Ein Autokran
Der AK 48e von Böcker fährt bereits batteriebetrieben zum Einsatzort, da er auf einem elektrisch angetriebenen Lkw aufgebaut ist. Auf der Baustelle arbeitet er ebenfalls nur mit Strom. (Quelle: Böcker Maschinenwerke GmbH)

Technik 1. August 2023 Kranarbeit frei von Lärm und Emissionen

Auch die Kranwelt kann elektrisch. Ob mit Elektromotor, gespeist aus der Steckdose oder dem Akku, oder als Hybridmodell: wir stellen Ihnen aktuelle Bauarten der Krane vor, die mit Strom oder als Hybrid betrieben werden.

Wenn Zimmereien und Holzbaubetriebe in ihrer Betriebsausstattung Krane ihr Eigen nennen, handelt es sich im Allgemeinen um Auto- oder Anhängerkrane, die relativ unkompliziert ohne aufwendigen Auf- und Abbau auf die Baustelle und zurück in den Betrieb gelangen. Verschiedene Hersteller bieten inzwischen leistungsstarke Modelle an, die wahlweise oder auch komplett mit Strom betrieben werden. Neben der CO2-Reduktion haben strombetriebene Krane den Vorteil, dass sie deutlich leiser arbeiten als jene mit Verbrennermotor. Nahezu geräuschlos können Wände und Dächer aufgestellt werden. Das schont die Ohren der Beschäftigten und mindert die akustische Belästigung der Umgebung.

Vollelektrischer Autokran

Die Böcker Maschinenwerke GmbH aus Werne bei Unna bietet mit dem AK 48e einen vollelektrischen Autokran in Stahl-Aluminium-Bauweise an. Aufgebaut auf den vollelektrischen Lkw Mercedes eActros, fährt er laut Hersteller bis zu einer Entfernung von 300 km ohne Ladestopp batteriebetrieben zum Einsatzort. Im Kran- und Bühnenbetrieb arbeitet der 27-Tonner ebenfalls rein elektrisch. Eine Stop-and-go-Automatik soll den Stromverbrauch des Krans begrenzen und die Energieaufnahme minimieren. Er hebt Nutzlasten bis 3 t (optional 6 t) und bietet Ausfahrlängen bis 49 m (optional 52 m). Mit einer Reichweite von 28,5 m gelangen 1 t schwere Lasten bis zu 31 m hoch. Als Arbeitsbühne ist der Kran für große Korblasten bis zu 600 kg ausgelegt. Alternativ ist der Kran auch als 26-Tonner mit Verbrennungsmotor oder als Hybridmodell erhältlich. 

Der Autokran AK 37e benötigt für die Anfahrt weiterhin einen Verbrennungsmotor, kann auf der Baustelle aber dank seines 230-V-Elektromotors auf fossile Brennstoffe verzichten. Die Akkus lassen sich an jeder Haushaltssteckdose laden. Dabei arbeitet der Kran im Steckdosenbetrieb, kann aber auch autark genutzt werden. Mit seinem 8 kW starken Elektromotor transportiert er bis zu 3.000 kg in die Höhe und erreicht Ausfahrlängen bis zu 37 m.  Rückwärtige Dach- oder Gebäudeseiten erreicht er mit 28 m Reichweite bei 250 kg Last.

Der AHK 36e ist der erste Anhängerkran mit 230-V-Ladetechnik von Böcker, dem ebenfalls eine klassische Haushaltssteckdose genügt. Geladen wird er im Parallelbetrieb während der Krannutzung. Unabhängig von einer externen Stromversorgung fährt der Kran per Rangierantrieb an den Aufstellort, und auch der Aufbau erfolgt kabellos per Akku. Mit einem 8 kW starken Elektromotor hebt er laut Hersteller bis zu 2.400 kg und erreicht Ausfahrlängen bis zu 36 m bei einem zulässigen Gesamtgewicht von nur 3,5 t.

Kraftstrom oder Haushaltsteckdose

Ein Anhängerkran steht neben einem Holzhaus, das gerade aufgebaut wird.
Für den Anhängerkran K400 von Klaas kann ein 400-Volt-Elektromotor mitgeliefert werden, für den ein 32-Ampere-Kraftstromanschluss notwendig ist. (Quelle: Klaas)

Der Alu-Kran-Hersteller Klaas aus dem münsterländischen Ascheberg hat jeweils zwei interessante Anhängerkrane und Autokrane im Portfolio. Der Anhängerkran K400 wird eigentlich mit Diesel betrieben. Zusätzlich kann laut Hersteller auf Wunsch ein 400-Volt- Elektromotor mitgeliefert werden, für den ein 32-Ampere-Kraftstromanschluss notwendig ist. Das Modell hat eine Hakenhöhe von über 34 m und kann bis zu drei Tonnen tragen. Dank einer zweifach hydraulisch teleskopierbaren Klappspitze, deren erste beide Elemente per Fernsteuerung bewegt werden können, lässt er sich bei geringem Platzangebot aufbauen. Bei dem Anhängerkran K280 E handelt es sich dagegen um einen reinen Elektrokran mit Akkuantrieb. Bei voller Akkuladung kann er über einen Selbstfahrantrieb an seinen Platz gefahren, aufgebaut und über mehrere Tage betrieben werden. Eine Automatik sorgt dafür, dass sich der Elektromotor nur dann einschaltet, wenn der Kran arbeitet. Er verfügt über eine Maximaltragkraft von 800 kg. Der Akku kann an jeder üblichen 230-Volt-Steckdose aufgeladen werden.

