Ob an Milch, Lebensmitteln oder an der eigenen Spucke: Babys verschlucken sich immer wieder mal. Doch wenn das Kleine deshalb einen Hustenanfall erleidet oder es den Anschein hat, als würde das Baby schier um Luft ringen, kommt schnell Panik bei uns Eltern auf. Was du machen solltest, wenn sich das Baby verschluckt und was im Ernstfall zu tun ist, darüber klären wir dich auf.

Baby verschluckt sich beim Stillen oder Trinken an der Flasche

Babys können sich sehr früh verschlucken – bereits in den ersten Lebensstunden. So passiert es nicht selten, dass sich Babys an kleinen Mengen Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung verschlucken. Aber keine Panik: In der Regel kann deinem Schatz dabei nichts passieren. Denn dein Kleines ist mit raffinierten, überlebenswichtigen Reflexen ausgestattet, die verhindern, dass es an der Milch erstickt. Verantwortlich dafür sind:

  1. Der Schluckreflex
  2. Der Hustenreflex
  3. Der Würgereflex

Hast du dennoch das Gefühl, dass dein Baby sehr mit der verschluckten Milch kämpft, kannst du es über die Schulter legen oder in den Fliegergriff nehmen und zwischen die Schulterblätter klopfen.

Verschlucken beim Stillen reduzieren

Oft ist der Grund, warum sich das Baby beim Stillen häufig verschluckt, die zu große Milchmenge. Du merkst bestimmt, wenn der Milchspendereflex reagiert und die Milch geradezu aus der Brust schießt – direkt in den Rachen deines Babys. Klar ist da ein Verschlucken vorprogrammiert.

Um es für dich und deinen Schatz entspannter zu machen und das Verschlucken zu reduzieren, kannst du folgende Dinge ausprobieren:

  • Milch auffangen: Sobald du merkst, dass die Milch schießt, kannst du dein Baby abdocken und den ersten großen Schwall mit einem Tuch oder – noch besser – mit einem Schälchen auffangen. Aber: Deinem kleinen Schatz wird die kurze Zwangspause vermutlich gar nicht gefallen.
  • Blockstillen: Stille dein Baby nur an einer Brust und lasse die Muttermilch an der anderen Seite etwas stauen. Damit signalisierst du deinem Körper, dass erstmal kein Bedarf besteht und die Milchmenge wird sich etwas reduzieren. Achte allerdings darauf, etwas Milch auszustreichen, damit sich kein fieser Milchstau bildet und du schlimmstenfalls eine Brustentzündung erleidest. Streiche allerdings nur so viel Milch aus, bis sich die Brust wieder etwas angenehmer und weniger prall und gespannt anfühlt.
  • Bergauf-Stillen: Die Stillposition kann einen Unterschied machen, wenn du besonders viel Milch hast. Beim sogenannten Bergauf-Stillen trinkt dein Kind gegen die Schwerkraft an und schluckt so weniger Milch auf einmal. Dafür legst bzw. hockst du dich aufs Bett oder Sofa und nimmst dann dein Baby auf deinen Bauch, das Gesicht auf Höhe deiner Brust. Diese führst du dann zu seinem Mund. Wenn dein Baby trinkt, kannst du loslassen. Normalerweise bekommt dein Baby auch in dieser Position ausreichend Luft, auch wenn es vielleicht nicht den Anschein hat. Wenn du dir unsicher bist und dein Baby noch sehr jung ist, kannst du seine Stirn mit der Hand etwas abstützen.

Verschlucken an der Flasche reduzieren

Verschluckt sich dein Baby häufig beim Trinken der Milch aus der Flasche, könnte ein zu großes Loch bzw. zu viele Löcher im Sauger der Grund dafür sein. Läuft die Milch zu schnell in den Mund, kann sich dein Schatz schnell daran verschlucken.

Achte gerade am Anfang darauf, einen Sauger zu wählen, der ein winziges Loch hat, aus dem die Milch nur tröpfelt. Durch kräftiges Saugen kann dein Baby dann selbst besser die Milchmenge regulieren. Es kann sinnvoll sein, die Flaschen und Sauger verschiedener Hersteller auszuprobieren bis du das Gefühl hast, dass dein Schatz nun ruhiger und entspannter trinkt.

Sollte ich das Baby in Seitenlange legen?

