Baden/Turgi
«An den Haaren herbeigezogen»: Am Mittwochabend äussern sich erste Kritiker der Gemeindefusion

An einer Online-Veranstaltung zum Projekt Baden-Turgi erhielten auch kritische Stimmen Platz, so etwa die Ex-Stadtammannkandidatin, Stella Palino.

Pirmin Kramer
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Blick auf die Gemeinde Turgi und den Bahnhof: Am Mittwochabend wurden kritische Stimmen zum Fusionsprojekt zwischen Baden und Turgi laut.

Blick auf die Gemeinde Turgi und den Bahnhof: Am Mittwochabend wurden kritische Stimmen zum Fusionsprojekt zwischen Baden und Turgi laut.



Sandra Ardizzone / BAD

Am 13. Juni stimmen Baden und Turgi darüber ab, ob ein Fusionsvertrag ausgearbeitet werden soll. Eine Debatte wurde bisher kaum geführt, Emotionen sind Mangelware. Am Mittwochabend aber, an einer Online-Informationsveranstaltung, übertragen auf der Fusionswebsite Baden-Turgi.ch, war nun auch Kritik zu hören. Video-Statements von Persönlichkeiten wurden eingespielt; Sendezeit erhielt auch die Badener Transgender-Schauspielerin Stella Palino, die 2012 als Stadtammann kandidierte:

Stella Palino, Badener Transgender-Schauspielerin

Stella Palino, Badener Transgender-Schauspielerin

Chris Iseli
«Die Fusion ist an den Haaren herbeigezogen. Aus geografischer Sicht wäre eine Fusion von Baden mit Wettingen oder Ennetbaden viel logischer, da diese Gemeinden auch wirklich zusammenwachsen.»

Bei einem Zusammenschluss mit Turgi gebe es andere Hintergründe, andere Interessen, glaubt Palino, «es geht um Macht, um Prestige, die grösste Stadt im Kanton Aargau sein zu wollen. Fusion heisst immer auch Wachstum, und ich bin Wachstum gegenüber sehr kritisch eingestellt. Wachstum heutzutage ist ein karzinomatöses Wuchern, man wächst einfach irgendwo hin.»

Mehr positives Feedback auf die Fusion

Vera Wernli, Präsidentin von «Kulturgi»

Vera Wernli, Präsidentin von «Kulturgi»

Sandra Ardizzone

Die Mehrheit der Personen, deren Votum eingespielt wurde, äusserte sich positiv zum Fusionsprojekt. Vera Wernli, Präsidentin von «Kulturgi»: Sie wohne gerne in Turgi, aber «in Baden gibt es alles, was ich zum Leben brauche: Schöne Läden und gute Beizen, Schulen und ein tolles Kulturangebot. Mir gefällt, dass die Stadt sehr gepflegt ist und den Mut hat, Projekte wie den Schulhausplatz zu realisieren oder auch Aussergewöhnliches wie den Promenadenlift. Uns verbindet der Zug wie ein Tram.

Turgi ist doch heute schon ein Vorort von Baden».

Niklaus Merker von der Badener Spanischbrödlizunft erinnerte daran, dass die Zunft den Kanton Baden, der von 1798 bis 1803 existierte, in Ehren halte. «Damals gehörte auch Turgi zum Kanton Baden. Unsere Zunft versteht sich zwar als apolitische Institution, unterstützt aber jede politische Bemühung, den Kanton Baden zu alter Grösse zurückzuführen. Darum stehen wir fest hinter der Fusion, hoffen, dass der Prozess schnell vonstatten geht und dass bald die nächsten Fusionen angepackt werden können.» Susanne Slavicek, Gründerin des Badener Bluesfestivals: «Turgi hat sehr viel Ähnlichkeit wie Baden: Es hat eine Holzbrücke, liegt an der Limmat, hat eine sympathische Einkaufsstrasse. Turgi ist wie ein ungeschliffener Diamant.»