Trotz seiner (zumindest nach nackten Zahlen) gescheiterten zweiten Karriere bei Mercedes hält Michael Schumacher weiterhin nahezu alle relevanten Allzeit-Rekorde der Formel 1. Die beeindruckendsten davon: sieben WM-Titel, 91 Grand-Prix-Siege, 155 Podestplätze und 68 Pole-Positions. Als er Ende 2006 seinen ersten Rücktritt verkündete, gingen viele davon aus, dass die meisten dieser Bestmarken möglicherweise über Jahrzehnte Bestand haben würden.
Doch momentan sieht es so aus, als würde ihm ausgerechnet Landsmann und Kumpel Sebastian Vettel, in seiner Kindheit glühender "Schumi"-Fan, viel früher als erwartet den Rang ablaufen. Zwar ist es von voraussichtlich bald vier zu sieben WM-Titeln noch ein langer Weg, aber das Red-Bull-Team mit "Mastermind" Adrian Newey und Vettel im Cockpit erinnert in seiner Unfehlbarkeit sehr an die goldene Ferrari-Ära zwischen 2000 und 2004.
Schumacher jedenfalls scheint sich damit anzufreunden, dass seine Rekorde früher gebrochen werden könnten, als ihm lieb ist: "Rekorde sind da, um gebrochen zu werden - das habe ich ja auch gemacht", so der 44-Jährige am vergangenen Wochenende im belgischen Fernsehen. "Wenn es schon jemandem gelingen sollte, dann würde ich mich für ihn freuen. Er hat schon drei Titel, also warum sollte er nicht sieben schaffen?"
Der statistische Vergleich der beiden deutschen Formel-1-Aushängeschilder beweist: In Sachen WM-Titel, Pole-Positions und Punkte hat Vettel in Einbeziehung der Tatsache, dass er erst rund ein Drittel der Anzahl von Schumachers Rennstarts auf dem Konto hat, bisher knapp die Oberhand. Nach Podestplätzen liegen die beiden bereinigt gerechnet fast gleichauf; bei den Siegen und schnellsten Rennrunden liegt Schumacher voran.
Bei solchen Statistiken stur nach Quote zu rechnen, ist freilich etwas hemdsärmelig, schließlich hatte Vettel vor dem Wechsel ins siegfähige Red-Bull-Cockpit nur eineinhalb Jahre abzusitzen, während in Schumachers Karrierebilanz der schwierige Benetton-Auftakt von 1991 bis 1993 ebenso reinfällt wie die mageren Ferrari-Jahre von 1996 bis 1999 und das nur mäßig erfolgreiche Comeback auf Mercedes von 2010 bis 2012.
Sprich: Vettel muss das hohe Niveau der vergangenen Jahre weiterhin halten, um nicht nur nach Quote auf Kurs zu bleiben, sondern eines Tages auch die absoluten Rekorde zu brechen - und das wird nicht leicht, schließlich ist noch jede Dominanz eines einzelnen Teams irgendwann zu Ende gegangen. Zumindest WM-Titel Nummer vier, der ihn auf eine Stufe mit Alain Prost heben würde, scheint ihm jedoch nicht mehr zu nehmen zu sein.
Das sieht Schumacher genauso: "Wenn ich mich jetzt auf einen festlegen müsste, dann würde ich Sebastian sagen - weil sie das beste Paket haben", sagt der derzeit noch unumstritten erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten dem Sender 'VIER'. Fernando Alonso hingegen, aber auch Lewis Hamilton, einst als größte Rekordanwärter gehandelt, warten seit 2006 beziehungsweise 2008 auf einen WM-Titel...
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