden Weisheitskorpora sind schon mehrfach unternommen worden und haben ein reiches Vergleichsmaterial gezeitigt 1 • Formale Parallelen (wie die Parallelismuskonstruktionen, die Zahlensprüche usw.), philologische Details, welche vieles zur Ergänzung der aramäischen Fragmente beitrugen, und inhaltliche Berührungen (z.B. Königssprüche, Weisheitsvorstellungen) haben eine recht enge Verwandtschaft der Achikar-Weisheit mit der biblisch-frühjüdischen Weisheit klargemacht. In diesem Beziehungsgeflecht jedoch einzelne Verbindungslinien -klar herauszuschälen, ist ein subtiles Unternehmen. Die Frage nach "kausalen" Abhängigkeiten ist wiederum besser zu unterlassen. Im folgenden werden - nach Durchsicht aller Parallelen - nur jene angeführt, welche spezielle Berührungspunkte aufweisen. Es wird also der Versuch gemacht, zwischen den Achikartraditionen und der spätbiblisch-frÜhjÜdischen Weisheitsliteratur eine stärkere Verwandtschaft aufzuzeigen als nur jene, die durch das gemeinsame Milieu der altorientalischen Weisheit gegeben ist. Wegen der oben (Kap. 5) besprochenen Unterschiede zwischen aramAch und den orVers, speziell was die weisheitliehen Teile an- geht, ist es methodisch notwendig, diesen Vergleich in zwei ge1) Für aramAch: STUMMER, Der kritische Wert 57-83, fasst die in SACHAU's Erstausgabe und seither von den Glossatoren Sachau's (s. Kap. 5, Anm. 4) aufgespürten Vergleichsstellen zusammen. OESTERLEY, The Book of Prov. XXXVII-LX, unternimmt als erster einen ausführlichen Vergleich, doch findet er nur wenige Anknüpfungspunkte zu aramAch (ca. 8). STORY, The Book of Prov. 329-332, stellt gute Parallelen zusammen. McKANE, Proverbs 156-182, geht besonders auf stilistische Aehnlichkeiten ein. Für die orVers: Erstmals ausführlich VETTER, Das Buch Tobias (1905) 499-518; vgl. auch die Anm. bei NAU, Histoire 145-258; GINSBERG, Art.: Ahikar, The Jewish Encyclopedia l (1901) 289b; OESTERLEY, The Book of Prov. XXXVII-LX (die meisten der dort angeführten Parallelen, ca. 35;. zur Kritik s. gleich Anm. 2). (380) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 381 trennten Schritten zu machen, einmal von aramAch und einmal von syrAch aus. Zu oft sind schon die Weisheitssprüche von syrAch selbstverständlich bis in atl. Zeit hinauf verlängert und dann als aramAch gleichwertige Materialquelle für die biblische Weisheit verwendet worden 2 . Kontaktpunkte zwischen aramAch 53-59 und der spätbiblisch-frühjüdischen Weisheitsliteratur (* = auch in den orVers) *53,3f. <Gr:3.4> vgl. Spr 23,13f.: (auch syrAch 32) Empfehlung der Schläge als Erziehungsmittel; s.o. S. 359. 53,5 <Gr:5> vgl. Spr 26,3 : parataktischer Dreizeiler mit Steigerung; Disziplinarstrafen. 53,14-16a <Gr:l2> vgl. Spr 6,16-19; 30,15b-31 Zahlensprüche in der Form n+l. 53,16b-54,1 <Gr:l3> vgl. Spr 8,22ff.; Sir 24,4 u.ö. 3 : die von Gott (den Göttern) geschenkte und im Himmel erhöhte 'Weisheit'. 54,4a <Gr:l5a> vgl. Spr 4, 23a : aram : )0~ ~~ ni~jO ~J (0 hebr : jJ~ i~j IOW0-~~0 gleicher Ausdruck; "Die Uebereinstimmung ist so gross, dass an eine Abhängigkeit zu denken ist" 4. · <Gr:l7> vgl. Spr 16, 14 : für den Leib heilsame Worte (14a 54,llb.l2a <Gr:23> vgl. Spr 25,15b : eine sanfte Zunge bricht Knochen. *54,12b <Gr:24> vgl. Sir 16,2 : (auch armAch 166) viele und wenige Söhne; s.o. S. 360. ~ 2) OESTERLEY leistet einer solchen Gleichschaltung Vorschub, indem er beide nebeneinander stellt und undeutlich verweist; vgl. auch die seltsamen Gedanken von ABRAHAMS, By-Paths in Hebraic Bockland 17-23. 3) Vgl. Kap. !.1.3, TEXTE 1.5.8; auch PFEIFFER, Ursprung und Wesen 108f. aramAch fehlt). 4) PERLES, Zu Sachau's I, 501. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) (wo 382 Kap. IV.7 *55,1 <Gr:29> vgl. Spr 27,3; Sir 22,14f.: (auch syrAch 57: von der leichteren Sandlast; s.o. s. 360. *56~II,2f. vgl.. Sir 8,1 (f .. ) ; PseuMen 61 (auch syrAch 52.73a Par aesAch) Vermeide den Kampf mit dem Stärkeren s.o. s. 360. <Gr:55> 56.II,8f. <Gr:60> vgl. Ps 75,8; Ijob S,lff.; Tob 4,19b; PseuMen 15 : vom erhöhenden und erniedrigenden. Got.t; aramAch ist jedoch sehr frgt. 56.II,l0 <Gr:61> vgl. Num 23,8 : Menschen verfluchen, Gott verflucht nicht. aramAch ist wiederum sehr frgt. 57.II,l4 <Gr:90> vgl. Spr 27, 7b : Hunger macht Bitteres süss. 57.II,l5 <Gr:91> vg 1. Spr 31 , 6 f .. : Brot (starkes Getränk) für den Leidenden. 58,17b <Gr:l09> vgl. Jer 9, 22c : aram J1)~ i~ln ~inV~ ~i~nv ib~~ hehr '1 itllV~ i"WV 77nn~ 7~ 7~ Kontaktpunkte zwischen syrAch 3 (und 33) und der spätbiblischfrühjüdischen Weisheitsliteratur (* = auch in aramAch) 2a (C) vgl. Sir 19,10a : (auch aesAch G, DENIS, Fragmenta 138a, 15ff.) Verschwiegenheit wird mit dem Ausdruck, ein "Wort in sich sterben lassen" beschrieben; s.o. s. 341. 6b (64b. 65) vgl. Sir 41,13 : Der. gute Name ist "für immer". 8 (26.92) vgl. Sir 9,8; Test Rub 4,6-6,4 (u. Kap.V. 2.2.1) u.ö.: Warnung vor dem Anblick einer gezierten Frau. 13 vgl. Tob 4,17 : Schenk reichlich von deinem Brot (und deinem Wein) beim Begräbnis der G~rechten ••• ; s.o. s. 375. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.7 383 16 vgl. Spr 13,20 Schliess dich den Weisen an, meide die Toren/Jungen. 17 (B) vgl. Sir 6, 7 : Erwirbst du einen Freund, erwirb ihn durch Erprobung ! 25 vgl. Spr 24,17: Fällt dein Feind, so freu dich nicht 26 s. bei 8. *32 vgl. Spr 23,12.14; Sir 30,llf.: (auch aramAch 53,3f. <Gr:3.4>) Empfehlung der Schläge als Erziehungsmittel; s.o. S. 359. 33 vgl. Sir 37 (B) zitiert Ex 21,17. *52 (73a) vgl. Sir 8,l(f.) :. (auch aramAch 56,II,2f. <Gr:55> Par aesAch) Vermeide den Kampf mit dem Stärkeren; s. o. s. 360. 55 vgl. Koh 9,16 Der Reiche gilt als weise, der Arme wird verachtet. *57.58 vgl. Sir 22,14f.; Spr 27,3 : (auch aramAch 55,1.2 <Gr:29.30>) Von der leichteren Sandlast; s.o. S. 360. 64a = Spr 27,10c LXX Vom nahen Freund und fernen Bruder. 64b.65 vgl. Sir 41,12f.; Koh 7 ,1; Spr 22,1 Vom guten Namen; s. bei 6b. 66 vgl. Sir 30,17; 41,2; Tob 3,6 Tod ist besser als schmähliches Leben. 67 vgl. Koh 7, 2-4 Trauer ist besser als Freude. 70 vgl. Sir 22,2lf. bes. 22b; 27,16-21 Wer die Geheimnisse des Freundes ausplaudert, verdirbt die Freundschaft; s. bei 2a. 71 vgl. Sir 19,16; 20,18; 25,8; 28,26 : Besser ist es, mit dem Fuss zu straucheln als mit der Zunge. 30,13~ vgl. bei *32. _ http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 384 72 Kap. IV.7 s. bei 2a. s. bei 52. 76 vgl. Sir 9,10 Ein alter Freund wiegt mehr als ein neuer. 79 vgl. Sir 8,7; PseuMen 18a : Freu dich nicht am Tod eines Gegners 83b vgl. Sir 4,26b (vgl. it vg) : Nicht gegen den Strom schwimmen 84 vgl. Spr 27,20b; Koh 1,8 : Das Auge des Menschen wird nimmer satt. 92 s. bei 8. 93 vgl. Ps 141,5 + LXX : Der Gerechte/Weise soll dich schlagen, vom Toren lass dich aber nicht salben. 94 vgl. Spr 25,17 Warnung vor häufigen Besuchen bei Nahestehenden. 33,100 vgl. Sir 27,25 : Wer einen Stein hoch wirft, trifft sich selbst auf den Kopf. 33,142 zitiert Ps 7,16; Spr 26,27; Koh 10,8; Sir 27,26; Tob 14,10c : Das Bildwort von der Grube und/oder Falle. Bei der Lektüre dieses ausgelesenen Vergleichsmaterials trifft man auf Schritt und Tritt ähnliche Bilder, Wendungen, stilistische Feinheiten. Man erkennt verwandte Gesichtszüge, ohne oftmals entscheiden zu kÖnnen, wer Vater, Bruder oder Oheim ist. Aber folgende Ueberlegungen lassen sich doch recht deutlich aus den Vergleichsstellen entnehmen : - Die biblisch-frühjüdischen Weisheitstraditionen bieten sich als bestes Vergleichsmaterial innerhalb des gegebenen zeitlichen und geographischen Raumes an. Das spärliche Material von VitAes 109f., das ja weitestgehend aus menandreischen Gnomolohttp://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 385 gien stammt, kann dies wiederum aus dem Gegenteil verdeutlichen, ebenso wie die Tatsache, dass "in the whole range of Syriac Literature there is no work of such strongly marked Hebrew cast as this Abikar legend" 5 AramAch hat die nächsten und die meisten Parallelen im Proverbienbuch, und zwar auch in den alten Sammlungen. Es spiegelt sich darin der gemeinsame altorientalische Ursprung. SyrAch jedoch zeigt vor allem zahlreiche Bezugnahmen zu Sir und Koh, welche somit nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich vermittelnd zwischen aramAch und den orVers stehen. So wie Tob zur Ausgestaltung des Erzählteiles beigetragen hat, so haben Sir und Koh ihren Part in der Vermehrung und Veränderung der weisheitliehen Teile mitgespielt. - Es ist besonders interessant, dass in den mit * bezeichneten Fällen die Traditionslinien von aramAch über die biblischen Parallelstellen bis zu syrAch (einmal armAch) durchgezogen werden können. Obwohl die Argumentation - wie immer im weisheitliehen Bereich im Einzelfall schwierig ist und zufällig wirken muss, kann der Blick auf das gesamte Material und die vielfachen Bezüge genügend Anhalt für die Behauptung finden, dass der biblischen Weisheit, vor allem Sir und Koh (und Tob) , ein ähnlicher Anteil an der Ausgestaltung von syrAch 3 zuzuschreiben ist, wie im Fabelteil von SyrAch 33 den damals umgehenden Sammlungen von Aesopfabeln. Das heisst aber auch, dass man in syrAch 3 mit Recht - wenn auch mit Vorsicht - einen Text sehen muss, in welchem spätbiblischfrühjÜdische Weisheitstraditionen weiterleben 6 • Die orVers müssen deshalb, trotz der komplexen Einleitungsfragen für eine weitergeführte "Geschichte der israelitisch-jüdischen Weisheit" Beachtung finden. 5) GINSBERG, Art.: Ahikar, The Jewish Encyclopedia 1 (1901) 289a. 6) VETTER, Das Buch Tobias (1905) 370: "Die literarischen Beziehungen ••. deuten auf das nachbiblische jÜdische Schriftentum, als dasjenige Gebiet, welches dem Achikarbuch sowohl inhaltlich als formell am nächsten verwandt ist." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 8, ACHIKAR UND DIE NEUTESTAMENTLICHEN SCHRIFTEN Bei den ntl. Schriften sind wir grundsätzlich in der gleiclien Lage wie bei Tob. Sie sind als literarische Zeugnisse und mögliche Bindeglieder zwischen aramAch und den orVers zu werten • . Es ist deshalb auch hier der methodische Fehler zu vermeiden, die orVers unkritisch in die vorchristliche Zeit hinaufzusetzen und damit eindeutige Vorbild/Abbild-Verhältnisse auch zwischen den orVers und dem NT zu schaffen. Dies geht höchstens für die "Geschichte" Achikars an, welche ja als Rahmenhandlung das stabile Element in der Tradierung darstellt. Die "Weisheit" Achikars in den orVers ist methodisch grundsätzlich als jünger als das NT zu werten. Man kann mit guten Gründen annehmen, dass die Geschichte vom hohen Beamten Achikar und seinem nichtswürdigen (Adoptiv-)sohn, mindestens in ihrer jüdischen Ausprägung, durch die Vermittlung von Tob 1 auch im 1. Jhd. n. zum Erzählgut der Juden Palästinas gehörte. Im gleichen Zeitraum ist Achikar in Qumran belegt . (4QTobarama.d) 2 . , entstand die Aesopadaptation der Achikarge- schichte im griechischen Raum und bezeugen die demotischen Papyri aus dem Fayum die Aktualität des alten Weisen. Ist nun in der neutestamentlichen Literatur und besonders in den Evangelien eine irgendwie geartete Präsenz des aramAch oder ein fassbarer Bezug zu den orVers hin zu finden ? Der doppelten Frage sei in zwei nacheinander folgenden Schritten nachgegangen 1) Vgl. HARRIS, Tob. and the NT 315-319; SIMPSON, The Book of Tobit 189, Anm.lO; SCHUMPP, Das Buch Tobias LXIf.; TORREY, The Aramaie in the Gospels 78; GRESSMANN, Vom reichen Mann und armen Lazarus 4. 2) S. o. Kap. 6, Anm. 7. (386) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.8.1, Punkt 1 387 8.1 Präsenz des aramAch im ntl. Schrifttum ? Gemeinsamkeiten zwischen den erzählenden Partien von aramAch (Pap 49-52.II) und dem Neuen Testament gibt es m.W. nicht. Ein Vergleich kann deshalb nur über syrAch Parr gemacht werden (s. Kap. 8.2), ohne dass dem fragmentarischen aramAch die entsprechenden Erzählelemente grundsätzlich abgesprochen werden sollten. Als Verbindungsstücke zwischen dem Logienteil von aramAch {Pap 53-59) und dem Neuen Testament sollen vier Beispiele aufgeführt werden, welche den Sachverhalt recht gut aufzuzeigen vermögen. Weitere oder weiterführende Parallelen sind kaum zu finden. 1) AramAch 57.I,l3f. <Gr:77>, vgl. aram 1W)7 ,~)j) ~V,Wi (n~, ni,) (n p)w WDW7 ,)i~ il1~ 17 (m,., n7, r np7 [, 1 ., n QMt 5,40Par: 13a b 14 13a Wenn ein Frevler die Zipfel deines Gewandes erfasst, lass es in seiner Hand ! b Darauf nähere dich Schamasch : 3 14 Er wird (jenem) das se.inige nehmen und dir geben. Mt -Sowohl im Pap wie auch bei Mt wird der gleiche Kasus angeführt Eine private Streitigkeit., die vor dem Richter enden könnte. Im konditionalen Teil besteht eine unverkennbare Parallele. Dass bei Jesus kein Nachsatz folgt, der Über den Umweg der göttlichen Gerechtigkeit 4 den im Vorsatz nachgiebigen Menschen wieder zu seinem Recht kommen lässt', ist typisch für seine Art Weisheit. Ebenso typisch ist es für HALEVY, wenn er den Sachverhalt mit diesen Worten beschreibt : "Apres 500 ans de vie latente notre maxime sapientiale d'Achikar emerge a la lumiere du jour transformee en 3) Nach NOELDEKE, Untersuchungen 18; MONTGOMERY, Seme Correspondences 428. 4) Schamasch als Gott des Rechtes kommt mehrmals in aramAch vor: Pap 53,15 <Gr:l2>; 56.!,13 <Gr:49>; auch 56.II,8f. <Gr:GO> ?; jedoch 56.II,l5 <Gr:66>: El als Rächer des Meineides (vgl. 57.II,l <Gr:78>). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 388 Kap. IV.B.l, Punkt 2 une Parole du Maitre (Herrnwort) <sie> imperative et demesurement grossie" 5 Auch ohne diese tendenziöse Bewertung zu billigen, kann man aramAch 57.I,l3 und QMt 5,40aPar eine gew~sse Aehnlichkeit zu- gestehen. Diese beweist aber weiter nichts. Im Verein mit anderen Beispielen zum Verhalten g~gen feindliche Menschen aus der altorientalischen Umwelt situiert aramAch jedoch das Mahnwort aus Q in den weiten Raum der damaligen vorderorientalischen Weisheit 6 • 2) In aramAch 54,1 <Gr:l3b> soll sich nach SACHAU schon "die neutestamentliche Vorstellung vom Himmelreich" 7 finden, während MONTGOMERY "a tempting similarity in the sound of words" mit Lk 12,33f. (Schätze im Himmel) findet 8 • Wie der Zusammenhang mit den vorausgehenden fragmentarischen Zeilen (Pap 53,16) und die Struktur des ganzen Spruches zeigt, ist jedoch die'Weisheit' (~no~n) das Subjekt, auf welches sich die Femininendungen be- ziehen : ~n ~n)~~o n,~p~. 1"~~~ [M~ ~n nJ~t!l) 10]~[V~ no~w ~~ [iV 1[~oJw::J. 1~t!liP ~V::J. ~~ (Dt. Uebers. o. S. 46) Viel eher als für die Himmelreich-Vorstellung ist hier ein Beleg innerhalb des semitischen Raumes für die sogenannte hypo~ 9 . stasierte'Weisheit' zu sehen • Der Weg bis ins Neue Testament müsste deshalb uber die frühjüdischen Weisheitsspekulationen 5) Les nouveaux pap. (1912) 75. Ein noch kühneres Argument bringt er zu Pap 57.1,2 <Gr:69>, den er mit starken Konjekturen zur "source de l'oraison dominicale" (Mt 6,12.14-lSr macht; vgl. auch MONTGOMERY, Same Correspondences 429. 6) Vgl. ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche 57f. 7) Pap. und Ostr. 163; vgl. HALEVY, Les nouveaux pap. notion evangelique du royaume celeste". 8) Same correspondence~ (1912) So: "source de la 428. 9) So als erster ALBRIGHT, The Goddess 285ff.; dann STORY, The Bock of Proverbs 334ff.; DONNER, Die religionsgeschichtlichen Ursprünge 12-16. - s. o. Kap. I.l.l, Anm. 9. I http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 389 Kap. IV.8.1, Punkt 3 nicht zur ßao~AE(a .~v oOpavwv, sondern führen 10 . zu -=>rnaoü~ oo<P Ca 3) In aramAch 56.I,l3 <Gr:49> steht : ,nn~ O~jj ~Mij~ O~j ,~n~~v Oiin~ ~ln~ . 1n nn~ ~~[~l a. n~i~ ~~ b. ij) ~~ c. Dies ist so zu Übersetzen Wer nicht stolz ist (von Oli) auf den Namen seines Vaters und seiner Mutter : nicht soll Scham(aschll auf ihn) scheinen, denn er ist ein böser Mensch I'iONTGOMERY findet jedoch in der ersten Zeile "a verbal identity" zu Mk 7,11 Par Mt 15,5 und "an undubitable parallel, in one word and in the spirit of the whole to our Lord's denunciation of the principle of Korban" 12 ~wpov 8 ~~v eE ~~ou ~~EAn8n~. L Dazu muss er jedoch den Beginn der Zeile, wo höchstens zwei Buchstaben weggefallen sind 13, durch einen Nebensatz ("If a man say") auffüllen, Olin~ als etymologische Variante von erklären und zudem O~j 111n~, "Vorteil" mit "zugunsten" Übersetzen, was dann er- gäbe : <Wenn einer sagt :>Nicht ist ein Vorteil zugunsten seines Vaters und zugunsten seiner Mutter, nicht soll ..• Diese bemühte Parallelisierung empfiehlt sich wohl kaum. - Im zweiten Teil des Verses (b.c) kann man eine zu QMt 5,45Par ähnliche Redeweise sehen und den "contrast to the broader wisdom 14 bemerken, dessen Vater "die Sonne über Gute und of Jesus" BÖse aufgehen lässt". Auch hier ist ein reeller Kontakt in der weisheitliehen Sprechweise vorhanden. 10) Vgl. den Ausblick in Kap. VI. 2. 11) s. o. Anm. 4. 12) Same Correspondences 429. 13) Vgl. SACHAU's und COWLEY's Ausgaben; bei UNGNAD, Aram. Pap. 75, scheint jedoch mehr Platz vorhanden zu sein. 14) MONTGOMERY, Same Correspondences 492. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 390 Kap. IV.8.1, Punkt 4 4) Gedankliche Aehnlichkeit ist noch zwischen dem gut gelungenen Wort aramAch 58,2f. <Gr:94> Par syrAch 3,53 (c)l5 : Wenn dein Meister dir aufträgt, Wasser zu bewachen, •.• (tu es sorgfältig, vielleicht will er) .•• Gold in deiner Hand zurücklassen, und der Parabel von den Talenten QMt 25,14-30Par mit ihrem Refrain E~, öoÜAe &yaat xal n~o•€, ÖA(ya ns;; nw•6s;;, enl. noAAWV oe xa•ao•now. ~nl. Beide Worte handeln vom Herrn und Untergebenen und spfelen mit der Inkongruenz von "kleinem Auftrag" und "grossem, unverhofftem Lohn" 16 • Hinweisen könnte man noch auf aramAch 53,7b.8 <Gr:7> (Skorpion als Speise, vgl. QMt 7,10Par), aramAch 56.II,2f. <Gr:SS> (vom Stärkeren, der das Gut deS Schwachen nimmt, vgl. Mk 3, 27Parr) und aramAch 56.II,8f. <Gr:60> (erhöhen und erniedrigen, vgl. QMt 23,12Parr), doch sind hier die Vergleiche noch schwieriger und z.T ist auch der Textbestand unsicher. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Weisheitslogien des aramAch vereinzelten Logien der Evangelien eine bessere Situierung in weisheitliehen Traditionen ermöglichen, ohne dass jedoch eine Abhängigkeit festzustellen oder Überhaupt die Präsenz der "Sprüche und Fabeln" von Elephantine in den Evangelien zu behaupten wä.re. Es muss nun aber die Frage auch in die andere Richtung gestellt werden : Welche Beziehungen bestehen zwischen den ntl. Schriften und den orVers ? Dabei muss die Unterscheidung, die wir schon Öfters zwischen dem recht stabilen Erzählrahmen und den mobilen Einzelworten in der Logiensammlung gemacht haben, stets vor Augen gehalten werden. 15) s. o. s. 361. 16) Auch hier spricht HALEVY, Les nouveaux pap. (1912) 77, sofort von einer "sour- ce11. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 391 Kap. IV.8.2, Punkte 1-3 8.2 Beziehungen zwischen dem ntl. Schrifttum und den orVers ? JAMES hat 1897 als erster in einer Fussnote die Vermutung geäussert, dass in der 1) Parabel vom bösen Knecht (Mt 24,48-SlPar) das schlechte Verhalten Nadans einen Widerschein finde (vgl. bes. syrAch 4,2; 5,4; 14,2f.; 32,10). "As the storywas clearly popular, and is also clearly pre-Christian i t would be no very strange thing, if the Parahle had borrowed a trait or two from it" 1 Der Anony- ? mus des Bulletins der RB 7 (1898) nimmt als erster diesen vorsichtigen Hinweis auf und sucht weitere Spuren 18 . Er findet eine recht nahe Parallele zu 2) syrAch 114 in 2Petr 2,22 : ~1ein Sohn, du warst wie jenes Schwein, das mit den Grossen ein Bad nahm. Im Bad angekommen wusch es sich; beim Hinausgehen sah es eine Pfütze und es ging hin und wälzte sich darin (Varianten bei C) • / ~ ' " 19 €Y~:; A.oucra]..Levn E:LG xuA.LO]..LOV ßopßopou. Zudem macht er den eher unglücklichen Vergleich von 3) syrAch 93 : Mein Sohn, lass dir von eine~ Weisen viele Stockschläge geben, dich aber von einem Toren nicht einmal mit wohlriechendem Oel salben ! mit der Szene Mk 14,3-9Parr, wo Maria von Magdala Jesus den 17) JAMES, Apocrypha Anecdota II, 158, Anm. 1. Eine längere Darlegung soll im GUARDIAN vom 2. Febr. 1898 (mir nicht zugänglich) erschienen sein.- S. auch BULTMANN, Geschichte der syn. Trad. 221. 18) 313, Anm. 1 (wahrscheinlich Pere LAGRANGE); vgl. McNEIL, Jesus and the Alphabet 227. 19) Die Parallelen, welche die Cambr.-Ed. LXIX, aus CLEMENS; Protr 92,4 und Strom 1.2,2; 2.68,3, heranzieht, gehen, wie PLUTARCH, De tuenda sanitate 14 (BABBIT II, 250f.), zeigt, auf einen Heraklit- und Demokritspruch zurück: DIELS, Fragmente der Vorsokratiker I, 154 (Herakleitos Frgt 13); II, 171 (Demokritos Frgt 147). Vgl. auch SMEND, Alter und Herkunft 75; VETTER, Das Buch Tobias (1905) 522f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.8.2, Punkte 4 + 5 392 Kopf (Mk.Mt; erst bei Lk.Jo : die Füsse) mit kostbarem Oel salbt 20 • Zutreffender ist sein drittes Beispiel, die hübsche Parabel von der unfruchtbaren Dattelpalme in 4) syrAch 135Par arabAch : syr : • arab Mein Sohn, du warst mir wie eine Palme, die am Wegrand stand, von der man aber keine Frucht pflückte. Ihr Besitzer kam und wollte sie ausreissen. Da sprach die Palme zu ihm : Gestatte mir noch ein Jahr und ich bringe dir Karthamen (=Safran). Ihr Besitzer antwortete : Unglückliche ! Du hast deine eigene Frucht nicht hervorgebracht, wie solltest du denn eine fremde hervorbringen Du warst mir, mein Sohn, wie die Dattelpalme, die am Flusse stand, aber keine Früchte brachte. Da ihr Besitzer nun kam, sie umzühauen, sagte sie : Versetze mich an einen ande·ren Ort; bringe ich da (auch) keine Früchte, so hau mich (wirklich) ab. Da erwiderte er An deinem eigenen Ort hast du nicht gut getan; wie wirst du das wohl an einem fremden ?21 Man ist tatsächlich an Lk 13,6-9, das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum, erinnert, wo allerdings die Pointe im Missverhältnis von aufgewendeter Arbeit und erhaltener Frucht liegt und ein Eingehen des Besitzers auf die Bitte um eine Jahresfrist nahegelegt wird. Schon in der 1. Aufl. der Cambr.-Ed. (1898) bezeichnet HARRIS die biblischen Parallelen 1) .und 2) als "sicher", und 4) als "wahrscheinlich" aus Achikar Übernommen. Er vermehrt dann die kleine Sammlung noch durch eine weitere Parallele zwischen 5) syrAch 34,lf., Nadans drastischem Tod, und den biblischen und frühchristlichen Traditionen vom Tod des Judas Mt 27,5; 20) Die eigentlich biblische Parallele ist jedoch Ps 141,5 LXX, wie HALEVY, Tobie et Akhiakar 59, nachgewiesen hat; vgl .. NOELDEKE, Untersuchungen 44. s. o. s. 384. 21) SyrAch (C), arm und sl-avAch haben nochmals eine andere Version: Bei ihnen steht die Palme am Ufer eines Flusses, sodass die Früchte ins Wasser fallen und so verloren gehen. "Das gibt keinen so guten Sinn, aber die Bezeugung ist viel besser" (NOELDEKE, Untersuchungen 50); dagegen VETTER, Das Buch Tobias (1905) 523ff.- s. auch BULTMANN, Geschichte der syn. Trad. 222. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.8.2, Punkt 6 Apg 1,18f. 393 - "and a new volume has accordingly been added to our Lord's library" 22 Einen Gegenschlag gegen diese Annäherungsversuche hat - mit dem prophetischen Bewusstsein des Folklore-Spezialisten im folgen23 den Jahr (1899) COSQUIN geführt . Da "Achikar" für ihn ebenso eine Sage ist wie das Tobitbuch, und in der Sagenforschung "allgemein menschliche" Gemeinsamkeiten keine Abhängigkeit zwischen verschiedenen Traditionen auszumachen vermögen, seien die versuchten Verbindungen zum neutestamentlichen Schrifttum, besonders zu 1) und 5), illusorisch. Nur "individuelle Züge sind ein sicheres Indiz für eine enge Verwandtschaft" 24 • HALEVY, der stets die Waffe zur Hand hat, erhebt sich gleich darauf im Namen der Exegese und deren "innerer Logik" gegen die "folkloristische Logik" COSQUIN's 25 . Seine eigenen Vergleiche bringen es mit sich, dass die Sammlung von Parallelen zwischen . syrAch und den ntl. Schriften noch um einige weitere Stellen .. 26 vergrossert wird 6) syrAch 33,134 : Nadan bittet innerhalb der Strafrede Achikar um Barmherzigkeit und gibt folgende Begründung : Selbst wenn ein Mensch gegen Gott sündigt, so vergibt dieser ihm die Sünde; so vergib auch du mir jetzt, und ich werde dein Schlachtvieh pflegen und deine Schafe und Schweine hüten. Dann wird man mich einen schlechten und dich einen gut.en Menschen nennen. 22) Cambr.-Ed. LXII-LXXIII, Zit. LXIII; ebenso enthusiastisch NESTLE, The Story of Ahikar (1899) 277. 23) Encore 1' "Histoire du Sage Ahikar" 521-531. COSQUIN' s erster Aufsatz in der gleichen Nummer der RB, Le livre de Tobie et l'histoire du Sage Ahikar 50-82, erschien gerade vor Cambr.-Ed., deren Antwort in der 2. Aufl. (1913) sicher ungenügend ist. 24) Ebd. 521. 25) Tobie et Akhiakar 54: "En face de cette logique folkloriste, qui se transforme par l'imagination selon la nature du milieu oü le hasard la conduit, se place la logique interieure, e X e g B t i q U e, qui montre le lien indissoluble des elements les plus minutie.ux du conte avec les .idees courantes d' u n s e u 1 m i 1 i e u et avec le sens des noms propres des acteurs qui les incarnent." Vgl. auch NAU, Histoire 21, Anm. 1. 26) Die Parallele zwischen Nadan's und Judas' Tod (Beispiel 5) schliesst er, mit COSQUIN, Le livre de Tobie 76, aus. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 394 Kap. IV.8.2, Punkt 7 HALEVY findet diesen Spruch - :im ein "precepte general" 27 umgewandel~ - in Mt 6,14f. (vgl. Mk 11,25f.) und in der Vater-Unser- Bitte Mt 6,12Par wieder, in welchen ebenfalls von einer Entsprechung zwischen göttlicher und menschlicher Verzeihung die Rede ist. Bei den ntl. Stellen ist jedoch das menschliche Verzeihen als B e d i n g u n g für die Erlangung der Verzei~ hung durch Gott angeführt, während in syrAch - wie etwa bei Lk 6,36 - die göttliche Haltung V o r b i 1 d für die mensch- liche Haltung des Verzeihens ist. - Stärker ist man an Lk 15,18f. erinnert, wo der "verlorene Sohn" sich zu sagen vornimmt : Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel (=Gott) und vor dir. Ich bin nicht mehr·wert, dein Sohn zu heissen; halte mich wie einen deiner Taglöhner. Doch darin eine "evangelische Transformation" 28 der Nadanbitte zu sehen, ist methodisch unberechtigt, da dieser Schluss auf einer voreiligen Entscheidung über die Abhängigkeitsverhältnisse beruht. 7) syrAch 3,28 vgl. Mt 5,38-47Par syr : Begegnet dir dein Feind mit BÖsem, so begegne du ihm mit Gutem (C : Weisheit) ist nach HALEVY·wiederum "source positive du principe evangelique ordonnant de rendre le bien pour le.mal" 29 , welches in den Versen der Bergpredigt jedoch mit ganz anderen Worten beschrieben ist. Die Vergeltung des BÖsen mit Gutem ist eine Forderung, die sich vielfach im weisheitliehen Schrifttum belegen lässt, sodass die Behauptung einer direkten Beeinflussung - in welcher Richtung auch i~er - willkürlich ist. Der Vergleich vermag nur einmal mehr darauf hinzuweisen, wie stark der ganze Q-Abschnitt von der "Feindesliebe" in weisheitliehen Traditionen steht; schon aramAch 57.I,l3f. <Gr:77> und aramAch 56.!, 13b.c <Gr: 49> .haben ja auf QMt 5,40Par bzw •. 5,45Par hingewiesen. 27) Tobie et Akhiakar 62 •. 28) Ebd. 64. 29) Ebd. 70. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.8.2, Punkte 8-10 Es ist deshalb 395 bei keinem der aufgeführten Texte möglich, sich der Folgerung HALEVI's anzuschliessen, dass Achikar "die Quelle mehrerer Sprüche und Parabeln (gewesen ist) , welche bis jetzt als exklusives Eigentum des NT's erschienen sind" 30,und nochviel weniger zwischen den genannten Logien ein Verhältnis von Modell 31 (Ach) und Nachahmung (Jesus) zu behaupten . Es kann nur darum gehen, die Situierung sowohl der Achikar- wie auch der Jesuslogien im weisheitliehen Denken besser zu ermöglichen. Dazu können noch folgende vergleichbare Stellen herangezogen werden : 8) syrAch 33,110 (C) vgl. Mt 25,14-30Par : Das Gleichnis vom Acker, der seinem Besitzer nur "Mass um Mass" bringt,und das Gleichnis vom unrentablen Knecht, der seinem Meister gleich viel zurückgibt, wie er erhalten hatte. 9) syrAch 3,31 vgl. Lk 14,12-14 syr : Mein Sohn, nimm jenen bei dir auf, der niedriger und weniger reich ist als du; wenn er dann geht und dir nichts zurückerstattet, wird Gott dir zurückerstatten. In Lk wird die gleiche Empfehlung mit der gleichen Begründung gegeben, wobei aber eine eschatologische Nuance beigegeben wird (tv •fl &.vao"tctOe:L "'CWV ol.xaCwv). 10) armAch 198 vgl. QMt 7, 12Par .: Goldene Regel. Der Armenier geht hier aber auf jene negativ formulierende Traditionslinie zurück, wie sie schon bei Tob 4,15a und Hillel, Philo u. anderen anzutreffen war 32 Alle bis jetzt näher behandelten Vergleichsstellen kommen aus 30) Er führt noch syrAch 3,4 Par Mt 16,19 (Apk 5,5) an. Aber wo ist denn hier ein Vergleichspunkt zwischen der Anweisung Achikars, wie man mit Dokumenten umgehen soll, und der prophetischen "Schlüsselübergabe" Jesu an Petrus ? Den Gipfel unverfrorener Parallelsetzung erreicht HALEVY wohl, wenn er syrAch 33, 129 (C) (von der Ziege, die "nicht zu ihrer Zeit" ins Schlachthaus geführt wird) mit der johanneischen "Stunde" (Joh 2,3; 13,1) vergleicht. 31) Ebd. 61. 32) S. o. Kap. III.4, Anm. 1. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 396 Kap. IV.8.2, zu Punkt 1 einem der beiden didaktischen Teile der orVers 33 . Sie zeigen immerhin, dass in den evangelischen Sprüchen manchmal eine ähnliche Form von Weisheit zum Ausdruck kommt wie in den Achikarlogien. Es bleibt jetzt noch zu fragen, ob sich in den Evangelien Kontaktpunkte zur Achikar-Geschichte finden lassen. Hierbei ist es methodisch möglich, eine Beeinflussung auf die Evangelien anzunehmen, da ja die Erzähltraditionen von Achikar und seinem bösen Sohn als in ntl. Zeit bekannt vorausgesetzt werden kÖnnen. zu 1) Nadan und der "bÖse Knecht" QMt 24,45-51Par Die Q-Tradition, welche ursprünglicher bei Mt erhalten ist, spiegelt eine frühe Glaubenssituation der Q-Gemeinde, in welcher die Parusie zwar fest erwartet, aber schon mit einer Verzögerung gerechnet wird, aus der die Forderung zur Wac~samkeit entspringt 34 35 Darüber hinaus ist aber Grund genug vorhanden_ , eine Komposition zweier vormals getrennter Logien, vv. 45-47 und 48-51 zu erkennen. Ihre formale Struktur ist grundverschieden 45 Direkter Fragesatz (nach dem 48f. Tt LO"t"O(; ooÜA.o(; Ka.'t cpp6v L].J.O(;) 46 Makarismus auf den OOUAO(; Konditionaler Nebensatz mit indirekter Rede und parataktischen Erzählelementen 50,5la Parataktischer Hauptsatz E'KE:~ VO(; ( 47 Abschluss mit Ö].J.~V &.lJ.llV, A.~yw (5lb mat.-Red., vgl.. 13,42.50: 22,13 u. ö.) Auch die Aussagen der beiden Logien sind stark voneinander verschieden. Besonders auffällig ist ja, dass in 24,45-47 der Faktor Zeit keine Rolle spielt, solange man den Ausdruck ~A.~~ 8 KOPLO(; nicht christologisch interpretiert. Der zweite Teil 33) ArmAch 2fin (Cambr.-Ed, 26): Vergleich mit getünchtem Grab, vgl. Mt 23,27, und armAch 3,186 (vgl.Eph 5,28; auch'Gen 2,24) sind christliche Eintragungen, welche beLffi Armenier auch sonst öfter vorkommen.- Vergleiche zudem syrAch 3,24 (C) mit lKor 5,11 und syrAch 78 mit dem Bildvergleich in 2Tim 4,17 (Ps 22,22). 34) Vgl. SCHULZ, Q, Die Spruchquelle 271-277. 35) Trotz JUELICHER's gegenteiliger Behauptung, Die Gleichnisreden 146. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 397 Kap. IV.8.2, zu Punkt 1 gestaltet jedoch eine kleine Geschichte von "jenem", also scheinbar bekannten (!), rnodellhaft bösen Knecht, der den Zeitpunkt der RÜckkehr seines Meisters falsch einschätzt und deshalb seine frisch erlangte Machtposition missbraucht. So rhetorisch der erste Teil den schon fast zum urchristlichen Gemeindevorsteher stilisierten "treuen und klugen Knecht" beschreibt 36 , so konkret ist der zweite arn erzählerischen Detail interessiert. Zur Beschreibung des bösen Knechts scheinen dem Autor typische Elemente vorzuliegen, die sich ihm spontan aufdrängen, auch wenn dadurch der Parallelismus der beiden Bildteile zerstört wird. Und es ist in unserem Zusammenhang nicht allzu Überraschend, dass gerade diese gleichen Elemente bei jenem Typ des bösen Menschen vorkommen, den Tob mit Nadan bezeichnet und dessen pietätsloses Treiben in den orVers beschrieben wird. Es sind dies : - das Schlagen der Mitknechte (und Mägde) : syrAch 4,2; 14,2 - ausgelassenes Treiben bei Essen und Trinken : syrAch 14,2 -unerwartete RÜckkehr des Meisters: syrAch 20,lf.; 32,9 -grausamste Bestrafung (vgl. auch Lk 12,47f.) 37 : syrAch 32,10 - Tod und jenseitige Strafe : syrAch 34,lf. Natürlich sind diese inhaltlichen Uebereinstimmungen eine "sehr äusserliche Sache". Aber ist tatsächlich "daraus doch sicher nichts weiter zu schliessen, als dass beide Schilderungen völlig lebenswahr sind", da sie "an denselben nationalen und sozialen Hintergrund sich anlehnen" 38 ? Meines Erachtens braucht es einen stärkeren Grund, der zu einer ähnlichen Abfolge von fünf inhaltlichen Elementen führt als nur die gleiche Urnwelt 39 , umsernehr als im Text von Q ein den formalen Parallelismus störender Ein36) Vgl. Ps 145,15b Par 104,27. 37) "Ueber die Dichotomia an unserer Stelle ist unglaublich debattiert worden" (JUELICHER, Die Gleichnisreden 152). ALxo-roue:~v kann drei hauptsächliche Bedeutungen haben: 1) zweiteilen (eine persische Marterart); 2) hyperbolisch: einen grässlichen Tod bereiten; 3) von der Gruppe abtrennen, ausschliessen, vgl. lQS 2,16 (Wurzel ni~). Die Interpretation von HARRIS, Carnbr.-Ed. LXIV, der mit dem "Auseinanderbersten" des Judas vergleicht, ist unmöglich. 38) VETTER, Das Buch Tobias (1905) 529.530. 39) Ob Überhaupt von demselben "nationalen und sozialen Hintergrund" gesprochen werden kann, ist sehr zweifelhaft. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 398 Kap. IV.8.2, zu Punkt 5 fluss inhaltlicher Art festzustellen war. Es ist deshalb recht gut möglich, dass zwischen dem bösen Nadan und dem bösen Knecht eine eigentliche Verwandtschaft besteht. Leider brechen die aramäischen Fragmente gerade vor der Szene ab, die uns hier interessiert. Die Stellen in Tob lassen von ihr natürlich nichts verlauten, und die Aesopvita hat nur die karge Bemerkung : Ö oE:"HA.~o~;; (W: A"tvo~;;) na.p{A.a.ßev •nv ö~o(xno~v 1:ou Alo~nou. Wenn man bedenkt, dass die orVers an zahlreichen Stellen kräftigere .Farben auftragen als der doch recht einfache ararnAch, dass ihren Autoren also Achikar-Traditionen (wie z.B. dernAch Kairo) vorlagen, die schon stark mit erzählerischen Details ausgestaltet waren, so kann man annehmen, dass eine ebensolche Achikartradition bei der Prägung von QMt 24,48-51Par Pate gestanden hat. Dann wäre ein erster Punkt gewonnen, wo die Achikar-Geschichte in der Wort-Tradition der Evangelien eine schwache Spur hinterlassen hätte. Zu 5) Der Tod Nadans und Judas'Mt 27,5 und Apg 1,18 HARRIS' Vergleich der Todesarten der beiden "bösen Menschen" hat sowohl vehementen Widerspruch als auch vorsichtige Infragestellung und zögernde Uebernahrne hervorgerufen. Die meisten Autoren stützen sich dabei auf die kurzen Ausführungen der Carnbr.-Ed. LXVIf., ohne die ausdrücklich diesem speziellen Problern gewidmeten Aufsätze von HARRIS einzubeziehen 40 • HARRIS macht darin folgende, sicher zutreffende Beobachtungen -Die beiden Traditionen über den Tod des Judas in Mt 27,5 (avex~Pnoev xa.L ~neA.a@v &n~yEa.•o) und Apg 1,18 yev6~evo~;; tA.~xnoev ~{ao~;;, xa.\ ~~ex6an n~v•a. 1:a (npnvn~;; onA.~yxva. a.D1:ou) können und dürfen nicht harmonisiert werden. Die alten lateinischen Versionen 41 und die "fantastic efforts of harrnonization" 40) Did Judas really 490-513; St. Luke's Version 127-131? vgl. METZGER, A Textual Commentary 286f. 41) Die Itala (nach AUGUSTINUS, Contra Felicem 1,4; ZYCHA II, 805) fügte in Apg 1,18 "collum sibi alligavit", und die Vulgata "suspensus" ein. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 399 Kap. IV.8.2, zu Punkt 5 einiger Kirchenväter 42 und Schriftsteller bis in die neueste Zeit zeigen deutlich, dass beide Stellen schon immer als widersprüchlich empfunden wurden. Sie müssen als zwei verschiedene, aber gleichwertige Traditionen angesehen werden. - Bei APOLLINARIS von Laodicaea (4. Jhd.n.) ist von PAPIAS von Hierapolis (ca. 60-130 n.) ein Fragment (Nr.III) erhalten 43 , welches eine völlig verschiedene Tradition vom Tode des Judas vertritt. Danach hätte Judas als ~{ya o€ &oEßECa~ 0n66E~y~a ;;,EV TOUT~ / " / . b ·~ xo~~ we~tergele t, sein Leib sei aber in solchem Masse angeschwollen (npno3E(G), dass er eine Stelle, die leicht mit einem Wagen passiert werden konnte, nicht zu durchschreiten vermochte. Dann folgt eine grausliche Beschreibung des vollständig aufgeschwollenen, stinkenden Judas, d.er nach ·langen Qualen an einem Ort stirbt, "durch welchen man bis zum heutigen Tag nicht gehen kann, ohne mit den Händen die Nase zuzuhalten". Die ätiologische Sage ist offensichtlich. - Die Lesart npno3EC~ anstelle des schwierigen npnvn~ YEVb~Evo~ ist auch in der armenischen und altgeorgischen Version für Apg 44 1,18 belegt Der weitergehende Schritt in HARRIS' Argumentation, nämlich die Ersetzung des ' npnvn~ I' YEVO~Evo~ durch npno3EC~ und damit die Behauptung einer direkten Uebernahme der Legende von Nadans Tod in eine erste, vorlukanische Fassung vom Tod des Judas, welche sich dann in drei selbständige Traditionslinien (Mt, Apg und PAPIAS) ausgestaltet hätten, scheint mir jedoch allzu hypothetisch zu sein. Das Gewicht aller griechischen Texte ist zu gross und das schwierige npnvn~ YEVO~Evo~ ist nach den Regeln der Textkritik ein sichererer Ausgangspunkt 45 • Unabhängig von dieser 42) HARRIS, Did Judas really 496. Seine Beispiele (Eusebius, 3./4. Jhd. n.; Ephräm, 4. Jhd. n.; Ischodad von Merv, 9. Jhd. n.; Theophylakt, 11. Jhd. n.) sind äusserst aufschlussreich. 43) FUNK/BIHLMEIER, Die Apostolischen Väter I, 136f. (= ALAND, Synol'>sis 470). 44) METZGER, A Textual Commentary 286. 45) Ibid., gibt Wertung A ("virtually certain"). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 400 Kap. IV.8.2, zu Punkt 5 letzten Argumentation bleibt aber eines sicher : Der Tod des Judas hat in der frühchristlichen legendarischen Ausgestaltung eine ähnliche Form bekommen wie der Tod Nadans in den orVers. Vom Anschwellen bis zum Zerplatzen wird aber in den älteren Textzeugen, sowohl der biblischen (Tob, Mt, Apg) wie der AchikarTraditionen (aram, dem, aes), n i c h t s gesagt 46 In aramAch und dernAch fehlt leider die Stelle wiederum; in Tob wird zwar von einer Vergeltung an Nadan xa•a npÖownov Achikars gesprochen, aber die Todesart ist aus den beiden Bildern von der Finsternis und .der Falle nicht ersehbar; bei Aesop liegen zwei Varianten vor : In G stirbt Linos kurz nach der Strafrede, weil er das Leben nicht mehr ertragen konnte (anoxapTgpnoa~ Tou ß(ou ß.nbcn!;gv, vgl. Pl) , während in W Aionos seinem Leben durch Erhängen ein Ende macht (anoxpn~v~o~~gvo~ ~auTbv ~gTnAAa!;g TÖv ß(ov). W hätte wohl für Mt das Motiv abgeben können 47 , aber jedenfalls nicht für die Apg und die Papias-Legenden. Für die jüngeren Textzeugen, sowohl den biblischen (arm. und altgeorg. Version zu Apg 1,18), wie den Achikartraditionen (orVers) ist nun aber in ungefähr dem gleichen Zeitraum das gleiche Motiv vom Anschwellen und Zerplatzen des BÖsewichts belegt. Vielleicht haben dazu die jüdische Prozedur des "fluchbringenden Wassers des bitteren Wehs" 48 oder die wenigen Zeugen von Elephantiasis 4.9 46} Dass npnvnc = npncr&ELG bedeute, ist umstritten; vgl. Ebd. 287, Anm. 21. 47} Mt scheint aber eher den Selbstmord Ahitofel's (2Sam 17,23} im Auge zu haben; vgl. BOISMARD, Synopse II, 410. 48} Num 5,27 LXX: KaL npncr&ncrE•a• •nv KOLACav KaL ÖLaTIEOE~•a• b unp6c au•nc; vgl. PHILO, SpecLeg 3,52-62; JOSEPHUS, Ant 3,270-273; die Mischna Sota, bes. 1,7; 3,4. Die viel umfangreichere Tosefta dazu bezeugt das lebhafte Interesse der Rabbinen an der Diskussion dieses Themas, welches anscheinend zum beliebten (!} akademischen Disputierstoff geworden war. Das Ordal wurde ja nach Sot 9,9 schon von R. Jochanan ben Zakkai wegen der Häufigkeit des Ehebruchs abgeschafft, s. BIETENHARD, Sota 6-8. Im Protev des Jakobus 16 (um 150 n.} werden Maria und Josef der"PrÜfung unterzogen ! In der legendarischen Ausschmückung wird also das ursprünglich nur für die Frau geltende Gottesgericht auch auf den Mann angewandt. Nadan wäre kein Einzelfall. - Ps 109, dessen VV. l8f. das Ordal von Num 5,24.27 bildlich aus9estalten, könnte hier eine Vermittlerrolle gespielt haben, besonders weil l09,8b ("sein Amt erhalte ein anderer"} im Kontext des Geschehens um Judas (zit. in Ap9 1,20} eine Rolle spielt. 49} Vgl. ARTAPANOS, Frgt 3,20: "Chenephres sei als erster von allen Menschen an der Elephantiasis gestorben". PLUTARCH, Quaestiones convivales 8.9,1 (MINAR 187}, nennt Asklepiades v. Prusa (1. Jhd. v.} als frühesten Zeitpunkt. Unter den unechten Fragmenten des DEMOKRITOS wird mehrmals eine Abhandlung Über Elephantiasis und Hydrophobie genannt; diese Andeutungen gehen jedoch wohl http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV. 8. 2 401 mitgeholfen; jedenfalls ist es eine interessante Berührung im Motiv, welche zwischen Nadans und Judas' Tod in diesen späteren Texten festzustellen ist. Wenn man bedenkt, dass beide Texte in christlichen Kreisen des kleinasiatischen und syrischen Raumes umliefen, ist eine Transponierung des Motivs nichts Befremdliches mehr. Aber auch hier kann nicht gesagt werden, in welcher Richtung transponiert wurde. So kann man - wenn auch mit grosser Vorsicht - an einem zweiten Punkt der ntl. Schriften einen Zusammenhang mit der Gestalt des bösen Menschen Nadan sehen. McNEIL hat neuestens in der urchristlichen Literatur eine dritte Kontaktstelle zu entdecken vermeint 50 . In der Kindheitserzählung des Thomas 51 will ein Lehrer namens Zachäus dem kleinen Jesus die Geheimnisse des Alphabets beibringen. Nachdem er ihm "alle Buchstaben vom A bis zum 0 in langer Aufzählung und eindringlich" vorgeführt hat, blickt ihn Jesus an und sagt : "Wenn du selbst nicht einmal das A seinem Wesen nach kennst, wie willst du andere das B lehren? ••. Darauf fing er an, den Lehrer über den ersten Buchstaben auszufragen, und er vermochte ihm nicht zu erwidern" (6,3). Die christologische Evidenz, die dem Lehrer in seiner schmählichen Situation dann aufgeht, ist : "Dieses Kind ist nicht erdgeboren. Das kann auch Feuer bändigen. Es ist wohl gar vor der Erschaffung der Welt gezeugt worden !" (7,2; vgl. 7, 4) • Diese alte Erzählung, die schon IRENAEUS, Adv. haer. 1.20,1 (KLEPPA 62), kannte, soll nun syrAch 33,137Parr zur Quelle haben52 : Mon fils, on a conduit le loup a l'ecole pour l'y instruire. Le maitre lui dit alors : Dis A; alors auf BOLOS v. Mendes (3. Jhd. v.) zurück (vgl. DIELS, Fragmente der Vorsokratiker II, 215f.). Siehe auch PREUSS, Biblisch-talmudische Medizin 217 (zur "Auftreibung des Leibes") . 50) Jesus and the Alphabet 126ff. 51) HENNECKE/SCHNEEMELCHER I, 294f. 52) Vgl. Cambr. -Ed. 127 (syr); 160 (arab); 54 (arm). Ich habe den neusyrischen Text in der Uebersetzung von NAU, Histoire 252, Anm. c, gewählt, weil dort das Wortspiel am deutlichsten ist. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 402 Kap. IV.8.2 le loup repondit et dit : Agneau. Ensuite le maitre lui di t : Dis B; alors le. loup di t : Brebis. Il dit ce qui etait dans ses pensees. Die verbindende Gemeinsamkeit der beiden Texte stelle "the radical dissimilarity" (128) zwischen Lehrer und Schüler dar. Beide Male will der Lehrer die Buchstaben beibringen, beide Male enthÜllt sich der Schüler als Wesen einer ganz anderen Grössenordnung. Auf dieser Abstraktionsstufe mag das stimmen, doch darf nicht übersehen werden, dass die Episode bei Thomas erzählerisch ganz anders läuft. Beeinflussung muss aber auf der Ebene der konkreten Erzählung nachgewiesen werden. Strukturelle Parallelität bedeutet ja keineswegs quellenmässige Abhängigkeit. Zusammenfassung Das Logiengut von aramAch und den orVers kann dazu dienen, ntL Jesusworte besser im weisheitliehen Kontext zu .situieren und in 'ihrer Eigenart zu erkennen. Der älteste Beleg von der zum Himmel e~höhten'Weisheit' im jüdischen Bereich (aramAch 54,1; Kap. 8.1, Beispiel 2) ist sowohl für die Verbindung von Weisheitswort und Weisheitsspekulation wie auch für die Frage nach der personifizierten'Weisheit' interessant, welche beide in der Quelle Q bedeutsam sind. Direkte Abhängigkeiten lassen sich .aber nicht feststellen. Nur im Gleichnis vom bösen Knecht und in den späteren Ausmalungen des Todes des Judas (Papias, arm., altgeorg. Version von Apg 1,18) spielen wahrscheinlich Erinnerungen an die Achikarerzählung, besonders an die Gestalt des bösen Nadan mit. Vielleicht besteht auch zwischen dem Wort vom Schwein (Kap. 8.2, Beispiel 2) und 2Petr 2,22, und zwischen der Parabel von der unfruchtbaren Dattelpalme und derjenigen vom unfruchtbaren Feigenbaum (Beispiel 4) ein motivgeschichtlicher Bezug. Die gattungsmässige Aehnlichkeit, die zwischen den Evangelien und der Achikarerzählurig besteht53 , weist von der formalen Seite her auf die beidseitige gemeinsame Beheimatung in der erzählenden Li;teratur des vorderen Orients hin, innerhalb der die genannten inhaltlichen Bezüge verstehbarer und kohärenter werden. 53) Hervorgehoben von GRESSMANN, Vom reichen Mann und armen Lazarus 4; SCBMIDT, Die Stellung der Evangelien in der allgemeinen Literaturgeschichte 63ff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 9, ACHIKAR IM RABBINISCHEN SCHRIFTTUM Es ist ein erstaunliches Faktum, dass die "Geschichte" Achikars ausser bei Tob im frühjüdischen und rabbinischen erzählerischen Schriftturn keine.direkten Spuren hinterlassen hat 1 • Kaum eine andere Randgestalt der biblischen Traditionen hätte sich durch ihre Herkunft besser dazu geeignet, die Übergrosse Weisheit des Volkes Israel vor den angrenzenden VÖlkern Assyriens und Aegyptens zu vertreten als die im antiken Leben so weit verbreitete und in beiden genannten Ländern bezeugte Gestalt des-weisen Achikar. Aber die Geschichte vorn treuen Vasallen, der um seinen eigenen Nachfolger bemüht ist, dessen Intrigen zwar zuerst erliegt, darauf aber urnso siegreicher wieder in die Dienste des KÖnigs eintritt und dessen politische Interessen im Ausland (Aegypten) vertritt und wahrt - diese Geschichte konnte in der letztlich religiös interessierten Literatur des Frühjudenturns nie heimisch werden. Tob gelang eine Interpretation der Achikargestalt nur, indem er sie -mit einiger MÜhe - zum Typus des gerechten Juden in der Diaspora urnrnodellierte und die ganze farbigere Seite der Weltweisheit Achikars vernachlässigte. Und diese doch recht blutleere Gestalt hatte nicht mehr die Kraft, eine volkstümliche Traditionsbildung oder mindestens eine apologetische Ausrnünzung 2 hervorzubringen. Andere zentralere Gestalten 1) Vgl. GUTMAN, Art.: Achikar, Encyclopaedia Iudaica 1 (1928) 726f.; GASTER, Contributions 317. Das gilt auch für die islamische Literatur, vgl. NOELDEKE, Untersuchungen 25. Ob FRAYHA, AhLqär (Publications of the Faculty of Arts and Sciences, Syria:n Protestant College, Oriental Series 40), Beirut 1962, diesen schlecht erforschten Aspekt weiterführend behandelt, ist mir unbekannt, da mir sein arabisch geschriebenes Werk unzugänglich war. Zur seltsamen Gestalt des Lokman in der 31. Sure des Korans, vgl. HARRIS, Cambr.-Ed. LXXIV-LXXXI; NAU, Histoire 68-72.119-133; auch LEROY, Vie, Preceptes et Testament de Lokman 225. Für die Behauptung von NAU, dass Mohammed in seinem freizügigen Gebrauch von jüdischen und christlichen Legenden auch den Achikar Übernommen und in Lokman umbenannt habe, fehlen beweiskräftige Texte; vgl. die Diskussion und das Urteil im grossen Kommentar von SI BOUBAKEUR ~ZA, Le Ceran II, 828-832, und 836 (zu Vers 18: "le mystere de Luqm§n demeure entier"). 2) Ih syrAch 1,3-5 des Berliner-Manuskripts ist ja ein Ansatz zu monotheistischer Propaganda vorhanden, die sich allseitig mit der Übrigen Erzählung stösst. Ohne HALEVY's tendenziöse Interpretation (s. o. Kap. 6, Anm. 31) zu übernehmen, (403) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 404 Kap. IV.9, Punkt 1 der biblischen Tradition,Henoch, Abraham, Josef, Mose und Salomo, liefen ihm in dieser Zeit den Rang ab 3 • Mit der oberflächlichen Judaisierung verlor Achikar als Einzelfigur seine Attraktivität, ganz im Unterschied zur Entwicklung im griechischen Bereich, wo Achikar in der gründlicheren Adaptation auf Aesop seine Lebenskraft und Farben zu behalten vermochte. Trotzdem sind auch in den rabbinischen Schriften Berührungspunkte zu den Weisheitsworten Achikars zu finden. Mehrfach schon wurde von Autoren auf paralleles Spruchgut hingewiesen 4 , doch sind wir damit auf noch schwierigerem Boden als bei den vorausgehenden, zeitlich immerhin näher beisammen liegenden Vergleichungen. GASTER vermutet viel unbenutztes Vergleichsmaterial in der hebräischen Parömiologie und verweist dann auf AbRN (s.o. Kap. III. 2) und die allerdings späten Werke llil l1 lltl/VO und Pirqe deR. Eli'ezer (beide 9. Jhd. n.). Keine seiner Parallelen hat aber irgendwelchen spezifischen Wert für den Beweis seiner Ansicht, dass Achikars Lehren "undoubtedly -is an imitation of those old 'Wills'" 5 • Auch HALEVY benutzt fortwährend die rabbinischen Schriften, um aramAch und die orVers in einen jüdischen Kontext zu verankern 6 • -rm unendlichen Material der beiden Talmude und des haggadischen Schrifttums liegen bestimmt noch viele weitere Parallelen verborgen, welche ein Geflecht vielseitiger Bezüge sichtbar machen könnten. Als ausgewählte Beispiele seien nur folgende, nähere Verwandte angeführt : 1) syrAch 19 (C) = GenR 44,2 : R. Levi (Pal., um 300 n.) sagte Solange die Sandale an deinem Fuss ist, tritt nieder den Dorn ! könnte man darin ein spätes Relikt aus der jüdischen Umformung der Achikartraditionen sehen. Vgl. auch 4Q OrNab, s_. o. Kap. I.3, TEXT 65. 3) Siehe bes. bei Kap. II. 4) NAU, Histoire 66f.; GINSBERG, Art.: Ahikar, The Jewish Encyclopedia 1 (1901) 289b; GASTER, Contributions 317; HALEVY, Les nouveaux pap. 37-78.153-164. Die beiden jüdischen Werke von YELLIN, c~nn ,p,n~ ,~o, Berlin 1923, und MASSEL (~tO), The Story of Ahikar, New York 1904, sollen weiteres Material bieten, waren mir aber ebenfalls nicht zugänglich. 5) Contributions 317. 6) Siehe ,Anm. 4. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 405 Kap. IV.9, Punkte 2-6 2) syrAch 58 (vgl. aramAch 55,1.2 <Gr:29.30>; Sir 22,14f.) bBB 98b vermeint Sir zu zitieren, nimmt aber die parallele Formulierung aus Achikar auf : So heisst es auch im Buch Ben-Sira : Alles wog ich auf der Waage und fand nichts leichter als Kleie; leichter als Kleie ist ein Bräutigam, der im Haus seines Schwiegervaters wohnt; leichter als ein solcher Bräutigam ist ein Gast, der einen anderen Gast mitnimmt; und leichter als ein solcher Gast ist derjenige, der antwortet, ehe er noch hörte (dann folgt Zit. von Spr 18,13). Vgl. bJeb 52a, wo Rab = Abba Arikha (Bab. gest. 247) die Strafe der Geisselung für einen solchen Bräutigam verhängt. Vgl. oben S. 360. 3) syrAch 68 zitiert das gleiche Volkssprichwort wie KohR 4,6 § 1: Besser ist ein gefangener Vogel als hundert fliegende. 4) syrAch 83b (vgl. Sir 4,26b) : In GenR 44,15 tradiert R. Abba b. Kahana im Namen seines Freundes R. Levi (Pal., um 300 n.) einen ähnlichen, aber zum Zweizeiler ausgestalteten Spruch : Wer der Welle zu widerstehen trachtet, wird von ihr weggeschwemmt; wer sich aber vor ihr biegt, wird nicht von ihr weggeschwemmt. Vgl. o. S. 384. 5) syrAch 84 : vgl. die Alexanderlegende in bTam 32b, wo ebenfalls vom unersättlichen Auge gesprochen wird; das _Bild ist schon in Spr 27,20b; Koh 1,8 (s.o. S. 384) belegt. 6) syrAch 122f. (= 126) vgl. bSanh 39b und GenR 5,9 7 Als das Eisen erschaffen wurde, begannen die Bäume zu zittern. Da sagte es zu ihnen : Warum zittert ihr ? Lasst nicht zu, dass euer Holz in es (scl. das Eisen) eingeht (scl. um ein Beil zu bilden) , 7} NIDITCH, A Test Case for formal Variants in Proverbs 192ff., hat diesem Einzelwart eine Detailanalyse gewidmet. Sie versucht, bSanh 39b wegen seiner Ökonomischen Syntax, seiner Silbenwahl und Akzentsetzung als alte mündliche Tradition aufzuweisen, von welcher syrAch sich schon weiter entfernt habe. Die Nennung von "Holzfällern" sei zudem eine sekundäre Verbindung von syrAch mit der Achikar-Geschichte, welche mit Recht auch in der armenischen Parallele fehle. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.9, Punkt 7 406 und keiner von euch kommt zu Schaden. Vgl. o. S. 342: die BABRIUS-Fabel Aes 302 und 303. Dass in diesen ausgewählten Beispielen echte inhaltliche Kon- taktpunkte zwischen den Achikartraditionen und dem rabbinischen Schrifttum vorliegen, ist wohl unzweifelhaft, obwohl die verschlungenen Wege, auf welchen es zu diesen Verbindungen kam, unerkennbar sind. An zwei Stellen im babylonischen Talmud lässt sich jedoch eine Abhängigkeit von älteren Aesop/Achikar Traditionen aufweisen. Die dramatische Szene ist bei beiden Texten dieselbe : Es geht um den Rätselwettkampf von R. Jehoschuac b. Chananja (Tann. um 90 n.) mit den Weisen des Athenäums (bBek 8b-9a) und denjenigen Aesop/Achikars mit dem ägyptischen Pharao (VitAes 112-123; syrAch 27-32Parr), den wir oben Kap. II.3.1.4 als Gesamttext schon dargestellt haben: 7) VitAes 105 Par syrAch 16,3, vgl. bBek 8b : In VitAes 105 8 gibt der Pharao Nektanebo dem babylonischen KÖnig Lykurgos (G.W; bei Pl : Lykeros) den Auftrag : otuooouncra~ nupyov UnTE Yn~ UnTE oDpavoO &nTbUEVOV. In syrAch 16,3 verlangt der "König von Aegypten" : Ich habe vor, eine Festung zu bauen. Schick mir einen tekten, dem ich dies alles ihn (zudem) fragen, und er zwischen Himmel und Erde weisen Mann, einen Archiauftragen kann; ich werde soll mir antworten können. Dazu findet sich nun in bBek 8b folgende Parallele : R. Jehoschua' b. Chananja (Tann., um 90 n.) löst in Rom die Fragen des Kaisers (Hadrian) nach der Tragzeit der Schlange anders (7 Jahre) als die Weisen von Athen (3 Jahre). Wie der Kaiser den Jehoschuac auf die Weisheit der atheniensischen Weisen aufmerksam macht, bekommt er die stolze Antwort 1n~~j~O lj~o~~n lj~ Wir sind weiser als sie. 8) AesAch ist der älteste verfügbare Text, da aramAch und dernAch fragmentarisch sind. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.9, Punkt 7 407 Um dies unter Beweis zu stellen, erklärt sich Jehoschuat bereit, in den unzugänglichen Ort jener Weisen einzudringen, ja sogar, jene höchstpersönlich herbeizuschaffen. Mit verschiedenen Schlichen kommt er in das "Athenäum" hinein und stellt sich dann vor : ,n~K ~~~~~~o Kno~n ~Kiln~i KO~~n IO)~o~ K~~vj Der Weise der Juden bin ich, ich möchte meine Weisheit durch euch vervollkommnen. Im langen Rätselraten, das darauf folgt, wird Jehoschuar unter anderem auch die Aufgabe gestellt KO~Vi KI~IKj Kn~j ~~ ~~j Bau uns ein Haus in der Luft der Welt ! Was Achikar mit seinen beiden dressierten Adlern und Sklaven doch recht mühevoll zustande bringt (vgl. syrAch 25,2-4; 26,3-4; 30,6-11) 9 , vollbringt Jehoschuac mit genialer Einfachheit und ohne jegliche Vorbereitung : tltt/ lOK K~IK~ K~~~~ nv~vl ~~j~~ Er sprach den Sehern (=Gottesnarnen). ~~j K~n Hängend zwischen Firmament und Erde 'ln~ lOK rief er ihnen : ~~ lv~bK Bringt mir Ziegelsteine und Mörtel Diese Transponierung ist bestens gelungen, da sie die detailreichen Schilderungen aus VitAes und orVers gerade dadurch auf eine konzentrierte Formel bringt, dass sie sie in den Kontext jüdischer Magie und Apologetik einordnet. Unsicher ist, ob sich die Redensart von einem in der Luft schwebenden Turm (vgl. aesAch : nÜpyo~) ebenfalls mit diesen verschiedenen Geschichten zusammenhäng.t : Im Anschluss an Jes 33,18 ("Wo ist der Zählende, wo ist der Wägende, wo ist der, der die Türme abzählt ?") 10 fragt R. Jizchaq 9) Aesop nimmt zu den vier lebendigen Requisiten noch ~'EPUL napao~Eual TIOAAal npO(; ~a"~.TtATl[;Lv (G.W) mit ! · . 10) Jes 33,17-24 ist ein Prophetenwort wohl aus persischer Zeit. Vers 18 bedeutet: Wo ist der Feind, der einst die Steuergelder zählte, das Bruchsilber abwog und die Türme kontrollierend zählte, "um Neubauten zu Verteidigungszwecken zu unterbinden" ? (FOHRER, Das Buch Jesaja II, 124). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 408 Kap. IV.9, Punkt 7 (Tann., um 150 n.) Wo ist der, der die Buchstaben der Tora zählt ? Wo ist der, der alles Schwere und Leichte wägt ? <"Wo ist der, der die Türme abzählt ?"> d.h. n1p1b~ n1~~n n1xo w~w i~1X~ Mi1~n ~,)00 der 300 präzise Halachot über einen in der Luft schwebenden Turm (aufzählt) ? Rabbi (Tann., gest. 217; nach bChag 15b: R. Abbi) sagte: Doeg und Ahitofel stellten 400 Fragen auf den in der Luft schwebenden Turm, und keine einzige wurde gelöst. Raba (Bab., gest. 3'52) sprach : Ist etwa das Stellen von Fragen etwas Grosses ? 11 Dass der "Turm" von Jes 33,18 in der rabbinischen Anwendung des Verses auf die Tarainterpretation zum "in der Luft schwebenden Turm" wird, hat schon den Auslegern des Talmuds 12 Schwierigkeiten bereitet. Es ist wohl naheliegend, diesen Ausdruck als Re~ miniszenz aus den Aesop/Achikar/Jehoschuac - Traditionen zu verstehen. Er bedeutet allerdings dann nur mehr : etwas äusserst Schwieriges, eine ganz subtile Sache u. Aehnliches. Die Sage vom weisheitliehen Kampf Jehoschua's mit den Athenern (bBek 8b-9a) stammt aus den babylonischen Schulen und muss .. d at1ert . rec h t spat werden 13 , wenn auch die Rahmenhandlung (Reise nach Rom) auf ein historisches Ereignis um 95 n. hinweist,13 a und das grausame Ende der Sage.ein kosmologisches Prinzip 14 benutzt, welches Jehoschuac und sein Zeitgenosse Eli'ezer b. Hyrkanos vertraten. 11) bSanh 106b Par bChag lSb. 12) Vgl. deren Versuche bei ABRAHAMS, Sanhedrin 727, Anm. 8. ~agigah 99, Anm. 6; SHACHTER/FREEDMAN, 13) BACHER, Die Agada der Tann. 167, Anm. 1; MEISSNER, Das Märchen 17f. 13a)Vgl. HERR, The Historical Significance of the Dialogues 137ff. 14) Die beiden Rabbinen nahmen im Ozean eine Stelle an, welche das Wasser verschlingt. Am Schluss unserer Sage lässt Jehoschua'seine mitgeführten Athener so lange Wasser in ein Fass schöpfen, in welchem solch wasserverschlingendes Wasser ist, bis ihre Glieder ausgerenkt sind und sie jämmerlichst zugrunde gehen. Vgl. BACHER, Die Agada der Tann. 79f.l31-133.165-169. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. IV.9, Punkt 8 8) syrAch 30,22.29, 409 vgl. bBek 8b Par KlglR I.l,8 : Auf eine Vorgeschichte des Rätselwettkampfes, besonders im dabei gebrauchten Spruch- und Rätselgut, verweist auch die nächste Parallele im gleichen Text bBek 8b, von welcher wir eine alte palästinische Version inKlglRI.l,8 kennen 15 . Nach bBek 8b verlangen die Athener in einer weiteren Rätselaufgabe von R. Jehoschuat : ~~~~ni ~~n~1 17 cn~~> .n~l!l~~n ~iil i"!)~n ~7 lili~ in~ Wir haben eine zerbrochene MÜhle, näh sie zusammen ! Er erwiderte: Dreht mir daraus Fäden, so will ich sie zusammennähen. In KlglR I.l,l-19, wo die Aussage von Klgl l,lb Über Jerusalem : "Sie war gross unter den VÖlkern" im Sinne intellektueller Grösse ausgelegt und ansebliessend mit 17 Beispielerzählungen illustriert wird, lautet das sechste Beispiel I.l,8 : Ein Athener kam nach Jerusalem. Er fand einen MÖrser, welcher weggeworfen worden war <,denn er war zerbrochen>. Er hob ihn auf, brachte ihn zu einem Schneider und sagte : Näh mir diesen zerbrochenen MÖrser ! Dieser nahm eine Handvoll Sand und sagte : Dreh mir dies zu Fäden, dann will ich ihn nähen ! In syrAch 30,29 verlangt der Pharao als letzte Probe ebenfalls, dass Achikar ihm einen MÜhlstein nähe, worauf dieser einen Mörser nimmt und den Pharao bittet, daraus Fäden zu verfertigen; er selbst habe sein Schuhmacherzeug in Babylonien gelassen. Dies entspricht genau der Antwort Jehoschuacs. Das· Gegenrätsel, das der gewitzte jerusalemische Schneider stellt, nämlich aus Sand Fäden herzustellen, entspricht syrAch 30,22, einer weiteren Rätselfrage des Pharao, Über welche Achikar zuerst stolpert (23f.) und erst nach einer in Meditation verbrachten Nacht (24) eine reichlich komplizierte Antwort hervorbringt (26f.). In KlglR I.l,8 sind also die beiden letzten Proben des syrAch in einer einzigen Szene vereint. Da jedoch syrAch 30,22-30 bei 15) Zur Datierung von KlglR: STRACK, Einleitung 212. BACHER, Les Atheniens a Jerusalem 83f.; Alter jüdischer Volkswitz 69, geht mit der Datierung allerdings bis in die Zeit zurück, "oil Jerusalem etait encore la celebre capitale, le veritable centre du Judaisme .•. " (83), also in hasmonäische Zeiten! Vgl. auch FISCHEL, The Transformation of Wisdom in the World of Midrash 77. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 410 Kap. IV. 9, ZUsammenfassung aes, dem und arCUliAch fehlen, kann das Problem der Abhängigkeit zwisch~n den rabbinischen Texten und den Achika.rtraditionen nicht entschieden werden. Die inhaltliche Verwandtschaft bleibt aber unzweifelhaft. Zusanimenfassend lässt sich sagen : Im rabbinischen Schrifttum finden sich neben Tob die deutlichsten Anzeichen der Präsenz von Achikartraditionen und zwar sowohl aus dem Logien- wie aus dem Erzählteil. Die ntl. Andeutungen werden dadurch auf einen noch bescheideneren Platz verwiesen. Es macht den Anschein, dass die Entstehung der jüdischen Haggada in einen Prozess eingebunden war, in welchem auch die Ausgestaltung der Achikartraditionen zu den phantasievollen orVers standen. Es ist dies der auf vielen Wegen laufende Prozess der Verarbeitung altorientalischer, biblischer, frühjüdischer und griechischer Weisheitstraditionen zu je eigenen, völkisch geprägten Lehrerzählungen. Hatte die spätbiblisch-frühjüdische Weisheit jedoch für Achikar eine Mittlerrolle inne (s.o. Kap. 7), so stehen wir mit den beigezogenen rabbinischen Texten in Gleichzeitigkeit zu den orVers. Die Transposition der Motive in rabbinisch-jüdische Denkart ist vollzogen Achikar existiert als Gestalt nicht mehr; er ist längst in den Taten und Sprüchen von diesem oder jenem Rabbinen zu jüdischem Gut geworden. Die Tradierung der eigentlichen Achikar-Erzählung ist anscheinend ganz in nicht-jüdische Hände geraten. Das mag die völlige Abwesenheit Achikars als eines Helden in.der jüdische Haggada letztlich erklären. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 10, ZUSAMMENFASSUNG a) Die alten Achikartraditionen als Texte, Notizen, Zitate und Zweitverarbeitungen bilden ein eindrucksvolles Geflecht Über den ganzen antiken Vorderen Orient und über das antike Griechenland. Tab. 8 fasst die in Kap. V herausgehobenen Bezugspunkte noch einmal bildlich zusammen. Achikar ist in all diesen Formen als zum Erzählgut der Antike gehörig erwiesen, und kann somit auch als Faktor in die Geschichte der frühjüdischen Weisheit einbezogen werden. b) Die Logienstücke haben sich wiederum - und hier auf eindrücklich nachkontrollierbare Weise - als das mobilste Element erwiesen, in welchem sich die Eigenarten der verschiedenen Rezensionen am deutlichsten spiegeln. Um die Gestalt Achikars (-Ae- sops) konnten sich so verschiedene Logiensammlungen wie die aramäische Weisheitslehre, ein demotischer Untertanenspiegel, eine Auslese aus den Monostichen des Menander und zahlreiche orientalische Weisheitsworte zusammenfinden. Im weiteren Sinn kann man auch die beiden Abschiedsreden in Tob 4 und 14 dazuzählen. c) Die Präsenz Achikars im Bereich des Jahweglaubens ist auf ganz verschiedene Weisen festzustellen : als Text in der jüdischen Kolonie von Elephantine; als frühjüdische Adaptation in den Verweisen von Tob (auch in Qumran); in naher Verwandtschaft mit'der biblisch-frühjÜdischen Weisheitsliteratur; als Transposition in der jüdischen Haggada; vielleicht auch in einigen wenigen Erzählelementen des christlichen Schrifttums. d) So begleitet die Gestalt und die Weisheit Achikars die Geschichte der frÜhjÜdischen Weisheit durch ihre wechselhaften Bezugsfelder (spätestens) seit der Perserzeit (aramAch; Tob) bis ins klassische jüdische Schrifttum. Er ist dabei bald Nehmer und (411) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 412 bald Geber in einem verwickelten Wechselbezug. Bei der Konsolidierung der rabbinischen und dem Verschwinden der jüdisch-hellenistischen Literatur sondert er sich dann in seine eigene Traditionsgeschichte ab, in welcher er nur mehr verborgen die gemeinsame Vergangenheit bewahrt. Mit Achikar ist der Bereich, innerhalb dessen sich die frühjüdischen "Worte der Weisen" entfaltet haben, umschrieben. Der biblisch-jüdische Rahmen ist dabei durch die vorgeführten internationalen Traditionsbereiche gesprengt, innerhalb welcher die frühjüdische Traditionslinie nurmehr ein, wenn auch ein konstituierendes Element darstellt. Während im rabbinischen Bereich die Tradierung der "Worte der Väter" in Halacha, Haggada und den Derek-Ere~-Traktaten die spezifisch jüdische Lebensart zum Ausdruck brachten, war der für die Umwelt immer weiter sich öffnenden Weisheitsbewegung, wie wir sie in Kap. III.4-6 dargestellt haben, die Aufnahme in die grasskirchliche und islamische Literatur beschieden. Achikar ist, als umfassender Traditionsstrom, für das Verständnis dieser beiden grossen Wege der frühjüdischen AbYOL ao~v bedeutsam. Die Logienkollektionen sind jedoch nicht die einzigen Texte, in denen die Kontinuitat weisheitlieber Traditionen im Frühjudentum beobachtet werden kann. In einem letz.ten Kapitel soll nun noch ein weiterer grosser Bereich angeschnitten werden : Die Testamentenliteratur als typische frühjüdische Gattung, in welcher die "Lehre der Alten" weitergereicht werden konnte. Nach einem Ueberblick über den Bestand von Abschiedsreden in der griechischen, römischen und frühjüdischen Literatur und einigen Erwägungen zur Gattungsfrage (Kap. V.l) sollen die weisheitliehen Paränesen und Lehrtexte der Testamente der zwölf Patriarchen vorgestellt und situiert werden (Kap. V.2), in welchen sich einzelne Weise oder Gruppen von Weisen frÜhjüdischer Prägung in umrissen erkennen lassen (Kap. V.3). Die Test XIIPatr sind zwar unter den frühjüdischen Pseudepigraphen in vielerlei Hinsichten sehr kontrovers (vgl. Kap. V.2.1), sie können aber als gute Vermittler zwischen den frühjüdischen und den christlichen Weisheitstraditionen dienen, da sie auf der Schwelle der beiden Bereiche stehen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Geographischer und chronologischer Ueberblick Über die Achikartraditionen und -notizen Tab. 8 Aegypten Syr/Mesop. Palästina Griechenland Deutschland Vorlage v. aramAch 5. Jhd.v. I DEMOKRITOS, zit. v. Clemens v. Al. aramAch Vorlage von Tob THEOPHRAST zit.v. Diagenes Laertius um 300 v. Tablette v. Uruk/Warka 281-261 v. ~ um 200 v. Achikar in Tob 1. Jhd.v. 4QTobaram 63v.-19n. Pl 'd H POSEIDONIOS zit. v. Strabo <: I-' 0 STRABO zitiert Poseidonios 1 Jhd.n. aesAch dernAch ntl. Parr ? um 200 n. I um 300 n. CLEMENS v. Al. zit. Demokritos BABRIUS-Notiz syrAch talmud.Parr talmud.Parr DIOGENES LAERTIUS zit. Theophrast MONNUS-Mosaik orVers 6.Jhd.n. (?) Ma~J:lafa ~abibän faläsfä (arab. Vorlage) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) ""'w I-' http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) V. WEISHEITLICHE PARAENESEN UND LEHREN IN DEN TESTAMENTEN DER ZWOELF PATRIARCHEN 1. DAS LITERARISCHE TESTAMENT ALS SPEZIFISCH FRUEHJUEDISCHE GATTUNG PARAENETISCHER TENDENZ 1.1 Das literarische Testament in der griechischen und römischen Literatur Das Testament als juristisches Dokument zur Regelung von Erbschaftsangelegenheiten war im Altertum weit verbreitet und bildete ein eigenes langes Kapitel im antiken Privatrecht 1 Die Umgestaltung dieses Rechtsdokumentes zu einer literarischen Kunstform lässt sich jedoch nur an äusserst seltenen Punkten der·Literaturgeschichte des Altertums, und dann erst noch nur spurenhaft, erfassen. Die sogenannten "Philosophentestamente" von Plato, Aristoteles, Theophrastos, Lykon, Straton und Epikur, 2 welche Diogenes Laertius zusammengestellt hat , sind ja keineswegs "philosophische Testamente", sondern bringen durchwegs Bestimmungen zur Verteilung der zum Teil nicht unbeträchtlichen Güter der alten Philosophen. Jene sind zu den juristischen Texten zu zählen und fallen hier nicht in Betracht. 1) KASER, Das römische Privatrecht I, 678-693; LOHMEYER, Diatheke 11-32; KUEBLER, Art.: Testament, iuristisch, PRE 2. R. 5 (1934) 966-1010; BEHM, Der Begriff aiAaHKH im Neuen Testament 5-16; Art.: öLaanxn (B), ThWNT 2 (1935) 127f.; auch BILLERBECK III, 545-553. 2) Vit Phi1 3,41-43; 5,11-16.5~-57.61-64.69-74; 10,16-21 (LONG I, 138f.201ff. 225ff.23off.; II, 501-504); vg1. LOHMEYER, Diatheke 18, Anm. 3. (415) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 416 Kap. V.l.l In der griechischen Literatur ist die erste Transponierung der juristischen 6~a8nxn auf die literarische Ebene in der ersten Hälfte des 3. Jhd.s v. zu finden 3 . MENIPPOS von Gadara (4./3. Jhd. v.), der leichtfüssigste Vertreter kynischer Schriftstellerei4, nahm seriöse Literaturformen seiner Zeit so in den Dienst seiner kynischen Kritik, dass daraus deren pervertierte Gegenbilder entstanden. Aus den platonischen Dialogen wurden "Totengespräche" (vE'xu~a), aus den kunstvollen Episteln "Götter- briefe". Das dritte Genus, dessen sich Menippos nach Diegenes Laertius bediente 5 , waren die 6~a8nxa~. Sie haben wohl in der gleichen Absicht die Rechtsform des Testaments aufgenommen und in den ernsthaft-kornischen Stil der philosophischen Posse (onou6a~o-yEAo~ov) gekleidet. Die Form des Testamentes ist hier also das spielerische Gewand für eine Parodie der Philosophentestarnente, oder eher noch eine kynische Verulkung irgendwelcher Gesetze 6 • Das nächste Beispiel liegt schon jenseits der Zeitenwende. Der Wanderprediger und Wundertäter APOLLONIUS von Tyana 7 , ein Zeitgenosse Jesu und des Apostels Paulus, habe vor seinem Tod 3) DEINARCHOS (ca. 360-290 v.) spricht in seiner Rede gegen Demostheues von geheimnisvollen, vom Synedrion behüteten ö~aönMa~ , in denen das Heil des Staates begründet liege: -ro llE\1 yap cruveoöp~ov •.. , '6 cpuJ..6.-r-rE~ -ras; &noppn-rous; ö~a­ önMa~, at~; -ra -rn~: n6AEWG crw-rnpCa MELl:a~" (Or 1,9; BLASS 4f.). In diesen ö~aöT\Ma~ sind aber mit LOHMEYER, Diatheke 34, weniger die letzten Weissagungen eines unbekannten Sehers über die Geschicke Athens, als "vielmehr allgemein ... geheimnisvolle Verfügungen oder Vorschriften religiösen Charakters" zu sehen. Man kann hierin jedoch eine erste Ausweitung des Begriff ins Literarische sehen, wenn tatsächlich ö~aönMas; den Varianten &noönMas;undönMas; vorzuziehen sind; vgl. BEHM, Der Begriff 12, Anm. 2. ev 4) SCHMID/STAEHLIN, Geschichte der griech. Lit. II/1, 88-90; HELM, Art.: Menippos (10), PRE 15 (1931) 888-894; DUDLEY, A History of Cynicism 69-74. HENGEL, Judentum und Hellenismus 153, sieht in Menippos "ein Beispiel dafür, wie vollständig sich Semiten schon damals griechischem Wesen assimilieren konnten". 5) VitPhil 6,101 (LONG II, 293"): Ta ö'o?;v -rou Ku\/~MOU ß~ßA.La tcri\. ÖEMa-J:p(a· NeMU~a, ß~aönMa~,'EnCcr-roJ..aL MEMOll~EUllE\/a~ &no -rwv öEwv npocr~nou ..• 6) DUDLEY, A History of Cynicism 72: "The ß~aöT\Ma~ (Wills or Testaments) may have been parody of the Wills of Philosophers; er more probably pieces of humorous legislation like the decree proposed against the rich by Skull the son of Skeleton of the deme Cadaver in Lucian's Menippus (Men 20) and the resolution to exclude undesirable aliens from Olympus in the Gods in Council (Deor. Con. 14)." 7) Neueste Monographie: PETZKE, Die Traditionen über Apollonius von Tyana (238250:ausführliches Literaturverzeichnis); vgl. REITZENSTEIN, Hellenistische Wundererzählungen 39-54; NORDEN, Agnostos Theos 35-55 und 337-346 (Anhang III: Zu Apollonies von Tyana); LEIPOLDT/GRUNDMANN, Umwelt I, 75f.; II, 69f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 417 Kap. V.l.l 6La3nxaL niedergeschrieben, wie sein Biograph Flavius Philostrates II (ca. 170-244/9 n.) berichtet 8 . Diese Testamente sind wegen der persönlichen Besitzlosigkeit des Appollonius sicher geistige Vermächtnisse gewesen und stellten wohl eine eindringliche Zusammenfassung seiner "monotheistischen Frömmigkeit und ••. im Dienste der Zurüstung der Seele auf Übersinnliche Erlebnisse stehenden ..• Askese" 9 dar. Die schon bald einsetzende Verehrung als Gott oder Heros, die nach dem Tod dieses 3Eto~ &vnp festzustellen ist 10 , könnten diese Vermutung bestärken. Den dritten und für den in Frage kommenden Zeitraum letzten Beleg eines literarischen Testamentes bringt Lukianos von Samosata (ca. 120-180 n.) von PEREGRINUS PROTEUS (geb. ca. 100 n.) 11 , der sein Leben als kynischer Wanderprediger, zeitweiliger Christ und antirömischer Agitator durch freiwillige Selbstverbrennung an den olympischen Spielen des Jahres 165 n. beendete. Vorher versandte er noch an "alle bekannten Städte so etwas wie Testamente, Ermahnungen und Vorschriften als Sendschreiben" 12 .Da die von VOELTER vorgebrachte These, diese Briefe seien pseudonymisch in den Abschiedsbriefen des Ignatius von Antiochien erhalten, nicht haltbar ist, kennen wir auch von Peregrinus Proteus keine Schriftzeugnisse13 Da die 6La3nxaL aber mit anderen Schriften lehr- haften Charakters genannt werden und wie diese für mehrere Städte 8} PHILOSTRATOS, Vita Apollonii 7,35 (KAYSER I, 269}: ~nOAA~VLOG 6E -~G utv 6La~nKaG •ttG tau•oQ •~v 0 I~VLOV ~PUEVEUEL •p6nov ... Die von NAU, Apotelesmata Apollonii Tyanensis 1372-1391, vorgeschlagene Identifizierung dieser 6La~nKaL mit dem TestAdam wurde von keinem weiteren Autor Übernommen; vgl. DENIS, Introduction 11. 9} LEIPOLDT/GRUNDMANN, Umwelt I, 370. 10} Belege bei MILLER, Art.: Apollonies (98}, PRE 2 (1895} 147. 11} LUKIANOS gibt in seiner Schrift über Peregrinus ·(s. Anm. 12} eine bösartig karikierende Darstellung von Leben und Tod des Kynikers, mit der als Gegenbild die kurze, durchaus wohlwollende Beschreibung des Peregrinus als sokratischen Weisen von AULUS GELLIUS, Noctes Atticae 12,11 (MARSHALL II, 375f.}, zu vergleichen ist; s. DUDLEY, A History of Cynicism 170-182. 12} LUKIANOS, De Peregrini morte 41 (SCHWARTZ 82; vgl. 112}: ~aal 6t n~craLG OXE6Öv •aLG gv66EOLG nbAEOLV gnLO,OAdG OLanEU~aL aÜ<Öv OLa~nKaG 'LV~G Kal napaLv{craLG Kal v6uouG (vgl. MRAS 502f. : "sein Testament"}. 13} Ignatius- Peregrinus 301-320, bes. 310ff.; vgl. LIGHTFOOT, Apostolic Fathers II/1, 428-430; weitere Diskussion bei VON FRITZ, Art.: Peregrinus (16}, PRE 19 (1937} 656-663, bes. 662f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 418 Kap. V.l.l bestimmt waren, konnten es nicht testamentarische Bestimmungen gewöhnlicher Art sein. Sie müssen vielmehr ebenfalls als geistige Vermächtnisse verstanden werden 14 • Griechische Testamente literarischer Art sind somit nur sehr schwach zu belegen und zudem sind sie nur in Testimonien späterer Schriftsteller erhalten geblieben 15 • Es handelt sich, ausser bei der satirischen Verzerrung des Menippos um zwei echte, literarische Vermächtnisse von Wanderpredigern, die ihre Botschaft auch nach ihrem Tod weitergegeben wissen wollen. Die lateinische Literatur hat sich, meiner Durchsicht noch weniger aufschlussreich gezeigt. HERRMANN hat zwar'versucht, das sogenannte "testamentum porcelli" in den Beginn der christlichen Zeitrechnung zu datieren 16 • Dieser von HIERONYMUS erwähnte Studentensingsang17, in welchem ein Schweinnamens Grunnius Corocott< kurz vor seiner Schlachtung über seine eigenen Körperteile und sein Futter verfügt, wäre nach ihm das Werk des römischen Grammatikers Porcellus (1. Jhd.v.), der den Namen eines durch DIO CASSIUS erwähnten 18 , berüchtigten Räubers Marcus Iulius Corocotta zu Marcus Grunnius (=Grunzer) Corocotta verunstaltet und sein Testament zu dessen "Ehren" geschrieben hätte ! Diese sehr hypothetische Argumentation widerlegte BOTT, der das "Testament des Schweinchens" (=Porcellus) aufgrund sprachlicher und juristischer 14) Vgl. LOHMEYER, Diatheke 33. 15) Das sogenannte Testament des Orpheus (TestOrph), das EUSEBIUS, PE 13.12,5, als Hieros Logos des Orpheus aus ARISTOBULOS, Frgt 2(b) (DENIS, Fragmenta 163-167) zitiert, ist ein j ü d -i s c h e s Pseudepigraphen und muss deshalb zur frühjüdischen Testamentenliteratur gezählt werden (s. u. Kap. 1.2). Das Testamenturn Alexandri (lat. und griech; Ed.: MERKELBACH, Die Quellen des griechischen Alexanderromans 253-283) berichtet von den letzten Tagen des Herrschers und bringt dann "das angebliche Testament Alexanders des Grossen, in welchem dieser genaue Bestimmungen Über die Verteilung der wichtigsten Reichsämter und Provinzen nach seinem Tod getroffen und verschiedene Legate ausgesetzt haben sollte" (Ebd. 166). Es handelt sich also um eine (vielleicht schon vor 300 v. entstandene) Schrift, in welcher ein quasi-iuristisches Testament Alexanders literarisch eingekleidet wird. - Eine Monographie über griechische, literarische Testamente scheint es nicht zu geben. 16) Le testament du cochon 385f. 17) Commentarius in Jes. Proph. 12, praef. (CChL 73A, 465): testamenturn Grunnii Corocottae Porcelli; Apologia adv. Rufinum 1,17 (MIGNE, PL 23,430): teetarnenturn S_uis. 18) Historia Romana 56.43,3 (BOISSEVAIN II, 554). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.l.2 419 Indizien in die nachklassische Zeit des Hieronyrnus (340/50-419/20) datiert 19 • Das testamenturn porcelli ist somit eine späte Travestie der juristischen Testamentenpraxis - ein römisches Pendant zu Menippos. Bei den Kodizillen des A. DIDIUS GALLUS FABRICIUS VEIENTO (1. Hälfte des 1. Jhd.s n.), welche TACITUS, Annales 14,50 20 , erwähnt, ist nicht zu entscheiden, "ob die Schrift ein unverhülltes Pamphlet oder eine Satire war und ob der Titel an die letztwilligen Bestimmungen erinnern sollte oder einfach Notizbücher bedeutete" 21 • Eine sicherere Spur ist in TERTULLIAN's orthodoxem, also noch vor 207 n. herausgegebenem Apologeticum zu finden, wo als Beispiel dafür, dass in der heidnischen Literatur "cetera lasciviae ingenia etiarn voluptatibus vestris per deorum dedecus operantur", ein "Iovis rnortui testamenturn recitaturn" erwähnt wird 22 • Ausser diesem Testimonium ist aber auch von diesem Pamphlet nichts bekannt. 1.2 Die frühjüdische und christliche Testamentenliteratur In der antiken, klassischen Literatur ist die literarische Gattung "Testament" eher selten. Es geht somit nicht an, bei der Behandlung der frühjijdischen und christlichen Testamente von der "gleichen literarisch~n Manier" 23 zu s~rechen und diese leichthin von den griechischen herzuleiten. Dazu sind die griechischen Textbelege zu kärglich. Zudem unterscheiden sich die frühjÜdisch-christlichen Testamente in verschiedener Hinsicht von ihren griechischen'Parallelen 19) Testamenturn Porcelli 23 u. ö.; ebenso KROLL, Art.: Testamenturn Porcelli, PRE 2. R. 5 (1934) l02of. 20) FISHER, ad loc.: Multa et probos in patres et sacerdotes composuisset iis libris quibus nomen codicillorum dederat. 21) GROAG, Art.: Fabricius (15), PRE 6 (1909) 1939. 22) Apol 15,1 (CChL 1, 113). 23) FASCHER, Art.: Testament, Altes und Neues, PRE 2. R. 5 (1934) 860. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.l.2, Ziff. a 42,0 a) Während sich in der griechisch-römischen· Literatur nur vereinzelte Belege finden ~assen, ist im frühjüdisch-christlichen Raum eine fast explosive Verbreitung dieser Gattung festzustellen, welche d:i,.e verschiedenen Bereiche des antiken Judentums betraf und in der christlichen Pseudepigraphie weiterwirkte. Der biblische Traditionsgedanke und die frühjüdische Suche nach möglichst definitiven Auskünften und Anordnungen haben im Testament eine literarische Form gefunden, welche Vergangenheit und Zukunft umgreift und über den Sprecher des Testaments, der gerade auf der Schwelle der beiden Bereiche steht, ·aktuelle Hinweise für Leben und Denken zu geben vermag. Allen voran sind die zwölf öLaanxaL •~v naTpLapxwv (Test XIIPatr) zu nennen, die in ihrer formalen Gestalt, aber auch in der Komplexität ihrer geistesgeschichtlichen Einordnung für alle beispielhaft stehen können. Ihnen ist Kap. 2 gewidmet. Das meiste, was von den anderen Testamententexten gesagt werden müsste, kann in Relation zu den Test XIIPatr gebracht werden. Diese umfassen und verbinden Frühjudentum und Frühchristentum auf analytisch nicht mehr mit Sicherheit aufzutrennende Weise und stellen in ihrer Integrierung von Midrasch, Paränese und apokalyptischer Schau eine Summe der in den anderen Testamententexten gebrauchten literarischen Gattung dar. So ist es methodisch nicht unmöglich, das frühjüdisch-christliche Testamentenmaterial als Vorformen, Abarten und Nachahmungen der Test XII Patr zu sehen und zu bestimmen, obwohl jedes Testament natürlich für sich selbst untersucht werden muss. Test Abr~ham und Test Salomo sind eher Legendensammlungen zu Leben und besonders zu Sterben und Tod ihrer Hauptdarsteller 24 , 24) Von beiden Testamenten ist ein jüdischer Grundstock anzunehmen, obwohl christliche und andere Ueberarbeitungen bis hinauf ins Mittelalter festzustellen sind; vgl. DENIS, Introduction 31-39 (TestAbr) ; 67 (TestSal: "C • est une collection astrologique, demonologique et·magique, d'origine disparate, orientale, juive, egyptienne, hellenistique et .chretienne"); VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten 198-211 (TestAbr); 260-272 (TestSal); DELCOR, Le testament d'Abraham, bes. 67-73; Bibliographie und neueste Studien bei NICKELBURG, Studies on the TestAbr, bes. 9-22 (Bibl.); 301-340 (kirchenslav. und kopt. Vers.); SCHMIDT, Le Testament d'Abraham (1971~ war. mir nicht zugänglich, doch vgl. die Besprechung bei NICKELSBURG, Ebd. 12-16. JANSSEN, Testament Abrahams 205-254, bietet eine dt. Uebers. von Rez. A und B. - Editionen: TestAbr: JAMES, The Testament http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.l.2, ~iff. 421 a während Test Ijob eine midraschartige, mit anderen Traditions-stücken bereicherte Nacherzählung des biblischen Buches darstellt25. Test Adam ist eine völlig uneinheitliche Zusammenstellung dreier Fragmente, "von denen jedes einer anderen Thematik zugeordnet ist, eine andere Form aufweist, und aus einem anderen Interesse heraus geschrieben ist" 26 • Ein Test Mose (= Test Protoplastorum) war vielleicht ein erster Teil eines Mosebuches, dessen zweiter Teil dann die ~vaAn~~~ MwOaEw~ .. 27 ware Die ß~aanxa~ des Orpheus an seinen Sohn Musaios, in welchen sich der mythische Weise von seinen selbst eingeführten 360 GÖttern abwendet und sich zum einzigen und allgegenwärtigen Gott bekennt, der "im ehernen Himmel und auf goldenem Thron sitzt und mit seinen FÜssen auf die Erde tritt" 28 , zählt als jüdische Fälschung ebenfalls zur frühjüdischen Testamentenliteratur. Der in mehreren Fassungen Überlieferte Text 29 hat seine älteste Gestalt in den of Abraham 77-119 (nachgedr. bei STONE, The Testament of Abraham 2-87). Test Sal: McCOWN, The Testament of Solomon 1*-122*. 25) Ed.: KRAFT, The Testament of Job according to the SV Text 21-87 (17-20: Annotated Chronological Bibliography, compiled by R. SPITTLER); BROCK, Testamenturn Iobi 1-55. - Vgl. DELCOR, Le Testament de Job, la priere de Nabonide et les traditions targoumiques 57-74; VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten 168-191; GLATZER, JÜdische Ijobdeutungen 31-34. 26) VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten 239 (zu TestAdam: 238-259). TestAdam liegt in griechischer, syrischer, äthiopischer und arabischer Sprache vor (VON NORDHEil~ lässt den griechischen Text aus); s. auch JAMES, Lost Apocrypha 2f.; DENIS, Introduction llf. 27) Vgl. SCHUERER III, 303; DENIS, Introduction l2.128.136f.l60f. Zur neu erwachten Diskussion um TestMos, vgl. LAPERROUSAZ, Le Testament de ~oise 41-62; VON NORDHEH1, Die Lehre der Alten 273-292, und die Beitr.äge in NICKELSBURG, Studies on the Testament of Moses. 28) TestOrph z. 33f. 7,49. (DENIS, Fragmenta 166); vgl. dazu Jes 66,la; Mt 5,34f.; Apg 29) FÜr die 6 vorliegenden Texte findet SCHUERER III, 599-602, drei Rezensionen, WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos 202-207, deren vier (Abis D) und DENIS, Fragmenta 163-167, deren zwei (A und B); zu den ·Zitaten bei Theodoret von Kyrrhos und Kyrill von Alexandrien (beide 5. Jhd. n.), vgl. DENIS, Introduction 231.232). Die Texte sind in chronologischer Reihenfolge: a) CLEMENS von Al., Protr 7.74,4-5 Strom 5.78,4f.; 5.123-127.133,2 b) PSEUDO-JUSTIN, Cohortatio ad Gentiles 15 De Monarchia 2 c) EUSEBIUS (-ARISTOBULOS), PE 13.12,5 d) TÜbinger THEOSOPHIE 55f. (10 (19+14 (21 (19 (41 (46 Verse) Verse) Verse) Verse) Verse) Verse) Die Verszählung geht nach der TÜbinger Theosophie, die in ihren 46 Versen alle anderen Texte vereint. DieseKompilation liegt als Exzerpt aus einer gegen Ende http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 422 Kap. V.l.2, Ziff. a beiden pseudo-justinischen Schriften De monarchia und Cohortatio ad Gentiles (ca. 2./3. Jhd. n.), da der cre:po{; A6yo{; des zeitlich vorausgehenden Aristobulos (Mitte 2. Jhd.v.) ursprünglich aus einem anderen, kaum rekonstruierbaren Text bestand, der schon bei Eusebius' Vorlage dem jetzigen Bekenntnis des Orpheus gewichen war 30 • Wie in vielen anderen gefälschten Versen griechischer Dichter wird auch hier Einzigkeit, Geistigkeit, Allgegenwart und Allmächtigkeit des Schöpfergottes beschrieben 31 • di~ Das vorliegende Stück aus den orphischen Diatheken ist deshalb ein jüdischer, weisheitlicher Schöpferhymnus im Gewande eines fiktiven, heidnischen Testamentes aus dem 1. Jhd. v. und verkündet mit propagandistischer Absicht jenes jüdische Grunddogma, zu dem das Frühjudentum mit eindrücklicher Geschlossenheit gegen die polytheistische Umwelt stand : EL!; ae:6{; 32 • Auch bei den Essenern und in Qumran sind verschiedene "Testamente"33 belegt. Neben den beiden schon lange bekannten Fragmenten aus der Kairoer Geniza, die parallele Traditionen zum Test Levi und zum Jubiläenbuch bieten 34 , sind in den Höhlen des 5. Jhd.s n. vorn Manichäer ARISTOCRITUS verfassten Theosophie vor (Ed.: ERBSE, Fragmente griechischer 'I'heosophien, bes. 15-22.1.80-182. - A~a.afhta~ ist nur bei Pseudo-Justin, Mon 2 (VON OTTO 60: ~v ·~ A~a.aflxa~ .En~yp~o~&v~ ß~ßA.(~) als Titel über das sonst unbetitelte Gedicht gesetzt; s. jedoch auch THEOPHILOS v. Antiochien, Ad Autolycurn 3,2 (BARDY/SENDER 206): T( yap /1xp{A.naEv •.• "'pQ:>Ea ot •p~a.x6a~o~ ~~,fxov•a. nE'v•E 8EoC, o1k a.(ho~; E:n'\. •eA.E~ •oO ßCou &.aE,d, fv •a.~~; A~a.anxa~~; au•oO A.eyoov·· ~va. ETva.~ 8EOV ; 30) Vgl. WALTER, Der Thoraausleger Aristobulos 103-115, bes. 112ff., wo verschiedene orphische Fragmente in Erwägung gezogen werden. IhrnfolgenZEEGERS-VANDER VORST, Les versions juives et chretiennes 500-505; HENGEL, Anonymität, Pseudepigraphie und "literarische Fälschung" 293f. 31) Besonders Pseudo-Justin, Mon 2-4; Coh ad Gent 15.18; CLEMENS, Strom 5.107-133; Protr 6.7; EUSEBIUS, PE 13.12. - Zusammengestellt nach den Pseudonymen bei DENIS, Fragmenta.l61-173. 32) Parallelen bei STAUFFER, Art.: 8EÖ~; (II-IV), ThWNT 4 (1942) 95-122; zur rabbinischen Literatur s. BILLERBECK II, 28ff. Vgl. auch PETERSON, E!~; 8EOC 1 276299.305ff. (epigraphisches Material), und NORDEN, Agnostos Theos 124 (literarisches Material). 33) Es muss allerdings beachtet werden, dass die folgenden Texte fragmentarisch erhalten sind und nirgends einen Titel aufweisen. Die Bezeichnung "Testament" haben die Fragmente nur wegen ihrer Aehnlichkeit mit uns bekannten Testamententexten bekommen (vgl. SLINGERLAND, The Testaments 108). Da jedoch das Bestehen einer frühjüdischen Testamentenliteratur nach der Untersuchung von VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten, nicht zweifelhaft ist, tragen die Qurnranfragrnente den ih~en beigefügten Gattungsnamen nicht zu Unrecht. 34) Ed.: COWLEY/CHARLES, An Early Source of the Test XIIPatr 566-583, = CHARLES, Text 245.253-256 (Carnbridge Fragment); 246-250 (Bodleian Fragment). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.l.2, Ziff. a 423 am Toten Meer mehrere Fragmente eines Test Naftali (4QTNaf) und von verschiedenen Versionen eines Test Levi gefunden worden (lQT Levi, bes F 3; 4QTLevia.b.c) 35 . Auch von Levis zweitem Sohn Kehat (vgl. Gen 46,11 u.ö.) ist ein fragmentarisches Test Kehat 36 , und wiederum von Kehat's Sohn Amram ist erhalten (4QTKehat) eine "Kopie des Buches der Worte der Schauungen" vor seinem Tod fragmentarisch in fünf Versionen gesichert (4QAmrama-e) 37 . Neben dieser Patriarchentrilogie (Levi - Kehat - Amram) soll unter J. STARCKY's noch unveröffentlichten Texten aus 4Q ein Test Benjamin vertreten sein 38 MILIK ste.llte kürzlich Fragmente eines aramäischen Test Juda (4QAJu I a-b) und Test Josef (4QAJo I; 4QAJo 2,a-b), sowie einer testamentähnlichen Schrift "Visions de Jacob" (4QAJa I a-d) vor, BAILLET ein weiteres Frag- ment einer hebräischen Version des Test Juda {4Q 484), von wel38a eher er schon in 3Q 7 (DJD III, 99) eine Spur fand In unmittelbarer Verwandtschaft zu diesen frÜhjÜdischen Testamenten oder testamentähnlichen Texten stehen einige christliche Nachahmungen : Test Hiskija (5~a&~xn'E6ExLou), Test Isaak und Test Jakob sind christliche Erweiterungen älterer jüdischer Vorlagen, während Test Josua nur durch ein Testimonium bekannt ist 39 • 35) 4QTNaf: vgl. MILIK, "Priere de Nabonide" 407, Arun. l; lQTLevi: DJD I, 87-91; 4QTLevia-c: teilweise veröffentlich von MILIK, Le Testament de Levi en arameen 398-406. 36) MILIK, 4Q Visions de Amram et une citation d'Origene 97. 37) Ebd. 77ff., Zit. : 77. - Alle aramäischen Testamententexte jetzt bei FITZMYER/HARRINGTON, A Manual of Palestirte Aramaie Texts 80-97.202-205. 38) Vgl. den Hinweis von FITZMYER, The Contribution 405, Nr. 15. 38a)MILIK, Ecrits preesseniens de Qumran 97f.l0lf.; BAILLET, Le volume VII des "DJD" 78. 39) TestHiskija ist nur einmal bei GEORGIUS CEDRENUS (um 1100 n.f, Historiarum Compendium (MIGNE, PG 121, l52C), mit einer kurzen Inhaltsangabe genannt, welche zum Teil wörtlich mit MartJes (=AscJes) 4,l2.l4.l8b übereinstimmt, sodass TestHiskija entweder als Titel des zweiten Teils von MartJes (6-ll = Vision) oder nur des sekundären Stückes 3,l3b-4,l8 angesehen wird; vgl. die unterschiedlichen Stellungsnahmen von JAMES, Testament of Abraham 9, Anm. l; Apocrypha anecdota II, S. LXXXIV, und The Lost Apocrypha 84f.; dann SCHUERER II~ 386-393; DENIS, Introduction 173; PHILONENKO, Le martyre d'Esaie l. 2, Anm. 2; VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten 293-310.- Testisaak und TestJakob sind späte christliche Anfügungen an die koptische, arabische und äthiopische Version des TestAbr (s.o. Arun. 24); vgl. SCHUERER III, 338; DENIS, Introduction 34, mit Anm. 19.20. VON NORDHEIM hingegen schliesst die drei Testamente zu einer jüdischen Schrift mit dem hypothetischen Titel ßLaanKaL cwv cPLßv nacpLapxßv zusammen, wobei er sich auf die sonst nicht identifizierbare Schrift cßv cPLßv nacpLapxwv in den Constitutiones Apostolorum 6.16,3 (FUNK I, 339) stützt.- Auf http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 424 Kap. V.l.2, Ziff. b Das späte Testamenturn Domini Nostri Jesu Christi (2. Hälfte des 5. Jhd'S n.) ist eine Umarbeitung und Erweiterung der "Apostolischen Tradition des Hippolyt" (um 380 n.), das mit der bekannten und wirksamen Form des Testamentes eine ausgebildete Kirchenordnung sanktioniert 40 • Am stärksten kommt aber das christliche Interesse an der frühjüdischen Testamentenliteratur dadurch zum Vorschein, dass fast alle Überkommenen Texte mehr oder weniger stark christlich bearbeitet sind, ja Überhaupt ihr literarisches Weiterleben der SammEütätigkeit und Apologetik christlicher Schriftsteller zu verdanken haben. Abgesehen von diesen christlichen Nachzüglern sind also aus frühjüdischer Zeit Testamente von mehr als zwanzig verschiedenen israelitischen Ahnen, zum Teil in mehreren Versionen belegt. Schon ein statistischer Vergleich mit den kaum vorhandenen, griechischen und lateinischen Beispielen spricht somit eindeutig für eine eigenständig jüdische literarische Gattung. Dazu kommt noch die zeitliche Priorität der meisten frühjüdischen Testamente. Ausser der menippeischen Parodie liegen die Testamente des Apollonius von Tyana und des Pegregrinus Proteus n a c h dem Beginn der frühjüdischen Testamentenliteratur, deren Blütezeit um die Zeitenwende anzusetzen ist. b) Im Unterschied zu den beiden Testamenten des Apollonius und Peregrinus, welche echte, von den sterbenden Personen verfasste, geistliche Botschaften sind, sind 'die gesamten frÜhjÜdischen Testamente pseudonymische Produkte unbekannter Prediger und Gelehrter, die ihren eigenen Lehren und Mahnungen jene Autorität, EindrÜcklichkeit und propagandistische Kraft geben ein TestJosua wird nur in einer koptischen Legende christlichen Ursprungs hingewiesen, vgl. WINSTEDT, Addenda 389.407. - Ein mögliches Test des Zosimus findet CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha 223-228, bes. 224, in den späten Kap. 1 und 22 von Apk des Zosimus (Editionen, Ebd. 223). 40) Vgl. ALTANER, Patrologie 51; WEINEL, Die spätere christliche Apokalyptik 143ff. Das bei ALTANER, Ebd. 196, angeführte "Testament der 40 Martyrer", die ' 320 im armenischen Sebaste getötet wurden, ist juristischer Art, da es Bestimmungen über die gemeinsame Beisetzung bietet. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.l.2, Ziff. c = V.l.3 425 wollten, die den letzten Worten eines grossen Vorfahren zu eigen sind 40 a. c) Die Gattung der frühjüdischen Testamente ist zwar einerseits und ganz allgemein Über die Abschiedsliteratur mit antiken Schriftwerken verbunden, andererseits aber - wenigstens in ihren besten Verwirklichungen - in ihrer formalen Gestalt von einem alttestamentlichen Strukturp~inzip beherrscht, dem es nun nachzugehen gilt. 1. 3 Die Gattung "Testament" Sicher ist das "Testament" innerhalb des weiten Rahmens der antiken Abschiedsliteratur zu sehen, die "Letzte Worte", "Briefe", "Reden", Symbolhandlungen und Aehnliches umfasst. Im Unter- schied zu den literarischen Testamenten sind nun in der antiken Literatur diese Abschiedsreden sehr zahlreich. Dem klassischen Beispiel des sokratischen Abschieds folgend, variieren sie immer neu dessen Bestandteile, betonen bald die doktrinale, bald die paränetische, bald die hymnische Seite und stellen sie in dramatische oder ruhige, Bffentliche oder intime Kulissen 41 • 42 Auch das Alte Testament kennt eine ganze Reihe solcher Reden und gibt seine Vorliebe für diese dramatisierende Form der Parä- 40a)HARRELSON, The Significance of the "Last words" 203-213, hat Anlass und ·zielsetzung der Abschiedsreden und Testamente richtig in der individuellen Ethik in theologisch schwieriger Zeit gesehen. 41) STAUFFER, Art.: Abschiedsreden, RAC 1 (1950) 29-35, gibt Parallelen von Homer, Platon, Sophokles, Herodot und Xenophon. 42) Zusammenstellungen und Vergleiche bringen STAUFFER, Theologie des NT 327-330 (Beilage VI: Abschiedsreden und Abschiedsszenen) ;MUNK, Discoursd'adieu 155f.; DUPONT, Le Discours de Milet 11-21; MICHEL, Die Abschiedsrede 35-39 (AT); 4047 ("spätjüdische"· [sie] Literatur); 57-72 (NT).- Zum AT vgl. bes. Gen 47,29 50,14 von Jakob; Dtn 33 von Mose; Jos 23,1 - 24,32 von Josua; lSam 12 von Samuel; lKÖn 2,1-9 Par lChr 28,1 - 29,28 von David. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 426 Kap. V.l. 3 nese in die frühjüdische und jijdische Literatur 43 und dann auch in die neutestamentlichen Schriften weiter 44 • Eine Abschiedsrede ist nun aber noch kein Testament, vielmehr ist umgekehrt das Testament eine speziell strukturierte Abschieds· rede 44 a. Die Frage nach dieser Struktur und damit auch nach der Geschichte der Gattung des "Testamentes" hat in jüngster Zeit zwei Antworten bekommen 45 , die sich m.E. ohne weiteres miteinan- der verbinden lassen·. BALTZER fand in den Test XIIPatr sein dreigliedriges Bundesformular in frÜhjÜdischem Gewand wieder 46 , während VON NORDHEIM in ausführlicher Detailanalyse 16 Elemente (abgek.: El.) herausstellte, welche z.T. konstitutiv, z.T. er•• d zur Struk tur ganzen . e~nes Testamentes ge h""oren 47 • Aueh er . gew~nnt diese Elemente an den Test XIIPatr als der klassischen Verwirklichung des frÜhjÜdischen Testamentes, verfolgt sie aber weiter in Test Ijob, Test Abr, Test Isaak, Test Jakob, Test Adam, Test Sal, Test Mos, Test Hisk - mit positivem oder negativem Resultat und spürt dann auch den Testamenten als "Teilform" innerhalb 43) Tob 4,3-21; 14, 3-11 von Tobit; lMakk 2,49-70 von Mattatias; 2Makk 6,30 von Eleasar; vgl. 2Makk 7,1-42 mit 4Makk: die makkabäische Mutter und ihre sieben Söhne; Jub 7 von Noach; 20-22 von Abraham; .35,1-27 von Rebekka; 36,1-18 von Isaak; VitAd 30 u. a. - Rabbinische Texte bei SALDARINI, Last Words 28-36; ABRAHAMS, Hebrew Ethical Wills 3-29. 44) Mt 28,19f.; Lk 22,21-38; 24,36-53; Joh 13-l7; Apg 20,18-36; 2Petr. -Die Dissertation von CORTES, Los discursos de Adios de Gn 49 a Jn 13-17, Barcelona 1976, war mir leider unzugänglich, vgl. NTAb 22 (1978) 201. 44a)MICHEL, Die Abschiedsrede des Paulus 35-72, kann deshalb mit Recht die Testamente in die Definition der Gattung "Abschiedsrede" (bes. 47-57) einbeziehen. VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten, geht von den klassischen frühjüdischen Test aus (18-323) und bezeichnet dann nur jene Abschiedsreden, welche seinen formalen Kriterien entsprechen, als "Testamente" (324-414). Beide Arbeiten sind typisch für die fliessenden Uebergänge, die nicht überall eine klare gattungsmässige Scheidung von Abschiedsrede und Testament zulassen. 45) VON RAD, Die Vorgeschichte 295; ROBINSON, Logoi Sophon 100, und BECKER, Untersuchungen 157, stellten seit über 20 Jahren diese LÜcke fest. Dem Versprechen des letzteren, "die Geschichte der Gattung· in einer Monographie ••• abzuhandeln" (157), ist nun VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten (52.5 s.), zuvorgekommen. s. auch KOLENKOW, What is the Role of Testament 182-184; The Genre Testament 57-71. HULTGARD, L'eschatologie des Test XIIPatr I, 12, verweist auf ein der Gattung der Testamente gewidmetes Kapitel in seinem zweiten Band. 46) Das Bundesformular 142-167 (vgl. das Schema, u. Kap. 2.1.2, a). ASCHERMANN, der vor BALTZER schrieb und dshalb das "Bundesformular" noch nicht kannte, schreibt allgemeiner: "Innerhalb dieser spätjüdischen (sie) Erbauungsliteratur ist der Topos der Abschiedsrede zu der selbständigen Gattung der Testamente entwickelt worden" (Paränetische Formen 28). 47) Die Lehre der Alten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 427 Kap. V.l.3 grösserer, pseudepigraphischer (slavHen 55-77; AntBibl 33), apokrypher (lMakk 2,49-70; Tob 4 und 14,3-11) und atl. (lKÖn 2; Gen 49f.; Dtn 31-34; Jos 23-24) Schriften nach. Da VON NORDHEIM's Doktoratsthese noch nicht veröffentlich ist 48 , sei hier seine Uebersicht Über die Elemente und ihre Anordnung tabellenartig vorgestellt Anfangsrahmen (A) : a) überschriftartiger Teil - Titel und Name Adressat Hinweis auf den bevorstehenden Tod (berichtend) Altersangabe Vergleichsdatierung El. El. El. El. El. 1 2 3 4 5 El. El. El. 6 7 8 b) erzählender Teil : - Situation des Sterbenden - Hinweis auf den bevorstehenden Tod (persönlich) - Redeeinleitungsformel Mittelteil (M) : - RÜckblick auf die Vergangenheit - Mahnung - Weissagung Schlussrahmen (S) - El. 9 El. 10 El. 11 : Redeabschlussformel Bestattungshinweis Tod Bestattung durch die SÖhne Trauer El. El. El. El. El. 12 13 14 15 16 Die 16 Elemente sind z.T. mobil (bes. El. 3.4.7), repetierbar (bes. in·M) und können auch weggelassen werden, wenn sie nicht konstitutiv sind (also 3.5.7.8.12.13.16). Hingewiesen sei nur noch darauf, dass im Mittelteil (El. 9-11) völlige Konstanz erreicht ist, wenn auch die Abfolge der drei Elemente Unterschiedlich ist (was aus der folgenden Tab. 9 nicht hervorgeht). 48) Dank schulde ich hierbei Herrn Assistent Urs Winter, der Mittel und Wege fand und die Kraft aufbrachte, die 3 kg schwere und 5,7 cm dicke Doktor-Dissertation für ein paar Tage von MÜnchen nach Fribourg zu schaffen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Tab. 9 Strukturanalyse der Test XIIPatr (nach VON NORDHEIM, Lehre der Alten) ""' f\) CXl Rub Sim Lev Jud Iss Seb Dan Naf Gad Anfangsrahmen : a) El. 1 X X X X X X X X X El. 2 X X X X xinb X X x inb El. 3 X X xinb X -- X X El. 4 X x+x xinS xinS xinM in S X El. 5 X X xinM -- El. 6 X X X X -------------b) Jas Ben X X X X X -- X X -- -- xinb -- X X X X xinS x+x in S (x inS)x -- -- -- -- -- -- X X X X X X X ~ El. 7 x(2x) -- -- X El. 8 X X -- xinMx X X El. 9 X X X X X X El.lO X X X X X X El.ll X X X X X X X X X X X X El.l2 X X X X -- X X X -- X X X El.l3 -- -- -- X X -- xinMx X X xinM -- X El.l4 X X X X X X X X X X X X X El.l5 X X X X -- x X X X X X X X El.l6 -- X -- -- -- -- -- -- -- -- X -- -- inS -- X Asch (2x) xinM -- -- -- xinM X -- X X -- X X X X X X X X X X X X xinM x Pl '0 I i Mittelteil : ! ! I I I ·- Schlussrahmen: c <: I-' I ~Asll w Kap. V.l.3 429 Die lange Beweisführung VON NORDHEIM's (S. 414-442), dass diese Testament-Struktur sich fundamental vorn Bundesformular unterscheide, ist rn.E. nicht erfolgreich. Das aus dem Bereich des Rechtes (Bundesschluss) kommende Bundesforrnular, das weit verbreitet und deshalb geläufig war, konnte sich doch in einer ähnlichen Situation wie der des Testaments geradezu anbieten, auch wenn dieses im Bereich der Weisheit steht. Natürlich wird dann in etwa "alles anders", aber formale Strukturen können zu verschiedensten Zwecken ge- und missbraucht werden. Eine modifizierte Definition des Testamentes muss deshalb so lauten : Ein literarisches Testament ist eine Abschiedsrede mit der fundamentalen Dreierstruktur des Bundesformulars und den (im Idealfall) 16 beschriebenen, konstitutiven oder zusätzlichen Einzelelernenten. Bedeutsam ist zudem, dass sowohl das Bundesformular wie auch die 16-teilige Kornposition eindeutig in die alttestamentliche Literatur als Entstehungsmilieu verweist und nicht in die griechische Welt. Unter den zahlreichen klassischen Abschiedsreden weisen nur zwei eine annähernd testamentähnliche Strukturierung auf, nämlich XENOPHON, Institutio Cyri 8.7,1-28 (MARCHANT IV, ad loc.) : Rede des sterbenden Kyros (El. 3.2.5.6./9.10./13.7.12.14), und SALLUST, De bello Iugurthino 9,4-11,2 (SCHOENE/EISENHUT l33ff.) Rede des sterbenden Nurniderkönigs Micipsa an seine zwei SÖhne und seinen Adaptivsohn Iugurtha (El. 3.2.6./9.7.10./14.15), und beide scheinen aus dem aramäischen Kulturraum entlehnt zu sein 49 . Die traditionsgeschichtliche Verbindung des Bundesformulars mit den Staatsverträgen des hethitischen Reiches und mit den ugaritischen internationalen Verträgen 50 , ebenso wie jene der ausgebildeten Testamentform - vor allem des Mittelteils - 49) Vgl. VON NORDHEH!, Die Lehre der Alten 457f. 50) Lit.-Angaben bei BALTZER, Das Bundesformular 19, Anm. 2.4. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V .1. 3 430 ' 51 mit mesopotamischen, eher aber ägyptischen Lehrtexten , kann in frühjüdischer Zeit nicht mehr als direkter, formbildender Faktor angesehen werden. Beide weisen jedenfalls nicht in den griechisch-römischen Bereich, vielmehr stehen sie in einer langen Traditionsgeschichte, die sich im vorderen Orient herausgebildet hat 52 , die aber im Frühjudentum und in den Text XIIPatr ihre formale Reife erfuhr. Sowohl Recht wie Lehre lagen im antiken Orient in der Obhut der Weisen; d.h. sowohl Struktur als auch zentrale Aussage (im Mittelteil) der Testamente kommen aus der Werkstatt der Weisen. "Testament" ist grundsätzlich eine weisheitliehe Gattung. Wenn das Testament als weisheitliehe Gattung in frühjüdischer Zeit und näherhin in den Test XIIPatr seine klassische Form gefunden hat, so kann man erwarten, dass sich in ihnen frühjÜdische Weisheit par excellence darbietet. Und da eine christliche Bearbeitung wie immer man diese vorstellt - unzweifelhaft ist, gehören die Test XIIPatr ebenfalls zu den wichtigsten Zeugnissen der frühchristlichen Ethik, welche sich, wie schon oftmals betont wurde, in enger Verbindung mit, und in der bewussten, überbietenden Fortsetzung von frühjüdischen Weisheitstraditionen ausgebildet hat. An diesen Test XIIPatr sei im folgenden Kap. 2 exemplarisch dargestellt, wie weisheitliehe Traditionen in der Form der Paränese in frühjüdischer Zeit aussahen. 51) Die vergleichbaren Te~te untersucht VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten 443-504. Die mesopotamischen Lehren sind wenig ergiebig (S. 443-458), während die ägyptischen Lehren des Ptahhotep (S. 466-474), des Anchscheschonki (S. 474-483), für Merikare (484-492) und des KÖnigs Amenemhet I (S. 493-500) "der Vermutung, das Testament habe sich in Israel aufgrund des Anstosses durch die ägyptischen Lehren aus der Lehr- und Mahnrede heraus entwickelt, eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu verleihen" (507f.) vermögen. Vgl. ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche 25, Anm. 94; 34ff. · 52) Methodisch unzutreffend sind jedoch die Thesen des 'englischen Philologen PALMER, The Eastern Origin of the Christian Pseudepigraphic Writings (1871),227L, dass die literarische Testamentform "has long been prevalent in the East; it is with the Oriental Philosopher as much a stereotyped rhetorical artifice as the Dialogue was with the Greeks ••• "Darauf spricht er von "many books in Arabic and Other Oriental languages composed on an e~actly similar plan". Als Beispiel führt er an "the Javidan Khirad of Abu'ali Maskawi, in which not only are certain moral precepts put into the mouth of Hosheng, one of the aarliest kings of Persia, but Testaments attributed to nearly all the wise men of antiquity are contained in the same volume". Mit dieser These hat sich erst VON NORDHEIM (Über 100 Jahre später) kritisch auseinander.gesetzt .• E~ bringt, Lehre der Alten llf., vier gewichtige Gegenargumente: 1) Die Datierung der Test XII http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2, FRUEHJUEDISCHE WEISHEITSTRADITIONEN IN DEN TESTAMENTEN DER ZWOELF PATRIARCHEN, (TEST XIIPATR) 2.1 Die Test XIIPatr und ihre Probleme 2.1.1 Der Stand der Forschung Den status quaestionis hat SLINGERLAND in seiner Doktoratsdissertation anhand eines ausführlichen, kritischen Forschungsberichtes dargelegt, der den ganzen Zeitraum von 1242 bis 1972, also von der Entdeckung und lateinischen Uebersetzung der Test XIIPatr durch Robert GROSSETESTE, bis zu den neueren Untersuchungen be- schreibt1. Dabei haben sichinderfast unübersehbaren Vielfalt von Einzelthesen, welche die Kombinatorik zu Zeit, Ort, Sprache, Autor, Komposition und Tradition durchspielten, zwei fundamentale Optionen herausgestellt, welche - und das ist SLINGERLAND's wichtigster Beitrag - in der Forschungsgeschichte als ungefähr gleich gewichtige Positionen zu werten sind 2 : Patr in christliche Zeit ist unrichtig. 2) Abu'ali Maskawi (= Ibn Miskawaih = Ahmad Ibn Muhammed) schrieb sein Jawidan Khirad im 6. Jhd. n.; vgl. die neueste Ausgabe von "Abd al-Ra~an BADAWI, Ahmad Ibn Muhammad. Al-Hikmat al khalidah. Jawidan Khirad. A treatise in the Philosophy of Persia, India, Arabia and Greece. Edited with an Introduction, Kairo 1952 (mir nicht zugänglich). 3) Der von Palmer postulierte "exactly similar plan" ist nicht nachzuweisen. 4) Das arabische Wort "wasiyah" kann ebenso gut wie "Testament" auch "Gesammel· te Worte" oder "Gebote" heissen, sodass oftmals gar nicht eine eigentliche Testamentensituation intendiert ist. "Der LÖsungsvorschlag hat also nicht zu dem von ihm gesteckten Ziel geführt" (12), doch steht m. E. in diesem Punkt eine fachkundige semitistische Untersuchung noch aus; vgl. JAMES, Apocrypha Anecdota II, S. LXXXIV; LOHMEYER, Diatheke 39. 1) The Testaments of the Twelve Patriarchs: A History of Research with Attendant .Conclusions, New York 197 3. SLINGERLAND' s Kritik an der Forschungsgeschichte bei BECKER, Untersuchungen 129-158, ist voll beizustimmen. BECKER überspringt die zwei Jahrhunderte, die zwischen GRABE's Erstherausgabe im Jahre 1698 (s. ·Anm. 7) und SCHNAPP's literarkritischer Schichten-Theorie im Jahre 1884 (s. Anm. 8) liegen, mit einem Nebens~tz und einer kurzen Bemerkung (vgl. 129), da sie seiner These ungünstig sind. 2) DE JONGE, La Bibliothegue de Michel Choniates 100-106, und besonders: Die Patriarchentestamente 4lf., kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. -Mit DE JONGE, der die älteste Etappe von Grosseteste bis Grabe unter die Lupe nahm, SLINGERLAND und BECKER ist die Geschichte der Erforschung der Test XIIPatr so gut erschlossen wie von keiner anderen frühjüdischen Schrift. (431) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 432 Kap. V.2.1.1 a) Die Test XIIPatr sind eine christliche Schrift, in welcher viel biblisches und frühjüdisches Traditionsmaterial verarbeitet ist Diese These beherrscht die. gesamte Forschung von 1700 bis 1884. Fraglich war nur mehr, ob Test XIIPatr eine judenchristliche oder eine heidenchristliche Schrift sei. Der consensus, der sich gegen Ende des 19. Jhd.s zeigte, lautet : Judenchristlich, entstanden zwischen 70 und 135 n., geschrieben in griechischer Sprache 3 Erst DE JONGE konnte 1953 in der wissenschaftlichen.Welt der alten These wieder Gehör verschaffen, obwohl nur eine kleine Zahl von Forschern seinen Standpunkt zu teilen vermochten 4 . SLINGERLAND's grosse Forschungsgeschichte legt jedenfalls am Schluss als notwendige aktuelle Aufgabe nahe, die Test XIIPatr konsequenter "from the Perspective of Early Christianity" zu lesen 5 , und wenn nicht alles täuscht, wird die editio maior (s.u. Anm. 11) der prochristlichen These gewaltigen Aufwind verschaffen 6 • b) Die Test XIIPatr sind eine jüdische Schrift, welche christlich interpoliert oder überarbeitet ist. Diese These vertraten mehrere Autoren vor 1700, besonders deutlich der Erstherausgeber des griech. Textes GRABE, (1698) 7 • Sie wurde dann von SCHNAPP 8 im Jahre 1884 auf literarkritischer Ba3) Nach 1884 wurde diese These nurmehr sporadisch geäussert von DEANE, Pseudepigrapha (1891), 177-HO; SCHLATTER, Die Geschichte Israels (1906; 2. Aufl.), 250; HUNKIN, The Testaments (1915), 80-97; MESSEL, Ueber die textkritisch begründete Ausscheidung (1918), 356f. 4) The Testaments; modifiziert in: Christian Influence 182-235; Once more: Christian Influence 311-319.- Angeschlossen haben'sich bes. MILIK, Le Testament de Levi 405f.; Rez.: de Jonge, The Testaments 297f.; DANIELOU, Rez.: de Jonge, The Testaments 565; BURROWS, More Light on the Dead Sea Scrolls 179; HIGGINS, The Priestly Messiah 229f. 5) The Testaments 108-112. 6) DE JONGE, Studies on the Testaments (1975) 1 hat die meisten Argumente in den gesammelten Aufsätzen seiner Herausgeber-Equipe schon zur Diskussion gestellt. Entschiedene Gegenpositionen haben schon eingenommen: CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha 2llff.; FISCHER, Eschatologie und Jenseitserwartung 10 ("mit Sicherheit falsch", aber ohne Gründe anzugeben); HULTGARD, L'eschatologie des Test XIIPatr 12f; KEE, The Ethical Dimension 259-270. 7) Spicilegium SS. Patrum ut et Hereticorum I, 144.335-374; S. 134: " ••• Testamenta XII Patriarcharum a Judeo olim scripta, a Christiano autem postea interpolata esse." 8) Die Testamente der XII Patriarchen untersucht ; auch in: APAT II, 458-488.492506. Dass SCHUERER die These·von SCHNAPP in der 2. Aufl. seiner Geschichte des L_ http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 2. 1. 1 433 sis schlagartig wieder zu Geltung gebracht und dominiert seitdem unter dem Patronat von CHARLES' Ausgabe und Interpretation 9 die Forschung bis heute. Umstrittene Punkte sind dabei vor allem das Verhältnis zu den Schriften aus Qumran 10 , die Bewertung der griechischen, armenischen und slavischen Textfamilien 11 , sowie die Herkunft aus dem palästinischen Mutterland oder aus der jüdischen Diaspora (s. u. Kap. 3). Diese beiden Grundoptionen der Forschung entsprechen den beiden Traditionsströmen, welche sich in den Test XIIPatr treffen. JÜdisches wie christliches Gedankengut ist unzweifelbar vorhanden und keines von beiden kann mit einer sich kritisch nennenden exegetischen Methode wegdisputiert werden. FÜr unsere Fragestellung nach dem Weitergang biblischer Weisheitstraditionen durch die frühjüdische Zeit bis in die christ+iche und rabbinische Aera sind nun aber gerade beide Elemente von Wichtigkeit, da sich an ihnen zeigen lässt, wie in den Test XIIPatr, besonders in deren paränetischen Partien, weisheitliches Gut ein echtes Kontinuum vom Frühjudentum ins Urchristentum bildet. Um die Einheit dieser beiden Traditionen zu erkennen, kommt man aber nicht jüdischen Volkes (1886-1890) übernahm (Bd. III, 255ff.), ist mit ein Grund für die Tatsache, dass die beiden vorausgehenden Jahrhunderte mit ihrer These vom christlichen Ursprung der Test XIIPatr fast augenblicklich vergessen gingen. 9) The Greek Versions of the Test XIIPatr (1908) (abgekürzt: Text). Im gleichen Jahr erschien von ihm auch seine englische Uebersetzung: The Testaments of the XIIPatr translated from the Editor's Greek Text (abgekürzt: Uebers.). Im APOT II (1913) 283-367 fand diese Uebersetzung (mit einem abgekürzten Einleitungsteil) ihre weiteste Verbreitung. 10) Vgl. KüHLER, The Pre-Talmudic Haggadah 400-406.- Die Extrempositionen von DUPONT-SOMMER, Aper9us preliminaires 115f.; Le Testament de Levi 33-53; Nouveaux aper9us 63ff.; Les ecrits esseniens 313ff., und PHILONENKO, Les interpolations chretiennes, welche die "christlichen Zusätze" als qumranische Ueberarbeitung mit Bezug auf den Lehrer der Gerechtigkeit (nicht auf Jesus) betrachteten, sind unterdessen aufgegeben worden. Die thematische Nähe zahlreicher Testamententexte zur gedanklichen Welt von Qumran ist seither jedoch opinio communis; vgl. bes. OTZEN, Die neugefundenen hebr. Sektenschriften 135-142; MACKY, The Importance of the Teaching 473: "nearest parallals in angelology, pneumatology, demonology and eschatology". 11) Die textkritische Arbeit, die in den letzten Jahren am griechischen (HULTGARD, L'eschatologie I, 12; DE JONGE, Die Textüberlieferung der Test XIIPatr, und weitere Aufsätze, vgl. DE JONGE, Studies on the Testaments 45-115), armenischen (BURCHARD, Zur armen. Ueberlieferung; STONE, The Testament of Levi; New Evidence 94-107; DE JONGE, The Greek Test XIIPatr and the Armenian Version) und slavischen Text (TURDEANU, Les Test XIIPatr en Slave; GAYLORD/KORTEWEG, The Slavic Versions) geleistet wurde, hat die textkritischen Positionen von CHARLES schwer in Frage gestellt und verlangt nach einer Neuausgabe (vgl. die Besprechung bei SLINGERLAND, The Testaments 67-74). Diese ist, wie DE JONGE, The New Editio Maior 174-179, berichtet, seit Jahren in Vorbereitung. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 434 Kap. V.2.1.2, Ziff. a um deren Unterscheidung herum. Es muss deshalb der Versuch gewagt werden, die frühjÜdischen Materialien möglichst gut zu erfassen, in der frÜhjÜdischen Welt zu situieren und nach ihrem Verhältnis zur urchristlichen Literatur zu befragen. In den Kap. 2 und 3 werden die ersten beiden Punkte untersucht, wobei vor allem eine literarkritische und quellenkritische Fragestellung eingenommen wird. 2.1.2 Die Analyse von J. BECKER Die folgenden Kapitel 2.2 - 2.5 halten sich eng an die Analysen von J. BECKER, Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte der Test XIIPatr, Leiden 1970. Sie teilen deshalb die Stärken und Schwächen von BECKER''s Resultaten 1 ~ m. E. gibt es aber zur Zeit keine prägnantere Erfassung der in den Test XIIPatr verwendeten paränetischen Materialienl3, um welche es ja bei unserer Fragestellung geht. a) Zur Entstehungsgeschichte und Schichtentrennung Die aus der literarkritischen Analyse rekonstruierte Traditionsgeschichte der Test XIIPatr von BECKER ist eine Variante der GRABE-SCHNAPP-CHARLES-Theorie und lautet so : "Die Grundschrift wird in den ersten drei Jahrzehnten des 2. Jahrh. v. Chr. entstanden sein. Die zweite Schicht wird direkt ansebliessend Über einen längeren Zeitraum, der bis weit in das 1. Jahrh. n. Chr. reicht, angewachsen sein. Die christliche Gemeinde hat dann frühestens mit dem beginnenden 2. Jahrh. die Schrift ihrer Verkündigung durch erneute Zusätze dienstbar gemacht. Sie wuchsen langsam bis in die Zeit der Verästelung der heute bekannten Handschriften an"l4 Neben der Grundschrift (I) in der präzisen Form des Testamentes (s.u. Ziff. b) findet BECKER viele andere literarische Formen und Gattungen, die sich zu zwei grossen Gruppen zusammenfassen lassen, nämlich eine weisheitlich-paränetische (II) und eine 12) Vgl. die vielfachen Kritiken bei DE JONGE, Studies on the Testaments l88ff. 291-316; THOMAS, Aktuelles im Zeugnis der zwölf Väter, bes. 65.69-BO.BBf.; dazu s. BECKER selbst im "Nachtrag", S. 419; SLINGERLAND, The Testament of Joseph 507-516; CORTES, El 'TestBen' 159-176. 13) Die Dissertation von HOLLANDER, Studies on the Ethics of the Test XIIPatr, Leiden 1977, war mir leider nicht zugänglich; vgl. die Teilveröffentlichung: DERS., The Ethical Character of the Patriarch Joseph 47-lo4, bes. 83f. 14) Untersuchungen 376. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.1.2, Ziff. a 435 apokalyptisch-futurische (III) Gruppe. Diese beiden Gruppen stellen relativ selbständige, inhaltlich und formal abzugrenzende Texteinheiten dar, welche zum Ausbau der Grundschrift in der zweiten traditionsgeschichtlichen Etappe eingefügt worden seien. Die nachfolgende Tabelle 10 gibt einen Ueberblick sowohl über die Elemente der Grundschrift (I), wie auch über die wichtigsten sekundären Einschübe weisheitlieber (II) und apokalyptischer (III) Art und ermöglicht dadurch immer anband von BECKER's Analyse- einen Einblick sowohl in die Struktur der ursprünglichen Testamente als auch in deren weitere Geschichte v o r der christlichen Ueberarbeitung und Schlusskomposition. Die Einleitungs- und Schlussnotizen und die verstreuten Verse und Versteile der christlichen Interpolationen sind dabei weggelassen)5 Mag auch diese literarkritische Analyse in vielem kritisiert werden (s.o. Anm. 12), auf eine solche einfach zu verzichten, lassen die Sachverhalte nicht zu. Dass viele Entscheidungen am Text fallen, ohne dass letztliehe Sicherheit erlangt ist, braucht wohl für niemanden betont zu werden, der mit traditionsreichen Stoffen gearbeitet und Einblick in die ungeheure Vielfalt der mitwirkenden Faktoren bekommen hat. Aber ohne den Mut zur vorläufigen, kritisch möglichst gut .gesicherten Entscheidung bleibt der Text ein vielschichtiges, uneinsichtiges Konglomerat sich widersprechender Traditionen und Tendenzen. BECKER hat diese Arbeit m.E. so gut gemacht, dass seine Analysen - beim jetzigen Stand der Forschung - für unsere Fragestellung als Ausgangspunkt benützt werden können, ohne dass einerseits der ganze Weg seiner kritiscnen Auseinandersetzung noch einmal gegangen werden muss, aber auch ohne dass andererseits seine Resultate in globo Übernommen werden müssten. Es sei deshalb erlaubt, zuerst eine kurze Charakterisierung der drei hauptsächlichen Textgruppen, welche nach BECKER die ersten beiden Etappen der Entstehungsgeschichte der Test XIIPatr ausmachen, 16 zum Teil mit den Worten des Autors selbst, vorzustellen , und im folgenden dann nur noch mit Hinweisen darauf Bezug zu nehmen. 15) Tab. 10 ist jedoch keine exakte Reproduktion der Resultate von BECKER's Analyse, da sie dort davon abweicht, wo es die eigene Arbeit am Text verlangt. 16) Vgl. bes. Untersuchungen 325f. (12 Charaktersitiken) und das synthetische Kap. IV, S. 373-406. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Tab. 10 ~ Ueberblick über die Traditionsgeschichte der Test XIIPatr (nach BECKER) w 0'1' RUB SIM 1,3-10 LEV SEB DAN NAF JUD ISS 2,1-4. 6-14 4,1-4. 6 1,312,12 1,1b-6. 1,2-2,9 1,2.4f. 1,5-2,1 (9) 7b-15 4,1-13 3 5,5-6,3.7a 5 - 7 8,4 (6,2) 17,2-6 (Frgt) GAD ASCH (Frgt) JOS BEN 1,2-5 2 5,9-11 1,2 1,2 10,516,6 17,4-8 1,2-2,5 3,6-8· 10,1 I. GRUNDSCHRIFT a. Vergangenheit b. Gegenwart c. Zukunft ------- ------- ------- ------- ------- -------- ------- -------- ------- ------- -------- --------6,9 13,1-3 5,1a. 5,2 8,55,2ac.3 6,1a. 17,1-3 10,2-5 (Frgt) ------- ------6,10f. 7 ,1.3 (12) =L/J 2-6 9,4 (Frgt) b -------- ------------- ------------- 18,1 5,4a(5) 5,7-8ac 9,5-9 23,1-5 =SER =L/J =L/J 6,1a. 2b-4 =SER =SER + c in 8f.(13) 8,1-3 =L/J =L/J+ SER 6,9a-11 3b-4. 6-7 7,1-6 ------- 8,1f. =L/J 18,1-4 llJ ---------------------7,5-7 (20,1. 10,11 =SER 2a. 3-5 4,66,4 APOKALYPT. EINSCHUEBE (\,) (\,) t<l ..... Hl Hl 3,13'.5f. 4,7-9 13 [2,1f. 3,3-6.8 III. < I-' ·-. II. WEISHEITLICHE EINSCHUEBE :>:: "0 14,1-4. 4,2-6a 7f. 16,1-3 18,3-5 [20] (5,1-4) (2,1) 2,2-7. 2,2-4,7 8-9 (5,1) 3,2-5 8,4.6. 7-10 [7,2-7] 3,1-3ba 1,36,6 4,1-7 5,1 5,3-5 3,1 4,1-5,3 6,1-6 8,2-3 [f.l-3.7 llJ [7 '2-8 ,1] -9,4(5)] 6,36.7 r" 3,1-4,1 24,5f. 17,1-18,9 25,1f. 18,10-14 3-5 5,9b-13 19 10,6-:j.O L_ L.J Kap. V.2.1.2,'Ziff. b 437 b) Zur Charakterisierung der Grundschrift Abschnitt I der Tab. 10 zeigt, dass schon die Reden der Patriarchen an ihre SÖhne in der Grundschrift durchwegs in jenem Dreierrhythmus aufgebaut waren, welcher auch den Mittelteil des Bundesformulars charakterisiert. Nimmt man noch die Einleitungs- und 17 Schlussnotizen dazu, so ist der Parallelismus beinahe perfekt Test XIIPatr (Grundschrift) Bundesformular !.:._~~!:!~~!:~::L.:. urkundlich-notarieller Teil Beschreibung der Szene 1. Präambel : urkundlich-notarieller Teil 2. Abschiedsrede : ~.:.-~~~!:~~2~~~~!~~~-.:. a) Erzählender Lebensrückblick b) Mahnrede - VERGANGENHEIT - GEGENWART c) Ausblick - ZUKUNFT Segen und Fluch 3. Schluss : a) Vorgeschichte b) Grundsatzerklärung, Einzelbestimmungen c) Anrufung der Götter Segen und Fluch 3. Schluss : Todes- und Begräbnisnotiz Abschlussnotiz Dieses stets repetierte Schema gab der Grundschrift eine äusserst einfache, aber auch eindringliche Gestalt. Der Verzicht auf formale Spielereien geht Hand in Hand mit einer auffälligen Bescheidenheit in der Themenwahl, "denn die drei grossen Gliederungspunkte : Lebensgeschichte, Paränese und Zukunftsankündigungen zeigen vielfältige Wiederholungen derselben Themenkreise. Ein mehrfach wiederholtes Thema der Lebensgeschichte ist z.B. der Verkauf Josef's, der immer wieder von verschiedenen Aspekten her beleuchtet wird. In der Paränese dominiert das Liebesgebot, das für Israel auf Grund des AT Allgemeingut ist. Zudem ist sie fast durchweg usuell, nicht aktuell ausgerichtet. Die Zukunftsaussagen sind durch die Levi-Juda-Stücke und die SER-Abschnitte geprägt" 18 17) Zur Diskussion "Bundesformular- Testament", s.o. Kap. 1.3. Sowohl BECKER, Untersuchungen 157 u. ö., als auch WEIMAR, Formen frühjÜdischer Literatur 161, Übernehmen die Struktur des Bundesformulars. 18) BECKER, Untersuchungen 378. Zur Charakterisierung der L/J (= Levi/Juda) und der SER {= SÜnde-Exil-RÜckkehr; Sin-Exil-Return) Passagen, vgl. DE JONGE, Testaments 83-89; ASCHERMANN, Parän. Formen 12-23; BECKER, Untersuchungen 172182.- Vgl. auch die Angaben auf Tab. 10, Ziff. I.c. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.1.2, Ziff. c/d 438 c) Zur Charakterisierung der weisheitlichen.Einschübe Wie Tab.lO weiterhin zeigt, besteht die Hauptmasse der in die Grundschrift eingetragenen Traditionsstücke aus weisheitlieh geprägten Texten. "Sachlich weisen sie zwei voneinander nicht zu trennende Spezifica auf : Sie entfalten ein dualistisches Weltbild, wobei der Dualismus unter stark psychologischer Blickrichtung ins Gesichtsfeld tritt. Sie bedienen sich weiter in ihrer Paränese einer ganz bestiillillten Pneumatologie (Geist der Hurerei usw.)" 19 • Dadurch unterscheiden sie sich entschieden von den Paränesen des Grundstockes, weisen aber andererseits unter sich auf einen gemeinsamen Ursprung hin. Einige Forscher haben diesen Ursprungsort in der jüdisch-hellenistischen Synagogen20 predigt gesehen • Wie weit diese Zuweisung berechtigt ist, wird die abschliessende Reflexion (Kap. 3) Über die weisheitliehen Texte, die in Kap. 2.2 - 2.5 vorgestellt und besprochen werden, zeigen. d) Zur Charakterisierung der apokalyptischen Einschübe : Obwohl schon die Grundschrift Zukunftsaussagen machte (Tab. 10, Ziff. I), kann in ihr kaum apokalyptisches Gedankengut nachgewiesen werden. Zu ihrer paränetischen Blickrichtung auf das konkrete Leben in dieser Welt gehört es, "dass keine partielle oder allgemeine Totenauferweckung am Ende der Tage und dementsprechend auch kein Endgericht, noch ein Leben nach dem Tod ins Blickfeld ·treten" 21 • Ganz im Unterschied dazu- aber wohl davon angezogensteht eine eigene Gruppe von Texten, die hauptsächlich von den starken Farben der Apokalyptik lebt und deren Bilderwelt von Beliar und Messias, Endkampf und Gericht, Auferstehung und paradiesischer Heilszeit benutzt. "Sind diese Stücke geeint durch ihr apokalyptisches Weltbild, so sind sie untereinander in ihren Einzelaussagen doch recht unterschiedlich konzipiert und schliessen sich gegenseitig aus. Den meisten Stücken eignet jedenfalls 19) BECKER, Ebd. 402. 