Wegbereiter

von Daniel Schneider

Donnerstag, 22.04.2021

Wanderweg
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Wege ebnen ist ein wichtiger Job

Herbert ist ein Wegbereiter. Er baut Wanderwege in den Bergen. Seit Jahrzehnten. Im Südtiroler Gebirge. Er räumt Steine aus dem Weg, baut Geländer, sogar Brücken. Er passt sich dem Berg an. Jeder Weg wird anders.

Herbert arbeitet langsam. Pro Tag schafft er nicht mehr als dreißig Meter. Er kennt den Berg. Er akzeptiert ihn. Wenn es kein Vorbeikommen gibt, wählt er eine andere Route. Wenn das Wetter verrücktspielt, wartet er ab. Er arbeitet unauffällig, aber seine Arbeit hat große Auswirkungen.

Ich finde -  Wir brauchen mehr Menschen wie Herbert. Nicht nur, um Wanderwege zu bauen, sondern auch sonst im Leben. Denn nicht jeder, der laut schreit: „Mir nach!“ weiß auch wirklich, wo es langgeht. Nicht jeder, der ruft: „Guckt mal, wie schnell ich bin.“ kommt sicher ans Ziel. Und nicht auf jeden, der selbstbewusst und ohne Rücksicht auf sein Umfeld „Platz da, hier komme ich!“ herumposaunt, ist auch Verlass.

Und es gibt sie. Die Menschen, die so sind wie Herbert. Ich muss nur genauer hinschauen. Und mich nicht zu sehr vom Lärm und Tempo beeinflussen lassen. Sie sorgen dafür, dass alte Menschen gepflegt werden, geflüchtete Menschen Deutsch lernen oder einsame Menschen etwas Abwechslung bekommen. Sie sind wie Herbert. Der Wegbereiter in den Bergen. Oder wie Doris, oder wie Manuel, oder wie Torsten. Sie sind Helden. Mitten unter uns.

Donnerstag, 22.04.2021