Nein, das musst du nicht. Die Rückenlage bleibt die sicherste Position für Neugeborene und Säuglinge. Verschlucken sie sich in dieser Position, können sie die Luftröhre normalerweise problemlos freihusten. Müssen sie spucken, kommt es entweder mit Schwung heraus, oder sie drehen den Kopf aus Reflex zur Seite. Denke allerdings daran, regelmäßig die Bauchlage mit deinem Schatz zu üben. Die stabile Seitenlage findet nur Anwendung, wenn das Baby bewusstlos ist, aber noch selbstständig atmet. Denn dann funktionieren die Schutzreflexe nicht mehr und Erbrochenes im Rachenraum kann gefährlich werden.

Achtung: Babys und Kleinkinder bis zwei Jahren werden jedoch bevorzugt in Bauchlage statt in Seitenlage gebracht.


Das Baby verschluckt sich an der eigenen Spucke

Oft braucht es noch nicht einmal aufgenommene Flüssigkeit oder Speisen und dein kleiner Schatz beginnt auf einmal herzzerreißend zu husten. Vermutlich hat sich dein Kleines dann an seiner eigenen Spucke verschluckt. Fangen die Knirpse an zu zahnen, bildet sich ein regelrechter Sabbersee in ihrem Mund. Bei der verhältnismäßig großen Speichelmenge kann es schnell passieren, dass etwas in den „falschen Hals“ gerät. Durch Abhusten kann dein Schatz ganz von selbst seine Luftröhre vom Speichel befreien.

Das Baby verschluckt sich beim Essen

Die Einführung der Beikost ist ein Abenteuer – für Babys und uns Eltern. In unserer idealen Vorstellung nimmt das Baby das Löffelchen Brei und das kleine Stück weichen, selbstgemachten Pfannkuchen mit Freude und Genuss an. Doch die Realität sieht anders aus: Mit Würgen, Verschlucken bis hin zu Erbrechen können die Kleinen auf die noch ungewohnten Lebensmittelkonsistenzen reagieren. Da ist es nicht immer leicht, als Eltern ruhig und gelassen zu bleiben.

Doch auch das Würgen und das Verschlucken gehören zum Kennen- und Kauenlernen festerer Nahrungsmittel dazu. So lernt dein Kind nach und nach, wie groß die Stücke sein sollten, um sie problemlos herunterschlucken zu können und wie lange es dafür kauen muss. Der Würgereflex bewahrt Babys außerdem davor, versehentlich ein zu großes Stück herunterzuschlucken. Er liegt bei den Kleinen weiter vorne auf der Zunge als bei uns Erwachsenen, weshalb Babys empfindlicher reagieren.

Gut zu wissen: Auch wenn dein Baby sich an dem ersten, sehr fein pürierten Brei verschlucken sollte, musst du dir keine großen Sorgen machen. Dein Kleines kann daran nicht ersticken und hustet es einfach wieder ab. Solange du deinem Baby altersgerechte Speisen und Fingerfood anbietest, ist alles in Ordnung.

VORSICHT ist geboten bei:

  • Trauben
  • Blaubeeren
  • Karottenstücken
  • Apfelstücken
  • Zwieback oder anderen harten Brotteilen

Daran kann sich dein Baby schnell verschlucken! Biete diese Lebensmittel anfangs nur zerdrückt und weichgedünstet an. Wenn dein Baby sich schon an einige Mahlzeiten gewöhnt hat und zuverlässig kaut, kann es festere Nahrungsmittel probieren. Einen Apfel kannst du ihm am Stück geben: Dein Baby kann dann selbst so viel abbeißen, wie es auch kauen und schlucken kann.

Nüsse und Ölsaaten (z.B. Sonnenblumen- und Kürbiskerne) sind für Kinder bis mindestens 5 Jahre verboten! Durch ihre glatte und ölige Oberfläche können sie schnell durch die Luftröhre in die Lunge gelangen.

Das Baby verschluckt sich: So handelst du im Notfall

Auch bei aller Vorsicht kann es vorkommen, dass sich das Baby an einem Fremdkörper verschluckt und nach Luft ringt. Dann solltest du unbedingt folgendermaßen vorgehen:

 Erste Hilfe bei Säuglingen

Ist dein Baby jünger als ein Jahr, hat sich an einem Fremdkörper verschluckt und leidet zunehmend unter Atemnot, solltest du sofort handeln:

Rückenschläge bei Säuglingen

Rückenschläge bei einer Babypuppe.
Durch Rückenschläge kann ein Fremdkörper aus Babys Atemwegen gelöst werden. © Photographee.eu – stock.adobe.com
  1. Lege dein Baby auf den Unterarm, sodass du seinen Kopf in der Hand hältst.
  2. Stabilisiere mit deiner Hand den Kiefer deines Babys, ohne auf den weichen Hals zu drücken.
  3. Klopfe 5 Mal kräftig mit dem Handballen deiner anderen Hand zwischen die Schulterblätter auf den Rücken deines Babys.

