Stabile Seitenlage: So geht die Erste-Hilfe-Maßnahme

Eine Frau erklärt die stabile Seitenlage in einem Erste Hilfe Kurs
Die stabile Seitenlage hält bei Bewusstlosen die Atemwege frei © Shutterstock/RossHelen

In vielen Notfallsituationen gehört die stabile Seitenlage zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen. Wann sie notwendig ist und wie sie funktioniert.

  • Hält die Atemwege offen und soll Ersticken verhindern

  • Merksatz der "fünf Ks": Kontrolle, Kaktus, Kuscheln, Knie, Kippen

  • Schwangere immer auf linke Seite drehen

Wer einen Führerschein besitzt, hat die stabile Seitenlage im Rahmen des erforderlichen Erste-Hilfe-Kurses gelernt. Doch nicht nur bei Verkehrsunfällen kann die Lagerungstechnik sinnvoll sein und Leben retten. Auch in Notfällen wie bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt kann die stabile Seitenlage wichtig werden. Obwohl man diese Erste-Hilfe-Maßnahme bei jedem Menschen anwenden kann, gibt es bei Schwangeren, Kindern und Babys sowie im Fall einer möglichen Wirbelsäulenverletzung Aspekte, die Ersthelfende berücksichtigen müssen.

Stabile Seitenlage: Wie anwenden?

Um Betroffene in die stabile Seitenlage zu bringen, ist es wichtig, dass sie in der Rückenlage liegen. Ob rechte oder linke Seitenlage ist in den meisten Fällen nicht relevant. Nur bei Schwangeren muss es die linke Seite sein. Warum das wichtig ist, erfahren Sie im Abschnitt "Stabile Seitenlage bei Schwangeren". Mit dem Merkspruch der "fünf Ks" Kontrolle, Kaktus, Kuscheln, Knie, Kippen können schon Kinder die wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme verinnerlichen:

  1. Kontrolle: Knien Sie sich neben die betroffene Person und prüfen Sie, ob sie atmet und ansprechbar ist oder ob man sie aufwecken kann. Atmet sie regelmäßig, ist aber bewusstlos, wenden Sie die stabile Seitenlage an. Wenn die Person nicht mehr atmet, ist eine Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig.

  2. Kaktus: Bringen Sie den Arm, neben dem Sie knien, angewinkelt nach oben. Die Handinnenfläche ist zu sehen und liegt in Kopfhöhe ab. Achten Sie darauf, dass beide Beine ausgestreckt sind.

    Erste Hilfe Seitenlage greifen
    © ADAC e.V.

  3. Kuscheln: Kreuzen Sie den gegenüberliegenden Arm der betroffenen Person vor ihrer Brust. Der gebeugte Arm liegt auf dem Brustkorb, den Handrücken legen Sie an die Wange auf der Seite, auf der Sie knien. Halten Sie die Hand dort fest. Korrigieren Sie diese Hand später, falls notwendig, sie hält den Kopf in überstreckter Position.

  4. Knie: Mit Ihrer freien Hand greifen Sie nach dem gegenüberliegenden Oberschenkel oberhalb des Knies und ziehen ihn hoch. Dadurch beugt sich das gesamte Bein so, dass der Fuß sich aufstellen lässt.

    Erste Hilfe Seitenlage umdrehen
    © ADAC e.V.

  5. Kippen: Jetzt ziehen Sie das angewinkelte Bein zu sich. Achten Sie darauf, dass das Bein etwa im rechten Winkel zur Hüfte abliegt, das stabilisiert die Position. Korrigieren Sie, falls notwendig, die Arm- und Kopfposition, der Mund stellt den tiefsten Punkt dar. Überstrecken Sie den Hals, indem Sie den Kopf nach hinten neigen. So ist sichergestellt, dass die Atemwege frei bleiben. Öffnen Sie den Mund, sodass Erbrochenes oder Blut abfließen kann. Rufen Sie spätestens jetzt den Rettungsdienst unter 112! Kontrollieren Sie weiterhin regelmäßig die Atmung!

    Erste Hilfe Seitenlage Seitenlage
    © ADAC e.V.

Wann ist eine stabile Seitenlage sinnvoll?

Generell gilt: Wenn eine Person zwar regelmäßig atmet, aber nicht erweckbar ist, wenden Sie die stabile Seitenlage an.

Bewusstlose Menschen, die auf dem Rücken liegen, können durch die Erschlaffung der Muskulatur zum Beispiel unbemerkt an einer nach hinten gerutschten Zunge, an Speiseresten, Erbrochenem oder Blut ersticken. Mit der stabilen Seitenlage kann man das verhindern.

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Bewusstlosigkeit:

  • Verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns wie Schlaganfall, Epilepsie oder Gehirnblutungen

  • Stoffwechselstörungen beispielsweise durch eine Unter- oder Überzuckerung bei Diabetes sowie Leber- oder Nierenfunktionsstörungen

  • Vergiftungen durch Drogen- oder Alkoholmissbrauch, Medikamente oder Rauchgasvergiftungen

  • Kreislaufversagen durch unterschiedliche Ursachen wie Herzinfarkt, starke Blutungen, zum Beispiel durch einen Unfall, oder allergische Reaktionen wie Insektenstiche

Es ist wichtig, dass Sie die Ursache jeder Bewusstlosigkeit im Krankenhaus abklären lassen.