20) Die grundlegende'Arbeit dazu stammt von THYEN, Der Stil der jüdisch-hellenistischen Homilie, dem ASCHERMANN, BALTZER und BECKER folgen. 21) BECKER, Untersuchungen 401. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.1.2, Ziff. e 439 der Dualismus, der in dieser Schicht im Gegensatz zur 'Tugend- und Lasterparänese kein Interesse am Psychologischen zeigt und auch von Haus aus nichts mit Tugend und Laster, geschweige denn mit ihrer pneumatischen Auslegung zu tun hat. Dadurch erweisen sich diese apokalyptischen Partien gegenüber der Tugend- und Lasterparänese in der Ausgestaltung des Dualismus' durchaus als ehedem eigenständig" 22 • e) Zur Frage nach Entstehungsort und -zeit : Sowohl die Grundschrift wie auch die beiden sekundär eingearbeiteten Textgruppen können ihre Herkunft aus jüdisch-hellenistischer Zeit nicht verbergen, doch ist damit über das Herkunftsgebiet noch nichts Näheres ausgemacht. Denn dass griechische Sprache und hellenistisches Gedankengut im ganzen vorderen Orient inklusiv Palästina nicht nur die Politik, sondern ebenso stark Lebens- und Denkart bestimmt haben, ist seit HENGEL's Untersuchung zum Verhältnis von "Judentum und Hellenismus" so gründlich erkannt, dass es anachronistisch wäre, für diese Zeit in Palästina nur jene Literatur ansiedeln zu wo.llen, die hebräisch oder aramäisch geschrieben ist und keine hellenistischen Einflüsse aufweist.Die Testamente selbst, sowohl die Grundschrift wie auch die sekundären Textstücke machen jedoch keine genügend deutlichen Angaben für eine sichere Zuordnung in einen geographischen Bereich. Diese muss vielmehr dadurch geschehen, dass man sowohl einen literarischen Kontext aufweist, innerhalb dessen dieses Einzelwerk Halt bekommt, als auch das weitere Geflecht von politischen und geistesgeschichtlichen Faktoren, die eine entsprechende Situation bestimmen, berücksichtigt. Diese Arbeit versucht nun (vgl. Kap. 3) - und sie weicht damit von BECKER's Resultaten nicht-literarkritischer Art ab - auch für den paränetischen Teil der Test XIIPatr diesen Kontext in Palästina aufzuzeigen. Die engen Verbindungen der weisheitliehen Partien zu Jesus Sirach und den Psalmen Salomos, die Aehnlichkeiten mit Traditionen der Henochliteratur, die Parallelen zum 22) Ebd. 404. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 2 .1. 2 440 Jubiläenbuch, die gedankliche Verwandtschaft zu essenischen und qumranischen Lehrinhalten können eine Lokalisierung sowohl der Grundschrift wie auch der weisheitliehen und apokalyptischen Texte der Test XIIPatr im Palästina um die Zeitenwende, also im Palästina der späten Weisheit, der weitgehend hellenisierten Bevölkerung, aber auch der mit apokalyptischen Vorstellungen gespeisten Befreiungsbewegungen oder Auszüglern in der Wüste doch wohl näher legen, als dies BECKER für möglich hält 23 . Da es uns ja in diesem Kapitel um weisheitliehe Paränesen in frühjüdischer Zeit geht, welche ein weiteres Kontinuum in die christliche Weisheit hinein bilden könnten, wenden wir uns im folgenden den wichtigsten 24 weisheitliehen Einschüben (vgl. Tab. 10, Ziff. II) zu. Die Paränesen der Grundschrift (vgl. Tab. 10 Ziff. I.b) hat schon Becker selbst ausführlich beschrieben 25 ; angesichts der Problematik ihrer Rekonstruktion beschränke ich mich im folgenden auf die mit grösserer Sicherheit abgrenzbaren und formal selbständigen, späteren Einschübe. Mit diesen be- finden wir uns zeitlich irgendwo zwischen der Entstehung der Test XIIPatr und der Uebernahrne ins Christentum, also in jener für unsere Frage wichtige Zwischenzeit der Vermittlung biblischfrÜhjÜdischer Weisheit in die rabbinische und christliche Zeit. 23) Vgl. Ebd. 374; Testamente 17; DE JONGE, The Testaments 128; MILIK, Rez.: de Jonge, The Testaments 297f.; für PalästinaalsEntstehungsort: HENGEL, Judentum und Hellenismus 327, Anm. 464 ("parteimässig nicht festgelegte Konventikel jüdischer Frommer"); MAlER, Geschichte der jüd. Religion 55 ("Apokalyptische Zadokiden"); SCHMITHALS, Die Apokalyptik 152. Dann natürlich die Autoren, die eine hebräische Grundschrift annahmen wie CHARLES, Text XLIIf.; BOUSSET, Die Testamente 201; BICKERMAN, The Date of the Testaments 259; BRAU~ Les Testaments 548; EPPEL, Le pietisme juif 28ff. (Galiläa); ROST, Einleitung 109; THOMAS, Aktuelles im Zeugnis der zwölf Väter 7lff.83-86 u .. v. a. (s. auch Anm. 6). 24) Ausser den in den Kap. 2.2 bis 2.5 besprochenen Texten könnten auch noch folgende, doch schon etwas ferner liegende Stücke (s. o. Tab. 10, Ziff. II, eckige Klammern) berücksichtigt werden: TJos 2,1-3.7; 3,1- 9,4(5): der Tugendagon Josefs; TRub 2,lf.; 3,3-6.8: die Liste Über die 7 Geister; TBen 7,2- 8,1: die Liste über die 7 Uebel des Schwertes. - TJud 20: die Lehre von den zwei Geistern, und Tiss 7,2-7, das Unschuldsbekenntnis Issachars,werden in Kap. 3.4 angeführt. 25) Untersuchungen 377-401. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap . V. 2 . 1. 2 441 Die folgenden Texte sind im doppelten Sinn "mitgenommene" Literatur : Einmal weil die meisten dieser literarischen Miniaturen nur dank der assimilatorischen Fähigkeit der Test XIIPatr Überlebt haben, das zweite Mal wegen ihres z.T. dadurch bedingten textlichen Zustandes. Sie sind ja meist nicht mehr in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten, sondern sind zerteilt, neu eingepasst, abgeändert und manchmal verstümmelt worden. Wegen dieser ihrer "Mitnahme" im Ganzen der Test XIIPatr sind sie eben auch in "mitgenommenem" Zustand. Die folgenden Kap. versuchen, diese Fragmente so gut als möglich wieder zusammenzufügen, die Abänderungen rückgängig zu machen und die so wiedergewonnenen Paränesen, Mahngedichte und Lehrvorträge als strukturierte Texte darzubieten. Ob sich damit das Porträt eines Weisen oder einer weisheitlieh-ethischen Schule, welche die biblischen Weisheitstraditionen auf eigene Art weiterführte, zeichnen lässt, ist die daraus folgende abschliessende Frage 26 . 26) Als textliche Grundlage wird hier meist der b-Text verwendet, den HUNKIN und MESSEL (s. Anm. 3) 1 HULTGARD und DE JONGE (s. Anm. 11) gegen den von CHARLES bevorzugten c-Text geltend gemacht haben, und dessen integraler Text von DE JONGE, Testamenta XII Patriarcharum, neu herausgegeben worden ist. Da jedoch der "inneren Textkritik an der Einzelstelle •.• immer die Prävalenz (gebührt)" (BECKER, Testamente 21), wird bei wichtigeren Textvarianten CHARLES, Text, zu Hilfe gezogen. So soll einer einseitigen Bevorzugung einer einzigen Textgruppe - in Erwartung der Neu-Edition - vorgebeugt sein. Die MSS werden unter· dessen wie Üblich bezeichnet: griech. Vers.: a = c,h,i ~ a,e,f y b,d,g,(k,l,m) 6 armen. Vers.: A slav. Vers.: S (selten berücksichtigt) < Steht eine Anm.-Ziffer im griechischen Text, so bezieht sich die Anm. nur auf das unmittelbar davorstehende Wort; sonst wird mit einem Asterisk (*) die betroffene Wortfolge bezeichnet. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 442 Kap. V.2.2.1 2.2 Fragmente weisheitlicher Lehrvorträge I Lasterparänesen 2.2.1 TRub 4,6 - 6,4 Unzucht bringt Verderben - Frauen bringen Unzucht TRub 1,3-10, die Lebensgeschichte der Grundschrift, deren Ton auf der Entsprechung von SÜnde, Strafe und Busse liegt, hat nach den eingeschobenen Belehrungen Über die Geister (2,1-9; 3,1-8) - eine Parallele in 3,9- 4,5, wo ein zweites Mal ein Stück Lebensgeschichte geboten wird. Dieses zweite StÜck setzt mit einem neuen Aufruf an die Kinder ein, schildert dann mit sichtlich psychologisch-erotischem Interesse das Entstehen und Ueberhandnehmen der Wollust bei Ruben und verbindet damit einige Mahnworte (3,9b.l0; 4,1). 4,5 ist klarer Abschluss dieser kurzen, romanhaften Beichtszene : Das begründende 6La •ou•o, der typische, zusammenfassende ~ . rra~-Ausdruck 1 und die futurisch- verheissende Umformulierung von xal oDx ~~ap•ov (4,4, Ende) in xaL oD ~n &~ap•non•E sind deutliche Indizien. - 4,6 bringt eine neue These, die zwar (sekundär) durch yap mit dem Vorausgehenden verbunden ist, aber eine gedanklich selbständige Paränese gegen die Unzucht und die Frauen einleitet. Erst in 6,5 wechselt das Thema wieder (Stichwortverbindung ~nAo~-~nAwoE•E) zur Levi-JudaPassage 6,5-8, einem selbständigen Traditionsstück. 6,9.10-12 sind dann Paränese und Levi-Juda-Stück der Grundschrift (vgl. 2 Tab. 10, Ziff. I,b und c) • TRub 4,6 - 6,4 ist also literarkritisch klar zu isolieren und muss als selbständige Einheit angesehen werden, die sekundär eingefügt wurde und deshalb in die zweite Etappe der Entstehungsgeschichte der Test XIIPatr gehört. 1) Vgl. ASCHERMANN, Parän. Formen 31. Auch die ganze Paränese TRub 4,6 - 6,4 schliesst mit na~; vgl. Tlss 4,6. 2) Ausführliche Analyse bei BECKER, Untersuchungen 182-2o3, bes. 191. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.1 443 TRub 4,6 - 6,4 I. Unzucht verdirbt die Seele a. 4,6 ")/_ *0AE8po~ ' yap A ~uxn~ ::> /' Ea•~v G n ; nopvE~a, 3 xwpCi:ouaa ElEoD xa~ npoaEyyCi:ouaa •o1~ ElowAo~~, g.~ aß•n ta•~ nAavwaa •ov voOv xa\ •nv o~avo~av, ' xa~ 7 Ka~ yap TIOAAOO~ &nWAEOEV g.~ x~v ~L ·~~ YEPWV, xa\ YEAWca rrapa •w L n nopVELa· n EDyEvn~, ::> ' *~VE~OO~ au•ov " no~E~ " "avapwnwv / 4 BEALap xa\ •o1~ ULO~~ •wv b. 8ff (Illustration der keusche Josef in Aegypten) c. 11 ' ' ' ~Eav yap ~n / xa•~axuaD nc I,;,; nopvE~a •nv Evvo~av, oDoE BEALap xa•~ax6aE~ Ö~wv. II. Die Frauen sind schlecht a. 5,1 / ITovnpa( •Exva ~ou, I En~anaaov•a~· ~ 2 xaL Sv o~h ouva~Eül~ oux lax6E~ xa•aywv(aaaaa~, " •ou•ov 4 "' / , 6~ ana•n~ xa•aywv~i:E•a~. OD yap o6va•a~ yuvn [3] 5 *Cfvopa: ß ~a:aa~ EI.~ np6awnov' aAA" EV axi\~aa~ nopv~xol.~ •oO•ov navoupyd)E•a~ 6. 3) o;a(vgl.af): Boöpo~ 4) a fügt nach E0YEvn~ ein: x~v nAouoco~, x~v n€vn~ (viell. auch Auslassung von ßA durch Homoioteleuton), dann: 0-vEt.Ot:CJl..LÜV f:au1:~ c.p€pEt. ·na.pO. -roÜG uloü~ ·d3v &vöpwnwv xaL npooxo~~a (?) BEACap. cw 5) 5,3 unterbricht den Gedankengang (vgl. TJud 15,15f.) mit einer neuen Schilderung der bösartigen Verführungskünste der Frauen (Herz - Schmuck - Blick Tat), während 5,lf.4 mit der Reihe: Macht/Gewalt- kÖrperliche Reize (ß; oder a: Macht - kÖrperliche Reize - Intrigen) aufwartet, welche genau dem Zweizeiler in 5,4 (a) entspricht. 6) a; ßA lesen nur: ~vöpwnov ßc&oaoöac, was sichtlich den vorausgehenden Erörterungen widerspricht. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 444 Kap. V.2.2.1 III. Flieht die Unzucht a. 5 ~EOYE•E o~v •nv nopvECav, •€xva uou, xal npoo•aooE•E •aLG yuvaL6Lv tu00v xal •aCG auya•paoLv, ccva un xoouwv•aL ,ö_G XEcpaA.aG xaL •aG lil!JELG af.noov 7 , 8LL n&oa yuvn öoALEuouEvn Ev LoULoL~ eL~ x6AaoLv TaU aLWvo~ •E•nPn•aL. b. 6f (Illustration die Wächter vor der Sintflut) IV. Hütet euch vor der Unz.ucht a. 6,1 2 ~uA.aOOEoaE oOv ano •nG nopvELaG· xaL El a€A.E•E xaaapEuELV •p öLavoC~, cpuA.aooE•E •aG atoanoELG ano naonG anA.ELaG. K&xELVaLG o€ ~V.ELA.aoaE un ouvouaEELV avapwnoLG, ~va xaL aG•aL xaaapEowoL •nL oLavoCa. . ~ 3 Al yap ouvEXELG ouv•uxCaL, K~V Un npaxaft aOEßnua, aÖTa~~ uEv EcrTLV v6oob &vLaLOb, nULV o€ *~VELÖOG •ou BEA.(ap alwvLov, 8 L •o b. 4 ~.L ~ nopveCa o~•E oUVEOLV o~iE EDoEßELav ~XEL ~v gau•p, xaL naG 6nA.oG ·xa•OLKEL EV •n L EnLauuCa aÖ•nG~ Betrachtet man die Paränese für sich allein, ergibt sich ein zwar klar strukturiertes, aber doch wohl fragmentarisches Stück 9 • Jede der vier Strophen hebt\sich mit einer einleitenden Zeile hervor, welche das Thema anschlägt. Dabei machen die Abschnitte I + II einen ersten thetischen Teil aus, dem dann der imperativische in den Strophen III + IV folgt. 7) Nur b; alle andern fügen an: npÖc &~<nv ÖLavoCac. 8) ß; a: eic ~A&8pov BEALap xal ~V&Löoc at~vLov. 9) Weder die Strukturierung von ASCH~RMANN, Parän. Formen 10, der ohne Rücksicht auf die Gegebenheiten· des Textes drei je um ein Glied verkürzte "Redegänge" (4,5-11; 5,1-7; 6,1-4) konstruiert, noch diejenige von BECKER, Untersuchungen 191, der den Wechsel von thetischen und imperat_ivischen Strophen mit inhaltlichen Erwägungen überdeckt, können befriedigen. Wo ist zudem die von BECKER angeführte "abschliessende Paränese mit Segen und Fluch 6,1-4" zu finden ? http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.1 445 Zwei lapidare, sprichwortartige Grundsätze leiten die beiden ersten Strophen ein : Verderben für die Seele ist die Unzucht Schlecht sind die Frauen (5,la). (4, 6a). Darauf folgt jeweils der Beweis, indem die Machenschaften der beiden Uebel beschrieben werden (Ia. IIa) , wozu in I noch die Geschichte vom standhaften Josef und der Versucherischen Aegypterin kurz skizziert wird. Beide Teile schliessen mit einem zusammenfassenden, prägnanten Zweizeiler (4,11; 5,4). Es schliessen sich dann die zwei imperativischen Passagen (III und IV) an. Die erste wendet sich - inhaltlich II weiterführend gegen die verführerische Kosmetik der Frauen (vgl. Jes 3,16-24), die zweite gegen gemeinsame Zusammenkünfte von Männern und Frauen (vgl. Sir 9,9; 42,12; Ab 1,5, wo Jose ben Jochanan "die Weisen" zitiert; Joh 4,27a). Die erste schliesst mit einer neuen, die Frauen beschuldigenden Version von Gen 6,1-4 10 , die zweite mit einem chiastischen Doppelzeiler, der das anfängliche Stichwort nopveCa (4,6) aufnimmt und die Lehraussage der Mahnworte zusammenfasst : Die Unzucht birgt weder Einsicht noch Frömmigkeit in sich, jegliche Ereiferung haust in der Gier nach ihr (6,4). Ein ganz paralleles Bruchstück zu 4,6a findet sich als eingesprengter Fremdkörper in TSim 5,3 (vgl. TJud 15,5 zu 4,7). Es geht ebenfalls von einem thetischen Obersatz aus und legt diesen anschliessend in fast gleichen Worten auf die gestörte Gottesbeziehung hin aus CH nopveCa ~n•nP ~o.l n&v.wv •wv xaxwv, xwpC6ouoa aeou xa~ npooeyyC6ouoa ·~ BeACap. Vielleicht klingt hier Über Weish 14,12, wo das Ersinnen von Götzenbildern den "Anfang der Unzucht" ausmacht, die propheti10) Sowohl in Gen 6,1-4 wie in den davon abhängigen Stellen Jub 4,22; 4QHenb l.I, 2-8 Par äthHen 6,lf.; CD A/1 2,14-2o; TNaf 3,5 (s. u. Kap. 2.5.2) und auch AntBibl 3,1 liegt die Schuld durchaus bei den Göttersöhnen oder den Wächtern, während in TRub die Menschentöchter durch verführerischen Schmuck bezaubernd auf jene wirken ! http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 446 Kap. V.2.2.1 sehe Tradition seit Hosea (Kap. 1-3) nach, welche .die Un.treue zu Gott als Hurerei bezeichnet und in eindrücklichen Bildern ausmalt (vgl. Jer 3,1- 4,4; Jes 57,1-13; Ez 16.23); doch steht das konkrete Problem der ungeregelten sexuellen Bedürfnisbefriedigung, welcher die Frauen mit ihren OXn~aTa nopVLXct Vorschub leisten, so bestimmend im Vordergrund (ygl. bes. die beiden Illustrationen in 4,8ff. und 5,6f.), dass wohl kein grösserer theologischer Zusammenhang zu suchen ist. TRub 4,6 - 6,4 steht formal und inhaltlich ganz in der negativen Sicht jener Weisheitsperikopen, welche nopveCa und novnp(a so nahe zur Frau rücken, dass beide leicht zusammengesehen werden. Im Unterschied jedoch zum Spruchbuch (vgl. 11,16; 12,4), zu Sirachs Frauenspiegel (25,13 - 26,18.19-27) oder/auch den ambivalenten Urteilen Kohelets (vgl. 7,26 mit 9,9), welche wohl zwischen guter und böser Frau, zwischen Ehefrau und Dirne oder fremder Frau zu unterscheiden wissen, stehen ip TRub 4,6 - 6,4 (vgl. dagegen 4,1 : crÖ~UYOG) die Frauen unterschiedlos als Versucherinnen zur Unzucht da. Den plastischen Hintergrund liefern dazu Stellen, die das Treiben der Hure schildern (Spr 5,3-6; 7,5-27; vgl. 4Q 184), die jedoch in TRub 4,6 - 6,4 auf die Frau als solche angewendet werden 11 Es ist nicht schwer, negative Zeugnisse Über Frauen in dieser Zeit zu finden, da die Minderbewertung der Frau in hellenistischrömischer Zeit bei Persern, Griechen und Jud~n allgemeine Sitte war. Charakteristisch dafür ist jeher bei allen drei VÖlkern Überlieferte Dankspruch des Mannes, "dass er kein Ungläubiger, bzw. Ungebildeter, kein Weib, kein Unfreier sei" 12 , doch gibt es auch sonst zahlreiche Aussprüche Über die Priorität der Frau im sündigen (vgl. Sir 25,24; VitAd 3.9f.l8.35; !Tim 2,14) oder 11) EPPEL, Le Pietisme juif 156: "La mysogynie devient chez eux (scl. les auteurs des Testaments) une obsession, et non plus une attitude satirique, comme dans certains passages des Proverbes ou dans l'Ecclesiaste ou le Siracide." Vgl. auch TRub 3,10; 4,1; TJud 17,3b; Tiss 4,4 (s. u. Kap. 2.3.2), wo in der weiblichen Schönheit als solcher die Gefahr gewittert wird (vgl. PsSal 16,8), abgesehen von den sonstigen zahlreichen Warnungen TSim 5,3; TJud 13,3; 14,lff. (s. u. Kap. 2.2.3) 12) Belege bei OEPKE, Art.: yuvn, ThWNT 1 (1933) 776f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.2 447 die Verbindung der Frauen mit Untugenden 13 Die Verteufelung der Frau als "versucherischer Ort sexueller Sünde" 14 , wie wir sie in unserer Paränese antreffen, hat ihren Grund vor allem in jener starken aszetischen Tendenz, die durch die ganzen Testamente hindurch zu spüren ist 15 . Dieser a~sserordentlich starke Wille zur Tugendhaftigkeit, die sogar zum zÖlibatären Leben aufzurufen vermag (vgl. TRub 6,1), schafft weisheitliehe "Evidenzen" von solch rigoroser Strenge, wie sie die beiden Thesen zu Beginn der ersten zwei Strophen darstellen, schärft die Beobachtungsgabe für sündhaftes Benehmen (4,7; 5,1-3; 6,3) und gibt den biblischen Beispielen einen Akzent ins Erotische. Die Paränese TRub 4,6 - 6,4 steht deutlich in weisheitlieber Tradition : Sie bringt Thesen, Beobachtungen, konkrete Warnungen, braucht das Sprichwort, den prägnanten Zweizeiler, die Mahnung und benutzt weisheitliehe Themen 16 . Zum Eigenen dieses Weisen gehört aber seine aszetisch-verschärfende Moralpredigt und die hier nur mehrmals angedeutete, aber zum "weltanschaulichen Hintergrund" gehörende Figur des Beliar, der durch die nopvECa den Nenschen niederzwingt. 2.2.2 TSim 3,1-3.5-6 : Besessenheit und Befreiung vom Neid Die Lebensgeschichte der Grundschrift von TSim beginnt mit Kap.- 2, das von der "unbeugsamen Leber" sucht (6nAo~;vgl. (vgl. 2, 4. 7) , der Eifer- 2,6.7) und dem Zorn (2,lla.llb) Simons erzählt. 13) Vgl. nur EpAr 2o: Das weibliche Geschlecht ist "dreist, .•. energisch bei der Durchsetzung seines Willens, leicht umgestimmt durch Trugschlüsse und von schwacher Konstitution" (MEISNER, Aristeasbrief 77); Ab 2,7; PHILO, OpMund. 165 (Mann= voG~; Frau= atcr&ncr"~), ähnlich die Interpretationen von Gen 2,24 in LegAll 2,49-51; zu JOSEPHUS, Ap 2,201, s. o. Kap. III.4.1. 14) BECKER, Testamente 36, Anm. la; vgl. auch PastHerm, Vis l.l-2; bes. 1.2,4 (WHITTAKER 1- 3) • 15) Die Sinnlichkeit ist zu bekämpfen durch Busspraktiken (TJos 4,3; 8,1), Fasten (TRub 1,10; TJud 15,4; TSim 3,4; Tiss 7,3; TJos 3,4 u. ö.), schwere Arbeit (Tlss 3,5; 5,3-6) und Studium (TRub 4,1). 16) Neben den im Text genannten weisheitliehen Traditionen vgl. zudem Sir 14,22ff. 3Esr 4,13-32, bes. 26f.; Ab 1,5; AbRN A 7 (GOLDIN 48L); B 9.15.35 (SALDARINI 82f.l08ff.286); PseuPhok 199-204; PseuMen 7.16.60; syrAch 7-9.26f.39.77.88.92. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 448 Kap. V.2.2.2 Unsere Paränese vorn Neid (Kap. 3) unterbricht den Gang dieser Erzählung, und erst Kap. 4 wendet sich erneut dem "Leberleidenden" (4,1) und seiner Geschichte zu. 3,1-3.5~6 schiebt zwar deut- lich ein neues Thema in den Vordergrund, steht aber nicht völlig unverbunden in der Lebensgeschichte. In 2,13 und 2,14 wird arn Ende der Sätze das Thema mit einem ~5ovo~/~5ov{w-Zusatz angetippt, während nachher in 4,5 "Eifersucht und Neid" harmonisierend zusammengeschlossen werden. Auch zwischen den beiden Strophen der Paränese selbst ist mit 3,4 eine RÜckverbindung an die Lebensgeschichte vorgenommen worden 1 . -Am Schluss des biographischen Teils und vor der ursprünglichen Paränese 5,2 steht ein weiteres Fragment Über den Neid (4,7-9), das eine traditionelle siebengliedrige Reihe Über die Zerstörerischen Auswirkungen des Neides verwertet und in 5,1 wieder den Anschluss an die Lebensgeschichte sucht. TSirn 3,1-3.5-6 und 4,7-9 sind ursprünglich selbständige paränetische Stücke, welche aber durch redaktionelle Retouchen sowohl der Grundschrift als auch an sich selbst in das Gesamt des TSirn eingegliedert wurden. TSirn 3,1-3.5-6 3,1 Ka\ vuv, •fxva, ~UAaEao5E anÖ •wv nvEuuct•wv •n~ nAavn~ xa\ •ou ~56vou. I. cBesessenhei t 2 KaL yÖ.p ö ~5ovo~ KUPLEUEL naon~ ·n~ 6LavoCa~ •ou av5pc.Snou, xa\ oUx &~CncrLV aU~Ov otTE ~aycLv :>/ " ou•E nLELV o~•E noLnoaC •L ~ya5ov. 3 ITav•o•E 6noßctAAEL ~VEAELV •Öv ~5ovoOuEvov, xa\ ö UEV ~50V00UEVO~ nctv•o•E av5EL, [4] l) Die literarkritische Isolierung des Fragments geht hier nicht gleich reibungslos wie im vorausgehenden TRub. BECKER, dessen Analyse wir dabei folgen, ist sich der Schwierigkeit bewusst, da er TSim als schwierigeren Analysefall (Untersuchungen 157) erst nach vorausgegangener Bearbeitung der fünf Modellfälle TRub, TSeb, TNaf, TJos und TBen, den beiden wichtigsten TLev und TJud und einer Zwischenbilanz (325f.). literarkritisch angeht. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.2 449 II. Befreiung s ~Eav •L~ trrL KDpLov ua•a~oyD, ~ / ' ''' ...... ,:). ,:) I'"\ UITOLPEXEL LO rrovnpov ITVEUUU arr ) UULOU, xaL 6 y(vE~aL n ÖLavoLa·xoÜ~n, uaL AOLrrbv ouurra8E1 \ :) ;' •w' . ~8ovouu{vw, 1"'1 :> "' KUL *OU KULUYLVWOKEL LWV ayaiTWVLWV 2 ::> / UULOV, Diese paränetische Miniatur ist trotz ihrer Einfachheit gut strukturiert und gedanklich geschlossen. Nach der einleitenden Aufforderung (3,1) wird in der Strophe I die Herrschaft (xupLEUELV) des Neides sowohl Über das Denken wie auch Über die vitalen Bedürfnisse des Essens und Trinkens und auf die Fähigkeit, Gutes zu tun, beschrieben. Das paradoxe Resultat ist, dass der Neider verwelkt, während der Beneidete aufblÜht. Verse Sf. bilden dann eine konditionale Gegenstrophe (II) Über die Befreiung vorn Neid. Das Wort KUPLEOELV von Vers 2 aufnehmend und zu KOpLo~ verwan- delnd wird die Leichtigkeit des Denkens, die Sym-pathie und die Versöhnlichkeit des Neidlosen erwähnt. Wenn man zum Kyrios seine Zuflucht nimmt (Sa) , eilt der böse Geist des Neides davon (Sb) und so lässt man ab vorn Neid (6c) . Im Parallelstück TSirn 4,7-9, das mit einerneuen Anrede und (nach abdf) einem imperativischen Doppelzeiler eröffnet wird, sind zwei positive, beschreibende Reihen miteinander verbunden. Die erste (4,8) beschreibt die verheerenden Wirkungen des Neides auf Seele und Leib, indem sie eine wohl traditionelle Reihe aufnirnrnt3, die zweite (4,9) beschreibt ebenso eindrücklich und Übertreibend die "Wirkung des Neid-Dämons im Schlaf, der als ·Alb den Menschen zusetzt" 4 und ist vielleicht ad hoczur ersten Reihe, welche bei Tag spielt, gebildet worden. Das könnte die nach Imitation aussehenden Wiederholungen erklären. 2) b(d)g (z. T. A); a.y: cruyyLvcilcme:L 1:o'k Ö.ya.nwcrL, was einfach positiv formuliert ist. RIESSLER, Altj. Schrifttum 1156, übersetzt mit "verzeihen" und wechselt deshalb 1:wv &.ya.nwvcwv ohne Textstütze in 1:wv ~xapwv. 3) Vgl. BECKER, Testamente 43. 4) ASCHERMANN, Parän. Formen 46. Er nimmt die Verse Sf. zusammen und erreicht dadurch eine elfzeilige Reihe. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 450 Kap. V.2.2.2 Der menschliche Neid ist ein Thema, das in den Schriften des Alten Testamentes, auch in den weisheitlichen; kaum behandelt wird. Im Hebräischen gibt es keinen entsprechenden, eindeutigen Begriff 5 , und da ~:Ji', il~:Ji' von der Bedeutung "Eifer (-sucht)" und besonders vom positiv verstandenen "Eifer für Gott" fast vollständig besetzt wurde, konnte es sich nur an wenigen Stellen als "eifern in lilissgunst" im Sinne von "Beneiden" behaupten (vgl. Gen 26,14; 30,1; Ez 31,9 : von Bäumen; Sir 45,18), und wurde in dieser Bedeutung praktisch immer mit 6nÄÖw, 6nÄo~ Übersetzt 6 • In Sir 14,10 (nur LXX) und Tob 4,16 wird kurz von einem Ö~ßaÄ~O~ novnpo~ gesprochen, der auf gewisse, dem Nächsten gehörende Güter schaut; in Weish 6,23 ist ~aovo~ d~s Gegenteil einer freizügigen Haltung in Sachen des Wissens, denn der Neid "hat nichts gemein mit der Weisheit". Ein eigentliches profiliertes Laster scheint er in frÜhjÜdischer Zeit erst unter dem Einfluss der stoischen Moral geworden zu sein 7 , jedenfalls taucht er zweimal in den stoisch beeinflussten Lasterkatalogen von Röm 1,29 und Gal 5,21 zwischen anderen agressiven Untugenden auf. In EpAr 224 geht es ebenfalls um die Befreiung vom Neid,.nach welcher Ptolemaios II Philadelphos am dritten Tage des Festmahles fragt. Die Antwort des jüdischen Weisen ist : Wenn du vor allem bedenkst, dass Gott allen KÖnigen Ansehen und grossen Ruhm verleiht, und dass niemand aus eigener Kraft KÖnig ist. Es wollen zwar alle Menschen diese Ehre erlangen, aber sie vermögen es nicht; denn sie ist eine Gabe Gottes. Während hier der Bezug zu Gott, dem alles zu verdanken ist, die eigene Person relativiert und dadurch den Neid zu vertreiben vermag, ist es in PseuPhok der Blick auf die ", a~öovoL " I B, OupavLoaL welcher ein menschliches Zusammenleben ohne Neid ermöglichen soll (vgl. zum Gedanken lKlem 20) 5) Neben nKJP kommt auch einfach ~ VVi (z. B. Dtn 15,9; 28,54.56) oder die Partizipialfarm von l'V (=OnoßA.En~~v; vg.l. !Sam 18,9) in Frage. Sonst wird der Sachverhalt umschrieben. 6) Vgl. HENGEL, Die Zeloten 151-234 (Kap.: Der Eifer); STUMPFF, Art.: ~nA.o~, ThWNT 2 (1935). 879-890. Die Wendung cpl}o'vo~ KaL ~flA.o~ (oder umgekehrt) , die wir in TSim 4,5; lMakk 8,16 und dann auch in allen cp36vo~-Stellen von lKlem (3,2; 4,7; 5,2) finden, zeugt von der nahen Verwandtschaft der beiden WÖrter. 7) Vgl. SAUER, Art.: nKJP, ThHWAT 2 (1976) 647-650, bes. 650, Ziff. 5. 8) S. o. Kap. III.5.2.1, Anm. 52. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 2. 2. 3 451 PseuPhok 70-75 : Beneide deine Gefährten nicht um ihre Güter und häng ihnen nichts Schimpfliches an ! Neidlos sind ja auch die Uraniden gegeneinander. Nicht beneidet der Mond die viel stärkeren Strahlen der Sonne, nicht (beneidet) die Erde hier unten die himmlischen HÖhen, nicht (beneiden) die Flüsse die Meere. Stets leben sie nämlich in Eintracht (ÖuÖvoLa) . Wenn nämlich Streit ('t'pq:;) bei den Seligen wäre, so hätte das Himmelsgewölbe keinen Bestand. Zu diesen philosophischen "Ueberwindungen" des Neides kontrastiert sehr deutlich und sehr typisch die Empfehlung von TSim 3,5, nämlich den Neid zu vertreiben, indem man zum Kyrios flieht. Es ist die Flucht in den persönlichen Bereich der Gottesbeziehung, in welcher die Herrschaft des bösen Geistes des Neides "Über jedes Denken des Menschen" (TSim 3,2a) überwunden wird 9 . 2.2.3 TJud 14,1-4.7-8; 16,1-3 Vom Weintrinken TJud ist mit seinen 26 Kapiteln da·s längste der zwÖlf Testamente und mit TLev das gewichtigste. Es gliedert sich in der heutigen Endgestalt in drei grosse BlÖcke, die sich in die drei für ein Testament typischen Zeitabschnitte der Vergangenheit (Kap. 1-12 = Lebensgeschichte), der Gegenwart (Kap. 13-20 Paränese) und der Zukunft· (Kap. 21-25 = Zukunftsaussagen) wid- men. Es ist unmöglich, die Entstehungsgeschichte dieser drei BlÖcke auf analytischem Wege im Rahmen dieser Arbeit darzustellen, da die geforderte Kürze den komplexen Kornpositionsprozess nicht genügend. deutlich hervortreten lassen kann. Zudem wäre es auf weite Strecken eine Wiederholung dessen, was BECKER erhoben und ausführlich dargelegt hat 1 . Deshalb wird hier das Resultat seiner Analysen in einer Uebersicht zusammengefasst (Tab. 11) und anschliessend nur summarisch gerechtfertigt. 9) Weitere weisheitliehe Vergleichstexte sind: PseuMen 84; Ab 4,21. 1) Untersuchungen 306-326; vgl. DE JONGE, Testaments 66-71. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 452 Kap. V.2.2.3 Tab. 11 Literarkritische Analyse von TJud-{nach BECKER). Grundschrift Retouchen Sekundäre Einschübe aus der Tradition ad hoc 1 - 10 I. Lebensgeschichte ll,lf. 11,3-12,2 12,3 {6) 12,4-12 13,1-3 13,4~8 {Wein) 14,1-4 14,5-6 7-8 16,1-3 II. Paränese 15 16,4-17,1 17,2-6 18,1 {Geld) 18,2.3-5.6 I 19 {Geister) 20 {Levi/Juda) 21f. III. Zukunftsaussagen {SÜnde/ Exil/Rückkehr) 23 {Messias) 24f. Die literarkritische Trennung geht von der Beobachtung aus, dass die beiden Paränesen Über den Weingenuss und die Geldsucht selbständige und abgeschlossene Texteinheiten bilden, wenn man die störenden Verse 14,5f. entfernt, welche Juda's Heirat mit der Kanaanäerin {14,6) und Judas Vergehen mit Thamar {14,5) mit vorausgegangenem Weingenuss begründen. Diese beiden Verse stellen die Verbindung zur Lebensgeschichte Juda's dar, jedoch nur zu den beiden "Wein und Unzucht"-Szenen in TJud ll,lf. und 12,3.6 {"in meinem Rausch"). TJud ll,lf. sind nun aber {1.) na~hschleppende Dublette zu 8,1-3, wo die Verheiratung http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 453 Kap. V. 2 .•2. 3 Judas mit Batschua an der chronologisch richtigen Stelle (vgl . .Gen 38, 1-5) und ohne moralisierenden Ton erzählt wird, und widersprechen (2.) direkt der Gehorsamsbeteuerung Judas gegenüber Jakob in 1,4b (vgl. 11,2b). Die beiden Verse ll,lf. müssen also in die Lebensgeschichte eingefügt worden sein, um im Verein mit 14,5f. die Verbindung zur Weinparänese zu schaffen. In 14,5 wird aber auch von der Thamargeschichte gesprochen, in welcher der Wein nach Gen 38,15f. und den Paralleltraditionen von Jub 41,10 keine Rolle spielt. bie Beobachtungen an ll,lf. legen es nun nahe, dass auch 12,3.(6) redaktionelle Eintragungen seien, die 14,5 entsprechen. Das wird durch folgende Beobachtung erhärtet : 14,5 lässt Juda "vor aller Augen" sündigen, da dies durch 14,4b ("dass sich der Betrunkene vor niemandem scheut") verlangt wird. Das widerspricht aber direkt 12,9f., wo doppelt versichert wird, dass niemand Zeuge war. Stimmt diese Argumentation, so fallen selbstverständlich auch die nachgetragenen Passagen 13,4-8 und 16,4-17,1, welche in noch bunteren Farben die Batschua-Geschichte ausmalen. Sie rahmen die Paränese vom Weingenuss ein und bereiten schon jene von der Geldgier vor, indem sie das neue Stichwort "Gold" aufbringen (s.u. zu Kap. 2.2.4) 2 . Betrachtet man nun die Grundschrift ohne die Retouchen und die eingefügten Paränesen, so wird die Richtigkeit dieser Schichtentrennung vollends erwiesen : 1.) Die Lebensgeschic~te bleibt nicht nur ohne LÜcke, sie wird sogar homogener, da der oben angezeigte ~Viderspruch zu 1, 4b (vgl. 13,7; 16, 4) und die Wieder- holung von ll,lf. wegfallen. 2.) Die beiden von der bisherigen Analyse nicht betroffenen Stücke im paränetischen Teil, 13,1-3 und 17,2-6 rücken zusammen und -passen zusammen ! Und was ebenso deutlich ist : Sie passen auch vorzüglich zur unretouchier- ten Lebensgeschichte der Grundschrift (vgl. nur die Geschichts2) Dass Kap. 15 nochmals sekundärer Einschub ist, der den Begriff nopvECa aus Kap. 14 entnimmt und mit Material aus der Tarnargeschichte (l5,3f.) und eigenen Sentenzen (l5,1.5f.) zu einer ziemlich formlosen Paränese zusammennimmt, ist sofort klar, wenn man Kap. 14 und 16 zusammenschliesst (s. u. den Text). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 454 Kap. V.2.2.3 zusammenfassung in 12,3, die Betonung des Gehorsams in 12,1; 17,3b.4). Erst durch die Einfügung der Paränese vom Weingenuss und den damit verbundenen Textveränderungen (13,4-8; 15; 16,417,1) wurden sie auseinandergesprengt. Somit kann auch TJud 14,1-4.7-8; 16,1-3 als selbständige Paränese bezeichnet werden, welche nachträglich mit Hilfe von mehreren Retouchen in die Paränese der Grundschrift eingesprengt worden ist. TJud 14,1-4.7-8 14,1 . ' 16,1-3 : 1'\ .., KaL VUV, LEXVU ~ ' ~OU :>I OLV~· Un UE3UOXE03E I. Wein und Unzucht : g,L Ö otvo~ öLao•pE~EL •ov voDv •n~ &An3eCa~, xal ~ußttAAEL opynv ~nL3uu(a~, KaL Öönye:l. e:L~ nA.civnv -raUe: Ocp8a.i\.uo0~. 2 To yap nveuua •n~ nopveCa~ •Öv oLvov, &~ öLctxovov, npÖ~ .~, nöova~ ~XEL LOU voÖ~· •ct g.L xaCye öÜo •aÜ•a &~LOLWoL •nv öÜvauLv 3 LOU avap~nou. 3 ~av y6.p n~ nCp o'tvov d~ uE'anv, ~v ÖLUAOYLOUOL~ punapoL~ ouv•ap~ooeL*wÖv vouv et~ nopveCav, xal ~x3epuaCveL xal .ö n~pe:cr-r L v "t0 e:l. oooua npÖ~ ULGLV, ~I 4 -rflc: E:n vauu Las; ULLLOV 1 "' ' cUUUPLLUV, "' npaOOEL •nv ' ::> ::> " XUL OUX ULOXUVELUL. 4 ,.. " TOLOULO~ ::> EOLLV c 0 f:ll 5 OLVO~ 1 " LEXVU UOU, g,L Ö ue3owv oGö€va atöeL•aL. 4) ß., z. T. A; a verkürzt und mildert: •~v voüv aou xal etc nopveCav exaep~a(v&L aW~ npoc n5ovnv MaL (npQaa&L) ••• ; CHARLES, Uebers. 84f.; SCHNAPP, Die Testamente 475, und RIESSLER, Altj. Schrifttum 1183, bevorzugen a; BECKER 1 Testamente 71, Anm. 2a (wo V.Jff. in XIV.Jff. zu korr. ist) hingegen den ß-Text. ' •o 5) bA; aaf: novnP6c; e: n6pvoc. CHARLES, Text 89, emendiert zu napo(voc, doch ergibt otvoc durchwegs genügend Sinn und Zusammenhang. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) "16~Xa~ http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 'S~~VH~ ·s ua~UElJEA · 6unq1aJ~osJaA au1a aJapuv ·~s1 fi1PUR~S110AUU q Ep 'n snE ~6DJ8DU1~ (L apunJ6nz uo~na1a~o1omoH ~oJnp uaJapuE uap ~onv •·• 5og9ID 003~ 001 (10~3rt9ogln 1Em1a~z) 1~0~ ~6a11 ua~UElJEA ~ ~100ll~ u~~DOOdiDQ3 ~~ ~A ~~~ •U03~ nog9m ~13rt 10~3rt9091n ~10~ :~S811D !q (9 sap ~azu~1Jd sa~qa11aq u1a ua~s~a ~s1 map uoqos ·~n~~~a~11s~1aqs1aM uaßun~~1M uaß1~1gJ1a1A uau1as ~ap ~1m ~maqili u1aM ~aa ·~~rtn ood1ux ~3 xno 1D~o3~ouu 1nx U;:)V 1 G03~ 1 ~~~01~~ 5UX~rt CC 5~30~gDdUll ~UK 1 \UK 1 ;' C\ 5D)1~DffiOKOO \DK 5~3dg~ 510Ä9~ ~~ 31U1d~rt~ ~rt U~h 1 1 L 1uou~ 313)ll 5~~B ~gurt 5~~odm~o V 39 313~3~~ / / ' E 1~ c ·o U 1D13Xd3013dUll 1DK "U11~0X01D~U / 1 9 5ogom / c: j 1 , 003~ C \1 / U~JT1 \ ' 1D13~)A 1 10~3T100Q1D c 0 U100llU 1UK ::>. V ~~ll10Y 31U~1ll / urt \ / ~n~c ' dnA -~ ·q "3~o3oy~ 1 10~3rtnog1u no3~ nogom D13rt~ cv 1 z 1 U~noodmn3 ~3 ~o~1o 31U~1ll ~D~c /' / c C "-' /' ·~ ua~u1~~ 1 "5D)Qd3KOdX01D 5D)1~0~ 1 5~30~d0ll 1 nz uas1aM 1a~a "III 5D)T10~1ll~ .ndu~ou u1urtn3~ll udnoo31 001nn ~3 duA 110~ 1c / / ·no~1o /C ·~9YDK 1D~l3 / ~odo 1-:J 1 nort C: VC u~K31 / ~~no \$1 \ 1"91 3~03oonyn~ / D1~0~)T10~ ~1rt11n U1 1n~ouXnuKA3 1ux nyyuC / CV V 1 C \ \ 1u~o3~sxo1u ~rt 1~ ~ux 1 3rto~nduu 1nx V 1 1 ' ~~3~ortudodXoln ~oon~yrt 5u~~yu ~~1 p1ou ~ux 5~1 urt 0 3~u ~1 ~Go~ ~~1 5~3 1 ~01Q01 ~odg ~~1 ·u~1u 1991D / 1 5U1 5U100ll0~10 " / :non u~K31 13YY99Tt~ U~~JdDll ~9 13X3 310 8 U~1 n 1DK /? U1~D ~1103 c ' ~~~c 5~3 /::> /C U 5103~00 ~ / " ._, ~0~10 1 / \ 0 13~UdX 5~3o3~no o1v ~~~1ll ::> / V / L ' azua~~ : sassnuaou1eM sap a1a ·rr ·d~}! E"Z"Z".L\. SS\7 456 Kap. V.2.2.3 Weinstockes, Noach, war er erst zur Freude, dann zur Schmach (vgl. Gen 9,20f.; äthHen 10,19; Jub 7,6f.) und so sollte es weiterhin bleiben : Aus dem Weingenuss entstehen Freude oder Leid, Freunde oder Feinde, je nach dem Mass des Trinkens. Die Suche der Weisen geht deshalb auf das. UE•pov, das den rechten Gebrauch zu bestimmen hat. Die vorliegende Paränese nun ist eine kleine Demonstration, wie diese weisheitliehe Suche vor sich geht : I. Trunksucht und Unzucht gehen zusammen, da beide, wie die Erfahrung (v.3) zeigt, dem Menschen die Beherrschung (2b) und damit das Schamgefühl (4) nehmen. II. Da die Enthemmunq das gemeinsame Gefahrenmoment ist, bildet die ato~~ den Grenzpunkt (gpo~, Ba; 16,1) für den einsichtigen Weintrinker. Jenseits dieser Grenze liegen alle möglichen Laster (Sb) und bösen Geister (16,lb). III. Mit der al.o~~ ist das weisheitliehe Mass gefunden, an dem sich Wert und Unwert des Weingenusses entscheidet die al.ooDuEvo~ trinken in FrÖhlichkeit und haben die Verheissung von Leben fÜr sich (a), den un atooOuEvo~ bleibt nur Trunkenheit und Unverschämtheit (b). Als dritte MÖglichkeit wird seltsamerweise noch die völlige Abstinenz empfohlen, damit keine Gelegenheit zur Sünde (&uap•ctvE~v) sei 8 . Eine kleine Unglückslitanei gibt mit dunklen Tönen diesem 'Rat zur Uebergebühr' Nachdruck. Die Weinsprüche in Sir 31,25-31 (LXX; vgl. Hehr B) kontrastieren in ihrer losen Aneinanderreihung zur bewussten Komposition dieses Textes. Die zentrale Aussage ist jedoch genau dieselbe, auch wenn Jesus Sirach sie zwei· unverbunden nebeneinander stehenden antithetischen Sprüchen entspringen lässt : 28 &yaAALaua xapo(a~ xa~ EO~pooÜvn ~uxn~ 19 o~vo~ 29 / n~vouEvo~ ':) Ev 1"\ xa~PCf '::> / au•apxn~: n~xpCa ~uxn~ otvo~ n~vouEvo~ noAO~ ~ Ev !) 1"\ ' EpE&~ouce xa~ :;, / av•~nn.lua•~. 8) Aehnlich wurde schon in TRub 6,lb (s. o. Kap. 2.2.1) die Forderung völliger sexueller Enthaltsamkeit als überbietender "Rat" erwähnt (vgl. EPPEL, Le Pietisme juif 155). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.3 457 Auch im Pagenwettkampf 3Esr 3,16-23 begründet der erste Page seine These, dass der Wein das Mächtigste sei, mit dieser Ambivalenz, die Gutes und Schlechtes bewirken und deshalb alle Bereiche des menschlichen Lebens beherrschen kann. PseuMen 9 formuliert die gleiche Einsicht, und seine Parallelen bei THEOGNIS und PLUTARCH zeigen, wie nahe sich in diesem Punkt biblische und griechische Weisheit kommen : Bois ton vin l'ärne tranquille, rnais ne te vante pas d'avoir bu. Le vin est en effet doux et capiteux, rnais celui qui s'y echauffe et se repand en vantardises, devient aussitot un objet de degout et de rnepris. 9 Plutot, lorsque tu en as ton soul, rentre chez toi. In den biblischen Weisheitsbüchern wird nie grundsätzlich vorn Wein abgeraten, obwohl seine Gefahren plastisch geschildert werden können (vgl. Spr 20,1; 23,20f.29-35). VÖllige Abstinenz, wie sie in TJud 16,3 als Überbietende Forderung empfohlen wird, scheint wiederum durch die aszetischen Tendenzen des frühjüdischen Autors bedingt zu sein. Einen phantastischen spekulativen Unterbau bekommt diese Haltung dann in der griechischen ApkBar 4,8-17, wo der Teufel selbst gegen Gottes Willen den Weinstock gepflanzt und durch ihn den Adam verführt hat. Wie aber auch hier noch das weisheitliehe "Trinke mit Mass" mit der radikalen Ablehnung kämpft, zeigt besonders gut Vers 17 Denn (nichts) Gutes geschieht durch ihn. Das nämlich tun die, welche ihn im Ueberrnass trinken Weder erbarmt sich ein Bruder des Bruders, noch ein Vater des Sohnes, noch Kinder der Eltern, sondern durch den Taumel des Weins entsteht alles (Unheil) wie Morde, Ehebrüche, Hurereien, Meineide, Diebstähle und dgl. Und nichts Gutes wird durch ihn bewirkt. 10 9) Zit. nach AUDET, La Sagesse de Menandre 61, wo auch die beiden klassischen Beispiele THEOGNIS, Elegien 1,479f, (YOUNG 3l),und PLUTARCH, De tuenda sanitate praecepta 4-6 (BABBIT II, 223-231), angeführt werden. 10) Zit. nach HAGE, Die griech. BarApk 26f.; Abfassungszeit der grBarApk um 200 n.; christliche Beeinflussung ist dabei auch im zitierten Text möglich (vgl. Mk 13,12 Parr), vgl. jedoch die sachlichen Parallelen in TDan 2,3 (s. u. Kap. 2.2.5) für den Zorn, und PseuPhok 47 für die Geldgier.- Zum ganzen Thema vgl. noch Ab 3,10 Par AbRN A 21 (GOLDIN 97f.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 458 Kap. V.2.2.4 2.2.4 TJud 18,3-5 : Die bösen Wirkungen der Geldgier TJud 18,1 ist der an die Paränese des.Grundstockes ansebliessende Einleitungsvers für das SER-Stück Kap. 23 (vgl. Tab. 11). Wie schon die Paränese ist auch dieser futurische Teil der Grundschrift durch sekundäre Einschübe auseinandergerissen worden 1 - Ein Levi-Juda-Stück in Kap. 2lf. mit eigener Einleitung und genügendem Abschluss. - Ein völlig selbständiges Lehrstück Über die zwei Geister der Wahrheit und der Verwirrung (Kap. 20; s.u. Kap. 3.4). -Eine Paränese über die Geldgier, die zum Götzendierist.führt (Kap.l9), welche aufs Neue die Geschichte mit Batschua verarbeitet, indem sie das schon in den redaktionellen EinschÜben 13,4-8 und 16,4-17,1 erwähnte Motiv des Geldes weiter ausspinnt2. - Eine Paränese über "Unzucht und Geldgier" in Kap. 18. Es ist nun schon längst aufgefallen, dass 18,3-5 formal und inhaltlich eine von den einrahmenden Versen 2 und 6 und der nachfolgenden ad hoc - Bildung (Kap.l9) zu unterscheidende literarische Einheit ist 3 • 18,3-5 besteht nämlich aus zwölf lose rhythmisierten Kurzzeilen, während die übrigen Verse 4 Prosa sind. Die drei Verse stellen also eine für die Paränesen typische Form der beschreibenden Reihung von Aussagen dar, wie sie ASCHERMANN aufgewiesen hat. Sie stehen zudem in'der Einzahl, obwohl die beiden Rahmenverse von zwei Lastern sprechen. Die einzige Verbindung besteht über •au•a, das als Neutrum Plural zur Not die Mehrzahl von Subjekten in Vers 2 mit den Singularformen der folgenden Verben zu verbinden vermag 5 . Es ist also anzunehmen, 1) Vgl. BECKER, Untersuchungen 312-325, bes. 313f. 2) Kap. 19 ist ein ähnliches Gebilde wie Kap. 15, das auch Elemente aus der Lebensgeschichte übernimmt, recht formlos paränetisch ausmünzt und an eine gutgestaltete Paränese hängt. Es ist deshalb wie Kap. 15 als eine redaktionelle ad hoc Bildung zu werten. 3) CHARLES, Text 93f.; ASCHERMANN, Parän. Formen 46f.; BECKER, Untersuchungen 313f.; Testamente 73. 4) Vers 6 ist rhytmisch unsicher, ist aber doch eher Prosa (BECKER, Testamente 73, Anm. 6a); jedenfalls zeigt er durch den Subjektwechsel seinen sekundären Charakter. Er fehlt zudem gänzlich in A. 5) BLASS/DEBRUNNER/REHKOPF, Paragr. 133. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I! I Kap. V.2.2.4 459 dass das ehemals selbständige Stück nur einem der beiden Laster gewidmet war; der Vergleich mit den biblischen Parallelen (s.u.) empfiehlt eindeutig die Geldgier. - Aus allen diesen Gründen scheint es berechtigt, 18,3-5 zu isolieren und das redaktionelle •au•a durch eH ~LAapyupCa zu ersetzen. TJud 18,3-5 ist also eine traditionelle beschreibende Reihe Über die Geldgier, welche analog zu TJud 14,1-4.7f.; 16,1-3 und wohl im gleichen Redaktionsprozess in die SER-Passage des retouchierten TJud eingeschoben worden ist. TJud 18,3-5 I. Geld und Mitmensch 18,3 c H / ~LAapyupLa xaL •u~AOL 6 ,:, 1'\ a~Lo•~ •o / " vouou 8Eou, oLaßoOALOV •n~ ~uxn~, xaL bnEpn~avCav ~xoLoaoxEL, xal oDx &$LEL ~vOpa ~AEncraL LÜv nAnoCov aULoU. II. Geld und Mensch 4 o•Ep(oxEL •nv ~uxnv aD•ou ~nÖ n~on~ ~ya8ooÜvn~, xaL \ xaL cruvExEL aÖLÖy Ev u~xßoL~ => 1"\ a~LO·~ , f\ C/ xaL n6voL~, UTIVOV au•ou, I xaL xa•aoanav& oapxa~ a0•ou, • I I I . Geld und Gott : 5 xaL ' auoCa~ 8Eou ~unooCk:EL, ::> / xaL EfJAoy(a~ ou uEuvn•aL, \ \ xaL / npo~n•p , c / AaAouv•L oux unaxouEL, ' A6yw EflOEßda~ npoowxa(h:EL. xaL ~ Die Dreiteilung der Reihe ergibt sich aus der Gruppierung der Kurzzeilen nach den Wirkungsbereichen der Geldgier. Die erste Zeile statuiert den fundamentalen Gegensatz der Geldgier zum göttlichen Gesetz, wie dies gern zu Beginn einer Paränese getan wird (vgl. TRub 4,6; TSim 5,3; TJud 19,1; TGad 4,la). Dann fol6) Ersatz für <UU<a; I s. die Erklärung in der vorausgehenden Literarkritik. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I Kap. V.2.2.4 460 gen die schlechten Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben (I.), auf Leib und Seele (II.) und schliesslich für die Uebungen der Frömmigkeit, also auf das Verhältnis zu Gott im konkreten Vollzug (III.). Dieses düstere Tableau ist wohl, wie etwa die Reihe Über den Neid in TSim 4,7-9 ein fragmentarisches Stück traditioneller Paränese. Das Geld ist zwar, wie der Wein, in den weisheitliehen Traditionen grundsätzlich etwas Gutes, da ja gerechter Reichtum als Gottesgeschenk betrachtet wird (vgl. lKÖn 10,14-22; Spr 8,18; 10,22; 22,4; EpAr 186.204f.), doch ist durch dieselbe Literatur hindurch auch immer wieder die Warnung des reichen PseudoSalomon (Koh 5,9 LXX) zu vernehmen ~Ayanwv apyGpLOV - oG TIAnoanoEcaL apyDpLOU' Aus dieser Unersättlichkeit der Reichen erwachsen deren Härte zu den Armen (Spr 18,23), deren Unrechtlichkeiten (Spr 11,1.26), deren Betrügereien (Spr 21,6; Am 8,4-6), sodass die Propheten und Weisen die Sucht nach Geld und Reichtum als ein fundamentales Uebel im sozialen Bereich erkannt und gebrandmarkt haben. kynisch~stoische Die sten Tradition verurteilt das Laster mit heftig- Worten~ 4Makk 1,26 ist ein erster Reflex dieser stoischen Haltung innerhalb der frÜhjÜdischen Schriften, indem es die ~LAapyup(a in seinem System der sittlichen Verkommenheiten (n xaxon8n~ 6L~8EOL~) mit Prahlerei, Ehrgeiz, Zanksucht und Verleumdung zusammenschliesst und in der Seele des Menschen lokalisiert. Die pointierte Formulierung der Geldsucht als GrundÜbel, welche biblische Weisheit mit der stoischen Radikalität verbindet, findet sich in der Folgezeit in fast gleichlautenden Sentenzen bei PseuPhok 42-47 42 eH ~LAOXPn~ooDvn ~ncnp xaxocnco~ &ncton~. 44 Paulus, Xpuot, xaxwv &pxny{, ßLo~8opE, nctvca xaAETicwv ... , lTim 6,10a: ß(6a ydp n0:vcwv cwv xaxwv ~anv fJ ~LAapyupLa, 7) Vg1. GEFFCKEN, Kynika und Verwandtes 38ff.; VAN DER PseuPhoc 142-145. · HORST~ http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) The Sentences of Kap. V.2.2.5 461 und bei POLYKARP, 2Phil 4,la : &pxn OE nav•wv xaAETIWV ~LAapyupLa. 8 In TJud 18,3-5 wird auf andere Weise diese gleiche radikale Bosheit der Geldgier beschrieben, nämlich in einer einfachen Liste, welche die wichtigsten Bereiche menschlichen Tuns umfasst. In der vorangestellten Betonung der Gottwidrigkeit dieses Lasters (18,3a) ist wohl die spezifisch theologische Begründung der sozialen BÖsartigkeit der Geldsucht zu sehen, wie sie in QMt 6,24b Par ihre Sentenzform findet 9 . 2.2.5 TDan 2,1 - 5,1 : Das doppelkÖpfige Uebel von Zorn und Lüge "TDan ist das literarkritisch am schwierigsten zu analysierende Testament, weil verschiedene Hände nachhaltig Bearbeitungen angebracht haben" 1 . Grundschrift und nachträgliche Ueberarbeitung lassen sich stellenweise nur mit Mühe trennen, da sie sich gegenseitig angepasst haben. Was sofort auffällt, ist der grosse Block 2,1 - 5,1, der von solch frappierender Geschlossenheit in der Gedankenführung und der formalen Strukturierung ist, dass sich von ihm selbst und weniger von den ihn umgebenden Texten aus der Lebensgeschichte und der Paränese (1,2-9; 5,2f.) her, die Notwendigkeit ergibt, ihn als selbständige Einheit zu betrachten. Tatsächlich besteht die einzige Verbindung des ganzen Blocks mit dem Übrigen Testament in einer Bemerkung zu Beginn (2,1; s. Anm. 2), welche deshalb stark im Verdacht steht, redaktionelle RÜckverbindung zu sein (vgl. TEen 10,2). Die Lebensgeschichte (1,2-9) und die Paränese (5,2f.) der Grundschrift hatten jedoch ihrerseits unter der Einfügung von 2,1 - 8) Vgl. auch 2,2; 4,3; 6,1; 11,1; Barnabas zitiert wohl Paulus (vgl. 4,1 mit lTim 6,7); hinter beiden steht aber die weisheitliehe Tradition Ijob 1,21. 9) Vgl. Eph 5,5; Kol 3,5; Barnabas, 2Phil ll,2b: Si quis non se abstinuerit ab avaritia, ab idololatria coinquinabitur. 1) BECKER, Untersuchungen 347. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 462 Kap. V.2.2.5 5,1 zu leiden, da sie durch redaktionelle Korrekturen nachträglich auf das beherrschende Doppelthema von "Zorn und Lüge" abgestimmt wurden; vor allem die Lebensgeschichte wurde dadurch zu einem unkohärenten Gemisch von beschreibenden Stücken und psychologischen Begründungen mit dem für die sekundären Partien typischen dualistischen Einschlag. Die Paränese der Grundschrift (5,2ac.3) wurde, wohl fragmentarisch, mit einer kleinen redaktionellen Retouche (5,2b) an den ganzen Block 2,1 - 5,1 angefügt. Ohne diese Retouche entspricht sie genau jenen Versen der Lebensgeschichte, die nicht von "Zorn und Lüge" sprechen, nämlich 1, 4f. (9), die also zur Grundschrift gehören. TJud 2,1 - 5,1 weist sich von seiner eigenen Geschlossenheit her als selbständige Paränese aus, die jedoch den sie unmittelbar umgebenden Passagen der Lebensgeschichte und der Paränese der Grundschrift etwas vom eigenen Thema aufgedrängt hat. TDan 2 , 1 - ·5 , 1 Einleitung : (2, 1) [Ka.'t. vÜv, -cE'xva. l.J.OU, ( ••• ) 2 ~d\J l.J.n ÖLO.~UA~En-cE EO.U"'COOb &no ~oü nvEO]J.O."'COb "'COU ~EOOOUb xa.L -coÜ ßu]J.oÜ xa.L &ya.nnon-cE -cnv &AnßECa.v xa.L -cnv ]J.a.xpoßu]J.L~ &noAE1o8E.] I. Beschreibung des Zornes a. Der Zorn ist Blindheit 2,2 *TO~Awo(b fo"t"L\J ~v -c~ ßu]J.~, -cE'xva. ]J.OU, xa.t oDx ~o-cL -cLb au~onb Öpwv npÖownov ~v ~Anßg(~- 3 3 Cl:>\ /::1\/ :>/ O"'CL XO.\J na.-cnp, MO.\J l.J.n-cnp EO"'CLV, c / / ::> " 4 Wb nOAE]J.LOLb npOOEXEL O.U"'COLb • 2) Die redaktionelle RÜckverbindung zur Testamentssituation ist weggelassen: ~y~ &no&vDaxw, xal €v &AnaeC~ A€yoo O~Lv g~L ... 3) bd; a erreicht noch grössere Prägnanz, indem es für beide Zeilen au~oc zum Subjekt macht: T~AwaCc ia•~v au~oc, xat oöx e~ ßpav np6ooon6v •~voc ev &Ana&C~. o 4) Nur b hat fehlerhaftes fau•o~c. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 1 -XDdll ~1 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) ·~uK 5oo3rt~~ng 5~1 ~01DK1g '~Xn~ ~ • U~you ~D1ß ~DK :ue :qOTTPUg~s~aA~aMqos ~eq ~En~ C uraTTe q (L (p auqo)S ·sne uasseT 1 ~X19D / 6~eu ·~a !D (9 !(v)aq (S ~3 ~~X1~ 1DX ~~~13llDdDll C V \ / ~19 1 n01?0Yll Q01 ~~~1~nOAdnoun / ~~1 ., V 5D13~Uog ;' ~9 ~Od31939 5U1 L' D19 V ~3rt ~D1rt \ / 13X3 ~Uyu1d1 .~rtn~ 001 ~3 ~1rtn~n9 ~U1 V C V 1 501D~n9 U ~3rt ' / \SI / ' /CV ~D3 1 50~3rtnortn~ o o1no1 D1V 'c / v :l ' v "13llJY9 ~o ~913ll~ 1 1nx 9/UXn~ u '::> \ D1 101nx19 D1~3~Xndu / \ V 1 Drt~o 01 U~ndu D1~Du n1nn1 ~n1o 1D~~ V ' /' / 1 5no9~rtn~ /:J V ·~n1rto~D / C: 1 ~D1Q1 ' E ~nonu UoU1ou n~1/:J V / ~1rtn~n9 11Drt~D ~1 13X3dDll 1DX /C 1 /V / 13931dnXD1DX / 5~Xn~ 1n1~31ouo19~ üo1 \ ~g 5~1 ~~rt ~1 nrtvo 1nx ~ · /UXn~ 1D13~ /1 A 5o1nD UXn~ U1 1hnn dDA 1DX \C V V VC \\ 1 D~X)1 nort 59rtn~ ~ 59dU~Oll 1 ~qoa1qos "M~5'~dl ~Sl u~oz ~D1Q1 ~D19dDX ~1nD ~10~919 n01 D1DX 5p nodly39D u cv' S/C vc / 1 5~01 11 ( ·q ~aa 1DX~ / 5D)QdDX 13D1rt \ ~3 c: / 5~ortyn~dl2 !Q01QD 13YY)l91d3u x9 1~11 / s ~:3(: ·~1nn 13XJdDll ~10Ddß ~DJ91 ~~1 1DX c V ~D10~y1g 1 Q01QD 1 5U~~yu 5~1 Dn1X)9 ~~1 001 eortn~ 5~ortyD~dl2 Q01QD ~1 ~010XD 5n09?3~ ' ~19 Q01 13yy~g1d3ll dDA \ &oymn1 1DX 5~0X1Dndl 5~01 nrto3~ll ~1 ~01nD c ' v • 13:i)d~~A QO ~OYJdl 1 13llJY9 go ~~~ 501DX)Q ·13nOXDdDll / 1 no)dn~ ~~~ 5U1ymodu xgo .~39~0 1 50dlY39D / U ~D3 'c c: 'EI S " ~ "~ "A "dt?~ E9v ~U)9U~ ... 51~ ~y~ http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) \UX "+SSa>140SUE E( UE +~aJ>P V SJaA Ep 1 +Ja>10dJa+U> JTIJ 1 9Z1 "SJaqan 1 S~~HVHJ ~S01UUTS +S> ~U79l3 :q ~pJE (01 +1~4 "UJapUE Ua11E qOEU · (qos1EJ} +ZU~fiJa 5~0~QD ~SUE +SS~1 : (P auqo)g • 3{}0püd{j'nort 'OI\XJ1 1 1 1 UOJ111d311 1\1\11 D)3"{(T)11~ 1\'X(~ 1 5(T)1'0X1g / 13~1T101\ / 1\JG-01{j-3d2 ~1 1'00~01\ 1 q (6 ~u (8 S ·o +~oa~qos~~ 513{j-(T)T1n{j- 3101 1'0X ' 1\QOI\ 1\~1 1\~ox~ 1\~1 OT ~T1 1 '0JT1l(j 1\'1(:3< +qoru "1'0{j-03~1Ad0 /C 1 1 [• / \ 131\9~~ 5(T)1ß0 ~'OX v 1311d71 d~A I\01Vdll l\'01gUn 513 31UT1 / c c / l\1flld.P 5'),3 31_!frt 1 3{j-03"{"{~g'013T1 '5no{}DA'O 5(T) / C ~gliTt 5nrtn 1 3{j-03d)'011~ 1 ~T1 Ul\1'0113 511 1\'03 1DX] V? 'J /c C V "I\OT1nG- 513 3G-0131\1X / C \ q liTt 513T1n 6\ V 0 V 1\vrtg,G-'OX 511 ~3"{'0"{ 1\~0 310~ ~E ; +4oru ·q +U~~z~~ ·no1nn 1\UXnfll I\U1 ~"{'OA3T1 &rtnG- 1\3 13d13A31g 5(T)1no 1nx V C ' \ / C: V /::J / \ ·QP1QD l\o1y~ogn1g ~1 13ooydn1 5~ndX1ll 51D)T1U~ 1\~ \'DX 'I\OI\3T1)>~ 1 {}3d~ 1 1\~1 51 OAd1~ ~ortnl\ng 1\~ n1 J} 1\01(T)d11 131\n~Od'011 ~AO"{ d'OA 1\~c I V / Z ' "1\1103 '01'01'0T1 110 / 1 c / I~ t'v QOT1n{j- ß01 I\1TI'OI\99 1\~1 3131\90 1\QOXQO sau~oz ura +ra~fir+qorN sap ·~ arp +qas • II a+~OMU4~W [·no1nn V C 513~~dll ;n 1'011\(T)I\)A 13993fll \nx 11U19T1~ 1\~ '01\h Bl\'01'0~ Q01 I\V1~3g x~ 5nog~3fll Q01 ~13T1 1 1'01393dOll \3~ nT1Q31\ll ~1 01QO~] 9 • n1T10I\'Odnu 1\3 31011\'011 5oT1nG- o &1nn d'OA 13{}Uog C / \ 0 8'-' C \ V .5(T)309ro 5~1 1\~1 ~d'Oll I\1TI'OI\99 1\~1 13X~ 1\~"{1119 / '50I\3T1noT1nG- o U 5UI\3{j-O'Oc 39 ' 1\'0~c S \ J\SI' I ~nx • I\5'X'OX q_1 1\Vdg Q01nn5 ,1 g 1 501'0TI(T)0 no1 I\(T)X3 I\UX1onro I\U1 I\U11d1 I /C\ V s·c:·z·11 ' / v9v ·d~}I 465 Kap. V.2.2.5 ~cL aucb cb nvEu~a ~nLßu~ncraL noLE~ cOU &noAw~tvou, ~va au~wanl öL~ cou n6aou. d. Seid nicht traurig ! 6 \ ~aV " ~\ c / EXOUOLW~ i:TJJ.LLWßT)cE ~ 11 I aXOUOLW~.t *Tl ~~ Aune'Lcrae · &n~ Y~P ADnn~ ~ye(peL 12 au~6v [~Ec~ ~eü6ou~]. III. Fluch und Segen : ( 7) 1 c. \ ' [~crcL ÖE ÖLnpocrwnov xaxov *o au~o~ 13 \ I ~Eca ~euöou~, xal cruvepQvcaL &AA~Aou~, ~va cap~EwcrL cb öLaßoDALov· capacrcro~tvn~ öt ,n~ ~uxn~ cruvex~~' &~ca~a~aL KÜpLo~ &n•au~n~, xa'l. xup LEOE L aucfk (5,1) 0 BEA (ap. ~uAaEacE o~v,c~xva ~ou, cd~ ~vcoAa~ coÖ KupCou, \ \ xaL cov / :)A / aucou 'TlPTJOacE· vo~ov &nocrcnce ö~ &n6 a~~ou, xa'l. ~LcrncracE cb ~eGöo~, ~va KDpLo~ xacoLxncrn Ev 6~~v, • xa'l. ~Dyn &~·8~~v Ö BeACap.] • Die aus dem Gesamt des TDan herausgelöste thematische Einheit 2,1 - 5,1 ist selbst wieder in zwei Etappen gewachsen, da, wie das Folgende zeigt, ein einheitlicher Grundstock (2,2 - 3,5; 4,1-6) durch Zusätze (2,1; 6,6; 4,7 - 5,1) zu einer grösseren 14 Komposition erweitert wurde . In 2,1 wird nämlich das Thema von den beiden Lastern des Zornes und der LÜge mit einem dunkel mahnenden Ton angeschlagen ll) Ergänzt nach allen (ausser c) , da b wegen Homoioteleuton auslässt. 12) nämlich: nvgu~a (vgl. Sb). 13) de; b hat falsch &u~ov; afg lassen die ganze erste Zeile aus,. wohl wegen des Homoioteleutons ~g'~ ~gu6ou~. 14) BECKER, Untersuchungen 347f., hat diese weitergehende Analyse, welche zwei Etappen aufzuzeigen vermag, nicht unternommen. Er hat deshalb im "Aufbauschema" Geberschriften verwendet, die nicht mit den tatsächlichen Inhalten Übereinstimmen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 466 Kap. V.2.2.5 (6.n:oA.e:1o3e:) , in 3, 6 ebenso drohend o::a-rava!;) wieder aufgenom- men und dann in den beiden abschliessenden Versen 4,7 und 5,1 zur vollen negativen und positiven Entfaltung gebracht. 4,7 schildert das doppelkÖpfige Uebel Zorn und LÜge, das den Kyrios vertreibt und Belier zum Herrscher macht, während 5,1 die als Gegenstück gestaltete Aufforderung bringt : Befreit euch von Zorn und LÜge, dann wohnt der Kyrios in Euch und Beliar flieht. Die Stücke zwischen diesen Zorn-Lüge-Passagen bestehen aus paränetischem Material, dessen Thema nur der 3uuo!:: ist 15 Die erste Strophe (a) der ausführlichen Beschreibung des Zornes steht vollständig unter dem in 2,2-a thesenartig aufgestellten Satz : Blindheit ist im Zorn (oder a : ist der Zorn). Er lässt niemanden mehr offen in die Augen schauen (2b.3), verfinstert durch Verführung und LÜge Augen und Sinn (4) und umstrickt mit Hass die Augen (5). Auf dieses erste, gut durchgeführte Traktat folgt die zweite Strophe· (b) mit einem neuen Leitsatz : Schlecht ist der Zorn (3,la). Er ergreift so Besitz vom Menschen, dass er zur Seele der Seele wird (lb) und sich den KÖrper zu eigen macht (2b) , sodass er durch den Leib und die Seele Tat und Rechtfertigung in seiner Macht hat (3). Diese seltsame Vermehrung der Zerstörerischen Macht, die der Mächtige auf dreifache Art (4), der Schwache aber immerhin noch auf zweifache (5) im Zorn erfährt, leitet zur ersten Mahnung des imperativischen Hauptteiles (II.) hin, welche kontrastierend zur Schilderung der Machtvermehrung durch den Zorn dazu aufruft, einzusehen, dass diese ganze 60vauL!:: des Zornes Nichtigkeit ist (vgl. Koh 1,2 u. Ö.). Dem Einsichtigen erscheint dieser Machtgewinn als sinnlose psychische Aufbauschunq der "Erregung" bis zum "grossen Zorn", wie 4,2 anschliessend mit distanzierter Beobachtung beschreibt (vgl. 4,4). Nach dieser grundsätzlichen Mahnung zur ouve:OL!; (vgl. TJud 14,5) folgen noch drei konkretere Mahnworte, welche an typische 15) öc~ <oG ~guöou~ in 2,4b ist thematisch nebensächlich und steht zufällig wie etwa AUnn in 4,6b, ~a6vo~ in 2,5b und nAou<oc in 3,4. In 4,6b ist ~g'a ~gU­ öou~ zur Parallelisierung mit 4,7a h~nzugefügt, stammt also von der gleichen Hand wie der Zusatz 4,7 - 5,1. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.5 467 Lebenssituationen anknüpfen (konditionale Reihe) und dann vor Zorn (b), Schreckhaftigkeit (c) und Trauer (d) warnen und jedesrnal eine kurze Begründung anschliessen (4,4.5b.6b). Die ursprüngliche Paränese schloss dann in 4,6b mit dem thematischen Stichwort 3uuÖ~ (vgl. Anrn. 15). Ueberblickt man den Gedankengang der beiden Etappen, so ergibt sich ohne weiteres folgendes, schon bekannte Schema : <Einleitung 2,1> I. Beschreibung 2,2-3,5<.6> 4,1-6 II. Mahnungen <III. Fluch und Segen 4,7 - 5,1> Die Komposition variiert also im Kleinen das schon a~s Strukturprinzip der Testamente erkannte Bundesformular 16 . Sie beweist dadurch ihre formale Selbständigkeit. Zudem bietet sie die seltene Gelegenheit, zu beobachten, wie ein weisheitlicher Text durch wenige Retouchen nicht nur eine neue Form bekommt, sondern auch in ein neues gedankliches System umgegossen wird. Die einfache Paränese über den Zorn, deren Kraft in der Verbindung von Beobachtungen (I) und Folgerungen (II) liegt, wird ja in das dualistische Kampfbild von Kyrios und Beliar transponiert (2,1; III), wo Zorn und LÜge zur eschatologischen Untugend werden. Auf dem Spiel steht jetzt nicht mehr ein verstehendes Einvernehmen mit den Nächsten (2,3), oder die Autonomie Über die psychischen Kräfte (3,1-3), oder die Ausgeglichenheit in widerlichen Umständen (4,3-6), sondern vielmehr die Gegenwart und Einwohnung des Kyrios. Wird das doppelte Uebel von Zorn und LÜge nicht beherrscht, weicht 'der Kyrios aus der Seele und herrscht Über sie der Beliar (4,7b), während die Abwendung vorn Zorn und der Hass auf die LÜge zur Folge haben, dass der Kyrios in euch wohne, und fliehe von euch der Beliar (5,lc). 16) Vgl. BECKER, Untersuchungen 348. Die von mir gebotene Strukturierung entspricht dem Bundesformular bedeutend besser, wie ein Vergleich sofort 2eigt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 468 Kap. V.2.2.5 In der ursprÜnglichen Paränese ging es um den Zorn als menschliche Leidenschaft, die ~chädlich ist, und deshalb möglichst be17 herrscht werden soll . Dies ist auch die Wertung, welche der Zorn in der biblischen Weisheitsliteratur normalerweise bekornrnt 18 Schon in den ältesten Kapiteln des Spruchbuches findet sich die negative Wertung der agressiven Kräfte des Zornes (vgl. Spr 15,18 16,14; 19,19; 27,4), und öfters-werden diese im direkten Gegensatz zur Haltung des Weisen gesehen : Spr 15,1 LXX : bpyn &noAAUOLV xal ~povC~ou~ (vgl. 14,29; 29,8). Diese Sicht konnte in der späteren Weisheit unter dem Einfluss der stoischen Philosophie nur verstärkt werden. "Während Akademiker und Peripatetiker den Zorn für natürlich, ja notwendig zu gr.ossen Handlungen und Tugenden, vor allem kriegerischer Tapferkeit, erklären und nur auf Mässigung und Lenkung des Zornes durch die Vernunft zielen, gilt der Stoa bpyn xal .~ e~ön aÖ•n~ als eines der haupt- sächlichsten nct3n, das möglichst ganz auszurotten ist" 19 • EpAr 253f. gibt dazu als Heilmittel seine typische theozentrische Empfehlung Du musst daran denken, dass Gott die ganze Welt in Gnade und nicht im Zorn leitet. Ihm aber mus.st du, König, folgen (254; vgl. Weish 12,16). 4Makk 2,15ff.; 3,3 zählt den Zorn zu den ßLaLoTepa na3n, welche von der Vernunft beherrscht werden können und sollen, und sowohl 17) In 2,4 wird allerdings der Geist des Zornes als Fischer, der die Netze des Irrtums auswirft, personifiziert. Auch in 4,5b ist er als handelndes nvEU~ vorgestellt. Diese beiden Stellen sind zwar den vielen anderen, die nur vom Zorn als menschlicher Leidenschaft sprechen, völlig untergeordnet, doch sind sie immerhin als Indizien dafür zu respektieren, dass schon in der ursprünglichen Paränese eine "pneumatisierende" Tendenz vorhanden war. 18) Ausgeschlossen aus der·Betrachtung sind die theologischen Begriffe "Zorn Gottes" und des daran partizipierenden "gerechten Zorns" des Menschen. - Ein Blick in die Konkordanz zeigt zudem, dass seit der LXX &u~6~ und ÖPYD bedeutungsgleich sind und ununterschieden auf gemeinsame hebräische Begriffe zurückgehen (vgl. HATCH/REDPATH 660c mit l008b). Es sind deshalb beide Begriffe zu konsultieren: SAUER, Art.: ~N, ThHWAT 1 (1971) 220-224; BUECHSEL, Art.: &u~6~, ThWNT 3 (1938) 167; dazu folgende, dem menschlichen Zorn gewidmete Seiten aus ThWNT 5 (1954), Art.: ßpyT), 394f. (FICHTNER, im AT); 414.418 (SJOEBERG/STAEHLIN, in Apokr., Pseudepigr. und bei Philo); 419-422 (STAEHLIN, im NT); 418f. (PROKSCH, bei Josephus). 19) KLEINKNECHT, Art. : ÖpyT), ThWNT 5 (1954.) 384. - Vgl. bes. die Traktate De (cohibenda) ira von PHILODEMOS v. Gadara (110-40/35 v.), SENECA (4 v./1 n.65 n.) und PLUTARCH (50-120 n.), mit deren Lebensdaten die frühjüdische Zeit abgedeckt wird. Viele Ma.terialien bei VAN DER HORST, The Sentences of Pseu Phoc p3. 156f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.Q.6 469 Jesus Sirach (vgl. 10,18; 20,2; 27,30) als auch die Weish Salornos {vgl. 10,1-4) betonen die Gegensätzlichkeit von vern5nftiger Lebensf5hrung und Zorn. Diese Linie ist 5ber PsSal 16,10b; PseuPhok 57.63f.; PseuMen 78, das Neue Testament (vgl. Mt 5,22; Rörn 2,8; bes. Jak 1,19f.) bis in die urchristlichen paränetischen Schriften 20 zu verfolgen , ohne dass wesentliche Aspekte hinzukommen würden. Die Rabbinen fanden in Hillel und Schammai die typischen Verkörperungen von Sanftmut und Zornrnütigkeit und illustrierten in AbRN A 15 (GOLDIN 78-82) und B 29 (SALDARINI 171-175) den Spruch des R. Elicezer b. Hyrqanos (um 90 n.): "Sei nicht schnell zornig ! " (Ab 2, lOb), rni t einer eindrücklichen Reihe von Exernpla. In diesem Sinn kann man TDan 2,1 - 5,1 ein StÜck hillelitischer Ethik nennen. 2.2.6 TGad 3,1 - 5,5 Vorn schlechten und todbringenden Hass Schon bei der ersten Lektüre von TGad fällt auf, dass die Lebensgeschichte in 2,5 plötzlich abbricht und dem langen Traktat Über den Hass (3,1 - 5,8) Platz macht. In 5,9-11 wird jedoch der Erzählfaden wieder aufgenommen und die Lebensgeschichte zu Ende gebracht, worauf dann - wie es dem Aufbauschema eines "Testaments" entspricht - die eigentliche Paränese folgt. Diese gibt in zwei "konditionalen Weisungsreihen" Hilfe für das Verhalten des Gläubigen zum sündigen (6,4-7) und zum erfolgreicheren (7,1-7) Mitrnenschen 1 . Nach der Stellung innerhalb des Testamentes (hinter der Lebensgeschichte) und dem Inhalt der Paränese (unbedingte Nächstenliebe) ist es klar, dass in 6,3 -7,7 die Paränese der Grundschrift zu sehen ist. Die Schilderung des Hasses in 3,1 - 5,8, welche sich dualistischer Vorstellungen und der entsprechenden Pneurnatologie bedient, reiht sich hingegen bestens den anderen, 20) Vgl. nur Did 3,2; 15,3; lKlem 13,1; 39,7; 45,7; 46,5;50,4; IGNATIUS, Philad 8,1; PastHerm, Mand 5.2,4 (WHITTAKER 31) u. ö. 1) Vgl. ASCHERMANN, Parän. Formen 84-85. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 470 Kap. V.2.2.6 bis jetzt schon erkannten Einschüben mit den gleichen Charakteristiken an. - Auch hier muss für eine Detailanalyse auf die . 2 Untersuchung von BECKER verwiesen werden 1 dessen literarkritische Resultate wie folgt aussehen Tab. 12 Literarkritische Analyse von TGad (nach BECKER) Grundschrift Sekundäre 3 Paränesen Retouchen 1 1-4 ,~ 1-- 1,6-9 2,1-5 Frgt 1 : 3,1-3ba 3,3bß I. Lebensgeschichte Komposition : 4,1-7 5,2 I I I Frgt 2 = 5,1 Frgt 3 : 5,3-5 5,6.(7f.) 5,9-11 6,la II. Paränese ~ 1- 6,lb-3a 6,3b-7 7,1-6 ~~ 7,7 III. Zukunftsaussagen Kap. 8 (bearbeitet) 2) Untersuchungen 356-364. 3) Diese Abtrennung der Teilstücke unter sich samt den Bezeichnungen Komp(osition) und Frgt 1-3 entsprechen nicht BECKER's Analyse, s. Anm. 2. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 471 Kap. V.2.2.6 1, 6-9 : Die Verse müssen als sekundär angesehen werden·, da die Beschuldigung Josefs als LÜgner unmöglich in die Grundschrift passt, die stets voller Lob Über Josef ist. Dazu kommt, dass in diesem Stück die Pneumatologie beginnt, welche in den Einschüben herrscht. Die Lebensgeschichte bleibt vollständig. 3,3bß; 5,2; 5,6 : sind RÜckverbindungen der drei Hass - Fragmente zur Lebensgeschichte. 6,lb-3a; 7,7 : sind eine sekundäre Rahmung der Paränese der Grundschrift. Sie haben keinen Bezug zum tatsächlichen Inhalt der Paränese und bringen erneut den "Geist des Hasses" ins Spiel. Die Lebensgeschichte der Grundschrift ist nach Eliminierung der sekundären Retouchen und des paränetischen Blockes Über den Hass eine kontinuierliche Erzählung von der Tötungsabsicht Gad's, seiner "unbarmherzigen Leber" (5,11), dem Verkauf Josefs durch Juda (was hier gleichsam einer Errettung Josefs gleichkommt : 2,5), und der Bestrafung Gad's an der Leber; also eine Erzählung, die nach dem eigenen Leitsatz in 5,10 gebaut ist : "Womit einer ungesetzlich handelt, daran wird er auch bestraft." Dieses Thema jedoch ist typisch für die Lebensgeschichte der Grundschrift auch anderer Testamente (vgl. TSim 2 + 4). 3,1 - 5,6 kann somit als sekundärer Einschub betrachtet werden. Er ist aber selbst wieder nicht aus einem Guss, da eine weitergehende Literarkritik mehrere formal selbständige Einheiten auf. 4 zuwe~sen vermag • Im Mittelpunkt stehen 4,1-7, die eine selbständige, formal ausgewogene Komposition mit dem Thema Hass-Liebe //Tod-Leben darstellen (s.u.). Sie sind unmittelbar von zwei beschreibenden Reihen umschlossen, welche die Schlechtigkeit des Hasses (vgl. 4) BECKER, Untersuchungen 359f., kommt zu zwei abgeschlossenen Paränesen 4,15,2 (Paränese mit dem Gegensatz: Hass - Liebe zum Nächsten) und - die beiden übrigbleibenden Frgte zusammennehmend - 3,1-3; 5,3-8 (Paränese mit dem Gegensatz: Hass - Gerechtigkeit). Diese inhaltliche Strukturierung gibt aber, wie zu zeigen ist, gewissen formalen Eigenheiten der beiden Stücke zu wenig Gewicht und bringt Unvereinbares zusammen, wie etwa 5,1 zu 4,1-7. Ebenso gut könnte man die drei Frgte zu einer Dreierkomposition Über "Besessenheit und Befreiung vom Hass" (vgl. o. Kap. 2.2.2, vom Neid) zusammenschliessen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 2. 2. 6 472 3,1 xaxov "' "e:o1: Lv ... 5,1 : xaxov 1:0 U~OOG) ausmalen, während ein weiteres, kurzes Lehrstück von der Ueberwindung des Hasses durch die 5LxaLooU'vn und l:ane:CvwoLG (5,3-5) die ganze Zusammenstellung zu einem gedanklichen Abschluss bringt 5 . Die drei kurzen Stücke sind paränetische Miniaturen, die - im Unterschied 4,1-7 - nur im Anschluss an eine selbständige Texteinheit Bestand haben können. Der Redaktor des ganzen Blockes hat sie deshalb um 4,1-7 herum gelegt und zusätzlich - wieder im Unterschied zu 4,1-7 - durch die Retouchen mit der Testamentssituation verbunden. Hass will Tod - Liebe will Leben TGad 4,1-7 (Komp.) I. Hass ist mörderisch 3 =>:Eav yap ma(o'[l Ö &.oe:A.c:pbG, e:D80G 8EAEL &.vayye;~A.aL n&oL, C/ I"\ 1'\ '\ xaL one:Üoe: L, LVa XpL8p TtEPL aUl:TJG xaL xoA.ao8e:LG ano8avn. L 4,1 ~uActEacrßE oÜv, T€xva ~ou, ~.L e:iG aD1:ov 2 4 &nO LOÜ ~Coou~, 1:ov KOpLov &vouCav noLe:~. OD yap 8EAEL &xoOELV A.oywv EV1:0AWV aÖl:OU ne;p~ hyannG l:OU xaL dG 1:Öv 8e:ov fLuap1:ave:L. nA.noCov, =>:Eav oE: V oouA.oG, ouußaA.A.e:L aö.6v npÖG •Ov KOpLov at1:oG, " ,...6,, xaL ~v naonL 8A.L~EL *~TtLXELPEL xa1:) au1:ou e:~nwG 8ava1:~oe:L aD1:Öv. 5 '\ l:TJV ", '" / c:p8ov~ xaL xa1:a 1:wv " e:unpayouv1:wv· c "8 "' npoxonnv axouwv xaL opwv nav1:o1:e: aoae:ve:L . \ ;) '\ 1'\ \ / ,:, 5) Auch ASCHERMANN, Parän. Formen, analysiert die drei Frgte als selbständige formale Gebilde: 3,2-3 ist nach ihm eine "erweiterte beschreibende Reihe" (52), 5,1 eine "positiv beschreibende Reihe" (44f.) und 5,3-5 eine "negativ beschreibende Reihe" (34f.). 6) Nur b.A; alle anderen haben ~nLxa(pEL au<~, was schwerlich dem Kontext entspricht, vgl. CHARLES, Text 163; Uebers. 153., 7) b~ a wechselt ULOOG und ~&ovoc gegenseitig aus; af: Ö y~p ~&6voc OUVEPYE1 <~ q>OV'f>• 8) Die sinngernässe Aufteilung in zwei ungefähr gleich lange Zeilen ist nur eine http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.6 473 II. Liebe und Hass : Leben und Tod : 6 c~OTIEP yap n &y~nn ( a) xaL •oÜ~ vExpoÜ~ &EAEL ~wonoLnoaL, xaL •oo~ ev &no~OEL &avct•ou &EAnoEL &vaxaA€oao&aL, LOU~ ~wv•a~ LEAEL anOKLELVaL, xa~ ~ot~ ~v ÖACywL &uap~ncrav~a~ oG 7 ~nv. L aEAEL Ta yap nvED~a •oD ~Coou~ oLa •n~ ÖALyo~uxCa~ "' OUVEPYEL •o "" ·~ Ea•av~ 6~ nvEG~a •fk ::> :> 1"\ EL~ EV naoLv . ,.- (b I) " :> I &ava•ov •wv av&pwnwv· ayÖ.nn~ E:v ~axpo&u~CaL (a I) OUVEPYE~ ·~ vo~~ •ou &Eou EL~ ow•npLav av&pwnwv. ""' / "' "' ::> / :> I Der Aufbau dieses zentralen Stückes ist recht einfach, da es mit wenigen, aber wirkungsvollen formalen Mitteln ein einziges Thema konzis behandelt, nämlich den Gegensatz von Hass und Liebe, hinter welchem das grössere Gegensatzpaar Tod-Leben steht, welches nochmals den umfassenderen Gegensatz Satan-Gott signalisiert. In den einleitenden Zeilen (4,lf.) wird, wie schon in TRub 4,6; TSim 5,3; TJud 18,3 (19,1), nach der Aufforderung der grundsätzliche Gegensatz zur göttlichen Welt statuiert, diesmal etwas ausführlich in drei nuancierenden Zeilen : Der Hassende tut "Ungesetzlichkeit" (avo~Ca) gegen den Herrn, missachtet dessen Gebote Über die Nächstenliebe, "sündigt gegen Gott". - Die beiden folgenden Strophen begründen (vgl. das zweimalige yap in 4,3 und 6) diese Gottwidrigkeit des Hasses und legen sie bekräftigend durch Bildworte (I.) und eine grosse antithetische Formulierung (II.) auseinander. Strophe I entwickelt in einer zweigliederigen, konditionalen Reihe, deren "Glieder zu regelrechten kleinen Beispielerzählungen ausgewachsen sind" 9 , die mörderische Absicht des Hassenden der möglichen (CHARLES, ASCHERMANN, BECKER}. SCHNAPP und RIESSLER trennen nach ~a6v~ und machen den ganzen übrigen Satzteil von &o8EVEL (Ka<a ... } abhängig; DE JONGE, Testamente 60. 9} ASCHERMANN, Parän. Formen 53; vgl. u. TLev 13,7f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 474 Kap. V.2.2.6 gegenüber dem Bruder (4,3), dann gegenüber dem Sklaven (4,4). Der Hassende setzt alles in Bewegung, um beide aus irgendwelchen, unbedeutenden Gründen in den Tod zu bringen, denn zusammen mit dem Neid (4,5) kann er kein Gelingen oder Vorwärtskommen eines anderen ertragen. Die Aussage ist deutlich : Hass will den Tod des Mitmenschen. Diese Verdeutlichung der Gottwidrigkeit des Hasses am Verhalten des Hassenden ·zum Nächsten wird nun in der antithetischen Doppelstrophe II an einer Gegenaussage über die Ö.ycinn herausgearbei- tet. Wie die .Liebe alles tut, um Leben zu erhalten, ja sogar Tote wieder lebendig machen möchte (4,6a), so tut der Hass alles, um die Menschen sogar wegen Kleinigkeiten (Ev bALYOO) aus der • Welt zu schaffen (4,6b). Denn- und nun Öffnet sich wieder die transzendente Hinterwelt - der Geist des Hasses arbeitet Satan in die Hand zum Tode des Menschen (4,7a), während der Geist der Liebe mit dem Gesetz Gottes zusammen zum Heil der Menschen wirkt (4,7b). -Diese bis ins Detail parallele, in der Abfolge der Versteile chiastische Doppelstrophe (a/b/b'/a') schliesst mit dem heil-bringenden vo~o~ •ou ßEou, der die anfängliche, mörderische &vo~Ca des Hasses (4,lb) ins Positive wendet und damit die ganze Komposition zu einem Abschluss bringt. Die abgerundete Gestalt dieser zentralen Komposition zeigt den fragmentarischen Charakter der um sie gelegten paränetischen Reihen (Frgte 1 + 2) besonders deutlich auf. Es sind paränetische Versatzstücke, die an beliebigen Stellen zur Illustration dienen können, aber nicht unbedingt in den Kontext integriert werden wie etwa die konditionale Reihe in 4,3f. Als modellhafte Verwirklichung einer positiven Reihe zur Beschreibung eines negativen Sachverhaltes sei Frgt 2 zitiert. TGad 5,1 : Schlecht ist der Hass KaxÖv 1:Ö ~'Lcro~· ~.L ~VÖEAEXEL OUVEXOO~ ·~ ~EUOEL, AaAwv xa•d. •fi~ aAnßELa~, xal •ct ~LKPct ~EYaAa TtOLEL, http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.6 475 TO OXOTO~ ~w~ npOOEXE~, •o y~uxü n~xpov ~EYE~, xaL cruxo~av•Cav ex6~6acrxE~, xa~ no~E~ov, xal tißp~v xaL n&crav n~EOVEECav xaxwv, xa~ lou 6~aßo~~xou •nv xap6Lav n~npo~. Auf eine Überschriftrnässige These folgen acht Kurzzeilen, welche die Schlechtigkeit des Hasses dadurch beschreiben, dass sie den Hass in ein ganzes Geflecht von Lastern stellen, die mit ihm gerneinsame Sache machen. Die Reihe verkörpert so jene weisheitliehe Denkart, welche eine Definition des Begriffs durch die Beschreibung eines Sinnganzen, innerhalb dessen der Begriff steht, erreicht. Auch das abschliessende Frgt 3, welches die Ueberwindung des Hasses durch Wohltätigkeit und Demut schildert, soll angeführt werden, zwar nicht so sehr wegen seiner formalen Gestalt 10 , als wegen der starken Verinnerlichung des Tugendbegriffs und der Reinheit der geforderten Motivation, die hier bei der Darstellung des Gerechten und Demütigen zum Ausdruck kommen und zu den nach~ folgenden Tugendparänesen (Kap. 2.3) hinüberleiten. TGad 5,3-5 : Ueberwindung des Hasses durch Gerechtigkeit und Dernut 5,3a 'H 6~xa~ocruvn txßctA~E~ •o ~Lcro~, n(. b co ~ / •anE~vwcr~~ " ava~PE~ ' TO " ~~cro~ 11 y~p 6Cxa~o~ xaL •anE~vo~ al6E1•a~ no~ncra~ KB~xov, - oßx tno ~~~ou xa•ay~yvwcrxb~Evo~, &~~· 6no •n~ 1B(a~ xap6(a~, g,~ K0p~o~ ~n~crx€nE~ •o 6~aßou~~ov aD•ou, 4 oD xa•a~a~EL &v6pÖ~, :> ' EnE~6n oc / ~oßo~ " •ou c / I\ u~LcrTou *v~x~ •o ' ~~cro~ "' 12 10) Ebd. 34f., sieht ASCHERMANN darin eine "Kurzform" einer negativen Reihe. Jedenfalls ist 5,3-5 eine Mischung von positiven und negativen Aussagen, in welche Erweiterungen eingeführt wurden. Die Verse stellen also keinen formal typischen Fall dar. 12) ßA; a: oiKEL ~v aCn0, was als Ausdruck gut in das "Porträt" passt, vgl. TBen 6,4b (s. u. Kap. 2.3.1). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.6 476 / ~oßou~EVOG 5 oÖ &eA.E L -.6 ' yap \ ~n / npooxpouoEL / KupL~, xa&oA.ou - oiJo€ ~WG EWO L@v - aö LxfloaL ~v&pwnm In TGad 5,3b-4 ist ein kleines.Porträt gezeichnet, wie wir es in den Tugendparänesen von TBen und Tiss noch mehrfach. antreffen werden. Hier ist es der Demütig-Gerechte, der· a.uf keinen Fall (oG ••• -.o xa&oA.ou} etwas Unrechtes will, da es ihm ja ni,cht ein- mal in den Sinn kommt (vgl. 5, Sb} • Er schämt sich davor, nicht wegen des schlechten Eindrucks, den er deswegen auf andere machen könnte _(5,3b}, sondern aus eigenem "Herzen", "weil der Herr seine Gesinnung durchschaut" (5,3b; vgl. TBen 616b}. Ueber dieses Tugendbild des oCxaLOG xaL "t"UTIELVOG sind dann die beiden Zeilen 5,3a gesetzt, welche mit·den entsprechenden ab~ strakten Begriffen der 6LxaLooovn und -.anEL\IWOLG das Porträt der These von der Vertreibung des Hasses dienstbar machen. Es geht auch in diesen Stücken wiederum um den Hass im psychologischen Sinn, also um jene menschliche Leidenschaft, die den Nächsten zum (Tod-}Feind macht. Diese Art mörderischen Hasses wird im biblischen Schrifttum durchwegs verurteilt (vgl. Lev 19, 17; Dtn 19, 4ff.} , da seit dem Jahwisten Hass und Todschlag <ils schreckliches Zweigespann zusammengehören (vgl. Gen 27,41 : Esau; 37,4.18ff.: Josefs BrÜder}. Die Psalmisten wehren sich gegen ihre Hasser, die ihnen ans Leben wollen (vgl. 25,19; 44,llf. 69,14}, das Spruchbuch verbindet Hass mit den (29,10} und noch am Ende des 1. Jhd.s n. zählt R. b~Oi ~w~~ Jehoschua~ b. Chananja den Hass zu jenen Lastern, die den Menschen aus dieser 13 Welt schaffen , und der Johannesjünger formuliert um 100 den gleichen Gedanken in Sentenzform : ' Innerhalb dieser langen Zeit und in der Weisheitsliteratur Überhaupt stellen die Passagen des TGad die ausführlichste Ausein13) Ab 2,11: Ein böses Auge, der böse Trieb und der Menschenhass Cn1•,~n nK)W) bringen den Menschen aus der Welt; vgl. AbRN A 16 (SALDARINI 178), und u. Anm. 15. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.2.6 andersetzung 477 mit der Leidenschaft des Hasses dar. Wohl werden in Spr (10,12a : ULOO~ ~YECPEL VELXO~~ 19,7; 25,17; 29,10 u.Ö.) und bei Jesus Sirach (7,15; 25,14) sporadische Gedanken dazu gemacht - und Koh 3,8 räumt auch dem Hassen seine Zeit ein (vgl. 9,1) -, doch bedeuten die meisten Stellen nicht Hassen im modern-psychologischen Sinn, sondern "soviel wie Absagen, Ablehnen und bezeichne(n) die Abkehr des Menschen von einer ihm gering oder falsch erscheinenden Sache" 14 So hat er als Teilnahme an Gottes Hass gegen Götzendienst, Sünde und Sünder (Ps 139,2lf.; Sir 10,7; 12,6; 27,24 LXX; Weish 14,9f.) durchaus positiven Sinn 15 , Hassen und Lieben werden in diesem Zusammenhang erst durch ihr Objekt als gut oder schlecht gewertet : Der Liebe zum Guten entspricht der Hass gegen das BÖse und dem Hass gegen das Gute die Liebe zum BÖsen. Beide Begriffe sagen dasselbe aus, sodass lieben-hassen zur rhetorischen Formel ei- nes Gegensatzpaares werden kann, welche die gleiche Handlung von den zwei Kehrseiten her beschreibt 16 . Im Gegensatz zu dieser in der Weisheitsliteratur typischen Bedeutung sprechen TGad 4,1-7 und die drei Fragmente vom Hass als einer eindeutigen Deformation des Menschen, die sie völlig ver17 werfen, indem sie ihr die unbedingte Liebe entgegensetzen Hass und Liebe sind hier Grundhaltungen der menschlichen Person, die ihre Wertung in sich selbst tragen und dann auch in der Erhaltung oder Zerstörung von Leben zum Ausdruck bringen. Dass diesem doppelten Gegensatz von Hass-Liebe, Tod-Leben im metahistorischen Raum eine lebensfeindliche und eine lebensfördernde Macht, Gott und Satan, entsprechen, ist wiederum das Charakteristikum der weisheitliehen Schule, aus welcher diese Paränesen kommen. 14) MICHEL, Art.: ~cotoo, ThWNT 4 (1942) 691. 15) Vgl. die Uminterpretation von Ab 2,11 (s. Anm. 13) in AbRN A 16 (GOLDIN 86); Apk 2,6. So sind auch in den Texten von Qumran Stellen wie lQS 1,9-ll zu verstehen: "Das Verhalten des Gläubigen zu den SÖhnen der Finsternis soll vom Blick auf Gottes kommendes Gericht bestimmt sein." (LOHSE, Die Texte aus Qumran 283, Anm. 7). 16) Vgl. Mich 3,2; Spr 13,24; 14,20; auch die Wendung Mt 10,37: mit Par Lk 14,36: KUL oD ~cOEL. 6 ~cAWV tn€p ~~t, 17) Diese Tendenz zur vÖlligen Verwerfung des Hasses, die sich in 4Makk 2,13 schon ankündigt, kommt aus der Stoa, welche jeglichen Hass als Unordnung in http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 478 Kap. V.2.3 2.3 Fragmente weisheitlicher Lehrvorträge II Tugendparänesen Die Paränesen, die bis jetzt aus dem Gesamt der Testamente isoliert werden konnten, bestanden vor allem in der drastischen Schilderung der Eigenarten und Auswirkungen des Lasters und wandten sich nur nebenbei (TSim 3,5f.; TGad 4,6f.) den entsprechenden Tugenden zu. Dieser Aufgabe versuchen die beiden folgenden "moralischen Porträts" nachzukommen, welche die tugendhaften Haltungen der Güte und der Einfachheit zum Thema haben. So wie in den Lasterparänesen des vorausgehenden Kapitels vor allem positiv beschreibende Reihen zur Schilderung der negativen Haltungen anzutreffen waren, so finden sich jetzt 1 wo es um die Darstellung tugendhaften Verhaltens geht 1 vor allem negativ beschreibende Reihen. Es gelingt unserem Moralisten nur selten (vgl. TBen 4,2b-3.4b-5) aus den Eigenschaften des Guten selbst ein plastisches Bild aufzubauen, wie es etwa die wohlwollenden Beschreibungen der Tätigkeiten und Eigenschaften des beispielhaften Menschen in der biblischen Weisheitsliteratur des Öftern tun. Die Lieder auf die "Wackere Frau" in Spr 31,10-31 oder auf den Schriftgelehrten in Sir 39,1-11 finden Überschwengliche Worte des Lobes, und in den Makarismen auf den Gottesfürchtigen (Pss 112; 128; Ijob 29)oder auf den weisen Mann (Sir 14,20- 15,10) wird sogar ein hymnischer Ton hörbar. Wenn diese biblischen Parallelen eher zur Panegyre hin tendieren, wie sie z.B. in 4Makk 17 (Mutter der sieben makkabäischen BrÜder) ausgestaltet vorliegt, so bleiben die beiden folgenden Paränesen der Test XIIPatr in Ton und Inhalt völlig innerhalb des bescheideneren Rahmens der Unterweisung. Sie können deshalb nicht eigentlich "Loblieder" oder "Gedichte" genannt werden, da sie weder deren formale noch inhaltliche Gattungseigenheiten vorweisen. Wenn der Moralist für die Warnungen vor dem Laster die kräftigsten Farben gebraucht hat, so versucht er zwar hier, bei der Empfehlung der Tugend, einen ruhigeren Ton anzuschlagen, der diskret zur Intimität mit Gott einlädt, aber er macht weiterhin moralisierende Unterweisung. der menschlichen Person ablehnt; vgl. bes. EPIKTET, Diss 1.18,9i 2.22,34; 3.4,6; 24,113; 4.1,60 (SCHENKL 61.190.220f.304.323). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 479 Kap. V.2.3.1 2.3.1 TBen 3,1; 4,1- 5,3; 6,1-6; 8,2f.: Vom guten Herrschen Die Lebensgeschichte Benjamins ist nur noch bruchstückhaft an drei kurzen Stellen erhalten geblieben (1,2 - 2,5; 3,6-8 und im völlig isolierten Vers 10,1), welche keinen kontinuierlichen Erzählstrang ergeben, wenn man sie zusammenfügt. Da sich jedoch die drei Fragmente keineswegs ausschliessen und auch gemeinsame Elemente vorhanden sind, müssen wichtige Verbindungsstücke durch die weitere Traditionsgeschichte verdrängt worden sein. Auf 10,1 folgt jedenfalls eine Paränese (10,2-5), die sich durch ihr Thema (Nächstenliebe, Gesetz des Herrn) und ihren Platz nach der Lebensgeschichte als zur Grundschrift gehörend ausweist. Was stellen nun aber die in die Lebensgeschichte (zwischen 3,6-8 und 10,1) eingebauten Stücke dar ? Als selbständige Einheiten bieten sich sofort Kap. 9, das verfrÜht zu den Zukunftsaussagen Übergeht 1 , und 7,1- 8,1 an, welches eine mit biblischen Beispielen illustrierte (7,3-5) und einer abschliessenden Mahnung versehene (8,1) Liste von den sieben Uebeln des Schwertes ist. Werden nun diese beiden Stücke entfernt, so bleibt 4,1 - 6,6; 8,2f. Übrig (6,7 ist redaktionelle Ueberleitung), ein StÜck, das aus folgenden hauptsächlichen Gründen als ursprünglich selbständige Tugendparänese anzusehen ist : - Das ganze Stück ist unabhängig von der Lebensgeschichte Benjamins, welche nicht genügend Stoff für einen Anknüpfungspunkt zu bieten hatte. -Es ist nur durch die auch andersweitig störenden Verse 5,4f. 2 mit der Gestalt Josefs, des gOLOG avnp (vgl. TSim 4,4; TDan 1,4), verbunden. Es hat einen wohlstrukturierten Aufbau (s.u.), der mit seinen strophenartigen Einheiten, den wiederholten, gleichen Formulierungen usw. ·eine . rhetorische Tendenz aufweist, die den ein- 1) Es ist zudem stark christlich Überarbeitet (9,2-5) und liegt in drei sehr ververschiedenen Rezensionen (c, ß, A) vor, die keine Rekonstruktion eines gemeinsamen Originaltextes zulassen; vgl. CHARLES, Text 226f.; BECKER, Testamente 135. 2) ASCHERMANN, Parän. Formen 51, schliesst allerdings 5,1-5 zu einer formalen Einheit zusammen, nennt aber immerhin 5,3-5 eine "nachgebrachte,Begründung". http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 480 Kap. V.2.3.1 fachen Paränesen der Grundschrift (vgl. Tab. 10, Ziff. I,b) fehlt. - Es zeigt die fÜr die sekundären Paränesen typischen Formen der einfachen und erweiterten Reihenbildung und ist ebenso wie jene von der dualistischen Geisterlehre beeinflusst. Somit kann dieser ganze Block als selbständige paränetische Einheit isoliert werden. 3,1 ist wohl als "Vorläufer" zu betrachten, der ebenfalls eine Verbindung mit der Gestalt Josefs, des xa\ &vaaö~ 8oLo~ &vnp, darstellt. 3,1 kann aber durchaus als einleitender Aufruf zur Paränese vom guten Menschen gehört haben; er wäre dann mit der Einfügung von 5,4f. goLO~ (wo ja ebenfalls vorkommt) auf Josef hin abgeändert worden 3 Der Entstehungsprozess sieht demnach ähnlich wie bei TGad (vgl. Kap. 2.2.6) aus, da bei beiden die Lebensgeschichte der Grundschrift durch paränetische Partien auseinandergesprengt wurde, wobei durch einige Retouchen eine mÜhsame Verbindung mit der Testamentsituation erreicht wird. Tab. 13 : Literarkritische Analyse von TBen (nach BECKER) 4 Grundschrift Retouchen Sekundäre andere Paränese van Materialien "guten !~chen" 1,2,....2,5 3,laba 3,bß 3,2.3 .. 5 3,6-8 4,1-5,3 I. 5 ,4f. Lebensgeschichte 6,1-6 8, 2f. (Schwerter) 7,1-8,1 (Zukunft) 9 10,1 II. Paränese III. Zukunftsaussagen 10,2-5 10,6-10 10,11 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 11,1-2 Kap. V.2.3.1 481 TEen 3,1; 4,1-5,3; 6,1-6; 8,2f.: I. Einleitende Aufrufe : 3,1 Kal D~E~~ o~v, 1:Exva ~ou, ~yanncra"t"E Kup~ov •ov 8Eov 1:ou oDpavoD, xa\ ~UAaEa"t"E tv"t"OAa~ aD1:ou / ~~~ou~Evo~ 4 '1 :> ' ~I aya8ov avopa 5 *•ov ifCoE"t"E, 1:Exva, 1:ou aya8ou avopÖ~ 1:0 tAEo~ 6 , ::> " ~~~ncracr8E ~V ayaanL o~avoCaL •nv EUOTIAayxvCav aU"t"OU, c{va xal t~E~~ crn~avou~ o6En~ ~op[crn•E. I I. Erste Beschreibung des guten Menschen a. 2 hEaL yap 3 ~I ::> co Ö.yaaö~ Cfvapwno~ oux xav ßoUAEUWV"t"a~ 8 xav nav1:a~, :>\ o~.w~ "' / ' 5E' ß~8aA~6v, &~ap"t"wAo(, wa~v ::> ::> ' aU"t"OU" TtEp~ E~~ / xaxa. aya8ono~wv v~xa 1:0 xaxÖv / *OXETia~O~EVO~ •ou~ ' OXO"t"E~VOV EXE~ 15\ / 6~xa~ou~ c'l":> n7 UTtO 1:0U aya8ou, :> ('\ c ' •nv ayan~ w~ ' ~uxnv :;:, ,... au1:ou. b. 4 ~Eav ·~~ 5oEa~n•a~, oD ~aovE~· t~v ·~~ TIAOu"t"n, OU ~nAo~· L E~v ~L~ &vOpE~o~, ~naLveL· ' "t"OV / OW~pova / Tt~O"t"EUWV c .., U~VE~· 1:0v n8vn1:a ~AEE~ · •Q "t"OV &cr8EVE~ cru~na8E~· 8EOV ß.vu~vE~·. 3) S. u. bei Anm. 5. 4) Untersuchungen 245-252, bes. 249f. 5) Korrigierter Text nach BECKER, Ebd. 248, Anm. 1; aß: <Ov ayaö6v ~a\ gacov ~vopa'Iwan~. - ~a\ 8acov und 'Iwan~ kommen hier wie in 5,4f. aus der redaktionellen Verklammerung der Paränese in den Kontext des TBen. A unterstützt diese Annahme: ~·~n<aL y(vEaÖE &vooÖ6 &yaöou ~a\ &~nöou6. 6) A; r~E06 ist wohl dem <t~06 von cß vorzuziehen; vgl. CHARLES, Text 219, Anm. 5, und BECKER, Untersuchungen 248, Anm. 8. In 4,2 wird dann auch als erstes die Tugend des t~EElV beschrieben. 7) b; c: a~Enb~EV06 (auch ß, ohne bg) 0n6 <ou ÖEoÜ. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) -nÄ~ -~ 9 dn~nM 5o99ro :q "ToA · (EZ "ToA http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 5vro :o f~oÄd~ ~~~nÄ~ 5vro :p f(5vro ~nM +o) ~ooÄd~ ~v~ WB os qors ua~gT~~a ua~UET~Eh ua~apuE arp !Ä (OT •ua~sa~qoraT 'arqdE~oo~~Ta) 53~~~~usoro ~vrtg,rov "U8TTEJ8oSnE (n~~OX~ 1n~3~93ro ~~~) :(qosTEJ} q UO~~~EOTOWOH ·eo~Qn 5~d3rt ~assnE uaoaM !VO UT 1~o~ -~~rtyn~m~ 5~orto1d003~3rt '5~mod~ dpÄ 'aTTV (6 ~1qad ~~~ ~3Äugg 5u~yd13 5o~nrt93~ll 5u~~yu x~o &3uny :;, ~O~QOYll 5~~ ~0 / 13Ä9~no 5oy3ÄÄ~ d~Ä ~d13X ~~ (8 5o1d9 ~ 1n~B~nyu ~o 1n~Byu1urt~ '~OJOUYll ~~~ ·u~ogu 1D~3lld3~ no C: V .~n)~oguy1m 5~3 E ~g~o '51o~dn~m 51o~ 5oo~nurt3 tido Xno V V V CV':) C: ·oo~~n ~~xn~ .dn)Y3H ~ ~ xgo ~1~0~ 5~dg~~ QO~nÄ~ QO~ ~o1y9ogn1g ~~ 1'9 "12 Eunqra~qosag uaqosuaw ua+nfi sap ·oo~gn ·~n1o~n1g / 513 C · 5nrtn Gv:> ·~vrt~ ~~ Q1 ~ooÄd3 /C 13xo9dg1gou~ ~oo~nÄn 5oom'~' C V a+raMz 5o~9xo /C '5no~~ll 5b3 51o~ '-' ßO~ 1onoooog 5n1~3~03Yll / / _,. c ,~ E n~ -' 10llOOd~~~ ~nx ' ~ 1nx nyyn n~ C 1D~XJ~03yll 53~~J~03g1n 5Brt9 ~ C 5u~ V\',\ QO 1U~~ooy~oou~ ~0~9rt ~10nO~Jd~01ll~ ~1000093~udl3 •n~x7~ 1 13ffi3d~01ll3 ·~r ~~ nouo.~ ' 'n~nn c '1nx n1du~ " dnÄ ' 1~3 V 1n~~oou~ugom'~' 1n~3~93m n~nrt93~u n~dn~9x~ ~~ '53~~no1ouo~nÄn 3~U ~D:!fc V ·51o~3rtog1y~ / '~9~nÄ~ '~&rtg (apa~uv 10~000~ ~OdU~Oll ·~n1o~919 ~~~nÄ~ ~nx 10 ~nx bo 10 \nx 3~uxn ~~~c T'S : +TaMWo arp 1n12 uafiun~~TM ·rrr S112} , ·no~nn V C ~~Xn~ ~~~ ~~nx BllDÄ~ oo~nÄ~ 5o~nrt93~ll ~1d~X n~~OXß B 1DX ~~~ ' ~~~3~no~ ~o~o1~g ~~~ n~~oo~3~~ ~~~ .13Äd3~no ~o3~ ~o~ 1~~oounÄn M~ \.1 .no~nn V C ' CV V ' 13~)uond3u~ Q03~ ~og9m n~~ox~ rE·~·~ ~~~"~' ·d12~ s ~ev -un ·~~~~~H http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) !g ·wuv '9~~ +xa~ 's~~~VH~ ~nEu ~ +Z+aSJa J81H ·~3rtogox1o :ua11E 1aa (~1 ·~13X~ +1lli UO~~~E010lliOH "1181A) D)QdDM ~~ ~~rtcD1rt 13X~ MQO 5QO~ 5~dD~DM d~Ä ~ "1D~3~)D1rt ' 50~3rtfX3~0D 5~Ä 5~~ 5~0TIDD1TI 5~0~ 1 ZT :+Xa+ZJU~ QO ~9 1321dDQnx / uap +E~ n !8 (Tl 5~~QD ~oyynrt V ~~ 5QO~ 5~dDQDX ~ ~D)900D09 ~~~ '~3Än~ 13~9DY3ll~ \DX oo~no /':> \DX nd3~9mrt~ ~oyyBrt ~YY~ '~odogd9g 1nx ' ~oduox ". 1ll3 'c ~OOX3oodu " 1D~3~1D1rt ; (~~OMPTTg STE) no 5o1ytJ o dDÄ d3uoo" i?':J' c E : ~19MillQ arp JUE nun~~TM "A ·no3Q no~ nrtn3~ll o~ ~~nD ~3C 1n~3nnun~D 1~0 V V V ,vc / C /? TT 1 ~19dnx ~3 ~orton1rt / c 13X3 dDÄ no ' /C \ c .~D13~dou 513 nx1n~nÄ ~do Xno ; C V V':) C 1 UllDÄD ~3 ~DdDQD'){ ~D10~D19 ~OOX3 9~ / C C .... / /C :J Z'B ·p ·eo~gn ~~xn~ 13~u7xo1u~ 5o1d9~ 1 ~do u 13YDY U 1 V::>\C\.1 1 1310ll 0 \CV 1 ~~~Yll19 ~~O'){~ ~9QO ·~1D3Q919 ~~dDQDX ~~1dX1Y23 5D~~Jll 1 1~g ~391o 1 dDÄ ~Dll \:>/V ~1DDdß 13X~ \d3ll [00~90Yll '5D)3QUY~ 1 13X~ XQO 9 ~D)rt ~yy~ 5D)~3ll] \DX \DX 5003D)dxouq 1DX 5D1Xnou 5UXDdD~ V ' / j '5BdDX \DX 5Ull9Y 1 1 1 5DDD~YÄ 5~rt1~ 5DdY~D'){ \DX 5003dgg ~D'){ 5D)ÄOYQ3 13X~ X~O D10~~19 ~QDÄ~ H~ 099 S ";::) ·~d1D'){ 1~~Dll ~3 5D~~Dll 5odll 13d1DX 1D'){ "" ' c /' 'oo~gn ~~xn~ ~~~ / ' 13~)~oom ~nx 1 13'){10~D'){ ~~nD ~3 V '){~O "39l0 1 ~D)d00910y V ~uXyrt \DX 1 dDÄ 501dn~ C C: ' / 509Q3~ ~ ~OY99 D~~~ll ~DX ~00ll~dQ~~ 5D)rt1~~ 5u~99 \Dx 1D~3XJ91ll~ ~o1y9ogn19 ~~QDÄ~ ~ili xgo v ·q T"~"Z"A EBv •dE~ 484 Kap. V.2.3 •. 1 · Die einleitenden Aufrufe (I.) fassen die ganze Paränese programmatisch zusammen : Es ge~t auch hier wie bei allen Paränesen letztlich um die Liebe zum "Kyrios, dem Gott des Himmels" und um die Beobachtung seiner Gebote (3,la), doch wird diese Gesamtintention, die reichlich abstrakt ist, vom Pred'iger am Beispiel des guten Mannes konkretisiert (3,lb), um dessen Nachahmung es ::> "· geht 13 • In 4,la werden dann ;>/ EÄeo~ und EUonÄayxvLa als die charakteristischen Tugenden vorgestellt, welche es nachzuahmen gilt. Ziel des ganzen Tugendbemühens ist der "Ehrenkranz" göttlicher Belohnung (4,lb). Die erste Beschreibung des guten Menschen (II.) lässt sich in zwei Strophen gliedern, die beide negativ beginnen (4,2a.4a) und dann eine längere positive Reihe anfügen 14 , um schliesslich mit den gleichen Worten (&yana •.. •nv ~uxnv aÖ•oÜ) • zu schliessen . An diesen beiden Kurzbeschreibungen, welche das Erbarmen, die Güte, die Liebe, das Fehlen von Neid und Zorn, das wohlwollende Verhalten zu allem Tugendhaften, die Sympathie mit den Schwachen und weitere Tugenden des guten Menschen schildern, schliessen sich die Verse 5,1-3 (III.) an, welche, wiederum in zwei Abschnitten, die schon in 4,5 angetönte bekehrende Wirkung des guten Menschen nicht nur auf die lasterhaften Mitmenschen (5,1), sondern auf alle von Bosheit behafteten Kreaturen (5 ,2a. : ot novnpol ~v3pwnoL~ 5,2b : 3npLa; vgl. TNaf 8,4.6) beschreiben. Das Bildwort vom Licht und von der Finsternis in 5,3 fasst diese missionarische Wirkung des guten Menschen prägnant zusammen und schliesst damit diese erste Ausführung ab. Die zweite Beschreibung (IV.) ist formal noch geschlossener. Vier gleichgebaute Strophen entwerfen in fast durchwegs negativ betersuchungen 251, Anm. 2. SCHNAPP, APAT II, 504, Anm. i, lässt unkorrigiert und übersetzt ol.xo5o\le:~ mit "etwas Gutes, NÜtzliches wirken";.. auch DE JONGE, Testamenta 83. Diese Bedeutung des unverbundenen Verbes ist aber nach· LIDDELL/ SCOTT nicht belegt. BECKER schliesst sich in seiner neueren Arbeit (Testamente 135) ebenfalls dieser Uebersetzungsart an. Er verweist dabei auf !Kor 8,1; 10,23 und 14,4 (nicht 14,1). 13) Ein "guter Mensch" ist z. B. Saul (!Sam 9,2),Josef von Arimatäa (Lk 23,50), Barnabas (Apg 11,24). Auch Flavius Josephus zählt. sich selbst zu ihnen (Vita 288) : 14) ASCHERMANN, Parän. Formen 50f, zählt TBen 4,1-5 zu den konditional erweiterten beschreibenden Reihen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.·3.1 485 schreibenden Reihen (vgl. jedoch 6,5b) 15 ein Gemälde. vom guten Menschen, der seine Begierden beherrscht (a) , sich nicht be-irren lässt (b), keine Zwiespältigkeit kennt (c) und reinen Herzens ist (d). Jede Strophe beginnt mit dem Stichwort (•o o~aßo6A~OV •ou Ö.yaaoG &vop6~; oder ähnlich) und endet mit einem Hinweis auf Gottes besondere Nähe zum guten Menschen (vgl. TGad 5,4b) 6,3b Denn der Herr ist sein Teil. 6,4b Denn der Herr wohnt in ihm. 6,6b Der Herr blickt in seine Seele. 8,2b Es ruht auf ihm der Geist Gottes. Das anschliessende Bildwort (V.) von der Sonne, die auf Mist und Schmutz scheint und sich selbst dabei nicht beschmutzt, wird dann wiederum auf die reinigende Wirkung der reinen 16 Gesinnung auf die gesamte Umwelt ausgelegt. Der Ö.ya8Ö~; ~v8pwno~; ist so die idealisierte Verneinung all dessen, was in den voraus angeführten Lasterparänesen Über Unzucht (vgl. 8,2), Neid (4,4a), Unmässigkeit (6,3), Geldgier (6,2), Zorn (4,4), LÜge (vgl. 6,5) und Hass (vgl. 4,4b.5a) gesagt wurde. Aus seiner persönlichen Religiosität heraus verhält er sich tugendhaft, wirkt missionarisch und geht reinen Herzens durch den "Schmutz" (8,2) dieser Welt. Denn er steht auf der Seite des Lichtes und nicht der Finsternis (vgl. 5,3), des "Engels des Friedens" und nicht des Beliar (vgl. 6,1). Vor diesem dualistischen Hintergrund bekommt auch der "gute Mensch" etwas von den kämpferischen Farben der Apokalyptik, obwohl di€ ganze Abhandlung sonst im Rahmen weisheitlicher Tugendlehre verbleibt. Seit eh und je ging es ja der Weisheit um das "gute Leben" und um den "guten Menschen" (Spr 14,14.19), der sich in den grossen und kleinen Ordnungen Gottes, der Welt und des Menschen den "guten Weg" (Spr 2,8f.20) suchen muss. Das atl. ::J."l~ bezeichnet zwar oft nur die besondere Eignung eines Menschen für eine be15) Ebd. 3lf., wird TBen 6,1-4 als negativ beschreibende Reihe bezeichnet, der mit 6,5-6 "eine in freierem' Stil gehaltene Aussage Über die 'gute Gesinnung'" angefügt worden sei. 16) Der Wechsel des Stichwortes &yaöÖ~ zu KaöapÖG ist schon in 6,5b vorbereitet (vgl. 6,7a) und wird vom Bildwort in 8,3 verlangt: vgl. auch Anm. 12. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.3.1 486 stimmte Aufgabe (vgl. lSam 8,16; lKÖn 20,3; .Spr 15,15), doch ist trotzdem "die Bedeutung von 'tob' als 'gut' im religiös sittlichen Sinn ••• nicht das späte Ergebnis einer Vergeisti. ::> ' 18 her zu erkl gung" 17 , die nur von der griech~schen ayaaov-Lehre ren wäre. Der gute Mensch im biblischen Sinn ist der Mensch, der in jeder Beziehung "in Ordnung" ist; er ist der Ordentliche, der p~i:!G, und kommt all dem nach, was dieses Wort in "sittlich- religiöser" Beziehung aussagt. Eine handliche Definition des "Guten" ist also von den biblischen Weisheitslehrern schon deshalb nicht zu erwarten, weil es, wie die nvi:!G, als lebens- und gemeinschaftsfördernde Macht das Gesamt des gelungenen menschlichen Lebens umfasst. "Es gibt nichts Gutes, das nicht auch gut tut. Besitz tut den Menschen gut, Kindersegen, Ehre, ein guter Name, eine gute Ehe, ein guter Freund; aber gut ist der Mensch, dessen Verhalten solche Erfüllungen gewährleistet" 19 • Diese Verbindung des "Guten" (:J"l~) mit den "Gütern" (n"l:J"ll!l), die für die realistische Sicht der Dinge der Weisheitslehrer charakteristisch ist, fehlt nun aber in der vorliegenden Paränese des TBen ganz. Die Gutheit des Menschen ist einzig auf seine tugendhaften Eigenschaften bezogen, und das eigentliche Ziel tugendhaften Verhaltens ist der OoE~avo~ öÖ~n~. Aus seiner intimen Nähe zum KupLo~ (6,3b.4b.6b) oder ztim (8,2) tut der Gute, unabhängig vom äusseren Wohlergehen oder Unglück, das Gute und bewirkt es auch bei anderen, da die eigentliche Ermöglichung des Gutseins das Innewohnen Gottes im Herzen ist. Der Grad der Verinnerlichung ethischen Handelns, den wir hier antreffen, erinnert an die Paränesen der Grundschrift Über die bedingungslose Nächstenliebe (s.o. Tab. 10, Ziff.I.b) und sucht in der frühjüdischen Literatur seinesgleichen. Die Bergpredigt ist wohl die nächste Parallele 20 • 17) STOEBE, Art.: ~1~, ThHWAT 1 (1971) 660. 18) Vgl. dazu GRUNDMANN, Art.: &ya66G, ThWNT 1 (1933) 10-13. 19) VON RAD, Weisheit in Israel llOf. 20) Vgl. Mt 12,35; 19,16f.Par; zudem noch folgende weisheitliehen Parallelen: http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) ~~ Kap. V.2.3.2 487 ' 2.3.2 Tiss 4,2-6a : Vom einfachen Menschen Dass Tiss 4,2-6a eine selbständ~ge, negative, beschreibende Reihe ist, bedarf nach den stilistischen Beobachtungen von VON RAD, ASCHERMANN und BECKER1 keiner weiteren Beweisführung mehr. Alle Charakteristiken dieser Form sind in diesen Versen vereint : das Stichwort zu Beginn, die negativen Kurzzeilen mit einer gelegentlichen positiven Gegenzeile (v. 3b), der positive Schlussatz mit n&~ und der Wiederaufnahme des Stichwortes. BECKER hat nun Über seine Vorgänger hinaus auf literarkritischem Weg aufzuweisen versucht, dass das ganze Thema von der &nAb•n~ erst durch die Hereinnahme dieser Reihe in das Tiss hineingekommen sei, obwohl dies sehr schwierig zu beweisen ist. Es müssen nämlich dazu viele Stellen der Grundschrift, und zwar der Lebensgeschichte (3,la.2.6 : •n•~ Kapö(a~), der Paränese enL •n L &nA6•n•C ~ou. 7b.8 : ~v &rrA6- (5,lb) und der Zukunftsaussagen (6,lb) für sekundär erklärt werden. Auch die parallelen Erscheinungen in den anderen bis jetzt behandelten Test dürften eine solch gefährliche Beschneidung kaum empfehlen 2 • Selbst wenn schon in der Grundschrift das eine oder andere Mal das Thema der &nAÖ•n~ angeklungen wäre, könnte in 4,2-6a durchaus eine ursprünglich unabhängige Reihe gesehen werden, die sekundär zur Illustration des "lauteren Issachar" eingefügt worden wäre vielleicht von jenem gleichenListenliebhaber, der auch die Unschuldsbekenntnis-Reihe 7,2-6.7 3 als Dublette zu 3,3f. eingefügt hat. TNaf 8,4.6; aramAch 57.!,1; syrAch 75; AbRN A 40 DARINI 260ff.286f.}. (GOLDIN 163f.}; B 34.45 (SAL- 1} VON RAD, Die Vorgeschichte 282f.; ASCHERMANN, Parän. Formen 30f.; BECKER, Untersuchungen 339f. 2} ASCHERMANN tut diesen Schritt deshalb schon nicht, weil er sich vor allem den stilistischen Problemen widmet. BECKER, ·Untersuchungen 3.325f.347, ist sich bewusst, dass er zu einer solchen Literarkritik Überhaupt nur nach dem Leitbild anderer, "klarerer" Testamente kommen konnte. 3} s. u. Kap. 3.4, Anm. 16. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I 488 Kap. V.2.3.2 Tlss 4,2-6a a. co 4,2 ~nAouc xpuaCov *oÖK EnL8u~E~, •ov nAna(ov 4 aß RAEOVEK•E~, ·ßpoou6:t'wv noLxLA.wv oBx Ecp(e:"tO..L, ~aan•a öLct~opov oo a€AEL, 3a b 4 XPbVOUG ~KpoÖg OOX *Onoypa~EL ~pv, 5 iiAAct ~övov holxE•aL •o aün~a •ou 8Eou, KaLyE -~ nvEu~·a •nG nAavnG oOöev taxuaouOLV npOG au•ov. b. ". 6 "'ERLÖEfaafuL "' "' "' OU"' yÖ,p OLÖEV KaAAOG 8nAELaG, . ~va ~n ~V ÖLaa•po~n ~Lavn •ov vouv au•oÜ. 5 oß ~ ~f\AO{; EV ÖLaßOUALOLG ci.ihoO EnEAEUOE.aL, ~uxnv aG•oG, ,7.:>.:. " 'EVVOEL. "'" ROpL~OV EV anAnO.EL<t aß ßaOKavCa EK.nKEL "'' OUÖE 6a TiopEuE•aL yctp Ev E080•n•L, ' nav•a / ' ß p~ " Ev :>. c / 8 KaL anAo•n•L. Das kleine Porträt vom einfachen Menschen ist auch formal von grosser Einfachheit : Zwei Strophen beschreiben zuerst in negativen Reihen (4,2-3a : Geldsucht, Habsucht, Fresslust, Putzsucht, Übertriebene Lebenserwartung; 4,4b-S : Frauen, Zorn, Missgunst, Erwerbsucht) das Verhalten des lauteren Menschen. In den beiden positiv formulierten Schlussätzen zu den Strophen 4) öe; die Übrigen lassen wegen Homoioteleutons aus; vgl. dagegen CHARLES, Text 111, Anm. 8. 5) ß ohne g; a: ~nLYP~EL •ou ~nv; sl: ~n•EL ~nv; mit SCHNAPP, APAT II, ·479 ("setzt er nicht voraus"), BECKER, Testamente 81 ("er schreibt nicht vor") ·und AMSTUTZ, "AnA.6•nc 79 ( "prae-scribo") , wird hier ·der ß-Text belassen, der die lectio difficilior ist und einen genügenden Sinn abgibt. Die anderen Autoren (auch BECKER, Untersuchungen 340) helfen sich mit sl. 6) def; .alle anderen haben in &7:o&v verschrieben; vgl. jedoch AMSTUTZ, ~nA.6:rnc 79: "nicht hält er Ausschau, zu erhaschen". 7) b; alle anderen haben (mit Recht?): n~p(an~ov =Verwirrung. 8) Zu dieser Kurzform s. BECKER, Untersuchungen 33, Arun. 1. 4,6b muss aus formalen Gründen sekundär sein. - D;i.e Verteilung der Stichen bei VON RAD, Die Vor~schichte 282, ist völlig unmÖglich und vom Bestreben geleitet, wie in lKor 13,4-7 eine Reihe mit 10 Gliedern zu erreichen. AMSTUTZ, "AnA.6•nc 79f., trennt thematisch 4,2f. (Verhalten des Einfachen) und 4,4-6 (Einfalt der Augen). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 489 Kap. V.2.3.2 wird der Wille Gottes (3b), und Gradheit und Einfachheit (6a) als der Raum beschrieben, in dem sich der Einfache bewegt. Das letzte Wort (anA.Ö•rrn) schliesst die Reihe ab, indem es zum ersten zurückkehrt. Verglichen mit der vorausgehenden Paränese fällt auf, dass in den beiden Strophen in konzentrierter Form wieder die gleichen Untugenden dem Einfachen entgegengesetzt werden, wie dort dem Guten. Ebenfalls besteht eine rudimentäre Einordnung in die Doppelwelt von "Willen Gottes" und den "Geistern der Verwirrung" (4,3b.4a). Auch formal bestehen viele Aehnlichkeiten (negativ/ positive Reihung; Inklusion), sodass Tiss 4,2-6a wie eine kleine, auf den ctnA.ou~ angewandte Ausgabe von TBen 6,1-6; 8,2f. wirkt. Der Lehrvortrag Über das Zweierlei in allem, TAsch 1,3 - 6,6 (s.u. Kap. 2.5.4), wird zeigen, dass auch ein Thema wie Einfalt und Lauterkeit zu einer grösseren Kornposition hätte ausgestaltet werden kÖnnen. nc~nA.ou~ und seine Ableitungen kommen in den kanonischen Schrif- ten der LXX selten vor, nur zweimal; aber bereits die Apokryphen verwenden den Ausdruck fünfmal, und von den späteren griechischen Uebersetzern haben Aquila und Symmachus jeder für sich ~nA.ou~ und &nA.Ö1:n~ nicht weniger als ungefähr fünfzehn mal angewendet. Während der beiden letzten vorchristlichen Jahrhunderte scheinen Ö.nA.61:n~ und finA.ou~ als Uebersetzung von Oll immer gebräuchlicher zu werden, was aus ihrem Vorkommen im 1. Makkabäerbuch, in Sapientia und vor allem in den Test.Patr. hervorgeht" 9 Während jedoch Oll ein zentraler Begriff innerhalb eines Bundesverhältnisses ist, das sowohl Gott (vgl. Dtn 32,4; Ps 18,31) als auch dessen Partner (vgl. Gen 6,8 : Noach; 17 ,lff.: Abraham; lKÖn 9,4f.: David; Ijob 1,1; 9,20) charakterisiert, so erscheint die Wurzel anA.o- in der griechischen Schrift, und zwar_ in sämt- lichen Uebersetzungen "vorzüglich in einem Sinnbereich : im Übertragenen, ethischen" 10 • Diese Verschiebung der Akzente kommt 9) EDLUND, Das Auge der Einfalt 60f.; AMSTUTZ, ~nAÖcnG 16-41, bes. 38f., kommt mitseinerdifferenzierteren Methode zum gleichen Resultat. 10) Ebd. 40. Die Studie von AMSTUTZ ist die gründlichste Arbeit über den Begriff http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 490 Kap. V.2.3.2 aus der griechischen Gedankenwelt und wird mit der weiteren Verbreitung in der frühjüdischen Literatur immer deutlicher 11 Wenn deshalb der "anthropologische Aspekt innerer Harmonie" 12 als Wesenskomponente der frühjüdischen &nAÖTn~-Aussagen erkannt werden muss, so ist doch nicht zu Übersehen, dass sie ebenso "ein Attribut dessen ist, der in Gesetz und Willen Gottes den Kanon seines Lebens gefunden hat". Es bezeichnet ja, und dies ist der spezifisch jüdische Beitrag zur Wortgeschichte von &nA6Tn~ "die Integrität des Frommen, der ganz, ungeteilt und vorbehaltlos Gott gehört in Gehorsai:n und Ergebenheit" 13 _ Sowohl Tiss 4,2-Ga, als auch sein grosser Pendant Über die Zwiespältigkeit im TAsch (s.u. Kap. 2.5.4), als auch die anderen Stellen in den Testamenten 14 belegen diese Bedeutung. Sowohl das Neue Testament 15 wie auch die Rabbinen 16 pflegen und empfehlen diese Tugend weiter, sodass es nicht erstaunt, sie in der urchristlichen Literatur und besonders in PastHerm. (vgl. Mand 2. 27) recht häufig zu finden 17 • Tiss 4,2-6a ist jedoch in der gesamten frühjüdischen Literatur die einzige ausführliche Darstellung des ~nAou~, da die drei innerhalb des jüdisch-christlichen Traditionskontinuums und sollte an die Stelle von BAUERNFEIND 1 s ärmlichem Artikel in ThWNT 1 (1933) 385f. (1,5 S.) gesetzt werden; vgl. auch RIESENFELD, cAnA@c 33-41. 11) HILTBRUNNER, Simplicitas 15-105, bes. 22f.87-91, und VISCHER, Das einfache Leben, bes. 10-22.60-88, haben das antike Bedeutungsfeld ausführlich beschrieben. Die Assimilation der griechischen Inhalte erreicht im frühjüdischen Denken bei Philo ihren HÖhepunkt, wo die "Formeln, die an>..6n1c in antithetischem oder korrespondierendem Kontext verwenden, ••. als elaborierte Variationen zum griechischen Thema ~K no>..>..@v ~v y(vEa8a.L bezeichnet werden" dürfen. "Dabei ist die zerfahrene Vielfältigkeit der Seel.le für Philon bedingt durch das schillernde Pathos, bzw. die von ihm stimulierten ö6y~<a. Entsprechend ist umgekehrt 1 Einfachheit 1 die Einheit des Geistes im Guten" (AMSTUTZ, '1m>..6•nc 59) • 12) BECKER, Untersuchungen 340. 13) AMSTUTZ, ~n>..6<nc 41; vgl. HILTBRUNNER, Simplicitas 87ff.; BOUSSET/GRESSMANN, Die Religion des Judentums 418f; CAUSSE, L 1 ideal ebionitique 57ff.; KOEBERLE, Sünde und Gnade 552ff.; HADOT, Penchant mauvais 177-292. 14) Vgl. TRub 4,1; TS!m 4,5; TLev 13,1; Tiss 3,8. 15) SPICQ, La vertu de Simplicite 5-26; Notes de lexicographie I, 125-129; AMSTUTZ, ~n>..6<nc 96-116. 16) Ebd. 85-91 (Apocrypha und Rabbinica); 91-96 (Qumranica). 17) Ebd. 116-157, bes. 143-155i vgl. ANDRE, La vertu de Simplicite chez les Peres Apostoliques 306-327. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.4 491 Verse PseuPhok 48-5o 18 einzig von der Uebereinstirnmung von Denken und Sprechen handeln. Weder durch die Güter dieser Welt verführt, noch durch ungeordnete Regungen verwirrt, geht nach Tiss der ~nAou~ durch sein Leben. Das Ö~An~a •ou ÖEou (3b) ist die einzige Instanz, die seine Handlungsweise bestimmt und ihm seine Gradheit und Einfachheit gibt (6a). Man kann nicht umhin, an die Makarismen des slavHen 42,6-14 und damit auch an diejenigen der Bergpredigt zu denken. Wir sind hiermit im Zentrum frühjüdischer Religiosität. 2.4 Ein weisheitliches Mahngedicht in zwei Versionen grTLev 13,1-9a Par arTLev 84-89.91-95 Kleine Reihen, die durch imperativische Mahnungen strukturiert sind, finden sich Öfters in den Testamenten 1 . In lockere Stichen gefasst, bilden sie kurze Mahngedichte, die jedoch gerne durch andere Formen der Paränese (beschreibende und konditionale Reihen, Sentenzen) erweitert werden, sodass sich der kompositorische Prozess der Verbindung von Einzelmahnungen oder die Ausgestaltung mit paränetischen Materialien öfters noch erkennen lässt. Da solche Mahngedichte oft am Schluss eines Redeganges stehen, ist ihr Inhalt meist zusammenfassend und, wie die abstrakten Leitworte zeigen, formelhaft allgemein 2 Das 13. Kap. des grTLev ist das ausführlichste Beispiel einer solchen Mahnrede in den Test XIIPatr. Nach den Abhandlungen Über Priestertum und Kult und vor dem Ausblick in die Zukunft beginnt, thematisch völlig Überraschend 2 a ein formal selbständiges Mahngedicht Über Schriftgelehrsamkeit 1 Wohltätigkeit und Weisheit : 18) "Keine Absicht verbirg in deinem Herzen, die anders ist als du sprichst ! Aendere dich nicht wie der am Felsen klebende Polyp nach der Umgebung ! Zu allen sei einfach und sprich aus der Seele !" AMSTUTZ, 'i\nA.61:11(; 35-38, sieht auch in Weish 1,1-5 "so etwas wie eine Auslegung der anA.6cll(;" (35) • ..,....,----- l) Vgl. Tiss 5,1-3; TDan 6,8-lOa; TSim 5,2-3. 2) Zu den stilistischen Fragen vgl. die Analyse von ASCHERMANN, Parän. Formen 86-91. 2a)Ebd. 88: "Das Gedicht hat mit dem sonstigen Inhalt von TLev n~cht http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) das Gering- Kap. V.2.4 492 grTLev 13,1-9a ar TLev 84 Einleitung : 1 KaL vOv, •~xva ~ou, ~v.€AAo~aL Ö~~v, 'tva cpoße:l.oae: •ov KDpLOV n~c:3v tE 'ÖAn~ x.apö(a~· / ~ c / ' ' / ' ,/ ~ "3 xaL\ nope:ue:oae: e:v anAo•n•L xa•a nav•a •ov vo~ov au•ou I. Schriftgelehrsamkeit 88a vgl.90 94a 88b 89a 91 92a 9lb 93b 2 *ßLöaEa•e: ö€ xaL Ö~e:L~ •a .~xva Ö~v yp~~~a•a, 4 a tva ~xwoL crGve:oLv Ev n~onL L ~wnL aÖ•wv b &vayLyv~ov•e:~ &öLaAe:Ln•w~ •ov vÖ~ov •ou 8e:o0: 5 3 f1n na~ ~k yvc;;cre:•aL VO~OV 8e:ou H·~n8noe:•aL, c XaL ODX ~:'o:taL J;€vo~ 1 8'nou fmcl:re: L. 4 Ka(ye: noAAO~~ QJLAoÖ~ ßn~p yove:L~ x•noe:•aL 6 xa\ ~nL3u~nooucrL noAXo't &vap~nwv öouAe:uoaL aß•~, ' ,:) r\ / :J xaL axouoaL vo~ov e:x •ou o•o~a•o~ au•ou. •n •wv 1'\ / ,:) .f\ II. Wohltätigkeit 85b s rroLnoa•e: öLxaLoouvnv, 7 •exva ~ou, Enl •n~ yft~, ~va *e:~pn•e: (aö,nv> 8 Ev •oL~ oGpavo~~. 87 6 Kal one:Lpe:•e: Ev •aL~ ~uxaL~ Ö~v &ya~, ~Va e:ffpn•e: aG•a ~V . •n... . ~WTI.. O~wv. ~E~v yap one:(pn•e: xaxa, naoav •apaxnv xaL 8A~~LV 8e:p(on•e:. ste zu tun. Nicht das Priestertum, sondern die Schriftgelehrsamkeit und Weisheit wird empfohlen. Daher dürfte dies Stück nicht zu der Ursehr1ft der Testamente gehört haben. Vielmehr ist es durch .einen jüdischen Ueberarbeiter hineingebracht worden; der damit die Levi geltenden Verheissungen auf den Stand der Gesetzeslehrer· übertrug." 3) Alle anderen; b: aihcllv (falsch). 4) Ist wohl als "Buchstaben", "ABC" zu übersetzen, da es ja um das Lesen (2b) des Gesetzes geht; vgl. JOSEPHUS, Ap 2,204; BECKER, Testamente 56 ("das Lesen"). 5) a lässt den ganzen Vers 2 aus, wahrscheinlich wegen Homoioteleutons. 6) ag; b: x~nan~aL (falsch); cdf: xLCoeLaL. 7) Hier wohl als Wohltätigkeit zu übersetzen, wie dies in frühjüdischer Zeit allgemein üblich ist (vgl. BILLERBECK IV/1, 537), und es der Parallelismus zu den iiyaatX (= O':J.,l!l O't!IYO) in 13,6. nahelegt (vgl. Tob 12,9; 14,11; ,Dan 4,24). 8) ßAbs; a: ta~€vo~ ~TE. CHARLES, Text 53; Anm. 26, konjiziert willkürlich aus beiden Varianten d~n hebr. "Urtext": , il>"lm = 3noaup LOTJTE (vgl. Mt 6,19) ; wahrscheinlich ist einfach mit d aih-r]v zu ergänzen (vgl. l3, 6a) • http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.4 493 III. Weisheit vgl. 94 7 Eo~Cav x•naaa&E EV ~oß~ &EOU ~ETa onou5n~, g,~ Edv yevn•a~ atx~aAwaCa, vgl. 95 b' xa'L. TtOAE~~ bAo&pEu&wa~ xaL xwpa~ I xaL xpucrÖ~ xaL ~pyupo~ xal naaa x~noL~ &noAE~TaL, TOÜ ao~oO •nv ao~Cav oD5EL~ 5uva•a~ a~EAEO&a~, 8 Et ~n •D~AWO~~ aaEßELa~ xa'L nnpwa~~ 9 &~apTLa~· Cl 1Q o•~ ~ yEvnaETa~ ::> 1'. au•~ ::> ' au•n 11 c' xa'L napÖ. •o'L~ noAE~Co~~ Aa~npa, xa'L ETtL Yn~ &AAOTpLa~ TtaTpL~, 91a 92a xa'L. E~~tawL tx&p@v EDpn&naE•a~ ~CAo~. Schlussverheissung 93a 9a~aV Ö~ÖclOXTI Tatha Xal TtpaTTTI l / auv&povo~ :>/ EOTa~ l / ßaa~AEW~ ... 1 12 Die vorausgehende Darstellung zeigt klar, dass die imperativischen Mahnungen (13,2.5+6.7) dem Gedicht seine Struktur geben. Die thematischen Abschnitte (ypa~~a•a, 5~xa~oa0vn, ao~(a) werden jeweils durch einen dieser Imperative eröffnet, worauf dann allerdings konditionale oder positiv beschreibende Reihen (13, 3f.8) das Thema weiter ausführen. Zwischen I und III ist eine inhaltliche Verwandtschaft unübersehbar. Die Imperative (a//a') werden jeweils durch eine ausgeführte Begründung empfohlen : Die Gesetzeskenntnis reicht zu lebenslanger Einsicht (b), und die Weisheit ist ein unverlierbarer Besitz selbst in Verbannung, Zerstörung und Raub (b'). Das Porträt des Schriftgelehrten (c), das an Sir 39,1-11 erin9) nnPWOLG ~ VerkrÜppelung, Kurzsichtigkeit, Blindheit; vielleicht nach e (n6pPWOLG) und afd (nopWOLG) in n~pWOLG ZU ändern; vgl. CHARLES, Text 54, Anm. 49; BECKER, Testamente 56. 10) a/liest vorausgehend: 0 Eav yap TLG ~uA~Ep aOTov ~K Tßv novnpwv TOUTwv ~pywv, TOTE: ... ll) ß (ohne d); adA: oo~Ca. 12) l3,9b ist Rückbindung des Gedichtes an die Testamentensituation: ~G KaL ~wo~~ b &oe:A~OG ~u~v; vgl. dagegen HOLLANDER, The Ethical Character SOff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 494 Kap. V.2.4 nert, hat schliesslich sein Pendant in 13,8, weldhes die Weisheit und den weisen Menschen kurz darstellt : Sowohl der Schriftgelehrte wie der Weise sind berühmt, nirgendwo fremd, Überall befreundet (c'). Diese beiden parallelen Mahngedichte von Gese.tz und Weisbei t umschliessen nun ein weiteres, neu mit der Anrede an die Kinder einsetzendes Stück (II) mit zwei Imperativen, welche die Wohltätigkeit in typisch weisheitlichen, synthetischen Parallelismen empfehlen 5 Ga Gebt Wohltätigkeit damit ihr (sie) findet Sät Gutes damit ihr es findet auf Erden in den Himmeln in euren Seelen, in eurem Leben Die doppelte Ausführung des Gedankens in beide Richtungen Erde Himmel und Inneres - Aeusseres und das zusammenfassende Sprichwort vom Säen und Ernten (6b) gibt den drei Stichen inhaltliche und formale Geschlossenheit. Stellt man nun die Frage nach der Einheitlichkeit des ganzen Gedichtes, so muss von der literarkritischen Einzelanalyse her 13 mit ASCHERMANN festgestellt werden , dass drei unabhängige Einheiten, wohl wegen der Verwandtschaft von I und III zu einem grösseren Mahngedicht zusammengeschlossen wurden. FÜr einen Einschub von Abschnitt II .können jedoch keine triftigen Gründe gefunden werden. Er mag wohl schon mit I verbunden gewesen sein. Diese Analyse gilt allerdings nur für den griechischen Text. Auf dem Cambridge Fragment aus der Kairoer Geniza haben wir glÜcklicherweise eine fast vollständige aramäische Parallele, welche bei einer Analyse unbedingt berücksichtigt werden muss 14 13) Parän. Formen 90. 14) Cambridge Fragment Kol. e, Z. 9 bis Kol. f, Z. 23 (=Verse 83-95); aramäischer Text bei CHARLES, Text 255f. (Appendix III); engl. Uebers., DERS., APOT II, 366f.; dt. Uebers., BECKER, Testamente 145f.; RIESSLER, Altj. Schrifttum 1177L (geht jedoch über die LÜcken hinweg und hat Uebersetzungsfehler) . Einen detaillierten Vergleich der beiden Versionen hat einzig HAUPT in seiner These: Das Testament Levi (mir nicht zugänglich; vgl. ThLZ 95, 1970, 950), gemacht; vgl. dazu BECKER, Untersuchungen 68-105, bes. 82-84.103-105. ASCHERMANN Übersieht diese Parallele unbegreiflicherweise ganz (vgl. 88-90). · http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 495 Kap. V.2.4 Sie weist starke Abweichungen zum griechischen Text auf und bietet dadurch eine seltsame inhaltliche Variante zur ohne Zwei- fel verwandten griechischen Version : a) Der eingeschoben wirkende Mittelteil (II) des grTLev ist vÖllig aufgelöst und in nur zwei Hauptteilen verarbeitet Das Stichwort oLxaLocrovn erscheint als npi~ im zweiten Glied des einleitenden Doppelzeilers zu Teil I des arTLev. Der Spruch von Säen und Ernten (13,6) findet, indikativisch formuliert, unmittelbaren Anschluss an die leider fragmentarischen Zeilen 13f., die vom gesegneten Ertrag und Samen der Wahrheit (und Wohltätigkeit ?) sprechen. Die Stichwortassoziation ~VIl,VIl ist wohl der Grund für die Anfügung des ge- läufigen Sprichwortes, das zudem einen guten Abschluss bildet. Die Anrede •txva ~ou (13,5) steht schliesslich zu Beginn von Z. 17 als erneuter Anfang von Teil II des arTLev. b) Die Verweisstellen (am linken Rand des griechischen Textes) zeigen zudem, dass in den zwei Teilen des arTLev Parallelen zu allen drei Teilen des grTLev vorkommen, dass aber ihre Abfolge in bezeichnender Weise (s.u.) verändert ist. Beide Indizien weisen darauf hin, dass der gleiche Stoff "in einer mündlich relativ festen, doch im Einzelnen noch recht variablen Tradition" 15 vorlag. Zusätzlich ist nun aber auffallend, dass die zwei Teile des arTLev nicht einfach die Themata des ersten und dritten Teiles des grTLev 13 aufweisen. Dies wäre zu erwarten, wenn grTLev eine nachträgliche Erweiterung des arTLev, ode.r dieses eine sekundäre Straffung des grTLev darstellen würde. Vielmehr widmet sich Teil I des arTLev (8487) thematisch völlig selbständig der ~~WIP (=Wahrheit/Wahr- haftigkeit), ohne nur eine Andeutung an ypct~~a•a oder vÖ~o~ zu machen. Erst Teil II (88-95) steht dann thematisch parallel zu grTLev (13,7-8) unter dem Stichwort ~nn~1n und vereinigt in sich das gesamte Bildmaterial, das im griechischen Text auf den Gesetzesgelehrten (13,3f.) und den Weisen (13,7b.8) verteilt ist, zum doppelten Lobgedicht auf den Weisen (91-93) und die Weisheit (94f.). 15) BECKER, Untersuchungen 102. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 496 Kap. V.2.4 So ergibt sich im arTLev 84-89.91-95 ein verwandtes und doch inhaltlich und strukturell neues Mahngedicht Über Wahrhaftigkeit und Weisheit ArTLev 84-89~91-95 Einleitung Vers ~~~~ I. ,~l:lwlv .nvi~ (I :Jb)) ~~n~ 84 9 10 ~~~~~~I))Tttl~l 85 11 ~clnl~ o~~v b) ..... ,~V(Ii)l ,7v~nn .nv11 a) 11~7 n~~ Die Wahrhaftigkeit a) I I. ,iv~n ::o~~il 86 c~~lwlvl - tti~~T))Ii 87 15 16 ~~~ Die Weisheit : ,j'1:J~~~7 16 1~~7~ nb:JIMTib'lb 1mb ,~~~ j)):JI 88 ,n~ ~~n IP~I - ~ilb:JIM ~~7~ 89 ~~ 17.18 19 . 17 ~n~ilbTjlttll~7 - ~ilb:JIM l!l~~ttl ~~~ 20.21 22 ... c) Lob des Weisen : Kol.f •.. n~~1n1 TC~il~ln 7:J7 ,n~T~1n ,n~ ..... ~"" ~~n i:J~ 91 n7 6.7 8 nC~I:J ~7) nlni ~71 9 nn1 ~71 ,IP~ n~ n7T~~~n~ ('1n7'1:J ~~ 10 .nnn:J'ln 1n ~7~n7T~~~~ n7'1:J ~~c~l 12 ,~..,:J~C7 18 16) Mit CHARLES, Text 255, korrigiert von 17) 13 14 j17V - ~~~ TVIi ~~ ~~l!l 12 n77V ~:J~I~ ~n'17V (~)b7))TiVI .o7v IP~7 ('l:JbV ~ilb:JIMT~~nill b) Kol.e I~'~M ... n~ n~ T 11 (vgl. z. 20). 1i~~~~ ist nach CHARLES, Text 255, Korrektur von 11~~~ ; der anschliessende Vers 90 ist eine .sekundäre Verknüpfung mit der Testamentssituation (vgl. grTLev 13,9b). Der Text geht in Kol. f weiter, die aber in den ersten fünf Zeilen fast völlig unleserlich ist. 18) CHARLES, APOT II, 367, Anm. 1, meint, es seien hier "duplicate renderings of the same Hebrew original"; ebenso BECKER, Testamente 146, Anm. 9la. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 497 Kap. V.2.4 ,,,H,lbT(,)M,CM, ,v,, .nnc~,n ,~,c vcwci ~,i~ 92 13 93 14 H,n ,v, ,i ,n,v ·1M HM,lv ~~~ H~Hm HC,b, ov, ,,nH, 94 .,,~,~, M,C~W ,~HW, .n~ ,,~n,nc ,o,,~ ~v, 15 d) Lob der Weisheit ,nnc~n ~, ~, ,bMCVTl,H,lb ,,~,vn ,,~,M,, ,,~~c l,W,~, ~,n, ,nl,ic,Tmm ... - ,,n~ ,,,l,~, H~ ,i ~~ 17 95 18 19.20 ,,~Cl,, 21 ,,l,~,, Hnc~,n ,n,,,cmc 16 ,,~,H ,,n~w, H~, 22 23 19 ... TH~, Es ist für unsere Fragestellung nicht eigentlich von Bedeutung - und es ist anscheinend auch keine Entscheidung möglich -, .welche der beiden Versionen nun älter oder ursprünglicher sei. Beide entstanden ungefähr im gleichen frühjüdischen Zeitabschnitt und griffen auf einen gemeinsamen "mündlich relativ festen Erzählzusammenhang" zurück, "der sicher in vorchristliche Zeit und bis in den palästinensischen Traditionsbereich zurückverfolgt werden kann" 20 • Beide sind ein weiteres Zeugnis für ein weisheitliches Bemühen sirazidischer Art 21 , das versucht, fundamental Wichtiges für ein gläubig-glückliches Leben zu formulieren. Dabei folgt der griechische Text den klassischen Anliegen frühjüdischer Weisheit : Gesetzeskenntnis verdienstliche Wohltätigkeit Weisheit in der Furcht Gottes I II III Die Nähe von Gesetzeskenntnis und gläubiger Weisheit, welche 19) Hier bricht das Cambridge Fragment ab. Anscheinend ging die negative Reihe noch weiter. 20) BECKER, Untersuchungen 103. HAUPT, Das Testament Levi (s. o. Anm. 14), versucht jedoch nachzuweisen, dass der griechische Text eine paränetische Bearbeitung des aramäischen Grundbestandes sei. Unsere Analyse spricht gegen diese These. 21) Vgl. ASCHERMANN, Parän. Formen 26.29.98. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 498 Kap. V.2.4 in der Parallelität von grTLev I und III zum Ausdruck kommt, wird durch die gleichen Auswirkungen beider Haltungen während des Lebens begründet : Beide lassen den Menschen in den Wechselfällen des Lebens nie im Stich, verschaffen Ehre und Freunde und machen jeden Ort zur Heimat. Anzeichen einer theoretisch begründeten Verbindung von personifizierter'Weisheit' und Tora sind nicht die geringsten zu finden. Es geht hier lediglich um die Annäherung zweier wesentlicher Grundhaltungen des Frühjudentums "von unten her", d.h. von der weisheitliehen Beobachtungen der gleichen Wirkungen her. Vielleicht bildet jedoch diese enge Verbundenheit beider Haltungen jenen weiteren menschlichen Kontext, innerhalb dessen die denkerische Leistung einer Annäherung "von oben her" d.h. eine nn~h - hlln - Identifizierung, wie sie gerade in dieser Zeit zum festen Bestandteil der Theologie wird (s.o. Kap. I.l), möglich ist. Umso erstaunlicher ist es auch in dieser Hinsicht, dass in der aramäischen Version diese klassische Doppelung Gesetz - Weisheit vÖllig fehlt 22 . Die Schriftgelehrsamkeit, diese grundlegendste Tugend des offiziellen jüdischen b~h, fällt weg und macht einem doppelt erweiterten Zweizeiler über das Tugendpaar der (=hebr 85 86 nmn ~WP und der ilPi:::C Platz : Die Summe eurer Taten sei Wahrhaftigkeit und für immer sei aufgerichtet bei euch Wohltätigkeit Und die Wahrheit ••• für jene (sind) die Ernte gesegnet und der Same. Wer Gutes sät - erntet Gutes. Wer BÖses sät - auf ihn kehrt sein Same zurück. Ein ausführliches Lob der Wahrhaftigkeit, wie dies Teil I von grTLev nahelegt und ja nach dem Beispiel von 3Esr 4,36-40 (Rede des 3. Pagen über die Macht der &An&E(a; vgl. auch EpAr 206) durchaus möglich wäre, wurde nach dem Einleitungswort von 22) BECKER, Testamente 146, legt zwar 88a: nD~1n i01D i~O auf die Tara aus, indem er i~O mit bestimmtem Artikel übersetzt, und gibt dann in 90b dem undeutlichen i~D l{~';>l{D einen ähnlichen Sinn: "Unterricht in der Schrift geben"; ähnlich HOLLANDER, The Ethical Character 81. Da BECKER jedoch keine Gründe fÜr diese Uebersetzungsweise angibt, obwohl sie nicht selbstverständlich ist (vgl. CHARLES, APOT II, 366f.), und der Kontext von arTLev 13 diese Bedeutungsverengung keineswegs unterstützt, entspricht die hier vorgebrachte Deutung dem Text besser (vgl. Dan 1,17: nD~n1 i~D 7~~). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2'.5 z. 499 10 vielleicht beabsichtigt, aber jedenfalls nicht ausgeführt. Der Schreiber ging schnell Über den ersten Teil hinweg, indem er das gesamte, aus der Tradition vorliegende Bildmaterial zur lobenden Beschreibung des Weisen und der Weisheit verwendete. Dort liegt demnach sein eigentliches Interesse (s.u. Kap. 3.2). Mit arTLev 84-89.91-95 ist für die Zeit zwischen 100 v. und 100 n. Chr. ein Mahngedicht erhalten geblieben, das völlig der Weisheit gewidmet ist, und keine Andeutung an den grossen Partner der Weisheit, das Gesetz, macht, obwohl das traditionelle Material dazu sich, wie grTLev zeigt, geradezu anbot. Der Komponist der aramäischen Version hatte eigene, unklassische Ansichten, die er in ihrer Einseitigkeit vorzutragen den Mut und die Möglichkeit hatte. Er war so etwas wie ein "radikaler Weiser", der die gängige, naheliegende und nahegelegte Vermengung von Gesetz und Weisheit nicht mitmachte, dafür mehr Wert auf die Wahrhaftigkeit, diesen seinen Inbegriff (W~i) des Handelns legte, sich sonst aber voll und ganz der Pflege der Weisheit widmete. ArTLev ist einer jener Punkte in der Geschichte der frühjüdischen Weisheit, wo ein einzelner Weisheitslehrer durch sein Gedicht ein fast individuelles Gepräge bekommt, durch welches er sich von den gängigen Gesetz-Weisheitslehrern (grTLev) unterschied. 2.5 Lehrtexte über die Ordnungen in der Welt der Natur und des Menschen in TNaf und TAsch TNaf zeigt wieder jene Eigenart, die wir schon in anderen Test feststellen konnten : Die Lebensgeschichte des Patriarchen bricht nach 2,1 plötzlich ab 1 , macht einem langen Traktat Über Harmonien und Ordnungen in der natürlichen und der menschlichen Welt (2,2-3,5) und einer doppelten SER-Passage (4,1-3.4-5a) Platz. Erst in den Kap. 5 und 6 fährt sie dann mit zwei Träu- men Naftali's und ansebliessend (7,1-8,1) mit deren "Deutung" 1) Vg1. TGad 2,5f.; TSim 3,1; zwischen TNaf 2,1 und 2,2ff. besteht nur eine sehr lose Gedankenassoziation. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 500 Kap. V. 2. 5 durch Jakob weiter, formuliert diese dann in 8,2a als Mahnung und geht in Zukunftsauss,agen Über die Teilnahme der Weltvölker am endgültigen Heil aus (8,2b.3). Ungewöhnlicherweise folgt darauf nochmals ein Stück mit paränetischen Materialien, worauf dann das TNaf mit den Abschlussnotizen (Kap. 9) schliesst. Die sich aus einer ersten Uebersicht ergebende Abfolge der verschiedenen Einheiten sieht also wie·folgt aus : I. Lebensgesch. I I. Paränesen I I I . Zukunftsaussagen <1,1-4> 1,5-2,1 2,2-3,5 4 5 - 8,1 8,2a 8,2b.3 8,4-10 <9> Die paränetischen Partien (ausser 8,2a) stehen an völlig falschen Stellen innerhalb eines "Testamentes" und haben zudem keinen einzigen Bezugspunkt zu den anderen Teilen des TNaf. Sie müssen von eine.r zweiten Hand eingebaut worden sein und sind deshalb nach allem bis jetzt Gesagten in jene zweite Etappe der Traditionsgeschichte der Test XIIPatr anzusetzen, deren Charakteristika sie auch aufweisen 2 . BECKER hat nun diese. sekundären Passagen in "zwei im Stil synagogaler Predigten gehaltene Stücke" aufgetrennt, und zwar in ein erstes, nach dem Schema des Bundesformulars aufgebautes "Stück mit dualistischem Weltbild", dem ein weniger strukturiertes "Stück mit dem thematischen Stichwort -.af;Lt:;" ein- und angefügt worden sei. Es ergibt sich nach seiner Analyse folgender Kompositionsprozess 3 2) s. o. Kap. 2.1.2, Ziff. c; vgl. BECKER,Untersuchungen 325f. 3) Ebd. 214-228. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5 Tab. 14 501 Literarkritische Analyse von TNaf (nach BECKER) s e k u n d ä r e Grundschrift 1. Parän. 2. Parän. (dual.) (~~~:;) SER-StÜCke 1,5 - 2,1 2,2-7 2,8f. ~ ----3,2-5 ----- 2,lcr-3,1 I. Lebensgeschichte f----- 4,1-3 4-5a 5- 7 II.+III. 8,1-3 Paränese + Zukunftsaussagen ~ 9 8,4.