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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise gehen durch die Decke – Märkte geraten in Panik

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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Mittwoch, 19.07.2023 - 17:04 (2 Kommentare)

Die Getreidepreise steigen steil an. Am Mittwoch beträgt das Plus zeitweise 17 Euro. Das ist der höchste Stand seit April. Extreme Hitze in den USA und die Eskalation am Schwarzen Meer treiben die Getreidepreise nach oben. Dabei schürt der anhaltende Schwarzmeerkonflikt erneut globale Versorgungsängste. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Mittwoch, es werde alle Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, als potenzielle Träger militärischer Fracht und ihre Flaggenländer als Konfliktparteien betrachten.

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Die Getreidepreise steigen heute aufgrund zunehmender Wetterbedenken in Nordamerika für Sommerweizen und russischer Angriffe auf den Hafen von Odessa. An der CBOT in Chicago legen die Weizenpreise im laufenden Handel um 9 % auf 730 Cent je Bushel zu.

 In Europa klettert der vordere Weizen am Mittwoch zeitweise um 17 Euro auf 252 Euro je Tonnen nach oben. Das ist der höchste Weizenpreis seit April. Die Maispreise stiegen an der MATIF um 13,50 Euro auf 250,50 Euro und Raps machte einen Sprung um 26 Euro auf 503 Euro je Tonne. 

Doch Analysten warnen auch und befürchten einen schnellen Rückgang der Preise. „Eine Änderung der Wettervorhersage und diese Erholungsrallye kann schnell wieder verschwinden“, warnt jedoch Analyst Al Kluis von Kluis Commodities auf dem US-Agrarportal Successful Farming. „Die Preise könnten schneller wieder fallen als sie jetzt steigen". 

Doch es kann auch ganz anders kommen: „Heute berichtet Reuters, dass die Ukraine Russland vorgeworfen hat, absichtlich Getreideterminals und den Schwarzmeerhafen Odessa angegriffen und schwer zerstört zu haben zu haben. Die Getreideinfrastruktur internationaler und ukrainischer Händler und Transportunternehmen wie Kernel, Viterra und CMA CGM Group sei beschädigt worden. 

Kernel, der größte Produzent und Exporteur von Sonnenblumenöl in der Ukraine, bestätigte am Mittwoch, dass seine Getreideanlagen und das gelagerte Getreide in Tschornomorsk „erheblich beschädigt“ wurden.

Osteuropäer wollen Einfuhrstopp verlängern

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, das Schwarzmeer-Getreideabkommen könne ohne Beteiligung Russlands fortgesetzt werden und die Ukraine arbeite an Optionen. 

Trotz einer zweiten Nacht russischer Luftangriffe auf den ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa versichern ukrainische Beamte den Märkten, dass der Hafen weiterhin betriebsbereit ist. Der Anstieg der Weizenpreise deutet jedoch darauf hin, dass der Hafenschaden größer ist, als die ukrainischen Behörden behaupten.

 Fünf mitteleuropäische Länder wollen, dass das Einfuhrverbot der Europäischen Union für ukrainisches Getreide mindestens bis Ende des Jahres verlängert wird, sagten Minister am Mittwoch. Polen drohte damit, die Grenzen geschlossen zu halten, wenn Brüssel nicht zustimmt, berichtet Reuters. 

Solidarität mit der Ukraine sei wichtig, aber die nationalen Getreidemärkte müssten geschützt werden, sagte der slowakische Landwirtschaftsminister nach einem Treffen mitteleuropäischer Landwirtschaftsminister in Warschau. 

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Mittwoch, es werde alle Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, als potenzielle Träger militärischer Fracht und ihre Flaggenländer als Konfliktparteien auf ukrainischer Seite betrachten.

Extreme Hitze in den USA treibt die Preise ebenfalls

In den USA treiben indessen massive Hitzewarnungen die Getreidepreis nach oben. Übermäßige Hitzewarnungen erstrecken sich heute von Kalifornien bis Mississippi und Tennessee. Prognosen von viel trockenerem und wärmerem Wetter für den Maisgürtel in den letzten 10 Julitagen treiben die Preise in Chicago weiter in die Höhe, sagt auch das französische Beratungsunternehmen Agritel. 

Der Nationale Wetterdienst (NWS) in Jackson, Mississippi, warnt davor, dass bis Freitag Hitzewerte zwischen 40,5 Grad Celsius und 46 Grad Celsius (105 bis 115 °F) zu erwarten sind. Diese Hitzewelle dürften neben dem Mais vor allem auch den proteinreichen Sommerweizen im Norden der USA und in Kanada schädigen. Vor drei Jahren hatte es bereits eine schlimme Hitzewelle mit massiven Schäden beim Sommerweizen in Kanada gegeben. 

Erweiterte Vorhersagen zeigen für den Rest des Julis weiterhin hohe Chancen auf überdurchschnittliche Hitze im größten Teil des US-Maisgürtels und in den nördlichen Anbaugebieten für Sommerweizen. 

Der Fortschritt der US-Winterweizenernte stieg von 46 % vor einer Woche auf 56 % am vorigen Sonntag. Das lag leicht unter der durchschnittlichen Handelsschätzung von 57 % und deutlich langsamer als der vorherige Fünfjahresdurchschnitt von 69 %.

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