Cyanotypie

Habe letztens einmal die Cyanotypie (zu Details siehe Wikipedia) wieder rausgekramt und einige Überraschungen dabei erlebt. Zunächst einmal habe ich mit Hilfe unbekannter Chemikalienpötte aus dem Keller und Bestandteilen des Chemiekastens meiner Tochter versucht, ohne neuen Einkauf eine Cyanotypie herzustellen. Ich hatte von einer Freundin so grünlich-bläuliche Kristalle, die verdammt nach Eisenionen aussahen, was sicher richtig war… aber naja… Mit Ätznatron, Ammoniak und Wasserstoffperoxid daran herumgebastelt, hat ziemlich gestunken und sicher hätte man mal mit Waage etwas quantitativer da ran gehen sollen… Mit meiner Tochter, die dies als Projekt für die Schule genutzt hat, ging es ans Werk.

Versuchsweise wollte ich mir einen Einstein auf ein T-Shirt belichten. Zum Schluss gab es immerhin ein T-Shirt mit einem erkennbaren Einstein drauf… Immerhin keine Rezeptur benötigt, und auch kein Eisen-III in den Ausgangssubstanzen, was auch das Grundproblem war – dieses überhaupt erst herbeizureduzieren, ohne nachher das Eisen-III aus dem Blutlaugensalz zu zerstören.

Erster Versuch direkt nach dem Belichten (mit offenbar auch Eisenhydroxid, was die Farben angeht…). War leider instabil, ging mit Wasser sofort wieder weg.
Zweiter Versuch. Einstein auch nach Auswaschen noch erkennbar, die Ästhetik ließ aber noch sehr zu wünschen übrig.

Dann haben wir doch die korrekten Ausgangschemikalien besorgt, das Ergebnis hatten wir zügig und Kontraststark im zu erwartenden Berliner Blau:

Vorbereitet hatten wir auch Leinwände, die wir jedoch ein paar Tage lagern mußten. Dabei sind sie schon komplett blau geworden, auch unter Lichtabschluss. Nun habe ich mich viel später den Leinwänden gewidmet und Überraschungen erlebt:

Tatsächlich waren die Leinwände noch (licht?)empfindlich, aber… (leider habe ich davon kein Foto) die belichteten Stellen waren hell, die nicht belichteten tiefblau. Viel Licht habe ich auch nicht draufgegeben, es war nur am Kellerfenster…

Anscheinend war da etwas, das dazu führt, dass es unter Licht zu einem Ausbleichen kommt (oder war es die Luft?). Ok, dachte ich, auch hübsch, und habe die Leinwände unter Wasser gespült. Tja, damit waren die Bilder weg… ohne, dass in der Spüle blaues Pigment gelandet wäre, das Wasser zeigte die minimale Gelbfärbung vom roten Blutlaugensalz.

Blau waren die Leinwände trotzdem noch, und nachdem offenbar noch nicht umgewandeltes rotes Blutlaugensalz da war, habe ich einfach noch einmal Schraubenschlüssel und später noch zusätzlichen Krimskrams draufgelegt. Diesmal ging es ungefähr in die erwartete Richtung:

Belichtet habe ich übrigens von der Vorderseite… Wie erwartet sah dann allerdings nur die Rückseite aus: Berliner Blau, wo Licht draufgekommen ist, wenig Berliner Blau im Schatten (=hell/weiß). Auf der Vorderseite sieht man: Die eher dunkelgrauen Stellen von der ersten Belichtung – an den Stellen, wo Schatten war, hellblau, wo immer Licht draufgekommen ist, und eher so Cyan, wo bei der zweiten Belichtung Schatten war (Schraubenschlüssel).

Auf eine gute Erklärung wäre ich neugierig. Wesentlicher Aspekt ist natürlich die Beschichtung der Leinwand. Schwierige Fragen bleiben aber bezüglich der Wasserlöslichkeit der verschiedenen Gemische. Warum ist das unbelichtete Graublau sowohl beim ersten Mal als auch beim zweiten Mal gegen das Abwaschen stabiler als der Rest? Warum imponiert der Schraubenschlüssel auf der Vorderseite dunkler als die Umgebung?

Nachtrag: Stunden später sieht die Leinwand so aus. Außer einer relativen Trocknung und weiterer mäßiger Zufuhr von Energie in Gestalt von einer eher mäßigen Lichtmenge und Wärme sollte nichts passiert sein…

Trocknungsprozess

Das entspricht im Grunde eher wieder den Erwartungen: Das Gerümpel ist sichtbar (warum jetzt erst?), es ist heller als der Hintergrund, tja und die grauen Elemente kontrastieren nur noch auf den zweiten Blick.

Zur Wasserlöslichkeit der Gemische muss man nun noch die unterschiedliche Farbwirkung je nach Wassergehalt (weiter noch fühlbar feucht) mit berücksichtigen.

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