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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise steigen steil an: Getreidedeal am Ende und Hitzewelle

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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Montag, 17.07.2023 - 09:57 (1 Kommentar)

Die Getreidepreise steigen wieder kräftig. Ursachen sind das Ende des Getreidedeals und die extreme Hitzewelle in Nordamerika. In den USA und Kanada steigen deshalb vor allem die Preise für den proteinreichen Sommerweizen. Im südlichen Frankreich ist die Weizenernte schon weit fortgeschritten.

Weizenpreise usa.

Die Weizenpreise stiegen am Freitag kräftig an und legen am Montag im laufenden Handel weiter zu. Hintergrund ist das mögliche heutige Ende des Getreidedeals. Alle Augen sind jetzt auf Russland gerichtet, das einer Verlängerung des Schwarzmeerabkommens noch nicht zugestimmt hat. 

Präsident Wladimir Putin sagte am Wochenende, Russland will die Teilnahme am Getreideabkommen auf jeden Fall aussetzen, bis alle in den bisherigen Vereinbarungen gemachten Versprechen erfüllt seien, berichtet die Nachrichtenagentur TASS. 

Die Getreidemärkte werden sich vor diesem Hintergrund in nächster Zeit auf die weitere Entwicklung des Graindeals konzentrieren, so dass heftige Preisausschläge wahrscheinlich sind. Das Getreideabkommen wurde bereits mehrfach verlängert, zuletzt am 17. Mai um 60 Tage. Das russische Außenministerium hatte zuvor ebenfalls erklärt, dass der für Russland wichtige Teil des Abkommens (noch) nicht umgesetzt wurde. 

Russland hat insbesondere darauf bestanden, den Zugang seiner Schiffe zu ausländischen Häfen wiederherzustellen, die Situation bei der Versicherung von Getreide- und anderen Trockenfrachtschiffen zu normalisieren und die Russische Landwirtschaftsbank wieder an das Interbanken-Zahlungssystem SWIFT anzuschließen. 

Die Sprengung der Ammoniakpipeline Toljatti – Odessa hat die Situation zusätzlich verkompliziert und die Verhandlungen über die Wiederaufnahme ihrer Arbeit beendet. Am 13. Juli erklärte Präsident Wladimir Putin, Russland werde die Teilnahme am Getreideabkommen aussetzen, bis alle Versprechen erfüllt seien. Die Variante „Erst die Verlängerung und dann die Erfüllung der Versprechen“ sei für Russland nicht mehr geeignet, betonte der Präsident. 

Sommerweizen in Kanada und den USA gefährdet

weizenpreise.

Die Rückkehr des trockenen Wetters in Teilen des Mittleren Westens bringt wieder eine Risikoprämie auf die US-Preise mit sich. Bei Weizen ist es das trockene und heiße Wetter auf beiden Seiten der kanadischen Grenze, das Anlass zur Sorge gibt und vor allem die Sommerweizenpreise am Terminmarkt in Minneapolis nach oben treibt. 

Aus Frankreich wird berichtet, dass sich die Ernte von Wintergerste und Weizen südlich der Loire schon weit fortgeschritten ist, während die Weizenernte nördlich der Seine zunimmt. Allerdings haben Regenfälle im Osten und im Norden Frankreichs den Erntefortschritt in den letzten zwei Tagen verlangsamt, berichten die Analysten von Agritel. Die französischen Weizenerträge sind zwischen den Regionen weiterhin äußerst heterogen. Bei Raps ist das Wort „Enttäuschung“ in den Rückmeldungen ebenfalls relativ häufig zu finden, berichtet Agritel. 

Die europäischen Getreidepreise stiegen im Sog der steigenden Weizenpreisen in Chicago, während die europäischen Rapspreise nachgeben. Der Euro/Dollar-Wechselkurs ist in den letzten Wochen kräftig gestiegen und verteuert damit die europäischen Exporte bzw. verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit von europäischem Getreide am Weltmarkt.

Ukraineexport: 40 % nach Asien, 40 % nach Westeuropa

Die im Rahmen der Schwarzmeer-Getreideinitiative exportierten Agrarprodukte beliefen sich auf 32,8 Millionen Tonnen, berichtete das Gemeinsame Koordinierungszentrum in Istanbul (JCC) am Samstag und fügte hinzu, dass im Rahmen des Abkommens 1.003 Schiffsausfahrten aus Häfen vorgenommen wurden. 

Nach Angaben des JCC wurden im Rahmen des Abkommens landwirtschaftliche Produkte in 45 Länder auf drei Kontinenten geliefert. Davon wurden 46 % nach Asien, 40 % nach Westeuropa, 12 % nach Afrika und 1 % nach Osteuropa exportiert. Auf Mais entfielen 51 % aller Lieferungen, auf Weizen 27 %, auf Sonnenblumenmehl 6 %, auf Sonnenblumenöl 5 %, auf Gerste 4 % und auf Raps 3 %. 

Nach Angaben des Gemeinsamen Koordinierungszentrums in Istanbul ist der türkische Massengutfrachter TQ Samsun das letzte Schiff, das im Rahmen der Schwarzmeer-Getreideinitiative, die am 17. Juli ausläuft, ukrainische Häfen verlassen hat. Das Schiff verließ am Sonntag die Hafenstadt Odessa und fuhr nach Istanbul und weiter in die Niederlande. Das Schiff transportiert 38.800 Tonnen landwirtschaftliche Produkte.

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