Ukraine-Krieg
Der Traum ist zerstört

Die Antonow An-225 war als größtes Frachtflugzeug der Welt bei Spottern und Flugzeugfans in aller Welt beliebt. Inzwischen ist klar, dass die Maschine bei den Kampfhandlungen um den Ukrainischen Flughafen Kiew-Hostomel schwere Schäden davongetragen hat.

Der Traum ist zerstört
Foto: PZ

Neue Bilder und ein pixeliges Video zerstören alle Illusionen: die Antonow An-225 "Mrija" wurde beim Kampf um den Antonow-Flughafen Hostomel zerstört. Bereits vor einigen Tagen waren Meldungen verbreitet worden, dass der Hangar, in dem das Flugzeug für Wartungsarbeiten abgestellt war, bei den Kampfhandlungen um den Flughafen Kiew-Hostomel beschädigt worden sei. Zum Zustand des Flugzeugs selbst gab es zunächst aber lediglich eine kurze Erklärung der ukrainischen Regierung zum Verlust des Flugzeugs, die Tatsache, dass auf pixeligen Luftaufnahmen das Heck noch aus dem Hangar lugte, näherten allerdings die Hoffnung, dass die Mrija mit einem Streifschuss davongekommen sein könnte.

Ukraine-Krieg und die Allgemeine Luftfahrt
Das Foto zeigt den Brand im Shelter, in dem die An-225 abgestellt war.

Aktuelle Bilder, die auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht wurden, zeigen indes, dass auch das Flugzeug schwere, wenn nicht gar irreparable Schäden davongetragen hat. Demnach liegt die Nase der An-225 auf dem Boden, dahinter sind große Teile des Rumpfs und der Tragflächen geborsten und ausgebrannt. Das Ausmaß der Zerstörung lässt wenig Raum für Zweifel: Hier ist wohl nicht mehr viel zu retten.

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Das russische Luftfahrtportal aviation21 erklärte, ukrainische Artillerie habe den Shelter der An-225 getroffen, als die ukrainische Armee versuchte, den Flughafen aus den Händen der russischen Invasoren zurückzuerobern. Diese Informationen lassen sich nich überprüfen. Aber selbst wenn das stimmt, was besonders tragisch wäre, bleibt der Verlust eine Folge des russischen Angriffs auf das größte Land Europas.

Rekordflugzeug mit unfertigem Zwilling

Ursprünglich für den Transport der Sowjetischen Raumfähre Buran aus der An-124 entwickelt, kam die An-225 nach Einstellung des Buran-Programms 1993 vor allem als Transporter für außergewöhnlich große und schwere Lasten zum Einsatz. In dieser Rolle erflog sie eine Reihe von Rekorden, die auch im Guinness-Buch eingetragen wurden und noch immer Bestand haben. So transportierte sie im Juni 2004 ein Gesamtfrachtgewicht von 247 Tonnen in Form einer Ölpipeline-Ausrüstung von Prag nach Taschkent, gut fünf Jahre später mit einem 187 Tonnen schweren Generator für ein Gaskraftwerk das schwerste, einzelne Frachtstück. Hier ging es von Frankfurt-Hahn nach Armenien. Auch im Rahmen der Covid-19-Pandemie machte der Flieger von sich reden, so transportierte er am 14. April 2020 mit 1000 Kubikmetern das größte, jemals auf dem Luftweg verschickte Frachtvolumen.

Das riesige Flugzeug – Spannweite 88,4 Meter, Länge 84 Meter, Leermasse rund 175 Tonnen, maximale Abflugmasse bis zu 640 Tonnen – blieb über all die Jahre ein Einzelstück. Allerdings besitzt Antonow ein zweites, nicht vollendetes Exemplar, dessen Komponenten seit den Neunzigerjahren eingemottet sind und über dessen mögliche Fertigstellung in der Vergangenheit immer wieder spekulkiert wurde. Diese zweite An-225 lagert nicht in Hostomel, sondern im Antonow-Werk Swjatoschyn. Da von dort bislang keine Kämpfe gemeldet wurden, könnte der unvollendete "Mrija"-Zwilling noch unbeschadet sein. Und die Keimzelle für die Hoffnung, dass der Traum irgendwann wieder fliegt.

Antonow
Die unvollendete An-225 im Antonow-Werk in Swjatoschyn im Westen der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
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Erscheinungsdatum 25.04.2024