(5).6 - 8,7-10 Zur ergänzenden Bearbeitung des TNaf dienten also (nach BECKER) zwei vollständige Homilien, die in zwei Etappen in die Grundschrift eingetragen wurden. Der erste Bearbeiter ging demnach so vor, dass er die 1. Paränese in zwei Teile zerschnitt, den ersten (2,2-7.10; 3,1) in die Lebensgeschichte einschob, den zweiten (8,4.6) am Schluss vor den Abschlussnotizen (9) unterbrachte. Die 2. Paränese wurde erst nachträglich in drei Fragmente zerlegt und so in die erste Paränese eingesprengt, dass jeweils eines ihrer Fragmente nach einem kleinen Teilstück der ersten angefügt wurde. Diese sehr komplizierte literarkritische Auftrennung scheint mir zu weit zu gehen und die Texte zu strapazieren. Der eigentliche Grund dafür liegt darin, dass BECKER in den sekundären Teilen zwei vollständige "Homilien" zu rekonstruieren versucht. Dabei verlässt ihn für einen Moment die Scharfsicht für die inhaltlichen und formalen Indizien, die dieser Rekonstruktion entgegen- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5 501! stehen. So ist z.B. uneinsichtig, wie 3,1, diese Warnung vor Habsucht und leerem Gerede,, eine Paränese zu den Lehraussagen von 2,2-7.10 sein soll. 2,10 kÖnnte ebenso gut zu 2,8f~ geschlagen werden, da es dort nicht weniger am falschen Ort steht als hinter 2,7. Endlich nimmt 8,4.6 ein völlig ne'ues Stichwort (xa>..o~) auf und beschreibt dann in zwei ursprünglich selbständigen, antithetischen Strophen das Los des Wohltäters und des Uebeltäters. Die futurische Form gab wohl den Ausschlag dazu, dass dieses paränetische Fragment hinter die Zukunftsaussagen.von 8,1-3 angefügt wurde; ursprünglich mag es ein Stück wie Tiss 7,7 und TBen S,lf. (s.o. Kap. 2.3.1) gewesen sein. Dass andererseits 8,7-10 das Stichwort •aE~~ vorweist, vermag keine genügende Verbindung zur 2. Paränese zu schaffen, denn die eigentliche Aussage von 8,7-10 ist ja die Doppelung aller. Gebote. Zudem sind die vier Verse eine kleine, geschlossene Einheit mit einem belehrenden (8,7-9) und einem mahnenden (8,10a) Teil, samt einer kleinen, verheiasenden Zukunftsaussage (8,10b). Nach allem ist es wohl besser, die beiden paränetischen Einführungen nicht in ein grö~;~seres Schema zu pressen 4 , sondern in ihrem fragmentarischen Zustand zu belassen. Auch so zeigen sie noch genügend inhaltliche und formale Eigenständigkeit, wie das Folgende zeigen wird. Damit präsentiert sich der Kompositionsprozess von TNaf so 4) Bei BECKER, Ebd. 218, ist besonders die Gliederung des •~E~~-stückes problematisch, da sie die formale Struktur der Indikativ/Imperativ-Abfolge in 2,8-9 II 3,2a-2b II 3,3-4a(+4b.5) nicht beachtet, den sekundären Charakter von 2,8b nicht erkennt und die inhaltlich fremden Verse 8,7-10 hinzunimmt; 5) Vgl. die Rekonstruktionsversuche von CHARLES, Text 156f. = ASCHERMANN, Parän. Formen,94. Anders BECKER, Testamente 105; Untersuchungen 217. · http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5 Tab. 15 503 Vereinfachte literarkritische Analyse von TNaf. s e k u n d ä r e Grundschrift I. 1,5-2,1 Lebensgeschichte Parän .Fragmente Erwei tertmgen SER-Stücke ....- 12,2-7 (=Frgt 1) I 2,8-9 2,10 - (=Frgt 2) 3,1 3,2-5 4,1-3 4-Sa 5 - 7 II.+III. 8,1-3 8,4 Paränese + Zuk.unftsaussagen (=Frgt 3) 8,5 6 9 8,7-10( Frgt 4) Im Folgenden werden Frgt 1, .2 und 4 besprochen. Frgt 3 wurde schon bei der Paränese vom guten Menschen (TBen 3,1; 4,1 - 5 1 3; 6,1-6; 8,2f.; s.o. Kap. 2.3.1) berührt. Es ist eine gedanklich identische, formal aber besser durchstrukturierte Parallele zu TBen S,lf. Wird dort nur die Wirkung des ~vnp &ya8Ö~ auf Tiere, Menschen und Engel beschrieben, so geht es hier sowohl um den Menschen, der das xaAÖv tut und deshalb alles Gute anzieht (Menschen, Engel, Gott) und alles BÖse abstösst (Tiere, Teufel), als auch um den ~n no~ouv•a TO xaAÖv, der die genau gegenteili- gen Wirkungen erzielt. Zur Bestimmung des Typus von Dualismus, der in den Test XIIPatr stets bei den sekundären Einschüben zu finden ist, könnte dieses in mehrfachem Sinn "antithetische" Stück sehr behilflich sein 5 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) •uu1s uau1a~ uaqafi pun •suo~na1a~OlOWOH ~dn~~o~ PUlS uafiaM 1q0M 'sne "Lv1 ~xa~ 1 S~~HVH~ ua~ue1~ea~xa~ uaqos,qoa,~fi a1a "qV no~gn nrt9~0 Slq 5G0~ ~ ·~okd~ ~~ ·o~s~jk~ • (uaslaMqla~qos uauapa1qos~aa 5W ~DM uoa ~~~a,~ada~ :n !1n~no~g ~lill) ~ou~sy~~ "10A qoeN (9 ~SS~1 D q !v~ap :~ap (S (v !vq (E :ko !pq (Z • (qos1e~) ~9~gn :q !v~gn :po !!q (1 • 10~ U 510llOODOdll 1~3 ~l 513 5010TIO~ ~1l.03 MOO 1DM 9 .,. .50M1D~OA / http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 1DM .\ ~0.03rty~~ \C / ~ \ ~ V I~ . /C c ' 50M1D~OA ' ~DM 1 5Jd9~~ ~DM 5~d9~~ ~0.03rty~~ 1Dl.01d~X3M OOl~O 1 5uoMD '"' c 1 5ool9XD ~DM 5~loom ~o.o3rty~~ 1Dl.01d~X3M 5~ ~D~ ~DM 5oo3.oyd~ / / . 1DM OOlOO ::> '5 '" \ !::> ' ~3 C C c c V "III u \C u q QOlQD ~Xorp ~ 5~ QOlQD DJ9dDM ~ 5~ !::> 001.00 -ooloD 51.03d1DOdll U 500 1DM '" c V .",. 1 00lOD vu~x;n u 1DM 001.00 ::> ~oAd3 I~ ' t:J ' Ol 1DM 001.00 ' \C - QOlQD 5~rtyD~m~ ~ 5~ 1DM OOlOO 1 00lOD DTIOlD Ol 1DM OOlOO V / ' ' 51:3Bdll u 1DM " ' 1 00lOD G IJ 1 00lOD /C L uaounp~aq~s : "dD1"(3!l ~rto~ / / 1 oo1do~ Mrto~ ~3 1 00lnD 5oA,9Y 0 c V 1 00lOD 50~ll~ V c s c " :> :> ' QOlQD 5QO~ ~ 5~ ~DM~ - QOlQD 5~X.o6 ~ 5ö~ : 5o1dJ~ oo~A~ MQO ~~ 1 D10~~~ DDBll ~9 ·rr uaEunq~axds~u~ • QOlOD; DA,9MP 1 lDM 3.01lM1~ ~OllOOd~~Jil d~A Dl~)lll 1 q \DM Drt.o~yll ~Bll 11..0~ MQO 1lg ~s 1 MMDM ~3 1Dl3XdD 3l0ll 1DM V C: /C / \ 1 00~DAD ~3 13.03MdD19 50~11. 5003 c \..1' 1 5~ 13 ~DM 1 V 1 1 :> ~1D~dX E ~~l c / / 1-:J g Drtv.o ~l 3910 5o1d_9~ ~DM oo1.go q OOlDYM3 5~~; 5~3TIDd3M ~ ~3910 d3llY~DM ~D~ ~V "00l.01IJ10 51.01lM DDDll 1~0~DM 1DM Mdl3TI 1DM dDA oort~Dl.O / :t / 1 50X1dl V ~Ol1dl / 1 1 / 50~3 / 1DU~)l~~ DTIVD ~l ' \~ C V / ~3 OOl M3 ~ \ ('; . ,. q \.I ' ~Oll10"( ~E 11..03 MOO 1DM \ C /C DTIQ3~ll ~l 50lDTI~D QOl ~1TID~_99 ~~l 5~dll ' ~DM p10ll 50lDTI_93~ll QOl !'\.1.000)0TI~ 5~dll 501d_9~ ~ ~DM 001.go q 1 ~0"(Ull 13d3ffi OlOD 5odll 1DM "" .",. 1' c ' ' '&3dooX ~0.09ll 150Q311D ~l 39~0 5cprtDd3M ~ dl(A 5CT?~D~ 1 ~('; XaJdQ~ ST~ ~~OD : 1 ('; "I sua~T~~saD ua~q~~pq~~np ~q~~w aq~~T~~Qfi a~a ~fiXd=) (T r s ·c:: •A L-2: 1 2: J~N~ T"S"C:: ·d~~ '!70S Kap. V.2.5.1 505 2,2-5 bilden zwei Strophen, die Zeile für Zeile parallel laufen (2a//4a; 2b//4b; 3a//5a; 3b//5b) und .sich des alten Vergleichsbildes von Gott als TÖpfer bedienen : Wie der Töpfer das Fassungsvermögen (2a) und den Gebrauch (4a) seiner Gefässe kennt, so stimmt Gott Leib und Seele des Menschen aufeinander ab (2b), und so weiss er um die Grenze zwischen Gut und Bös im Menschen (4b). Mit 3a und 5a fügen sich zwei allgemeine, weisheitliehe Lehrsätze (Entsprechung von Geist und Leib; vÖlliges Erkanntsein des Menschen durch Gott) an, welche einerseits die vorausgehenden Vergleiche (2b und 4b) begründen, sich aber andererseits auf die beiden folgenden Versteile stützen, welche zwei Grunddogmen der Weisheit formulieren. Damit sind die Harmonie von Geist und Leib (2b.3a) und die totale Durchsichtigkeit des Menschen für Gott (4b.5a) in den zwei weisheitliehen Evidenzen von der Abgewogenheit der Schöpfung (3b) und der Gottebenbildlichkeit des Menschen (5b) verankert. 2,6a ist eine Liste mit Entsprechungen von innerer Disposition und äusserem Resultat, von Fähigkeiten und Tätigkeiten im menschlichen Bereich. Er knÜpft lose an 2b an und schreibt das nav TIActO~a xa\ naoa ~VVOLa von 5a aus. 6b gibt dann der weisheitlieh darlegenden Liste eine plötzliche Wende, indem er aufzeigt, dass diese Entsprechungen sowohl im Guten, wie auch im Schlechten spielen, sowohl in der Welt des Kyrios wie auch in der Welt des Beliar. Damit ist auch diese anthropologische Liste Überraschend in jenen typischen dualistischen Zusammenhang gestellt, der den Menschen mit seinem ganzen Gehaben im Spannungsfeld des guten und bösen Geistes sieht, sie erfährt also jene (un-)heilsgeschichtliche Dramatisierung, die wir in allen sekundären Erweiterungen der Test XIIPatr finden. Die dritte Strophe, deren Wortlaut nicht gut Überliefert ist, scheint zuerst (7a) mit der Doppelung Licht - Finsternis diesen Dualismus weiterführen zu wollen, nennt dann aber im gleichen Versteil wieder nur die konkrete Verschiedenheit von Gesicht und Gehör und fügt (7b) einen nicht ganz einsichtigen Vergleich an, dessen Aussage, falls der Text richtig rekonstruiert ist (vgl. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 506 Kap. V. 2 • 5 • 1 Anm. 6) , lautet : Kein Mensch. gleicht dem andern, weder im Anblick noch in der Gesinnungsart (voÜc) • Wenn II und III eher den Eindruck machen, aus dem Arsenal weis- heitlieber Popularpsychologie zu stammen, so gestaltet die erste Strophe mit ihrem Vergleich von Gott und Töpfer einen weitverbreiteten theologischen Topos 7 • Ist dieses Bild in den Psalmen (vgl. 74,17; 95,5; 104,26), bei den Propheten (Jes 29,16; 41,25; 45,9; Jer 18,2-6; 19.,1-13) und auch bei Sir 33,10-13 als "Hieroglyphe für 'souveränes Gestalten'" 8 gebraucht, das auch die Zerstörung des Gestalteten einschliesst (vgl. Röm 9,20f.; 2Tim 2, 20f.), so steht hier der Vergleich für einen anderen Gedanken. Die künstlerische Fertigkeit des Schaffenden, der das Material nicht überschätzt (2a.4a), Form und Stoff harmonisch verbindet (2b) und die Struktur durchschaut (4b), ist das tertium comparationis. Und diese Harmonie ist perfekt (3a), "denn nach Gewicht, Mass und Regel (besteht) die ganze Schöpfung des Höchsten" (3b; vgl. Jes 40,12; Ijob 28,2Sf.; Koh 2,14; Weish 11,20); und die Einsicht in das gestaltete Werk ist vollständig (Sa), "denn jeden Menschen hat er nach seinem Bild geschaffen" vgl. Gen 1,26f.; Sir 17,3) 9 • (Sb; Das Werk eines solchen Meisters kann nur "in Ordnung" sein, alle Unordnung muss von anderswoher kommen. Dieser Ordnung ("rÖ.ELC) und Unordnung (a:t"a.!;(a.) widmet sich das im TNaf gleich ansebliessende Frgt 2. 7) Vgl. GILBERT, La critique des Dieux dans le Livre de la Sagesse 197-224. 8) Vgl. KEEL, Die Welt der altorientalischen Ikonographie 183, auch Abb. 278. 334; SCHMIDT, Art.: ~~', ThHWAT 1 (1971) 761-765. Vgl. auch 2Klem 8,2 (Gerichtsallegorie) • · 9) Der Gebrauch von Gen 1,26f. (oder 5,1) für diese Aussage is,t sonst nirgends zu finden, obwohl diese Stelle fÜr vielerlei Aussagen herhalten musste, s. nur Jub 6,8; Weish 2,23; SLev 19,18. Weiteres bei BILLERBECK I, 908; BECKER, Untersuchungen 382f.; NISSEN, Gott und der Nächste 400-407. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.2 507 2.5.2 TNaf 2 1 8-9; 3 1 2-5 (=Frgt 2) Die göttliche •aEL~ und die menschliche &•aELa I. Die Ordnung von allem : a) (b) ,.a.~ rr€vn; al. cr-5i]cre:L ~ EV ~ / \ "D u.gcpaA.p 1 xaL' •ov •PaxnA.ov cruvarr•EL •fl u.EcpaA.f\ 1 / *xal. •PLXa~ rrpo~ ' o6!;av 1 I 1$\ :> EL•a u.apo(av EL~ cppovnaLvl / / 2 u.oLA.Cav Et~ *oLaxpLcrLv cr•o~axou ;' 1 / .... *xaA.a~ov ~po~ c / UYELav 3 1 'f\\ap rrpo~ auwSv 1 xoA.nv rrp6~ rrLxp(avl El~ YEA.w•a crrrA.nval ' .:> VEQlPOU~ EL~ / TtaVOUPYLaVI cpua~ Ei~ o6va~Lvl ' .:> TtAEUPa~ .::> ' OO"(j)UV xal. 9 O'i.5"tw~ o'()v, •a EL~ .:> EL~ / 4, -5nxnv J / LQ"XUV 1 ~Ef\~.) "t €Jiva b) l..l'OU; ,.,5 ~v •a!;EL ~cr•E EL~ liya-50. 8v cpÖß~ fiEOU 1 xaL ~notv ~•ax•ov rroLEL•E ~v xa•acppovncrELI ~noE ~Ew xaLpoO aD•oG. ll bA; ay• npoaaelG aß'V Kal ,p(xaG ElG eDnpeneLav Kal 6o~nv (d ähnlich). 2) Geht zur Not; besser als die 6L0:KpLOLG, das "Sekretion" bedeuten kann, passt 6LaxülpnaLG "Exkretion" (vgl. CHARLES, Text 147, Anm. 65), dann wäre mit d weiterzulesen: acouaxov EtG ... (unvollständige neue Zeile). 3) WÖrtl.: "eine RBhre zur Gesundheit". CHARLES, Text 148, Anm. 68; Uebers. 138, konjiziert: "eine Luftröhre zum Einatmen". PERLES, Zur Erklärung von TNaf 833f.: "ein Penis zur Fortpflanzung", oder: "Unterleibsöffnungen. zur Beiwohnung". Zur Diskussions. DE JONGE, Testaments 57f.; BECKER, Untersuchungen 111, Anm. 3; Testamente 101. 4) ß (ohne g); ai\Kn kBnnte mit "Halterung" sinnvoll Uberse:tzt werden, vgl. A: e!G ~o LL8EvaL Ocr~Gs. a liest nAeupav elb LO Ka&eÜöeLv. 5) Längere sinngleiche Varianten s. CHARLES, Text 148. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.2 508 II. Die Ordnung der Gestirne : 3,2ac'HA.LO!; xa.l. oe:A.nvn xal Ö.ol:EPE:!; oDx ftA.A.oLOUOL- -.cif;Lv au-.wv,' a) c: " U]J.E:L!; b) III. Die Unordnung der VÖlker : xa\ tnnxoA.oO~noa.v A.L30L!; xa\ f;6A.OL!; a) ~Ea.xoA.ou~noav-.e:!; nve:O]J.aoL nA.~vn!;. b) yvOv~EG ~v ~EPE~UaTL, xa't ~V naoL Ev YR xaL Ev L aaA~crcrn ~ TO~{; OnuLoupyr}uacrL, KupLov -.ov noLnoa.v-.a -.au-.a nav-.a., / ' "' f"\ / b ~va lJ.~ ytvno~e: ~!;; E6oo]J.a, ~l:L!; ~vnA.A.a.Ee: -.ctf;Lv ~ooe:w!; a.D-.B!;. 5 CO]J.OLW!; o€ xa\ oijEyypnyope:!; ~vnA.A.a.Ea.v .~ELv ~OOE:W!; a.G-.wv, O~!; xa't xa-.npctoa-.o KVpLO!; ~n\ -.ou xa.-.a.xA.uO]J.ou, OL' a.O-.oO!; &n6 XO.l:OLxnoCa.!; xa.L xapnwv .~ea!; •nv Ynv :> " a.oLxn•ov. Das Frgt 2 weist deutlich drei Strophen auf, welche jeweils aus einem thetischen Satz über Ordnung ( 2, 8a; · 3, 2a) oder Unordnung (3,3) und einer daraus abgeleiteten (vgl. dreimal O~l:W!;) Aufforderung zur Einhaltung der göttlich gestifteten Ordnung (2,9; 3,2b.4a) bestehen. Das ursprünglich selbständige medizinische Onomastikon in 2,8b ist zur Illustration der ersten These an diese angeschlossen worden 6 , vielleicht ist es auch nur wegen der Stichwortassoziation nav-.a. - nevTe: hineingerutscht, während die letzte Mahnung (3,4a) eine doppelte Verdeutlichung an den beiden klassischen biblischen Verkehrungen der natürlichen Ordnung in Sodom und bei den "Wächtern" der Sintflut (3,4b. 6) Der Schluss der Liste weist darauf hin, dass hier nur ein Auszug aus weiterem Listenmaterial vorliegt. Zu solchen Listen s. CHARLES, Text 147f. (Alphabet des R. 0 Aqiba; 8./9. Jhd. n.); '243f. (hebr. TNaf). DE JONGE, Testaments 57f., vergleicht noch mit bBer 61; LevR 4,4; KehR 7,19 und MidrPs 103. BEKKER, Testamente 101, fUgt noch EpAr 155-157 hinzu. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 509 Kap. V.2.5.2 7 5) bekommen hat • Trotz diesen nicht unbedingt sekundären Il- lustrationen bleibt die strukturgebende Doppelung von IndikativImperativ klar ersichtlich 8 Frgt 2 steht völlig unter dem Thema der •ctEL~, und unterscheidet sich dadurch grundsätzlich vom vorausgehenden Frgt 1. Der weisheitliehe Lehrsatz von Gottes schöpferischer Ordnungskraft (vgl. Koh 3,11; Sir 11,4b; Weish 11,20b) gibt den Gedankenanstoss. Die Liste 2,8b zeigt dann mit bewusster, "konkreter Wissenschaftlichkeit" an einigen Organen des menschlichen Leibes die allseitige Finalität dieser •ctEL~ auf. Das erste Mahn- wort (2,9) formuliert den Imperativ positiv und negativ "Seid in Ordnung ... !" "Tut nichts Unordentliches ..• !", was genau die Themen der beiden folgenden Abschnitte vorausnimmt. Denn in 3,2a findet der ordnungssuchende Blick eine Bestätigung dieser Ordnung am unveränderlichen Firmament, bei den ~avn aber, den Heidenvölkern, die Verneinung der Ordnung : Sie ist "andersgemacht"; es herrscht Götzendienst. Die doppelte Mahnung zur Absage an die chaE Ca, welche die zweite und dritte Mahnung formulieren, bekommt dann noch ihre endgÜltige Begründung : "Denn ihr habt ja am Firmament, an der Erde und amMeerden Herrn erkannt, der alles dies gemacht hat" (3,4a). Es ist die Einsicht in die vom KupLo~ gestiftete Ordnung des Universums, die den Weisen davon abhält, sein Leben in Unordnung zu gestalten, d.h. in letzter Konsequenz : Schöpfer und Geschöpf zu verkehren und Götzendienst zu treiben. Obwohl die biblische Weisheit die Suche nach Ordnung(en) mit den anderen weisheitliehen Literaturen teilt 9 , fehlt in ihr der 7) Vgl. Lk 17,26ff.; 2Petr 3,6; JOSEPHUS, Bell 5,566; auch TRub 4,8ff.; 5,6f. 8) Lässt man die beiden Stücke 2,8b und 3,4b.5 einmal versuchsweise weg, so ergeben sich drei kurze Strophen mit parallelem Aufbau. Zudem würde 3,4a den Gedanken abschliessen und hätte einen Schlussatz, der genau der Eingangsthese 2,8a entspricht. 9) VON RAD, ThAT !!,434: "Die empirisch-gnomische Weisheit geht von der hartnäckigen Voraussetzung aus: es ist eine geheime Ordnung in den Dingen, in den Abläufen; sie muss ihnen freilich erst mit grosser Geduld und durch allerlei schmerzliche Erfahrungen abgelauscht werden." "Das aber· ist Weisheit: http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 510 Kap. V.2.5.2 Begriff -r6.!;L(; für "Ordnung" völlig 10 Im griechischen Denken spielt das Wort - neben dem militärischen Sinn11 - seit Platon eine wichtige Rolle sowohl zur Bezeichnung der Ordnung des Kos- mos wie auch der geordneten gedanklichen Erfassung der Welt 12 . Der biblische Weise stellt Ordnungen vielmehr dadurch fest, dass er sie in ihrer Komplexität umschreibt, als dass er sie durch einen leitenden Oberbegriff definiert. Die Jahwe-Reden am Schlusse des Ijobbuches (38,1 - 39,30; 40,6 - 41,26) sind beredte Beispiele "für eine uns so fremde Lehr- und Denkform, die an einer sauberen Definition so merkwÜrdig uninteressiert . t"l3 , sondern durch Deskription vo~ verschiedenen Gesichts~s punkten her und durch die daraus sich ergebenden Analogien die Dinge auf eine ganz andere Weise zu ordnen versucht, als dies ein einzelner Begriff vermag. In der frühjüdischen Literatur tritt nun der -rct~L!;-Gedanke in einigen wenigen Texten recht deutlich hervor, welche zwar auf biblische Ordnungsvorstellungen zurückgreifen können (vgl. Jub 6,4 mit Gen 8,22), denen aber ein griechischer, und näherhin ein stoischer Einfluss wohl nicht abzustreiten ist 14 . 4QHenal,II; 4QHencl.I; gr. + äthHen 2~1-5,3, die engste Paral- lele zu TNaf 2,8f.; 3,2-5, beschreiben ebenfalls ausführlich den ordnungsgernässen und unveränderlichen Ablauf der Naturereignisse und nehmen dazu den 1ib/-ra~L(;-Begriff zu Hilfe Dieser angestrengte Wille zur rationalen Auflichtung und Ordnung der Welt, in der sich der Mensch vorfindet, der Wille zur Erkenntnis und Fixierung der Ordnungen in den Abläufen des menschlichen Lebens ebenso wie bei den natürlichen Phänomenen" (438). Vgl. auch Weisheit in Israel 102ff.200-205.247 .. 10) LXX übersetzt 9 verschiedene WÖrter mit ,&~~~. wobei aber hÖchstens Ijob 36,28 (•ctf;~~ J<OL•n~) den hier verlangten Sinn von "Ordnung" hat, - Zu den vielfältigen Ordnungsvorstellungen im frühjüdischen Raum vgl. die Studie von LIMBECK, Die Ordnung des Heils, bes, 63-90. 11) Siehe LAMMERT, Art.: •ciE~~, PRE 2. R. 5 (1934) 85-87. Vgl, lKlem 37,1-3, 12) Vgl. DELLING, Art.: •aoow K•A., ThWNT 8 (1969) 26f.30, Anm, 22, 13) VON RAD, Weisheit in Israel 311; vgl. ThAT I, 434. 14) SANDERS, L'Hellenisme de Saint Clement de Rome et le Paulinisme 130, bringt Parallelen aus der Stoa. Die kategorische Behauptung von BECKER, Testamente 100, Anm. Ba, dass das Thema der Ordnung "hier nicht stoisch, sondern jüdisch" sei (vgl. VAN UNNIK, Is lClement 20 Purely Stoic? 18lff.), hat jedoch eine starke Stütze durch MILIK, The Books of Enoch 148. Dieser verweist auf die apokalyptische Kosmologie als Quelle solcher Ausführungen (bes. 4QEnastrd 1.!,4-6) und verspricht, "to prove in detail elsewhere that the.most interesting passage of this Chapter of the Epistle (scl. lKlem), namly 20,8 is inspired by the cosmological teaching of Enastr." http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.2 grHen 2,1 -5,3 511 (vgl. bes. 4QHenc l.I) 15 2,1 Beobachtet alle Werke am Himmel, wie sie ihre Bahnen nicht ändern (oDx nAAoCwoav) I und die Leuchter am Himmel, wie alles auf- und untergeht, beordert (•E•aY~EVOG) ein jedes zur angeordneten (•E•ay~{vw) und an ihren Festtagen erscheinen sie, Zeit; und Übertreten ihre besondere Ordnung (•~E~G) nicht. 2 Seht die Erde an, und sinnt nach Über die Werke, die von Anfang bis Ende auf ihr geschehen, <wie vergänglich sie sind>l6 wie sie sich nicht verändern (ofm il.AAO~ouv•a~), keines von ihnen auf Erden, sondern alle Werke Gottes für euch sichtbar werden. 2,3-5,la : (Beschreibung von Sommer und Winter, verschiedener Baumsorten, der Sommerhitze) 17. 5,1 Sinnt nach und wisst von all seinen Werken, und erkennt, dass ein lebendiger Gott sie so gemacht hat und er lebt auf alle Zeiten. 2 Und alle seine Werke, so wie er sie für die Zeiten gemacht hat, so geschehen sie alle von Jahr zu Jahr, und alle Werke, <so wie sie ihm den Dienst verrichten, ändern sich nicht (oux &.AAO~ouv•a~) in ihren Werken. Vielmehr : Wie nach einer Verordnung (tn~•ctYnv) geschieht alles. 3 (Meer und Flüsse als Beispiele)> 18. Während in TNaf die lehrhafte Darlegung der Ordnungsaussagen abwechslungsweise mit den entsprechenden Mahnworten verbunden ist, wie sich dies aus der Indikativ-Imperativ Abfolge der Teilstücke ergibt, so ist in Hen 2,1 - 5,3 das ähnliche gedankliche Material in ein Mahngedicht gefasst, dessen strukturgebende Imperative stark lehrhaft ausgeführt und deshalb gnomisch-ermunternder Art sind. DieseAnleitung zur Erkenntnis der geordneten und in ihren Gesetzmässigkeiten unveränderlichen Schöpfung (vgl. Koh 3,14) dient jedoch in Hen nicht zum hymnischen Lob des Schöpfergottes, 15) Ed.: BLACK, Apocalypsis Henochi Graece 19f.; für die Qumranfragmente: MILIK, The Books of Enoch 145-149 (4QEnal.II); 184-188 (4QEnCl.I). Zwischen dem griechischen Text und 4QHenc bestehen die engsten Verbindungen. 16) Dieser sinnstörende Versteil fehlt in 4QHenal.II; 4QHenCl,I (MILIK, Ebd. 145ff.l84) und in äthHen. Er ist somit zu streichen. 17) In grHen sirid 2,3b, die Kap. 3 und 4 (ausser 3,laa) und die ersten beiden Worte von 5,1 ausgefallen (Homoioteleuton?); vgl. 4QHenal.II,2-9 und 4QHenc l.I,21-30 (MILIK, Ebd. 146f. 184f.). 18) 5,2bf. sind wohl Ausschreibung, da sie in 4QHenal.II,l2 fehlen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 512 Kap. V.2.5.2 wie etwa in Ps 148 oder im Schlusshymnus der PsSal (18,10-14), sondern gibt den Kontrast für den in 5,4 folgenden Uebergang zur todernsten Anklage : Ihr aber habt nicht ausgeharrt, und ihr habt nicht nach seinen Geboten gehandelt, sondern ihr seid abgefallen Oder in 4QHena l.II, 12ff. Ihr aber habt eure Werke geändert (1!1~ .:Ztll), <und nicht tut ihr sein Wort>, sondern Überschreitet (es) gegen ihn mit grossen und harten <Worten>, ... mit eurem unreinen Mund gegen seine Herrlichkeit. 0 ihr Hartherzigen, ihr werdet keinen Frieden haben In dieser Kontrastierunq von göttlich gestifteter Ordnung und menschlich angerichteter Unordnung sind sich die beiden Texte völlig einig. Bei beiden stehen kosmologische Vorstellungen im Dienste der Paränese. TNaf 2,8f.; 3,2-5 ist jedoch insofern eher der locus classicus für den Ordnungsgedanken in frühjüdischer Zeit, als darin die gehäufte Uebernahme des Tct~L~-Begriffes Hand in Hand mit der eigenen religiösen Tradition (3,3.4b.5), also Naturbeobachtung und hellenistisch beeinflusstes Ordnungsdenken Hand in Hand mit biblischen SchÖpfungsvorstellungen und heilsgeschichtlichen Betrachtungen gehen. Es demonstriert geradezu im Kleinen die Vermischung von griechischem Denken und biblischen Anschauungen, die in den beiden letzten vorchristlichen Jahrhunderten unausweichlich wurde, und zeigt, dass gerade im weisheitliehen Bereich eine echte Durchdringung durchaus gelingen konnte. Die urchristliche Literatur, und darunter besonders der zur Gemeindeordnung aufrufende Klemensbrief (Kap.20) 19 , wird gerade diese, aus den biblischen Traditionen und den zeitgenössischen Vorstellungen synthetisierte Lehraussage in den Dienst ihrer Paränese nehmen. Aus den beiden vorausgehenden Fragmenten des TNaf ergab sich 19) Auch 36,6; 37,1-3 (Kriegsdienst) und 40,1-41,1 (Liturgie). Zu vergleichen sind ebenfalls Stellen wie RÖm 1,19-25; Diognet 8,7; s. FISCHER, Die Apostolischen Väter I, 53, Anm. 153. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 513 Kap. V. 2. 5. 3 bis jetzt die doppelte Aussage von der unveränderlichen, göttlichen Ordnung der Welt (Frgt 2) und der sinngebenden Gestaltungskraft des Schöpfergottes (Frgt 1). In Frgt 4 kommt ein weiteres Motiv zum Vorschein, das ebenso aus dem traditionellen, weisheitliehen Lehrgut zum Thema "Schöpfung" stammt : Und schaust du auf alle Werke des HÖchsten : zwei und zwei (sind sie) , eins gegenüber dem anderen (Sir 33,1"5). Die Ordnung birgt Gegensätze in sich, die Sinngestalt bildet sich nicht in der eintönigen Gleichheit der Dinge aus, sondern in deren Widerstreit und Komplementarität. Dieses Gesetz ist zwar universal : rrav•a OLOOU (Sir 42,24)' aber es zeigt sich besonders stark in jener Welt, die der Mensch sich durch sein Handeln gestaltet. TAsch 1,3 - 6,6 wird diese Gedanken in einer langen Ausführung abhandeln (s.u. Kap. 2.5.4), doch vorher sei das kurze Fragment 4, TNaf 8,7-10, behandelt, das nach der •aEL~ der Gebote frägt und zu recht eigenen Antworten kommt. Die doppelte •aEL~ der Gebote 2.5.3 TNaf 8,7-10 (= Frgt 4) a. Lehrworte : 8,7 Ka~ yap at EV.OAal •ou vo~ou OLTIAa1 ElaL, xaL UELU LExvn~ nAnpoÜvLaL. 8 ' xaL 9 ' xaLpo~ :::> / Eyxpa•ELa~ :> EL~ ' :> ""' npoaEuxnv au•ou. *KaL ouo h•oAaC ELOL · xaL EL un Ev y{vwvLaL ot•w~ 1 €a•L xal L~EEL aULWv, &uapLCav napExoucrLv. ~n~ •wv AoLnwv ~v•oAwv. b. Mahnwort 10 / 1'$\ rLVEOaE OUV ' OO~OL ;:, EV ,.... aE~ ' KaL / ~pOVL~OL, Eloo•E~ •aELv EV.OAWV aD•ou, xal aEa~o0~ nav•Ö~ npay~a•o~, gnw~ ß KÜpLo~ &yannaEL Dua~. l) ß (mit Varianten); a: Kat at 6Üo coß &EoG EloL, KUL El ~n iyevovco €v -cÖ.Ect.. aU-rwv·, &,lJ.cip"t"Lav Jl.EyLo-rnv nape::Lxov -ro'L!;;; &.v8pc.i5noLb.; -rO a.Ö"t0 .• •• http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 'V 514 Kap. V.2.5.3 Diese zwei Strophen ·sind ein origineller Versuch, mit Hilfe der weisheitliehen Doppelvorstellung der Fülle biblischer Gebote Meister zu werden. Es ist ein Stück weisheitlieber Gesetzeshermeneutik : Das Gesetz ist nicht eine uniforme Grösse mit vielen, gleichbedeutsamen Einzelgeboten von universeller Gültigkeit. Vielmehr betrifft der xa~p6~ im Sinne Kohelets (8,8; vgl. 3,5b), der bald so bald anders die verschiedenen Situationen des Lebens bestimmt und stets neue Verhaltensweisen vom Menschen verlangt, auch die Gebote. Auch diese sind doppelt, einmal für diesen Moment (cruvouoCa), einmal für jenen (Eyxpa•ELa), und es ist vom Menschen "Kunstfertigkeit" verlangt, wenn er sein Leben nach den Gesetzen Gottes gestalten will. Es ist eine weisheitlieh weitherzige Interpretationshilfe, die hier empfohlen wird. Sie appelliert an die Findigkeit (•Exvn) des Menschen und will von ihm die Entscheidung darüber, welches Gebot dem Moment entspricht Werdet also weise in Gott und verständig, kennend die Ordnung seiner Gebote und die Regeln jeglicher Tat ••• ! (8,10a). Je nach gelungener oder missratener Wahl gereicht dem Menschen das Gebot dann zur Sünde (8,9b) oder bewirkt es die göttliche Liebeszuwendung (8,10b). Das Einzelgebot steht unter der fallenden Zeit, ist also relativ zur Lebenssituation; aus der wählenden Entscheidung kommt ihm erst jene Eigenschaft des Absoluten zu, die den Gläubigen im Einzelgebot den Willen Gottes erkennen oder verwerfen lässt. Diese vier Verse des TNaf sind eine deutliche Abwehr jener Gesetzesauslegung, die aus religiösen Ueberzeugungen jedes Gebot zu jedem Moment als voll geltend erklärt, also das Gesetzeskorpus zu einem Monolith macht, der unberührbar in der vielfältigen Landschaft des Lebens steht. Der Weise, der diese Passage von der Doppelstruktur der göttlichen Gebote geschrieben hat, ist wohl ein gläubiger Jude, aber einer, der aus der Distanz, die weisheitliebes Betrachten verhttp://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2~5.4 515 leiht, auch die sakralsten Grössen des religiösen Lebens in ihren Lebenskontext einordnet. Es findet hier eine weisheitlieh Relativierung statt, der etwas von Kohelet's Bescheidung und Sinn für Widersprüche anhaftet, die aber ebenso wenig den Ordnungsgedanken aufgibt. Die Mahnung (b) besteht ja darin, einsichtig, weise, wissend (v.lO) zu werden, die Ordnung der Doppelheit der Gebote zu erkennen und danach so zu leben, dass das Leben eindeutig wird. Dieser Gedanke von der Eindeutigkeit des Lebens ist in TNaf 8,7-10 nicht mehr ausgesprochen. Wir haben ihn schon in der Tugendparänese von Tiss 4,2-6a (Vom einfachen Menschen) unter dem Namen der &nAÖ•n~ angetroffen, doch hat sich in TAsch eine eigene, lange Abhandlung erhalten, die gerade das Thema von der Zweiheit aller Dinge mit der Aufforderung zur entschiedenen Eindeutigkeit verbindet. 2.5.4 TAsch 1,3 - 6,6 (ohne 5,4) Die Doppelgestalt des Weges, des Wesens und des Endes der Menschen TAsch ist das einzige Testament, das keine Lebensgeschichte aufweist. Auf den Lehreröffnungsruf von 1,2 folgt sofort eine lange Belehrung 1,3 - 6,6, die nur in 5,4 durch eine völlig farblose, allgemeine Bemerkung mit dem Leben des Patriarchen verbunden ist, sonst aber ein selbständiger, systematisch aufgebauter und kunstvoll gestalteter Lehrvortrag ist. Auf seinen Abschluss in 6,4-6 (Segen- Fluch) folgen unvermittelt die Zukunftsaussagen (7,1-3. 4-7), dann die Schlussnotizen (Kap. 8). Der grosse Block 1,3 6,6 ersetzt also die beiden ursprünglichen Einheiten der Lebensgeschichte und der Paränese. Nach allem, was bisher zu den sekundären Einschüben und zur Struktur eines Testamentes gesagt werden konnte, muss man annehmen, dass der ganze Lehrvortrag sekundär ist und, wohl wegen seiner Länge, die beiden ersten Teile der Grundschrift verdrängt hat. · Im Folgenden kann nicht der ganze, umfangreiche Text geboten werden, sondern nur ein detaillierter Plan mit einigen besonders http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 516 Kap. V.2.5.4 wichtigen Textabschnitten. Die Strukturierung versucht, möglichst genau den formalen Indiz,ien und den inhaltlichen Abfolgen gerecht zu werden, und unterscheidet sich dadurch. in einigem vom Aufbau, den BECKER bietet 1 , obwohl für die Abgrenzung des ganz.en Blockes dessen Analyse Übernommen wurde. TAsch 1,3-6,6 (ohne 5,4) 1,3-9 3-4 3a I. Belehrung über die Doppelgestalt des Wesens und des Weges des Menschen a. Die gottgegebene Doppelgestalt der gesamten .Welt c " "' av8pcilnwv, " ULOL!; L'.Oo Ö5oO!; 'E:'5wxe:v 0c. ee:Ö!; l:OL!; l:WV b xaL' Buo 5LaßotJA.La, c ' Buo Ttpctf;E:L!;, xaL d xaL' 5Üo l:OTtOU!; 2 , e xaL ' Boo TE"An. 4 5-9 5 / :> / / L'.La l:OUl:O " nav•a 5Üo E:LOLV 1 Cl / / E:V Ka"te:VaV"tL 1:00 cE:VO!;. b. Die zwei Wege des Guten und des BÖsen c05o't 5Üo, xaA.oO xa't. xaxoG; ~V ot!; e:toL "ta 500 5Laßo0A.La ~V Ol:EPVOL!; nu&v 5LaxpCvov"ta aG"t~!;. a. 6 7 ~av o~v ~ ~ux~ 8EA.n ~v xaA.Q, n&oa npu!;L!; aO•n!; EOL"Lv tv 5LxaLoouvn, ' x~v &uap•n, e:D80!; ue:•avoe:1. ' L'.CxaLa yap *A.oyL~Öue:vo!;, / 3 •nv ' / xaL' "anopLnL"wv novnpLav, ~va~pEneL cGaü~ LÖ xaxÖv, \ xaL .:> 1"\ .e:xpL~OL \ c / •nv auap"tLav. 1) Untersuchungen 365; ASCHERMANN, Parän. Formen 56-58, konzentriert sich auf die beiden "beschreibenden Reihen" der Kap. 2 und 4 und übersieht deshalb, wie auch sonst Öfters den Gesamtzusammenhang. 2) bS2; ayd: <ponouG; g: novOUG. 3) ß (ohne g); aghabenhier das Maskulin wegen ~uxn ins Feminin korrigiert, jedoch (ausser z. T. g) nicht im parallelen 1,8b. Da wohl ~vapwnoG oder &vnp als Subjekt vorschwebt, sind die Maskulinformen zu lassen. BECKER, Testamente 113,, bezieht diese falsch auf das neutrisehe 6~aßoOA.~ov. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.-5.4 517 ß. 8 ~ -~av 0~ :.,."\ ::> 8V TO' " " novnp~ KA~VE~ / o~aßOUA~OV, naoa npaE~~ aÖTn~ taT~v ~v novnpCa, xal &noaoU~EvoG ~o &vaaöv ' npocrAauß~vEL TO xaxov, / \ xaL xup~EUÖEL~ tnö TOO BEA(ap, . x~v &yaöÖv np&EE~, €v novnpCa aDTÖ . 9 ~OTav y~p ~vctpEnTa~ ~~ &yaöÖv no~wv; Tb :J' TEAO~ Tn~ np~E8w~ aßTou El~ xaxÖv no~E~v &vEAaDV8L· ' 8nE~on oc: \. önoaupo~ I' => Tou 6LaßoAou Lou novnpou 4 1'\ r'\ ...... I nvEu~aTo~ n8nATlPWTaL . 2,1-10 II. Kasuistik Über doppelgesichtige, im Ganzen böse Fälle : 1 a. Allgerneiner Lehrsatz 2-8 b. 5 Einzelbeispiele zur These 9-10 c. Allegorischer Vergleich mit den rein-unreinen Schweinen 3,1-2 III. Mahnworte : Werdet keine Doppelgesichter 1 cy~8~~ o~v, TExva ~ou, ~n yLv80Ö8 xaT 1 a0To0~ 6~np6ownoL, &yaöoTnTo~ xal xaxCa~· &AAa Tnl &yaöoTnTL ~6vnL xoAAnönT8, gT~ Ö 980~ &vanaDETa~ 8~~ aßT~v, xaL o~ ~vöpwno~ noöouoLv aDT~v· 2 Tnv xaxCav &noopctoaTE, &vaLpOUVT8~ TOV o~~ßOAOV ~V TaL~ &yaö~~ t~v np~E80LV· ~T~ ol 6Lnp6ownoL oG 98w &AAa Ta1~ enLöu~{a~~ auTwv ~ 5oUAEÜOUOLV, ~va TQ BEALap &pEOWOL xal TOL~ Ö~oLoL~ aDTwv &vöp~noL~. 4,1-5 IV. Kasuistik Über doppelgesichtige, im Ganzen gute Fälle 1 a. Grundsätzliche Feststellung 2-4 b. 3 Einzelbeispiele zur These 5a c. Allegorischer Vergleich mit den unrein-reinen Gazellen und Hirschen 4) b (vgl. 3,2); yA lesen: •oG o~a~ouACou toG novnpou; bei adS ist zusätzlich tau wegen Homoioteleutons ausgefallen. BECKER, Testamente 114, erklärt jedoch umgekehrt von der kürzesten Variante ad aus. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 2. 5. 4 518 5,1-6, 3 V. Mahnworte : 511-3 la a. Erfasst die Doppelstruktur und verwischt sie nicht copa,e o~v, csxva, nw~ 6uo ELO~V ~V nacrLV, C\ / n C EV XQ"t"EVQV"t"L "t"OU \C\C\ I"'C' XaL EV UITO "t"OU b *Ev :::> EV ::> EVO~ / XEXPUIT"t"aL c / 'P" •A" •w" / EVO~, x-rncreL :::> / EU<PPOOUVfl YEAW"t"L EV :::> / EV "t"C."LU yau.ce 2a T~v Cwnv c 5 n" acrc.uTLa. :> b / n &cLuLa, cnV nJ..!.Epav nc XQL "t"O <PW~ "t"O ' Tb nEv8o~, Ö aava•o~ oLaofxe•aL, •nv o6Cav ' n nA.eove!; Ca, n" u€an, .". ' 1"\ ' / OXO"t"O~· •tt og nav•a ÜnÖ ~uspav elcrCv, xaL tnö Cwnv .~ oCxaLa, *DnÖ aO:va-rov ,~ CioLxa· 6 6 L6 xa't -rÖv aava •ov ~ a~ ~v Lo~ Cc.un &va]J.Ifve L• 7 3 KaL oßx ~an v, E~nE~V -rnv &A.n8ELav ~EUOO~, ouot Tb o(xaLOV ~6Lxov• ~"t"L nacra &A.n8ELa DnÖ 6,1-3 1 2a b. Bewahrt die Gebote des Herrn ! ITpocrE"xe-re o~v, TExva, xaL 5ueL~ ·~~ tvcoA.~~ coÜ Kup(ou uovonpocr~nc.u~ &xoA.ouaoGvcE~-•n &>..n8ELa, •I " . 8• Cl I O"t"L OLc OLITpOOWTIOL OLOOC.U~ xoA.a~OV"t"aL. 5) aydsl mit Varianten; s. CHARLES, Text 178. In bgA ist dieser erste Vierzeiler wohl durch Versehen ausgefallen. 6) a; )3AS1 lassen aus, wohl wegen Homoioteleutons (6LKULa - ~ÖLKa). 7) 13 (ohne g) h; eine wörtliche Uebersetzung von &va~evg• = erwartet ist unsinnig. Die Variante g verdeutlicht die intendierte Aussage des ganzen Versteils: ÖLO ~g·a &ava•ov at~VLO~ ~6vn ~{vgL. n 6wn 8) aydsl fügen an: KaL npacrcroucnv •o KaKov Kai. cruvgu6oKoucr• •o'l~ npcicrcroucr•v http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.4 519 b 3 xaL' .:l ~~~ / / Cß~ xai\.6v· npooexe•e •o\ xaxov, xa~ 5La•npe1•e aÖ•o ~v nctoaL~ 8v•oAa1~ KupCou, ,:, EL~ :> ' :::> xaL ev 6,4-6 ' au•ov ::> ::> / avao•pe~o~evoL, n au•~ "' xa•anauov•e~. VI. Das doppelte Ende des Menschen : 4 a. Jeder Mensch trifft am Ende entweder die Engel Gottes oder Satan. 5 b. Die verwirrte Seele wird vom bösen Geist gequält. 6 c. Die ruhige Seele wird vom Friedensengel ins ewige Leben gefÜhrt. Die Gliederung des ganzen Lehrvortrags bereitet keine grösseren Schwierigkeiten. Auf die grosse, einleitende Belehrung (I) folgt ein doppelt gebauter Mittelteil mit zwei "Kasuistiken" (II + IV) und zwei Mahngedichten (III + V) , dann der für einen Abschluss typische Ausblick auf das zukünftige Schicksal (VI) . Man ist versucht, darin eine Variation des Bundesformulars zu sehen, dessen mittlerer Teil verdoppelt worden wäre 10 (= RÖm 1,32b). CHARLES, Text 178, Anm. 5, korrigiert deshalb das vorausgehende KOAa~ov<aL sinngernäss in &~ap<avoucLv. 9) bdgA (mit Varianten); a schliesst direkt an seinen erweiterten Vers 6,2a (s. Anm. 8) an: ~L~OU~EVOL ca nvEU~a<a <nG nAaVnG KaL Ka<a cWV avßp~nwv ouvayovL!;;6~EVoL, und beginnt dann, neu einsetzend: "Ihr aber, meine Kinder". Dadurch ist das ganze Mahngedicht nur in zwei Abschnitte geteilt, die beide unter dem Thema der Gebote stehen, da die störende Mahnung zum Hass gegen "die Geister der Verwirrung" in den ersten Abschnitt eingebaut ist. Aber ob die geschliffenere Form auch die ursprünglichere sei (vgl. BECKER, Testamente 116) ? 10) Vgl. BECKER, Untersuchungen 366, der jedoch anders argumentiert. Er lässt den belehrenden Teil von 1,3 bis 4,S gehen, also I + II + IV umfassen, wobei das erste Mahngedicht (.:I; II) als " 1 eingeschobene Paränese 1 • • • eine gattungsgeschichtlich mögliche, kunstvolle Erwedterung" darstellt. Schon ASCHERMANN, Parän. Formen 58, sah im "ohnehin sehr kurze(n) Kap. 3" nur "eine ganz formelhafte Mahnung, die durch das Stichwort "zweideutig" mit dem Kontext verbunden und lediglich zur Aufrechterhaltung der Vorstellung einer letzten Mahnung des Asser eingefügt ist" (dazu s. o •. Anl1\. 1). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.4 520 Belehrung Mahnung Segen und Fluch I. -------------- ------------ ----------------I I. IV. I I I. V. -------------- ------------ ----------------VI. Die abgeschlossene Selbständigkeit des Vortrags kann aber auch ohne die Zuhilfenahme dieses Schemas behauptet werden, wie die folgende Analyse zeigen möchte. Den Ausgangspunkt des Vortrags bildet nicht etwa eine ethischmoralische Behauptung, sondern eine Schöpfungsaussage : "Gott gab den Menschen ..• " 11 . Es ist die schöpferische Macht Gottes selbst, die am Ursprung jener Doppelungen steht, welche das menschliche Leben in seinem äusseren Verlauf und seiner inneren Geschichte prägen. 1,4 erweitert aber sofort diese auf den Menschen beschränkte Sicht, indem er mit Hilfe des bekannten und wohl landläufigen Sprichwortes Sir 33,15; 42,24 12 die gesamte Welt der Dinge (navoa) unter diese Doppelung stellt. Auf dem Hintergrund dieser durchaus positiven Aussagen Über den zweifachen Zustand der Schöpfung (vgl. z.B. Sir 15,14-17), wird dann die traditionelle Lehre von den zwei Wegen und den zwei Neigungen des Menschen dargelegt (I.b). TAsch stellt das älteste schriftliche Zeugnis innerhalb der frühjüdischen Literatur dar, welches die verstreuten atl. Bemerkungen Über die Wege des Menschen (vgl. Dtn 11,26; 30,15; Jer 21,8; Spr 28,6.18) in ein prägnantes Bildwort fasst. Das Lehrstück von den beiden Wegen des Guten und des BÖsen hat zwar seinen berühmtesten Ausdruck 11) Vgl. Dtn 11,26 und 30,15, die beide 1rJJ gebrauchen; auch 4Makk 2,21. In TBen 6,7, einem redaktionellen Ueberleitungsvers (s. o. Kap, 2.3.1) steht jedoch ~ateg~risch das Gegenteil: Kal TOU BeACap ö~ nav ~pyov Ö~ITAOUV ~OTL, KaL OOK exe~ anA6•n•a. . 12) CHARLES, Uebers. 162: "The wordsmayhave been a current proverb"; vgl. Koh 7,14; bChag 15a Mitte ("Jeder hat zwei Anteile (scl. von Gott bekommen), einen im Garten Eden, einen im Gehinnom.). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.4 521 in der Fabel des Sophisten Prodikos von "Herakles am Scheideweg", die Xenophon dem Sokrates in den Mund legt 13 , gefunden, doch ist das Bild auch sonst vielfach in der griechischen Popularphilosophie, im Bereich der frühjüdischen (vgl. Sir 2,12; slavHen 30, 15; 42,10b; 4Esr 7,3ff.) und rabbinischen (Ab 2,9; bChag 3b; MekEx 14,28) Literatur und auch in der urchristlichen Paränese (bes. QMt 7,13Par; Did 1-6; Barn 18-20) zu finden, ohne dass eine Genealogie der Abhängigkeiten dieser Versionen aufzustellen wäre 14 • Das Bild vom doppelten (oder vielfachen) Weg konnte hier und dort spontan-selbständig zur Sprache gekommen sein, da es sich ja aus der täglichen Anschauung geradezu zur Illustrierung einer sittlichen Entscheidungssituation anbot. Dies scheint mir im biblischen Sprachgebrauch am ehesten zuzutreffen, da ja mit dem Wort 1ii auch die Vorstellung von Bewegung mitgegeben oder Überhaupt menschliches Verhalten, menschlicher "Lebenswandel" 15 gemeint ist. Es wird auch zwischen gutem und schlechtem Weg, zwischen Gotteswegen und Menschenwegen, Lebensweg und Todesweg unterschieden 16 , womit das Bild vom Doppelweg in ungebundenen Wortspielen vorgeformt ist. Die mit diesem ganzen Vorstellungskreis eng verbundene Lehre von den beiden Neigungen hat ebenfalls ihre Vorgeschichte im biblischen Schrifttum, und obwohl eine eigentliche Verankerung in die Schöpfungsberichte erst in 4Esr 17 und dann bei den Rabbinen des 3. Jhd.s gelang 18 , bildete sie sich schon in frühjü- 13) Memorabilien 2.1,21-34 (JAERISCH 91-99). 14) Zusammenstellung und Diskussion sämtlicher Belegstellen bei MICHAELIS, Art.: bö6c, ThWNT 5 (1954) bes. 43-46.53~55.57-60.6lf.71-77.98ff. Vgl. auch BILLERBECK I, 460-464 (zu Mt 7,13f.); SUGGS, The Christian Two Way Tradition 60-74. S. u. Kap. VI.2.1.3. 15) Vgl. SAUER, Art.: 1i1, ThHWAT 1 (1971) 458. :!öill 1i1 heisst ja "Manieren", "Lebenswandel", auch "weltliche Beschäftigung", vgl. Ab 2 ,2! und die späteren Derek-Ere~-Traktate. 16) Vgl. NOETSCHER, Gotteswege und Menschenwege 23-71; COUROYER, Le chemin de vie en Egypte et en Israel 412-432. 17) s. die cor malumStellen 4,4.28-30; 7,4.8; und bes. 7,92 : cum eis plasmaturn cogitamentum malum. Zum ganzen Problems. HADOT, Penchant mauvais, bes. 23-31.4 7-63. 18) R. Nachman b. Schemuel b. Nachman (Pal., um 300 n.) fand im Wav des Wortes n~n1 von Gen 1,31 eine Stütze für den Vi i:!ö'(GenR 9,7), und sein babyloni- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 522 Kap. V • 2. 5. 4 diseher Zeit jener zentralen Lehre der späteren rabbinischen Ethik entgegen: .Gott hat dem·Menschen entsprechend den beiden Wegen zwei Neigungen anerschaffen, den V,<n> ,~~, ~i~ ,~~ und den die das ganze menschliche Leben in die Spannung von Gut und BÖs, also in eine verdienstvolle Bewährungssituation stellen. Die Doppeltheit des menschlichen Lebensweges hat ihren von Gott eingestifteten Grund im Herzen des Menschen selbst, im Ursprung seines Wollens 19 • Dort fällt die Grundentscheidung (vgl. Sir 15, 14-17) , ·ist der eigentliche "Scheideweg" (vgl. SDtn 11,26; FINKELSTEIN 120). Die beiden Strophen von TAsch 1,6f.Bf. (I.b. a und ß ) beschrei- ben nun in bewusster Parallelität die glücklichen oder fatalen Folgen der gewählten Grundausrichtung. Die oben Kap. 2.5.1 angeführte Entsprechung (TNaf 2,6c) zwischen npoa(pEcrL~ und Tat bewirkt, dass n&cra npaeL~ des Guten aber ~v öLxaLocruvn, des Bösen . ~ tv novnp(a geschieht. Selbst wenn der Gute sündigt, ge- ' reicht es ihm über die Busse zum Guten, während die gute Tat des Bösen durch Beliar "in Bosheit verdreht wird". Doch diese traditionellen Bilder, die in der schematischen Aufteilung der Menschen in zwei Gruppen, in die Guten und die BÖsen, genau dem alten weisheitliehen Schematismus von Gerechten und Frevlern 20 entspricht, bilden nur den Ausgangspunkt für eine weit subtilere Analyse menschlichen Verhaltens. Der beobachtende Weise überschreitet diese Schranken der Systematisierung, da er weiss, dass Gutsein und Bosheit weniger klar auf den guten und bösen Menschen verteilt sind als die beiden Bildworte es vereinfachend (naaa npaeL~, 1,6a.8a) sagen. scher Zeitgenosse Nachman b. Chisda im doppelten Jod von ~~~~1 in Gen 2,7 (bBer 6la; vgl. GenR 14,4). Zum ganzen Thema s. BILLERBECK IV/1, 466-483, bes. 468-470, und III, 92-96 (zu R9m 2,15); EPPEL, Le Pietisme juif 125-128; MOORE, Judaism I, 479-483. 19) Illustrieren können dies die rabbinischen "Beweise" mit dem Wort "Herz", dessen beide Formen ::!.'7 oder :l::J.'7 auf die beiden Triebe hinweisen: BILLERBECK IV/1, 467, g. 20) Diesen Grundzug alttestamentlicher Anthropologie formuliert SCHMID, Wesen und Geschichte 161, in seiner "ausschliesslichen AntithetÜ:: Der Mensch ist vor Gott entweder ~addlq oder ra~ac; angenommen oder verworfen. Tertium non datur." Vgl. VON RAD, ThAT I, 393, http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 523 Kap. V.2.5.4 So fügt er eine weitere Belehrung in zwei Teilen (II + IV) an, die seiner differenzierteren Sicht Rechnung trägt und den jeweils anschliessenden Mahngedichten (III + V) erst eigentlich die weisheitliehe Stütze zu geben vermag. Seine weitergehende Einsicht ist : In j e d e m Menschen spielen gegensätzlichen Faktoren des Guten u n d b e i d e des Bösen. Seine (o~npboumo~), Einzelhandlungen sind als solche "zweigesichtig" haben je nach Gesichtspunkt etwas Gutes und etwas Schlechtes. Erst der abwägende Blick auf das ganze (•Ö ~AOV) , also von ei- nem hÖheren, wertenden Standpunkt her erlaubt ein entschiedenes Urteil. Fünf negative und drei positive Beispiele demonstrieren in gleichmässigem Aufbau (ausser 2,4 und 4,2) diese These. Der jede der beiden Listen abschliessende Vergleich mit Tieren ist ein besonders gelungener argumentativer Kunstgriff, der die biblischen (Un-)Reinheitsgesetze in den Dienst der weisheitliehen Beweisführung zieht. Das Schwein, das als Bild für die erste Gruppe steht, ist einerseits rein, da es durchgespaltene Klauen hat, andererseits jedoch unrein, weil es nicht widerkäut. Somit ist das Schwein, aufs Ganze gesehen, für den Genuss unrein (vgl. Lev 11,7 Par Dtn 14,8). Gazellen und Hirsche, wel- che die zweite Gruppe symbolisieren, haben eine gewisse Zweideutigkeit darin, dass sie zwar für das Opfer unrein gelten, aber für den profanen Genuss freigegeben sind (vgl. Dtn 12,22; 14,5). Schon auf den "Himmelstafeln" hat Gott selbst dies gesagt (2,10), d.h. die göttliche, sinaitische Gesetzgebung bestätigt die vorgebrachte Anschauung des Autors von der Doppeldeutigkeit aller Dinge und Taten. Das erste Mahngedicht (III) schliesst genau an den Vergleich mit den Schweinen an : "Werdet nicht wie diese zweigestaltig, in GÜte und Bosheit !" (3,la). Es geht also darum, aus der schillernden Doppeldeutigkeit auszubrechen, ein-deutig "dem Guten anzu21 hangen" (3,lb) und "der Bosheit davonzulaufen" (3,2a) . So ent21) Schon Sir 2,12 flucht dem Menschen ~ncßaCvov<L ~nc 66o <Plßou~. Der Kampf der beiden Triebe gegeneinander, welcher den Menschen zu einem vieldeutigen Gemisch von gut und bös macht, wird nach den Rabbinen dadurch siegreich zu Ende geführt, dass die Menschen "den guten Trieb zum König über den bösen Trieb machen" (LevR 34,1). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.. 2. 5. 4 524 steht das Bild vom "Eingesichtigen", der, trotzder Beschuldigungen der "Zweigesichtigen", gerecht ist bei Gott. Damit ist ein neuer Terminus gefunden, der mit dem aya8Ö~ avnp (4,1) identisch gesetzt wird. Die beiden Tugendporträts vom guten Menschen in TBen (s.o. Kap. 2. 3. 1) und vom einfachen Menschen in Tiss (s.o. Kap. 2.3.2) sind hier zu einem einzigen prägnanten Typos verschmolzen. Das zweite Mahngedicht (V.a) blickt auf die ganze Argumentation zurück, indem es die These von 1,4 (=Sir 33,15; 42,24) wieder aufnimmt und in bezeichnender Weise variiert : Das n~v•a ELoLv (1,4a) wird fast unmerklich zu o6o E~oLv ~v o6o n&oLv verän- dert, was genau jenem Gedankengang entspricht, der zwischen den beiden traditionellen Lehrstücken von den zwei Wegen und Neigungen (I) und der feineren Analyse der beiden Kasuistiken (II + IV) liegt. Im gleichen verdeutlichenden Sinn wird dann auch der "Satz vom Gegenüber" (1,4b) weitergeführt : "und eins ist unter dem anderen verborgen". Der einleitende Imperativ cop&•E nw~ ruft also dazu auf, die Doppelungen nicht nur im Gegenüber sondern auch im Ineinander und "Untereinander" zu erfassen. Die im b-Text folgende Liste von gegensätzlichen Dingen, die einander ablÖsen (Nacheinander) passt nicht recht, sodass man wohl mit recht annimmt, dass die Vierergruppe aus aydsl hier ausgefallen ist (vgl. oben Anm. 5). Damit ergeben sich drei Vierzeiler, welche der Reihe nach die Aussagen von 5,la, nämlich das Ineinander in 5,lb, das Nach-Gegeneinander in 5,2a und das Untereinander in 5,2b aller Dinge exemplifizieren. Wie schon der Text selbst, der sichtlich nach guten Beispielen sucht und nicht immer Erfolg hat (vgl. 5,2b), zeigt, ist es schwierig, diese komplexe Ordnung der Dinge richtig zu erfassen. Doch - und damit geht die Mahnrede in 5,3 wieder weiter - "es geht nicht an" (oGx •.• Wo•Lv), deshalb die Dinge zu vermengen, die Strukturen zu verwischen, d.h. Wahrheit Lüge zu nennen und Recht Unrecht, "denn jegliche Wahrheit untersteht so dem Licht, wie alles Gott untersteht" (5,b). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.2.5.4 525 Mit anderen Worten heisst dies :Nur im Heilsbereich (=Licht) 22 ist Wahrheit möglich, so wie das All nur in der Schöpferkraft Gottes besteht. Davon dass Wahrheit Wahrheit und Recht Recht ist und bleibt, hängt das Heil des Menschen ab, so wie die Welt in ihrem Bestand von Gott abhängt. Der zweite Teil dieser Mahnung (V.b.) bringt unvermittelt die Begriffe ~vcoAaL (6,la.3b) und vÖuoG Kup(ou (3a) ins Spiel, wo- durch der bis jetzt gut durchgehaltene logische Fortgang des Gedankens unterbrochen wird. Was hat denn die komplexe, zu durchschauende Doppelordnung der Menschenwelt mit den Geboten zu. tun ? Erst im jeweiligen Nachsatz kommt die Rechtfertigung für den vermeintlichen Gedankensprung : Wer die Gebote beachtet "folgt eingesichtig der Wahrheit" (lb) und hat nicht Acht auf das Schlechte, wie auf etwas Gutes, sondern blickt (voll Bewunderung: &rroßAE~ELV) auf das wahrhaft ~ute (vgl. 3a.b). Der vÖuoG Kup(ou, der dieses ~VTWG xaAbv beinhaltet (vgl. 3ba) , wird so zum Überraschenden Zielpunkt der ganzen Abhandlung. Er ist jener hÖhere Standpunkt, der eine entschiedene Schlusswertung Über die Teilaspekte ermöglicht, der den "Eingesichtigen" in seiner schwierigen Arbeit des Scheidens und Entscheidens bestimmt; er ist also die heilswichtige Grösse, die dem Menschen, trotz der Doppelung all seines Tuns, Eindeutigkeit gibt, weil es ihn die "Wahrheit" erkennen lässt. Damit ist auch das Ende der Argumentation gegeben. Die Doppelungen der Wege (1,3a) und der Neigungen (1,3b) sind aufgezeigt, diejenigen der npaEELG (1,3c) in einer unerwartet radikalen Weise in jedem menschlichen Tun blossgelegt, und die Lösung aus der drohenden Zweideutigkeit im "Gesetz des Herrn" ist angeboten, es folgt noch ein letztes, zusammenfassendes Doppelgemälde mit den beiden cÖnoL (1,3d) und den beiden TEAn (1,3e), die dem eschatologischen Paar des KDPLOG und des BEALap entsprechen Der Gute erfreut sich ewigen Lebens bei den Engeln Gottes, der BÖse ist den Quälereien des bösen Geistes ausgesetzt. 22) Abgesehen von den christlich interpolierten "Licht"-Stellen (TLev 4,3; 14,4; 18,3; TBen 11,2) und den drei Stellen, wo ~~ das physikalische Phänomen meint (TNaf 2,7; TGad 5,1; TAsch 5,2), ist mit ~w~ immer eine soteriologische Grösse gemeint: TLev 19,1; TSeb 9,8; TNaf 2,10; TJos 19,3(A); 20,2 und TBen 5,3. Die vorliegende Deutung des schwierigen Textes erscheint mir aus der Wortbedeutung von ~w~ innerhalb der Test XIIPatr mindestens möglich. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 3. FRUEHJUEDISCHE WEISE IN DEN PARAENESEN UND LEHRTEXTEN DER TEST XIIPATR 3.1 Die Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr, ein Zeugnis frühjüdischer Laienfrömmigkeit Ueberblickt man nun die Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr, so stellt sich die Frage 1 ob an ihnen Spuren eines einzelnen Autors oder mindestens einer einheitlichen Schule zu finden sind, oder ob in ihnen disparate Stücke moralisierender Unterweisung zu sehen seien, welche während der zweiten Etappe der Traditionsgeschichte der Test XIIPatr ohne inneren Zusammenhang und von ganz verschiedenen Leuten eingefügt wurden 1 • Als erstes muss dazu gesagt werden, dass von einem genau fassbaren Einzelautor aller Paränesen und Lehrtexte nicht gesprochen werden kann. Die weisheitliehen Mahngedichte in grTLev 13 und vor allem in ar TLev 84-95 (s.o. Kap. 2.4) können nicht unter den gleichen Hut gebracht werden wie die handfesten Lasterparänesen mit ihrer psychologisierenden Betrachtungsweise und dualisierenden Tendenz (s.o. Kap. 2.2); und die Lehrtexte Über die Ordnungen der Welt und des Menschen (s.o.' Kap. 2.5.1 2.5.3) zeigen noch einmal eine andere Optik. Obwohl dieser Eindruck von Disparatheit noch durch den Sachverhalt verstärkt wird, dass wir es mit Fragmenten zu tun haben, sind noch genügend gemeinsame Elemente vorhanden, welche die weisheitliehen Texte nicht einfach in zufällige Einfügungen zerfliegen lassen. Dass dies trotz des fragmentarischen Zustandes noch der Fall ist 1 weist umso stärker auf einen gemeinsamen Hintergrund, eine gemeinsame Geistesrichtung und Schule hin. · 1) BECKER, Untersuchungen 40lff., widmet den Tugend- und Lasterparänesen als eigenständiger Schicht nur zwei Seiten. Sonst wird dieser Aspekt, soweit ich sehe, kaum berücksichtigt. (526) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3.1 527 THYEN hat nun versucht die Test XIIPatr als Gesamtes in der palästinischen Homiletik zu situieren. "Ein eifriger HÖrer von Synagogenpredigten oder ein jüdischer Homilet hat hier den Ertrag des über die Geschichte der zwölf Jakobssöhne Gehörten bzw. Erarbeiteten zusammengefasst, durch zahlreiche ihm geläufige Mahnungen erweitert und in der damals beliebten Form einer Testamentsfiktion herausgegeben" 2 • Dieser Sitz im Leben der frühjüdischen Prediger wird seither von den meisten Autoren wenigstens für gewisse Teile der Test XIIPatr bejaht 3 . Die Untersuchungen von BECKER haben nun gerade für unsere paränetischen und lehrhaften Texte die Herkunft aus dieser sogenannten "jüdischhellenistischen Homilie" betont 4 , sodass gewisse Verbindungslinien formaler, aber auch inhaltlicher Art deutlich zu sehen sind. Viele kleine, selbständige Texteinheiten wie z.B. die Exempla der Wächter, des keuschen Josef, des sündigen Sodoma, dann das medizinische Onomastikon in TNaf und die kurzen beschreibenden Reihen zu einzelnen Tugenden oder Lastern (vgl. bes. TJud 18,1-3; TBen 6,1-3 u.a.) machen den Eindruck von Versatzstücken, die zum Fundus der frühjüdischen Prediger gehörten und durch das zu Beginn genannte Stichwort fast automatisch abgerufen werden konnten. Stilistische Eigentümlichkeiten wie die parataktische Diktion, "kurze Sätze, eingestreute kleine Ausrufe, Aufforderungen und Fragen" 5 , Sentenzen, knappe Vergleiche und Bildworte, also Stilmerkmale rhetorischer Art weisen ebenfalls in diese Richtung, obwohl alle diese Merkmale auch gut in die Gattung der "Lehren" weisen können. Es ist auffällig, dass THYEN in seiner an Belegen Überreichen Arbeit fast keine Beispiele aus den Test XIIPatr bringt. Dies entspricht dem Sachverhalt, dass wir in den Text XIIPatr nur im entfernteren Sinn ein Beispiel für die synagogale Homilie sehen können. Viele typische Kennzeichen sowohl der kynisch2) Der Stil 25. 3) Vgl. die Liste der Autoren bei BECKER, Untersuchungen 193. 4) Ebd. 401-403. 5) THYEN, Der Stil 41. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 528 Kap. V.3.1 stoischen Diatribe wie auch der hellenistisch-jüdischen Homilie fehlen oder sind stark abgeschwächt, so etwa "die Allegorese, die Personifikation von Tugenden und Laster, der Scherz, der Dialog, die Anrede mit ~und jeder pathetische Ton. Der Stil will ' nicht raffiniert und originell sein, um griechischen, rhethorisch verwöhnten Ohren zu gefallen, sondern geht eher nüchtern-streng und sachlich-generell einher" 6 Der wichtigste Grund für diesen Sachverhalt ist m.E. die sehr starke Aehnlichkeit der Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr zur weishei tlichen Gattung der "Lehren", deren Neugestaltung in Abschiedsrede und Testament zu sehen ist (s.o. Kap. 1.3). Bei dieser Neugestaltung haben nun gewisse Denk- und Redeschemata, welche aus den Diatriben und Homilien im Ohr lagen, Eingang gefunden, ohne dass deshalb aber die Test XIIPatr selbst zu solchen Diatriben oder Homilien geworden wären. Ebenso wie die Test XIIPatr als Gesamtes sind auch die Paränesen und Lehrtexte nicht gesprochenes, sondern geschriebenes Wort; sie sind Literatur. Kompositionen wie TDan 2,1 - 5,1 vom doppelkÖpfigen Uebel von Zorn und LÜge, TBen 3,1; 4,1 - 5,3; 6,1-6; 8,2-3 vom guten Menschen, und besonders TAsch 1,3 - 6,6, diese Abhandlung Über die Doppelgestalt alles Irdischen, sind am Schreibtisch entstandene Texte. Sie legen recht subtile Sachverhalte in ihre Aspekte auseinander, indem sie Vorlagen Überarbeiten (TDan), in sorgfältigen Strophen das Thema variieren (TBen) oder in langen Gedankengängen den Leser von seinen traditionellen Gut-Böse-Ansichten zu einer differenzierteren Sicht führen (TAsch) . Gerade die zahlreichen Stilfiguren, die sich nicht nur auf die oben genannten Kleinstrukturen beschränken, sondern oft ganze thematische Einheiten bestimmen, verraten die Tätigkeit des Schriftstellers. Bei der Besprechung der einzelnen Texte in den Kap. 2.2 - 2.5 sind diese Texteigenheiten jeweils hervorgehoben und die Texte selbst in ihrer Struktur durchsichtig gemacht worden. Dabei wurde der Eindruck immer stärker, dass wir 6) BECKER, Untersuchungen 194 (mit Verweis auf THYEN's Beispiele). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3.1 529 es hier mit einer bewussten schriftstellerischen Leistung zu tun haben, welche sich um die Ausarbeitung der Test XIIPatr zu einer möglichst wirksamen Tugendlehre bemühte. Selbst wenn diese Texte tatsächlich einmal innerhalb von Homilien gesprochen wurden - was sich ja keineswegs grundsätzlich ausschliessen lässt-, müssen sie, so wie sie sich jetzt darbieten, als Schrift-Texte und nicht als Wort-Texte verstanden werden. In den Autoren der Paränesen ~nd Lehrtexte sind deshalb m.E. weniger Prediger zu sehen, welche anhand eines gewissen Repertoires von homiletischen Sprachformen Mahnpredigten komponierten und diese vor oder nach Gebrauch schriftlich fixierten, sondern eher Weise und Moralisten, welche, eine alte weisheitliehe Tradition weiterführend, ihre Lebenslehren in recht kunstvoller Form niederschrieben und dann in die Grundschrift der Test XIIPatr verarbeiteten. Diese Grundschrift mit ihrer äusserst einfachen, _stets das Liebesgebot wiederholenden Paränese musste diese Weisheitslehrer geradezu herausfordern, ihre eigenen, "wirkungsvolleren" Paränesen durch verschiedene Retouchen und mit Überleitenden ad-hoc-Bildungen in die Test XIIPatr einzuflechten. So wurden die Test XIIPatr zu einer Tugendlehre, zu einem Traktat über die hauptsächlichen Laster und deren Gegenbilder; so bekamen Test XIIPatr auch jenen sichernden Hintergrund in den gottgesetzten Ordnungen der Welt und der Men~chen, welche in den Lehrtexten von TNaf und TAsch beschrieben werden. Wenn man nun versucht, diese Weisen und Lehrer in eine der traditionellen Bekenntnisgruppen des palästinischen Frühjudentums einzuordnen, so kommt man in Verlegenheit 7 • Dass es nicht Phari7) Es geht hier um einenVer s u c h,·die Textetrotz ihrer hellenistischen Färbung und der griechischen Sprache im Palästina der frühjüdischen Zeit anzusetzen. Obwohl die theoretische Einsicht, dass auch das jüdische Mutterland eine starke Hellenisierung mitgemacht hat, sich mehr und mehr durchsetzt, werden hellenistisch gefärbte Texte immer noch allzuschnell nach Alexandrien verlegt. Darin sind sich DE JONGE, The Testaments 128, und BECKER, Untersuchungen 374, trotz der sonstigen fundamentalen Unterschiede einig, dass der Entstehungsort am ehesten Alexandrien sei. Sie geben damit der Meinung der meisten Forscher der letzten Jahrzehnte Ausdruck. Einen Gegentrend vermeine ich im neuesten Einleitungswerk von CHARLESWORTH, The Pseudepigrapha, in den Datierungsfragen zu sehen; vgl. schon MACKY, The Importance of the Teaching (1969), 472-475 (um 50-0 v.;.in Qumran's geistigem Umkreis). -MANSON, !<liscellanea Apocalyptica III, 59-61, erwägt wegen des "Taufritus" von TLev 8,4-10 Syrien als Entstehungsort. - Vgl. o. Kap. 2.1.2, Ziff. e. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 530 Kap. V.3.l säer sein können, ist trotz ihres Respektes vor dem Gesetz und bei allen Parallelen zu den Weisheitsworten der Traktate Ab und AbRN A.B sofort klar. Es fehlen ja gerade die charakteristischsten Züge, die den vorrabbinischen Pharisaismus bestimmten : die explizite Identifizierung der'Weisheit'mit der Tara, die kasuistische Ausarbeitung vor allem der Reinheitsgesetze, das Bewusstsein, eine nicht-priesterliche Elite aufgrund einer profunden Gesetzeskenntnis und einer rigoros-elastischen Gesetzespraxis zu sein 8 • GrTLev 13 ist zwar nicht allzu weit von solchen Vorstellungen entfernt, aber es bildet ja - wie in Kap. 2.4 gezeigt wurde - eine bezeichnende Ausnahme unter unseren weisheitliehen Texten. Es hat aber immerhin Signalwert und lässt eine Charakterisierung der Paränesen und Lehrtexte als antipharisäisches Dokument nicht zu. Eine eigentliche Polemik solcher Art ist nirgends zu finden. Die ethischen Vorstellungen lassen sich ohne weiteres in den grösseren Rahmen eines strikten Taragehorsams einordnen, in ähnlicher Weise wie Sprichwortkollektionen und ganze Weisheitslehren in die talmudischen Schriften einverleibt wurden (vgl. Kap. III.3), ohne dass deren Grundausrichtung in Frage gestellt ' wurde. TNaf 8,7-10 (s.o. Kap. 2.5.3) kÖnnte mit seiner klugen Anweisung zur Gesetzesbefolgung sogar in die Nähe der pharisäischen Art, das Gesetz auszulegen, gerückt werden. Unsere Weisheitstexte haben aber nicht den Zweck, einer elitären Gruppe Verhaltensregeln vorzuschreiben, welche deren elitäre Lebensweise betreffen, sondern sie geben moralische Anweisungen, die unabhängig von religiösem Stand und von der Bekenntnisgruppe sind. Dies zeigt sich einerseits deutlich durch die Einfügung in Patriarchenreden,also in einen vormosaischen Zusammenhang. Es geht grundsätzlich nicht um die Applizierung des Sinaigesetzes, sondern um Befolgung von Erfahrungssätzen, welche sich aus der jakobitischen Familiengeschichte ergeben. Die Mahn- und Lehr8) CHARLES, Text XLIII; Uebers. L-LIII, vermutet ohne weitere Begründung einen pharisaischen Autor aus der Zeit des Johannes Hyrkanos (135-105 v.). Aehnlich LAGRANGE, Le judaisme 122-123.130, der speziell die moralisierenden Mahnungen anvisiert. Dagegen macht HERFORD, Talmud and Apocrypha 237.191-194, geltend, dass die Pharisäer ihre Lehre nicht niederschrieben, und dass Halacha und Haggada in Test XIIPatr keine vorrangige Rolle spielten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap._ V. 3,1 531 reden der Test XIIPatr schliessen ebenso wenig wie die noachidische Gesetzgebung das mosaische Gesetz aus, aber es ist in bezeichnendem Sinn universaler und einem weiteren Kreis zugänglich. Sie wenden sich grundsätzlich nicht an eine durch ganz spezifische Mittel an das Mosegesetz verpflichtete Gruppe. Dies zeigt sich andererseits in der Art und Weise der Begründungen, welche in den Paränesen gegeben werden. Es wird nie der Rekurs auf ein schriftlich fixiertes Gesetz und dessen in der Tradition sich entwickelnder Auslegung, sondern vielmehr stets auf die Ordnungen und Unordnungen in der menschlichen Psyche und im Kosmos und die alles irdische Gut und BÖse umfassende und bestimmende Dualität gemacht. Der Kampf zwischen Gott und den Geistern des Irrtums, bildet den dramatischen Hintergrund (s.u.), vor welchem die frühjüdischen Paränesen ihren drängenden Zug bekommen. Dies ist nun allerdings ein starker Hinweis auf jene frühjüdische Bekenntnisgruppen, welche in ihren Schriften einen solchen oder ähnlichen Dualismus bezeugen, d.h. in die qumranisch-esse9 nische Bewegung • Aber auch da melden sich sofort die Gegenargumente. Mag es mit der dualistischen Tendenz einiges auf sich haben (vgl. TJud 20), die Paränesen und Lehrtexte weisen sonst nichts spezifisch Essenisches auf. Vor allem fehlen die antihellenistische Front, das Bewusstsein einer privilegierten Einsicht in die Geheimnisse Gottes, die spezifisch essenische Anwendung des mosaischen Gesetzes, Kult- und Kalenderpolemik usw. - einfach all das, was die Essener eigentlich zu Essenern macht. Das einzige, was unsere weisheitliehen Texte mit dem essenischen Denken verbindet, sind gewisse A.ehnlichkeiten in den dualistischen Aussagen. 