Vom Hobby zum Beruf

Willkommen in der Pferdepension

Peter Heiß und seine Ehefrau Birgit führen einen Reitstall mit Pferdepension. Das bedeutet vor allem: Kunden- und Pferdebetreuung, aber auch jede Menge Spaß und Leidenschaft.

Peter Heiß und seine Ehefrau Birgit führen einen Reitstall mit Pferdepension. Das bedeutet vor allem: Kunden- und Pferdebetreuung, aber auch jede Menge Spaß und Leidenschaft.

Bild: Markus Frobenius

Peter Heiß und seine Ehefrau Birgit führen einen Reitstall mit Pferdepension. Das bedeutet vor allem: Kunden- und Pferdebetreuung, aber auch jede Menge Spaß und Leidenschaft.

Bild: Markus Frobenius

„Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss“, knurrte Schauspieler John Wayne in einem seiner vielen Westernfilme. Peter Heiß hat auch getan, was er musste, und zwar mit seiner Frau Birgit einen Reitstall und eine Pferdepension in Weicht bei Jengen im Ostallgäu aufbauen. „Pferde waren schon immer mein Hobby“, sagt der 58-Jährige...
29.08.2017 | Stand: 11:08 Uhr

Zwar stammt Heiß aus einer Bauernfamilie, die auch Pferde hatte, und ist gelernter Landwirt. Doch den elterlichen Hof übernahm sein Bruder Johannes – Peter Heiß bekam stattdessen 1,5 Hektar Land. Deshalb kam für ihn die Landwirtschaft nicht mehr infrage, stattdessen arbeitete Heiß auf dem Bau oder als Lkw-Fahrer. „Da haben ihn unsere Kinder schon nicht mehr erkannt, weshalb wir die Idee mit der Pferdepension hatten“, erklärt Birgit Heiß. Also sattelte ihr Mann um und ließ sich zum Pferdewirt auf Schloss Waal ausbilden.

1994 mietete er einen Hof in Weicht und hatte dort seinen ersten Reitstall mit rund zehn Einstellern. Als aber der Pachtvertrag nicht verlängert wurde, „standen wir vor der Wahl: Entweder wieder normal arbeiten oder selbst etwas aufbauen“, erinnert sich Peter Heiß. Die Entscheidung fiel, und zwar für einen eigenen Hof. Das Land dafür hatte Heiß immerhin schon.

Entweder wieder normal arbeiten oder selbst etwas aufbauen.
Peter Heiß

Ende 1999 begann der Aufbau von Stall und Futterhalle. Im Laufe der Jahre wuchs das Projekt: Reitplatz und Maschinenhalle, Springplatz und Rennbahn, Longierplatz und Reithalle. Dazu kam ein kleiner Fuhrpark mit Schleppern und anderen Maschinen. Dadurch hat Heiß Platz für derzeit 45 Einsteller, wobei Kapazität für 50 ist. Wegen der Pferde hat er zusätzlich zehn Hektar für Koppeln gepachtet, dazu kommen noch zehn Hektar Heuwiesen, wobei er dafür keine Chemie benutzt. „Und wir machen unser Heu selbst“, berichtet Birgit Heiß.

Vom Shire Horse bis zum Shetty
Angesichts der Arbeit hat das Paar seine Zucht und den Unterricht zurückgestellt. Zumal unter den Einstellern alle möglich Reitarten vertreten sind: Englisch und Western, Springen und Dressur, Traber, Barock und Islandpferde. Dementsprechend sind bei den Rassen vom riesigen Shire Horse bis zum winzigen Shetlandpony alle anzutreffen.

Dabei ist die Heiß’sche Pferdepension keineswegs die einzige in Weicht: Dort gibt es noch einen anderen Reitstall, in dem auch der VRC Weicht zu Hause ist. Und in Buchloe sowie den umliegenden Gemeinden sind noch mehr. „Doch die wenigsten Betreiber kommen aus der Landwirtschaft“, erklärt Heiß. Dabei sei das Leistungsspektrum identisch: „Die Arbeit mit Tieren ist immer 365 Tage im Jahr“, erklärt Peter Heiß, egal, ob Pferde, Schweine oder Kühe. Für das Ehepaar ist deshalb Urlaub nur selten möglich. Ohnehin helfen zwei der drei Kinder bei Bedarf aus, außerdem sind noch zwei Minijobber angestellt. „Sonst würden wir das nicht schaffen“, erklärt Birgit Heiß. Zumal ihr Mann gerade an einem Unfall laboriert, nachdem ihm ein Pferd auf den Fuß gestiegen ist. Dafür sprang aber ein Betriebshelfer ein.

Neben der Versorgung gibt es noch weitere Parallelen zur normalen Landwirtschaft: Pachtpreise für Grünland oder die aufwendige Buchführung. Ein wichtiger Unterschied sei aber der Umgang mit seinen Kunden, den Einstellern. Dazu gehöre zum einen, mit den Leuten zu reden und ein offenes Ohr zu haben, zum anderen, die Pferde gut zu betreuen. „Die Gesundheit der Tiere ist das A und O.“, betont Peter Heiß. Inzwischen habe er seit über 20 Jahren Einsteller und einige Seniorenpferde, die dort ihren Lebensabend verbringen. Das sei ein Hinweis, dass die Einsteller Vertrauen zu dem Ehepaar haben, meint Peter Heiß. „Unterhaltung und Feiern gehören aber auch dazu“, weiß Birgit Heiß.

Am Ende jeden Tages bleibe eine wohlige Erschöpfung: „Man kann von dem Reitstall leben, aber reich wird man nicht“, sagt Birgit Heiß. Und ihr Mann fügt an: „Doch es macht trotzdem Spaß. Wir haben uns unseren Traum verwirklicht.“