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Youngtimer im Test: Citroën BX GTI – Sportliche Extravaganz

Der Citroën BX ist hierzulande inzwischen fast unbekannt, wird zumindest aber unterschätzt. Und dies obwohl immerhin etwa 140.000 Exemplare dieser Achtziger-Jahre-Mittelklasse in die Bundesrepublik importiert wurden, von denen allerdings keine 2.000 Stück mehr erhalten sind. Dabei verkörpert das frontgetriebene Fahrzeug exakt jene Eigenschaften, die der klassische Markenliebhaber schätzt. Denn die hydropneumatische Federung ist beim BX ebenso gesetzt wie ein ausgefallenes Design. Die geometrisch gezeichneten Türen wirken interessant – vor allem in Verbindung mit den unterschiedlich ausgestalteten Radläufen. Dagegen wirken die konventionell gehaltenen Rückleuchten dann fast schon wie ein Ruhepol.

Überhaupt: Die Limousine mit dem weitläufigen Fließheck verströmt etwas asymmetrisches, aber das macht sie letztlich auch so stylisch. Und als markantes i-Tüpfelchen sitzt das Citroën-Emblem nicht mittig auf der Motorhaube, sondern nah am linken Scheinwerfer. Die frühen Exemplare wurden analog zur Legende CX mit dem berühmten Lupentacho ausgestattet und verfügten darüber hinaus über jene ausgefallenen Bediensatelliten, die zur extravaganten Außenhaut passen. Damit war ab Sommer 1986 leider Schluss, und es gab gewöhnliche Tachoskalen.

Die Qual der Wahl

Ein breites Variantenspektrum vom 1,1-Liter-Benziner mit 40 kW/55 PS (allerdings nicht für Deutschland) über zahlreiche Dieselversionen bis zur stärksten GTI-Ausführung mit Vierventiltechnik und 118 kW/160 PS stand zur Verfügung. Allradantrieb und die Kombis rundeten das Modellangebot ab. Geregelter Dreiwege-Kat oder gar keine Abgasentgiftung? Mit dieser Frage müssen sich Interessenten angesichts der langen Bauzeit von 1982 bis 1994 zwingend beschäftigen.

Wir haben ein spätes GTI-Exemplar mit Katalysator und 88 kW/120 PS unter die Lupe genommen. Der Zweiventiler läuft kultiviert und hängt recht gut am Gas, allerdings fehlt es ihm angesichts der Leistung an Biss. Dabei ist die Limousine ist alles andere als ein Schwergewicht: Leichtbau gehörte Ende der Siebziger, also zur Entwicklungszeit des BX, zur Pflicht – schließlich befand man sich mitten in der Ölkrise. Kaum mehr als eine Tonne bringt der Viertürer auf die Waage, Motorhaube und Heckklappe sind aus Kunststoff. Wem es gelingt, eine 16V-Version ohne Kat aufzutreiben, kann daher so manchen erstaunten Verkehrsteilnehmer auf der Beschleunigungsspur ärgern, selbst ein drehmomentstarker Golf TDI vermag dem Top-BX kaum davonzufahren.

Leistung ist nicht Alles

Aber Motorleistung ist bekanntermaßen nicht alles; der BX macht fast schon nur durch seine obligatorische Hydropneumatik glücklich. Wer weiß es noch? Einfach nach ein paar Tagen Standzeit in einen Citroën steigen und sofort losfahren, das klappt nicht. Nein, man muss warten, bis das abgesackte Heck wieder Normalniveau erreicht hat. Per Hebel lässt sich das Fahrzeuglevel übrigens verändern, diese kleine Spielerei sorgt immer wieder für Aufsehen bei unbedarften Zuschauern.

Weckt Erinnerungen

Nach ein paar Runden BX sind die alten Marken-Erinnerungen wieder vollständig reaktiviert. Bloß nicht zu fest auf die Bremse steigen, dann nicken die Passagiere heftig mit den Köpfen. So konventionell das entsprechende Pedal auch aussieht im Vergleich zur Lösung in der alten DS, die ja nur über eine Art Knopf verfügte, ist das Prinzip doch gleich: Die Anlage hängt an der Zentralhydraulik und geht schön leichtgängig, ist allerdings auch schwerer zu dosieren als übliche Bremsen mit Unterdruck-Verstärker. Auf Wunsch war sogar ein Antiblockiersystem möglich, es steht mit stolzen 2.030 Mark in der 1991er-Preisliste. An luxuriösen Gimmicks mangelt es dem BX keineswegs, selbst Lederpolster und Klimaanlage waren verfügbar.

Der einstige Käufer unseres Probefahrt-Exemplars war so spendabel nicht, hat seinem BX allerdings ein elektrisches Schiebedach gegönnt. Das passt gut zu den serienmäßigen elektrischen Fensterhebern rundherum sowie der Zentralverriegelung. Drehzahlmesser und Alufelgen verstehen sich von selbst, schließlich ist dies hier ein GTI. Dafür passt das typisch französische Velours so gar nicht zum sportlichen Grundcharakter dieser Ausführung. Der vom Golf GTI geprägte Deutsche möchte hier schlicht und ergreifend karierten Stoff sehen.

Die Stühle geben mehr Seitenhalt, als sie eigentlich brauchten, den wirklich dynamisch fährt dieser BX nicht. Dafür ist die Federung wiederum härter als gedacht, denn eigentlich müsste die stahllose Dämpfung ja maximal sanft zu ihren Fahrgästen sein. Ist sie aber nicht. Immerhin gibt es reichlich Platz im Innenraum, man könnte glatt eine längere Reise mit dem BX unternehmen, ohne wirklich Not zu leiden. So kann er auch heute noch ohne Probleme im Alltag eingesetzt werden, zumal er erstaunlich rostresistent ist. Beim Kauf bitte unbedingt auf ein funktionierendes Fahrwerk achten: Gleitet der Wagen hoch und hält das Niveau? Etwas richtig falsch machen kann man mit diesem interessanten Citroën aber nicht, brauchbare Exemplare werden schon für rund 1.000 Euro angeboten. Daher der Tipp: Schnell einen sichern und zum charmanten Oldtimer reifen lassen.

Citroën BX GTI 8V – Technische Daten

Viertürige Mittelklasse
Länge/Breite/Höhe (m): 4,24/1,68/1,36
Radstand (m): 2,66
Motor: 1,9-l-Vierzylinder-Ottomotor mit Benzineinspritzung
Leistung: 88 kW/120 PS
maximales Drehmoment: 150 Nm bei 3.000 U/min
Vmax: 196 km/h
0-100 km/h: 10,9 s
Ehemaliger Neupreis (1991): 29.500 DM

Heutiger Marktpreis nach Classic Data

Note 2: 4.000 Euro
Note 3: 2.100 Euro
Note 4: 1.000 Euro

Chronik

1982: Der Citroën BX wird vorgestellt

1985: Die Kombiversion Break wird eingeführt

1986: Der BX bekommt ein Facelift und verliert den legendären Walzentacho

1989: Die BX-Allradversionen werden vorgestellt

1994: Die Baureihe läuft nach über 2,3 Millionen Exemplaren aus

Ersatzteilpreise

Druckspeicher: etwa 110 Euro

Federkugeln: etwa 40 Euro je Stück

Bremsbeläge: etwa 40 Euro

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