4QTNaf, lQTLev u~d 4QTLeva-c beweisen zwar die Bekanntschaft der Testamentenliteratur in Qumran, ver~ögen aber zu unserer speziellen Frage nichts beizutragen, da sie keine Paränesen oder Lehrtexte bieten. Das Mahngedicht in aramTLev 84-95 (s.o. Kap. 2.4) aus der Kairoer Geniza zeigt ge9) Vgl. die o. Kap. 2.1, Anm. lO,genannten Autoren, und die diesbezügliche Forschungsgeschichte bei SLINGERLAND, The Testaments 45-47.49-55.60f.78f. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 532 Kap. V.3.1 rade keine dualisierenden Züge, sondern weist deutlich auf einen einzelnen Weisen hin (s.u. Kap. 3.2). Dieser Sachverhalt erlaubt weder eine Identifizierung mit den Essenern noch eine Dissoziierung von ihnen - ebensowenig wie vorhin eine Dissoziierung von den Pharisäern oder eine Identifizierung mit ihnen möglich war. Die Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr bewegen sich in einem Randgebiet zwischen den eindeutigen Fronten der frühjüdischen Orthodoxie. Da von der sadduzäischen Priesterschicht sowieso abzusehen ist 10 , bleibt als weitere MÖglichkeit die Situierung in das heterogenere Milieu des hellenisierenden Judentums Palästinas, in welchem nicht nur Vorstellungen aus Hellas, sondern auch aus dem Iran Einlass gefunden hatten, wo aber ein ernsthaftes Bemühen um Kontinuität mit der jüdischen Tradition bestehen blieb. Dies könnte die Vermischung der griechischen und iranischen Elemente, die sich im Gebrauch stoischer Tugendlehren innerhalb eines Zwei-Geisterschemas am deutlichsten zeigt, mit biblischen Weisheitstraditionen recht gut erklären. Zudem nahmen unsere Paränesen und Lehrtexte keine spezielle Frontstellung gegen eine der frühjüdischen Bekenntnisgruppen ein und forderten somit auch keine dieser Gruppen zu einer Reaktion heraus; sie konnten vielmehr allen Gruppen als vormosaische Tugendlehre eine willkommene fundamental-ethische Handhabe bieten. Die Anliegen, welche vertreten werden, sind eben wesentlich von allgemein akzeptierten Weisheitstraditionen geprägt und konnten so ohne Schwierigkeiten auch von konträren Gruppen assimiliert werden. Das hellenistische Judentum Palästinas ist nun aber ein sehr vieldeutiger Begriff 11 • Er kann die seit seleukidischer Zeit lo) Diese Kombination wurde meines Wissens nur von LESZYNSKJ, Die Sadduzäer 237252, bes. 237ff. (Sadduzäer in makkabäischer Zeit; jedoch spätere pharisäische Korrekturen), und GEIGER, Apokryphen zweiter Ordnung 116 (sadduzäische, judenchristliche Gruppe), gewagt. 11) Neben HENGEL, Judentum und Hellenismus, sind auch die weiter in die christliche Zeitrechnung hinaufführenden Werke von LIEBERMAN, Greek in Jewish Palestine; Hellenism in Jewish Palestine, und neuerdings von FISCHEL, Story and History; The Transformation of Wisdom, und besonders der Sammelband, http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3-.l 533 hellenisierte Oberschicht im profanen wie im klerikalen Bereich .bezeichnen, er kann aber auch jenes von Haus aus jÜdische Fussvolk meinen, welches sein Leben in den hellenistisch geprägten Städten und DÖrfern Palästinas als gläubige Juden zu gestalten hatten. Form und Inhalt der Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr weisen deutlich auf diese zweite Gruppe hin. Wir haben es ja keineswegs mit hochstehender Literatur zu tun; die Anstrengungen um formale SchÖnheit sind nur selten erfolgreich und wirken durchaus laienhaft 12 • Dem entspricht der konstante Aufruf zu massvollen, bescheidenen und transparenten Lebenshaltungen, welche der in der Sicherheit ihres Reichtums oder ihrer politischen Wichtigkeit lebenden Oberschicht keineswegs bekamen. Sie hätten sicher eine pseudonyme Sammlung im Stil des alten adeligen Theognis bevorzugt, dessen Standesbewusstsein und Wertschätzung von Geld, Ehre, sympotischen und erotischen Genüssen ihrem Lebensgefühl besser entsprochen hätte. Verfasser wie Adressaten unserer Texte sind vielmehr zu jenen Leuten zu zählen, die in politischer, finanzieller und religiöser Hinsicht als zweitrangig und unbedeutend galten, die jedoch in ihrem untergeordneten Status ein Leben zu verwirklichen suchten, das dem "Willen" des Kyrios entsprach. In hellenistischem Milieu lebend, deshalb unfähig, das mosaische Gesetz mit rabbinischer Präzision oder essenischer Radikalität zu leben, aber trotzdem von den zentralsten Punkten frühjüdischen Glaubens Überzeugt und von einer intensiven Bemühung geprägt, ein gutes Leben zu führen, und deshalb auf einige grosse gedankliche Hilfen angewiesen, welche skizzenhaft den transzendenten HinterFISCHEL, Essays in Greco-Rornan and Related Talmudic Literatur XXXI-LXXVI (Bibliographie mit ca. 130 Nrn von 1850-1975) , zu konsultieren, welche den weit gehenden Einfluss der griechischen Literatur auf die Sprache auch des inneren Kreises des palästinischen Judentums, bes. der Pharisäer, darstellen. Die Leute, die ausserhalb der Abschirmung durch die pharisäischen "Genossenschaften" oder "Bruderschaften" lebten, waren diesen vielfältigen Einflüssen bedeutend stärker ausgesetzt und.unterlagen einer tiefgehenden,unkontrollierten Angleichung ihres jüdischen Denkens und Sprechens an die hellenistische Welt. 12) Ueber die Präsenz griechischer Literatur in Palästina von ca. 100 v. bis 100 n. gibt die Rekonstruktion der herodianischen Bibliothek aus den Zitaten des Hofhistorikers Nikolaus v. Damaskus, welche WACHOLDER, Nicolaus of Damascus 81-86, versucht hat, eine originelle Auskunft. Die Oberschicht von Jerusalem war danach in der Lage, sich beste griechische Literaturkenntnisse arn königlichen Hof zu holen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 534 Kap. V. 3.1 grund (Dualismus) aufzeigen und einen klugen Weg durch die Doppelungen der Welt un~ der Menschen weisen, - so kann man sich auf Grund der Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr den Kreis der Autoren und Leser vorstellen. Sind wir damit bei den Ebionim, den "Anawim, den "Armen Israels", bei den "Frommen im Volk", den "Stillen im Land", den Pietisten, ' 13 oder wie man sie immer nennen will, angekommen ? Da diese Ausdrücke aus der christlichen Beschäftigung mit der. spätbiblischen und frühjüdischen Zeit stammen und im Verrufe stehen, eigens zwecks Herstellung eines Traditionskontinuums vom "Heiligen Rest" (Jes 10-28; 13mal) zu den seliggepriesenen nTWXOL der Bergpredigt herausdestilliert worden zu sein, sei hier darauf verzich. .. k e entsprec h en zu d em n~c . h t d em Sac h ver h a 1 t, tet 14 . D~ese Aus d ruc welchen wir in den Paränesen und Lehrtexten der Test XIIPatr antreffen; die Versuchung wäre grösser, wenn es speziell um die Grundschrift der Test XIIPatr oder um die apokalyptisch-messianischen Stücke ginge. Unsere weisheitlieh geprägten Texte müssen vielmehr als Zeugnisse frühjÜdischer Laienfrömmigkeit angesehen und als solche ~ ohne die stets plakativ und tendenziös wirkende Einordnung in die allzu schematische Aufteilung der frühjüdischen Bekenntnisgruppen - belassen werden. So ist vorzuziehen, in den Autoren eine selbständige Gruppe frühjüdischer Weiser zu sehen, welche die biblische Weisheit in hellenistischer Zeit im weniger gebildeten Teil der Bevölkerung weiterzutragen und durch Paränese und Lehre zu aktualisieren versuchten. 13) Vgl. CAUSSE, L'ideal ebicinitique Anawim im Zeitalter Jesu Christi (Kap. XXX: Die Frommen im Volk); 139-151; EPPEL, Le Pietisme juif Alten Kirche I, 26f. dans les Test XIIPatr 55-76; SATTLER, Die 1-15; KOEBERLE, Sünde und Gnade 545-571 CAUSSE, Les "Pauvres" d'Israel, bes. 83-96. 178-188; auch LIETZMANN, Geschichte der 14) MAIER, Geschichte der jüdischen Religion 79: Die nichtpharisäischen, frühjüdischen Ueberlieferungen "zur Beschreibung einer weitverbreiteten Volksfrömmigkeit heranzuziehen und mit frühchristlichen Zeugnissen zusammen auszuwerten, wäre eine verlockende Aufgabe, doch bei der sporadischen Quellenlage auch eine Versuchung zu recht konstruierten Schlussfolgerungen, es sei nur daran erinnert, was man in der Vergangenheit alles mit angeblichen 'Stillen im Lande' verbinden wollte, um einen bestimmten theologischen Tendenzen dienlichen Hintergrund fÜr neutestamentliche Sachverhalte und Aussagen aufzuweisen." Vgl. THOMA, Christliche Theologie des Judentums 173f. (zum Publikum Jesu); Das jüdische Volk-Gottes Verständnis zur Zeit Jesu 99-105. Den status quaestionis bring,t VAN DER ·PLOEG, Les Pauvres d' Israel 237-242. FLUSSER, Jesus 54, spricht von einem "allgemeinen, unsektiererischen Judentum" ~nd gibt damit der hier gemeinten Lesergruppe einen positiven Namen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3.2 535 3.2 Der klassische und der radikale Weise in TLev 13 Par Die Analysen in Kap. 2.4 und 2.5.4 ermöglichten es jedoch, Über diese allgemeine und hypothetische Einordnung hinauszugehen und in unmittelbare Nähe zu einem oder zwei dieser frühjüdischen Weisen zu gelangen. Im grTLev 13 begegnete uns der klassische Weise, der 1810 im traditionellen Sinn, der ununterbrochen im Gottesgesetz liest (13,2b : ~vay~yv~crxovcEG &ö~aAECncWG cOV v6~ov cOU 3EO~), seine Wohltätigkeit in recht deutlichem Zusammenhang zur jenseitigen Vergeltung sieht (13,5f.) und mit Eifer und in der Furcht Gottes Weisheit erwirbt (13,7). Er geniesst die Ehrerbietung aller Menschen und es gelingt ihm, in jeder Situation, auch in Krieg und Verbannung, dank seiner Gesetzes- und Weisheitswarte (vgl. l3,4c.8) Freunde zu finden. Diese Verbindung von Gesetzesgelehrtheit, Weisheit und weltlichem Wohlergehen ist in der veränderten Situation der Taraweisheit das genaue Aequivalent zum alten Idealbild des Weltweisen. GrTLev 13 bietet also ein Idealporträt wie etwa Sir 39,1-11 und auf weniger parallele Art Weish 8,2-16 oder Sir 51,13-22 Par llQPsaSir, sodass darin keine Autorengestalt mit individuellen Zügen sichtbar wird. Umso deutlicher profiliert sich hingegen der Autor der Paralleltradition in aramTLev 84-95 (s.o. Kap. 2.4), den man einen radikalen Weisen nennen könnte, da er in bewusster Umgestaltung des gängigen Schemas die enge Verbindung von Weisheit und Tara auflÖst. Seine ganze Aufmerksamkeit geht auf die Wahrhaftigkeit (85-87) , vor allem aber auf den Weisen und seine Weisheit, welche er beide nicht hoch genug zu rühmen vermag (88-95) • Es ist als ob hier plÖtzlich trotz der fortgeschrittenen Entwicklung des Weisheitsbegriffes ein Einzelner auf alte Traditionen wie etwa Spr 3,14-18 zurückgriff~ in welchen der Verweis auf das Gesetz noch fehlt, wo mit Weisheit vielmehr Wissen, Gewandtheit und Pietät gegen Gott und den Mitmenschen gemeint ist. Natürlich wird nirgends das Gesetz Gottes oder das Schriftstudium ausgeschlossen, aber der Akzent ist eindeutig auf eine weisheitliehe http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 536 Kap. V.3.3 Haltung gelegt, wie sie in ihrer Ausschliesslichkeit sonst im Frühjudenturn nicht anzutreffen ist. Es muss in dieser Zeit eben viel mehr Platz auch für individuelle Formen von Weisheit und weisheitlicher Lebenshaltung gegeben haben als unsere schematischen Einteilungen es erlauben. 3.3 Ein subtiler Denker in TAsch Dies unterstützen auch die langen Ausführungen in TAsch 1,3 6,6 (s. o. Kap. 2.5.4) Über die Doppelgestalt des Weges, des Wesens und des Endes der Menschen, in welchen wir einen besonders gewandten Vertreter der traditionellen Zwei-Wege-Theorie finden können. Was dieser subtile Denker in seinen Erörterungen vollbringt, ist beste Vermittlung traditioneller Lehren in eine Situation geschärften Bewusstseins, welches die allzu grobe Aufteilung der Menschen in Gute und Böse nicht mehr nachvollziehen kann, andererseits aber das tiefe Anliegen der Zwei-Wege-Lehre, Anstoss zu Scheidung und Entscheidung zu sein, nicht aufgeben will. So gelingt es dem Autor durch eine radikalisierte Fragestellung, die Doppelungen in jedem Tun und Lassen jedes Menschen aufzuzeigen und gerade anhand dieses gottgewollten Zwiespaltes den Menschen in eine beständige Entscheidungssituation zu stellen. So gibt es denn nicht mehr die alte moralische Zwei-Klas- sengesellschaft, sondern nurmehr den im Herzen selbst auszutragenden Zwiespalt, an dessen Bewältigung zum Guten die Entscheidung fällt. Dass dabei das Gesetz des Herrn die richtungsweisende Instanz auf das "wahrhaft Gute" hin ist (6,3b), zeigt ein weiteres Mal, auf welch überraschende Weise der Autor dieser Lehr,.. rede fixe Grössen der Tradition einzusetzen und ihnen so neue Aussagen zu entlocken vermag. Dem Autor von TAsch 1,3 - 6,6 gelingt es, einige so wichtige Aussagen frühjüdischer Religiosität wie die Lehre vorn Gesetz als zentralem Kriterium, von den beiden Wegen und von den beiden Neigungen durch seine allegorisierende Exegese der Reinheitsgesetze eine ganz neue Wendung zu geben, ohne jene in ihren Aussagen zu erschüttern. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3.4 537 Vielleicht ist es derselbe Mann, der auch von der doppelten Ordnung der Gebote schrieb (TNaf 8,7-10; s.o. Kap. 2.5.3), die es mit Weisheit zu erkennen gilt, will man nicht der SÜnde verfallen. Jedenfalls könnte man ihn einen Denker nennen, der auf eigene Art und Weise das begründet und dazu aufruft, was die Pharisäer mit ihrer elastischen, im Disput enstandenen und erprobten Adaptation des Gesetzes an die konkreten geschichtlichen Bedingungen betrieben : Eine Relativierung des Buchstabens und des Dogmas zugunsten einer vernünftigen, den fundamentalen Anliegen treu bleibenden Lebenshaltung und Lebensgestaltung aus dem Glauben. 3.4 Die psychologisierenden und kosmologisierenden Moralisten Wenn wir nun in einem weiteren Schritt nach den Autoren der Übrigen Paränesen und Lehrtexte fragen, zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu den zwei vorausgehenden Einzeltypen von Weisen (ararnTLevi; TAsch), welche man in ihrer individuellen Gestalt zu erfassen vermeint. Die beiden Gruppen von Texten, um die es jetzt geht, treffen sich zwar vielfach in ihrem Vokabular, den behandelten positiven und negativen Lebenshaltungen und in der paränetischen Intention, aber es will nicht mehr gelingen, einen Einzelautor deutlich genug herauszuheben. Wir haben es vielmehr mit paränetischen. Fragmenten zu tun, welche den Stempel einer gemeinsamen "Schule" tragen. Mehr kann wohl aufgrund der Texte nicht gesagt werden. Die Nähe der Autoren zueinander zeigt sich vor allem in der Art und Weise, wie sie ihre moralischen Imperative aus den beiden gleichen Hauptquellen, nämlich aus ihren eigenen oder aus traditionellen Beobachtungen der menschlichen Psyche und der göttlich gestifteten Ordnung der gesamten Menschen- und Naturwelt herleiten. Diese Herleitung bedingt natürlich eine mehr oder weniger ausführliche Beschreibung der Abläufe und Prozesse in diesen beiden Bereichen, und dies ist wohl der hauptsäch- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 538 Kap. V. 3. 4 lichste Grund, warum die Paränesen trotz ihrer Einordnung in den grösseren Zusammenhang der Geisterlehre ihr weisheitliches Gepräge durchsetzen konnten, ja dieses sogar deutlich die Oberhand behielt (s. u.) . Wie gleich zu zeigen versucht wird, lassen sich noch weitere gemeinsame Züge finden. Da aber die beiden genannten Erkenntnisquellen die Texte von ihrer Grundlage her bestimmen und abgrenzen, seien die Autoren eine Gruppe psychologisierender und kosmologisierender Moralisten genannt. Das Leitbild aller Paränesen ist der einfache und gute Mensch, wie er in TBen 3,1; 4,1 - 5,3; 6,1-6; 8,2-3 und Tiss 4,2-6a (s.o. Kap. 2.3) beschrieben ist. Gehorsam dem Gesetz Gottes, im steten Kampf mit den schlechten rrveÜ~a•a, massvoll den inneren Wirrwar der Leidenschaften leitend und die von aussen kommenden Versuchungen zur Ausgelassenheit steuernd - so präsentiert sich der "Gerechte" der Paränesen der Test XIIPatr. Man kann in ihm mit Recht eine neue Darstellung des frÜhjÜdischen v~l~ er- kennen, welche den Gesetzesgehorsam aus alttestamentlichem Erbe, die östliche Geisterlehre und das stoische Leitbild vom uner- schütterlichen Weisen in sich vereint. Die wiederholte Verheissung, dass der XOPLOG diesem einfachen und guten Menschen auf engste Weise innewohnt, ist dabei ein charakteristischer Ausdruck für die auf das Persönliche, den lebendigen Kern d-e-s-Einzelnen gehende Ermahnung. Es ist dies ein geradezu chassidisches Element in der hier geforderten Frömmigkeit : SÜnde vertreibt den Kyrios, gutes Gebaren bringt Vertraulichkeit zu ihm. Sowohl die Aussagen Über die den Menschen bedrängenden Geister, wie auch die Zuhilfenahme stoischer Begrifflichkeit stehen im Dienst dieser Intimität zu Gott, welche den frühjüdischen "Heiligen" kennzeichnen. Als Zusammenfassung dieser verschiedenen Aspekte kann exemplarisch das Unschuldsbekenntnis des Patriarchen Issachar dienen, welches formal selbständig ist (vgl. Tiss 3,1-6) und erst nach- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 3. 4 539 träglieh durch die Mahnung 7,7 zu einer Paränese ausgestaltet wurde 16 : Tiss 7,2-7 :~sser meiner Frau erkannte ich keine andere 17 , nicht hurte ich durch Erheben meiner Augen •. 3 Wein bis zur Verwirrung trank ich nicht. Alles Begehrenswerte des Nächsten begehrte ich nicht. 4 Arglist kam nicht auf in meinem Herzen, Lüge kam nicht über meine Lippen. 2 b. 5 Mit jedem geplagten Menschen seufzte ich, und den Armen gab ich von meinem Brot 18 Frömmigkeit Übte ich alle meine Tage, Wahrhaftigkeit hielt ich hoch. 6 Den Herrn liebte ich, und jeden Menschen aus meinem ganzen Herzen 19 • c. 7 Das und und und tut auch ihr, meine Kinder, jeder Geist des Beliar wird vor euch fliehen, keine Tat böser Menschen wird über euch herrschen, jedes wilde Tier werdet ihr euch unterwerfen. Ihr habt ja den Gott des Himmels bei euch, die ihr in Lauterkeit des Herzens mit den Menschen wandelt 20 . Das zu einer dreistrophigen Paränese gearbeitete Unschuldbekenntnis berührt in einer ersten, negativen Reihe die Themen Unzucht, Weingenuss, Habgier, List und Lüge, während in der zweiten, positiv gewendeten Reihe die "Werke der Frömmigkeit", 16) 7,2-6 besteht aus einer negativen (7,2-4) und positiven .(7,5-6) beschreibenden Reihe in 2 Strophen. Sie sind ein "Unschuldsbekenntnis, das nicht von vorneherein auf die Gestalt des Issachar zugeschnitten ist. Die Aussagen erinnern ganz allgemein an die zehn Gebote oder an ethische Weisungen des Gesetzes oder der Weisheitsliteratur. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Reihe nichts anderes als das katechismusartige Vorbild für das Unschuldsbekenntnis eines Frommen überhaupt ist" (ASCHERMANN, Parän. Formen 67); vgl. BECKER, Untersuchungen 343-346; Testamente 84; auch VON RAD, Die Vorgeschichte 290f. 17) ßASl; a zieht mit 7,lb zusammen; vgl. CHARLES, Text 114; BECKER, Untersuchungen 343, Anm. 5. 18) ßsl fügen weiterführend an: Nicht ass ich allein. Die Grenze löste ich nicht auf. 19) Die Verse 5f. sind nach a übersetzt, welches kürzer und klarer strukturiert und so zwei Strophen a 6 Zeilen erreicht. Ob dies die ursprünglichste Form ist, sei dahingestellt. 20) Nur hief haben cru~nopEu6~EVOL. öac: cru~nopEu6~Evov ist wohl, wie TJud 24,1; TDan 5,13; TNaf 8,3 nahelegen 1 christliche Abänderung, doch vgl. die gegenteilige Ansicht von DE JONGE, Testaments 35. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3.4 540 gepaart mit der Wahrheit (vgl. aramTLev 85), zum Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe hinführen. Die paränetische Auswertung besteht nur in einem kurzen Aufruf zur Tat, worauf dann die Verheissungen folgen. Wie schon in TBen 5,lf. und TNaf 8,4. 6 (s.o. Kap. 2.3.1) werden dabei die drei Bereiche aus denen einem BÖses zustossen kann, nämlich die bösen Geister, Menschen und Tiere, genannt und unter die Herrschaft des Menschen gestellt. Und wie in den beiden Tugendporträts von TEen und Tiss wird die Intimität zu Gott als zentralster Gewinn angeführt. Dass am Schluss die &nAÖ•n~ als charakteristische Tugend genannt wird, erstaunt nach dem, was in Kap. 2.3.2 gesagt wurde, nicht mehr. In allen Paränesen wurden Spuren eines (zumindest) psychologischen Dualismus gefunden. Dies ist somit ein zweites· Merkmal, das die Autoren dieser Paränesen unter sich teilen. Obwohl öfters unterschieden wird zwischen den psychischen "Geistern" der Leidenschaften und der erst sich dahinter öffnenden, transzendenten Doppelwelt des Kyrios und des Beliar (vgl. bes. TGad 4,6f.; s.o. Kap. 2.2.6), kann nicht von einem ontologischen Dualismus gesprochen werden. Beliar ist in jedem Fall und grundsätzlich unterlegen, wenn nur der Mensch sich seinem Herrn in reiner Gesinnung zuwendet. Aber diese Spannung gibt den ganzen Paränesen ihren dramatischen Rahmen : Sie sind nicht einfach langweilige Sammlungen von Vorschriften und Mahnungen, welche sich nach der Unlogik der Spruchkollektionen folgen, sondern sie sind Anweisungen zum Bestehen des Kampfes, Instruktionen zum Ueberleben als gläubiger Jude. Den Autoren dieser Paränesen war es nicht mehr möglich, nur Sachverhalte in präzise Formen zu bringen und es dann der Einsicht des Weisen zu Überlassen, sein Leben danach zu gestalten. Sie mussten den Ernst der EntScheidung mit ins Wort und damit ins Bild bringen : Gott und Beliar sind die beiden ungleichen Folien, welche dem täglichen Kleinkrieg des Gerechten, des Einfachen, des Guten die richtigen Konturen geben http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 3. 4 TJud 20,1-4 541 21 1 Erkennt nun, meine Kinder : Zwei Geister widmen sich dem Menschen, der (Geist) der Wahrheit und der (Geist) des Irrtums. 2 Dazwischen aber ist der (Geist) des einsichtigen Verstandes, der sich dorthin neigen kann, wohin er will. 3 Doch das (Wirken) der Wahrheit und das des Irrtums sind in das Innere des Menschen geschrieben, und jedes einzelne von ihnen macht der Herr offenbar. 4 So gibt es keinen Zeitpunkt, zu welchem die Werke der Menschen verborgen sein können, denn in sein Inneres sind sie vor dem Herrn eingeschrieben. 22 Was geschieht in diesen Texten mit der Weisheit ? Wird sie durch die Einordnung in den ideologischen Zusammenhang der Geisterlehre entwertet, ihrer Einsichtigkeit beraubt ? Verliert sie ihren Bezug zum konkreten Leben mit den Problemen, die es zu bewältigen gilt ? Werden die Mahnworte der ursprünglichen Paränesen durch ihre Einordnung in den literarischen Kontext der Test XIIPatr um ihre Evidenz und Eindringlichkeit gebracht ? Beiden Einordnungen ist es zu verdanken, dass die weisheitliehen Texte der Test XIIPatr Überhaupt eine Ueberlebenschance hatten und Potenzen entfalten konnten, welche sonst - wenn es gut geht in einer jener zahlreichen Gnomologien der Antike, die wir o. Kap. I I I. 5.1 vorgestellt haben, _anonym und kärglich weiterexistiert oder -vegetiert hätten." Beide Einordnungen vernichten zudem keineswegs den Erfahrungs- wert, der den Paränesen innewohnt. Sie verankern ihn in verr schiedene Richtungen, einmal in die metapsychische Realität des Geisterkampfes und einmal in den das Individuum übersteigenden Kontext der Patriarchengeschichte. Aber so wie gerade 21) Die Uebersetzung folgt~. welches schon CHARLES, Text 95, Anm. 7, vorgezogen hat. a ist besonders in 20,2-4 verkürzt und korrupt. - Die sechsrnalige Parataxe ist in der Uebersetzung sinngernäss aufgelöst. 'a 22) ~: tv o'nßE" ßo,8wv; a: o'nßn 'WV oo,{wv aO,ßv. Wahrscheinlich liegt, wie in Vers 3, ein unverstandener semitischer Ausdruck mit O~V in der Bedeutung "selbst" (vgl. Ex 24,10; Ijob 21,23) zugrunde. Da o,f\ßo~; nach Ex 26,30; 28,23 auch die Uebersetzung von ~~ sein kann und in der Pluralform (vgl. a) sowieso "Inneres 11 , "Herz" heissen kann, ist es keineswegs nötig, den Ausdruck mit dem massiven Wort "Brustknochen" zu übersetzen, vgl. SCHNAPP, APAT II, 476; BECKER, Testamente 74. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V.3.4 542 die Patriarchengeschichten einen willkommenen Anlass bieten, um einen Erfahrungshintergrund par excellence für die Paränesen anzuführen, so bleibt selbst in TJud 20, dieser ausdrücklichen Geisterlehre der Test XIIPatr, "der (Geist) der Einsicht des Verstandes" die kritische Mittelinstanz, von deren "Hinneigung" die Zugehörigkeit des Menschen zum Geist der ·wahrheit oder zum Geist des Irrtums abhängt. Die Erfahrung des Patriarchen gibt den Boden für die Paränesen, der Kampf der Geister gibt ihnen Virulenz, umso mehr natürlich, als sie durch diesen apokalyptischen Anstrich in die Nähe jener apokalyptischen Einschübe geraten, die von der Besiegung Beliars erzählen (vgl. TJud 25,3-5; TDan 5,9b-13), dann aber auch von der paradiesischen Heilszeit, von Gericht und Himmel (TLev 3,1- 4,1; TBen 10,6-10), vom Endkampf mit den Feindvölkern (TSim 6,3-6.7), vom endzeitliehen Priestermessias (TLev 17,1- 18,9) und dem neuen Jerusalem 23 (TDan 5, 12f.) • Diese farbigen Bilder fehlen aber in den Paränesen durchwegs; Gott und Beliar, bzw. die Engel Gottes und die Engel Beliars sind in den Paränesen vergleichsweise diskrete Agenten der guten und bösen Welt. Manchmal hat man sogar den Eindruck, sie seien zur Dramatisierung eingetragen worden; die Analyse der ausführlichen Paränese vom doppelköpfigen Uebel von Zorn und LÜge in TDan 2,1 - 5,1 hat diesen Eindruck an einem Beispiel auch bestätigt (s.o. Kap. 2.2.5). Es wäre aber verfehlt, wenn man versuchen würde, das Element des Geisterkampfes aus den Paränesen zu entfernen. Gerade in ihrer Unauffälligkeit gehören die guten und bösen Geister zum Charakteristischen dieser Paränesen, und sie können nur gewaltsam aus dem weisheitliehen Kontext gelöst werden. Die Weisheit der Autoren der Paränesen der Test XIIPatr war eben wesentlich von diesem Gegensatz geprägt; er ist das Merkmal ihrer zeitlichen und geistesgeschichtlichen Einordnung. Die eigentliche Begründung der Imperative liegt aber, wie zu Beginn dieses Kapitels angedeutet wurde, weder in der Einordnung 23) S. o. Tab. 10, Ziff. III; auch die Liste bei BECKER, Untersuchungen 404. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. V. 3·.4 543 in die Patriarchengeschichte noch in der Dramatisierung durch die Geisterlehre. Sie liegt vielmehr in der •O:!;L~, "in welcher Gott alles gut geschaffen hat" (TNaf 2,8a), und die es zu bewahren gilt. TNaf 2,2-7 (s.o. Kap. 2.5.1) beschreibt Gott im Bild des Töpfers : Er kennt die Eigenschaften seines Materials und baut den Menschen in einem durchdachten Gleichgewicht von kÖrperlichen und geistigen Fähigkeiten. Darin ist der Mensch etx~v 1:0u 8eo0, darin zeigt sich auch die Transparenz des Men- schen, der nach Gottes Schöpferwillen lebt (2,6a.b). In der Verunstaltung dieses Meisterstückes von Gottes harmonischer SchÖpfungskraft durch die in den Paränesen bezeichneten Laster verstösst der Mensch gegen die Abgewogenheit der Schöpfung überhaupt (vgl. 2,3b), besonders aber gegen seine eigene Gottebenbildlichkeit (2,5b). Warum lasterhaftes Verhalten dann auch zum Götzendienst hinführt (vgl. TRub 4,6; TSim 5,3; TJud 18,3), begründet TNaf 2,8-9; 3,2-5 (s.o. Kap. 2.5.2) mit der eindrücklichen Lehre, dass die tiefste Verkehrung der Ordnung gerade in der Verwechslung des Schöpfers mit dessen Geschöpfen (Stein, Holz; Firmament, Erde, Meer; vgl. 3,3.4a) besteht 24 • Die grösste iha!;(a ist es deshalb, in der Schöpfung "den Herrn, der dies alles gemacht hat" (3,4a) nicht zu erkennen. Wir stehen damit mitten in einer weisheitliehen Explikation des Schöpfungsglaubens auf das menschliche Verhalten. Dieser RÜckbezug auf die Schöpfungsordnung ist eine der zentralsten Gemeinsamkeiten der Autoren der Paränesen und Lehrtexte der Test XIIPatr. Es können noch folgende gemeinsame ZÜge angeführt werden : - Hand in Hand mit der Einschärfung der Tugenden geht die Tendenz zum aszetischen Rigorismus, der seinen schärfsten Ausdruck in den Paränesen zur Unzucht, welche an Misogynie grenzen, und im Rat zur totalen Abstinenz findet. - Die Präsenz der biblischen und frühjüdischen Weisheitslitera24) Die Lächerlichkeit dieses Unternehmens wird in den spätbiblischen und frühjüdischen Texten immer wieder dargestellt: l'leish 13-15; Jer 10,1-9; Jes 44,9-20; EpJer; Jub llf.; auch ZusDan, Anfügung 2: Bel und der Drache. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 544 Kap. V.3.4 tur ist überall deutlich zu spüren. Sie ist die bestimmende Kraft, obwohl nirgends eines der Weisheitsbücher zitiert wird. - Formal sind alle Paränesen durch die von ASCHERMANN herausgestellten Reihenbildungen geprägt, welche im Vergleich zur biblischen Weisheit als neue Form "stereometrischer Definie25 rung" angesehen werden kÖnnen. Die Tendenz zur Ausführlichkeit, die sich schon in den häufigen Erweiterungen der Reihen zeigt, ist deshalb als Versuch zu verstehen, die Leidenschaften möglichst in ihrer ganzen Breite zu erfassen. Dazu bedienen sich die Paränesen oftmals auch weisheitlicher Materialien, die aus der Popularphilosophie der Stoa kommen. In den Paränesen und Lehrtexten tritt uns also eine recht gut beschreibbare Gruppe von Weisen entgegen, welche sich ähnlicher Vorstellungen bedienten, sich in vielen formalen Eigenheiten trafen und vor allem das gleiche Anliegen vertraten. Es ging ihnen um eine gute Lebensgestaltung als gläubige Juden in einer Zeit und Welt, die nicht mehr selbstverständlich aus israelitischjüdischen Traditionen lebte, denen aber aus diesen z.T. schon weit zurückliegenden Lebens- und Glaubenslehren manches hilfreich sein konnte. Dass sich unsere Autoren der literarischen Form der Mahn- und Lehrgedichte bedienten und damit die alte weisheitliehe Tradi.tion der "Lehren" weiterführten und auf originelle Weise in frühjüdischer Zeit aktualisierten, wissen wir nur wegen ihres Ueberlebens innerhalb der Test XIIPatr. Gewiss können auch noch in anderen Texten aus frühjüdischer Zeit solche weisheitliehe Miniaturen herausgestellt werden. Bei der Besprechung apokalyptischer und qumranischer Weisheitsmaterialien wurde schon auf viele solche weisheitliehe Texte hingewiesen (s.o. Kap. !.2 und 3), doch wären auch die PsSal, bes. Kap. 5; 10; und 18,10ff., das· weitere apokryphe Psalmengut und die zerstreuten, weisheitlieh geprägten Gebete 26 beizuziehen. Die Paränesen und Lehrtexte 25) Vgl. VON RAD, Weisheit in Israel 26.43. 26) Bes. Ps 154 (= Syr II; llQP_sa XVIII); viele Stücke aus den Hodajot (vgl. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I Kap. V.3.4 545 Test XIIPatr mögen hier aber als Beispiel für diese Form von Weisheit in frühjüdischer Zeit genügen. Sie bezeugen als prominente Texte in Uebernahme und Neuschöpfung weisheitlicher Materialien und deren Gestaltung zu lebensbezogenen und eindringlichen Lebenshilfen auf vielfache Art den Weitergang der Weisheit Über die spätbiblische Zeit hinaus bis in die rabbinische und christliche Epoche. Kap. !.3.4 B); ZusEst C,1-11 (Gebet des Mardochai); C,12-30 (Gebet der Ester); ZusDan 3,26-45 (Gebet des Asarja); OrMan. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) VI. RUECKBLICK UND AUSBLICK 1. RUECKBLICK : FRUEHJUEDISCHE WEISHEIT, FRUEHJUEDISCHE WEISE Weisheitliehe Traditionen gingen in frühjüdischer Zeit auf vielfältigen und zum Teil unerwarteten Wegen weiter und bildeten so, Über viele Brüche und Metamorphosen hinweg, ein neues Kapitel in der "Geschichte der Weisheit" im Bereich des Jahweglaubens. Es geht jetzt, nachdem die Materialien vorgestellt, diskutiert und situiert wurden, darum, in vereinfachenden Strichen die verschiedenen Richtungen nachzuzeichnen, in welche die Wege weisheitliehen Reflektierens, Sprechens und Schreibens in frühjüdischer Zeit liefen. 1.1 Reflexion Über Offenbaren und Erkennen anhand der Weisheitsspekulation (Kap. I) In den für die Bildung des Judentums vitalen Auseinandersetzungen der frühjüdischen Zeit haben sich Gruppen gebildet, die ihrer Konzeption von authentischem Glauben in einer weisheitliehen Terminologie Ausdruck gaben. Grundlegende Errungenschaft dieser Zeit war die Identifikation der schillernden Gestalt der 'Weisheit' (als Personifikation, mythische Gestalt oder Hypostase) (547) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 548 Kap. VI.l.l mit dem klar abgrenzbaren schriftlichen Korpus des mosaischen Gesetzes, welche eine gegenseitige Durchdringung der ursprünglich getrennten Eigenschaften der'Weisheit' einerseits und der Tora andererseits zur Folge hatte (Kap. I.l). Neben dieser Tora als Inbegriff der Weisheit Gottes, die in Meditation und Schriftauslegung entfaltet werden konnte, wurde aber noch ein weiteres Quellgebiet von Weisheit freigelegt. Durch die Teilnahme an der heiligen Ratsgemeinde Gottes bekam der einzelne begnadete Seher oder die Gruppe der Auserwählten Einblick in die geheimen Ratschlüsse, die Gott Über den Lauf der Geschichte, aber auch über alle anderen mysteriösen Sparten des menschlichen Lebens und der Abläufe der Natur hegt (Kap. I.2). Zur Schriftgelehrten Tara-Weisheit kam so die visionäre Weisheit des Apokalyptikers, der zwar die Weisheit der Tora nicht in Frage stellte, aber, von seiner stärkeren Bedrängnis und seinem grösseren Anspruch getrieben, hinter Mose zurückgriff in die vorgeschichtliche und überzeitliche Sphäre henoch'scher Geheimwissenschaft. Die Schriften von Qumran (Kap. I.3) gaben unmittelbaren Einblick in eine solche auserwählte Weisheitsgemeinde. Diese beiden Typen stellen die vitalsten Formen frühjüdischer Weisheitsreflexion dar und können als Neubelebung des altorientalischen Schöpfungsordnungs-Denkens angesehen werden. In einer Zeit, in der ganz neue Vorstellungen von Ordnung und Kohärenz in der Welt und im Menschen entstanden, mussten die antiquierten Kategorien einer abstrakt gewordenen Weltordnung "brauchbareren" Vorstellungen von Ordnung weichen, falls die chaoti- schen Zustände, unter denen man lebte, noch Sinn haben sollten Weisheit also noch möglich sein sollte. Der Pharisäismus und die apokalyptischen Bewegungen haben im Kampf mit den konkreten geschichtlichen Gefährdungen der frÜhjÜdischen Zeit diese "neue Weisheit" geschaffen. Beide haben ihre geschichtliche Relevanz einerseits im frühen Rabbinismus, andererseits in der jesuanischchristlichen Bewegung bestätigt bekommen. Eine dritte Form frÜhjÜdischer Weisheitsspekulation bildete sich in der akademischen Auseinandersetzung mit der Geisteswelt http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I Kap. VI.l. 2 549 des Griechentums heraus, die mit Aristobulos begann und bei Philo seinen HÖhepunkt und (frühjüdischen) Abschluss fand. Sie zeigte sich in der Verbindung der ao~Ca vor allem mit den grossen Begriffen nvEu~a (Weish) und AbYOG (Philo) , der zwar im Judentum wenig Erfolg beschieden war, die der christologischen Reflexion der Alexandriner jedoch wichtige Ansatzpunkte vermitteln konnte. 1.2 Weisheitliehe Interpretation des Volkes Israel und seiner grossen Gestalten (Kap. II) Gleichzeitig zu den drei genannten Weisheitskonzepten, die von professionellen Theologen und Philosophen ausgedacht, formuliert und geläufig gemacht wurden, entwickelte sich bei den sogenannten frühjüdischen Historikern, Exegeten, Poeten und Romanciers eine ganz andere Form von Weisheitstheorie. Mit guten Ansatzpunkten in den biblischen Texten (Salomo; Dtn 4,6-8; Ps 119,97100; s. TEXTE 9.10), aber vor allem dank ihres historischen und exegetischen Rüstzeugs und ihrer phantasievollen Kombinatorik bauten sie an einem neuen weisheitliehen Selbstbewusstsein Israel als Mutter aller Weisheit, Kultur und Zivilisation, und die grossen Gestalten von Abraham bis Salomo als die initiatorischen Weisen (Kap. II.l). So wird nicht mehr neben und im Gegensatz zu der Weisheit der Welt eine bessere Quelle höherer Weisheit ausfindig gemacht, sondern diese Weisheit der Welt selbst als Folge der Überfliessenden Weisheit Israels deklariert. Diese "salomonische Traditionslinie", wie wir sie nach Salomo, dem Prototyp der Übrigen Weisengestalten, genannt haben, besagt intensivstes und extensivstes Wissen weltlicher, unter- und Überweltlicher Art und zeigt sich somit unübertreffbar im Disput, in der Magie und im Wunder (Kap. II.2). Und diese unübertreffbare Weisheit ist nicht nur eine Qualität der Vergangenheit, sondern ist bis in die frühjÜdische (und dann auch rabbinische) Zeit hinein im Volke Israel weiter präsent. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 550 Kap. VI.l.3 Die Rätselwettkämpfe und sympotischen Wettspiele (Kap. II.3) dokumentieren dies auf etwas süffisante Weise : Salomo sind wir Der alte Weise wird zur apologetischen Figur - oqer vielleicht. besser zum Ideal- und Trostbild innerjüdischer weisheitlicher Aufrüstung in einer Zeit, als die Weisen der Welt im jüdischen Volk nicht mehr ein Volk von Philosophen (s. Kap. II.l.5, Anm. 37) sahen. 1.3 Pflege der Logienweisheit (Kap. III und IV) Spruch, Mahnwort und Rätselwort sind die drei Grundformen weisheitliehen Formulierens (Kap. III.l). In der bewahrenden Gattung der ~oyoL ao~wv, wie sie sich in zahlreichen Logienkollektionen darstellt, hat diese weisheitliehe Tätigkeit auch in frühjüdischer Zeit ihren Fortgang gefunden. Viel Logienweisheit aus israelitischer Zeit ist darin bewahrt geblieben, viele neue Einsichten und Mahnungen wurden darin prägnant formuliert. Im engeren Bereich der pharisäisch-rabbinischen Tradierung konnten anhand der Traktate Abot und Abot de Rabbi Natan A und B weisheitliehe Kollektionen bis ins 1. Jhd. n. zurück aufgezeigt werden (Kap. III.2). Im Rahmen der Toraweisheit, die hin und wieder bemerkbar wird, wurde die menschliche Weisheit der grossen Rabbinen in Form von Leibsprüchen gesammelt und zur Weisheitslehre gestaltet. In der talmudischen Literatur ist in unendlicher Vielfalt Aehnliches festzustellen (Kap. III.3) : Zwar nicht mehr zur Grasskollektion versammelt wie in Ab und AbRN A.B haben sich viele kleine und kleinste Gruppen und Nester weisheitlicher Worte erhalten, in denen 'rechtes Leben' auf handfeste Weise und ohne grosse theoretische Rücksichten gelehrt wurde. Erst nach dem grossen Schub der halachischen Definierung jüdischen Lebens traten dann wieder Weisheitslehren, jedoch in der domestizierten Form der Derek-Ere~-Traktate oder im Rahmen später Testamente auf. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I i Kap. VI.l. 4 551 Einen weniger gradlinigen Verlauf nahm die Logientradition im weiteren Bereich des hellenisierten Judentums, wo nicht nur die "Weisheit der Väter" für den eigenen Bedarf zusammengestellt wurde, sondern eigene mit fremder Weisheit auf verschiedene Weise miteinander zusammengebracht werden musste. Bei Josephus und Philo konnte anhand der Gesetzesapologien mitverfolgt werden, wie sich mosaische Weisheit mit griechischer Fundamental-Ethik verband, wobei ähnlich wie bei den Historikern, Exegeten usw. die im Gesetz präsente Weisheit Gottes und seines Volkes die absolute Priorität zugesprochen bekam. Inhaltlich war allerdings vieles direkt übernommen (Kap. III.4). Diese ausweitende Geste bekam in Pseudo-Phokylides und vielleicht auch in Pseudo-Menander ihre Wendung in die Pseudepigraphie. Ob zur literarischen Bedarfsdeckung griechischer Juden, aus apologetischen Zwecken oder zur eigenen Erbauung, der Schritt in die Welt der griechischen Gnomalegien (Kap. III.5.1) wurde in Alexandrien gemacht und brachte dort diese Halbprodukte jüdischer Weisheit, PseuPhok und PseuMen (Kap. III.5.2 und III.6), hervor, mit denen wir an den Rand des Judentums überhaupt gelangten. Die Achikartraditionen, die wegen ihrer komplexen Traditionsgeschichte ein eigenes Kapitel beanspruchten (Kap. IV), umschrieben dann den grossen Raum internationaler Logienweisheit, in welchem frÜhjÜdische Weisheit als ein Strom unter anderen Strömen mitfloss und schliesslich in den christlichen Mönchsbibliotheken und den islamischen Märchensammlungen ein anonymes Dasein fristete. 1.4 Weisheitliehe Paränese und Lehre in der Testamentenliteratur (Kap. V) Die "Lehre eines Vaters an seinen Stiefsohn", welche in den Achikartexten erhalten blieb, hatte im Frühjudentum keine grosse Resonanz, weil sich dort die Testamentenliteratur als spezifisch http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 552 Kap. VI.l. 4 frÜhjÜdische Form für solche mahnende Lehrvorträge herausgebildet hatte (Kap. V.l). Anhand des grössten dieser Testamente, der Test XIIPatr, konnte noch eine recht stattliche Anzahl solcher weisheitlicher Grosskompositionen in Form von Tugend- und Lasterparänesen (Kap. V.2.2 und 2.3), eines doppelt -Überlieferten Mahngedichtes (2.4) und verschiedener Lehrtexte (2.5) herausgestellt werden. Darin wurden die Umrisse von frühjüdischen Weisen sichtbar (Kap. V.3), deren Anliegen es war, eine Lebensweisheit anzubieten, die dem nicht-pharisäischen und nicht essenisch-qurnranischen, also dem grösseren Teil des jüdischen Volkes im hellenisierten Palästina von Nutzen sein konnte. Ihre Verbindung von hellenistischer Ethik und östlichen Dualismusvorstellungen mit biblischem Gedankengut brachte einen für damals sehr modernen Typ von Weisheit hervor. Diese herkunftsmässig und formal selbständigen weisheitliehen Texte wurden dann durch die Einordnung in die Test XIIPatr mit dem vorbildlichen oder abschreckenden Leben der Patriarchen verbunden und zwischen die andrängenden Mächte des Guten und des Bösen gespannt. Sie bekamen so in der Geschichte des Volkes Israel einerseits und in der grossen metahistorischen Szene des dualistischen Kampfes andererseits eine zusätzliche Verankerung und Kohärenz. Die Test XIIPatr konnten so als Beispiel dafür stehen, wie in frühjüdischer Zeit alte weisheitliehe Traditionen aufgenommen, aktualisiert und im sichernden Rahmen der literarischen Grossform "Testament" bewahrt wurden. An der schwierigen "jüdisch-christlichen" Traditionsgeschichte der Test XIIPatr kam das weitere weisheitsgeschichtliche Problem vom Verhältnis der jüdischen zur christlichen Weisheit, das schon öfters angedeutet wurde, unübersehbar zum Vorschein. Wo hört frühjüdische Weisheit auf und wo beginnt die christliche ? Aus der Uebersicht des RUECKBLICKS soll sich deshalb abschliessend der Blick auf die christliche und dann auch jesuanische Beschäftigung mit der Gestalt der 'Weisheit', mit weisheitliebem Logiengut und weisheitlieber Paränese richten. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 2, AUSBLICK : CHRISTLICHE WEISHEIT, JESUANISCHE WEISHEIT Die gerade formulierte Frage nach dem Trennstrich, der zwischen frühjüdischer und urchristlicher Weisheit verlaufe, ist eine schlechte Frage, weil sie auseinanderfrägt, was zusammengehört. In allen Kapiteln dieser Arbeit war ja schon eine beständige Grenzüberschreitung in den christlichen Bereich entweder vorn Stoff her gegeben, oder doch in versucherischer Nähe, sei es, weil es um Texte ging, die eine intensive Ausbeutung in der neutestamentlichen und frÜhkirchlichen Christologie erfuhren (Kap. I.l und 2), oder zu denen in der christlichen Literatur sehr ähnliche Literaturformen zu finden sind (vgl. Kap. III), sei es, weil viele dieser Texte Überhaupt nur in den Exzerpten der christlichen Schriftsteller, besonders des Clernens und des Eusebius, Überlebten (Kap. II) oder nur in christlicher Rahrnung (Kap. IV) oder Umgestaltung (Kap. V) vorliegen. Diese Grenzüberschreitungen sind weisheitsgeschichtlich signifikant : sie sind von Sachverhalten bedingt, welche jetzt noch Über- und ausblicksrnässig hervorgehoben werden sollen. Es muss vorerst um die Frage nach der Kontinuität vori Weisheitsreflexion, weisheitliehen Logienrnaterialien und weisheitliehen Mahn- und Lehrreden von der frühjüdischen in die urchristliche Zeit gehen. Die wichtigen Unterschiede und fundamentalen Neuorientierungen sind dabei in und aus dem weisheitsgeschichtlichen Kontinuum zu begreifen. Ohne es "verdirbt das Christenturn !" 1 1) MUSSNER, Der Jakobusbrief 26 (auf "die grosse 'jÜdische' Tradition im Brief" bezogen). (553) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 554 Kap. VI. 2.1 2.1 Christliche Weisheit Methodisch muss die Frage auf der Ebene der christlichen Gemeinden einsetzen, will man nicht in kleinerem Mass dem gleichen Fehler verfallen, den H.H. SCHMID mit seinem Sprung aus dem Alten direkt ins Neue Testament (s. Einleitung) gemacht hat. Es ist zwar anzunehmen, dass Jesus und seine JÜnger, die ja im beschriebenen "weisheitlichen Milieu" des Frühjudentums aufwuchsen und wirkten und eine weitere frÜhjüdische Bekenntnisgruppe bildeten, auch ihrem Selbstverständnis in weisheitliehen Kategorien Ausdruck gaben und ihre Lebensweise von der neuen Perspektive her in Lehre, Mahnung und Spruch darstellten; die uns zur Verfügung stehenden Schriften müssen aber zuerst einmal als Ausdruck einer zweiten, vom Ursprung durch wesentliche Weiterentwicklungen getrennten Generation bewertet werden. In den rabbinischen und qumranischen Schriften ist das auf weite Strecken auch der Fall, und es konnte immer nur im Rahmen der entsprechenden Gemeinden nach Einzelpersonen wie Hillel oder den Lehrer der Gerechtigkeit zurückgefragt werden. Die christlichen Gemeinden dieser zweiten Generation kann man sich aber nicht vielfältig genug vorstellen2 : Neben dem palästinischen Judenchristentum der Jahrzehnte vor der Zerstörung des zweiten Tempels (Gemeinden um Jakobus und Petrus; die Q-Gemeinde) stehen die zahlreichen Gemeinden von Heidenchristen in Kleinasien, Griechenland und Rom, welche durch Paulus, seine Mitapostel und seine Konkurrenten ins Leben kamen. Nach 70 n. hielten sich im Östlichen Jordanland eine Zeit lang die judenchristliehen Gruppen nomistischer (Nazaräerevangelium) und gnostischsynkretistischer Richtung (Ebionäerevangelium, Hebräerevangelium, Buch Elchasai, Kerygmata Petrou), während in Ostsyrien und Aegypten ein gnostisiertes Christentum, wie es sich in der Themasliteratur, bei den ältesten christlichen Gnostikern und wohl auch bei einigen Texten von Nag-Hammadi zeigt, bis gegen das Ende des 2. Jhd.s n. dominant war3. 2) Dass am Ursprung des Christentums eine Vielzahl christlicher Bewegungen stand, welche nur zäh - durch Integration und Elimination - der Grosskirehe wichen, hat HILGENFELD, Die Ketzergeschichte des Urchristentums (1884), mit_viel Material belegt; BAUER, Rechtgläubigkeit und Ketzerei (1934), hat diese Bewegungen aus der seit patristischer Zeit herrschenden Bewertung als christliche Häresien herausgeholt und sie als die im Frühchristentum dominanten Christengruppen erwiesen. KOESTER, Gnomai diaphoroi 107-146, hat neulich diese Sicht der wesentlich differenzierteren Quellenlage·\l::)is 1968) dienstbar gemacht.- Synthetische Sicht bei GOPPELT, Die·apostolische und nachapostolische Zeit 80-103. 3) Texte bei HENNECKE/SCHNEEMELCHER, Ntl. Apokryphen I, 75-108 (Evangelien); II, 63-80 (Kerygmata Petrou); 297-372 {Thomasakten); 529-532 (Das Buch des Elchasai). Zu den gnostischen Texten siehe in: Die Gnosis I, bes. 47-59; The Nag Hammadi Library (1977) (erste gesamthafte Uebersetzung der 1948 entdeckten Bibliothek). Ob die Nag Hammadi Texte für die Zeit vor 300 n. als Belege herangezogen werden dürfen, ist methodisch noch nicht geklärt; vgl. vorerst die Chronologie bei RUDOLPH, Die Gnosis 402-404. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.1 555 Wie immer sich diese urchristlichen Gruppen verstanden, sie waren auf gewisse Regeln für die Gestaltung des Gemeindelebens, aber auch des persönlichen Lebens der Gemeindemitglieder angewiesen, wenn sie nicht enthusiastische, punktuelle Bewegungen werden wollten; sie mussten zudem ihre neue Lebensweise als Christen in irgendeiner Weise auf Jesus oder dessen Apostel zurückführen, wenn sie nicht als rein spekulatives Philosophengremium dastehen wollten; und sie mussten schliesslich der Gründergestalt ihrer Denk- und Lebensweise - wie weit entfernt diese auch immer vom historischen Jesus gedacht wurde - die Idealform ihrer Denk- und Lebensweise beilegen, wenn sie keine völlige Diskontinuität zwischen normativem Anfang und JetztZustand zulassen wollten. Jede der zahlreichen Gruppen hat diese Probleme auf ihre eigene Art und Weise gelöst - oder auch nicht gelöst. Die folgenden Ueberlegungen wenden sich vor allem jenem Schrifttum zu, das geographisch in den grossen fruchtbaren Halbmond des Christentums, von Jerusalem nach Rom, zu situieren ist, und mehr oder weniger in der Entwicklung hin zur westlich orientierten Gesamtkirche steht. Trotz der schnellen Ablösung des Christentums von der palästinischen Mutterkirche und der immer klareren Abgrenzung gegen alle Formen des Judentums, haben ja in diesem Schrifttum, entwicklungsgeschichtlich bedingt, die frühjÜdischen Elemente am deutlichsten überlebt. "Die Gemeinden sind nun zwar so gut wie Überall äusserlich von den Synagogen geschieden, aber der E i n f 1 u s s j ü d i s c h e r T r a d i t i o n wird von der dritten Generation an stärker als zuvor. Das Christentum greift, da es sich jetzt auf Dauer in der Welt einrichten muss, nach Vorstellungen und religiösen Lebensformen, die von der atl.-jüdischen Gemeinde in der gleichen Lage entwickelt worden waren. Daher ist es offen für einen Strom jÜdischer Tradition, der auf die Gestalten der Liturgie, der Verfassung und der Sitte und selbst auf die Theologie einwirkt; im 1 Clem z.B. ist der Einfluss der westlichen Diasporasynagoge, bei Hermas essenische Tradition und bei Papias palästinische Apokalyptik mit Händen zu greifen. Insbesondere saugt das Christentum vieles von der apokalyptischen und später 4 von der hellenistischen Literatur des Judentums auf." GOPPELT's Gesamtbeurteilung der traditionalen Kontinuität zwischen Frühjudentum und Frühchristentum wird hier gerne Übernommen. In diesen Schlussüberlegungen5 geht es jedoch darum, die Frage im Zusammenhang mit den vorausgehenden Kapitel I bis V zu stellen und so auf die Kontinuität weisheitlicher Traditionen 4} GOPPELT, Die apostolische und nachapostolische Zeit 82. 5} Sie stellen einen konzentrierten Auszug aus einem ausführlichen Beitrag dar, den ich in Bälde zu veröffentlichen gedenke. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 556 Kap. VI.2.1.1, Ziff. a zu beschränken. Dabei wird sich zeigen, dass frühjüdischer Einfluss keineswegs erst seit der 3. Generation in starkem Masse zu finden ist, sondern frühjüdische Weisheitstraditionen von Anfang an das entstehende Christenturn auf der Ebene der christologischen Reflexion (Kap. 2.1.1), bei der Gestaltung der christlichen Logoi Sophon Traditionen (Kap. 2.1.2), und bei der Erarbeitung von paränetisch-lehrhaften Kornpositionen (Kap. 2.1.3) aktiv mitgestaltet haben. 2.1.1 Weisheitliehe Christologie Seitdem BULTMANN zur Aufhellung des religionsgeschichtlichen Hintergrundes des Johannesprologs auf einen sogenannten SophiaMythos verwies, ist in der neutestamentlichen Forschung die Frage nach dem Beitrag der frühjüdischen Weisheitsspekulation bei der Entstehung und Ausbildung der Christologie immer klarer ins Bewusstsein gerückt worden 6 . Es stellten sich vor allem drei Textgruppen heraus, in welchen weisheitliehe Elemente zur Interpretation des irdischen Jesus und des nachösterlichen Jesus Christus zum Tragen kamen : a) Texte aus der Quelle Q und in deren Interpretation durch Mt und Lk7 In QLk 11, 49-5la Par Mt 23 ,34f., dem Wort der überzeitlichen 'Weisheit' über die Sendung und das Schicksal ihrer Bot~n, und in 6) Der religionsgeschichtliche Hintergrund 10-35. WILCKENS, Weisheit und Torheit (1959); Art.: ooq>(a, ThWNT 7 (1964), bes. 508-5.14, und auch SANDERS,· The NT christol. Hymns (1971), bes. 24f., führten diese Rekonstruktion eines Grundmythos weiter. Kritik bei MACK, Wisdom Myth and Mytho-logy 47-60; Logos und Sophia 20.21-107, welcher CONZELMANN's wichtige Unterscheidung "zwischen mythischem Stoff und reflektierender Mythologie" (Die Mutter der Weisheit 227) Übernimmt; ebenso SUGGS, Wisdom, Christology 42, Anm. 18; FIORENZA, Wisdom Mythology 29, Anm. 22.- Weiteres s.o. Kap. I.l, Anm. 8.13. 7) Wichtigste Literatur: FEUILLET, Jesus et la Sagesse divine (1955); BONNARD,· La sagesse en Personne annoncee et venue: Jesus Christ (1966); STECK, Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten (1967); CHRIST, Jesus Sophia (1970); SUGGS, Wisdom, Christology and Law (1970); HAMERTON-KELLY, Pre-Existence, Wisdom, and the Son of Man (1973); JOHNSON, Reflection on a Wisdom Approach (1974); ROBINSON, Jesus as Sophos and Sophia (1975). -zu Q speziell: LUEHRMANN, Die Redaktion der Logienquelle (1969); HOFFMANN, Studien zur Theologie (1972); SCHULZ, Q. Die Spruchquelle (1972); EDWARDS, A Theology of Q (19?6); POLAG, Die Christologie der Logienquelle (1977); KLOPPENBORG, Wisdom Chn.stology in Q (1978); JACOBSON, Wisdom Christology in Q (1978). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 557 Kap. VI.2.1.1, Ziff. a QMt 11,16-19 Par Lk 7,31-35, dem Gleichnis von den nicht zum Spiel gekommenen Kindern und dessen prophetisch-sophialogischen Deutungen wird Jesus als letzter und eschatologisch entscheidender Gesandter der'Weisheit'vorgestellt. Beidemale ist der Kontext eine polemische Auseinandersetzung mit den Pharisäern oder Schriftgelehrten. Die Verbindung des Bildes von der botensendenden'Weisheit'mit den Vorstellungen vom Prophetengeschick und vom Menschensohn bewirkt dabei eine starke Intensivierung des weishei tlichen Bildes.· Bei Mt wird durch Textänderung (Mt 23,34a) oder kontextuale Neubestimmung (vgl. ll,l9c mit 11,2) die Beziehung zwischen Jesus und der'Weishei~ bis zu einer quasi- identischen Nähe verstärkt. Eine explizite Identifizierung der beiden ungleichen Grössen, wie sie in Sir 24,23 und Bar 4,1 (TEXTE 11.12) mit dem Gesetz stattfand, ist jedoch nirgends vollzogen. Wenn die Quelle versucht, in QMt ll,25ff. Par Lk l0,2lf. die Offenbarung und Vermittlung "des Geheimnisses" zu beschreiben, benutzt sie die Form der Homologie und wählt sie als Kontext das intime Gespräch im Jüngerkreis. Das prophetische Motiv der Verkehrung der Weisheit und die apokalyptische Sprechweise vom Verbergen und Aufdecken erscheinen dabei als Folie aus der frühjüdischen Weisheitsreflexion, welche die Art und die Wirkung der Tätigkeit Jesu verdeutlicht. Das intime Gottesverhältnis Jesu wird dabe~ als Grund dafür gesehen, dass in Jesus das Ge- heimnis vollumfänglich präsent ist. Es qualifiziert ihn deshalb als den unüberbietbaren Vermittler. Die in den frühjüdischen Texten oft beschriebene (TEXTE 3-8.26-29) enge Beziehung zwischen der'Weisheit'und Gott findet in diesem Gottesverhältnis seine unerhört starke christologische Umdeutung. "Weisheit" bedeutet jedoch für die Jünger nach Mt 11,28ff. koptEvThom 90) Nachfolge des Jesus i~V, (vgl. Uebernahme seiner "leichten Last", wodurch die gängige Weisheit, die zwänge des Gesetzes und der Welt Überwunden werden können. Darin zeigt sich die eschatologische Dimension des jesuanischen Weisheitsrufes http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 558 Kap. VI.2.l.l, Ziff. b und spiegelt sich etwas von der aus vielen konkreten Zwängen befreienden Nachfolge Jesu 8 Die Weisheitschristologie in den Evangelien, die nur noch Spurenhaft zu erheben ist, steht somit ganz in der prophetisch-apokalyptischen (und eschatologischen) Linie der Weisheitsreflexion des Frühjudentums. Die Paradoxie, die die jesuanische Weisheitslehre und die Jünger als "Kinder der Weisheit" (QMt ll,l9c Par) wegen des Scheiterns und des Todes des Meisters bestimmte, konnte in dieser die Tragik einschliessenden Form der Weisheitsreflexion zum Ausdruck kommen. In der Zentrierung der frühjüdischen Traditionen auf Jesus und in der Verbindung der weisheitliehen Botengestalt mit der Prophetengeschicksvorstellung bekam das paulinische "Wort vom Kreuz" als Aergernis und Torheit für die Weisen (Juden und Heiden) und als "Gottes Kraft und Gottes Weisheit" für die Berufenen (lKor 1,18-25) einen frühen, nichtpaulinischen Ausdruck. b) Sophia-Mythologie in alten Christushymnen 9 Die in der neutestamentlichen Briefliteratur zerstreuten christologischen Hymnen und Hymnenfragmente Phil 2,6-ll; lTim 3,16; Kol 1,15-20; Eph 2,14-16; Hebr 1,3; lPetr 1,20; 3,18.22 und der Johannesprolog sind in neuerer Zeit von der religionsgeschichtlichen Forschung in engen Zusammenhang auch mit der sogenannten jüdischen Hypostasenspekulation gebracht worden 10 . Die so starke Bildgestalt der'Weisheit'konnte dabei in manchen hymnischen Aussagen wiedererkannt werden. Es ist zwar bei der heutigen Forschungslage nicht mehr geraten, von einem einheitlichen 8} Vgl. die auch in dieser Hinsicht interessanten Ausführungen von THEISSEN, Soziologie der. Jesusbewegung 33-90. 9} Wichtigste Literatur: GABATHULER, Jesus Christus (1965} (Forschungsgeschichte zu Kol 1,15-20}; SCHILLE, Frühchristliche Hymnen (1965}, bes. 12-15 (Forschungsgeschichte}; DEICHGRAEBER, Gotteshymnus (1967}; KEHL, Der Christushymnus (1967}; MARTIN, Carmen Christi (1967); RESE, Formeln und Lieder im NT 75-95 (1970} (Forschungsbericht}; SANDERS, The NT christol. Hymns (1971}; HOFIUS, Der Christushymnus (1976}. 10} SANDERS, The NT christol. Hymns 27-98, bietet den status quaestionis (bis 1971} der hauptsächlichen religionsgeschichtlichen Deutungsvers~che (Weishei~ Wort, Urmensch/Erlöser}. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.1.1, Ziff. b 559 Sophiamythos zu sprechen (s. Anm. 6), und auch ein weisheitlicher Mythisierungsprozess von der menschlichen Klugheit zur transzendenten Sophia scheint eine Konstruktion zu sein. Dass aber im Sinne der "reflective mythology" von FIORENZA 11 Elemente aus der alten Weisheitsspekulation mythologischer Art Übernommen und zugleich in ihrem mythischen Zug korrigiert wurden, ist wohl nicht zu bestreiten. Mit diesem differenzierten Verständnis lassen sich die urchristlichen Hymnen und Lieder auch heute noch zu Recht mit den palästinischen und alexandrinischen Weisheitstexten in Beziehung bringen : Ging es den palästinischen Weisen der frühjüdischen Zeit um die Neuinterpretation der altorientalischen Weisheitsgestalt als des dem Volk Israel oder dem einzelnen wahren Israeliten geschenkten Gesetzes (Kap. I.l) oder göttlichen Geheimnisses (Kap. I.2), so geht es jetzt um die Formulierung des unableitbar empfundenen Geschehens der Erniedrigung und Erhöhung Jesu Christi als des in Gottes Weisheit seit immer beschlossenen Heilsplanes. Ging es den alexandrinischen Theologen mit ihren Sophia- und Logosspekulationen um die Ermöglichunq des Verständnisses von Schöpfung, Offenbarung, Teilnahme an der göttlichen Erkenntniswelt und das dadurch bewirkte Heil, so geht es hier um die Beschreibung der unbegrenzten Bedeutungsfülle und der aktiven Präsenz Christi in Schöpfung, Erkenntnis- und Heilsordnung. Die sich in alle Dimensionen ausweitende Gestalt des Auferstandenen zog die theologischen Prädikationen des gesamten Frühjudentums über die 'Weisheit' (aber auch Über die Tora, den Logos und den "Ratschluss") an sich, sodass in den urchristlichen Hymnen und Lieder manchmal bis ins Detail der Formulierung die "reflektierte Weisheitsgestalt" wiederzuerkennen ist : Präexistenz, Schöpfungsmittlerschaft, Einsichtigkeit und Stimmigkeit der Schöpfung, Nähe und Ferne Gottes, Präsenz bei den Menschen und Entschwinden in die himmlische Sphäre, gnadenhafte Gabe an die Auserwählten und endzeitlich entscheidende Gestalt sind solche aus der Weisheitsreflexion kommenden Themen. 11) Wisdom Mytho1ogy 26-33; vg1. auch SCHWEIZER, Aufnahme und Korrektur 110-121. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.1.1, Ziff. b 560 Die frühjüdische Weisheitsspekulation ist somit als eines der wichtigen konstituierenden Elemente in die neutestamentliche Hymnik eingegangen. Es lassen sich aber auch Texte hymnischer Art ausserhalb des Neuen Testamentes finden 12 , in welchen weisheitliehe Elemente christologisch relevant wurden. Neben der "Predigt der vollkommenen Jungfrau" in OdSal 33 (2. Jhd.n.) .und dem "Hochzei tslied des Thomas" in ActThom 6f. (1. Hälfte des 3. Jhd.s n.), sollte jetzt vor allem die weisheitsgeschichtlich ungemein interessante Schrift aus Nag-Hammadi, die Lehren des Silvanos (3./4. Jhd. n.), beigezogen werden, ~elche eine bis jetzt einzigartige Verbindung von christlicher Weisheitslehre mit weisheitlicher Christologie darstellt. Ich kann mich eines Beispiels nicht enthalten 13 : Silv 106,22b-107,16 Er ist die Weisheit. Denn er ist die Weisheit, er ist auch der Logos. Er (25) ist das Leben und die Kraft und die Tür. Er ist das Licht und der Engel und der gute Hirt. 107,1 Und wenn du bei dieser (Weisheit) anklopfst, so klopfst du an bei 'verborgenen Schätzen'; denn Weisheit ist er er macht den Toren weise. (5) Ein heiliges KÖnigtum ist sie, und ein strahlendes Gewand-.-Denn es ist ein goldreiches (Gewand) , das dir grossen Glanz verleiht. Die Weisheit Gottes wurde (10) um deinetwillen zur törichten Gestalt, damit sie dich, du Tor, heraufführe und weise mache. Und das Leben ist um deinetwillen gestorben, als es kraftlos (15) war, damit es dir, der du tot warst, durch seinen Tod das Leben gebe. 12) Dazu besonders die ältere Arbeit von KROLL, Die christliche Hymnodik (1921/22) 1 19-'-98. 13) Zit.nach FUNK/SCHENKE, "Die Lehren des Silvanus" 18f.; vgl. PEEL/ZANDEE, The Teachings of Silvanus 356; auch SCHOEDEL, Jewish Wisdom 193. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.l.l, ~iff. c 561 c) Jesus Christus als "Weisheit Gottes" im paulinischen Schrifttuml4 Bei aller Diskussion für oder gegen eine paulinische Weisheitschristologie lässt sich "aktive Verarbeitung" 15 weisheitlicher Traditionen durch Paulus nicht verneinen. In den beiden weisheitliehen 'Lehrgängen' von lKor 1,18-25 (Weisheit der Welt - der Gekreuzigte als die Weisheit Gottes) und 2,6-16 (Gottes verborgene, vorzeitlich vorausbestimmte, durch den Geist den 'Geistlichen' enthüllte Weisheit) wird zweimal das frÜhjÜdische Thema von der verborgenen'Weisheit'variiert. In 1,18-25 zieht Paulus die prophetische Tradition von der Verkehrung der Weisheit und die alte, weisheitliehe von der Unauf- findbarkeit der 'Weisheit• mit menschlichen Erkenntniskräften bei, während er in 2,6-16 die apokalyptische Tradition vom göttli- chen Geheimnis der Weisheit, deren Offenbarung den Kreis der 'Heiligen' konstituiert, benutzt. Die Zentrierung auf den Gekreuzigten macht bei beiden Texten die Christlichkeit aus, weil darin die Verkehrung der Weisheit geschieht und weil darin die eigentliche christliche Weisheits-"Kost" (vgl. 3,lf.) besteht. Die beiden Texte bezeugen einerseits, dass Paulus weisheitliehe Traditionen in seiner Christologie aktiv Übernahm, andererseits aber, dass es in. den paulinischen Gemeinden eine christliche Weisheitstheologie gab, welche das Paradox des Kreuzes. nicht mehr im Zentrum hatte und deshalb die oocp(a. "tOÜ. ~a.xa.p(ou xa.l, evo6f;ou IIa.uA.ou (POLYKARP, 2Phil 3,2) herausforderte. Als die beiden weiteren wichtigsten Texte in diesem Zusammenhang muss auf Röm 10,6ff. und lKor 10,1-4 hingewiesen werden, welche freie Varianten weisheitlicher Themen darstellen. In 14) Wichtigste Literatur: GRAFE, Das Verhältniss der paulinischen Schrif·ten zur Sapientia Salomonis (1892); WINDISCH, Die göttliche Weisheit der Juden (1914); BOTTE, La Sagesse et les origines de la Christologie (1932); DUPONT, Gnosis (1949); SCHWEIZER, Zur Herkunft der Präexistenzvorstellung bei Paulus (1959); WILCKENS, Weisheit und Torheit (1959); CONZELMANN, Paulus und die Weisheit (1965/66); FEUILLET, LeChrist Sagesse de Dieu (1966); BRANDENBURGER, Fleisch und Geist (1968); BAUMANN, Mitte und Norm (1968); VAN ROON, The Relation between Christ and Wisdom (1974); HORSLEY, Wisdom of Ward (1977). 15) CONZELMANN, .Paulus und die Weisheit 231.238. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 562 Kap. VI. 2 .1. 2 Röm ist es das Thema des nahen Gottes im Gesetz (Dtn 30,12ff.), das in der weisheitliehen Variation von Bar 3,29f. als die nahe'Weisheit' im Gesetz vorkommt und bei Paulus schliesslich ins Christologische Übersetzt wird : der nahe Christus im Kerygma. 1 Kor steht in einer ähnlichen thematischen Entwicklung vom Felsen in der Wüste (Ex 17,1-7; Num 20,1-11) der in der rabbinischen Legende TosSuk 3,11 (ZUCKERMANDEL 196; vgl. AntBibl 11,15 MS A), zu wandern beginnt, in der alexandrinischen Weisheitsspekulationmit der'Weisheit' und dem Logos verbunden wird und schliesslich bei Paulus mit Christus gleichgesetzt ist. Zusammenfassend zu 2.1.1 kann gesagt werden, dass frühjüdische Weisheitsreflexionen in der Interpretation des Lebens und der Botschaft des irdischen Jesus (Q; Evv.), im Lobpreis des in Christus angebotenen und geschenkten göttlichen Heiles (Hymnen) und bei der theologischen Klärung dessen, was christliche Weisheit ausmacht (Paulus), auf vielfach differenzierte Art präsent sind. Einfache Uebernahmen, die an Abschreiberei grenzen würden, schnelle Identifikationen und Aehnliches waren dabei nicht zu finden, da die betreffenden christlichen Texte selbst im lebendigen Prozess der frühjüdisch-christlichen Weisheitsreflexion stehen und mit der Vielfalt der zur Verfügung stehenden weisheitliehen Entwürfe ihren "Herrn" auszusagen und zu preisen versuchen. Alle Bereiche des frühjüdischen weisheitliehen Bemühens erfahren dabei eine typische Zentrierung auf diese eine historische und Übergeschichtliche Heilsgestalt, in welcher die Geschichte der Weisheit als zu ihrem unerwartbaren, paradox-definitiven Abschluss gekommen dargestellt wird. 2.1.2 Christliche A6yoL ao~wv Dass die Evangelien das konzentrierte Resultat emsiger Sammeltätigkeit darstellen, ist ein völlig klarer exegetischer Sachverhalt. Aehnlich wie die Billeliten die Worte Hillels haben die Jesuaner die Worte ihres Meisters Jesus gesammelt, thematische Kollektion von typischen Worten hergestellt und diese dann in http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2:1. 2 563 einem nächsten traditionsgeschichtlichen Schritt in grössere Schriften eingebaut. Ergänzungen, Korrekturen, Abschwächungen und Erweiterungen durch ähnliches Logienmaterial geschahen dabei auf vielfache, bewusste und unbewusste Weise. Bei allen drei Synoptikern sind solche früheren Logiensammlungen noch ersichtlich16. Deutlichster Aufweis ist die Quelle Q, die zur Hauptsache aus weisheitlichem Logiengut bestand 17 , wie immer man die literarischen Verhältnisse ("Schrift" oder "Schicht") beurteilen mag. Das koptische Themasevangelium und dessen griechische Paralleltraditionen in Pap Oxyrhynchos 1.654.655 (vgl. auch Pap Ox 1224) 18 belegen die Existenz reiner Worte-"Evangelien", die jedoch einen deutlichen gnostisierenden Zug aufweisen. Solche Abyo~ xup~axo( müssen in zahlreichen weiteren Kollektionen verschiedenster Prägung umgegangen sein, wenn man die "Variationen der Herrenworte" 19 im paulinischen Schrifttum, bei den Apostolischen Vätern, bei Iustin, Clemens v. Alexandrien und in den Pseudo-Klementinen berücksichtigt 20 und auch nur einen kurzen 21 Blick auf die Agrapha wirft. 16) Herausgestellt bei ROBINSON, Logoi Sophon 80-89; KOESTER, Ein Jesus und vier ursprüngliche Evangeliengattungen 155-172; auch BEST, An Early Saying Collection l-16; MORGENTHALER, Statistische Synopse 297-299.310, Anm. 140. 17) Rekonstruierter Text bei SCHULZ, Griechisch-deutsche Synopse. POLAG, Die Christologie der Logienquelle 2lff., bestimmt Q als "Spruchsammlung", in· welcher "das notwendige Material für die Mahnung und den Trost gegeben" (22) wird. EDWARDS, A Theology of Q 58-79, stellt die weisheitliehen Elemente zusammen; vgl. auch SCHULZ, Q. Die Spruchquelle, zu den einzelnen Logien. 18) Ed. und dt. Uebers.: LEIPOLDT, Das Evangelium nach Thomas; ALAND, Synopsis 517-530 (lat., dt., engl. Uebers.). S. bes. BEARDSLEE, Proverbs in the Gospel of Themas 92-103. - GRENFELL/HUNT, Oxyrhynchos Papyri I (1898) l-3(Pap. 1); IV (1904) 1-22 (Pap. 654); 22-28 (Pap. 655); X (1914) 1-10 (Pap. 1224). Zusammengestellt mit den Parallelen bei HENNECKE/SCHNEEMELCHER, Ntl. Apokryphen I, 61-73. 19) Es geht nicht nur um spätere "Abänderungen" der synoptischen Logien, wie sich dies in der Perspektive von WRIGHT, Alterations of the Words of Jesus, bes. 3-14.75 u. ö., und SANDERS·, The Tendencies of the Synoptic Tradition, nahelegt, sondern um die vielfachen "Variationen" der Herrenworte in der frühen mündlich/schriftlichen Tradition der Christen, zu der a u c h das synoptische Gut gehört. 20) Vgl. DUNGAN, The Sayings of Jesus in the Churches of Paul; KOESTER, Synoptische Ueberlieferung bei den Apostolischen Vätern; BELLINZONI, The Sayings of Jesus in the Writings of Justin; MEES, Die Zitate aus dem NT bei Clemens von Al., bes. 8-86.214-217; KLINE, The Sayings of Jesus in the Pseudo-Clementine Homilies; Harmonized Sayings of Jesus 223-241. 21) Vgl. alsMaterialsammlung RESCH, Agrapha: 192 ntl. Logien, 97 apokryphe und 62 atl. Logien; kritischer Forschungsbericht über dieQuellenlage bei JEREMIAS, Unbekannte Jesusworte 11-32; neuestens MEES, Formen, Strukturen .und http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 564 Kap. VI. 2 • l. 2 Die traditionsgeschichtliche Entwicklung lief nicht nur, wie Robinson in seinem berühmten Aufsatz Logoi Sophon aufgezeigt hat, in die eine Richtung der gnostischen "Gespräche mit dem Auferstandenen"; vielmehr behielten die christlichen Logiensammlungen auch die anderen, für diese Gattung wichtigen Funktionen (s.o. Kap. III.5.1.3) der Statuierung von (christlichen) Grundordnungen, Belehrung in den Dingen des (christlichen) Lebens, Erweis und Wahrung-der Weisheit eines Einzelnen (nämlich Jesu Christi) und der Festigung und Leitung seiner Schüler und Nachfolger 21 a.so wird z.B. in den Sentenzen des Sextus die Brücke in die griechische Gnomelegie geschlagen 22 , während die Lehren des Silvanus von Nag-Hammadi 23 mit der ausdrücklichen Verbindung von christlichen Weisheitslogien und weisheitlicher Christologie (s.o. Kap. 2.l.l,b) auf dem Weg in die Gnosis sind. Auch die unter~ dessen entstehenden Mönchs- und Nonnen-Regeln sind in der Verlängerung der Linie dieser Logienweisheit zu sehen 24 • Gattungen 459-488; Ausserkanonische Parallelstellen, bes. 128-142 ("Das Weisheitswort") und 7-20 (ausgezeichnete Einl:eitung in das Problem der nichtkanonischen alten Wortetradition). 2la)Vgl. die .Kritik von SCHENKE, Die Tendenz der Weisheit zur Gnosis, bes. 360ff., an der automatisch anmutenden, der Gattung der Spruchsammlung inhärenten Tendenz zum gnostischen Gespräch (360). "Die Tendenz aber, die der Gattung der Spruchsammlungen tatsächlich innewohnt, wirkt in Richtung auf Allgemeingültigkeit, Gegenwärtigkeit, Vergegenwärtigung des in den Sprüchen Gesagten und Enthaltenen •••. Entsprechend impliziert sie christologisch die Vorstellung von Jesus als dem stets bei oder in d<;m Jüngern Gegenwärtigen" (361), "von Jesus als dem~ und 'Mund' derWeisheit" (362/63). 22) S. o. Kap. III.5.1, Ziff. n. ~ Das ungefähr gleichzeitige Carmen morale XXX des GREGORIUS von Nazianz (ca. 330-390 n.) zeigt dies deutlich: Seine 24 akrostisch angeordneten iambischen Trimeter (MIGNE, PG 37, 1862, 907-910) glichen heidnischen Versen so sehr, dass einzelne unter Menanders Monostichen (s. o. Kap. III.5.1, Ziff. e) gerieten, und die ganze Sammlung auch in nicht christliche arabische Anthologien gelangte; zum Ganzen s. ULLMANN, Die arab. Ueberlieferung der sogenannten Menandersentenzen 62.74-80. - Weiterhin konnte PseuPhok fast unversehrt in die christlichen Orakeltexte und andere gnomische Sammlungen Übernommen werden. PseuMen hat in einer syrischen Mönchsbibliothek Überlebt usw. 23) Dt. Uebers.: FUNK/SCHENKE, "Die Lehren des Silvanus" 11-23; engl. Uebers.: PEEL/ZANDEE/WISSE, The Teachings of Silvanus (VII,4), 347-361.- Zur religionsgeschichtlichen Situierung in der. stoischen und neuplatonischen Gedankenwelt s. bes. die Arbeiten der beiden Forscher ZANDEE, "Les enseignements de Silv" et Philon d'Alexandrie 337-345; Die Lehren des Silv. Stoischer Rationalismus und Christentum im Zeitalter der frühkatholischen Kirche 144155, und SCHOEDEL, "Topological" Theology and some Monistic Tendencies 88108; bes. wichtig für unsere Fragestellung: DERS., Jewish Wisdom and the Formation of Christian Ascetics 169-199. - Weitere neuere Lit. bei SCHOLER, Bibliographia Gnostica, Suppl. VI, 330f. - Auch das Philippusevangelium (dt. Uebers.: KRAUSE, Koptische Quellen 92-124) sollte einmal auf seine Weishei tslogien hin untersucht werden. · j 24) Ein glÜcklicher Zufall erlaubt es, gerade anhand der neuentdeckten Lehren http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.1.2 565 Doch man benötigte ausführlichere Untersuchungen, um die tatsächlichen weisheits-geschichtlichen Zusammenhänge zu sehen. Deutlich ist auf jeden Fall, dass der "Ursprung des Christentums" mit einer Explosion von Logienmaterialien verbunden ist, welche durch Kennzeichen an sich selbst oder durch den unmittelbaren Kontext auf eine Person zurückweisen, von welcher sie ausgegangen seien : Jesus. Welcher Herkunft die einzelnen Worte tatsächlich auch immer sind, in diesem Bezugspunkt bekommen sie ihre Einheit; und diese Einheit ist deshalb zuerst einmal theologischer, christologischer oder ekklesiologischer Art. In ihnen wird Jesus (Christus) aus verschiedenen Perspektiven interpretiert : Als Überragender Weiser im Sinne des "Testimonium Fla- vianum" (Ant 18,63f.) : =>InooÜG ooQ>ÖG &vr)p, i'tye: '<ivöpa aD-.Öv / ,25 AE:YE:LV XPn (Apologeten; Sextus); als Lehrer der neuen Gerechtigkeit (Q; Evv.; Regeln), als Vermittler göttlicher Geheimnisse (koptThomEv), ja als göttliche'Weisheit' selbst (Silv). In diesen Kollektionen geht es dann jedoch ebenso darum, den Christen der weiteren Generationen Anweisungen zur konkreten Lebensgestaltung im Sinne Jesu zu bieten. Das neue Geschöpf hat neu zu leben ! In der Explikation dieser Neuheit diente dem christlichen Lehrer jedoch "Altes und Neues" (Mt 13,52), sodass sich die Lebenslehre der Christen schon sehr bald in weisheitliehen Logienmaterialien verschiedenster Provenienz darstellte. Alttestamentliche, frühjüdische, griechische und schon sehr bald gnostische Traditionen sind zu finden; doch sind die ältesten Schichten traditionsgeschichtlich am stärksten mit der frühdes Silv die Verbindung mit den mönchischen Regeln traditionsgeschichtlich exakt aufzuzeigen. FUNK, Ein doppelt überliefertes Stück spätägyptischer Weisheit 8-21, zeigt, wie Stücke aus Silv im 5.-7. Jhd. in die "AntoniusLiteratur übergingen und schliesslich in die sogenannten 'Spiritualia documenta regulis adjuncta' des hl. Antonius"gelangten, "die in einem arabischen MS aus dem 8. oder 9. Jhd. gemeinsam mit anderen pseudo-antonianischen Schriften Überliefert sind (bei MIGNE, PG 40, 1073-1080, in der lat. Uebers. des Maroniten Abraham Acchellensis)" (9). Ein ähnliches Stück ist zudem koptisch im British Museum 979a vorhanden (= Silv 97,3-98,22). Vgl. die von GRESSMANN, Nonnenspiegel und Mönchsspiegel 143-165, herausgegebenen zwei Texte von Evagrius Pontikus (4. Jhd. n.), die stark in atl. und frühjüdischen Weisheitstraditionen stehen. 25) Zur mÖglichen Verbindung von echtem JOSEPHUS-Text und christlichen Interpretamenten vgl. SCHUERER I, 544-549; Ed. 1973: I, 428-441; HENNECKE/SCHNEEMELCHER, Ntl. Apokryphen I, 324f.; BARAS, Testimonium Flavianum 303-313; auch MAIER, Jesus von Nazareth 42ff.279. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 566 Kap. VI. 2 .1. 2 jüdischen Weisheit verbunden. BULTMANN's rigorose Zuweisung der synoptischen Weisheitslogien in ihre möglichen Traditionsbereiche26 macht deutlich, dass sich der weisheitliehe Rat der ersten christlichen Zeit inhaltlich weitgehend im Rahmen frühjüdischer Religiosität und Humanität hält. Von seiner Bezugsperson Jesus Christus her bekommt das Logiengut jedoch eine neue Qualifizierung : Es sind Weisheitsworte, die durch Tod und Auferstehung des Meisters besiegelt sind. Deshalb besitzen sie eine zusätzliche eschatologische Potenz der Scheidung der Menschen in Gerettete und Verlorene, werden sie zur Heils-Weisheit. Wenn die Ungläubigen fragen, "woher diese Weisheit komme" (vgl. Mk 6,2b Par), dann zitieren die Gläubigen ein Wort, dessen Hintergründigkeit nur sie selbst kennen : "Hier ist mehr als Salomo !" (QMt 12,42 Par). Im christlichen Bewusstsein hat die salomonische Traditionslinie, die nach frühjÜdischem und christlichem Verständnis schon die griechische Weisheit Übertraf 27 , im ' / 28 ihre Vollendung gefunden XPLOTOG 6L6aoxaAOG ~LAOOO~E~V ~nETn6Euoav ~tvCEAADVWV xaL ~Iou6a(wv oDx ÖA(yoL, ~6voL 6E •nv &A~0Lvnv 26) Geschichte der syn. Tradition 73-113. Der Grossteil der 69 von BULTMANN aufgefundenen Weisheitslogien wird der allgemein verbreiteten profanen oder religiösen Weisheit der palästinischen und hellenistischen Welt zugeschrieben. Ich habe in meiner Lizentiatsarbeit "Die weisheitliehen Logien Jesu nach den Synoptikern" (1972) 72-96, BULTMANN's Analyse der Weisheitslogien dargestellt und vor allem die schnelle traditionskritische Zuteilung in Frage gestellt. Vgl. auch SCHICK, Formgeschichte und Synoptikerexegese 159-165. 27) Zum frühjüdischen Verständnis, s. o. Kap. II; zum christlichen vgl. bes. CLEMENS v. Al., Strom 1.101-147, den "grossen Nachweis über das geringere Alter der griechischen Dichter, Mystagegen und Philosophen im Vergleich mit Mose und den Propheten" (BOUSSET, JÜdisch-Christlicher Schulbetrieb 2lo). Diskussion der christlichen (und antichristlichen) Texte bei PEPIN, Le "challenge" Homere - Meise aux premiers siecles c;:hretiens 105-122. 28) Ausgezeichnete Studie dazu bietet NORMANN, Christos Didaskalos. Die Vorstellung von Christus als Lehrer in der christlichen Literatur des ersten und zweiten Jahrhunderts (1967). NORMANN folgt der Tradition über Jesus/Christus als Lehrer vom ':li/öLö6:c:ntaA.o~: - Titel bei den Evangelisten bis zu Iustin, dem es erstmals gelingt, "ein Bild von Christus als Didaskalos zu entwerfen, in dem jegliche Wahrheit der Welt gegründet und zusammengefasst ist" (178), und dessen Weiterentwicklungen bei Irenäus und Clemens v. Al.; vgl. auch FASCHER, Jesus der Lehrer 325-342. - In der Fortsetzung dieser Linie, in welcher das apologetische Motiv immer offensichtlicher wird, liegt es auch, dass schlussendlich die Aussprüche grosser griechischer Gelehrter (in wahlloser Zusammenstellung) der Christologie dienstbar gemacht wurden; vgl. VON PREMERSTEIN, Griechisch-heidn:Lsche Weise als Verkünder christlicher Lehre 647-666; Neues zu den apokryphen Heilsprophezeiungen heidnischer Philosophel\1 338-374. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.1.3 567 oo~Cav ~~nAwoav ol Xp~o•ou ~a3n•aC, "' ' EnE~ ' xa~ / ~ovo~ ... •nv "'' ov•w~ / ""' oo~~av EOXOV 1 2 8a 6~6aoxaAov. 2.1.3 Weisheitliehe Paränesen und Lehrtexte im frühen Christentum Die geringen christlichen Spuren, die wir an den weisheitliehen Paränesen und Lehrtexten der Test XIIPatr beobachten konnten, machen deutlich, dass der Uebergang vom JÜdischen zum Christli29 chen in diesem Bereich fast reibungslos vor sich gehen konnte Bei der Ermahnung zu einem sittlich guten Leben und bei der Belehrung Über die wichtigsten Ordnungen in der Welt Gottes und seiner Schöpfung hatte man gemeinsames Terrain und nur höchst selten gab man einen diskreten Hinweis auf die eigene christliche Glaubenswelt bei. In den Elementen, durch welche man einen paränetisch-lehrhaften Text in immer neue Kontexte stellen konnte und kann, liegt jedoch nicht die eigentliche Stärke der ausgesprochenen Mahnung oder Lehre. Sie liegt vielmehr in der Einsichtigkeit der Darlegungen und Mahnungen selbst, die in einem ähnlichen sozio-kulturellen Kontext soviel Resonanz erfährt, dass sie verschiedenen Gruppen zu Evidenzen werden konnten und können. Zu diesen Texten mit weisheitlicher Evidenz gehörte im Frühjudentum und Frühchristentum vor allem die Zweiwegelehre, deren Traditionsgeschichte schon bei TAsch 1,3-6,6 kurz nachgegangen wurde (vgl. Kap. V.2.5.4). In Didache 1-6 steht das christliche Gegenstück, das auf weite Strecken jedoch ohne spezifisch christliche Inhalte auskommt und nur durch den Einschub von 1,3b-2,la an synoptische weisheitliehe Mahnworte angeglichen wurde 30 • Da 28a)NILUS v. Ankyra (gest. um (MIGNE, PG 79, 719); hier CHUB (Hamartolos; 9. Jhd. druckt bei ADAM/BURCHARD, 430 rt.), Tractatus de monastica exercitatione 1 jedoch zitiert nach dem Auszug aus GEORGIUS MONAn.), Chroniken 3,9 (MIGNE, PG 110, 405; nachgeAntike Berichte 57). 29) In diesem Punkt trafen sich beim SNTS Pseudepigrapha Seminar in Duke (1977) die Exponenten sowohl der pro-christlichen (DE JONGE) wie der pro-jüdischen (KEE) Interpretation der Test XIIPatr; vgl. CHARLESWORTH, Reflections 304; KEE, The Ethical Dimension 259. 30) Ed.: FUNK/BIHLMEYER, Die Apostolischen Väter 1-5; KNOPF, Die Lehre der 12 Apostel 5-21; AUDET, La Didache 226f., wo 1,3b-2,la aus inneren Gründen als Anfügung des 1. Interpolators in Klammern gesetzt ist; vgl. LAYTON, The Sources, Date and Transmission of Did 1,3b-2,1, bes. 379-382; auch den"Ver- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2 . l. 3 568 ist alttestamentliche und frÜhjÜdische Lebensweisheit unverändert in die apostolische Belehrung eingegangen : Eine lange Liste meist negativ formulierter Mahnworte {2,2-4,14) und ein ausführlicher Lasterkatalog {5,lf.) sind durch die Rahmensätze vori 1,2f.; 4,14b; 5,la zur zweiwegelehre mit den Endpunkten ' Leben oder Tod stilisiert und den anderen, spezifisch christlichen öLöaxaC über Taufe {7,1), Fasten und Gebet {8,2f.) usw. vorangestellt worden. Die Liste der in Did 1-6 genannten Tugenden und Laster, der Personenkreise und Lebensbereiche kann man mit Leichtigkeit zu unseren stichwortartigen Tabellen der Themen bei PseuPhok, PseuMen und Ach {Tab. 4-6) parallel setzen. Für PseuPhok ist das auch ausführlich getan worden 31 , wobei das Frühjüdisch-Hellenistische dieser autoritativen "Apostellehren11 oder - wie es im zweiten Titel zu den duae viae heisst - dieser "Lehre des Herrn für die VÖlker" ganz deutlich wurde. Im Barnabasbrief 18 - 20 liegt ein paralleles Lehrstück vor, das in genau gleicher Anordnung der beiden Hauptteile und mit vielen Aehnlichkeiten zu Did im Detail die beiden Wege des "Lichtes und der Finsternis" {18,1) beschreibt 32 . In Pastor Hermae, Mand 6- 8 33 , findet sich zudem eine Lehre von der Doppelungen in nCon!;;, cpÖßo!;; 8e:ou und Wege" - hxpa1:e:Ca, in welcher die "Zwei {6.1,2-5) und die "Zwei Engel-Lehre" {6.2,lb-9) ähnlich wie in TAsch 1,3-6,6 auf die gottgewollten Grunddoppelungen der Schöpfung bezogen {8.1) und einer subtileren Analyse menschlicher Haltungen dienstbar gemacht werden. Das ganze Lehrstück trägt aber viele Spuren einer recht gekünstelten Komposition 34 und such einer Wiederherstellung des Textes der jüdischen beiden Wege" bei HARNACK, Die Apostellehre 57-65. - Zur christlichen Traditionsgeschichte vgl. das Stemma bei SUGGS, The Christian Two Ways Tradition 62. 31) S. o. Kap. III.5.2, Anm. 43. 32) FUNK/BIHLMEYER, Die Apostolischen Väter 31-33; WINDISCH, Der Barnabasbrief 396-405. Es ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob Barn von Did direkt abhängig ist, oder ob eine gemeinsame Duae~Viae Version frühjÜdischer/christlicher Art vorlag. 33) WHITTAKER, Der Hirt des Hermas 31-36; DIBELIUS, Der Hirt des Hermas 520-528. 3.4) Die Zwei-Engel-Lehre hat eine Rahmung für "etwas ganz anderes" (DIBELIUS, Ebd. 520); die Zwiespältigkeit des ~6ßoc ist schlecht durchgeführt; verschiedene Lasterkataloge sind verarbeitet, u. a. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2. 1. 3 569 hält den Vergleich mit dem in einem einheitlichen Wurf gebauten TAsch nur schlecht aus. Zu diesen paränetischen Texten, die durch ihre weisheitliehen Evidenzen die gruppenspezifischen Unterschiede Überwinden, gehört auch die christliche Weisheitlehre des Jakobusbriefes, der von Anfang bis Schluss aus Paränesen besteht, deren Materialien - bei vielen Aehnlichkeiten mit Past Herrn und lKlern "grossenteils auf der alttestamentlich-jüdischen und ev. Tradition" stammen, "doch finden sich auch 'Parallelen' in der Ethik der Stoa und schliesslich Überall, wo ethische Spruchüberlieferung vorhanden ist" 35 . Obwohl das "Rätsel des Jakobusbriefes" nicht durch eine traditionskritische Herauslösung einer rein jüdischen Grundschrift aus dem 1. Jhd. v. (MASSEBIAU, SPITTA) oder eines hellenistisch-jüdischen Patriarchen-Pseudepigraphons ähnlich wie die Test XIIPatr aus dem 1. Jhd.n. (MEYER) gelöst werden 36 kann , ist nicht zu bezweifeln, dass Jak aus dem breiten Strom mündlicher und schriftlicher Paränese des Judenturns stammt, in deren Weisheit der eigentliche religionsgeschichtliche Zusammenhang gesehen werden rnuss 37 Die gerade neuerdings wieder betonte Nähe des Jakobusbriefes zur Ethik Jesu, wie sie bei den Synoptikern anzutreffen ist, ist deshalb nichts Ausserordentliches. In diesen Bereich weisheitlieber Einsichtigkeit gehören auch Textstücke paränetischer und lehrhafter Art, die Über das neutestamentliche Schriftturn und die Apostolisch·en Väter zerstreut sind und hier nur aufgezählt werden können. Es sind dies vor allem : 35) MUSSNER, Der Jakobusbrief 23; Vergleiche mit lKlem und PastHerm, Ebd. 35-38; mit der jesuanischen Ethik 47-52. 36) MASSEBIEAU, L'Epitre de Jacques (1895) 1 bes. 270-283; SPITTA, Der Brief des Jakobus (1896), bes. 1-13; MEYER, Das Rätsel des Jacobusbriefes (1930), bes. 181-194.298-305. 37) HALSON, The Epistle of James: "Christian Wisdom" ? 308-314; KIRK, The Meaning of Wisdom in James 38, und LUCK, Der Jakobusbrief, bes. 179ff., haben dies in neuerer Zeit wieder besonders herausgearbeitet (vgl. auch die Kritik in MUSSNER's Anhang IV: "Gesetz und Weisheit im Jakobusbrief", in: Der Jakobusbrief 247-250) . HALSON macht dabei (314) den gewagten, aber interessanten Ve~such, im Jakobusbrief einen literarischen, katechetischen Niederschlag der alten Weisheitschristologie (s. Kap. 2.1.1) zu sehen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 570 Kap.. VI. 2. l. 3 Lehrtexte von der Schöpfungsordnung (vgl. lKlem 15; 32 ,2-7) 38 Tugend- und Lasterkataloge Haus- und Gemeindetafeln (vgl. Eph 5,22 - 6,9; !Tim 2,8 3,13; IGNATIUS, Polyk 4-5) Kurzparänesen zu einzelnen Lastern (vgl. lKlem 23,1; 2Klem 11,2; Past Herrn, Mand 2.1 usw. usw.) Antithetische Listen (vgl. lKlem 3,3) Seligpreisungen und Fluchsprüche (vgl. Mt 5,2-12 Par) Logienreihen (vgl. lKlem 13,2; POLYKARP, 2Phil 2,2-3; 2Klem 8, 5) . Bildworte (vgl. Past Herrn, Sim 2-4 u.ö.; Jak 3,3-12) Kettenschlüsse (vgl. 2Petr 1,5-7; Jak 1,14; Past Herrn, Mand 5.2,4) Die Erforschung dieser paränetischen Miniaturen ist in neuerer Zeit weit vorangetrieben worden und hat gezeigt, mit welch starken Banden die christliche Ethik zu einer Zeit, wo der Christ selbstverständlich alles tut, was sich geziemt, in die frühjÜdische Zeit rückverbunden ist, sei dies nun mehr in den hellenistischen (CROUCH) , sei dies mehr in den essenischen (KAMLAH, WIBBINGS) Bereich. Jesu prophetisch-weisheitliches Auftreten hat wohl einen Bewusstseinswandel bei seinen Verehren und Nachfolgern bewirkt, wenn es aber um die konkrete Lebensgestaltung in einer andauernden Welt ging, wurden all jene paränetischen Traditionen aktiviert und zur lebbaren, kohärenten Tugend- und Lasterlehre ausgebaut, welche die christliche Fundamentalkatechese als selbstverständliche moralische Basis annehmen konnte und musste und in welcher schliesslich der Frühjude Jesu auch aufgewachsen ist. HARNACK's und SEEBERG's Thesen von der Uebernahme eines frühjüdischen Katechismus in den christlichen "Religionsunterricht" sind wohl eine Engführung des Problems 39 , weisen aber mit Vehe38) Die vier wichtigsten Arbeiten dazu: VOEGTLE, Die Tugend- und Lasterkataloge (1936; religions-und formgeschichtlich); WIBBING, Die Tugend- und Lasterkataloge (1959; bezieht Qumran ein); KAMLAH, Die Form der katalogischen Paränese (1964; macht den iranischen Einfluss deutlich); CROUCH, The Origin and Intention (1972; betont die hellenistische Herkunft). 39) HARNACK, Die Apostellehre (1896), 29-34; SEEBERG, Der Katechismus der Urchristenheit (1903). KLEIN, Der älteste christliche Katechismus (1909), baut die ähnliche These von den jüdischen Materialien wie Ab Par AbRN A.B (s. o. Kap. III,2), Derek-Eres-Traktate (Ed.: HIGGER, The Treatises), Orchot Chajim (Ed.: ABRAHAMS, Hebrew"Ethical Wills 31-49) und PseuPhok (s. o. Kap. III.5.2) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2. 1. 3 571 menz auf die gemeinsamen Traditionen hin, aus welchen Juden und Christen dieser Frühzeit (und zwar in dieser Reihenfolge) lebten. Im Rekurs auf die weitere paränetische Basis, welche die Weisen des Frühjudentums in der langen Auseinandersetzung mit der biblischen Tradition und mit den hellenistischen, besonders stoischen Lebensweisungen gelegt hatten, konstituierte sich die christliche Ethik. Das ist ein Prozess, der nicht bedeutsam genug bewertet werden kann und gerade aus christlicher Perspektive wegen deren neuen Motivationen und der christologischen Begründung leicht unterschätzt wird. Der Uebergang vom Ethos der jesuanischen Wanderprediger zur Ethik der in festgefügten Verhältnissen lebenden "Christianern" ist gerade durch diesen Rekurs recht harmonisch vonstatten gegangen. Die jesuanischen Forderungen haben dabei zwar viel an Radikalität verloren - das war unumgänglich, denn Weisheit ist nicht so schnell zum Martyrium bereit. Der RÜckbezug auf Jesus Christus als auf jenen einzigen Menschen, der das Martyrium erlitten und Überlebt hat, bleibt aber ein durchgehendes Charakteristikum der Texte. Er gab den aus vielerlei Weisheit kommenden Einzeltraditionen durch Rahmung, Einschübe, Begründungen, Abänderungen und Ueberarbeitungen erst jene innere Einheit, die ein christliches Programm verlangte 40 • Welche Rolle hatte nun aber der historische Jesus selbst in diesem Prozess inne ? Der Frage ist nicht auszuweichen, denn es ist methodisch wiederum nicht richtig, den weisheitliehen Texten vom Frühjudentum ins Christentum zwar zu folgen, dabei aber zu vergessen, dass Jesus und seine Jünger selbst Frühjuden waren. Der Rekurs auf die frühjüdische Weisheit, von dem wir eben sprachen, war ja ein Rekurs in einen Bereich, in welchem Jesus selbst stand und aus dessen weisheitliehen Traditionen er selbst schöpfte. Nach dieser Weisheitlichkeit Jesus selbst zu fragen, soll unseren Ausblick zum Abschluss bringen. auf. - Zum heutigen Stand der Frage s. das Vorwort von HAHN im Nachdruck von SEEBERG's Buch {1966), I-XXXII; auch STRECKER, Strukturen einer ntl. Ethik 120f. 40) Hier hätten sich die drängenden Fragen anzuschliessen: "Kann aer christliche http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2. 2 572 2.2 Jesuanische Weisheit Christliche Weisheit ist in: ihrer Kontinuität zur frühjüdischen Weisheit nicht zu verstehen ohne Jesus von Nazaret, denn ohne ihn hätte die auf·vi:elfachen Ebenen weitergehende Geschichte der frühjüdischen Weisheit diese eine Wendung -{neben anderen Wendungen), nicht genommen, welche zur christlichen Weisheit'führte. Die christliche Weishe-itsreflexion, Logientradierung und Paränese I diE! wir in den vorausgehenden Kapiteln 2 .1.1:..3 in grossen Zügen dargestellt haben,'wiesen beharrlich auf diesen historischen Jesus und nachösterlichen Herrn zurück. Darin geschah die Transponierung der in Kap. I und III-V behandelten Bereiche frühjüdischen weisheitliehen Bemühens. Aber auch die in Kap. II herausgestellten Methoden der frühjüdischen Exegeten, Historiker, Poeten und Romanciers finden sich transpon.iert in der haggadi- -· sehen Deutung der Gestalt Jesus wieder : Zu ihm als Kind pilgern die ~~yo~ &nö &va•o~v {Mt 2,1-12), deren chaldäische Kunst in der richtigen Deutung des Sterns zu ihrem Ziel und ihrem Endel kommt {vgl. Kap. II.l). Er ist "mehr als Salomo", da er jene_ Weisheit übertrifft, die zu hören "die Königin des Südens" ~x •wv m:p6.•wv •rk Yn~ {QMt 12,42 Par) herbeieilte {vgl. Kap. II.2). Glaube nicht auch heute dem Menschen mit Erfahrungen und Wahrheiten an die Hand gehen, 'die Evidenz haben ?'" (VON RAD, Christliche Weisheit ? 153). "Warum sollte eine christliche Gemeinde, die weiss, 'dass es soweit ist' <Anspielung auf Brecht, An die Nachgeborehen>,-die Gott als Schöpfer, Erlöser und Erhalter kennt, der Welt den Dienst nicht tun wollen, den sie ihr leisten kann: Zu erkennen, was' Weisheit. ist, und zu 'zeigen, wie man weise lebt." (MERKEL, Die Predigt weisheitlicher Texte. 212) ? Weisheitliehe Einsichten noch im 20. Jhd. mich Christus den 'Tod·der "al-lgemeinen währheiten" sterben zu lassen (vgl. BULTMArN, Allgemeine Wahrheite~, 244-254; Echte und säkularisierte Verkündigung 699-706) is·t ein systemati-sch überzogenes Postulat und macht theologisches ~eden und_Predigen in einer _stets weiter andauernden und zu bewältigenden Welt zur ehdzeitli,chen G'l'ossolalie, die sowohl den christlichen Hörer der Wortes überschätzt (vgl. . PREUSS, Erwägungen zum theologischen Ort atl. we'isheitsliteratur 393-417); ·wie auch dem Ursprung christli- · eher Weisheit nicht gerecht wird; -(vgl. AUKRUST, Hvill<~n- plass .og betydning har sakalte "almeene sannheter" '21-33; WESTERMANN, Die Weisheit und Jesus Christus 47f.). Heutige christliche Ethik, die etwas zu konkreten Problemen sagen will, muss den Rekurs auf die Evidenzen heutiger Humanität machen. ---- 1) Vgl. das hymnische Lied ~;,-dlP ~v oß~av~ ~A.a1.1\ilev bei IGNATIUS, Eph 19, 2f. , mit ein!gen Anklängen an Weish 7,29-8,1. Als erste Folge dieses Aufscheinens des endgültigen +<ichtes wird. die A'\].flösung von n&cm 1.1C1Ye:.Ca genannt. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) I···· Kap. VI.2.2 573 Schon als kaum mündiger Jude übertrifft er in der Disputation die frühjüdischen 6~6aoxaAo~, in denen die frühjüdische Taraweisheit (Ev IEPQ) und das Prestige der nationalen Wissenschaft ("in Jerusalem") symbolisiert erscheint (vgl. Kap. II.3). Die frühchristlichen Autoren haben in einer beeindruckenden literarischen Leistung alle weisheitliehen Motive, Gestalten und Traditionen auf ihren Herrn und Meister zentriert. Es ist anzunehmen, dass dies nicht ausschliesslich nachträgliches redaktionelles Spiel apologetischer Art ist, wenngleich man methodisch unmöglich auf allen Ebenen Wege zurück zum historischen Jesus finden kann. In einigen Texten ist die Anwendung apologetisch-propagandistischer Mittel (Jesus-Haggada) , bei anderen ist die gemeindetheologische und christologische Zielsetzung (Paulus; Hymnik) deutlich. Da. muss man bei der christlichen Weisheit verbleiben. Auf dem Gebiet der synoptischen Weisheitschristologie und den A6yo~ ao~@v hat aber die moderne Exegese die methodische RÜckfrage nach der jesuanischen Weisheit gestellt und ist m.E. zu einigen deutlichen und guten Resultaten gekommen. Die vielfachen Fragen, die sich dabei ergeben, lassen sich zu zwei sachlichen Themen gruppieren a) Jesus als frühjüdischer Weisheitslehrer Ist es möglich, auch mit dem weisheitliehen Logiengut die methodisch gÜltige RÜckfrage nach Jesus zu stellen ? Wie verhält sich weisheitliebes und prophetisches Sprechen Jesu zueinander ? Wie situiert sich dann Jesus im "weisheitlichen Milieu" des Frühjudentums ? T(s;; ao~(a 6o8ELoa •oo•~ (Mk 6,2b); n n b) Jesus als die endgültige Weisheitsgestalt : Hat Jesus sich selbst als einen alle anderen Weisen Überbietenden Weisen verstanden ? Sah er in seiner privilegierten Kenntnis des Vaters (vgl. QMt 11,27 Par) die Ueberbietung und Aufhebung aller anderen Formen von Einsicht und Weisheit ? Hat er sich selbst in Verbindung mit der Prophetengeschickvorstellung als endgültige Weisheitsgestalt interpretiert ? Bildet vielleicht ein solches sophiologisches Selbstverständnis Jesu den letzten Grund für die weisheitlieh/prophetische Doppelung in Wort und Werk Jesu ? http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.1, Ziff. a 574 2.2.1 Jesus als frühjüdischer Weisheitslehrer Den Vergleich Jesu mit einem "einsichtigen Philosophen" hat schon das koptEvThom (NHC II, 2) , .Legion 13 (in Abwandlung der Szene von Caesarea Philippi) gemacht 2 Es hat aber diese legi- time Antwort des Matthäus zwischen den Vergleich Jesus mit einem "gerechten Engel" (durch Sirnon Petrus) und der Darstellung des "Lebendigen Jesus" (II.2,10) als des Offenbarers unaussprechlicher Geheimnisse ("drei Worte" an Themas) situiert 3 • Jesus einen Philosophen zu nennen ist danach nicht einfach falsch, aber diese Bezeichnung ist nicht erschöpfend und muss in Relation zu anderen Dimensionen seines Sprechens und Wirkens gesehen werden. Auf ähnliche Weise treffen die Bezeichnungen "Rabbi" und "Lehrer" etwas Richtiges 4 , müssen aber mit anderen Namen und Titeln zusammengenommen werden. Jesus als Weisheitslehrer zu sehen, entspricht gewissen Sachverhalten der Tradition über Jesus, die nicht vernachlässigt werden dürfen, jedoch auch keine Verdrängung des prophetischen, eschatologisch-apokalyptischen Elementes anvisieren sollen. a) Die jesuanische Gruppe als Lehr- und Lerngemeinschaft Das Gesamtphänomen der "Jesusbewegung" weist viele Einzelzüge auf, welche die Bezeichnung "Lehr- und Lerngemeinschaft" erlauben : Jesus sammelt "Schüler" um sich, die seiner "Lehre" (öLöaxn> aufnehmen, seine exemplarische Lebensweise mitmachen ("nachfolgen") und schliesslich selbst zu "Lehrenden" werden. Jesus disputiert mit der vitalsten Gruppe des gelehrten Früh- 2) Vgl. Evangelium der Wahrheit 19,10-27: "Wie einer, über den einige unwissend sind, wünscht, dass sie ihn kennenlernen und ihri lieben, so .•. wurde er zum ruhigen und Musse habenden Lehrer. Er kam in die Mitte der Schulen, er sprach das Wort, indem er ein Lehrer war. Es kamen die in ihrem Herzen allein Weisen, indem sie ihn auf die Probe stellten. Er aber überführte sie, dass sie töricht sind. Sie hassten ihn, weil sie wahrhaftig nicht klug waren" (KRAUSE, Koptische Quellen 69). Vgl. NORMANN, Christos Didaskalos 66. 3) Zur Deutung und für Parallelen vgl. MENARD, L'Evangile selon Themas 98f. 4) Zusammengestellt und diskutiert bei NORMANN, Christos Didaskalos l-66; vgl. GLOMBITZA, Die Titel ÖLÖacrxaAO~ und ~nLa<a<n~ 275-278 (fÜr Lk); BULTMANN, Jesus 43-46: Es ist "nicht erlaubt, Jesu Bezeichnung als Rabbi zu ignorieren. Er wird durch diesen Titel gleichsam als 'Herr Doktor' angeredet, und das mutet uns zunächst seltsam an, zumal wenn man aus seiner eschatologischen Botschaft den Eindruck des Propheten gewonnen hat" (43). · http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 575 Kap. VI.2.2.1, Ziff. a judentums Über die wahre Auslegung des Gotteswillens anhand der Tora; er spricht machtvoll und weisheitsvoll zu den Volksmassen Über die wahre Meinung Gottes mit den Menschen und die wahre Haltung des Menschen Gott und dem Mitmenschen gegenüber; er unterrichtet seinen engeren Jüngerkreis xa•' tB(av über den tieferen Sinn und weiteren Zusammenhang seiner Worte. Die Belehrung läuft so auf den verschiedenen Ebenen der wissenschaftlichen Argumentation, der kerygmatischen Lehre und Paränese und des vertraulich-arkanen Gesprächs. Sie ist den jeweiligen HÖrern angepasst und variiert entsprechend auch die konkreten Inhalte 5 • Die Lebensweise Jesu als Wanderprediger erinnert mehr an die kynisch-stoischen Weisen als an die aus frühjüdischer Zeit bekannten Propheten und Messiasse 6 • Sie ist bezeichnend für jene äusserst enge und konsequente Verbindung von ethischer Theorie und Praxis., wie sie uns in Arrians Aufzeichnungen von Epiktets Leben und Lehre aufs Beste vorgeführt ist. In der Organisation des gemeinschaftlichen Wanderlebens, in den Aktionen des Meisters und der Jünger und in deren Selbstverständnis macht vieles durchaus den Eindruck, dass wir es bei der Jesusbewegung mit einer weiteren a~peoL~ zu tun haben, die sich auf eigene Weise ins weisheitliehe Milieu des Frühjudentums·einfügt. Diese Indizien sind textlichen Details entnommen, die keine kerygmatische "Aufladung" aufweisen und dadurch mit den konstruktiven und analytischen RÜckschlussverfahren der von THEISSEN entwickelten Methode der "soziologischen Aqswertung religiöser Ueberlieferungen" 7 erfasst werden können. In der Abgrenzung gegen die Weisheitsgemeinden der Pharisäer und Essener/ Qumranleute (=vergleichendes RÜckschlussverfahren) , den beiden 5) Die Reduktion der dogmatisch-ethischen Mitteilungskomponente dieser Texte auf den blassen kerygmatischen Apell (BULTMANN, Allgemeine Wahrheiten l68ff., vgl. Theologie 19-21) ist auch aus dieser Perspektive nicht erlaubt. Vgl. auch NEUHAEUSLER, Anspruch und Antwort Gottes 11: "Jesu Wort ist immer Anrede, •.. weil allgemeine Wahrheiten Anredecharakter gewinnen, wenn sie sich im Geheimnis der Person Jesu auslegen." 6) Zusammengestellt bei DEXINGER, Ein "Messianisches Szenarium", bes. 258-266; vgl. LUDIN-JANSIN, Existait-il a l'epoque hellenistique des predicateurs itinerants juifs, bes. 251; KRETSCHMAR, Ein Beitrag, bes. 35f. 7) Die soziologische Auswertung 284-299; vgl. Soziologie der Jesusbewegung 11. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 576 Kap. VI.2.2.1, Ziff. b wichtigsten fassbaren Erneuerungsbewegungen des Frühjudentums {s.o. Kap. Ll-3), zeigt sich dann die jesuanische Gruppe zwar gegenüber den Pharisäern: als deutlich apokalyptisch geprägt, jedoch ohne jene restriktiven Züge, die den esoterischen Zirkel der Qumranleute kennzeichnen. Die Gruppe ist radikal auf Veränderung aus und dokumentiert dies in der Lebensform des Wanderradikalismus, sie w-ird dadurch aber nicht zum volksfremden Körper einer monastischen Elite oder zu einer zelotischen Partei, sondern vermag sich auch einem weiteren Kreis mehr oder weniger verständlich zu machen. Die Jesuaner scharen sich zwar, wie dies für die Apokalyptiker charakteristisch ist, um ihre Offen:barergestalt, sie behalten aber - über dessen Tod hinaus einen erstaunlich offenen Kontakt mit verschiedenen Schichten des jüdischen Volkes und sprengen dann auch mit unheimlicher Schnelligkeit die vorgegebenen religiösen, gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten. In der Konstitution der Jesusbewegung liegt ein Element der Offenheit, ein Zug zur Sachlichkeit, ja ein Ethos der Verständlichkeit, die Jesus und seiner Gruppe im bewegten Geistesleben des Frühjudentums ein eigenes Profil zu geben vermögen, und zwar ein Profil von apokalyptisch-prophetischer Vehemenz u n d geschichtlicher Dauer. Dieses Element möchte ich im weisheitliehen Grundzug der Jesusbewegung begründet sehen : Es kommt aus ·der originellen und spannungsvollen Verbindung, welche Weisheit und Apokalyptik bei Jesus eingingen 8 • Dies lässt sich am besten in der Verwendung weisheitlieber Traditionen, also an einem sprachlichen Phänomen der Jesusbewegung aufzeigen. b) Präsenz und Bedeutung der synoptischen Weisheitslogien Die etwas erstaunte Feststellung eines Alttestamentlers : "Es wimmelt in der Predigt J_esu von Vernunftschlüssen und Erfahrungs8) In unserem Jhd. hat WINDISCH, Der Sinn der Bergpredigt (1929), bes. 6-21, diese Verbindung gegen eine paneschatologisierende Tendenz (WEISS, SCHWEITZER, BULTMANN) mit der Formulierung "geläuterte und radikalisierte Weisheitslehre und prophetisch-eschatologische Heils- und Gerichtsverkündigung" (20) _aufgebracht. Die gerade in den Zwanzigerjahren aufkommende Revalorisierung der theologischen Dimension der Weisheit (s. Einleitung, Anm. 11) kam dadurch auch in der ntl. Wissenschaft zur Geltung. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.1, Ziff. Q 577 sätzen" 9 kennzeichnet den Sachverhalt : ,Per Jesus der Synoptiker braucht in seinen Streitgesprächen viele Argumente, die von der alltäglichen Erfahrung.hereinl~uchten (vgl. Lk 4,23; Mk 2,17b.l9a.2lf. Parr; QMt 3,10; Dubl. 7,19 Par); er belehrt se.ine Jünger und Zuhörer. mit Worten, die von der religiösen Einsicht seines Volkes oder seines Kulturkreises herkommen (vgl. Lk 16,8b.9; Mk 6,4 Parr; 10,9 Par; QMt 7 ,12a.l3f. Par) oder aus der Erfahrungsmoral stammen (vgl. nur Mt 6,34a.b; Lk 5,39; Mk 4,21 Par+ QDubl.; 9,50 Par QMt 5,13 Par; QMt 6,27 Par u.v.a.). Viele Begründungen seiner Mahnworte leiten sich von weisheitliehen Vorstellungen wie Welt als Kosmos, der Schöpferkraft Gottes, dem Tun-Ergehen/Tat-Folge-Zusammenhang, dem Vergeltungsund Lohngedanke, dem Mass für Mass - Grundsatz her 10• Weisheitliehe Erfahrungen und Einsichten haben dabei ohne RÜckbezug auf ei.n anderes Argumentationssystem Geltung. Die unmittelbare "Gewissheit, Gottes Willen zu kennen und zu verkünden" geht in eins mit "der unmittelbaren und unbefangenen Anschauung des Weisheitslehrers" 11 •.·So kann er "in seinen Weisheitssprüchen ••• in hÖchster Einfachheit unausweichlich Gültiges sagen" 12 :. Eine Stadt auf einem Berg j<.annnicht verborgen bleiben (Mt 5,14b). Wer zu Tische liegt ist grösser als der Diener (Lk 22,27). Der Gesunde. braucht keinen Arzt (Mk 2,17b Parr). Eine Feige kommt doch nicht von einer Dis.tel (QMt 7, 16b Par) • Wo ein Aas ist, da finden sich Geier ein (QMt 24,28 Par). So kann er auch Regeln formulieren, die ihre weisheitliehe Bestimmtheit nur aus der generationenlangen Erfahrung haben : Wie man tut, so wird einem wieder getan (vgL Mt 7,2a; Lk 6,37b.c.38a; Mk 4,24f. Parr + 9) VON RAD, Christliche Weisheit ? 153; vgl. schon SMITH, Our Lord's use of common proverbs 441-454. Siehe im Anhang die Liste der 108 Weisheitslogien, die bei den Synoptikern im Munde Jesu vorkommen. Die im folgenden zitierten Stellen sind dort in der Reihenfolge Mk-E(igengut); Ht-E; Lk-E; Mk Par(r); QMt Par zu finden. 10) ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche, bes. 160-165.188-189, ist dieser weishei tlichen Komponente in 2 6 ausgewählten Mahnworten nachgegangen. 11) KAESEMANN, Das Problem 210; vgl. NEUHAEUSLER, Der Appell Jesu 233.: "Es durchdringen sich die verschiedenen Ebenen, Weisheitliche, Prophetisches, Eschatologisches - nicht erst in der Verarbeitung der Jesusbotschaft dur.ch Tradition und Evangelisten, sondern schon bei Jesus selbst." 12) BORNKAMM, Jesus von Nazareth 52. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 578 Kap. VI.2.2.1, Ziff. b QDubletten). Wie man behandelt werden möchte, so soll mah selbst die andern behandeln (QMt 7,12a Par). Besonders gern zieht Jesus Sätze bei, die einen Gegensatz zwischen Anfang und Ende (vgl. Mt 22,14; Mk 10,31 Par+ QDubl.; QMt 23,12 Par (2x)), zwischen Aktion und Effekt (vgl. Mk 8,35 Parr + QDubl.; Mk 8,36f. Parr; 10,43f. Par + Dubl.) aufweisen. Diese antithetischen Figuren verschärft er manchmal und anscheinend mit Vorliebe bis zum Paradox 13 Dies tut Jesus in der synoptischen Ueberlieferung nicht, wie man gelegentlich eine Materialstelle ausbeutet, sondern er spricht, argumentiert, verkündet und fordert beständig von weisheitliehen Gedanken her, ohne dass er gezwungen ist, diese nochmals zu begründen. Das Alltagsleben, die Naturabläufe, die in Tradition gereifte Erfahrung, das Gottesverständnis seines Volkes sind für Jesus gültige loci theologici. Der Zeitgenosse Jesu war nicht genötigt, "nach Voraussetzungen zu suchen, von denen her Jesu Lehre ihren Sinn bekäme, oder sich an das Konzept von Lehren und Tradition zu erinnern, das er selber schon mitbringen muss. Denn nirgends wird von einem gewissen 'Standpunkt' aus Über Gott und Welt und Mensch, Vergangenheit und Zukunft geredet" 14 • Das Gras und die Blumen, die Spatzen, die Tauben und Schlangen, die Füchse und die Vögel, der Regen und die Sonne, der Rost und die Motte, Brot, Stein und Fisch, Distel, Feigen, Bäume und Früchte, der menschliche Leib usw. usw. haben als Bildvergleiche einsichtigen Argumentationswert. Das weisheitliehe Bild des vorsorgenden, allgegenwärtigen und allmächtigen Gottes ist stete Evidenz. Das Rechnen mit der Agressivität des Menschen (vgl. QMt 5,39b-42 Par), mit dem Erfolg der Aufdringlichkeit (QMt 7,7-10 Par; vgl. Lk 11,5-8; 18,1-8a), mit dem Anspruch auf Lohn für geleistete Arbeit (QMt lO,lOb Par), mit menschlicher Ueber- und Unterordnung (QMt 10,24.25a Par), 13) DUNSTONE, Ipsissima Verba Christi 62: "Paradox seems to have been a mark of the teaching of our Lord."; BEARDSLEE, Uses of the Proverb 66: " •.. it is evident that in the most characteristic Synoptic sayings this wisdom is immensely concentrated and intensified. The primary means of intensification areparadox and hyperbole." KAESEMANN, Das Problem 209: "Immerhin sind einige Sprüche so paradox formuliert ... , dass eben das für Echtheit sprechen könnte." 14) BORNKAMM, Jesus von Nazareth 52. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.1,· Ziff. b 579 das alles gibt Jesus Hinweise für ein menschliches Leben, das dem .Willen Gottes entspricht. "Der Raum des Willens Gottes ist für ihn die Menschenwelt" 15 . Die Präsenz weisheitliehen Logiengutes in der jesuanischen VerkÜndigung sei damit genug beschworen. Meine Durchsicht des indikativischen, imperativischen und interrogativen Logienmaterials bei den Synoptikern hat eine Anzahl von 108 verschiedenen, im engeren Sinn weisheitliehen Logien ergeben (s. Anhang) 16 • Bezieht man die Parallelen und Dubletten in die Zählung mit ein, so ergeben sich 196 Vorkommen von weisheitliehen Logien. VON RAD's Eindruck (s. Anm. 9) lässt sich statistisch somit klar belegen. Dabei zeigt sich, dass das Gesamtvorkommen von Logien folgendermassen ansteigt : Mk 30 ( 2 E; 28 Parr) Lk 80 (19 E; 17 aus Mk; 44 aus Q) Mt 86 (17 E; 23 aus Mk; 46 aus Q) 196 Vorkommen In dieser Hinsicht werden die Evangelien immer weisheitlicher, was ja der frühkirchlichen Entwicklung entspricht. Die Verstärkung des weisheitliehen Zuges kommt aber nicht dadurch .zustande, dass die Neuproduktion von Logien stärker würde, sondern vielmehr dadurch, dass verschiedene Vorlagen mit weisheitliehen Materialien zusammengearbeitet wurden. Nach dem Eigengut der Traditionsgeschichten geordnet bietet sich das_Logienmaterial ja anders dar : I···· 1. ! 15) LUZ, Einige Erwägungen 123; vgl. 127: "Der Mensch, genauer: der bedürftige Mensch ist das 'Wo' Gottes in der ~velt." Nach dem anschliessenden Diskussions· protokoll haben F. HAHN und T. HOLTZ darauf hingewiesen, dass "in der Reichsverkündigung Jesu (die at. Tradition vom Handeln Gottes weiterführt)" der Ort zu sehen sei, "wo die Rede vom gegenwärtigen und zukünftigen Gott, wo Indikativ und Imperativ kongruieren" (135).- Vgl. auch LUCK, Welterfahrung und Glaube 36-39. 16) Die Zahlen sind hier nicht so exakt gemeint, wie sie aussehen, da bei der Auflistung viele Unsicherheitsfaktoren mitspielen. Sie entsprechen aber der Zählung im Anhang und stimmen statistisch. - "Anzahl" bezieht sich auf die Menge der inhaltlich oder quellenkritisch verschiedenen Logien; "Vorkommen" schliesst die Parallelen und Dubletten ein. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2. 2 .1, Ziff. b 580 Q 44 Mk 30 ( 2 E; 28 Parr) Lk 19 (+ 17 aus Mk; + 44 aus Q) Mt 17 (+ 23 aus Mk; + 46 aus Q) 196 Vorkommen 17 Das neu hinzukommende weisheitliehe Logiengut wird immer geringer, je grösser das Gesamtvorkömmen ist. Es geht demnach aus der statistischen Zählung eine weitere Tendenz in der frühchristlichen· Beschäftigung mit dem jesuanischen Logiengut hervor : Das weisheitliehe Gut steht nicht im Vordergrund der kreativen Tätigkeit der Evangelisten. Es wird zwar gerne Übernommen aber nur wenig um Eigenes vermehrt. Das Hauptinteresse scheint zu jener Zeit auf einem anderen, hier nicht zu untersuchenden Gebiet zu liegen. Das heisst aber auch, dass die Gesamttendenz der synoptischen Ueberlieferung von Weisheitslogien auf einen weisheitlieh kreativen Ursprung zurück weist, dessen Einfluss immer schwächer wird, je mehr man sich von ihm entfernt. Es ist danach keineswegs so, dass einem prophetisch-apokalyptisch vehementen, aber weisheitlieh pauveren Anfang immer mehr "lebbare" Weisheit aufgedrängt worden wäre. Die frühen Christen waren ja gar nicht auf eine solche Prozedur der Aufpfropfung von Weisheit angewiesen, da sie, wie Jak, die Didache und die Briefliteratur zeigen (s. Kap. 2.1.3), für die Gestaltung ihrer Lebenslehren ohne Skrupeln auf die nicht-jesuanischen Materia~ lien frühjüdischer Weisheit zurückgriffen. Es ist natürlich gewagt, aus den Charakteristiken einer gesamten Logiengruppe weitreichende Folgerungen zu ziehen. Es ist hier aber nicht möglich, einen detaillierteren methodischen Weg zu gehen. Die hervorragende Untersuchung von ZELLER hat sich an den weisheitliehen Mahnworten bei den Synoptikern geduldig bis zu Jesus zurückgearbeitet und m.E. mit Erfolg die spezielle Art jesuanisch-weisheitlichen Mahnens aufgezeigt und den Sitz im Leben jener Logiengruppe im weiteren, s~pathisierenden Zuhörer- 17) Die 44 Q-Logien können natürlich nicht mitgez.ählt werden, da sie bei Lk und Mt (dort 46, weil 2 Dubl.) verrechnet sind. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.1, Ziff. b 581 kreis Jesu bestimmt 18 . Eine ähnliche Arbeit an den indikativischen Weisheitslogien steht noch aus, doch könnte sich wohl unter der Hand eines parömielogisch geschulten Exegeten vieles in der gleichen Richtung bewegen. Die oben aufgezeigte Gesamttendenz des Logiengutes unterstützt von vorneherein eine solche Hypothese. Die Frage der Authentizität der weisheitliehen Logien sollte sich jedenfalls vom für sie völlig ungeeigneten Unähnlichkeitskriterium lÖsen, das nur Übrig lässt, was sonst nirgends belegt ist, und so einen von Zeit und Geschichte abgehobenen genialen Offenbarungsmoment, aber keinen in einer bestimmten historischen und kulturellen Situation stehenden Menschen beschreiben kann. Sobald man die neue Funktion der Weisheit innerhalb der jesuanischen Ueberlieferung erfasst, ist das weisheitliehe Logiengut nicht mehr a priori verdächtig. Diese Frage nach dem Stellenwert der Weisheit. in der j esuanischen Botschaft ist alt. Ein langer Weg zieht sich von LESSING's Christus als "erste(m) zuverlässige(m), praktische(n) Lehrer der Unsterblichkeit" 19 ·bis zur heutigen jesuanischen "Weisheit im Horizont des Reiches Gottes" (GRUNDMANN, ZELLER) 20 • Den forschungsgeschichtlichen Wendungen und Windungen zwischen den Doppelungen : Weisheit oder Prophetie, Erfahrung oder Offenbarung, Dogma oder Kerygma, Theologie oder Eschatologie (und wie sie 21 alle heissen) kann hier nicht nachgegangen werden Man ist mit Recht von den "Oder"-Doppelungen zu einem integrativen Verständnis ("und, mit, in") gelangt. Die KÖnigsherrschaft Gottes, und zwar des Gottes des Himmels und der Erde, der zugleich der Vater seiner Menschenkinder ist, 18) Die weisheitliehen Mahnworte 51-184; vgl. auch BEARDSLEE, The Wisdom Tradition 238f.; WILDER, Eschatology and Ethics, bes. 145-162, und die gattungsund formgeschichtlichen Ueberlegungen bei PERRIN, Wisdom and Apocalyptic 543570. JESKE, The Wisdom Structure of Jesus' Eschatology (Diss. theol. 1969), war mir nicht zugänglich. 19) Die Erziehung des Menschengeschlechtes, Paragraph 58 (Erstveröffentl. 1777). 20) GRUNDMANN, Weisheit im Horizont; ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche, bes. 181-184; Weisheitliehe Ueberlieferung, bes. 10-13. 21) Ein konziser Ueberblick bei ZELLER, Die weisheitliehen Mahnsprüche 166-169; auch KUECHLER, Die weisheitliehen Logien l03ff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.l, Ziff. b 582 muss als eigentlicher Grund erkannt werden,. der Jesus sowohl prophetisch-apokalyptisch wie weisheitlieh sprechen lässt. "Suchet zuerst das Reich Gottes !" ist sein prophetischer Auftrag, der weisheitliehe Heiterkeit aus sich entlässt : "Das andere wird euch dazugegeben" (QMt 6,32 Par). Die Bergpredigt ist die von der ßaoLAELa ermöglichte Weisheitslehre : In ihrer Einfachheit, ihrer antithetiscaen Schärfe, ihrer Forderung und ihrem Zuspruch behält Weisheit das für sie Wesentliche des 22 , .. l'1c h en Prasenz .. . d er gott Er f a h rungs b ezugs, d es Le b enss1nns, Übersteigt sich aber, indem sie ihre Grenzen gewahrt und ihre inhärente Selbstgefälligkeit überwindet. Jesus zeigt sich ja nirgends auf der Suche nach "Fixierung von Tatsächlichern" 23 , er entwickelt nirgendwo eine selbständige Leidenschaft, Welt und Menschen zu verstehen und macht keine Anstalten, seine Weisheit an den Mann zu bringen (vgl. Sir 51,13-30). Weisheit bekommt hier im Horizont des Reiches Gottes ihre.Selbstverständlichkeit zurück; ja gerade diese Selbstverständlichkeit innerhalb des eschatologischen Sturm und Drangs, der zur Verschärfung, Umkehr der Verhältnisse, Bruch der Kontinuität tendiert 24 , ist das Bestürzende an der jesuanischen Weisheit : Gerade in der Ernstnahrne der weisheitliehen Evidenz, dass der Leib mehr ist als die Kleidung, liegt Jesu Aufforderung zur radikalen Armut der Wanderexistenz. Weil alle Haare des Hauptes gezählt sind, kann man seinen Leib zum Martyrium geben. Weil die Sonne über Gute und BÖse aufgeht, kann man auf die Rache verzichten. Weil der himmlische Vater gut ist, einzig gut ist, sind die Seligpreisungen der Armen, Hungernden und Weinenden kein zynischer Spott. So wie kein Spatz vorn Dach fällt ohne Gottes Wissen, so sicher liegt auch die Geschichte der Welt- und-ihr nahes Ende!- in seiner Hand. 22} Dass dieser Zug bei den Synoptikern auf Kosten des Apokalyptisch-Eschatologischen gerne etwas verstärkt wurde, hat LUCK, Die Vollkommenheitsforderung, im Detail aufgewiesen. 23} VON RAD, Weisheit in Israel 153. 24} BEARDSLEE, Literary Criticism 39-41; Uses of the Proverb 66-71, sieht gerade in dieser Intensivierung das Typische am jesuanischen Gebrauch der Weisheitslogi~n und eine implizite christologische Aussage (vgl. 72}. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.2 583 Weisheit ist bei Jesus so selbstverschärft, dass sie - unter dem Eindruck der nahen ßaOLAeCa - ihre innerweltliche Genügsamkeit sprengt und die weisheitliehe Logik in eschatologische Entschiedenheit weiterführt. Die jesuanisch-entschiedene Weisheit unterschied sich gerade darin von der Weisheit der Pharisäer, Apokalyptiker, Essener, Qumranleute und auch von den alexandrinischen Religionsphilosophen, bei denen die Weisheit letztlich nicht von ihr selbst her, sondern durch Identifikation, Verbindung und Vermischung mit anderen Grössen (ni1n, li; nveü~a, A6yo~) aktuell gemacht wurde. Jesus provozierte die Weisheit in ihrem Eigensten, wies ihre allseitigen Grenzen in einer zu Ende gehenden Welt auf und führte sie aus der Selbstgefälligkeit der "Klugen und Weisen" (QMt 11,25c Par) in die Selbstvergessenheit jener "Kinder", die in seiner Anerkennung die Weisheit "zu ihrem Recht kommen" (€5LxaLc&{}n) liessen (QLk 7,35). Damit kommt die letzte Frage in den Blickpunkt. 2.2.2 Jesus - eine endgültige Weisheitsgestalt ? Wenn Jesus die weisheitliehen Traditionen seiner Zeit anhand ihrer eigenen Logik zu eschatologischer Entschiedenheit geführt hat, ist es dann auch möglich zu sagen, dass diese eschatologische Entschiedenheit sein eigenes "Weise-Sein" bestimmte ? H a t Jesus sich selbst als nicht mehr Überbietbare Weisheitsgestalt verstanden ? d i e I s t er Weisheit in endgültiger Form, nämlich 'Weisheit', die Weisheit Personne annoncee e t G o t t e s venue" ?25 ? "La Sagesse en Für die Theologen von Q, für Paulus und für die urchristlichen Hymnendichter ist diese Frage kerygmatisch klar und positiv entschieden (s. Kap. 2.2.1, a-c). Sie proklamieren : Jesus ist Träger von Weisheit u n d die'Weisheit' selbst; und beides zusammen deshalb, weil in einer Endgültigkeitsaussage Träger und Getragenes zusammenfallen müssen. 25) Titel der Arbeit von BONNARD (Sperrung von mir). http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI. 2 . 2. 2 584 Unsere exegetische RÜckfrage ist .notwendigerweise zaghafter ! An eine Methode gehalten, die nach den Prinzipien geisteswissenschaftlicher Logik und zwischenmenschlicher Kommunikabilität orientiert ist, hat sie mit Argumenten und nicht mit Proklamationen vorzugehen. Sie muss ihren Weg deshalb Über die Q-Traditionen (s. Kap. 2.2.l,a) einschlagen, in welchen die weisheitliehen Interpretamente der Gestalt Jesu in ihrer ursprünglichsten, aus der frühjüdischen Weisheitsreflexion kommenden Form vorliegen. Es sind zwar nurmehr kärgliche Relikte; was aber Übrigblieb, bezeugt umso deutlicher die Altertümlichkeit des ganzen Vorstellungskreises und lässt die Frage berechtigt sein, ob Jesus s e l b s t sich als endgültige Manifestation von Weisheit verstanden habe. Exegetisch ist m.E. eine positive Antwort auf diese letzte Frage strikt nicht zu erbringen. CHRIST's subtile Untersuchungen enden jedesmal (im Kleindruck) mit "mÖglich, aber nicht beweisbar"26. Es kommt damit gut zum Ausdruck, dass die Texte den Zusammenschluss von ~'Weisheitslehrer" und "Weisheit Gottes" in Jesus zwar nahelegen, unsere exegetischen Methoden (und unsere Weisheit) aber Überfordert sind und ein Weiter-Beweisen ver- bieten. Jesus als'Weisheit' Gottes ist ein Bekenntnis, und einem Bekenntnis ist es erlaubt, Dinge aus Vertrauen zusammenzuschliessen, die die kritische Analyse immer nur als MÖglichkeit im asymptotischen Fluchtpunkt ihrer Argumente postulieren kann. In diese unmöglich mit Argumenten abzuschliessende Perspektive ordnen sich die folgenden Schlussgedanken ein : Traditionsgeschichtlich ist die alte Weisheitschristologie in unseren neutestamentlichen Texten am Aussterben. Man kann deshalb wohl annehmen, dass sie ursprünglich einen viel stärkeren Anteil an der Interpretation Jesu hatte. Die "judenchristlich' gnostisierenden' Kreise in Palästina", die vermutlich "die 2.6) Jesus Sophia 74.92f.ll7.13l.l48.154; vgl. die in der "Bewei~führung" weitergehenden Versuche von AALEN, Visdomsforestillingen og Jesu kristologiske selvbevissthet 35-46; MERTENS, L'hymne de Jubilation 19-33; BONNARD, La sagesse en Personne, u. a. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2.2.2 585 Träger der ältesten Sophia-Christologie waren", wurden anscheinend schon früh von der antignostischen Front ins häretische Abseits getrieben und haben erst in der christlichen Gnosis 27 . Van d a h er 1st ' b egre1'fl'1c h , wieder zum Wort k ommen k onnen weshalb in den gnostisierenden (z.B. Silv) und vollgnostischen Schriften eine so enge Verbindung der Sophia mit Christus geschehen konnte. Die ältesten weisheitliehen Interpretamente Jesu müssen zeitlich noch v o r Q angesetzt werden, durch deren auswählende Sammeltätigkeit uns einige Relikte Überkommen sind. Sie liegen damit traditionsgeschichtlich in grösster Nähe zum historischen Jesus. Dass dieser sich selbst in Verbindung mit den verbreiteten Prophetengeschicksvorstellungen als letzten Gesandten der 'Weisheit' verstanden hat 28 , ist dabei unter den möglichen weisheitliehen Selbstinterpretationen Jesu vorzugsweise anzunehmen. Motivgeschichtlich war die personifizierte, hypostasierte oder mythologisierte Weisheitsgestalt (s. Kap. I) in frühjüdischer Zeit bei allen Bekenntnisgruppen so stark, dass sie sich als Vermittlerin zwischen göttlichem Wissen und menschlichem Wissensdurst, als Heilsbringerin (in Gesetz und Geheimnis) und Schöpfungspotenz bei der theologischen Bewältigung der Fragen nach Gottes Wesen und Willen und dem Sinn des Lebens und der Geschichte geradezu aufdrängte. Es lag deshalb nahe, dass Jesus auch diese Gestalt der transzendierenden'Weisheit', von der man aus Weish 7,27 (vgl. 10,16) wusste, dass sie "in jedem Geschlecnt in tadellose Seelen Übergeht und so Freunde Gottes und Propheten zurüstet", kannte und beizog, wenn es um die Explikation seines Gottesverhältnisses und seiner prophetischen Sendung ging 29 • Als endgültiger Prophet, der a 1 1 e Menschen zu Freunden, ja 27) CHRIST, Jesus Sophia 154. KOESTER, Grundtypen und Kriterien 204-208, zeichnet einen harmonischen Weg, indem er die hymnischen Prädikationen der Epistelliteratur miteinbezieht. Es sollte aber doch deutlich zwischen Q einerseits und Paulus und der Hymnik andererseits unterschieden werden (s. o. Kap. 2.1.1). 28) Die Rezeption davon bei Q sind Mt 23,34-35.37ff. Par und Mt 11,16-19 Par. 29) Die Rezeption davon bei Q sind Mt ll,25ff. Par und Mt ll,28ff. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 586 Kindern Gottes zu machen hatte# brachte er wohl auch diese Weisheit in ihre endgültige Gestalt. Der souveräne Umgang Jesu mit dem Gesetz, in welchem eine Entkoppelung der schriftgelehrten Identifizierung von'Weisheit'und schriftlich fixierter Tora geschieht, könnte in jenem Selbstbewusstsein seinen Ursprung haben. Der Gebrauch weisheitlicher Traditionen durch Jesus ist selbstverständlich und souverän. Durch die Transposition in den neuen Horizont der ßaoLAECa verleiht er den weisheitliehen Sprüchen und Mahnworten eine sie ins Letztwichtige weitertreibende Dimension - und zugleich eine ursprünglichere Heiterkeit, weil Begrenzung und Gefährdung der Weisheit durch den Tod des Einzelnen und das Ende der Geschichte voll miteinbegriffen sind. (Viel- leicht liegt hier schon ein Moment der paulinischen "Weisheit des Gekreuzigten".) Da die ßaoLAECa aber.in Jesu Wirken und Wort ihre eigene Vorgabe hat, ist in Jesus von Nazaret auch definitive Weisheit anfangshaft gegeben. Die Weisheitslehre Jesu ist zwar fragmentarisch, so wie jede Weisheitslehre (von Abot bis Achikar !) fragmentarisch bleiben muss. So wie aber auch jeder gute Weisheitslehrer nicht einfach die Summe seiner Weisheitalegien ist, sondern in einem kohärenten Leben die fragmentarischen Einzelworte zur ganzheitlichen Gestalt werden lässt, so ist auch der historisch einmalige FrÜhjude, Jesus von Nazaret, die lebendige Systematik seiner Fragmente. Die Frage nach der eigentlichen Dimension seiner Weisheit ist deshalb die Frage nach dem Geheimnis seiner Person 30 • 30) Siehe SCHUERMANN, Die Christusoffenbarung 33f.; WESTERMANN, Die Weisheit und Jesus Christus 47; KOESTER, Grundtypen und Kriterien 206. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 587 Kap. VI.2.2.2, Anhang ANHANG Die weisheitliehen Logien Jesu bei den Synoptikern Mk Mk-E : 1 Der Sabbat ist für den Menschen, und nicht der Mensch für den Sabbat. 2,27 2 Jeder wird mit Feuer gesalzen werden. 9,49 Mt Lk Mt-E : 3 Eine Stadt auf dem Berg ••• 5,14 4 Nicht kannst du ein einziges Haar weiss oder schwarz machen. 5,36b 5 Euer Wort sei Ja Ja, Nein Nein Das Uebrige ist von Bösem. 5,37 6 Die Rechte soll nicht wissen, was die Linke tut. 6,3b 7 Kümmert euch nicht um den morgigen Tag ! 6,34a 8 Genug ist dem Tag seine Schlechtigkeit. 9 Richten gerichtet werden 6,34b 7,2a 10 Gebt das Heilige nicht den Schweinen 7,6 11 Jeder gute Baum bringt gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. 7117 =12,33a 12 Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben ! 10,8b 13 werdet klug wie die Schlangen 10,16b 14 Kommet alle zu mir ••• ! 11,28ff. 15 Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt gerichtet. 12,37 16 Jede Pflanze, die nicht spriesst, entwurzelt. 15,13 17 Viele sind gerufen, wenige aber ausgewählt. 22,14 18 Wer das Schwert nimmt, kommt durch das Schwert um. 26,52 Lk-E : 19 Arzt, heile dich selbst ! 4,23a 20 Keiner trinkt alten Wein ••• 5,39 21 Verurteilen vergeben 6,37b.c verurteilt werden, vergeben werden http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 588 Kap. VI.2.2.2, Anhang (Lk-E :) Mk Mt gegeben werden Lk 22 Geben 23 Wem wenig gegeben wird, der hat wenig geliebt. 24 Eines (weniges) ist nötig. 10,42a 25 Nicht aus dem Ueberfluss der Dinge besteht jemandes Leben. 12,15b 26 Wenn ihr nicht das Geringste könnt, was künunert ihr euch um das Uebr ige ? 12,26 27 (Un-)wissender Knecht 12,47.48a 28 Viel gegeben 29 Tischregel : Niederer Platz 6,38a 7,47b Schläge viel abverlangt. 12,48b 14,8-10 30 Ueber das Einladen zum Gastmahl 14,12-14 31 Die Söhne dieses Aeons sind klüger als die Söhne des Lichtes ••• 16,8b 32 Macht euch Freunde aus dem Mannnon der Ungerechtigkeit ! 16,9 33 Im Kleinen und Grossen zuverlässig, 16,10 im Kleinen und Grossen ungerecht. . 16,15b 34 Was bei den Menschen hoch ist, ein Gegenstand des Ekels ist es vor Gott. 35 Kein Haar eures Hauptes geht verloren. 21,18 36 Wer ist grösser, der Bediente oder der Diener ? 22,27a 37 Wenn man das am frischen Holz tut, was geschieht dann wohl am trockenen? 23,31 Mk Par(r) 38 Nicht nötig haben die Gesunden des Arztes, sondern die Kranken. 2,17a 9,12b 5,3lb 39 Es können doch nicht fasten die Söhne des Brautgemachs ••• 2,19a 9,15a 5,34 40 Ungewalkter Stoff - altes Kleid, neuer Wein - alte Schläuche. 2,2lf. 9, 16f. 5,36ff. 41 Geht es an, am Sabbat Gutes zu tun, oder Böses zu tun ? 3,4 42 Geteiltes Königreich (Haus, Satan) (95) 3,23b-26 43 3,27 Eindringen in das Haus des Starken 12,12b (12,25bf. 12,29 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 6,9 ll,l7b-18a) 11,2lf. Kap. VI.2.2.2, Anhang (Mk Par (r) :) Mk 44 Gehört die Lampe etwa unter den (66)Schemel ••• ? 4,21 45 Nichts ist verborgen, ausser da(89)mit es offensichtlich werde 4,22 46 Messen (75) 4,24b gemessen werden 589 Mt Lk (5,15 8,16 11,33)D (10,26 8,17 12,2) D (7 ,2b 6,38b) 47 Wer hat, dem wird gegeben ••• (108) 4,25 13,12 (25,29D 8,18 19,26)D 48 Nicht ist ein Prophet ungeehrt, ausser in seiner Vaterstadt ••• 6,4 13,57 4,24 49 Nichts gibt es ausserhalb des Menschen, das ihn verunreinigen kann ••• 7,15 15,11 50 Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen ••• 7,27 15,26 51 Wer seine Seele gewinnen will ••• (92) 8,35 16,25 (10,39D 9,24 17,33)D 52 Was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen ••• ? 8,36 16,26 9,25 53 Wergross werden will ••• 9,35 D 10,43bf. (103) 54 Wer nicht gegen uns ist, ist für uns. 9,40 55 Wenn dich ärgert die Hand (der Fuss, das Auge) ••• 9,43-47 56 Wenn das Salz salzlos wird, (65)womit werdet ihr es würzen ? 9,48c 20,26bf. (23,11 22,26) 9,50b lB,Bf. D 5,29f. 9,50 (5,13 14,34f.) 57 Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen 10,9 19,6b 58 Alles ist möglich bei Gott. 10,27b 19,26b 18,27 10,31 (~~:~~D 13,30) 59 Viele erste werden letzte sein (102) 60 Alles was ihr bittetund verlangt, glaubt, dass ihr es sicher bekommt ••• 11,24 21,22 61 Dem Cäsar gebt, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist 12,17 22,2lb 20,25 62 Nicht ist Gott für die Toten, sondern für die Lebendigen. 12,27a 22,32b 20,38 63 Wer ausharrt bis zum Ende, wird gerettet werden. 13,13b 24,13 D =10,22b 21,19 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 590 Kap. VI.2.2.2, Anhang (Mk Par (r) 64 :) Der Gei~t ist willig, das Fleisch ist schwach. Mk Mt 14,38b 26,4lb Lk Mt Par Lk 65 Wenn das Salz schal wird, (56)womit wird es gesalzen werden ? (9,50) 66 Nicht zündet man eine Lampe an (44)und stellt sie unter den Schemel. (4,21 5,13 14,34f. 5,15 11,33 8,16)D 67 ~. wenn dir einer auf die rechte Wange schlägt ••• B. Wer dich bittet, dem gib ••• ! 5, 39bf. 41 42 6,29 68 Liebet eure Feinde , •• 5,44-48 6,27f.32-36 69 A. Sammelt euch nicht Schätze B. Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. 6,19f. 21 12,33 34 70 A. Die Leuchte des Leibes ist das Auge. B, Wenn das Auge einfach ist ••• 6,22a ll,34a 71 Keiner kann zwei Herren dienen. 6,24 16,13 72 Sorget nicht in eurer Seele, was ihr essen sollt ••• 6,25f. 28-32 12, 22ff. 27-31 73 Wer von euch kann durch Sorgen seine Lebenszeit um eine einzige Elle verlängern ? 6,27 12,25 74 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet ! 7,1 75 Messen (48) 22bf. - gemessen werden. 30 34b 6,37a 6,38b (4,24b) 76 Vom Splitter und Balken 7,3-5 77 A. Bittet und es wird euch gegeben, B.C. suchet, und ihr werdet finden ••• 7,7f.9f.ll 78 Goldene Regel (pos.) 7,12a 6,31 79 Enge Pforte 7, l3f. 13,34 80 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. 7,16a =7,20 =12,33b 6,44a 81 Sammelt man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen ? 7 ,16b 6,44b 82 Nicht kann ein guter Baum böse Früchte tragen 7,18 6,43 83 Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird ausgehauen ••• b - beschwerlicher Weg D 7,19 (=vgl.3,10 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 6,4lf. ll,9f.llf.l3 vgl.3,9) 591 Kap. VI.2.2.2, Anhang (Mt Par Lk :) Mk Mt Lk 84 Die Füchse haben ihre Höhlen ••• 8,20 9, 58 85 Lass die Toten ihre Toten begraben ! 8,22b 9,60 86 Die Ernte ist gross, der Arbeiter sind wenige. 9,37b 10, 2a 87 Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. lO,lOb 10,7b 88 Nicht ist der Schüler über dem Lehrer. 10,24,25a 89 Nichts ist verborgen, (45)das nicht offenbar wird 6,40 10,26 12,2 8,17)D (4, 22 90 FÜrchtet nicht, die den Leib töten, die Seele aber ••• 10,28 12,4f. 91 Verkauft man nicht zwei Spatzen um ein As? ••• 10,29f. 12,6-7a 10,39 16,25D 17,33 9,24)D 92 Wer seine Seele findet ••• (51) (8,35 93 Kinder-Singsang 11,17 94 Keiner kennt den Sohn ausser der Vater ••• 11,27b 10,22b 12,25bf. ll,l7b-18a 11,23 95 Geteiltes Königreich (Haus, Satan) (42) 7,32b (3, 23b-26) 96 Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich ••• 12,30 97 Aus der Ueberfülle des Herzens spricht der Mund. 12,34b 6,45b 98 Der gute Mensch nimmt aus dem guten Schatz Gutes hervor ••• 12,35 6,45a 99 Kann ein Blinder einen Blinden führen ? 15,14 6,39 Die Zeichen der Natur und des 'HO.~~. 16,2f. 12, 54ff .) Aergernisse kommen notwendigerweise. 18,7 17,1 20,16, 19,30)D 13,30 23,11 22,26 9,48c) (100 101 102 Viele erste werden letzte sein (59) 103 Wergross werden will ••• (53) (10,31 (9,35 D (10,43bf. 20,26bf.) 104 Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt 23,12 14,11 18,14bD 105 Das eine soll man tun, das andere nicht lassen, 23 ,23b 11,42b http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) Kap. VI.2,2.2, Anhang 592 (Mt Par Lk :) Mk Mt Lk 106 Wo das Aas ist, sammeln sich die Adler, 24,28 17,37b 107 Vom Menschen, der nimmt, was er nicht (hinter-)1egt hat, 25,24b 19,21b 25,29 13,12° 19,26 D 8,18) 108 Wer hat, dem wird gegeben ••• (47) (4, 25 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) VERZEICHNISSE 1. LITERATURVERZEICHNIS In den Anmerkungen wurden durchwegs Kurztitel verwendet. Die Verkürzung der Titel wurde dabei elastisch gehandhabt, so dass aus den Angaben der Inhalt des betreffenden Werkes, Artikels, usw. noch ersichtlich und die Identifizierung anband des folgenden Verzeichnisses eindeutig ist. Abkürzungen werden im folgenden nur für die bekanntesten Periodika, Lexika usw. verwendet (meist nach SCHWERTNER, Internationales Abkürzungsverzeich1 nis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin, New York 1974). 1.1 Hauptsächliche Quellen und Uebersetzungen Die Anordnung läuft nach dem antiken Autor oder nach dem Sachbereich. Die vollen bibliographischen Angaben finden sich im Verzeichnis 1.2 unter dem Namen des modernen Herausgebers und/oder Uebersetzers.- Im Text wurden bei schwierigeren antiken Autoren (bes. den griechischen) beide Angaben gemacht. Bei den frühjüdischen, rabbinischen und christlichen Texten wurden jedoch die gängigen Ausgaben und Uebersetzungen ohne jedesmaligen Quellenverweis zitiert. - Die Bibelausg. und -übers. sind hier nicht nochmals aufgeführt. 1.1.1 FrÜhjÜdisch ACHIKAR, Ed.+eng1. Uebers. : CONYBEARE/HARRIS/LEWIS, Cambridge 1913; fr. Uebers.: NAU, Paris 1909. - s. o. Kap. IV.1-4 •. ALTJUEDISCHES SCHRIFTTUM, dt. Uebers. : RIESSLER, Augsburg 1928. ALTTESTAMENTLICHE APOKRYPHEN UND PSEUDEPIGRAPHEN, dt. Uebers. : KAUTZSCH, Leipzig 1900(APAT}; eng1. Uebers. : CHARLES, Oxford 1913 (APOT). ARISTEASBRIEF, Ed. : PELLETIER, Paris 1962; dt. Uebers. : MEISNER, Güters1oh 1973. (593) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 594 BARUCHAPOKALYPSE, syrisch, Ed.+lat. Uebers. : KMOSKO, Paris 1907, S. 10681207; dt. Uebers. : KLIJN, Gütersloh 1976; griechisch, Ed.: PICARO, Leiden 1967; dt. Uebers. : HAGE, Gütersloh 1974. ESRAAPOKALYPSE (4Esr), lat., syr., äth., arab. (2x), armen., Ed. (lat.)+dt. oder lat. Uebers. : VIOLET, Leipzig 1910+1924; Ed. (lat.)+fr. Uebers. (syr., äth.) : LE GRY, Paris 1938. HENOCH-LITERATUR, aramäisch, Ed.+engl. Uebers. : MILIK, Oxford 1976; griechisch, Ed. : BLACK, Leiden 1970; äthiopisch, dt. Uebers. : BEBR, Tübingen 1900; s1avisch A.B, dt. Uebers. : BONWETSCH, Leipzig 1922. HISTORICI, EXEGETAE, AUCTORES IUDAEI HELLENISTAE, Ed. : DENIS, Leiden 1970; dt. Uebers. : WALTER, Gütersloh 1975+1976. JOSEF UND ASENAT, Ed.+fr. Uebers. : PHILONENKO, Leiden 1968. JOSEPHUS Flavius, Bell, Ed.+dt. Uebers. : MICHEL/BAUERNFEIND, München, Darmstadt 1962-1969; Vita, Ap, Ant, Ed.+engl. Uebers. : THACKERAY/MARCUS/ FELDMAN, London, Cambridge 1926-1965. KUEM- JUEDISCHE SCHRIFTEN AUS HELLENISTISCH-ROEMISCHER ZEIT, dt. Uebers. MEL, Gütersloh 1973- (JSHRZ) . MARTYRIUM DES JESAJA (=AscMosis 1-3,12; 5), griech. Frgte, Ed. : DENIS, Leiden 1970; äthiopisch, dt. Uebers. : HAMMERSHAIMB, Gütersloh 1973. MEMAR MARQA, Ed.+engl. Uebers. : MACDONALD, Berlin 1963. PSEUDEPIGRAPHA GRAECA, Fragmente, Ed. : DENIS, Leiden 1970. PSEUDO-MENANDER, Ed.+1at. Uebers. : LAND, Lyon 1862+1868; fr. Uebers. AUDET, 1952. s. o. Kap. III.6. ORACULA SIBYLLINA, Ed. München 1951. GEFFCKEN, Leipzig 1902; Ed.+dt. Uebers. KURFESS, PHILO v. Alexandrien, Ed.+engl. Uebers. : COLSON/WHITAKER/MARCUS, Cambridge, Mass., London 1929-1962. PSEUDO-PHOKYLIDES, Ed. : YOUNG, Leipzig 1971; Ed.+engl. Uebers. VAN DER HORST, Leiden 1978; dt. Uebers. : WALTER, Gütersloh 1979. s.o .• Kap. III.5.2. QUMRAN-TEXTE, Ed. : Discoveries in de Judean Desert I-V, Oxford 1955-1968; Ed.+dt. Uebers. : LOHSE, Darmstadt 1971; dt. Uebers. : MAlER/SCHREINER, München 1973; Ed. : JONGELING/LABUSCHAGNE/VAN DER WOUDE, Leiden 1976. SAMARITANISCHE LITURGIE, Ed. : HEIDENHEIM, Weimar 1885-1887. TESTAMENT ABRAHAMS, griechisch, Ed.+engl. Uebers. : STONE, Missaula 1972; Ed.+fr. Uebers. : DELCOR, Leiden 1973. TESTAMENTE ABRAHAMS, ISAAKS, JAKOBS, orientalische Versionen, fr. Uebers. DELCOR, Leiden 1973. TESTAMENT LEVIS, aramäisch, Ed. : COWLEY/CHARLES, 19o6/7; MILIK, 1955. TESTAMENT MOSES, fr. Uebers. : LAPERROUSAZ, Paris 1970. TESTAMENT !JOBS, Ed. : BROCK, Leiden 1967; Ed.+engl. Uebers. soula 1974. TESTAMENT SALOMOS, Ed. McCOWN, Leipzig 1922. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) KRAFT, Mis- 595 TESTAMENTE DER XII PATRIARCHEN, Ed.+engl. Uebers. : CHARLES, Oxford 1908, London 1908, Oxford 1913; Ed. : DE JONGE M., Leiden 1970. s.o. Kap. V.2.l.l. 1.1.2 Rabbinisch (PIRQE) ABOT (s. MISCHNA) 1 dt. Uebers. : MARTI/BEER, Giessen 1927. ABOT DE RABBI NATAN, Ed. SCHECHTER, Wien 1887; engl. Uebers. Rez. A : GOLDIN, New Haven, London 1967; Rez. B : SALDARINI, Leiden 1975. ALPHABET DES BEN SIRA, Ed. : STEINSCHNEIDER, Berlin 1854. DEREK ERE~, Ed.+engl. Uebers. : HIGGER, New York 1935. LEGENDEN, jüdische, engl. Uebers. : GINZBERG, Philadelphia 1911-1938 MEKILTA (de Rabbi Jischmael, ad Ex), Ed. : HOROWITZ/RABIN, Frankfurt a.M. 1928-1931; Ed.+engl. Uebers. : LAUTERBACH, Philadelphia 1976; dt. Uebers. : WINTER, Leipzig 1909. MIDRASCH RABBA, Ed. : MIRKIN, Tel Aviv 1956-1964 (zum Pentateuch) ; dt. Uebers. WUENSCHE, Leipzig 1880-1884; engl. Uebers. : FREEDMAN/SIMON, London 1939. MIDRASCHIM, kleine, Ed. : JELLINEK, Leipzig 1853-1877; dt. Uebers. : WUENSCHE, Leipzig 1907-1910. MISCHNA, Ed. : ALBECK/JALON, Jerusalem, Tel Aviv 1952-1956; engl. Uebers. DANBY, Oxford 1933; Ed.+dt. Uebers. : Die Mischna, Giessen 1912-. PIRQE DE RABBI ELICEZER, Ed. : HOROWITZ, Jerusalem 1972; engl. Uebers. : FRIEDLANDER, London 1916. SIFRA (ad Lev), Ed. WEISS, Wien 1862; dt. Uebers. : WINTER, Breslau 1938. SIFRE (ad Num), Ed. 1959. HOROVITZ, Leipzig 1917; dt. Uebers. : KUHN, Stuttgart SIFRE (ad Dtn), Ed. : FINKELSTEIN/HOROVITZ, Berlin 1939; dt. 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Die klassischen römischen und griechischen Autoren sind stets ausgeschrieben, deren Werke so abgekürzt, dass sie aus sich selbst verständlich sind oder mit Hilfe des Quellenverzeichnis~es (s. o. 1.1.4) vervollständigt werden können. Dies gilt auch für die christlichen Autoren und Titel, soweit sie nicht selbstverständlich sind. Grundlegend für die bibliographischen Angaben war SCHWERTNER's Verzeichnis (s. o. bei 1), doch wurden der Lesbarkeit und der sofortigen Information zulieb weniger bekannte Abkürzungen möglichst vermieden. Im folgenden Verzeichnis sind somit nur jene Abkürzungen angeführt und aufgelöst, die für die vorliegende Arbeit speziell gemacht wurden oder eine Besonderheit aufweisen : Ach ar(ab) aram arm aes äth dem syr Cambr.-Ed. D E FAttCom F = Frgt frgt. GOLD. (Gr: 3> JuH L/J Komp. NHC NS or Par. Par(r) SALD. Achikar arabisch aramäisch armenisch VitAes 109f. äthiopisch demotisch syrisch CONYBEARE/HARRIS/LEWIS, The Story of A~iqar, Cambridge 1913. Dublette Eigengut EDMONDS, The Fragments, Cambridge,Leiden 1957-1961. Fragment fragmentarisch GOLDIN, The Fathers (A), London 1967. GRELOT, Les proverbes (1961), Nr. des Logions. HENGEL, Judentum und Hellenismus, Tübingen 1973. Levi/Juda - Passagen in den Test XIIPatr Komposition Nag Hammadi Codex Neue Serie, Nouvelle serie, New Series orientalisch Paragraph Parallele(n) SALDARINI, The Fathers (B), Leiden 1975. (673) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 674 SER Vers. v.l. 2. R. <> * T [ ] Sünde/Exil/Rückkehr - Passagen in den Test XIIPatr Version(en) varia(e) lectio(nes) 2. Reihe (je nach Kugelkopf) in den Texten von Kap. V.2 bezeichnet der Asterisk die von der nächsten Fussnote betroffene Wortfolge. in Kap. V.2.4 (aramTestLevi) bezeichnet die aramäische Zeilentrennung. 4QHena l.II,l6 lies 4. Höhle aus Qumran, aramäischer Henoch, Kopie a, Blatt 1, Kolumne II, Zeile 16. Verweise auf Kap. oder Anm. der vorliegenden Arbeit sind stets in Funktion zu·jenem Kap. gemacht, in welchem der Verweis selbst steht. Die römischen Ziffern der Hauptkapitel I - VI sind somit in den Verweisen nur gesetzt, wenn ein Verweis über jenes Kap. mit römischer Ziffer hinausgeht, in welchem er selbst steht. Ueber die Kapitelangaben am Kopf der Seite ist das Auffinden der Verweisstelle dann relativ schnell möglich. In den Kurztiteln der Anm. wurden alle Zeichen.rund um die Buchstaben (Längen, Kürzen, Gutturale usw.), die in den Originaltiteln stehen (s. Lit.-Verz.), weggelassen. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 3, TABELLENVERZEICHNIS Tab. 1 Ab 2, 4b-7 Parr • • . . . . . . . • • . . . • • . . . . . . • . . . • • • • • • . . • . • • • • . 187 Tab. 2 AbRN A 19-22 Parr • . . • . . • • • • . . . • . . . • • . . • . . • . . • • • . • • . . • • • 194 Tab. 3 Die Modi in PseuPhok 3-228 266 Tab. 4 Die Themen von PseuPhok in Stichworten ••.••••••.•.••••. 288 Tab. 5 Die Themen von PseuMen in Stichworten •••••.••••••.• ., ... 307 Tab. 6 Die Themen von syrAch 3 Par aramAch 53-59 in Stichworten 322 Tab. 7 Uebersicht über die Zitationsweisen von aramAch •••.••.• 332 Tab. 8 Geographischer und chronologischer Ueberblick über die Achikartraditionen und -notizen •••••••••••••••••.••.••• 413 Strukturanalyse der Test XIIPatr (nach VON NORDHEIM, Die Lehre der Alten) • • • . . • . • . • • . . . • . . • . . . . • . • • • • • . . • • • • 428 Ueberblick über die Traditionsgeschichte der Test XII Patr (nach BECKER) 436 Tab. 9 Tab. 10 470 Tab. 14 ..................................... Literarkritische Analyse von TJud (nach BECl<ER) ........ Literarkritische Analyse von TGad (nach BECKER) ........ Literarkritische Analyse von TBen (nach BECKER) ........ Literarkritische Analyse von TNaf (nach BECKER) ........ Tab. 15 Vereinfachte literarkritische Analyse von TNaf •••..•••• 503 Tab. 11 Tab. 12 Tab. 13 (675) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 452 480 501 REGISTER 1, STELLENREGISTER -(EINE AUSWAHL) Nicht aufgenommen wurden die Stellen der Tabellen 1-15 (s.S.676), der AufzählungS. 204, Anm.7, der literarkritischen Analysen der Test XIIPatr (Kap. V.2), des Anhangs zu Kap. VI.2 (synoptische Logien) und der Zusammenfassungen. Unterstreichungen : Zitation der Stelle, oder : wichtigere Stelle * = in den Anmerkungen 1.1 BIBLIA HEBRAICA Genesis 1 1,3-5 1,26f. 1,28 1,31 2,1f. 2,7 2,9b. 2,11 ' 2,17 2,24 3,1-7 3,19 . 6,1-4 6,8 87 57 281 500 87 521* 57 522* 75 60 75 447* 75 281 73 445* 489 8,22 10,4f. 17,lff. 26,14 27,41 28,2 30,1 37,4 37,18ff. 510 130* 489 450 476 60 450 476 476 Exodus 21,22f. 134* 61 562 277 298 281 22f. 22,24 23,3 23,8 277 217 280 217 7 - 11 17,1-7 20,1-17 (676) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 25,2 56 Leviticus 15,18 18 18,6-23 19 19,13 19,_15 19,17 19,32 19,33 19,35 20,9-21 22,24 27 217 277 281 217 277 298 280 280 476 217 298f. 218 227 280 217 227 227 677 Numeri 5,9-14 5,27 LXX 20,1-11 23,7 23,8 23,18 400* 562 166 382 166 9,4f. 9,7 10,1.3 10,1-10 Deuteronomium 4,6ff. 8,15 LXX 11,26 15,9 16,19 19,4ff. 20,14 20,19-20 21,18ff. 22 22,6f. 22,13-33,1 23,25 24,14 26,14 27 27,8 27,25 28,37 30,12ff. 30,15 32,4 38 61 520 450* 172 217 476 217 217 281 277 218 227 217 280 280 375 277 56 217 166 562 520 489 Richter 14,12-19 10,14-22 20,3 Jesaja 10 - 28 14,4 29,16 33,18 40,12 41,25 43,7 44,9-20 45,9 57,1-13 66,la 66,19 3,1 - 4,4 3,4 9,22 10,1-9 486 484* 166 450 166 10,12 18,2-6 19,1-13 21,8 23,16 23,18 23,22 26,5 26,20 534 166 506 407 506 506 280 86 543 506 446 421* 130* 146 60 280 382 86 543 47 506 506 520 172 90 90 172 172 2 Samuel 17,23 400* Ezechiel 1 Könige 2,10 280 12,22f. 16 17 18,2f. 23 24,3 31,9 166 446 166 450 Dodekapropheton Hos 1-3 446 Am 8,4f. 8,4-6 280 460 Mi 3,2 477* Obd Jeremia 144 148 1 Samuel 8,16 9,2 10,12 18,9 24,14 10,6f. 10,13 129 132f. 489 166 141 145 147 128 129 128 128 129 460 486 166 446 166 1,3f. 369 Hab 2,6 166 Psalmen 1 7,16 18,31 19 22,22 25,19 44,llf. 69,14 74,17 75,8 82,6 90,4 95,5 104,24 104,26 l09,8b l09,18f. 111,10 112 115,4-8 119 119,97-100 128 135,15-18 139,21f. 140,6 141,9 141,5(LXX) 148 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 34 384 489 34 396 476 476 476 506 382 285* 57 506 47 506 400* 400* 53 478 86 34 53 478 86 477 369 369 384 512 678 Ijob 1,1 1,21 5,1ff. 9,20 15,7 15,8 489 461* 382 489 46 90 22,8 28 67 38 39 37 47 36 506 478 280 171 510* 143* 510 143* 19 510 143* 28,1-23 28,25-28 28,25f. 29 31,32 31,40 36,28 37,2 38,1-39,30 38,2-4 40,6-41,26 42,2-7 Sprüche 1 - 9 1,1 ·1,6 1,20-33 2,6 2,8f. 2,20 3,18 3,19f. 3,19 3,27f. 4,23a 5,3-6 6,6-8(a-c LXX) 6,9-11 6,16-19 7 ,5.,-27 168 166 141 166 51 57 67 485 485 57 36 38 47 57 54 280 381 446 281 294 297 312 141 381 446 7,27 8,1-21 8,15 8,18 8,22-31 8,22-26 8,22 8,30 8,31c 8,32-36 9,1-6 9,1 9,5 10-22,16 10,1 10,22 11,1 11,16 11,26 12,4 13,20 13,24 13,27 14,14 14,19 14,20 15,1 LXX 15,15 15,18 15,33a 16,14 17,12 18,23 19,7 19,15a 19,19 20,1 20,13 21,6 22,1 22,4 22,11-12 22,14 22,17-24,22 22,17 22,26f. 369 51 57 460 38 47f. 57 94 36 381 55 57 36 37* 57 39 51 52 57 57 168 166 460 460 446 460 446 383 477* 143* 485 485 477* 468 486 468 53 381 468 143* 460 477 312 468 457 312 460 383 460 143* 369 168 172 369 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 23,13f. 23,20f. 23,29-35 23,39f. 24,17 24,23-34 25 - 29 25,1 25,15b 25,17 26,3 26,27 27,3 27,4 27,7b 27,10c LXX 27 ,20b 28,6 28,18 29,10 30 30,15 30,15b-31 30,25 31,1-9 31,6f. 31,10-31 359 381 383 457 457 141 383 168 168 166 381 384 477 381 384 360 382 383 468 382 383 384 405 520 520 476 477 168 141 381 294 297 168 382 168 478 Hohelied 5,11 57 Kohe1et 1,1 1,8 2,14 3,8 3,11 3,14 5,9 LXX 5,17-19 5,17b 7,1 7,2-4 170 384 405 506 477 509 511 460 315 312 383 383 679 7,14 7,26 8,8 8,15b 9,1 9,9 9,16 9,17 10,8 12,2f. 12,7 12,11 12,13f. 520* 446 514 312 477 446 383 172 384 201 281 172 301 19 409 369 Daniel 1 - 6 1,17 2,18f. 2,22 3,31-5,34 4,24 4,30 65* 85 498* 69* 135* 106 392* 377 4,1 7,11-26 7,12 7,21 35 37 37 c 1-11 12-30 33,11-20 368* SEPTUAGINTA Baruch Inc. 3,15-4,1 3,15-38 3,29f. 170 39f. 37 49f. 562 4,26b 4,27 5,7 6,7 6,37 7,15 7,27 7,30 8,lf. 545* 545* 8,7 Judit 379* 379* 379* 1 Makkabäer 2,32 2,36 2,38 2,42 2,49-70 8,16 8,17ff. 63* 63* 63* 63 426* 450* 121* 2 Makkabäer 121* 426* 426* Daniel, Zusätze 3,26-45 2 Chronik 37 39 37 39 39* (vJ 557 Ester, Zusätze 2,19-23 6,30 7,1-42 Esra 1.2 3,38 5,5-6,21 11,9 14,5-10 Klagelieder l,lb 2,10 3,37 545* 9,8 9,10 10,7 10,18 11,4b 12,6 14,10 LXX 14,20-15,10 14,22ff. 15,1-6 15,14-17 16,2 17,1 17,3 19,10 19,16 19,20 20,2 20,5 20,18 22,14(f.) Jesus Sirach 1,1-10 1,2-8 1,2-6 1,4 1,9 1,9b-10 1,9c 1,10 1,11-20 2,12 2,27a 3,1-16 48f. 37 39 48 38 37 39 94 53 313 521 523* 53 312 22,2lf. 23,16-21 23,16f. 24,1-29 24,1.15 24,3-22 24,3-10 24,3 24,4 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 384 280 192* 383 20 477 312 312 341 360 382 312 315 384 382 383 477 469 509 477 450 478 447* 20 520 522 360 381 281 506 341 382 383 20 53 469 312 383 141 360 382 383 405 383 383 141 38f. 20 20 50f. 36 37 381 680 24,6 24,6b 24,7-10 24,9 24,23-29 24,23 94 39 37 36 48 53 20 39 557 141 446 477 141 141 477 384 384 469 383 383 375f. 25,7-11 25,13-26,27 25,14 26,5-7 26,28 27,24 LXX 27,25 27,26 27,30 30,11 30,17 30,18 31,25-31 LXX~ 576 20 32,18 33,10-13 506 33,15 513 520 39,1-11 535 39,3 141 41,2 383 41,12 315 383 41,13 383 520 42,24 37 44-50 52 44,1 20 45,6-26 20 45,18 450 41;i,l6 67* 47,14-17 (Hebr B) 130 141 47,15 49,14 67* '46 49,16 20 50,1-21 50,25f. 141 50,27a (Hebr B) 20 171 51,13-30 582 51,13-22 535 51,13-19 LXX 102 51,30cd (Hebr B) 171 Tobias 169 371 1,3-3,6 367 1,3 371 1,10 371 1,18 365 1,2lf. 365 370 371 372 2,10b 365 370 372 3,6 377* 383 4,3-21 426* 4,5-19 367 4, 7-19 (BA) 367 207* 4,15 229 314 4,15a 377 395 450 4,16 375f. 4,17 382 374* 4,19b 382 366 11,18f. 367 11,19 372 11,20 365 341 12,7 392* 12,9 12,11 341 369 13,2 14,3.:.11 426* 14,15 366 315 14,10a-11a 366 367-370 377f. 14,10c ~ 14,11 392* 6,23 7,17-21 7,21 7,22-26 7,27 7,29-8,1 8,2-16 8,8 9,lf. 9,4 1,1 9,9f. 9,10 9,13 9,18 10 - 12.l 16 - 19 10,1-4 10,1 10,16 11,20 13 - 15 14,9f. 14,12 16 - 18 1.3 FRUEHJUEDISCHES Weisheit (Salomos) 1,1-5 2,23 6 - 9 6,12-16 450 132f. 67 36 585 572 535 141 47 36 67 48 67 37 40 37 52 469 42* 46 134* 585 506 86 543 477 445 134* 491* 281 506 58f. 37 50 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) SCHRIFTTUM (pal.+ alexandr. ) Abraham-Apokalypse, slavisch 1- 7(8) 76 120* Achikar-Texte Zur Zählung der Kap. 3 und 33 des syrAch und Parallelen nach Logieneinheiten (=L) s.o. S. 320, Anm.5. Achikar/Aesop (=aesAch) L 104 377 681 145 146a 151 155 157a 315 315 341 361 341 345* 349* 341 299 Rez. W L 1 (JAEKEL Nr.1) 360 153 11 (JAEKEL Nr. 14) 341 360 Rez. G (Denis) 13Ba, Z.15ff 341 382 140a, Z.3-5 360 äthiopischer Achikar L 2b 245* 349 349* arabischer Achikar L 43 C 341 360 L 135 392 34,2 378 aramäischer Achikar (Pap< .Kol>, Zeile) Inc. 49-52 49,1 49, 2f. 49,7 49,12 50,18 51,46-52 52.I,52 53-59 53,1 169 325 387 373 370* 370* 370* 370* 372 377 325 356 374 387 358* 53,3(f.) 358 359 381 383 53,4 359 381 53,5 359 53,5b-7a 53,6-11.14f. 337 53,7b.8 390 381 53,14-16a 53,16b-54,1 381 54,1 36 46 47* 37 388f. ~ 54,4a 381 54,4b 358 54,6 358 381 54,11 358 359f. 54,11b-12a 381 54,12b 358 360 381 55, 1. 2 358 360 382 383 405 56.I,l.3 330 373 56.I,B 330 56.I,9 358* 389 56.I,13 394 56.I,14 330 378 56.I,16 69* 341 361 341 56. II, 1-3 56.II,2 (f.) 315 361 382 390 56.II,7 345* 361 56.II,Bf 315 374* 382 390 382 56.II,10 57.I,11b-12 57.I,l3f. 57 .II,14 57.II,15 58,1 58,2f. 58,6 58, 17b 330 387f. 394 382 382 330 361 390 359 382 armenischer Achikar L 2 396* Ba 245* 14b 359 158 341 166 358 360 381 167 315 184b 360 186 396* 189 315 341 361 198 377 395 demotischer Achikar Pap.Ber1in P 15658(=II) 335f. 356 II,10 361 Pap.Ber1in P 23729 (='I) 4f. 6 7 335 377 337 Pap.Kairo ?, 334 12f 335 336 398 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 682 sxrischer Achikar B(C) 1,3-5 (B) 37l 403f. 3 = L 1-95 2a(C_)_ _ 4 6b 7-9 8 9 11b 13 16 17 (B) 19(C) 24(C) 25 26f. 26 27-32 28 31 32 33 36 37 (B) 45f.C 48 48b 49 52 53C 55 56 57f. 64a 64b 65 66 67 68 382 395* 382 447* 382 315 358* 375 382 383 383 404 396* 383 447 383 149 394 395 358 359 381 383 383 358 383 360 341 345* 245* 315 341 382 383 361 390 383 359f. 358 360 382 383 405 383 383 383 377* 383 383 405 70 7l 72 73 73a 74 75 76 77 78 79 82 83b 84 88 92 93 94 95 4,2 5,5-9,6 13,1 14,2 15,1 16,3 20,1-21,2 30,6-11 30,12 30,22.:..28 30,22 30,29 32,9 32,10 383 383 341 384 315 360 315 383 384 314 487* 384 447* .396* 312 315 384 315 384 405 384 405 447* 447* 391 384 384 342 391 397 334 377 391 397 377 406 377 149* 150 342 150 409 409 397 391 397 33 = L 96-142 373 97 378 98 342 342 99 384 100 106 342 110 (C) 395 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 111 113C 114 118 122/23= 126 128 129 (C) 134 137 138 (C) 342 329 391 342 342 405 342 342 395* 393 40lf. ~ 378 392 135 34,1f 392 34,2 397 378 Anti itates Bib1icae 445* 3,1 134* 10,1 562 11,15 (A) 33 427 Aristeasabrief 447* 20 136 128-171 133* 139 137 508* 155-157 43 187-294 460 186 152ff. 187-294 204f. 460 207 224 253f. 312-317 207* 450 468 137 Aristobu1os F 2, Ein1 F 3,1a F 3,11:) F 3,6 F 4,5 F 5 F 5,11 126* 126* 126* 126* 126* 36 57 130 131* 683 Artapanos F 1 F 2,2f. F 3,3b-4a F 3,4 F 3,6 F 3,20 F 3,25-29 120* 123 123 -124 -123 136 124 -400* 134* Baruch-Apoka1ypse, svrisch 4,8-17 457 --· 14,8-10 76 21,4-26 84 38,1-4 80 48,2-10 83 48,24 80 48,36 77 51,3 80 54,1-4 84 54,13 76 79 59 133* 77,25 135 81,4 69* Demetrios F 2,14 F 5,16 F 6 3Esra 3,1-5,6 3,6 3,1-4,63 3,10-12 3,16-23 4,13-40 4,13-32 4,36-40 4Esra --4,4 4,28-30 5,1-7 5,9b-10 .7 ,3ff. 7 48.92 118* 118* 115* 117 65* 65* 15lf. --43 457 43 447* 498 521* 521* 83 77 521 521* 8,12 8,52 14,5 80 79 69* Eupo1emos (Iudaeus) F 1.2 130* F 1a 121* F 1,1 122 -121* F 2 F 5 115* Pseudo-Eupo1emos (Samaritanus) F 1,3 123 F 1,3b.4 119 -F 1,8 120 -67* F 1,8.9b 73 F 1,9 117* 120* F 1,9b Ezechie1, Traq. F 2 133* 134* Pseudo-Hekataios I F 1.2 115* F 1,201-204 134* Pseudo-Hekataios II F 1 115 115* 120 F 1,154b-157 86 F 1,167 123 F 2 115* äthiopischer Henoch 65* 1-36 73 170 83 2-5 78 5, 7f. 6-19. 65* 73 6f. 445* 6,1f. 7,1 75 8,1-4 68 9,6 69 10,11f. 32,3-6 37-72 42 42,1f. 42,1a.2a 46,3 48,1 49,1-4 51,3 61,6f. 61,11 69,8-11 72-82 108 75 65* 77 38 39 79 79 79 79 79 79 75 65* 73 108 SOff. 73 80 83 80,1 (f) 72 82,1-3 72 83-90 65* 73 84,3 76 90,6-16 63* 91-105 81* 91-107 65* 91,1-10.18f. 81 91,10 77 78 92,1 93,10 93,11-14 94,1-·5 94,5 98,3 101,8 104,1ff. 104,10-13 104,10 105,1 106f. l06,4ff. 106,19 69'1' 72 246* 78 84 82f. 77 70 69* 72 69* 75 69* 109 120 68 72 aramäischer Henoch s. unter Qumran griechischer Henoch 2,1-5,3 511 5,4 .512 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 684 slavischer Henoch A(B) 2,1-4(B) 81 24-30 87 30,8 36 76 30,12 79 30,15 521 42,10b 521 33,3b-4a 76 218 42,6-14 491 42,10b 521 55-77 427 58,1-3 87 58,4-60,3 87 61,1 207 Himmelfahrt Moses 1,13 57 10,3-7 83 Josef und Asenat 6 133* Flavius Josephus Antiquitates Judaicae 1,18-26 138 1,154-168 115 120* 1,167 121 1,168 121 1,239-241 115 2,349 118* 2,280 134* 3,270-273 400 8,42-44 133f. 8,146 146 8,148 146 8,165-175 145f. 11,33-63 151 13,311-313 109 15,371-379 109 17,345-348 109 18,11 64* 91* 18,18-22 64* 91* 18 ,63f. 565 18,167 125* Contra Apionem l,Ul 146 1,U4f. 146 1,120 146 1,164f. 126* 1,183b205a. 115* (213b214a) 1,218 115* 1,230-250 233 2,152f. 119* 2,154-156 138 228 2,168 138 2,190-219 139* 209 210-222 281-283 300 314 2,193ff. 221* 2,201 447* 2,203 278* 2,204 392* 2,206 314 2,223 138 223 2, 276-278 Bellum Iudaicum l, 78ff. 109 2,111-113 109 2,119-161 64* 91* 2,141 91* 2,159 109 2,160 64* 5,566 509* Vita 288 484* Jubiläenbuch 2f. 4,15b 4,17-23 4,17 4,22 6,4 6,8 7 7,20 10,1-11 lO,l2ff. 1lff. 37* 136* 136* 136* 445* 510 506* 426 217* 82 75 86 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 11,26 12,15ff. 20-22 21,10 35,1-27 36,1-18 47,9 543 228* 120* 426* 170 426* 426* 122* Kleedemos Malchas F l 117* F 1,240 136* Leben Adams und Evas 3,9f 446 3,18 446 3,35 446 426* 30 4Makkabäer 1,15-19 1,26 2, l5ff. 2,21 3,3 17 58 460 468 520* 468 478 Martyrium Jesajas 4,12 423* 4,14 423* 4,18b 423* 6-11 423* Pseudo-Menander l-68b 309 l-3a 310* l 316 2 217 2a 314 3 316 4 312 6 316 7 447* 9 312 457 lla 312 314 13a 313 15 315 315* 685 18a b 20 24-28 24 30 36 38b 40 43 49 50 52b 55 60 61 65 66 68 68c 69-95 69 71 78 84 87a 92-96 96 96a 368* 382 447* 312 315 384 315 315 306 316 306 315 315 207* 306 313 315 313 306 316 313 312 447* 315 382 312 316 315 306 313 312 306 306 313 315 469 451* 309 306 306 313 Quod Deterius Potiori insidiari soleat De Opificio Mundi 54 17f. 114-118 116 117 124 161 36 60 61 36 116 60 60 285* 36 60 De Fuga et Inventions 50 109 195-198 60 36 60 61 Quis rerum divinarum heres sit 112 7,1-9 7,6 209 139* 222-233 236 281-283 300 314 207* 7-47.48-58.l 60-276 138* 82-84 120* De Cherubim 49 36 60 60 De Praemiis et Poenis 138 Quaestiones in Genesim 3,16 4,97 228 60 Quaestiones in Exodum 1,23 62* De Sacrificiis Abelis et Caini 64 60 De Somniis 2 138 De Specialibus Legibus 2,1-38 3,52-62 226* 400* De Virtutibus 62 De Josepho De Vita Mosis 1,1 124* 1,31 1,64 De Abrahamo 65.169 Quod Deus sit immutabilis 5 60 138* Legum A1legoriae Philo v.Alexandrien Da Plantations 60 Hypothetica 6,2f. 138 48 218 447* 72-76 165 31-48 De Ebrietate 31 1-3 2,49-51 2,49 2, 71-75 2,87 36 60 447* 60 61 61 Quod Omnis Probus Liber sit 72-91 91* 1,2 2,12-16 2,17-24 2,44 2,292 36 60 138 137 137 138 117* 138 Philo, E iker F 2 133* http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 686 PseuPhok Titel, 1 lf. 2 3-7 (8) 8-41 8-10 8 10 14 19 19b 22-30 22 24 262 284 264 246* 277 280 277 279 314 280 283 279 280 299 280 283 291 281 292 279 280 283 279 i8o 26 28 29 35 36=69b 39-41 42'-153 42-47 47 48-50 53f. 54 56 57 59-69 70-75 71-75 71 75 80 83 84f. 88 95b 283 283 283 280 299 299 277 271 460 457* 491 280 284 299 469 291 292 451 218 278 291 291 282 278 291 278 280 282 284 299 98a 99-131 99-121 99f. 102-l04a 103 104 104b 106 107 l08a 108 l09f. 123 124-131 124-128 129f. 129 131 132ff. 137b 139 140 145 147f. 148b 149 153-174 155 162 163 163b i64-174 175-205 ·177-198 179-185 194 199-204 199f. 207-217 285* 298 292 282 284 279* 218 276* 278 185* 284f. 280 281 281 218 245 278 315 291 291 271 291 284 285* 284 283 299 278 278 281 278 281 278 281 300 278 . 283 292 293 294 245 271 300 271 294 292 298 278 282 281 283 300 447 282 292 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 215ff. 218 220ff. 223-227 227 228 229f. 283 282 283 291 245 284 264 Psalmen Salomos 544 5 544 10 16·,8 446* 469 16,10b 79 17,23 17,29 79 79 17,35 79 18,7 512 18,10-14 83 18,10-12 544 Sibyllinische Orakel 285* 2,56ff. 2,70 285 2, 71 285* 2,56-148 (111) 264 285* 3,221-227 . 120* Testament des OrpheuE z. 33 421 Testamente der XIIPat TAscher 1,3-6,6 6,4-6 TBenjamin 3,1; 4,1-5,3; 6,1-6; 8,2f 5,lf 6,1-3 6,7 513-525 528 536f. 567 216 479-486 489 528 538 503 540 527 528 520* 687 9,1 10,6-10 TDan 1,2 2,1-5,1 2,3 5,9b-13 5,12 5,13 6,8-10a TGad 3,1-5,3-5 3,1 4,1-7 4,1a 4,6f. 5,1 5,3-5 5,10 Tissachar 1,1b 3,1-6 3,3f. 3,5 3,8 4,2-6a 4,4 5,1-3 5,3-6 7,2-6.7 7,3 170 542 171 216* 461-469 528 542 457* 542 542 593* 491* 469-577 171 216* 472-474 459 478 474f. 475f. 200 13,13 14,1-4. 7-8; 16,1-3 14,1ff. 15,4 15,5 17,3b 18,1-3 18,3-5 18,3 19,1 20 24,1 25,3-5 TLevi 3,1-4,1 8,4-10 13,1-9a 13,1 17,1-18,9 171 5'38 487 447* 490 487-491 515 538 446* 491 447* 440* 487 539f. 447* ~ .1,2 3,4 4,3 8,1 171 447* 447* 447* TJuda 13,1 171 arTLev 84,.89.91-95 85 446* 312 451-458 459 446* 447* 445 446* 527 458-461 543 459 440* 531 541 539* 542 l 542 529* 491-499 526 530 535 490* 542 491-499 526 531 535f. 540 8,7-10 (.h~b..rl. 1,6 TRuben 1,3-10 1,10 3,9 3,10 4,1 207* 4,8ff. 5,1 5,5-7 5,6f. 442 447* 171 446* 446 447* 490* 382 442-447 459 543 509* 212* 97 509* TSebu1on • 1,2 171 4,6-6,4 4,6 TSimeon 3,1-3.5-:6 3,4 3,5 4,5 4,7-9 5,2-3 5,3 TNaftali 1-9 499-503 1,5 171 2,2-7 504-506 543 2,6a.b 543 2,6c 522 2,8-9;3,2-5 83 507-513 543 2,8a 543 8,3 539* 8,4.6 540 513-515 530 537 6,3-6.7 447-451 447* 478 450* 490* 448 460 491* 446* 543 549 542 Testament Sa1omos 1-2.22 135* 1,6-12 134 2,9 134 22,10 134 24,2 134 24,3 135* Theo hilos F 1 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 130* 688 1.4 QUMRANTEXTE (nach Fundorten) 1Q 1QGenAp(okryphon) 1-5 65* 109 170 2 ,19ff. 120* 20,16-21 120* 20,16b-30 109 1QpHab(akuk) 1,2 5,12 7,3-5 7,4f. 7,5 7,15 12,4 1QH (odajot) 1 1,26 1,35 2,9 2,13-15 2,13 4,18 6,13.34 9,15b-17 10,2-7 10,8-10 10,11f. 11,12 11,2s 12,8 12,10 12,11b-13 12,12f. 13,13 14,18 14,21 (frgt) 3,7 64 91 98 90 92 92 91 101 90 96* 96* 98 98 111 92 94 101 101 101 101 94 90 97 90 99 92 92 90 90 92 1QM (ilchamah) 92 16,11 92 17,9 18,10 90 2Q 1QS (erek ha-jachad) 1,9-11 477* 2,2-4 100 2,16 397* 3,2 91 3,12-4,26 62* 3,15 90 4,6 91* 4,18 92 4,21b-22 100 4,24 93 5,7 91 5,11 93 5,25-6,1 97 9,12-21a 99 10,24 90 11,5-7 99 11,7 98 3Q 1Q19=Noach 65* 109 170 1Q21=TestLevi ar (F3) 423 531 1Q22=Dires de Meise 170 1Q23+24 BenGiganten 65* 1Q26=Weisheitsapokryphon 106 1Q27=Mysterien Z.7 94 1Q28a=Sa 1,6 91* 1Q28b=Sb 3,22-24 4,27 92* 90 92* a.b 1Q71+72=Dan 106* http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 65* 2Q26=? ar 3Q7=TestJud hebr 423 4Q 4QAJa I,a-d 423 4QAJo I 423 4QAJo 2,a-b 423 4QAJU I a-b 423 4QAmram (a-e) 170 423 4QBronto1ogion 109 4QChrono1ogy ? 108 4QDib(re) Ham(eorot) F3 170 a-c 4QPseuDan ar 106* 4QPseuDan Aa (=d=4Q246) 106* 4Q"Devin perse" a. 1a cour 65* 106 4QF1orilegium 1-3,II 106* 4Q Gebet Nabonids (OrNab) 65* 106 Z.4 109 i_Q!!_e~ 4QHena-e 4QHena 1. I,1 l.II l.II,12ff. l.III,15 l.IV,1-5 l.IV,5 65*.73 170 83 510f. 512 75 74 69* 689 l.IV,20 69* b 4QHen l.I l.I,2-8 l. II, 1 l. II, 19f. l.II,26 l. III, 1-5 l.IV,8-ll 78 445* B3 75 74 74 4QHenc.g 65* 4QHenc-f 65* 73 4QHenc l.I l.VI,9 5.I,20-24 5.I,20f. 5.I,26-30 5.II 5.II,25f. lOB B3 510f. 170 B2f. 72 109 109 68 72 170 4QHene l.XXVI,21 75 l.XXVII,l-11 75 2+3 65* 4QHeng l.II,l3-21 l.II,l3f l.II,23 l. IV, 12f l.V,l5-26 l. V ,24ff. Bl 7B 246 78 B4 B2f. 40Hen astr a~tra-d b astrd 27 astr l.I,4-6 65* 73 lOB 72 510* 4QHenGiganten Giga-c 65* Giga 69* 4Qmess (ianisch<! >) ar 65* 170 1-3 lOB 4-10 100 ~~_:>..:..:..:..~ 4QStarcky 65* 4QTestBenjamin 423 4QTestKehat 423 4QTestLevia.b.c 423 531 4QTestLevia B.III,6 73 4QTestNaf 423 d531 4QTob arama. 106 365 3B6 4Q(Weisheitsschrift) 107 4QWorte Michaels Inc. 170 4QZodiak ar 109 pap4Q"B" (=4Q 4B5?) pap4Q"H" (=4Q 4B7?) 6Q 6Q7 = Dan 106* 6QB BenGiganten 65* 6Ql7= Kalender lOB 6Q23= ?ar 170* 106 11Q 106 4Q lBO ... 511 --------- 4Q lBO+lBl = Perioden lOB 4Q 1B4 = "Wiles of the Wicked Woman" 102 446 4Q 1B5 95 103-105 4Q lB5 I,l4 96* 4Q 1B6 = AstrCrypt 65* 91* 97* lOB 170 4Q 227·= hebrHen 1.2.3:-4.5-6 73 4Q 260 B = sb lOB 4Q 293 4Q 317 AstrCrypt hebr 91* lOB 4Q 319-337. 3B4-390 lOB 4Q 4B4 = TestJud hebr 423 4Q 502 64* 4Q 510-511 109 lOB llQMelch 7 lOB llQPsaXXI,ll-XXII,l =Sir LXX 102 535 XXII,l 171 llQPsaXVIII = Ps 154// syrii 95 102 544* 5b.6b 39 11QPsaxxvi,9-15 =Creator 100 13f. 94 llQPsaxxvii,2-ll =Dav Comp 107 10 109 Damaskusschrift 1,9f. l,lB 2,3.7-10 2,14-21 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 92 64 90 97 690 2,14-20 3,18 4,12-5,11 6,2-11 10,6 13,2 15,lf. 20,4f. 445* 92 64* 95 91* 91* 91* 90 Wüste Juda 8~ev XII gr Frgt 4 106* 8~ev XII gr i.II 106* Mur 88,x.xi· 106* 2,9 2,10-14 2,10 2,10b 2,11 2,13c 2,14a 3,2 3,10 3 ,.14 4,15 5,1-15 6,11 Berakot 5,1 1.5 RABBINISCHES SCHRIFTTUM 154 190 521 190f. 191 Jerusalemischer Talmud b2l jRosch ha-schana 1,56d,2l 42* .1§2 476 477* 192 191 41 457* 55 341* 196 57 180* 'Edujot 1,4 2,5.9 42* .196. 180* Abot 1,1-15 1,7 3,4 7,5 9,9 400 4ÖO 56 400 Schabbat 3,6 200 2,2 2,4b-7 -~ 2,8-14 2,8 2,8c-f 188 189-193 177 190 218 jSota 7,21d,33 56 jSchesalim 3,47b,22 42* bBaba Batra 98b Sota _,___ 1,1 1,5 1,10 1,12-14 1,15 1,16-2,4a jSanhedrin 1,18a,66f. 63* Mischna 180-186 188 197 184 447* 199 185 177 177 182 197 521* 177 178 182 J&§.- 195 Babylonischer Taimud Chagiga 2,2 Pea 2,6 jChagiga 2,77b,8 bBaba Qamma 30a 92b-93a 92b bBekorot 8b-9a bBerakot 16b 32a 58a 61 6la 62b 63a 360 404 171 201 212* 143* 149 406 42* 201 212* 508* 522* 212* 188 201 TChagiga 2,3 195 bChagiga 3b 14b 15b. 15a TQidduschin 1,11 199* bChullin 142a · 219* 56 b'Erubin 13a 2lb 42 135* Tosefta TSota 8,6ff .. TSukka 3,11 95 562 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 521 195 408 520* bJeb~ot 118b. 201 691 bJoma: 86 bKetubbot 75a 200 201 bMo"ed qatan 25b.26a 57 28b 201 bNidda 38a 63* bNedarim 39b 62a 55 55 bPesachim 28a 54a 66a lll-113 ll2a bQidduschin 39b 73b bSanhedrin 7a 39b 52a lOla l06b 201 55 180 185 202-204 196 219* 232* 201 342 405 212 56 30 408 bSota 35b 56 bSukka 49b 52b 53a 201 201 188 bSchabbat 3la l2lb l5lb-l52a 152 l53a 207 313f. 200 200 55 63* 201 142* 192* bTamid 31b-32 143* 3lb 32a 88b Targumim 25,1 Ester I I (scheni) 1,3 147 34,1 56 57 523 Numeri Rabba 2,3 2,25 5,8 13,15/16.17 57 56 57 57 Fragmenten-T. ad Gen l,l 36 48 Jeruschalmi I ad Lev 19,18 207* 208* Neofiti I ad Gen 1,1 36 48 Midraschim Mekilta Exodus 14,28 521 20,2 56 Sifra Leviticus 19,18 506 Sifre Deuteronomium 11,10 Par.37 55 11,22 Par.48 55 11,26 Par.53 522 22,2 P:ar.343 56 32,8 Par .31L 56 GE!nesis Rabba 1,1 48* 55 1,4 55 5,9 342 405 9,7 521* 11,5 143* 14,4 522* 20,4 143* 38,13 143* 43,6 57 44,15 405 45,7 212* 67,6 143 67,8 212* Exodus Rabba 33,1 56 Leviticus Rabba 4,4 508* 11,3 57 13,2 56 Deuteronomium Rabba 6,2 219* Midrasch Psalmen 56,1 212* 103 508* Midrasch Sprüche 1,1 147 148 Hohelied Rabba 1,4 195 5,11 55 57 Klagelied Rabba I.l,4-l9 148 I.l,8 149 409 I.l, ll 144 l48f. Kohelet Rabba 4,6 405 7,19 508* 9,8 192* Midrasch itl~ ilD:JiO 9 54 'PIK Midrasch Ii'? Ii) I ?Ii) 200* Midrasch j.JI:J l 54 Anderes Abot de R.Natan A l-13 180-186 7 447 10,1 280 ll 200 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 692 12.26-28 14-17 15 16 19-22 21 23-26 31-40 186-189 ls9-193 469 476* 477* 178 194f. 457 178 195f. 196 Abot de R.Natan B 1-30 177* 1-27 180-186 9 447 15 447 21 199 26 207 27.31.33 .lli_- -1&2 28-30.31 29 31-35 34 35 36-48 40 45 ~- -193 190* 192 469 177* 487 447 177* 196 487 487 Pirqe de R.E1i"ezer 3 55 1.6 NEU ES TESTAMENT Mattäus 2,1-12 3,10 5,2-12 5,14b 5,22 5,34f. 5,39b-42 5,40 5,45 6,12 6,14f. 6,24b 6,27 6,32 6,34a.b 7,2a 717-10 7",10 7,12 7,12a 7,12a.13f. 7,13 7,16b 10,10b 10,24.25a 10,37 11,2 11,16-19 11,19c 11,25ff. 11,25c 11,27 11,28ff. 12,35 12,42 13,52 13,54b 15,5 572 577 570 577 469 421* 578 387 389 394 394 394 461 577 582 577 577 578 390 207* 377 395 578 577 521 577 578 578 477* 557 557 557 558 68 557 585 583 99 573 68 557 585 486* 135* 560 572 565 30 389 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 16,16-19 16,19 19,16f. 22,14 23,12 23,27 23,34-35 23,34 23,34a .23,37ff. 24,28 24,45-51 24,48-51 25,14-30 27,5 585* 395* 486* 578 390 578 396* 585* 556f. 557 585* 577 396-398 391 361 390 395 392 398-401 Markus 2,17b 2,19a 2,21f. 3,27 4,21 4,24f. 6,2b 7,11 8,35 8,36f. 9,50 10,9 10,31 10,43f. 12,28 14,3-9 577 577 577 390 577 577 30 566 573 389 578 578 577 577 578 578 154 391. Lukas 4,23 5,39 6,36 6,37b.c 6,38a 7,31-35 7,35 10,21f. 11,5-8 577 577 394 577 577 557 583 557 578 693 11,49-5la 12,47 13,6-9 14,12-14 14,36 15,18f. 16,3 l6,8b.9 17 ,26ff. l8,l-8a l9,2lf. 22,27 23,50 556f. 397 392 395 477* 394 295 577 509* 578 229 577 484* 395 285* 395 Apostelgeschichte l,l8f. 1,20 7,49 l5,20.29(D) l7,24ff. 2,14-16 5,5 5,22-6,9 5,28 393 398-401 400* 421* 207* 208* 229 218 558 461.* 570 396 2,6-ll 558 558 461 2,8-3,13 2,14 3,16 570 446 558 6,loa 460 2Timotheus 2,10f. 4,17 1,3 506 396* 558 Jakobus 1,14 l,l9f. 3,3-12 570 469 570 lKorinther 1,18-25 2,6-16 3,lf. 3,10f. 5,11 lO,l-4 13 13,4-7 558 561 561 561 30 396* 95 561 154 488* Apollinaris v.Laodicaea F III 399 Barnabasbrief 18-20 521 568 lTimotheus Römer 450 469 506 561 SCHRIFTTUM Augustinus, Contra Felicem 1,4 398* Kolosser Hebräer 1,29 2,8 9,20f. l0,6ff. 1.7 FRUEHCHRISTLICHES Philipper 1,15-20 3,5 Johannes 2,3 l0,34f. 13,1 Epheser lPetrus 1,20 3,18.22 558 558 Protrepticus 3.92,4 391* 7.74,4-5 421* Stromata 1.2,2 1.66-80 1.69,4 l. 75,1 l. 76,5f. 1.101-147 1.141,3 1.150,4 1.153,4 2.68,3 2.l39f. 2.l39,lf. 5.113,1-2 6.5-72 Constitutiones Apostolorum 6.16,3 570 391 509* l-6 1,2 l,3b-2,la Galater 5,21 Apokalypse 450 5,5 391* 355 345 355* 355* 355* 566* 115* 124* 121* 391 207 229 115* 239* 423* Didache 2Petrus 1,5-7 2,22 3,6 Clemens v.Alexandrien 521 567 207* 312 567 Diognetbrief 395* 8,7 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 512 ' I 694 Eusebius v. Caesaraea Armenische Chronik 125,22 125* Praeparatio Evangelica 8.5,11-7,20 222 208 8.6,10 8. 7 ,.1-9 208 223 222 8.11,1-18 9.20,1 116* 9.24,1 121* 9.30,1 116* 9.37,1-3 345* 10.4,23 359* 10.6,11 418* 13.12, 5 421* 13.12, 9-11a 57 l Epiphanius Panarien 39,6,1 170* Georgius Cedrenus Historiarum Compendium 423* 152C Georgius Monachus, Chroniken 3,9 567* Gregor v. Nazianz Carmen morale 30 255 564* Hieronymus Ap. adv.Rufinum 1,17 418* Comm.in Jes.Proph 12,praef 418* Ignatius v. Ant. An die Epheser 19,2f. 572* An Polykarp 4-5 570 Irenäus, Adv. Haereses 1.20,1 401 Pseudo-Iustin De Monarchia 2 421* Cohortatio ad Gentiles 15 421* Kindheitserzählung des Themas 6,3; 7,2 40lf. lKlemensbrief 3,2 4,7 5,2 13,2 15 20 20,8 23,1 32,2-7 36,6 37,1-3 40,1-41,1 450* 450* 450* 570 570 83 450 512 510* 570 570 512* 512* 512* Visiones 1.1-2 447* Philippusevangelium kopt. 564 Polykarp 2.Philipper 2,2-3 2,2 3,2 4,la 4,3 6,1 11,1 11,2b 570 461* 561 461 461* 461* 461* 461* Silvanus-Lehren l06,22b-107,16 560 Tertullian Apol. 15,1 419 Theophilos v.Ant. Ad Autolycum 3,2 422* 2Klemensbrief 8,5 570 11,2 570 Themasakten ActThom 6f. Nilus v.Ankyra Tract.mon.exerc. 1 567* Themasevangelium 13 574 90 557 Oden Salomos 33 560 Wahrheit, Evang.der 19,10-27 574* Origenes Contra Celsum 8,30 256* Comm. in St.Matt. 15,3 256* Pastor Hermae Mandata 2.1 570 2.27 490 5.2,4· 570 6-8 568 Similitudines 2-4 570 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 560 Protevangelium des Jakobus 16 400* 695 1.8 GRIECHEN UND ROEMER (nicht-christlich) Babrius Fabeln 2.Pröomiuin 1-5 245 7 Aesop Vita 101-123 338f. l02(W) 145 406 105 l09f. s.o. Achikar /Aesop 112-123 149 506f. 342 Anaximenes (Pseudo-) Rhetorik an 233* A1ex. 1 244 Anthologia Graeca IV ,1 237 IV,2 237 V,l60 238* XI,65-255 237 Aratos v.Soloi Phainoumena 1-9 126 Aristoteles Ethica Nicomachea 9.3,3 211 Rhetorica l,l3.1373b 353* Chares Gnomen 1-51 Ae1ianus Varia Historia 3,46 229 Fabeln 16.50.59. 93.96.193. 265. 302f. 329. 361. 374. 375 Ausonius Idyllen 20 244 Athaenaios v.Naukratis Deipnosophistai 1-15 151 20 Cicero De Legibus 2,63 De Officiis 1,52 3,54 247f. 272* 232 231 229 230 230 Dion Cocceianus v.Prusa Orationes 76,5 231 232 Diphilus Parasitos F 62 229f. Epiktetos Enchiridion 13 256 Hekataios v.Abdera Aegyptiaca 8 (=F 6) 62* 124* F 25 Heraklit F 13 F 56 391* 142* Corpus Paroem. Graec.I, Nr. 61 230* Heraklit(Pseudo-) Epistulae 4.7 287 Deinarchos Orationes 1,9 416 Herodot Historiae 1,74 5,57f. 368* 122 Demokrit F 147 391* Hesiod Erga 298-326 295f. Theogonie 77ff. 353* Dia Cassius Historiae Romanae 56.43,3 418* Diagenes Laertios Vitae Philosophorum 1,56 229 1,61 241 3,41-43 415* 5,11-16 415* 5,50 346 5,51-64 415* 5,69-74 415* 6,60 341 6,101 416 10,16-21 415* 10,139-152 253 Diogenes(Pseudo-) Epistulae 28 287 278 142* Horn er Odyssee 17,218 211* Isokrates Ad Nicoclem 9 61 272* 207* F Isokrates(Pseudo-) Ad Demonicum 13-43 -248ff. 13 272* 16 272 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 696 Jamblichus Protrepticus 3 251 Timaios 41C 42E Julianus Contra Galilaeos F 224C 250 Plutarch Conv . sept. sap. 151B-D.l52153E 140* Juvenalis Satire 14,102f. De Iside et Osiride 47 62* 230 Kyrillos v.Al. Adv.Julianum 7,224 250* Lukianos De Peregrini Morte 41 417* Menandros Kolax 43 Monostichen 57f. 322 309(*) 346 554 556 567 262 272 314 315* 299 299 232 Pap XV,l 232 Quaestiones Convivales 1-9 151 8.9,1 400* De tuenda sanitate praecepta 4-6 457 14 391 Pythagoras(Pseudo-) Carmen aureum l-49a 271 1-4 272 49b-71 271 56-60 271 6lf. 271 Seneca Epistulae 1-52 95,50 Ovid Ars amatoria 1,93-96 297 Sophokles Antigone 454-457 454f. 232 (Scholion) 255 Philostratos II (Flavius) VitaApollonii 7,35 417 Plato Leges VIII,811A XI,913C De liberis educandis 7E 217 244 Sallust De Bello Iugurthino 9,4-11,2 429 Manetho(Pseudo-) Apotelesmatika .6,1-227 264 279 Philemon F 233 218 218 238* 229 Stobaios Anthologium 2.10,21 3.1,172 3.1,173 3.17,3 3.33,4 253 218 244 231 244 3.38,3 4.2,19 4.2,24 4.26-30 246 228 228 232 217* Strabon Geographica 16.1,6 16.2,39 344* 344 Tacitus Anna1es 14,50 419 Theognis Elegien 1,479f. 457 Theopomp Philippica 8 279 Tübinger Theosophie 55f. 421 Xenophon Institutio Cyri 8.7,1-28 429 Memorabilia 1. 2,57 2.1,21-34 4.4,19-24 1.9 296* 521 232* 244 ANDERES Koran 27,16-45/44 31 147 403* 231 309 242 207 246 246 MasJ:!afa Faläsfä 'fabibän Ms Tüb., Nr. 215 349 Samaritanische Liturgie XIV,l http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 48 2, NAMEN- UND SACHREGISTER (EINE AUSWAHL) A Aaren 60 Aba-enlil-dari 328 Abot 176-196.586 Abot de R. Natan A.B 176-196 Abraham 42*. 82.86.109 .119ff .123. 138*. 404. 426* ·Abschiedsrede 81.106.425f. Abu'ali Maskawi 430* Acchellensis, Abraham 565 Achikar 65*.106.140*.149f.255. 301.314.319-415.586 Inhalt 320 Zählung der orVers 320* Themen 322f. Zitationsweise aramAch 332 Beziehungsgeflecht 357 chronologische, geogr. Tab. 413 Achior 365.379* Achlamäer 328* Adad-sum-usur 327 Adam 52 Aegypten 119f.l23f.l36.285f.316 Aesop 152* Vita, bes. 109f. 247.254. 255.319.338f.339.347.360.348 398 Vgl. mit Menandros, Mon. 340* Agrapha 563 Agrippa II 117* Agur 168 Ahmad Ibn Muhammad s. Abu' ali Aischylos 239 Alexander der Grosse 143* Alexandrien 20f.45.58f.ll2.529 Alexandros Polyhistor 115.115* Allegorese 136.136* "allgemeine Wahrheiten" 572* Ali Baba 320 Alphabet des R. "Aqiba 508* Alphabet des Ben Sira 205 Amenemhet I 430* Amenemope 18.233* Amenhotep, Hypotheken 233f.242. = Amenotes, S. des Hapu 300 = Amenophis, s. des Paapios ? Amenophis III 233 Amoräer 201.206 ~vcl.A.nlin~ des Mose 421 "Anawim 534 Anchscheschonki 430* Anthologien 236.237-240 Antiochus I Soter 328 Antipatres v. Tarsos 230 Antoninus (Kaiser ?) 143* Antonios, Verf. der Melissa 157* Antonius, hl. 565* Aphraates 314* Apokalyptiker 21.62-64.71.135f.438f. 576.583 Apollonius v. Tyana 416f.424 "Apologeticum" 211-215.221. 222*. 227 28lff. Apologetik 118.127.131*.132.155f. 208.235.566*.573 Apophis 140* Apophthegma 181*.197 Apostolische Väter 563 •Aqiba, R. 55.143*.187f.l95.202.207. 313 Aratos 355 Aretalogie 38.50 Aristeas, Historiker 115 Aristobulos 45.125-127.126*.210.421*. 422 Aristocritus 422* Aristophanes v. Byzanz 245 Aristoteles 296.415 Arkandisziplin 91*.220* "Arme ·Israels" 534 Artapanos 115.123-125 Artaxerxes 35 Asarhaddon 327ff.370 Asklepiades v. Prusa 400* Astrologie, Astronomie 20.65*.97.119f. 123 Aszese 447.456.457.543 Athenäum (Weise des) 149.406ff. Atlas 120* Attizismus 303.317* Axiopistos, Gnomen 245 (697) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 698 B Babrius 342f. ßaaLAECa 388.58lff.586 BECKER, Jürgen 434-440 Bel et draco 543 Beliar 438.447.467.485.505.520*. 522.525.540.542 Ben Azzai 195 Ben Bag Bag 188 Ben He He 188 Ben Zoma 195 BERNAYS Jacob 277f. Berossos 117 Bilkis, Königin 147 Boles v. Mendes 401* Bosporaner/Borsippener 344 Branchiden 295 Brief des Jeremia 543 Brontologie 97 Bücher 72.75.91* Bundesformular 426.429.437.467 Burzoe 349* Buzygen, Buzyges 207*.227.228*. 229*.230.232.241 c Chares, Gnomen 246-248 Charondas 228.229.232 Chasidim/Asidaioi 15.62-64.71. 275*.276.422.583 Chilon 242 Chiron, Hypotheken 245.330 Chosrau I Anoscharwan---349* Christen/ Juden 554f. Christologie 556.565.583-586 s. Jesus Sophia Chrysippos, Thesaurus 241* Cicero 296 Clemens v. Al. 115.239.563 Corocotta, Grunnius 418 (= Marcus Julius ?) ~ukasaptati 350* D Daniel/Danel/Dnil 64.85f.85*.92*. 110.379 Darius 15lf. Dekalog 279.280 Delphische Präzepte 229*.233*. 234*.24lf. Demetrios, Chronogr. 115.117f. 125* Demetrios v.Phaleron 207.234.242 Demokritos 341*.344ff.400* Gnomen 250f.263*.330*.345f.361*. 391. Demophilus 241* Demosthenes 416* Derek-Ere~-Traktate 27*~205*.570* Didache 27*.276*.285 Diogeneianos v.Herakleia 237 Diegenes v.Oenoanda 253 Diokletian 143 Dios, Bist. 146 Diotogenes, pythag. 152 Diphilus 239 Drako 228* dtn Geschichtswerk 35.37* Dualismus 23.438.500.505.525.531.540f. E Ebal 56 Ebionäerevangelium 554 Ebionim 534 Eiromos/Hiram v.Tyros 145f. Ekphantos, pythag 152 El 387* El'azar b.'Arach 189-192 El'azar b.'Azarja 194* Elchasai 554 Elephantine 319.325*.345 Eli'ezer b.Hyrqanos 189.19lf.408.469 Elifas der Temanite 46 Elischa' b. Abuja, R. 195 Elymais 361.370* Ennius 246 Enzyklopädie, apk 68 Epicharm 245 Gnomen 246 Ephräm der Syrer 399* Epiktet 256f. Gnomologium 256 Epikur, KUPLaL o6f;aL 252f. IIpooc:pwvT)oL r;; 254 Epikuräersprüche 253 Testament 415 Ersterfinder 73.119.122.123f.131.228*. 359* Esra 35 Essener, s.Chasidim Eupo1emos 115.121f.125 Eupo1emos(Pseudo:,-- 115.119-121.125 Euripides 239.255.278 Eusebius v.Caes. 115.239 Evagrius Pontikus 260.310.565 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 699 F Fabricius Veiento, Didius Gallus 419 al-Farag b.Hindu 25S* Favorinus 241 Florilegien 241* 534 "Fronune des Volkes" Frühjudentum 25f.* Bezeichnung Zeit 13 Literatur 13f. Fundamentalethik,griech. 233.282.300.314*.533 G Galiläer 15* Gamliel I/II 143*.194 Gebet Manasses 545* Geheimnis(se) 68f.72.74f. 85.92f.557.559.583 Gesetzesverschärfung 221.233 Gnomelegien 28.236.240-261. 273.304.564 Corpus Parisinum, Gr.ll68 241* 240* Gn.Palatinum 241* Byzantinum 241* Vaticanum Democriteum 250 253f. Epicureum Epicteteum 256 syrische 312* arabische 241*.564 Gnosis 37*.173.554.563.564*.584f. Goldene Regel 207.207*.225.227. 229.306.313f.377.395. Griechen 122.126.130.l36f. Griphen 142 GUTAS Dimitri 241* Gymnosophisten 143* H Hadrian, Kaiser 149.406 Haggada 530.572 Halacha 196.198.176.530 Hasmonäer 35 554 Hebräerevangelium 127* Hekataios v.Abdera 115.125*. Hekataios (Pseudo-)I 283 Hekataios (Pseudo-)II 115. 125*.283 Helios/Ainos/Linos 338f. Hellenismus/Judentum 439.512.532*. 532f. Henoch 20.52.64f.65*.67.68.72f.81. 85.93f.llO.l22*.138.404.439 Pentateuch 65*.73.93f. Hermas 555 Herakles 521 Heraklit 391 Hermes, Trismegistos 124 Herrnippes v.Smyrna 126*.127* Hesiod 157*. 239. 241*245. 279.295. 330* Hierekles v.Al. 251 Hieronymus 171.365.418f. Hillel(ten) 15.42*.111.179.185. 186-189.197.201.207.313.395.469. 554.562 hippokratische Aphorismen 232.241* Hiram s. Eiromos Horn er 141.152*.239.279.306.308.359. 566 142 homo ludens Horaz 279 Horoskop 97 Hoschatja, R. 55 ~unain Ibn Is~aq 349* Hyagnis 355 Hymnik 90.115.558.572 Hyrkanos, Johannes 530* Hystaspes 62* Ignatius v.Antiochien 417 Ijob 19f. Inschriften Philadelphia 232 Thera 242 Kyzikos 242 Oenoanda 253 Isaak 42* Isis 37*.38.38*.124* Ischodad v.Merv 399* Isokrates 250.273 Isokrates (Pseudo-) 248f.273 J Jahweglaube Jakob, Patr. Jakobus, Ap. Jakobusbrief 14.45 42* 554 569 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 700 Jared 73 Jason v.Kyrene 121 Javidan Khirad 430* 149f. Jehoschua• b. Chananja, R. 188.189.476 143* .182f. Jehuda ha-nasi, R. 194.199.203 Jerusalem 39 Jesus v.Nazaret 29f.45.197.302. 391.395.416.433*.557.562. 565.570.572-586 -bewegung 15.562.576 -Sophia 389.556-562.556*. 558*.561*.569* Jesus b.Sira 20.28*.38.110.439 Jizchaq, R. 407f. Jochanan b. Zakkai, R. 148.1.54. 182.189-183.400* Johannes v.Damaskus 157* Johannesprolog 556.558 JOLLES Andre 142.159*.160 Jonathan 64 Jose, R. 199* Jose der Priester 189 Josef, Patr. 123.404.527 Josef v.Nazaret 400 Judas, Apostel 392.393* 398-401 Judas,essen. 109 Judentum, klassisches=rabbinisches 13.174f. Jugurtha 429 563 Justinus Justinus (Pseudo-) 239 Justus v.Tib. 117* Jubiläenbuch 440 K Kadmos 355 Kalchas 142 239 Kallimachos/Linos Kataloge 570 Katechismus 27*.272.539.570 Kelsos 134* Kephalas Konst. 237 Kerygmata Petrou 554 Kettenschluss 58.59.570 Klassikerverse 237.239.283 Klearch v.Soloi 127* Kleitarchos, Chrien 251.257 Klementinen(Pseudo-) 563 Kleobulos 242 Kleedemos Malchas 115.125 Knidische Gnomen 241 Kodizillen 419 Kohelet 19f.76.315 147*;403* Koran Korban 389 Kyaxares 366 Kynisch/stoisch s. Stoa Kyrill v.Al. 421* Kyrios 449.451.467.486.505.509. 525.538.540 Kyros 429 L Lasterkataloge 450 Lebenslehren 28 Lehrrede 31.544.570 Lehrerzählungen 85-87.96 Letzte Wort 425 Lehrer der Gerechtigkeit 64.92f.98f. 111. 433*. 554 Lemuel, arab 168 Levi, R. 404 Logien, Koll. 31.154.157-175.176-196. 197f.200f.204*.209.233.249.258-261. --262.274.292.306/309.374.556.562567.570 Logos 21.45.57.59.559.583 Lokman 403* Lukian v.Samosata 134* Lykon 415 Lykurg 138,228.406, M Ma'ase Tora 404 Maat 16*.37 Magie(r) 85.97.132-136.472 Mahnwort 163f.l83f.270 Makkabäer 13.63.426* Malalel 73 Manaemos, essen, 109 Manasse-Amon-Legende 368* Manethen 117 Marmor Parium 118* Maria 400* 7~ 165f.l99 257.246*. Ma~~afa Faläsfä rablbän 349.349* Me 37 Megasthenes 127* Meleagros v.Gadara 237 Memar Marqa 16* Menander v.Ephesus, Hist. 146 Menandros,Kom. 157*.239.254f.203f.310 317 ----- http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 701 Monostichen 254f.304.564 Menander(Pseudo-) 28.255.287. 301.303-318 arabMen I/II 255* Themen 307f. 314f. Parr zu Achikar 237.416 Menippos v. Gadara Menschensohn 557 Merikare 430* Messias 438 Methusalem 72 Micipsa 429 Midrasch 91.117f. Mika'el Walid Mika'el 349* Mönchsregeln 564.565* Mohammed 403* 352-355 Monnus (-Mosaik) Mopses 142 Moschlim, samaritan. 15* Moschion, Gnomen 256 Hypotheken 256 Mose 34.52.60.67*.94.12lf.l23f. 133*.134*.198.317.244.404.566* Gesetz 41.136-139.217f.226f. 228.514.525.559 Gnomen 233 Musaios 124.126.421 Musen 353 Musonius Rufus 231 Mystiker, rabb. 195f.l97 N p Papias v. Hierapolis 399.555 Papyri 246 Hibeh Oxyrhynchos 255.563 Kairo (Nr unbekannt) 334 Berlin P 23729 (= I) 334 P 15658 (= II) 335f. Parabelbuch (äthHen) 65*.75.77f.79 Paränese 31.8lff.97.478.556.570 Parömiegraphie 157*.205.297 Patriarchen 94.423.527.530.569 Paulus, Ap. 416.554 Peregrinus Proteus 417.424 Peripatetiker 57 Petrus, Ap. 554 Pharethotes 123 Pharisäer 33.41.64.174f.210.302. 529f.533*.537.557.583 Philernen 239 Philippos v. Thessalonike 237 Philistion 255 Philo v. Al. 27*.226*.234 Weisheitsspekulation 45.45*.60f. Philo der Aeltere 115.125* Philo, Epiker 115* Philedernos v. Gadara 237.468* Philaxenos v. Mabbug 314* Phönizier 119.122 Phokylides 157*.250.262.303 Phokylides(Pseudo-) 27*.211-215. 220.223-225~236.261-302.314.570 85.106 Nabuchodonosor Nachman b. Chisda,R. 522* Nachman b. Schemuel b. Nachman 521* Nadan 396ff.398-401 Nag-Hammadi 135*.554.564 Nazaräerevangelium 554 Nektanebo 406 Nikolaus v. Damaskus 125*.533* Noach 65.65*.68.75.109.138*.170 426* noachidische Gebote 217*.531 Nomismus 33.40*.42* Nonnenregeln 564 Numenius v. Apameia 134* 0 Onomastikon 508.527 Orchot Chajim 27*.570 Ordnungen 83.509-512.529.537 Orpheus 124.126.239.283.42lf. Themen 288ff. Pietisten 534 Pindar 245 Pirqe b. Azzai 205* 205*.404 Pirqe de R. Eli'ezer Pittakos 207 Planudes, Maximus (Pl) 338 Platon 124*.126.296.415.510 Plautus 310 Plutarch 468* Pneuma 21. 59 Popularethik 21 521.544 -philosophie -psychologie 506 Porcellus, röm. Gramm. 418 Porphyrios 251.252.257 Poseidenies 218*.278.296.244.246 Priesterschrift 37* Prodikos 521 Propaganda 37*.208.218f.249.422 Prophetengeschick 557 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 702 Psalmen Salomos 28*.439 Pseudepigraphie 234f.236.238f. 249.259.283.286f.300f.420.424f. Pseudo-NN, s. unter NN Ptahhotep 430* Ptolemaios I Soter 234 II Philade1phos 152ff. IV Philopator I 117 Pythagoras 124*.126.152.228*.239 Goldene Worte 25lf.263*.27lf. Pythagoräersprüche 252.256f. Siebenzahl 57 Q 554.556.563 Q(uelle) Qumran 15.64.88-113. 422f.433. 440.529*.53lf.575f.583 R Sindbad 320 Sodom 508.527 Sokrates 126*.521 Solon 138.228.229.231.232.241~242 Somadeva 3 50* Sopher(im) 15.38*.535 Sophia 23.45.327*.559 Sophokles 239 Zitat 115* Sosiades 234.242 142 Sphinx Spudaiogeloion 416 Sprichwörter 212*. 218f. Spruch 22.96.129.159-161 Sympathisanten 276.301* Synagogenhomilie 438.500.527f. Synusie 59 Syrianus 295 SCH Rab = Abba Arikha 405 Raba 30.408 Raba b. Joseph b. Chama 171 Rabbi 408 Rätsel 85.129.140-150.164.185*. 197 "Läuserätsel" 142 Hals(lösungs)rätsel 142* Ilorätsel 144* ROSSBROICH Martinus 278f. s Schahrastani 341*.345.345*.349*. 361* Schamasch 387* Schammai(ten) 15.42*.179.180.194f. 207.469 Schema <ja 199 Schim'on b. Netanel 189.192 SCHMID Hans-Heinrich 18f.23.29.554 Schrift 73.75.122 33.40 Schriftgelehrte ST 128.141.145-147. Saba, Königin v. 572 37*.57.219.223.238* Sabbat Sadduzäer 15*.47.122*.532 Salomo 55.128-136. 141.145ff.l54f 169.172.196.206.404.550.566.572 15* Samaritaner 364*.365 Sanherib 241.330 Secundus Seneca 468* Seqnen-Re 140* Sextus (= Xystus) 27*.251.252 Gnomen 256ff.301.310.564 Sieben-Weisen(-Sprüche) 152*.207. 234.24lf.242.251.272*.300 15* Sikarier 45.560.564.585 Silvanos 38*.183 Sirnon der Gerechte Sirnon II 20.52 Simonides 241* Simson 144 Sthenidas, pythag. 152 Stoa (kynisch-stoisch) 38.217*.218. 228~277.278.296f.416.417.450.460. 468.477*.510.527f.544.564.575 stobaios 157* Strabo 127* T Tanna debe Eliahu 27* Tannaiten 206 Tausendundeine Nacht 319f. Terach 86 "Testament", juristisch 415 literarisch 416-419 Test XIIPatr 28.67.81.420.431-441. 569 Forschungsgeschichte 431-434 Textfamilien 441* TestAbraham 420f.420* TestAdam 417.421 http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) 703 TestBenjamin 423 423 TestHiskija 421 Test Ijob 423 Test Isaak 423 TestJakob 423 TestJosef 423.424* TestJosua 423 TestJuda, arain.+hebr. Test Kehat 423 TestLevi, Kairo 422 Qumran 423 TestMose 421 TestNaftali 423 TestOrpheus 283.418*.42lf. Texte 421* TestProtoplasmatorurn, s. TestMose TestSalomo 420f. 420* TestZosimus 424* Test der 3 Patriarchen ? 423 Test der 40 Märtyrer 424* Testamenturn D.N. Jesu Christi 424 testamenturn Porcelli 418 testamenturn Iovis 419 Testimonium Flavianum 565 Terenz 310 Thales 207*.242 Thallus, samaritan. 125* Thamyris 355 THEOCHARIS Athanasios 28* Theodektes v. Phasaelis 137 Theodoret v. Kyrrhos 421* Theognis 157*.241*.250.254.278. 330*.533 Theophilos 115.125* 127*.246.415 Theophrastos Theophylakt 399 137 Theopomp v. Chios Thomasevangelium, kopt. 563 Thot 124.233 •C u&A~oca- Fragen 152.190 Tinnäus Rufus 143* Tora 22 als Weisung 33 /Weisheit 33-61.95.139.196 ='Weisheit' 38-44.52-57.80.530 535.557.583 =Verfassung 35.37.62 Traderitenketten 180 Trier 352 Tun- Ergehen 37*.200f.578 u "ungeschriebene Gesetze" 217.227.229*. 231.232*.233*.241.244f.272*.282. 314 Urmensch 46 Uruk(/Warka) 327 Tontafel W 20030,7 328 V VAN DER HORST 279 Visionäre s. Apokalyptiker w Wächter 68f.73.74.445.508.527 Weiser 140.441.566* =Schreiber 40 Weisheit (Haltung/Bewegung/ Literatur) 14.17f.24.131.141 /Gottesfurcht 34.47.49.53.104 'Weisheit' (Personifikation/Hypostase u. Aehnl.) 14.26.36f. 70. 76-79.94f.305.381.388.402.498. 556-562 "reflective wisdom" 35ff.559 kein Mythos 36*.559 progressive Mythisierung 36*.559 s. auch bei Tora "Weisheit" (Wort) 14 .16f. 24.26. 31. 89f. X Xenophon 2 96 z Zadokiden 440 Zahlensprüche 196.202-204 Zaleukos 138.228 ZAUZICH Karl Th. 333-336 Zeloten 15*.576 Zivilisation 74.123f. Zugot (Paare) 181 zwei-Geister-Lehre 2lf. 568 Zwei-Neigungen-Lehre 52lf. Zwei-Wege-Lehre 520f.536.567ff. D.G. http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen) http://hdl.handle.net/10900/56118 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-561180 V.IRAT III-KUE 1979 (Weisheitstraditionen)