„Hans, bleib da, du woaßt ja nit, wie’s Weda wird! Es kann regnan, es kann schneibn, aber a schens Weda bleibn…“. Im Gegensatz zu Hans, dessen Outdoor-Aktivitäten weit in der Vergangenheit zurückliegen, weiß Mia heutzutage ziemlich genau, wie das Wetter wird. Welche Informationsquellen sie dafür zu Rate zieht und wo deren Vor- und Nachteile liegen, wollen wir im Folgenden genauer unter die Lupe nehmen.
Beitrag von Gerhard Mössmer | veröffentlicht im Bergauf Magazin 04.2020
Wetter und Wetterdaten
Ein zuverlässiger Wetterbericht ist wesentlicher Bestandteil jeder Tourenplanung und je nachdem wie die Prognose ausfällt, entscheiden wir uns letztendlich für die dazu passende Unternehmung: Sind am Nachmittag Gewitter gemeldet, wird die Klettertour kürzer sein und in Talnähe verlaufen, ist eine Kaltfront vorhergesagt, wird aus der zweitägigen Durchquerung wohl besser eine Tagestour werden. Bevor wir uns aber über Bezugsquellen und deren Qualität unterhalten, gilt es zu klären, was Wetter eigentlich ist:
Unter Wetter verstehen wir den Zustand der Atmosphäre zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmen Ort. Dieser Zustand definiert sich durch variable Indikatoren* wie u.a. Lufttemperatur [°C], Luftdruck [hPa], relative Luftfeuchtigkeit [RH in %] und Taupunkt [°C] sowie Wind [km/h], Niederschlag (Regen, Schnee, Tau,…), Strahlung [W/m2] und Bewölkung.
*Die wichtigsten variablen Wetter-Indikatoren:
Lufttemperatur [°C] ist die bodennahe Temperatur der Atmosphäre, die weder von Sonnenstrahlung noch von Bodenwärme beeinflusst wird. Die Messung erfolgt in einer strahlungsgeschützten Hülle exakt 2 m über dem Boden. Wichtig: Die Temperatur nimmt mit der Höhe (in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit) um ca. 0,7° C pro 100 m ab.
Luftdruck [hPa] ist der Druck, der durch das Eigengewicht der Luftsäule auf die Erdoberfläche wirkt. Auf Meereshöhe beträgt der mittlere Luftdruck 1013,25 hPa. Wichtig: Der Luftdruck (und somit auch der Sauerstoffteildruck) nimmt mit der Höhe ab: In 5500 m beträgt er nur noch die Hälfte, also ca. 500 hPa. Ändert sich der Luftdruck am gleichen Ort um mehr als 10 hPa innerhalb von 12 Stunden, kündigt sich eine massive Wetterverschlechterung an.
Luftfeuchtigkeit [g/m3] ist der Anteil von Wasserdampf im Gasgemisch der Erdatmosphäre. Beträgt die relative Luftfeuchtigkeit RH [%] 100 % (= Taupunkt) - d. h. die Luft ist komplett mit Wasserdampf gesättigt - kann sie keinen Wasserdampf mehr aufnehmen. Sinkt die Temperatur oder kommt noch mehr Feuchtigkeit dazu entsteht Kondenswasser in Form von Tau, Nebel oder Wassertröpfchen.
Taupunkt [°C] ist jene Temperatur, bei der es zur Kondensation (Wasserdampf scheidet sich in Form von Tau oder Nebel ab) kommt. Wichtig: Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte Luft.
Verfügbarkeit von Wetterdaten
Jetzt ist es naheliegend, dass eine Prognose umso genauer getroffen werden kann, je mehr Datenquellen zu oben genannten Variablen zur Verfügung stehen. Zu diesen Datenquellen zählen unter anderem Wettersimulationen (Daten, die man durch numerische Wettermodelle erhält), Beobachtungen (Daten, die man durch manuelle oder mechanische Erfassung wie z. B. Satellitenbilder erhält), Messungen (Daten, die über Instrumente, wie z. B. Wetterstationen erfasst werden) und Nachbearbeitungen (Daten, die aus der Kombination von Messungen und Beobachtungen entstehen). Wichtig ist, dass diese Daten auch zeitlich (verfügbarer Zeitbereich), räumlich (verfügbare Regionen und Auflösung) und in einer vernünftigen Aktualisierungsfrequenz verfügbar sind. NEMSGLOBAL und ERA5 sind weltweit – über ein Raster von 30 km - die einzigen konsistenten Datenreihen, die alle Basisvariablen enthalten.
