Mellingen
Altstadt wird vom Durchgangsverkehr komplett befreit – so plant der Gemeinderat das neue Regime

Sobald der Kanton die Hauptgasse an die Gemeinde Mellingen abgetreten hat, macht sich der Gemeinderat an die Arbeit: Er will ein neues Verkehrsregime erarbeiten und zur Mitwirkung ausschreiben. Das sind die Eckpunkte.

Andreas Fretz
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Zukünftig wird mit Ausnahme von Linienbussen kein Durchgangsverkehr mehr zugelassen sein.

Zukünftig wird mit Ausnahme von Linienbussen kein Durchgangsverkehr mehr zugelassen sein.

Bild: Alexander Wagner

In Mellingen trafen sich 80 Teilnehmende zum mittlerweile dritten Plaza-Workshop. Im Projekt soll die Bevölkerung ihre Vorstellungen und Wünsche zur Entwicklung der Zentrumsbereiche sowie zur Gestaltung der verkehrsberuhigten Altstadt einbringen.

Ziel des neusten Workshops war, den aktuellen Stand des «Städtebaulichen Leitbildes Zentrum» der Bevölkerung zu präsentieren und Meinung dazu abzuholen. Frau Vizeammann Evelyne Wernli (Die Mitte), Ressortvorsteherin Planung, sagt: «Die neue Umfahrung bietet für Mellingen die grosse Chance, das Zentrum zu entwickeln. Dem Gemeinderat ist es ein grosses Anliegen, es koordiniert und mit Weitsicht anzugehen.»

Einen Schwerpunkt bildet dabei die Altstadt mit der Hauptgasse. Die Altstadt soll als sozialer Treffpunkt und Begegnungsort gestärkt werden. Angestrebt wird ein vielfältiger Nutzungsmix aus Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben, kleineren Verkaufsflächen, Hotels, Restaurants und Wohnungen.

Keine Durchfahrten mehr durch die Altstadt

An einer Umfrage im Herbst 2021 hatte sich die Bevölkerung deutlich dafür ausgesprochen, dass es in der Hauptgasse keinen Durchgangsverkehr mehr geben soll. Da die Gasse aktuell noch im Besitz des Kantons ist, gilt momentan noch das ursprünglich geplante Verkehrsregime mit maximal 1500 Durchfahrten pro Tag. «Voraussichtlich im Juli wird die Hauptgasse ins Eigentum der Gemeinde übergehen, dann werden wir ein neues Verkehrsregime erarbeiten und zur Mitwirkung ausschreiben», sagt Wernli. Das soll noch in diesem Jahr passieren.

In Zukunft gehört das schmalere, rechte Tor dem Langsamverkehr, das linke ist für Zubringer, Busse und Blaulicht.

In Zukunft gehört das schmalere, rechte Tor dem Langsamverkehr, das linke ist für Zubringer, Busse und Blaulicht.

Bild: Alexander Wagner

Zukünftig wird demnach mit Ausnahme von Linienbussen kein Durchgangsverkehr mehr zugelassen sein. In der gesamten Altstadt und der Hauptgasse ist man vorwiegend zu Fuss und mit dem Velo unterwegs. Das schmalere Tor des Zeitturms ist für den Langsamverkehr (Velo, Fussgänger), das breitere Tor ist offen für Zubringer, Busse und Blaulicht. In der Begegnungszone gilt künftig Tempo 20. Mit den Massnahmen kann die Hauptgasse als Begegnungsraum aufgewertet und neu gestaltet werden. Für Zubringer bleibt die Zufahrt in die Altstadt aber beidseitig, also von Ost und West, jederzeit gewährleistet.

Wernli ist bewusst, dass das Gewerbe in der Altstadt gerne mehr Verkehr hätte und die Altstadtbewohner am liebsten gar keinen. Und schliesslich gibt es noch jene, die auch Busse aus der Altstadt verbannen möchten, was jedoch die Einhaltung der Fahrpläne verunmöglicht, wie es bisher hiess. Spannend wird sein, welche Lösung man findet, wenn der Kanton demnächst die alte Reussbrücke saniert.

So könnte die Hauptgasse dereinst aussehen.

So könnte die Hauptgasse dereinst aussehen.

Bild: zvg

«Der Kredit für die Gestaltung der Hauptgasse muss spätestens 2024 vor die Gemeindeversammlung kommen», sagt Wernli. Denn die Zeit drängt: Die Gestaltung der Hauptgasse ist eine Massnahme im Agglomerationsprogramm der 3. Generation. Bundesgelder gibt es nur, wenn die Frist für den spätmöglichsten Baustart Ende 2025 eingehalten wird. Zusammen mit der Neugestaltung der Hauptgasse muss auch das Verkehrsregime in den Nebengassen der Altstadt überprüft und festgelegt werden.

Es braucht genügend altstadtnahe Parkplätze

Ein grosses Thema sind auch die Parkplätze. Der Lindenparkplatz soll zum Lindenpark werden – ein Grünraum und Begegnungsort. Das ist allerdings erst möglich, wenn anstatt den Parkfeldern auf dem Lindenplatz Parkfelder in der Zentrumszone entstehen. «Klar ist», sagt Wernli, «es braucht weiterhin ein ausreichendes und altstadtnahes Angebot an öffentlich zugänglichen Parkfeldern.»

Auf dem Zentralplatz, so ist dem Städtebaulichen Leitbild der Planar AG zu entnehmen, wird ein vielfältiger Mix mit verschiedenen publikumsorientierten Nutzungen (Restaurant, Praxen etc.) und Wohnungen angestrebt. Die Fahrspuren der Birrfeldstrasse und der Lenzburgerstrasse werden umgestaltet und an Tempo 30 angepasst, der Strassenraum wird aufgewertet und die Situation für den Fuss- und Veloverkehr optimiert.

Am Workshop wurde auch der neue Plaza-Projektleiter Urs Affolter vorgestellt. Der Planer und Buchser Gemeindepräsident folgt auf Gemeindeschreiber Beat Deubelbeiss, der das Plaza-Projekt initiiert hatte. Deubelbeiss verlässt die Mellinger Verwaltung Ende Mai in Richtung Birr. Er hat noch einen Wunsch geäussert: einen vierten Plaza-Workshop mit Jugendlichen. «Eine Idee, die ich sehr schön finde», sagt Wernli.