Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihren Statusbericht zur globalen Verkehrssicherheit veröffentlicht. Demnach sterben weltweit jährlich etwa 1,24 Millionen Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen. Hinter der erschreckend hohen Zahl steckt eine weitere, bedauerliche Statistik: Verkehrsunfälle sind die Todesursache Nummer eins unter Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren. Die Hälfte der Verkehrstoten sind sogenannte "verletzliche Verkehrsteilnehmer".

Fakten zum WHO-Bericht 2013

Fußgänger und Fahrradfahrer besonders gefährdet

Die Gruppe der Fußgänger und Fahrradfahrer zählt mit 31 Prozent aller Verkehrstoten zu den besonders gefährdeten. In einigen Ländern beträgt die Rate sogar über 50 Prozent. Diese Zahl verdeutlicht: Viele Länder vernachlässigen die Bedürfnisse von Fußgänger und Fahrradfahrer zu Gunsten von motorisierten Verkehrsteilnehmern.

Das Risiko junger Männer

54 Prozent der Menschen, die ihr Leben auf den Straßen lassen, sind im Alter zwischen 15 und 44 Jahren. Drei Viertel von Ihnen sind männlich.

Schwache Wirtschaftsleistung, hohes Risiko

In Ländern mit durchschnittlich niedrigeren Einkommen ist das Risiko, an einem Verkehrsunfall zu sterben, mehr als doppelt so hoch wie in Ländern mit starker wirtschaftlicher Leistung. Auch in Ländern mit hohen Durchschnittseinkommen sind sozial schwächer gestellte Menschen stärker gefährdet, im Straßenverkehr ums Leben zu kommen.

Gesetze ohne Wirkung

In vielen Ländern existieren zwar ausreichend Gesetze zur Verkehrssicherheit, sie werden vom Staat aber nicht zuverlässig und ordentlich durchgesetzt. So kann das korrekte Tragen eines Motorradhelms das Todesrisiko um 40 Prozent und das Risiko von schweren Kopfverletzungen sogar um 70 Prozent verringern. Dennoch wird die Helmpflicht in vielen Ländern vom Staat vernachlässigt.

Risikofaktor Geschwindigkeit

Mit der Zunahme der Geschwindigkeit erhöht sich einerseits die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls, gleichzeitig auch die Schwere der Verletzungen. Tempo-30-Zonen senken das Risiko von tödlichen Unfällen, insbesondere von Fußgängern und Fahrradfahrern. Zusätzliche positive Effekte für die Gesundheit resultieren aus sinkenden Emissionen.

Risikofaktor Alkohol

Fahren unter Alkoholeinfluss erhöht nicht nur das Risiko eines Unfalls. Auch die Wahrscheinlichkeit von schweren und tödlichen Verletzungen steigt deutlich. Länder, die eine Alkoholgrenze von 0,5 Promille oder weniger konsequent durchsetzen, reduzieren effektiv die Zahl von Unfällen durch Alkoholeinwirkung.

Gurte sind (Über-)lebenswichtig

Anschnallen ist nach wie vor eine der wirkungsvollsten Sicherheitsmaßnahmen. Insassen auf den vorderen Sitzen verringern das Todesrisiko um 40 bis 50 Prozent. Passagiere auf den Rücksitzen haben je nach Sitzposition ein zwischen 25 und 75 Prozent geringeres Risiko, bei einem Unfall ums Leben zu kommen.

Kindersitze zum Schutz der Kleinsten

Kindersitze verringern das Risiko, bei einem Unfall zu tödlich verletzt zu werden, für Babys um bis zu 70 Prozent. Bei älteren Kindern reduziert sich die Wahrscheinlichkeit um 54 bis 80 Prozent. Diesen Schutz bieten Kindersitze allerdings nur, wenn sie korrekt installiert und benutzt werden.
Damit meint die WHO Fußgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer. Ein besonders hohes Risiko an einem Verkehrsunfall zu sterben, haben Männer. Sie repräsentieren 77 Prozent aller Verkehrstoten weltweit. Etwa 20 bis 50 Millionen Menschen sind in nichttödliche Verkehrsunfälle verwickelt. Viele von ihnen erleiden jedoch bleibende Schäden und Behinderungen. Sollten die Politiker nicht handeln, sehen die Prognosen der WHO düster aus. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs (insbesondere in Entwicklungsländern) könnte die Zahl bis 2020 um mehr als 50 Prozent auf 1,9 Millionen Verkehrstote jährlich ansteigen.
Ein Polizeibeamter steht am 10.12.2012 in Hamburg nach einem Glätteunfall mit zwei Autos an der Unfallstelle
Die Gesetze der wenigsten Länder berücksichtigen alle fünf Schlüssel-Risiken: Alkohol, Geschwindigkeit, Helmpflicht, Sicherheitsgurte und Kindersitze.
Bild: dpa
Besser sieht die Tendenz im europäischen Raum aus. Von 2007 bis 2010 nahm die Zahl der Verkehrstoten um 25 Prozent ab und erreichte einen Wert von 92.492. Szuszanna Jakab, Regionaldirektorin der WHO für Europa, zeigt sich erfreut. Sie betont jedoch gleichzeitig: "92.000 Verkehrstote sind 92.000 zu viele". Viele Staaten Europas verfügten noch nicht über ausreichende Verkehrsgesetze. Grund dafür sei, dass die Gesetzgebung in diesen Ländern nicht alle fünf Schlüsselfaktoren der Verkehrssicherheit berücksichtigt. Diese lauten: Alkohol am Steuer, Geschwindigkeit, Helmpflicht, Sicherheitsgurte und Kindersitze. Laut Einschätzung der WHO haben weltweit lediglich 28 Länder angemessene Verkehrsgesetze. Die 416 Millionen Einwohner dieser Länder repräsentieren lediglich sieben Prozent der Weltbevölkerung.