Die beiden Autokrane K900 und K950 sind Hybridmodelle, der K950 serienmäßig, der K900 optional. Neben dem Dieselmotor ist ein 400-Volt-Elektromotor verbaut. Je nach Baustellen- und Einsatzbedingungen kann die Antriebsart gewählt werden. Wird elektrisch gewählt, ist ein 32-Ampere-Kraftstromanschluss notwendig. Beide können bis zu fünf Tonnen heben und erzielen laut den technischen Angaben des Herstellers mit einer Hakenhöhe von über 43 m bzw. 38 m im Lastbereich von 100 kg eine Reichweite bis zu 28 bzw. 25 m.

Wahl zwischen Strom und Diesel

ein Autokran
Der Kompaktkran LTC 1050-3.1 von Liebherr funktioniert beim Heben auf der Baustelle wahlweise mit Verbrennungs- oder Elektromotor. (Quelle: Liebherr)

Der neue Kompaktkran LTC 1050-3.1 des Liebherr-Werks in Ehingen bei Ulm ist ein Hybridmodell. Der Verbrennungsmotor, der mit Diesel oder hydriertem Pflanzenöl (HVO) betrieben werden kann, dient dem Fahren auf der Straße. Für die Kranarbeit kann zwischen diesem und dem elektrischen Antrieb gewählt werden. Bei ausreichender Stromversorgung soll die Leistung im Elektrobetrieb vergleichbar mit der Leistung bei Nutzung des Verbrenners sein. Der Hersteller gibt eine maximale Traglast von 50 t, eine maximale Hubhöhe von 48 m und eine maximale Ausladung von 39 m an. Für die volle Leistung wird Baustellenstrom mit 125 Ampere benötigt, der Betrieb ist jedoch auch mit 63 Ampere praxistauglich möglich. Alternativ kann der Kran mit einem externen handelsüblichen „Battery Pack“ arbeiten.

Der Mobilbaukran MK 73-3.1 von Liebherr ist ebenfalls mit beiden Antriebsarten ausgestattet. Eigentlich auf 63 Ampere angewiesen, kann er auch mit einem 32-Ampere-Modus für eine flexible Anschlussleistung ausgestattet werden. Gibt es keinen Baustellenstrom, soll ein Dieselaggregat den autarken Betrieb sichern.  Die maximale Traglast beträgt 6 t und bei einer Ausladung von 38,5 Metern bis zu 2.000 kg. Mit 13,80 m Gesamtlänge, 2,75 m Breite und 4 m Höhe eignet sich der Dreiachser für Einsätze in dicht bebauten Gebieten.

Akkupaket für den Betrieb

Ein Ladekran auf einer Baustelle
Der Betrieb des Ladekrans 370 TEC von Palfinger ist über ein Li-Ionen-Akkupaket, über das Stromnetz oder über den Fahrzeugmotor möglich. (Quelle: Palfinger)

Der Hersteller Palfinger aus dem bayerischen Ainring möchte mit der e-Drive-Lösung für ein energieeffizientes, emissionsfreies und flüsterleises Arbeiten sorgen. Alle neuen Autokrane der TEC-Baureihe und einige der SH-Serie können mit diesem Elektrosystem arbeiten. Der Betrieb der Krane ist somit über ein Li-Ionen-Akkupaket, über das Stromnetz oder über den Fahrzeugmotor möglich. Das System kann direkt über das Stromnetz (230 V oder 400 V, 16 A) aufgeladen werden. Auch dieser Hersteller hat den Motor mit einer Start-Stopp-Automatik versehen. Die Energie wird nur dann verbraucht, wenn der Kran arbeitet. Je nach Anwendung soll durchschnittlich ein durchgängiger Kranbetrieb von drei Stunden bei voll aufgeladenen Akkus möglich sein.

Weiterhin bietet Palfinger einen Elektroaggregat für Ladekrane an, das auf Krangröße und betriebliche Anforderungen abgestimmt wird. Als Komplettsystem wird es auf das Trägerfahrzeug aufgebaut. Holzbaufirmen und Zimmereien können so in lärm- und abgasempfindlichen Bereichen durch den Anschluss an das Stromnetz (400 V/50 Hz) auf elektrohydraulischen Antrieb umschalten. Das Umschalten zwischen motor- und elektrohydraulischem Antrieb erfolgt an einem Schaltschrank.

E-Mobilität geht auch auf der Baustelle

Die Entwicklungen zeigen, dass elektrische Antriebe auf der Baustelle angekommen sind und E-Krane durchaus einiges an Lasten transportieren können. Die Umwelt profitiert doppelt davon: Sowohl Abgase als auch Baustellenlärm werden deutlich reduziert.

zuletzt editiert am 01.08.2023