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Vorwurf Tierschutzverstöße

Panorama-Beitrag: Die Reaktionen der Agrarfunktionäre

agrarheute Autorenbild
Redaktion agrarheute, agrarheute
am Freitag, 23.09.2016 - 13:00

Schwere Vorwürfe werden in dem aktuellen Panorama-Beitrag gegen die Zustände in den Ställlen mehrerer Agrarfunktionäre erhoben. Diese reagieren wie folgt.

Am Donnerstag veröffentlichte das ARD-Magazin Panorama verstörende Bilder, die nach Angaben von NDR und SZ in den Ställen von hochrangigen Agrarfunktionären gedreht wurden.

Der Beitrag mit dem Titel "Massive Tierschutz-Probleme bei Bauern-Chefs" zeigt Aufnahmen, die Aktivisten der Organisation "Animal Rights Watch" (ARIWA) im vergangenen Jahr erstellt haben und die NDR und Süddeutsche Zeitung überprüft hätten.

Die Funktionäre der Agrarverbände haben sich wie folgt dazu geäußert:

WLV-Präsident Röring lädt zu Pressekonferenz auf Hofstelle ein

Zu den an seine Adresse gerichteten Vorwürfen nimmt WLV-Präsident Johannes Röring wie folgt Stellung:

  1. "Tiere erkranken – in freier Wildbahn ebenso wie in der Nutztierhaltung. Auch in der höchstrichterlichen Rechtsprechung wird der Umstand anerkannt, dass dies selbst bei Einhaltung höchster Standards regelmäßig vorkommt. Entscheidend ist, dass kranke Tiere rechtzeitig abgesondert und vom Hoftierarzt fachgerecht versorgt werden. Das ist in unserem Familienbetrieb im Interesse unserer Tiere so gehandhabt worden."
  2. "Unser Hoftierarzt hat alle Tiere, die auf einzelnen Fotos unserem Betrieb zugeordnet wurden, rechtzeitig von gesunden Tieren getrennt und behandelt und dies durch eine Eidesstattliche Erklärung bestätigt. Dass der NDR dies ignoriert und stattdessen die somit widerlegten Behauptungen der Tierrechtsorganisation ARIWA verbreitet, halte ich für sehr bedauerlich und zudem rechtswidrig."
  3. "Die Videoaufnahmen sollen nach Auskunft der sogenannten „Aktivisten“, die widerrechtlich in Ställe eingedrungen waren, bereits ein Jahr alt sein und aus 2015 stammen. Die Aktivisten müssen sich deshalb fragen lassen, weshalb sie nicht das Veterinäramt informiert, sondern ein Jahr gewartet haben, bis sie in der Panorama-Redaktion einen Journalisten gefunden hatten, der das Material skandalisiert weiterverbreitet. Geht es ihnen am Ende nicht doch vielleicht eher um Medienaufmerksamkeit und Spendenwerbung für ihre Organisation?"
  4. "Aufgrund des nach Prüfung durch unsere Rechtsanwälte rechtswidrigen Vorgehens des Norddeutschen Rundfunks habe ich heute eine Einstweilige Verfügung auf Unterlassung der weiteren Verbreitung des Sendematerials beantragt."

Für Freitag Nachmittag hat Johannes Röring zu einem Pressegespräch auf seinem Hof eingeladen.

Paul Hegemann, Vorsitzender ZDS

"Grundsätzlich bedauern wir das Entstehen solcher Bilder, die es in einer tierwohlgerechten Schweinehaltung zu vermeiden gilt", heißt es in der Stellungnahme des ZDS in Absprache mit dessen Vorsitzenden Paul Hegemann. Die Recherchen zu den Bildern aus 2015 hätten ergeben, dass ein akutes Infektionsgeschehen die Ursache für die Bilder sind.

Zu den konkreten Vorwürfen schreibt der ZDS, dass generell im Rahmen der Eigenkontrolle täglich Stallrundgänge stattfinden, um bspw. das Auftreten von Krankheiten frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das Entstehen dieser Bilder vom März vergangenen Jahres erkläre sich durch akuten Kannibalismus (Schwanzbeißen) und entsprechende Verletzungen, die tierärztlich behandelt worden seien. Ergänzend sei zusätzliches Beschäftigungsmaterial in den Buchten eingesetzt worden. Leider habe die Behandlung nicht zu dem erhofften Erfolg geführt.

Außerdem habe es ein Infektionsgeschehen (PRRS und HPS) mit hieraus resultierenden Augenentzündungen gegeben. Auch hier sei eine tierärztliche Behandlung erfolgt, u.a. mit einer speziell entwickelten Stallvakzine gegen die Hämophilus Parasuis (HPS = Glässersche Krankeit). In dem Betrieb finde monatlich ein vorsorglicher Tierarztbesuch statt.

Die auf den Bildern erkennbaren Verschmutzungen resultierten laut Hegemann aus der Verfütterung von Nebenprodukten der Backwarenindustrie seit dem Frühjahr 2015. Zwischenzeitlich sei das Futter in der Zusammensetzung angepasst worden, um die Verschmutzung zu reduzieren. Nichtsdestotrotz bedauere Herr Hegemann die Vorfälle sehr.

Thomas Storck, Vorsitzender VDP

"Es sind aus Sicht eines Putenhalters schlimme Bilder, die in dem Beitrag gezeigt wurden. Einzelne Tiere sind so stark verletzt, dass man sie umgehend der tierschutzfachlichen Praxis folgend hätte nottöten müssen", erklärt Thomas Storck, der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP) zu dem Panorama-Beitrag. Dass dies versäumt wurde, liege aber auch in der Verantwortung der zu diesem Zeitpunkt zuständigen (und nachweislich bereits Anfang 2016 entlassenen) Tierbetreuer, die Storcks "konkrete und detaillierte Handlungsanweisung" für einen solchen Fall missachtet hätten.

Storck verurteilt aber auch das wiederholte Eindringen der Tierrechtler in seine Ställe als Straftat.

Zu den Vorfällen habe Storck dem Rechercheteam um Christian Baars, Oda Lambrecht und Silvia Liebrich frühzeitig eine detaillierte Stellungnahme zukommen lassen, aus welcher in der Sendung nach Sicht des VDP-Vorsitzenden nur unzureichend zitiert wurde. Zudem habe Storck Tierschützer Baars bereits am Samstag auf seinen Hof und in meinen Putenstall eingeladen um zu zeigen, dass die Bilder nicht dem Alltag entsprächen.

"Ich habe ihn zusätzlich zum persönlichen Austausch explizit auch eingeladen, in meinem Stall zu drehen - mir war wichtig, dass Herr Baars sich in seinem Bericht nicht allein auf das Material von Tierrechtsorganisationen stützt. Auf diese Einladung und dieses Angebot ist Herr Baars aber nicht mit einem einzigen Wort eingegangen", führt Storck weiter aus.

Mit Material von Quelle: Material von VDP, ZDS, WLV