Bewusstlos oder ohnmächtig: Was ist der Unterschied?

Bei einer Ohnmacht oder einem Kollaps zeigen sich die gleichen Symptome wie bei einer Bewusstlosigkeit: Betroffene verlieren das Bewusstsein, atmen aber noch regelmäßig. Unterschieden wird vor allem anhand der zeitlichen Dauer.

Während eine Ohnmacht oder ein Kollaps nur wenige Sekunden oder Augenblicke andauert, liegt eine Bewusstlosigkeit ab einer Dauer von einer Minute vor.

In der Medizin wird die Ohnmacht als Bewusstseinsstörung definiert, die häufig nicht lebensbedrohlich ist. Hingegen ist die Bewusstlosigkeit immer mit einer möglichen Lebensgefahr verbunden.

In diesen Fällen keine stabile Seitenlage

Wenn jemand nicht mehr atmet, darf keine stabile Seitenlage angewendet werden. Hier führen Sie umgehend eine Reanimation, also eine Herz-Lungen-Wiederbelebung als Erste-Hilfe-Maßnahme durch. Da bei bewusstlosen Menschen unter Umständen zeitverzögert die Atmung aussetzen kann, ist es wichtig, dass Sie diese in der stabilen Seitenlage regelmäßig kontrollieren.

Viele Ersthelfende sind unsicher, ob die stabile Seitenlage auch bei einer möglichen Verletzung der Wirbelsäule sinnvoll ist. Liegt eine Bewusstlosigkeit vor, wenden Sie diese Maßnahme trotzdem an, da die Gefahr des Erstickens als dringlicher eingestuft wird. Wichtig ist dann, dass die stabile Seitenlage möglichst vorsichtig und mithilfe von zwei oder drei Personen durchgeführt wird. Dadurch lässt sich der Positionswechsel vom Rücken auf die Seite mit einer geringen Belastung der Wirbelsäule umsetzen:

  • Eine Person kniet sich hinter den Kopf, hält beziehungsweise dreht diesen mit und gibt das Kommando für den Wechsel.

  • Die zweite Person kümmert sich um die gleichzeitige Drehung des Ober- und Unterkörpers mit dem Kopf.

  • Sind Sie zu dritt, kümmert sich die zweite Person bei der Drehung nur um den Oberkörper/Schulterbereich und die dritte Person nur um den Unterkörper/Beckenbereich.

Diese gleichzeitige Bewegung mehrerer Körperteile in eine Richtung, die man als En-bloc-Bewegung bezeichnet, wird beispielsweise bei der Mobilisation nach Rückenoperationen angewendet.

Stabile Seitenlage bei Schwangeren

Bei bewusstlosen Schwangeren führen Sie die einzelnen Schritte der stabilen Seitenlage genauso durch wie bei anderen Erwachsenen. Der einzige Unterschied ist: Drehen Sie Schwangere immer auf die linke Körperseite. Das Baby im Bauch kann in der Rücken- sowie in Rechtsseitenlage Druck auf die Hohlvene ausüben. So kann der Rückfluss des Blutes zum Herzen eingeschränkt werden. In der linken Körperseitenlagerung kann das Blut frei zurückfließen, was sowohl für den Blutkreislauf der Mutter als auch für die Sauerstoffversorgung des ungeborenen Kindes wichtig ist.

Stabile Seitenlage bei Kindern und Babys?

Bei Kindern ab etwa zwei Jahren führt man bei Bewusstlosigkeit die stabile Seitenlage wie bei Erwachsenen durch.

Bei bewusstlosen Säuglingen und Kleinkindern bis circa zwei Jahre bietet sich zum Schutz vor Ersticken anstelle der stabilen Seitenlage meist die Bauchlage an. Grund ist, dass Körper und Gliedmaßen in diesem jungen Alter noch zu klein für die Lagerung in der Seitenlage sind.

Für die Bauchlagerung bei Bewusstlosigkeit eines Babys gehen Sie wie folgt vor:

  • Bringen Sie das Kind in Bauchlage und legen Sie die Arme angewinkelt neben den Kopf.

  • Den Kopf drehen Sie zur Seite und öffnen den Mund.

  • Halten Sie das Kind beispielsweise mit einer Decke warm.

Den Hals erst bei über Einjährigen vorsichtig und nur leicht überstrecken!

Bei Babys bis zum Alter von zwölf Monaten darf der Kopf nicht überstreckt werden, sondern wird in neutraler Position belassen, da ansonsten die Atemwege verengt werden. Bei Kindern ab Vollendung des ersten Lebensjahrs darf der Hals nur sehr vorsichtig und lediglich leicht überstreckt werden. Ab dem Alter von zwei Jahren kann die stabile Seitenlage wie bei Erwachsenen durchgeführt werden.

Da der kleine Körper noch weniger Reserven bilden und Ausgleichsmöglichkeiten schaffen kann, kommt es bei Kindern und Säuglingen mitunter schneller zu einem lebensbedrohlichen Zustand als bei Erwachsenen. Für sie ist es deshalb besonders entscheidend, Erste-Hilfe-Maßnahmen ohne zu zögern anzuwenden.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.