Thoraxkompressionen bei Babys

Eine Frau führt die Thoraxkompression bei einer Babypuppe durch.
Richtige Durchführung der Thoraxkompressionen bei Babys. © rh2010 – stock.adobe.com

In den meisten Fällen reichen die ersten Rückenschläge aus und dein Baby spuckt das verschluckte Teil aus. Ist dem nicht so, solltest du Thoraxkompressionen bei deinem Kind durchführen:

  1. Lege den Rücken deines Babys auf deinen Unterarm, der Kopf zeigt nach unten und ruht sicher auf deiner Hand.
  2. Drücke jetzt mit dem Zeige- und Mittelfinger 5 Mal fest in die Mitte des Brustbeines deines Babys – ähnlich wie bei der Herzdruckmassage.

Gut zu wissen: Solange dein Baby hustet, ist das zunächst einmal besser als jede Maßnahme, die du von außen durchführen kannst. Es ist die natürliche Reaktion unseres Körpers, einen Fremdkörper aus der Luftröhre zu befördern. Ermutige – soweit es möglich ist – dein Kind dazu, weiter zu husten. Wenn es dabei schreit, weint, vor dem Husten Luft holt, ist das ein Zeichen für einen effektiven Husten. Zudem ist dein Baby die ganze Zeit ansprechbar und wach.

Aber: Alarmierend wird es, wenn dein Kind leise ist, still hustet, keine Stimme hat, sich seine Haut langsam bläulich färbt und es das Bewusstsein verliert. Das alles sind Anzeichen für einen ineffektiven Husten: Dein Baby bekommt keine Luft mehr und du musst sofort handeln!

Erste Hilfe bei Kindern über einem Jahr

Bei Kindern, die älter als ein Jahr sind, kannst du ebenfalls durch Rückenschläge einen Fremdkörper aus den Atemwegen lösen:

Rückenschläge bei Kindern

  1. Lege dein Kind so über dein Knie, dass es mit dem Kopf nach unten zeigt.
  2. Halte mit der Hand den Kiefer deines Kinds und stabilisiere so seinen Kopf. Achte drauf, dass du nicht auf den Hals drückst!
  3. Schlage in dieser Position 5 Mal kräftig zwischen die Schulterblätter deines Kindes, um so den Fremdkörper herauszubefördern.

Heimlich-Handgriff bei Kindern über 1 Jahr

Eine Frau wendet den Heimlich-Handgriff an.
Bei Kindern kannst du den Heimlich-Handgriff anwenden. © rh2010 – stock.adobe.com

Reicht das nicht aus, kommt bei Kindern über einem Jahr der Heimlich-Handgriff zum Einsatz. So gehst du bei den Oberbauchkompressionen vor:

  1. Knie oder stell dich dicht hinter dein Kind
  2. Beuge dein Kind nach vorne
  3. Balle eine Hand zur Faust und lege sie zwischen Bauchnabel und den unteren Rand des Brustbeines deines Kindes.
  4. Jetzt legst du die andere Hand auf deine Faust und ziehst beide Hände mit einem Ruck kräftig nach hinten und oben.
  5. Wiederhole das Ganze 5 Mal

Hat dein Kind erfolgreich den Fremdkörper ausgespuckt, sollte es unbedingt von deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin untersucht werden.

Das Universitätsklinikum Bonn zeigt in diesem Video ausführlich, wie du welchen Griff – je nach Alter deines Kindes – genau anwenden solltest:

WICHTIG: Den Heimlich-Handgriff darfst du nicht bei Kindern unter einem Jahr anwenden! Die Leber ist bei so jungen Babys noch nicht ausreichend vom Brustkorb geschützt und könnte verletzt werden.

Quellen

Erste Hilfe für Kinder: Ersticken und Verschlucken bei Babys
Stillkinder.de: Mein Baby verschluckt sich dauernd
Kindernotfall Bonn: Heimlich-Handgriff (Heimlich Manöver)
Kindernotfall Bon: Verschlucken/Ersticken

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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