Kleinere Zellen für komplexe Topografien
In den Alpen reicht ein Raster von 30 x 30 km freilich nicht aus, um räumliche Unterschiede in der Prognose gut zu berücksichtigen. Deshalb gibt es zusätzliche Modelle, die in kleinere Zellen, z. B. 4 x 4 km bis hin zu 1 x 1 km - man spricht von höherer Auflösung – aufgeteilt werden. Für kurzzeitige Prognosen wird dieses hochauflösende Raste für das Punktwetter verwendet, für längere Vorhersagen - ab dem fünften Tag - wo lokale Räumlichkeiten keine große Rolle mehr spielen, wird die Auflösung geringer (z. B. 18 x 18 km).
Die meisten Wetter-Apps geben ungefiltert die Berechnungen dieser Wettermodelle für die jeweilige Rasterzelle wieder. Topographische Einflüsse z. B. durch Gebirgsketten und lokale Gegebenheiten wie z. B. Hangwinde, Talwinde etc… werden dabei nur unzureichend miteinbezogen.
Im Gegensatz dazu wird der Wetterbericht von Meteorologen geschrieben. Sie werten die Daten der Wettermodelle aus, interpretieren sie und können diese an regionale Besonderheiten - wie z. B. Föhn im Inntal – anpassen.
Nachteile:
Vorteile:
Vorteile:
Nachteile:
Sucht man im App-Store nach Wetter-Apps fühlt man sich ob der Vielzahl schnell überfordert. Und dann auch noch die Frage zu beantworten, welche denn von diesen gefühlten Millionen Apps „die Beste“ sei, ist geradezu unmöglich. Die Wahl muss auch nicht – wie wir alle wissen – auf eine Wetter-App fallen. Die guten Apps (siehe unten) unterscheiden sich auch weniger in ihrer Prognose. Dennoch macht es durchaus Sinn, mehrere Apps zu installieren, denn die speziellen Funktionen der einzelnen App sind es, mit denen sie sich von anderen unterscheiden. Machen wir uns diese Unterschiedlichkeit zu Nutze, finden wir mit einigen wenigen Apps das Auslangen und bekommen ein gutes Gesamtbild der Wettersituation.
Liefert Wetterprognosen inklusive Bergwetter-Vorhersagen für den gesamten Alpenraum (Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und Slowenien) incl. Webcams.
Die Bezahlversion (2,99 €/ Jahr) ist werbefrei mit Kurzzeitprognose für Österreich (6 h alle 30 min. aktualisiert) und Webcam Archiv. Zusätzlich zum Punktwetter mit Ikons beinhaltet sie noch eine textliche Prognose für die Bundesländer, die in Zusammenarbeit mit der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) erstellt wird. Neben dem Zugriff auf Wetterradar und Wetterstationen schlägt Bergfex auch Webcams in der Umgebung vor.
Gibt die Treffsicherheit der Prognose (Balken von rot über orange bis grün hinter der Temperaturangabe) an.
Neben einer weltweiten Punktwetterprognose bietet Meteoblue auch das Feature „where2go“ an: Mittels einstellbarem Radius (zwischen 30 und 500 km) findet die App das sonnigste Wetter in diesem Umkreis.
Die werbefreie Bezahlversion kostet 0,99 €/ Jahr.
Bietet in der – im Vergleich zu den Mitbewerbern - relativ teuren Bezahlversion (2,99 € für 3 Monate und 9,99 €/ Jahr) ein animiertes Wetterradar mit Layern u. a. für Niederschlag und Temperatur.
Weitere Extras sind ein textlicher Wetterbericht (nur für D), eine Isobarenkarte sowie Niederschlagsfilm, Windstream, Prognosevideo und ein News-Ticker zu interessanten Wetterentwicklungen.
Der Schwerpunkt dieser Extras liegt allerdings auf Deutschland.
In der Planung muss der Fokus immer auf dem Bergwetter liegen bzw. die Punktwetterprognose für den Gipfel betrachtet werden. Wir lassen uns nicht vom Wetter im Talort beirren: Vor allem Wind und Temperatur sind Faktoren, die sich mit der Höhe drastisch ändern können und neben den Ikons (Sonne/ Wolken/ Niederschlag, etc…) der Wetter-Apps gerne unbeachtet bleiben.
Bei grenznahen Touren – und das sind Bergtouren in den Alpen häufig - macht es Sinn, nicht nur die länderübergreifenden, sondern auch die Apps der amtlichen Wetterdienste wie z. B. jene von Meteo Schweiz, Wetter Südtirol oder Meteo France zu verwenden. Für Skitouren in Norwegen ist YR.no vom norwegischen Institut für Meteorologie ganz gut geeignet. Im Alpenraum fällt die Prognose dieses Dienstes dagegen erfahrungsgemäß meist eher etwas zu pessimistisch aus.